Kleinwagen- Sammlung - BRCS - British Roadster Club Saar eV
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Kleine Geschichte der<br />
<strong>Roadster</strong>-Stammtische<br />
Im Frühjahr 1993 hatte ich meinen signalroten TRIUMPH TR3 aus Kalifornien-Import endlich soweit fahrbereit,<br />
dass ich ihn überquellend von Besitzer-Stolz Gleichgesinnten vorstellen konnte. Ich suchte Anschluss,<br />
Freundschaft und bar jeder Fachkenntnis natürlich auch „geschraubte” Benzingespräche.<br />
A<br />
m Stammtisch vom traditionsreichen<br />
TRIUMPH CLUB SAAR auf<br />
dem Hoxberg; der damals noch<br />
TRIUMPH SPITFIRE CLUB hieß,<br />
war zu der Zeit Sendepause.<br />
Christian Marx, den ich beim<br />
Windsurfen am Bostal-See traf, wo er sein<br />
Board gerade „knoddelisch” auf seinem<br />
offenen TR4 über Windschutzscheibe und<br />
Kofferraum-Pritsche festmachte, erzählte<br />
mir von einem monatlichen Frühschoppen<br />
in einem schnuckeligen Cafe am Bübinger<br />
Markt. Der ist von einem TR6 fahrenden<br />
jungen Wirt vom „Bajazzo” einst ins Leben<br />
gerufen worden. Der Mann, eigentlich sein<br />
<strong>Roadster</strong> und sein Nebenjob mit der Kneipe,<br />
waren zu meiner Zeit schon abhanden gekommen:<br />
Aber der Frühschoppen lebte an<br />
dieser Stelle und führte auch zu mancher gemeinsamer<br />
Ausfahrt. Das schob ich selbst an<br />
im Überschwang der Gefühle. Holm Kein mit<br />
bräunlich angelaufenem und schwindsüchtigen<br />
MG-A und Pagode in Reserve hielt die<br />
Schäfchen zusammen.<br />
Nach einem etwas glücklosen Gastspiel unserer<br />
aktiven und markengemischten Stammtisch-Gruppe<br />
am „Triumph-<strong>Club</strong> <strong>Saar</strong>” kam<br />
der Ausstieg und die dynamische Taufe unseres<br />
<strong>Roadster</strong>-<strong>Club</strong>s mit 37 Gründungsmitgliedern,<br />
allen hinreichend bekannt durch<br />
unser 10-jähriges Jubiläumsfest mit einigen<br />
hundert Gästen aus der britischen Szene am<br />
13. Juli 2008 in der <strong>Saar</strong>brücker Staden-Anlage.<br />
Davon will ich hier nicht mehr erzählen,<br />
denn Ihr wart ja fast alle intensiv beteiligt,<br />
wie auch im Jahr darauf beim Besuch von<br />
30 belgisch-niederländischen <strong>Roadster</strong>-<br />
Freunden aus einem <strong>Club</strong> gleicher Art am<br />
gleichen Platz im Sommer darauf.<br />
Es geht nicht nur um gemeinsame Spektakel<br />
im Cockpit, vor allem beim langen Winterschlaf.<br />
Das Frühschoppen-Lokal damals in<br />
Kleinblittersdorf war eigentlich ideal, denn<br />
wir hatten an einem langen Tisch in der<br />
schnuckeligen Gaststube alle beste Aussicht<br />
auf den Marktplatz, wo sich immer was in<br />
unserem Sinne herzerfrischend bewegte.<br />
Dagegen bewegte sich jetzt unter der Regie<br />
wechselnder Wirtinnen wenig im „Bajazzo –<br />
Heiliger Strohsack” (aus dem Italienischen).<br />
Immer wieder war der Laden zu, weil der<br />
Bitburger Brauerei ein verschuldeter Pächter<br />
abhanden kam. Es schlug das Fass den Boden<br />
ins Gesicht, dass über Monate das Licht<br />
in der Toilettenanlage nicht instandgesetzt<br />
wurde. Ihr könnt Euch vorstellen, wie fein<br />
es da aussah und duftete. Die letzte von uns<br />
20<br />
genossene Wirtin versetzte unserem Stammlokal<br />
den Todesstoß, genau genommen,<br />
eine Vergiftung mit Pfeilen. Sie schaffte im<br />
Ausgleich für eine verglühte Birne im Klo ein<br />
elektronisches Wurfpfeil-Spiel „Darts” aus<br />
englischem Pub in einem wuchtigen Schrank<br />
an. Es wurde ungemütlich und gefährlich.<br />
Unserem damaligen Schriftführer und späteren<br />
2. Vorsitzenden Bernd Krämer ist es zu<br />
verdanken, dass wir nach einem Gastspiel in<br />
der <strong>Saar</strong>brücker Schlachthaus-Brasserie endlich<br />
wieder ein rundum geeignetes Stammlokal<br />
und auch Ruhe in der Güdinger <strong>Saar</strong>schleuse<br />
fanden der riesige Biergarten unter<br />
den altern Kastanien direkt an der <strong>Saar</strong> immer<br />
am 1. Sonntag im Monat war und ist<br />
goldrichtig. Ab 2011 beginnt der wieder wie<br />
früher mal schon um 10:30, damit obrigkeitshörige<br />
Männer pünktlich heimkommen<br />
können, denen sonntags was Feines gekocht<br />
wird. Dabei haben wir viel lieber auch die<br />
