05 Eintracht-04.09.indd - Ferndorf
05 Eintracht-04.09.indd - Ferndorf
05 Eintracht-04.09.indd - Ferndorf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Männergesangverein<br />
„<strong>Eintracht</strong> “ <strong>Ferndorf</strong> 1851<br />
Manfred Belz
Gründung des Männergesangvereins „<strong>Eintracht</strong>“<br />
Die große Liebe zu Lied und Gesang ließ bei einigen Männern aus <strong>Ferndorf</strong> und Ernsdorf<br />
im Februar des Jahres 1851 den Wunsch lebendig werden, einen Gesangverein zu gründen.<br />
Der damals in <strong>Ferndorf</strong> tätige Gemeindelehrer Hermann Flender nahm sich der Sache an,<br />
und so wurde im Winter 1851 der Männergesangverein (MGV) „<strong>Eintracht</strong>“ gegründet,<br />
der erste Gesangverein im nördlichen Siegerland. Gründungsmitglieder waren: Karl Siebel,<br />
Johannes Bub, Johannes Klein, Eberhard Münker, Heinrich Münker, Johann Heinrich<br />
Schweisfurth, Friedrich Stahlschmidt und Wilhelm Stahlschmidt.<br />
Chorleiter<br />
Bis 1862 leitete Hermann Flender die Übungsstunden und wurde dann von Lehrer Heinrich<br />
Becker abgelöst. Nach heutigen Maßstäben unglaubliche 39 Jahre lang dirigierte Becker<br />
die „<strong>Eintracht</strong>“. Sein Nachfolger wurde im November 1901 Konrektor Wilhelm Guckes.<br />
1922 übernahm Rektor Heinrich Clostermann aus Kreuztal das Dirigentenamt. Von 1935<br />
bis 1946 wurde der Verein von Musikdirektor Karl Röher geleitet, der 1942 auch den Frauenchor<br />
der „<strong>Eintracht</strong>“ gründete. Ihm folgte Hans Blume, der aus Thüringen stammte. Ab<br />
1949 stand der Verein unter der musikalischen Leitung des Studienrates Dr. Erich Fliegener<br />
aus Siegen, dem langjährigen Vorsitzenden des Sängerkreises Siegerland. Dr. Fliegener,<br />
der bekannt, beliebt und geachtet war, legte nach fast zehnjähriger, erfolgreicher Tätigkeit<br />
im August 1958 die musikalische Leitung nieder. In dem jungen Dirigenten Lorenz Koch<br />
aus Siegen wurde ein würdiger Nachfolger gefunden. Sehr umsichtig, zielstrebig und durch<br />
großen Einsatz erzielte Koch eine stetige Leistungssteigerung des Männerchores.<br />
64<br />
„Der Gesang ist die Sprache<br />
des Gemütes und tief in der<br />
Menschennatur liegt das<br />
Bedürfnis, diese Sprache zu<br />
sprechen.“ (Festschrift 1926)<br />
Männergesangverein „<strong>Eintracht</strong>“<br />
<strong>Ferndorf</strong> 1889 [S EA], v.l.:<br />
1. Reihe: Wilhelm Schweisfurth,<br />
Heinrich Vetter, Karl Münker,<br />
August Scheffe;<br />
2. Reihe: Karl Flender, Heinrich<br />
Kämpfer, Karl Geisweid, Lehrer<br />
Heinrich Becker, Ernst Scheffe,<br />
Emil Dinges;<br />
3. Reihe: Karl Bald, Karl Schweisfurth,<br />
August Hein, Ernst Schwarz,<br />
Friedrich Stötzel, Heinrich Burbach,<br />
Jakob Siebel;<br />
4. Reihe: Herr Solms, Fritz Becker,<br />
unbekannt, Hermann Klein,<br />
Heinrich Schneider, Eberhard<br />
Münker, Jakob Buch
Vorsitzende<br />
Bis 1901 waren die Chorleiter Flender und Becker auch Vorsitzende des Vereins. Von 1901<br />
bis 1917 begleitete Drahtzieher August Irle, von 1919 bis 1924 Dachdeckermeister Heinrich<br />
Debus und ab 1925 Amtsoberinspektor Hermann Schäfer die Stelle des Vorsitzenden. 1952<br />
folgte Prokurist Hermann Stötzel. Alle Vorsitzenden konnten die Geschicke des Gesangvereins<br />
auch dank der großen Geschlossenheit seiner Mitglieder erfolgreich leiten.<br />
Vereinsgeschichte<br />
