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Trafo #132 - Fachschaft Elektrotechnik und Informationstechnik - TUM

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<strong>Trafo</strong> Ausgabe 132<br />

Wie lange haben Sie an Ihrer Doktorarbeit gearbeitet?<br />

Von Oktober 1992 bis April 1998. Das waren fünfeinhalb<br />

Jahre, aber ich war eigentlich nach fünf Jahren<br />

fertig. Das hat sich etwas verzögert, da mein Professor<br />

im Februar 1998 in den Ruhestand ging.<br />

Was haben Sie im Anschluss nach Ihrem Doktor gemacht?<br />

Wie schon zu meiner Bachelorzeit habe ich mir<br />

nicht früh genug Gedanken gemacht, was ich hinterher<br />

mache. Ich wusste auch gar nicht, was ich machen<br />

wollte. Ich wollte eigentlich noch gar nicht weg aus<br />

der Schweiz. Aber irgendwann habe ich dann doch<br />

gemerkt, dass ich mich um die Zukunft kümmern<br />

muss. Ich habe mich dann ziemlich schnell an einer<br />

kanadischen Universität beworben <strong>und</strong> vorgestellt.<br />

Diese Stelle habe ich nicht bekommen, zum Teil weil<br />

ich keine Papers während meiner Doktorarbeit geschrieben<br />

hatte. Im Nachhinein war das auch gut so.<br />

Zur gleichen Zeit wurde ich auf eine kleine Firma in<br />

der Schweiz aufmerksam, die von zwei ehemaligen<br />

Doktoranden, von meinem ehemaligen Professor<br />

in der Schweiz, gegründet worden ist. Ich kam nach<br />

Basel <strong>und</strong> war der erste Angestellte dieser Consulting<br />

Firma. Als ich angefangen habe, war das keine<br />

einfache Zeit für die Firma, da Aufträge fehlten – es<br />

war gar nicht klar, wie das weitergehen würde. Das<br />

war ein schwieriger Wechsel von einem Studium,<br />

bei dem alles schön für einen aufgebaut ist, hinein<br />

in solch eine Situation. Die Aufträge liefen meistens<br />

zwei oder drei Monate <strong>und</strong> man wusste nicht, was<br />

nach dieser Zeit kommen würde. Daran muss man<br />

sich erst gewöhnen. Auf der anderen Seite ist es gut,<br />

dass man bei einer so kleinen Firma alles von der<br />

anderen Seite sieht: Geld, K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> auch gleichzeitig<br />

die technische Arbeit. Ich glaube, dass es mir<br />

die richtige Einstellung vermittelt hat, als ich dann<br />

später zu einer Großfirma ging. Man muss selbst<br />

sehr viel überlegen. Das war keine einfache Lehre,<br />

aber eine sehr nützliche. Ich war nicht sehr lang bei<br />

dieser kleinen Firma. Ich bekam Angebote von IBM<br />

<strong>und</strong> Bell Labs. Zu diesem Zeitpunkt war es mir klar,<br />

dass ich mich weiter ausbreiten sollte, ich wollte<br />

mehr kennen lernen. Als das Angebot von Bell Labs<br />

kam, stand es außer Frage, dass ich dahin wollte. Es<br />

war ein tolles Department. Es war das Department,<br />

in dem Claude Shannon <strong>und</strong> viele andere bekannte<br />

Leute früher gearbeitet haben. Vor allem in der<br />

Nachrichtentechnik, war das das Department, was<br />

weltweit am bekanntesten war – von der Gr<strong>und</strong>la-<br />

genforschung her gesehen. Ich war mir gar nicht sicher,<br />

ob ich auf dem gleichen Niveau arbeiten könnte<br />

wie meine Kollegen. Was treibt, ist immer der Ehrgeiz,<br />

aber Unsicherheit kann auch eine positive Rolle<br />

spielen. Wenn man meint, man reicht nicht aus,<br />

muss man mehr tun um auf die gleiche Ebene wie<br />

die Kollegen zu kommen. Das treibt einen an. Das ist<br />

interessant, wenn man das so beobachtet.<br />

Wie lange waren Sie dann bei den Bell Labs?<br />

Achteinhalb Jahr. Von Mitte 2000 bis Ende 2008.<br />

Es war eine spannende Zeit – es hat sich ziemlich<br />

viel geändert. Ich hatte noch das große Glück am<br />

Ende vom dem „alten Bell Labs“ mitzuarbeiten, als<br />

Bell Labs noch eine große Firma war <strong>und</strong> gerade die<br />

Forschung noch eine höhere Rolle gegenüber dem<br />

Management gespielt hat. Es gab da regelmäßig Vorträge<br />

von weltweit bekannten Forschern. In den 90er<br />

Jahren hat es einen richtigen Boom in der Nachrichtentechnik<br />

gegeben. Doch danach fiel alles auseinander.<br />

Es gab große Sorgen, dass die Firma Pleite geht.<br />

Dadurch hat es viele Stellenverluste gegeben – auch<br />

in der Forschung. Viele junge Leute, gerade die, die<br />

sehr gut waren, haben dann die Firma verlassen. Das<br />

hat die Atmosphäre nicht gerade positiv geprägt. Ab<br />

2005 hat sich der Niedergang dann etwas gefangen.<br />

Danach kam der Zusammenschluss mit Alcatel, was<br />

für die Forschung wieder interessante Änderungen<br />

mit sich brachte. Die Forschung von Alcatel <strong>und</strong> von<br />

Bell Labs musste irgendwie zusammengebracht werden.<br />

Das hat auch mehrere Jahre gebraucht bis das<br />

endlich durchgeführt wurde.<br />

War es dann für Sie eine schwierige Entscheidung<br />

weg zu gehen?<br />

Ja <strong>und</strong> Nein. Wenn man lange an einem Ort ist,<br />

fällt eine solche Entscheidung nicht unbedingt<br />

leicht. Man kennt den Ort, man kennt die Leute, vieles<br />

ist geregelt <strong>und</strong> ein Wechsel bringt wieder viele<br />

Unsicherheiten mit sich. Man weiß nicht, ob es gut<br />

läuft oder nicht. Man muss viele neue Leute kennen<br />

lernen. Von dem her war es nicht so einfach, auf der<br />

anderen Seite war es doch nicht schwierig zu gehen,<br />

weil ich wusste, dass es das Richtige für mich war.<br />

Ich hatte auch ein gutes Angebot von der University<br />

of Southern California. Es war eine volle Professur,<br />

was ungewöhnlich ist. Ich musste keine Assistant<br />

Professorship machen, ich musste keine Associate<br />

Professorship machen. Ich wurde als voller Professor<br />

von der USC eingestellt. So ein Angebot lehnt man<br />

nicht einfach ab.<br />

<strong>Fachschaft</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Informationstechnik</strong> e.V.<br />

Professoreninterviews<br />

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