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Magazin des größten deutschen maritimen Interessenverbandes

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hautnah miterlebt und journalistisch<br />

begleitet.<br />

Leinen los! Diese Seereisen kamen<br />

doch bestimmt ihrer Sammelleidenschaft<br />

zugute?<br />

Prof. Tamm: Richtig. In dieser Zeit<br />

schmissen die Leute fast alles weg.<br />

Ich aber wollte erhalten. Ich sammelte<br />

alles, was ich in die Finger kriegen<br />

konnte. Erhalten, erhalten, erhalten!<br />

Das ist meine Devise. Letztendlich<br />

muss man bedenken, und das ist wichtig,<br />

Schifffahrtsgeschichte ist Menschheitsgeschichte.<br />

Schiffe sind der Träger<br />

der Weltgeschichte. Das ist auch<br />

das Motto <strong>des</strong> Hauses. Ohne Schiffe<br />

gäbe es gar keine Weltgeschichte. Ich<br />

möchte für die kommenden Generationen<br />

einen Querschnitt der Geschichte<br />

erhalten.<br />

Leinen los! Wie kam es zur Museumsgründung?<br />

Prof. Tamm: Seit 1991 hatte ich<br />

meine <strong>maritimen</strong> Schätze in einer<br />

geschichtsträchtigen Villa in der Elbchaussee<br />

untergebracht. Es war kein<br />

Museum mit geregelten Öffnungszeiten,<br />

aber auch kein geheimes Raritätenkabinett.<br />

Wer Einlass begehrte,<br />

konnte sich anmelden und durch die<br />

Sammlung führen lassen. Außerdem<br />

beteiligte ich mich mit Objekten an<br />

zahlreichen großen Ausstellungen. Irgendwann<br />

stellte sich aber auch die<br />

Frage: Was kommt nach mir? Eine<br />

dauerhafte museale Präsentation in<br />

der Rechtsform einer Stiftung schien<br />

mir die geeignete Lösung darzustellen.<br />

Mit dem Kaispeicher B, dem ältesten<br />

erhaltenen Bauwerk <strong>des</strong> Hamburger<br />

Hafens, wurde auch ein geeigneter<br />

Ort gefunden. Der Hamburger Senat<br />

stellte das sanierungsbedürftige und<br />

denkmalgeschützte Gebäude für 99<br />

Jahre auf Erbpacht zur Verfügung.<br />

Für Renovierung und Umbau wurden<br />

30 Millionen Euro bewilligt und<br />

auch ausschließlich für diese Zwecke<br />

verwendet. Ansonsten muss sich die<br />

Stiftung selbst tragen.<br />

Leinen los! Hatten sich andere<br />

Städte als Standort für ihre Sammlung<br />

beworben?<br />

Prof. Tamm: Ja. Es gab sieben Angebote<br />

aus der ganzen Welt.<br />

Leinen los! Wie verlief der Umzug<br />

der weit über 100.000 Exponate von<br />

der Elbchaussee in den Kaispeicher?<br />

Prof. Tamm: Es war ein gigantischer<br />

Umzug und eine logistische<br />

Meisterleistung mit mehrjähriger Vorbereitung.<br />

Noch heute haben wir zum<br />

Teil Mühe, alles zusammenzuführen.<br />

So einen Umzug macht man nur einmal<br />

im Leben.<br />

Leinen los! Stimmt es, dass Sie als<br />

symbolischen Akt ihr erstes Modell,<br />

das Küstenmotorschiff, persönlich<br />

umgezogen haben?<br />

Prof. Tamm: Ja. Das habe ich in<br />

meiner Jackentasche selbst transportiert.<br />

Peter Tamm in seinem Büro<br />

Leinen los! Sind in dem Kaispeicher<br />

B alle ihre Sammelobjekte untergekommen?<br />

Prof. Tamm: Nein. Im Nachbarspeicher<br />

haben wir nochmals ein umfangreiches<br />

der Öffentlichkeit nicht<br />

zugängliches <strong>Magazin</strong>. Hier lagert die<br />

Bibliothek, tausende von Originalschiffsplänen,<br />

hunderte von Schiffsmodellen,<br />

Nachlässe, Akten und sonstige,<br />

teilweise vom Umzug her noch<br />

nicht ausgepackte Exponate.<br />

Leinen los! Im Juni 2008 wurde ihr<br />

Museum mit einem Festakt im Beisein<br />

von Bun<strong>des</strong>präsident Horst Köhler<br />

eingeweiht. Danach begann für Sie<br />

der Museumsalltag. Wie sind Ihre Besucherzahlen?<br />

Prof. Tamm: Das Museum wird<br />

gut angenommen. Seit der Eröffnung<br />

hatten wir über 200.000 schifffahrts-<br />

Maritimes<br />

interessierte Besucher. Diese Menschen<br />

sind begeistert. Es gibt so gut<br />

wie keine negativen Stimmen. Groß<br />

ist auch das Interesse in der Fachwelt.<br />

Das Haus ist international hoch anerkannt.<br />

Allerdings leiden wir unter<br />

der regen Bautätigkeit der Umgebung,<br />

dem Mangel an Parkplätzen und der<br />

fehlenden Ausschilderung.<br />

Leinen los! Wer ist Ihre Zielgruppe?<br />

Prof. Tamm: Alle, die sich an der<br />

See begeistern. Egal wo sie herkommen.<br />

Ich lege Wert auf den Begriff „international“.<br />

So ist auch die Ausstellung<br />

angelegt: Internationale Schiff-<br />

fahrtsgeschichte. Das ist einmalig. Die<br />

meisten Museen beschränken sich nur<br />

auf den nationalen oder regionalen<br />

Bereich.<br />

Leinen los! Reicht die genannte<br />

Besucheranzahl aus, um das Museum<br />

wirtschaftlich zu betreiben?<br />

Prof. Tamm: Nein. Das Haus<br />

braucht Besucher, Stifter und Spender,<br />

denn wir bekommen keine staatlichen<br />

Gelder. Wie schon gesagt: Die Stiftung<br />

muss sich von alleine tragen.<br />

Leinen los! Welches ist Ihr Lieblingsexponat?<br />

Prof. Tamm: Gibt es nicht. Das<br />

ganze Haus wimmelt von Lieblingsexponaten.<br />

Leinen los! Herr Professor, Vielen<br />

Dank für das Gespräch.<br />

Das Interview führte Hans Karr.<br />

Leinen los! 1-10 29

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