Co-Pilotinnen am Frühschoppen-Tisch als am<br />
Unruhe-Herd!<br />
Wegen der mit wachsender Größe des <strong>Club</strong>s<br />
immer vielfältigeren Aktivitäten des <strong>BRCS</strong><br />
und des erforderlichen Informationsaustausches<br />
erwies sich ein lockeres Meeting<br />
jeweils in der Mitte des Monats (immer am<br />
3. Freitag im Monat ab 19 Uhr – open end)<br />
zusätzlich als wünschenswert und wurde<br />
ebenfalls in der Schleuse, die inzwischen<br />
„Zur wilden Ente” heißt, über Jahre mit<br />
wechselndem Erfolg durchgehalten. Dann<br />
moserten die vielen Mitglieder von der Unteren<br />
<strong>Saar</strong> und wünschten, dass man ihnen<br />
einmal im Monat für das Geschehen in einer<br />
Gaststube entgegen kommen möge. Der als<br />
engagiert bekannte Alex Krutisch fand Anfang<br />
2009 eine passende Lokalität in Bous,<br />
die sich just zu dem Zeitpunkt stolz als „inhabergeführtes<br />
Bistro mit dem Angebot nur<br />
einfacher Speisen” im Rahmen der aktuellen<br />
Gesetzgebung in eine vernebelte Raucherhöhle<br />
verwandelte.<br />
Manfred Jaeger wurde endlich in seiner<br />
Heimat fündig für 2010 im gerade fertiggestellten<br />
Eventhaus „Alter Lokschuppen” zu<br />
Dillingen, historisch interessant und fein, allerdings<br />
freitags – wohl nicht zuletzt wegen<br />
der guten Küche und des guten Services – im<br />
kleinen Lokal randvoll und laut.<br />
So wurde am 6. Februar dieses Jahres anlässlich<br />
unserer Mitgliederversammlung erneut<br />
– sachlich und keineswegs wild – die Stammtisch-Frage<br />
in der „Wilden Ente” diskutiert:<br />
Gründungsparty im Jahre 1999<br />
Zurück nach <strong>Saar</strong>brücken oder neues Lokal<br />
an der Unteren <strong>Saar</strong>? Bei der kontroversen<br />
Abstimmung verwunderte es mich und verwunderte<br />
andere nicht wenig, dass mehr<br />
als die Hälfte der erhobenen Hände mit jeweils<br />
genau 14 Stimmen für <strong>Saar</strong>brücken<br />
und Untere <strong>Saar</strong> von Mitgliedern kam, die<br />
überhaupt noch nie auf irgendeinem Freitag-Stammtisch<br />
gesichtet worden sind. Als<br />
einfaches Mitglied darf ich zu diesem Phänomen<br />
doch frevlerisch meine dünne Stimme<br />
erheben, weil ich den Durchblick habe und<br />
zu den wenigen ganz treuen Stammtisch-<br />
und Frühschoppen-Teilnehmern zähle.<br />
Nach intensivem Nachdenken über diese<br />
überraschende Handzeichen-Äußerung regen<br />
Interesses erlaube ich mir nun, diese<br />
hoffnungsvoll so interpretieren, dass zumindest<br />
diese Wahl-Männer den festen Willen<br />
haben, in Zukunft intensiv an solchen Treffen<br />
teilzunehmen. Das wäre doch was! Auch<br />
wer sich bei der Diskussion zaghaft der Stimme<br />
enthielt, ist berechtigt zum Besuch und<br />
immer herzlich willkommen, auch bei nur<br />
gelegentlichem Auftauchen. Es gibt beim<br />
<strong>BRCS</strong> schließlich nie und nirgends eine Anwesenheitspflicht!<br />
Jetzt ergibt es ab Mai zugleich die Chance,<br />
ein neues Stammtisch-Lokal leibhaftig zu<br />
prüfen und dann fundiert mitzureden, denn<br />
ab 20.Mai 2011 sind wir – zunächst testweise<br />
für ein Jahr – jeden dritten Freitag im Monat<br />
im berühmten Linsler Hof zu Überherrn.<br />
Weil ich mir nun schon den Mund mit der<br />
erstaunlichen Abstimmung verbrannt habe,<br />
kommt es sicher nicht darauf an, dass ich<br />
noch einen frevlerischen Gedanken zu Papier<br />
bringe: Wenn man in unseren Kreisen<br />
selbstverständlich erwartet, dass die verlässlichen<br />
Stammtischgänger von <strong>Saar</strong>brücken,<br />
St. Ingbert, Quierschied, Ottweiler… brav<br />
freitags an die Untere <strong>Saar</strong> kommen, sollte<br />
denen von <strong>Saar</strong>louis, Dillingen, Beckingen,<br />
Merzig, Mettlach… der Gedanke nicht mehr<br />
wie bisher ziemlich fern liegen, dass Mitglieder<br />
von der Unteren <strong>Saar</strong> sich sonntags<br />
auch mal nach Güdingen bewegen. Ich vermute<br />
mal in meinem einfältigen Gemüt, die<br />
Strecke wäre in diese Richtung auch nicht<br />
viel weiter als umgekehrt, oder?<br />
Jedenfalls waren Frühschoppen und Stammtische<br />
im letzten Jahr und bisher auch in diesem<br />
Jahr recht ordentlich besucht. „Wir sind<br />
auf einem guten Weg!”<br />
█ Ro-Di