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Sperber 3/10 - St.Galler Natur

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Neue invasive Arten<br />

Präsidententagung<br />

3/<strong>10</strong>


Editorial<br />

Inhalt Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Das Jahr der Biodiversität neigt sich dem Ende<br />

1 Editorial<br />

zu. In keinem anderen Kanton der Schweiz wurde<br />

2 neue invasive Arten das Thema so vielen Menschen näher gebracht<br />

wie in <strong>St</strong>.Gallen. Um eine nachhaltige Wirkung zu<br />

4 OV Buchs - Werdenberg<br />

erzielen, müsste die Biodiversitätskampagne mit<br />

7 OV Widnau<br />

anderen Mitteln noch mehrere Jahre weiter ge-<br />

<strong>10</strong> NV Oberhelfenschwil<br />

führt werden. Genau das war die Absicht eines<br />

Projektes des Oberforstamtes und des Amtes für<br />

11 NV Rapperswil-Jona <strong>Natur</strong> Jagd und Fischerei. Unsere Parlamentarier<br />

15 Mitteilungen des Schwei- haben aber kürzlich entschieden, die bescheidezer<br />

Vogelschutzes nen Mittel für das Projekt zu streichen mit der Begründung,<br />

dass wir sparen müssen. Die <strong>St</strong>rei-<br />

18 Unsere Leser schreiben<br />

chung ist Ausdruck eines verbreiteten Denksche-<br />

19 Private Initiativen mas und der Lobbyverhältnisse in unserem Parlament.<br />

Der verantwortungslose Abbau von staatli-<br />

20 Aus dem Amt für <strong>Natur</strong>,<br />

chen Leistungen zugunsten von kurzfristigen<br />

Jagd und Fischerei<br />

<strong>St</strong>euererleichterungen schadet uns allen und<br />

23 Amphibien<br />

kommt in naher Zukunft teuer zu stehen. Offen-<br />

24 Seefrosch<br />

sichtlich fehlt mehr denn je ein Lobbying von Seiten<br />

des <strong>Natur</strong>- und Umweltschutzes. Da sind wir<br />

25 Präsidententagung wiederum alle gefordert.<br />

26 Agenda<br />

Neue Tier- und Pflanzenarten siedeln sich bei uns<br />

an in einem Tempo wie nie zuvor in der Erdge-<br />

27 Sumpfgladiolen<br />

schichte. Wir stecken mitten in einem spannen-<br />

28 Adressen<br />

den und hoch riskanten Experiment, für das wir<br />

Menschen allein die Verantwortung tragen. Der<br />

Krieg gegen die vielen Fremden hat inzwischen viele Kräfte mobilisiert. Diffuse Ängste<br />

vor dem Unvorhersehbaren und dem Neuen verbreiten sich weiter.<br />

Der Umgang mit den grossen Veränderungen unserer Zeit darf weder von Angst noch<br />

von Hass geprägt sein. Denn beides blockiert die Suche nach Lösungen. So löst die<br />

blinde Bekämpfung der nicht zu stoppenden Ausbreitung von Neophyten keine Probleme.<br />

Ich plädiere daher für einen nüchternen und gelassenen Umgang mit unseren<br />

neuen Gästen. Für einen zielgerichteten und wirksamen Umgang mit den neuen<br />

Herausforderungen ist eine Analyse der Entwicklung vorrangig. Dann sollten Prioritäten<br />

gesetzt und neue Lösungen gesucht werden. Dazu sind der Wissenstransfer und<br />

die Verfolgung der Geschehnisse in der <strong>Natur</strong> wichtiger denn je. Gehen Sie aufmerksam<br />

durch Ihre Heimat. Freuen Sie sich an der Vielfalt und interessieren Sie sich für<br />

das Neue.<br />

Jonas Barandun<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 1


Neue invasive Arten<br />

Aktuell<br />

Neue invasive Arten - eine Rundschau<br />

Jonas Barandun<br />

Nicht nur die pflanzlichen Neophyten<br />

stellen ein Problem dar. Noch rascher<br />

nimmt die Zahl invasiver Neozoen (Tierarten)<br />

und Krankheitserreger zu.<br />

Ursache für die Ausbreitung von Arten<br />

sind der globale Verkehr und Handel.<br />

Hinzu kommen begünstigende Bedingungen<br />

durch den Klimawandel. Invasionen<br />

sind grundsätzlich nur unter<br />

besonders günstigen Umständen möglich.<br />

Einerseits muss die Art selbst<br />

sich rasch ausbreiten können. Zudem<br />

müssen Regulatoren wie Krankheiten<br />

oder Räuber fehlen und die Boden- Klima-<br />

und Nahrungsbedingungen müssen<br />

günstig sein.<br />

Was gegenwärtig stattfindet, ist erstmalig<br />

in der Erdgeschichte. Noch nie<br />

wurden verschiedenste Lebewesen innert<br />

weniger Jahrzehnte über alle Kontinente<br />

verteilt und damit jahrmillionenalte<br />

fein ausgewogene Ökosysteme neu<br />

durchmischt. Die Folgen sind vor allem<br />

auf Inseln verheerend, weil sich dort in<br />

der Regel spezialisierte Abhängigkeiten<br />

entwickelt haben. Auf manchen Inseln<br />

im Pazifik oder in der Karibik sind als<br />

Folge davon innert kurzer Zeit bis zu einem<br />

Drittel aller heimischen Arten ausgestorben.<br />

Auf den Kontinenten sind vor<br />

allem grosse und eher artenarme Lebensräume<br />

gefährdet. Beispielsweise<br />

wurden Grasländer in Nordamerika vom<br />

europäischen Blutweiderich erobert. Er<br />

hat dort auf Flächen von mehreren Quadratkilometern<br />

die heimische Vegetation<br />

verdrängt. Berühmt sind die katastrophalen<br />

Folgen von eingeschleppten<br />

Arten in Australien. Die Plage durch die<br />

einst absichtlich eingeführte Agakröte<br />

ist für uns unvorstellbar.<br />

Im Vergleich mit der Entwicklung auf Inseln<br />

und in anderen Kontinenten ist die<br />

Situation in der Schweiz harmlos. Das<br />

hängt einerseits damit zusammen,<br />

dass wir unsere Landschaft schon vor<br />

langer Zeit fast durchgehend kultiviert<br />

haben und sensible Lebensräume weitgehend<br />

verschwunden sind.<br />

Andererseits bietet die kleinräumig<br />

strukturierte Landschaft der Alpen und<br />

Voralpen wenig Potenzial für grossflächige<br />

Massenentwicklungen. Schliesslich<br />

ist das mitteleuropäische Artengefüge<br />

durch jahrtausendealte ständige<br />

Veränderungen offenbar besser gerüstet<br />

gegen „Eindringlinge“ als in anderen<br />

Gegenden. Ein grosses Schadenpotenzial<br />

besteht in land- und forstwirtschaftlichen<br />

Flächen sowie in unseren Gewässern.<br />

Denken wir an die Ausbreitung<br />

des Feuerbrandes! Obwohl das<br />

Bakterium nur sehr spezifische, begrenzte<br />

Schäden anrichtet, hat die Invasion<br />

nachhaltige Veränderungen unserer<br />

Landschaft bewirkt. Im Bodensee<br />

wird seit etwa zehn Jahren die ganze<br />

Lebensgemeinschaft völlig neu geordnet.<br />

So besteht der Seegrund stellenweise<br />

bis zu 90% aus neuen Arten. Die<br />

Folgen sind nicht voraussehbar. Schon<br />

die Invasion der Wandermuschel in den<br />

1960er Jahren hat bekanntlich zu einer<br />

markanten Zunahme von Wasservögeln<br />

geführt. Prägende Veränderungen ste-<br />

2 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


neue invasive Arten<br />

hen unseren Wäldern bevor. Nach dem<br />

Ulmensterben könnte demnächst ein<br />

Eschensterben auftreten. Weitere eingeschleppte<br />

Baumschädlinge sind<br />

bereits gesichtet worden.<br />

Die Problematik invasier Arten war bis<br />

zum Ende des vergangenen Jahrhunderts<br />

bei uns nur unter Wissenschaftern<br />

ein Thema. Erst die medial attraktiven<br />

Ereignisse rund um die allergene<br />

Ambrosia oder den Feuerbrand haben<br />

das Bewusstsein in der Bevölkerung<br />

verändert. Man darf aber auch zur<br />

Kenntnis nehmen, dass invasive Arten<br />

bei uns bis heute nur sehr begrenzte<br />

und kaum sichtbare Schäden verursachen.<br />

Während wir die Ausbreitung von<br />

neuen Tierarten oder Pilzen nur zur<br />

Kenntnis nehmen können und keine<br />

Möglichkeit haben, sie nachhaltig zu<br />

beeinflussen, besteht bei invasiven<br />

Pflanzen die Chance, dass mit konsequenten<br />

und rigorosen Eingriffen die<br />

Ausbreitung lokal eingedämmt werden<br />

kann. Tatsächlich gibt es einzelne<br />

Pflanzenarten, die sich kleinflächig<br />

wirksam entfernen lassen. Es wäre<br />

aber utopisch, zu glauben, wir könnten<br />

eine der aktuell häufigen Neophyten<br />

längerfristig an der flächigen Ausbreitung<br />

hindern. Eine Eindämmung von<br />

Neophyten macht also nur dort Sinn,<br />

wo besondere Werte zu erhalten sind,<br />

beispielsweise artenreiche Feuchtgebiete<br />

und Magerwiesen oder erosionsgefährdete<br />

Gewässerufer mit hohem<br />

Schadenpotenzial. Auch bei gesundheitsgefährdenden<br />

Arten ist das Schadenpotenzial<br />

gegen den Aufwand bei<br />

Eingriffen abzuwägen.<br />

Wichtiger als die Bekämpfung beste-<br />

hender Vorkommen ist die Vermeidung<br />

der weiteren Verschleppung.<br />

Längerfristig werden die invasiven Neophyten<br />

von verschiedenen Schädlingen<br />

reguliert werden. Man kann dem grundsätzlich<br />

auch nachhelfen. In diesen<br />

Wochen wird in England ein riskantes<br />

Experiment begonnen: Es wird ein<br />

Blattfloh aus Japan importiert und an<br />

Japanischem Knöterich frei gesetzt.<br />

Dieser Floh reguliert in Japan die Bestände<br />

von Japan-Knöterich. Es kann<br />

allerdings niemand voraussagen, ob der<br />

Blattfloh in England nicht auch Appetit<br />

auf heimische Pflanzen bekommt und<br />

am Ende unerwarteten Schaden anrichtet.<br />

Seien wir uns bewusst, dass die Artenliste<br />

invasiver Arten noch längst nicht<br />

abgeschlossen ist. Es ist nicht vorhersagbar,<br />

welche Arten sich dereinst wo<br />

und wie ausbreiten werden. Neben dem<br />

Schadenpotenzial dürfen wir in der<br />

Schweiz auch die Chance der Bereicherung<br />

in Betracht ziehen. So stellt<br />

das drüsige Springkraut eine attraktive<br />

Nektarquelle für Hummeln dar und dies<br />

in einer Zeit, in der in unserer ausgeräumten<br />

Kulturlandschaft Nektar Mangelware<br />

ist. Es wäre unangebracht, den<br />

neu zu uns gelangten Arten mit pauschalem<br />

Hass und Abwehrkampf zu begegnen.<br />

Wir tun gut daran, unsere Kräfte<br />

auf die drängendsten Konflikte zu<br />

konzentrieren und die Entwicklung<br />

ständig aufmerksam zu beobachten.<br />

Weblinks: www.cps-skew.ch /<br />

www.neozoen-bodensee.de /<br />

www.waldwissen.net / www.gisp.org<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 3


