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Europameister Bronze Europameister Bronze - Kanuverband

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Tagliamento<br />

ein Abstecher in den Süden<br />

> Die sonnenhungrigsten Mitglieder des TWV<br />

- Kanusport Innsbruck, Ulli, Nina, Martin, Klaus,<br />

Verena, Gernot und ich, Lies, beschlossen schon<br />

früh im Jahr nicht mehr länger auf die Sonne<br />

zu warten, sondern ihr ein wenig entgegen zu<br />

kommen. Ideal angeboten hatte sich nach längerem<br />

Suchen in Zeitschriften und Internet der<br />

Tagliamento in den Karnischen Alpen im Friaul.<br />

Am 1. Mai 2005 starteten wir das Unternehmen<br />

und trafen uns bei der Europabrücke<br />

morgens um 10 Uhr. Nach einer unstressigen<br />

Anreise über Kreuzpass und Pustertal erreichten<br />

wir am frühen Nachmittag den Fluss unserer<br />

Wünsche in der Nähe von Gemona. Wegen des<br />

äußerst weitläufigen Flussbetts war es ohne<br />

Ortskenntnisse nicht so einfach die geeignete<br />

Einstiegstelle zu finden. Ein einheimischer<br />

und sehr liebenswürdiger Italiener führte uns<br />

mit seinem Auto zur Einstiegs-stelle, die, wie<br />

er erwähnte, er selbst mit seinem Kajak auch<br />

benutzte. Auf die auf Englisch gestellte Frage,<br />

ob es möglich sei unter den beiden Brücken<br />

durchzupaddeln erklärte er uns: " Rreally eassy".<br />

In unserer Spache hieß das allerdings "schlicht<br />

unmöglich". Wir beluden unsere Boote, 3<br />

Canadier und ein Kajak, und fuhren die ca.<br />

400 m zur ersten Brücke. Dort treidelten wir<br />

dann unsere voll beladenen Boote über das<br />

auch für das Kajak nicht befahrbare Wehr. An<br />

diesem Abend fuhren wir nur wenige Meter<br />

bis zu unserem ersten Übernachtungsplatz. Wir<br />

genossen hier einen herrlich warmen, gemütlichen<br />

Abend.<br />

Am nächsten Morgen luden wir unsere Ausrüstung<br />

wieder in die Boote und fuhren auf dem<br />

langsam fließenden Fluss zur nächsten Brücke<br />

und damit zur nächsten Stufe. Wiederum war<br />

sie "Rreally eassy" nicht befahrbar, ja auch<br />

nicht treidelbar. Uns blieb nichts anderes übrig<br />

als zu übertragen. Mit vereinten Kräften hoben<br />

wir Gepäck und Boote an und seilten alles<br />

ab und transportierten sämtliche Gerätschaft<br />

über große und kleinere Gesteinshaufen zum<br />

nächstmöglichen Einstieg, sehr zum Gaudium<br />

ortsansässiger Ziegen. Endlich booteten wir ein,<br />

der Flussführer versprach ja auch keine weiteren<br />

Portagen. Anfangs war das Wasser flach und an<br />

manchen Stellen mussten wir die langen und<br />

schwer beladenen Zweiercanadier anschieben,<br />

mit den Paddeln oder auch zu Fuß. Aber nach<br />

einiger Zeit kam der Fluss mehr und mehr in<br />

Fahrt. Durch verschiedene Zuläufe erhöhte sich<br />

der Wasserstand und in Kombination mit dem<br />

Gefälle von geschätzten 3 Promille erreichten<br />

wir eine Fahrgeschwindigkeit von, wiederum<br />

geschätzten, 10 - 12 km/h. Eine freundliche<br />

Sonne lachte in ihrer ganzen Pracht während<br />

der gesamten Fahrt auf uns Sonnenhungrige<br />

herab und wir genossen den landschaftlichen<br />

Reiz in vollen Zügen. Hier im Mittellauf, wo<br />

das Tal sehr weit ist, zweigt sich der Fluss oft<br />

in mehrere Arme auf. Bei dem Wasserstand<br />

den wir zur Verfügung hatten ist es zielführend,<br />

auf gut bewässerten Strömungen zu bleiben.<br />

Mittags legten wir eine ausgiebige Pause ein.<br />

Leichter Wind blies uns Kühlung auf der weiteren<br />

Fahrt zu. Der Fluss mäandert hier das gesamte<br />

Flussbett aus, in dem vielfarbiges Gestein bunt<br />

aus dem Wasser schimmert. Die Landschaft ist<br />

mediterran felsig, mit Sträu-chern und Bäumen<br />

an den Ufern. Um ca. 16 Uhr beschlossen wir ein<br />

Lager für die Nacht aufzuschlagen und wählten<br />

eine einladende Uferböschung mit Sträuchern<br />

als Schatten-spender zum Lagerplatz. Die Zelte<br />

23<br />

österreichischer kanu sport<br />

waren bald aufgestellt, mit ihnen Gaskocher<br />

und Küchen-gerät und bald gab es Chilly,<br />

Spargel, Nudeln und andere Köstlichkeiten zum<br />

Abendessen. Die Sonne versank allmählich rot<br />

am Horizont in unserem Rücken und mit der<br />

Dämmerung begannen Nachtigallen zu singen.<br />

Sie sangen die ganze Nacht bis zum Morgen, ein<br />

seltener Genuss in unserer lauten Zeit.<br />

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück,<br />

starteten wir die letzte, leider nur mehr kurze<br />

Etappe, hatte uns der Fluss mit seinen<br />

schnellfließenden Wässern doch sehr<br />

vorangeholfen. Hier in diesem Abschnitt verzweigt<br />

sich der Tagliamento noch einmal ausgiebig. Wir<br />

folgten dem Hauptlauf und versuchten dabei,<br />

die linke Flusshälfte zu bevorzugen, wollten wir<br />

doch an der linken Uferseite anlegen. Dadurch<br />

gerieten wir auch einmal in ziemlich niedriges<br />

Wasser und zogen dann unsere Boote wieder<br />

in die Hauptströmung zurück. Kurz bevor wir<br />

die Ausstiegsstelle erreichten beutelte eine gut<br />

getarnte Gegenströmung nach einem Zwickel<br />

unsere Boote kräftig durch, gleichsam als kleiner<br />

Gruß dieses wirklich schönen Flussabschnittes,<br />

den wir während der letzten 3 Tage befahren<br />

hatten. Die Ausstiegstelle unter der Ponte<br />

Pinzano, nächst Dignano war ideal zu erreichen.<br />

Das mittlerweile erheblich leichtere Gepäck und<br />

die Boote wurden geborgen, die in der Nähe<br />

abgestellten Autos geholt und bald nahmen<br />

wir mit einer Träne im Knopfloch Abschied von<br />

diesen herrlich sonnigen Frühlingstagen auf<br />

einem Fluss, der noch in seinem ursprünglichen<br />

Bett machen kann, was ihm gefällt. Hoffen<br />

wir, in unser aller Interesse, dass es so bleiben<br />

möge.<br />

Elisabeth Polleross

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