HP 2007 10 - Hansa Flex
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Für die Berechnung von Wanddicken für Rohre gibt<br />
es verschiedene Möglichkeiten. Jede führt zu anderen<br />
Ergebnissen. Damit es in der Praxis bei Berechnung<br />
und Umsetzung von Rohrleitungen nicht zur Verunsicherung<br />
kommt, schaff t HANSA-FLEX Transparenz.<br />
Helmut Wetteborn, Autor des in Vorbereitung befi<br />
ndlichen Praxisbuches „Hydraulische Leitungstechnik“<br />
und ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet,<br />
erläutert für die HYDRAULIKPRESSE, worauf bei der<br />
Rohrwanddickenberechnung zu achten ist.<br />
Hydraulische Rohrleitungen eignen sich hervorragend<br />
zur verlustarmen Übertragung hydraulischer<br />
Leistungen. Dieses Bauteil lässt sich anforderungsgerecht<br />
in das Maschinen- oder Gerätesystem einordnen,<br />
ist sicher und gestattet den Einsatz aller<br />
heutigen Anschlusstechniken. Rohrleitungen können<br />
an Hand von technischen Lieferbedingungen<br />
ausgewählt werden. Die Abmessungen sind genormt<br />
und erprobte Werkstoff e gewährleisten Sicherheit.<br />
Welche Kenntnisse erfordert aber nun die<br />
Auslegung und Gestaltung hydraulischer Rohrleitungen?<br />
„Einsatzgrenzen und -bedingungen, aber<br />
ebenso auch starre Wandungen des Rohres können<br />
sensibel sein und Gefahren in sich bergen, wenn<br />
sie nicht die technisch richtige und wirtschaftlich<br />
notwendige Auslegung erfahren“, erläutert Helmut<br />
Wetteborn. Daher ist nach der Berechnung des<br />
notwendigen Durchfl ussquerschnittes die Bestimmung<br />
der Wanddicke „erste Bürgerpfl icht“. Diese<br />
ist abhängig vom Istdruck der Druckfl üssigkeit und<br />
von der Betriebstemperatur.<br />
Abb.1 Rohrleitungssystem<br />
Der Istdruck ist die Summe aus Betriebsdruck und<br />
zusätzlichen Drücken, wie Spitzendruck und Druckspitze<br />
(siehe auch DIN 24312 „Druck – Werte –<br />
AUSGABE OKTOBER <strong>2007</strong><br />
Begriff e“). Der Istdruck ist, je nach Arbeitsbelastung<br />
der Maschine oder des Gerätes, eine variable Größe.<br />
Die Höhe der Betriebstemperatur führt zu Druckabschlägen,<br />
die z.B. beim Edelstahlrohr im Temperaturbereich<br />
zwischen 50 °C und <strong>10</strong>0 °C immerhin<br />
11,5 % betragen. Ein Stahlrohr zeigt dieses negative<br />
Verhalten in diesem Temperaturbereich nicht.<br />
Werden die grundlegenden Einfl üsse Druck und<br />
Temperatur bei der Berechnung der Wanddicke<br />
nicht ausreichend beachtet, führt das zwangsläufi g<br />
zum Rohrbruch durch eine Überbelastung des Hydraulikrohres.<br />
Richtig gebogen<br />
Abb.2 Rohrbruch<br />
Leitungssysteme bestehen nicht nur aus geraden<br />
Rohren. Räumliche Verhältnisse, Lage der Anschlüsse<br />
und das Nutzen der natürlichen Elastizität<br />
des Rohres führen zu gebogenen Leitungsverläufen.<br />
Welche Anforderungen stellen sich daraus?<br />
In der Rohrbiegung erfolgt eine Schwächung der<br />
Rohrwanddicke durch das Strecken der Außenfaser<br />
des Rohrmaterials, der begegnet werden muss. Die<br />
Konsequenz ist ein Wanddicken-Zuschlag. Er kann<br />
berechnet werden und ist abhängig vom Biegeradius<br />
des Rohres. Je nach Biege-Werkzeug und Erfahrung<br />
des Monteurs erfährt das Rohr in seiner Biegung<br />
eine mehr oder weniger ausgeprägte Ovalität.<br />
Sie wird in der Technik Unrundheit genannt und<br />
darf sich nur in zulässigen Grenzen bewegen. Diese<br />
Unrundheit wirkt sich ebenfalls auf die Druckfestigkeit<br />
des Rohres aus. Dieser Qualitätsmangel wird<br />
oft nicht erkannt und unterschätzt: Ein „Rohrreißer“<br />
ist die Folge. Häufi g sollen Reparaturschweißungen<br />
das Rohr wieder einsatzfähig machen. Das ist nicht<br />
erlaubt, denn die DIN EN 13480-4 formuliert: „Ausbesserungen<br />
durch Schweißen sind nicht zulässig.“<br />
PRAXISBERICHT<br />
Wie dick soll‘s denn sein?<br />
Rohrwanddicke richtig berechnen<br />
Abb.3 Hydraulikrohre<br />
In diesem Falle wird der Sicherheitsaspekt der DIN<br />
EN 982 nicht beachtet. Bauteile:<br />
• müssen zuverlässig sein<br />
• müssen dem maximalen Druck standhalten<br />
• dürfen nur in den festgelegten Grenzwerten eingesetzt<br />
werden<br />
Abb.4 Rohrbiegungen und Unrundheit<br />
Es ergeben sich somit Zielsetzungen für eine anforderungsgerechte<br />
Auslegung des Hydraulikrohres.<br />
Die vom Gesetzgeber geforderte Verantwortung<br />
und Sicherheit sind dabei oberstes Gebot.<br />
Für eine Rohrleitung gilt:<br />
• Berechnung des inneren Rohr-Durchmessers an<br />
Hand der Durchfl ussverhältnisse<br />
• Berechnung der Rohr-Wanddicke in Abhängigkeit<br />
von Istdruck, Betriebstemperatur, Biegung und<br />
Unrundheit<br />
• Berücksichtigung der Temperaturdehnungen des<br />
Rohres<br />
• Anforderungsgerechte Befestigung des Rohres<br />
oder der Rohrsysteme<br />
HYDRAULIKPRESSE 19