Casemanagement_als_Zauberformel - Rehaexperte
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10.2008<br />
das<br />
Krankenhaus<br />
Ansgar Rausch/Ulrich Kurlemann<br />
Casemanager gibt es in diversen Betätigungsfeldern. In<br />
Kliniken, Arbeitsagenturen, bei Krankenversicherern, in<br />
Wohlfahrtsverbänden, oder bei anderen Leistungsanbietern<br />
sind sie mit vielfältigen Aufgaben und unterschiedlichen Ansätzen<br />
tätig. Allen gemeinsam sind jedoch zwei Grundgedanken:<br />
<strong>Casemanagement</strong> sorgt dafür, dass Personen/-gruppen die<br />
richtigen Leistungen zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen<br />
Form erhalten.<br />
<strong>Casemanagement</strong> verläuft in Form eines Regelkreises, 1) n<br />
n<br />
dessen<br />
Schritte hier bezogen auf den Klinikalltag im Universitätsklinikum<br />
Münster zusammengefasst werden:<br />
– Einschätzung des Bedarfes an Leistungen der Versorgung;<br />
– Zieldefi nition und Handlungsplanung zur Zielerreichung;<br />
– Umsetzung der Planung;<br />
– Monitoring und Steuerung des Verlaufes;<br />
– Evaluation des Prozesses und der Ergebnisse.<br />
Warum <strong>Casemanagement</strong> am Universitätsklinikum<br />
Münster (UKM)?<br />
Die Einführung eines <strong>Casemanagement</strong>s stellt einen erheblichen<br />
Aufwand dar. Die Neustrukturierung von Aufgaben und<br />
Zuständigkeiten löst zudem einen Wandel in der Kultur eines<br />
Krankenhauses aus. Wandel bedeutet immer auch Umgewöhnung<br />
und vorübergehende Reibungsverluste, deshalb kann es<br />
bei Teilen der Belegschaft zu Widerständen kommen. Dennoch<br />
hat sich der Vorstand des UKM entschieden, diesen Schritt zu<br />
gehen. Zwei Ziele waren hierfür ausschlaggebend:<br />
n patientenorientierte Steuerung des hoch komplexen Versorgungsprozesses;<br />
n Unterstützung der Erfüllung von bestehenden und zukünftigen<br />
Anforderungen an das Unternehmen Universitätsklinik.<br />
Komplexer Versorgungsprozess<br />
Der Prozess der Patientenversorgung ist, insbesondere in<br />
einem Klinikum der Maximalversorgung, von vielen Einfl üs-<br />
<strong>Casemanagement</strong><br />
<strong>Casemanagement</strong> <strong>als</strong> <strong>Zauberformel</strong>?<br />
Die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens bei gleichzeitiger Forderung nach verstärkter Patientenorientierung<br />
erfordert in Krankenhäusern ein Umdenken. In § 11 SGB V ist zudem ein Anspruch auf sektorenübergreifendes<br />
Versorgungsmanagement festgeschrieben. Um dies zu leisten, müssen die tradierten Organisationsstrukturen<br />
eines Krankenhauses verändert werden. Casemanager sollen Patienten eine verbindliche Orientierungshilfe<br />
bieten und gleichzeitig zu einer Leistungssteigerung beitragen, etwa durch Entlastung des Klinikperson<strong>als</strong>. Am<br />
Beispiel des Universitätsklinikums Münster zeigen die Autoren, wie es sich <strong>als</strong> effektives Instrument der Patienten-<br />
und Fallsteuerung einsetzen lässt.<br />
sen geprägt und bedarf der Planung und Regelung. Dies soll<br />
im Folgenden an einem Beispiel verdeutlicht werden (siehe<br />
u Abbildung 1).<br />
Merkmale:<br />
Zahlreiche Schnittstellen erfordern einen hohen Bedarf zur<br />