Das 10-jährige Bestehen feierte man 1861 unter<br />
der Mitwirkung einer Militärkapelle aus Köln.<br />
Zu diesem Anlass wurde die erste Vereinsfahne<br />
geweiht. Im Jahre 1863 hatte man schon<br />
25 aktive Sänger und 25 passive Mitglieder. In<br />
den Kriegsjahren 1870/71 ruhten die Proben,<br />
da viele Sänger auf Frankreichs Schlachtfeldern<br />
kämpfen mussten.<br />
Heinrich Katz (2.v.l.), Heinrich Clostermann<br />
(mitte) und Hermann Schäfer (rechts) in den<br />
1920er Jahren [S EA]<br />
Übungslokale der „<strong>Eintracht</strong>“ waren:<br />
1851-1860 „Kleine Schule“ (ehemals Ecke<br />
<strong>Ferndorf</strong>er- und Schlehdornstr.)<br />
1861-1871 Gaststätte Wiederhold<br />
(später Kaufhaus Schneider)<br />
1872-1921 Gasthof Siebel (Hotel Finke)<br />
1922-1929 Gasthof Rottmann<br />
(Altes Zollhaus)<br />
1930-1971 Gasthof Finke<br />
Der <strong>Ferndorf</strong>er Chorleiter Heinrich Becker gründete 1882 den Sieg-Sängerbund. Dieser<br />
ging 1926 im Sängerverband Südwestfalen auf. Alle Siegerländer Gesangvereine gehörten<br />
damit auch dem Westfälischen und dem Deutschen Sängerbund an.<br />
50-jähriges Bestehen im Jahre 1901<br />
Nach der Ausrichtung mehrerer großer Sängerfeste und der Beteiligung an Veranstaltungen<br />
des <strong>Ferndorf</strong>er Krieger- und des Turnvereins feierte man am 30. Juni 1901 das 50-jährige<br />
Bestehen. Diese „Jubelfeier“ war ein besonderer Glanzpunkt in der Vereinsgeschichte.<br />
Ein großer Festzug mit der Infanterie-Regimentskapelle 116 aus Gießen endete auf dem<br />
Festplatz, wo alle Teilnehmer das Lied „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ mit<br />
Musikbegleitung vortrugen. Die Festrede hielt der letzte noch lebende Mitbegründer der<br />
„<strong>Eintracht</strong>“, das Ehrenmitglied Heinrich<br />
Münker. Eine besondere Ehre wurde<br />
dem Verein durch die Verleihung der<br />
neuen Fahne zuteil. Durch viele Spenden<br />
aus der ganzen Gemeinde <strong>Ferndorf</strong> war<br />
es möglich geworden, sie anzuschaffen.<br />
Die beiden Fahnen von 1851 und 1901<br />
hängen seit kurzem im <strong>Ferndorf</strong>er Heimatmuseum.<br />
Männergesangverein „<strong>Eintracht</strong>“ 1851 65
Deckblatt und Auszüge des Statuts der<br />
„<strong>Eintracht</strong>“ aus dem Jahre 1901<br />
Die Satzung, die sich der Verein<br />
im Jahre 1901 zur Neugestaltung<br />
seiner inneren Organisation gab, ist<br />
ein beredtes Zeugnis des damaligen<br />
Zeitgeistes. Hier einige bemerkenswerte<br />
Auszüge aus dem Statut<br />
des Gesangvereins „<strong>Eintracht</strong>“:<br />
66<br />
§ 3 Mitglieder<br />
Die Sänger haben die Verpfl ichtung, den wöchentlich<br />
stattfi ndenden Gesangesübungen tätig beizuwohnen.<br />
Wer dreimal ohne genügende Entschuldigung<br />
nacheinander fehlt, wird als Sangesfreund geführt.<br />
Die Sangesfreunde unterstützen den Verein durch<br />
Geldbeträge und sind berechtigt, mit ihren Familienangehörigen<br />
allen Vergnügungen des Vereins<br />
beizuwohnen.<br />
§ 4 Aufnahme<br />
Jeder unbescholtene Mann, welcher das 18. Lebensjahr<br />
erreicht hat, kann in den Verein aufgenommen<br />
werden, jedoch muss vorher eine geheime Abstimmung<br />
hierüber durch die Mitglieder erfolgen.<br />
§ 12 Aufhören der Mitgliedschaft<br />
Die Mitgliedschaft erlischt, wenn ein Mitglied sich<br />
eines unsittlichen Lebenswandels schuldig macht<br />
