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PMsche Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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<strong>PMsche</strong> <strong>Studien</strong>.<br />

Herausgegeben<br />

von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />

'<br />

und<br />

Alterthums kun de.<br />

^ V F<br />


.<br />

Inhalt.<br />

t. Verbandlungcn det PMmerschen Gesandten auf dem Westphälischen<br />

Friedcnscongreß. Vierte Abtheilung. . Seite 1.<br />

2. Ueber die Religion <strong>der</strong> Wendischen Völker an <strong>der</strong> Ostsee.<br />

Von Ludwig Giesebrecht - 128.<br />

3. Nhamen <strong>der</strong> Dorffer sampt allen Pertmentien des Klosters<br />

< Belbuck. .- . . . . . . . . , . 152.<br />

ä. Charakteristik <strong>der</strong> Oberstächengestatt von Hinterpommern<br />

vom Gollenberge östlich. Von C. Wölff. . . » »172.<br />

5. Zur Beurtheilung Adams von Bremen. 'Bon Ludwig<br />

Giesebrecht. . . . . . . . ^ » 18I.<br />

6. Dreizehnter Jahresbericht de: Gesellschaft für Pommersche<br />

Geschichte und Altcrthumskunde. . . ; . . , 2l>i.<br />

7. Wendische Runen. Von Ludwig Giesebrecht.. ^ - 223.<br />

.,


Werhandlungen <strong>der</strong> Pommerschen Gesandten<br />

auf dem Westfälischen Friedenskongreß.<br />

Vlette Abtheilung.<br />

Nelatwn vom Ì. Julius bis 30. September<br />

^)en 1. Juli haben Wir die Herren Erhbischofstiche Magdeburgische<br />

Gesandten angesprochen, Vndt denselben Vnsern<br />

Lateinschen articul nebenst einem Memorial sud N


vndt Schantzen nach belieben anzulegen gememet,<br />

Vndt dabey remonstrirt das solches wie<strong>der</strong> des Landes Frey-<br />

heit anliefe, Vndt an den Licenten die Vicini höchlich mitt<br />

Interessili weren, das 5u5 sorwlitioruin extruenäorum hetten<br />

die Pommerischen Stände Ihrer Obrigkeit nicht zu streitten,<br />

Wan nur dreyerley dabey in acht genommen würde. 1. Das<br />

dem Alten herkommen vndt observant; nach die Obrigkeit da.<br />

bey die Sämptliche Landtstände in (üonsiliuin adhibirte vndt<br />

ohne Ihren Rhatt es nicht thätte. 2. Das die sortalitia nicht<br />

aä aeinulatlonein Vicinorum angelegt würden, dadurch Viel-<br />

mahls grosser mißverstandt vndt schädtliche Kriege Verursacht<br />

würden. 3. Das auch die privil^ia Quiu8vi8 Io ci sinAu<br />

lirici dabey attendirt würden, den etliche Städte hetten gewisse<br />

Privilegia das auf 1.. 2. o<strong>der</strong> mehr Meilen, an<strong>der</strong>e das an<br />

gewissen Strömen bis ins Salhmeer keine (^tra vndt für-<br />

talitia könnten gebauwet werden, darümb würde Waß (^on-<br />

lra ^i'ivüe^ia einer ieden Stadt bei diesem Kriege angelegt,<br />

auch billig wie<strong>der</strong> abgeschafft werden. Sie die Herren Abge-<br />

sandten hielten zwar solches alles Vor billig Vermeinten aber<br />

doch weil! S. Churst. Durchlaucht vndt die Cron Schweden<br />

über dem punct^ 8alÌ3lIcti()nÌ5 Sich Verhoffentlich Verglei-<br />

chen würden, das man alß dan wurde vigiliren müssen, das<br />

S. Churfi. Dürchl. <strong>der</strong> Cron Schweden Von Pommern nicht<br />

an<strong>der</strong>s alß cum ìiao conäitionS etwas Veberliessen, Worauf<br />

Wir regerirt, das zwar Wir solches thuen würden, aber <strong>der</strong><br />

Herrn Landtstättde Meinung were, das dieser m-ticulu3 möchte<br />

dem Inztl'umento paois Inserirt werden Zu Ihrer Versiche-<br />

rung, es gewönne <strong>der</strong> Satlsfaction Punkt einen solchen auß-<br />

schlagk hernächer wie es Gott gesiehle, Vndt das Wir Ver-<br />

standen hetten, das die Herren Schwedischen den Samptlichen<br />

Reichs Ständen nachgegeben, das ein jedtwc<strong>der</strong> seinen articu-<br />

lum wie Er Vermeinte gesichert zu sein, zu Papier bringen,<br />

vndt vebergcben mochte, darauf Sie repliciret, das die Schwe-


den zwar einen artloulum von den Stenden erfür<strong>der</strong>t, aber<br />

keiner an<strong>der</strong>n Meinung alß das Sie i-e^ulas ^energies dar-<br />

auß formirten, Vndt also 5ud ^^neralitaw eines jeden geru.<br />

het werden könnte, den in <strong>der</strong> weitleüfftigkeit wie es ein je<strong>der</strong><br />

eingeben, könte es in das InLtiumenwm I'aciI nicht gebracht<br />

werden, Wir aber bähten hinwie<strong>der</strong> die Herren Abgesandten<br />

mogtten bedencken das es mitt Vnß ein (^asus s^eoiälis<br />

Were, das Fürst!. Hauß Pommern were nun gantz außge-<br />

storben, Vndt müsten Wir an eine an<strong>der</strong>e Herrschafft Verwie-<br />

sen werden, maxima eautlon? oi-Ao opus ^856, Vndt wür-<br />

ben chliche Specialia nohtwendig muffen berührt werden. Alß<br />

1. Wegen <strong>der</strong> bestellung <strong>der</strong> Regierung nach <strong>der</strong> Regiments<br />

Verfassung. 2. Das die Pommerische Stende nicht In della<br />

Sxtei-na Verwickelt wurden, den wan die Incucia? milt <strong>der</strong><br />

Cron Pohlen, dahin etwa 13 o<strong>der</strong> 14 Jahr weren, zu ende<br />

gelauffen, würde Pommern in einem elenden Zustande sonsten<br />

sein, wan dasselbe <strong>der</strong> Cron Schweden folte belieben, vndt in<br />

den Polnischen Kriegt verwickelt werden, Vndt mögtte man<br />

solches woll in acht nehmen, den Pommern were ein Grentz<br />

Fürstenthumb, darauß dem Römischen Reich Viel schaden zu-<br />

stehen konte, Wan nicht präcavirt würde, das es in guter ruhe<br />

Verbliebe, Vndt waß sottsten im artioulo mehr enthalten, Sie<br />

erbotten Sich darauf zu aller guten befür<strong>der</strong>ung, Vndt sein<br />

Wir darauf von Ihm abgeschieden. ^<br />

Den 2. Iulii Sein Wir zum Straßburgischen Herrn Ab-<br />

gesandten Dr. Marr Otten welcher das Directorium in Städte<br />

Rhatt führt, gefahren, Vndt Ihme das memoria! nebenst dem<br />

beygelegten articul welchen Wir des Vorigen tages dem Mag-<br />

deburgischen direttorio vebergeben auch zugestellet vndt gebeh-<br />

ten, Sich in antecessuni darauß zu Informiren, Vndt im<br />

Collegio <strong>der</strong> Herrn Reich Städte zu befür<strong>der</strong>n, damitt den<br />

Pommerischen Herren Landtständen in Ihren billigen suchen<br />

wilfehrt, Pndt <strong>der</strong> vebergebener articulus dem<br />

VI. 1. *


inserirt werden möchte, Worauf Sich <strong>der</strong> Herr Ge-<br />

sandter hinwie<strong>der</strong> erklerte, das Er dazu an seinen Ortthe alle<br />

mögliche befür<strong>der</strong>ung leisten wolte, Vndt erwehnete dabey das<br />

<strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn in <strong>der</strong> Meinung were es sotten al-<br />

ler Stende eingegebene desi<strong>der</strong>ia in Zveoie dem Instrument»<br />

?2ci5 inserirt werden, dagegen stünde Herr SalviuS in denn<br />

gedancken, das eines Jeden Standes angelegenheit per Ile-<br />

^ulas darin zubringen, weren also die Schwedischen Herren<br />

Legati Vnter Sich Selbst desfals noch nicht einigt. Wegen<br />

Pommern Vermeinte <strong>der</strong> Herr Gesandter das es damitt woll<br />

zu einem guten Stande kommen würde, nachdemmahl für<br />

gewis berichtet werden wolte, das die Hcwraht Zwischen <strong>der</strong><br />

Königin von Schweden Vndt Ihr Churfi. Dnrchl. zu Vran-<br />

denburgk solte geschlossen sein, Wir haben darauf geandtwort--<br />

tet, das Vnß davon nichts Wissendt wcre, himeben berichtete<br />

<strong>der</strong> Herr Gesandter das die Friedenstractaten in vuncto Ara-<br />

V2MÌNUM Vorschlich aufgehalten würden, damitt die Cron<br />

Schweden zu <strong>der</strong> praetendirten Satisfaction immittelst gelan-<br />

gen könten, wie dm Herr Grass Orenstirn Sich newlich Ver-<br />

nehmen lassen, das Er von <strong>der</strong> Königin schreiben bekommen,<br />

in ounclo ßt-Ivammum von <strong>der</strong> Perpetuität vndt in nuncto<br />

^innÌ3lÌ26 von dem brinino _^0. 1618 nicht abzuweichen,<br />

Vndt redete auch von newen alliancen vndt Vnndtnüffen zwi-<br />

schen den Evangelischen Stenden, vndt Ihnen <strong>der</strong> Cron<br />

Schweden. Der Herr Gesandter beklagte sich auch das Herr<br />

Lampadius, Herr Dumbshirn vndt <strong>der</strong> Waymarische sud no-<br />

mine einer selbst angenommenen deputation Sich Vnterstun-<br />

den in punoto Araväininuin vndt sonsten mitt den Schwedi-<br />

schen Herren Plenipotentiariis ohne <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Reichs Stende<br />

Vorwisscn zu Trattiren. Womitt so wenig den Herrn Kayserl.<br />

alß an<strong>der</strong>er Reichstande Gesandten zufrieden, Vndt wurde ge-<br />

sagt, auch dafür gehalten, das solche Personen Schwedische<br />

Pension hetten, <strong>der</strong>owegen hette Ihr Königl. Maytt. an die


Fürstl. Heuser geschrieben, Ihren Gesandten solches zu ver-<br />

weisen, vndt an<strong>der</strong>s zu Instruiren. Von welchem schreiben<br />

Er Vnß Copey Communicixte, Er berichtete auch das <strong>der</strong><br />

Mecklenburgischer Gesandter wegen Wissmar die Erklärung<br />

von denn Französischen Plenipotcntiariis bekommen, wan die<br />

Cron Schweden mitt <strong>der</strong> Cron Frankreich nicht in Mance<br />

stünden, so würden Sie manu müiwi-i dazu befür<strong>der</strong>lich sein,<br />

Das dem Herzoge die Stadt Wissmar gelassen würde, Es<br />

erwehnte auch <strong>der</strong> Herr Gesandter dsts Hessen Darmbstadt<br />

Sich mitt dem Könige von Hispanien in eine alliance einlas-<br />

sen wolte, Vndt solt? das proiect von den Hessen tzasselschen<br />

intercipirt sein,<br />

Den 4. Iuly alß Wir Vernommen das <strong>der</strong> Churst.<br />

Brandend. Rhatt vndt Gesandter Hen Ewaldt Kleist auß<br />

dem Haag hindurch passirt, Sein Wir alßbaldt zu Ihme ge-<br />

fahren Vndt ä^ aävenw gratuliret, Vndt gebehten Von sei"<br />

ner eepedition so viell Vnß davon zu wissen gebührete nachncht<br />

zu geben 5 Worauf er sich <strong>der</strong> gratulativi! halber bcdancket,<br />

Vndt vermeldet das Er Vorlängst gewünschet Sich mitt Vnß<br />

zu besprechen, Zumahlen in aller Weldt <strong>der</strong> Pommerschen<br />

Stände Trew und Standthafftigkeit beym Churfl. Brandend.<br />

Hause erschollen vndt berumbt geworden, Vndt hette er gantz<br />

kein bedencken von Seiner Verrichtung Vnß parc zu geben.<br />

Erzehlete darauf wie Er im Haag ankommen das er grosse<br />

vndt schwere Sachen Vor Sich gefunden, Vndt daher befürch-<br />

tet man möchte S. Churst, Durchl. ne^otium eine Zeitlangk<br />

bey seile setzen, aber nichts min<strong>der</strong> hette Er audientz erlanget,<br />

vndt durch befür<strong>der</strong>ung des Princen d'Orange beym Griffier<br />

o<strong>der</strong> Advocaten <strong>der</strong> General Staten so viele erhalten das S.<br />

Churst. Durchl. Sache zum ersten mitt proponirt vndt in<br />

Rhatt gezogen worden, Vndt alß Vntcrdessen die Provintz<br />

Hollandt in pIrliolilari im Haag auch eine Zusammenkünfte<br />

gehalten, hette <strong>der</strong> Princ von Uranien gerahten Er soltc es


auch denselben proponlren, damitt die Sache public würde, den<br />

je mehr public Sie würde, Je besser es für S. Churfl.<br />

Durch!, were, Vndt darümb hette Er auch alle particular Staaden<br />

begangen, Vndt Sie von S. Churfl. Durchl. Rechten an<br />

Pommern Informirt, Vndt Vnter an<strong>der</strong>n were ein gemeiner<br />

Kerl von Medenblick gewesen <strong>der</strong> es so woll apprehendirt,<br />

das die an<strong>der</strong>n Herr Staten Sich verwun<strong>der</strong>t, Vudr hetten<br />

S. Churfl. Durchl. entlich beyfall bekommen, das einschreiben<br />

an die Königin von Schweden abgangen, davon ein Original<br />

an den Holländischen Gesandten in Oresundt forttgesandt, das<br />

ers durch einen Erpressen nach Stockholm schicken solte, das<br />

2. Original were den Schwedischen Herrn Legatis zu Oßnabrügk<br />

geschickt solches in Ihren pacqvet fortzusenden, Vndt<br />

das 3. Were Ihme zu gestellet, vndt were daneben die Resolution<br />

von den Herrn Staaden also gefallen, das Ihr Churfl.<br />

Durchl. die Sache nur Lebendig halten möchte, Ihr eigenes<br />

Interesse versirte darunter, Vndt würden das Ihrige woll zu<br />

thuen wissen, Vndt hetten offt zu verstehen geben, das S.<br />

Churst. Durchl. den Schweden voll P>)mm'rn nichts Verwilligen<br />

möchten, den so viele Sie an dem Meerhafen Verwilligten,<br />

Vndt wegk geben, so viele würden Sie an <strong>der</strong> Freündtschafft<br />

vndt affection <strong>der</strong>en, die daran Interessiret sein Verliren,<br />

Vndt were an allenn Ortten gar woll aufgenommen, dieses<br />

S. Churf. Durchl. suchen, Vndt hetten die Herden Slaaden<br />

empfunden, wie hoch ihre Interesse darunter versirte. Er berichtete<br />

auch, das Wie Er mitt den Princen von Oranien geredet,<br />

<strong>der</strong>selbe Vnter an<strong>der</strong>n die Wortt geredet: Es were ißo<br />

kein grösser Laster in Teutschland, alß wan ein Herr nicht<br />

armiret were, damitt zu verstehen gebende, das S. Churst.<br />

Turchl. nicht woll thetten, das Sie bey diesen gefehrlichen<br />

Zeiten Sich auch nicht in Positur sezten, Er sagte auch ferner<br />

in Vertrauwen das Er mitt Herr Ioachimo Andreae in Hollaudt<br />

geredet, welchen den Pommerischen Sachen woll affec--<br />

'


tionlrc befunden, Vndt vertrewlich zu verstehen geben, das die<br />

Herrn Staaten eine Absendung nach Dennemark thuen würden,<br />

wegen <strong>der</strong> Zoll Sachen, dabey man auch von <strong>der</strong> Pommerischen<br />

Sache reden würde, Vndt mögtt? Vielleicht seine Person<br />

dazu gebraucht werden, Man hette Sich auch des Ortts bey<br />

Ihme den Herrn Gesandten erkundigt, Wstn die Schweden in<br />

gute pon Pommern nicht abzustehen gemeinet, Er hette aber<br />

darauf.geanhtworttet, das Er davon nicht Instruiret were.<br />

Es were sonsten den Herrn Staadischen Gesandten zu Mün^<br />

sier or<strong>der</strong> zugekommen^ mitt den Schwedischen Herrn Pleniporentiariis<br />

von <strong>der</strong> Pommmschen Sache zu negotieren, welches<br />

Sie Ihme in seinem durchreisen in acht zu haben auch pro


estes thuen, Solches möchte Er Kleist wegen S. Churfl.<br />

auch thuen, Er berichtet auch das Mons. d'Avaur mitt dem<br />

Duc de Longevità vndt Mons. Servient wegen Pommern<br />

nicht einig, weill diese letzten Sich Vernehmen liessen, das die<br />

Schweden Pommern haben sotten, dieser aber Ehielte dafür das<br />

S. Churfl. Durchl. gar zu *) würden Tractirt werden, Wan<br />

man Ihr Pommern nemen wolle, sagte auch das Zwischen<br />

denn Frantzosen vndt Schwedischen zu Münster, wegen dessen<br />

das Mons. Tourein **) Sich mitt Wrangeln nicht conjungirt<br />

hartle discourse vndt reproches kinc inä^ Vorgefallen, Er<br />

berichte auch das die Herrn Staaden Sich hetten Vernehmen<br />

lassen, Wan Sie S. Churft. Durchl. schon aWirten,<br />

das Sie darümb von Pommern nichts begehren würden,<br />

denn sonst würde es Ihn gehen wie iho den Schweden, das<br />

Sie alle vioinoruin invidiam auf Sich laden würden, Ihre<br />

SatiZfaction bestünde darin das S. Churfl. Durchl. Pommern<br />

bekchme, Vndt intn-6 baiticum im alten Stande verbliebe. Nie<br />

Wir auch wegen des ßhurfl. Matrimonii in Nie<strong>der</strong>lande etwaß<br />

auf die Bahn brachten, wolle Sich <strong>der</strong> Herr Abgesandter<br />

durchauss nichls herauß lassen.<br />

Den 5. Iuly Ist <strong>der</strong> Herr Gesandter Kleist von hinnen<br />

auf Berlin gereiset, Vndt haben Wir Ihme das gleite auf<br />

^ Meill biß Velem gegeben.<br />

Den 6. Iuly haben Wir den Lübeckschen Abgesandten<br />

Herr v. Glorin angesprochen vndt Ihme unsern articul So<br />

Wir dem Magdeburgischen vnd Städtischen Direttorio vebergeben,<br />

recommendirt, Vndt gebehten weill die Schweden die<br />

guarnison vndt Licenten im Lande gedachten zu behalten, Vnß<br />

zu assistiren damitt die Pommerische Stände bey Vollkommener<br />

Libertät, Worin Sie vor dem Kriege gewesen, bleiben möchten,<br />

Worauf Er Sich zu allem guten anerbotten, Vndt be-<br />

*) Ein Wort fehlt. Vielleicht: vebcl.<br />

") Soll heißen: Turenne.


klagte das die Pommerische Stände in einem bösen Zustande<br />

sein würden, Wan Eie Pommern vndt dann die guarnison<br />

vndt Licenten behalten sollen, Vndt referirte waß zu Münster<br />

Vorgangen, das nemblich die Schweden, den Vergleich inter<br />

UvanASlio05 ^t (^t.jiolio05 selbst hemmeten, damit nur Ihre<br />

Sütisfaction erst zur richtigkeit kommen könte, Vndt Vormercktc<br />

man nun Ihre griffe, Die Evangelischen würden Sich mitt<br />

denn Catholischen doch Vertragen, Vndt würde es alß dan<br />

mitt dem Punkte Latislaotioms woll an<strong>der</strong>s lauffen, den die<br />

Evangelische Stende merckten nun woll das die prätendirte<br />

Religion vndt Libertät nur <strong>der</strong> Schweden Deckmqntell were,<br />

damit Sie Ihre intention beschönigten, Vndt wan <strong>der</strong> pnuotus<br />

Araväminum nur seine Richtigkeit hette, könten alle Evangelische<br />

mitt den Catholischen zusammen tretten, Vndt wegen<br />

<strong>der</strong> Cron mitt <strong>der</strong> Satisfaction handeln, dabey Er auch berichtet,<br />

das <strong>der</strong> Herr Graff von Trauttmansdorss gesagt, das<br />

er den Schwedischen Herren Plenipotenliariis alß ein Freündt<br />

geraht.en, Sie sollen die Sache mitt <strong>der</strong> Satisfaction also anstellen,<br />

das Sie dieselbe in Freündtschafft erhielten, Vndt<br />

wie dahey von Vnß erwohnet wardt, das die Schwedische Herrn<br />

Legati Sich Vernehmen liessen, Wie Sie mitt <strong>der</strong> Kayserl.<br />

erklehl^ng nicht zufrieden weren, son<strong>der</strong>n wollen auch den<br />

Consensum von den Reichstenden et Hui6em cum pi-ae^tation?<br />

LvictioniZ haben, Vndt solches alhie Verschrieben werden<br />

solte, andtwortet Er darauf das solches keiner thuen<br />

würde, es geschehe den milt aller Interessenten guten willen<br />

vndt Consensi, Vndt gedachte dabey das <strong>der</strong> Hertzogk von<br />

Mecklenburg! an seinen Gesandten geschrieben, das Er sein<br />

Wissmar vndt was mehr begehrt würde, nicht entrahten wolle,<br />

wolle Lieber mitt dem Stecken wi<strong>der</strong> auß dem Lande gehen.<br />

Es fragte auch <strong>der</strong> Herr Gesandter ob Wir nicht wüsten Was<br />

Mons. Kleist auß dem Haag für resolution mitt gebracht,<br />

Vndt alß Wir Sagten, Wir hetten nicht an<strong>der</strong>s Vernehmen


10<br />

können alß das die Hollan<strong>der</strong> begehrten die Sache lebendig<br />

zu halten, den Sie Ihre Interesse auch daran hetten, berich-<br />

tete Er im Vertrauwen, das Er hierauß mitt dem Herrn Staa-<br />

dischen Gesandten zu Münster geredet, welcher beginnen lautt<br />

zu sprechen, Vndt die Sache nunmehr mitt ernst apprehendi-<br />

ren, die sehen woll, wan die Schweden Pommern behalten<br />

solten, das die (Commercia in <strong>der</strong> Ostsee von Ihnen depen-<br />

diren würden, hetten <strong>der</strong>owegcn Vnter Ihnen von remeäiis<br />

geredet, Vndt das Werck in 3 Classes getheilet. 1. Ob die<br />

Cron Schweden zu bewegen stehen möchte, das Sie gantz<br />

Pommern seinem rechten Herren liesse, Vndt die Satisfaction<br />

am an<strong>der</strong>n nehme, 2. Wan solches nicht zu erhalten stünde,<br />

vndt die Cron von Pommern etwass behielte, wie den gesaget<br />

wurde das Ihnen schon die Insull Rügen mitt Barth gebot-<br />

ten, Wie die Sachen alß dan anzustellen, das Sie die l^om-<br />

merciÄ mitt den guarnisonen vndt Licenten nicht turdirten,<br />

auch den benachbarten nicht beschwerlich weren 3. Wan auch<br />

das nicht zu erhalten, Was dan zu thuen sein würde, Vndt<br />

begehrte <strong>der</strong> Herr Gesandter Wir möchten Ihme wegen <strong>der</strong><br />

guarnisonen, Licenten vndt fortressen in Pommern Nachricht<br />

zu seiner Information geben, Er hette zwar waß aufgesetzet,<br />

aber die speciali^ wüste Er nicht, Welches Wir Ihme zuge-<br />

saget, Vndt hatt Er dieselbe bekommen.<br />

Nen 8. Iuly bin Ich V. Friedrich Runge bei Herr v.<br />

Glorin gewesen, Vndt habe Ihme 1. Specificatoli aller for-<br />

tresscn vndt besehten Städte in Pommern nebenst einer Landt<br />

Carten darin Sie aussgezeichnet zugestellet sud No. 24 und<br />

dan 2. einen bericht wegen <strong>der</strong> Licenten sud. No. 25 nebenst<br />

<strong>der</strong> Stettinischcn Kaufffeute Fravannnikus cle ^o. 1633 wie-<br />

<strong>der</strong> die Spningsche Licenl Rolle mitt bitte an allen Ortten<br />

zu befür<strong>der</strong>n das das Landt von diesen beschwerden möchte<br />

liberiret werden, Er hatt solches zu thuen angenommen, be-<br />

gehrte aber die Licentgravamina auf dieses Jahr zu accomo-


11<br />

diren, welches Ich angenommen an die Stadt Stettin zu<br />

schreiben.<br />

Lo<strong>der</strong>n die ist <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn von Münster<br />

wie<strong>der</strong> alhie angelangt.<br />

Den 9. Iuly Sein Wir zum Herr Grassen von Wittchenstein<br />

gefahren, Vndt Ihme


12<br />

were Vom äqvivalent dabey die geringste erwehnung nicht geschehen.<br />

Alß nun S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Graff Sich ve<strong>der</strong> solch<br />

anbringen beschweret, Vndt gefraget ob Er Solches S.<br />

Cburfi. Durchl. zuschreyben solle, hette <strong>der</strong> Duc de Longeville<br />

geandNvortet, Ja das möchte Er woll thuen, weren also<br />

die Französische Ambassadeurs nach Vielen erpostuliren wi<strong>der</strong><br />

davon gefahren, des an<strong>der</strong>n Tages aber hette S. Ercell. dem<br />

Duc de Longuevillc wi<strong>der</strong> eine Visite geben, da wehre Er schon<br />

so eifrich nicht mehr gewesen, Vndt hette gefragt, ob <strong>der</strong> Herr<br />

Graff den Edelman wegk geschickt, Vndt S. Churf. Durchl.<br />

geschrieben, was des vorigen tages passiret, Wie nun S. Ercell.<br />

mitt Ja darauff gcandtworttet, hette <strong>der</strong> Duc gesaget,<br />

Er möchte Ihn wie<strong>der</strong> zurückrufen lassen, Vndt dem Herr<br />

Grassen wi<strong>der</strong> Carressiret, das Sie vor diesem on faveur des<br />

Churfürsten an<strong>der</strong>e Parolen Von Sich geben, vndt das Sie<br />

nebenst <strong>der</strong> Cron Schweden den Degen nicht Nie<strong>der</strong>legen woltcn,<br />

hiß S. Churst. Durchl. für Pommern ein aeqvivalent<br />

httte, auch Sich dabey so weit herauß gelassen, Wofern S.<br />

Churfi. Durchl. mit <strong>der</strong> Cron in Trattate« Sich einlassen<br />

solten, so müsten Sie erstlich Versicherung haben das Sie nicht<br />

auf Gani; o<strong>der</strong> halb Pommern bestehen, auch zuvor von einem<br />

aequivalent sagen wolten. Worauf gemeltcr Herhogk geantwortet,<br />

en Natti^i-6


13<br />

wie Sich die Herren Staaden veber <strong>der</strong> Schwedischen Satisfaction<br />

formalisirten, Vndt dabey zu verstehen geben, das in<br />

Pommern schlechte Haffen weren, Vndt daß sie wegen <strong>der</strong><br />

Commercien die Herrn Staaden Versichern wollen, hetten Sie<br />

die Holländische Gesandten nicht mehres gesagt alß das es<br />

Reichs Sachen weren, Jedoch hetten Sie auch Vernommen<br />

das <strong>der</strong> Churfürst von Brandenburg? kein huaatyk Recht an<br />

,Pommern hette, Vndt den.Schweden glück dazu gewünschct,<br />

mitt den Wortten das Sie woll- damit fahren mögtten, wie<br />

solches <strong>der</strong> Herr Graff> Orenstirn Ihm felbsten.also erzehlet,<br />

Alß nun S. Ercell. den Holländischen Gesandten fürgehalten,<br />

Vndt gefragt: Ob S. Churfi. Durchl. den mitt den Schweden<br />

wegen Pommern tractiren sollen hctte <strong>der</strong> Praeftdente in<br />

Nahmen 4 Gesandten geattdtwortet, das S. Churf. Durchl.<br />

solches woll thuen konten, Herr Kneut aber dabei gesagt, S.<br />

Churf. Durchl. könten woll anfangen zu tractiren, aber also<br />

das Sie> eine freye handt dabei behielten, 'Vndt'helte hernacher<br />

dieser Kneüt welcher des Princcn von Oranien Intimus sein<br />

soll dem Herr Grassen im Vertrauwen ^u vststehen geben,<br />

das Sie itzo mitt Schweden noch nicht recht sprechen könten,<br />

den Sie erst sehen müsten wie die Friedens Tractaten zwischen<br />

Ihnen vndt Hispanien ablieffen, den mitt 2. führeten die Herrn<br />

Staaden zugleich nicht Kriege, Vndt weren Ihrer 4. Worun><br />

ter auch Herr Knuyt, alßfortt wie<strong>der</strong> nach Hollandt Verreiset,<br />

Vndt Ihrer Zwene da zu Münster geblieben, Vndt vermeinte<br />

<strong>der</strong> Herr Grass das <strong>der</strong> Prince d'Orange durch diese<br />

Cunstation damitt vembginge, das S. Churf. Durchl. Sich<br />

mitt seiner Tochter Verheüraten möchte, Es werett aber S.<br />

Ercell. <strong>der</strong> Meinung das es S. Churf. Durchl. nicht zuträglich<br />

were, den ob woll Er <strong>der</strong> Herr Grass mitt des Princen<br />

Tochter gedoppelte an<strong>der</strong> geschwister Kin<strong>der</strong> were, so konle Er<br />

es doch nicht rahten, den die Dame were klein vndt nicht<br />

schön, So hette auch <strong>der</strong> Prince kein Geldt, Son<strong>der</strong>n <strong>der</strong>


14<br />

König im Engellandt hette dasselbe bei diesem Kriege bekommen,<br />

zu einer Heürath in Hessen wollte <strong>der</strong> Herr Graff auch<br />

nicht stimmen, Vndt sagte dabei das es mitt <strong>der</strong> Schwedischen<br />

Heüraht gantz stille were, S. Ercell. liessen Sich auch Vcrmercken<br />

das Sie etwaß disgoustirt weren, das S. Churf.<br />

Durchl. Ihr nicht eins schrieben, waß Sie thuen sotten o<strong>der</strong><br />

nicht, Vndt sagten Wan <strong>der</strong> Herr von Loben wie<strong>der</strong>kehmc,<br />

wolten Sie selbst zum Churfürsten Reisen, Vndt vemb dimission<br />

von dieser Gesandtschafft anhalten, den Sie gerieten darüber<br />

in Schaden vndt Angelegenheit, In Schweden würde<br />

Ihr das Ihrige Vorenthalten, welches sie sonsten woll bekommen<br />

können, Vndt von den Frantzosen hette Er zu Münster<br />

wegen Seiner Herren Brü<strong>der</strong> ^8000 Rthlr. empfangen sollen,<br />

welche Ihme auch gehemmet würde, Vndt gebe Mons. Servient,<br />

welcher schon or<strong>der</strong>e gehabt dieselbe ausszuzehlen, Vor.<br />

das Er wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong> Or<strong>der</strong> vom Cardinal Mazarini einholen<br />

müste, Sonsten hette Ihme <strong>der</strong> Herr Graff Orenstirn berichtet,<br />

das Er bey denn Franzosen zu Münster nichts ausgerichtet.<br />

Die wolten in puneto Ai-avaminum nicht weiter assistiren<br />

als Sich die Katholischen heraußgelassen, Vndt drüngen<br />

dabey sehr auf denn Friede, zwischen Dennemarck vndt Holland<br />

solle sonsten auch eine alliance obhanden sein. Wir haben<br />

Vnß pro commuincAtioiie bedancket, Vndt Abschiebt genommen.<br />

Loäein 6i6 haben Wir Vnß bei S. VrceN. den Herr<br />

Graff Orenstirn Vnß zur audientz angeben lassen, <strong>der</strong> Sich<br />

aber entschuldigt das Er das mäht wegen an<strong>der</strong>er gcscheffte<br />

nicht dazu gelangen tönte.<br />

Den 21. Iuly haben Wir wie<strong>der</strong> bey S. Ercell. dem<br />

Herr Graff Orenstirn Vnß angeben, <strong>der</strong> Vnß aber Morgen<br />

zur Mittags Mahlzeit invitiren lassen.<br />

Lo<strong>der</strong>n 6!? haben Wir Herr Wesembec angesprochen,<br />

Vndt gebehten Vnß zu berichten ob <strong>der</strong> Freyherr von Loben


15<br />

baldt wie<strong>der</strong> kommen würde, Worauf Er Sich erklehret, das<br />

Sie vom Lten Iuly von S. Churf. Durchl. schreyben bekommen,<br />

darin Ihnen notisiciret, das <strong>der</strong> Herr Loben baldt wie<strong>der</strong><br />

hier sein, Vndt S. Churf. Duxchl. auch in Person folgen<br />

würde, Inmiltelst hetten Sie 'eine Insti-uttion veberschickt, worauf<br />

die Tractaten mltt den Schwedischen Herrn Plcnipotentiariis<br />

wegen Pommern sotten angefangen werden, Worauß 'Sie<br />

aber mitt Vnß zuvor Communiciren wollen,


16<br />

wie<strong>der</strong>kunfft don Münster gratuliret, Vndt dan 2. Vermittelst<br />

gewöhnlicher curialien Ihr <strong>der</strong> pommerschen Herren Landtständr<br />

schreyben wegen des Capituls zu Cammin vndt Installation<br />

<strong>der</strong> Nectoi-um vebergeben, Vndt dabei gebehten, Weil! den<br />

Herren Landtständen beschwerlich Vorkehme, das wie<strong>der</strong> S.<br />

Ercellenz Mir I)l. Rungen gegebene resolution die Installa-<br />

tion Herr Philip Horn, Mir Marr von Ecksteden, vndt Herr<br />

Frantz von Pahlen Verhin<strong>der</strong>t würde, S. Ercell. möchten an<br />

die Herren Estats Rhäte schreyben, damilt Sie solch werck den<br />

Herrn Landtständen zum praeiudih nicht ferner Hemmetm, Vndt<br />

habe Ich Dr. Runge das Concept Meines an den Herrn De-<br />

canum Matthiam von Güntersbergen desfals abgelassenen<br />

schreiben S. Ercell. abermahlen Vorgelesen, Ihr dasselbe vemb<br />

so viell besser in inemoi-iam zu revociren, Vndt habe Ihr<br />

dabey die beylagen wass zu Stettin zwischen den Herrn Estats<br />

Nähten Vndt vorwollgemelten Herrn Decano sürgelaufcn ein-<br />

gehendigt. Welche S. Ercell. auch alßfortt nebenst <strong>der</strong> Herrn<br />

