Insider analysieren, Initiativen berichten. - Internationales Bildungs
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NGOs & Gesellschaft<br />
Städte im Dialog<br />
Weltweit gibt es rund 15.000 offizielle Städtepartnerschaften. Die Zahl der informellen Partnerschaften oder Freundschaften<br />
zwischen Städten liegt jedoch noch um ein Vielfaches höher. Gelebt wird diese Partnerschaft zwischen Städten auf der Ebene<br />
der Zusammenarbeit von Stadtverwaltungen und Unternehmen sowie, in erster Linie, auf der Ebene der Bürger – durch Kontakte<br />
von Partnerschaftsvereinen, Schulen, Sportvereinen, Kirchengemeinden und Kulturaustausche.<br />
Peter Franke, Berlin<br />
Peter Franke ist<br />
Vorsitzender des<br />
Bundesverbandes<br />
Deutscher West-Ost-<br />
Gesellschaften<br />
(www.bdwo.de).<br />
28 Belarus Perspektiven<br />
Die Zahl der Städtepartnerschaften zwischen Belarus<br />
und Deutschland ist recht überschaubar: Etwa<br />
19 deutsche und 16 belarussische Städte haben<br />
formelle Partnerschaften mit Städten im jeweils<br />
anderen Land abgeschlossen. Dazu zählen unter<br />
anderem die Partnerschaften zwischen Bonn und<br />
Minsk, Nienburg und Vitebsk, Eisenach und Mogilëv,<br />
Friedrichshafen und Polock. Daneben gibt es<br />
noch eine Zahl von Städtefreundschaften wie zwischen<br />
Wittenberg und Eisenach. Die kommunale<br />
Zusammenarbeit in Form von Städtepartnerschaften<br />
bildet heute eine wichtige Säule des Dialogs<br />
zwischen Deutschland und Belarus. Dabei kann<br />
die Möglichkeit im privaten und beruflichen Umfeld<br />
der Kommune konkrete Projekte zu gestalten,<br />
Städte wie Bürger motivieren, ihr Engagement und<br />
Wissen in eine derartige Partnerschaft einzubringen.<br />
Mit dem Wandel der Städte hat sich auch das<br />
Profil der Zusammenarbeit gewandelt. Die Mehrzahl<br />
der Partnerschaften zwischen deutschen und<br />
belarussischen Städten, wurde ab Mitte der 80er<br />
und bis Mitte der 90er Jahre begründet. Ging es<br />
zunächst darum, nach dem kalten Krieg Brücken<br />
zwischen Ost und West zu bauen, und nahm das<br />
Interesse am östlichen Partner und der Partnerschaftsarbeit<br />
Ende der 80er Jahre stark zu, gerade<br />
auch vor dem Hintergrund der Tschernobyl-<br />
Katastrophe, so haben sich in den letzten Jahren mit<br />
den Veränderungen in Belarus und in Deutschland<br />
auch die Beziehungen der Partnerstädte gewandelt.<br />
Während die Leistung von humanitärer Hilfe, die<br />
insbesondere Anfang bis Mitte der 90er Jahre von<br />
großer Bedeutung war, in den Hintergrund rückte,<br />
traten in den letzten Jahren stärker Aktivitäten in<br />
Kultur und Politik, der Fach-, Schüler- und Jugendaustausch<br />
sowie Kooperationen in der Wirtschaft<br />
und im Umweltschutz in den Vordergrund.<br />
Um die Akteure in ihrer Partnerschaftsarbeit zu<br />
unterstützen und ein Netzwerk zwischen ihnen<br />
aufzubauen, werden seit einigen Jahren Städtepartnerschaftskonferenzen<br />
zwischen den deutschen<br />
und belarussischen Partnerstädten durchgeführt.<br />
Die Konferenzen finden alle zwei bis drei Jahre<br />
im Wechsel in Belarus und in Deutschland statt.<br />
Sie richteten sich zunächst nur an Bürgermeister<br />
und Entscheidungsträger der kooperierenden<br />
Städte. Doch bei den letzten Konferenzen wurden<br />
auch Vertreter von Vereinen, <strong>Initiativen</strong> und<br />
gesellschaftlichen Organisationen einbezogen, die<br />
an der Intensivierung der Zusammenarbeit auf<br />
kommunaler Ebene sowie an der Ausweitung der<br />
Kooperation auf neue Bereiche interessiert sind.<br />
Die Konferenzen versuchen Perspektiven und<br />
Themenfelder für eine intensivere Zusammenarbeit<br />
auf regionaler und kommunaler Ebene sowie<br />
neue Kooperationsmöglichkeiten zwischen Bürgerinitiativen<br />
und Kommunen aufzuzeigen. Denn<br />
die Palette der Projekte von Städten wie Vereinen<br />
ist überaus vielfältig und die Partner können sich<br />
durchaus ergänzen.<br />
Auch bei der siebten Deutsch-belarussischen Städtepartnerkonferenz<br />
vom 16. bis 18. Oktober 2009<br />
in Mogilëv wurde bei allen Diskussionen sichtbar,<br />
wie stark sich das Engagement der Bürgerinitiativen<br />
versachlicht und professionalisiert hat und wie<br />
viel offener die Akzeptanz ehrenamtlicher Arbeit<br />
bei den Kommunalpolitikern und in den kommunalen<br />
Verwaltungen geworden ist. Zwischen der<br />
belarussischen und der deutschen Position gibt es<br />
diesbezüglich graduelle, aber keine prinzipiellen<br />
Unterschiede.<br />
Die existierenden Städtepartnerschaften sind ein<br />
wichtiger institutioneller Rahmen für die Arbeit<br />
von Vereinen und Gesellschaften, zumal gerade die<br />
Arbeit ihrer Mitglieder diese Städtepartnerschaften<br />
mit Leben füllt und sich ein Austausch nicht<br />
allein auf die Verwaltungen beschränkt. Dort, wo<br />
Verwaltungen und Vereine auf beiden Seiten gemeinsam<br />
eine Städtepartnerschaft pflegen, sind<br />
diese tatsächlich auf vielerlei Art lebendig.<br />
Beachtenswert ist, dass etwa seit dem Jahre 2000<br />
deutsche Städte und Gemeinden kaum noch Städtepartnerschaften<br />
schließen, dabei verweisen sie vor<br />
allem auf ihre knappen finanziellen Mittel. Mehr<br />
Nr. 48 02 / 10