Brief eines Abstinentlers an seinen Arzt - Klinik Hohe Mark
Brief eines Abstinentlers an seinen Arzt - Klinik Hohe Mark
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Sehr geehrter Herr Doktor …,<br />
<strong>Brief</strong> <strong>eines</strong> <strong>Abstinentlers</strong> <strong>an</strong> <strong>seinen</strong> <strong>Arzt</strong><br />
Oberursel im September 2012<br />
nach Abschluss meiner Reha – Maßnahme<br />
wollte ich Ihnen doch einmal von meinen<br />
Erlebnissen berichten, denn ich glaube,<br />
dass Ihre Arbeit auch von den Rückmeldungen<br />
Ihrer Patienten lebt und ich hoffe,<br />
dass dadurch <strong>an</strong>dere von meinen<br />
Erfahrungen profitieren können.<br />
Noch fiel es keinem auf<br />
Wie sie als mein l<strong>an</strong>gjähriger Hausarzt<br />
wussten, waren meine Leberwerte schon<br />
seit längerem problematisch. Sie wiesen<br />
mich auch darauf hin, dass mein<br />
Alkoholkonsum zu hoch sei. Aber als<br />
Süchtiger habe ich diesen Hinweis gleich<br />
wieder verdrängt und mein Verhalten<br />
nicht verändert. Über l<strong>an</strong>ge Zeit konnte ich<br />
mein problematisches Trinkverhalten aufrechterhalten,<br />
ohne dass es bei der Arbeit<br />
auffiel oder Freunde sich allzu sehr Sorgen<br />
machten.<br />
Weit fortgeschritten.<br />
Wahrscheinlich war es doch meiner<br />
alkoholgeschwächten Abwehr geschuldet,<br />
dass ich bei einer Rationalisierungsmassnahme<br />
m<strong>eines</strong> Arbeitsgebers recht schnell<br />
den Widerst<strong>an</strong>d aufgab und einen<br />
Auflösungsvertrag unterschrieb. Ich habe<br />
mich in dieser Lage auch <strong>an</strong> Sie gew<strong>an</strong>dt<br />
und Verständnis geerntet. Auf meinen Alkoholkonsum<br />
sind Sie leider nicht<br />
eingeg<strong>an</strong>gen. Meine Abhängigkeit vom Alkohol<br />
war so weit fortgeschritten, dass ich<br />
mein Verhalten kaschierte und mir selbst<br />
<strong>Klinik</strong> <strong>Hohe</strong> <strong>Mark</strong><br />
des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverb<strong>an</strong>des GmbH<br />
Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik<br />
Friedländerstraße 2<br />
61440 Oberursel<br />
www.hohemark.de<br />
einredete, dass ich den Konsum wieder reduzieren<br />
könnte, wenn ich bloß wieder<br />
Arbeit hätte.<br />
Suchtproblematik hat keine Priorität<br />
Der Alkohol war jetzt ein wirksames Mittel,<br />
meine Zukunftsängste und Depressionen zu<br />
bekämpfen. Und so nahm das Unglück<br />
<strong>seinen</strong> Lauf. Ich glaube, dass es zu diesem<br />
Zeitpunkt möglich gewesen wäre, den<br />
Suchtkreislauf zu unterbrechen. Allerdings<br />
scheint mir, dass im Alltag der medizinischen<br />
Praxis das Erkennen einer Suchtproblematik<br />
keine Priorität hat.<br />
Nicht so eingeschätzt<br />
Als ich d<strong>an</strong>n auch tagsüber regelmäßig zur<br />
Flasche griff und Probleme hatte, Termine<br />
wie z.B. ein Gespräch beim Arbeitsamt<br />
wahrzunehmen w<strong>an</strong>dte ich mich wieder <strong>an</strong><br />
Sie. Sie rieten mir, mit dem Alkohol<br />
aufzuhören, denn schließlich habe ich es ja<br />
auch geschafft, mit dem Rauchen aufzuhören.<br />
Wie Sie mir d<strong>an</strong>n später nach der<br />
Entgiftung sagten, haben Sie mich „nicht so<br />
eingeschätzt“.<br />
Kaum allein zu schaffen<br />
In Wirklichkeit hatte der Alkohol schon<br />
längst die Kontrolle über mich gewonnen<br />
und nicht umgekehrt. Es ist wichtig zu<br />
wissen, dass Alkoholiker meistens nicht dem<br />
Klischeebild <strong>eines</strong> Säufers auf der Straße<br />
entsprechen. Denn sie sind so unterschiedlich<br />
wie alle <strong>an</strong>deren Menschen auch. Und<br />