Landtstände schreyben in Vnser gegenwart Verlesen, Vndt Sich<br />

zufur<strong>der</strong>st <strong>der</strong> besehenen glückwünschung zu Ihrer wie<strong>der</strong>kunfft<br />

bedancket, auch daneben erklehret das Sie Sich woll zu erin-<br />

nern, waß Ich Dr. Runge mitt Ihr wegen <strong>der</strong> vacirenden<br />

Praelaturen geredet, Vndt in specie Herr Philip Horn,<br />

Marr von Ecksteden vndt Herr Frantz von Pahlen concernirt<br />

hette/ auch das Sie das Iehnige so Ich an den Herrn<br />

Decanum Güntersbergen geschrieben, Mir zur andtwort gege-<br />

ben, Weil! aber Herr Lillieström Sich auf eine an<strong>der</strong>e Königl.<br />

or<strong>der</strong>e beriefe, so könte S. Ercell. <strong>der</strong>selben nicht zu wi<strong>der</strong><br />

kommen, Sie wolte doch an Herr Lillienström schreyben Vndt<br />

Sich weiter erkundigen, Wir haben da wie<strong>der</strong> angezeigt, das<br />

die Herren Landtstände nicht glaubten, das Herr Lillieström<br />

<strong>der</strong>gleichen or<strong>der</strong> von Ihr Königl. Nlaytt. mitt gebracht, zu<br />

mahlen Sie dieselbe begehret, aber solches nicht erhalten kön-<br />

nen, So könte Ja Ihr Königl. Maytt. auf Mich Märr von


Eckstedtm vndt Herr Frantz von Pahlen nichts zu pratendlren<br />

haben, Vndt da wegen Herr Philipp Horns ctwaß Vorgangen,<br />

hetten S.^Erccll. Sich ja erklehret, das alles Vergessen were,<br />

Solte Er aber Ja eine Königl. or<strong>der</strong> mitt gebracht haben, so<br />

würde doch solches Vff veblen bericht erhalten sein, vndt gebe<br />

grosse Schwirigkeit im Lande, das man auf bloße dsilationes,<br />

die Leute Ihres Rechtens priviren wolle, Vndt möchten S.<br />

Ercell. selbst hoch vernünsstigk bedencken, ob es itzo Vndt sagte Ich Marr von Ecksiede<br />

dabey, das es eine beschwerliche Sache were, auf blosses<br />

angeben Mir die Präbende zu entziehen, Vndt also meinen<br />

Kin<strong>der</strong>n das Vrodt auss dem Munde zunehmen, welches Gott<br />

nicht, gefallen tönte, Vndt bath das S. Ercell. an Ihrem<br />

Wollvermögenden Ortte solches remediren wolle, Worauf S.<br />

Ercell. Sich bedächten vndt endtlich sagten, Sie müste bekennen<br />

es were nicht a propos, <strong>der</strong>owegen wollten Sie an den<br />

Newen Gouverneur Wrangeln, (den <strong>der</strong> Herr Feldtmarschall<br />

Torstensohn were nun gantz seiner Charge erlassen) wie auch<br />

an die Herrn Estats Rehte in Pommern schreyben, das die<br />

Installation für Sich gehen mochte. Sonsten movirte S.<br />

Ercell. hiebey ein Discours, von. den Nahmen <strong>der</strong> Prälaturen,<br />

alß Cantor, Scholasticus :c. .Vndt fragte waß Ihre officia<br />

VI. 1. 2


18<br />

weren, Vndt gaben dabey zu versiehen das die beneficia woll<br />

bleiben konten, aber die Nahmen folte man abschaffen, Wir<br />

Sagten das <strong>der</strong> Herr Prälaten officium nach abgeschafften<br />

Babstumb Vornemblich darin bestünde, das Sie Landt Nähte<br />

weren, Vndt Ihnen die Wollfahrtt des Vatterlandts zu be-<br />

obachten vrincioaliter concrediret wehre, weßhalber auch die-<br />

ser Standt für allen an<strong>der</strong>n beyzubehalten were, Vndt alß<br />

Wir darauf Weiter in discourse. gerahten ob die Electi noht-<br />

wendig Oontirmationein l'aironi haben müsten, Vermeinte<br />

S. Ercell. das die Obrigkeit in Pommern Sich diesem nicht<br />

begeben tönte, Wir haben geandtworttet, das ein Vnterscheidt<br />

darin were, alß Wan das (üapiwluin einen 2 Duce et ?atrono<br />

non recoininenäatuni Vndt vi-aeZentgtuin in<br />

latuin eligirte, So were die OonKrinatio D<br />

niae t2n^vIN patroni neceZZIriI) Wan aber das<br />

luin einen reooininen^atuin xeu I^rae^entItuin a Duce<br />

?om6i-2ni26 eligirte, so were keine conssrmatio nohtigk,<br />

Son<strong>der</strong>n die ^raeIentätio hette alß dan vini<br />

vndt (^onssriNItivnis, welches bey dem (?IpituIo<br />

alzeit also odservirt worden. S. Ercell. gaben auch weicer<br />

zu verstehen das ^voad Nvizcovuin das


19<br />

recommetjdlrt worden. So vlele aber S. F. Gnad.<br />

des Hertzogen zu Croy election anreichete, könte selbe in keinem<br />

Iweiffell gezogen werden. Dan Ihr Königl. Maytt. zu<br />

Schweden vndt <strong>der</strong> Herr Reichs Cantzler selbsten, hetten S.<br />

F. Gnad. Person dem Hochsehligen Hertzogk zu Pommern aä<br />

z)l2e5entm)6um bndt dem Capitulo 26 eli'^en^iiN recommendiret,<br />

Worauf S. Vrcell. sagten, die Zeiten hetten sich geen<strong>der</strong>t,<br />

Es tönte Niemandts an<strong>der</strong>s alß <strong>der</strong> zugleich Hertzogk in<br />

Pommern wert, Bischosf zu Cammin sein, Vndt würde man<br />

erfahren, wan S. Churf. Durchl. zu Brandenburg? Pommern<br />

kriegte, Ob Sie dem Hcrtzogk zu Croy das Visthumb lassen<br />

würden, Wir Sagten das S. Churf. Durchl. zu Brand, des<br />

Hcrtzogen Person ebettmessig zum Bischofs recommendirt hette,<br />

Vndt solchem nicht zu wie<strong>der</strong>n kommen könnte, Worauf S.<br />

Ercell. andtworteten Vndt abermahl sagten, man würde es<br />

sehen, S. Churf. Durchl. würden das Stifft dem Hertzogk zu<br />

Croy nicht lassen, darauf Wir endtlich gesaget, Wo es geschehe,<br />

würd es mitt rechte nicht zugehen, Son<strong>der</strong>n mitt lauter<br />

gewalt, Vndt weill S. Fürstl. Gnaden des lezten Hertzogen<br />

zu Pommern Schwester Sohn wehre, baten Wir S. Erteli,<br />

wolte bey diesen Tractatett befür<strong>der</strong>n das S. Fürstl. Gnad.<br />

Wahl nichts praeiudicirliches geschlossen würde, Wobey S.<br />

Ercell. zwar acqvieScirten, aber gleichwol! war aus dem discours<br />

so viele abzunehmen, das Ihr die Vlection auf des<br />

Hertzogen zu Croy Persott nicht allerdings aggreable were,<br />

Vndt desswegen woll difficultätett fürfallen mochten, Vttdt<br />

sein Wir darauf zur Taffel gangen.<br />

In !p5o linaio veber <strong>der</strong> Taffel singen S. Vreell. einen<br />

discours an, das die Licenten das Landt nicht beschwerten, Wir<br />

remonstrlrten dagegen, das, Weill die Commertia vom Lande<br />

dadurch divertirt würden, könte <strong>der</strong> Landtman fast keinen Scheffell<br />

Korn mehr zu Gelde machen, Vndt daher kehme, das man<br />

3 Schstl. Rogken kaum 1 Rthlr. bekommen, Vndt die gütter<br />

VX VI. 1. 2"


20<br />

Vfm Lande nichts genüzt werden konten, Welches S. Ercell.<br />

in Ihren Güttern in Pommern woll befinden würden, Sie<br />

müsten dabey gestehen das <strong>der</strong> Landtmann dadurch zu kurj?<br />

kehme, wollen aber defendiren, das die Städte gant; keinen scha-<br />

den dabey hetten, denn Sie schlügen alles auf die Wahren, Wir<br />

andtwortteten das die Städte mehr dan zu viele schaden litten,<br />

Weil! durch die Vebermessige Licenten Ihre ganhe Nahrung<br />

darnie<strong>der</strong> lege, zumahlen Sie mitt denn Venachbarten Stedtcn,<br />

alß Lübeck, Etralsundt vndt Dantzigk nicht gleich handeln kon-<br />

ten, darüber were Aller Handell erloschen vndt gantz kein Vor-<br />

theill von frembden Kauffleüten, S. Ercell. Vermeinte das zu<br />

Lübeck, Dantzigk vndt Stralsundt eben so hohe Vngel<strong>der</strong> weh-<br />

ren alß Ihre Licenten austrügen, Wir hielten darin das Wic-<br />

<strong>der</strong>spiell, vndt erbotten das Contrarium in kurzen bey zu brin-<br />

gen. ?05t ^ran6ium thetten Wir bey S. Grcell. anregung<br />

wegen Vnsers vbergebenen articuls, mitt bitte S. Ercell.<br />

lnöchte den Herrn Landtständen die gnade erweisen, Vndt sel-<br />

bigen dem In5trnmEnto piicis inseriren, Worauf S. Ercell.<br />

sagten, es were mitt den In.^trumenw I'acls in solchen tei-<br />

mine, das Zwar Sie die Königl. Schwedische Herrren Pleni-<br />

potentiarii ein an<strong>der</strong> Instrumenwm kacis herauss geben wol-<br />

ten, Vndt würden dasselbe ^uxta 8erÌ6ln ^vItuor (Di^Zsium<br />

einrichten, aber, da fünden Sich noch viele difficultaten bey.<br />

Beim kro^inio weren Sie mitt dem Kayser streittig rItiono<br />

il) <strong>der</strong> Kayscr wolle <strong>der</strong> Königin von Schweden den 1^<br />

u^U3ti3.«,Iini et InvictizsimI nicht geben, Darnach<br />

müste man das erordium von <strong>der</strong> Vehmischen Vnruhe, als ei-<br />

nen Vrunquell alles folgenden Krieges machen, Welches <strong>der</strong><br />

Kayser nicht gestatten wolle, ^ä I.


Pfälzische Sache, damitt were es also bewandt das <strong>der</strong> Kay-<br />

ser Ihnen nur die Vnter Pfaltz wolle wie<strong>der</strong> geben, die Cron<br />

Franckreich thette hinzu die Vergkstraffe, die Cron Schweden<br />

bestünde noch auf <strong>der</strong> ganzen Ober- vndt Vnter Pfalh,<br />

(^N0a6 ckAnitatem N^otoi-Ilem aber schlüge <strong>der</strong> Kaiser<br />

vor, das Pfalß die 8te Churstelle haben folte, Womitt Franko<br />

reich einigk, vndt würde es die Cron Schweden alleine nicht<br />

cn<strong>der</strong>n können, Son<strong>der</strong>n man würde auf den 9ten Chur-Für-<br />

sten lnitt gedellcken muffen. 3. Die Würtenbergische. 4. Die<br />

Marggraffiiche Vadische Sache müsten alle Ihre abson<strong>der</strong>liche<br />

Behandlungen haben, 2. Hieher gehöreten die gravamina, dar-<br />

über weren die Evangelischen Stände ltzo zusahmen, bndt<br />

würde man sehen, Wie man würde mitt den Oatliolicls veber-<br />

einlommen, 8v6oi sehen zwar gerne, das ein Vergleich in per«<br />

j)6luum getroffen würde, aber <strong>der</strong> mehrentheils Evangelischen<br />

Stende blieben auf einem Seculo, Vndt wan es so beliebet<br />

würde das auch hernacher viz ^uris et laoti us^nS 26 mui^<br />

cabilem c0Mf>0FÌl.Ì0Q6m Cessiren solte, lönte man dabey woll<br />

acqviesciren, hiebey hette Sich <strong>der</strong> Ertz Bischofsticher Magde-<br />

burgischer Gesandter Herr Einsidell intervenienäo angeben,<br />

das sein Herr mit <strong>der</strong> Evangelischen Stende lchten erklehnmg<br />

in dem P255U nicht einigk das reciprooS gesetzet, wan ein<br />

Gäistlicher Standt Catholisch o<strong>der</strong> Evangelisch würde, das Er<br />

saner Dignität alß baldt solte priviret sein, Den 1. würde<br />

<strong>der</strong> Goistl. Vorbehalt dadurch bestätigt, 3. Würde allenn<br />

Geistlichen Stauden die occasion zur Evangelischen Wahrheit<br />

zu tretten dadurch benommen, Welches nicht einzugehen, Vndr<br />

hette gebehten, solches zu en<strong>der</strong>n, sonst müste sein Herr Sich<br />

von dm an<strong>der</strong>n separiren. 3. Gehöreten Hieher die -lura<br />

ImpvratoriF et 8tHluuin, da hetten Im^eratoi- et Niecto-<br />

res Sich son<strong>der</strong>liche präeminentien Vorbehalten, solche clausul<br />

müste entwe<strong>der</strong> gar außgelassen, o<strong>der</strong> was es für praemmen-<br />

lien eigentlich sein specificiret werden, 4. gehörte zu diesen


22<br />

Elaß <strong>der</strong> punotus commerciorum) <strong>der</strong> hette zwar seine Richtigkeit,<br />

aber die Reichs Städte wollen den Fürsten dabey das<br />

^U5 sortalitioruin Streittig machen, den Sie in Ihren teri-it0i-!l3<br />

nicht möchten nach Ihrem belieben Schalchen vndt<br />

Vestungen anlegen, Dawie<strong>der</strong> were <strong>der</strong> Hollsteinische Cantzler<br />

Dr. Hatten wegen des Elbstroms son<strong>der</strong>lich eyferig vndt Vermeinten<br />

S. Ercell. das man solches den Fürsten nichr woll<br />

würde weren können, Wir sagten das in Pommern etliche<br />

Stedte mitt gewissen ?rivi>6ßil3 Versehen, die müsten observiret<br />

werden, darauf andtwortteten S. Ercell. das solches<br />

billig geschehe, ^ä II.


23<br />

150000 Rthlr. vndt wan <strong>der</strong> Türckenzugt<br />

forttginge 10000 Mann zu halten o<strong>der</strong> dafür 1^ Million<br />

Neichsthlr. zugeben. Der Kavser aber wolle ohne Hispanien<br />

nicht Schliessen, Vndt wie woll S. Ercell. Von den übrigen<br />

Claßibus Vnß auch ^art geben wolten, So quam doch eben<br />

<strong>der</strong> Holsteinischer Canhler Dr. Hatten, <strong>der</strong>owegen haben von<br />

S. Ercell. Wir 'Abschcidt genommen.<br />

Ho^ein dio habe Ich Marr von Eckstede den Fürstl.<br />

Meckl.':iburgischen Gesandten angesprochen vndt gebehten an<br />

Seinem Ortte zu befür<strong>der</strong>n, das <strong>der</strong> Pommerschen Stände<br />

Vebergebener articul in obacht genommen, Vndt mitt in das<br />

In5trumentuin pIcis gebracht werden möge, Worauf Er<br />

Sich erklehret, weill <strong>der</strong> Pom. Stende suchen auf <strong>der</strong> billig -<br />

keit beruhete, das Er solches gerne thuen wolte, hette auch<br />

von seinem gnedigen Fürsten vndt Herren befehlig alleil Evangelischen<br />

Stenden zu assistiren, Nnd beschwerte Sich das die<br />

Schwedische Herren PlenipHtentiarii so hartt auf Ihren ?o5wlatiZ,<br />

<strong>der</strong> Evangelischen Fürsten Lande betreffende, bestünden,<br />

Vndt Sagte das sein Fürst von Seinem Lande nichts<br />

fahren lassen wolte, Vndt Verhofften S. F. Gd. das Ihr<br />

Gott in Ihrer gerechten Sachen woll beystandt leisten würden,<br />

Vndt vermeinte das die Schweden Solche postulata nicht anstellen<br />

solten, die Stende im Reich, vndt son<strong>der</strong>lich die Scadte<br />

bekehmen darüber Augen, waß <strong>der</strong> Schweden Intent were,<br />

Man hette Sich woll Vorzusehen, Gott würde die Vnbilligkeit<br />

an den Schweden Strassm, Wofern Sie nicht abstunden<br />

Ihrer Nähestcn Bludts Freunde Len<strong>der</strong> zu ambiren.<br />

Den 14. Iuly habe Ich Marr von Eckstede den Fürstl.<br />

Hollsteinischen Herrn Gesandten den Cantzler Hatten besucht,<br />

Welcher Mir gesaget das Er Morgenden tages wie<strong>der</strong> von<br />

hier zu seinem Herrn in Hollstein Verreisen würde, weill Er<br />

sehe das alles älhie noch lüruäo wehre, Vndt die Tractateu<br />

Trainiret wurden, Wolte S. Fürstl. Gnad. Mündtlich refe-


24<br />

riren waß alhie passtrete, würde alhie auch nicht Viele Nütze,<br />

Weil! Er milt <strong>der</strong> Session nicht tonte zu rechte kommen,<br />

Vndt berichtet daneben wie Er Vorgestern beym Herr Legato<br />

Orenstirn gewesen, hett S. Ercell. gegen Ihme erwehnet, das<br />

die Cron noch auf Pommern vndt Bremen bestünde, Sehen<br />

demnach die Sachen noch seltzam auss, betlagte das die Reich-<br />

siende nicht einigt weren, Vndt hie tönte auch keiner mitt dem<br />

an<strong>der</strong>n Vertrawlich reden, Er Sagte auch weiter das die<br />

Königl. Schwedische Herrn Legati Ihr König!. Maytt. zu<br />

Dennemarck Verdechtigk hielten, alß ob Sie mitt vemd die<br />

Polnische Werbung wüsten, Fragte Wie lange es noch dahin<br />

were, bis die Polnische Inducien zu ende weren, Vndt ob I


25<br />

gezwungen würde mitt <strong>der</strong> Cron Schweden wegen prätendirter<br />

Satisfaction auf Pommern in handelung zu tretten, Vndt<br />

hetten Ihnen <strong>der</strong> samptlichen Gesandtschafft desswegen eine<br />

Instruction zugesandt darauf die tractaten angefangen loerden<br />

sollen, S. Churfl. Durchl. aber hetten Ihnen daneben befoh-<br />

len das Sie mitt Vnß alß <strong>der</strong> Pommcrschen Stende deputir-<br />

ten darauß Communiciren, vndt Vnser gutt achren darauf<br />

Vernehmen solten, <strong>der</strong>owegen wolten Sie Vnß die Instruction<br />

Vorlesen lassen, mitt begehren, Wir möchten darnach Vnscre<br />

Meinung Ihnen darauf erössene^. Worauf die Churst. In-<br />

struction vom Herren Fromholten in Oi-iAmal! lautt gelesen<br />

worden, Deren Contenta weren Vngefehrlich nachfolgende:<br />

Das Schürst. Durchl. genöttigt würden, weill keine i-emon-<br />

Ltratlon^3 bey Frankreich vndt Schweden Verfangen wolten,<br />

Sie auch vom Kayser vndt Reichs-Ständen ganh Verlassen<br />

würden die Handelungk wegen Pommern anzugehen, Jedoch<br />

mitt gewissen Conditionen. 1. Das S. Churst. Durchl. Sich<br />

wolten <strong>der</strong> Französischen, Holländischen vndt Reichs Stende<br />

Mediation gebrauchen, In Hoffnung weill dieselbe <strong>der</strong> Cron<br />

allierte vndt Freunde weren, Sie würden dieselbe zu admitti-<br />

ren kein bedcncken tragen. 2. Das S. Churst. Durchl. auf<br />

ganh Pommern zu Tractiren durch auß nicht gememet. 3.<br />

Wan die Schwedische Herren Legali auf Halb Pommern be-<br />

stehen würden, Solle mall Ihnen die billigkeit *) des j)05tu-<br />

Iati remonstriren Vndt es nur bloß 26 r^lei-Lnäuiu anneh-<br />

men, Wan darauf von <strong>der</strong> Cron (Schweden Christliche, vndt<br />

billige Vorschlege geschehen, Vndt das S. Churst. Durchl.<br />

amore p3cl3 etwas nachliessen, sollen ferner diese Oondilio^<br />

N65 annectiret werden 1. Das S. Churft. Durchl. vor das<br />

Iehnige so Sie von Pommern hinlerliessen, ein aeqvivalent am<br />

Lande, welches Ihr wollgelegen wie<strong>der</strong> gegeben würde, Wel-<br />

') Vermuthlich ein Schreibfehler, statt: vnbilligkeit.


26<br />

ches Ihr auch Evincirt werden müste 2. Wan nach geendigte<br />

Polnischen In6uoii3 etwa die Lron Schweden mitt Pohlen<br />

den Krieg continuirte, das Sie alßdann we<strong>der</strong> von Pommern<br />

o<strong>der</strong> Preussen etwas begehren wolle, Vnter dem prätert, alß<br />

wertes <strong>der</strong> Cron woll gelegen, 3. das die Cron Schweden<br />

S. Churfl. Durchl. dagegen befür<strong>der</strong>lich vndt behülfstich were,<br />

damitt Sie wegen <strong>der</strong> Gulichschen Lande auch in richtigkeit<br />

kommen tönte -4. Das alles mit den Herren Vettern vndt<br />

Marckgrästichen Hause Vrandenburgk, wie auch mitt Vnß alß<br />

<strong>der</strong> Pommerischen Stende Deputaten, Weil! S. Churst.<br />

Durchl. mitt den Stenden selbst wegen bekannter Verhin<strong>der</strong>ung<br />

nicht corrcspondiren konten, Vorherr aufs steisstgste Commu-<br />

nicirel, vndt <strong>der</strong>en vndr Vnser guthachten darüber Vernom-<br />

men würde, Für die Kayserl. Gesandten solle man auch die<br />

Handelung nicht gant; Verhelen, Vndt bezeugten S. Churst.<br />

Durchl. in <strong>der</strong> Instruction gar Hoch, das Sie mitt willen<br />

nicht ein einziges Dorff von Pommern Verlassen wollen, In-<br />

son<strong>der</strong>heit weil! Sie <strong>der</strong> Pom. Stende Treüw vndt affection<br />

gegen Ihre Person vndt Hauff gnungsamb Verspureten, Waß<br />

geschehen müste, solches geschehe wie<strong>der</strong> S. Churst. Durchl.<br />

willen, vndt auß Noht, Wir haben darauf einen abtritt be-<br />

gehret, Vndt nach gehaltener Vnterredung Vnß folgen<strong>der</strong> gestalt<br />

erklehret. Das die Herren Landtstände Vngerne Vernehmen<br />

werden, das milt S. Churst, es dahin gerathen, das die<br />

Tractaten mits Hinterlassung einiger Particul von Pommern<br />

anzugehen genötigt würden. Sie die Pommersche Stende se-<br />

hen zwar gern das die Sache in güthe beygelegt, Vndt S.<br />

Churst. Durchl. so woll alß Sie zur ruhe kommen möchten,<br />

hetten aber allezeit dabey die Hoffnung gehabt, die ^ui-a san-<br />

Avini.8 würden dabey prävaliret haben, das es ohne Ienige<br />

alienation abgehen werden, Weill man aber nun das Wie<strong>der</strong>-«<br />

spiell Vernimpt müste mans zwar an seinen Orthe stellen vndt<br />

Gott befehlen, Wir hetten aber, wie Wir Vor diesem auch


27<br />

schon berichtet von Vnsern Herren Principalen- das geringste<br />

mandatum nicht Vff einige alienation Vnß zu erklercn, Son-<br />

<strong>der</strong>n waß etwa vor 4 Wochen vom Herr Wesembec propomrt<br />

worden, üach Hause refcriret, Worauf Wir bey nechster Post<br />

andtwordt Vermuhteten so batten Wir dilation biß dahin, alß<br />

dan wolten Wir Waß Vnß zukehme Ihnen tiäeüter hinter-<br />

bringen. Dabey aber hengten Wir Vornemblich zweyerlci an.<br />

1. Weil! S. Churfl. Durch!, die Pommerische Stende so trew-<br />

lich hielten, in den (^onäitionibuI aber Ihrer gantz Vergesen,<br />

man wolte pro conäitlone mitt anhengen, das S. Churst.<br />

Durch!, zu einigen Tractaten nicht schreiten wolten, Es were<br />

den <strong>der</strong> von Vnß vebergebener arlicuIuZ ?0meranlou5 von<br />

den König!. Herrn Abgesandten approbirt, Vndt gnungsahme<br />

Zulage geschehen, das <strong>der</strong>selbe dem Ilnti'umenw I'uolä solle<br />

Inserirt werden, damitt gleichwoN ein jedtwe<strong>der</strong> Seiner Liber-<br />

tät Versichert bleiben tönte 2. Das die Churfl. Herren Ge-<br />

sandten mit diesen Tractatcn nicht zu lehr eylcn möchten Viel-<br />

leicht zeigete Gott ^ractgluuin tem^0i-6 noch ein Mittell,<br />

das man auch besser von einan<strong>der</strong> kommen könte, die Churfl.<br />

Herren Gesandten erklehrten Sich, Wan Wir noch nichteS ia<br />

In3tructione hetten, das Sie Sich bis <strong>der</strong> Stände erllehrungk<br />

ankehme gedulden müsten, Inmittelst sehen S. Churss. Durchl.<br />

gern das das Landt bey seiner Freyheit vndt Privilegien Ver-<br />

bliebe, wegen des articuli erklerten Sie Sich aber nichts, son-<br />

<strong>der</strong>n wolten es referiren, Mitt den Tractaten wolten Sie<br />

nicht eylen, Son<strong>der</strong>n zuerst mitt den Schweden von <strong>der</strong> me-<br />

diation Reden, vndt Vernehmen, Ob Sie die präliminar con-<br />

dition eingehen wolten, das Sie von ganh Pommern abzuste-<br />

hen sich erklehrten, damitt würde woll Zeitt zugebracht wer-<br />

den; Der Herr Grass von Wittchenstein nam darauf eine<br />

Pommersche Landt Carte zur handt, Vndt erkundigte Sich we-<br />

gen <strong>der</strong> Oertter vndt Haffen, Vndt Vermeinte eine theilung<br />

von Barth ün biß nach <strong>der</strong> O<strong>der</strong> zu machen, damitt Wan es


28<br />

zur theilung kommen folte S. Churfl. Durch!, die Oras ma-<br />

i'itim38 behielte, vndt redeten die Herren Gesandten davon,<br />

ob die Reichstende Mündtlich o<strong>der</strong> durch ein Memorial vemb<br />

die mo<strong>der</strong>ation zu ersuchen, vndt ob vemb eine deputation bey<br />

Ihnen anzuhalten, Vndt wer die Deputati sein sotten, darauf<br />

Wardt <strong>der</strong> Herr Secretarius Chemnitz noch selbigen Abendt<br />

zu <strong>der</strong> *) Herr Schwedischen Gesandten mitt dem Churst. ge-<br />

sandt, Welche Sich Morgen vemb 10 Vhr zur audientz erbotten.<br />

Den 17. Iuly Sein die Herren Churst. Ärandenburgische<br />

bey den Königl. Schwedischen Herren Legalis von 10 Vhr biß<br />

vemb 12 Vhr gewesen.<br />

- Den 19. Iuly haben auf anhalten <strong>der</strong> Churfl. Vrandenb.<br />

Gesandten die Evangelische Stende eine sehr starcke Deputation<br />

von 12 Personen auß Fürsten, Grassen vndt Städte Stände<br />

bey denn Königl. Schwedischen Herren Gesandten wegen Pom-<br />

mern gehabt, dieselbe dahin zu diöponiren, Weill S. Churst.<br />

Durch!. Sich erbötte in handeluug zu tretten, Vermittelst me-<br />

diation <strong>der</strong> Franzosen, Hollän<strong>der</strong> vndt Ihre <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Stando, das die Cron Sich solches möchte gefallen lassen,<br />

Vndt billige Vorschläge ins Mittel! bringen.<br />

Noclem 6ie haben Wir die Churst. Vrandenburgische<br />

Herren Gesandten Herr Heiden vndt Herr Porttman angespro-<br />

chen, vndt Ihnen glück zu Ihrer Reise nach Munster gewün-<br />

schct, vndt Ihnen daneben Vnsern Articulum recommendiret<br />

das <strong>der</strong>selbe bey <strong>der</strong> Schwedischen handelungk pro concisione<br />

mitt gesetzet würde, wie Wir schon gebehten, Worauf Sie<br />

Sich erklehret, das Sie bey allenn occasionen <strong>der</strong> Pommeri-<br />

schen Stände bestes befür<strong>der</strong>n wollen, Vndt zweiffelten dage-<br />

gen nicht, die Löbl, Stände würden noch Wie vor gegen S.<br />

Churst. Durchl. vndt <strong>der</strong>o Hauß in bestendiger Trew Verhar-<br />

ren, vndt berichteten daneben das die Schwedische Herren Le-<br />

') Hier schemi etwas ausgefallen zu sein.


.<br />

29<br />

gati in <strong>der</strong> bewusten' Handlung die Französische vndt Hollän-<br />

dische Mediation nicht acceptiren wolten, Weill Sie darauf<br />

nicht Instruirt, Son<strong>der</strong>n Sie wollen es in die Crone gelan-<br />

gen lassen, Inmittelst wollen Sie von Ihnen den Churss.<br />

Vrandenburgischen gleichwoll .Vorschlege Vernehmen, welche<br />

erklehrung S. Churst. Durchl. würde hinterbracht werden,<br />

vndt referirte daS auf Ihr anhalten eine Starcke deputatioli<br />

von 7. Fürstl. 1 Grefl. Heusern, vndt 4 Reichs-Städten an<br />

die Schwedische Herren Legaten wegen-<strong>der</strong> Pommerischen Sache<br />

Verordnet were. Was nun die Schwedische Herren Plenipo-<br />

tentiarii Sich gegen dieselbe erklehren würde, helle man zu ver-<br />

nehmen. Wie Wir nun von Ihnen Abscheidt genommen, ha-<br />

ben Wir alßfortt den Herr Wesembecken angesprochen, Vndt<br />

gebehten, mit in die Resolution zu bringen, das Wir bey den<br />

Herren Gesandten gesuchet hellen, Vndl bey den Trattaten we-<br />

gen Pommern Vnsern articulum pro oandilionS mittzuseizen,<br />

vndt für seine Person zu bcfür<strong>der</strong>n das solches geschehen mochte,<br />

Welches Er in acht zu haben Versprochen, Vndt berichtete,<br />

das Sie bey dieser letzten Post noch schreyben bekommen, wor-<br />

auß zu ersehen, das S. Churf. Durchl. von Pommern etwaß<br />

zulassen, noch nicht eigentlich resolviret Ivehren, Alß Wir auch<br />

denselben tagt bey dem Herr Dechant zu St. Iohanm's Herr<br />

Heisterman zu gaste gewesen, Vndt daselbst den Herrn Lübeck-<br />

schen Gesandten Dr. Glorin, welche mitt bey <strong>der</strong> Deputation<br />

gewesen, gesprochen, berichtete <strong>der</strong>selbe das Sich die Schwedi-<br />

sche Herrn Legaten wegen Pommern noch nichts sonde^lichs<br />

erklchret hetten, alß das Sie es in die Crone referiren Vndt<br />

Vorschlege Vernehmen wollen, Inmiltelst konten Sie die Her-<br />

ren Reichs Stände woll alß tcc^i5it05) aber nichl alß me-<br />

cüatores bey <strong>der</strong> Handlung leiden, auch die Französische vndt<br />

Holländische Gesandten alß Wan Sie pro^i-io motu dazu<br />

kehme, Dagegen hetten Ihnen die Herren Schwedische Legati<br />

ein an<strong>der</strong> anbringen gethan, Vndt 1 Million für Ihre Militie


30<br />

gefür<strong>der</strong>t, welches die Deputirte auch ad referendum angenommen.<br />

Den 26. Iuly haben Wir den Herren 8ecretarium I^e<br />

^3tl0ni5 Väreuklawen angesprochen, Vndt gebehten zu befür<strong>der</strong>n<br />

das Vnser vebergebener articulus mochte mitt dem Instrumento<br />

?2Cl8 mserirt werden, worauf (kr Sich erklehret<br />

das die Schwedische herrett Legati etwas Projectiret, aber es<br />

müste noch erst <strong>der</strong> Evangelischen Stande lesolution veber die<br />

heraußkommen, ehe vndt zuvor das Inztrumentum<br />

tönte ediret worden, die herrett Legati hetten sonsten<br />

Vnsern articulum abschreiben lassen, das Er suo ordine folte<br />

dem strumento VaciF inserire werden, Wie Wir aber erwehneten<br />

was Herr Salvius wegen <strong>der</strong> guarnisonen vndt Licenten<br />

gegett Vnß gedacht, sagte Er das zwar wegen <strong>der</strong><br />

guarnison discourse zwischen Ihnen vndt den Kayserl. Vorgefallen,<br />

aber es were nichts nachgeschlossen, wegen <strong>der</strong> Licenten<br />

haben Wir außführlich remönstration gethan, das solche ein<br />

Ver<strong>der</strong>b des Landes, vndt die Commertia dadurch ganl; an<br />

an<strong>der</strong>e Oertter divertirei würden, hernacher haben Wir Ihn<br />

auch gebehten, Neill des Herrn Legati Orenstirns Errett. Vnß<br />

ein schreiben an die Herrn Estats Nahte wegen <strong>der</strong> Convenle<br />

vndt erschung <strong>der</strong> Praelaturen zugesagt, Er möchte doch befür<strong>der</strong>n<br />

das es die künfftige Post abginge, Welches Er zu<br />

thuen angenommen, Wie Wir auch vom Satisfaction Punkt<br />

zu reden kommen, Sagte Er das die Churf. Vrandenb. Gesandten<br />

biß dato immer Nein gesaget hetten, Nan es aber zu<br />

vorschlegett kehme, hette Er Hoffnung? zum Vergleich, Vndt<br />

weill darauf die Herren Altettburgischen gekommen, musten<br />

Wir abbrechen, vndt crbott Sich Herr Värenklaw Vnß wie<strong>der</strong>ümb<br />

zu besuchen.<br />

Den 21. Iuly sein Nlr zu dem Herr Grassen von Wittchenstein<br />

gefahren, Vndt S. Ercell. Vermeldet daß Vnß von<br />

den Pomm. Herren Landtständen, Wegett dessen so Herr We-


31<br />

sembec Jüngst proponlrt keine Andtwortt zugekommen, Vndt<br />

Vnß daneben erkundigt, Wie von den König!. Schwedischen<br />

die antragung <strong>der</strong> Tractatcn wegen Pommern angenommen,<br />

Vndt waß sonst Vorgefallen, damitt Wirs denn Herren Landt-<br />

siänden avisiren konten, Was Sie etwa wegen die Herren<br />

Churf. vndt <strong>der</strong> Evangelischen Stände Gesandten Sich erkleh-<br />

ret, Worauf S. Ercell. Sich Vernehmen liessen, daS Sie zwar<br />

gerne gesehen, das von denn Pommerischen Ständen crklerung<br />

einkommen were, Welll es aber nicht geschehen, mäste man<br />

<strong>der</strong> Ieitt erwartten, bey den Herren Schwedischen Legatis were<br />

man wegen <strong>der</strong> Pommtrischett Tractaten in Lonernütate ge-<br />

blieben, Vndt nicht mehr alß wegen <strong>der</strong> Mediation erwehnung<br />

gethan, darauf hatten die Herren Schwedischen hinwie<strong>der</strong>ümb<br />

auch nur generaliter geandtworttet, Jedoch dabey zu verstehen<br />

geben, das die Crone zu keinen particular Tractaten mitt S.<br />

Churf. Durchl. wegen Pommern Verstehen konten, auf Me-<br />

diation weren Sie nicht Instruiret, konten <strong>der</strong>owegen <strong>der</strong> Her-<br />

ren Franzosen vndt Hollän<strong>der</strong> halber Sich nicht erllehren,<br />

hetten gleichwol! gelobet, das S. Churf. Durchl. nicht an<strong>der</strong>e<br />

vndt Wie<strong>der</strong>wertige Potentaten alß Pohlen:c. dazu benennet<br />

hette, Wollen aber S. Churf. Durchl. o<strong>der</strong> ein tertius Vor-<br />

schlege wie die Pommerische Sache zu Componiren thuen, hct-<br />

ten Sie solches zu vernehmen, Vndt es in die Crone zu re-<br />

feriren. Eine glcichmessige Resolution hetten Sie auch <strong>der</strong><br />

