Klinische Leistungsgruppen
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Klinische Leistungsgruppen
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5/2006 <strong>Klinische</strong> <strong>Leistungsgruppen</strong><br />
Auch für Ökonomen ist dieses System zum Zwecke der<br />
Leistungsplanung und -steuerung leichter verständlich und<br />
damit auch praktikabler im Einsatz. Ebenso lässt sich auf<br />
dieser Basis das Leistungsgeschehen für alle Beteiligten im<br />
Krankenhaus einschließlich der Entscheidungsträger nachvollziehbarer<br />
darstellen.<br />
Die <strong>Leistungsgruppen</strong> können und werden künftig zunehmend<br />
auch die Basis für die Zuweisung und Steuerung von<br />
Ressourcen (Personal, Sachmittel, Räumlichkeiten etc.)<br />
bilden. Durch den dargestellten Sachkostenindex kann jederzeit<br />
ein Bezug zu den tatsächlichen Sachkosten hergestellt<br />
werden. Details hierzu und zur differenzierten Entwicklung<br />
von leistungsgruppenbezogenen Kennzahlen<br />
werden in einem späteren Beitrag vorgestellt.<br />
■ DRGs sind natürlich weiterhin notwendig<br />
Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen, wird<br />
darauf hingewiesen, dass die hier vorgenommene Leistungsaggregation<br />
auf klinisch verständliche Gruppen lediglich<br />
zum Zwecke der Leistungsplanung und -steuerung<br />
sowie der Qualitätsdarstellung und -verbesserung vorgenommen<br />
wurde – als Ergänzung der DRG-basierten Leistungsdarstellung.<br />
Die Verfasser sind davon überzeugt,<br />
dass die DRGs als medizinökonomische <strong>Leistungsgruppen</strong><br />
einen hohen Differenzierungsgrad ausweisen müssen, um<br />
die im Krankenhaus erbrachten Leistungen nach dem Kriterium<br />
des Aufwandes leistungsgerecht zu beschreiben<br />
und damit die Basis für eine sachgerechte Vergütung bilden<br />
zu können.<br />
Die DRGs sind auch als Grundlage für die leistungsrelevanten<br />
Kennzahlen innerhalb der klinischen <strong>Leistungsgruppen</strong><br />
unverzichtbar. Ohne Berücksichtigung der DRGs und der<br />
DRG-relevanten Kennzahlen für die in einer klinischen<br />
Leistungsgruppe zusammengefassten Behandlungsfälle<br />
hätten die klinischen <strong>Leistungsgruppen</strong> nur eine eingeschränkte<br />
Aussagekraft. In der Kombination von klinischen<br />
Leistungsdarstellungen und leistungsbezogenen ökonomischen<br />
Kennzahlen liegt die wesentliche Stärke der vorgestellten<br />
Methodik. Es ist leider immer noch zu beobachten,<br />
dass der Personaleinsatz und die Sachkostenverbräuche<br />
(Implantate, Medikamente, Labor, Radiologie<br />
etc.) auf die Anzahl der behandelten Fälle oder die Anzahl<br />
von operativen Eingriffen ohne Berücksichtigung des Fallschweregrades<br />
oder des operativen Aufwandes bezogen<br />
werden. Die Division der Personal- oder der Sachkosten<br />
durch die Anzahl der behandelten Fälle oder Operationen<br />
ist im Jahr 2006 nicht mehr adäquat, da eine Aufwandsgewichtung<br />
mit DRGs ausgezeichnet möglich ist und daher<br />
Personal- und Sachkosten auch aufwandsgewichtet fallbezogen<br />
dargestellt werden können und müssen. Nur auf<br />
dieser Basis ist ein aussagekräftiger Vergleich zwischen<br />
Krankenhäusern möglich.<br />
Aus der Anwendung des vorgestellten klinischen <strong>Leistungsgruppen</strong>systems<br />
in der Praxis ergeben sich viele Vorteile,<br />
von denen einige aufgeführt werden sollen:<br />
1. Die Akzeptanz für diese Darstellungsform ist bei den<br />
