05.02.2013 Aufrufe

BREMER ÄRZTE JOURNAL - Ärztekammer Bremen

BREMER ÄRZTE JOURNAL - Ärztekammer Bremen

BREMER ÄRZTE JOURNAL - Ärztekammer Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63. Jahrgang, September 2010<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><br />

Suchtmedizin<br />

Zwischen Ethik<br />

und Ökonomie<br />

Mitteilungsblatt der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong> und der<br />

Kassenärztlichen Vereinigung <strong>Bremen</strong><br />

J O U R N A L<br />

09<br />

10


2<br />

inhALt<br />

titeLthemA Dr. Peter Heinen, Dr. John Koc<br />

4 Schwerpunkt: Suchtmedizin<br />

Dr. Heribert Fleischmann<br />

4 Behandlung Suchtkranker: Ethik und Ökonomie<br />

Prof. Dr. Stephan Teyssen<br />

7 Alkoholassoziierte Organschäden<br />

Dr. John Koc, Dr. Wolfgang Poser<br />

11 Benzodiazepine: Therapie, Missbrauch und Abhängigkeit<br />

Dr. Peter Heinen, Dr. John Koc<br />

13 Substitution in <strong>Bremen</strong>: Grundlagen und Empfehlungen<br />

Dr. Kerstin Boomgarden­Brandes, Prof. Dr. Bernd Mühlbauer<br />

14 Einsatz von Benzodiazepinen bei Substitution problematisch<br />

Christel Lüdecke<br />

16 Sucht und Traumafolgestörung<br />

AktueLLeS 18 Hausarztverträge: Fluch oder Segen?<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

11 18 21 250 Fortbildungs-<br />

Fortbildungs-<br />

die Benzodiazepinabhängigkeit<br />

ist die dritthäufigste<br />

Suchtkrankheit in deutschland.<br />

durch sensiblen<br />

umgang und korrekten<br />

einsatz von Benzodiazepinen<br />

kann diese Abhängigkeit<br />

allerdings vermieden werden.<br />

diskussionen zu hausarztvertrags-modellen<br />

beschäftigen zurzeit viele<br />

Ärzte. kollektivvertrag<br />

oder hausarztzentrierte<br />

Versorgung? der hausärzteverband<br />

<strong>Bremen</strong> hat seine<br />

Wahl getroffen.<br />

20 Wahl zur Vertreterversammlung der KV <strong>Bremen</strong>: Auf die Liste, fertig los!<br />

21 Fortbildung für Krankenhausfachärzte<br />

RuBRiken 3 Bremer Standpunkt<br />

24 Akademie<br />

25 Namen und Nachrichten<br />

26 Recht<br />

26 Anzeigenbörse<br />

27 Impressum<br />

punkte<br />

23 Vorgestellt: Der Ausschuss Gesundheit, Umwelt, Prävention<br />

innerhalb von fünf Jahren<br />

müssen Fachärzte und<br />

psychologische Psychotherapeuten<br />

im krankenhaus<br />

250 Fortbildungspunkte<br />

nachweisen. der erste<br />

Fünf jahreszeitraum endet<br />

am 31. de zember.<br />

© Sven weber/Fotolia.com © WoGi/Fotolia.com © rrrob/Fotolia.com


<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10 BRemeR StAndPunkt<br />

Ohne Fleiß mehr Preis?<br />

Mit einigen Erwartungen fuhr eine Bremer Delegation im Juli<br />

nach Erfurt. Dort sollte das Bundesarbeitsgericht über die Klage<br />

eines Bremer Arztes entscheiden. Der Arzt wollte klargestellt<br />

haben, dass ein Arbeitgeber nicht über die im Arbeitszeitgesetz<br />

vorgeschriebene Ruhezeit verfügen darf, sondern dass in dieser<br />

Zeit keine Arbeitspflicht angenommen werden darf. Dabei ging<br />

es dem Kläger nicht um quasi doppelte Vergütung von nächtlichen<br />

Bereitschaftsdiensten (weniger Arbeit wegen Ruhezeit<br />

und darüber hinaus Freizeitausgleich), sondern er forderte, dass<br />

der Arbeitgeber einen Freizeitausgleich für geleistete Dienste zu<br />

einer anderen Zeit als der gesetzlichen Ruhezeit gewähren<br />

müsse. Denn es wäre einem Arbeitgeber durchaus möglich, die<br />

Arbeitszeiten so zu planen, dass die ihm geschuldete Wochenarbeitszeit<br />

erbracht werden kann, obwohl Ruhezeiten nach Bereitschaftsdiensten<br />

anfallen. Ein dann eingeplanter Freizeitausgleich<br />

außerhalb der Ruhezeiten würde für beide Seiten zu einem<br />

befriedigenden Ergebnis kommen: Der Arbeitgeber vergütet<br />

den Dienst in zusätzlich gewährter Freizeit an Stelle von<br />

tatsächlich geschuldeter Arbeitsleistung, der Arzt hat seinerseits<br />

einen Vorteil gegenüber jenen, die keine Dienste leisten müssen.<br />

Wie solche Pläne aussehen könnten, haben wir im Bremer<br />

Ärztejournal vom Juni 2009 veröffentlicht. So wurde auch dem<br />

Gericht gegenüber argumentiert. Leicht fassungslos vernahm<br />

man dann das Urteil: Die gesetzliche Ruhezeit, in der der Gesetzgeber<br />

das Arbeiten verbietet, darf zum Freizeitausgleich für<br />

Bereitschaftsdienste benutzt werden, also quasi fiktiv vom Arbeitgeber<br />

als geschuldete Arbeitszeit verplant werden. Dies führt<br />

dann zu dem absurden Ergebnis, dass der Arbeitgeber gar keinen<br />

Anreiz hat, Arbeitspläne so aufzustellen, dass ein Arzt/eine<br />

Ärztin die tariflich geschuldete Wochenregelarbeitszeit trotz angeordneter<br />

Bereitschaftsdienste erbringen kann. Ein Arbeitgeber<br />

kann so viele Dienste anordnen, dass der Arzt/die Ärztin<br />

wegen der gesetzlichen Ruhezeiten (die nach dieser Logik als<br />

nicht gearbeitete aber geschuldete Arbeitszeit gelten) sein<br />

Stundensoll nicht erreicht, obwohl er beziehungsweise sie über<br />

die Maßen ­ eben in Bereitschaftsdiensten ­ eingesetzt wurde.<br />

Wer viele Bereitschaftsdienste machen muss, z. B. weil Ärzte<br />

fehlen, der bekommt dann „Minusstunden“ und weniger für<br />

seine Arbeitsleistung, als jemand der wenige oder keine Dienste<br />

macht. Wen wundert es dann, wenn Ärztinnen und Ärzte und<br />

übrigens auch Pflegekräfte nicht mehr bereit sind, aufreibende<br />

Nacht­ und Wochenenddienste zu leisten und sich andere<br />

Tätigkeitsfelder suchen. Die Konsequenz kann nur sein, dass<br />

Betroffene einer Überschreitung der gesetzlichen Höchstarbeitszeit<br />

von 48 Wochen stunden (inklusive aller Dienste!) nicht mehr<br />

zustimmen. Einem solchen „opt­out“ auf maximal z. B. 60 Wochenstunden<br />

(nach TV­Ärzte/VKA) muss ja einzelvertraglich<br />

schriftlich zugestimmt werden. Und dazu kann man nur raten,<br />

wenn der Arbeitgeber sich gleichzeitig in diesem Vertrag verpflichtet,<br />

die Arbeitszeit so zu planen, dass keine „Minusstunden“<br />

entstehen oder aber eine Vergütungsregelung zugesteht,<br />

die das ebenfalls verhindert. Es bleibt außerdem der Weg, bei<br />

den nächsten Tarifverhandlungen zusätzlich eine entsprechende<br />

Regelung in die Tarif verträge aufzunehmen. Welche Bedeutung<br />

die „Minusstundenproblematik“ nicht nur in <strong>Bremen</strong> sondern<br />

deutschlandweit hat, zeigte sich ja schon an den Streiks in diesem<br />

Jahr. Durch die erreichte deutlich bessere Vergütung der<br />

Bereitschaftsdienststunden wird wenigstens dem Anreiz entgegen<br />

gewirkt, mit „billigeren“ Bereitschaftsdienststunden „teurere“<br />

Regelarbeitszeit aufzufüllen. Dennoch lässt der unverständliche<br />

Richterspruch die Problematik fortbestehen, dass<br />

ausgerechnet bei hoher Belastung durch viele angeordnete<br />

Dienste „Minusstunden“ entstehen und z. B. kein Ausgleichstag<br />

nach Wochenenddiensten frei gegeben werden kann, weil alle<br />

Stundenreserven aufgebraucht sind.<br />

Ohne Zweifel wäre für den Arbeitsfrieden insgesamt und auch<br />

als Zeichen der Wertschätzung des Einsatzes in Bereitschaftsdiensten<br />

eine andere Bewertung der gesetzlichen Ruhezeit hilfreicher<br />

gewesen. Denn die Betroffenen werden sich dennoch<br />

gemäß ihrem Gerechtigkeitsempfinden verhalten und dort, wo<br />

Arbeitgeber an schlechten Arbeitszeitmodellen mit hoher Dienstbelastung<br />

und „Vergütung“ durch „Minusstunden“ festhalten,<br />

ihre eigentlich so dringend gebrauchte ärztliche Arbeitskraft<br />

nicht mehr zur Verfügung stellen. Wer dann noch über 48 Wochenstunden<br />

ärztlich tätig sein möchte, kann das ja als Honorararzt<br />

tun. Vielleicht also war der Richterspruch aus Erfurt nur eine<br />

sehr subtile Erinnerung daran, dass auch für angestellte Ärztinnen<br />

und Ärzte gilt: Der Arztberuf ist ein freier Beruf!<br />

Dr. Heidrun Gitter,<br />

Vizepräsidentin der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong><br />

3


4<br />

Schwerpunkt:<br />

Suchtmedizin<br />

Aufgrund der Häufigkeit und Schwere<br />

von Suchterkrankungen und ihren Bedeutungen<br />

für alle medizinischen Bereiche<br />

wurde für diese Ausgabe das Thema<br />

Suchtmedizin gewählt. Sie finden Beiträge<br />

zu ethischen und ökonomischen Aspekten,<br />

zum Thema Alkoholfolgeerkrankungen<br />

sowie den Vor­ und Nachteilen<br />

des moderaten Alkoholkonsums, zur Benzo<br />

diazepin­Abhängigkeit (und zum Verschreibungsverhalten)<br />

sowie zur Behandlung<br />

und Substitution Drogenabhängiger,<br />

auch im Hinblick auf somatische und psychiatrische<br />

Komorbidität. Eine aktuelle<br />

Übersicht über alle Angebote der Bremer<br />

Sucht­ und Drogenhilfe finden Sie auf der<br />

Internetseite des Bremer Ärztejournals<br />

www.baej.de. Wir danken allen Autoren<br />

herzlich. Aufgrund des begrenzten Plat­<br />

zes konnten wir einige Themen leider<br />

nicht berücksichtigen. Die stoffungebundenen<br />

Süchte z. B. wären einen eigenen<br />

Schwerpunkt wert gewesen. Wir hoffen<br />

jedoch, dass Sie interessante Beiträge<br />

und Anregungen entdecken und für die<br />

Thematik sensibilisiert werden. Es lohnt<br />

sich!<br />

Dr. Peter Heinen,<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin,<br />

Dr. John Koc,<br />

Facharzt für Psychiatrie,<br />

Suchtmedizinische Grundversorgung,<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Ethik<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Behandlung<br />