Aktives Vereinsleben<br />

Kudzu in Alabama<br />

Ein abschreckendes Beispiel ist die japanische<br />

Kletterpflanze Kudzu: Zwar<br />

trägt sie hübsche, duftende Blüten und<br />

ist in ihrer Heimat sowohl als Heil- als<br />

auch Futterpflanze geschätzt. In den<br />

USA entwickelte sie sich dagegen zu<br />

einer Plage. Weil sie auf dem nordamerikanischen<br />

Kontinent keine natürlichen<br />

Feinde hat, verdrängte die schnell<br />

wachsende Kudzu auf Millionen Hektar<br />

Fläche die ursprüngliche Pflanzenwelt.<br />

Jetzt haben Ökologen festgestellt, dass<br />

Kudzu auch die Bodenchemie negativ<br />

verändert.<br />

Kudzu gehört zu den am schnellsten<br />

wachsenden Pflanzen der Welt. 1876<br />

wurde sie als Ziergewächs in die USA<br />

eingeführt und noch in den 1930er Jahren<br />

bewusst als Mittel gegen die Bodenerosion<br />

gepflanzt. Zu spät stellte man<br />

fest, dass Kudzu in den USA keine<br />

Fressfeinde hat und von anderen Pflanzen<br />

nicht in Schach gehalten wird.<br />

Mittlerweile hat Kudzu im Süden und<br />

Osten der USA drei Millionen Hektar<br />

Fläche erobert.<br />

Aktives Vereinsleben<br />

OV Buchs Werdenberg<br />

Erleben, was Biodiversität bedeutet<br />

Text: Ludwig Altenburger<br />

Bild: Ludwig Altenburger und Christian<br />

Lippuner<br />

Am Sonntag, 6. Juni, fanden in Buchs<br />

an verschiedenen Orten <strong>Natur</strong>-Exkursionen<br />

statt. Sie gaben Einblick in einige<br />

Kostbarkeiten, welche die <strong>Natur</strong> in unserer<br />

Region zu bieten hat. Kleine Reisen,<br />

auf denen erlebt wurde, was Biodiversität<br />

bedeutet.<br />

Bereits um 07.00 Uhr startete eine erste<br />

Gruppe interessierter Personen unter<br />

der Leitung der Obfrau Edith Altenburger<br />

vom ornithologischen Verein<br />

Buchs-Werdenberg zur Exkursion. In<br />

nächster Nähe zur OV-Hütte konnte<br />

das rege benutzte Wildbienen- Hotel<br />

begutachtet und dem Ein- und Ausfliegen<br />

der Hautflügler zugeschaut werden.<br />

Am Kanal entlang liess sich der<br />

wunderschöne Eisvogel mit seinem<br />

durchdringendem Ruf „thjiht“ hören und<br />

sehen. Mauersegler in luftiger Höhe,<br />

das Rotkehlchen auf dem <strong>St</strong>rauch oder<br />

der Buchfink durch das Spektiv beobachtet,<br />

zeigten auch die Schönheiten<br />

dieser Vögel. Für einmal konnte man<br />

das <strong>Natur</strong>schutzgebiet innerhalb des<br />

Zaunes betreten und eine wunderschöne<br />

Pflanzenwelt (Helmorchis) bewundern.<br />

Bei weiteren Exkursionen konnten<br />

an diesem Ort zwei Eisvögel mit einer<br />

Fischbeute beobachtet werden.<br />

Wildhüter Peter Eggenberger informier-<br />

4 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


Aktives Vereinsleben<br />

te am Werdenberger Binnenkanal über<br />

den Lebensraum vom Biber. Der kantonale<br />

Wildhüter entdeckte 2008 die ersten<br />

Spuren, die auf eine Niederlassung<br />

der Biber am Binnenkanal in Buchs hinwiesen.<br />

Bereits das auf einem Markstand<br />

präsentierte Biberpräparat löste<br />

bei vielen Teilnehmenden Erstaunen<br />

über die Grösse eines Bibers aus. Erreicht<br />

doch ein erwachsener Biber ein<br />

Gewicht von 25 Kilogramm und eine<br />

Gesamtlänge von rund 1,3 Metern!<br />

Bibermodell<br />

Dres Gerber vom Forstdienst Grabs<br />

zeigte und erklärte den Teilnehmenden<br />

den <strong>Natur</strong>wald Ceres. Die übergeordnete<br />

Bedeutung des Ceres-Waldes geht<br />

bereits bei einem Blick auf die Landkarte<br />

hervor. Nach der Roten Au (Ill-<br />

Schwemmfächer) ist der Ceres-Wald<br />

mit seinen 40 ha einer der grössten zusammenhängenden<br />

Talwälder im<br />

Rheintal, dessen Entstehungsgeschichte<br />

mit dem Fluss im Zusammenhang<br />

steht. Auf der schweizerischen<br />

Seite handelt es sich um den grössten<br />

ehemaligen Auwald zwischen Wartau<br />

und dem Bodensee.<br />

aufmerksame Teilnehmer<br />

Der Wald verfügt über einen starken<br />

Anteil an ökologisch besonders bedeutsamen<br />

Baumarten. In diesem Zusammenhang<br />

sind insbesondere die Eiche,<br />

die Birke und die Weichholz-Baumarten<br />

(Weide und Schwarzpappel) zu<br />

nennen. Es besteht ein grosser Anteil<br />

an Totholz in Baumstärke. Damit sind<br />

die Voraussetzungen für eine reiche<br />

Holz bewohnende Insektenwelt gegeben.<br />

Der Ceres-Wald spielt zudem regional<br />

eine bedeutende Rolle für verschiedene<br />

Baumhöhlen bewohnende<br />

Fledermausarten. Mit dem Fitis, dem<br />

Pirol, dem Gelbspötter, dem Kleinspecht<br />

sind einige typische Arten der<br />

ehemaligen Auwälder nachgewiesen.<br />

Der Pirol (Oriolus oriolus) liess es sich<br />

nicht nehmen, uns mit seinem Gesang<br />

laut flötend „düdlio“ kurz zu begleiten.<br />

An einem weiteren <strong>St</strong>andort zeigte Präsident<br />

Herbert Ertl vom Fischereiverein<br />

(FV) Werdenberg in seiner temperamentvollen<br />

Art die Aufzuchtanlage Böschengiessen.<br />

Er wies in eindrücklicher<br />

Weise auf die Rückschläge bei der<br />

Aufzucht der Äschen durch Gewässer-<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 5