oder seinen monatlichen Beitrag nach zweimaliger<br />
Mahnung nicht entrichtet hat.<br />
§ 17 Allgemeine Bedingungen<br />
Wenn ein Mitglied die Ordnung in der Übungsstunde<br />
oder bei Festlichkeiten durch ungebührliches Betragen<br />
oder absichtliche gröbliche Beleidigung eines<br />
Anderen verletzt, so ist der Vorstand berechtigt,<br />
dasselbe auszuweisen.<br />
Am 23. August 1903 veranstaltete der MGV „<strong>Eintracht</strong>“ ein Konzert im Saal des Gasthofs<br />
Beinhauer in Kreuztal (heute: Il Castello da Toni in der Moltkestraße). Da es sehr gut<br />
besucht wurde, beschloss man, dort in Zukunft jährlich ein Herbstkonzert zu veranstalten.<br />
1904 nahm man an einem Gesangwettstreit des Gesangvereins „Liederkranz“ Grenzhausen<br />
teil und errang mit dem II. Preis in der II. Klasse ein achtbares Ergebnis. Der zweitägige<br />
Besuch war in der damaligen Zeit eine große fi nanzielle Belastung für viele Sänger.<br />
Die Grundsteinlegung des Kindelsbergturms an Himmelfahrt 1906 und die Liebe zur Heimat<br />
waren im November 1906 Anlass für ein Konzert „zum Besten des Kindelsbergturms“.<br />
Der Verein war stets bereit, im Dienste der Wohltätigkeit zu wirken. Am 27. Oktober 1907<br />
wurde ein Benefi z-Konzert „zum Besten des Vaterländischen Frauenvereins“ veranstaltet,<br />
dessen Erlös dem Vorsitzenden, Superintendenten Romberg, überreicht wurde. Auch war<br />
man immer bemüht, die anderen <strong>Ferndorf</strong>er Vereine nach Kräften zu unterstützen und ihre<br />
Feiern durch den Vortrag passender Lieder zu verschönern. Wenn Weihnachten nahte, nahm<br />
man an der Bescherung der Witwen und Waisen verstorbener Kameraden des Frankreich-<br />
Feldzuges von 1870/71 teil.
1909 trat die „<strong>Eintracht</strong>“ dem Westfälischen Sängerbund<br />
bei. Das erste Verbandsfest des Sängerbundes Südwestfalen<br />
wurde im gleichen Jahr auf der <strong>Eintracht</strong> in Siegen gefeiert.<br />
60-jähriges Bestehen im Jahre 1911<br />
Mit einem großen Gesangwettstreit, an dem 36 Vereine<br />
aus nah und fern teilnahmen, feierte man 1911 das<br />
60-jährige Bestehen. Wilhelm II. König von Preußen,<br />
stiftete eine Medaille, deretwegen ein besonderes Singen<br />
veranstaltet wurde.<br />
rechts und folgende Seite: Mitgliederliste aus dem Jahre 1911<br />
Männergesangverein „<strong>Eintracht</strong>“ 1851 67
68<br />
Auszug aus der Festschrift: Möge auch die Jubelfeier aufs<br />
Neue dazu beitragen, dass das Band der Liebe und <strong>Eintracht</strong><br />
wie seither, auch in den kommenden Tagen den Verein<br />
umschließe, möge es ihm voll und ganz zum Bewusstsein, ja<br />
zur Gewissheit werden, was der Dichter so schön zum Ausdruck<br />
bringt:<br />
Was groß und schön ist, kann fürwahr,<br />
Durch <strong>Eintracht</strong> nur gedeihn,<br />
Darum soll <strong>Eintracht</strong> immerdar,<br />
Uns Schild wie Losung sein.<br />
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurden die<br />
meisten Mitglieder zu den Fahnen gerufen. Trotzdem fanden<br />
sich immer wieder junge Daheimgebliebene und heimgekehrte<br />
Krieger zusammen, um im Liede zum Ausdruck zu<br />
bringen, was das deutsche Herz und Gemüt in jenen Jahren<br />
bewegte. Zeitweise sangen nur noch 10 bis 12 Männer. Der<br />
furchtbare Krieg hinterließ große Lücken in den Reihen des<br />
Chores, verloren doch 24 Sänger ihr Leben im Felde.