Herren Neichstende Deputirtc auch gegeben, vndt angedeutet,<br />

das Sie von Ihnen vttdt den Churf. Vrandenb. Gesandten<br />

Vorschläge Vernehmen wolten, inmassen die Herrn Deputirte<br />

gestriges Tages Ihre relation also abgelegt selbigen Tages,<br />

nemblich den 19. Iuly wie <strong>der</strong> Herren Rcichstende Deputirte<br />

von denn Schwedischen Herren Legatis gewesen, Were <strong>der</strong> Herr<br />

Legat Orenstirn zu Ihme Herr Graffen von Wittchenstein ge^<br />

kommen, mitt fürgeben das Er Ihme ein revisite geben wolle,<br />

Wie nun S. Vrcell. Vermercket, das Wollgemelter Herr Grass


etwaß bezechet gewesen, hetten S. Ercell. Herr Frombholtcn<br />

bey Sich behalten, vemb zu bezeugen waß etwa fürlieffe. Da<br />

dan S. Erntt. <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn angefangen, Weil!<br />

<strong>der</strong> Churfürst wegen Pommern etwaß fürzuschlagen bedcncken<br />

hette, so wolte Er einen außwurss thuen, das Sie, die Schwe-<br />

den, Vor Pommern nebenst <strong>der</strong> Stadt Stettin, vndt dem<br />

Stiffte Cammin behalten, Vndt das vebrige von hinter Pom-<br />

mern S. Churf. Durchl. wie<strong>der</strong> restituiren wollen, Es hette<br />

aber <strong>der</strong> Herr Grass von Wittchenstein gcandtworttet: das Er<br />

solches S. Churf. Durchl. nicht zu schreiben dürffle, alß welche<br />

mitt solche Vnbilligkeit nur betrübt werden, Es hette aber<br />

gleichwoll Herr Grass Orenstirn zu verstehen geben das Er<br />

grosse Lust zum Vertrage hette. Wir Wir nun kac ocea-<br />

5Ìone*) das von den Schweden das Etifft Cammin mitt ge-<br />

für<strong>der</strong>t würde, berichteten Wir, daß Wir Vernommen, das die<br />

Evangelischen Stände, damitt vembgingen, es zum Reichs<br />

Stande zu machen, Vndt zu dem Ende es mitt in die Ver-<br />

zeichuiß <strong>der</strong> Stiffter, Welche Sie dem puncto Aravaminum<br />

annertiren wollen, gebracht, damitt die Evangelische vota ìli<br />

OomitiÌF Imperli dadurch Vermehret würden, Vndt dabey er-<br />

innert, das Sie, die Herren Chur Vrandenburgische solches we-<br />

gen S. Churf. Durchl. nicht zugeben möchten, zumahlen sol-<br />

cher Slifft Je<strong>der</strong>zeit ein Medial Standt, Vermittelst gewisser<br />

Verträge gewesen, referirten S. Ercell. Vnß hinwie<strong>der</strong>ümb das<br />

die Magdeburgischen solches trieben, Es würde aber nicht an-<br />

gehen, weill S. Churf. Durchl. etliche Visthümber, alß Ha-<br />

velbergk> Lebuß, vndt Alten Vrandenburgk eingezogen, Vndt<br />

nicht würden wie<strong>der</strong> ümb fahren lassen, Vndt das <strong>der</strong> Herr<br />

Grass Orenstirn bei dem Stiffte Camin erwehnet, das keiner<br />

könte Vischoff sein, <strong>der</strong> Nicht regieren<strong>der</strong> Herhogk zu Pom-<br />

mern were, Vndt würden Sie, die Schweden, dem Hertzogk<br />

') Ein Wort scheint ausgefallen, vielleicht: gehöret.


zu Croi) solches nlcht lassen, es were dan das Ihr K«5:ngl.<br />

Maytt. ex ^rgtla noch etwaß. thctten, Vndt Er <strong>der</strong> Herzogt<br />

eille an<strong>der</strong>e resolution neulich bekommen, Er hette es darümb<br />

sagen wollen, das, Wan S. Churf. Durchl. das Landt be^<br />

kehmen, Sie es dem Herizo^e von Croy nicht halten dürfften,<br />

S. Crcell. <strong>der</strong> Herr Graff Orenstirn hette auch gesaget daS<br />

die Pommerische Stände Viele eingriffe in die ^ura DncaÜI<br />

thetten aber Er hette dieselbe nach allezeitt tuirt vndt conservirt<br />

Wir sagten dagegen, das S. F. Gnaden <strong>der</strong> Herzogt zu Croy<br />

per I


34<br />

dem S. Churfl. Durch!. Sich wegen <strong>der</strong> Religion vndt Privilegien<br />

erflehret, hellen 3Uir nimmmer einigell Zweifell gehabt,<br />

das Vnß dieselbe nicht frey solle gelassen werden, Wie<br />

woll S. Ercell. Herr Graff Orenstirn Vnß zum offtern deshalber<br />

in Ihren discoursen einen Scrupulum erwecken wollen.<br />

Ob Wir aber lieber bey <strong>der</strong> Cron Schweden alß S. Churst.<br />

Durch!, zn Vrandenburgk bleiben wollen, Solches bedürffle<br />

keiner grossen andtwortt, Vnsere vebergebene schrifflliche memorialen<br />

würden Vnß genugsamb entschuldigen, vndt von <strong>der</strong><br />

nachrede entlcstigcn. Vndt wie Wir Vnß hierauß also entschuldigten,<br />

Sägten S. Ercell., Sie Vermerckten woll das <strong>der</strong><br />

Herr Legatus Orenstirn dadurch die Stände vndt Vnß S.<br />

Churst. Durch!, gehäßigk zu machen VNterstünde, dadurch desto<br />

besser zu Ihren Inlent zu gelangen, Vndl glaubten nichts davon,<br />

Es gedachten auch S. Ercell. wie Sie per 6i5cur8um<br />

zum Herrn.Grass Orenstirn gesaget, Wall S. Churst. Durchl.<br />

Ihnen von Pommern etwaß veberlassen mästen, würde doch<br />

solches nicht an<strong>der</strong>s alß salvis I>l'Ivi!^Ü3 <strong>der</strong> Stende geschehen,<br />

Worauf Herr Orenstirn geandtworttet, Solches würde<br />

gar schwer daher geheü, Worauf leichtlich abzunehmen,<br />

Was die Pommerische Stände für Freyheit bey <strong>der</strong> Cron<br />

zu gewartten, wan Sie das Landt behielte. Hiebey referirte<br />

S. Ercell. auch wie <strong>der</strong> Iecretarlug le^atloniI neulich<br />

bey <strong>der</strong> Lhurst. Vrändenburgischen Gesandtschafft gewesen,<br />

vndt Komplemente gemacht, hette Er vnter an<strong>der</strong>n<br />

öffentlich gesagt^ das Sie gewiße Nachricht hetten, das die<br />

Märckische Stands S. Churfl. Durchl. auf dem Landttage<br />

zum Berlin gerahten, das Sie halb Pommern <strong>der</strong> Cron<br />

Schweden gegen ein aequivalent veberlassen sollen, Vn'dt wert<br />

<strong>der</strong> Herr Grass von Wittchenstein <strong>der</strong> untzigt, <strong>der</strong> solches Verhin<strong>der</strong>te,<br />

Vndt zwarten zu Seiner glor!, worauf S. Ercell. geandtworlet,<br />

Weill Herr Narenklaw solches im Nahmen del<br />

Herrn Legaten an. brächte, müsten Sie es also anhören, abn


35<br />

wan es einan<strong>der</strong> Sagte, so würde Er darauf andtworten das<br />

es erlogen wehre, den Er nicht mehr thcte alß waß Ihme<br />

von Seinen Herrn in Commission gegeben, Vndt hette darauf<br />

Ihlne Herr Närenklawen Sein Churft. Original Schreiben<br />

Vorgelesen, Worauß S. Churst. Durchl. dissens Pommern<br />

nicht zuverlassen, zu vernehmen geivcsen, Vndt möchten Vielleicht<br />

die Schwedische Herren Legati mehr thuen, alß Sie in<br />

Instruktion? hetten. Von Ihnen solle man solches nicht<br />

prasumiren, den Sie Weren ein Teutscher. S. Ercell. communicirten<br />

Vnß auch in Vertrauiren, was in <strong>der</strong> Churfürst!.<br />

Instruktion weiter enthatten, nemblich, Wan die Schwedischen<br />

Herrn Legati von <strong>der</strong> H^üräht fachen würden, das Sie darauf<br />

'?lndtworten sollen, das S. Churst. Durchl. zwar davon nicht<br />

abgeneigt gewesen, auch davon geredet worden, aber es weh-<br />

-en solche schwere Conditiones dabey fürgeschlagen, alß nemich<br />

das <strong>der</strong> Churfürst llur <strong>der</strong> Königin Mann sein solle, Vndt<br />

van Kin<strong>der</strong> auß selbiger ehe gezeüget würden, solle bey denn<br />

Reichs Slenden in Schweden stehen, ob Sie nach absterben<br />

l)l'ger Königin zum Königkreich sollen beför<strong>der</strong>t werden o<strong>der</strong><br />

icht, Weill es frömbde Kin<strong>der</strong> Averen, das Sie solche gedan-<br />

'en nunmehr fahren lassen, S. Erccll. beklagten auch das<br />

5. Churf. Durchl. nicht einen bestendigen guten Rhatt hette<br />

Nan liesse Sie auch bey keine an<strong>der</strong>e Fürsten kommen, da<br />

5ie etwass von Stäätsachen horen vndt lernen könlen, Vndt<br />

ie gesaget warbt, das nicht Vndienlich sein würde das Alte<br />

ute Vertrauwen vndt Erbeinigung mitt dem Churhause Sachn<br />

zu vernewren, Vndt das desswegen die Herrn zusammen<br />

»mmen möchten, antwortete S. Ercell. das nicht Rahtsamb<br />

in würde mitt dem Alten Churfürsten don Sachsen zusammen<br />

^ kommen, Weill die Alten Hendell Herfürkommen möchten,<br />

ndt S. Churst. Durchl. zu Vrandenburgk weren etwaß Higk.<br />

Mitt dem Sächsischen Chur Prinhen aber wolle S.<br />

rcell. die zusammenkunfft nicht wic<strong>der</strong>rathen, Vndt weren<br />

vi. i. 3 5


36<br />

<strong>der</strong> Meinung weilt anß <strong>der</strong> Schwedischen vndt Holländischen<br />

Hcüw'/aht woll nichts werden mochte das S. Churfi. Durchl.<br />

eine nehlnen müste die Ihr woll gesiele, wie nnn darauf von<br />

Vnß erwehnet wardt, das woll Fürstl. Frewelein in <strong>der</strong> Ziach-<br />

bahrschasst alß Vraunschweigk Mecklenburgk, vndc Holsteill<br />

were, a<strong>der</strong> solche weren nicht <strong>der</strong> Reformirten Religion, andt-<br />

wortteten S. Ercell. das daran nichts gelegen wehre, Vndt<br />

war zu mercken das S. Ercell. ehe zu Vraunschweigk, vndr<br />

Holstein alß zu Mecklenburg geneigt wehre.<br />

Den 26. Iuly ist des Herr Grass von Wittchensteins<br />

Ercell. nebenst <strong>der</strong>o Fr. Gemahlen von hinnen nach dem Neü-<br />

wen Heillbrun bey Stoltenaw in die 'Graffschafft Hoya ge-<br />

reiset.<br />

Voäem 6l6 auf den Abendt ist des Herr Grass Oren-<br />

siirns Fr. Gemahlin zwischen 10 vndt 11 Vhr Seeligk ver-<br />

schieden.<br />

Den 37. Iuly Ist Herr Dr. Glorin Fürstl. Nie<strong>der</strong><br />

Sächsischer vndt <strong>der</strong> Stadt Lübeck abgesandter bey Mir Dr.<br />

Rungen gewesen, vndt berichtet das Er theils auf seiller Her-<br />

ren Principalen befür<strong>der</strong>n, theils seiner eignen gescheffte halber<br />

würde auf einc Woche 4 o<strong>der</strong> 6, würde nach Lübeck verreisen,<br />

hctte Mich aber vorhero besuchen wollen, vemb zu vemehmen<br />

wie es mitt <strong>der</strong> Pommerischen Sache stünde, mit erbieten,<br />

Wan Er den Pommerischen Ständen etwaß zu nutze alhic<br />

Verrichten tönte, das Er seine Reise viele lieber noch etwas,<br />

differire« wolte, den, im vebrigen weill den Catholicis dn<br />

Evangelischen Stände entliche erklehrung solte zugeschicket wer-<br />

den, Würde doch in eine Woche 5 o<strong>der</strong> 6 Weinigk fürfallen.<br />

Ich thette Mich <strong>der</strong> Visice halber bedancken, Vndt wüste Ihm,<br />

wegen Pommern ein mehreres nicht zu berichten, alß das di,<br />

Cron Schweden auf gantz Pommern noch bestände, dageget<br />

aber S. Churft. Durchl. auch in nichts Consentirtene außer<br />

das Sie Sich in etwaß zu lractaten erbötten, Vndt das dr


37<br />

Pommensche Stande von Hertzen Wünscheten, das. die Sache<br />

<strong>der</strong> mahl eins möchte zur richtigfeit, vndt Si^ auß diesem La-<br />

borinth kommen, Vndt das Ihme'belandt was Wir'für einen<br />

aniclllum vebergeben, Vndt bäht Ihme> demselben >recommen><br />

dirl sein zulassen, Worauf <strong>der</strong> Herr Abgesandter sagte: Er<br />

hctte Vertrewlich Vernommen, das'die Herrn , Schwedischen<br />

Ihre In5lrum6ntum 1^2015 herauß zugeben' gemeinet, Vndt<br />

das Sie in s>uncto 8illi3l2cti0in3 wie^erumb ein Ange auf<br />

das Stifft Magdeburgk geworffen, welches -den Sämptlichcn<br />

an <strong>der</strong> Elbe belegenen Stenden 'schr nachdencklich-Vorkehlne,'<br />

Vndt möchte gerne Wissen ob Sie etwa solches'S. Churfl.<br />

Durchl. zu Vrandcnburgk zilm aeqvivalent zu schantzen, o<strong>der</strong><br />

solches selbst behalten woltek. Ich ' andtworttete.- das Mir<br />

davon nichts bewust, wo aber die Cron ein Auge darauf<br />

hctte, möchte Sie es Vielleicht woN für Sich selbst hehalten.<br />

1. Wegen <strong>der</strong> Situation, das, Wer die Stiffter Magdeburgk<br />

vndt Bremen hette, in dessen Volnkommen Gewalt were Vn-<br />

ten vndt Oben <strong>der</strong> Elbstrom. L., Depcndirte von selbigem<br />

Stiffte die Dircction im Nie<strong>der</strong> Sächsischen'Kreyse, welche<br />

<strong>der</strong> Cron auch nichr Vebell anstehen möchte, Der Herr Abge--<br />

sandter gab auf diesen einwurff zu verstehen, das man solch<br />

Stifft Lieber S. Chursi. Durchl. zu Brandenburg alß den<br />

Schweden gönnen würde, Ich bäht sonsten den Herrn Abge-<br />

sandten, wo Er mehr Nachricht bekommen könte, wie etwa <strong>der</strong><br />

Pommersche Punct in dem Inzti-umento I^acls Verfasset,<br />

möchte Er es Vnbeschwert zur Nachricht Commumcircn, Wel-<br />

ches Er zusagte, Vndt erbott Ich Mich dem Herren Abgefand--<br />

ten noch nebenst meinem Herrn Collegen für seinen abreisell zu-zusprechen.<br />

Den L8. Illly haben Wir dem Herren Lübcckschcn vndt<br />

Vraunschweigschen Gesandten, welche in einem Logement lo-<br />

giret, Veyden aber vnsern vebergebenen articulllm nochmahlcn<br />

recommendiret, auch gebehten Vnß etwaß nachlicht von den


38<br />

Traktaten zugeben, Worauf Sie Vnß berichtet, das die Evan-<br />

gelische Stende alhie mitt Ihrer erklehrung auf <strong>der</strong> Catholi-<br />

schen Stände vebergade in ^uncto ^rav^minum ferttig weh-<br />

ren, Vndt stünde darauf das Sie darüber mitt den Evangeli-<br />

schen zu Münster Sich aufhaltenden Stenden zu Lengerich eine<br />

Conferentz anstellen würden. Wan solches geschehen, Würde<br />

es den Katholischen Stenden ertradirt werden, Vndt Vermein-<br />

ten, Wan es dabey Verbliebe, Vndt <strong>der</strong> puncws Neli^Ionis<br />

also in das Instrumentuin pacis kehme, das auch die Pom-<br />

mersche Stende <strong>der</strong> Religion halber genungsamb Versichert weh-<br />

ren Vndt referirten daneben, das die König!. Schwedische<br />

Herrn Legaten nicht gerne sehen, das die Evangelische Stände<br />

mit den Katholischen vemb Sich vnter einan<strong>der</strong> zu vergleichen<br />

so sltzlßigk tractirten, Vnangesehen, Sie vor dem solches offt<br />

gerathen, das Sie Sich Vereinigen möchten, iho aber sielle-<br />

ten Sie Sich an, alß wan es Ihnen nicht mitt wehre, das<br />

die Evangelischen mitt denn Catholischen alleine tractirten, Sie<br />

sagten auch das vom Könige in Hispanien ein schreiben an<br />

den Kayser kommen wehre, das Er mitt den Trattaten nicht<br />

zu sehr eylen möchte, damitt man noch gelegenheit bekommen<br />

könte von <strong>der</strong> Cron Frankreich bessere Conditiones zu erlan-<br />

gen, Sie Vermeinten aber daß <strong>der</strong> I'revis zwischen Holland<br />

vndt Hispanien auf 30 Jahr richtig were, Was aber die<br />

Hollan<strong>der</strong> mitt diesem Feldtzuge erhalten tönten, wollen Sie<br />

mitt nehmen, Ferner referirte auch <strong>der</strong> Lübecksche Herr Abge-<br />

sandter, das Er newlich bey den Magdeburgischen gewesen,<br />

vndt mitt Ihnen wegen <strong>der</strong> Licenten geredet, welche nun auch<br />

Augen bekehmen, weill die Eron Schweden wie<strong>der</strong>ümb ein<br />

Auge auf das Stijft Magdeburg? Würsse, den <strong>der</strong> Herr Feldt-<br />

marschall Torstensohn <strong>der</strong> Stadt Magdeburg? ausdrücklich<br />

Vntersagen lassen, das Sie dem Erlzbischoffe nicht Schweren,<br />

auch das Sie vcber 250 Mann zur besalnmgk nicht einnehmen<br />

sotten, dagegen Verlautette das die Schweden 500 Mann hin-


39<br />

ein legen wollen, Welches ein Wun<strong>der</strong>lich ansehen hette, Wie<br />

Wir auch vom Satisfaction Puncte zn reden lähmen, beuich-<br />

tcle Er ob woll die Herrn Kayserl. das Stifft Halberstadt S.<br />

Churst. Durchl. zum aeqvivalent wie<strong>der</strong> zu geordnet, das den-<br />

noch Ertz Hertzogk Leopold solches nicht abtreten wolle, Wie<br />

Wir auch bähten, Vnß von dem InZtrumenw keiois nach-<br />

richt zu geben, sagte dex Herr Abgesandter, das die Schwedi-<br />

schen einen entwurff gemacht, vndt solchen den Fürstl. Alten-<br />

burgischen Gesanten ßrck li6o 8ilentii zugestellet, das Sie es<br />

mitt den Reichs protocyW ^onferjrcn, aber sonsten Niemandt<br />

communicircn, o<strong>der</strong> sonst propssliren möchten/ tönte also Vnß<br />

davon keine gewisse nqchricht geben^<br />

Voclein die Nachmittage haben Wir den Churst. Herrn<br />

'Abgesandten Herr Wesembec besuchet, Vndf Vnß bey Ihme<br />

erkundigt, in huil)u3 tei-minis es mitt den traktaten wegen<br />

Pommern stünde, Welcher Vnß darauf berichtet, das Weiter<br />

bey <strong>der</strong> Sachen nichts geschehen, alß das Sie S. Churft.<br />

Durchl. referirt hetten was Sich die König!. Schwedische Le-<br />

gati gegen die Churst. Brandend, vndt <strong>der</strong> .Herrn Reichstende<br />

Deputirtc wegen solcher Tractatcn erklehret hetten, Vndt laß<br />

Vnß ein schrcyben von S. Churst. Durchl. vor, worauß ab-<br />

zunehmen, das Sie gerne sehen, das mitt den Tractaten nicht<br />

zu sehr geeilcl würde, damitt man noch etwaß Zeit gewinnen<br />

tönte, Vndt möchten S. Churst. Durchl, dqhey auch woll Ihr<br />

absehen auf die Staaden von Hollandt haben, das <strong>der</strong>oselben<br />

InterPosition S. Churst. Durchl. noch möchte zn statten kom-<br />

men, Vndt Vermeinte Herr Wcsembec das Ewald Kleist wel-<br />

cher Neulich auß dem Hage zum Berlin angekommen S.<br />

Churst./ Durchl. dazu Sperantz möchte gemacht haben, Ob bei<br />

Pohlen vndt Dennemarck dieser Pommerischen Sache halber<br />

durch S. Churst. Durchl. ctwaß wehre gesucht worden, davon»<br />

hette hiesige Gcsandtschasst gantz keine Nachricht, vndt sagte<br />

<strong>der</strong> Herr Gesandte daneben, das die Schwedische Herren Legaci


40<br />

haben Wolten, daß die Evangelische Reichs Stende fürschlege<br />

thuen, Vndt Sich <strong>der</strong> Vnterhandlungk Vntcrfangen möchten;<br />

bey welchen aber des Herrn Abgesandten meinungk nach S.<br />

Churfi. Durch!, weinig assistetti^ haben würde, den <strong>der</strong> mehre<br />

Theill gerne sehe, das die Schweden Pommern behielten, damitt<br />

Sie nicht Geldt <strong>der</strong> Cron zur Satisfaction darzu hergeben<br />

dorffen, Er berichtete auch das <strong>der</strong> Herr von Donaw<br />

wie<strong>der</strong> zurücke von Paris kehme, Welll Er seine depêche doselbsi<br />

bekommen, hielte aber dafür, Weill die Königin in<br />

Schweden eben itzo einen Gesandten nach Frankreich schickte,<br />

es were besser gewesen das Er daselbst noch etwaß Verblieben,<br />

Vndt präcavirte damilt S. Lhurfl. Durchl. daselbst nichts<br />

zum ^raeiu^icio Verhandelt würde, in (!iZ00iii.«;u Wardt<br />

auch von Ihme erwehnet das das Vertrawen zwischen Sachsen<br />

vndt Vrandenb. sehr schlecht were, die Churst. Sachsische<br />

Herrn Abgesandten blieben auch noch bey dem Prager Friede,<br />

vndt dem termino ^o. 162^.. Vndt hielte dafür das Chur<br />

Sachsen darin mitt dem Kayser gatch einig wehre, das die<br />

Cron Schweden Pommern behalten solte, würde also Ihr<br />

Churft. Durchl. von Menniglichen Verlassen, <strong>der</strong>owegcn Ihr<br />

Ja <strong>der</strong> liebe Gott beystehen würde. Von dem Schwedischen<br />

Instrument« j)3cis Hette Er noch nichts gesehen, Vndt Vermeinte<br />

das die Tractaten Sich noch lange Verschleppen würden.<br />

Womitt Wir entlich Abscheidt genommen.<br />

Den 29. Iuly Ist <strong>der</strong> Lübeckscher Herr Abgesandter welcher<br />

auch Herhogk Augusti von Nie<strong>der</strong> Sachsen Commission<br />

bey Sich hatt zu Mir Marr von Eckstedten kommen, vndt<br />

Abscheidt von Mir genommen, weill er auf etliche Wochen<br />

nach Hause zu reisen willens, <strong>der</strong>selbe berichtet das Er seine<br />

Volmacht im Fürsten Rahtt dem Würtcnbergischcn Abgesandten<br />

Fahrenmüller aufgetragen, bate, Wan wegen Pommern<br />

inmittelst etwaß fürlicffe Ihme solches schrifftlich zu communicircn,<br />

vndt referirte das Er schreiben auß Linh gelesen, welche


des Königs ln Dennemarck Agente geschrieben, das Hex HiF.<br />

Paulas stn den Kayser-begehret mitt den Friedens Tractaten<br />

nicht sehr zu eylen, Vndt keinen schändtlichcn Frieden zu ma-<br />

chen, welches <strong>der</strong> Kayser seinen Gesandten zu Münster, vndt<br />

Oßnabrügk zu wissen gethan, Sich darnach zu richten Er<br />

Verläse auch schreiben von <strong>der</strong> Anseo Städte NMe.nten auß<br />

dem Haag das es mitt dem ^r^xis noch nicht ganh n'chtigk,.<br />

vndt stieffe Sich noch.asi dM ^xes^itio reli^io^ pndt denn<<br />

Indianischen Commersien. - . .7 - ^ , .,.' / ,..,,,:<br />

Den 30. Iul^ Sein Wip.zu des..Herr GrassOrenstiws.<br />

Ercell. gefahren, Vndt habel^'dcroselben wegen, d^r.o abgestor-.<br />

benen Fr. Gemahlin das Leidt geklagtt, welche solches Woll<br />

auf genommen, vndt Sich wegen des tragenden mittleidens<br />

bedancket, auch Sich hinwie<strong>der</strong> zu aller geneigten affection er-<br />

botten, erzehlten darauf <strong>der</strong>o abgelebten Fr. Gemahlin Krank-<br />

heil, vndt Cur, Darauß so viele zu verspühren, das.<strong>der</strong> Me-<br />

dicus Dr. Timplerus <strong>der</strong> Sachen zu,viele gethan, vndt die<br />

Natur zu hart angegriffen, vndt, zu l^tztdie Patientin deseri-<br />

ret, Wormitt, S, Erxell. etwas vebell zufrieden wahren, Nach,<br />

diesem singen S, Ercell. einen discours von den Friedens<br />

Tractaten an, Vndt sagten, das Sie das<br />

ciä nicht herquß gehen könsen, biß <strong>der</strong><br />

gehoben, Wan solches geschehen, wolten Sie das<br />

tuin PI0Ì5 an staatt einer Andtwordt auf die Kayserl. Dup-<br />

licam ediren^.o<strong>der</strong> in einem gebrochenen Papir Ihre rcplic ne-?<br />

beM dem Instrumento zugleich also das auf einer Seite die<br />

replic, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n das Ili^l-uwsntum f>aci5 stünde, zu-<br />

gleich vebergeben, Vndt den abgehandelten Punct <strong>der</strong> ßrava-<br />

mmuin dem InLli-umento inseriren, Vndt wie Wir bähten<br />

das Vnser arliculus mitt in das lyFtrliinenwm paoi3 folte<br />

gebracht werden, Andtwortteten S. Crccll. daö solches ge-<br />

schehen solle, Wir repetirten auch <strong>der</strong> Herren Landlstände su-<br />

chen wegen des Capittuls zu Cammin.


42<br />

Worauf S. Ercell. Sich erklehrten, das Sie an Herr<br />

Lillieström schreiben, Vndt Sich erkundigen wollen, waß Er<br />

für ordre des fals auß <strong>der</strong> Cron mittgebracht, Vndt erwehnte<br />

dabcy, das Herr LiUieström nicht zu Stettin bleiben, Son<strong>der</strong>n<br />

zu <strong>der</strong> Wittembergschen Armee, vndt Erßcken zu <strong>der</strong> Wran-<br />

gelschen Armee gehen würde, Lelzlich gedachten S. Ercell.<br />

weill Sich die Friedens Tractaten so langsamb anliessen, das<br />

auch woll <strong>der</strong> Winter damitt hingen möchte, So wehren Sie<br />

nicht Vngeneiget eine Reise nacher Schweden zu rhuen, damitt<br />

Sie Ihr Königl. Maytt. Mündtlich referiren vndt alles auf's<br />

beste recommendiren vndt remonstriren könten, wovon man des<br />

Ortts so eigentlich keine Nachricht haben möchte, Wie Wir<br />

nun darauf zu verstehen gaben, das solche S. Grcett. weite<br />

Reise vndt abwesenheit das hoch nöhtige Friedens Werck sehre<br />

remoriren würde, Sagten Sie das Herr Salvius doch noch<br />

hie Wehre, Vndt Vermeinten weill Ihr dieses Vnglück zuge-<br />

stoßen das Sie nun <strong>der</strong>o Reise desto beffer forttsehen könlen,<br />

Jedoch kam Vnß diese Rede nur Vor, alß Wollen S. Ercell.<br />

ein gerüchc von Ihrem Wegckreisen erschallen lassen, Weill<br />

Herr Graff Trauttmansdorff eine mine machte alß wclte Gr<br />

wie<strong>der</strong> an den Kayserl. ^)off reisen, Vndt könte nian nicht<br />

abnehlnen, ob ein rechter ernst dabey wehre. Wormitt Wir<br />

von S. Ercell. abscheide genommen.<br />

Den 3. Augusti haben Wir den Churst. Vrandenburgi-<br />

schen Gesandten Herr Wesembecen angesprochen, vndt Vnß bey<br />

Ihme erkundigt was es itzo für eine beschaffenheit mitt <strong>der</strong><br />

Pommerischen Sache hette, Welcher Vnß zufür<strong>der</strong>st S. Churfl.<br />

Durchl. schreyben so bey Jüngster Post kommen, Vorläse, darin<br />

Vnter an<strong>der</strong>n enthalten, das S. Churfl. Durchl. in <strong>der</strong><br />

Pommerischen Sachen ein mehrers nicht thuen würden, alß<br />

waß Ihr <strong>der</strong>o gute Freünde würden Nahten, Sie die Churf.<br />

Gesandten, möchten alhie vndt zu Münster rem in integro<br />

halten biß S. Churft. Durchl. dieser Oertter in die nähe


43<br />

kehme, Sie wollen Sich für<strong>der</strong>sambst auf die. Reise machen,<br />

Jedoch.den Herrn Loben Voranschicken, darnach laß Er Vnß<br />

vor die relation <strong>der</strong> Münsterschen Herrn Churfl. Gesandten,<br />

welche bey dieser Post nach Berlin abgehen solle, darin War<br />

enthalten, I. Wie Sie denn Herren Französischen. Ambassadeurs<br />

das Pommerische negotium recommendiret,,.httten Sie eine gar<br />

schlechte resolution bekommen,, in dem das <strong>der</strong> Duc de Longen<br />

ville erpresse zu Herr Frombholt gesagt, das Sie die fürge-<br />

schlagcne Mediation ohne <strong>der</strong> Schweden will, nicht veber,Sich<br />

nehmen konten, den Sie mitt selbiger Eron in Mance stün-<br />

den, Vndt war auß <strong>der</strong> relation fast so viel! zu vernehmen,<br />

alß wan beyde Cronen eine heimbliche aNiance gemacht hellen,<br />

Sich bey den Vorgeschlagenen Län<strong>der</strong>n in Teutschland red-<br />

^roce zu mainteniren. Wie nun Herr Frombholt zu verste-<br />

hen geben das es <strong>der</strong> Cron Frankreich <strong>der</strong>mahlen eins gerewen<br />

würde, das Sie die' Schweden in Teutschland so mechtig wer-<br />

den liessen, hette gemelter Duc geandtwoNet, Sie konten itzo<br />

nicht dawic<strong>der</strong>, Sie hettm dem Schweden Ihre parol gegeben,<br />

vndt müsten künfftiger Zeit erwartten, Vndt helle daneben an<br />

die handt geben, das die Neichstcnde die angefangene mo<strong>der</strong>a-<br />

tion am besten veber Sich nehmen konten, Vndt wollen Sie<br />

auch- woll dazu reden. Im Hauptwerck aber hellen Sie, die,<br />

Franlzöftsche Gesandten gar hartt darauf gedrungen, das S.<br />

Churft. Durchl. solle halb Pommern neb^nst <strong>der</strong> Stadt Stet-<br />

tin abtrelten, Vndt obwoll dabey remonstriret worden, das die<br />

Stadt Stettin niemahlen zu vor Pommerischen Regierung ge-<br />

höret, So hette doch Duc de Longeville gesaget, Es tönte<br />

nicht an<strong>der</strong>s sein, vndt konten Sie die Frantzosen darin den<br />

Schweden, rätZons soe<strong>der</strong>is nicht abstehen, auß welchem dis-<br />

cours abzunehmen, das die Französische Mediation S. Churff.<br />

Durchl. schlechten Vortheill bringen würde. II. Das die Churf.<br />

Brandend. Gesandten zu Münster auch denn Slaadischen Am-<br />

bassadeurs die Pommersche Sache Vorgetragen vndt aufs beste


ecommendirt, aber Sie daselbst auch schlechten trost bekommen,<br />

indem Sie Sich Vernehmen lassen, das S. Churf. Durchl.<br />

woll chatten, das Sie Sich so weit veberwuuden, vndt wegen<br />

Pommern tractiren wollen, Sie weren <strong>der</strong> guten Hoffnung,<br />

waß Sie iho dahinten liessen solches würde Ihr am an<strong>der</strong>n<br />

Ortte wie<strong>der</strong> erstattet werden, o<strong>der</strong> ins künfftige wan den<br />

Schweden die itzige vallante vndt victorieuse armee auß den<br />

Händen gebracht Sich occasiona praescntiren, das Sie das<br />

Ihrige wie<strong>der</strong> bekehmen, wegen begehrter InterPosition aber,<br />

wahr die erklehrungk gar kaltsinnigk, Vndt hetten gesagtt, das<br />

die Schweden cine Suspitieuse vndt Hoffertige Nation wehre.<br />

III. Das die Chur Maytchische, Bayerische vndt Oesterreichsche<br />

Gesandten bey Vnterschiedtlichen Visiten so Ihnen von<br />

denn Chur Vrandenburgischen gegeben worden, Sich Vernehmen<br />

lassen, das Sie S. Churft. Durch!, wegen Pommern<br />

gerne assistiren wolten, aber es müsten erstlich die gravamina<br />

vnter den Stände componiret werden, welches S. Churf.<br />

Durchl. befür<strong>der</strong>n möchten, vndt daneben hoch betewret, das<br />

die Catholici in etlichen Puncten nicht mehr eingehen vndt<br />

nachgeben konten, wolten lieber das eüsserste daran scheu, Ja<br />

lieber Sich das Blut aus den Neglen Saugen vndt Riemen<br />

auß dem Leibe schneiden lassen, alß ein mchrers Verwilligen.<br />

IV. Das <strong>der</strong> Katholischer *) Gesandter Sich gegen S. Churf.<br />

Durchl. zu allem guten erbotten, vndt begehret das Ihme die<br />

Chur Vrandenb. Gesandten nur an die handt geben wollen,<br />

waß Er Ihrentwegen votiren folte, hette auch gefragt, ob auf<br />

das Iehnige so Er den Herren Gesandten wegen offerirter hülffe<br />

vor seinem Herrn angebracht, refolution zurücke bekommen,<br />

Vndt wie Wir bey diesem passu fragten, Was Sich <strong>der</strong> Hertzogk<br />

von Lothringen anerbohten, berichtet Herr Wesembec, <strong>der</strong><br />

Hertzogk von Lothringen hctte S. Ch. Durchl. 10000 Mann<br />

,<br />

') So steht in <strong>der</strong> Handschrift; wahrscheinlich z'.i lcs^n: Lothringischer.


zur assistentz vndr noch ehliche 100000 Nthlr. Vorzustrecken<br />

offerirt, Wan S. Churfl. Durchs. Ihn zum General vcber<br />

<strong>der</strong>o Armee machen wolle, aber S. ,Churst. Durchl. trügen<br />

dessen bedencken. V. Weren etliche avifen darin, alß das Wi-<br />

norbergen von den Franzosen erobert, das Vnler den Hispa-<br />

niern Viele Factiones wehren, <strong>der</strong>en Capita wehren 1. Duc<br />

d'Aumalphi o<strong>der</strong> Piclomini, 2/ Marqves de Co'rressena 3. Don<br />