Aktives Vereinsleben<br />

verschmutzungen hin. Im April 20<strong>10</strong> gelangte<br />

nicht zum ersten Mal durch<br />

Bohrarbeiten für Erdsonden Abwasser<br />

über den Meteorschacht zur Fischzuchtanlage<br />

des FV- Werdenberg. Dies<br />

nachdem die Gewässer mit 60`000 einheimischen<br />

Bachforellen-Brütlingen besetzt<br />

wurden. Mit Interesse und aus einer<br />

anderen Sicht verfolgten nun die<br />

Teilnehmer die Aufzuchtbecken in der<br />

Anlage. Eindrücklich war für viele nun<br />

auch die Sichtung einer richtigen Regenbogenforelle<br />

im Böschengiessen.<br />

Der Gemeindepräsident von Buchs, Dr.<br />

Daniel Gut, zeigte in seiner Begrüssungsrede<br />

bei der Hütte des ornithologischen<br />

Vereins Buchs-Werdenberg<br />

auf, wie vielfältig verknüpft der Mensch<br />

mit der <strong>Natur</strong> ist. Biodiversität sei die<br />

Grundlage für unser Überleben. Nahrung,<br />

Kleidung, Werkstoffe, sogar das<br />

Grundmaterial für medizinische Anwendungen<br />

gewinnt der Mensch aus der<br />

<strong>Natur</strong>. Täglich werden Tiere und Pflanzen<br />

neu für die menschliche Nutzung<br />

entdeckt. Mit der Bewirtschaftung habe<br />

der Mensch in der Schweiz nachweislich<br />

die biologische Vielfalt erhöht. „Wir<br />

alle sind dafür verantwortlich, dass<br />

dies so bleibt, sich weiterentwickelt,<br />

und sei es nur, statt einem<br />

schönem gepflegten Rasen zur Abwechslung<br />

einmal einheimische<br />

<strong>St</strong>räucher und Blumen zu pflanzen“,<br />

so der Gemeindepräsident.<br />

Der anschliessende Apéro für alle Anwesenden<br />

vom Biodiversitätstag 20<strong>10</strong><br />

wurde von engagierten Mitgliedern des<br />

ornithologischen Vereins Buchs-Werdenberg<br />

zubereitet.<br />

Erfahrungsaustausch beim Apero<br />

Dieser Tag der Biodiversität wurde gemeinsam<br />

von verschiedenen Vereinen<br />

und Institutionen der Gemeinde Buchs<br />

organisiert. An der Durchführung beteiligt<br />

sind die <strong>Natur</strong>schutzkommission,<br />

der Fischereiverein Werdenberg, der<br />

Ornithologische Verein Buchs-Werdenberg,<br />

der kantonale Wildhüter und der<br />

Forstdienst der Gemeinden Buchs und<br />

Grabs.<br />

Veloexkursion des OV Buchs-Werdenberg<br />

Text und Bild: Ludwig Altenburger<br />

Bei sommerlichen Temperaturen konnte<br />

die traditionelle Veloexkursion am Sonntagmorgen<br />

gestartet werden. Edith Altenburger<br />

hatte den Teilnehmern die geplante<br />

Veloroute aufgezeigt, mit dem Hinweis<br />

„Der Weg ist das Ziel“ und dass es<br />

unterwegs ins Ruggellerriet sicher Vogelund<br />

<strong>Natur</strong>beobachtungen geben werde.<br />

Bereits Höhe ARA Buchs zeigte sie auf<br />

einen <strong>St</strong>all mit einer neuen Nisthilfe für<br />

den Turmfalken, bei dem ein Turmfalkenpaar<br />

beim Probesitzen beobachten wer-<br />

6 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


Aktives Vereinsleben<br />

den konnte. Bei den Buchser Wiesen am<br />

Kanal ist bereits der nächste Turmfalke<br />

auf Futtersuche. Ein neugieriger Jungvogel<br />

hält Ausschau bei einer am <strong>St</strong>all angebrachten<br />

Nisthilfe. Erfreulicherweise<br />

schätzen auch die Landwirte den Wert<br />

dieses schönen „Mäusejägers“. Er ist ein<br />

weit verbreiterter, häufiger Falke der offenen<br />

Landschaft; rüttelt oft über dem Kulturland<br />

bis er sich im <strong>St</strong>urzflug auf die<br />

Beute stürzt. Entlang dem Rheindamm<br />

können wir einen weiteren Greif auf einer<br />

Astgabel beobachten. Es ist der<br />

Schwarzmilan (Milvus migrans). Dieser<br />

ist ein Verwandter des Rotmilans. Auf einer<br />

Kiesinsel am Rhein entdecken wir<br />

den gut getarnten Flussregenpfeifer (Charidrius<br />

dubius). Dieser legt seine Eier<br />

ohne Nest zwischen die <strong>St</strong>eine auf die<br />

Kiesinseln und ist darum durch Hochwasser,<br />

Menschen mit Hunden, aber<br />

auch von den Krähen bei der Brutaufzucht<br />

stark gefährdet. Im Ruggellerriet<br />

parkierten wir unsere Räder und starteten<br />

durch die schöne Landschaft zur Beobachtung.<br />

Im <strong>St</strong>orchenhorst konnten drei<br />

Junge ausgemacht werden. Die Altvögel<br />

suchten in der Wiese nach Futter und<br />

neuem Nistmaterial, um das Nest ständig<br />

auszubessern. Gut sehen und hören<br />

konnten wir den Feldschwirl mit seinem<br />

eher surrenden Gesang. Auch Braunkehlchen,<br />

Gold- und Grauammern,<br />

Sumpfrohrsänger, Mönchsgrasmücke<br />

und Wachteln liessen sich sehen oder<br />

hören. Nach einer kurzen Mittagsrast<br />

über der grünen Grenze fuhren wir weiter<br />

ins Bangserriet und konnten dort mehrere<br />

Braunkehlchen, Grauammern und den<br />

Neuntöter (Lanius collurio) beobachten.<br />

Ein Wachtelkönig ist zu hören, leider vom<br />

Aussterben bedroht! Für eine Augenweide<br />

sorgen in diesen Rietlandschaften die<br />

blühenden Sumpfgladiolen (Gladiolus palustris).<br />

Die Sumpfgladiole, eine unserer<br />

schönsten Wildpflanzen, ist in ungedüngten<br />

wechselfeuchten Pfeifengraswiesen<br />

und anderen offenen Vegetationstypen<br />

mit magerem Boden beheimatet. Sie ist<br />

in der Schweiz sehr selten und wird in der<br />

Roten Liste der Schweiz als stark gefährdet<br />

bezeichnet.<br />

Eine wunderschöne durch die Revitalisierung<br />

aufgewertete Landschaft ist beim<br />

Binnenkanal in Ruggell entstanden.<br />

Ganz im Sinne vom UNO-Biodiversitätsjahr.<br />

Hilft dieser neue Lebensraum doch<br />

sehr vielen Tier- und Pflanzenarten und<br />

erfreut sicher auch alle Menschen.<br />

Entlang von Rhein und Kanal fährt die<br />

Gruppe zurück nach Buchs.<br />

OV-Widnau / Abteilung <strong>Natur</strong>- und<br />

Vogelschutz<br />

Wetterglück an der Jungtierschau<br />

Text und Bild: Forti Frei<br />

Bei der diesjährigen Jungtierschau hat-<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 7


Aktives Vereinsleben<br />

ten die Organisatoren des OV-Widnau<br />

Wetterglück! Noch beim Einrichten<br />

hofften alle auf ein sonniges Wochenende,<br />

was dann auch eintraf.<br />

Die Bevölkerung von Widnau scheint<br />

sich dieses Datum zu merken, denn<br />

der Aufmarsch ist auch in diesem Jahr<br />

erfreulich! Natürlich wird den Besuchern<br />

auch Verschiedenes im herrlichen<br />

Moosanger geboten. So zeigen<br />

die Kaninchenzüchter ihre Tiere mit vielen<br />

schönen Jungtieren. Die unterschiedlichen<br />

Rassen ziehen manchen<br />

Besucher in den Bann. Auch erstaunen<br />

die prächtigen und farbenfrohen Hühner<br />

und Hähne der Züchterinnen und Züchter.<br />

Kinder bleiben oft staunend vor den<br />

Jungtieren stehen und bewundern ihre<br />

Schönheit.<br />

Die Abteilung <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz<br />

zeigte dieses Jahr die Entwicklung vom<br />

Laich zum Frosch im Aquarium, was<br />

gross und klein sehr interessierte.<br />

Daneben wurden auch verschiedene<br />

Tiere und Pflanzen aus dem <strong>Natur</strong>schutzgebiet<br />

mit Bild und Wort vorgestellt.<br />

Immer wieder erfreut es die Besucher,<br />

wenn sie Tiere und Pflanzen<br />

aus der Nähe betrachten dürfen. Dazu<br />

gab es auch an dieser Ausstellung mit<br />

dem Rundgang um das <strong>Natur</strong>schutzgebiet<br />

die Möglichkeit. Sicher ein Höhepunkt<br />

war das Besteigen des Aussichtsturmes<br />

mit der herrlichen Aussicht<br />

über das ganze <strong>Natur</strong>schutzgebiet.<br />

Ebenfalls anwesend an der Jungtierschau<br />

war die Fellnähgruppe, die mit<br />

den prächtigen Arbeiten einmal mehr zu<br />

überzeugen wusste! Zur Tradition sind<br />

das Meersülirennen und das Backen<br />

von Schlangenbrot bei der Jungtierschau<br />

geworden. Auch für das leibliche<br />

Wohl wird gesorgt, was von den Besucherinnen<br />

und Besuchern sehr geschätzt<br />

wird. Einmal mehr hat sich die<br />

Arbeit für diesen Anlass ausbezahlt,<br />

konnten doch der Bevölkerung wieder<br />

die Schönheiten des Vereinslebens gezeigt<br />

werden.<br />

<strong>St</strong>udium am gut besuchten Informationsstand<br />

der Abteilung <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz<br />

Rundgang im <strong>Natur</strong>schutzgebiet<br />

Wichenstein<br />

Text und Bild: Forti Frei<br />

Unsere dritte Exkursion führte ins <strong>Natur</strong>schutzgebiet<br />

nach Oberriet. Viele Teilnehmer<br />

kannten dieses wunderschöne<br />

Gebiet nicht, um so mehr erfreuten sie<br />

sich an den <strong>Natur</strong>schönheiten im neu renaturierten<br />

Gebiet. Man musste auch<br />

nicht lange darauf warten: Kleiber,<br />

Mönchsgrasmücke, Gartenbaumläufer<br />

und Buntspecht erfreuten die Gruppe mit<br />

ihrem arttypischen Gesang. Auch interessierte<br />

man sich an der Geschichte<br />

8 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


Aktives Vereinsleben<br />

über die Felsenburg Wichenstein, die<br />

man von dem <strong>Natur</strong>weg gut sehen konnte.<br />

Dann entdeckten die Exkursionsteilnehmer<br />

einen Mäusebussard sowie einen<br />

Rotmilan, die am Himmel ihre Flugkünste<br />

zeigten. Schön konnten die Unterschiede<br />

der zwei Greifvögel an Hand<br />

des Flugbildes gezeigt werden. Die<br />

Schwanzfedern des Mäusebussards<br />

sind nach aussen gerundet, diejenigen<br />

des Schwarzmilans sind eingebuchtet<br />

wie bei der Schwalbe. Auf dem Weiterweg<br />

vernahm man den Gesang von Buchfink,<br />

Kohlmeise und Zilpzalp – bald zum<br />

letzten Mal, denn das Brutgeschäft geht<br />

dem Ende entgegen, und somit nimmt<br />

auch der Vogelgesang ab. Eindrücklich<br />

ist auch die Renaturierung, die verschiedenen<br />

Tieren neue Lebensräume schafft.<br />

Auch wird sich der Mensch daran erfreuen<br />

dürfen, wenn er sieht, wie sich die <strong>Natur</strong><br />

in Zukunft entwickelt. Gegen 9 Uhr<br />

war der Rundgang zu Ende. Bei Kaffee<br />

und Gipfeli wurde das Entdeckte<br />

nochmals vertieft, bevor die Heimreise<br />

angetreten wurde. Wird die Gruppe an<br />

der vierten Exkursion auch wieder so ein<br />

Wetterglück vorfinden, wenn man das Altstätter<br />

Riet erkundet?<br />

Gespannt versuchen die Teilnehmer<br />

Specht, Kleiber, Gartenbaumläufer und<br />

Co zu bestimmen.<br />

Im Schollenriet<br />

Text und Bild: Forti Frei<br />

Die vierte Exkursion führte die Teilnehmer<br />

ins neu renaturierte <strong>Natur</strong>schutzgebiet<br />

Bannriet/Spitzmäder nach Altstätten.<br />

Trotz äusserst unsicherer Wetterprognose,<br />

erlebte die Gruppe einen<br />

wunderschönen, milden und trockenen<br />

Exkursionsabend. Zuerst wurden Bäume<br />

entlang des Windschutzstreifens<br />

kennengelernt und erläutert und dann<br />

die Vielfalt der Pflanzen am Meliorationsgraben<br />

erklärt. Auch wurde auf die<br />

Bedeutung der Hecken und Meliorationsgräben<br />

aufmerksam gemacht.<br />

Bereits konnten zwei Raritäten am<br />

Himmel beobachtet werden: Baumfalke<br />

und zwei Rotmilane. Die Greifvögel<br />

kreisten unweit der Gruppe und landeten<br />

auf einer nahen Eiche, so dass man<br />

sie bestens beobachten konnte.<br />

Auf dem Weg zur Schollenmühle informierte<br />

man sich an verschiedenen Informationswürfeln<br />

über Schutz und Pflege<br />

des <strong>Natur</strong>schutzgebietes und über die<br />

Tier- und Pflanzenwelt. Bei der Schollenmühle<br />

wurde auf die Geschichte des<br />

Torfabbaus und auf die der Erhaltung<br />

des Schollenriets hingewiesen. Darauf<br />

holten sich die Teilnehmer Informationen<br />

in der Ausstellung und in den verschiedenen<br />

Gebäuden. Grosses Interesse<br />

fanden aber auch der Unterwasserwürfel<br />

und die originellen Sitzgelegenheiten.<br />

Natürlich hatte man auch<br />

Zeit, einfach den milden Augustabend<br />

in völliger Ruhe und Abgeschiedenheit<br />

zu geniessen, die Düfte zu riechen oder<br />

den verschiedenen Vogelrufen zu lau-<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 9