Fotomontage der „<strong>Eintracht</strong>“ im Jahre 1911 [CG]<br />
75-jähriges Bestehen im Jahre 1926<br />
Trotz großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurde 1926 auch das 75-jährige Jubiläum<br />
gefeiert, das von der Musikkapelle des Reichswehr-Regiments 15 aus Gießen musikalisch<br />
umrahmt wurde. Am Festzug nahmen viele Gesangvereine mit rund 1.500 Sängern teil, die<br />
anschließend im großen Festzelt auch sangen.<br />
Alljährlich in der Neujahrswoche beging der Verein damals sein Stiftungsfest. Viele schöne<br />
Erinnerungen knüpfen sich an diese Feiern, die wahre Familien- und Dorffeste waren. Jedes<br />
Jahr am Pfi ngstsonntag wanderten die Sänger in die heimischen Wälder, um in Gottes freier<br />
Natur zu singen. Für das Gemeinwohl wirkte man mit bei Dorffeiern, Volksunterhaltungsabenden<br />
und Denkmalerrichtungen, sowie bei Veranstaltungen zugunsten des Roten Kreuz,<br />
der Ruhrhilfe, des Winterhilfswerks und der Beseitigung von Kriegsschäden an der Kirche.<br />
Ausfl üge und Feste<br />
Zwischen den beiden Weltkriegen und nach Ende des Krieges bis 1948 war es guter Brauch,<br />
am Pfi ngstmontag zum Kindelsberg zu wandern. Vorher machte man eine Rast mit Kaffeetrinken<br />
in der <strong>Ferndorf</strong>er Martinshütte. In den zwanziger und dreißiger Jahren und noch nach<br />
dem 2. Weltkrieg feierte der MGV mit Freunden und Förderern alljährlich ein Waldfest in der<br />
Gemarkung „Junger Wald“ in der Nähe des Zitzenbachtales. Diese tradionellen Treffen fi nden<br />
inzwischen immer am zweiten Pfi ngsten beim Dorfgemeinschaftshaus „Irlenhecken“ statt.<br />
Männergesangverein „<strong>Eintracht</strong>“ 1851 69
1942, als die meisten Männer im Krieg waren, wurde der Frauenchor gegründet. Unter der<br />
Leitung von Musikdirektor Karl Röher sang man auch gemeinsam als gemischter Chor.<br />
Im Dezember 1948 veranstaltete man ein Konzert im Kreuztaler Hotel Münker mit dem<br />
Männer-, dem Frauen- und dem gemischten Chor der „<strong>Eintracht</strong>“. 1957 wurden die bis dahin<br />
getrennten Proben der Männer und Frauen zusammengelegt, was zu Mißstimmungen (die<br />
Männer fühlten sich benachteiligt) und letztendlich zur Aufl ösung des Frauenchors führte.<br />
100-jähriges Bestehen im Jahre 1951<br />
70<br />
Sänger der „<strong>Eintracht</strong>“ auf<br />
dem Weg zum Sängerfest in<br />
Kredenbach 1948 auf dem<br />
„Sündenhügel“ anlässlich des<br />
75-jährigen Bestehens des MGV<br />
„Germania“ Kredenbach. Bei<br />
diesem ersten größeren Fest<br />
nach dem Krieg gab es kein<br />
Bier, sondern Wein.<br />
Voller Stolz und mit viel Schwung feierten die Sängerinnen und Sänger im Mai 1951 ihr<br />
100-jähriges Vereinsjubiläum. Sie konnten sich der Zuneigung und Förderung vieler Sangesfreunde<br />
gewiss sein, die dem Gesangverein immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden<br />
hatten. Die Schirmherrschaft übernahmen die <strong>Ferndorf</strong>er Unternehmer Ernst und Karl<br />