Cantelmo, 4. Don Caste! Ro<strong>der</strong>igo, Vndt diese Viere hetten<br />

den Duc de Lorraine aussgebissen, das Er nach Spaa in den<br />

Sauwerbrunnen gezogen, vndl were eill geschrey auffgebrochen<br />

ob wehre Vr doselbst gestorben, Item hat ein dänischer Ge-<br />

sandler im Haag angekommeil, welcher eine alliance Suchte,<br />

Vntt eine Zeit langt alda Verpleiben würde.<br />

üoäem 6Ì6 haben Wir den Fürstl. Landtgrafflichen Cas-<br />

selschen Herrn Gesandten Neichard Schäsfer besucht, vndt Ihme<br />

die Pommerische Sache recommendiret, dabey bittende, Vtiß<br />

waß desswegen passirte in Vertrauwen etwa zu Communiciren,<br />

Worauf <strong>der</strong> Herr Abgesandter Sich zu aller Willfährigkeit er-<br />

botten, Vndt sagte: Weill die Catholische Sich nicht zum sichle<br />

legen wollten, So würden S. Churfl. Durchl. Sich milt dcr<br />

Cron Schweden wegen Pommern in güttliche traclaten eiülas><br />

sen, Vndt also Vergleichen müßen, das S. Churff. Durchl.<br />

den O<strong>der</strong>strom bis ln die See Frey behielte, Wan nun S.<br />

Churst. Durchl. mitt <strong>der</strong> Cron Schweden Verglichen, müsten<br />

alle Evangelische Stände Sich mist <strong>der</strong> Cron Schweden Ver-<br />

binden, vndt den Frieden ingesambt befür<strong>der</strong>n, den im Ober-<br />

vndt Nie<strong>der</strong> Sächsischen Crayse währe noch woll so viele<br />

macht das man 20 o<strong>der</strong> 24000 Man aufbringen vndt Vnter-<br />

halten könne. Den sonsten stünde es mitt den Friedens Trac-<br />

taten gar mißlich, in dem die Catholici wie<strong>der</strong> ümb clir'i5l2F<br />

erigirten. 1. Vndt weill die Franzosen Orbicello qvitiren<br />

vndt Sich schendtlich retiriren müssen, welche erpedition <strong>der</strong><br />

Cron Frankreich ve<strong>der</strong> 10 Million gekostet, 2. das die Frau-


zosen anch bey Lerida eingebüsset, 3. <strong>der</strong> Pabst vndt die<br />

Italianische Fürsten eine lige pio ^esenzione Itciliclevi5 die Hollän<strong>der</strong> Sich auch in das Teutsche<br />

Wesen Mischen, wie die Schweden, mitt fürgeben Ihren Freun-<br />

den zu helffen, Sonsten sagte Er das die Croncn auch woll<br />

lieber sehen mochten, das <strong>der</strong> Fraw Landtgvävin Armee nicht<br />

auf den deinen wehre, ober von Ihren Commendo dependirte,<br />

aber Sein Seht. Herr hettt nach des Königs Tode seine ei-<br />

gene Armee haben wollen, Vndt nachdem Wir Ihmc pro com-<br />

nninicItione für die Nachricht gedancket, haben Wir Abschcidt<br />

genommen<br />

Den 6. Augusti ist <strong>der</strong> Herr Grass von Wittchenstein<br />

wie<strong>der</strong> von dem Newcnbrun zu Stoltenaw alhie angelanget.<br />

Den 8. Augusti hatt <strong>der</strong> Schwedischer Legations Sccre-<br />

tarius herü Varenklaw Mich Marr von Eckstedten besuchet,<br />

welchen Ach gebehtelt, bey Herr Grass O^enstirn zu erinnern,<br />

damitt das Vertröstete schreiben an die Schwebische Herrn<br />

ystats Nahte, bndt son<strong>der</strong>lich hcrr Wiejtröm wegen des Ca-<br />

pituls Sache abginge, worauf Er zur andtwort gäbe das S.<br />

Ercell. schon vor 8 Tagen desfals an Herr LilUeström geschrie-


47<br />

ben, ,Vndt erwehnte dabey das,, so baldt <strong>der</strong>selbe auß Schwe-<br />

den in Pommern kommen, hette Er an S. Ercell. geschrie-<br />

ben vndt notificiret wie Ers da gefunden hette, Vndtwaß<br />

bey dem Capitul fürgangen, vndt hette von <strong>der</strong> Königin mci-<br />

nung erwehnungk gethan, Worauf S. Ercell. wie<strong>der</strong> geschrie-<br />

ben, das Er Ihr von <strong>der</strong> Königin Verordnung Nachricht ge-<br />

ben möchte, es wert aber darauf koch keine andtwortt ange-<br />

kommen, Alß Ich nun wie<strong>der</strong> sagte das die Landrstände nicht<br />

glaubten, das Herr Lillteström solchi or<strong>der</strong>e mittgebracht, weill<br />

es wie<strong>der</strong> die Königl. alliänöe vndt <strong>der</strong> Königin resolution<br />

liefe, Welche Sie ttewllch <strong>der</strong> Ponimirischen Slande Deputir-<br />

ten gegeben, Sagte Er, matt müste erwartten Was Herr Lil-<br />

lieström' antwotttett würde. Ich bäht das er in des Landes<br />

besten sein, vndt die Sache bey S. Ercell. vrgiren wolte,<br />

welches Er zu thuett abgenommen, Vndt schluck für, das Wir<br />

beym Herr Graff Orenstirn auhalten möchten, das S. Erccll.<br />

dieser Sachett halber in ante desiivi in Schweden schrieben,<br />

vndt dieselbe <strong>der</strong> Königin, Vndt S. Vcell. dett Herrn Reichs<br />

Canhler recommendirtc, Sagte sonsten das Herr Lillieström<br />

hilzigk wehre vndt solche Sachen referirte> welchen <strong>der</strong> Herr<br />

Reichs Cantzler baldt glauben justellete. Er gedachte auch<br />

das Heinerich SchWallenbergk hergeschriebitt/ das Sich Herr<br />

Philip Horn Oegeit Ihme beschweret, das das Achnige, so <strong>der</strong><br />

Herr Legatus guth befünde, bon an<strong>der</strong>tt gehin<strong>der</strong>t würde,<br />

Vndt wie Wir Vnter einan<strong>der</strong> von denn Friedens Tractaten<br />

zu reden kommett, sagti Herr Väretlklaw, das es Sich daran<br />

stiesse, das <strong>der</strong> Kayser ohlie Hispanlen nicht Tractiren wolte,<br />

Vndt Hispänien wartete auf den I^evis mltt dentt Hollän<strong>der</strong>n,<br />

ob es dabey bleiben würde> Was 3 Cockissärii Ättttrzeichnet<br />

hetten, das Churst. Collegium aber wolte da wie<strong>der</strong> Protesti-<br />

ren, das <strong>der</strong> Friede wegett Hispaniett aufgehalten würde, Graff<br />

Trautmattsddrff hette an Herr Graff Lambt-echt geschryben,<br />

das Er Ihme ein paß bort dett Schwedischen Legaten zu Wege


ingen mochte, den Er zurück Reisen wolte, Frantz Wilhelm<br />

<strong>der</strong> Bischofs von Oßnabrügk were nach Cöttn gereiset, weill<br />

selbiger Chur Fürst In I^onS liegen solle. Vndt vermeinte<br />

wan die Kayserl. welche Eich ve<strong>der</strong> den Mayn retirirel, nicht<br />

schlagen wollen, das Sich Wrangcll Woll mitt Wittenberges<br />

Conjungiren vndt Königsmarck zurücke gehen dorffre, Er<br />

sagte auch das <strong>der</strong> Herr Legatus Orenstirn ohne Kayferl. or-<br />

<strong>der</strong> nicht nach Schweden reisen tonte, Wie S. Ercell. woll<br />

gesaget, auch meinte Er das Herr Feldtmarschatt Torstensohn<br />

in den angezogenen beschwerungen woll remediren tönte, Wor-<br />

auf Ich aber berichtete, das S. Ercell. den Stenden keine<br />

audientz geben wollen, mitt fürgeben das Er tranck wehre.<br />

Den 9. Angusti haben Wir dem Herr Grassen von Witt-<br />

chenstein angesprochen, Vndt S. Ercell. znfür<strong>der</strong>st (!? reclitu<br />

gratuliret, Vndt gedehten, was passirt vnß zn communiciren.<br />

Worauf S. Ercell. Sich <strong>der</strong> visite vndt gratulalion halber<br />

bedancket, vndt berichtet, das S. Churfl. Durchl. nun beym<br />

Heilbrun zu Halberstadt wcren, Sich wegen des vebrigen<br />

Giffls So Sie noch bey Sich hetten, zu Curiren, <strong>der</strong> Herr<br />

von ^öbcn Sampt dem Herr Lanier Gotzm vndt fast allen<br />

geheimen Rehlen wehren bey Ihr, Vndt würde <strong>der</strong> Herr von<br />

köben Seine erpedition daselbst erlangen, Sonsten hetten Sie<br />

diese tage so woll Herr Orenstirn alß Herrn Salvio visiten ge-<br />

ben vndt dabey anlaß genommen milt Ihnen wegen <strong>der</strong> Pom-<br />

merischen Tractaten zu reden, Sie hetten Sich aber in spscie<br />

nicht herauß lassen wollen, Son<strong>der</strong>n nur Sich Vernehmen las-<br />

sen, das Sie von keiner Französischen vndt Holländischen Me-<br />

diation wissen wollen, jedoch hette Sich Herr Salvius in einen<br />

discourse eingelassen, Vndt gesagt: Er hellt geratzten das die<br />

Cron Pommern zur Satisfaktion nicht behalten folte, den Er<br />

hette einen veberschlagk gemacht, das die Lron zu dem Ieh-<br />

nigen so auß dem Lande zu erheben, woll 3 Tonnen Goldes<br />

auf die guarnlsonen Iehrlich würde spendiren müssen, Vndt


dabey zu verstehen geben das <strong>der</strong> Königin Seme schreyben<br />

nicht alle zu Händen kommen musten, Er hette aber ein Mit-<br />

tcll Versuchet durch den Pfali.'grafcn, an welchen Herr SalviuS<br />

auch geschrieben, <strong>der</strong> Königin sein Schreyben HU Händen zu<br />

kriegen, welcher bey <strong>der</strong> Königin in gutem credit wehre, nach»,<br />

demmahle man Vermeinte, das die Hewraht zwischen Ihnen<br />

würde geschlossen werden. Vndt Sagten S. Ercell. weill die<br />

Schwedische Herrn Legati von keinen Traktaten hören wolten,<br />

so sehen Sie nicht worümb S. Churfl. Durchl. Sich dieser<br />

Oerther nähern sollen, Vndt würden Vnwillig sein, das man<br />

Ihr solches gerathen hette, Sonsten berichtete S. Ercell. das<br />

es mitt dem vniversal Frieden gar mißlich, stünde, vndt würde<br />

schwerlich davon etwaß zu hoffen sein, wo nicht die Evange-<br />

lische Stende ein son<strong>der</strong>bares Oor^us mIjitIi-6 zusammen<br />

brechten, Vndt die dritte Parthey machten, damitt, W^n ein<br />

theill nicht Friede machen wolle, Sich selbige Armee zur an-<br />

<strong>der</strong>n Parthey Schlagen konte, vndt den Frieden beför<strong>der</strong>n,<br />

Vndt wahren <strong>der</strong> Meinung das zu einer Armee von 30000<br />

Mann woll zugelangen, Wan die Stende im Neich nur einigt<br />

weren, vndt für die Teutsche Freyheit zusammen tretten wol-»<br />

ten, Endlich berichteten S< Ercell. das bey negstcr Post von<br />

S. Churfi Durchl. schreyben eingekommen, worin Sie Sich<br />

erklehrten, das Sie zu Frieden wehren, das die Powmerischc<br />

Privilegia mitt in dem Ili8trument0 pacig berühret würden,<br />

weßhalber Wir Vnß gebührlich bedancken thätten Vndt bähten,<br />

Vnß einen Ertract aus Selbigem Chf. Schreiben zu Commu--<br />

niciren, welches S. Ercell. Vnß zusagten, Vndt haben Wir<br />

damitt Abscheidt genommen.<br />

Den 11. Augusti als Wir Herr Wesembecen besucht, ha-<br />

ben Wir Ihme referirt waß massen S. Ercell. <strong>der</strong> Herr<br />

Grass Vnß berichtet das S. Lhurf. Dnrchl. wegen <strong>der</strong> Pom-<br />

lncrischen Privilegien Sich abcrmahl erllcrct, Vndt Vnß Oo-<br />

daven zugcsagtt, mitt bitte Vnß einen Extract aus dem<br />

VI. l. 4


50<br />

Churf. Schreiben zu Communiciren, Worauf Er Sich erklch-<br />

ret das S. Churf. Durch!. Sich abermahl gncdigst erklehret<br />

das <strong>der</strong> Privilegien in dem Insli-umento paois möchte geru-<br />

het werden, weill aber das schreyben Vnter an<strong>der</strong>e briefe Ver-<br />

legt, wolte ers aufsuchen, Vndt den begerten ertract zusenden,<br />

berichtete daneben das die Churfürsts. Münsterische gesandten<br />

an S. Churf. Durchl. referiret, das die Hollän<strong>der</strong> mitt den<br />

Frantzösischm Gesandten daselbst zu Münster wegen Pommern<br />

geredet, Vndt nicht alleine die ^ui-a amicitige et viclmtatiz.<br />

Son<strong>der</strong>n auch Ihre eigene interesse- am Baltischen Mehre al-<br />

leglrt, Vndt das Sie nicht gestatten könten das Pommern in<br />

frömbde hende kehme, dawie<strong>der</strong> hetten die Franzosen allcgirt<br />

Ihre soe6u3 mitt Schweden, Vndt das Sie Ihnen darin nicht<br />

abstehen lonten. Enrlich aber hette Duc de Longeville ge-<br />

fragt, ob die Herren Staaden aNezeitc also zu reden gemeinet<br />

wehren, Nie nun die Hollän<strong>der</strong> darauf geandnvortet: Sie<br />

hetlens In In5tt-uctlon6) vndt Verhojsten Ihre Pnncipalen<br />

dabey bleiben würden, hette Er gesagt: So müsten Sie auch<br />

an<strong>der</strong>s reden. Hernachcr wehre Herr Frombholt bey dem ei-<br />

nen Holländischen Gesandten gewesen, vndt Vertrewlich ge-<br />

fragt: ob dan die Hollän<strong>der</strong> S. Churf. Durchl. woll würck-<br />

lich assistiren würden? Der hette geandtwortet Er wüste es<br />

nicht, so lange die Schweden Ihre vallante Teutsche Armee<br />

auf den beyncn hettc, vndt die Teutschen Fürsten mitt Ihnen<br />

einig wehren, dürfften die Hollän<strong>der</strong> woll keinen Kriegk an-<br />

fangen, aber hernacher wan die Armee nicht auf den beynen<br />

mehr wehre, würden Sie den Schweden Pommern nicht lassen,<br />

Vndt meinte <strong>der</strong> Herr Gesandter, wan hernacher die Hollän<strong>der</strong><br />

den Schweden alß Ihren Feinden Pommern abnehmen, das<br />

Sie S. Churf. Durchl. nichts davon wie<strong>der</strong> restituire« möch-<br />

ten. Sonsten referirte Er per discursum das <strong>der</strong> Streikt<br />

wegen <strong>der</strong> präcedenl; Zwischen <strong>der</strong> Reichs Rittcrschafft vndt<br />

<strong>der</strong> Reichs Städten noch nicht beygelegt wehre, Vndt hette


51<br />

Er lm Pommerschen voto, so Er schrifftlich eingeschickt, gerah^<br />

ten, das man L Ei'cmylaria niachen möchte, in-<strong>der</strong>en: einen<br />

die Reichs Nitterschafft Vor, im an<strong>der</strong>n nach dei^Neich Sted-<br />

ten gesetzt würde. Vndt also were es zu Franckfi<br />

gehallen, Vndt sagte das die Reichs Nitterschafft.V'Dö<br />

tronen helle, alß Erß Hertzogk Leopoldutn,dew Wischoff, vott<br />

Mirl)burgk vndt an<strong>der</strong>e. Herr Orenstirn,hette Sich sonst auch<br />

Verlauten lassen, das die Retchstende --alle


52<br />

Vorschlugen, welches aber die Schwedische Legaten abschlugen,<br />

vndt müste man erwartten waß Herr Loben bringen würde.<br />

Es berichtete sonsten <strong>der</strong> Herr Abgesandter, das sein Herr nach<br />

dem newen Vrun bey Halberstadt reisen würde, Vndc nahm<br />

damitt seinen Abscheidt, welchen Ich die Pommerische Sache<br />

recommendirte, vndt glück zur Neise wüuschete.<br />

Den ^3. Augusti hatt <strong>der</strong> Herr Wesembec Vnß den Vertrösteten<br />

Erlract aus dem Churf. Schreyben Communiciret,<br />

welches Wir folgenden tages auch alßfortt bey <strong>der</strong> Post an<br />

die Herren Landtstände geschickt.<br />

Den 14. Augusti ist <strong>der</strong> Freyherr von Loben wie<strong>der</strong>ümb<br />

alhie angelangt.<br />

Den 15. Augusti haben Wir Vnß bei demselben zur au<<br />

dientz angeben lassen, welcher Sich aber emschüldigt, das Er<br />

den tagk nicht Zeitt hette, Er wolte Vuß Morgen eine stunde<br />

bestimmen lassen.<br />

Den 16. Augusti hatt vnß die gesampte Churf. Vrandenb.<br />

Gesandtschafft anmelden lassen, wir möchten noch desselben<br />

Abendts etwa vemb 5 Vhr in des Herr von Lobens Logement<br />

k0l:-men/ zumahlen Sie wegen S. Churf. Durchl.<br />

Vnß etwaß anzumelden hetten. Wie Wir Vnß nun auf bestimpte<br />

Zeitt gestellen wollen, Ist <strong>der</strong> Aayserl. Gesandter Herr<br />

Graff Lambrecht noch beym Herr von Loben gewesen, <strong>der</strong>owegen<br />

Wir so lange beym Herr Wesembecken eingetretten, Der<br />

sonst zu verstehen gab das man Vnß die Churf. Resolution<br />

Vorlesen würde, Sonsien berichtete Er, das S. Churf. Durchl.<br />

im Vrun zu Assersleben gewesen, Vndt Sich Gottlob woll<br />

auf befunden, in <strong>der</strong> erste wehre Sie 2 Tage hefftigk kranck<br />

gewesen, Wan Sie aber das veberstanden, hetten Sie beßerungk<br />

gemercket, daß Ihr nicht alleine die Nöhte Vnterm Gesichte,<br />

Son<strong>der</strong>n auch die Fettigkeit vergangen, Vndt befunden sich alt<br />

<strong>der</strong> Leber beßer Constituirt, <strong>der</strong> Hertzogk von Mecklenburgs,<br />

wie auch <strong>der</strong> Herr Grtz Vischoff von Viagdcbllrgk wehren auch


53<br />

da gewesen, Vndt hette Sich son<strong>der</strong>lich <strong>der</strong> Herr Erhbischoff<br />

gegen S. Churf. Durchl. Sauwer angestellet, Vndt fast nichts<br />

geredet, das man fast nicht gewnst obs auß Hoffahrt o<strong>der</strong><br />

Simplicität geschehen, <strong>der</strong> Herr Ober Cammerherr hctte ein'<br />

banqvet müssen anstellen, vndt alle Fürstl. Personen dazu Invitiren,<br />

Worüber <strong>der</strong> Herr von Loben wegk gereiset das Er<br />

selbigen nicht beygcwohnet, nach diesem bericht sein Wir von<br />

<strong>der</strong> Churf. Resolution wegen <strong>der</strong> Pommerischen Privilegien<br />

zu reden kommen vndt gefragt: ob S. Churf. Durchl. Vnsern<br />

articul so wlr vebergeben, mitt Jüngster erklehrung, davon<br />

Vnß <strong>der</strong> Ertract communiciret worden, gemeinet, Worauf<br />

Herr Wesembec Sagtte Ja, Er wüst? nichts an<strong>der</strong>s, Vndt<br />

würde S. Churf. Durchl, den articulum nicht wi<strong>der</strong>sprechen,<br />

Wofür Wir Vnß bedancket, Vndt gebehten, Wan im Reichs<br />

Nahtte die Pommerische Sache vorkehme, solches ad protocollum<br />

Vnbeschwert zu bringen, damitt Wir <strong>der</strong> Herrn Reichstende<br />

assistentz velub so viel gewisser erlangen lonten. Nachdem<br />

nun <strong>der</strong> Herr Graff Lamborgk wegk gefahren, Sein Wir<br />

zu dem Herr Loben hinübergegangen, woselbst <strong>der</strong> he^r Graff<br />

von Wittchenstein auch gewesen, Vndt hatt Herr Wesembec im<br />

Nahmen <strong>der</strong> Churf. Gesandtschafft propom'rt, das <strong>der</strong> Herr von<br />

Löben vor etliche tagen alhie wie<strong>der</strong> angelanget, Vndt von<br />

S. Churf. Durchl. eine resolution mittgebracht, welche darauf<br />

bestünde, das S. Churf. Durchl. ohne <strong>der</strong> Pommerischen<br />

Stände Rahtt nichts in <strong>der</strong> Pommerischen Sache vornehmen,<br />

o<strong>der</strong> ohne Ihren erpressen consenss Verwilligen wollen, Vndt<br />

Verhossten dahero die Pommerische Landtstände würden Sich<br />

des einrahtens nicht entziehen, o<strong>der</strong> S. Churf. Durchl. vebels<br />

nachreden alß hetten Sie dieselbe Verlassen, Vndt Ihrer obligatiolr<br />

kein gnügen geleistet, Vndt obwoll denn Ständen bishero<br />

die Convente gewehret, So hetten doch S. Churf.<br />

Durchl. an Torstensohn geschrieben, vndt so viele Nachricht<br />

erlanget, das Ihnen zusammen zukommen Vergönnet, Zweiffel-


54<br />

ten anch nicht Sie würden Vnß gnnngsamb, wo nicht öffentlich,<br />

doch privatim im Vertrauwen instruirt haben. Vndt<br />

wardt darauf die Instrnction Verlesen, des einhalts, das S.<br />

Churf. Durchl. zwar bedencklich fiehle ohne Mediation zu Handeln,<br />

Vndt nicht gehofft das die Lron Schweden solches folte<br />

refusirt haben, Weil! Sie Ihre negste Vludts Verwandte^)<br />

alß Frankreich vndt Hollandt darzn erwöhlet, Vndt sotten Sie<br />

die Herrn Gesandten so viele möglich darauf bestehen, Wans<br />

aber nicht zu erheben, solten Sie ädsquc Mediation« zun<br />

Tractaten schreiten, Jedoch <strong>der</strong>gestaldt, das die Cron Schweden<br />

Sich vorhero erklehrte Von gantz vndt halb Pommern abzustehen,<br />

Wan Sie darauf eine Christliche vndt billige anfür<strong>der</strong>ung<br />

thetten, Sollen Sie die Churf. Sich in Handlungen<br />

einlassen, aber alles mitt Vnsern, alß <strong>der</strong> Pommerschcn Deputirtcn<br />

einrahten vndt Vorwisscn, alß die des Landes gelegenheit<br />

am besten wüsten, Vndt das S. Churf. Durchl. <strong>der</strong> Odcrstrom<br />

bis in die offene See frey bliebe, 8veci Sich auch Verpflichteten<br />

die (üoininercia nicht zu turbiren, Vndt solten Sich<br />

gegen Vnß erbiethen Wan Sein Churf. Durchl. Ja etwaß von<br />

Pommern nachlassen müsten, das Sie dennoch den Stenden<br />

des Ortts mitt gnedichster affection bey gethan Verpleiben<br />

wolten, <strong>der</strong> Herr von Loben thete Mündtlich hinzu, das S.<br />

Churf. Durchl. <strong>der</strong> Pommerschen Stände vndt vnsere getrewe<br />

Vnterth^nigste standthafftigkeilt gnädigst empfunden, Vndt Eich<br />

deshalber zu aller gnedigm wie<strong>der</strong> Vergeltung? obligat befunden,<br />

Vndt begehrten man möchte dabey perseverirm, Vndt Eich<br />

das Wanckelmühtige Glück nicht wendig machen lassen, Vndt<br />

Ihnen eröffnen, was <strong>der</strong> Herren Landtstände eigentliche Meinungk<br />

wehre. Wir haben zufür<strong>der</strong>st dem Herr von Loben de.<br />

reditu gratuliret, Vndt Vnß pro oommunioationc bedancket,<br />

Vndt dabey angezeiget das Vnsern Herren Principalen erfrewlich<br />

') Vermuthlich zu lesen: BundtS Verwandte.


55<br />

Vorkommen würde, das S. Churf. Durch!. Sich <strong>der</strong> veciprocirten<br />

Pfiichr zwischen Ihr vndt dm Ständen Sich gnedigst<br />

erinnerten, Vndt die resolution genommen, 'das Sie ohne<br />

<strong>der</strong> Pommerische Stände Consenss vndt einwilligen, nichts<br />

schließen o<strong>der</strong> Handelln wolten lassen, Wir hctten zwar dag<br />

Iehnige welches Vnß zn 2 Vnterschiedtlichen mahlen Proponiret<br />

an die Herrn Landtstände geschrieben, Vndt Vnß ferner<br />

zu Instruction gcbehten, aber wegen <strong>der</strong> Schwedischen Inhibition<br />

<strong>der</strong> Condente wehre es Verhin<strong>der</strong>t, Wan nicht Luec!<br />

wegen Ihrer Contribution einen Landtag? außgeschrieben het^<br />

ten, bey welcher occasion die Herrn Stände Vnß etlicher massen<br />

Ihre Wcinung eröffne^ Weill aber, die Stadt Strallsundt<br />

alß ein commeindrum daran Interessiret, So würden Wir<br />

Vnß für<strong>der</strong>sambst mitt Ihnen besprechen, Vndt Vernehmen<br />

Ob Sie eine gesambte resolution nebenst Vnß vebergeben wolten.<br />

Vnterdessen weill die Instruktion weittleüfftiZ?, <strong>der</strong> Inhalt<br />

aber sehr Wichtig?, baten Wir ma,n möchte Vnß in hohen<br />

Vertrawen Oopilim <strong>der</strong> Churf. Instruction ertheilen, welches<br />

Sie die Churf. Herrn Gesandten zn thuen promittiret,<br />

Vndt gebehten Vnsere erklerungk zu maturirelu Hernacher<br />

referirte <strong>der</strong> Herr von Loben das S. Churst. Durchl., von Pohlen<br />

vndt Hollandt weinigk assistentz zugewarten, <strong>der</strong> Königck von<br />

Pohlen thete Viele mehr offt etwas wie<strong>der</strong> die pacta mitt<br />

Preussen, vndt Viele eingriffe. Wan dan S. CHurf. Durchl.<br />

solches nicht wolle Passiren lassen, würde <strong>der</strong> König Vose.<br />

Der Königk hette sonsten Ü1000 Dragoner, vndt etliche Regimenter<br />

zu Pferde beysammen, vndt sagte <strong>der</strong> Herr Grass das<br />

Er vom Herr Salvio Verstanden, das Sie gute Nachricht hetten,<br />

Worauf die Pohlnische Werbungk angesehen, nemblich es<br />

wolte <strong>der</strong> Königk zu Wege bringen, das Sein Sohn auf den<br />

fall, Wan Er stürbe, wie<strong>der</strong> Königk werden möchte, Weill<br />

chliche ein Ange auf Casimirum haben solten, Vndt hette <strong>der</strong><br />

Königk schon viele Senatoren auf seiner seite, hctte auch wohl


ein absehn auf Schwedische hülsse, zu seiner Intention zu ge-<br />

langen, auf welchen fall wan die Königl. Schwedische Ihme<br />

wurden behelfiich sein, das Königreich Pohlen erblich zube-<br />

kommen, so wolle Er Sich <strong>der</strong> Praetension vndt Tituls an<br />

Schweden begeben, Wie nun erwehnungk von Herr Matthias<br />

Krackowen Seiner Commission geschah das <strong>der</strong> Sich gleich-<br />

woll nomine NeAiä ?olonia6 alhie angebe, Sagte <strong>der</strong> Herr<br />

von Loben das S. Churf. Durchl. solches nachdencklich Vor-<br />

kommen möchte, 1. Weil! solche Commission auf Ihn alß auf<br />

einen Pommerischen Edelmann dirigirt, dadoch in Pohlen son-<br />

sten gnug Subjecta Vorhanden die dazu qvalificiret wehren,<br />

L. Das <strong>der</strong> König! noch newlich eine formal Ambassade we-<br />

gen des Pfaltzgravm von Newburgk zum Berlin gehabt, vndt<br />

von dieser Sachen die geringste envehnung nicht thuen lassen.<br />

3. Würden S. Lhurf. Durchl. dafür halten, weill Crackow<br />

von denn Schweden sehr gourmendiret, das Er diese Com-<br />

mission mehr erpracticiret, vemb Sich zu revangiren alß das<br />

den Könige ernst sein folte Sich S. Churf. Durchl. anzunehmen.<br />

4. Wehre S. Churf. Durchl. damitt Weinigk gedienet das Er<br />

nur den Seehassen zu Colbergk wolte conserviren, Wie Er<br />

Vorgeben hette, Vndt möchte S. Churf. Durchl. auf die Orth<br />

seine erpedition mehr zu schaden als zu Vorthell gereichen, Vndt<br />

wahr auß aNem so viele abzunehmen, das die Churf. Bran-<br />

dend. Gesandten nicht gern mitt Ihme Conversiren wolten, zu-<br />

mahlen die Schweden S. Churf. Durchl. ohne das schuldt<br />

geben als das Sie Pohlen aufwiegelten, Jedoch were nicht<br />

böse wan Er zu Münster seine Commission bey den Franzo-<br />

sen vndt Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n Verrichtete, Vndr folte nur nicht Viele<br />

davon Sagen, den Herr Salvius hette schon gefraget was<br />

Crackow bey dem Herr Grasten vndt Wesembecken geinacht,<br />

worauf <strong>der</strong> Herr Graff gesagt Sie würden es woll sehen,<br />

darauf Herr Salvius geantwortet Er solle nur kommen, Er<br />

gebe Sich auß Vor einen Secretarimn Legatioms, Vndc were


57<br />

keine Legation Vorhanden, Herr Loben reserlrk auch, das <strong>der</strong><br />

Herr Graff Lambrecht sehr perpler gewesen, wegen dessen So<br />

bey <strong>der</strong> Armee Vorgegangen, Vndt hette gesagt Sie wüsten<br />

nicht waß Sie an Pohlen hetten, Vndt besorgten, das-<strong>der</strong><br />

Pohle dem Franzosen die Völcker vebergeben möchte, Er ge^<br />

dachte auch Wan die Schweden Von ganh-Pommern nicht<br />

abstehen wollen, Würde S. Churf. Dur^l. zwar nicht con<br />

sentiren aber auch keinen Kriegk anfangen, Herr Salvius<br />

hette Neulich gefragt, Was Sie für ein aeqvivalent Vorschla-<br />

gen wollen, Vndt ob Ihnen mit Glogow undt Sagen gedie-<br />

net, wie nun Herr Loben solche Ortter Verkleinert, Vndt ge-<br />

sagt, Sie weren kaum so Gutt alß ein Crayß in Pommern,<br />

weren Sie von Magdeburg? zu reden kommen, da hette Sal--<br />

vius gesagt das könte <strong>der</strong> Churfürst nicht ehr bekommen, alß<br />

wan dieser Echbischoff Verstürbe o<strong>der</strong> Churfürst würde, Herr<br />

Loben hette wie<strong>der</strong> gesagt, die Schweden hetten besser gethan,<br />

das Sie die Cron Böhmen zur Satisfaction Vorgeschlagen,<br />

Worauf Herr Salvius regcrirt: Sie wollen die Cron Böhmen<br />

S. Churf. Durchl. zu wege bringen für Pommern, Herr Lo-<br />

ben aber hette geandtwortst die Gron Schweden könte solches<br />

besser defendiren, alß <strong>der</strong> Churfürst. Schließlich berichte <strong>der</strong><br />

Herr Graff das Herr Salvius Ihme gesaget das Sie gar<br />

fieissigk für S. Churf. Durchl. geschrieben, Vndt das <strong>der</strong><br />

Pfallzgraff in Schweden anfinge die Sache zu dirigiren vndt<br />

<strong>der</strong> Reichs Canßler daselbst so viele nicht mehr gülte.<br />

Den 19. Augusti Sein wir zu denn Herrn Stralsundi-<br />

schen Deputaten gefahren, vndt Ihne referiret waß Vnß die<br />

Churf. Vrandenb. Herren Gesandten den 16 dieses wegen<br />

Pommerischer Tractaten angebracht, Vndt waß Wir Ihnen<br />

darauf zur andtwortt geben, Weil! aber die Pommerische<br />

Stende auß beiden Regierungen Vnß eine resolution zugeschickt,<br />

welche Wir in 3nteo655um eingeben könten, So haben Wir<br />

Ihnen dieselbe fürgelesen, Vndt Sie gefragt, Ob Sie Sich


58<br />

hierein mitt Vnß conformiren wölken. Worauf Sie Sich er-<br />

klehret, das Sie noch etwaß von <strong>der</strong> Stadt erwartteten, In-<br />

tSl'im, dofern Wir nach Ihrer andtwort nicht wartten wol-<br />

ten, möchten Wir Vnsere resolution nur Vebergeben, Vndt<br />

erbotten Sich wie<strong>der</strong> zu Communicireu waß Ihnen vor befehl<br />

zukommen würde.<br />

Den 23. Augusti Sein Wir zn den Churf. Brandend.<br />

Herrn Gesandten gefahren, Vndt in abwesen des Herrn Graf-<br />

fen von Wittchenstein, dem Freyherr von Loben Herr Wesem-<br />

beken <strong>der</strong> Pommerischm Herrn Landtstände resolution Vff das<br />

Iehnige so Vnß den 21 Iuny vndt 16. Iuly proponirt wor-<br />

den Schrifftlich sub. Ko, 27 vebcrgeben, Vndt dabey gebeh-<br />

ten S. Churf. Durchl. Dieselbe aufs beste zu recommendiren<br />

vndr zu entschuldigen das die Pommcrische Herren Landtstände<br />

Sich nicht weiter herauß lassen können, S. Ercell, <strong>der</strong> Herr<br />

von Loben andtwyrttete: das Ihnen lieb wehre das <strong>der</strong> Her-<br />

ren Landtstände resolution schrifftlich Verfasset vndt veberge-<br />

ben, Vndt Vorlasen Sie dieselbe in Vnserer gegenwardt, Vndt<br />

Sagten, Sie woltcn S. Churf. Durchl. dieselbe alß fortt<br />

vebersenden. Fragten dabey Warümb die Strallsundische Sich<br />

hievon absentiret, Ob Sie etwa nicht einig damitt Wehren?<br />

Worauf Wir antworteten, das Wir Ihnen diese resolution<br />

Vorgelesen, welche Sie auch approbiret aber Sich entschul-<br />

digt, das Sie von <strong>der</strong> Stadt noch soweit nicht befehligt we-<br />

ren, Sie wollen Sich hernach erkleren Vndt könten Wir in-<br />

mittelst diese resolution woll vebergeben, hernacher refernte<br />

S. Ercelt. das die Schweden Sich Vernehmen liessen, keine<br />

particular Tractaten wegen Pommern für zu nehmen, Son<<br />

<strong>der</strong>n es müsto dieser Punct mitt in die General Trattate«<br />

fiiessm, Vndt Vnter den Stenden davon Tractiret werden, Es<br />

berichtete auch <strong>der</strong> Herr von Loben das S. Churf. Durchl.<br />

noch nicht gesonnen von Pommern etwaß mitt willen zu ver-<br />

lassen, Vndt das Sie innerhalb 5 Wochen dieser Oertter sein


59<br />

würden mitt einem ansehnlichen Comitat weiter nach dem Lande<br />

Cleve zu verreisen, Vndt wie' wir von Schwedischen Wesen<br />

zu reden kommen, berichtete S. Ercell. in Verträumen, das<br />

Factiones in Schweden wehren, in <strong>der</strong>en einen wehre <strong>der</strong> Herr<br />