Weitergabe an versorgungsrelevanten Informationen:<br />
n ausgeprägter Spezialisierungsgrad durch alle beteiligten Berufsgruppen;<br />
n überwiegend arbeitsteilige Organisation – vielen Beteiligten<br />
fehlt die Übersicht und der Einfl uss auf die über ihren Bereich<br />
hinausgehenden Belange.<br />
Konsequenzen:<br />
n steigender Aufwand für Supportprozesse;<br />
n Abnahme der Behandlungskontinuität.<br />
Perspektiven:<br />
n Vernetzung der einzelnen Leistungen;<br />
n<br />
Unterstützung durch <strong>Casemanagement</strong>.<br />
Anforderungen an das Unternehmen<br />
Eine immer älter werdende Bevölkerung bedeutet für das gesamte<br />
Gesundheitssystem eine große Herausforderung. Das<br />
UKM hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, schwere und<br />
komplexe Fälle zu behandeln. Gleichzeitig wachsen die Ansprüche<br />
der Patienten an die Versorgung, welche nicht zuletzt<br />
unter streng wirtschaftlichen Aspekten erbracht werden muss.<br />
In diesem Spannungsfeld kann <strong>Casemanagement</strong> wirksam<br />
werden, indem es zum Beispiel dafür sorgt, dass Verweildauern<br />
punktgenau ausfallen. Maßnahmen hierzu sind das Einholen von<br />
notwendigen Informationen (Untersuchungsergebnisse) bereits<br />
vor der Aufnahme, die Übernahme einer mit den verschiedenen<br />
Akteuren abgestimmten Leistungs- und Terminplanung oder die<br />
Mitwirkung bei der Entwicklung von Diag nostikstandards. u<br />
1023
das<br />
<strong>Casemanagement</strong> Krankenhaus 10.2008<br />
Ablauf des Projektes zur Einführung des<br />
<strong>Casemanagement</strong>s<br />
Die Einführung des <strong>Casemanagement</strong>s am UKM erfolgte in<br />
sechs Schritten:<br />
Konzeption<br />
In Kooperation entwickelten Pfl egedirektion und Sozialdienst<br />
ein Konzept zur Einführung des <strong>Casemanagement</strong>s. Die Einführungsphase<br />
war für eine Dauer von sechs Monaten geplant<br />
und umfasste folgende Teilschritte:<br />
Arbeitsschritt Beteiligte Ergebnis<br />
1. Konzeption Sozialdienst,<br />
Pfl egedirektion<br />
2. Auswahl von<br />
Pilotkliniken<br />
3. Auswahl von<br />
Mitarbeitern<br />
4. Umsetzung<br />
der Konzeption<br />
5. Evaluation<br />
Mitarbeiterbefragung<br />
(laufend),<br />
Messung von<br />
Verweildauern<br />
6. <strong>Casemanagement</strong><br />
<strong>als</strong> Institution<br />
1024<br />
Hausärzte<br />
Fachärzte<br />
amb. Pflegedienste<br />
stat. Pflegeeinrichtungen<br />
Sonstige<br />
Dienstleister<br />
z.B. Sanitätshäuser<br />
Abbildung 1: Beteiligte im Versorgungsprozess – Exemplarisch anhand<br />
der Klinik für Allgemeine Chirurgie im UKM<br />
Patienten-<br />
Aufnahme Anästhesie<br />
Reha-<br />
Chirurg. Klinik<br />
OP Labor<br />
Röntgen<br />
Einrichtungen<br />
Physiotherapie<br />
Med.<br />
Patient<br />
Endoskopie<br />
Versicherer<br />
Controlling<br />
Seelsorge<br />
Verwaltung<br />
Angehörige<br />
Konsilar A<br />
Konsilar B<br />
Berufsgenossenschaften<br />
Schmerzdienst Poliklinik<br />
Sozialdienst<br />
Intensivpflege<br />
Onkologie<br />
Wund-/<br />
Stomatherapie<br />
Behörden<br />
Selbsthilfegruppen<br />
Sozialdienst,<br />
Pfl egedirektion,<br />