Bender. Mit einem Festabend vor rund 3.000 Besuchern im Festzelt auf dem <strong>Ferndorf</strong>er<br />
Sportplatz wurde die viertägige Feier begangen. Es folgten ein großer Festzug, ein Freundschaftssingen<br />
mit 26 Vereinen und 1.450 Sängern und ein großer Festball.<br />
Im März zuvor hatte auf Bestreben des Chormeisters Dr. Fliegener bereits ein Festkonzert<br />
stattgefunden. Hierbei wirkten neben dem Männer-, Frauen- und gemischten Chor der<br />
„<strong>Eintracht</strong>“ auch das Orchester und die Orchesterschule Hilchenbach (heute Philharmonie<br />
Südwestfalen) mit. Das Konzert in dem mit annähernd 1.000 Zuhörern vollbesetzten Saal<br />
der Bismarckhalle in Weidenau fand höchste Anerkennung bei den Besuchern und vollste<br />
Befriedigung bei den Mitwirkenden.<br />
Siegener Zeitung vom 5. März 1951<br />
... Am Beifall gemessen wurde der „Einzug der Gäste von der Wartburg“ zum imposanten<br />
Höhepunkt des Konzerts, in dem auch das gefällige Spinnlied aus dem „Fliegenden Holländer“<br />
und schließlich das jubelnde „Halleluja“ aus Händels Oratorium „Messias“ besondere Wertschätzung<br />
fanden. Alle Darbietungen sprachen so wundervoll an, daß sich Wiederholungen<br />
oder Zugaben öfter rechtfertigten ließen. In feiner Selbstbeherrschung wurde davon abgesehen;<br />
nur das „Halleluja“ mußte schließlich zweimal erklingen. ...
Bei den a capella-Chören wurden die größten Schwierigkeiten von den Frauen gemeistert. Das<br />
„Wiegenlied“ von Josef Haas war mit seinen starken dynamischen Anforderungen geradezu ein<br />
Prüfstein für die Frauenchöre. Erstaunlich wie gefällig der stimmlich gut ausgeglichene und<br />
volle Frauenchor diese Prüfung bestand! Der Männerchor wartete mit zwei Chören auf, die<br />
heimatliches Empfi nden betonten.<br />
Der Gesangverein „<strong>Eintracht</strong>“ <strong>Ferndorf</strong> darf mit Stolz auf sein Festkonzert zurückblicken. Die<br />
Veranstaltung in der Bismarckhalle war ein Markstein in der Geschichte des Vereins und ein<br />
Ereignis, das darüber hinaus der Siegerländer Sanges- und Musikkultur zur Ehre gereicht.<br />
Hermann Schäfer, der im Dezember 1960 verstorbene Ehrenvorsitzende, schrieb zum 100-<br />
jährigen Bestehen: „Beschwingt und froh bewegt vom Erfolg des Jubelkonzertes, stehen wir<br />
nun vor dem eigentlichen Jubelfest, zu dem wir alle Sängerinnen und Sänger und Freunde<br />
aus nah und fern herzlich willkommen heißen. Wir wünschen ihnen frohe Stunden in unserem<br />
schönen, alten Heimatort, dessen äußere schwere Wunden aus dem letzten Kriege zum großen<br />
Teil geheilt sind und dessen Bevölkerung mit uns unsere Freude an diesem Gedenktage von<br />
Herzen teilt. Die Geschichte des Vereins lässt ihn als heimatverbundenen und wesentlichen<br />
Kulturfaktor unserer Heimat erkennen. Möge ihm weiterhin Wachsen, Blühen und Gedeihen<br />
beschieden sein.“<br />
Die „<strong>Eintracht</strong>“ widmete sich weiterhin mit<br />
großem Einsatz ihrer Aufgabe, das deutsche<br />
Lied als eines der schönsten Kulturgüter<br />
unseres Volkes zu hegen und zu pfl egen.<br />