Aktives Vereinsleben<br />

schen. Einmal mehr konnten die Exkursionseilnehmer<br />

ein Juwel in freier <strong>Natur</strong><br />

besuchen und kennen lernen.<br />

Im wunderschönen Schollenriet<br />

Hinweis auf die im Rheintal typischen<br />

Windschutzstreifen und Meliorationsgräben<br />

Für die Demonstration wurde extra ein<br />

Schollenstich eingerichtet<br />

<strong>Natur</strong>- und Vogelschutzverein Oberhelfenschwil<br />

Gefährliches Springkraut beseitigt<br />

Text und Bild: Katharina Rutz<br />

Im Oberhelfenschwiler Höggwald konnte<br />

sich das Drüsige Springkraut in den<br />

letzten Jahren massiv ausbreiten. Deshalb<br />

organisierte der <strong>Natur</strong>- und Vogelschutzverein<br />

Oberhelfenschwil eine<br />

Ausreiss-Aktion.<br />

Es ist ein bisschen wie in einem Albtraum:<br />

Kaum ist eine Pflanze mit wässrigem<br />

<strong>St</strong>ängel und einer Krone grüner,<br />

gezackter Blätter ausgerissen, wächst<br />

da auch schon die nächste. Das Drüsige<br />

Springkraut ist ein Neophyt - das<br />

heisst, eine im Toggenburg eingeführte<br />

Pflanzenart, die sich hier vermehrt –<br />

und dies unter geeigneten Umständen<br />

schnell und erfolgreich. Denn eine<br />

Pflanze kann allein 2‘500 Samen produzieren<br />

und diese sieben Meter weit aus<br />

ihren Kapseln schleudern. Zudem bleiben<br />

die Samen sechs Jahre lang keimfähig.<br />

Im Jahr der Biodiversität sollte man eigentlich<br />

auch eingewanderte Pflanzenarten<br />

schätzen. Breiten sich diese jedoch<br />

auf Kosten einheimischer Arten<br />

massiv aus, können sie zum Problem<br />

werden. Deshalb fördert das Amt für<br />

<strong>Natur</strong>, Jagd und Fischerei des Kantons<br />

<strong>St</strong>.Gallen die Bekämpfung dieser sogenannten<br />

invasiven Neophyten. Auch der<br />

<strong>10</strong> Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


Aktives Vereinsleben<br />

<strong>Natur</strong>- und Vogelschutzverein Oberhelfenschwil<br />

(NVO) profitiert von einem<br />

Pauschalbetrag des Kantons in die Vereinskasse.<br />

Dafür stehen die Mitglieder<br />

des NVO am Samstag, zusammen mit<br />

der Vorsteherschaft der Katholischen<br />

Kirchgemeinde, die auch Waldbesitzerin<br />

ist, und einer Gruppe der Pfadi Rüdberg,<br />

einen Tag bei Regen und Nebel im<br />

Wald und zupfen und reissen. Der<br />

Höggwald in Oberhelfenschwil wird von<br />

den 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

richtiggehend auf der Suche nach<br />

dem Springkraut durchkämmt. An einzelnen<br />

<strong>St</strong>ellen wächst das Kraut gar flächendeckend.<br />

Das Drüsige Springkraut hat im Gebiet<br />

des Höggwald in den letzten Jahren<br />

überhand genommen. Mit dieser Bekämpfungs-Aktion<br />

wollen wir die Bevölkerung<br />

auf diesen und andere Neophyten<br />

sensibilisieren. „Ziel ist, das Kraut<br />

auszurotten, dazu ist jedoch auch eine<br />

Nachkontrolle nötig“, sagt Jerry M. Holenstein,<br />

Präsident des NVO. Und der<br />

Gemeindepräsident Toni Hässig ergänzt:<br />

„Es ist wichtig, invasive Neophyten<br />

einzuschränken, gerade im Jahr der<br />

Artenvielfalt. Durch den <strong>St</strong>urm Lothar<br />

wurde der Höggwald stark ausgelichtet<br />

und auf den offenen Flächen könnte nun<br />

eine grosse Vielfalt an Pflanzenarten<br />

wachsen, doch das Springkraut wächst<br />

so dicht, dass es die anderen Arten verdrängt.“<br />

Woher das drüsige Springkraut<br />

in der Gegend genau kommt, ist nicht<br />

geklärt. Einerseits ist es bei Imkern<br />

eine beliebte Blütenpflanze,<br />

andererseits kam sie wohl früher in den<br />

Bauerngärten vor.<br />

Zwischen <strong>10</strong> und 70 Jahre alt waren die<br />

Helfer des Einsatzes zur Bekämpfung<br />

des Drüsigen Springkrautes<br />

NV Rapperswil-Jona<br />

Später, aber auffallender Schnepfenzug<br />

im Frühling 20<strong>10</strong><br />

Text und Bild: Kurt Anderegg<br />

Die langbeinigen Sumpf- und Küstenvögel<br />

lieben feuchte Verhältnisse. Solche<br />

sind in ihren Brutgebieten normal und<br />

deshalb auch auf dem Zug geschätzt.<br />

Ihre jährliche Reise geht über tausende<br />

von Kilometern, teils von arktischen<br />

Küsten zu tropischen Meeren - hin und<br />

zurück. Dabei fliegt eine eher kleine<br />

Zahl von Vögeln durch den Kontinent;<br />

die Meeresküsten werden von der<br />

Mehrzahl als Leitlinien bevorzugt.<br />

Die bei uns nur durchziehenden Arten<br />

sind im Frühjahr vorwiegend von Ende<br />

März bis Mitte Mai unterwegs. Dass in<br />

unserem Land dieses Jahr bis Ende<br />

April nur wenige Limikolen rasteten, ist<br />

mit der ausgeprägten Trockenheit zu<br />

erklären. Es fehlten Tümpel nach Niederschlägen,<br />

durchfeuchtete Uferberei-<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 11


Aktives Vereinsleben<br />

che an Seen und Flüssen. Das schöne<br />

Wetter verleitete zu Langstreckenflügen,<br />

die Rastplätze wurden weniger aufgesucht.<br />

So zeigten sich die früh ziehenden<br />

Flussregenpfeifer, Kampfläufer und Alpenstrandläufer<br />

eher spärlich.<br />

Wetterumschlag bringt Vogelzug<br />

Die in den ersten Maitagen einsetzenden<br />

Niederschläge brachten nicht nur viele<br />

Feststellungen an Schnepfen, auch<br />

Kleinvögel reisten nun in grosser Zahl und<br />

wurden teils durch schlechtes Wetter einige<br />

Tage bei uns aufgehalten. Kein Wunder<br />

dass Regentage oft die längsten Artenlisten<br />

bringen. Grössere und kleinere<br />

Vögel hatten wohl im Mittelmeergebiet<br />

zugewartet, um dann fast gleichzeitig in<br />

Richtung Brutgebiet zu starten. Der Limikolenzug<br />

dauerte denn auch etwas länger,<br />

bis in die ersten Junitage hinein.<br />

Einige der gesichteten Vögel sind<br />

besonders attraktiv, mit schwarz-weissem<br />

Gefieder und teils roten Beinen und<br />

Schnäbeln; Austernfischer, <strong>St</strong>elzenläufer,<br />

Säbelschnäbler. Andere sind farblich bescheidener,<br />

wenn auch recht stattlich,<br />

wie Wald- und Bruchwasserläufer, Grünund<br />

Rotschenkel. Dann gibt es auch kleine<br />

und unauffällige, mindestens wenn sie<br />

nicht bereits im vollen Brutkleid sind,<br />

etwa Zwerg- und Temminckstrandläufer,<br />

Sanderling, Knutt, Flussuferläufer.<br />

Mensch nicht als gefährlich eingestuft<br />

Manche Arten treten bei uns so spärlich<br />

auf, dass sie der einzelne Beobachter<br />

nicht jedes Jahr oder gar nur<br />

ausnahmsweise zu Gesicht bekommt.<br />

Es braucht also stets etwas Glück dabei,<br />

besonders auch, um die Vögel von nahe<br />

zu sehen. Besonders bei Einzeltieren<br />

kann man mit Vorsicht auf wenige Meter<br />

heran kommen. In ihren Brutgebieten ist<br />

der Mensch so spärlich vertreten, dass er<br />

nicht als beängstigendes Wesen empfunden<br />

wird. Ein wenig Galapagos-Effekt<br />

an unseren Seeufern, der auch in diesem<br />

Frühjahr einige schöne Bilder ermöglichte,<br />

alle entstanden an der Einmündung<br />

der Jona in den Oberen Zürichsee.<br />

Knutt als Gast aus den Tundren Grönlands<br />

und des nordamerikanischen<br />

Kontinents in der Schweiz seltener<br />

Gast und nur ausnahmsweise im farbigen<br />

Brutkleid zu sehen<br />

Temminckstrandläufer - spärlicher<br />

Gast an unseren Seen, brütet im Norden<br />

Skandinaviens an der Küste und in<br />

höheren Lagen<br />

12 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


Aktives Vereinsleben<br />

Bruchwasserläufer – wäre im gesprenkelten<br />

Kleid auf der Kiesbank kaum zu<br />

sehen, würde er sich nicht von der hellen<br />

Wasserfläche abheben<br />

Zwei Schnepfenvögel begegnen sich<br />

auf einer schmalen Kiesbank -der im<br />

Norden und Osten des Kontinents beheimatete<br />

Rotschenkel und der stellenweise<br />

bei uns brütende Flussuferläufer<br />

Rotschenkel landet auf einer Kiesbank,<br />

der im Flug auffällig weisse Hinterrand<br />

der Flügel ist gut sichtbar<br />

Langbeinige Seltenheiten<br />

Text und Bild: Kurt Anderegg<br />

Drei bei uns seltenen Gästen mit<br />

weiss-schwarzem Gefieder zu begegnen<br />

ist immer wieder reizvoll. <strong>St</strong>elzenläufer<br />

und Säbelschnäbler kommen<br />

eher aus wärmeren Gefilden, der Austernfischer<br />

aus nördlichen Bereichen.<br />

Bei <strong>St</strong>elzenläufer und Austernfischer<br />

sind zudem die Beine leuchtend rot,<br />

letzterer hat auch einen roten Schnabel.<br />

Am st. gallischen Ufer des Oberen Zürichsees<br />

wurden im Frühjahr 20<strong>10</strong> alle<br />

drei Seltenheiten gesichtet, wobei es<br />

mir vergönnt war, wenigstens zweien<br />

davon zu begegnen.<br />

Recht überrascht war ich am prächtigen<br />

Sonntagmorgen des 11. April, zu<br />

nicht sehr früher <strong>St</strong>unde am Jonadelta<br />

einen Säbelschnäbler anzutreffen. Er<br />

hielt sich ganz unauffällig innerhalb eines<br />

Trupps von Lachmöwen auf, blieb<br />

deshalb wohl von vorherigen Besuchern<br />

unbemerkt und kaum gestört. Erstaunlicherweise<br />

konnte ich mich auf recht<br />

geringe Distanz nähern und vor dem<br />

blauen Hintergrund des Wassers einige<br />

schöne Bilder festhalten.<br />

Zwei <strong>St</strong>elzenläufer rasteten am 2./3.<br />

Mai an der Aabachmündung bei<br />

Schmerikon, am 2. Mai. war ebenfalls<br />

ein Austernfischer zur <strong>St</strong>elle, der aber<br />

am folgenden Tag fehlte.<br />

Vom 13. bis 22. Mai hielten sich dann<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 13