Klinikdirektoren<br />
Sozialdienst,<br />
Pfl egedirektion<br />
Alle Berufsgruppen<br />
in den Pilotkliniken,<br />
Casemanager,<br />
Sozialdienst,<br />
Pfl egedirektion<br />
Alle Berufsgruppen<br />
in den Pilotkliniken,<br />
Casemanager,<br />
Sozialdienst,<br />
Pfl egedirektion<br />
Alle Berufsgruppen<br />
in den Pilotkliniken,<br />
Casemanager,<br />
Sozialdienst,<br />
Pfl egedirektion<br />
n Ist-Aufnahme und -Analyse des gesamtem Versorgungsprozesses<br />
der jeweiligen Klinik durch den Casemanager;<br />
n Gründung einer klinikinternen AG mit Vertretern aller in<br />
dieser Klinik tätigen Berufsgruppen;<br />
n In der AG: Reorganisation des Versorgungsprozesses und<br />
Festlegung der Aufgaben des <strong>Casemanagement</strong>s in der Klinik;<br />
n Umsetzung der von der AG festgelegten Maßnahmen;<br />
n Evaluation der Ergebnisse;<br />
n <strong>Casemanagement</strong> <strong>als</strong> Institution in der Klinik.<br />
Darüber hinaus wurde je ein Stellenprofi l für Casemanager<br />
und <strong>Casemanagement</strong>-Beauftragte (CBM) erstellt. Danach sollten<br />
Casemanager diejenigen sein, die<br />
Abbildung 2: Projektschritte<br />
Vorgehensweise zur Einführung<br />
des <strong>Casemanagement</strong>s,<br />
Stellenprofi le Casemanager/<br />
<strong>Casemanagement</strong>-Beauftragte<br />
Benennung von zwei Pilotklinken<br />
Benennung der ausgewählten Mitarbeiter<br />
Neustrukturierung der Prozesse:<br />
Aufnahme,<br />
Terminplanung,<br />
Diagnosestandards (in Teilen),<br />
Entlassung<br />
Mitarbeiterbefragung durch Studentin (Juni 2008),<br />
Verweildauerveränderungen können erst nach<br />
Ablauf eines repräsentativen Zeitraums beurteilt<br />
werden.<br />
Implementierung der veränderten Prozesse,<br />
kontinuierliche Prozessoptimierung, initiiert oder<br />
begleitet durch <strong>Casemanagement</strong><br />
n das <strong>Casemanagement</strong> in den Kliniken<br />
implementieren;<br />
n das <strong>Casemanagement</strong> evaluieren und<br />
weiter entwickeln;<br />
n die Tätigkeit der CMB koordinieren;<br />
n für CMB beratend tätig sind;<br />
n das <strong>Casemanagement</strong> durchführen.<br />
Im Unterschied dazu sollen die CMB die<br />
n <strong>Casemanagement</strong>-Tätigkeiten, wie zum<br />
Beispiel Aufnahme- und Entlassungsplanung,<br />
Terminmanagement, Belegungsmanagement,<br />
in den Kliniken durchführen;<br />
n Verbesserungsmaßnahmen im Versorgungsprozess<br />
initiieren oder sich daran<br />
beteiligen.<br />
Von den CMB wird eine Ausbildung in<br />
einem Gesundheitsfachberuf, dreijährige<br />
Berufserfahrung (davon mindestens zwei<br />
Jahre im Krankenhaus) sowie eine bereits<br />
vorhandene oder zukünftig zu absolvierende<br />
anerkannte Weiterbildung „Case<br />
Management“ erwartet.<br />
CM müssen über die Ausbildung hinaus<br />
oder alternativ ein Studium im Bereich<br />
Pfl ege-/Gesundheitsmanagement, Sozialarbeit<br />
oder eine vergleichbare Profession<br />
vorweisen.<br />
In beiden Positionen gelten folgende<br />
Kompetenzen <strong>als</strong> Schlüsselqualifi kati onen:<br />
n kommunikative Kompetenz;<br />
n Organisationsvermögen;<br />