Unter der bewährten Leitung von Dr. Fliegner<br />
ging es stetig vorwärts. So konnte man<br />
1954 auf einem Wettstreit in Höhr-Grenzhausen<br />
in der 2. Klasse sämtliche erste<br />
Preise ersingen. Auch viele weitere erfolgreiche<br />
Konzerte zeigten den ausgezeichneten<br />
musikalischen Stand des Chors.<br />
Im Jahre 1952 legte der Kassierer Wilhelm<br />
Münker sein Amt nach 42-jähriger Tätigkeit<br />
nieder - ein herausragendes Beispiel<br />
treuer Mitarbeit!<br />
Urkunde des Gesang-Wettstreits in Höhr-Grenzhausen<br />
im Jahre 1954<br />
Männergesangverein „<strong>Eintracht</strong>“ 1851 71
Männerchor des Gesangvereins „<strong>Eintracht</strong>“ im Jahre 1951<br />
1 Bernhard Wickel, 2 Rudolf Münker, 3 Fritz Schäfer, 4 Wilhelm Becker, 5 Gustav Stötzel, 6 Wilhelm Münker,<br />
7 Kurt Hähner, 6 Hermann Schäfer, 9 Dirigent Dr. Erich Fliegener, 10 Hermann Stötzel, 11 Fritz Dietermann,<br />
12 Wilhelm Lapp, 13 Heinrich Katz, 14 Hermann Berg, 15 Fritz Siebel, 16 Wilhelm Achenbach, 17 Hermann<br />
Lehnhof, 18 Franz Müller, 19 Walter Birkelbach, 20 Willi Maletz, 21 Arnold Münker, 22 Adolf Schweisfurth,<br />
23 Werner Achenbach, 24 Karl Hähner, 25 Walter Berg, 26 Ernst Becker, 27 Ernst Klappert, 28 Kurt Brombach,<br />
Martin Klappert, 30 Kurt Helmer, 31 Willi Becker, 32 Heinrich Hähner, 33 Hermann Gießler, 34 Fritz Hähner,<br />
35 Werner Münker, 36 Walter Bieler, 37 Hermann Siebel, 38 Walter Klappert, 39 Robert Münker, 40 Ernst<br />
Schneider, 41 Otto Bernshausen, 42 Albert Irle, 43 Werner Pithahn, 44 Willi Holzner, 45 Erich Gierschmann,<br />
46 Kurt Stötzel, 47 Heinrich Schweisfurth, 48 Ernst Wickel, 49 Emil Klappert, 50 Arnold Stötzel, 51 Herbert Siebel,<br />
52 Paul Spies, 53 Rudolf Künkel, 54 Friedolin Klein, 55 Alfred Belz, 56 Erich Lohmann, 57 Werner Birkelbach,<br />
58 Heinrich Affl erbach, 59 Willi Münker, 60 Hermann Schäfer, 61 Erich Achenbach, 62 Hans Günter Sohler,<br />
63 Albrecht Bienhaus, 64 Friedhelm Denker, 65 Ernst Münker, 66 Erhard Achenbach, 67 Heinz Wied, 68 Heinrich<br />
Schreiber, 69 Karl Metzler, 70 Arthur Brücher, 71 Hermann Münker, 72 Heint Wickel, 73 Walter Katz, 74 Fritz<br />
Becker, 75 Rudolf Siebel, 76 Helmut Klappert, 77 Günter Schreiber, 78 Waldemar Müller, 79 Ernst Becker,<br />
80 Bernfried Becker, 81 Willi Achenbach, 82 Heinz Schreiber, 83 Fritz Siebel, 84 Emil Debus, 85 Reinhard Kleb,<br />
86 Ernst Engelbert, 87 Gerhard Münker, 88 Gerhard Hähner, 89 Ernst Stahlschmidt, 90 Otto Dreher<br />
(es fehlen ca. 15 aktive Sänger - die Namen wurden von Erich Arnold aufgeschrieben)<br />
72
Frauenchor des Gesangvereins „<strong>Eintracht</strong>“ im Jahre 1951<br />
1 Lore Schreiber, 2 Therese Strunk, 3 Lore Münker, 4 Inge Krieger, 5 Erika Greis,<br />
6 Dirigent Dr. Erich Fliegener, 7 Anneliese Münker, 8 Emilie Klingspor, 9 Inge<br />
Schreiber, 10 Liesel Stötzel, 11 Johanna Ludwig, 12 Edith Hoffmann, 13 Gertrud<br />
Schlemper, 14 Ria Stötzel, 15 Ruth Sauerland, 16 Gertrud Geisweid, 17 Irmgard<br />