Aktives Vereinsleben<br />

bei Schmerikon zwei Austernfischer auf,<br />

die von vielen Ornithologen besucht und<br />

fotografiert wurden. Mehrmals waren sie<br />

nicht auf dem Delta anzutreffen, sondern<br />

auf der Eselswiese in der Nähe von<br />

<strong>St</strong>randbad, Tennisplatz und Bootshütten.<br />

Offenbar bot die stellenweise durchnässte<br />

Wiese eine besonders gute Nahrungsgrundlage<br />

und für Beobachter die Möglichkeit,<br />

die aussergewöhnlichen Vögel<br />

recht nahe zu haben. Der eine trug nebst<br />

einem Aluminiumring noch ein blaues<br />

Kennzeichen mit weisser Inschrift „J 43“,<br />

nach erster Auskunft der Vogelwarte auf<br />

eine italienische Herkunft hinweisend.<br />

Das Ende des Besuches war logisch - an<br />

sonnigen Pfingsttagen nach langer Regenzeit<br />

blieb beim einsetzenden Erholungsbetrieb<br />

kein ruhiger Platz mehr für<br />

die Austernfischer.<br />

Schliesslich weilte im letzten Julidrittel<br />

nochmals ein Austernfischer im Gebiet.<br />

Er wurde am 24. Juli beim Flugplatz<br />

Wangen über den See von Rapperswil-<br />

Jona her anfliegend beobachtet, landete<br />

im Nuoler Ried und wurde zwei Tage später<br />

noch bei Lachen SZ gesehen.<br />

Säbelschnäbler zusammen mit einem Grünschenkel<br />

und Lachmöwen auf dem Delta an<br />

der Jonamündung am 11. April 20<strong>10</strong><br />

Zwei Austernfischer im Gleichschritt<br />

auf der Eselswiese in Schmerikon am<br />

19. Mai 20<strong>10</strong><br />

Spezielle Wasservogelbruten<br />

Text und Bild: Kurt Anderegg<br />

Vom Rapperswiler Seedamm bis nach<br />

Busskirch gab es 20<strong>10</strong> wiederum eine<br />

Reihe besonderer Brutvögel zu verzeichnen.<br />

Eiderente: Zwei Familien mit fünf,<br />

resp. zwei Jungen, von denen je ein<br />

Jungvogel hochkam. Diese Brut der Eiderente<br />

ist möglicherweise die einzige<br />

dieses Jahres für das ganze Innere des<br />

europäischen Kontinents.<br />

Tafelente: Je zwei Familien in den<br />

Räumen Holzsteg und östlich Jonamündung.<br />

Reiherente: Eine Familie zwischen<br />

Seedamm und Holzsteg, drei Familien<br />

im Bootshafen an der Jonamündung - in<br />

einer Familie ein Kolbenentenjunges<br />

nebst zwei kleinen Reiherenten.<br />

Gänsesäger: Zwei Familien mit kleineren<br />

Jungen an der Jonamündung, erscheinen<br />

dort stets wieder bis August.<br />

Die Beobachtung von Altvögeln zuvor<br />

lässt auf erste Bruten im Bereich der<br />

unteren Jona schliessen.<br />

14 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


Aktives Vereinsleben<br />

Lachmöwe: Rund 200 Brutpaare auf<br />

Kiesinsel, zwei Brutplattformen und auf<br />

<strong>St</strong>einen, mit etwa 120 aufgekommenen<br />

Jungen. Eine grössere Zahl von Kücken<br />

wurde von einem Schwarzmilan erbeutet<br />

und wohl seinen Jungen verfüttert.<br />

Schwarzkopfmöwe: Eine Familie mit<br />

drei Jungen innerhalb der Lachmöwenkolonie<br />

auf der Kiesinsel, die aus unbekannter<br />

Ursache eins nach dem andern<br />

verschwanden. Diese Brut der Schwarzkopfmöwe<br />

dürfte die einzige dieses Jahres<br />

in der Schweiz gewesen sein<br />

Flussseeschwalbe: Etwa 15 Gelege<br />

auf der Kiesinsel, die grossenteils wegen<br />

starken Regenfällen oder der grossen<br />

Hitze keine Jungvögel erbrachten.<br />

Eine einzige junge Flussseeschwalbe<br />

wurde dort flügge. Erfolgreiche Bruten<br />

gab es auf der Brutplattform Wurmsbach<br />

von fünf bis sechs Paaren, die<br />

Jungenzahl ist nicht einzusehen.<br />

Im Weiteren gab es Brutnachweise für<br />

Höckerschwan, Haubentaucher, Zwergtaucher,<br />

<strong>St</strong>ockente, Blässhuhn und<br />

Teichhuhn. Eine Mandarinentenfamilie<br />

wurde in der Jona im Waldgebiet während<br />

längerer Zeit beobachtet.<br />

Eiderente-Weibchen mit zwei seiner<br />

fünf Jungen am 23. Mai<br />

Mitteilungen des Schweizer<br />

Vogelschutzes<br />

Zugrouten sichern und Rötelfalkenschlafplatz<br />

retten<br />

Werner Müller<br />

Bereits letztes Jahr haben sich die BirdLife-Partner<br />

von Europa, Afrika und<br />

des Nahen Ostens zusammen getan,<br />

um mehr für die Zugvögel zu tun. Der<br />

Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife<br />

Schweiz widmet seine Herbstaktion<br />

20<strong>10</strong> gleich drei dringenden Zugvogel-<br />

Schutzprojekten:<br />

Noch immer sind die Zugrouten unserer<br />

Zugvögel nicht sicher. Von Spanien bis<br />

Zypern werden im Mittelmeerraum Millionen<br />

von Zugvögel gefangen und illegal<br />

gejagt. Das muss endlich aufhören. In<br />

den EU-Ländern wie Zypern und Malta<br />

muss die Vogelschutz-Richtlinie, welche<br />

die meisten Zugvögel schützt, endlich<br />

umgesetzt werden. Dort, aber vor<br />

allem auch in den anderen Ländern soll<br />

<strong>Natur</strong>erziehung der grossen, nichtjagenden<br />

Mehrheit der Bevölkerung ermöglichen,<br />

ihre vogelfangenden Mitbürger<br />

zu überzeugen, endlich mit den<br />

Zugvögeln anders umzugehen als sie<br />

zu fangen, abzuschiessen, als Delikatesse<br />

zu essen oder sie auszustopfen.<br />

Der SVS möchte die BirdLife-Partner<br />

im Mittelmeerraum wieder verstärkt unterstützen<br />

in ihrem Kampf gegen den<br />

Vogelfang und die illegale Vogeljagd.<br />

Die Sahelzone ist für unsere Zugvögel<br />

als Winterquartier besonders wichtig,<br />

vor allem für Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper,<br />

Braunkehlchen und viele<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 15


SVS<br />

andere Arten. An zwei Greifvogelarten<br />

zeigt sich die immense Bedeutung der<br />

Sahelzone im Allgemeinen und einzelner<br />

Gebiete speziell: Die auch bei uns<br />

häufig durchziehende Wiesenweihe<br />

und der in Südeuropa brütende weltweit<br />

bedrohte Rötelfalke haben im Senegal<br />

auf ganz kleiner Fläche riesige Schlafplätze.<br />

So nächtigen im Winter auf einer<br />

Insel im Saloum-Fluss bis zu<br />

28‘000 Rötelfalken zusammen mit<br />

30‘000 Schwalbenschwanzpaaren, einer<br />

Greifvogelart der Sahelzone. Das<br />

kleine Waldstück ist einer der weltweit<br />

grössten Greifvogel-Schlafplätze. Um<br />

die drohenden Gefahren von diesem<br />

einmaligen Gebiet abzuwenden, unterstützt<br />

der SVS das Schutzprojekt des<br />

französischen BirdLife-Partners LPO<br />

und der senegalesischen Organisation<br />

NCD, welche für den Einbezug der lokalen<br />

Bevölkerung in die Schutzarbeit<br />

sorgt.<br />

Das dritte Projekt, welches der SVS<br />

unterstützen möchte, ist den ziehenden<br />

Geierarten in Armenien gewidmet.<br />

Seit drei Jahren arbeitet der SVS mit<br />

dem armenischen BirdLife-Partner<br />

ASPB eng zusammen. Nach der erfolgreichen<br />

Rettung der einzigen Rötelfalken-Kolonie<br />

des Landes engagiert sich<br />

die ASPB nun auch für die ziehenden<br />

Geierarten: Der Mönchsgeier brütet in<br />

wenigen Paaren im Gebirgsland und<br />

zieht im Winter zum Persischen Golf.<br />

Der Schmutzgeier, der nach Afrika zieht<br />

und in den meisten Ländern im Bestand<br />

stark abnimmt, hat in Armenien noch<br />

eine beachtliche Population. Umso<br />

wichtiger ist, sich für den Schutz der<br />

Brutgebiete der beiden Zugvögel unter<br />

den Geiern einzusetzen. Der SVS<br />

möchte die Sicherung der Brutplätze<br />

und den Einbezug der armenischen Bevölkerung<br />

und vor allem Schulen in die<br />

Schutzarbeit nachhaltig unterstützen.<br />

Unterlagen zu den Schutzprojekten<br />

sind erhältlich bei: SVS/BirdLife<br />

Schweiz, Postfach, 8036 Zürich, Tel.<br />

044 457 70 20, oder E-Mail:<br />

svs@birdlife.ch.<br />

Rötelfalke<br />

Biodiversität in der Schweiz: Petition<br />

und vieles mehr<br />

Werner Müller<br />

Obwohl 20<strong>10</strong> das Internationale Jahr<br />

der Biodiversität ist, hat es der Bund<br />

bis zum Redaktionsschluss versäumt,<br />

die versprochene Biodiversitätsstrategie<br />

vorzulegen. Deshalb machen der<br />

SVS/BirdLife Schweiz und Pro <strong>Natur</strong>a<br />

jetzt Druck und haben im Sommer die<br />

Petition für eine griffige Biodiversitätsstrategie<br />

mit klaren Zielen und ausreichend<br />

Mitteln lanciert. Die Unterschriftensammlung<br />

läuft noch bis am <strong>10</strong>. Oktober<br />

20<strong>10</strong>. Unterschreiben Sie selber<br />

16 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