n Fähigkeit zum selbstständigen, strukturierten<br />
Arbeiten;<br />
n Gestalten der Abläufe unter Zusammenführung<br />
von Patientenbedürfnissen und<br />
ökonomischen Interessen;
10.2008<br />
das<br />
Krankenhaus<br />
n Kreativität;<br />
n sicherer Umgang mit EDV und klinikrelevanten<br />
Programmen;<br />
n medizinische Grundkenntnisse;<br />
n Kenntnisse Qualitätsmanagement, G-<br />
DRG-System;<br />
n Moderations- und Präsentationskenntnisse;<br />
n Projektmanagement – theoretische<br />
und praktische Kenntnisse.<br />
Auswahl von Pilotkliniken<br />
Anhand strategischer Vorüberlegungen<br />
wurden die in Betracht kommenden<br />
Kliniken ausgewählt. Den Klinikdirektoren<br />
wurden durch die Projektleiter<br />
aus den Bereichen Pfl ege und Sozialer<br />
Arbeit die Ziele und der Ablauf des<br />
Projektes vorgestellt. Es zeigt sich, dass<br />
fast überall großes Interesse und eine<br />
hohe Motivation zur Einführung bestand.<br />
Um möglichst breit gefächerte<br />
Erfahrungen zu sammeln, wurden ein<br />
operativer Bereich (Klinik für Orthopädie)<br />
und ein konservativer Bereich (Innere<br />
Medizin D [Allg. Innere Medizin<br />
sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten])<br />
ausgewählt.<br />
Auswahl von Mitarbeitern<br />
Die Wahl der Mitarbeiter erfolgte nach den im Stellenprofi l defi<br />
nierten Kriterien. In der Klinik für Orthopädie wurden zwei<br />
Mitarbeiterinnen ausgewählt, die bereits seit längerem in der<br />
Klinik tätig sind. Sie setzten ihre bisherige Arbeit während des<br />
Projektes größtenteils fort und führten daher zunächst gemeinsam<br />
das <strong>Casemanagement</strong> durch. In der Inneren Medizin<br />
D wurde ein Mitarbeiter eingesetzt, der zuvor in einem<br />
anderen Fachbereich tätig war und das <strong>Casemanagement</strong><br />
direkt vollständig übernahm.<br />
Umsetzung der Konzeption<br />
Um die vorgegebene Konzeption erfolgreich umsetzen zu<br />
können, ist neben einer umfassenden Ist-Aufnahme und<br />
-Analyse des Versorgungsprozesses durch den Casemanager die<br />
Arbeit einer klinikinternen Arbeitsgemeinschaft (AG) entscheidend.<br />
Die AG muss aus entscheidungsberechtigten Vertretern<br />
aller relevanten Berufsgruppen bestehen. Anhand einer klaren<br />
Methodik erarbeitet die AG die Struktur und Aufgaben des<br />
<strong>Casemanagement</strong>s sowie notwendige Optimierungen im Gesamtprozess.<br />
Sie orientiert sich dabei an allen Phasen im Versorgungsprozess.<br />
Dieser beginnt bereits vor der Aufnahme und<br />
reicht über Aufnahme, Diagnostik, Therapie, Entlassung bis<br />
zur Phase nach der Entlassung.<br />
Abbildung 3: Ausschnitte von Maßnahmen des <strong>Casemanagement</strong>s<br />
im Aufnahmeprozess der Inneren Medizin D des UKM<br />
Ambulante<br />
Vorstellung<br />
Anamnese<br />
Termin für<br />
stationäre<br />
Aufnahme<br />
Anruf<br />
Hausarzt /<br />
Facharzt<br />
Stationäre Aufnahme<br />
Erste<br />
Diagnostik am<br />
Aufnahmetag<br />
Erste<br />
Diagnostik an<br />
Folgetagen<br />
Entscheidung<br />
Sichten<br />
über<br />
Vorbefunde<br />
Diagnostik<br />
ja<br />
Etc.<br />
Diagnostik am<br />
Aufnahmetag<br />
möglich ?<br />
nein<br />
Verbesserungspotenzial im<br />
