lesen - Tom Ammermann
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Um gleich mit der Antwort auf eine eingangs<br />
gestellte Frage zu beginnen: Selbstverständlich<br />
entscheidet mitunter auch der<br />
persönliche Geschmack, ob man eine Stereo-<br />
oder Surround-Produktion bevorzugt.<br />
Erinnern wir uns an den wichtigen Schritt<br />
von der Mono- zur Stereotechnik. Dass die<br />
gesamte Band aus dem linken Lautsprecher<br />
und der Sänger aus dem rechten Lautsprecher<br />
kam, wurde, wie ich meine, nicht ganz<br />
zu Unrecht von vielen belächelt. Dennoch<br />
erscheint aus heutiger Sicht viel wichtiger,<br />
wie schrittweise das Potential von Stereo<br />
erkannt und das Format schließlich zum Erfolg<br />
geführt wurde. Einer der wesentlichen<br />
Aspekte dieser Entwicklung war der Schritt<br />
zum natürlicheren Hören – die Wahrnehmung,<br />
als Zuhörer akustisch integriert zu<br />
sein. Diese Wahrnehmung führt auch dazu,<br />
dass wir als Hörer heute gewohnt sind,<br />
an elektro-akustischen Ereignissen wirklich<br />
teilzunehmen. Wenn dieser akustische Integrationsvorgang<br />
zusätzlich in Übereinstim-<br />
Der Autor<br />
<strong>Tom</strong> <strong>Ammermann</strong> betätigte sich bis Ende<br />
der 80er Jahre als Musiker und Gitarrist in<br />
diversen Bands quer durch verschiedenste<br />
Musikstile. Anfang der 90er begann er im<br />
Bereich Tontechnik auf professionellem Niveau<br />
zu arbeiten. Parallel dazu befasste er<br />
sich intensiv mit Musik- und Audioproduktionsverfahren<br />
sowie den dazugehörigen<br />
Produktionsmitteln, um eigene Kompositionen<br />
sowie Auftragsarbeiten für Werbung<br />
und Filmmusiken zu realisieren. Drei Jahre<br />
mung mit visuellen Wahrnehmungen erfolgt,<br />
ist die Illusion des wirklichen ‚Dabeiseins’<br />
nahezu perfekt.<br />
Vor diesem Hintergrund liegt es auf der Hand,<br />
dass Surround als nächster Schritt auf dem<br />
Weg zum natürlichen Hören mit einer weiteren<br />
räumlichen Dimension geschmacklich<br />
einen sehr hohen Konsens beim Publikum<br />
finden wird. Und dieser wird sich durch die<br />
enorme Verbreitung der DVD mit Sicherheit<br />
auch nicht nur auf die audiophile Fangemeinde<br />
beschränken. Einfacher gesagt: Surround<br />
wird sich, unserer Auffassung nach,<br />
sehr bald als Standard etablieren. Da auch<br />
für den Kopfhörer schon attraktive Surround-<br />
Simulationen existieren und sich diese mit<br />
Sicherheit auch zügig verbessern werden,<br />
können die Argumente gegen heimischen<br />
Surround-Genuss nicht mehr lange Gewicht<br />
haben. Im übrigen werden auch die Bauformen<br />
der Lautsprecher, siehe Satellitensysteme<br />
oder Flachmembran-Lautsprecher,<br />
Jazztheorie an der Musikhochschule Hamburg<br />
bei Prof. Glawischnik haben hier weitere<br />
Grundlagen geschaffen. 1995 war er<br />
Mitgründer des LUNA STUDIO in Hamburg.<br />
Ende der 90er begann er, sich mit dem Thema<br />
Surround und allem, was dazu gehört,<br />
ausführlich zu beschäftigen (Encoding, Dolby<br />
Digital, DTS, DVD, 5.1 Mischungen, Mastering<br />
und so weiter). Zeitgleich baute er<br />
hierzu seine Produktionsinfrastruktur zur<br />
Realisierung von Surround-Produktionen<br />
im LUNA STUDIO aus. In dieser Zeit arbeitete<br />
er ebenfalls an der Erstellung von binauralen<br />
