Globalisierung und gerechte Weltwirtschaft Globalisierung ... - Inwo
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Auf wessen Seite steht der Österreichische<br />
Gewerkschaftsb<strong>und</strong> wirklich?<br />
Die Gewerkschaftsbank BAWAG will sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern<br />
Der folgende Leserbrief von IMWO-Mitglied Ernst Dorfner ist in der österreichischen<br />
Gewerkschaftszeitung "Kompetenz", Ausgabe 10/2001, fast zur Gänze abgedruckt<br />
worden. Der leicht gekürzte Verweis auf Dorfners Text, den Vollgeldvorschlag<br />
von Joseph Huber betreffend, ist auch für die Leser der r-evolution gedacht.<br />
Da stellt sich der Gewerkschaftsb<strong>und</strong>, allen voran<br />
Hans Sallmutter, mit an die Spitze der Anti-<strong>Globalisierung</strong>bewegung,<br />
spricht sich in starken Worten gegen die<br />
neoliberale Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> gegen die Dominanz<br />
der Ökonomie über die Politik aus, unterstützen die<br />
Protagonisten des ÖGB verbal die Forderungen der Protestbewegung<br />
in Genua – <strong>und</strong> setzt dieser ÖGB offensichtlich<br />
gerade jetzt Handlungen, die diesen entgegenstehen.<br />
So wollen nach einem Bericht in "Die Presse”<br />
(www.diepresse.at vom 03.08.01) die Aktionäre der<br />
Österr. Nationalbank, allen voran die Bank für Arbeit<br />
<strong>und</strong> Wirtschaft im Mehrheitseigentum des ÖGB stehend<br />
– ehedem "Arbeiterbank” benannt – wie auch der Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />
neben Wirtschaftskammer, sonstigen<br />
Interessenvertretungen, Banken <strong>und</strong> Versicherungen, Industriellenverband<br />
gerichtlich dagegen intervenieren,<br />
dass der B<strong>und</strong> den Löwenanteil des jährlichen Gewinns<br />
(2000: 21.500 Mill. ATS) kassiert, die Aktionäre aber<br />
nur mit einem Butterbrot (8,25 Mill. ATS) abgespeist<br />
werden.<br />
Volksbegehren Sozialstaat Österreich<br />
Die Inflationsrate betrug vergangenes Jahr in Österreich<br />
2,7 %, aber die derzeitige rechtsgerichte Regierung<br />
hat den Pensionisten Österreichs nur eine Erhöhung<br />
ihrer Renten von 1,1 % zugestanden. Keine herausragende<br />
Tat für eine Regierung, die von einem<br />
B<strong>und</strong>eskanzler der ÖVP angeführt wird. "Ist diese Partei<br />
wirklich christlich-sozial?"- so fragen sich so manche.<br />
Die reale Verschlechterung der Situation der Senioren<br />
<strong>und</strong> etliche weitere Einschnitte im sozialen Ausgleich<br />
zwischen Öster-Reich <strong>und</strong> Öster-Arm haben die Initiative<br />
"Sozialstaat Österreich" entstehen lassen. Von den 11 Initiatoren<br />
sind die frühere Frauenministerin Johanna<br />
Dohnal, die evangelische Superintendentin <strong>und</strong> frühere<br />
Präsidentschaftskandidatin Gertraud Knoll, der Wirtschaftswissenschafter<br />
Stephan Schulmeister <strong>und</strong> der Politikwissenschafter<br />
Emmerich Talos der Öffentlichkeit<br />
bekannt.<br />
Die Sozialinitiative hat ein Volksbegehren eingeleitet,<br />
um die Regierung zu motivieren, ihre Sparmaßnahmen<br />
nicht nur zu Lasten der nicht so gut lobbyistisch Vertre-<br />
ÖGB-Sekretär Sepp Wall-Strasser verlangt in den OÖN<br />
( www.oon.at vom 02.08.01) die Wiedereinführung<br />
keynesianischer Wirtschaftspolitik, wobei "die Zentralbanken<br />
sich nicht nur an der Geldwertstabilität, sondern<br />
auch an Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> Beschäftigung<br />
orientieren müssen”. Das lange Zeit gehandhabte deficit<br />
spending hat aber letztlich zu einer recht ansehnlichen<br />
Umverteilung von Unten nach Oben geführt ( 100 Mrd.<br />
Schilling pro Jahr müssen alleine aus dem B<strong>und</strong>esbudget<br />
an Zinsen bezahlt werden) <strong>und</strong> seinerzeit schon<br />
Bruno Kreisky auf die Idee einer Notenbankfinanzierung<br />
des staatlichen Defizits gebracht. Damit müsse der Staat<br />
zwar auch Zinsen für die Notenbankkredite zahlen, bekäme<br />
diese aber über die Abführung des Notenbankgewinnes<br />
faktisch allein an den Fiskus wieder erstattet.<br />
Sollte der ÖGB nicht vielmehr solche oder bereits<br />
weitergeführte Ideen aufgreifen, anstatt einer weiteren<br />
neoliberalen Privatisierung der Geldschaffung des Wort<br />
zu reden? Ich verweise dabei auf www.dieterb.de/newmoney/texte,<br />
insbesondere meinen Beitrag "Vollgeld<br />
<strong>und</strong> Klarstellungen")<br />
Ernst Dorfner, Linz<br />
tenen zu setzen:<br />
"Mit dem Hinweis auf wirtschaftliche Zwänge läuft in<br />
Europa seit Jahren eine Offensive zur Schwächung des<br />
Sozialstaats. Politik kürzt Leistungen, schwächt Institutionen<br />
<strong>und</strong> untergräbt den Gr<strong>und</strong>satz der Solidarität."<br />
So begründen die Initiatoren zielgerichtet ihren Aufruf<br />
zum Volksbegehren. Zwar erfährt<br />
man vom Wirtschaftswissenschafter<br />
Stephan Schulmeister bei seinen<br />
Fernsehauftritten wenig bis<br />
gar nichts über die wahren Ursachen<br />
der wirtschaftlichen Zwänge <strong>und</strong> insgesamt bleibt<br />
die Initiative natürlich auch die Antwort auf die Frage<br />
der Finanzierung der sozialen Umverteilungen schuldig.<br />
Dennoch sei hier auf die Möglichkeit hingewiesen,<br />
den derzeit politisch Mächtigen eine Rute ins Fenster zu<br />
stellen. Das Volksbegehren "Sozialstaat Österreich" liegt<br />
in der Zeit nach Ostern (Mi. 3. bis Mi. 10. April) in den<br />
Gemeindestuben zur Unterschrift auf.<br />
Weitere Informationen unter www.sozialstaat.at.<br />
evolution • Nr.6 März 2002<br />
ÖSTERREICH<br />
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