Versorgungsgprozess<br />
- Termine in (mehreren)<br />
Terminbüchern jeweils nicht<br />
für alle Beteiligten ersichtlich;<br />
dadurch nur eingeschränkte<br />
Planung möglich<br />
- Vorbefunde häufig erst am<br />
Aufnahmetag zugänglich<br />
- Termine für Untersuchungen<br />
werden erst am Aufnahmetag<br />
gemacht<br />
- Diagnosestellung verzögert<br />
sich z.T. , da einige<br />
Untersuchungstermine nicht<br />
zeitnah verfügbar sind<br />
- Fragen des Pat. (z.B.<br />
häusliche Versorgung) werden<br />
erst bei der Aufnahme<br />
angesprochen<br />
Ergebnisse und Evaluation<br />
<strong>Casemanagement</strong><br />
Lösungen durch Case<br />
Management<br />
- Erstellen und Führen und<br />
eines EDV-Terminkalendars<br />
durch CM/CMB<br />
- Planung (z.B. Bettenbelegung,<br />
interne Dialysetermine) für Alle<br />
möglich<br />
- Vorbefunde werden vom CM/<br />
CMB im Vorfeld eingeholt<br />
- Pat. wird über fehlende<br />
Vorbefunde und den Ablauf der<br />
Versorgung insgesamt<br />
informiert<br />
– Untersuchungen werden bis<br />
zu einer Woche vor Aufnahme<br />
vom CM/CMB angemeldet<br />
- Erste Untersuchungen finden<br />
am Aufnahmetag statt;<br />
dadurch schnellere<br />
Diagnosestellung und<br />
Therapieeinleitung möglich<br />
- Diagnostikstandards (z.B.<br />
Hypertonieabklärung) sind<br />
definiert<br />
- Klärung von Fragen des Pat.<br />
(z.B. häusliche Versorgung)<br />
beginnt bereits im Vorfeld<br />
In beiden Pilotkliniken kam es zu den gewünschten Effekten.<br />
Die Prozesse wurden optimiert und das <strong>Casemanagement</strong><br />
hat <strong>als</strong> zentrale Stelle Aufgaben übernommen, die bislang<br />
1025
das<br />
<strong>Casemanagement</strong> Krankenhaus 10.2008<br />
ungeregelt von verschiedenen Berufsgruppen übernommen<br />
wurden.<br />
Um mittel- und langfristige Effekte zu messen, wird derzeit<br />
eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Die Erhebung aussagekräftiger<br />
Daten, Auswertung und Analyse der Veränderungen<br />
von Verweildauern können erst nach einer längeren<br />
Laufzeit des Projektes erfolgen.<br />
Ökonomische Effekte, die beispielsweise durch die Übernahme<br />
von bislang ärztlich wahrgenommenen Tätigkeiten<br />
(Terminvereinbarungen, Routineauskünfte an Hausärzte etc.)<br />
entstehen, werden ebenfalls gemessen und in personalplanerische<br />
Überlegungen einbezogen.<br />
<strong>Casemanagement</strong> <strong>als</strong> Institution<br />
Nach der Pilotphase wird <strong>Casemanagement</strong> in den genannten<br />
Kliniken implementiert und im Regelbetrieb fortgeführt. Defi -<br />
nition von Aufgaben, Mitwirkung an und Initiierung von kontinuierlichen<br />
Verbesserungen sind Bestandteil der täglichen<br />
Arbeit. Neben den genannten Pilotkliniken haben im Mai 2008<br />
drei weitere Klinikbereiche mit der Einführung eines <strong>Casemanagement</strong>s<br />
begonnen.<br />
Fazit: <strong>Casemanagement</strong> im Kontext der<br />
Unternehmensstrategie<br />
Um die Qualität der Versorgung zu verbessern und nachhaltig<br />
für die Patienten garantieren zu können, hat sich das Universitätsklinikum<br />
Münster entschieden, den Prozess der KTQ-Zertifi<br />