SVS<br />

und sammeln Sie Unterschriften bei<br />

Bekannten und Verwandten. Die Unterschriftenkarten<br />

sind beim SVS erhältlich.<br />

Unterschreiben kann man auch auf<br />

der Website: www.birdlife.ch/petition.<br />

Dort sind auch Unterschriftenkarten mit<br />

4 Zeilen und -bogen mit 17 Zeilen zum<br />

Herunterladen bereit. Vielen Dank.<br />

Sonst verläuft das Biodiversitätsjahr erfolgreich.<br />

Unzählige Aktionen sind<br />

durchgeführt worden, und Tausende von<br />

Artikeln sind erschienen. Doch das alles<br />

muss jetzt in zusätzliche Aktivitäten<br />

für die biologische Vielfalt münden.<br />

Der SVS für die Schweiz und BirdLife<br />

International weltweit setzen sich deshalb<br />

für klare, ambitiöse Biodiversitätsziele<br />

2020 ein. Sie vertreten dies auch<br />

an der <strong>10</strong>. Vertragsstaatenkonferenz<br />

der internationalen Biodiversitätskonvention<br />

in der zweiten Oktoberhälfte.<br />

<strong>Natur</strong> nicht zu Tode regulieren<br />

Werner Müller<br />

Wolfabschuss im Wallis, Eingriffe in<br />

die Kormorankolonie im bestgeschützten<br />

Vogelschutzgebiet am Neuenburgersee,<br />

Gänsesägerabschüsse in Kanton<br />

Schwyz: Die Begehren nach Eingriffen<br />

in Wildtierpopulationen nehmen<br />

stark zu. Versteckt werden sie hinter<br />

dem Begriff der „Regulation“. Obwohl<br />

bereits heute in keinem europäischen<br />

Land anteilmässig am Bestand so viele<br />

Wölfe getötet werden wie in der<br />

Schweiz, soll nach dem Willen des<br />

<strong>St</strong>änderates unser Land aus der Berner<br />

Konvention austreten, wenn diese nicht<br />

so geändert wird, dass noch mehr ge-<br />

schossen werden kann. Dabei hatten<br />

weitsichtige <strong>Natur</strong>schutzbeamte vor allem<br />

aus der Schweiz vor gut dreissig<br />

Jahren dieses europaweite Vertragsnetz<br />

geschaffen, um die biologische<br />

Vielfalt auf unserem Kontinent zu sichern.<br />

Das viel zu weite Entgegenkommen<br />

der Verwaltungen von Bund und<br />

Kantonen gegenüber den Wolfsgegnern<br />

hat diese nicht etwa besänftigt, wie uns<br />

immer wieder versprochen wurde, sondern<br />

nur in ihren Forderungen stark beflügelt.<br />

Wenn die Schweiz aus Berner<br />

Konvention austreten muss, hat sie jegliche<br />

Glaubwürdigkeit verloren.<br />

Ähnlich läuft es mit dem Kormoran: Die<br />

dauernden Konzessionen des BAFU<br />

haben die Fischereiseite nicht etwa beruhigt,<br />

sondern diese nur noch angespornt,<br />

auf keinerlei Kompromisse einzugehen<br />

und massive Eingriffe am Fanel<br />

am Neuenburgersee durchsetzen<br />

zu wollen. Dies obwohl die Kolonie<br />

unterdessen natürlicherweise abnimmt<br />

und auch bei den Berufsfischern keine<br />

untragbaren Schäden nachgewiesen<br />

sind. Nach neusten <strong>St</strong>udien des BAFU<br />

kann der SVS zeigen, dass die Schäden<br />

bei 0,2 bis 0,7 Prozent des Bruttoeinkommens<br />

liegen. Noch schlimmer<br />

soll es beim Luchs kommen: Die Verwaltung<br />

will erreichen, dass der Luchs<br />

bekämpft werden kann, wenn die Kantone<br />

einen sogenanten „Regalschaden“<br />

haben. Das heisst, wenn sie in einem<br />

Jagdgrevier ein paar Hundert oder Tausend<br />

Franken weniger einnehmen, weil<br />

die Jäger weniger zahlen wollen, nachdem<br />

der Luchs Rehe gefressen hat<br />

oder sie vielleicht auch nur etwas<br />

scheuer wurden, seit der Luchs im Re-<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 17


Unsere Leser schreiben<br />

vier ist. Das versteht unsere heute zuständige<br />

Verwaltung im Internationalen<br />

Jahr der Biodiversität offenbar unter Sicherung<br />

und Förderung der biologischen<br />

Vielfalt. Der SVS wehrt sich zusammen<br />

mit den anderen <strong>Natur</strong>schutzorganisationen<br />

dagegen.<br />

Unsere Leser schreiben<br />

Wie kann ich den Regenwald einfach<br />

schützen?<br />

Peter Dörig<br />

Hallo liebe <strong>Natur</strong>freunde!<br />

Seit kurzem verwende ich eine Internetsuchmaschine,<br />

die mit jeder Websuche<br />

2m² Regenwald rettet. Die Suchergebnisse<br />

sind so gut wie die von Google<br />

oder Yahoo, und das Angebot ist<br />

kostenlos.<br />

Die Adresse lautet: www.Ecosia.org<br />

Bisher hat Ecosia schon 133.471.397m²<br />

Regenwald geschützt! Probiert es aus<br />

und leitet die E-Mail an eure Freunde<br />

weiter. Umweltschutz war noch nie so<br />

einfach.<br />

Mehlschwalben in Rauchschwalbennest<br />

Text und Bild: Peter Dörig<br />

Als ich mit einem Bauer im Oberen Toggenburg<br />

(<strong>St</strong>ein) ins Gespräch kam über<br />

Schwalben, sagte er mir ich soll doch<br />

bei ihm im <strong>St</strong>all nachsehen.<br />

Mehlschwalbe baut Nest bei Rauchschwalbe<br />

In seinem Bauernhof gibt es Mehl- und<br />

Rauchschwalben, und er zeigte mir ein<br />

Nest, wo Mehlschwalben das Rauchschwalbennest<br />

als <strong>St</strong>ütze für ihren<br />

Nestbau benutzen.<br />

Natürliches Vordach schützt Einflugloch<br />

Text und Bild: Peter Dörig<br />

Buntspechte besiedeln immer wieder<br />

gerne Bäume, die vom Zunderschwamm<br />

befallen sind, und benutzen diesen als<br />

Vordach für ihre Wohnung.<br />

Zunderschwamm als Vordach<br />

18 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


Private Initiativen<br />

Aufmerksame Leser!<br />

Falsche Bildlegende im <strong>Sperber</strong> Nr.<br />

2-20<strong>10</strong><br />

Ernst Hobi<br />

Auf Seite 24 sind unter dem Titel Mehlschwalben<br />

zwei Bilder von Verena<br />

<strong>St</strong>ieger abgedruckt. Ich meine, da handelt<br />

es sich um Rauchschwalben.<br />

Zum gleichen Thema:<br />

Kurt Anderegg<br />

Auf Seite 24 im <strong>Sperber</strong> Nr. 2-20<strong>10</strong> sind<br />

keine Mehlschwalben zu sehen, sondern<br />

Rauchschwalben. Typisch vor allem<br />

auch das Nest im Innern des Gebäudes<br />

und oben offen.<br />

<strong>Sperber</strong> Nr. 2-20<strong>10</strong> Seite 26:<br />

Kurt Anderegg<br />

Die Sumpfgladiole auf Seite 26 entspricht<br />

nicht meinen Vorstellungen von<br />

dieser Pflanze. Wenn ich die Blüte<br />

auch seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen<br />

habe – es gelang mir seinerzeit<br />

nicht, sie (zusammen mit Dr. Seitter)<br />

am Rapperswiler <strong>St</strong>randweg anzusiedeln<br />

-, so blieb mir das Bild suspekt.<br />

Wer sucht, der findet … zwei prächtige<br />

Sumpfgladiolenbilder (Dias) vom ursprünglichen<br />

<strong>St</strong>andort bei Azmoos vom<br />

Juli 1967.<br />

Wer weiter sucht, der findet … unter<br />

Google „Sumpfgladiole“ auf der ersten<br />

Seite haargenau das Bild, das im „<strong>Sperber</strong>“<br />

abgedruckt ist: Gartenpflanze, Herkunft<br />

südliches Afrika.<br />

Private Initiatien<br />

Biotop Schuppis im Nordwesten<br />

von Goldach<br />

Rosmarie Mayer<br />

Dieses wunderbare <strong>Natur</strong>schutzgebiet<br />

existiert erst seit 1996. Es ist in die<br />

Schutzverordnung der Gemeinde aufgenommen.<br />

Diese bezweckt die langfristige<br />

Erhaltung des Kiesgrubenbiotopes<br />

als wertvollen Pionierstandort und Lebensraum<br />

für bedrohte und seltene Tierund<br />

Pflanzenarten. Sie gewährleistet,<br />

dass Schuppis als Anschauungsobjekt<br />

für die Ausbildung im Biologieunterricht<br />

dienen kann.<br />

Schuppis ist Lebensraum von –zig<br />

Pflanzen, Tieren und Vögeln. Einer der<br />

sich häufig im Schuppis aufhält, ist<br />

Fritz Füllemann. Ihm liegt dieses Juwel<br />

besonders am Herzen. Er zeigt unter<br />

einem <strong>St</strong>ein Gelbbauchunken. Mit der<br />

Lupe weist er auf die herzförmigen Pupillen.<br />

Liebevoll trägt er sie in den feuchten<br />

Tümpel, damit sie nicht vertrocknen.<br />

Über der Wasserfläche summt<br />

und brummt es: 24 Libellenarten leben<br />

im Schuppis. Fritz Füllemann zeigt auf<br />

eine Feuerlibelle und weiss allerhand<br />

über diese Flugkünstler zu erzählen.<br />

Als Larven brauchen Libellen je nach<br />

Art zwischen zwei bis sieben Jahre bis<br />

sie schlüpfen. Einmal in der Luft überleben<br />

sie aber nur wenige Monate.<br />

Nun lenkt Fritz Füllemann die Aufmerksamkeit<br />

auf den vielfältigen Vogelgesang.<br />

56 Vogelarten bevölkern das Biotop<br />

und vier Fledermausarten, weiss er.<br />

Auch Ringelnattern sind hier heimisch,<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 19


