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Houston, wir machen ein Problem!<br />

„Schau, Mama! So ein Glück!“ Karl „Tscharly“ Navratil und seine Frau Margot,<br />

genannt „Mardschie“, hatten sich an diesem Morgen in Houston, Texas,<br />

zuerst auf dem Weg zum Johnson Space Flight Center gewaltig verfahren,<br />

in der dortigen Cafeteria hatte sich Frau Navratil dann Kaffee – oder das,<br />

was Amerikaner dafür halten – über die Bluse geschüttet, und schließlich<br />

war ihnen auch noch das Geld ausgegangen. Weil Tscharly sich ja in der<br />

Branard Street unbedingt diesen sündteuren Stetson kaufen hatte müssen,<br />

mit dem er seither einherstolzierte.<br />

Fast wie ein echter Texaner; nur eben aus Wien-Donaustadt.<br />

Mit einem Wort: Dass in dieser übervollen Bankfiliale mitten im Zentrum<br />

von Houston gerade in jenem Augenblick, als die beiden eintraten, ein<br />

Schalter frei wurde, war das erste positive Erlebnis dieses Reisetages, den<br />

Stetson vielleicht ausgenommen. Und diese Tour durch den amerikanischen<br />

Süden, so richtig frei im gemieteten Chevrolet, das war eine schon lange Zeit<br />

ersehnte, mühevoll ersparte Traumreise für die Navratils.<br />

Da sollte es jetzt auf ein paar Dollars mehr auch nicht ankommen.<br />

Also nichts wie hin zum Schalter, die Kreditkarte gezückt und schnell ein<br />

schönes, dickes Bündel Bucks abgehoben. Denn nur Bares ist Wahres. Und<br />

was die Bedienung einer cash machine anlangt, nun, da waren sich Tscharly<br />

und Mardschie ihres Englisch nicht sicher genug. Außerdem hört man sehr<br />

viel über die Kriminalität in den USA, von wegen Betrug mit PIN-Code-<br />

Nummern und so …<br />

Also wollte Tscharly gleich einen größeren Betrag abheben, um wieder<br />

flüssig zu sein.<br />

„Die Pässe, Papa, wo san unsere Pässe!?“, hilflos durchwühlte Margie im<br />

Angesicht des bereits übel gelaunten Bankangestellten quälende Minuten<br />

lang ihre Handtasche, während es ihrem Mann wie immer hervorragend<br />

gelang, sie nervös zu machen:<br />

„Tua weida, Mama!“, drängte er, „mia hom ka Zeit nicht! I mecht mir heit<br />

no des Astrodom anschaun, wo schon da Muhammad Ali boxt hat. A Wahnsinn!<br />

Da is die Albert-Schultz-Halle bei uns daham nix dagegen!“<br />

„Du, Papa!“, musste Mardschie schließlich eingestehen: „I hab’ unsere Pässe<br />

im Safe im Hotel vergessen!“<br />

Das war’s dann auch. Kein Ausweis, kein cash – und damit vorerst auch kein<br />

weiteres Shopping und kein Astrodome-Besuch.<br />

Geschlagen traten die Navratils den Rückzug an. Wie 1836 die mexikanische<br />

Armee nach der Schlacht von San Jacinto. Mit<br />

einem kleinen Unterschied allerdings:<br />

Denn während damals<br />

gleich ganz Texas an die USA<br />

verloren ging, waren nach der<br />

Schlacht am Bankschalter von<br />

Houston nur mehrere gute<br />

Launen futsch. Die von<br />

Tscharly und Mardschie<br />

sowieso, aber auch die des<br />

Bankbeamten und jene der<br />

übrigen Wartenden.<br />

„Sorry!“, meinte Tscharly Navratil<br />

noch im Abgehen. Aber das<br />

reichte auch nicht mehr, um die<br />

Mienen der Umstehenden aufzu -<br />

hellen.<br />

Was hatten die Navratils falsch<br />

gemacht?<br />

DER AUTOR<br />

Hannes Vogler, geb. 1955, studierte<br />

Geografie und Germanistik und unterrichtet<br />

ausländische Studierende<br />

in Wien. Er ist Ko-Autor der Kaba -<br />

rettisten I Stangl und Mike Supancic<br />

und verfasst satirische<br />

Bücher. Zuletzt<br />

erschienen: „Endlich<br />

Strache!“, 2009, und<br />

„Ich, Carlo- Enrico<br />

Grassa. Eine sizilianische<br />

Bio grafie“,<br />

2011.<br />

DER ZEICHNER<br />

Erich Eibl zählt zu den bekanntesten<br />

Karikaturisten und Illustratoren<br />

Österreichs. Seit mehr als zwanzig<br />

Jahren zeichnet er Cartoons für das<br />

Magazin „profil“, entwirft Titelblätter<br />

für internationale Magazine (u. a.<br />

„Der Spiegel“) und karikiert für den<br />

„stern“ und die<br />

„New York Times“.<br />

In Europa und Übersee<br />

wurde er auch<br />

mit Ausstellungen<br />

und als Buchautor<br />

bekannt.<br />

Wenn Greti und<br />

Pleti reisen, bleibt<br />

kein Auge trocken<br />

HUMOR<br />

Siegreich reisen! begreift den<br />

Tourismus und das Unterwegs-<br />

Sein als das, was sie immer (auch)<br />

sind: Als ein Aufeinandertreffen<br />

von Menschen und Kulturen und<br />

als Zusammensetzen, was zwangsläufig<br />

zu Auseinandersetzungen<br />

führt. Und dafür gilt: Möge der<br />

Stärkere gewinnen!<br />

Wie Sie es freilich anstellen<br />

müssen, um aus Reisekonflikten<br />

in aller Welt als der/die Stärkere<br />

hervorzugehen, das lernen Sie<br />

hier ebenfalls. Der Autor – selbst<br />

ein langjähriger Praktiker in diesen<br />

Dingen und von zahlreichen<br />

InformantInnen mit guten<br />

schlechten Ratschlägen versorgt –<br />

spannt den Bogen vom garantiert<br />

falschen Kompliment im Orient<br />

über hundertprozentig misslingende<br />

Körpersprache in Lateinamerika<br />

bis zum perfekt<br />

provozierenden Gastgeschenk<br />

in Russland.<br />

➦ Humorvoller Denksport zum Thema Reisen<br />

Die meisten der hier versammelten<br />

Tipps für gepflegtes interna-<br />

➦ Satirische Annäherungen an die Fauxpas<br />

tionales Danebenbenehmen sind<br />

des Massentouristen<br />

dabei in amüsante Fallbeispiele<br />

➦ Amüsante Fallbeispiele mit Quizfrage<br />

und lehrreiche Rätsel verpackt.<br />

zum Selbertesten<br />

So räumt Siegreich reisen! auch<br />

gleich mit einem alten Vorurteil<br />

Hannes Vogler<br />

auf: Schlechtes Benehmen in aller<br />

SIEGREICH REISEN!<br />

Durch 99 Fettnäpfe rund um die Welt<br />

Welt ist keineswegs angeboren.<br />

Mit Illustrationen von Erich Eibl<br />

Man kann es erlernen …<br />

Gebunden mit Schutzumschlag<br />

VERLAG<br />

ca. 188 Seiten, 12,2 x 18,5 cm<br />

Warengruppe: 1185 Humor, Satire, Kabarett<br />

ISBN: 978-3-85485-300-8<br />

€ 16,99<br />

März 2012 MOLDEN<br />

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