zierung zu durchlaufen. Das <strong>Casemanagement</strong>-Team ist<br />
hierbei aktiv eingebunden und arbeitet mit den Qualitätsmanagement-Beauftragten<br />
der Klinik insbesondere an Fragen<br />
einer patientenorientierten Aufnahme und Entlassung.<br />
Ein weiterer strategischer Ansatz ist die qualifi kationsorientierte<br />
Aufgabenverteilung. Durch die Delegation ärztlicher<br />
Aufgaben an Pfl egende, zum Beispiel Blutentnahmen, soll erreicht<br />
werden, dass<br />
n diese Aufgaben kostengünstiger erbracht werden,<br />
n die Mitarbeiterzufriedenheit wächst,<br />
1026<br />
n<br />
Prozessoptimierungen entstehen (zum Beispiel Verkürzung<br />
von Wartezeiten).<br />
CM und CMB werden ebenfalls Aufgaben übernehmen, die<br />
nicht zwingend einer ärztlichen Ausbildung bedürfen und deren<br />
Übernahme eine Prozessoptimierung bewirkt, beispielsweise<br />
die Prüfung der zuvor ärztlich defi nierten Voraussetzungen<br />
zur stationären Aufnahme und Vergabe von Terminen.<br />
Bereits die Zentralisierung von Aufgaben führt teilweise zu<br />
Verbesserungen. So werden in einigen Kliniken Termine an<br />
verschiedenen Stellen vergeben; entsprechend unkoordiniert<br />
ist das Aufnahmegeschehen. In der Folge entsteht ein hoher<br />
Aufwand für die interne Abstimmung, Informationsweitergabe<br />
oder Verschiebung von Terminen. Diese alltäglichen Probleme<br />
kann ein funktionierendes <strong>Casemanagement</strong> lösen,<br />
weitere Defi zite im Patientenmanagement möglicherweise<br />
auch. Dennoch darf man nicht aus dem Blick verlieren, dass<br />
<strong>Casemanagement</strong> kein Allheilmittel ist. <strong>Casemanagement</strong><br />
kann nicht alle organisatorischen und administrativen Aufgaben<br />
einer Klinik übernehmen. Um erfolgreich zu sein, ist es<br />
immer auf die Mitwirkung aller Beteiligten am Behandlungsprozess<br />
angewiesen.<br />
Anmerkung<br />
1) Ewers, M., Schaeffer, D.: Case Management in Theorie und Praxis, H. Huber,<br />
Bern 2000.<br />
Literatur/Weitere Informationen<br />
Ansen, H./Gödecker-Geenen, N./Nau, H.: Soziale Arbeit im Krankenhaus, Reinhardt-Verlag<br />
München, 2004<br />
Überleitung und <strong>Casemanagement</strong> in der Pfl ege, Hrsg.: Deutsches Institut für angewandte<br />
Pfl egeforschung e. V. Köln; Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover,<br />
2004<br />
Roeder, N./Küttner, T.: Klinische Behandlungspfade, Deutscher Ärzteverlag Köln<br />
2007<br />
Wendt W. R.: (1999): Case Management im Sozial- und Gesundheitswesen – Eine<br />
Einführung. 2. Aufl age Lambertus, Freiburg<br />
Deutsche Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen (DVSG e.V.) Mainz,<br />
www.dvsg.org<br />
Deutscher Berufsverband für Sozialarbeit und Heilpädagogik (DBSH e.V.) Essen<br />
www.dbsh.de<br />
Verband der Deutschen Pfl egedirektoren an Universitätsklinika (VPU e.V.)<br />
www.vpu-online.de<br />
Deutsche Gesellschaft für Case und Care Management (DGCC e.V.) www.dgcc.de<br />
Anschrift der Verfasser<br />
Dipl.-Pfl egewirt Ansgar Rausch/<br />
Dipl.-Sozialarbeiter Ulrich Kurlemann,<br />
Stabsstelle Sozialdienst/Case Management,<br />
Universitätsklinikum Münster,<br />
Domagkstraße 5, 48149 Münster n