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Arno Neufeld - St. Clemens Kirche Amrum

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<strong>Arno</strong> <strong>Neufeld</strong><br />

»Schwebende <strong>St</strong>äbe« Kokosfaserseil, Kalkfarbe, Holz auf einer Länge von ca. 3 – 25 x 220 m<br />

Die Bohlenwege fließen auf der Westseite <strong>Amrum</strong>s zum Meer – schlängeln sich zum Meer. Regennass haben sie etwas von Bächen. Die<br />

Segmentierung in einzelne Bohlen, hier und da gebrochen oder repariert oder ausgewechselt, fordern von dem darauf Spazierenden<br />

Aufmerksamkeit. Es zieht ihn zum Meer – federnd – und seltsam leichtfüßig – schwebend im Gegensatz zum Laufen im weichen Kniepsand<br />

– die Ausrichtung dieser Wege immer wieder Ost-West / West-Ost. Das Laufen auf dem Bohlenweg schützt die Natur, die Dünen<br />

und sichert das Fortbestehen <strong>Amrum</strong>s. Wir lesen auf Hinweistafeln: Dünenschutz ist Inselschutz! Die Bohlenwege haben somit für <strong>Amrum</strong><br />

eine existenzielle Bedeutung!<br />

Wir sind dankbar dafür, schauend und laufend nichts berühren zu müssen und können uns genießend dieser traumhaften Landschaft<br />

hingeben. So geht es auch <strong>Arno</strong> <strong>Neufeld</strong>. Er folgt diesem Weg unbeschwert, markiert ihn, weicht ab und schwebt vogelgleich – durchs<br />

Tannenwäldchen Richtung Meer – nicht ohne diesen Flug spielend zu genießen, entledigt von der Pflicht, einen Weg zurücklegen zu müssen.<br />

Er findet intuitiv die Linie zwischen den <strong>St</strong>ämmen, nähert sich mäandrierend dem Bohlenweg, steigt an und neigt sich aus der<br />

Paralellen zur Erde in den Kurven und tut schließlich das, womit wir nicht gerechnet haben, was uns aber ein wenig amüsiert: fliegt unter<br />

den Bohlen hindurch und entzieht sich so unserer Beobachtung, um erneut wieder aufzutauchen, letztendlich verschwindet er endgültig<br />

unter dem Bohlenweg – wer weiß wohin. <strong>Neufeld</strong>, der die Natur respektiert – Respekt aber auch als Lebensgrundhaltung empfindet –<br />

bewegt sich an dieser empfindsamen Schnittstelle zwischen schützenswerter Natur und menschlicher Mobilität. Für seinen Flug zum<br />

Meer nimmt er weiß gekalkte <strong>St</strong>äbe zwischen 40 und 100 cm Länge und bringt sie statt seiner in einen Schwebezustand. <strong>Arno</strong> <strong>Neufeld</strong><br />

im schlichten weißen Hemd, fast schon eine Art Markenzeichen, an dem man ihn von Weitem schon erkennt, ist mit dieser Arbeit eins –<br />

Bestandteil der Arbeit, wenn er unermüdlich für Verständnis sorgt, den Besucher berät, wie sein künstlerischer Weg beschritten werden<br />

kann. Was fasziniert, ist die Präsenz eines Künstlers während eines Arbeitsprozesses und der gleichzeitigen Kunstvermittlung. Die handwerklich<br />

aufwendige Arbeit ist innerhalb der Projektzeit dennoch fertiggeworden – wann und wie <strong>Arno</strong> <strong>Neufeld</strong> das geschafft hat bleibt<br />

uns verborgen.<br />

Auch wenn einige, die des Weges kamen, glaubten, diese Aktivität im Kiefernwäldchen diene einem wissenschaftlichen Zweck, beispielsweise<br />

der Erforschung des Sozialverhaltens des Borkenkäfers, so ist doch <strong>Neufeld</strong>s Intention die Darstellung der Würde unberührbarer<br />

Ästhetik. Mit wenigen Mitteln, wenig Aufwand achtet er auf die harmonische Abwicklung dieses Projektes, verkündet Harmonie auch<br />

durch seine auskunftsbereite Präsenz. <strong>Arno</strong> <strong>Neufeld</strong> sagt sinngemäß: Während der Präsentation zur Finissage hatte ich das Gefühl, im<br />

absoluten Einklang zu stehen – mit meiner Arbeit und anwesenden Zuhörern, bzw. Zuschauern.<br />

Das wohl ist die Essenz: Einklang mit dem beschrittenen Weg – schwebend. Schweben ist ein erstrebenswerter Zustand, die Schwerelosigkeit<br />

bewirkt tiefste Entspannung vergleichbar einer Trance – ohne mit einer formal zwingenden Spannung und Dynamik im Widerspruch<br />

zu stehen.<br />

Joachim Mocka

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