Ökonomie und Ethik sind auch bei der Versorgung<br />

Suchtkranker in der Regel Gegenpositionen. Kriterien für eine<br />

optimierte Verteilung von knappen Gütern für Suchtkranke<br />

müssen entwickelt, das Suchtkonzept auf<br />

seine ethischen Implikationen<br />

hinterfragt werden.<br />

Ökonomie wird auf die Verteilung knapper<br />

Mittel nach betriebswirtschaftlicher Rationalität<br />

reduziert, Rationierungsmaßnahmen<br />

werden mit wirtschaftlichen Zwängen<br />

begründet, die im Prinzip gegen den zentralen<br />

Grundsatz der Versorgung ohne Ansehen<br />

von Status und Person verstoßen,<br />

was nach dem ärztlichen Ethos nicht zu<br />

rechtfertigen ist, aber „ökonomisch“ als<br />

unumgänglich gilt. Ressourcen für Suchtkranke<br />

konkurrieren mit Gütern, die für die<br />

Bewältigung anderer Krankheiten und anderer<br />

gesellschaftlicher Aufgaben benötigt<br />

werden. Sind sie ökonomisch und ethisch<br />

zu rechtfertigen?<br />

Ausmaß des Ressourcenbedarfs<br />

Nach dem Ansatz der Global Burden of Disease­Studie<br />

verlieren Bürger der Industrienationen<br />

die meisten gesunden Lebensjahre<br />

durch alkoholbedingte Erkrankungen<br />

(5 Prozent) nach ischämischen<br />

Herzerkrankungen (8,4 Prozent) und der<br />

unipolaren Depression (7,9 Prozent). Von<br />

etwa 82 Millionen Deutschen sind ca. 40<br />

Millionen der 18 bis 59­Jährigen Alkoholkonsumenten.<br />

Davon haben 9,6 Millionen<br />

alkoholbezogene körper liche, psychische<br />

oder soziale Störungen. Etwa 1,6 Millionen<br />

leiden an der psy chischen Erkrankung<br />

„Alkohol abhängigkeit“. In somatischen Kliniken<br />

werden ca. 770.000 Menschen mit<br />

alkoholbezogenen Störungen behandelt.<br />

Alkoholabhängigkeit wird bei der Ermittlung<br />

der DRG bei 300.000 Kranken als<br />

Hauptdiagnose gestellt. In der Suchtpsychiatrie<br />

werden weitere 300.000 Alko holabhängige<br />

behandelt. Aufgrund ökonomischer<br />

(?) Zwänge kam es seit Einführung<br />

der PsychPV 1991 zu einer Umverteilung<br />

der erbrachten Leistungen, weg<br />

von mehr (psycho)therapienahen hin zu<br />

kriseninterventionellen Therapieverfahren.<br />

Die Verlagerung in Richtung medizinisch<br />

aufwändiger Behandlungsfälle hat<br />

zu einer Leistungsverdichtung mit einer<br />

Verkürzung der Behandlungszeiten geführt,<br />

die in vielen Einrichtungen die<br />

Effektivität der Behandlung in Frage<br />

stellt. In Einrichtungen des Suchthilfesystems<br />

werden ca. 55.000 stationäre<br />

und 155.000 ambulante Entwöhnungsbehandlungen<br />

pro Jahr durchgeführt. Die<br />

volkswirtschaftlichen Kosten werden für<br />

das Jahr 2002 in Deutschland auf insgesamt<br />

24,4 Milliarden Euro geschätzt. Dies<br />

entspricht 1,16 Prozent des BIP. 69,8 Prozent<br />

der Gesamtkosten werden durch<br />

Männer verursacht. 8,4 Milliarden Euro<br />

entfallen auf direkte Kosten wie die ambulante<br />

und stationäre Behandlung oder<br />

die Rehabilitation. 60 Milliarden Euro<br />

werden für indirekte Kosten wie Mortalität,<br />

Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung<br />

© Gina Sanders/Fotolia.com © Alx/Fotolia.com


<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10 Suchtmedizin<br />

Suchtkranker<br />

Ökonomie<br />

ausgegeben. Der Ausgabenanteil für Sucht<br />

liegt im Vergleich zu anderen psychischen<br />

Erkrankungen bei unterproportional niedrigen<br />

12 Prozent.<br />

Moral und Ethik<br />

Sucht wird häufig als Ergebnis eines<br />

schuldhaft selbstschädigenden Verhaltens<br />

gesehen. Entsprechend moralisierend begegnet<br />

man Suchtkranken. Das Bundessozialgericht<br />

hat dagegen bereits 1968<br />

festgestellt, dass Trunksucht eine Krankheit<br />

ist, mit Kontrollverlust und Unfähigkeit,<br />

das Trinken zu beenden. Trotzdem<br />

wird Sucht nicht immer als Krankheit begriffen.<br />

Die Ignoranz betrifft nicht nur<br />

Laien, sondern auch „Fachleute“ der medizinischen<br />

Versorgung und Krankenversicherer.<br />

Wenn nun aber Sucht eine Krankheit<br />

ist, dann gelten für Alkoholkranke die<br />

gleichen ethischen Maßstäbe wie für alle<br />

Kranken. Beauchamp und Childress (2009)<br />

unterscheiden aus medizinethischer Sicht<br />

„4 Prinzipien mittlerer Reichweite“, nämlich<br />

das Nichtschadensprinzip, das Prinzip<br />

der positiven Fürsorgepflicht, das Prinzip<br />

der Selbstbestimmung und des Respekts<br />

vor der Autonomie sowie das Prinzip der<br />

(Verteilungs)Gerechtigkeit oder Fairness.<br />

Ziel ist die gerechte Verteilung von Ressourcen,<br />

wie z. B. finanzielle Mittel oder<br />

andere Güter – auch für Suchtkranke.<br />

„Gleiche sollen gleich, Ungleiche ungleich<br />

behandelt werden“. Ferner sollen Güter<br />

„je nach Bedarf verteilt werden“. Es geht<br />

folglich um bedarfsgerechte Versorgungsstrukturen.<br />

Zur Ökonomie der Behandlung<br />

Die Wirtschaftswissenschaft untersucht<br />

den rationalen Umgang mit Gütern, die<br />

nur beschränkt verfügbar sind. Nachhaltiges<br />

Wirtschaften bedeutet, die Bedürfnisse<br />

der heutigen Zeit so zu befriedigen,<br />

dass auch nachfolgende Generationen ein<br />

intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches<br />

System vorfinden und somit<br />

dieselben Möglichkeiten haben, ihre Bedürfnisse<br />

zu befriedigen, wie die heutige<br />

Generation. Man spricht deshalb von Generationengerechtigkeit.<br />

Für eine gerechte<br />

Verteilung von Gütern für Suchtkranke<br />

– auch im Hinblick auf andere konkurrierende<br />

Versorgungsbedarfe – müssen<br />

Kriterien für die Vorzugswürdigkeit bestimmter<br />

Leistungen (Priorisierungsregeln)<br />

mit dem Ziel der „Outcome­Maximierung“<br />

angegeben werden. Unter anderen sind<br />

dies „Wirkung“ (Effektivität) einer Leistung<br />

in Bezug auf Ressourcenverbrauch<br />

sowie „Inanspruchnahme“ der Leistung<br />

(Effizienz). Ziel muss sein, das Geld so<br />

auszugeben, dass es den größtmöglichen<br />

individuellen und gesellschaftlichen Nut­<br />

zen hat. Unter Effektivitätsgesichtspunkten<br />

wird meist ein linearer Zusammenhang<br />

zwischen Ressourcenverbrauch (Aufwand,<br />

Kosten) und Effekt (Nutzen) angenommen,<br />

wobei in der Realität um­<br />

gekehrte U­Kurven – wie letztlich bei allen<br />

Wirkungsgradkurven – zu erwarten und<br />

klinisch zu beobachten sind. So hat jeder<br />

(therapeutische) Aufwand ein optimales<br />

Wirkungsmaximum, das nicht immer auf<br />

linearen Weg erreicht wird. Ein weiteres<br />

Kernkriterium für die Beurteilung einer<br />

gerechten Ressourcenverteilung ist die Inanspruchnahme<br />

beziehungsweise Akzeptanz<br />

einer Leistung. Die Feststellung, dass<br />

eine Leistung mit großem Nutzen für wenige<br />

beziehungsweise eine Leistung mit<br />

geringem Nutzen für viele ökonomisch<br />

fragwürdig ist, ist trivial, und doch werden<br />

solche Grundsätze nicht immer beachtet.<br />

So bekommen (gleiche) psychisch<br />

Kranke in unterschiedlicher Weise Ressourcen<br />

zugeteilt.<br />

Mögliche Versorgungsstrukturen<br />

Es stellt sich somit aus ethischer und ökonomischer<br />

Sicht gleichermaßen, das<br />

heißt widerspruchsfrei, die Frage nach<br />

Kriterien für eine gerechte, das heißt optimierte<br />

Verteilung von knappen Gütern<br />

für Suchtkranke. Unter diesen Aspekten<br />

ist ein gegliedertes System von Versorgungsebenen<br />

mit spezifischen Aufträgen,<br />

Kompetenzen, Verantwortungen und Qualitätsansprüchen<br />

zu definieren. In groben<br />

Zügen können drei Versorgungsebenen<br />

unterschieden werden: Die Ebene der<br />

Kontaktaufnahme und Primärversorgung<br />

(somatische Kliniken, Hausärzte und Beratungsinstitutionen);<br />

auf der zweiten<br />

Ebene die suchtspezifische Basisversorgung<br />

(Spezialambulanzen, suchtpsychiatrische<br />

Institutsambulanzen und psychosoziale<br />

Behandlungs­ und Beratungsstellen);<br />

auf der dritten Ebene die suchtspezifische<br />

Spezialversorgung (Spezialkliniken<br />

und ambulante Spezialeinrichtungen für<br />

Rehabilitation/Entwöhnung). Diese Versorgungsebenen<br />

sind horizontal und vertikal<br />

zu vernetzen, um eine optimale Inanspruchnahme<br />

zu erreichen (eine bedarfsgerechte<br />

Versorgung bedeutet nicht<br />

eo ipso eine Zuweisung nach maximalistischen<br />

Versorgungsregeln). Für eine verbesserte<br />

Versorgungsgerechtigkeit sind<br />

auch neue Organisationsformen der Vernetzung<br />

und Integration ambulanter, teilstationärer<br />

und stationärer Angebote<br />

über die verschiedenen Therapieformen<br />

wie Entzugsbehandlungen, Reha bili tation,<br />

Behandlung chronisch mehr fach<br />

5


6<br />

Suchtmedizin<br />

Beeinträchtigter hinaus zu entwickeln. Solche<br />

Maßstäbe müssen gleichermaßen für<br />

die Optimierung der Kostenträgerlandschaft<br />

gelten, wobei die Vorzüge des gegliederten<br />

Systems erhalten bleiben müssen.<br />

Chancen und Risiken in Thesen<br />

Ethik und Ökonomie im so verstandenen<br />

Sinne eröffnen Chancen für die Suchtkrankenbehandlung.<br />

Sucht ist im gegliederten<br />

System, auch im Entzug, primär als<br />

psychische Erkrankung zu behandeln. Die<br />

hohe Belastung mit somatischer und psychischer<br />

Komorbidität spricht für interdisziplinäre<br />

Behandlungsansätze in multiprofessionellen<br />

Teams (biopsychosozialer<br />

Ansatz). Ein gegliedertes Versorgungssystem<br />

verhindert unangepasste Minimal­<br />

oder Maximalversorgung unter Nutzung<br />

von Synergien. Integrative Organisationsformen<br />

mit nahtlosen Übergängen<br />

zwischen den Behandlungsformen einschließlich<br />

Rehabi litation und den am bulanten<br />

sowie (teil)stationären Versorgungssegmenten<br />

sind gleichermaßen ethisch<br />

wie ökonomisch begründet. Dies gilt<br />

auch für die Vernetzung des psychosozialen<br />

Suchthilfesystems mit der Suchtpsychiatrie,<br />

dem medizinisch­somatischem Hilfesystem,<br />

der Alten­ und Jugendhilfe und<br />

der Forensik. Die Risiken wären bei „ökonomischer“,<br />

auf Betriebswirtschaft reduzierter<br />

Betrachtung erheblich. Ziel wäre<br />

dann eine Gewinnmaximierung von Ren­<br />

diten z. B. auf Kosten der tatsächlichen<br />

Qualität bei hoher formalistischer, das<br />

heißt bürokratischer, Qualität. Therapeuten<br />

müssten nach „Produktivität“ (z. B. Patientenkontakte<br />

pro Zeiteinheit) „gemessen“<br />

werden. Leichter „kalkulierbare“ somatische<br />

Aspekte der Sucht würden stärker<br />

gewichtet unter Verkennung von Sucht als<br />

psychische Erkrankung. Die Ablehnung von<br />

Fallpauschalen (DRG) in der Psychiatrie<br />

wäre kaum zu begründen. Falsche Behandlungsanreize<br />

mit sekundären Stigmatisierungen<br />

der Patientengruppe wären<br />

nicht zu verhindern. Eine zunehmende<br />

„Kapitalisierung“ von Sucht/Krankheit<br />

drohte gleichermaßen durch die Suchtmittelindustrie<br />

(Markterschließung), durch Patienten<br />

(Krankheit als letzter „Besitz“, der<br />

ein Einkommen über AU oder Frührente<br />

sichert), durch die Versichertengemeinschaft<br />

(Gesundheit als Ware und käufliches<br />

Gut), durch Kostenträger („Industrialisierung“<br />

in Form von Therapiepaketen wie<br />

bei Pauschalreisen), durch Wissenschaft<br />

(Reduzierung auf vermarktbare evidenzbasierte<br />

Strategien unter Ausgrenzung erfahrungsbasierter,<br />

der multidimensionalen<br />

Komplexität von Krankheit Rechnung tragender<br />

Therapieformen), durch Therapeuten<br />

(Einstellungs­ und Haltungswandel in<br />

der Therapeut­Patient­Beziehung in Richtung<br />

Priorisierung des Erlöswertes der<br />

Krankheit statt Fokussierung der Bedürftigkeit<br />

des kranken Menschen).<br />

Wenn die Seele auf den Körper drückt<br />

Bei etwa einem Viertel aller Patienten finden Ärzte keine oder keine ausreichenden<br />

organischen Ursachen für ihre Beschwerden – trotz High­Tech­Medizin und<br />

moderner Diagnostik. Somatoforme Störungen sind deshalb am 22. September<br />

Thema in der Veranstaltungsreihe „KVHB: Hautnah – Eine Veranstaltung für Patienten<br />

und deren Angehörige“.<br />

Datum: Mittwoch, 22. September 2010<br />

Uhrzeit: 16.00 bis ca. 17.30 Uhr<br />

Ort: Kassenärztliche Vereinigung <strong>Bremen</strong> (KVHB)<br />

Gebühr: Kostenlos<br />

Referenten: Dr. Renate Ronski (Fachärztin für Allgemeinmedizin)<br />

Dr. Christiane König (Fachärztin für Gynäkologie)<br />

Christian Warrlich (Ärztlicher Psychotherapeut)<br />

Carmen Vogel (Gesundheitsamt <strong>Bremen</strong> / Selbsthilfe­ und Gesundheitsförderung)<br />

Dr. Thomas Liebsch (Vorsitzender der Vertreterversammlung der KV <strong>Bremen</strong>)<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Herausforderungen<br />

Konzepte für den Umgang mit neuen<br />

Süchten wie z. B. Glücksspiel­, Internet­<br />

oder Mediensucht sind zu entwickeln.<br />

Neue Behandlungsmethoden wie die<br />

Diamorphinbehandlung sind ethisch und<br />

ökonomisch zu überprüfen, ebenso die<br />

von Kostenträgern unter dem Aspekt der<br />

Kostenminimierung favorisierte Ambulantisierung<br />

der Behandlung. Positionierungen<br />

sind gegenüber Phänomenen wie<br />

dem Neuro­Enhancement und „Brain<br />

doping“, neuen Formen der Selbstmanipulation,<br />

erforderlich. Möglichkeiten zur<br />

besseren Vernetzung und Kooperation<br />

über die Systemgrenzen hinaus sind zu<br />

prüfen. Priorisierungsregeln und Verteilungskriterien<br />

für die Ressourcenallokation<br />

sind weiter zu entwickeln. Das Suchtkonzept<br />

ist auf seine ethischen Implikationen<br />

zu hinterfragen. Innovative Therapieformen<br />

unter Einbeziehung des Inter ­<br />

nets mit virtuellen Sucht­ und Konsum­<br />

räumen einerseits sowie Therapie räumen<br />

andererseits sind auf Wirksamkeit, Erreichbarkeit<br />

und ethisch­ökonomische<br />

Verträglichkeit zu untersuchen.<br />

Literatur beim Verfasser.<br />

Dr. Heribert Fleischmann,<br />

Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie,<br />

Bezirkskrankenhaus Wöllershof<br />

KVHB: Hautnah – Eine Veranstaltung für Patienten und deren Angehörige<br />

www.kvhb.de/<br />

termine/hautnah.php


<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10 Suchtmedizin<br />

Alkoholassoziierte Organschäden<br />

Alkoholhepatitis und Pankreatitis zählen zu den häufigsten Folgeerkrankungen erhöhten<br />

Alkoholkonsums. Trotz einiger Studienergebnisse zu positiven Auswirkungen moderaten<br />

Alkoholkonsums auf das Herz-Kreislaufsystem steht fest: Risikofreies Alkoholtrinken gibt<br />

es nicht.<br />

Abb. 1: Wirkung des akuten und chronischen Alkoholkonsums auf die Mundhöhle, den Rachen und den<br />

Gastrointestinaltrakt.<br />

Alkoholassoziierte Erkrankungen gehen<br />

mit erheblichen gesundheitlichen und sozialen<br />

Folgen für Patienten, Familien und<br />

die Gesellschaft einher. Positiv ist trotzdem,<br />

dass der überwiegende Anteil der<br />

Bevölkerung alkoholische Getränke in einer<br />

Weise zu sich nimmt, die nicht zu negativen<br />

Folgen für die eigene Person oder<br />

für Dritte führt (vgl. Tab. 1). Obwohl es<br />

„nur“ eine Minderheit der Bevölkerung<br />

ist, die mit alkoholischen Getränken nicht<br />

adäquat umgehen kann, sind die alkoholbedingten<br />

Folgen in der Gesellschaft beträchtlich.<br />

Weltweit schätzt die WHO, dass<br />

6 Prozent des Bruttosozialproduktes einer<br />

Industrienation für die alkoholassoziierten<br />

Folgeschäden verwendet werden. Der<br />

volkswirtschaftliche Schaden beziffert sich<br />

in Deutschland auf etwa 24 Milliarden<br />

Euro jährlich (DHS 2008). Neben den gesundheitlichen<br />

Schäden spielen auch andere<br />

Risiken im Zusammenhang mit Alkohol<br />

eine Rolle, z. B. alkoholbedingte Unfälle<br />

am Arbeitsplatz oder Probleme im<br />

sozialen Bereich. Bis zu 75 Prozent der<br />

Alkoholiker, die zur stationären Entwöhnungsbehandlung<br />

kommen, leiden an<br />

Alkoholfolgekrankheiten. Bei 29 Prozent<br />

der Männer und 9 Prozent der Frauen, die<br />

in ein Allgemeinkrankenhaus eingewiesen<br />

wer den, liegt eine alkoholassoziierte<br />

Erkrankung vor. Besonders betroffen sind<br />

Erwachsene im mittleren Alter (35­55<br />

Jahre).<br />

Alkohol schädigt direkt und konzentrationsabhängig<br />

die Schleimhaut von Mundhöhle<br />

und Ösophagus und kann eine Refluxösophagitis<br />

unterschiedlichen Grades<br />

hervorrufen. Neben der Wirkung auf die<br />

Schleimhaut senkt Alkohol am Ösopha­<br />

Anteil [%]<br />

3,1 Lebenslang abstinente Personen<br />

8,0 Nur letzte 12 Monate abstinent<br />

14,1 Nur letzte 30 Tage abstinent<br />

gus beim gesunden Menschen akut den<br />

Tonus des unteren Ösophagussphinkters<br />

beziehnungsweise hemmt die primäre<br />

Peristaltik. Daraus resultiert ein gehäuftes<br />

und verlängertes Auftreten gastroösophagealer<br />

Refluxe mit verminderter<br />

Ösophagus­Clearance. Chronischer Alkoholkonsum<br />

bewirkt zusätzlich zu diesen<br />

Veränderungen eine veränderte sekundäre<br />

Peristaltik. Im Magen schädigt Alkohol<br />

in den Konzentrationen und Mengen<br />

in alkoholischen Getränken (10­40 Vol.­%)<br />

innerhalb von 30 Minuten zu dosisabhängigen<br />

Läsionen der Magenmukosa mit der<br />

Folge einer akuten (hämorrhagischen) Gas­<br />

tritis, dessen Abheilung mehr als 24 Stunden<br />

dauert (vgl. Abb. 2, Seite 8). Eine<br />

Potenzierung der toxischen Alkoholwirkung<br />

ist durch zusätzlichen Gebrauch von<br />

nichtsteroidalen Antiphlogistika mög lich.<br />

Äthanol hat einen konzentrationsab hängigen<br />

Effekt auf die Magensäure sekretion:<br />

niedrigprozentige Äthanollösungen (bis<br />

4 Vol.­%) bewirken eine mäßige Stimulation,<br />

höherprozentige (bis 40 Vol.­%)<br />

Äthanollösungen hemmen eher die Magensäuresekretion.<br />

Dagegen stimulieren<br />

durch Vergärung hergestellte alkoholische<br />

Getränke wie Bier, Wein, Champagner<br />

oder Sherry die Magensäuresekretion<br />

nahezu maximal. Untersuchungen<br />

der eigenen Arbeitsgruppe haben<br />

gezeigt, dass es sich bei den maximal die<br />

Verteilung des Alkoholkonsums der erwachsenen Bundesbürger<br />

(Altersgruppe 18–64 Jahre)<br />

Tab. 1<br />

64,2 Risikoarmer Konsum > 0 – 30 g beim Mann; > 0 – 20 g bei der Frau<br />

7,9 Riskanter Konsum > 30 – 60 g beim Mann; > 20 – 40 g bei der Frau<br />

2,8 Gefährlicher oder<br />

Hochkonsum<br />

> 60 g beim Mann; > 40 g bei der Frau<br />

7


8<br />

Suchtmedizin<br />

a b<br />

Magensäure stimulierenden Inhaltsstoffen<br />

um die Dicarboxylsäuren Bernsteinsäure<br />

und Maleinsäure handelt. Alkoholische<br />

Getränke, die durch alkoholische<br />

Vergärung und anschließende Destillation<br />

entstehen, z. B. der Großteil der Aperitifs<br />

und hochprozentige Spirituosen,<br />

stimulieren die Säuresekretion nicht. Epidemiologische<br />

Studien deuten darauf<br />

hin, dass chronischer Alkoholkonsum kein<br />

Risikofaktor für die Helicobacter­pylori­<br />

Prävalenz in der Magenschleimhaut darstellt.<br />

Eine Interaktion zwischen der mukosaschädigenden<br />

Wirkung des Äthanols<br />

und einer präexistenten Helicobacter­pylori­Infektion<br />

konnte bislang nicht nachgewiesen<br />

werden. Die große Mehrheit<br />

der retrospektiven, epidemiologische Untersuchungen<br />

kommen zu dem Schluss,<br />

dass akuter und chronischer Alkoholkonsum<br />

nicht mit einer erhöhten Inzidenz<br />

von Ulcera peptica im Magen und Duodenum<br />

assoziiert ist.<br />

Am Dünndarm schädigt Alkohol die<br />

Schleimhaut konzentrationsabhängig über<br />

die gleichen Mechanismen wie beim Ösophagus<br />

und Magen. Daraus kann eine Reduzierung<br />

der Dünndarmoberfläche (Zottenatrophie)<br />

und Hemmung der Absorption<br />

zahlreicher Nährstoffe im Dünndarm<br />

(wie Glucose und Aminosäuren) resultieren.<br />

Klinisch relevant wird diese Dünndarmschädigung<br />

aber nur bei starkem,<br />

chronischem Alkoholkonsum (Männer<br />

über 60 g/Tag, Frauen über 30 bis 40 g/<br />

Tag). Die alkoholinduzierte Mukosaschädigung<br />

hat jedoch weitreichende Folgen, da<br />

neue Studien darauf hinweisen, das durch<br />

die hierdurch bedingte Endotoxinämie<br />

einen entscheidende Rolle für alkoholassoziierte<br />

Organschäden, wie z. B. die Leberzirrhose,<br />

chronische Pankreatitis, Hirnatrophie,<br />

zerebrovaskuläre Erkrankungen<br />

und Polyneuropathie, darstellt.<br />

Alkohol folge erkrankungen<br />

Die Lebererkrankungen (Fettleber, Alkoholhepatitis,<br />

Zirrhose), die chronische<br />

Abb. 2:<br />

Wirkung von<br />

100 ml Whisky,<br />

der endoskopisch auf<br />

die Antrum mukosa<br />

des Magens gesprüht<br />

wurde:<br />

a) nach 240 Minuten;<br />

b) nach 24 Stunden.<br />

Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)<br />

und die Malignomerkrankungen<br />

sind die häufigsten Alkoholfolgeerkrankungen.<br />

Eine Fettleber wird bei Patien­<br />

ten mit chronischen Alkoholkonsum in<br />

bis zu 90 Prozent, eine Alkoholhepatitis<br />

in bis zu 50 Prozent und eine Leberzirrhose<br />

zwischen 20 und 30 Prozent gesehen.<br />

In Deutschland wird die Anzahl<br />

der Patienten mit Leberzirrhose auf mindestens<br />

300.000 geschätzt, davon mehr<br />

als 50 Prozent mit alkoholbedingter Zirrhose.<br />

Die Akutmortalität der Alkoholhepatitis<br />

liegt zwischen 15 und 25 Prozent<br />

(Haupttodesursachen sind Leberkoma,<br />

gastrointestinale Blutungen, das sogenannte<br />

hepatorenale Syndrom und Infektionen),<br />

die Vierjahresmortalität liegt bei<br />

35 Prozent. Besteht zum Zeitpunkt der<br />

Alkoholhepatitis eine Zirrhose, beträgt die<br />

Vierjahresmortalität sogar 60 Prozent. Mit<br />

einer deutlichen Risikosteigerung für die<br />

Lebererkrankung ist bei Männern ab einem<br />

Alkoholkonsum zwischen 40 und 60 g/Tag<br />

und bei Frauen ab einem Alkoholkon­<br />

sum von 20 bis 30 g/Tag zu rechnen. Bis<br />

40 g/Tag wird kein sicherer Effekt bei<br />

Männern beobachtet, bei 60 g/Tag ist das<br />

Risiko sechsfach erhöht, bei 80 g/Tag vierzehnfach<br />

erhöht. Das Risiko der Frau ist<br />

nahezu doppelt so hoch wie das der Männer.<br />

Neuere Daten zeigen bereits für geringe<br />

Mengen (12 g/Tag) ein im Vergleich<br />

zu Nichttrinkern erhöhtes Risiko für eine<br />

Leberzirrhose. Neben Veränderungen des<br />

Immunsystems, der toxischen Wirkung des<br />

Acetaldehyds, metabolischen Auswirkungen<br />

(oxidativer Stress, Endotoxin­ bzw.<br />

Zytokinexpression, Aktivierung neutrophiler<br />

Granulozyten etc.) spielen Ernährungsfaktoren<br />

in der Pathogenese alkoholinduzierter<br />

Lebererkrankungen eine Rolle.<br />

Die häufigste und wichtigste alkoholbedingte<br />

Erkrankung des Pankreas ist die<br />

chronische Pankreatitis und imponiert klinisch<br />

häufig als eine „akute“ Pankreatitis<br />

bei bereits bestehenden morphologischen<br />

Zeichen einer chronischen Bauch­<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