ANJF / Bartgeier<br />

werden aber leider immer wieder Opfer<br />

von Katzen, die wegen der Nähe zum<br />

Wohngebiet häufig hier streunen.D i e<br />

fünf Weiher im Schuppis müssen alle<br />

paar Jahre von Schilfohr befreit werden,<br />

sonst würden sie mit der Zeit verlanden.<br />

Dass Fritz Füllemann auch da-bei hilft,<br />

ist für ihn selbstverständlich.<br />

Aus dem Amt für <strong>Natur</strong>, Jagd<br />

und Fischerei<br />

Gelungene Bartgeierauswilderung<br />

Text und Bild: Daniel Hegglin<br />

Die drei jungen Bartgeier Sardona, Ingenius<br />

und Kira, die im Juni 20<strong>10</strong> im Calfeisental<br />

ausgewildert wurden, erkunden<br />

ihre neue Heimat. Sie haben sich<br />

schnell von den Reisestrapazen erholt.<br />

Damit ist der erste Schritt des Wiederansiedlungsprojekts<br />

in den Nordalpen<br />

gelungen. Dank GPS-Sendern können<br />

regelmässig Daten von ihren <strong>St</strong>reifflügen<br />

erhoben werden. Projektleiter Daniel<br />

Hegglin hat für das Amt für <strong>Natur</strong>, Jagd<br />

und Fischerei die bisherigen Lokalisationen<br />

der drei Jungvögel auf je einer Google<br />

Earth Karte dargestellt.<br />

Einige Impressionen zum Auswilderungstag<br />

können Sie auf ww.bartgeier.ch<br />

einsehen.<br />

Für die starke Unterstützung durch all<br />

unsere Partner und die unzähligen Bartgeier-Fans<br />

möchten wir ganz herzlich<br />

danken!<br />

Bartgeier Ingenius<br />

Prävention, Erfassung und<br />

Bekämpfung von Problempflanzen<br />

(invasive Neophyten)<br />

im Kanton <strong>St</strong>.Gallen<br />

Alfred Brülisauer<br />

Die zunehmende Ausbreitung invasiver<br />

Neophyten wird seit einigen Jahren<br />

auch in unserem Kanton mit Besorgnis<br />

wahrgenommen. Es handelt sich dabei<br />

um Pflanzen, die aus anderen Kontinenten<br />

bei uns eingewandert sind oder<br />

eingeschleppt wurden, und welche sich<br />

wegen fehlender Konkurrenz oder natürlicher<br />

Feinde bei uns sehr effizient<br />

und auf Kosten der angestammten Vegetation<br />

ausbreiten können. Gewisse<br />

Arten stellen ein gesundheitliches Risiko<br />

für den Menschen dar, andere bedrohen<br />

die Vielfalt der einheimischen Flora,<br />

wieder andere verursachen Probleme<br />

wegen ihrer destabilisierenden Wirkungen<br />

von Gewässer-, Bahn- und<br />

20 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


ANJF / Problempflanzen<br />

<strong>St</strong>rassenböschungen.<br />

Problematische Neophyten<br />

Die Neophyten mit dem grössten Schadenpotenzial<br />

sind in unserem Kanton<br />

folgende Arten:<br />

Aufrechtes Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia)<br />

Japanknöterich (Reynoutria japonica)<br />

Goldrute (Solidago canadensis und S.<br />

gigantea)<br />

Drüsiges Springkraut (Impatiens glandu<br />

lifera)<br />

Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)<br />

Sommerflieder (Buddleja davidii)<br />

Die vielschichtigen negativen Folgen,<br />

welche die Ausbreitung von Neophyten<br />

haben können, sind in der nachfolgendend<br />

zusammengefasst:<br />

Betroffener Sachbereich Auswirkung invasiver Neophyten<br />

Gesundheit - Hohes Allergiepotenzial (Ambrosia)<br />

- Phototoxische Reaktionen, „Verbrennungen“<br />

(Riesenbärenklau)<br />

Unterhalt von Gewässern-, - Massives Verunkrauten von <strong>St</strong>rassenböschun-<br />

Bahn- und gen, Bach- und Flussläufen (Goldrute, Japan-<br />

<strong>St</strong>rassenböschungen knöterich, Drüsiges Springkraut, Sommerflieder)<br />

<strong>Natur</strong>schutz - Verdrängung seltener, meist wenig konkurrenzstarker<br />

einheimischer Pflanzenarten; Verschwinden<br />

von Wirtspflanzen (Goldrute, Japanknöterich,<br />

Drüsiges Springkraut, Sommerflieder<br />

Die zunehmende Verbreitung dieser Arten<br />

erfordert ein rasches und koordiniertes<br />

Handeln. Grundsätzlich gilt: Je<br />

länger mit der Bekämpfung zugewartet<br />

wird, umso aufwändiger und teurer wird<br />

die Eindämmung.<br />

Die Erfassung und Bekämpfung von<br />

Ambrosia ist gesetzlich geregelt und<br />

organisiert - seit 2006 bekämpfen die<br />

Gemeinden in Zusammenarbeit mit der<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 21


ANJF / Problempflanzen<br />

Fachstelle Pflanzenschutz des Landwirtschaftlichen<br />

Zentrums Rheinhof Salez<br />

das Vorkommen dieser Pflanze mit<br />

Erfolg.<br />

Die Koordination der Bekämpfung der<br />

übrigen Neophyten wird durch die<br />

Fachstelle für <strong>Natur</strong>- und Landschaftsschutz<br />

im Amt für <strong>Natur</strong>, Jagd und Fischerei<br />

wahrgenommen. In wiederkehrenden<br />

Workshops werden Gemeindemitarbeiter,<br />

Forstpersonal, und <strong>St</strong>assenunterhaltsequipen<br />

auf die Problematik<br />

aufmerksam gemacht und ausgebildet.<br />

Die eigentliche Erfassung und<br />

Bekämpfung obliegt den politischen<br />

Gemeinden. Dafür setzen diese in der<br />

Regel ihre Unterhaltsdienst ein, meist<br />

in Zusammenarbeit mit Arbeitsloseneinsätzen,<br />

Zivildienstequipen, Asylantengruppen<br />

und evtl. Schulklassen. In<br />

einigen Regionen, so z.B. an Thur und<br />

Glatt haben sich die Gemeinden zu gemeinsamen,<br />

koordinierten Aktionen zusammengeschlossen.<br />

Bei Neophytenvorkommen<br />

an National- und Kantonsstrassen<br />

und Bahnböschungen werden<br />

die entsprechenden Unterhaltsdienste<br />

aktiv. Der Kanton unterstützt die Gemeinden<br />

für die Erfassung und Bekämpfung<br />

von Neophyten mit <strong>St</strong>aatsbeiträgen.<br />

Den Gemeinden steht für die Erfassung<br />

und Wirkungskontrolle der Bekämpfung<br />

von Neophytenstandorten eine Internet-<br />

Applikation zur Verfügung:<br />

www.geoportal.ch/neophyten/. Der Zugang<br />

zu dieser Applikation erfolgt über<br />

Eingabe von Benutzername und Passwort<br />

(bei der Fachstelle für <strong>Natur</strong>- und<br />

Landschaftsschutz erhältlich).<br />

In der Freisetzungsverordnung (SR<br />

814.911) finden sich gesetzliche Bestimmungen<br />

für den Umgang mit invasiven<br />

Neophyten wie Goldrute, Drüsigem<br />

Springkraut, Japanknöterich und Riesenbärenklau.<br />

So darf ausser zur Bekämpfung<br />

mit diesen in der Umwelt<br />

nicht direkt umgegangen werden (Verkauf,<br />

Transport, Lagern, Anpflanzen,<br />

etc.). Auch darf nach Artikel 15 Bodenaushub,<br />

der mit den genannten Neophyten<br />

belastet ist, nur noch am Entnahmeort<br />

verwertet werden. Da die Freisetzungsverordnung<br />

aber keine gesetzliche<br />

Grundlage für eine obligatorische<br />

Bekämpfung schafft, setzt eine Bekämpfung<br />

auf privatem Grund das Einverständnis<br />

der Eigentümer voraus.<br />

Prävention<br />

Die unbeabsichtigte Weiterverbreitung<br />

von Problempflanzen kann durch folgende<br />

Massnahmen verhindert oder<br />

eingedämmt werden:<br />

· Anfallendes Grüngut (Schnittgut von<br />

Japanknöterich und Goldrute / Samen)<br />

in KVA oder Vergärungsanlage (Biogasanlage)<br />

entsorgen<br />

· Bodenmaterial mit Rhizomteilen oder<br />

Samen bei Bauarbeiten nicht weiter<br />

ausbreiten oder abtransportieren, sondern<br />

an Ort und <strong>St</strong>elle<br />

· Mit Samen oder Rhizomteilen verunreinigte<br />

Arbeitsgeräte, Maschinen,<br />

Fahrzeuge nach Gebrauch reinigen.<br />

Problemstandorte<br />

Überwachung und Bekämpfung von problematischen<br />

Neophyten sind besonders<br />

an den folgenden <strong>St</strong>andorten angezeigt:<br />

· Bach- und Flussufer<br />

· <strong>St</strong>rassen- und Bahnböschungen<br />

· <strong>Natur</strong>schutzgebiete<br />

22 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


ANJF / Problempflanzen<br />

· Abbau- und Deponiegelände<br />

· Ungenutzte Flächen in und ausser<br />

halb von Siedlungen (Ruderalstand<br />

orte)<br />

·Baustellen<br />

·Waldränder<br />

Bekämpfung<br />

Die genannten Neophyten (ausgenommen<br />

Ambrosia) können kaum mehr<br />

ausgerottet werden. Ihre Bekämpfung<br />

verfolgt das Ziel der Eindämmung und<br />

Schadensbegrenzung. Bei jedem Bestand<br />

ist deshalb sorgfältig zu erwägen,<br />

ob eine Verhinderung der weiteren Ausbreitung<br />

genügt, oder ob eine Elimination<br />

möglich und angezeigt ist. Die Bekämpfung<br />

der genannten Problemarten<br />

erfordert ein spezifisches Vorgehen.<br />

Die Merkblätter des Amtes für <strong>Natur</strong>,<br />

Jagd und Fischerei geben dazu detailliert<br />

Auskunft<br />

(http://www.anjf.sg.ch/home/natur-<br />

_und_landschaftsschutz/<br />

Invasive_Neophyten.html?)<br />

Typischer Wurzelstock des Japanknöterich<br />

Amphibien<br />

Erdkrötenrekord seit 37 Jahren<br />

Rosmarie Mayer<br />

Bei der Amphibienwanderung 20<strong>10</strong><br />

rings um die Schlossweiher in Untereggen<br />

wurden im Vergleich zu den Vorjahren<br />

mehr Erdkröten (5‘659), aber weniger<br />

Grasfrösche (5‘583) gezählt, so erläutert<br />

Biologe Josef Zoller. Die Zuwanderung<br />

der Amphibien zu den Weihern<br />

erfolgt aus allen Himmelsrichtungen.<br />

Mit Sperren auf der <strong>St</strong>rasse von Untereggen<br />

nach Goldach und an der Autobahn<br />

konnte die Zuwanderung von<br />

Westen und von Nordosten erfasst werden.<br />

Von Osten und Süden bleibt die<br />

Zahl unbekannt.<br />

Die Wanderung hat dieses Jahr sehr<br />

früh eingesetzt, wurde in der ersten<br />

Märzhälfte dann aber wegen Schnee,<br />

Kälte und Wind gestoppt. In der Regennacht<br />

vom 18. auf den 19. März wurden<br />

den Auffanggefässen an der Untereggerstrasse<br />

4‘<strong>10</strong>4 Amphibien entnommen,<br />

womit die höchste Zahl an wandernden<br />

Amphibien seit 1973 erreicht<br />

war.<br />

Durch Rückwandersperren konnte das<br />

Risiko des <strong>St</strong>rassentodes beim Rückweg<br />

vom Laichgewässer reduziert werden.<br />

Einige Grasfroschmännchen wurden<br />

trotzdem überfahren, sei es, weil<br />

sie die Sperren umgingen oder überspringen<br />

konnten.<br />

In der Kulturlandschaft rings in der näheren<br />

oder weiteren Umgebung der<br />

Weiher haben sich in den letzten Jahrzehnten<br />

die Lebensbedingungen für<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 23