es wird kaum Menschen geben, die es<br />
schaffen, allein vom Alkohol loszukommen<br />
oder ihn zu kontrollieren.<br />
Telefon: 06171 204-0<br />
Fax: 06171 204-8000<br />
E-Mail: klinik@hohemark.de
Notfall: Entgiftung<br />
Ich habe mich d<strong>an</strong>n schließlich selbständig<br />
zur Entgiftung im Bürgerhospital<br />
<strong>an</strong>gemeldet. Jedoch hatten sich meine<br />
Sucht und Depressionen soweit<br />
entwickelt, dass ich den Termin nicht<br />
wahrnehmen konnte. Etwa zwei Wochen<br />
vor dem Aufnahmetermin suchte ich verzweifelt<br />
nach Hilfe und konnte notfallmäßig<br />
in die für mich zuständige <strong>Klinik</strong> <strong>Hohe</strong><br />
<strong>Mark</strong> aufgenommen werden.<br />
Ich bin froh, dass ich dort auch „ungepl<strong>an</strong>t“<br />
unterkommen konnte.<br />
Rehabilitation<br />
Während der Entgiftung in dieser <strong>Klinik</strong><br />
(zwei hatte ich im Laufe der verg<strong>an</strong>genen<br />
vier Jahre in einer <strong>an</strong>deren <strong>Klinik</strong> hinter<br />
mir) wurde mir meine Suchtproblematik in<br />
Gruppengesprächen deutlich. Ich habe<br />
mich noch während des <strong>Klinik</strong>aufenthaltes<br />
für eine Reha-Maßnahme desselben<br />
Trägers entschieden und lebe seither<br />
abstinent. Ich habe erst dort gelernt, meine<br />
Kr<strong>an</strong>kheit ernst zunehmen. Alkoholismus<br />
ist eben nicht eine schlechte Gewohnheit,<br />
die m<strong>an</strong> ändern k<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> es nur<br />
ernst meint. Die Erfahrungen <strong>an</strong>derer<br />
Patienten haben mir geholfen, meine<br />
Geschichte zu akzeptieren und einen<br />
neuen Weg einzuschlagen.<br />
Alkoholismus, ein unerk<strong>an</strong>ntes Problem<br />
An meiner Geschichte lässt sich erkennen,<br />
dass ein Alkoholproblem in unserer<br />
Gesellschaft l<strong>an</strong>ge unerk<strong>an</strong>nt bleibt bzw.<br />
Alkoholismus als Kr<strong>an</strong>kheit auch bei Ärzten<br />
oft nicht ernst genug genommen wird.<br />
Ich wünsche den <strong>an</strong>deren Patienten, dass<br />
die Anzeichen einer Alkoholkr<strong>an</strong>kheit<br />
(auch) von den Ärzten sehr viel früher erk<strong>an</strong>nt<br />
werden und diese auch die Mühe und<br />
Zeit nicht scheuen, mit ihren Patienten<br />
darüber offen zu reden und ihnen helfen,<br />
Hilfs<strong>an</strong>gebote <strong>an</strong>zunehmen.<br />
Mehr Verständnis für Sucht<br />
Ich weiß, dass Sie ein guter <strong>Arzt</strong> sind und<br />
bitte Sie, in meinem Schreiben keinen<br />
persönlichen Vorwurf zu sehen. Alkohol hat<br />
eben in unserer Gesellschaft viele gute<br />
Freunde, aber Sie können – wie ich auch –<br />
zu einem besseren Verständnis der Sucht<br />
beitragen.<br />
Ein Patient<br />
_______________________________________<br />
Wege aus dem Suchtkreislauf!<br />
www.klinik-hohe-mark.com<br />
Suchtmedizinische Sprechstunde der<br />
Psychiatrischen Institutsambul<strong>an</strong>z in Fr<strong>an</strong>kfurt<br />
Telefon 069 244 323 - 0 / Fax 069 244 323 - 10<br />
E-Mail pia@hohemark.de<br />
TagesReha Fr<strong>an</strong>kfurt<br />
Tagesklinische Suchtrehabilitation Teilstationär<br />
Telefon 069 244 323 - 2100 /<br />
Fax 069 244 323 - 2110 /<br />
E-Mail sucht@tagesreha-ffm.de<br />
Haus Altkönig der <strong>Klinik</strong> <strong>Hohe</strong> <strong>Mark</strong> in<br />
Oberursel. Stationäre Entgiftung und<br />
Motivation<br />
Telefon 06171 204-5930 / Fax 06171 204-5934<br />
E-Mail psaltkoenig-akutpsychiatrie@hohemark.de<br />
<strong>Klinik</strong> <strong>Hohe</strong> <strong>Mark</strong> in Fr<strong>an</strong>kfurt, Burgstraße 106