speicheldrüsenerkrankung. Bei einem<br />

chronischen Alkoholabusus von mehr als<br />

80 g Alkohol (entspricht circa 1 Liter Wein)<br />

pro Tag und einer Dauer von durchschnittlich<br />

17 Jahren bei Männern und zehn Jahren<br />

bei Frauen ist eine klinische Manifestation<br />

der chronischen Pankreatitis absehbar.<br />

Dabei spielt nicht die Art des alkoholischen<br />

Getränks, sondern die abso ­<br />

lute Alkoholmenge für die Entwicklung<br />

der chronischen Pankreatitis die entscheidende<br />

Rolle. Als untere Dosis, ab der das<br />

Risiko für eine chronische Bauchspeicheldrüsenerkrankung<br />

ansteigt wird ein täglicher<br />

Alkoholkonsum von 20 g/Tag angenommen,<br />

wobei keine toxische Schwel ­<br />

lendosis existiert.<br />

Kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

Gegenstand der öffentlichen Diskussion<br />

sind die positiven Auswirkungen des moderaten<br />

Alkoholkonsums auf das Herz­<br />

Kreislaufsystem. Tatsächlich scheint moderater<br />

Alkoholkonsum die Mortalität bei<br />

der koronaren Herzerkrankung (KHK) zu<br />

senken. Mögliche, die Mortalität beeinflussende<br />

Mitfaktoren („confounder“) wie<br />

Alter, Rauchen, Hypertonie, BMI (Body<br />

Mass Index), Gesamtcholesterin und HDL­<br />

Cholesterin sind von untergeordneter Bedeutung.<br />

Die bisherigen Forschungsergebnisse<br />

deuten darauf hin, dass ein geringer<br />

bis moderater Alkoholkonsum pro<br />

Tag einen günstigen Effekt bei der Vorbeugung<br />

der koronaren Herzerkrankung<br />

und bei Durchblutungsstörungen des Gehirns<br />

(i.e. Schlaganfall) hat. Diese Wirkung<br />

scheint aber nur dann einzutreten,<br />

wenn keine anderen Risiken wie Herzrhythmusstörungen,<br />

Bluthochdruck und<br />

Stoffwechselstörungen vorliegen und das<br />

45. bis 50. Lebensjahr überschritten ist.<br />

Die als „french paradox“ beschriebene<br />

Beobachtung, dass vor allem bei der<br />

stark Rotwein trinkenden französischen<br />

Bevölkerung eine sehr niedrige Inzidenz<br />

der koronaren Herzerkrankung aufweist,<br />

wurde neben der Alkoholwirkung auf die<br />

im Rotwein sehr hohe Konzentration an<br />

phenolischen Inhaltsstoffen zurückgeführt.<br />

Jedoch konnte in mehreren Studien<br />

gezeigt werden, dass vor allem der Alkoholgehalt<br />

und nicht die Phenole hinsichtlich<br />

ihrer kardioprotektiven Wirkung entscheidend<br />

sind und dass diese Wirkung<br />

unabhängig vom alkoholischen Getränk<br />

ist (z. B. Wein, Bier, Spirituosen). Unabhängig<br />

hiervon können phenolische Inhaltsstoffe<br />

des Weins als Antioxidanzien<br />

im LDL­Stoffwechsel wirken und so zum<br />

antiatherogenen Effekt von Wein beitra­


<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10 Suchtmedizin<br />

gen (vgl. Tab. 2). Entscheidend bei der<br />

Alkoholwirkung ist außerdem nicht die<br />

rechnerisch durchschnittlich getrunkene<br />

Alkoholmenge, sondern der gleichmäßige<br />

Konsum einer moderaten Alkoholmenge<br />

pro Tag. Die protektive Alkoholwirkung<br />

wird höchstwahrscheinlich durch<br />

dessen Einfluss auf die Atherogenese und<br />

insbesondere auf den Lipoproteinstoffwechsel<br />

bewirkt, was zu einem günstigen<br />

HDL/LDL­Quotienten führt (vgl. Tab. 2). Die<br />

Beziehung zwischen Alkoholkonsum und<br />

Gesamtmortalität ist nicht L­förmig, sondern<br />

U­förmig. Moderater Alkoholkonsum<br />

weist – ohne Korrektur für Risikofakto­<br />

ren – eine bis zu 60­prozentige Reduktion<br />

der Zahl der Gesamttodesfälle auf. Ein<br />

protektiver Effekt wäre bei einem Alkoholkonsum<br />

zwischen 20 bis 40 g/Tag für<br />

Männer und für Frauen deutlich darunter<br />

anzunehmen. Bei höherem Alkoholkonsum<br />

steigt die Gesamtmortalität wieder<br />

an. Der protektive Effekt moderater Alkoholmengen<br />

ist auch bei Patienten mit<br />

bereits manifester KHK nachweisbar. Erwähnenswert<br />

ist, dass ein vergleichbarer<br />

Effekt auch durch eine ausgewogene Ernährung<br />

(Stichwort: „mediterrane Diät“)<br />

und sportliche Betätigung möglich ist.<br />

Erkrankungen, auf die moderater Alkoholkonsum eine<br />

höchstwahrscheinlich protektive Wirkung ausübt<br />

Koronare Herzerkrankung<br />

Protektive Wirkungsmechanismen des Alkohols<br />

n Erhöhung der HDL 2 ­ und HDL 3 ­Fraktionen<br />

n Senkung des Fibrinogen, der Blutplättchenaggregation und<br />

– in geringem Ausmaß – des LDLs<br />

n Erhöhung der fibrinolytischen Aktivität<br />

n Das genetisch determinierte Lipoprotein­a wird gesenkt<br />

Akuter aber vor allem chronischer Alkoholabusus<br />

birgt die Gefahr der Entstehung<br />

von Herzrhythmusstörungen wie<br />

z. B. supraventrikuläre Tachyarrhythmien<br />

(sogenannte „holiday heart syndrome“),<br />

Vorhofflattern, ventrikulären Extrasystolen<br />

sowie verschiedenen Formen der Erregungsleitungsverzögerungen<br />

mit AV­<br />

Blockierungen und Schenkelblockbildern.<br />

Inwieweit diese Arrhythmien auf die direkte<br />

arrhythmogene Potenz von Äthanol<br />

zurückzuführen sind, bleibt unklar. Zahlreiche<br />

Studien konnten eindeutig die erhöhte<br />

Inzidenz an Fällen von plötzlichem<br />

Herztod bei Patienten mit schwerem Alkoholabusus<br />

nachweisen. Etwa ein bis<br />

zwei Prozent aller Patienten mit chronischem<br />

Alkoholabusus entwickeln Symptome<br />

einer Herzinsuffizienz. Andererseits<br />

sind zwischen 40 und 60 Prozent der dilatativen<br />

Kardiomyopathien „unklarer Genese“<br />

auf chronischen Alkoholabusus zurückzuführen,<br />

wobei für die Krankheitsmanifestation<br />

die lebenslang kumulativ<br />

aufgenommene Alkoholmenge von ca.<br />

40 bis 80 g/Tag von entscheidender Bedeutung<br />

zu sein scheint. Außerdem wirkt<br />

Alkohol in einer linearen Beziehung<br />

blutdruckerhöhend: Ab einem Alkohol­<br />

Protektive Wirkungsmechanismen der phenolischen inhaltsstoffe<br />

alkoholischer Getränke<br />

n Beeinflussung des Arachidonstoffwechsel<br />

n Stimulation der Postaglandinsynthese<br />

n Hemmung der Thromboxansynthese<br />

n Hemmung sowohl der durch Thrombin als auch durch Adenosindiphosphat<br />

(ADP) induzierte Thrombozytenaggregation<br />

n Senkung der Sekretion an Apolipoprotein B<br />

n Antioxidative Wirkung<br />

n Blutdrucksenkung über eine durch Stickstoffmonoxid (NO)<br />

vermittelte Gefäßerweiterung<br />

Ischämischer Insult<br />

Tab. 2<br />

konsum von 30 g/Tag bei Männern beziehungsweise<br />

20 g/Tag bei Frauen ist<br />

ein signifikanter Anstieg des Blutdrucks<br />

wahrscheinlich. Eine Reduktion der Alkoholaufnahme<br />

beeinflusst den Blutdruck<br />

günstig. Bei Patienten mit Bluthochdruck<br />

wird daher ein weitgehender Verzicht auf<br />

Alkohol empfohlen.<br />

Alkoholkonsum und Krebs<br />

Chronischer Alkoholmissbrauch ist mit einer<br />

deutlich erhöhten Inzidenz bösartiger<br />

Tumoren der Schleimhaut (Karzinome) in<br />

Mundhöhle, Pharynx, Hypopharynx und<br />

Ösophagus assoziiert (vgl. Abb. 3 a, b,<br />

Seite 10). Dabei besteht unabhängig von<br />

der Art des konsumierten alkoholischen<br />

Getränks eine Dosis­Wirkungsbeziehung<br />

zwischen dem täglichen Alkoholkonsum<br />

und dem Karzinomrisiko: je mehr Alkohol,<br />

umso größer das Risiko. Das Risiko,<br />

an einem Mundhöhlen­ oder Kehlkopfkarzinom<br />

zu erkranken, ist bei einem<br />

täglichen Alkoholkonsum von 75 bis<br />

100 g um mehr als das 13­fache und bei<br />

über 100 g um das 14­fache erhöht gegenüber<br />

der Normalbevölkerung. Das höchste<br />

Risiko betrifft den Rachenkrebs. Für den<br />

Konsum von mehr als 100 g Alkohol pro<br />

Tag wurde ein relatives Risiko von 125<br />

errechnet. Wird bei Rauchern (mehr als<br />

75 Prozent der Alkoholiker rauchen) der<br />

krebserzeugende Effekt des Tabakrauchs<br />

berücksichtigt, steigt das relative Risiko,<br />

an einer der genannten Krebsarten zu erkranken<br />

auf das 16­, 19­ beziehungsweise<br />

210­fache an. Das Ergebnis einer Metaanalyse<br />

aller bisher vorliegenden epidemiologischen<br />

Daten über die Wirkung<br />

des chronischen Konsums alkoholischer<br />

Getränke und die Entstehung von bösartigen<br />

Tumoren des Menschen belegen<br />

eine Dosis­Wirkungsbeziehung zwischen<br />

dem täglichen Alkoholkonsum und dem<br />

Auftreten bösartiger Tumore: Jeder Alkoholkonsum<br />

– ob gering, moderat oder<br />

stark – steigert die Krebshäufigkeit: Mit<br />

jedem durchschnittlich pro Tag getrunken<br />

„Drink“ (1 Drink entspricht im Mittel ca.<br />

10 g Alkohol) steigt das Risiko an einem<br />

bösartigen Tumor zu erkranken um 5 bis<br />

30 Prozent, mit dem höchsten Risiko bei<br />

den Tumoren der Mundhöhle, des Pharynx,<br />

Hypopharynx und des Ösophagus.<br />

Eine Grenzdosis jenseits derer die Toxizität<br />

beziehungsweise Kanzerogenität klinisch<br />

relevant zunimmt, existiert nicht.<br />

Bezüglich des Magenkarzinoms konnte<br />

kein gehäuftes Auftreten bei chronischem<br />

Alkoholkonsum gefunden werden. Dies<br />

gilt selbst bei Alkoholmengen von mehr<br />

9


10<br />

Suchtmedizin<br />

a<br />

b<br />

Abb. 3 a, b: Schematische Darstellung der möglichen Mechanismen der alkoholassoziierten Karzinogenese in<br />

Mundhöhle und Ösophagus.<br />

An der Entstehung bösartiger Tumore in Mundhöhle und Ösophagus sind eine Vielzahl an Mechanismen<br />

beteiligt: zum einen die chronische Entzündung der Speiseröhre, hervorgerufen durch den direkt toxischen<br />

Effekt des Äthanols in Verbindung mit dem gastroösophagealen Reflux. Hierdurch wird die Schleimhaut<br />

anfälliger gegenüber toxischen Substanzen, die zur Bildung von Tumoren führen können, sogenannten<br />

Karzinogenen, wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Nitrosamine (Abb. 3 a). Diese sind in<br />

unterschiedlichen Konzentrationen in den verschieden alkoholischen Getränken (in relativ hoher Konzentration<br />

im Bier) enthalten oder werden aus Vorstufen, sogenannten Prokarzinogenen, in der Leber gebildet. Da durch<br />

präferierten Äthanolabbau der der krebserzeugenden Substanzen in der Leber gehemmt wird, steigt deren<br />

Konzentration im Blut, und die Kontaktzeit der im Blut transportierten lokal wirkenden Substanzen mit der<br />

verletzlicheren Schleimhaut wird länger (Abb. 3 b).<br />

als 200 g/Tag. Die Art des konsumierten<br />

alkoholischen Getränkes (Bier, Wein, Spirituosen)<br />

hat ebenfalls keinen Einfluss.<br />

Zum Kardiakarzinom existieren zurzeit<br />

keine sicheren Daten.<br />

Personen mit höherem Alkoholkonsum<br />

besitzen ein zwei­ bis dreifach erhöhtes<br />

Risiko, im Kolon adenomatöse Polypen<br />

zu entwickeln, das heißt chronischer Alkoholkonsum<br />

erhöht wahrscheinlich das<br />

Risiko für die Entstehung von Adenokarzinomen<br />

im Dickdarm. Beim Rektumkarzinom<br />

gilt ein solcher Zusammenhang als<br />

gesichert: Biertrinker, die mehr als einen<br />

Liter (> 40 g Alkohol) pro Tag trinken,<br />

weisen ein dreifach höheres Risiko für<br />

diese Krebsart auf. Als molekularen Mechanismus<br />

der alkoholassoziierten Karzinogenese<br />

wird die DNA­schädigende Wirkung<br />

des Azetaldehyds gesehen. Hinsichtlich<br />

der Inzidenz des Pankreaskarzinoms<br />

besteht zwar keine direkte, jedoch<br />

indirekte Assoziation mit chronischem Alkoholkonsum,<br />

da chronischer Alkoholkonsum<br />

eine chronische Pankreatitis induzieren<br />

kann, welche als Präkanzerose<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

für ein Pankreaskarzinom gilt. Das kumulative<br />

Risiko, an einem Pankreaskarzinom<br />

zu erkranken, beträgt 10 bis 20 Jahre<br />

nach Diagnosestellung einer chronischen<br />

Pankreatitis im Vergleich zur Normalbevölkerung<br />

1,8 Prozent beziehungsweise<br />

4,0 Prozent. Das Risiko besteht unabhängig<br />

vom Geschlecht des Patienten, der<br />

Region und Ätiologie der Pankreatitis.<br />

Alkohol birgt Gesundheitsrisiken<br />

Der Konsum von Alkohol (auch der moderate)<br />

birgt Erkrankungsrisiken in sich.<br />

Es stehen die protektiven Wirkungen des<br />

Alkohols auf das Herz­Kreislaufsystem<br />

denen der schädlichen Wirkung auf andere<br />

innere Organe gegenüber. Voreilige<br />

Rückschlüsse, dass durch moderaten Alkoholkonsum<br />

und seine Effekte auf das<br />

Herz­Kreislaufsystem die Mortalität der<br />

Gesamtbevölkerung um 3 bis 4 Prozent<br />

gesenkt werden könnte, sind aus Volksgesundheitsperspektive<br />

falsch, da der<br />

menschliche Organismus nicht nur aus<br />

einem „Organsystem“ besteht und ein<br />

klarer Zusammenhang zwischen dem Gesamtkonsum<br />

alkoholischer Getränke und<br />

den alkoholbedingten Folgekrankheiten<br />

beziehungsweise Folgeschäden nachgewiesen<br />

ist. Das Trinken von Alkohol –<br />

selbst in moderaten Mengen – ist mit einem<br />

gewissen Gesundheitsrisiko verbunden.<br />

Dieses gesundheitliche Risiko steigt<br />

deutlich mit der konsumierten Alkoholmenge,<br />

ist aber selbst bei Genuss von<br />

einem Glas Wein oder Bier täglich vorhanden.<br />

Weniger Alkohol ist besser, mehr<br />

Alkohol birgt mehr Risiken. Es ist unverantwortlich,<br />

zur Gesundheitsförderung<br />

beziehungsweise Krankheitsvermeidung<br />

zum Alkoholkonsum aufzurufen oder<br />

dessen unreflektierten Genuss zu propagieren.<br />

Denn: Risikofreies Alkoholtrinken<br />

gibt es nicht.<br />

Literatur beim Verfasser.<br />

Prof. Dr. Stephan Teyssen,<br />

Chefarzt Medizinische Klinik, Innere Medizin,<br />

St. Joseph-Stift <strong>Bremen</strong>


© Sven Weber/Fotolia.com<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Suchtmedizin<br />

Benzodiazepine: therapie,<br />

missbrauch und Abhängigkeit<br />

Die Einführung der Benzodiazepine als Arzneimittel um 1960 hat die Arzneitherapie<br />

revolutioniert. Allerdings hat die Erfolgsgeschichte auch Nachteile: Benzodiazepine<br />

können abhängig machen und sie können psychomotorisch beeinträchtigen.<br />

Die vorher hohe Sterblichkeit an Schlafmittelvergiftungen<br />

(Barbiturate!) ist mit<br />

der Einführung von Benzodiazepinen in<br />

die praktische Medizin sehr gering geworden,<br />

die Narkosetechnik hat sich verbessert<br />

und die Therapie einiger neuropsychiatrischer<br />

Störungen ist jetzt effektiver<br />

und sicherer. Doch die Benzodiazepinabhängigkeit<br />

ist in Deutschland die<br />

dritthäufigste Suchtkrankheit. Der Umgang<br />

mit Benzodiazepinen muss äußerst<br />

sensibel und korrekt erfolgen, um Abhängigkeiten<br />

zu vermeiden.<br />

Aspekte der Pharmakologie<br />

Die Benzodiazepine und verwandte Substanzen<br />

(z. B. Zolpidem, Zopiclon und Zale­<br />

plon) sind Agonisten am GABAA­ Rezeptor<br />

im ZNS mit unterschiedlicher Rezeptoraffinität,<br />

Elimination und leicht differentem<br />

Wirkspektrum. Zum Teil ist die Wirkung<br />

durch Metabolite mitbestimmt. Die<br />

Benzodiazepine und verwandte Verbindungen<br />

haben pharmakologische Elementarwirkungen,<br />

die beim Menschen genutzt<br />

werden:<br />

n anxiolytische Wirkung<br />

n Sedierung und Verstärkung der<br />

Wirkung anderer Sedativa<br />

n schlafanstoßende Wirkung<br />

n zentrale Muskelrelaxation und<br />

Verminderung der Muskelkraft<br />

n antikonvulsive Wirkung<br />

n amnesiogene Wirkung<br />

Diese Wirkungen sind bei den einzelnen<br />

Substanzen etwas unterschiedlich ausgeprägt.<br />

Gefahren, Abusus und<br />

Abhängigkeit<br />

Die Einnahme von Benzodiazepinen führt<br />

zu einer Verdopplung des Risikos für einen<br />

Straßenverkehrsunfall. Dies gilt vor<br />

allem für die Kombination dieser Stoffe<br />

mit Alkohol. Ältere Menschen, die hohe<br />

Dosen und /oder lang wirksame Substan­<br />

zen einnehmen, sind besonders gefährdet.<br />

Im Übrigen gibt es epidemiologische<br />

Hinweise für eine Erhöhung des Sterberisikos<br />

durch Benzodiazepingebrauch. Vor<br />

allem scheint die Wahrscheinlichkeit von<br />

Stürzen bei älteren Menschen erhöht<br />

zu sein. Benzodiazepinabhängige<br />

entwickeln oft schwerwiegende<br />

und<br />

lebensbedrohlicheEntzugserscheinungen,<br />

wenn die Stoffzufuhr<br />

stockt.<br />

Der schädliche Gebrauch<br />

von Benzodiazepinen<br />

ohne Abhängigkeit<br />

ist selten (weniger<br />

als 10 Prozent der<br />

Fälle), die meisten Betroffenen<br />

sind abhängig. Allenfalls<br />

bei kombiniert Abhängigen<br />

(z. B. mit Alkohol) tritt er<br />

auf.<br />

Die Benzodiazepinabhängigkeit<br />

kommt in drei häufigen Formen vor:<br />

n Benzodiazepine kombiniert mit anderen<br />

Suchtstoffen (Alkohol,Opioide)<br />

n Benzodiazepine nach anderen Suchtstoffen<br />

(z. B. Alkohol)<br />

n Benzodiazepine lebenslang isoliert<br />

Bei den Kombinationen dominiert in der<br />

Regel das Nichtbenzodiazepin, abgesehen<br />

von Fällen mit sehr hochdosiertem<br />

Benzodiazepinkonsum. Letzterer kann dann<br />

durchaus das Krankheitsbild bestimmen.<br />

Bei den „Umsteigern“ und bei den isolierten<br />

Fällen dominiert das Benzodiazepin.<br />

Bei den Benzodiazepinen wird häufig<br />

eine sogenannte „Niedrig dosis­Abhängigkeit“<br />

beobachtet, das heißt ein Konsum in<br />

therapeutischen Dosen. Auch die Einnahme<br />

extrem hoher Dosen (z. B. 80 mg<br />

Diazepam täglich) wird beobachtet. Die<br />

Hochdosis­Abhängigkeit ist besonders in<br />

der Drogensze<br />

ne verbreitet,<br />

in Kombination<br />

mit Heroin, Methadon und<br />

Alkohol. Hohe Dosen gehen mit<br />

erhöhten Risiken einher, z. B. Krampfanfälle<br />

oder Psychosen im Entzug. An Benzodiazepinabhängigkeit<br />

erkranken einige<br />

Personengruppen bevorzugt: Patienten<br />

mit Borderline­Persönlichkeitsstörung, mit<br />

post traumatischen Belastungsstörungen<br />

(PTBS), mit hyperkinetischem Syndrom<br />

(ADHS), mit Angststörungen und mit Depressionen<br />

sind gefährdet. Das trifft ganz<br />

besonders für Patienten mit vorbestehenden<br />

Suchtkrankheiten zu (vor allem<br />

Alkohol oder Drogen), aber auch für Menschen<br />

in Lebenskrisen, Vereinsamte und<br />

11


12<br />

Suchtmedizin<br />

Psychische<br />

Entzugs erscheinungen<br />

n Gier nach erneuter<br />

Benzodiazepinzufuhr<br />

n Quälende Einschlafstörungen<br />

und Albträume<br />

n Angstzustände bis hin zu<br />

Panikattacken<br />

n perzeptuelle Störungen<br />

(z.B. Hyperakusis)<br />

n Depressionen<br />

n Entzugspsychosen, vor allem<br />

Entzugsdelirien<br />

n innere Unruhe<br />

Wesentliche Therapiepunkte<br />

Schmerzpatienten. Benzodiazepinabhängige<br />

sind klinisch wenig auffällig, außer<br />

durch Entzugserscheinungen. Allerdings<br />

fällt der konstante Stoffbedarf in der<br />

Arztpraxis auf. Dieser wird manchmal sogar<br />

über Dritte (Familienangehörige!) gedeckt.<br />

Die Stoffbeschaffung und Nachschubsicherung<br />

haben für den Abhängigen<br />

hohe Priorität. Die Exposition kann<br />

durch Urinanalyse auf Benzodiazepine<br />

nachgewiesen werden, die allerdings<br />

nicht zwischen therapeutischem Konsum<br />

und Abhängigkeit unterscheidet. Die<br />

Routinelaborwerte sind unauffällig. Im<br />

EEG findet sich bei hochdosierter Exposition<br />

ein langsamer, hochamplitudiger,<br />

frontalbetonter b­Rhyth mus. Die Abhängigkeit<br />

wird erfahrungsgemäß erst in<br />

Entzugssitutationen deutlich, durch die<br />

dann nicht nur die psychische, sondern<br />

die körperliche Abhängigkeit deutlich<br />

wird (vgl. Abb. 1).<br />

Körperliche<br />

Entzugserscheinungen<br />

n feinschlägiger Tremor<br />

n Muskelverspannungen,<br />

Muskelrigidität und<br />

Muskelzuckungen<br />

n generalisierte Krampfanfälle<br />

n Übelkeit und Erbrechen<br />

n motorische Unruhe<br />

n Motivationsarbeit (Benzodiazepinabhängige verstehen<br />

ihre Abhängigkeit oft erst nach vielen Jahren und erst mit<br />

Hausarzthilfe)<br />

n Behandlung (Entzug) zunächst ambulant, erst nach Scheitern<br />

stationär<br />

n Behandlung der auslösenden Krankheit (z. B. Panikstörung)<br />

n Langsames Herunterdosieren mit einem langwirksamen<br />

Benzodiazepin<br />

n Psychotherapeutische Hilfen<br />

n im Bedarfsfall Pharmakotherapie mit nichtsuchterzeugenden<br />

Substanzen (Anti depressiva, Antikonvulsiva)<br />

Abb. 1<br />

Diese Entzugserscheinungen bessern sich<br />

durch erneute Benzodiazepinzufuhr schnell,<br />

treten aber nach Abklingen der Wirkung<br />

stets wieder auf. Nach überstandenem<br />

Entzug wird meist deutlich, dass bereits<br />

unter Benzodiazepinen Symptome bestanden:<br />

Antriebsarmut, das Gefühl der Ge­<br />

fühllosigkeit und Wesensänderung. Diese<br />

Intoxikationserscheinungen sind bei Abstinenz<br />

reversibel, auch noch nach Jahren<br />

der Abhängigkeit. Daher ist die Frage:<br />

„Lohnt der Entzug in diesem Fall?“ oft zu<br />

bejahen, selbst bei Patienten im hohen<br />

Alter.<br />

Therapiehinweise<br />

Zur Therapie der Benzodiazepinabhän­<br />

gigkeit existiert eine ausführliche Leit­<br />

linie bei der AWMF (Arbeitgemeinschaft<br />

der medizinischen Fachgesellschaften,<br />

www.awmf­online.de). Die Leitlinie enthält<br />

auch ausführliche Literaturhinweise.<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Die Therapie der isolierten Benzodiazepinabhängigkeit,<br />