Seefrrosch<br />

Amphibien aber verschlechtert. Gegensteuer<br />

kann gegeben werden durch<br />

haushälterischen Umgang mit dem Boden<br />

und naturnahe Gestaltung von<br />

Hausgärten, mit dem Anlagen und der<br />

Pflege von Alleen, Baumreihen und Hecken<br />

sowie einem Netz von Kleingewässern<br />

im Landwirtschaftsgebiet.<br />

Mötteliweiher<br />

Im Rheintal wird der Seefrosch zur<br />

Plage<br />

Rosmarie Mayer<br />

Der als Feind vieler Amphibienarten geltende<br />

Seefrosch breitet sich im <strong>St</strong>. <strong>Galler</strong><br />

Rheintal in bedrohlicher Weise aus.<br />

Wo der Seefrosch sich breit macht, verschwinden<br />

die seltenen Amphibienarten<br />

wie Laubfrosch oder Gelbbauchunke.<br />

Aber auch dem Wasserfrosch<br />

macht der von Osteuropa in den<br />

1970er-Jahren eingeschleuste Seefrosch<br />

den Platz streitig. Die starke<br />

Vermehrung stellt die jahrelangen Bemühungen,<br />

seltene Amphibienarten<br />

und artenreiche Gewässer zu erhalten,<br />

in Frage. Eine gezielte Bekämpfung<br />

des Seefrosches ist gemäss Jonas<br />

Barandun nicht möglich, weil er sich<br />

kaum vom Kleinen Wasserfrosch unterscheidet.<br />

Anstatt Teiche mit ganzjährig<br />

gleichem Wasserstand anzulegen,<br />

müssten periodisch wasserführende,<br />

sonst seichte Flächen geschaffen werden.<br />

Der Seefrosch meidet seichte und<br />

kleine Gewässer mit geringem Pflanzenbewuchs.<br />

Er liebt grosse Teiche<br />

und Kanäle. Den Winter verbringt er im<br />

Gegensatz zu anderen Amphibien auf<br />

dem Grund von Gewässern. Lokale<br />

Entwässerungen aufheben und naturnahe<br />

Bäche strukturieren oder Überflutungsflächen<br />

ausscheiden wäre ein<br />

grosse Chance, die Artenvielfalt zu fördern<br />

und gleichzeitig dem Seefrosch<br />

die Ausbreitung zu erschweren. Seine<br />

natürlichen Feinde sind Raubfische, Iltisse,<br />

Ringelnattern und <strong>St</strong>örche.<br />

Seefrosch<br />

24 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


In eigener Sache<br />

In eigener Sache<br />

Immer wieder: Unsere Website nicht vergessen!<br />

Rosmarie Mayer<br />

Schauen Sie doch einmal in unsere Website www.birdlife-sg.ch hinein! Scheuen<br />

Sie sich nicht, Erlebtes über Ihre Einsätze für die <strong>Natur</strong> oder Ihre Erfahrungen im<br />

Zusammenhang mit <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz an admin@birdlife-sg.ch zu mailen.<br />

Hans Leuzinger wird Ihre Beiträge gerne prüfen und bei Eignung ins Netz stellen.<br />

Einladung zur Präsidententagung<br />

Samstag 18. September 20<strong>10</strong>, 9:30 Uhr Jona, Forstwerkhof Grunau<br />

Programm<br />

09:30 Besammlung und Begrüssung mit Kaffee<br />

09:45 Neue invasive Arten: Einführungsreferat von Jonas Barandun<br />

<strong>10</strong>:30 Umgang mit Neophyten im Kanton <strong>St</strong>.Gallen: Referat von<br />

Alfred Brülisauer, Amt für <strong>Natur</strong> Jagd und Fischerei<br />

11:15 Diskussion<br />

11:30 Besichtigung von Problemflächen mit Neophyten in der Umgebung<br />

12:30 Mittagessen im Schützenhaus Grunau<br />

Für das Mittagessen (Risotto & <strong>St</strong>eak, Fr. 22.-) ist eine Anmeldung erforderlich<br />

bis spätestens 15. September an<br />

Hans Leuzinger, Jona (Telefon 055 212 13 56; h.leuzinger@birdlife-sg.ch)<br />

Anfahrt<br />

Bushaltestelle Vitaparcour<br />

ab Bahnhof Jona: Bus 994 Richtung Lenggis - Rapperswil Bahnhof, Abfahrt 9.01, Ankunft 9.04<br />

ab Bahnhof Rapperswil: Bus 994 Richtung Lenggis - Jona Bahnhof, Abfahrt 9.03, Ankunft 9.23<br />

(Fussmarsch ca. <strong>10</strong> Min. zum Werkhof)<br />

Autofahrer bitte Parkplatz Vitaparcour benutzen.<br />

Den Lageplan finden Sie unter www.birdlife-sg.ch/News<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 25


Agenda<br />

Agenda<br />

11. / 12.09.20<strong>10</strong>: Vogelberingung auf der Allmeind in Jona (beim<br />

Beobachtungsturm)<br />

18.09.20<strong>10</strong>: Präsidententagung inJona mit Workshop Neophyten<br />

02./03.<strong>10</strong>.20<strong>10</strong>: Internationale Zugvogeltage<br />

Toggenburger <strong>Natur</strong>schutzvereine beobachten auf der<br />

Hulftegg<br />

13.11.20<strong>10</strong>: 14. Herbsttagung des <strong>Natur</strong>museums<br />

14:00: Begrüssung: Dr. Jonas Barandun, <strong>Natur</strong>museum<br />

<strong>St</strong>.Gallen<br />

14:<strong>10</strong>: Biodiversität, <strong>Natur</strong>schutz und der Umgang mit<br />

neuen Arten<br />

Prof. Dr. Wolfgang Nentwig, Universität Bern<br />

14:40: Biodiversität im Siedlungsraum: Planen –<br />

gestalten – unterhalten<br />

Bettina Tschander, Grün <strong>St</strong>adt Zürich<br />

15:<strong>10</strong>: Pause mit Apéro<br />

16:00: Biodiversität in der Landwirtschaft: Wie kann sie<br />

wirksam gefördert werden?<br />

Dr. Andreas Bosshard, Vision Landwirtschaft<br />

16:30: Perspektiven der Biodiversität für Mitteleuropa:<br />

Risiken und Chancen<br />

Prof. Dr. Bruno <strong>St</strong>reit, Universität Frankfurt am<br />

Main /D<br />

17:00: Podiumsdiskussion<br />

Die Tagung ist öffentlich und kostenlos. Eine Anmeldung ist<br />

nicht erforderlich.<br />

16.04.2011: Delegiertenversammlung in Schänis<br />

26 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>


Sumpfgladiole<br />

seltene Sumpfgladiole, aufgenommen von Ludwig Altenburger<br />

Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong> 27


Adressen<br />

Der <strong>St</strong>. <strong>Galler</strong> <strong>Natur</strong> und Vogelschutz<br />

SGNV ist ein Verein mit dem Zweck,<br />

<strong>Natur</strong>- und Vogelschutz im Kanton <strong>St</strong>.<br />

Gallen zu fördern. Mitglieder können<br />

Vereine und Gruppierungen werden, die<br />

sich für <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz engagieren.<br />

Der SGNV ist seinerseits Mitglied<br />

des Schweizer Vogelschutzes<br />

SVS und Birdlife International.<br />

Der <strong>St</strong>. <strong>Galler</strong> <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz<br />

online: www.birdlife-sg.ch<br />

Kantonalpräsident<br />

Dr. Jonas Barandun<br />

Lukasstr. 18, 9008 <strong>St</strong>. Gallen<br />

Tel. 071 246 32 42; Fax 071 246 32 41<br />

E-Mail: SGNV@birdlife-sg.ch<br />

Schweizer Vogelschutz SVS /<br />

BirdLife Schweiz<br />

Postfach, 8036 Zürich, 044 457 70 20<br />

www.birdlife.ch / svs@birdlife.ch<br />

Wichtige Amtsstellen:<br />

Amt für Umwelt und Energie<br />

Lämmlisbrunnenstr. 54, 9001 <strong>St</strong>. Gallen<br />

071 229 30 88 www.umwelt.sg.ch<br />

Amt für Raumentwicklung<br />

und Geoinformation<br />

Lämmlisbrunnenstr. 54, 9001 <strong>St</strong>. Gallen<br />

071 229 31 47 www.areg.sg.ch<br />

Rauminformation: www.geoportal.ch<br />

Amt für <strong>Natur</strong>, Jagd und Fischerei<br />

Davidstr. 35, 9001 <strong>St</strong>. Gallen<br />

071 229 39 53 www.anjf.sg.ch<br />

Kantonsforstamt <strong>St</strong>. Gallen<br />

Davidstr. 35, 9001 <strong>St</strong>. Gallen<br />

071 229 35 02 www.wald.sg.ch<br />

Gesetzessammlung <strong>St</strong>. Gallen:<br />

www.gallex.ch<br />

Der <strong>Sperber</strong> 2/<strong>10</strong><br />

Mitteilungsblatt des <strong>St</strong>. <strong>Galler</strong><br />

<strong>Natur</strong>- und Vogelschutzes SGNV<br />

BirdLife <strong>St</strong>. Gallen<br />

Erscheint 4 x jährlich<br />

Abonnement/ Spenden/Legate<br />

Jahresabo für Mitglieder SGNV Fr. 4.–<br />

für Nichtmitglieder Fr. 20.–<br />

Konto CH12 0873 <strong>10</strong>01 2941 1201 1<br />

Bank Linth LLB AG 8730 Uznach<br />

Impressum<br />

Redaktion<br />

Rosmarie Mayer<br />

Möttelistr. 11, 9403 Goldach<br />

Tel, 071 841 51 59 / 079 605 57 87<br />

E-Mail: sperber@birdlife-sg.ch<br />

Adressänderungen /<br />

Geschäftsstelle<br />

Hans Leuzinger-Jenny<br />

Tägernaustr. 2, 8645 Jona<br />

Tel. 055 212 13 56<br />

E-Mail: admin@birdlife-sg.ch<br />

Layout<br />

Hans Leuzinger-Jenny<br />

Druck<br />

Apartiva AG für Recyclingpapier<br />

Husenstr. 8, 9533 Kirchberg<br />

www.apartiva.ch info@apartiva.ch<br />

Redaktionstermine<br />

15. Februar Ausgabe März<br />

15. Mai Ausgabe Juni<br />

15. August Ausgabe September<br />

15. November Ausgabe Dezember<br />

28 Der <strong>Sperber</strong> 3/<strong>10</strong>

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