Surround-Simulationen für den<br />
Kopfhörer, welche allein 2003 auf 13 DVDs in<br />
Form einer zusätzlichen Audiospur als das<br />
markenrechtlich geschützte Audio-Format<br />
‚headphone-surround’ veröffentlicht wurden.<br />
Heute ist er Komponist, Musikproduzent,<br />
Audiodesigner und Toningenieur für<br />
alle Arten von Audio- und Musikproduktionen,<br />
mit einem Schwerpunkt auf Surround.<br />
Für 2003 gehen 15 DVD- Masterings<br />
und -Encodings in Dolby Digital und DTS,<br />
vier DVD-Mischungen sowie diverse Surround-Musikproduktionen,<br />
Audiodesigns<br />
und Konvertierungen für DVDs auf sein Konto.<br />
Einige Leckerbissen hieraus sind ‚Donnie<br />
Darko’, ‚Cypher’, ‚The Musketeer’, ‚He-<br />
Man and the Masters of the Universe’, ‚Libera<br />
ME’ sowie das Encoding der Musik-<br />
DVD ‚Sara K life’.<br />
3<br />
wie sie zum Beispiel bei der Wellenfeldsynthese<br />
verwendet werden, zu einer besseren<br />
Integration in den Privatbereich beitragen<br />
und es scheint nur noch eine Frage<br />
der Zeit zu sein, bis überall und zu jeder<br />
Zeit Surround erlebbar sein wird. Es macht<br />
daher sehr viel Sinn, auch in kommerzieller<br />
Hinsicht, an guten Surround-Produktionsverfahren<br />
zu arbeiten. Abgesehen davon<br />
sind wir hier auch alle von der Surround-<br />
Idee wirklich infiziert und können gar nicht<br />
anders. Die Frage ist nun, wie man es angeht.<br />
Zwei Verfahren werden dazu zurzeit<br />
verwendet…<br />
Diskrete Quellenortung<br />
In Kinomischungen haben uns die Kollegen<br />
bereits vorgemacht, dass eine diskrete<br />
Quelle verhältnismäßig leicht zu etablieren<br />
ist, egal, ob sie direkt aus einem der<br />
fünf definierten Lautsprecher einer 5.1-Annordnung<br />
kommt, oder als Phantomquelle<br />
aus zwei benachbarten Lautsprechern. Bei<br />
mehr als zwei Lautsprechern wird es aber<br />
schon kritischer. Hierbei handelt es sich um<br />
ein elementares Verfahren, das zur räumlichen<br />
Wahrnehmung von akustischen Ereignissen<br />
führt. Würden wir diesen Ansatz<br />
jedoch einzig und allein verfolgen, kämen<br />
wir in der Musikproduktion etwa dort hin,<br />
wo am Anfang auch die Stereo-Musikproduktion<br />
stand. Der Sänger ist im Center zu<br />
hören, die Gitarre kommt von hinten links<br />
und der Flötist rennt stetig um uns herum!<br />
Dies ist natürlich etwas übertrieben dargestellt,<br />
denn es gibt bereits gute und interessante<br />
Musikproduktionen, die dieses Verfahren<br />
nutzen, doch hat es seine Grenzen,<br />
was die Darstellung von natürlicher Räumlichkeit<br />
betrifft.<br />
Räumliche Aufnahmen<br />
Das Verfahren, den Raum, in dem das musikalische<br />
Ereignis stattfindet, mit einer entsprechenden<br />
Mikrofonanordnung als ‚Atmo’<br />
mit aufzuzeichnen und dann einer Direktquellenmischung<br />
inklusive Raumsimulatoren<br />
hinzuzufügen, ist zur Zeit in der Musikproduktion<br />
das gängigste und kommt der<br />
emotionalen Einbindung des Zuhörers schon<br />
einen weiteren großen Schritt näher. Es wird<br />
jedoch nahezu ausschließlich für Live-Aufnahmen<br />
verwendet. Man schnuppert als Zuhörer<br />
sozusagen ein wenig von der Halle<br />
und der Atmosphäre des Konzertes, ganz<br />
so, als könnte man sich kurzerhand einfach<br />
umdrehen und zum Bierstand laufen.