Klinikern erheblich besser als die Akzeptanz der Leistungs-<br />
darstellung über DRGs. Die Ärzte lassen sich auf eine Leistungsplanung<br />
und -steuerung ein, wenn sie die in ihrem<br />
Einflussbereich erbrachten Leistungen nachvollziehbar<br />
dargestellt bekommen. Mit DRGs gelingt diese nachvollziehbare<br />
Darstellung leider nicht.<br />
2. Die <strong>Leistungsgruppen</strong> können sowohl Grundlage für<br />
Prozessanalysen und -optimierungen als auch für die Erstellung<br />
von klinischen Behandlungspfaden sein.<br />
3. Die Ausweisung von leistungsgruppenrelevanten Kennzahlen<br />
wie den mittleren Sachkostenanteilen, dem mittleren<br />
Personalkostenanteil etc. motivieren zur Vereinbarung<br />
und Einhaltung von Zielparametern. Solche Vereinbarungen<br />
sind allerdings auf rein planbare Leistungen beschränkt,<br />
die Vereinbarung von Zielparametern für die Notfallversorgung<br />
kann nicht vorgenommen werden.<br />
4. Die klinischen <strong>Leistungsgruppen</strong> können Basis für ein<br />
Qualitätsmonitoring zum Zwecke der ständigen Qualitätsverbesserung<br />
sein. Auf der Grundlage dieser <strong>Leistungsgruppen</strong><br />
lassen sich Zielvereinbarungen zu Qualitätskriterien<br />
treffen und hinsichtlich ihrer Erreichung überprüfen.<br />
5. Über die <strong>Leistungsgruppen</strong> lassen sich Versorgungslandkarten<br />
für das von einem Krankenhaus oder einer<br />
Fachabteilung betreute Versorgungsgebiet herstellen. Diese<br />
Versorgungslandkarten ermöglichen die gezielte Analyse<br />
von Zuweisungsproblemen, welche wiederum die<br />
Grundlage für Optimierungsmaßnahmen bietet.<br />
Die Verfasser sind überzeugt, dass durch die vorgestellte<br />
Darstellungsform Ärzte erheblich besser als über DRGs für<br />
die Beschäftigung mit den Leistungsinhalten und -mengen<br />
zu gewinnen sind. Dies ist unbedingt notwendig, da eine<br />
Auseinandersetzung mit solchen Fragen ebenso wie eine<br />
Auseinandersetzung mit den ökonomischen Konsequenzen<br />
medizinischen Handelns von vielen Ärzten als unärztlich<br />
empfunden wird und daher erhebliche Widerstände<br />
gegen die Beschäftigung mit diesen Themen bestehen. Es<br />
ist nicht unethisch, sich mit den Fragen der Finanzierbarkeit<br />
von medizinischen Leistungen auseinander zu setzen,<br />
um Wege zu finden, auch künftig eine hochwertige und<br />
umfassende Gesundheitsversorgung für Hilfe suchende<br />
Patienten sicherstellen zu können. Die dabei zu bearbeitenden<br />
Probleme sind medizinökonomische Probleme, die<br />
nur in guter Zusammenarbeit zwischen den medizinischen<br />
Leistungserbringern und der Administration, insbesondere<br />
dem Controlling, gelöst werden können. Jede medizinische<br />
Entscheidung ist auch eine ökonomische Entscheidung,<br />
weshalb die medizinische Leistungserbringung<br />
bei immer knapper werdenden Ressourcen nicht mehr von<br />
den ökonomischen Fragestellungen abgetrennt werden<br />
kann. Art und Umfang der Erbringung von diagnostischen<br />
und therapeutischen Leistungen sind nicht mehr allein<br />
durch das medizinisch Machbare, sondern auch durch die<br />
ökonomischen Rahmenbedingungen determiniert. Eine<br />
Leistungsdarstellung auf der Basis klinischer Gruppen ermöglicht<br />
es, die Kluft zwischen der medizinischen und der<br />
ökonomischen Perspektive zu überwinden und gewährleistet<br />
eine gemeinsame und einheitliche Diskussionsgrundlage<br />
für alle Beteiligten.