bestehend aus Motivation,<br />

Entzug, Entwöhnung und Behandlung<br />

der Grundkrankheit, ist aufwendig,<br />

aber oft erfolgreich. Zwar besteht auch<br />

hier wie bei anderen Suchtkrankheiten<br />

ein Rückfallrisiko. Sozial gut integrierte<br />

Patienten erreichen aber langfristig in<br />

hohem Prozentsatz die Abstinenz. Dafür<br />

muss aber ihre Grundkrankheit ohne<br />

Benzodiazepine behandelt werden. Das<br />

kann die Psychotherapie einer Phobie,<br />

einer Panikstörung oder eine antidepressive<br />

Behandlung sein. Bei den Antidepressiva<br />

sind insbesondere die stark sedierenden<br />

Substanzen Doxepin, Trimipramin,<br />

Mirtazapin und Trazodon ratsam,<br />

wenn eine schwere Schlafstörung im Entzug<br />

auftritt. Hier ist der Allgemeinarzt in<br />

der Regel auf die Zusammenarbeit mit<br />

Psychotherapeuten, Psychiatern oder Nervenärzten<br />

angewiesen. Ein „Umsteigen“<br />

auf Alkohol durch den Patienten ist natürlich<br />

zu vermeiden.<br />

Prävention<br />

Die Benzodiazepinabhängigkeit kann primär<br />

durch folgende Vorsichtsmaßnahmen<br />

verhindert werden:<br />

n keine Verordnung an bereits Süchtige<br />

(Alkohol­ oder Drogenabhängige)<br />

n Keine Verordnung über längere Zeit<br />

(über 1 bis 2 Monate hinaus)<br />

n keine oder allenfalls kurzdauernde Verordnung<br />

an Angehörige von bereits<br />

Süchtigen (Weitergabe in der Familie!)<br />

Therapie ist langwierig<br />

Die Benzodiazepinabhängigkeit ist in<br />

Deutsch land die dritthäufigste Suchtkrankheit<br />

(nach Tabakabhängigkeit und Alkoholabusus/Alkoholabhängigkeit).<br />

Sie kann<br />

durch korrekten Einsatz von Benzodiazepinen<br />

vermieden werden. Die Therapie<br />

ist erfolgreicher als bei anderen Suchtkrankheiten,<br />

aber oft langwierig und aufwendig.<br />

Literatur bei den Verfassern.<br />

Dr. John Koc,<br />

Facharzt für Psychiatrie und Suchtmedizin,<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Prof. Dr. Wolfgang Poser,<br />

Facharzt für Psychiatrie und klinische<br />

Pharmakologie,<br />

Georg-August-Universität Göttingen


© blacksock/Fotolia.com<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Grundlage für die seit 1990 in <strong>Bremen</strong><br />

praktizierte Substitutionsbehandlung Drogenabhängiger<br />

sind die 2008 überarbeiteten<br />

„Gemeinsamen Empfehlungen zur<br />

Substitutionsbehandlung Opiatabhängiger<br />

im Land <strong>Bremen</strong>“, die zwischen<br />

dem Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales, der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> und der KV <strong>Bremen</strong> abgestimmt<br />

sind. Wesentliche Eckpunkte<br />

dieser Empfehlungen sind:<br />

n die Kooperation zwischen den substituierenden<br />

Ärzten und der Drogenhilfe im<br />

Sinne eines umfassenden Therapiekonzeptes<br />

mit Feststellung des Hilfebedarfs<br />

und einer differenzierten Hilfeplanung.<br />

n der Umgang mit Beigebrauch psychotroper<br />

Substanzen. Gefordert wird die<br />

Eindämmung bzw. Beendigung des<br />

Konsums anderer Suchtstoffe wie Alkohol,<br />

Kokain oder Benzodiazepinen.<br />

n die Verschreibung psychotroper suchterregender<br />

Substanzen an Substituierte,<br />

die in aller Regel (abgesehen von ambulanten<br />

Entzügen) nicht indiziert ist.<br />

Näheres regelt die „Richtlinie zur Verschreibung<br />

psychotroper Medikamente<br />

an drogenabhängige Patienten“ der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong>.<br />

Suchtmedizin<br />

Subs titution in <strong>Bremen</strong>:<br />

Grundlagen und empfehlungen<br />

Seit 1990 basiert die in <strong>Bremen</strong> praktizierte Substitutionsbehandlung Drogenabhängiger<br />

auf einer gemeinsamen Empfehlung verschiedener Einrichtungen aus Politik und<br />

Medizin. Rund 50 Bremer Ärzte substituieren nach dieser Richtlinie zwischen 1.400 und<br />

1.500 Opiatabhängige.<br />

Keine Benzodiazepine für Suchtpatienten<br />

Die missbräuchliche Verordnung von Benzo diazepinen an Suchtpatienten<br />

beschäftigt die Ärzteschaft im Land <strong>Bremen</strong> bereits<br />

etliche Jahre. Schon 1998 hat die Delegiertenversammlung der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> mit einer „Richtlinie zur Verschreibung psychotroper<br />

Medikamente an drogenabhängige Patienten“ auf das<br />

Problem reagiert. Im Wortlaut heißt es: „Eine Substitution mit<br />

Benzodiazepinen gibt es nicht!“ Demnach ist die Verschreibung<br />

in der Regel bei einer Substitutionsbehandlung nicht indiziert<br />

bzw. sogar kontraindiziert und sollte nur in begründeten Ausnahmefällen<br />

und immer nur auf BTM­R ezept erfolgen, dies gilt<br />

n der Umgang mit Schwangeren und Eltern.<br />

Zur Sicherung des Kindeswohls<br />

wie auch zur angemessen Betreuung<br />

der Eltern ist eine enge Abstimmung<br />

zwischen den substituierenden Ärzten,<br />

der Drogenhilfe und dem Jugendamt<br />

angezeigt. Das „Ergänzende Methadonprogramm<br />

für Frauen“ ist auf diese Problematik<br />

spezialisiert.<br />

n die Beschränkung von Privatsubstitutionen<br />

bei GKV­Patienten.<br />

Auf der Grundlage dieser und anderer<br />

Vorschriften (StGB, Arzneimittelgesetz,<br />

BtMG, BtMVV, BÄK­ und LÄK­Richtlinien,<br />

BUB­Richtlinien) substituieren derzeit im<br />

Lande <strong>Bremen</strong> ca. 50 Ärztinnen und<br />

Ärzte zwischen 1.400 und 1.500<br />

Opiatabhängige und erreichen<br />

damit (nach Hamburg) die<br />

zweithöchste Versorgungsdichte<br />

in Deutschland. Im<br />

Qualitätszirkel werden Probleme<br />

diskutiert und Fortbildungen<br />

organisiert. Eine<br />

stichprobenartige Kontrolle der<br />

Behandlungen erfolgt über die<br />

Qualitätssicherungskommission der<br />

KV <strong>Bremen</strong>. Es besteht eine wachsende<br />

Kooperation und Vernetzung zwischen<br />

niedergelassenen Ärzten, Drogenberatungsstellen,<br />

akutstationären Angeboten<br />

(24 Be hand lungsplätze im AMEOS Klinikum<br />

Dr. Heines), rehabilitativen Einrichtungen<br />

(über 100 Plätze in den Fachkliniken<br />

Hohehorst, Pyramide und Loxstedt­<br />

Düring) sowie weiteren Institutionen (z. B.<br />

JVA).<br />

Dr. Peter Heinen,<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin,<br />

Dr. John Koc,<br />

Facharzt für Psychiatrie,<br />

Suchtmedizinische Grundversorgung,<br />

<strong>Bremen</strong><br />

auch für Privatverordnungen. Weil ungeachtet dessen immer<br />

wieder Verstöße gegen die Richtlinie bekannt wurden, hat die<br />

KV <strong>Bremen</strong> zuletzt 2006 eindringlich auf das Verordnungsverbot<br />

von Benzodiazepinen (Fluinoc, Diazepam) hingewiesen. Auch<br />

im vergangenen Jahr sind vermehrt Fälle von Suchtpatienten<br />

bekannt geworden, die erfolgreich eine Verschreibung erreicht<br />

haben.<br />

Christoph Fox, KV <strong>Bremen</strong><br />

13


14<br />

Suchtmedizin<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

einsatz von Benzodiazepinen<br />

bei Substitution problematisch<br />

Die Anwendung von Benzodiazepinen bei Substituierten ist kontraindiziert. Sie kann<br />

letale Wechselwirkungen entfalten. Nur in seltenen Einzelfällen kann die Verordnung<br />

erwogen werden, wenn das Behandlungsziel nachvollziehbar und nicht auf andere<br />

