Olaf Grell: - Forschungsgruppe Meilensteine e.V.
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Nun waren noch die Fragen der Beschriftung zu klären. Was sollte an dem Stein stehen und wie sollte die<br />
Schrift gestaltet werden? Alte Abbildungen waren nicht vorhanden. Zu berücksichtigen war dabei auch, dass<br />
der Meilenstein, der ursprünglich auf der nördlichen Straßenseite gestanden hat, aus Platzgründen nun an der<br />
südlichen Straßenseite der B 1 aufgestellt werden sollte. Hier ist ein größerer Platz vor der Schützenhalle, wo<br />
später die Interessierten auch gut parken können. Auch eine größere Tafel zur Erklärung kann hier Platz<br />
finden. Mit Vertretern der Stadt Soest (Ampen gehört heute zu Soest) wurde der Aufstellort abgestimmt.<br />
Auch zur Beschriftung gab es eine Empfehlung unserer <strong>Forschungsgruppe</strong> mit Erläuterung:<br />
linke Seite Vorderseite rechte Seite<br />
SOEST COELN WERL<br />
½ 17 1 ¼<br />
MEILEN. MEILEN. MEILEN.<br />
- Die Darstellung der Vorderseite ist unserer Meinung nach unstrittig. Die Schreibweise von Köln ist von<br />
den anderen noch vorhandenen Obelisken übernommen.<br />
- Die Ortsangaben an den Seiten waren stets die nächsten größeren Orte, somit dürften es hier Soest und<br />
Werl gewesen sein. Die Entfernungen haben wir aus einer Karte gemessen und auf die üblichen Werte<br />
gerundet. Eventuell wäre bei Soest auch noch „ 5 /8 Meilen“ denkbar. Alles sollte in Großbuchstaben<br />
geschrieben werden, wobei die Buchstaben an der Seite etwas kleiner als an der Vorderseite sein sollten.<br />
- Die Vorderseite eines <strong>Meilensteine</strong>s zeigte immer zur Straße. Hinsichtlich der Seitenbeschriftung war es<br />
ursprünglich so, dass man in Fahrtrichtung gesehen, an den Seiten der <strong>Meilensteine</strong> die nächst<br />
folgenden Orte mit der Entfernungsangabe lesen konnte. Deshalb muss „Soest“ also an der linken Seite<br />
stehen, weil ja der Originalstandort des <strong>Meilensteine</strong>s an der nördlichen Straßenseite war. Natürlich<br />
sollte die „Schauseite“ (Vorderseite) mit dem Adler zur Straße zeigen, auch wenn der Meilenstein jetzt<br />
an der südlichen Straßenseite aufgestellt wird. Die Beschriftung der Seiten dagegen sollte in der<br />
Anordnung dem historischen Zustand (wie oben abgebildet) entsprechen. Damit würde der Meilenstein<br />
der Originalausführung entsprechen. In Fahrtrichtung nach Soest liest man dann zwar Werl, da diese<br />
Angaben aber heute keine verkehrliche Bedeutung mehr haben, ist dies akzeptabel.<br />
- Das Wort „MEILEN“ wurde üblicherweise auch bei Entfernungsangaben kleiner einer ganzen Meile<br />
verwendet. Uns sind aber auch Einzelfälle bekannt, wo anstatt „½ MEILEN“ auch „½ MEILE“<br />
geschrieben wurde. Dies war dann die „künstlerische Freiheit“ der Steinmetzen.<br />
- Es war früher üblich, sowohl hinter dem Ortsnamen als auch hinter dem Wort „MEILEN“ einen Punkt<br />
oder Doppelpunkt zu schreiben. An den <strong>Meilensteine</strong>n dieser Gegend kann man zumindest hinter dem<br />
Wort „MEILEN“ diesen Punkt noch nachweisen. Deshalb sollte man diesen auch hier setzen.<br />
Auch diesen Empfehlungen wurde im Wesentlichen gefolgt. Nur die Punkte hinter dem Wort „MEILEN“<br />
wurden weggelassen und die Entfernung nach Werl mit 1 ½ Meilen angegeben.<br />
Die Firma Lehde war ursprünglich der Ansicht, dass die Schrift als Form mit in die Gussform eingelegt<br />
werden müsse. Nach den guten Erfahrungen, die Herr Schäfer vom ehemaligen Landesstraßenbauamt in<br />
Meschede mit der Schrifteinmeißelung in die Betonsteine gemacht hatte, entschied man sich aber anders. Die<br />
Schrift wurde nach Fertigstellung des Betonsteines durch den Steinbildhauermeister Markus Madeia<br />
eingemeißelt.<br />
Nachdem nun klar war, wie der Meilenstein aussehen sollte, konnte mit der Herstellung begonnen werden.<br />
Zuerst wurden die technischen Zeichnungen, einschließlich der Bewehrungspläne, erstellt (siehe Abb. 1 und<br />
Abb. 2). Der Meilenstein wurde in 5 Bauteilen hergestellt:<br />
- Bauteil 1: Sockelteil einschließlich der beiden seitlichen Sitzbankunterteile<br />
- Bauteil 2: Obelisk ohne Spitze<br />
- Bauteil 3: Spitze (als einziges Teil unbewehrt)<br />
- Bauteil 4 und 5: die beiden Sitzbankauflagen<br />
In den Bauteilen 1 und 2 fanden spezielle Bauelemente (Löcher und Ösen) Platz, die der späteren Montage,<br />
dem Transport und der Aufstellung dienten. Die Verbindung der Bauteile erfolgte mit Stahlbolzen, die in die<br />
Montagelöcher eingelassen und mit Beton vergossen wurden. Die gesamte Fugenfläche wurde dabei mit<br />
Fliesenkleber bestrichen. Weiterhin sollte der Meilenstein in der Farbe den vergleichbaren originalen<br />
<strong>Meilensteine</strong>n aus Grünsandstein entsprechen. Es wurden verschiedene Farbmuster hergestellt (siehe<br />
Abb. 3), um den grünen Farbton richtig zu treffen.<br />
Nun konnte es im Mai 2008 an die Herstellung der Schalung gehen (siehe Abb. 4 und 5), die Mischung<br />
hergestellt und der Beton in die Schalung eingefüllt und verdichtet werden. Filigranere Arbeit war bei der<br />
Herstellung der beiden Sitzbankauflagen gefragt (siehe Abb. 6). Die beiden Formen wurden auf einem<br />
MJ 57 / 2009