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NATO, die EU und der griechisch-türkische Konflikt - HSFK

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Schaffen internationale Organisationen Frieden? 9<br />

<strong>NATO</strong> <strong>und</strong> <strong>EU</strong> gelten in <strong>der</strong> Literatur als beson<strong>der</strong>s starke <strong>und</strong> attraktive Institutionen.<br />

Beide hätten <strong>die</strong> Regierungen <strong>der</strong> Mitgliedsstaaten in dichte Kommunikationsstrukturen<br />

eingewoben <strong>und</strong> zwischen ihren Gesellschaften grenzüberschreitende Kontakte<br />

gestiftet. Die Mitgliedsstaaten hätten <strong>die</strong> von <strong>der</strong> Institution vermittelten Normen <strong>der</strong><br />

multilateralen Kooperation <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühzeitigen Konsultation in einer Weise verinnerlicht,<br />

dass ihre Befolgung trotz <strong>der</strong> tektonischen Verschiebungen nach 1989 selbstverständlich<br />

bleibe. 25 Die frühzeitige <strong>und</strong> dichte Konsultation in <strong>der</strong> <strong>NATO</strong> habe ebenso wie<br />

<strong>die</strong> Einbindung in das dichte Informationssystem GASP <strong>die</strong> Situationsdefinitionen, Interessenwahrnehmungen<br />

<strong>und</strong> Identitäten <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t. 26 Auch <strong>die</strong> <strong>NATO</strong> habe<br />

zwischen den militärischen Organisationen persönlich vertrauensvolle Beziehungen geschaffen<br />

<strong>und</strong> Identitätskonzeptionen verän<strong>der</strong>t. 27 Schließlich weisen eine Reihe von Fallstu<strong>die</strong>n<br />

auf <strong>die</strong> Wirkung bei<strong>der</strong> Institutionen als Leitbild <strong>und</strong> Anker in neuen Mitglieds-<br />

<strong>und</strong> Beitrittslän<strong>der</strong>n hin. 28 Kurzum: beide Organisationen hätten maßgeblich zur Entstehung<br />

von stabilen Sicherheitsgemeinschaften in <strong>der</strong> euro-atlantischen Region beigetragen.<br />

2.5 Neue Auswege aus <strong>der</strong> Falle: Der demokratische Frieden <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Chance <strong>der</strong> institutionalisierten Kooperation<br />

Ab den 1990er Jahren räumten führende Neo-Institutionalisten ein, dass <strong>der</strong> Vorteil <strong>der</strong><br />

engen Anlehnung an den Realismus zugleich ein entscheiden<strong>der</strong> Nachteil war. „Systemic<br />

theory simply cannot take us far enough“, resümierte Helen Milner schon 1992 selbstkritisch.<br />

29 Insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Ausblendung gesellschaftlicher Variablen habe das Verständnis<br />

von Kooperation erheblich begrenzt. 30<br />

sierenden Staaten bzw. sind sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Staaten wie <strong>der</strong> internationalen Organisation angesiedelt.<br />

Vgl. Schimmelfennig, a.a.O. (Anm. 21), S. 412f. Dies betrifft auch das Formmerkmal Attraktivität.<br />

25 Mary Hampton, <strong>NATO</strong>, Germany and the United States: Creating Positive Identity in Trans-Atlantica,<br />

in: Security Stu<strong>die</strong>s Winter 1998/99-Spring 1999 (special double issue), S. 235-269.<br />

26 Kenneth Glarbo, Reconstructing a Common European Foreign Policy, in: Michael E. Smith, Conforming<br />

to Europe: the domestic impact of <strong>EU</strong> Foreign policy co-operation, in: Journal of European Public Policy<br />

Jg. 7, Nr. 4, 2000, S. 613-631; für <strong>die</strong> <strong>NATO</strong> siehe Thomas Risse-Kappen, Cooperation among Democracies.<br />

The European Influence on U.S. Foreign Policy, Princeton (Princeton University Press), 1997.<br />

27 Ole Weaver, Insecurity, Security and Asecurity in the Western European Non-War Community, in:<br />

Adler/Barnett (Hg.) Security Communities, Cambridge (Cambridge University Press), 1998, S. 69-118<br />

(88f.).<br />

28 Frank Schimmelfennig, International Socialization in the New Europa, in: European Journal of International<br />

Relations, Jg. 6, Nr. 1, 2000, S. 109-139. Alexandra Gheciu, Security Institutions as Agents of Socialization?<br />

<strong>NATO</strong> and the ‚New Europe‘, in: International Organization, Jg. 59, Nr. 4, 2005, S. 973-1012.<br />

29 Helen Milner, International Theories of Cooperation among States. Strengths and Weaknesses, in:<br />

World Politics, Jg. 44, Nr. 3, 1992, S. 466-496 (481).<br />

30 Helen Milner, Interests, Institutions, and Information, Domestic Politics and International Relations,<br />

Princeton: UP, 1997; Lisa Martin/Beth Simmons, Theories and Empirical Stu<strong>die</strong>s of International Institutions,<br />

in: Peter Katzenstein/Robert Keohane/Stephen Krasner (Hg.), Exploration and Contestation in<br />

the Study of World Politics, Cambridge (MIT Press), 1999, S. 89-117, hier S. 98.

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