Pfaltzgraffe, <strong>der</strong> Feldtherr vndt an<strong>der</strong>e, welcher Herr SalviuF<br />

auch zugethan, die an<strong>der</strong>e Wehre die Orenstirnsche, vndt müste<br />

Herr Salvius <strong>der</strong> Königin seine schreyben gpart zubringen las-<br />

sen, Sonsten hette kurtz vor feinem abreisen <strong>der</strong> Ober. Cam-<br />

merherr eine Commisssone von S. Ch.urf. Durchl. an den<br />

Feldtmarschall Torstensohn bekomme^, Ihme dle Teutsche Mei-<br />

nung zu sagen wie Sie mitt S. Churf. Durchl. vembgangen,<br />

Vndt Sie herümb geführet, Vndt wehre auch, darauf gestan-<br />

den, das S. Churf. Durchl. selbst Sich mitt Ihme besprechen<br />

wollen. S. Lhurf. Durchl. würden auch Iemandts an die<br />

Anlee Stedte Spediren, <strong>der</strong> Hertzogk von Mecklenburgk were<br />

bey dem Vrun gewesen, hette zu verstehen geben, das Ihme<br />

lieb wehre, das S. Churf. Durchl. Pommern nicht lassen<br />

wollen, S. F. Gnay. wollen Ihren Kin<strong>der</strong>n auch nichts Ver-<br />

geben, wollen Ihnen die Schweden etwas nehmen'so möchten<br />

Sie es in Teüffels nahmen thuen, Vndt würden Sie es woll<br />

müssen wl'cdcrgehen, S- Churf. Durchl. würden auch auf<br />

Ihre Reise dem Herhogk ^von Braunschweigk zu sprechen,<br />

Vndt Wie Wir fragten ob S. Ercell. nicht Pernommen,<br />

Warümb S. Churf. Durchl. die Tractaten vor 3 Jahren<br />

nicht Vortgesehet, da Schweden noch in dem Dänischen Kriege<br />

Implicirt gewesen, ^agte S. Eroell. Ja Sie hetten zum<br />

Berlin darnach gefraget, vndt zur andtwortt gekriegt, Man<br />

hette Vermeint die Fraw mitt dem Lande zu bekommen, <strong>der</strong>-<br />

halben Sie die Tractaten dabey man etwaß wegk geben müste,<br />

zurücke gesellet, vndt veborstüßigk gehalten, S. Ercell. erzehl-<br />

ten auch, was <strong>der</strong> Kraff von Schwarhburgk für Consilia ge-<br />

habt, Vndt waß Er für ein ^us Kell! zu prätendiren geinei-<br />

net, wan damahlen Pommern mitt dem Schwerte gewonnen


60<br />

worden, Vndt ließ Sich Vernehmen, das noch woll bey etlichen<br />

ein 8einen OonZiliorum 8oI)>Vcl,txdur^lcl)rum geblieben.<br />

Schließlichen berichteten S. Vrcell. das zwischen Frankreich<br />

vndt Hispanien heimbliche Tractaten sürweh^en, Vndt damitt<br />

schon so weit gekommen, das es nnr auf 2. Puncte ermangelte,<br />

welches die Maintzische Gesandten ebenmessigk bestettigt, dabey<br />

<strong>der</strong> Herr von Loben turtz zuvor gewesen, Jedoch Vermeinet<br />

das es noch Weiter alß in 2 Puncten von einan<strong>der</strong> stünde.<br />

Den 31. Augusti haben Wir bey S. Ercell. den Königs.<br />

Schwedischen Herrn Legato Graff Orenstirn audientz erlanget,<br />

vndt pr26mÌ5si3 cui'inIikuZ S. Ercell. kürzlich erinnert, was<br />

die Pommerische Landtstande durch Vnsere Personen wegen <strong>der</strong><br />

mhibirten collvente vndt ersetzungk <strong>der</strong> vacirenden Prälaturen<br />

Vnterschiedtlich Sollicitiren lassen, Vndt obwoll S. Ercell.<br />

dieser bei<strong>der</strong> Puncte halber an den Ober Commendante« zu<br />

Stettin wie auch Herr Lillieström geschrieben, so verbleiben<br />

dennoch die Herrn Estats Rähtte bey Voriger Contradiction,<br />

<strong>der</strong>owegen Vnß von den Pommerischen Stenden Committiret<br />

worden beyde Königl. Herr Legaten anzutreten, Vndt vemb<br />

abschaffung solcher beschwerden Sie Vnterdienstl. zu bieten,<br />

Vndt dieses memoria! sub I^r. 28 nebenst dazu gehörigen<br />

Vhrkunden zu vebergeben, Welches Wir den damitt vebcrgaben<br />

S. Ercell. Vnterdienstl. bittende, solches neben des Herren<br />

Salvii Ercell. zu erwegeu, Vndt dem darin enthaltenem billi-<br />

gen suchen zu geruhen.<br />

Worauf S. Ercell. zur andtwordt gaben das Sie Sich<br />

Vnsers Vorigen suchens wegen <strong>der</strong> Convent, wie auch wegen<br />

ersetzungk <strong>der</strong> vacirenden Prälaturen woll erinnerten, Sie het-<br />

ten auch deswegen an Herr Lillieström geschryben, das aber<br />

we<strong>der</strong> Sie die Herrn Legati o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Herr Feldmarschall<br />

Torstensohn o<strong>der</strong> die Pommersche Estats Nähte was bey <strong>der</strong><br />

Sachen thuen konten, o<strong>der</strong> Sie worin zu beschuldigen weren,<br />

mochse 1. die Königl. or<strong>der</strong> welche Herr Lillieström Commu-


61<br />

nicirt, <strong>der</strong>en Sie alß Ministri nicht zu wie<strong>der</strong> kommen konten,<br />

nicht zulassen, Vndt würde Vermöge <strong>der</strong>selben <strong>der</strong> Convent<br />

nicht an<strong>der</strong>s Verstattet werden mögen alß Waß einer von den<br />

Rehten demselben milt beywohnen müste, Den 2. Pflege bey<br />

solchen zusammenkunfften Hemeinlich etwaß mehr Vorgehen alß<br />

öffentlich außgegeben würde. 3. Griffen die Stände in die<br />

3urä DuogliH zu weit, das Sie inconsulto OoIIeßio <strong>der</strong><br />

Herrn Estats Nähte solche zusammenkunsst angestellet, vndt<br />

weren nicht conventicula, den das ^U8. convocanti<br />

wehre eins von den' großen Regalien,, welche .lur<br />

et Ii.e^2ll2 Sie tuiren müsten, 4. hetten die Stende solche<br />

Freyheit bey lebzeiten <strong>der</strong> Hertzoge zu Pommern niemahlen<br />

gehabt Es wehre auch 5. in keinem Lande gebräuchlich. 6.<br />

Sehe man auch, woll das <strong>der</strong> Churfürst von Vrandenburgk<br />

darunter steckete, <strong>der</strong> hette beym Feldtmarschall vndt alhie su-<br />

chen laffen, Den Stenden nichts zu verwehren, das Sie nach<br />

Berlin kehmm, vndt S. Churf. Durch!» beyrätig wehren,<br />

Solches könten Sie nicht gestatten, Sie hetten das Landt ^ui-6<br />

delli ein, gestünden, auch Chur Brandend. So viele nicht,<br />

vndt sehe man, das in allem <strong>der</strong>selbe Sich <strong>der</strong> dircction wolte<br />

anmaffcn, ?. Könten S. Ercell. nicht an<strong>der</strong>s glcübcn alß das<br />

Wir Von den Stenden gnungsamb instruiret wehren, weill so<br />

viele Conventus inmittelst gehalten worden wehren, kehine Ihr<br />

also dieses suchen an Ihme selbst Suspect Vor, vndt führeten<br />

S. Ercell. ve<strong>der</strong> diesen i-Itionikus einen Weitleüffligen dis--<br />

cours das darauf abzunehmen, Sie hetten Sich recht darauf<br />

geschickt, Vnß das oj)poFituin zu halten. Wir habcü aber<br />

S. Ercell. auf alle Puncte ordentlich geandcwortet, Vndt<br />

zwarten aä 1. das Wir von <strong>der</strong> Königl. Or<strong>der</strong> nichts wü-<br />

sten, die Pommersche Herrn Landtstände auch nicht, <strong>der</strong>halbeu<br />

Sie zweiffelten ob dieselbe Vorhanden wehre, Sollen Sie aber<br />

Vorhanden sein, So würde Sie doch nur auf linken bericht<br />

erhalten sein, das man die Pommersche Stände in <strong>der</strong> Crone


62<br />

denigrivi-, vndt Ihr" Königl. Mayt. zu solcher or<strong>der</strong> Induci-<br />

ret, weill aber S. ErceN. nebenst <strong>der</strong>o Herrn College« zu die-<br />

sen Friedens Tractaten plem'potentirl, vndt diese Sache ein<br />

depcndens von diesen Tractaten zumahlen von einer Sache<br />

folte deliberiret werden, welche diese Friedenshandlungck<br />

concernirte, So würde S. Ercell. vndt Vero Herren Col-<br />

legen nicht zu verdencken sein, wan Sie rechten bericht<br />

in die Crone thetten, Vndt inmittelst eine an<strong>der</strong>e Verord-<br />

nung machten, den weill S. Erccll. <strong>der</strong> Pommerischen<br />

Stände aufrichtig?eidt bekandt, würden Ihre Königl. Maytt.<br />

solche Verordnung woll genehm halten, Vndt S. Ercell. re-<br />

lation mehr glauben alß an<strong>der</strong>n geben. Vornehmblich weill<br />

die i^u5ci 00nv6ntt!3 nolorili Wehre. S. Ercell. Sagten,<br />

Weill Wir an <strong>der</strong> Königl. or<strong>der</strong> zweiffelten, so wolten Sie<br />

dieselbe in Teutsch translaliren lassen, Vndt würden Wir dar-<br />

auß befinden was <strong>der</strong> einhält wcre. ^6 2. Vatten Wir man<br />

möchte kein Mißtrauwen in die Pommersche Etende setzen,<br />

alß welche allezeit bey <strong>der</strong> alliance bestendig geblieben, auch<br />

biß auf diese Stunde noch dabey verharreten, Wir konten<br />

S. Ercell. auch Wol Versichern das Sie zu keiner newerunqk<br />

geneigt, mitt ferner Vnruhe wehre Ihnen auch nicht gedienet,<br />

auch nicht abzunehmen waß Sie dazu bewegen nolte, den,<br />

Wan Sie gefehrlichc Consilia wolten Vornehmen, kolttm Sie<br />

dadurch Ihren grundgangk acceleriren, einigen Vorlheill aber<br />

würden Sie nicht darauss zu gewartten haben, Darumb möchre<br />

man Sie alles argkwohns erlassen, alß sollen Sie clwaß mehr<br />

berahtschlagen als öffentlich Vorgegeben würde. ^


63<br />

die Iustitz nicht an<strong>der</strong>s alß clir^oti-ix soedei-ig, keinesweges<br />

aber tanc^vgm Domina St I)uoÌF.8a l'omeraniu^ bestellen<br />

wolle, die Oaussa were auch Ja notoria das dieser Friedens-<br />

Handlung? halber ein (^onvenluZ vnümbgenglich gehalten wer-<br />

den müste, vndt könte man solches pro iiiioilis oónventioulls<br />

nicht halten, zumahln, darin nichts wie<strong>der</strong> die Obrigkeit o<strong>der</strong><br />

wie<strong>der</strong> die altiance, Son<strong>der</strong>n nur von <strong>der</strong> Stende wollfahrt<br />

Tractirt würde, So würde auch ja die Zusammenkunfft in<br />

Stettin gehalten 'da' matt' a'uf alle actiones achtungk geben<br />

alle gefehrltchkelt auß dem<br />

Lande zu reümen bey <strong>der</strong> handt hette, baten <strong>der</strong>owegen Vnter<br />

diesem Vorwandt den Convent nicht zu hemmey, H6. 4. Were<br />

zu verwun<strong>der</strong>n das man in ^ioc pasZu <strong>der</strong> Stande Libertät<br />

in Zweiffell ziehen möchte, zumahlen dieselbe von Vndencklichen<br />

Jahren solche Freyheit gehabt, Vndt würden da es nohtigk<br />

auß <strong>der</strong> Landtschafft acten Vielseitige ^ctns p033eZ30rIi ge-<br />

nungsamb beyzubringen sein, Vndt wehren die Herren Landt-<br />

stände in <strong>der</strong> Regiments Verfassung! auch damitt frivilegirt<br />

wan Sie in Aenor? die- Vrsache Ihrer zusammenkunfft <strong>der</strong><br />

Obrigkeit anzn'geten, das Sie darauf zusammen kommen möch-<br />

ten. Wobey S. Ercell. gefragt. Ob Wir die Regiments<br />

Verfassungk meinten, welche die Stände Vnter Sich gemachet!<br />

Worauf Wlv geandtwortet: Nein, Son<strong>der</strong>s es wehre die Je-<br />

uïge welche <strong>der</strong> letzte Her^ogk Seligk gedechtnuß ^0. 1634<br />

gemachet, Von den Pommerischen Landtstenden auf offenem<br />

Landtage aftrobiret, darauf I^ex sunclllmentZÜs geworden,<br />

biß auf dett Sehl. Abschiedt des Hertzogen observirct wehre.<br />

Darauf regerirten S. Enell. das die Stände itzo gleich-<br />

woll darin zu weit gangen, das Sie in oonsullis Oonsilia-<br />

1 lis damitt Verfahren, Welches Wir aber damitt beleget, das<br />

in noe 023U Ljieciali die Stände Ihre Libertät in arditrium<br />

tEi'tü nicht setzen kontell, Sie auch Iri<strong>der</strong>à vota^ haben müs-<br />

sten, welches Ihnen Verschnitten, wan man zuvor den Con-


64<br />

sensllm <strong>der</strong> Herren Nahte einholen o<strong>der</strong> Ihnen einer adjungirt<br />

werden folte. ^6. 5. respondirten Wir das Vnß an<strong>der</strong>e Len-<br />

<strong>der</strong> gebrauch nicht anginge, ein jedes Landt hette seine Privi-<br />

legia vndt Freyheit dabey müste eö gelassen werden, Vndt hct-<br />

ten also nicht nöhtigk Vnß damitt weittleüffn'gk aufzuhalten,<br />

es wehre genungk das Pommern solche Libertät u^u« 3(1<br />

Sxti-emum ultimi Duci3 spilitum gehabt, welche die hoch<br />

löbl. Cron den Stenden Vermöge <strong>der</strong> alliance, Vcrhoffentlich<br />

lassen würde. ^6. 6. Andtworteten Wir das Vnß Vnwis-<br />

sendt wehre, waß S. Churst. Durchl. beym Herren Feldtmar-<br />

schall, o<strong>der</strong> aNhie gesuchet, N0inin6 <strong>der</strong> Pommerischen Stände<br />

begehrten Wir nicht mehr alß Ihnen die zusammeukunfft zu<br />

vergönnen, damitt Sie Vnß alhie Instruirten, wie Wir Vnß<br />

auf atte fette zu verhalten. Das die Stände sonsten soltm<br />

nach Verlin kommen, Vndt S. Churst. Durchü einrätig sein,<br />

solches hielten Wir selbst Vnpracticabel, Vndt würde bey die-<br />

sem Zustande Niemandt Sich dazu finden, aber das könte S.<br />

Churst. Durch!, nicht an<strong>der</strong>s machen alß das Sie in dicser<br />

Sachen mitt <strong>der</strong> Stände Consens procedirten, zumahlen Sie<br />

durch die geschworne Erb Verträge dazu Verbunden, vndl<br />

hettcn Sie Villeicht darümb <strong>der</strong> Elende zusammeukunfft vrgi-<br />

ret, das Sie Sich gedechtcn mitt <strong>der</strong> Cron in gute zu ver-<br />

gleichen, Warüber die Stände gehöret werden musien, das<br />

aber die Cron veber Pommern ein ^U3 delli prätendirts Wol-<br />

len Wir nicht hoffen, den die alliance bezeügete Es Viele an-<br />

<strong>der</strong>s, vndt hetle <strong>der</strong> Hertzogk von Pommern das Landt von<br />

denn Kayserl. milt Liberiren vndt etzliche Städte, alß Star-<br />

gardt, Colbergk vndt an<strong>der</strong>e einnehmen helffen, S. Ercell.<br />

sagten das Sie solches zwar wie<strong>der</strong> die Elende nicht präten-<br />

dirtcn, aber wie<strong>der</strong> den Churfürsten, Vff welche dislinction<br />

Wir Vnß für diesmahl nicht einlaßen mögen. ^6. 7. haben<br />

Wir remonstriret das durch Vnwahrhaffte relntioneZ auß<br />

Stettin <strong>der</strong> Herr Feldtmarschall zum ersten Inhibition Ver-


65<br />

leitet worden, in dem Herr Pfaltz ^eftriret/^dasl^lelStende zu<br />

Stettin in April in<br />

es Verdechti'gk wehre, Dagegen aber' hellen d^ Stende.Wß<br />

geschrieben, das Sie ob päucitIteMl prae^Wtium .keinen<br />

schlnff lnachen tönten, denn es^vehrey nur L.. Städte vndt<br />

Weinig vom Adel erschienen,:<strong>der</strong>halben.-h<br />

vent biß. auf den 3 Iuny .Verschieben müssen,/<br />

ten die Schwedische Herren Rähte:^nselbm..auch^urbirc,t vndj<br />

Vnsere schrcyben abgrfür-<strong>der</strong>t, vndt-lrine,Stärkere,inhibltion ge-<br />

than, wobey eS bis^ltzoi.'Nerbliebenj'Mndtl^vtX^.-'^cck/g^<br />

fragte Warümb mamnichtizzt./anfst^gk^bey^Vtzrft^^gungl <strong>der</strong><br />

InstructioN'.vndt 'hernqcher.^id .slz^viplß^ott^nteN/iSlch' auf<br />

alle Casus, Vndt inson<strong>der</strong>hcir',w^n eine VerendeMngk ;nitt<br />

Pommern Vorginge resolviret.-vndt ,dle Instduction mit.<br />

auf gerichtet? hah.en W.ir. zur ,Mhtw^yt.t.s g^ged


66<br />

stünde zu wehlen wenn Sie wollen, Son<strong>der</strong>n nur die Iehnige<br />

welche vom Landts Fürsten präsentiret vndt recommendiret,<br />

Vndt Weill Ihr König!. Maytt. die ^ura Duglia admini-<br />

strirte, müsten Ihre pi-ae^nwti erwehlet Mdt präferirt wer-<br />

den, 3. Wehre dillig das die welche?tt actual Diensten Vor<br />

an<strong>der</strong>e elegiret wurden, zumahlen Ihr König!. Maytt. zu den-<br />

selben ein besser Vertrauwen hette. Wir Sagten 1. das so<br />

viele die Zuspi'oiones welche man wie<strong>der</strong> die repudirte Perso-<br />

nen bißhero gehabt anlangete, hette S. ürcell. Sich Ja Vor<br />

diesem erklehret, Vndt von demselben ein besser präsumiret,<br />

Ja Sie wehren auch noch m'emahln eines solchen criminis con-<br />

Vinciret, das man Ihnen Ihre ^nra huaesita nehmen tönte.<br />

^6. 2. gestünden Wir zu das das (^apitulum nicht simpli-<br />

«ütei- libe^Iin electionem hette zu erwählen welche Sie wol-<br />

len; Son<strong>der</strong>n es wehre schuldigt darin des Introni recom-<br />

mendatiott zu folgen et hvldem seoundum plioriwtein tem-<br />

polis, wie solches in dem Memoriale mitt mehrem enthalten<br />

auch das dabey angefügte prajuditium zwischen Henning von<br />

<strong>der</strong> Osten vndt Philip Horn außweisete. Nun hetten ja die<br />

eligirte Personen des Herzogen zu Pommern OonceZziones<br />

vndt i-ecommei^Itiones für 20 vndt mehr Jahren erhalten,<br />

<strong>der</strong>owegen hette das Oapitulutti nicht an<strong>der</strong>s thuen können,<br />

alß Sie zu eligiren, Vndt wie S. Ercell. movirten das <strong>der</strong><br />

nicht allewege Verbünden des antece38s)ris Oon-<br />

zu observiren vndt zu halten, remonstirte Wir das<br />

solches 1. !n elibus liciti Ot ^ublicae utilitat! non ^>er-<br />

QÌ0105I3 wie<strong>der</strong> Recht wehre. 2. Das es wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stände<br />

Privilegia. 3. Vndt wie<strong>der</strong> die observantz itt Pommern liesse.<br />

4. Das <strong>der</strong> 85icc635or wan Er solches auss dem Augen sez-<br />

zete in mane3 delunoll ?rincl^)i3 in^unz *) sein würde, In<br />

dem Er in Oolninoda ij>3iu3 Succediren vndt die<br />

So steht deutlich im Manuscript.


67<br />

6lone3 nicht agnosciren wolte. 5. Da6 durch e!n solch Prln-<br />

cipium aller Stende vndt Städte Pnvilegia vndt Jura wür^<br />

den in Vngewissheit gesejzet werden. 6. Das Ihr Königl.<br />

Maytt. zu Schweden gleichwol! zu observanh eines jeden I'ri.<br />

vileziorum et «lurlum Sich nicht alleine erklärten Son<strong>der</strong>n<br />

auch 7. bißhero realiter gttedigst des hoch Sehl. Fürsten hanot<br />

vndt Siegcll respectiret vndt bey würden'gelassen, Wie desfals<br />

exem^la konten angezogen werden.


Churfürsten dinculiret wchre. Vathen <strong>der</strong>owegen den Stenden<br />

vndt Vnß hierunter nichts zu verdencken, Vndt wie Wir S.<br />

Ercell. erinnerten das Sie Vnß Vor diesem Zusage gethan<br />

Vnsere Personen in die Cron zu rccommendiren, weill Wir<br />

alda angegeben Worden, Sagten Sie, Sie httten es gethan,<br />

Vndt wehren mitt Vnsern Personen woll zufrieden, Wan nicht<br />

etwa Vnter <strong>der</strong> handt etwaß fürginge, Worauf Wir andtwor-<br />

teten. Das Wir Vnser absehen Vff die alliance hetten, Nndt<br />

thetten waß Vnß befohlen wehre, bey den Kayserl. Weren<br />

Wir noch nie gewesen, Son<strong>der</strong>n wünscheten von Hertzen das<br />

die Cron mitt S. Churst. Durchl. möchte Verglichen werden,<br />

Vndt das die Landtstände bey Ihren Privilegien Verpleiben<br />

möchten, mitt mehrer Vnruhe were dem Lande nicht gedienet,<br />

Vndt würden die Stände auch nicht dazu rahten. S. Ercell.<br />

fragle Vnß mitt Lachen, Wan <strong>der</strong> Churfürst die Stände Ih-<br />

rer Pflicht erlkfse, ob Wir wolten eine Freye Republic wer-<br />

den. Worauf Wir geandtwortet das Vnß damitt nicht ge-<br />

dienet, Wir müsten einen Herrn haben <strong>der</strong> Vnß schützen tönte.<br />

Darauf Sagten S. Grcell. Wan die Crone das Landt be-<br />

kehme, so würden Sie es auf die Condition nehmen, wie es<br />

die Hertzoge zu Pommern gehabt, Vndt entlich Sagte Sie,<br />

Sie wolte das Memorial Verlesen, Vndt Sich mitt H. Sal-<br />

vio besprechen, Vndt darnach Ihre eigentliche Meinung! in<br />

beyden Puncten eröffnen. Womilt Wir wie<strong>der</strong> Abscheidt ge-<br />

nommen.<br />

Den 1. September haben Wir Herr Värenklauwen das<br />

S. Ercell. Herr Graff Orenstirn gestern vebergebenes memo-<br />

ria! in ^uncto Oonventuuni et I^elINit'Il'um recommen-<br />

diren lassen, mitt bitte zu bcfür<strong>der</strong>n das die beeden Herren Le-<br />

gati darüber zusammen kommen, vndt för<strong>der</strong>lichst eine rcsolu-<br />

tion ertheilen möchten, welcher Vnß zur andtwortt sagen las-<br />

sen, S. Vrcell. Herr Graff Orenstirn hctte es noch nicht gantz<br />

qclesen, Son<strong>der</strong>n Ihme befohlen das Ers Verlesen solte^ Vndt


69<br />

hernacher schleunigst abschreiben lassen vndt mitt <strong>der</strong> heutigen<br />

Post nach Schweden senden, welches auch geschehen, Vndt<br />

wehre dabey ein schreyben ^'uxta pelila nostra abgangen,<br />

Vndt ließ dabey Vermelden, das Wir selbiges Memorial noch<br />

hcütte auch des Herren Salvii Ercell. möchten Vebergeben,<br />

Herowegen haben Wir auch bey demselben alßfortt vemb au-<br />

dicllh bewerben lassen, Welcher Sich aber entschuldigt das Er<br />

den Tagt nicht Zoitt hette, Son<strong>der</strong>n Vnß den folgenden tagt<br />

damist Vertröstet.<br />

Kodein dio post inerläiein alß Wir den Freyherrn von<br />

Loben angesprochen, Vndt wegen S. F. Gnad. zu Croy ge-<br />

redet, haben Wir zugleich referirt Was für ein memorial wir<br />

den 91 Augusti dem Herrn Grass Orenstirn vebergeben, darin<br />

Wir wegen <strong>der</strong> Pommerischen Stände gebehten, daß Ihnen<br />

freye convenne zu halten Verstattet, Vndt dem Capitulo die<br />

vac-irende Praelaturen zu ersehen nicht Verwehret werden<br />

möchte, Worauf S. Excel!, sagte wie Vnbillig eS wehre das<br />

Sie die Schweden den Stenden solchen eintragk thuen, Vndt<br />

begehrte, Ihnen solch memorial zu commumciren. Sonsten<br />

berichteten S. Ercell. das wegen <strong>der</strong> Schwedischen Satisfac-<br />

tion es alhie ganh stille wehre, nur das Herr Salvlus bey dem<br />

Kayserl. Gesandten Herr v. Cran gewesen, Vndt erinnert<br />

waß massen, die Kayserl. Ihnen Versprochen S. Ch. Durchl.<br />

Conscn-ß auf Pommern zu verschaffen, Alß. nun Herr D. Cran<br />

zur andtwortt geben, Sie hettcn es Versucht, aber denselben<br />

nicht erhalten können, da hctte Herr Salvms gesagt: So blie-<br />

ben Sie die Schweden auch bey gantz Schlesien, Vndt alß <strong>der</strong><br />

Kayscrl. Gesandte gute Nachricht erlangt, das <strong>der</strong> Churfürst<br />

von Trier so woll dem Vorigen als ilzigen Könige zu Frauck-<br />

reich die Kayserl, Cron zu schatten wolts, Vndt den Frant-<br />

zosen die Vestung Ehrenbreltstein, wan Cr Sie wie<strong>der</strong> be-<br />

kehme, vebergeben würde, Alß wurde <strong>der</strong> Kayser welcher ucw-<br />

lich mitt (lhur Bayern zusammen gewesen, auf seine eigene


70<br />

Conservation zu gedenken genötigte, Vndt würde von Newen<br />

viele Geldt vndt Volck zusammen bringen, Vndt alß den wis-<br />

sen wollen, welche Reichs Stände bey Ihn tretten wollen, <strong>der</strong><br />

Herr Grass Trauttmansdorff würde vom Kayser zurücke ge-<br />

für<strong>der</strong>t, Vndt suchte <strong>der</strong>selbe gelegenheit Sich mitt S. Churf.<br />

Durchl. von Vrandenburgk, welche den 16 dieses von Berlin<br />

aufbrechen würde, Vnterweges zu besprechen, vndt S, Churfl.<br />

Durch!, würde den Winter ve<strong>der</strong> zu Cleve Verbleiben, weill<br />

Sie daselbst genug? zu thuen funden, Vndt vieleicht besprechen<br />

S. Churft. Durchl. Sich kao occasiono mitt den Princen<br />

d'Orange, <strong>der</strong> Prin^ von Wallis folte zwar nach dessen Toch-<br />

ter Werben, aber man hetts noch auf S. Churf. Durch!, des<br />

Ortts ein Auge, Vndt brrichteto das <strong>der</strong> Princo in Hollandt<br />

den Königs von Engellandt 1500000 Rthlr, zu diesem Kriege<br />

Vorgestreckt, weßhalber Er noch die Reichs Regalia von Gn-<br />

gellandt zum Vnter Pfande bey Sich hette, S. Churfl.<br />

Durchl. würde sonsten woll schwerlich eine Lutherische Dame<br />

freyhen. Der Freiherr von Nonaw hette gute Wordt auß<br />

Franckreich mitt gebracht, Vndt hette Ihme <strong>der</strong> Cardinal Ma-<br />

zarini gesagt: Das Er zu Münster bey den Herrn Französi-<br />

schen Plenipotentiarien gute assistentz finden würde, aber es<br />

were nicht Viele darauf zu trauwen. S, Ercell, berichtete<br />

auch das <strong>der</strong> Königk in Pohlen einen Gesandren Roncalli ge-<br />

nandt, nach Hollandt gesandt, welcher begehret von etlichen<br />

Deputirten von den Provinciën audientz zu haben, Vndc Ver-<br />

meinte man das es auf eine alliance außlauffen würde.<br />

Den 2, September Alß Wir beym Herrn Salvio audietch<br />

erlanget, haben Wir S. Grcell. das Memorial in puncto<br />

conventuuin Et V2cani!um I^5I(;lItus3l'uM) welches Wir<br />

Vorgestern dem Herrn Grass Orenstirn vebergeben, auch zuge-<br />

stellet, Vndt gebehten, weill diese beyde Puncte denn Herren<br />

Landtständen sehr angelegen wehren, S. Gnell, wollen be-<br />

für<strong>der</strong>n, das an die Herrn Estats Nahte zu Stettin ein schrey-


71<br />

ben abgehen möchte, bamitt Sie die Condente <strong>der</strong> Stende vndt<br />

erschungk <strong>der</strong> Prälaturen nicht weiter Verhin<strong>der</strong>ten, Worauf<br />

S. Ercell, andtwortteten, es hette <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn<br />

mitt Ihr von den Sachen noch nichts geredet, Sie wolle aber<br />

das Memorial Verlesen ^ vndt selbst mitt Ihrem hexrn Kolle-<br />

gen darauß zu reden, anlaß nehmen,. Vndt wie Wir dabcy re-<br />

ferirten wie die Herrn Landtstände vndt Wier in <strong>der</strong> Cron<br />

denegiret würden, alß wan Waß gefehrliches gesuchet würde,<br />

Sagten S, Ercell, es. müsten Ja Leüthe sein^ welche <strong>der</strong> glei-<br />

chen reliUioncs nach Schweden thetten, darauf den solche or-<br />

<strong>der</strong>n heraußkehmenz für Seine Person thette es Ihme mißfal-<br />

len, Ihr Königl. Maytt. hctten sonsten wegen <strong>der</strong> Condente<br />

eine Verordnung gemacht, das die Stände zusammen kommen<br />

konten, wan eö nur <strong>der</strong> Regierung! Vorher angemeldet würde,<br />

Vndt das mall nicht Verdächtige Sachen tractirte, worauf<br />

Wir gebehten Vnß von <strong>der</strong> Königl. Or<strong>der</strong>e Copey zu erthei-<br />

len, <strong>der</strong> Königl. Regierungk zu Stettin wcre sonsten die Vr-<br />

fache dieses Convents genung^sam bekandt, aber Wir Vermerck--<br />

ten, das man Iemandt Von Schwedischen Rehten bey solchem<br />

Convento hahen wolte^ Welches Sich bey, diesem C35u ^eciaii<br />

davon alienation Pominern geredet wurde, nicht schicken könte,<br />

den bey solcher Konsultation müsten die vota likei-a sein, den<br />

Stcnden würde grosse gefahr darauf stehen,. Weil! die Herren<br />

Rehte auch nicht leiden könten das man pra tu^näa lidei-täte<br />

Sich auf Ihr Königl.. Maytt< zu Schweden beriffe, Sie hiel-<br />

ten solches f>ro


72<br />

menkunfft nicht verwehren, Welches Ihr Königl. Maytt. woN<br />

genehm halten würden, Vndt zeigten an das 8tatu3 nohtwcn-<br />

dig zusammen lommen müsten, den die Chur Vrandenburgische<br />

Herren Gesandten hetten Vnß Vorlcngst angemeldet, Wofern<br />

Wir nicht ein mehres in instructions hetten, alß Wir<br />

bißhero negotiert, daß Wir Vnß ferner Vollmacht erholen<br />

möchten, man hette Sich auch keiner gefehrlichkeit zu vermuh-<br />

teu, Weil! die Stände nicht in Io6o susoecto. Son<strong>der</strong>n zu<br />

Stettin in laoio <strong>der</strong> Königl. Regierung! vndt Guarnlson zu-<br />

sammen lehmen, hette man also keine Vrsache den Oonventum<br />

zu verhin<strong>der</strong>n, Vndt bathen S. Grcell. wollen das Memorial<br />

Verlesen, Vndt die i-aliones pon<strong>der</strong>iren, Welche Sie gewißlich<br />

erheblich bcfür<strong>der</strong>n würden, Vndt haben S. ErceN. nach an-<br />

gehörten motivm zu verstehen geben das dieses Suchen so<br />

Vnbillig nicht were. Wegen des d^piwli sagten S. Ercell.<br />

das oräo ne^olii darauf nicht bestünde ob das Oiiuitujum<br />

solte ersehet werden? Son<strong>der</strong>n milt was für Personen Vndt<br />

hielten Ihr Königl. Maytt. die N^ctos pro suZ^cti.^ welche<br />

Sie nicht admittiren tonten, Worauf Ich Marr von Eckstedte<br />

Mich gnungsamb erculpiret, Wegen her Philipp Horns habe<br />

Ich v. Rung S. Ercett. erinnertt Waß Sich Herr Grass<br />

Orenstirn Seiner Person halber erklehret, Vndt das Ich solch<br />

schreiben mitt bee<strong>der</strong> Herren Legaten Vorwiffen an den Herren<br />

Decanum abgehen lassen, Worauf S. Ercell. sagten: Ja das<br />

were war, aber Ihro Kon. Maytt. wollen es dabey nicht las-<br />

sen, Vndt fragten wie es den eigentlich mitt <strong>der</strong> Election des<br />

Capituli bewandt wehre, Worauf Wir refernten, das das Ea-<br />

pitulum zwar Ildei-am eleotionem hette, aber Vermöge <strong>der</strong><br />

Statuten die lS00inm6n6at03 2 ?rinci^6, in nonorem l^a-<br />

troni siel)il26 Ft-atituclinis er^o praferiren pslegell, Vndt in<br />

solchen lüooinmenäaliolnous piioritiitom temnolis in acht<br />

nehmen vndt observiren müsten, Es wehre den das das Ca-<br />

pltulum erhebliche exeeptlones oontr^ i-ecoinnienäclwZ hette,


73<br />

alß das dieselbe 1. nicht ori^enaril Son<strong>der</strong>n Frcmbde 2. Nicht<br />