Helmer, 18 Liselotte Berg, 19 Berta David, 20 Erika Denker, 21 Lore Weller,<br />
22 Gertrud Stahlschmidt, 23 Lore Schlag, 24 Ruth Siebel, 25 Ruth Klappert,<br />
26 Lisabeth Klappert, 27 Grete Schäfer, 28 Emma Münker, 29 Doris Kleb,<br />
30 Elfriede Klappert, 31 Hedwig Krieger, 32 Luise Siebel, 33 Ottilie Geisweid,<br />
34 Doris Münker, 35 Elisabeth Kleinherbers, 36 Irmgard Birkelbach, 37 Giesela<br />
Kleb, 38 Grete Achenbach, 39 Elsbeth Stahlschmidt, 40 Waltraud Achenbach,<br />
41 Lore Gobrecht, 42 Martha Dietermann, 43 Auguste Brombach, 44 Minna<br />
Finke, 45 Inge Klein, 46 Herta Becker, 47 Grete Belz, 48 Martha Jüngst,<br />
49 Hedwig Bernshausen, 50 Gertrud Stenger<br />
(es fehlen: Ida Berg, Anni Gierschmann, Mienze Hoffmann, Frieda Holzner,<br />
Luise Becker, Grete Hahn und Gertrud Wagner - die Namen wurden von Gertrud<br />
Demandt aufgeschrieben)<br />
Männergesangverein „<strong>Eintracht</strong>“ 1851 73
Männergesangverein „<strong>Eintracht</strong>“ im Jahre 1971 mit 43 aktiven Sängern<br />
v.l., vorne: Willi Achenbach, Karl Hähner, Alfred Belz, Alfred Achenbach, Ernst Engelbert, Alfred Völkel, Hermann<br />
Stötzel, Erfried Kass, Otto Dreher, Robert Münker, Ernst Becker, Otto Bernshausen, Erich Lohmann, Hans-Günter<br />
Sohler; mitte: Gerhard Münker, Manfred Belz, Ernst Münker, Ulrich Siebel, Martin Klappert, Günter Bernshausen,<br />
Karl Metzler, Heinz Wickel, Bernd Rethagen, Emil Klappert, Erhard Achenbach, Arnold Stötzel, Wilhelm Rompf,<br />
Kurt Brombach, Heinz Bernshausen, Werner Birkelbach, WiIIi Schneider, Heinz Münker; hinten (erhöht): Heinz<br />
Wied, Fritz Otto, Helmut Langenbach, Werner Achenbach, Richard Knebel, Herbert Siebel, Kurt Stötzel, Günter<br />
Katz, Albrecht Bienhaus, Willi Maletz, AdaIbert Goetz<br />
110- bzw. 120-jähriges Bestehen - 1961 und 1972<br />
Das 110-jährige Jubiläum 1961 war ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Das<br />
Bundeswehr-Musikkorps 5 aus Koblenz verlieh den Festtagen einen besonderen Glanz.<br />
1966 nahm die „<strong>Eintracht</strong>“ an einem internationalen Gesangwettstreit teil. In Venlo nahe der<br />
holländischen Grenze erreichte der Chor ein gutes Ergebnis beim Wettbewerb um den Ehrenpreis<br />
der Königin der Niederlande. Es war die letzte große Reise des Vereins vor dem Zusammenschluss<br />
mit dem MGV „Germania“ Kreuztal. Zum 120-jährigen Bestehen 1971 wurde<br />
zum letzten Mal ein rundes Jubiläum gefeiert. Unvergessen bleiben der große Heimatabend<br />
und ein Gesangwettstreit mit über 30 Vereinen aus der Region. Der Vorsitzende Hermann<br />
Stötzel wurde für sein langjähriges Engagement zum Ehrenvorsitzenden ernannt.<br />
Im Herbst 1971 führten zunehmende Nachwuchssorgen dazu, dass die Chöre „<strong>Eintracht</strong>“<br />
<strong>Ferndorf</strong> und „Germania“ Kreuztal erstmals über eine gemeinsame Zukunft sprachen. Der<br />
Bestand der Vereine war damals zwar noch gesichert, aber man sah voraus, dass ein ausreichend<br />
großer Klangkörper nur durch eine Fusion gesichert werden konnte. Im Februar 1972<br />