Weise erreicht werden kann.<br />

Benzodiazepine wirken anxiolytisch, hypnotisch,<br />

muskelrelaxierend, antikonvulsiv<br />

und amnestisch. Sie sind arzneimittelrechtlich<br />

zugelassen zur Behandlung von<br />

Schlafstörungen, akuten Angstzuständen,<br />

Panikattacken und Erregungszuständen,<br />

bei Muskelspasmen, zur Therapie zerebraler<br />

Krampfanfälle und als Prämedikation<br />

vor operativen Eingriffen. Für eine<br />

Substitution analog zur Opioidsubstitution<br />

liegt keine arzneimittelrechtliche Zulassung<br />

vor. Ein zulassungsüberschreitender<br />

Einsatz ist aufgrund mangelnder Nutzenbelege<br />

nicht möglich. Eine Erstattungspflicht<br />

durch die gesetzliche Kran­<br />

kenkasse besteht demzufolge nicht.<br />

Ungeeignet für<br />

Langzeitanwendung<br />

Benzodiazepine sind nicht zur Langzeitanwendung<br />

geeignet. Gegenüber den hypnotischen<br />

und sedierenden Eigenschaften<br />

entwickelt sich nach kurzer Zeit eine Toleranz.<br />

Bereits nach wenigen Wochen<br />

können bei abruptem Absetzen Entzugssymptome<br />

in Form von Schlafstörun­<br />

gen und Unruhezustände, auftreten (Rebound­Effekt).<br />

Eine Demaskierung von<br />

Depressionen ist möglich. Bei Dauer­ und<br />

Übergebrauch von Benzodiazepinen kann<br />

eine Einschränkung der Gedächtnis­ und<br />

der Merkfähigkeit, Muskelschwäche und<br />

Koordinationsstörungen (Sturz­ und Unfallrisiko)<br />

und Gefühlverflachung auftreten.<br />

Darüber hinaus sind paradoxe Reaktionen<br />

mit aggressivem Verhalten, Feindseligkeit<br />

und Angstzuständen möglich.<br />

Flunitrazepam ist ein Sonderfall und bei<br />

Drogenabhängigen aufgrund seiner pharmakokinetischen<br />

Eigenschaften besonders<br />

beliebt. Laut Herstellerangaben (vgl. Fachinformation)<br />

ist die Verordnung an Drogenabhängige<br />

kontraindiziert. Der Wirkstoff<br />

ist in den USA nicht zugelassen und<br />

wird von den gängigen immunologischen<br />

Vortesten, die sich an den US­Amerikanischen<br />

Besonderheiten orientieren, nicht<br />

erfasst.<br />

Benzodiazepin­Analoga lösen zunehmend<br />

die Benzodiazepine ab. Missbrauch und<br />

Abhängigkeit sind jedoch auch für diese<br />

Wirkstoffe beschrieben. Sie stellen bei<br />

Substituierten keine Alternative zur Verordnung<br />

von Benzodiazepinen dar.<br />

Verordnungsempfehlungen<br />

Wenn der Einsatz von Benzodiazepinen<br />

geboten scheint, sollten die Verordnung<br />

unter Vorsichtsmaßnahmen erfolgen:<br />

Sorgfalt bei der Indikationsstellung, gegebenenfalls<br />

Einholung einer Zweitmeinung<br />

durch einen anderen im Umgang<br />

mit Suchtpatienten erfahrenen Psychiater,<br />

Ausrichtung der Verschreibung an einem<br />

klar definierten Ziel, klare Begrenzung<br />

des zeitlichen Rahmens sowie regelmäßige<br />

Überprüfung zur Vermeidung<br />

von Wiederholungsrezepten. Zu bevorzugen<br />

wäre die Abgabe des verordneten<br />

Benzodiazepins in der benötigten Tagesdosis<br />

unter Sichtkontrolle in der Praxis,<br />

um den Verkauf auf dem Schwarzmarkt<br />

einzudämmen. Ziel der Opioidsubstitution<br />

ist die Reduktion und Einstellung des<br />

Beigebrauches. Das Erreichen dieses Zieles<br />

wird durch die Verordnung psychotroper<br />

Medikamente sehr gefährdet. Der<br />

Erfolg der Substitutionsbehandlung ist<br />

durch Urinkontrollen zu überprüfen. Da in<br />

der „Szene“ Verfahren bekannt sind, mit<br />

deren Hilfe falsch­negative Ergebnisse<br />

herbeigeführt werden können, muss die<br />

Probenabgabe unter Aufsicht erfolgen<br />

und gegebenenfalls durch eine Urin­Kreatinin<br />

Bestimmung ergänzt werden. Besteht<br />

hinreichender Verdacht auf die Anwendung<br />

von Substanzen, die durch die<br />

immunologische Vorteste nicht erfasst<br />

werden, sind gezielte Analysen (z. B.<br />

Massenspektrometrie) in einem hierfür<br />

geeigneten Speziallabor erforderlich. Take­<br />

Home­Verordnungen sind nur akzeptabel,<br />

wenn keine Substanzen konsumiert werden,<br />

die zusammen mit der Einnahme<br />

des Substitutionsmittels zu einer gesundheitlichen<br />

Gefährdung führen können.<br />

Beim Beigebrauch von Benzodiazepinen<br />

ist durch die potentiellen Wechselwirkungen<br />

eine Gefährdung in der Regel der<br />

Fall, so dass eine Verschreibung des Substitutionsmittels<br />

zur eigenverantwortlichen<br />

Einnahme aus Gründen der Gefahrenabwehr<br />

ausscheidet.<br />

© esolla/Istockphoto.com


<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10 Suchtmedizin<br />

Rechtliche Hinweise<br />

Nach §2 der Berufsordnung sind Ärzte zu<br />

einer gewissenhaften Berufsausübung<br />

verpflichtet. Darüber hinaus dürfen sie<br />

nach § 34 der Berufsordnung einer missbräuchlichen<br />

Anwendung ihrer Verschreibung<br />

keinen Vorschub leisten. Berufsrechtliche<br />

Schritte durch die Kammern sind bei<br />

Verstößen möglich. Die Verordnung von<br />

Benzodiazepinen an Substituierte sollte<br />

auf einem BtM­Rezept erfolgen. Eine Verordnung<br />

von Benzodiazepinen für gesetzlich<br />

Krankenversicherte auf einem Privatrezept<br />

ist nur möglich, wenn der Versicherte<br />

aus eigener Initiative die Behandlung<br />

als Privatbehandlung verlangt. Eine<br />

Beeinflussung durch den Vertragsarzt ist<br />

unzulässig und kann von der kassenärztlichen<br />

Vereinigung mit einer Geldbuße geahndet<br />

werden (LSG NRW, 2004). Vor der<br />

Abgabe von Benzodiazepinen durch die<br />

Apotheke hat der Apotheker die Verschreibung<br />

auf Unklarheiten zu prüfen. Enthält<br />

die Verordnung einen erkennbaren Irrtum,<br />

ist sie unvollständig oder ergeben sich<br />

sonstige Bedenken, so darf das Arzneimittel<br />

nicht abgegeben werden. Von einem<br />

Irrtum kann ausgegangen werden, wenn<br />

dem verordnenden Arzt unbekannt war,<br />

dass der Patient sich anderweitig in ärztlicher<br />

Behandlung befindet. Bedenken ergeben<br />

sich aus der Abweichung von Empfehlungen<br />

(Fachinformation, Richtlinien,<br />

Empfehlungen) bei nicht indizierter Mehrfach­<br />

und Langzeitverordnung. Nach § 17<br />

Abs. 8 der Apothekenbetriebsordnung<br />

muss das pharmazeutische Personal einem<br />

erkennbaren Arzneimittelmissbrauch<br />

in geeigneter Weise entgegentreten und<br />

gegebenenfalls die Abgabe verweigern.<br />

Das ist dann der Fall, wenn nach sorgsamer<br />

Abwägung aller Umstände zu befürchten<br />

ist, dass das von dem Arzt verlangte<br />

oder verschriebene Arzneimittel nicht bestimmungsgemäß,<br />

sondern gesundheitsgefährdend<br />

angewendet wird. Im Rahmen<br />

der Abwägung kann die körperliche Verfassung<br />

des Patienten berücksichtigt werden.<br />

Die Verweigerung der Abgabe wird<br />

von einer Beratung des Arztes begleitet.<br />

Die <strong>Ärztekammer</strong> kann nach Anony mi­<br />

sierung der Patientendaten in Kenntnis<br />

gesetzt werden.<br />

Dr. Kerstin Boomgaarden-Brandes,<br />

Fachärztin für Innere Medizin<br />

Prof. Dr. Bernd Mühlbauer,<br />

Facharzt für Klinische Pharmakologie und<br />

Pharmakologie/Toxikologie<br />

Institut für klinische Pharmakologie,<br />

Klinikum <strong>Bremen</strong>-Mitte<br />

BuchtiPP<br />

Euphrosyne Gouzoulis­Mayfrank<br />

Komorbidität Psychose und Sucht –<br />

Grundlagen und Praxis<br />

Etwa die Hälfte der Patienten mit Schizophrenie<br />

entwickeln im Laufe ihres Lebens<br />

eine komorbide Suchtstörung. Therapeutisch<br />

stellt die Komorbidität Psychose und Sucht<br />

eine Herausforderung dar. Ansätze aus den<br />

traditionell getrennten Systemen der psychiatrischen<br />

Krankenversorgung und der Suchttherapie<br />

müssen aufeinander abgestimmt<br />

und „aus einer Hand“ angeboten werden.<br />

Die vorliegende 2. Auflage bietet einen<br />

Überblick über die Thematik und berücksichtigt<br />

die umfangreiche neue Literatur. Das<br />

Manual für das Psychoedukative Gruppentraining<br />

aus der 1. Auflage wurde optimiert<br />

und um die Thematik Opiate ergänzt und<br />

wird hier in einer zusätzlichen Version für die<br />

Einzeltherapie vorgelegt (KomPAkt­Training).<br />

Darauf aufbauend wird ein zweites, ausführliches<br />

Manual für die kognitiv­behaviorale<br />

Michael Soyka, Heinrich Küfner<br />

Alkoholismus – Missbrauch und Abhängigkeit<br />

Alkohol ist in unser gesellschaftliches Leben<br />

integriert, birgt jedoch ein großes Missbrauchs­<br />

und Abhängigkeitspotenzial: Ärzte<br />

und Psychologen haben häufig mit Menschen<br />

zu tun, deren Alkoholabhängigkeit<br />

große therapeutische Probleme verursacht.<br />

Dieses bewährte Standardwerk bietet:<br />

n Theorie und Befunde zur Entstehung der<br />

Alkoholabhängigkeit,<br />

n eine ausführliche Darstellung der Folgeschäden<br />

und ihrer Therapiemöglichkeiten,<br />

n Informationen zur Epidemiologie<br />

n ausführliche Darstellung der körperlichen<br />

und psychischen Aspekte der Alkoholsucht<br />

Michael Soyka<br />

Wenn Alkohol zum Problem wird<br />

Alkohol ist allgegenwärtig ­ genauso wie<br />

Mythen und Vorurteile zu diesem Thema.<br />

Doch woran erkennt man Alkoholabhängigkeit?<br />

Wie viel Alkohol steckt in Wein, Bier,<br />

Schnaps? Es gibt erfolgreiche Wege, die Abhängigkeit<br />

zu überwinden. Der Autor beantwortet<br />

über 100 der wichtigsten Fragen, die<br />

sich Betroffene und Angehörige in dieser Zeit<br />

stellen. Er schöpft dabei als Suchtforscher<br />

aus den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

und als Facharzt aus den unzähligen<br />

Erfahrungen mit Patienten und deren<br />

Familien. Ein 7­Punkte­Programm gibt erste<br />

Orientierung und hilft, die eigene Zukunfts­<br />

Gruppentherapie dargeboten<br />

(KomPASs­Training).<br />

KomPAkt und KomPASs<br />

fokussieren auf die Interaktionen<br />

zwischen Substanzkonsum<br />

und psychotischen<br />

Symptomen, auf Kognitionen, die für<br />

beide Störungen typisch sind, auf die Bedeutung<br />

von Stress als Risikofaktor für Rückfälle<br />

in das Suchtverhalten und/oder in die Psychose<br />

und auf die Vermittlung von Kompetenzen,<br />

die im Umgang mit beiden Störungen<br />

benötigt werden. Die zu verwendenden<br />

Materialien und Handouts für beide Gruppentherapien<br />

liegen als Kopiervorlagen vor.<br />

2., erw. Aufl., 2007, 292 Seiten, Softcover<br />

ISBN: 978­3­7985­1768­4, Steinkopff Verlag,<br />

Darmstadt, 32,95 Euro<br />

n Überblick der Therapiemöglichkeiten<br />

und psychosozialen<br />

Hilfsangebote<br />

n Darstellung der rechtlichen<br />

Aspekte<br />

n konkrete Vorschläge<br />

zur Verbesserung der Situation von Alkoholkranken<br />

6. Aufl., vollst. überarb. 2008, 648 Seiten,<br />

21 Abb., kartoniert, ISBN: 9783135209067,<br />

Thieme Verlag, 44, 95 Euro<br />

perspektive zu finden.<br />

Prof. Dr. Michael<br />

Soyka ist Facharzt für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

und ärztlicher<br />

Direktor der<br />

Schweizer Privatklinik<br />

Meiringen. Er ist ein international bekannter<br />

Suchtforscher mit zahlreichen wissenschaftlichen<br />

Publikationen.<br />

5. Aufl., 2009, 168 Seiten, 11 Abb., kartoniert,<br />

ISBN: 9783830434153, Trias Verlag,<br />

17,95 Euro<br />

15


16<br />

Suchtmedizin<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Sucht und traumafolgestörung<br />

Traumafolgestörungen treten bei vielen Suchtkranken auf, doch die Diagnose wird oft<br />

nicht gestellt. Körperliche und psychische Entzugssymptome überdecken oft Symptome<br />

anderer psychiatrischer Störungen. Eine integrative Behandlung kann eine Besserung<br />

beider Störungen bewirken.<br />

Die Integrative Behandlung<br />

n Phase 1<br />

traumasensibilisierung – Suchtstabilisierung<br />

Abb. 1<br />

In dieser Phase (14 Tage) wird neben der Suchtbehandlung,<br />

die bei Alkoholkranken eine Alkoholentgiftung, bei Patienten<br />

mit Drogenerkrankungen eine Entgiftung von Nebenkonsum<br />

sowie die Ein­ und Umstellung auf ein Substitut beinhaltet,<br />

eine psychologische Diagnostik der komorbiden Störungen,<br />

insbesondere der Traumafolgestörungen, durchgeführt.<br />

Oft ergeben sich in der Sozial­ und Familienanamnese erste<br />

Hinweise auf Traumatisierungen. Diese werden in der Traumaanamnese<br />

mit Hilfe einer Traumalandkarte erfasst, das<br />

heißt es werden Trauma­Cluster (wie sexualisierte oder physische<br />

Gewalt sowie Bindungstraumatisierungen) gebildet<br />

und dem Alter des Patienten zugeordnet. Die Traumaanamnese<br />

wird orientierend in „Überschriften“ erhoben. Retraumatisierungen<br />

werden durch diese Form der Befunderhebung<br />

sicher vermieden. Patienten fühlen sich durch die Trau­<br />

Im klinischen Alltag wird dem gemeinsamen<br />

Auftreten von Suchterkrankungen<br />

und Traumafolgestörungen immer mehr<br />

Interesse zuteil. Ergebnisse einer relativ<br />

jungen Forschung aus den letzten zwei<br />

Jahrzehnten zeigen eine hohe Rate an<br />

Traumatisierungen und posttraumatischen<br />

Belastungsstörungen (PTBS) bei Suchtkranken.<br />

Demnach haben durchschnittlich<br />

70 bis 90 Prozent der Suchtkranken<br />

schwere Traumatisierungen erlitten. Dabei<br />

ist die Rate sexueller oder körperlicher<br />

Gewalterfahrungen in der Kindheit hoch.<br />

Es ist davon auszugehen, dass jeder fünfte<br />

Patient mit Alkoholerkrankung und jeder<br />

dritte Patient mit einer Drogenabhängigkeit<br />

inklusive des Opiattypus komorbide<br />

an einer posttraumatischen Belastungsstörung<br />

leidet. Dabei weisen Doppeldiagnose­Patienten<br />

erheblich mehr Psychopathologie<br />

auf. Sie haben deutlich schwerere<br />

Suchtverläufe mit geringeren abstinenten<br />

Zeiten, mehr Suchtverlangen,<br />

häufigere Krankenhausaufenthalte und<br />

größere soziale Belastungen. Amerikanische<br />

Behandlungsstudien zeigen, dass<br />

Suchtpatienten mit PTBS weniger günstig<br />

auf fokussierte Suchtbehandlungen reagieren.<br />

Das schlechtere Abschneiden<br />

liegt dabei sowohl an PTBS­spezifischen<br />

(Albträume, Flashbacks, Intrusionen, Hyperarousal)<br />

als auch an unspezifischen<br />

Symptomen (Depressionen, Angststörungen).<br />

Es konnte gezeigt werden, dass bei<br />

integrativer Behandlung der PTBS während<br />

der Suchttherapie die Ergebnisse<br />

deutlich verbessert werden konnten.<br />

Traumatisierte Süchtige oder<br />

süchtige Traumatisierte<br />

Trotz unseres Wissens über die hohe Anzahl<br />

von Suchtpatienten mit Traumafolgestörungen<br />

wird die Diagnose häufig nicht<br />

gestellt. Dies könnte darin begründet sein,<br />

dass Suchtpatienten mit PTBS wenig Gemeinsamkeiten<br />

in ihrem Verhalten, ihren<br />

Regressionsstates und in der Symptomatik<br />

zu PTBS­Patienten ohne Sucht haben. Sie<br />

suchen einen Arzt wegen ihres Suchtmittelkonsums<br />

auf und identifizieren sich mit<br />

drogenassoziierten Peergroups. Möglicherweise<br />

erwartet der Arzt hinter einer Szene­<br />

madiagnostik in der Regel nicht verunsichert und reagieren<br />

positiv. Verschlechterungen der Trauma störung durch diese<br />

Form der Anamneseerhebung werden nicht gesehen. Zur Kategorisierung<br />

und Ermittlung des Schweregrades der Traumafolgestörungen<br />

werden stationär psychologische Testverfahren,<br />

wie Mini­DIPS, SKID II, PDS, DSM IV, CTQ, Impact of<br />

Event Scale und FDS, angewendet. In der niedergelassenen<br />

Praxis kann eine weniger zeitaufwendige Diagnostik anhand<br />

des DSM IV erfolgen. Die Patienten erhalten anschließend<br />

Patienteninformationen, die über das Krankheitsbild und die<br />

Symptomatik aufklären. Dann wird ein individuelles Krankheitskonzept<br />

erstellt. Oft können Patienten erstmalig Zusammenhänge<br />

von Traumatisierungen, dem Beginn des Drogen­<br />

und Alkoholmissbrauchs durch kurzzeitig vegetativ beruhigende<br />

und anxiolytische Effekte, positiver Wirkungserwartung<br />

und Suchtentwicklung durch wiederholten<br />

Konsum erkennen. Dies führt zu einer Entlastung der Patienten<br />

mit Verminderung von Schuldgefühlen.<br />

© andrea laurita/Istockphoto.com


© Dron/Fotolia.com<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

n Phase 2<br />

traumastabilisierung – Suchtstabilisierung<br />

n Phase 3<br />

traumasynthesebehandlung mit emdR<br />

Abb. 2<br />

In dieser Phase werden Behandlungsmethoden zur Emotions­<br />

und Spannungsregulation (Verhinderung von Kontrollverlusten,<br />

Suchtmittelrückfällen oder traumabedingten<br />

Überflutungszuständen) vermittelt. Angewendet werden<br />

Psychoedukation, dialektisch­behavioral orientierte Therapie<br />

und Skillstraining. Die Grundzüge dieser Therapie wurden<br />

von der dialektisch­behavioralen Therapie nach Marsha<br />

Linehan (DBT) übernommen und nach dem „Göttinger<br />

Modell“ auch an die Symptome und Bedürfnisse Suchtkranker<br />

angepasst. In der Gruppentherapie werden in fünf<br />

Modulen Grundbausteine zur Emotionsregulation, Umgang<br />

mit Craving und Stresstoleranz vermittelt. Parallel werden<br />

Eine sehr gut untersuchte Methode zur Traumasynthesebehandlung<br />

ist EMDR (Eye Movement Desensitization and<br />

Reprocessing). Als Voraussetzung müssen Stabilisierungstechniken<br />

zur Emotionsregulation beherrscht werden. Wäh­<br />

geprägten Fassade eines Suchtkranken<br />

auch keine komorbide Traumafolgestörung.<br />

Während der Entzugsbehandlung mit<br />

Entwicklung von körperlichen und psychischen<br />

Entzugssymptomen werden oft<br />

Symptome anderer psychiatrischer Störungen<br />

überdeckt. Die Selbstwahrnehmung<br />

der Süchtigen ist sowohl auf körperlicher<br />

als auch auf psychischer Ebene völlig gestört.<br />

Der Körper wird als Übergangsobjekt<br />

missbraucht, um sich Suchtstoffe zuzuführen.<br />

Zwar werden von Suchtpatienten oft<br />

Gewalterfahrungen, familiäre Vernachlässigung<br />

sowie sexueller und physischer<br />

Missbrauch berichtet, aber ein Zusammenhang<br />

zwischen belastenden Kindheitserinnerungen<br />

und aktuellem Störungsbild wird<br />

leider of nicht gesehen.<br />

Neue Behandlungsstrategien<br />

Die integrative Behandlung folgt bewährten<br />

suchtspezifischen und psychotraumatologischen<br />

Behandlungsmethoden. Das<br />

Ziel ist es, Traumastörung und Suchterkrankung<br />

zeitgleich zu behandeln. Prinzipiell<br />

sind diese Behandlungsansätze<br />

sowohl im ambulanten als auch im stationären<br />

Setting durchführbar.<br />

Die integrative Behandlung gliedert sich<br />

in drei Behandlungsphasen (vgl. Phase 1:<br />

Trauma sensibilisierung – Suchtstabilisierung,<br />

Phase 2: Traumastabilisierung – Suchtstabilisierung,<br />

Phase 3: Traumasynthesebehandlung<br />

mit EMDR, Abb. 1 und 2).<br />

Diagnostik enorm wichtig<br />

Aufgrund der hohen Traumatisierungsrate<br />

bei Suchtkranken ist die Diagnostik<br />

von Traumafolgestörungen in der Arbeit<br />

Suchtmedizin<br />

im Einzelskillstraining individuelle Fertigkeiten geübt, um<br />

Hochstresssituationen ohne Suchtmittelrückfalle zu überwinden<br />

und Craving gering zu halten. Weiterhin werden<br />

imaginative Verfahren eingesetzt. Patienten setzen inneren<br />

schlechten (traumarelevanten oder suchtmittelassoziierten)<br />

Bildern oder Filmen gute Bilder entgegen. Besonders<br />

eignen sich bei Suchtkranken die Übungen, die „erdverbunden“<br />

sind. Bevorzugte Übungen: Der innere sichere<br />

Ort, der innere Garten, die Baumübung und die Tresorübung.<br />

Ein stabilisierendes gruppentherapeutisches Programm<br />

„Sicherheit finden“ z. B. „Seeking Safety“ von Najavits,<br />

bietet einen integrativen Therapieansatz. Das<br />

Grundprinzip ist (neben einer integrierten Behandlung von<br />

Substanzmissbrauch und posttraumatischen Symptomen)<br />

Sicherheit als übergeordnetes Ziel.<br />

rend der Trauma synthese wird das traumatische Ereignis<br />

imaginiert. Neben Durcharbeitung der traumatischen Situation<br />

werden Desensibilisierungsprozesse und positive kognitive<br />

Veränderungen angeregt. In der Regel kommt es<br />

während des Prozesses zu einer Abreaktion. Zum Abschluss<br />

wird häufig eine Imagination als Gegengewicht zu der<br />

emotional belastenden Trauma arbeit angeschlossen.<br />

Hilfestellen in <strong>Bremen</strong><br />

mit Suchtkranken dringend notwendig.<br />

Eine integrative Behandlung kann häufig<br />

eine Besserung beider Störungen bewirken.<br />

Dabei müssen Drogenpatienten weder<br />

abstinent sein noch ihre Drogenabhängigkeit<br />

unter Ausschluss ihrer Traumafolgestörung<br />

bereits behandelt haben.<br />

Auch Alkoholpatienten müssen im Vorfeld<br />

keine längerfristige Abstinenz nachweisen.<br />

Christel Lüdecke,<br />

Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Asklepios-Klinikum Göttingen<br />

www.bremer-aerztejournal.de<br />

Eine Übersicht mit Ansprechpartnern bei Alkohol­ oder<br />

Medikamentenabhängigkeit sowie Informationen zur Bremer<br />

Drogenhilfe gibt es auf der Internetseite des Bremer Ärztejournals<br />

www.bremer­aerztejournal.de.<br />

Die pdf­Dokumente stehen unter der aktuellen Ausgabe<br />

„Suchtmedizin“ und können heruntergeladen werden.<br />

17


18<br />

AktueLLeS<br />

hausarztverträge:<br />

Fluch oder Segen?<br />

„Der Mann war offenbar in Wallung, sein Brief ließ auf erhöhten<br />

Blutdruck schließen“, schrieb unlängst der SPIEGEL lakonisch und<br />

zitierte dabei aus einem Schreiben von Bayerns Hausarztverbands­<br />

Chef Wolfgang Hoppenthaller an Kanzlerin Angela Merkel. Der<br />

Ohne Kollektivvertrag<br />

hat der Hausarzt keine Zukunft!<br />

Eine gerechtere Honorierung<br />

hausärztlicher Leistungen:<br />

Das ist es, was<br />

sich die Befürworter der<br />

Hausarztzentrierten Versorgung<br />

(HzV) versprechen.<br />

Kein Widerspruch,<br />

was das Ziel angeht. Der<br />

Weg, den der Hausärzteverband<br />

<strong>Bremen</strong> eingeschlagen hat, ist<br />

allerdings der falsche.<br />

Die Hausarztverbände suchen das Heil im<br />

Selektivvertrag und verteufeln die KVen.<br />

Das Heilsversprechen muss allerdings unausweichlich<br />

in einer Enttäuschung münden.<br />

Warum? Selektivverträge haben ein<br />

doppeltes Gesicht. Bisher haben viele<br />

Kolleginnen und Kollegen nur in das<br />

schönere von beiden geblickt, in das,<br />

welches unsere Honorare anhebt und unbürokratisches<br />

Abrechnen verspricht. Die<br />

hässliche Fratze aber, zeigt sich nur bei<br />

genauerem Hinsehen. Selektivverträge<br />

werden die Position der niedergelassenen<br />

Hausärzte mittelfristig und nachhaltig<br />

schwächen. Das „Mehr“ an Geld wird<br />

durch einen weiteren Regelungsapparat,<br />

zusätzliche Rückforderungen, noch weniger<br />

Planungssicherheit, noch höhere IT­<br />

Kosten, Zerstrittenheit in Hausarztkreisen<br />

und Gängelung durch Krankenkassen<br />

mehr als aufgebraucht. Wer zweifelt<br />

ernsthaft daran, dass die Kassen, wenn<br />

erst der Sicherstellungsauftrag auf sie<br />

übergegangen ist, auch davon Gebrauch<br />

machen und sich diejenigen Ärzte herauspicken,<br />

die sicherstellen dürfen oder<br />

eben nicht? Das Wort von der Ärzte­Selektion<br />

ist kein Hirngespinst mehr, es<br />

wird real, wenn sich Selektivverträge<br />

durchsetzen. Ist das Kollektivvertrags­<br />

System erst so geschwächt, dass es kaum<br />

noch konkurrenzfähig ist, können Krankenkassen<br />

ihre neue Marktmacht ausspielen<br />

und die Verträge, die sie wollen,<br />

mit wem sie wollen, diktieren. Die Honorarschraube<br />

dürfte recht bald wieder zurückgedreht<br />

werden, und der Protest einer<br />

durch und durch entzweiten Hausärzteschaft<br />

ohne allgemeingültige Vertretung<br />

ungehört verebben. So weit muss es<br />

nicht kommen. Die KV <strong>Bremen</strong> hat mit<br />

den großen Bremer Kassen Eckpunkte zu<br />

einer Vereinbarung auf Boden des Kollektivsystems<br />

ausgehandelt. Mehrfach und<br />

öffentlich habe ich mich in den vergangenen<br />

Jahren für einen Hausarztvertrag<br />

ausgesprochen, der von allen Verbänden<br />

getragen wird. Leider wollte sich der<br />

Hausärzteverband <strong>Bremen</strong> nicht beteiligen.<br />

Es geht aber auch anders, wie ein<br />

Blick nach Niedersachsen zeigt, wo sich<br />

Hausarztverbände, Kassen und die KV auf<br />

einen gut dotierten Add­On­Vertrag haben<br />

einigen können. Auch wir in <strong>Bremen</strong><br />

werden einen solchen HzV­Vertrag bekommen,<br />

der finanziell dem des BDA<br />

ähnlich sein wird, ohne dass wir die Vor­<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Kein Thema hat die niedergelassenen Ärzte in den vergangenen Monaten mehr<br />

beschäftigt als die Hausarztzentrierte Versorgung. Die einen hoffen auf eine gerechtere<br />

Vergütung, die anderen warnen vor Gefahren des Systemausstiegs. Die Politik hat<br />

unterdessen die Reißleine gezogen.<br />

Berufsstand sei dem Untergang geweiht, heißt es da, von Vernichtung<br />

bedroht und durch „permanente Existenzangst“ gekennzeichnet.<br />

Hoppenthaller hob auf die Pläne der Bundesregierung<br />

ab, die Honorierung der HZV­Verträge wieder herunterzufahren.<br />

teile des Kollektivvertrages aufgeben<br />

müssen. Die Politik hat bei der Einführung<br />

der Hausarztverträge einen gravierenden<br />

Fehler gemacht. Sie wurden nicht<br />

in Ergänzung zur herkömmlichen Versorgung<br />

etabliert, sondern in Konfrontation<br />

zum Kollektivvertrag. Die Konflikte, die<br />

sich daraus ergeben, haben wir in <strong>Bremen</strong><br />

in den vergangenen Monaten zu<br />

spüren bekommen. Wie es aussieht, wird<br />

diese Entwicklung von der Politik nun zurückgenommen.<br />

Das Ende angemessener<br />

Honorare für uns Hausärzte? Ich hoffe<br />

nicht: Der Gesetzgeber sollte den Wettbewerb<br />

um die Hausarztverträge für alle<br />

öffnen. Gute Vergütung darf kein Verbandsprivileg<br />

sein. Sie sollte allen Hausärzten<br />

zustehen – als faire Gegenleistung<br />

für eine engagierte Versorgung und einen<br />

qualifizierten Lotsendienst auf Basis<br />

des Kollektivvertrages.<br />

Dr. Thomas Liebsch,<br />

Vorsitzender der Vertreterversammlung<br />

der Kassenärztliche Vereinigung <strong>Bremen</strong>


© WoGi/Fotolia.com<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Alles Klagen nutzte nichts. Wenige Tage später verkündete Gesundheitsminister<br />