Augspurgischer Konfession 3. Illiterati weren, in solchen fellen<br />

stünde dem Capitulo solches dem Patrono anzuzeigen vndt die<br />

i'eoommenäätoZ frey. Bey diesen Personen aber weren alle<br />

3 rec^lFitcl) Derowegen hellen Sie Vorlengst Ihre ^ara<br />

(^U365lt2 erlanglt, Vndt in spollono nicht präterirt werden<br />

können, S.'Ercell. repetirten das nur etliche l^eute in Stet-<br />

tin weren, die Sich mitt an<strong>der</strong>e Leute Vnlegenh^it groß, vndt<br />

in <strong>der</strong> Cron recommendirt zu machen gedechten, Er wolte mitt<br />

dem Herr Grass Orenstirn Sich darauß besprechen, Vndt so<br />

viele an Ihme beyde Punct zur richtigkeit befür<strong>der</strong>n. Wie<br />

Wir nun S. Ercell. den Pommerischen artioulum recommen-<br />

dirten vndt batten das <strong>der</strong>selbe dem Indumento ?2oi5 möchte<br />

einverleibet werden, Sagten S. Vrcell. Ja Vnser solte ge-<br />

ruhet werden, Ihro Königl. Maytt. aber würde in diesem In-<br />

strumento Sich nicht weiter alß in genere zu Observant;<br />

<strong>der</strong> Stände Privilegien obligiren, vndt gan^ keine L^^ciaiiÄ<br />

hinein rücken lassen, Son<strong>der</strong>n bey <strong>der</strong> Huldigung würde ins<br />

künfftige die special!.«; oonNrmalio woll erfolgen, Vnde würde<br />

auch <strong>der</strong> Kayser in Iit«ri5 inv(^5titul'I6) Weill Sie doch Ihre<br />

Satisfaction ^ur


74<br />

ben, Vndt dem Hertzogthumb Pommern in ?rivi!e^üs gleich<br />

gcmachet werden, welche Sie von dem Rom. Reich 5ure<br />

tendi perpetui recognosciren solten, Vndt das <strong>der</strong> Cron nach-<br />

gegeben würde die Contryvcrfien welche zwischen dem Ertz<br />

Stifft vndt <strong>der</strong> Stadt Bremen wehren in gute beyzulegen, die<br />

gegen obligation damitt die Königin denn Stenden dieser 3<br />

Fürstenthumbl. Sich Verpflichtete, war gar kaltsinnigk, vndt<br />

vix triduz linoÌ3) begriffen Vnsern bchalts ettva mitt diesen<br />

Nordten: Ncontra 8. N.. U. Zueciktz tenekitu^ Oräines<br />

St 8tatn3 praemeinorItaruin ^rovinciaruin in<br />

et P033e55i0ne Furiuin et ^<br />

tempore primorum vucum naduerunt, relln^nere,<br />

6efenäero et manutenere. Wie Wir nun bähten S. Ercell.<br />

möchten Vnß Copey davon geben, das Wirs Vnsern Herrn<br />

Principalen communiciren tönten. Ob Sie mitt dieser gene--<br />

ralität wolten zuftieden sein, Vndt das vebrige auf die Spe-<br />

cial consirmation bey <strong>der</strong>- Huldigung? ankommen lassen, Sag-<br />

ten S. Ercell. das Sie solches noch zur Zeitt nicht thuen<br />

könten, Son<strong>der</strong>n es in gehcimb halten müsten bis das die<br />

Confercnß mitt denn Herren Französischen Gesandten Vorgän-<br />

gen, Weill Vnß nun die (üopia denegirt wardt, haben Wir<br />

angezeiget das die Herren Landtstände Sich mitt Solcher gene-<br />

ralilät schwerlich werden zufrieden stellen lassen, Wan an die-<br />

sem Ortte Vnser vebergebener articulus dem Instrument»<br />

?aei5 nicht solte ein Verleibet werden, Vndt würden Sich<br />

befürchten das man bey <strong>der</strong> Huldigungk so viele difficultäten<br />

super Oontirmaljone i'rivZIeziorum in den Vornembsten<br />

Puncten wurde machen, das die Stände Sich wenig dessen<br />

zugetrösten. Zu dem wehren nohttwendige Puncte <strong>der</strong>en Spe-<br />

cial Insertion Eich die Stände nicht begeben lönlen, alß 1.<br />

wegen <strong>der</strong> Regiments Verfassung^ 2. Wegen abführungk <strong>der</strong><br />

Präsidien vndt guarnisonen, 3. Abschaffungk <strong>der</strong> Liccnten welche<br />

dem Lande zu son<strong>der</strong>bahren beschwer gereichten, 4. restitution


75<br />

<strong>der</strong> Fürstl. Tischgüter in platinimi 8tatum damitt die<br />

I5.oAimlni3 vndt Reichs gebühr davon tönten geliefertt wer-<br />

den, 5. Wegen des Visthumds Cammin das selbiges möchte<br />

in seinem Stande vndt Wesen Verbleiben, vndt von Pommern<br />

nicht Separiret werden, Vndt weill son<strong>der</strong> Iweiffcll etwaß<br />

mehreS in dem concept enthalten sein würde, bähten Wir, Vnß<br />

weitrr davon part zu geben. Worauf S. Ercell Sich er-<br />

llerle, Ihr König!. Maytt. würde Ja 1. in Pommern einen<br />

Präsidenten haben muffen, Welchen man Nähte von Pommer-<br />

schen eingebohrnen Landtsaffen adjungiren tönte, Vndt Sagte<br />

Vnß im Vertrauten das Sie den Schwedischen Rehlen in<br />

Pommern, vmb Ihre Sentiment erfür<strong>der</strong>t: .Die hellen Sich<br />

daranf Vernehmen laffen das die Pommerischc Stende das<br />

Regiment woll ganß an Sich zu bringen begehrten. 2 et 3.<br />

wehre <strong>der</strong> Präsidien vndt Licentm in dem Concept gedacht,<br />

Vndt laß Er Vnß darauf weiter Vor einen an<strong>der</strong>n L- etwa<br />

Pit diesen formalien. Labseeuta raliücatione. partium prae-<br />

3i6ia mllltarm ex omnibus looiI tam rnaritlmis (^vÄm me-<br />

(iiterranels a^^uoIntur, locarne un^ onin<br />

Alß Wir aber darauf Replicirten das solcher §. 6e<br />

redete, Vndt bähten das S. Ercell. Vnß auch<br />

das vebn'ge was in looiZ rstinencN^ deßwegen deponirt loürde,<br />

comlnuniciren wollen, Lasen Sie entlich weiter forl Vngefähr diese<br />

formalia: In I0013 vero 8, K,. N. ^ro ZItiFlactione. 0011-<br />

mo<strong>der</strong>ata pr^eLiclia una eum imp()5itl0nIl)N5 marl-<br />

corona i-ytlneat, 4. Wegen <strong>der</strong> Tischgütter betandten S.<br />

Ercell. das solches nicht practicirlich das dieselbe den Krieges-<br />

ofsicircn bleiben sollen, in Liestandt wehre es zwahr so gehalten<br />

das die Regierung? von den Oonlrikutioniduä <strong>der</strong> Stende ge-<br />

führet, aber in Deutschlands were es nicht angsnehmb, da würde<br />

einer nicht mehr alß <strong>der</strong> an<strong>der</strong> Standt beschwert sein wollen,<br />

Derowegen hette Ers in die Crone geschrieben, das die onera


76<br />

I^oFimìm'g in Pommern von den Contrlbutionen nicht konten<br />

gehalten werden, Son<strong>der</strong>n es mästen die Tischgüter ad prio-<br />

lem U3uln restituirà werden, Wir regerirten, darauff ad 1.<br />

das Wir nicht Improbirten, das Ihr Königl. Maytt. einen<br />

Stadthalter vndt Präsidenten in Pommern hette, aber <strong>der</strong>selbe<br />

müste von Gebührt ein Pommer sein, Sonsten würde es wie-<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Lande Privilegia, altes herkommen, vndt die Fürstl.<br />

Reglements Verfassung? lauffen, auch <strong>der</strong> Pomnierischen Na-<br />

tion zum Schimpfe gereichen ^


77<br />

zu den guarnisonen vndt Licenten Verbunden, Vudt beriefen<br />

Vnß darauf auf des Königs Handt vudt Siegel! damitt Sie<br />

die neben accordaten bestätigt, Vndt wcill S. Ercell. gestchen<br />

müstels. das Sie auch wegen <strong>der</strong> Licenten Ihre Comptorey<br />

nicht groff geniessen konten apprehcndirtenSie dieft/bezuyblich,<br />

Vndt begehrten Ihr die neben accordaten zu coznmljniciren^<br />

Welches Wir promittiret 4. Wegen <strong>der</strong> Tischguter., Engten<br />

Nie das dieselbe nicht Veralieniret o<strong>der</strong> Verwendet werden<br />

tönten, Theils 1. provtcl onera i-SFiininÌL leren^Ä. Theils 2.<br />

das Sie.v.om Kstyser zu Lehn getragen würden, Vndt weren<br />

inPomm^rn. die^oonoeLsioneKDueIloZ alzeit in äuuüoi 615-<br />

lerentia gehalten Worden,, In. dem I. ehltche de<br />

äi^ wehren darin ?linoeo5 pro liditu L6cun6um<br />

men>?s0^inci^Ii2.zu procediren hette, alß 1. in<br />

nidus dene^oioiiiin eocleZiaZtiooi-uin, wan darin, den 8ta-<br />

tuti3 «t olisevvantila Og^)1tu.11 nachgegangen würde hette<br />

Niemandt darauf zu sprechen. 2. In qon5e5Fionidu5 sßuclo-<br />

rum Ipertorum worin?rlnoioi keine maß zu'geben wan Er<br />

gebührendt darin Verführe. Etliche o0no^35Ì0n


78<br />

sidell besucht, Vndt demselben Weil! Er zurück zn reisen wil-<br />

lens, glück auf die Reise gewünschet, auch Ihme daneben <strong>der</strong><br />

Pommenschen Stände Sachen recommendiret, mitt fleißigster<br />

bitte mitt seinem Herren Collegen abrede zu nehmen, wan Wir<br />

etwas in den Reichs Rhatt zu bringen hctten, das Er Solches<br />

nicht alleine annehmen, Son<strong>der</strong>n auch den vebrigen Reichs<br />

Stenden zu guter befür<strong>der</strong>ung recommendircn möchte. Wor-<br />

auf Er Sich bedanket das Ich Ihn in lezpeow seines Her-<br />

ren für Seinem abreisen besuchen wollen, Vndt wehre nicht<br />

ohne das Er gemessenen befehl bekommen, wegZn einige Sa-<br />

chen zurücke zu reisen, würde aber doch mitt ehisten Sich wie-<br />

<strong>der</strong> einstellen, Vndt wolle nicht ehe von hier aufbrechen biß<br />

die Französische Herren Plenipotentiarii herüber kehmen, vemb<br />

zu vernehmen wass dieselbe brachten. Was die Sachen an-<br />

reichte welche Ich Ihme recommendiren lhette, wolle Er die-<br />

selbe in guter acht halten wan ins künfftige davon solle gere-<br />

det werden, auch desfals mitt seinen Herren Collegen abrede<br />

nehmen. Sonst Vermeinte <strong>der</strong> Herr Gesandter, weil! Er von<br />

Herrn Loben Vernommen, das S. Churst. Durch!, zu Vran-<br />

denburgck ohne <strong>der</strong> Pommenschen Stände Vorwissen vndt be-<br />

lieben Sich in keine Trattate« mitt <strong>der</strong> Cron Schweden ein-<br />

lassen wolten, das bey solcher gelegenheit Vnser am besten<br />

könte geruhet werden. Vndt weill unser suchen auf <strong>der</strong> billig-<br />

keit beruhete, So würden Wir von den Herren Rcich Elenden<br />

gutte assistenß zu gewarten haben, Wie Ich nun dabey erweh-<br />

nete wann die Cron Schweden ein theill vom Lande mitt be-<br />

wllligungk <strong>der</strong> Interessenten in behalten solle das Sie die<br />

Guarnison vndl Licenlen beizubehalten Sich Vernehmen liesse,<br />

Antworttele <strong>der</strong> Herr Abgesandter, das die Reichs Stände sol-<br />

ches nicht gerne geschehen lassen würden, Vndt wan die Schwe-<br />

den mitt S. Churfl. Durchl. zu Brandenburgs vndt <strong>der</strong> Ver-<br />

einigten Heuser *) ein Stück Landes bekehmen, hetten Sie nicht<br />

') Bewilligung? scheint ausgefallen zu sein.


nöhtigk guarnisonm lm Lande zu halten, vndt sagte Mir hie.<br />

bey im Vertrauwen, das Äärenklamv Vor diesem zu Ibme er-<br />

wehnct hette, das Er Vernehme das Sich die Reichs Stende<br />

ve<strong>der</strong> dic gefor<strong>der</strong>te Schwedische Satisfaction alterirten, Vndt<br />

Vermeinten das die Eron Sich <strong>der</strong> Strohme impatt-oniren vndt<br />

dieselben mitt Licenten beschweren woltcn, veber welcher alte-<br />

ration dem gemeinen Wesen ein groß präjuditium zuwachsen<br />

tönte, Vndt dabey zu verstehen geben, Sie sotten Sich nicht<br />

daran ergern es würde zwar von <strong>der</strong> Cron geför<strong>der</strong>t aber<br />

woll abgehandelt, Vndt berichtete <strong>der</strong> Herr Abgesandter, daS<br />

die See Städte wegen <strong>der</strong> Elbe vndt Weeser ein son<strong>der</strong>lich<br />

absehen auf die Satisfattion in Vremen hellen, vndt Ver-<br />

meinte das es kein I^üticum con-lüuu, bey den Schweden<br />

were, das Sie <strong>der</strong> Evangelischen Län<strong>der</strong> zur Satisfattion für-<br />

dcrten, Vndt die Kayserl. hetten darümb gewilligt, das Sie<br />

darüber die Evangelische Untereinan<strong>der</strong> in die Haar brächten<br />

Wie Ich Mich bey dem Herrn Gesandten erkundigte ob die<br />

beiden Lburfl. Heuser Sachsen vndt Brandenburg! in gutem<br />

Vernehmen wehren, Vndt dafür hielte, das es für das Evan-<br />

gelische wesen gutt wehre wan Sie in gutem Correspondent<br />

stunden. Sagte Er das das Vertrouwen nach dem das Cbur<br />

Hauss Vrandenburgk die Religion Changirt noch so guth wehre<br />

alß zuvor, Jedoch wie <strong>der</strong> Kömgk von Schweden gekommen<br />

weren beede Churfürsten eines zusammen gewesen, welches <strong>der</strong><br />

Churfürst mitt seinem Kriege Verursacht hette, Gs fragte Mich<br />

auch <strong>der</strong> Herr Abgesandter Ob Ich nichts davon gebö'ret hette<br />

Es wurde berichtet watt S. Ehurf. Durchl. zu Vrandenburai<br />

von Pommern den Schweden elwaß lassen folte, das Sie wie-<br />

<strong>der</strong> das


80<br />

men, Er wurde Ihme solches nicht gerne nehmen lassen, Er<br />

referirle auch das die Stadt Magdeburgk Sich crbottcn dem<br />

ilzigen Erhbischoff zu Huldigen, Welches den Vorigen nicht<br />

geschehen, aber Leonhard Torstensohn helle es Ihnen Verbot-<br />

ten, wolle assecuralion von den See Slädten haben, Worzu<br />

Sich diese nicht verstehen wollen, das Sie lacUnn tritii nicht<br />

prästiren konten, Er hielt auch dafür das veber den Satis-<br />

faction Punct auch <strong>der</strong> assecurations Punct Schwer fallen<br />

würde, berichtete daneben das dem Herrn General Königs-<br />

marck die Graffschasst Querfurt gegeben were von den Schwe-<br />

dischen. So Er gerne auf Seine Satisfaction behalten, vndt<br />

etwaß Geldt berauß geben wolte, wie Herr Salvius berrchtel,<br />

helle, Item es helle Herr Grass Orenstirn berichtet, das Tor-<br />

stensohn nach Schweden Reisen, vndt mehrentheils bei Hoffe<br />

verpleiben würde, Leiblich wie Wir von den 'Armeen zu reden<br />

kehmen, Sagte <strong>der</strong> Herr Gesandter das die Franzosen den<br />

Evangelischen keine grosse assistentz leisteten, den Sie kaum<br />

5 odev 6000 Man hellen, Vndt helle die Armee in marchi-<br />

ren grossen schaden gethan, watt die Evangelischen mitl <strong>der</strong><br />

Cron Schweden einigt wehren, tönten Sie Ihnen woll mehr<br />

Volcks zu hülffe senden. . , ^<br />

Den 6. September haben Wir dem Freyherrn von Loben<br />

angesprochen, Vndt S. Ercell. die Jüngst Versprochene Copey<br />

von dem Memorial welches Wir den Königl. Schwedischen<br />

in puncw oonvkntuuin vndt ^raclatui-^uin veberaeben, Ne-<br />

benst dem Königl. Schwedischen schreiben so an die Stetlini-<br />

scheN'Estats Nähte abgangen, .eingehendigt, Welche Er gerne<br />

angenommen, vndt gesagl, das Er Sie alßforc auf Berlin<br />

senden wolte, Sonsten berichtete S. Ercell. das Sie von<br />

Münster Nachricht hellen/ das nunmehr die Frantzosen mitt den<br />

Kayferl. in puncw 8atl5^otÌ0nl3 richtig wehren, es kehme<br />

aber denn Frantzosen die Salisfaclion leüwer alt, den Sie et-<br />

liche Million Reichs Thaler zehleten, auch wie<strong>der</strong> den Türcken,


81<br />

dem Haust Oesterreich eine ansehnliche Hülffe Versprochen, Vndt<br />

weill die Französischen Plenipotentiarit in kurtzen herüber-<br />

kommen würden, vemb Sich zu bemühen, das auch die-Schwe-<br />

dische Satisfaction zur richtigkeit möchte gebracht.werden,' So<br />

fürchtetm S. Ercell. es würde wegen Pommern hart daher<br />

gehen, Vndt wan Sie, die Churst. Vrandenb. würden darümb<br />

angesprochen werden, Würden Sie Sich wie<strong>der</strong>ümb auf Vnß<br />

beruffen, Vndt Vernchmen waß bey dev Sachen zu thun, den<br />

S., Churfl. Durchl. ohne <strong>der</strong> Landtstände einrahten in <strong>der</strong><br />

Sachen'nichts.Vornehmen wollen, Wir andtworttetcn das Wir<br />

noch nichts ia In5traotioQs hetten alß was. Wir Vor diesem<br />

vebergeben pndt Mündtlich Vorgebracht, Vndt weill den Stän-<br />

den.noch keine zusammenkunfft Verstattet werden lvolte, So<br />

tönten Wir keine an<strong>der</strong>e Instruction erlangen, S. Trcell,<br />

sagtten, So möchten Wir doch für Vnsere Persott, S. Churss.<br />

Durchl. cinrehlig fseili), welches Wir zu thuen annahmen, so weit<br />

es Vnsere Instruction zuliesse, Vndt bähten, S. Ch. Durchl.<br />

zu animiren das Sie. Sich dieses Ortts neherten, Worauf Er<br />

berichtete das S. Churfi. Durchl. den 16 dieses zum Verlln<br />

aufbrechen würden, Vndt das die mediatorn zu Munstern sol-<br />

len den Hessen Casselschen zur Satisfaction 6'Tonnen Goldes<br />

fürgeschlagen haben.<br />

Loäem aie ist Herr Nosenhan <strong>der</strong> Schwedische Resident<br />

alhie angelangt, Vndt hatt bericht mitgebracht das die Herren<br />

Französische Gesandten in weinigk tagen folgen würden.<br />

-Den 7 September haben wir dem Herrn Salvio zu sei-<br />

ner Information ili ^Ulioto I^gLFi^Ioruin vndt <strong>der</strong> Licenten<br />

die Pommerische neben accordaten Copeylich zugeschickt, vndt<br />

zugleich ^ersuchen^ lassen in puncto oonvetituum Et ^t-ael^<br />

tui-21-iim einen bescheidt zu befür<strong>der</strong>n, Worauf Er sagen.las-<br />

len, Er wollte es mitt seinem Herrn Collegen b^rfden.<br />

Wen 8 September Sein die Herren Frantzösische Ambassa-<br />

deurs alle drey alhie angelangt.<br />

VI. 1< 5


82<br />

Den 9 September Sein die Herren Stralsundischen Ab-<br />

geordneten bey Mir I> Nungen gewesen, Vndt referirt das<br />

Sie gestern beym Herr Grassen Orenstirn audientz gehabt,<br />

Vndt <strong>der</strong> Ihnen grosse promiß gethan, das Ihrer aniculus<br />

dem In8tl'nm?nto 1^2015 begehrter maffen folte inserirt wer-<br />

den, Vngeachtet das Herr Salvius, die Franzosen, vndt die<br />

Reichs Stände dawie<strong>der</strong> wehren, das man keiner Mediat Stände<br />

gedencken solte, aber Er <strong>der</strong> Herr Grass würde Sich daran<br />

nicht kehren, noch solches veberreden lassen; Wie Sie Ihn<br />

aber gebehten, das Project zu communicirett, hette Er Sich<br />

entschuldigt es wehre noch nichts aufgesetzet, Herr Salvius<br />

hette woll etwaß componirt aber es wehre nichts, Wan Er<br />

mitt den Frantzosen geredet wolte Er Sie weiter fnrdcrn las-<br />

sen, vndt weither mitt Ihnen Conferiren, Ich bedanckte Mich<br />

pro eoinmuincatlttno, Vndt sagte weill Sie so gure Vertro-<br />

stungk erlangt, hetten Wir Hoffnung? es würde <strong>der</strong> Pommerische<br />

articulus auch entlich admittiret werden, wiewoll iko noch aller--<br />

handt difficultäten in den Vornehmbsten Puncten gemacht würden.<br />

N066M 616 hatt <strong>der</strong> Bremischer Abgesandter Herr I).<br />

Koch Mich v. Nuttgen gesucht, welchem Ich 66 reclitu von<br />

Münster gratuliret, Vndt zu communiciren gebchten was deß<br />

Ortts bey <strong>der</strong> Friedenshandlungk passirte, Worauf Er berich-<br />

tete das <strong>der</strong> Friede zwischen dem Kayser vndt Franzosen zwahr<br />

richtig, Viele aber in <strong>der</strong> Meinungk sem das es den Fran-<br />

tzosen damitr nicht ernst seye, Weill Sie einen gar kurtzen<br />

terminum geselt, ntmblich woferne die vebrigen Puncte in<br />

diesem Monath Septembri Ihre richtigkeitt nicht bekehmen, das<br />

Sie auch zu diesem Vergleich alßdann nicht Verbunden sein<br />

wollten, worauß viele praesumiren, das es nur ein Spiegell<br />

fechten seye, Wie woll <strong>der</strong> Herr Grass von Naffow Ihme<br />

Viele trauwete, Vndt wie Ich gefraget: Wie es in ^uncto<br />

(Hominei-cloruin vndt <strong>der</strong> Licentcn Stünde, vndt Ob die Hol-<br />

län<strong>der</strong> Information darüber bekommen, Sagtte er Ja: Sie


83<br />

hetten Information gnugk vndt die Licenten hoch rcsentlret<br />

auch Sich erboten, Sie wolten Sich pro li<strong>der</strong>ww oommerciorum<br />

interponircn, so baldt Sie Vernehmen ivürden, das<br />

die Herren Schwedischen damitt vembgingen, Worauf Ich dem<br />

Herrn Abgesandten referirt wass Herr Salvius, Vnß auß dem<br />

Instrumenw 1^2015 so Er entworffen, Vorgelesen/ darauß genugsamb<br />

zu erspüren, daö. Sie die Präsidia vndt Licenten/zu<br />

behalten gedachten, <strong>der</strong> Herr Abgesandter Vermeinte das Sich<br />

die Holländische Gesandten auch woll baldt einstellen würden,<br />

Vndt wie Ich weiter gefraget ob den die Hollän<strong>der</strong> Sich S.<br />

Churst. Durchl. zu VraNdenburgck auch annehmen würden/<br />

Sagte Er das die Churst. Ärandenburgischen Sich grosse<br />

Hoffnung? davon machten, aber Er tönte noch nichts gewisses<br />

dovon sagen. Wegen des ^rovis zwffchen Hollandt vndt<br />

Hispani Vermeinte Er das <strong>der</strong>ftlbe mehrentheils richtig?, Vndt<br />

ob woll ein geruchte ausgangen, Ob dieselbe zerschlagen, hette<br />

es doch' nicht die Meinung, Son<strong>der</strong>n die Staaden hetten mitt<br />

den Hollän<strong>der</strong>n*) zweyerley Tractaten Vor, alß ^1. zuMün^<br />

ster wegen des 1>evÌ5 <strong>der</strong> Were auss 30 Jahr getroffen,<br />

2. Wegen eines ewigen Friedens, deswegen wehre <strong>der</strong> Vischoff<br />

von Cammerick wegk gewesen, Vndt nun wie<strong>der</strong>kommen, Vndt<br />

dieses lehte hielte man für Zerschlagen, Weil! <strong>der</strong> Königk von<br />

Hispanien hette haben wollen, die vnirten Provinciën sollen<br />

^ure leuäl von Ihme recognosciret werden, welches die<br />

Staaden nicht thuen wolten, Sonsten Vernehme man noch nicht<br />

das zwischen Hispanien vndt Franckreich etwas Tractiret<br />

würde. Mons. Krackow hette Sich il;o für einen Königl.<br />

Pohlnischen Residenten zu Münster Legitimirt, Vndt mitt den<br />

Kayserl. heulte 8 Tage Vor vndt Nachmittage steissigk Tractirt,<br />

Was es aber betrüffe, davon hette Er nichts erfahren<br />

können, Vndt hatt Er hiemit wie<strong>der</strong> Abscheidt genommen.<br />

') Wird hcißcn: Hispanien.<br />

VI. !. 6N


84<br />

Den 10. September Sein die Herren Holländische Am-<br />

bassadeurs alhie angelangt.<br />

Lodem die haben Wir Vnß bey dem Herr Grass Oren-<br />

stirn vemb audienk bewerben lassen, Welcher Sich aber Seiner<br />

an<strong>der</strong>n Viellfeltigen assarien halber endtschüldigt.<br />

Den 12. September haben Wir Vnß beym Herrn 8ecre-<br />

tai-io l^e^atlonis Värenklauwen angeben, vemb durch Ihne<br />

<strong>der</strong> Pommcrschen Stände desi<strong>der</strong>ia den Konigl. Herren Legatis<br />

erinnern zu lassen. Welcher aber zu Vnß gekommen, wofür<br />

Wir Ihme gebührlich gedancket, Vndt angemeldet, weil! S.<br />

Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn Vnß zur audientz nicht Ver-<br />

statten könte, son<strong>der</strong>n mitt an<strong>der</strong>n geschcfften veberheuffet, So<br />

hetten Wir mitt Ihme dem Herren Legations Secretarlo auß<br />

folgenden Vrsachen Vnß besprechet! wollen, Vndt zwar 1.<br />

Weill die Konigl. Französische Ambassadeurs alhie angelanget,<br />

Vndt man Verruf me das 8up6r Instiumenw ?2oi3 tägliche<br />

conferentie« V-.^r den Herren Schwedischen Vndt Ihnen Vor-<br />

gingen, So wol.'en Wir gebehrcn haben, Er, <strong>der</strong> Herr Secre-<br />

rarius wolle I. I. Grcell. Ercell. bey<strong>der</strong>seits den Von Vnß<br />

vor diesen vebergebenen aitioulum vnbeschwert erinnern, vndt<br />

befür<strong>der</strong>n, das <strong>der</strong>selbe dem In5trum6nto kaciZ mitt einver--<br />

leibet würde, den es wehre ja billich das die Pommerische<br />

Stände bey diesen Tractaten Ihrer libertät piene Versichert<br />

würden, Worauf Er andtwortete das solches allermassen bil-<br />

lig wehre, es hette aber Herr Salvius etwass aufgesetzet, vndt<br />

Vnß Communicirct, Ob Wir damitt nicht friedlich weren?<br />

Wir sagtelt: Nein, den es were inl summa ^enEralitate Ver--<br />

fasset gewesen, mitt so kurtzen Wordten das man ganlz nichts<br />

damitt Versichert, ;u dem So behielten Ihr Königl. Maytt.<br />

Sich die Präsidia vndt Licenten Vor, in welchen die aller-<br />

grosseste Servitut des Landes bestünde, Vndt müstm also<br />

nohttwendigk vigiliren, das das Landt zu seiner Vorigen<br />

Freyheit wie<strong>der</strong>, kehme, Er Sagte die Präsidia vndt Limiten


85<br />

würden woll abgehandelt werden, anfänglich möchte es woll<br />

einige difsi'cultäten haben, aber in Kn? würde es Sich woll<br />

an<strong>der</strong>s schicken, Wegen <strong>der</strong> Regiments Verfassung? sagten Wir<br />

das die Pommerische Stande Sich <strong>der</strong>en nicht begeben könten,<br />

Vndt das Herr Salvius einen Vorschlagt gethan von einem<br />

Schwedischen Präsidenten, Mann sehe aber woll wie es ginge<br />

wan frombde beym Nu<strong>der</strong> sessen, waß Sie Vor i-elnlionc^<br />

chatten, Vndt würde denen mehr glaubet alß dem ganzen<br />

Oorpoi-i <strong>der</strong> Herren Landtstände, Es wehren auch Ja noch<br />

woll Leute im Lande, welche solch officium eben woll getrew-<br />

lich Verwalteten, Vndt das Landt guberniren tönten, Jedoch<br />

wan Ihr Königl. Maytt. auf den fall, das Sie das Landt<br />

behielten, auf einer Person Ja bestehen wollen, möchte man<br />

Vnß solches bey Zeile eröffnen, das die Herren Landtstände<br />

Sich darüber zusammen thuen konten, Ob ein solch mittell<br />

zu erfinden, das Ihr Königl. Maytt. ein genügen geschehe,<br />

vndt <strong>der</strong> Stande Wollfahrtt doch in 82!vo Verbliebe, <strong>der</strong><br />

Herr Secretarius gestandt auf Vnsere nachfrage das Herr<br />

LiNiestroom an Herrn Salvium geschrieben, das die Stende<br />

das ganlze Regiment an Sich ziehen wollen, Vndt Rith, Wir<br />

möchten die Herren Legaten, Vndt Inson<strong>der</strong>heit den Herrn<br />

Saldinm woll infyrmiren, den <strong>der</strong>selbe helle d^.5 Induwen-<br />

tum I^Icis Vnterhanden, Vndt würde Vnscr Ierhoffentlich<br />

geruhet werden, II. Erinnerten Wir Ihne Vnsers Jüngsten<br />

Memorials, welches wir in puncto ^onventuum et ?l26-<br />

laturarum vebergebcn, Vndt bähten, Er möchte an seinem<br />

Orthe befür<strong>der</strong>n, das Wir mitt bescheide darüber Versehen<br />

werden möchten, worauf Er zu andtwordt gab, weill Ihr Kö-<br />

m'gl. Maytt. des wegen eine or<strong>der</strong> ertheilet, So könten zwar<br />

die hiesige Herren Legati Solche nicht en<strong>der</strong>n, Sie hetten aber<br />

doch an die Herren Estats Nähte geschrieben, Sie möchten<br />

gleichwoll so procediren, das Sie es bey Ihr Königl. Maylt.<br />

zu verandtworlten hetten, Wir Sagten das es bey <strong>der</strong> Köm'al.


