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lesen - Tom Ammermann

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lich wirkende und druckvolle Aufnahmen.<br />

Die kompakte Bauart hat den großen Vorteil,<br />

dass diese Mikrofone zum einen mobil<br />

einsetzbar sind und dass man zum anderen<br />

einer Klangquelle sehr nah auf den Pelz rücken<br />

oder sich, wie bei einem Schlagzeug,<br />

sogar in sie hinein begeben kann. Diese Tatsache<br />

gepaart mit der Erkenntnis, dass diese<br />

Mikrofonsysteme aufgrund ihrer koinzidenten<br />

Konstruktion Pegeldifferenzen in Bezug<br />

auf die Kanäle verursachen, macht sie<br />

nach unserer Auffassung sehr interessant.<br />

Die Phasenlagen, die hier erzeugt werden,<br />

dienen zwar, wie schon gesagt, nicht so gut<br />

der räumlichen Ortung wie die von nicht koinzidenten<br />

Mikrofonanordnungen mit Laufzeitunterschieden,<br />

schaffen aber aufgrund<br />

ihrer Direktheit, besonderen Positionierbarkeit<br />

und 'exotischen' Phasenlage Klangbilder,<br />

die so manchen Kollegen in Begeisterung<br />

versetzen werden. In kulinarischen Dimensionen<br />

gedacht lässt sich vielleicht der<br />

Vergleich mit einer scharfen Kokosnusssuppe<br />

herstellen, die vielleicht nicht jedermanns<br />

Sache und hierzulande erst recht nicht traditionell<br />

ist. Trotzdem werden sich auch für<br />

diese Geschmacksrichtung Freunde finden.<br />

Ich gehöre jedoch nicht dazu. Zu erwähnen<br />

ist noch, dass das Soundfield-Mikrofon durch<br />

sein B-Format-Raum-Scan-Verfahren die Möglichkeit<br />

eröffnet, zum einen über den systemeigenen<br />

5.1-Konverter die Klangcharakteristik<br />

zu beeinflussen, zum anderen durch<br />

das Aufzeichnen der 4 Kanäle des B-Formates<br />

dies auch noch nachträglich tun zu können.<br />

Man hat also mit anderen Worten die<br />

Option, später bei der Mischung noch Einfluss<br />

auf die räumliche Darstellung zu nehmen.<br />

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen,<br />

dass eine derartige Variabilität zuweilen hilfreich<br />

ist, da im Mix mit den anderen Quellen<br />

das Klangbild einer solchen Aufnahme<br />

nicht selten anders erscheint als beim diskreten<br />

Abhören. Natürlich hat man ähnliche<br />

Möglichkeiten in anderem Umfang auch bei<br />

der Doppel- MS-Technik über das Mischpult<br />

oder die DAW.<br />

Die Anordnungen<br />

mit Laufzeitunterschieden<br />

Fangen wir mit einem der kleinsten Systeme<br />

an: Das Neuman WNS 100 ist ebenfalls noch<br />

mobil einsetzbar, wovon wir auch Gebrauch<br />

gemacht haben. Hierzu aber später mehr.<br />

Unser erster Eindruck war, dass es ebenfalls<br />

sehr direkt klingt, jedoch den Aufnahmeraum<br />

auch noch nicht differenziert und<br />

komplett abbildet. Aber<br />

es machte die Ortung<br />

der Klangquelle deutlich<br />

einfacher als bei<br />

den kompakteren Anordnungen.<br />

Ein Klangereignis,<br />

das in einer<br />

Distanz von ungefähr<br />

1,5 Metern stattfand,<br />

empfanden wir als<br />

deutlich ortbar und<br />

druckvoll. Bei dieser<br />

Anordnung hörte man<br />

schon recht gut den Unterschied<br />

der Phasenlagen<br />

seiner diskreten<br />

Kanäle zueinander<br />

– im Vergleich zu<br />

den Anordnungen ohneLaufzeitunterschiede.<br />

Auch wenn man ein bisschen 'hin- und<br />

herrückte', hatte man kein akustisch irritierendes<br />

Gefühl, wie man es von 'kritischen<br />

