Download Berghilf-Ziitig Sommer 2012 - Schweizer Berghilfe
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Reportage<br />
Ein neues Zeitalter auf Familie Bertas Hof<br />
Mit einem neuen Mehrzweckraum lockt die Familie Berta zusätzliche Gäste ins idyllische<br />
Dörfchen Braggio im Calancatal/GR. Davon profitiert das ganze Dorf, vor allem aber auch der<br />
kleine Bergbauernbetrieb der Familie.<br />
Auf dem Hof von Agnese und Luciano Berta hat man das<br />
Gefühl, meilenweit von Lärm und Hektik entfernt zu sein. Dabei<br />
liegt ihr Hof in Braggio gar nicht mal so abgelegen. Bis<br />
nach Arvigo im Calancatal nimmt man von Bellinzona aus<br />
viele Kurven unter die Räder, benötigt aber für die Strecke<br />
nicht mehr als eine halbe Stunde. Dort angekommen heisst<br />
es allerdings, das Auto stehen zu lassen und auf die kleine,<br />
voll automatische Seilbahn umzusteigen. Höhenmeter um<br />
Höhenmeter schwebt man so aus dem engen, schattigen Tal<br />
herauf und findet sich schliesslich auf einer wunderbar ruhigen<br />
Sonnenterasse wieder. Nun sind es nur noch ein paar Minuten<br />
Fussmarsch bis zum Stall der Familie Berta.<br />
Agnese und Luciano sind Bergbauern aus Leidenschaft. Zu<br />
tun gibt es viel. Die knapp zwölf Hektaren Land sind allesamt<br />
sehr steil und aufwendig zu bewirtschaften. Im Stall stehen<br />
fünf Kühe und ihre Kälber, ein gutes Dutzend Milchschafe und<br />
einige Schweine. Das Fleisch wird direkt vermarktet. Die Milch<br />
verarbeitet Agnese vor Ort in der eigenen kleinen Käserei.<br />
Der Betrieb wirft aber bei Weitem nicht genug ab, als dass<br />
Bertas alleine von der Landwirtschaft leben könnten. Ohne<br />
Nebenverdienste könnte die Familie nicht überleben. Luciano<br />
drechselt deshalb zusätzlich in seiner Werkstatt Pfeffermühlen,<br />
die Familie organisiert regelmässig Brunches, bei denen<br />
sie teilweise fast 100 Gäste aus der Region mit eigenen Produkten<br />
verköstigt.<br />
Touristen erhalten Einblick ins Bergbauernleben<br />
Das wichtigste Standbein nebst der Landwirtschaft ist aber der<br />
Tourismus. Agnese Berta – vor gut 30 Jahren aus dem Kanton<br />
Zürich zugezogen – ist so begeistert von den Naturschönheiten<br />
rund um Braggio, dass sie felsenfest vom touristischen Potenzial<br />
der Gemeinde mit knapp 60 Einwohnern überzeugt ist.<br />
Mit ihrer Begeisterung steckte sie auch ihre Mutter an, die<br />
sich mit 85 Jahren noch dazu entschloss, ihre Wohnung in<br />
Wetzikon aufzugeben und im Bergdorf ihrer Tochter ein Häuschen<br />
zu kaufen. In den vergangenen Jahren hat Agnese dafür<br />
gesorgt, dass vor allem den <strong>Sommer</strong> über ein steter Strom von<br />
Urlaubern nach Braggio kommt. Für Verwandte und Freunde<br />
verwaltete sie bereits seit Jahren zwei Ferienwohnungen. Die<br />
Gäste waren begeistert von der Landschaft, vom Einblick ins<br />
Bergbauernleben, von den Tieren und von den Produkten, die<br />
sie Bertas abkauften. «Den <strong>Sommer</strong> über waren wir immer sehr<br />
gut ausgebucht, die Übernachtungszahlen stiegen stetig. Aber<br />
4 <strong>Berghilf</strong>-<strong>Ziitig</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2012</strong><br />
im Winter und in der Zwischensaison standen die Wohnungen<br />
meist leer», sagt Agnese. Ihr war schnell klar: Dies würde sich<br />
nur ändern, wenn es ihr gelänge, Gruppen für Seminare oder<br />
Kurse anzuziehen. «Für Feriengäste sind nur die Wanderzeiten<br />
<strong>Sommer</strong> und Herbst interessant», weiss Agnese. Für Seminarteilnehmer<br />
sei es aber nicht so wichtig, dass die Gipfel schneefrei<br />
sind. «Und eine wunderschöne Natur bietet Braggio das<br />
ganze Jahr über.» Mit den Jahren reifte deshalb ein Plan:<br />
Weitere Übernachtungsmöglichkeiten mussten geschaffen<br />
werden, und ein Mehrzweckraum mit Küche sollte entstehen,<br />
der für Seminare, aber auch für Familienfeste oder Versammlungen<br />
genutzt werden kann.<br />
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