86<br />

or<strong>der</strong> in Iwo 02311 nicht bleiben tönte, den darin wehre ent-<br />

halten man folte nichts Tractiren o<strong>der</strong> Schliessen ohne Com-<br />

munication milt den Herren Estats Rehten, welches in diesen<br />

fall nicht sein tönte, Son<strong>der</strong>n man müste den Srenden I^idei-a<br />

vota lassen, Wie es in omnsin 025111N zu halten, den folte<br />

<strong>der</strong> Cron von Pommern etwaß abgetretten vndt veberlassen<br />

werden, müste man ja davon reden, Wie das vineulum wel-<br />

ches zwischen dem Churhause Vrandenbnrgk vndt den Pom-<br />

merischen Ständen ist, legitime tönte aufgelöset werden, da-<br />

mitt Chur Vrandenburgk die Pommerische Stände nicht vor<br />

meineydige Leütte, Vndt hingegen diese Ihn vor einen handt<br />

vndt Siegellosen Herren schelten tönten, Vndt 'schlugen Wir<br />

das MitteN Vor: watt Ja die Königl. or<strong>der</strong> nicht zu en<strong>der</strong>n,<br />

ob man in Koc s^eoiaii tN3ii auf <strong>der</strong> Herren Stände reverß<br />

nicht einen li<strong>der</strong>um convenwm zuzulassen, Worauf <strong>der</strong> Herr<br />

Secretarius Vermeinte das es mitt dem reverse woll anginge,<br />

Wan <strong>der</strong>selbe also Stylisiret würde I. das die Stände bey<br />

dem Convent nichts, alß wass diese Tractaten anginge, han-<br />

deln wolten, II. das durch diesen actum den Herren Landt-<br />

ständen kein weiter Recht alß Sie Vor diesem i-ation? con-<br />

ventuuin gehabt, zuwachsen solte, Vf solchen fall würde man<br />

Ihnen die Zusammenkunft Ja nicht Verwehren kynnen. We-<br />

gen <strong>der</strong> vacirenden Prälaturen remonstirten Wir welche linlke^I<br />

vndt Vnbegründete relationeZ Herr Lillieström in die Cron<br />

thette, Vndt das den recusirten Personen Vngütlich geschehe,<br />

mitt bitte Er wolle doch Wetz S. Vrcell den Herrn Grass<br />

Oxenstirn aufs beste hinterbringen, Er sagte es wäre aber<br />

Vnser memorial ncbenst den beylagen alßfortt in die Cron ge-<br />

schickt, Vndt Verhoffte Er, Sie würden woll baldt Andstvort<br />

darauf bekommen, womitt Er abschcidt genommen.<br />

Den 13. September haben Wir bey S. Ercell. dem Herr<br />

Grass Orenstirn audientz erlanget, da Wir dan S. Grcell.<br />

Vnser Jüngstes vergebenes Memorial wegen des Freyen


8?<br />

Convents nochmahlen reoommendiret, Vndt gebehten mitt einem<br />

gewingen bescheide darauf die herren Landtstände zu versehen,<br />

Worauf


auf bestünde, das Wir müssen weiter Instruiret werden, Vndt<br />

S. Churst. Durchl. ohne die Stände nicht Tractiren tönte,<br />

So mäste man sehen wie man solch Impedimenti auß dem<br />

Wege Neumete. Aber S. Churst. Durch!, rhetten nichts bey<br />

<strong>der</strong> Sachen, Sie hetten Pommern zur Sarisfaction gcfür<strong>der</strong>t,<br />

Vndt würde Ihnen nichts darauf gebohten, nur das Herr Lo-<br />

ben sagte, <strong>der</strong> Churfürst würde lieber sterben, vndc alles daran<br />

selben ehe solches geschehen folte, Vndt suchten inmittelst Fran-<br />

zösische vndt Holländische Mediation, Vndt geschehe doch nichts<br />

bey <strong>der</strong> Sachen, Es schiene das <strong>der</strong> Churfürst Zeitt zu ge-<br />

winnen suchte, aber die Zeitt tönte für S. Churfl. Durch!,<br />

noch woll schlimmer fallen, itzo würde die Sache auf S.<br />

Churst. Durch!, ankunfft Verschoben, wehren also lautler ter-<br />

ßivel'5ati0N65, Vndt sagtten S. Ercell. Ihr Churft. Durch!,<br />

hetten nur 2 Wege. ^1. das Sie Sich Oittkeßorioe erkleh-<br />

ren müsten, es tönte nicht sein, Sie tönten <strong>der</strong> Cron Pom-<br />

mern nicht lassen. ^6. 2. Müsten Sie Sich erklehren, vndt<br />

Vorschlege thuen waß Sie den entlichen thuen wolten, den<br />

bißhero wehre nichts odü^ioi-ie Vorgebracht, Wie Wir hier-<br />

auf andtworttelen, das Wir vor den Chursürstl. Aranden-<br />

burgisch. Herren Gesandten Vernoinmen, das S. Churft. Dnrchl.<br />

gemeinet Vermittelst gewisser Conditionen die Tractaten milt<br />

<strong>der</strong> Cron Schweden fürzunehmen, alß 1. das Franckreich vndt<br />

Hollandt die Mediation dabey hetten, 2. das Sie <strong>der</strong> Pom-<br />

merschen Stande guthachcen darüber Vernehlnen möchten 3.<br />

das Ihr ein äquivalent von dell Königl. Schwedischen Herrn<br />

Legatis fürgeschlagen würde. Darauf gaben S. Ereell. zur<br />

andtwortt 3(1 1 Das Sie ohne erholte resolution auß <strong>der</strong><br />

Cron keine Solenne Mediation annehmen tönte, zwar das<br />

Sie dazwischen redeten Vndc Vorschlege thetten, wollen Sie<br />

alß eine entrennse woll geschehen lassen, aber alß eine Media-<br />

tion tönten Sie es nicht annehmen, zu dem So nehmen Sich<br />

die Französische vndt Holländische Gesandten <strong>der</strong> Pommerschen


89<br />

Sachen nicht gross an, Vndt wehren inson<strong>der</strong>heit die Hollän-<br />

dische^ dieselbe fast 31000 pede Verbey angegen, Vndt hetten<br />

nnr mitt weinig Wordten Ihnen dieselbe recommendiret, <strong>der</strong><br />

gestalt, die Cion Schweden möchte in <strong>der</strong> Pommerschen Sache<br />

also Verfahren, das alles mitt des Churfürsten Consenß ge-<br />

schehe, solches wehre auch <strong>der</strong> Gron Meinung?, Nun aber<br />

wehre es an dem weill Sie gantz Pommern für<strong>der</strong>ten, das<br />

Sie würden etwas bieten müssen.^ä 2. Wan S. Churst.<br />

Durchl. sagten das Sie ohne <strong>der</strong> Stände oonsenß nichts thuen<br />

tönten, So müste man darauff gedencken wie das Impedì-<br />

menwm tönte auss dem Wege gereümet werden ^d 3. Ein<br />

äquivalent würden Sie nicht Vorschlagen, Son<strong>der</strong>n das müste<br />

<strong>der</strong>. Kayser vndt die Reichs Stände thuen. Wo Sie etwass<br />

fürfchlagen sollen, würden Sie in Vngern etwafs benennen,<br />

Wir regerirten das solches S. Churst. Durchl. gar zu weit<br />

entlegen, Worauf <strong>der</strong> Herr Legatus sagte So möchte Chur<br />

Vrandenburgk etwas in <strong>der</strong> nähe fürschlagen, welches Wir<br />

erachteten das es auch nicht füglich werde geschehen können,<br />

den Wan Necloi- es thete winde Er OclS5M'i5 et 8tntuum<br />

Int6t-e53entlum odium auf Sich laden, Vudt nicht so viele<br />

Nachdruck haben alß wans die Cron thete. Der Herr Lega-<br />

tus sagte die Churft. Brandenburg. Gesandten weren gestern<br />

bey den Franhosen gewesen, was dor Sachen halber für ge-<br />

lauffen, würden Sie vemb 4 Vhr erfahren, weill die Franzö-<br />

sischen alßdann zu Ihr kommen würden, Entlich erinnerten<br />

Wir S. Ercell. das Sie zugesagt den Punct wegen <strong>der</strong> va-<br />

arenden Prälaturen savoi-Idililer in die Eron zu referiren.<br />

Worauf Sie gesagt Ja, Sie hellen es bereits gethan, Vndt<br />

haben Wir damitt Abschiebt genommen.<br />

Den 15. September haben Wir den Churst. Gesanten<br />

Herr Fromhollen welcher newlich von Münster gekommen, an-<br />

gesprochen, Vndt Ihme de advenw gratuliret, Vndt gebeh-<br />

ten von dem Iehnigen was etwa bey anwesenheit <strong>der</strong> Fran-


90<br />

tzössschen vndt Holländischen Gcsanten <strong>der</strong> Pommenschen Sache<br />

halber Vorgelauffm, Vnß part zu geben, Worauf Er prae-<br />

INÏ33A ßi'iililii'um aotittiie pro viziwtione, berichtete das die<br />

Frantzosen mitt Ihrer Satisfaction zu Münster Richtig?, Vndt<br />

mehrentheils darümb herüber gekommen, das die Eron Schwe-<br />

den mitt S. Churf. Durch!, zu Ärandenb. veber Pommern<br />

auch möchte Verglichen werden, Nndt hetten Sie dem herkom-<br />

men nach den Französischen Ambassadeuren die erste Visite ge-<br />

ben, welche darauf die revisite bey Ihnen wie<strong>der</strong> abgeleget,<br />

Vndt zwar bey <strong>der</strong> ersten Visite hetten die Frantzosen Sich<br />

zimblich importun gestellet, Vndt hart darauf gedrungen das<br />

Sich die Herren Lhurst. Gesandten wegen Pommern entlich<br />

erklchren möchten, Vndt eyleten mitt dem Frieden sehr, hetten<br />

Sich auch Vernehmen lassen, das Sie nach <strong>der</strong> Churft. rcso-<br />

lution nicht lenger warten köuten, Worauf die Churst. Vran-<br />

deuburgischen als Herr Loben, Herr Wesembec vudt Er zur<br />

audtwordt gegeben, das <strong>der</strong> Mangell nicht bei Ihuen wehre,<br />

den Sie sich schon wegen S.. Churfi. Durchl. Vernehmen las-<br />

sen, das Sie zu besür<strong>der</strong>ungk des lieben Friedens die Tratta-<br />

teli mitt <strong>der</strong> Cron Schweden auf nachfolgende (^undilion^Z<br />

anzutreten geineinet. Alß l. Wau die Cron Schwedell Sich<br />

zuvor erklehrete von gaul^ Pommern abzustehen, 2. das S.<br />

Churft. Durchl. ohne <strong>der</strong> Pommerschen Stände Cousenß vudt<br />

einrahten bey <strong>der</strong> Sachet! nichts thuen möchten, den Sie weh-<br />

ren Ihnen Vermöge <strong>der</strong> Erb Verträge hartt Verobligirt, De-<br />

rowegen müsten den Stenden nun freye zusammenkunfft Ver-<br />

stattet werden, damitt alles le^itimo modo geschehe. 3. Das<br />

von den Königl. Schwedischen Herrn Legatis alßfortt ein ae-<br />

qvi','alent für das Iehnigc Stücke So S. Churss. Dnrchl.<br />

von Pomlnerli inüste fahren lassen, benennet würde ^. das<br />

Sie, die Französische vudt Holländische Interposilion zum we-<br />

nigsten alß eine entrenuse annehlnen »lochten. 5. Das die<br />

Königl. Schwedischen einen gewissen Ortt von Pommern be--


91<br />

nennen möchte, welchen Sie zu behalten gedechten die Herren<br />

Franzosen hetten gesaget, die Schweden bestünden noch auf<br />

ganlz Pommern, Vndt würden nümmer dazu gebracht werden,<br />

können das Sie sollen vyn Pommern etwaß vorschlagen vndt<br />

benennen, die Chnrf. Vrandenburgischen möchten es thuen ^und^<br />

etwaß gewisses Specificircn, damitt man zum handelt kehmc, N<br />

contra hetten Sie, die Vrandenburgischen hoch betewret das<br />

S. Lhurfl. Durch!, bestendige Meinung wehre, bey diesen con-<br />

ditionen zu verharren, Vndt hctten daneben gebehten, die Her-<br />

ren Französischen wollen die Herren Schwedische dahin dispo-<br />

nircn das Sie von Ihrem vnbilligen postulato ahstehen möch-<br />

ten, Vndt wehren Kino inde Harfe reden bey dieser Visite vor-<br />

gefallen. Des an<strong>der</strong>n tages weren die Franzosen wie<strong>der</strong> bey<br />

Ihnen gewesen, Vndl hetten in Reden sich etwaß mo<strong>der</strong>irter<br />

bezeyget, Vndt folgende Vorschlege gythann. 1. Das S. C. D.<br />

den Schweden lassen möchten ganh Pommern, Vndt dagegen<br />

zum aeqvivalent nehmen das Ertz Stijft Bremen, das Stifft<br />

Vörden, Halberstadt, vndt die Fürstenthümber Schlesien, Groß-<br />

glogow, vndt Vagen 2. o<strong>der</strong> den Herren Schweden Vor Pom-<br />

mern nebenst <strong>der</strong> Stadt Stettin lassen, Vndt dafür zum ac-<br />

qvivalent Halberstadt nehmen o<strong>der</strong> aber 3. Ihnen Vor Pom-<br />

mern allein lassen, ohne einiges aeqvivalcnt vndt erstattungk,<br />

Wie nun Sie die Churf. Vrandenburgischen Vermerckt das<br />

solche Vorschlege von denn Schwedischen herrühreten, hetten<br />

Sie darauf rundt außgesaget, das S. Churf. Durchl. <strong>der</strong>en<br />

keinen annehmen würde, es möchte gehen wie es wolte, aber<br />

wan die Schweden Lust zum Frieden hettcn, Vndt ertregliche<br />

fürschlege geschehen, wehren Sie zu den Tractaten gnungsamb<br />

gevolmechtigt, Vnvt wehren dabey auch geblieben S. Ehurf.<br />

Durchl. tönten nichts thuen, Sie müsten Sich den Vorhero<br />

milt den Pommerischen Ständen besprechen, Vndt alß Sie da-<br />

neben erwehnet das die Pommerische Stände Ihre Deputirte<br />

alhie hetten, hetten Sie gefraget, Ob Wir den auch Volmacht


92<br />

von den Ständen hetten, Worauf Sie geandtwortet das Wir<br />

Vnß alß Deputirte legitimiret, aber auf solche alienation moch-<br />

ten Wir woll nicht Vollmacht haben, Derowegen S. Churf.<br />

Durchl. nohtwendigk <strong>der</strong> Stände Rhatt vnd gutachten in die-<br />

ser Sache haben müste, Gütlich hette Herr Frombholl; zu den<br />

Französischen Plenipotentiariis gesagt, Wie Sie so hartt in<br />

Ihn gedrungen vo3tt-6 3>t(;356 me tundra für einen Schelm<br />

Worfern S. Churf. Durchl. ohne <strong>der</strong> Pommerischc Stande<br />

einrahten fürschlege thuen werden, Son<strong>der</strong>n es müsten die<br />

Vorschlege von Schwedischer Seiten herkommeit, Vndt damitt<br />

weren Sie von einan<strong>der</strong> geschieden, Darauf fragte nun Herr<br />

Frombholt, Ob Wir nicht Volmacht heten Vorschlege-zu thuen,<br />

vndt cinzurahten, Weilt Vnß des Landes beschaffmheitt am<br />

besten bekandt, Wie Wir nun darauf andtwortteten, daß Wir<br />

keine an<strong>der</strong>e Volmacht hetten alß Naß Wir schriffclich einge-<br />

geben, die Stände auch Verhin<strong>der</strong>t wurden zusammen zu kom-<br />

men, Wolte Gr darauf nicht acqviesciren, Son<strong>der</strong>n sagte S.<br />

Churf. Durchl. würde den fürschlagk voll den Pommerschen<br />

Stauden erwartteten, Worauf Wir replicirten, ^van schon die<br />

Ponnnerische Stande zusammen kehmen, nn'n'detl Sie doch keine<br />

Vorschläge thuen waß vom Lande zu vebergeben, dcz! solches<br />

würde wie<strong>der</strong> Ihre Pflicht lauffen, haben Ihme dabey eilie<br />

Copey von dein Huldiguugs Eyde zu Communicircu Verspro-<br />

chen, Er bliebe aber dabey das S. Churf. Durchl. auch keine<br />

Vorschlege thuen würden, Wir sagten, so müstrn es die Schwe-<br />

den thuen, Die hetten schon gaM; Pommern Vorgeschlagen,<br />

Welches S. Churf. Durchl. an die Pommerische Staude tonte<br />

gelangen lassen, Vndt <strong>der</strong>en Meinung darüber einholen, Wie<br />

Woll dieselbe inner 7 o<strong>der</strong> 8 Wochen wegen ferne des We-<br />

ges alhie nicht wie<strong>der</strong> sein konte. Hiebey rcferirte <strong>der</strong> Herr<br />

Gesandter, das S. Chuvf. Durchl. den 21. Septbr. zum Ver-<br />

li'n auf seil!, vndt dieser Oertter kommen würde. Alß Wir<br />

Vnß auch erkundigten was die Hollän<strong>der</strong> bey <strong>der</strong> Pommeri-


93<br />

schen Sachen thetten, berichtete. Er das Sie Sich gar Kalt-<br />

sinm'gk dabey bezeigetcn, mitt fürgeben> Sie hellen nochkeme Last<br />

davon, Worauß erschiene, das Sie bey <strong>der</strong> Sachen nichts thuen<br />

würden bis Sie Ihren 1>evi5 mitt Hispanien geschloffen,<br />

Es erwchnte auch <strong>der</strong> Herr Abgesandter das Vraunschweigk<br />

ein Auge auf das Stifft Halberstadt haben möchte > Vermeinte<br />

auch das Hechogk Christian Ludowich von Braunschweigk<br />

Sich mitt dem Eltesten Frewlein von Hessen in Hewrahtt<br />

einlassen würde.<br />

...Den 16. Septbr. alß Wir wegen des Herzogen zu Croy<br />

Fürstl. Gliad. beym Herrn Salvio waren, kamen Wir.Vnter<br />

an<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Pommerschen Sache zu reden, Ob dieselbe,<br />

zwischen <strong>der</strong> Cron vndt S. Churf. Durchl. zu Brandenb. könte<br />

in gute beygeleget werden, dabev S. Ercell. zu verstehen ga-<br />

ben, Sie wüsten nichl? wie es noch damitt werden würde.<br />

Für etlichen Jahren hette zwar <strong>der</strong> Herr Graff Oxenstirn<br />

vndt Er. Commission gehabt mitt S. Churf. Durchl. wegen<br />

Pommern particular tractaten für zu nehmen, Herr Graff<br />

Orenstirn hette auch solches zu Stettin Herr Leüchtmarn zu<br />

verstehen geben, Er Herr Salvius hctte durch den General<br />

Vllzchumb zum Berlin auch andeuten lassen, das. Sie Volmacht<br />

wcgcn Pommern zu tractiren hetten, Damahlen hetten Ihr<br />

Konigl. Maytt. zu Schweden gern gesehen das man für den<br />

Friedens tractaten Sich mitt S. Churf. Durchl. Verglichen,<br />

damilt die gemeine Sache contra OatkoliooF desto besser hette<br />

mögen forttgese^et werden, Aber an Vrandenburgischer Seiten<br />

hctte man nichts dabey gethan auch nichts eins die ratitio^tio-<br />

New a, mÌ3lilii außandtwortten wollen, dcrhalben man es also<br />

geschehen lassen müssen, Nun aber hetten Sie ein außdrücklich<br />

Verboth mitt S. Churf. Durchl. In ^rüoulari nicht zu tractiren,<br />

Son<strong>der</strong>n die Pommersche Sache in die gemeine Tractaten kommen<br />

zu lassen, den Wan Sie chundt a part mitt S. Churf. Durchl.<br />

cractiren sollen, müsten Sie Ihme ein aeqvivalent schaffen,


94<br />

welches Sie nicht thuen konten. Wir indigitirten darauf das<br />

noch iho <strong>der</strong> bequembste Weg sein würde, wan zwischen <strong>der</strong><br />

Cron vndt S. Churf. Durch!, die gütliche trattaten fürge-<br />

nommen würden, damit das Evangelische Wesen desto fügli-<br />

cher zum guten Stande konte befür<strong>der</strong>t werden, Vndt alß<br />

Wir weiter S. Ercell. wegen <strong>der</strong> Pommerschen Stende den<br />

puncwm ?!-IeZi(Iioi-um vndt <strong>der</strong> kiceliten erinnerten, Sag-<br />

ten S. ErceN. Sie hetten die neben accordaten Welche Wir<br />

Ihr commuuiciret, Verlesen, Vndt sehen das die Pommerischen<br />

Stände in diesen beyden Puncten woll fundiret Vndt konten<br />

Wir bey solchem iniziamento Verpleiben, Wir erinnerten auch<br />

S. Grcell. Vnsers Jüngsten Memorials ia puncto OunveiUnum<br />

vndt erschung <strong>der</strong> Praelaturen Worauf S. Ercett. kürzlich<br />

sagten das Sie daffelbe cum ,6(^0mm


Liccnten solches nicht zugeben könlen, Wans'dazu kehme, würden<br />

die Reichstände woll mitt, vigiliren. Wie Wir quch von<br />

dem puncto ^i-IV2minuN Lvgnz^liool-uni zu reden kahmen,<br />

Vernahmen Wir das <strong>der</strong> Herr Gesantsr mitt den Churst. Sächsischen<br />

Vorschlegett nicht einig war, Ändt sagte das durch den<br />

Prager Friede den Evangelischen grosse Angelegenheit zugefüget<br />

worden, Vndt itzo da dit Sacheü wie<strong>der</strong> die Catholischen<br />

im zimblichett Stande wrhrett, wolle S. Churst. Durchl. nicht ><br />

mitt assistiren vndt cooperiren helffen, Son<strong>der</strong>n führten 56^arata<br />

Consilia) man würde Sich aber Evangelischen theils<br />

nichts daran kehren, Vndt Gott walten lassen, die Katholischen<br />

hetten zwar eine schlechte erklehrung von Sich geben, vndt<br />

Vermeinten die Evangelische damitt zu schrecken, wollen auch<br />

dieselbe niemahl schriftlich ei'tradiren ohne das Dnan^I einem o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>n Gesandten dieselbe communicirte, Vermeinte aber Sie<br />

würden noch eine an<strong>der</strong>e erklehrungk herauß geben, welche<br />

Vieleicht -nicht Viel besser sein dürffle, man würde Sie eben<br />

so wenig acceptiren, Was sonstett die Catholische Vor OontradictioneZ<br />

gegeben, weren Lappalia vndt wehren So wie<strong>der</strong><br />

einan<strong>der</strong>, alß wan man Sagte <strong>der</strong> Affen ist schwartz, darümb<br />

kan die Thür nicht Weiß sein.<br />

Den 48. September Sein die Herren Französische Gesandten<br />

wie<strong>der</strong> nach Münster verreiset.<br />

Lnäem 6io haben Vnß die herrett Churst» Vrandenb.<br />

Gesandten alß <strong>der</strong> Freyherr von Loben Herr Wesembec vndt<br />

Herr Frombholt zu Sich erfür<strong>der</strong>n lassen, wie Wir nun erschienen<br />

hatt woll gemelter Freyherr von Loben proponirt, Vndt<br />

weittleüfftig angemeldet, was dieser tage zwischen den Franzzoscn<br />

vndt Ihnen wegen Pommern Passiret, welches dahin<br />

außschluge das Sie instendig vndt mitt drewen urgirten das<br />

S. Churfi. Durchl. ein von den beyden lezten Vorschlegen<br />

acceptiren folte, dabey allerlay bedrüuwungm Vorgängen das


96<br />

also die Sache auf ertremitätett bestünde, zumahlen die Vor-<br />

schlege also beschassen das S. Churst. Durch!, dieselbe nicht<br />

eingehen konten, Weil! den nun an<strong>der</strong>e fürschlege zur Hand-<br />

lung geschehen müsten, Vndt S. Churf. Durchl. noch dabey<br />

blieben, das Sie ohne <strong>der</strong> Pommcrschen Stände einrahten<br />

nichts thuen wollen, alß begehrten die H. H. H. Gesandten<br />

von Vnß <strong>der</strong> Stände Meinung zu wissen, damitt Sie Sich<br />

darnach zu richten hettcn. Worauf Wir zur audtwordt ga-<br />

ben, das Wir nicht gerne Vernehmen, das es wegen Pommern<br />

in so schlechten tei-minis stünde, Von <strong>der</strong> Pommcrschen Stände<br />

meinungk aber was hiebey zu thuen, konten Wir nichts an-<br />

<strong>der</strong>s Sagen alß waß Wir neulich wegen dieser tractaten denn<br />

Churfl. Herren Gesanten alschon schrifftlich vebergeben, Da<br />

sie<strong>der</strong> hellen die Stende nicht können zusammen kommen, wöill<br />

man Ihnen die Condente verbotten, Dofern über die Cron<br />

Schweden von Pommern in gute nicht abzubringen wete,<br />

werde nötig sein den Pommcrschen Ständen S. Churst. Durchl.<br />

Mciiuingk erst zu eröffnen, was Sie Frieden halber vndt vcmb<br />

mehr Vludt vergessen zu verhüten von Pommern fahren zu<br />

lassen gemeinct, Wan Wir solches Vernehmen, wollen Wir<br />

bey <strong>der</strong> eben den tagk noch abgehen<strong>der</strong> Post denn Pommer-<br />

schen Ständen davon Part geben, die würden Sich alßdan ge^<br />

bühreudt wissen darauf zu erklehrcn. S. Ercell. <strong>der</strong> Herr<br />

von Loben repetirte, Sie hellen Vermeinet Wir würden etwaß<br />

mehres in Iiiztrucliane gehabt haben. Alß es Sich aber an-<br />

<strong>der</strong>s befunde, vndt die Cron Schweden Eich von Ihrem Vor-<br />

schlage nemblich gantz Pommern zu beHallen nicht abgeben<br />

wolle, die Franhosen aber darauf drungen, das S. Churst.<br />

Durchl. vor Pommern ohne äqvivalent <strong>der</strong> Cron lassen sollen,<br />

welches Sie aber nimmer lhuen würden, So würden Sie ge-<br />

nötigt zu an<strong>der</strong>n Vorschlegen zu schreitten, auß Vielen wichti-<br />

gen Vrsachcn, alß 1. Das die Herren Schwedische Gesandten


97<br />

S. Churff. Durchs, allenthalben beylegten Sie weren zu kei--<br />

nen tractaten geneigt, Vndt würde durch Sie alleine das<br />

ganlze Friedens Werck stühigk gemacht/ darüber kehmen S.<br />

Churst. Durch!, in aUer Reich Stände Haß alß welche des<br />

Friedens hoch begierigk wehren. 2. ließen Sich dieselbe auch<br />

bedrewlicher Wordt Vernehmen, das S. Churst. Durchl. Sich er-<br />

klchren müsten Vndt hetten durch den Hessischen Gesandten Ih-<br />

nen sagen lassen, wofern es nicht geschehe, Vndt nur sagen<br />

würden, das Sie es Gott befehlen wollen Sie solches für<br />

eine dsnunciation doli! halten, Vndt wan Sie nur ocher auss<br />

<strong>der</strong> Cron bekehren, es an<strong>der</strong>s angefangen werden müste 3.<br />

Wan es zu extremiz geraten folte, das nicht allein S. Qhurst.<br />

Durchl. Pommern, Son<strong>der</strong>n auch alle <strong>der</strong>o Märcksche Lande<br />

in gefahr dadurch gelehet würden, 4. Vornemblich Weill S.<br />

Churst. Durchs für <strong>der</strong> handt zur resistenh nicht geschickt, o<strong>der</strong><br />

wan auch nur dem General Major Wittenberg! or<strong>der</strong> auf<br />

die Marck ertheilet werden folte, Ihme kein wie<strong>der</strong>standt wle-<br />

<strong>der</strong>fahren könte, 5. Liessen Sich die Französischen auch auß-<br />

drücklich Vernehmen, das Sie öemb Ihr Churst. Durchl. zu<br />

Vrandenburgk willen, den Frieden nicht aufhalten Son<strong>der</strong>n<br />

mitr dem Schluß Verfahren würden/ y<strong>der</strong> man würde 6. auf<br />

em an<strong>der</strong> erpcdient gedencken das etwa im Rom. Reich ein<br />

Stillstandt auf 30 Jahr gemachet würde, alßden würde die<br />

Üron nicht allein Pommern Son<strong>der</strong>n auch Driesen, LandtS-<br />

bergck, Garleben/ vndt waß Sie sonst noch mne hetten, in<br />

wehren<strong>der</strong> ztitt behalten, dürfften auch noch woll weitter vemb<br />

Sich greiffett 7. Auss die Hollän<strong>der</strong> hetten S. Ehurst. Durchl.<br />

Lich nichts Würcklichs zu verlassen den es weren nur lauter *)<br />

üielweniger aber 8. auf die Evangelische Stende, welche 6e-<br />

;ic!el'io ?aois woll in gaiih Pommern Consentiren möchten.<br />

). Der König bon Pohlen würde auch nichts mehr thuen,<br />

^ Lücke in <strong>der</strong> Handschrift<br />

VI. l. 7


98<br />

alß l'lw durch Seinem Residenten geschehe, Gr könte auch ohne<br />

Consenß des Reichs nichts Würckliches prästiren, Vndt wan<br />

schon 10. I^e^num ?0loni3e etwas thuen, Vndt S. Churfl.<br />

Durch!, etwa 15 o<strong>der</strong> 10000 Mann zu hülsse Sendeten, duvffte<br />

man, Wan die bezahlungk so schnür stracks nicht erfolgete,<br />

woll das Hertzogthum Preussen dafür behalten wollen. Diese<br />

rationes Verhosstcn S. Ercell. so hoch wichtig zu sein, das<br />

niemandt S. Churfl. Durchl. Verdencken würde, das Sie mitt<br />

einem o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Vorschlage Herfür kehmen, darauf eröffne--<br />

ten Sie Vnß Ihre Instruction das nemblich S. Churfl.<br />

Durchl. vemb Friedens willen, <strong>der</strong> Cron Schweden das halbe<br />

Fürstenthumb Rügen, vndt da dasselbe nichr zulangen wolte,<br />

das gantze Fürstenthumb <strong>der</strong> Cron veberlasscn wolle, dabey<br />

Wardt auch einer zugäbe gedacht, von <strong>der</strong> Stadt Demmin<br />

vndt dem Treptowischen Wer<strong>der</strong>, Vndt den entlich das S.<br />

Churf. Durchl. den gantzen Ortt zwischen dem Mehre vndt<br />

<strong>der</strong> Pehne zulcgcn wolten, Jedoch das Ihr die Schiffahrt bey<br />

Wolgast frey bliebe, vndt ein aeqvivalent gegeben wurde,<br />

Vndt wardt desfals auf Grossglcgow vndt Sagan gczichlct,<br />

wiewoll die Kayserl. Gesandten, Ihnen denn Chur Branden--<br />

burgischcn schon fürgeworffen, das Sie des Kaysers Lan<strong>der</strong><br />

begehren dürfftcn, Worauf Sie aber geandtwortett: Sie het-<br />

ten Vermeint -das Ihr Kayserl. Maytt. Sich Ihrer geschwo-<br />

renen Kapitulation erinnern, Vndt S. Churf. Durchl. Lan<strong>der</strong><br />

nicht wcgk geben sollen, S. Churf. Durchl. hetten noch nichts<br />

dagegen fürgeschlagen, dm Sie Pommern gerne selber behalten<br />

vndt einem an<strong>der</strong>n das Seinige lassen wollen, Darauf die<br />

Kayserl. Gesandten nicht gestehen wollen, das Sie Pommern<br />

wegk gegeben, Son<strong>der</strong>n nur daß Kayserl. Interesse vndt mit<br />

consenß <strong>der</strong> Interessenten, vndt weilln nun pcrioulmn in morll,<br />

begehrten die Herren Churf. Gesandten, Wir mochten diese<br />

Vorschlege ann Vnsere Herren Principalen bey dieser abgehen-<br />

den Post bringen, damitt Wir aufs schleunigste wie<strong>der</strong>ümb


99<br />

andtwordt vndt Instruction haben konten, Wlr theten Vnß<br />

pro 50mmunioQti0N6 bedancken, Vndt nahmen an diese Vor-<br />

schlege in höchsten Verträgen an Vnsere Herren Principalen<br />

zu bringen, baten aber dabey die Herren Gesandten wollten<br />

damltt so lange in ruhe stehen, biß das <strong>der</strong> Pommerischen<br />

Stande gutachten darüber einkehme, auch S. Churst.Durchl.<br />

dieselbe ferner.<strong>der</strong>mässen recommendiren, das ohn Ihr einrahten<br />

vndt, Verwilligung wegen .<strong>der</strong> Pommerschen. Lande kein schluss<br />

möge gemacht werden. Die Herren Gesandten nahmen an bey<br />

S. Churf. Durchl. solche recommendation in Ihrer relation<br />

abzulegen, Vndt begehrten, Wir möchten Ihnen 1 Par Pom-<br />

mersche liandt Carlen geben,.,darin die Grentzen dieser Vor-<br />

fchlege bezeichnet wehren, damiti Sie desto besser sich darauß<br />

informiren möchten, Womitt Wir Abscheidt genommen.<br />

Den 20. Septbr. Sein Wir bey des Herrn von LöbenS<br />

Ercell. gewesen vndt Ihne Copei von dem Iehnigen was Wir<br />

an die Herren Landtstände geschryben, zugestellet, damitt Sie<br />

sehen tönten, ob Wir die Vorschlege recht ein genommen, Stcl-<br />

leten Ihr auch daneben die bceden gezeichneten Landt Carlen<br />

zu, Vndt erinnerten, weill die Herrn Stralsundische Deputaten<br />

an diesen Vorschlägen höchlich interessiret, S. .Erccll. möchten<br />

dieselde auch für<strong>der</strong>n lassen, vndt Ihnen dieselbe eröffnen,<br />

welches Sie annahmen, bey dieser occasion berichtete S. Ercell.<br />

in hohen Vertrauwen das Ihr Duc de Longeville sagen lassen,<br />

man solle Sich ili punoto 82liFs2ctÌ0QÌ5 wegen Pommern<br />

nur hartt hallen, den es tönte noch woll gutt werden, S.<br />

Ercell. eröffneten auch das Sie gemeinet wehren ehister tagen<br />

den Herren Schwedischen eine Visite zugeben, Vndt Nerhossten,<br />

wan Sie 8ud rItitioatioNS <strong>der</strong> Pommerischen Stände einen<br />

von obigen Vorschlcgen thetten, es würde Vnß solches nicht<br />

zuwie<strong>der</strong> sein, Vermeinten aber das die Schwedischen nur<br />

Hönisch darauf sein würden das man sogar ein geringes bolle.<br />

VI. 1. 7 5


100<br />

Wir repetirten Vnsere vor 2 tagen gethane bitte, Wofern aber<br />

das Werck keinen anstände leiden wolle, müsten Wir geschehen<br />

lassen das mitt dem Botte ein anfangt gemacht würde, jedoch<br />

das es 8ul) SXPI-S5SÄ oondilioiie ratiticittioniz <strong>der</strong> Pommerschen<br />

Stände geschehe, weil! Wir darauf im geringstell nicht<br />

befehligt wehren, Nie Wir nun darauf wie<strong>der</strong> vom aeqvivalent<br />

zu reden lahmen, zeigete Vnß S. Ercett. einen bericht<br />

von Großglogow, worin enthalten, das solch Fürstenthumb<br />

16 Meile langk vudt 10 Meile breit wehre, vndt das viele<br />

Herren Standts Personen vndt Adelichc Geschlechter (Welche<br />

300 Ritterdienste hielten) darin Wohneten. Itein wie Viele<br />

Dossier darin belegen <strong>der</strong>en an die 600 Wehren, die Vier<br />

acciß vndt Saltz zoll hettm Sich ^o. 1628 etwa auf 80 o<strong>der</strong><br />

100000 Rthlr. belauften, itzo aber wehreu solche Intraden<br />

wegen Mangell <strong>der</strong> Leüthe etwaß in abgangk gerahten, Vndt<br />

berichteten S. Ercell. das die Landtstände selbigen Fürstenthumbs<br />

Sich Vernehmen lassen, Wan es dahin tonte gebracht<br />

werde, das Solch Landt Ihr Churf. Durchl. zum aeqvivalent<br />

geben würde, so wollten Sie zum Acceß S. Churf. Durchl.<br />

eine ansenlich Sum Geldes woll 30 pro 100 Verehren, die<br />

Stadt Glogauw were sonsten auf 1200 Vürgerheüser angeschlagen.<br />

Hiebey sill auch in disoui-su für, das etzliche Hollaildische<br />

Stende nicht gerne sehen das S. Churf. Durchl.<br />

Sich mitt <strong>der</strong> Princessin von Orenge Verhewrahten, nachdem<br />

Sie Ihrem Herr Patter dem Princen nicht trauweten.<br />

Noäem 6ie Ist <strong>der</strong> Herr Graff von Wittchenstein wie<strong>der</strong><br />

alhie angelanget.<br />

Den 23. Septbr. haben Wir den Herr Grassen von<br />

Wittchensteitt besucht, Vndt S. Ercell. wegen Ihrer glücklichen<br />

wi<strong>der</strong>kunfft gratuliret, Vndt waß Wir in Ihrem abwesen voll<br />

den Französischen Vorschlegen Vernommen, referlrt, Weill<br />

Wir aber Vernommen, das S. E.rcell. <strong>der</strong> Herr Graff O.ren-


stirn gestriges tages eine Visite gethan, Vndt Sie zimblich<br />

lange beyeinandor gewesen, baten Wir S. Ercell. wolten Vuß<br />

davon part geben, Wass wegen des Hertzogthumb Pommern<br />

weiter Vorgangen. S. Ercell. bedanckten Sich <strong>der</strong> beschehe-<br />

nen gratulation, Vndt berichteten das Sie von Ihren Herren<br />

Collegen erfahren, Wass die Franhosen S. Churf. Durchl.<br />

für oonäitionSZ Vorgeschlagen, welches rovere keim oondl-<br />

ti0N63 Son<strong>der</strong>n beschimpfungcn gewesen, S. Ercell. Letten<br />

deswegen an Duc de Longeville geschrieben, aber noch keine<br />

andtwort bekommen. Gestern hette Herr Grass Orenstirn Ihr<br />

' eine Visite geben, dabey weren Nedo von Pominern gefallen,<br />

Vndt hette entlich dor Herr Grass Orenstern, Sich so weit<br />

herauß gelassen, das Sie keine an<strong>der</strong>e Or<strong>der</strong> hetten, alß auf<br />

Vor Pommern nebenst <strong>der</strong> Stadt Stettin vndt dem Stiffte<br />

Cammin zu bestehen, Jedoch möchte vemb das StifftCammin<br />

. noch woll zu handeln stehen, Woselbst auch ein gut?r See<br />

Haffen were. Wie nun S. Ercell, gesagt das Ihr solches<br />

zu vernehmen leidt wore, den S. Churf. Durchl. konten darin<br />

nicht willigen, zumahlen die Stadt Stettin S. Churf. Durchl.<br />

Ihres eigenen Estats wegen nicht zurück lassen loute. Am,<br />

Stiffte Cammin aber hetteu Sie nichts alß die ^ura ?2tr0^<br />

natu3) Son<strong>der</strong>n es gehorte dem Herzogen von Lroy zu, Vndt<br />

dabey remonstriret waß für schaden dem Evangelischen Wesen<br />

darauß entstehen könte, wan man S. Churf. Durchl. Vnm3g<<br />

liche Dinge anstelleto, hette S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass Oren^<br />

stirn geantwortet, S. Churf. Durchl. dürffle dem Hertzogk<br />

zu Croy das Stifft Camin nicht lassen, <strong>der</strong> Herr Grafs von.<br />