Phasenlagen' her kennt. Diese Mikrofonanordnung<br />

werde ich voraussichtlich für meine<br />

Bassaufnahmen verwenden, da sie ein dezentes<br />

Maß an Räumlichkeit, aber in deutlicher<br />

Direktheit abbildet und dabei nicht<br />

schwammig oder undifferenziert wirkt. Die<br />

Schwanenhälse für die Frontkanäle finde ich<br />

persönlich nützlich, um die Kapseln gegebenenfalls<br />

noch individueller auf eine Klangquelle<br />

ausrichten zu können. Natürlich birgt<br />

diese Flexibilität auch die Gefahr in sich, bei<br />

ungünstigen Überlagerungen von Phasenlagen<br />

der Kanäle zueinander, ungewünschte<br />

Auslöschungen, beziehungsweise unbeabsichtigte<br />

psychoakustische Phänomene zu<br />

verursachen. Ich bin zwar auch ein Freund<br />

klarer Klangbilder, konnte aber der Versuchung<br />

dennoch nicht widerstehen, mit den<br />

Schwanenhälsen ein wenig herumzuexperimentieren.<br />

Das OCT-Surround und das Atmos 5.1 sind<br />

nach unserer Ansicht die 'Allrounder'! Beide<br />

Anordnungen sind in der Lage, den Raum<br />

klar zu erfassen, gewähren ein hohes Maß<br />

an Ortbarkeit und sind trotzdem noch recht<br />

druckvoll. Das Atmos 5.1 hat natürlich den<br />

Vorteil, ein Komplettsystem zu sein. Strom<br />

ran, Kabel ran, DAW, Multitrack, oder was<br />

auch immer… und los. Nun, das OCT-Surround<br />

hingegen wird aber wohl dennoch<br />

häufiger im Mix die Anordnung meiner persönlichen<br />

Wahl sein. Es schien mir dem Atmos<br />

5.1 gegenüber doch noch ein bisschen<br />

differenzierter in der Ortbarkeit der Schall-<br />

Soundfield- und Atmos-Steuereinheiten<br />

9<br />

quellen zu sein. Außerdem muss ich Herrn<br />

Wuttke von Schoeps zustimmen, dass es<br />

entgegen der überwiegend vorherrschenden<br />

Meinung sehr wohl möglich ist, Tiefen<br />

räumlich zu orten. Seitlich des 5.0-Grundsetups<br />

hatten wir deshalb zusätzlich die<br />

CCM 41VL Kapseln mit Kugelcharakteristik<br />

und dazwischen geschalteten Tiefpass-Filtern<br />

angebracht, die diese Anordnung eine<br />

faszinierend durchsichtige, aber trotzdem<br />

deutliche Präsenz der Tiefen abbilden lassen.<br />

Nun wieder ein Exot: Der Fukada Tree,<br />

eine Groß-AB-Anordnung, die auf dem klassischen<br />

Decca Tree basiert. Die Firma Sennheiser<br />

war so freundlich und hat uns in einer<br />

beispiellosen 'Rückholaktion aus der gesamten<br />

Republik’, sieben ihrer edelsten Stücke,<br />

Mikrofone der MKH-800-Serie, zur Konstruktion<br />

eines Fukada Trees zur Verfügung gestellt.<br />

Die 'güldenen Zigarren' in der Hand<br />

zu halten, war mir bereits ein außerordentliches<br />

Vergnügen. Trotzdem folgt zunächst<br />

die schlechte Nachricht: mit dem Fukada<br />

Tree war es uns nicht möglich, druckvolle<br />

Aufnahmen zu erhalten. Außerdem ist die<br />

Ortbarkeit von Schallquellen gerade innerhalb<br />

der Anordnung nicht so berauschend.<br />

Der Aufbau hat Ausmaße von 2,7 mal 1,8<br />

Metern, beziehungsweise von Kugel zu Kugel<br />

sogar einen Abstand von 3,6 Metern.<br />

Das ist weder handlich, noch ist es in den<br />

meisten Aufnahmeräumen möglich, ein Instrument<br />

außerhalb seiner Anordnung zu<br />

positionieren, ohne dass der Künstler mit<br />

dem Rücken an der Wand steht. Wenn man<br />

nun doch einen sehr großen Aufnahmeraum<br />

besitzt, der dies ohne Probleme zulässt, hat

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