Insider analysieren, Initiativen berichten. - Internationales Bildungs
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Außenpolitik<br />
Mit dem Latein am Ende<br />
Die Parlamentarische Versammlung des Europarates hat beschlossen den Kontakt zum offiziellen Minsk auf höchster Ebene<br />
(hohe Regierungsvertreter und Parlament) einzufrieren. Der Dialog wird mit Vertretern der Zivilgesellschaft und der<br />
Opposition fortgesetzt. Wie wird die Entscheidung in Belarus bewertet? Dieser Artikel ist am 30. April in voller Länge auf<br />
www.dw-world.de/belarus erschienen und wird mit freundlicher Genehmigung der Russischen Redaktion der Deutschen<br />
Welle abgedruckt.<br />
Natal‘ ja Grigor‘eva, Bonn<br />
Da hing der<br />
Haussegen noch nicht<br />
schief: Eröffnung des<br />
Europarat-Infopunktes<br />
an der Staatlichen<br />
Universität<br />
in Minsk im<br />
Juni 2009.<br />
Foto: bymedia.net<br />
6 Belarus Perspektiven<br />
Am 29. April fand in Straßburg eine außerordentliche<br />
Debatte zur Lage in Belarus statt. Im Ergebnis<br />
beschloss die Parlamentarische Versammlung des<br />
Europarates (PACE) mit Mehrheit ihrer Stimmen,<br />
den Kontakt zum offiziellen Minsk auf höchster<br />
Ebene einzufrieren. Grund dafür, heißt es in der<br />
verabschiedeten Resolution, sei der „mangelnde<br />
Fortschritt“ im Hinblick auf die Normen des Europarates<br />
gewesen. Zu der Resolution hatten vor<br />
allem die Hinrichtungen der verurteilten Kriminellen<br />
Andrej Šuk und Vasil Jazepčuk, die Lage<br />
der polnischen Minderheit und das Fehlen von<br />
internationalen Beobachtern bei den Lokalwahlen<br />
geführt.<br />
Außenministerium reagiert<br />
Das belarussische Außenministerium bezeichnete<br />
die Resolution als „impulsiv und inkonsequent“.<br />
Der Pressesprecher des Ministeriums, Andrej Savinych,<br />
kritisierte, dass die PACE zwar einerseits<br />
behaupte, Anhänger des Dialogs zu sein, aber andererseits<br />
nun die Kontakte einfriere. „In dieser<br />
Situation ist die Position der belarussischen Seite<br />
konsequenter“, findet Savinych. Minsk betrachte<br />
den Dialog als Mittel zum gegenseitigen Verständnis<br />
und hoffe darauf, dass die europäischen Partner<br />
auch zu diesem Ergebnis gelangen werden, so<br />
der Pressesprecher.<br />
Enttäuscht vom Dialog<br />
Nach Aussagen von Menschenrechtlern hat sich<br />
trotz der Besuche hochgestellter europäischer Politiker<br />
im vergangenen Jahr nichts im Hinblick auf<br />
bürgerliche Rechte und demokratische Freiheiten<br />
in Belarus verändert. Der Jurist Vladimir Labkovič<br />
vom Menschenrechtszentrum Ves‘na hält die<br />
PACE-Resolution deshalb für die konsequente<br />
Reaktion eines enttäuschten Europas. Trotz vieler<br />
Eingeständnisse und eines Vertrauensvorschusses,<br />
habe die belarussische Seite keine Schritte<br />
in Richtung Demokratie unternommen. Ganz im<br />
Gegenteil, so Labkovič: Der Druck von Seiten der<br />
Staatsführung nehme ein Jahr vor dem Präsidentschaftswahlen<br />
eher zu. Das verlange nach einer<br />
Reaktion.<br />
Wirtschaft ist die beste Politik<br />
Die Resolution werde allerdings kaum Einfluss auf<br />
die Situation in Belarus haben, vermutet der Politologe<br />
Denis Mel‘jancov. Da Belarus als einziges<br />
europäisches Land nicht Mitglied im Europarat<br />
ist, seien die Resolutionen des Gremiums praktisch<br />
bedeutungslos für das Land. Heute gelte für<br />
Belarus vor allem, mit der Europäischen Union<br />
und dem Internationalen Währungsfonds zu kommunizieren,<br />
mit denen Belarus „technische Beziehungen“<br />
unterhalte.<br />
Die Ukraine wird´s schon richten<br />
Die Einführung demokratischer Standards hänge<br />
indes nur von dem politischen Willen der Staatsführung<br />
ab, meint Mel‘jancov. Gleichzeitig setze<br />
Minsk auf Schützenhilfe aus dem Ausland. Erst<br />
kürzlich verkündete der ukrainische Präsident Viktor<br />
Janukovič, er werde Belarus auf den richtigen<br />
Weg bringen und dafür sorgen, dass Belarus „schon<br />
sehr bald Mitglied im Europarat“ werde. Ein interessantes<br />
Angebot, zumal die Ukraine nächstes Jahr<br />
den Vorsitz von PACE inne hat.<br />
Nr. 48 02 / 10