12.02.2013 Aufrufe

Die Landräte der deutschen Erntedankfeste Tomasz Rupiński und ...

Die Landräte der deutschen Erntedankfeste Tomasz Rupiński und ...

Die Landräte der deutschen Erntedankfeste Tomasz Rupiński und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gespräch mit Helena Kischka.<br />

<strong>Die</strong> ifa-Assistentin beendete ihren<br />

2-jährigen Auftrag im Verband<br />

<strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Gesellschaften in<br />

Allenstein.<br />

Erinnerst du dich noch, was dich<br />

nach <strong>der</strong> Anreise in Allenstein am<br />

meisten überrascht hat?<br />

Helena Kischka: Eigentlich hat<br />

mich nichts überrascht, weil ich<br />

schon vorher in Polen <strong>und</strong> in Allenstein<br />

gewesen bin. Früher habe ich<br />

auch Ermland <strong>und</strong> Masuren <strong>und</strong> Jomensdorf<br />

kennen gelernt, wo mein<br />

Vater in seiner Kindheit gelebt hat.<br />

Als ich nach Allenstein ziehen sollte,<br />

war ich bereit, neue Menschen, neue<br />

Sitten kennen zu lernen, Abenteuer<br />

zu erleben <strong>und</strong> neues Leben anzufangen.<br />

Ist es tatsächlich ein Teil des neuen<br />

Lebens gewesen? War es auch<br />

interessant?<br />

Ja, die zwei Jahre haben großen<br />

Einfluss auf mich gehabt. Ich habe<br />

viele neue wun<strong>der</strong>bare Menschen,<br />

neue Fre<strong>und</strong>e kennengelernt <strong>und</strong> ich<br />

habe mein zweites Zuhause gef<strong>und</strong>en.<br />

Wie schnell hast du dich an Allenstein<br />

gewöhnt?<br />

Ich weiß es nicht. Kontakte knüpft<br />

man mit <strong>der</strong> Zeit. Das Gefühl, dass<br />

mein Vater aus Ermland war, hat mir<br />

geholfen. Keine Ahnung wie lange<br />

dies gedauert hat, aber irgendwann<br />

wurde Allenstein zu meiner Stadt.<br />

Du hast keine Probleme mit <strong>der</strong><br />

Verständigung gehabt, aber du<br />

hast Polnisch nur wenig gekannt,<br />

o<strong>der</strong>?<br />

Doch, ich hatte damit Probleme,<br />

aber die verschiedenen Sprachen<br />

sind keine Grenze, son<strong>der</strong>n nur ein<br />

Hin<strong>der</strong>nis in <strong>der</strong> Verständigung.<br />

Aber wenn sich jemand verständigen<br />

will, kann er es auch mit Händen <strong>und</strong><br />

Füßen tun.<br />

2 9/2008<br />

FORUM<br />

Allenstein wird für mich immer wichtig sein<br />

Wonach wirst du dich sehnen,<br />

wenn du einmal hier weg bist?<br />

Ich werde meine Fre<strong>und</strong>e vermissen,<br />

sie werden mir fehlen. Auch solche<br />

Sachen wie majonez kętrzyński<br />

(örtliche Spezialität: Mayonnaise aus<br />

Rastenburg), polnische Wurst, Gurken<br />

mit Sahne <strong>und</strong> maślanka, also<br />

Buttermilch. Allenstein wird immer<br />

ein wichtiger Punkt meines Lebens<br />

sein, egal wohin ich ziehe <strong>und</strong> wo<br />

ich arbeite.<br />

Welche Pläne hast du für die Zukunft?<br />

Ich habe mich bei Radio- <strong>und</strong> Presseredaktionen<br />

beworben <strong>und</strong> warte<br />

auf die Antwort. Ich würde gerne als<br />

Journalistin o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> PR-Branche<br />

arbeiten.<br />

<strong>Die</strong> ältere Generation meint,<br />

dass die Jugend sich für die deutsche<br />

Tradition <strong>und</strong> Sprache nicht<br />

interessiert. Was hältst du davon?<br />

Ich glaube, dass sie sich dafür interessieren,<br />

zumindest die Jugendlichen,<br />

die ich kennen gelernt habe.<br />

Sie interessieren sich auch für Eu-<br />

ropa <strong>und</strong> blicken fern in die Zukunft.<br />

Sie bilden eine neue Generation, die<br />

in ganz an<strong>der</strong>en Bedingungen als<br />

ihre Großeltern groß geworden sind.<br />

Heute gibt es drei Gruppen in <strong>der</strong><br />

<strong>deutschen</strong> Min<strong>der</strong>heit: Großeltern,<br />

die die deutsche Tradition pflegen,<br />

dann die mittlere Generation, die im<br />

Kommunismus aufgewachsen ist,<br />

<strong>und</strong> die neue Generation <strong>der</strong> Jungen<br />

aus dem neuen demokratischen<br />

Land. <strong>Die</strong> mittlere Generation hat<br />

den Kontakt zur <strong>deutschen</strong> Identität<br />

verloren. Deswegen gibt es diesen<br />

großen Unterschied zwischen den<br />

Enkelkin<strong>der</strong>n, die sich mit <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong><br />

Abstammung identifizieren,<br />

<strong>und</strong> den Großeltern. Sie verstehen<br />

sich nicht. <strong>Die</strong> Alten leben in <strong>der</strong><br />

Welt <strong>der</strong> Erinnerungen <strong>und</strong> die Jungen<br />

denken auf europäische Art <strong>und</strong><br />

Weise. Mit <strong>der</strong> schwierigen Vergangenheit<br />

<strong>der</strong> Großeltern identifizieren<br />

sich die Jungen nicht. <strong>Die</strong> Jungen interessieren<br />

sich für die gegenwärtige<br />

deutsche Kultur, die wie<strong>der</strong>um ihre<br />

Großeltern nicht im Stande sind zu<br />

akzeptieren <strong>und</strong> zu verstehen.<br />

Wie kann man das wie<strong>der</strong>gutmachen?<br />

<strong>Die</strong> Alten <strong>und</strong> Jungen müssen sich<br />

verständigen, Brücken bauen. <strong>Die</strong><br />

deutsche Min<strong>der</strong>heit muss sich <strong>der</strong><br />

Außenwelt öffnen <strong>und</strong> beweisen,<br />

dass sie da ist. Sie soll sich nicht einsperren.<br />

Wenn sie sich selbst <strong>und</strong> den<br />

an<strong>der</strong>en beweist, dass sie attraktiv<br />

ist, dann wird sie überleben. Wir, die<br />

ifa-Assistenten sind aus <strong>der</strong> „äußeren<br />

Welt” <strong>und</strong> können Ratschläge <strong>und</strong><br />

Anregungen geben, aber wir werden<br />

die Arbeit für die Einwohner nicht<br />

machen.<br />

In <strong>der</strong> Region wohnen viele Deutsche,<br />

die nach Polen gekommen<br />

sind <strong>und</strong> hier arbeiten, Familien<br />

gründen, aber sich nicht für das<br />

Leben <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Gesellschaft<br />

interessieren. Was meinst du, warum?<br />

Sie fühlen sich nicht als gebürtige<br />

Deutsche aus Ermland <strong>und</strong> Masuren.<br />

<strong>Die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Region hat für<br />

sie keine entscheidende Rolle <strong>und</strong> sie<br />

müssen niemanden beweisen, dass<br />

sie freiwillig gekommen sind. Sie<br />

empfinden keine Gefahr ihrer <strong>deutschen</strong><br />

Identität.<br />

Das Gespräch führte<br />

Lech Kryszałowicz

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!