Phillip Rösler die Eckpunkte der Gesundheitsreform.<br />

Darin findet sich dieser Satz: „Das Vergütungsniveau in der<br />

hausarztzentrierten Versorgung wird begrenzt.“ Wenig später berief<br />

der Hausärzteverband in Berlin eine Pressekonferenz ein, um<br />

zu verkünden, dass mit den Sparplänen des Ministers schließlich<br />

sogar Menschenleben gefährdet seien. Diese heißen Tage im Juli<br />

2010 markieren zweifelsohne einen Höhepunkt in der Auseinandersetzung<br />

um die Hausarztzentrierte Versorgung. Als sie von der<br />

rot­grünen Regierung eingeführt wurden, waren die Hausarztverträge<br />

als Einstieg in ein Primärarztsystem gedacht. Doch diese<br />

Lotsen­Idee trat nach und nach in den Hintergrund. Stattdessen<br />

gerieten die Verträge in die Mühlensteine der Partei­ und Verbandspolitik,<br />

bis schließlich 2008 der Hausärzteverband ein Vertragsmonopol<br />

erkämpfte. Krankenkassen wurden verpflichtet,<br />

Verträge exklusiv mit „hausärztlichen Gemeinschaften“ abzuschließen,<br />

wenn diese von mehr als 50 Prozent der Allgemeinmediziner<br />

in einer Region mandatiert sind. Die FAZ erklärte die Hausarztzentrierte<br />

Versorgung daraufhin zum „kuriosesten und teuersten<br />

Monopol im deutschen Gesundheitswesen“. Keine Spur mehr<br />

Die Politik will das Vergütungsniveau<br />

in der HausarztzentriertenVersorgung<br />

(HzV) auf das der<br />

Regelversorgung begrenzen.<br />

Besonders qualifizierte<br />

Versorgung wird<br />

damit nicht honoriert!<br />

Das würde den Hausärzten<br />

endgültig jegliche Zukunftschance<br />

nehmen.<br />

Die Hausarztzentrierte Versorgung (HzV)<br />

wurde vor Jahren als Krankenkassen­<br />

Wahltarif ins Sozialgesetzbuch eingeführt,<br />

resultierend aus der Erkenntnis,<br />

dass das deutsche Gesundheitssystem<br />

zwar gut, aber teuer ist, zu viele Reibungsverluste<br />

aufweist und „von oben“<br />

nicht reformierbar ist. Nur wenige Krankenkassen<br />

nutzten diese Gestaltungschance.<br />

Per Gesetzesreform wurden sie<br />

daher verpflichtet, ihren Versicherten bis<br />

zum 30. Juni 2009 einen solchen Tarif anzubieten.<br />

Einige Kassen, wie zum Beispiel<br />

die TK, schlossen HzV­Verträge mit der<br />

gesetzlich festgelegten „privilegierten<br />

Gemeinschaft“, also dem von der Mehrheit<br />

der Allgemeinärzte beauftragen<br />

Hausärzteverband und seinem Dienstleistungspartner<br />

HÄVG, einer Genossenschaft<br />

seiner Landesverbände. Andere<br />

wurden „geschiedst“ wie die AOK <strong>Bremen</strong><br />

und die meisten anderen Bremer<br />

Krankenkassen. Die HzV geht aufgrund<br />

Ohne HzV<br />

hat der Hausarzt keine Zukunft!<br />

ihrer Qualifikationsvoraussetzungen in<br />

technischer wie persönlicher Hinsicht<br />

deutlich über das Niveau der seitherigen<br />

hausärztlichen Regelversorgung hinaus.<br />

Deswegen bleiben „Blümchenpraxen“,<br />

wo nur Homöopathie oder Psychotherapie<br />

betrieben wird, ebenso „außen vor“<br />

wie Praxen, die keine Hausbesuche machen,<br />

oder solche, die keine adäquate<br />

technische Ausstattung haben oder keine<br />

Qualitätszirkel besuchen wollen. Der teilnehmende<br />

Patient verpflichtet sich, von<br />

Frauen­ und Augenarzt sowie Notfällen<br />

abgesehen, immer zunächst seinen Hausarzt<br />

anzusteuern, der erfahrungsgemäß<br />

80 bis 90 Prozent aller Behandlungsanlässe<br />

abschließend bearbeiten kann und<br />

den Rest gezielt zum Spezialisten überweist.<br />

Natürlich erfordert eine solche<br />

qualifizierte Versorgung auch eine neue,<br />

angemessene Honorarsystematik. Die in<br />

allen HzV­Verträgen vereinbarte oder geschiedste<br />

„Kontaktunabhängige Jahrespauschale“<br />

begrenzt die „Scheinejagd“.<br />

Meist gibt es nur wenige Pauschalen, sodass<br />

Mengenausweitung und daraus resultierende<br />

Prüfungsorgien entfallen. Die<br />

Abrechnung ist bürokratiearm und verständlich,<br />

auch die Fallzahlbegrenzung<br />

fällt weg. Und das bei einem „Scheinschnitt“<br />

von durchschnittlich 85 Euro –<br />

wobei das Zusatzhonorar nicht von der<br />

KV kommt („Bereinigungsverfahren“),<br />

sondern zusätzliches Geld der Kranken­<br />

AktueLLeS<br />

von Wettbewerb. Dafür um so mehr Streit. Denn die Hausarztzentrierte<br />

Versorgung nach § 73b SGB V bedeutet mehr als auf den<br />

ersten Blick zu erkennen ist. Sie leitet den Einstieg in den Ausstieg<br />

ein. Die Verträge sind nicht als Ergänzung zum Kollektivvertrag<br />

eingeführt, sondern in krasser Konfrontation dazu durchgesetzt.<br />

Was dies perspektivisch bedeutet, darüber streiten Gesundheitsökonomen<br />

und Wissenschaftler viel und heftig. Befürworter verweisen<br />

auf die Chancen, die eine Vielzahl von verschiedenen Verträgen<br />

und Vertragsformen bedeuten könnte. Kritiker bemühen<br />

die Historie und erinnern an die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts,<br />

als die Ärzteschaft das Kollektivvertragssystem und ihre<br />

Selbstverwaltung durchgesetzt hatte. Worin sich Befürworter und<br />

Gegner von Selektivverträgen allerdings einig sind, ist, dass sie<br />

Verteilungskonflikte generieren, die möglicherweise dem berechtigten<br />

Anliegen der Hausärzte einen Bärendienst erweisen könnten.<br />

Dafür liefert <strong>Bremen</strong> beste Fallbeispiele. Der Streit um die Finanzierung<br />

des Ärztlichen Notfalldienstes oder die juristische Auseinandersetzung<br />

um die Fortführung des „alten“ KV­Hausarztvertrages<br />

sind exemplarisch und vermutlich nur ein Anfang.<br />

kassen ist. Nun hat Herr Rösler plötzlich<br />

ein gewaltiges Finanzierungsloch bei der<br />

GKV entdeckt, das er stopfen muss. Die<br />

hausärztliche Versorgung kann die Ursache<br />

nicht sein, kostet sie doch gerade<br />

sechs Prozent der GKV­Ausgaben. Eine<br />

„Elefantenrunde“ der Regierungsparteien<br />

hat Sparvorschläge vorgelegt, die im<br />

September im Kabinett beschlossen werden<br />

sollen. Darin soll das Vergütungsniveau<br />

in der HzV auf das der Regelversorgung<br />

begrenzt werden, will heißen: besonders<br />

qualifizierte Versorgung fürs<br />

gleiche Geld! Das würde uns Hausärzten,<br />

die wir mit der höchsten Arbeitsbelastung<br />

auch mitunter das geringste Einkommen<br />

aller Arztgruppen haben, endgültig<br />

jegliche Zukunftschance nehmen. Schon<br />

jetzt finden Hausärzte in <strong>Bremen</strong> keinen<br />

Praxisnachfolger mehr, wen wundert’s<br />

bei vier Allgemeinärzten von 135 Facharztprüfungen<br />

in <strong>Bremen</strong> 2008? Aber Vorsicht:<br />

Ein Gesundheitssystem ohne Hausarzt<br />

(z. B. USA) ist teuer und unsozial. Ich<br />

fordere daher alle Kollegen in Praxis und<br />

Krankenhaus auf, sich mit den berechtigten<br />

Anliegen der Hausärzte als Basis der<br />

Versorgung unserer älter und kränker<br />

werdenden Bevölkerung zu solidarisieren,<br />

denn ohne Hausärzte implodiert unser<br />

Gesundheitssystem.<br />

Dr. Alfred Haug,<br />

Vorsitzender Hausärzteverband <strong>Bremen</strong><br />

19


20<br />

AktueLLeS<br />

Auf die Liste, fertig, los!<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Die Wahl zur Vertreterversammlung der KV <strong>Bremen</strong> steht vor der Tür. Damit jedes wahl-<br />

berechtigte Mitglied auch eine Wahl treffen kann, müssen „wählbare“ Bewerber gelistet werden.<br />

Aber wie kommt ein Bewerber beziehungsweise eine Wahlliste auf den Stimmzettel?<br />

Wer ist wählbar?<br />

Wer ist wahlberechtigt?<br />

Wahlberechtigt und selbst wählbar sind<br />

zugelassene Vertragsärzte, an der vertragsärztlichen<br />

Versorgung teilnehmende<br />

ermächtigte Krankenhausärzte, Psychotherapeuten<br />

und ermächtigte Krankenhauspsychotherapeuten<br />

sowie mindestens<br />

halbtags angestellte Ärzte/Psychotherapeuten<br />

in Medizinischen Versorgungszentren<br />

oder in Vertragsarzt­/Psycho ­<br />

the ra peutenpraxen, die Mitglied der KV<br />

<strong>Bremen</strong> sind.<br />

Ausschreibung<br />

Die Mitglieder der KV <strong>Bremen</strong> sind aufgerufen, die<br />

Besetzung ihrer Vertreter in das höchste Organ der ärztlichen<br />

Selbstverwaltung zu bestimmen. Gewählt werden die<br />

Mitglieder der Vertreterversammlung für sechs Jahre. Die<br />

wichtigsten Aufgaben sind die Überwachung des amtieren­<br />

den Vorstandes, Entscheidungen über Satzungs­ und<br />

Grundsatzfragen sowie die Genehmigung des Haushalts.<br />

Alle Informationen und Formulare zur Wahl sind unter<br />

www.kvhb.de einzusehen und herunterzuladen.<br />

Wie stelle ich mich zur Wahl?<br />

Die Wahlordnung sieht zwei Möglichkeiten<br />

vor: Als Einzelwahlvorschlag oder in<br />

Form einer Liste. Auf einem offiziellen<br />

dreiseitigen Formular reichen Sie Ihren<br />

Wahlvorschlag beim Wahlausschuss ein.<br />

Damit der Vorschlag zugelassen werden<br />

kann, muss er bestimmte formale Kriterien<br />

erfüllen. Die KV <strong>Bremen</strong> hat dazu<br />

auf ihrer Homepage ein Merkblatt bereit<br />

gestellt. Wichtig ist unter anderem, dass<br />

jeder Wahlvorschlag von mindestens<br />

zehn wahlberechtigten Mitgliedern unter­<br />

Kassenärztliche Vereinigung <strong>Bremen</strong><br />

Vertragsarztsitze<br />

stützt wird, dokumentiert durch deren eigenhändige<br />

Unterschriften.<br />

Welche Wahlkreise gibt es?<br />

Ein Wahlvorschlag kann für einen der drei<br />

Wahlkreise eingereicht werden. Für ärztliche<br />

Mitglieder besteht der Wahlkreis I<br />

<strong>Bremen</strong>­Stadt und der Wahlkreis II Bremerhaven­Stadt<br />

für ärztliche Mitglieder<br />

sowie ein Wahlkreis für (nichtärztliche)<br />

psychotherapeutische Mitglieder.<br />

Wann können Wahlvorschläge<br />

eingereicht werden?<br />

Mit der offiziellen Bekanntgabe der<br />

KV <strong>Bremen</strong> zur Wahl – voraussichtlich am<br />

16. September 2010 – beginnt die zweiwöchige<br />

Frist zur Einreichung der Wahlvorschläge<br />

an den Wahlausschuss, der über<br />

die Einhaltung aller formalen Vorgaben<br />

wacht.<br />

Barbara Frank, KV <strong>Bremen</strong><br />

Die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Bremen</strong> schreibt gemäß §103 (4) SGB V zur Übernahme<br />

durch einen Nachfolger aus:<br />

Ärzte<br />

Für den Planungsbereich <strong>Bremen</strong>­Stadt:<br />

drei hälftige radiologische Vertragsarztsitze (Teilausschreibung)<br />

drei hausärztliche Vertragsarztsitze<br />

einen augenärztlichen Vertragsarztsitz<br />

einen hälftigen kinder- und jugendärztlichen Vertragsarztsitz (Teilausschreibung)<br />

Vorabinformationen können bei der KV <strong>Bremen</strong> erfragt werden bei:<br />

Martina Plieth Telefon: 0421-3404-336<br />

Manfred Schober Telefon: 0421-3404-332<br />

Kathrin Radetzky Telefon: 0421-3404-338<br />

Bewerbungen um die Vertrags sitze sind schriftlich innerhalb von vier Wochen nach<br />

Veröffentlichung an die Kassen ärztliche Ver einigung <strong>Bremen</strong>, Schwachhauser Heerstraße 26/28,<br />

28209 <strong>Bremen</strong>, zu richten.


© rrrob/Fotolia.com © Sean Locke/Istockphoto.com<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Fortbildung für<br />

krankenhausfachärzte<br />

Auch Fachärztinnen und Fachärzte im Krankenhaus unterliegen der<br />

gesetzlichen Fortbildungspflicht. Das Gleiche gilt für die im Krankenhaus<br />

tätigen psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie<br />

Kinder- und Jugendlichentherapeutinnen und -therapeuten.<br />

Innerhalb von fünf Jahren müssen 250<br />

Fortbildungspunkte nachgewiesen werden,<br />

von denen mindestens 150 Punkte<br />

fachspezifisch erworben worden sind. Die<br />

Unterscheidung zwischen fachspezifischer<br />

und sonstiger Fortbildung trifft die<br />

fortbildungsverpflichtete Person, die Bestätigung<br />

erfolgt schriftlich durch die<br />

Ärztliche Direktorin/den Ärztlichen Direktor.<br />

Als Nachweis gilt das Fortbildungszertifikat<br />

der <strong>Ärztekammer</strong> oder der Psychotherapeutenkammer.<br />

Die Nachweise<br />

sind der Ärztlichen Direktorin/dem Ärztlichen<br />

Direktor vorzulegen, die/der die<br />

Einhaltung der Fortbildungsverpflichtung<br />

zu überwachen und zu dokumentieren<br />

hat. Der Fünfjahreszeitraum beginnt zum<br />

01. Januar 2006. Bei späterer Aufnahme<br />

der Tätigkeit ist der im Vertrag bestimmte<br />

erste Arbeitstag maßgeblich. Die Krankenhausleitung<br />

belegt die Fortbildung<br />

der in ihrem Haus tätigen fortbildungsverpflichteten<br />

Personen durch den Bericht<br />

der Ärztlichen Direktion. Dort sind<br />

alle der Fortbildungspflicht unterliegenden<br />

Personen mit dem Zeitraum anzugeben.<br />

Im Qualitätsbericht ist anzugeben,<br />

in welchem Umfang die Fortbildungspflicht<br />

erfüllt wurde. Am 31. Dezember<br />

2010 endet der erste Fünfjahreszeitraum.<br />

Wer also am 1. Janu ar 2006 zu der fortbildungsverpflichteten<br />

Gruppe gehörte,<br />

muss bis dahin ein Fortbildungszertifikat<br />

nachweisen. Die Fortbildung der Fachärzte<br />

im Kranken haus ist in einem Beschluss<br />

des Ge mein samen Bundesausschusses<br />

vom 19. März 2009 geregelt<br />

(www.g­ba.de/informationen/beschluesse,<br />

AktueLLeS<br />

Auswahloption Qualitätssicherung). Wei­ Weitere<br />

Auskünfte gibt es in der Akademie<br />

für Fort­ und Weiterbildung der <strong>Ärztekammer</strong><br />

<strong>Bremen</strong>, Dr. Susanne Hepe, Telefon:<br />

0421­3404­260, E­Mail: susanne.hepe@<br />

aekhb.de.<br />

Dr. Susanne Hepe,<br />

Wiedereinstiegsseminar<br />

Die Akademie für Ärztliche Fortbildung der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> und der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung Westfalen­Lippe bietet im<br />

März und Oktober ein einwöchiges Wiedereinstiegsseminar<br />

für Ärzte an, die nach längerer<br />

Pause wieder in ihren Beruf zurückkehren<br />

möchten. Unter dem Titel „Was gibt<br />

es neues in der Medizin?“ gibt das Seminar<br />

in konzentrierter Form Ein­ und Überblicke<br />

in den aktuellen Wissenstand und gängige<br />

Beantragen Sie rechtzeitig ihr<br />

Fortbildungszertifikat bei der<br />

Akademie für Fort- und Weiterbildung,<br />

telefon: 0421-3404-261, -262,<br />

e-mail: fb@aekhb.de.<br />

Leiterin der Akademie für<br />

Fort- und Weiterbildung,<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Verfahren zentraler ärztlicher Fachgebiete.<br />

Konkrete Krankheitsbilder werden angesprochen,<br />

Fallbeispiele diskutiert, aktive<br />

ärztliche Handlungskompetenz, z. B. in der<br />

Notfallmedizin, aufgefrischt. Weitere Informationen<br />

zum Seminar gibt es auf der<br />

Internetseite der <strong>Ärztekammer</strong> Westfalen­<br />

Lippe, www.aekwl.de, unter dem Stichwort<br />

„Fortbildung“ im Online Fortbildungskatalog.<br />

21


22<br />

AktueLLeS<br />

Geprüfte Informationen auf<br />

einen Klick<br />

Das Online­Portal www.arztbibliothek.de<br />

bietet Ärzten und Psychotherapeuten<br />

schnellen Zugriff auf vertrauenswürdige<br />

medizinische Informationen. Das Ärztliche<br />

Zentrum für Qualität in der Medizin<br />

(ÄZQ) hat das Internetangebot im Auftrag<br />

der Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KBV) und der Bundesärztekammer (BÄK)<br />

entwickelt. Das Online­Nachschlagewerk<br />

bietet ausgewählte Behandlungsleitlinien,<br />

Praxishilfen und Patienteninforma­<br />

www.arztbibliothek.de<br />

tionen. Ebenso verfügbar sind Cochrane­<br />

Reviews und aktuelle Evidenzberichte.<br />

Weiterhin erhält der Nutzer Zugang zur<br />

Online­Datenbank der Deutschen Zentralbibliothek<br />

für Medizin sowie zu Richtlinien<br />

und Gesetzesquellen. Die Experten<br />

des ÄZQ stellten die Informationen zusammen<br />

und prüften sie auf Relevanz für<br />

die vertragsärztliche Versorgung sowie<br />

auf Qualität und Vertrauenswürdigkeit.<br />

Das Angebot wird laufend erweitert.<br />

Schon jetzt zur Planung:<br />

Übergangsfristen laufen ab!<br />

Die Abteilung Weiterbildung der <strong>Ärztekammer</strong><br />

<strong>Bremen</strong> weist frühzeitig darauf<br />

hin, dass am 31.12.2011 die letzten Übergangsfristen<br />

zur Weiterbildungsordnung<br />

1996 ablaufen. Anschließend haben nur<br />

noch die Vorgaben der Weiterbildungsordnung<br />

2005 Gültigkeit.<br />

Wer seine Weiterbildung vor dem 1.4.2005<br />

begonnen hat, kann noch folgende Bezeichnungen<br />

nach der Weiterbildungsordnung<br />

1996 beantragen:<br />

1. alle Gebietsbezeichnungen<br />

2. die Schwerpunktbezeichnung Unfallchirurgie<br />

innerhalb des Gebietes<br />

Chirurgie<br />

3. die Schwerpunktbezeichnungen<br />

Angiologie, Endokrinologie, Gastroenterologie,<br />

Hämatologie und<br />

Internistische Onkologie, Kardiologie,<br />

Nephrologie, Pneumologie, Rheumatologie<br />

innerhalb des Gebietes Innere<br />

Medizin<br />

4. die Zusatzbezeichnungen Psychoanalyse,<br />

Psychotherapie<br />

Die Anträge müssen bis zum 31.12.2011<br />

bei der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong> eingegangen<br />

sein.<br />

Des Weiteren kann die Facharztkompetenz<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie gemäß<br />

den Übergangsbestimmungen der<br />

Weiterbildungsordnung 2005 ebenfalls nur<br />

noch bis zum 31.12.2011 beantragt werden.<br />

Anschließend ist die reguläre Weiterbildung<br />

nachzuweisen.<br />

Bei Unklarheiten und Rückfragen können<br />

Sie uns gern anrufen:<br />

Heide Bohlen, Telefon 0421­3404­220,<br />

Susanne Freitag, Telefon: 0421­3404­222,<br />

Petra Wedig, Telefon: 0421­3404­223,<br />

Brigitte Bruns­Matthießen,<br />

Telefon: 0421­3404­241.<br />

Brigitte Bruns-Matthießen<br />

Leiterin Abteilung für Weiterbildung,<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong><br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Gefährliche<br />