vereinigte man sich zur „Chorgemeinschaft Kreuztal-<strong>Ferndorf</strong> 1851“ und erzielte schon bald<br />
74
große Erfolge wie z.B. den Titel „Meisterchor im Sängerbund NRW“ in den Jahren 1975,<br />
1980, 1985 und 1990. Da auch andere Chöre inzwischen Nachwuchsprobleme hatten, schloss<br />
man sich 1999 mit dem MGV 1907 <strong>Ferndorf</strong> und dem MGV „Teutonia“ 1862 Buschhütten<br />
zur „Chorgemeinschaft Kreuztal 1851“ zusammen. Im Jahr 2001 feierte die Chorgemeinschaft<br />
ihr 150-jähriges Bestehen.<br />
Die ehemalige „<strong>Eintracht</strong>“ im Jahr 2007<br />
Heute sind die Nachwuchsprobleme beim ältesten Kreuztaler Gesangverein noch drückender<br />
als beim Zusammenschluss vor 35 Jahren. Vielen Chören und Vereinen fällt es zunehmend<br />
schwerer, junge engagierte Mitglieder zu gewinnen. Vor allem den reinen Männergesangvereinen<br />
geht zunehmend die Luft aus. Tatsache ist, dass die 20- bis 40-jährigen Männer<br />
diesen Chören nur die kalte Schulter zeigen - zwei komplette Generationen haben eine Auszeit<br />
genommen, deren Ende nicht abzusehen ist.<br />
Singen ist eine gesellige Freizeitbeschäftigung und hat<br />
nach wie vor einen hohen Stellenwert in unserem kulturellen<br />
Leben. So gibt es inzwischen auch im Siegerland<br />
verschiedene Chöre, z.B. für Klassik, Jazz und Gospel.<br />
Doch auch hier fehlen leider oft die Männerstimmen.<br />
Gesangvereine, die sich nicht mit aktuellen Trends auseinandersetzen, werden vermutlich auf<br />
der Strecke bleiben, denn ansonsten fi nden sich Sänger und Sängerinnerinnen wohl eher in<br />
neuen, überörtlichen Besetzungen zusammen. Auch in der Chorgemeinschaft Kreuztal sind<br />
in den letzten Jahren neue Klänge zu hören. Seit 2003 hat man sehr erfolgreich eine jährlich<br />
stattfi ndende Opern- und Operetten-Konzert-Reihe in der Kreuztaler Stadthalle etabliert. In<br />
den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob es gelingen wird, die Arbeit der Vergangenheit<br />
erfolgreich fortzuführen.<br />
Danksagung<br />
Hier möchte ich ganz herzlich Erich Arnold (†) danken, der mir alte Aufzeichnungen und<br />
Fotos zur Verfügung gestellt hat. Ein besonderes Dankeschön geht auch an den noch aktiven<br />
Sänger und Ehrenmitglied Erhard Achenbach, der mir ebenfalls Festbücher und Fotos aus<br />
längst vergangener Zeit überlassen hat. Ohne seine Unterstützung und seine Auskünfte wäre<br />
es nicht möglich gewesen, die Geschichte unseres traditionsreichen Gesangvereins aufzuschreiben.<br />
Ebenso danke ich Sangesfreund Herbert Siebel, der fast siebzig Jahre(!) aktiver<br />
Sänger in der „<strong>Eintracht</strong>“ war und bereitwillig über wichtige Ereignisse im Vereinsleben<br />
berichtet hat.<br />
Fotos, Abbildungen und Literatur<br />
[S EA] Sammlung Erich Arnold, [CG] Fotograf Carl Gallas, Siegen<br />
Festschriften von 1911, 1926, 1951, 1961, 1976 und 2001, Unterlagen und Fotos der „<strong>Eintracht</strong>“<br />
Männergesangverein „<strong>Eintracht</strong>“ 1851 75