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Text - Knappschaftskrankenhaus Dortmund

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Mit dem Ende des Bildungsbürgertums, spätestens nach dem zweiten<br />

Weltkrieg anzusetzen, verlieren die Geisteswissenschaften zunehmend an Bedeutung<br />

sowohl innerhalb der universitären Disziplinen wie gegenüber einer sich wandelnden<br />

Gesellschaft. Der inneruniversitäre Dialog verebbt, die Identität mit dem Bürgertum<br />

verliert sich. Parallel dazu erfährt der Begriff der Bildung eine regressive<br />

Umgewichtung in einer Definition, die der Utilität den Vorrang gibt.<br />

Ein Jahr nach dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

ausgerufenen "Jahr der Geisteswissenschaften" ist nach ihrem Zustand zu fragen.<br />

Auf nahezu allen Wissenschaften lastet der Druck steigender Zweckrationalität.<br />

Unter dem Legitimationszwang von messbarer Praxisqualität werden die<br />

Geisteswissenschaften zu Stieftöchtern der Universitäten. Sie scheinen bestenfalls<br />

schmückendes Beiwerk der "nützlichen" Disziplinen in den von Aufsichtsräten<br />

geleiteten Forschungs- und Lehrbetrieben zu sein, welche den Geist von Universitas<br />

verdrängen.. Die politisch permanent eingeforderte Forderung nach Bildung in der<br />

Bildungsrepublik Deutschland, wie sie die Bundeskanzlerin aus der Not materialer<br />

Defizite ausgerufen hat, ist vornehmlich zweckrational von einem eindimensionalen<br />

Bildungsbegriff her definiert und an Märkten orientiert (materiale<br />

Ausbildungsqualifikationen/Behebung von 'Pisa-Defekten' u. a.). Es hat den<br />

Anschein, als habe die technische Zivilisation in der Krise ihrer Zukunft die Kultur<br />

des Gebildetseins überholt.<br />

Eine Geisteswissenschaft, die nicht energetisch in die Bildung und Zivilisation<br />

einer Gesellschaft wirkt, entschwindet in die Elfenbeintürme der Universitäten und<br />

überlässt Kultur und Zivilisation ökonomischen Spielregeln. Soll Bildung nicht den<br />

verbliebenen Schöngeistern vorbehalten bleiben, sondern auf das "universale<br />

humanum" bezogen sein, so muss sie naturwissenschaftliche und technische<br />

Kenntnisse in ihr Spektrum einbeziehen. Die damit verbundenen Erkenntnisse<br />

ergeben einen auf die menschlichen Lebensverhältnisse bezogenen Sinn, wenn wir<br />

uns angemessen 'gebildet' über sie verständigen und auf sie eingehen wie auf die<br />

kulturellen Gebilde.<br />

Was hat der um Bildung bemühte Mensch von den Geisteswissenschaften zu<br />

erwarten, wenn es um die Frage nach Bildung, nach gebildetem Wissen, geht ?<br />

Geisteswissenschaften vermitteln, gestalten und erinnern. Somit richtet sich ihre<br />

Tätigkeit allem zuvor auf Bildung, sie intendiert gebildetes Wissen als Grundlage vor<br />

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