Brustimplantate<br />

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und<br />

Medizinprodukte (BfArM) hat die Landesbehörden<br />

darüber informiert, dass eine<br />

europaweite Untersagung der Vermarktung,<br />

des Vertriebs und der weiteren Verwendung<br />

von Silikongel­gefüllten Brustimplantaten<br />

des Herstellers Poly Implant<br />

Prothese (PIP) ausgesprochen wurde. Auf<br />

der Internetseite des Bremer Ärztejournals,<br />

www.bremer­aerztejournal.de, steht<br />

dazu ein pdf­Dokument mit detaillierten<br />

Informationen zum Herunterladen bereit.<br />

Weniger PEG-<br />

Sonden-Träger<br />

In <strong>Bremen</strong> ist der durchschnittliche<br />

Anteil der PEG­Sonden­Träger an der<br />

Gesamtheit der versorgten Personen<br />

in der stationären Altenpflege im Vergleich<br />

zum Jahr 2003 zurückgegangen.<br />

Das geht aus einer aktuellen Erhebung<br />

des Gesundheitsamtes <strong>Bremen</strong> hervor.<br />

Der Bericht mit dem Titel „Enterale<br />

Ernährung in der statio nären<br />

Altenpflege in <strong>Bremen</strong>: Hat sich die<br />

Prävalenz von PEG­Sonden geändert?“<br />

ver gleicht die Erhebungen 2003 und<br />

2009.<br />

Unter dem Punkt „Aktuelles“ auf der Internetseite<br />

des Gesundheits amtes <strong>Bremen</strong><br />

www.gesundheitsamt.bremen.de<br />

steht der Bericht zum Herunterladen<br />

bereit.<br />

© Gina Sanders/Fotolia.com


<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 09| 10<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong><br />

In der Serie „Fünf Fragen an“ stehen die zehn Ausschüsse der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong><br />

im Mittelpunkt. Die Vorsitzenden beantworten Fragen zu aktuellen Schwerpunkten<br />

und Herausforderungen.<br />

Fünf Fragen an…<br />

hubert Bakker, Vorsitzender des Ausschusses<br />

Gesundheit, umwelt, Prävention<br />

1.<br />

Herr Bakker, Sie sind seit<br />

Anfang 2008 Vorsitzender<br />

des Ausschusses Gesundheit,<br />

Umwelt, Prävention. Was hat<br />

Sie bewogen, im Ausschuss<br />

mitzuarbeiten?<br />

Mein berufliches Engagement in der Sportmedizin<br />

hat mich auf die Idee gebracht,<br />

mich der Prävention zu widmen. Prävention<br />

ist heute in der Sportmedizin ein sehr<br />

wichtiger Bestandteil. Die Deutsche Gesellschaft<br />

für Sportmedizin und Prävention<br />

(DGSP) sieht in der Prävention einen<br />

Hauptbestandteil ihrer Tätigkeit Sport und<br />

Bewegung als präventive Maßnahme darzustellen.<br />

Auf Bremer Ebene bin ich seit<br />

vielen Jahren in der Kooperation mit dem<br />

Landessportbund (LSB) <strong>Bremen</strong> in der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

„Sport pro Gesundheit“<br />

als Präventionsbeauftragter der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong> tätig. Prävention ist<br />

eine ureigene ärztliche Aufgabe und Tätigkeit.<br />

Der Staat hat Strukturen zur Verbesserung<br />

der Prävention im SGB V genau festgelegt,<br />

z. B. zum Checkup, zur Früherkennung<br />

von Erkrankungen wie Hautkrebsscreening<br />

oder Mammographierscreening.<br />

Hier sind Ärzte direkt eingebunden. Auch<br />

über das öffentliche Gesundheitssystem<br />

sind Mediziner beteiligt. Die Bundesärztekammer<br />

hat zur Prävention eine Ständige<br />

Konferenz eingerichtet, in der ich seit drei<br />

Jahren ebenfalls Mitglied bin.<br />

2.<br />

Was sind die aktuellen<br />

Schwerpunkte der Ausschussarbeit?<br />

Besonders fruchtbar und immer noch aktuell<br />

ist die Kooperation der <strong>Ärztekammer</strong><br />

<strong>Bremen</strong> mit dem LSB <strong>Bremen</strong>. Zusammen<br />

geben wir jährlich eine Broschüre mit allen<br />

zertifizierten Gesundheitsangeboten der<br />

Bremer und Bremerhavener Sportvereine<br />

heraus. Hier können alle Ärzte und Patienten<br />

Informationen zu Kursangeboten bei<br />

Sportvereinen in ihren Stadtteilen finden,<br />

von denen fast alle von den Krankenkassen<br />

auf Antrag bezuschusst werden. Dazu<br />

gehören in <strong>Bremen</strong> auch die Herzsportgruppen<br />

und die Krebssportangebote.<br />

Diese Broschüre kann über den LSB <strong>Bremen</strong><br />

oder die <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong> kostenlos<br />

bezogen werden. Bewegung ist mit<br />

jeder Menge Evidenz das wirkungsvollste<br />

und preiswerteste Mittel zur Vorbeugung<br />

von Erkrankungen, sowie auch in der Sekundär­<br />

und Tertiärprävention bei vielen<br />

Erkrankungen und gesundheitlichen Risiken<br />

das beherrschende Element neben Ernährung,<br />

Hygiene und Impfungen. Daher<br />

wird auch im Land <strong>Bremen</strong> in der nächsten<br />

Zeit schwerpunktmäßig daran gearbeitet,<br />

das „Rezept für Bewegung“ einzuführen.<br />

Dieses Rezept stellt der behandelnde Arzt<br />

aus. Es soll für Patienten genaue Angaben<br />

zur Bewegung enthalten und zur Teilnahme<br />

an Bewegungsprogrammen durch<br />

Kassen oder im Bereich Gesundheitssport<br />

berechtigen. Einige Krankenkassen und<br />

sehr viele Sportvereine bieten solche Programme<br />

bereits an. In anderen Bundesländern<br />

wie Berlin, Nordrhein­Westfalen, Hessen<br />

und Thüringen hat das Bewegungsrezept<br />

seit Jahren Erfolg.<br />

3.<br />

Was war die bisher<br />

spannendste Thematik?<br />

Unser Ausschuss hat sich in den letzten<br />

Jahren unter anderem mit dem Thema<br />

Nikotin­Abusus befasst. So sponsert die<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong> das Programm<br />

„don´t start be smart“. Wenn Schulklassen<br />

ein Jahr lang nicht rauchen und den<br />

Verhaltenskodex des Programmes befolgen,<br />

werden sie mit einem Preis wie z. B.<br />

einem Gutschein für eine Kanutour auf<br />

der Wümme belohnt. Aber auch Themen<br />

wie Kindergesundheit und präventive<br />

Maßnahmen gegen Adipositas, Koordinationsstörungen<br />

und Bewegungsmangel<br />

sowie Demenz und Schweinegrippe widmete<br />

sich der Ausschuss.<br />

4.<br />

5.<br />

Warum würden Sie jungen<br />

Ärzten die Mitarbeit im<br />

Ausschuss empfehlen?<br />

AktueLLeS 23<br />

Für junge Ärzte bietet der Ausschuss eine<br />

wertvolle Plattform für die Organisation<br />

von Gesundheitskampagnen, Weiterbildungen,<br />

Fortbildungen und die Teilnahme<br />

an der Erarbeitung von Curricula für Präventivmedizin.<br />

Das sind spannende Prozesse<br />

mit vielen aktuellen Bezügen. Die<br />

Zusammensetzung des jetzigen Ausschusses<br />

ist durch kompetente Mitglieder gekennzeichnet.<br />

Dadurch sind wertvoller In ­<br />

formationsaustausch und konstruktives<br />

Arbeiten immer gewährleistet.<br />

Welche Schwerpunkte sehen<br />

Sie in der Zukunft?<br />

Bewegungsprogramme, Ernährung, Probleme<br />

der Umsetzung von Prävention bei<br />

Menschen mit Migrationshintergrund und<br />

Männergesundheit zählen sicherlich zu<br />

den künftigen Schwerpunkten. Auch die<br />

Bundesärztekammer wird uns insbesondere<br />

im Bereich Umwelt weitere Aufgaben<br />

stellen. Und das Beispiel Schweinegrippe<br />

hat gezeigt, dass unvorhergesehene<br />

neue Aspekte bearbeitet werden<br />

müssen. Außerdem hat die Bundesärztekammer<br />

einen Präventionskongress in<br />

Berlin etabliert, der mit Experten und deren<br />

Studien zur Prävention versucht, die<br />

Kompetenz der Ärzteschaft wieder näher<br />

an die Politik zu bringen.


24<br />

AkAdemie<br />

AkAdemie FüR FORt- und WeiteRBiLdunG<br />

Fit für den Facharzt<br />

Chirurgie<br />

Herzklappenchirurgie / Prof. Dr. D. Hammel<br />

termin: 14. September 2010, 18.30 – 20.00 uhr<br />

Innere Medizin: Hämatologie<br />

Akute Leukämien / MDS / Prof. Dr. B. Hertenstein<br />

termin: 14. September 2010, 19.00 – 20.30 uhr<br />

Gynäkologie<br />

Notfälle im Kreißsaal / A. Brunnbauer<br />

termin: 16. September 2010, 18.00 – 19.30 uhr<br />

Radiologie<br />

Möglichkeiten und Grenzen der Röntgen­Thorax­Untersuchung<br />

aus der Sicht des Pneumologen – praktische Beispiele /<br />

Einführung in die Projektionsradiographie des Thorax<br />

Prof. Dr. Ukena / Dr. A. Sternberg<br />

termin: 21. September 2010, 18.00 – 19.30 uhr<br />

die Veranstaltungen sind kostenfrei. (2 Pkt)<br />

Gesund leben lernen<br />

Lehrer­ und Ärztetag 2010 – eine Veranstaltung im Rahmen<br />

der Gesundheitswoche Bremerhaven<br />

termin: 8. September 2010, 15.00 – 17.00 uhr<br />

Ort: Stadthalle Bremerhaven<br />

die Veranstaltung ist kostenfrei. (2 Pkt)<br />

Bremer Curriculum für Spezielle Psychotraumatherapie<br />

Grundlagen der Traumatherapie<br />

termin: 11. September 2010, 9.30 – 15.30 uhr<br />

kosten: 120,- (6 Pkt)<br />

16. Bremer Zytologietag<br />

Themen: Qualitätsvereinbarung Zytologie, Kleinzellige Läsionen<br />

der Cervix uteri, Zytologie des Respirationstrakts und<br />

Differentialdiagnose, Immunzytologie und molekulare Techniken<br />

(Vorträge mit Workshop)<br />

termin: 18. September 2010, 9.30 – 16.00 uhr<br />

alternativ 19. September 2010, 9.30 – 13.00 uhr<br />

kosten: 35,- bis 100,- euro (7/4 Pkt)<br />

English for Medical Purposes: Illnesses and Diseases<br />

Anhand aktueller Entwicklungen werden im In­ und Ausland<br />

fach­übergreifende Krankheitsbilder in englischer Sprache erarbeitet<br />

und mit Ihren Kollegen/Innen diskutiert. Ihre Fachrichtung<br />

findet bei der Themenauswahl Berücksichtigung.<br />

termin: 29. September 2010, 15.00 – 19.45 uhr<br />

kosten: 75,- (6 Pkt)<br />

Forum Junge Medizin<br />

Das Überbringen schlechter Nachrichten, Teil II<br />

Die ärztliche Tätigkeit verlangt Grundregeln der Kommu ­<br />

ni kation. Das Überbringen schlechter Nachrichten rührt an<br />

bestimmte Ängste und wirft Fragen auf nach der ärztlichen<br />

Verantwortung. In dieser Veranstaltung geht es darum, einen<br />

Umgang und eine Haltung zu entwickeln.<br />

Referentin: Colette Mergeay<br />

termin: 5. Oktober 2010, 19.00 – 21.00 uhr<br />

die Veranstaltung ist kostenfrei. (2 Pkt)<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Veranstaltungsinformationen<br />

Arbeitskreis Hämotherapie<br />

Hämotherapie­Richtlinien der BÄK und des PEI­Änderungen<br />

und Ergänzungen 2010 / Filmvorführung: „Penny Allison –<br />

how dangerous blood transfusions can be”<br />

Der Ak Hämotherapie befasst sich mit den aktuellen Änderungen<br />

und Ergänzungen der Richtlinie zur Gewinnung von Blut<br />

und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten<br />

(Hämotherapie). Im zweiten Teil der Veranstaltung geht es<br />

um die konkreten Abläufe im Alltag transfundierender Einrichtungen<br />

am Beispiel eines – satirisch etwas überspitzten, aber<br />

durchaus an der Realität orientierten – Films des britischen<br />

National Blood Service.<br />

termin: 28. Oktober 2010, 19.00 – 21.00 uhr<br />

die Veranstaltung ist kostenfrei. (2 Pkt)<br />

Psychosomatische Grundversorgung<br />

Inhalt dieser Fortbildungsreihe ist der Erwerb von Kenntnissen in<br />

„Psychosomatischer Krankheitslehre“. Ziel der psycho­somatischen<br />

Grundversorgung ist vor allem, den Patienten leib­seelische<br />

Zusammenhänge zu erschließen und den Versuch zu<br />

unternehmen, mit pragmatischen Mitteln, die Beziehung zwischen<br />

Arzt und Patienten therapeutisch zu nutzen. Neben der<br />

Theorievermittlung wird in Kleingruppen das psychosomatische<br />

Gespräch theoretisch und praktisch eingeübt, die Bereitschaft der<br />

aktiven Mitarbeit in Gesprächsübungen wird vorausgesetzt.<br />

termine: 6 Wochenenden ab 29./30. Oktober 2010, jeweils<br />

Freitag 17.00 – 19.30 uhr, Samstag 10.00 – 17.00 uhr<br />

kosten: 750,- (60 Pkt)<br />

Kommunikationstraining für Ärztinnen und Ärzte<br />

Kooperation mit der Bremer Krebsgesellschaft und der Universität<br />

Heidelberg<br />

termin: 25. – 27. november 2010,<br />

donnerstag 17.30 – 21.00 uhr, Freitag 9.00 – 18.00 uhr,<br />

Samstag 10.00 –16.00 uhr<br />

Veranstaltungsort: <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong><br />

kosten: 180,- euro (23 Pkt)<br />

Einführungsseminare QEP – Qualität und<br />

Entwicklung in Praxen<br />

termin: 26. – 27. november 2010, Freitag 17.00 – 21.00 uhr,<br />

Samstag 8.30 – 17.15 uhr<br />

kosten: 235,- / 150,- euro (18 Pkt)<br />

die Veranstaltungen finden, sofern nicht anders angegeben,<br />

im Fortbildungszentrum der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong> am<br />

klinikum <strong>Bremen</strong>-mitte statt. Bei allen Veranstaltungen ist<br />

eine vorherige schriftliche Anmeldung notwendig.<br />

nähere informationen und Anmeldeunterlagen erhalten<br />

Sie bei der Akademie für Fort- und Weiterbildung,<br />

tel.: 0421-3404-261/-262;<br />

e-mail: fb@aekhb.de (Friederike Backhaus, Yvonne Länger)


<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 10<br />

Namen & Nachrichten<br />

n Dr. Edith Kramer ist neue medizi nische<br />

Geschäftsführerin des Klinikums<br />

Bremerhaven Reinkenheide.<br />

Sie löste am<br />

1. Januar den bisherigen<br />

Geschäftsführer Dr. Ernst­<br />

Gerhard Mahlmann ab. Dr.<br />

Kramer ist Fachärztin für Anästhesiologie<br />

und Schmerztherapie. Neben ihrer Praxistätigkeit<br />

war sie bislang im Bereich Qualitätsmanagement<br />

tätig. Außerdem arbeitete<br />

Dr. Kramer als Referentin des<br />

Vorstandes des Univer sitätsklinikums<br />

Göttingen. Sie studierte zunächst Jura<br />

und legte das 1. Staatsexamen ab, danach<br />

studierte sie Medizin.<br />

n Dr. Stefan Kreszis, Facharzt für Allgemeinmedizin,<br />

ist seit Juli<br />

dieses Jahres niedergelassener<br />

Hausarzt in der Gemeinschaftspraxis<br />

mit Kornelia<br />

Auffenberg in <strong>Bremen</strong>.<br />

Nach seinem Studium<br />

in Berlin und Marburg, absolvierte der<br />

Allgemeinmediziner seine Facharztausbildung<br />

in Kliniken in <strong>Bremen</strong> und Osterholz­Scharmbeck<br />

sowie in einer allgemeinmedizinischen<br />

Praxis in <strong>Bremen</strong>­<br />

Nord. Dr. Kreszis führt seit 2008 die<br />

Zusatzbezeichnung Notfallmedizin und<br />

ar beitet regelmäßig als Notarzt.<br />

n Dr. Tim Müller, Facharzt für Allgemeinmedizin,<br />

Zusatzbezeichnung<br />

Naturheil verfahren, ist seit<br />

dem 1. Juli niedergelassener<br />

Arzt in der Gemeinschaftspraxis<br />

mit Benno<br />

Eichentopf, Internist, und<br />

der Allgemeinmedizinerin Regine Rauer<br />

in <strong>Bremen</strong>/Kattenturm. Dr. Müller hat an<br />

der Johann­Wolfgang­Goethe­Universität<br />

Frankfurt/Main studiert. Seine klinische<br />

Facharztausbildung absolvierte er in Schottland.<br />

Dr. Müller verfügt über ein Diplom<br />

der Geriatrischen Medizin der Universität<br />

Glasgow. Die hausärztliche Facharztausbildung<br />

durchlief er in drei verschiedenen<br />

Praxen in <strong>Bremen</strong>.<br />

n PD Dr. Andreas Rümelin ist neuer<br />

Chefarzt der Anästhesiologie<br />

und operativen Intensivmedizin<br />

der DRK Kliniken<br />

und Pflege Wesermünde. In<br />

diesem Be reich ist Dr. Rümelin<br />

seit dem 1. Mai zuständig<br />

für die Häuser Klinik Am Bürgerpark<br />

in Bremerhaven und Seepark Klinik<br />

Deb stedt. Dr. Andreas Rümelin verfügt<br />

über zusätz liche Qualifikationen in den Bereichen<br />

Notfall­ und Intensivmedizin, Anästhesie,<br />

Transfusions medizin, Ernährungsmedizin,<br />

Strahlenschutz und Ultraschall.<br />

Ermächtigung ist kein Blankoscheck<br />

Aus aktuellem Anlass weist die KV <strong>Bremen</strong><br />

Ermächtigte Krankenhausärzte darauf<br />

hin, dass sie Leistungen aus dem<br />

Ermächtigungskatalog höchstpersönlich<br />

erbringen müssen. Der Disziplinarausschuss<br />

hat jüngst gegen einen Krankenhausarzt<br />

einen Verweis aussprechen<br />

müssen. Dieser hatte ärztliche Aufgaben,<br />

zu denen ausschließlich er auf<br />

Grund seiner Quali fi kation ermächtigt<br />

worden war, an einen Kollegen delegiert.<br />

Der Disziplinarausschuss der KV<br />

<strong>Bremen</strong> sieht darin einen groben Verstoß.<br />

Es widerspreche dem gesetzlichen<br />

Zweck der Ermächtigung, wenn die betreffenden<br />

Leistungen von Assistenten<br />

erbracht werden. Sie können deshalb<br />

nicht abgerechnet werden. Mit dem<br />

Verweis des Diziplinarausschusses ist es<br />

allerdings nicht getan. Den Krankenhausarzt<br />

trifft zusätzlich eine empfindliche<br />

Rückzahlungsforderung in Höhe von<br />

60.000 Euro.<br />

Berichtsbogen<br />

überarbeitet<br />

Der Berichtsbogen zur Meldung von<br />

unerwünschten Arzneimittelwirkungen<br />

(UAW) an die Arzneimittelkommission<br />

der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) ist<br />

grundlegend überarbeitet worden. Das<br />

Formular wurde erneuert, um UAW­<br />

Meldungen so einfach wie möglich zu<br />

gestalten und trotzdem möglichst alle<br />

Angaben zu erfassen. Online­Formulare<br />

zur UAW­Meldung gibt es im Internet<br />

unter www.akdae.de.<br />

Hinweis auf die<br />

15. AMG-Novelle<br />

Mit Inkrafttreten der 15. AMG­Novelle<br />

am 23. Juli 2009 hat sich die Rechtsgrundlage<br />

für die Herstellung von Arzneimitteln<br />

durch Ärztinnen und Ärzte<br />

geändert. Die Senatorin für Arbeit,<br />

Frauen, Jugend, Gesundheit und Soziales<br />

hat ein Merkblatt herausgegeben,<br />

das die schwierige Materie erläutert.<br />

Sie finden das Merkblatt unter<br />

www.soziales.bremen.de/sixcms/<br />

detail.php?gsid=bremen69.c.2258.de.<br />

25


26<br />

Recht<br />

Abbruch lebenserhaltender<br />

Behandlung – strafbar?<br />

der Fall:<br />

eine 1931 geborene Patientin lag<br />

seit Oktober 2002 in einem<br />

Wachkoma. in einem Pflegeheim<br />

wurde sie über eine PeG-Sonde<br />

künstlich ernährt. eine Besserung<br />

ihres Gesundheitszustandes war<br />

nicht zu erwarten. die Patientin<br />

hatte im September 2002 mündlich<br />

den Wunsch geäußert, in einem<br />

derartigen Fall die künstliche<br />

ernährung einzustellen. die zwei<br />

kinder der Patientin – inzwischen<br />

Betreuer ihrer mutter – bemühten<br />

sich um die einstellung der künstlichen<br />

ernährung, um ihrer mutter –<br />

entsprechend ihrem ausdrücklich<br />

geäußerten Wunsch – ein Sterben in<br />

Würde zu ermöglichen.<br />

Nachdem die Tochter der Patientin Ende<br />

2007 die Nahrungszufuhr über die Sonde<br />

beendet hatte, wurde die künstliche Ernährung<br />

in dem Pflegeheim wieder aufgenommen,<br />

bei gleichzeitiger Androhung<br />

eines Hausverbotes für die Tochter der<br />

Pa tientin. Der von den Kindern der Patientin<br />

konsultierte Rechtsanwalt – späte­<br />

AnzeiGenBöRSe<br />

Fortbildung<br />

rer Angeklagter – erteilt den Rat, den<br />

Schlauch der PEG­Sonde unmittelbar über<br />

der Bauchdecke zu durchtrennen. Entsprechend<br />

dem Rat schnitt die Tochter<br />

mit Hilfe ihres Bruders den Schlauch<br />

durch. Auf Veranlassung der Heimleitung<br />

und der Staatsanwaltschaft wurde die<br />

Patientin gegen den Willen ihrer Kinder<br />

in ein Krankenhaus gebracht. Sie starb<br />

dort zwei Wochen später eines natürlichen<br />

Todes aufgrund ihrer Erkrankungen.<br />

Das Urteil I. Instanz<br />

(Landgericht Fulda)<br />

Der ratgebende Anwalt wurde wegen versuchten<br />

Totschlags durch aktives Tun zu<br />

einer Bewährungsstrafe von neun Monaten<br />

verurteilt. Die Tochter wurde freigesprochen,<br />

da sie schuldlos gehandelt habe.<br />

Das Urteil II. Instanz (BGH)<br />

Der 2. Strafsenat des BGH hat den verurteilten<br />

Rechtsanwalt freigesprochen und<br />

ergänzend auf die inzwischen seit dem<br />

1. September 2009 geltenden Bestimmungen<br />

des „Patientenverfügungsgesetzes“<br />

verwiesen.<br />

Die von der Patientin im September 2002<br />

geäußerte Einwilligung, die ihre Betreuer<br />

<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> LeSeRBRieFe Recht 09| 10<br />

Autor dieser Rubrik ist der<br />

Bremer Rechtsanwalt und Notar<br />

Wolf martin nentwig. Er zeichnet<br />

verantwortlich für den Inhalt.<br />

Kontakt:<br />

nentwig@castringius.de<br />

geprüft und bestätigt hatten, entfaltete<br />

eine bindende Wirkung und stellte eine<br />

Rechtfertigung des Behandlungsabbruches<br />

dar. Dies ist in § 1901 a Abs. 3 BGB<br />

ausdrücklich bestimmt – unabhängig von<br />

Art und Stadium der Erkrankung. Die Betreuer<br />

durften nicht nur den Behandlungsabbruch<br />

durch Unterlassen weiterer<br />

Ernährung, sondern auch durch aktives<br />

Tun – Beendigung oder Verhinderung einer<br />

nicht mehr gewollten Behandlung – vornehmen<br />

(BGH, Urteil vom 25. Juni 2010 –<br />

2 StR 454/09). Die Ausführungen in dem<br />

Urteil des BGH sind zu begrüßen. Sie stärken<br />

den geäußerten, zu beachtenden<br />

Willen der Patienten. Um Beweisschwierigkeiten<br />

hinsichtlich des geäußerten<br />

Patientenwillens zu vermeiden, ist jedem<br />

(potenziellen) Patienten dringend zu<br />

empfehlen, eine Vorsorgevollmacht und<br />

eine Patientenverfügung durch einen Notar<br />

des Vertrauens beurkunden zu lassen.<br />

Der Notar attestiert die Geschäftsfähigkeit<br />

des Testierenden und ist bei der Formulierung<br />

der Urkunden behilflich. Er<br />

sorgt ferner für eine Hinterlegung der relevanten<br />

Daten bei der Bundesnotarkammer.<br />

Berliner Institut für Körper-Tanz und Therapie<br />

Stressmanagement bei<br />

Psychotherapeuten und Ärzten<br />

zertifi zierte Weiterbildung (40 Punkte)<br />

24.­29.10.2010 in Salobrena/Andalusien<br />

(1.100 €, EZ/VP/Seminar/Yoga)<br />

Infomappe: Tel: 030/71301571<br />

www.koerper-tanz-therapie.de<br />

Balint-Gruppe<br />

für interessierte Kollegen und Kolleginnen, auch in Weiterbildung.<br />

Zeit: Mittwochs 14­tägig, 18.30 ­ 20.00 Uhr<br />

in der psychotherapeutischen Praxis:<br />

Dr. med. Irina Lewin, Langener Landstr. 266,<br />

27578 Bremerhaven, Tel. 0471/3098840


<strong>BREMER</strong> <strong>ÄRZTE</strong><strong>JOURNAL</strong> 09| 1 0 AnzeiGenBöRSe<br />

Stellenmarkt<br />

Nachfolger/in für gut eingeführte<br />

hausärztl. internistische<br />

Praxisgemeinschaft zum<br />

01.01.2011 oder 01.04.2011<br />

gesucht. Auch Teilzeittätigkeit<br />

möglich. Gute Verkehrsanbindung,<br />

Parkplätze am Haus, Fahrstuhl.<br />

Fax 0421/2233693 oder<br />

Tel. 0421/234630 (AB)<br />

Ärztl. Psycho therapeutin<br />

(TP, VT)<br />

sucht Praxisassistenz oder<br />

Job sharing in <strong>Bremen</strong> und<br />

Umgebung.<br />

Chiffre 100905<br />

Nette/r Kollege/in<br />

gesucht<br />

Wir führen eine große<br />

hausärztliche­internistische<br />

Gemeinschaftspraxis in <strong>Bremen</strong><br />

und suchen langfristig eine/n<br />

dritte/n Kollegin/en für eine<br />

Teilzeittätigkeit. Wir bieten eine<br />

moderne Praxis mit typisch<br />

hausärztlicher Klientel in gutem<br />

Arbeitsumfeld.<br />

Für mehr Informationen rufen<br />

Sie bitte an unter<br />

Tel. 0178/3767736<br />

Hausärztl./Internist.-<br />

Gemeinsch. Praxis<br />

HB­Mitte sucht neuen Partner<br />

zunächst Teilzeit/Jobsharing<br />

möglich.<br />

Chiffre 100910<br />

WBA Allgemeinmedizin<br />

für große Hausarztpraxis<br />

in <strong>Bremen</strong>­Nord gesucht.<br />

WBE für 18 Monate.<br />

Chiffre 100902<br />

Hausärztliche PG/GP<br />

mit frei werdendem<br />

kassenärztl. Sitz im<br />

Bremer Osten sucht Partner/in.<br />

Chiffre 100901<br />

Allgemeinarzt<br />

sucht Einstieg bzw. Anstellung in<br />

Gemeinschaftspraxis, ggf. auch<br />

Teilzeit möglich.<br />

Chiffre 100909<br />

Hausärztliche/r<br />

Kollege/in<br />

ab sofort zur Mitarbeit für<br />

ca. 2 Vormittage/Woche in<br />

<strong>Bremen</strong> gesucht.<br />

Chiffre 100907<br />

Kollegen/Kollegin – Arbeitsmediziner/in<br />

zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit gesucht,<br />

spätere Praxisübernahme möglich, Hamburg östl.­Alster – Citynähe,<br />

Praxis­Räume und Aufträge vorhanden.<br />

Dr. med. G. Bandomer, AV2, Mühlenkamp 32,<br />

22303 Hamburg, Tel. 040/27806347<br />

Teilzeitstelle<br />

Biete (Plastische) Chirurgie, Dermatologie in Bremer Praxis.<br />

Ideal für Mütter.<br />

Tel. 0175/4701814,<br />

E-Mail: Dr.Khorram@t-online.de<br />

imPReSSum<br />

Bremer Ärztejournal<br />

Offizielles Mitteilungsorgan<br />

der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong> und<br />

der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

<strong>Bremen</strong>; ISSN 1432­2978<br />

www.bremer­aerztejournal.de<br />

herausgeber:<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong>,<br />

Schwachhauser Heerstraße 30, 28209 <strong>Bremen</strong>,<br />

www.aekhb.de.<br />

Kassenärztliche Vereinigung <strong>Bremen</strong>,<br />

Schwachhauser Heerstraße 26/28, 28209 <strong>Bremen</strong>,<br />

www.kvhb.de<br />

Für den inhalt verantwortlich:<br />

Franz­Josef Blömer, Günter Scherer<br />

Einfach die bessere<br />

Privatliquidation<br />

Professionelle Abrechnung<br />

(GOÄ, BG, IGeL, …)<br />

Konsequentes Mahnverfahren<br />

Kompetente Korrespondenz mit<br />

Kostenträgern und Patienten<br />

Persönliche Ansprechpartner<br />

vor Ort<br />

für Ärzte, Chefärzte, Kliniken, MVZ, IV, …<br />

Für noch mehr Know-How:<br />

www.pvs-campus.de<br />

Aktuelle Schulungen für Sie und Ihr Team!<br />

Außer der Schleifmühle 69<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

www.pvs-bremen.de<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Dr. Kerstin Boomgarden­Brandes, Brigitte Bruns­<br />

Matthießen, Dr. Heribert Fleischmann, Christoph Fox,<br />

Barbara Frank, Dr. Heidrun Gitter, Dr. Alfred Haug,<br />

Dr. Peter Heinen, Dr. Susanne Hepe, Dr. John Koc,<br />

Dr. Thomas Liebsch, Christel Lüdecke,<br />

Prof. Dr. Bernd Mühlbauer, Wolf Martin Nentwig,<br />

Dr. Wolfgang Poser, Prof. Dr. Stephan Teyssen<br />

Redaktion:<br />

Andrea Klingen (Ltg.), Sabine Müller­Schumann<br />

Bildnachweis:<br />

Fotolia: © Lichtbildnerin, © rotoGraphics,<br />

© Gina Sanders, © Alx, © Sven Weber, © blacksock,<br />

© Dron, © WoGi, © rrrob<br />

Istockphoto: © esolla, © andrea laurita, © Sean Locke<br />

© Peter Schoppe Werbeagentur GmbH<br />

Tel.: 04 21 / 360 85 - 0<br />

Fax: 04 21 / 337 80 - 30<br />

info@pvs-bremen.de<br />

PVS / <strong>Bremen</strong><br />

Ärztliche Gemeinschaftseinrichtung<br />

Urlaubsvertretung gesucht<br />

1­2 mal pro Quartal je 1 ­ 2 Wochen lang halbtags<br />

Dr. med. Dorothee Mellinghoff<br />

Allgemeinmedizin, NHV, Akupunktur<br />

28844 Weyhe-Dreye, Dreyer Str. 10<br />

Tel. 04203/4380113<br />

Alteingesessene GP für AG<br />

im Bremer Westen, 2 Sitze, gute Verkehrsanbindung, keine<br />

WE/Not­Dienste, kollegiale Urlaubsvertretung, WBE 12 Monate, aus<br />

Altersgründen zu übergeben. Gerne im kooperativen Übergang.<br />

Chiffre 100903<br />

WB-Assistent/in oder Fachärztin/arzt<br />

für Augenarztpraxis gesucht<br />

Wir suchen Verstärkung. Wir bieten Ihnen ein angenehmes<br />

Betriebsklima, eine sehr gute apparative Ausstattung und in<br />

jeder Weise geordnete, vernünftige Arbeitsbedingungen.<br />

Dr. Stefan Bodanowitz<br />

Email: bodanowitz@t-online.de<br />

www.augenarzt-in-bremen.de<br />

Jede Kontaktaufnahme wird vertraulich behandelt.<br />

48-jähriger Facharzt Allgemeinmedizin<br />

hausärztliche Geriatrie, Chirotherapie, 14 J. Praxis sucht wegen<br />

Ortwechsel zum 1. oder 2. Quartal 2012 Kooperation in GMP<br />

oder MVZ. <strong>Bremen</strong>/Bermerhaven und Umzu.<br />

Mobil: 0151/50478878 oder<br />

E-Mail: dr.peter.fischer@me.com<br />

Verlag:<br />

Peter Schoppe Verlag,<br />

Walderseestraße 48, 30177 Hannover,<br />

Tel. 0511/626266­3, Fax 0511/909250­22<br />

Verantwortlich für die Anzeigen:<br />

Peter Schoppe Werbeagentur GmbH,<br />

Sarah Hennig, Waldersee straße 48, 30177 Hannover,<br />

Tel. 0511/909250­0<br />

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. I/10,<br />

gültig ab 1. Januar 2010.<br />

druck:<br />

Druckerei Schäfer, Sarstedt<br />

Beilagenhinweis:<br />

Diese Ausgabe enthält eine Beilage der Deutschen<br />

Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin<br />

(DGSM e.V.)<br />

27


Postvertriebsstück H 42085, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt.<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Bremen</strong>, Schwachhauser Heerstraße 30, 28209 <strong>Bremen</strong><br />

Stellenmarkt<br />

Wir suchen für unsere<br />

Praxisgemeinschaft für<br />

Allgemeinmedizin,<br />

zentral gelegen in <strong>Bremen</strong>,<br />

eine/n Ärztin/Arzt in Teilzeit<br />

evtl. auch nur Vertretung,<br />

KV­Sitz vorhanden. Überdurchschnittliche<br />

Bezahlung.<br />

Hohe Scheinzahl. Nettes Team.<br />

Spätere Praxisübernahme<br />

möglich.<br />

Fax 0421/5578429<br />

Dermatologin<br />

sucht flexible Mitarbeit in Praxis.<br />

Chiffre 100904<br />

Allgemeinmedizinerin<br />

übernimmt Praxisvertretungen<br />

oder TZ­Mitarbeit in hausärztl.<br />

Praxis in HB und Umgebung.<br />

Tel. 0170/7740961<br />

KV-Sitz Hausarzt<br />

zum Kauf gesucht<br />

Chiffre 100908<br />

Institut für Pharmakologie am Klinikum <strong>Bremen</strong>-Mitte<br />

sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt<br />

Ärztin / Arzt<br />

Zunächst befristet für die Dauer von 2 Jahren, in Teil- oder Vollzeitbeschäftigung.<br />

Von Vorteil sind Kenntnisse in der Durchführung klinischer<br />

Prüfungen.<br />

Tätigkeitsfelder<br />

– Klinische Arzneimittelprüfung (vorwiegend)<br />

– Therapiebewertung auf Basis der Evidenz-basierten Medizin<br />

– Arzneimitteltherapie-Beratung.<br />

Die volle Weiterbildungsbefugnis für das Fach Klinische Pharmakologie<br />

sowie Promotionsmöglichkeit sind vorhanden. Bewerbungen bitte an:<br />

Prof. Bernd Mühlbauer, Institut für Pharmakologie<br />

am Klinikum <strong>Bremen</strong> Mitte, St.-Jürgen-Str. 1, 28177 <strong>Bremen</strong>,<br />

Tel. 0421/4975352<br />

Allgemeinärztl.-internist. GP (hausärztl.)<br />

umsatzstark, Nähe <strong>Bremen</strong>, breites Spektrum sucht Kollegen/in<br />

zur langfristigen Mitarbeit o. Einstieg als Praxispartner/in,<br />

ggf. Teilzeittätigkeit.<br />

Chiffre 100911<br />

Sonstiges<br />

Aus Praxisverkleinerung<br />

abzugeben: EKG, Kaltlicht projektor,<br />

Lichtleitkabel, Mikroskop,<br />

Amnioskop, Prokteskop,<br />

div. gyn. Instrumente. Bitte Liste<br />

anfordern unter m.zorn@<br />

nord­com.net oder 04744/3625<br />

Praxisinventar<br />

wie Rezeptionsblock m. Karteikästen, Wartezimmerstühle<br />

und ­tische, Schreibtische und Schreibtischstühle, Liegen, fast<br />

neue Computerhardware, div. Drucker, Faxgerät, EKG­Gerät,<br />

NEMEC­ und MW­Gerät sowie aktuelle Computersoftware (Quincy)<br />

günstig abzugeben.<br />

Tel. 0160/96009172<br />

Praxisräume<br />

Nachfolge für<br />

Landpraxis gesucht<br />

Einzelarztsitz, Übergabe<br />

bis 2014, Weiterbildung AFA<br />

18 Monate möglich, zentral<br />

HB ­ HH ­ H gelegen<br />

Tel. 04266/1616<br />

Nachfolger/in für<br />

florierende hausärztl.-internistische Praxis<br />

in HB­West bis 2012 gesucht. Auch Übergabepartnerschaft möglich<br />

großzügige Räuml. (für 2 Ärzte geeignet) zentrale Lage, beste<br />

Verkehrsanbindung Apotheke/Parkplätze im Hause, Fahrstuhl.<br />

Fax 0421/381211, Tel. 0421/382855<br />

Zuschriften auf Chiffre- Anzeigen bitte an:<br />

Peter Schoppe Werbe agentur GmbH, Chiffre­Nr.:<br />

Walderseestr. 48, 30177 Hannover,<br />

Tel. 05 11/90 92 50­0, Fax 05 11/90 92 50­22<br />

Kleinanzeigenschluss Heft 10/10:<br />

14. September 2010<br />

Ärztehaus <strong>Bremen</strong><br />

Langemarckstr.<br />

EG/UG, 155 qm an<br />

allgemeinmed. oder andere<br />

Fachrichtung, Miete: 400 Euro,<br />

keine Umzugs­, Umbau­ und<br />

Renovierungskosten,<br />

Hohentor­Apotheke.<br />

Tel. 0421/8093212<br />

Stuhr-Varrel (Landesgrenze <strong>Bremen</strong>)<br />

Praxisräume in Ärztehaus (Arzt­, Zahnarzt­Praxis und<br />

Apotheke vorhanden), 130 qm, 1. OG, neuer Fahrstuhl vorhanden,<br />

zentrale Ortslage, nebenliegend Filialen der Kreissparkasse<br />

und Volksbank, Vielzahl an Parkplätzen, Bus­Haltestelle<br />

gegenüberliegend, Renovierung nach Ihren Wünschen,<br />

1 Jahr mietfrei, Überlassung gut erhaltener Praxis-<br />

Einrichtung unentgeltlich, von privat an Arzt für<br />

Allgemeinmedizin/Chiropr./Akup./Homöop. (Russischkenntnisse<br />

von Vorteil) oder andere Fachrichtungen (durch Umzug oder<br />

als Filial-Praxis zur Behandlung von Privat-Patienten) kurzfristig<br />

zu vermieten. Hoher Anteil Privat-Patienten.<br />

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem Internet unter<br />

www.ImmobilienScout24.de (Scout­ID: 41333928).<br />

Chiffre 100906<br />

Praxisräume (auch als Zweigstelle)<br />

<strong>Bremen</strong>­Oslebshausen (ca. 85 + 40 qm) ab sofort mit Teileinrichtung<br />

(Rezeptionsblock, Schreibtische, Wartezimmerstühle u.a.) zu<br />

vermieten. Aktuelles Praxisequipment (Software, Hardware u.a.)<br />

abzugeben. Mietbeginn und MIte nach Vereinbarung.<br />

Tel. 04292/1442 oder 0160/96009172<br />

Schöne günstige Praxis <strong>Bremen</strong><br />

Alle Fachrichtungen, OP-Räume vorhanden. Miete/Untermiete,<br />

auch tageweise, flexible Gestaltung.<br />

Tel. 0175/4701814,<br />

E-Mail: Dr.Khorram@t-online.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!