Wittchenstein aber hette repliciret, das S. Churf. Durchl. dem<br />

Hcrtzog zu Croy das Stifft Cammin Versprochen, Waß Sie<br />

nun einmahl zugesagt das würde Sie Churfürstlich halten,<br />

Vndt Ihr Wordt nicht hinterziehen, Darauf were <strong>der</strong> Herr<br />

Grass Orenstirn auf eiuen an<strong>der</strong>n discours gefallen, Vndt.<br />

gesagt: Das Ihme die Frantzosische Vorschlege nicht gefiehlen,


102<br />

Vndt son<strong>der</strong>lich daß S. Churf. Nurchl. wegen Vor Pommern<br />

kein acqvivalent haben folte, den solches wehre <strong>der</strong> Cron mei-<br />

nuug nicht, <strong>der</strong>owegen hetten Sie auch selbige Vorschlege ann<br />

die Königin nicht gelangen lassen wollen, entlich aber were<br />

es auf <strong>der</strong> Frantzosen anhalten noch geschehen, Vndt hette<br />

darauf Herr Grass Orenstirn fürgeschlagen, das die Chur<br />

Vrandenb. Gesandten, mitt den Kaiserlichen Wegen eines ae-<br />

qvivalents Tractiren möchten, Worauf aber S. Erccll. Herr<br />

Grass von Wittchenstein gesagt, Weilt <strong>der</strong> Kayser S. Churf.<br />

Durchl. Sein Landt wegk geben wolle, so würde <strong>der</strong> Chur-<br />

fürsil. Gesandtschafft nicht anstehen delz Kayserl. darüber trac--<br />

taten anzubieten, wan solches geschehe, würde mans für einen<br />

conscnß achten, vndt Ihnen nichts gestendig sein wollen.<br />

Worauf <strong>der</strong> Schwedischer Herr Legatus begehret, man mochte<br />

Ihnen nur an die Hand( geben, was die Cron von Pommeru<br />

haben folte, Vndt waß man für ein aeqvivalent begehrte, so<br />

wolten Sie schon ;u Wege bringen das die Kayserl. Ihnen<br />

den Lhur Ärcmdenb. sollen tractaten anbieten, Vndt wardt<br />

dabey erwchnet, Nan <strong>der</strong> Kayser von Seinen Landen etwass<br />

cntrahten solle, so würde Er wie<strong>der</strong> vemb Sich greiffen, Vndt<br />

von dem Neiche an Gelde o<strong>der</strong> Güttern erstattungk haben<br />

wollen, Alß nun <strong>der</strong> Herr Grass gesaget: Das man ja <strong>der</strong><br />

Cron Schweden schon das ganhe Fürstenthumb Rügen mitt<br />

einem aäditam^nto gebotten, hette Herr Grass Orenstirn ge-<br />

andtworttet das weren nur Lappalia, Vndt dabey geblieben,<br />

das die Lron Vor Pommern vndt die Stadt Stettin beyalten<br />

würde, Wie aber <strong>der</strong> Herr Grass remonstrircte das S. Churf.<br />

Nurchl. nimmer in Stettin verwilligen würde, hette <strong>der</strong> Herr<br />

Grass Orenstirn Sich vernehmen lassen, Wan die Cron Stet-<br />

tin nicht zu Vor Pommern bekommen tönte, so thete Sie<br />

besser das Sie Ihre Satisfaction in Westphalcn suchte. Wozu<br />

des Herr Grass Wittchensteins (5reell. Ihne gratuliret, Vudt<br />

gesagt, das solches die Evangelischen besser befür<strong>der</strong>n würden,


103<br />

den Wan itzo ein Vnglücklicher Streich von Evangelischer<br />

feiten fürgehen folte, So würden die Heuser Brandenburg?,<br />

Meckelbm'gk vndt HoNstein Sich mitt <strong>der</strong> Cron nicht conjun-<br />

giren können, S, Excell, aber Sagten Ob zwar Herr Oren-<br />

stirn von einer an<strong>der</strong>n Satisfacfion in Vestphalen gesagt,<br />

were nicht Viele darauf zu bauwcn, den Er helle woll ehe<br />

so Viele geredet. Darnach referirte S. Ercell. vom Zustande<br />

<strong>der</strong> Armeen das die Kayserl. 10000 Mann Stärcker alß die<br />

Schweden wehren, Vndt wan die Schwedischen sollen einmahl<br />

geschlagen werden, würde es vemh das Evangelische Wesen<br />

gar vebell beschaffen sein.<br />

Von dannen Sein Wir alßfortt zu des Herrn Lobens<br />

Ercell. gangen, Welcher Vuß weiter referiret, Das Er den<br />

Herrn Stralsundischen Abgeordneten gestriges Tages berichtet<br />

waß wegen Pommern diese Tage vorgefallen, Vndt begehret,<br />

Sie möchten Ihnen <strong>der</strong> Stadt resolution auf das Iehnige<br />

was Ihnen von wegen Ihr Churf. Durchl. Vor diesem pro-<br />

ponirt eröffnen, Vndt einretig sein, Was S', Churf. Durchl.<br />

anitzo zn thuen wehre, Sie hellen Sich aber noch nicht erkleh-<br />

ren wollen, fürgebende, das Sie von <strong>der</strong> Stadt noch keine<br />

andtwordt bekommen, Darauf hette Er Ihnen die bewuste<br />

Vorschlege and üäs «ilenlil offenbahret, Vudt <strong>der</strong> Stadt gut-<br />

achten begehret, Welches die Abgeordnete ad r^f^reliäum<br />

angenommen, Vndt gesagt, Ihre Principalen würden ohn<br />

Zweiffell Sich hierüber mitt den an<strong>der</strong>n Pommerschen Landt-<br />

ständen besprechen, Sie hellen Sich aber gar kleinmühtigk,<br />

dabey bezeiget, Vndt gehehten nur Ihren ai-liculum zn atten«»<br />

diren, Worauß S. Ercell. muhtmasten, das Sie fast so lieb<br />

bei Schweden alß S. Churf. Durchl. bleiben wollen.<br />

Den 30 Septbr. haben die Herrn Churfürst!, Brand. Ge-<br />

sandten Vuß durch den Herrn ZSor^wi-niin d!li6mnitmin be-<br />

richten lassen, das Sie in erfahrungk gekommen das die Kay-


serl. Gesandten <strong>der</strong> Lron Schweden Lor Pommern<br />

offerirct, <strong>der</strong>owegen so hetten Sie etliche i-iUiones anfgescizet,<br />

Warümb S. Churf. Durchl. darili nicht Conscntiren konten,<br />

Welche Er Vnß zustellete, milt begehren, Wir mochten die-<br />

selbe Verlesen, Woll erwegen vndt darauf <strong>der</strong> Herren Churf.<br />

Vrandenb. Gesandten Vnsere gut achtm darüber entdeckelf,<br />

welches Wir zu thun angenommen.<br />

^ ^<br />

II.<br />

B e y l a g e n ^<br />

23.<br />

Memorial Welches des heyl. Rom. Reichs Evangelische Chur<br />

Fürsten: vndt Stende bey diesen General Friedens Trac-<br />

taten Anwesenden Hochqnsenlichen Herren Abgesandten veber-<br />

geben.<br />

Waß Wir am 35. Febr. lauffenden Jahres auf die Kö-<br />

nigl. Schwedische Replic von wegen <strong>der</strong> Pommerischen Herren<br />

Landt Stände dienstl. eingebracht, Solches wirdt ohne Zlreif^<br />

fell noch in frischen gedachtenuß stehen, Vndt thuen Wir Vnß<br />

dabey höchlich bedangen, das man domahlen Vnsere Veberge-<br />

bene desi<strong>der</strong>ist Vor billig achten, vndl die Vertröstung thuen<br />

wollen, das <strong>der</strong>en zur gebühr geruhet werden solle, Nachdem<br />

Wir aber Vnterdeßen erfahren, das die König!. Schwedische<br />

hochansehnliche Herren Plenipotentiarii mitt Verferttigung eines<br />

an<strong>der</strong>n In5ti'liin6liti pan's, dabey das Werck entlich bestehen<br />

solte, beschcfftigt, vtidt einen Icdtwe<strong>der</strong>n Interessenten einen<br />

articulum, wie Er Vermeinet darin begriffen zu sein, aufzu-<br />

setzen frey gestellet, So haben Wir Vnsers theils anch das-<br />

jenige, waß Wir in commlFFione haben, Kürzlich in einen<br />

äl-ticuluin zusammen gezogen, vndt selbigen Vor hoch vndt<br />

Wolgemelten Königl. Schwedischen Herren Plenipotentiariis


105<br />

vebergeben, Welche Sich auch dabey zwar ad<br />

l'rivile^ioruin in genero i65vectlv6 gnädig vndt hochgün-<br />

stl'g erbotten, aber dennoch das Sie bey in einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />

auch elwaß zu erinnern hellen, zu verstehen geben. Wie woll<br />

Wir nun Vorgcwißert, das darin nichts, alß waß zu Versi-<br />

cherung <strong>der</strong> wahren Christlichen Religion, <strong>der</strong> Tcuwer erwor-<br />

benen Libertät, vndt algemeinen Landeswolfahrt gereicht, vndt<br />

^urtz'nicht dmegirct werden magk, enthalten. So haben Wir<br />

dennoch Vnsern Hochgeehrten Herren selbigen Irtioulmn hie-<br />

mitt gleichfals einhendigen wollen, in gewißer vndt Vngezwei-<br />

feller Zuversicht^ es werden nicht allein auf <strong>der</strong>o Vielgültige<br />

reoommendation die Königl. Schwedische hochansehnliche Herren<br />

Plenipotentiarii auß selbst eigener Christlichen bewegnuß, wie<br />

hoch durch die Königl. Maylt. zu Schweden theils in <strong>der</strong> hoch<br />

bctsurten Pommerischen alliance: theils durch viele an<strong>der</strong>s Kö-<br />

nigl. promessen den Pommerischen Herren Landt Ständen Ihre<br />

libertät vndt Freyheitt Versichert worden, Vndt das <strong>der</strong> 8co-<br />

VU5 des ganizen Teutschen Krieges lautt <strong>der</strong> in offenen druck<br />

gegebenen manifesten, Vornemblich, das ein Iedtwe<strong>der</strong> in pii- ><br />

3tinuin statuin 6t liliertatein restiluil^et würde, bißhero ac^<br />

Wesen, darauf die Pommerische Herren Landtstande von anfangt<br />

da die Königl. Maytt. zu Schweden Herr Gustavus Adolphus<br />

glorwürdigstens angedenckens, in Pommern auf des Hcyl.<br />

Rom. Reichs Voden angelanget, solchen Christlichen Vorsah<br />

dom gemeinen Evangelischen Wesen zum besten, nn'tt auf-<br />

bi'l'ngungk hoher Geldt Summen, Wel'bnngk Ncwer vndt<br />

recreutirung aller Regimenter v'ndt Compagnien, Vielfelti


106<br />

Wan dieselbe zu weilen in abgangk gerahten (Wie den das<br />

glück nicht alzeit bestendig ist,) wie<strong>der</strong>ümb nach Möglichkeit<br />

aufgeholfen, auch das die Hochlobl. Cron Schweden noch bey<br />

gegcnwerttigen Tractaten auf dem löbl. proposito einen Iedc-<br />

we<strong>der</strong>n in Seine Vorige Freyheit zu setzen, keines weges aber<br />

Iemandt in bedrengknuss vndt bcschwcrden zu laßen bestehet,<br />

beherzigen, den vebergebenen 2rticu!riin dem Instru^ento<br />

I>20Ì3 inserire!!, vndt nicht zugeben das das Hertzogkthumb<br />

Pommern, Rügen vndt Stifft Camlnin sampt deffen Elenden<br />

vndt Einwohnern, welches Sich so woll vemb die Hocylödl.<br />

Cron Schweden vndt das gemeine Evangelische Wesen meri-<br />

tirt, 3ub l'Elio ?ati-()oiiiÌ0 contra 6x^i-653um tinem foe-<br />

6eri3 Vnter einige beschwerung, welche Sie ex oauza belli<br />

ob (Dommunem slllutem veber Sich genommen, bello ces-<br />

6t ?2c6 conoluZH gelassen werden, Vndt des lieden<br />

Friedens, darümb Sie die gantze Zeitt des wehrenden Krieges<br />

viele Vnglück vndt wie<strong>der</strong>werttigkeit vebcr Sich ergehen laßen,<br />

alleine oum ellectn plennricie libertatis geniessen solle, Son^<br />

<strong>der</strong>n auch Vnsere Hochgeehrte Herren, Von wegen Ihrer ho-<br />

hen Herren Principalen <strong>der</strong> löbl. Evangelischen Reich Elende<br />

Vnserm geliebten Vatterlande hierin hochgültige assistent) zu<br />

leisten5 vndt das solcher articul den Indumento I^ci3 ein<br />

Verleibet w^rde, hochgüustig zu befür<strong>der</strong>n kein beschwer tragen,<br />

Inmasftn Wir Sie hiemitt dieustl. ersucht vndt gebehcen haben<br />

wollen, Vndt wie solches <strong>der</strong> Vuß gethanen guten Vertröstung<br />

gemeß, auch Ihnen, das Sie Sich <strong>der</strong> Pommerischeu Stende<br />

hierin annehmen, zu immerwehrenden rumb gereichen wirdt,<br />

Alß Werdens dieselbe uebenst Vuß zu verdieuelt Sich eußerst<br />

befleißigen, vndt augclegcu sein lassen.<br />

Vliscrer Hochqeehrtell Herren<br />

Alt<br />

Marr von Gckstede<br />

Frie<strong>der</strong>ich Runge v.


107<br />

Oßnabrügk^am Iten Iuly Ho. 1646.'- ...<br />

den Wagdeburgischen den 2ten Iuly ' . >.- .<br />

dem Straßb. vebergeben.<br />

/.^ >.- .'.. - ^- . ^ - -<br />

^' '..<br />

Specisication <strong>der</strong> Schantzen, welche in diesen Krieges Zeiten<br />

im Herzogthumb Pommern auf geworffen, vndt waß für<br />

-Städte mitt Guarnison belegett. < .. .<br />

1) Ist eine Schantze zwischen dambgart, welches Pockmensch,<br />

vndt Ribbenitz sy ein Fürstl. Mecklenb. Stadt ist, angelegt,<br />

ondt wirdt biß dato besetzet gehalten.<br />

2) Ist eine Schantze auf dem paß zwischen Tribbesees,<br />

welche Stadt Pommerisch, vndt Sultze so Mecklenburgisch,<br />

aufgeworffen, vndt mitt guarnison belegt..<br />

3) Sein die Städte Lötz, Demmin vndt Ayclam fortisiciret,<br />

vndt haben Guarnisonen in, womitt <strong>der</strong> Pommerische<br />

O<strong>der</strong> Wollgastische Ortt also geschlossen wirdt, das zu Lande<br />

keine passagie auf Lübeck, Hamburg! vndt Nie<strong>der</strong>lande; o<strong>der</strong><br />

auch in's angrenzende Hertzogthumb Mecklenburgck frey bleibt.<br />

4) An <strong>der</strong> See sein in Wolgastischer Negierung belegen<br />

die Stadt Stralsundt, <strong>Greifswald</strong>t vndt Wolgast, Waß<br />

Stralsundt importiret, ist bekant, vndt außer, dem das Selbige<br />

Stadt: mitt einer starcken Guarnison beleget^ Ist eine Schanhe<br />

in Nügen gegen Vrandeshagen veber gelegt/dadurch <strong>der</strong>selben<br />

alle Commercien zur See können gehemmet werden, die Stadt<br />

<strong>Greifswald</strong>t ist an Sich ein Importanler Pla^, <strong>der</strong> Guarnison<br />

in, hatt, Ist aber veber das noch eine Schanze bey <strong>der</strong> Wicke<br />

Woselbst ein guter Schiffhaffen ist, gebauwet, so beseht gehalten<br />

wirbt. Die Stadt Wolgast ist zwar nicht mitt einer<br />

Guarnison versehen, aber das Schloss, welches, recht an dem<br />

Penestromb liegt, ist nicht allein fortificiret, vndt besetzet, Son<strong>der</strong>n<br />

auch also situiret, das kein Schiff oben o<strong>der</strong> Vnlen werts<br />

Verbey kommen magk, also, das <strong>der</strong> O<strong>der</strong> vndt Penestromb


108<br />

dadurch geschloffen, vndt ist vebor das noch eine Schantze bey<br />

Pencmunde recht bey dem O^tio mai-I»; auf geworffen.<br />

Diese Orlter gehören alle zur Wollgastischen vndt Vor<br />

Pommerischen Regirung, sein aber <strong>der</strong> rechte Schlüßell zur<br />

Stettinischen Regirung, Welchem dadurch alle Freyheitt <strong>der</strong><br />

Commercien benommen werden kan.<br />

In Stettinischer Regierung werden praesicka inilitai-Ia<br />

gehalten, 1) in <strong>der</strong> Stadt Stettin. 2) Damb. 3) Wollin.<br />

4) Colbergk. 5) Stolpe. Ve<strong>der</strong> das sein Schantzen aufge-<br />

worffen am O<strong>der</strong> Stromb, zur Schwina vndt Dievenow in<br />

iii8i55lmi3 05tÜ3 M2ri3 da die'O<strong>der</strong> tn die See leüfft, Vndt<br />

ist dadurch, wie auch durch das Schloß Wolgast vndt die<br />

Schanhe Vor Penemünde alle Schiffardt von Stettin in die<br />

See gesperret, Ober Stettin liegen Schanizen welche bey diesem<br />

Kriege nur aufgeworffen sein, 1) Zwischen Dam vndt Stet-<br />

tin Vffm Zoll 2) die Zoll-Schanhe bey grieffenhagen, 3) die<br />

Schantzo zu Marwih gegen Garh veber, vndt ist alle freye<br />

Handlung auf <strong>der</strong> O<strong>der</strong> vndt warte in die Marck Branden-<br />

bnrgk, das Königreich Pohlm in d^ Schlesie vndt an<strong>der</strong>e<br />

Oerlter glcichsamb gebunden.<br />

Dabey auch zu mercken, weill die Stadt Danhtgk auf<br />

ienseit <strong>der</strong> O<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Cron Pohlen belegen, das die Freye<br />

passage vndt correspondent), von Nie<strong>der</strong>lande Hamburg: vndt<br />

Lübeck: biß Danhigk et vice versa nicht gar auf sicherm fun-<br />

dament bey Continuirliche Guarnisonen bestehen. Zumahlen<br />

albereits die Hamburger vndt Dantziger Volten Fell Eisen<br />

mitt den briefen in beywesen <strong>der</strong> Schwedischen Commendante«<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> officirer an den Ortten da Guaruison ist, eröffnet,<br />

vndt durchgesucht worden:c..<br />

Dieses ist den 8tc-l, Illly 2lo. 16ä6 Hr. v. Gloxin ncbenst<br />

Lllbiln' Pommcrschen Landt Cartcn, darin alle Pommerische Ncstun-gell:<br />

vlldt Schantz.cn Verzeichnet, zugestellet, welcher angenommen,


103<br />

dieses vndt Voriges bey <strong>der</strong> Post an die Holländische Hrn. Ambassadeurs<br />

zu bringen.<br />

35.<br />

Belangende dir Schwedische Licenten, vndt waß für bsschwer-<br />

den an <strong>der</strong> Ost See dabey Vorgehen. *"<br />

Anno 1630. Alß die Königl. Maytt. zu Schweden Herr<br />

Gustavus Adolphus glorwürdigster memori auf des Heyl.<br />

Römischen Reiches Voden mitt <strong>der</strong>o Vnterhabenden Armee an-<br />

gelangett, Vndt mitt dem Herizogthumb Pommern ein Ver-<br />

bündtnuß aufgerichtet, Ist am 30ten Augusti selbigen Jahres<br />

in einem neben accord eß dahin Vnter an<strong>der</strong>n mitt behandelt,<br />

das Ihr König!. Maytt. zu Schweden zu erleichlerung <strong>der</strong><br />

hohen Vnkosten, So Sie auf <strong>der</strong> Pommerschen Lande rettung<br />

vndt manutenirung werden wenden müssen, Von S. Fürstl.<br />

Gnad. dem Herzoge zu Pommern ein gewisses defension Geldt<br />

auf den Pommerischen Strömen vndt Meerhaffen So lange<br />

es dieses Krieges Nothwendigkeit erfür<strong>der</strong>t, o<strong>der</strong><br />

biß dieser Wie<strong>der</strong>wertigkeit halber ein besrendiger<br />

Friede geschlossen wirt, Verwilliget, also das S. Fürstl.<br />

Gnad. alß Landts Fürste daran mitt practicire, Vndt Ihr<br />

Königl. Maytt. zu Schweden Viertehalb, S. Fürstl. Gnad.<br />

aber <strong>der</strong> Hertzogk von Pommern Eins pio (^nlum erhebe<br />

vlldt empfange. Dieser accord vndt beliedung nun, welcher<br />

mitt Königl. handt vndt Siegel! bestettigt, Ist das fundament<br />

<strong>der</strong> Licentcn an <strong>der</strong> Ostsee, vndt weil! die jiretia lerum nicht<br />

5x3) son<strong>der</strong>n steigendt vndt fallendt sein, hette man zu ie<strong>der</strong>-<br />

zeitt nach aävenant dem valnr <strong>der</strong> Kaufmans Wahren gcmeß<br />

^ pro 100 nennen sollen; Aber es haben die Spiring, welche<br />

in Preussen die Königl. Schwedische Licent Cammer damahlen<br />

Verwaltet, es soweit gebracht, das alßfortt in ansang des<br />

1632 Jahres, die Preußische Licent Ordnung, welche doch<br />

extra (^onventlolleni Itanium auf Feindtlichen Strölnen:<br />

vndt mehr Haffen beim Polnischen Kriege zu frheben gemacht


110<br />

worden, im Hcrhogthumb Pommern vndt Mecklenburg? In-<br />

troduciret, obalegirte accordate» auß den Augen gesetzet, vndt<br />

den Kauflnans Wahrell eill lixum<br />

t^llitoiio il!lnidilÌ3 (^olio^ii<br />

so hoch determinirct, welches Sie bey Zeilt des galchen Schwe-<br />

dischen Kriegs niemahlen gegolten, o<strong>der</strong> auch gelten mogen,<br />

darüber die Commertia also beschwert, das alberello Ao. 1633<br />

Von theils wahren es auf 6. ?. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.<br />

15. biß 30 vndt drüber Rthlr. pro 100 gekommen, wie auß<br />

beygefügter Tabella zu ersehen, Vndt dieselbe <strong>der</strong>gestalt in ab-<br />

gangk geraten, das, wie notoriuin in Pommern vndl Mecklen-<br />

burgk wenig negotiation mitt fremden zu dieser zeitt getrieben<br />

werden kaü,<br />

Vndt haben die Konigl. Schwedische Ministri nach ab-<br />

sterben des Herzogen zu Pommern auch die Fürstl. quot, zu<br />

Sich genommen, vndt da von dem Lande nichts zufiißen lassen.<br />

Wie woll nun obige beschwerde die Commertia gani; vndt<br />

gar von den Ortten zu divertirei! groß genügt ist, So nimpt<br />

doch selbige von Jahren zu Jahren zu, indem <strong>der</strong> Korn kauff<br />

immer geringer wirdt, vndt 1. Last Rogken zu itziger Zeitt<br />

vemb 24 Nthlr. gekaufft wirdt, da Sie in <strong>der</strong> Pommerischen<br />

Licent Ordnung veber 100 Nthlr. angeschlagen. Nichts min-<br />

<strong>der</strong> aber müßen dafür 5^ Nthlr. Licenten gegeben werden,<br />

welches 24 Nthlr. pro 100 außträget, Vndt da diese Licenten<br />

nach getroffenen Friede nicht sotten abgeschaffet werden, hatt<br />

ein je<strong>der</strong> Vernünftiger zu ermessen, was für Vnwic<strong>der</strong>brmg-<br />

lichen schadet: vudt Nachtheill <strong>der</strong> traffiquirende Kauffman ins<br />

gemeitt darauß ins künfftige zugewartten haben wirdt.<br />

Dieses ist dem ^Mciico (^ivitatum ^nzeaticum Herren v.<br />

nebelst <strong>der</strong> Stettiinschen 6l2VÄiniliil)li5 ve<strong>der</strong> die Newe<br />

Spiringsche Zolrulle ain 8. Ilily ^o. 1646, zugestellet.


Ili<br />

26.<br />

Extract auß <strong>der</strong> Churfi. Vrandenb. Resolution sub ä^to Vrü-<br />

ningen den 8. Augusti, 1L46 ").<br />

Nachdein Wir auß Ewer gcsambt relation vom ^ Iulii<br />

gnugsamb Verspüren, daß die Schwed. Plenipotentiarii nun<br />

mehr ganjz hart in Vnser entliche resolutiön wegen Vnsers<br />

Hertzogkthumbs Pommern dringen, vndt auß Ewern des Graf-<br />

fen Postscrlpto Vernehmen, das <strong>der</strong> Gr. Ochsenstirn bey <strong>der</strong>en<br />

Euch abgematteten visite Sich so weit herauß gelassen, daß<br />

Er nebest Vorpommern noch Stettin vndt das Vischoffthumh<br />

Cammin begehret, vndt Sie also von <strong>der</strong> for<strong>der</strong>ung des ganz-<br />

zen Landes abstehen. So haben Wir diese hochwichtige Sache<br />

mit denen bey Vnß habenden Rhaten in reiffe deliberation ge-<br />

Zogen;<br />

Ob es Vnß nun 4voll nicht gering zu gcmüth gehet, daß<br />

die Cron Schweden so instendig bey diesen Ihren Vnbilligen<br />

j)05tl!läto Verharret, auch vngern in eine solche Sache willi-<br />

gen wollen, Woraus nicht allein Vnß vndt Vnsere Nachkom-<br />

men, beson<strong>der</strong>n dem gauhen Rom. Reich künfftig mehr Vuheils<br />

vndt Vngelegcnheit entstehen konte, daß ißt nicht abgesehen,<br />

noch Vermuthet werdett magk; So haben Mir dennoch auß<br />

eintziger vndt bloßer begierdc zu dem algemeinen Frieden, vndt<br />

daß fernerem blut Vergießen gestewret werden möge, alle an-<br />

<strong>der</strong>e starcke vndt nachdelickliche rationes vndt Vnß selbst so<br />

weit veberwunden, daß Wir Vnß zu fernern Trattaten resol-<br />

viret Habens Wir wollen aber zu for<strong>der</strong>st, vndt nochmahlen<br />

bedungen habsn> daß Wir von Gott vudt <strong>der</strong> gankeü Welt,<br />

die benachbabrte Könige, vudt Vnsers Hauses Verwandte, auch<br />

dem gantzen Rom. Reich genhlich entschuldiget sein wollen,<br />

Dofern durch diese Vereüßerungk dem Heyl. Rom. Reich künff-<br />

^ Die Relation wcis't nicht, wie sie sonst pflegt, ausdrücklich und mit<br />

Angabc <strong>der</strong> Nummer auf dicscs Aktenstück hin. Es ist aber augenscheinlich<br />

die am 16. Aug. verlesene Churfürst!. Instruction.


tig einige gefahr zuwachsen vndt entstep.n folte, vndt die Ver-<br />

andtworttinlg denen lassen/ die diese Zerglie<strong>der</strong>ung mitt gut<br />

heißen vndt billigen, auch in Vnß, daß Wir darin condescen-<br />

diren sotten, woll dringen dürff; Ihr werdet dieses gleichwie<br />

schon hiebevor geschehen, bey allen Ständen vndt Vottschafften,<br />

weittleüfftigeranzuführen wissen, vndt selbst am besten ermeßen<br />

können, an was Ortt bey einem Jeden Collegio in pleno o<strong>der</strong><br />

Ä part bey einer ieden Gesandtschafft Sich solches werde thuen<br />

laßen, damitt Wir von niemandes ins knnfflige beschuldiget<br />

werden mogen.<br />

Am angenembsten were es Vnß woll gewesen, Nan Wir<br />

in milt <strong>der</strong> Cron Schweden veber einer so viell importirenden<br />

Sacke tractircn sollen, darin <strong>der</strong> Französischen vndt son<strong>der</strong>lich<br />

<strong>der</strong> Etadischen interposition zn gebrauchen, Aldie weil! aber<br />

dieselbige von den Schwed. Plenipotentiarien ausgeschlagen<br />

wirdt, auch nicht zu vermuthen, das Sie sich noch dazu Ver-<br />

stehen möchten, motzen Wir auch hierinnen erweisen, daß Wir<br />

Ihnen gern fugen> vndt alles das Ienige eingehen wollen,<br />

was zu befor<strong>der</strong>ung des Friedens immer dienen mag.<br />

Vndt seind demnach in gnaden zu frieden, daß Ihr die<br />

Trachten selbst, vndt ohne Vorbenandte Interponente« im<br />

Nahmen Gottes antrettet, Jedoch sollet Ihr nochmahlen Ver-<br />

suchen, ob die Schweden noch dazu zu disponiren sein möch-<br />

ten, o<strong>der</strong> aber die Französische vndt Staatische? o<strong>der</strong> da ein<br />

theitt nicht wolte, daß an<strong>der</strong>e dahin bewegen, daß Sie Sich<br />

gegen die Schweden selbst vndt ultro zur Interposition offe-<br />

rire» wolten, vndt also den Französischen vndt Staatischen<br />

in gehcimb Vertrawen, daß Wir an Vnsern Ortte, nichts lie-<br />

bcrs sehen möchten, alß Vnß <strong>der</strong>en viell Vermögenden inter-<br />

position zu gebrauchen, hetten auch zu Ihnen Vas Vertrawm<br />

gehabt, daß ob Sie gleich mitt <strong>der</strong> Cron Schweden in so en-<br />

ger alliance begriffen, Sie dennoch auf <strong>der</strong> Gerechtigkeit <strong>der</strong><br />

Sachen sehett, vndt Vnß nicht gantz vndt gar abstehen werden,


Wir hetten 'aber die Schwedische Gesandte zu Ihrer admini-<br />

stration nicht disponiren können.<br />

Vndt weill Wir Vornemblich hierin ein großes absehen<br />

auf die Herrn Staaten gehabt, auch Vnß noch Versichert hal-<br />

ten, das Sie nicht allein Ihres eigenen hierunter versirendcn<br />

interesse halber, beson<strong>der</strong>n auch wegen<strong>der</strong>en zu Vnß tragenden<br />

affection diese Pommerische Sache zu Vnsern besten gern<br />

beygeleget sehen möchten; alß habt Ihr, auff d'em' fall Ihre<br />

interposttion entstehen folte, mit denenselben nicht allein alles<br />

vndt Jedes, waß bey diesen Tractaten mitt den Schweb. Vot>'<br />

gehen witdt, fleißig vndt Vertraulich zu Communiclren, beson-<br />

<strong>der</strong>n Euch auch Ihres Rhatts hierinnen zu erholen vndt zu-<br />

gebrauchen. Vornemblich aber wtt'det Ihr Sie ersuchen, daß<br />

Sie Ihrem guten Vermögen nach, dey den Französischen noch-'<br />

mahlen gute erinnerung thutt wollen, damitt dieselbe den<br />

Schweden desto besser zureden, vndt


mern nicht Verlaßen wollen; Demnach, weill Wir wegen <strong>der</strong><br />

Schweden mitt Ihnen heraus zu Communiciren, welches Wir<br />

dennoch Versuchen werden, nicht gelangen können; So wollet<br />

Ihr nochmahlen bey den Depmirten urgiren, das Sie Ihrer<br />

Principalen schließliche Meinung in diesem schweren Punct för<strong>der</strong>lichst<br />

einholen, o<strong>der</strong> da Sie darin schon insiruiret, Euch zu<br />

Vnserer ferneren Nachricht eröfnen wollen.<br />

Aufs feyerllchste aber vndt mitt allem fieiß sollet Ihr bey<br />

Ihnen Vnsertwegen bedingen, daß Wir zu dem theill, so etwan<br />

in die Tractaten lauffen möchte, nicht weniger Landes Väterliche<br />

vndt gnädigste affection tragen, alß zu dem theill, so<br />

Vnß verbleiben wirdt, Ja daß Wir in diese Tractaten nicht<br />

so sehr Vnß, als Ihnen zum besten belieben, damitt Sie nicht<br />

abermahlen in einen Kriegk emgestochten, vndt in größer Vnheil<br />

gestürtzet werden möchten; Vndt daher Wollen Wir Vnß<br />

auch nicht zu Ihnen Versehen, noch gewerttig sein, daß Vnß<br />

von Ihnen ingesambt noch einem o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n theile Vorgeworffen<br />

werden soll, alß herten Wir Sie Verläßctt, vndt solt<br />

Ihr hiebey erpresse reserviren, daß bis ein gewißer Schluß mitt<br />

den Schweden in dieser Sache gemachet, Wir Vnß Vnsers<br />

zustehenden Rechtens nichts begeben haben wollen.<br />

Weill auch nöthig sein wirdt, das abson<strong>der</strong>liche cor.ditwnes,<br />

Vermittels Welcher den Schweden solches theill von<br />

Pommern veberlaßen werden soll, aufgesetzet werden; Alß wollet<br />

Ihr Euch auch deswegen mitt den Pommerischen Deputirten<br />

Vnterreden, vndt Vnß <strong>der</strong>en gedanckett veberschreiben,<br />

In dessen aber bey den Schweden solches bedingen, daß dieselbige<br />

noch künfftig hinzugethan werden sollen, damitt Sie<br />

nicht Vermeinen mögen, als folte es so pure weggeben'sein.<br />

Auch Hochwolgeborner, Nolgeborner, Veste: vndt Hochgelarte<br />

Rhäte, beson<strong>der</strong>s Lieber vndt getrewe wollet Ihr bey<br />

diesen Tractaten Vornemblich Euwer absehen dahin richten.


1) Daß Wir Vnsere Lande gantz an einen stück vndt die<br />

Schweden nichts dazwischen behalten.<br />

2) Daß Wir den O<strong>der</strong>ströckb gantz frey vor Vnß behalten.<br />

3) Daß Vnß die außfahrten in die offenbahre See von<br />

den Schweden Vngesperret vndt Vngehemmet Verbleiben.<br />

' ' I7t et Ilterls.<br />

27.<br />

Frie<strong>der</strong>ich Wilhelm.<br />

Der Churfürstl. Durchl. zu Vrandenburgk Vnsers gnedigstett<br />

Churfürsten vndt Herren Hochansenliche, Herren Abgesandten,<br />

Hoch vndt Wohlgeborne,' Woledle, Veste! vndt Hochgeehrte,<br />

re^eotive Gnädige vndt Hochgeehrte Herrett.<br />

Nachdem Ew. Ew. Ercell. Ercell. vndt Gstn. Gstn. auf<br />

das Iehnige was von wegen Ihr Churf. Dnrchl. VnserS<br />

gnedigsten Herrn :c. Herr Wescmbec am 21 Imiii vndt her-<br />

nacher die gesambte Churf. Vrandendenburgische Legation ani<br />

16len Iulii Iüngsthin die Pommerische Traktaten belangende,<br />

gnädig vndt hoch günstig proponiret bndt Vorgetragen, <strong>der</strong><br />

Pommenschen herrett Landt Stends erclerulig einzubringen be-<br />

gehret, So thuen Wtr Vnß zufur<strong>der</strong>st Vnterdienstl. vndt Dicnstl.<br />

bedancken, das E. E. Ercell. Ercell. vndt G. G. Vnß eine<br />

solche dilation gnädig vndt hoch günstig einreümen vndt gön-<br />

nen wollen j daß Wir solches an Vnsere Herren Principalen<br />

gelangen lassen, undt fernern befehlig erholen können, Vndt<br />

alß Wir Ihnen solches üä^üter in möglichster eyle referiret,<br />

haben Sie VnattHesehen, man in diesem den Stenden hoch an-,<br />

gelegenen Negoeio an Königs. Schwedischer Seiten in Pom-<br />

mern Ihnen keine Convente vndt zusammen kunffte bißhero<br />

Verstatten wollen, Sich denlwch so viele beybnnglich zusammen<br />

zcthan, folgen<strong>der</strong> Meinung Sich Vereinigt, Vndt E. E. Er-<br />

-cll. Ercell. vndt G. G. dieselbe Vnterdienstl. vndt dienstl.<br />

iU hinterbringen anbefohlen, nemblich das Sie auß dem Com-<br />

Vl.l. 8^


municirten Vnterthenigst gerne vernommen, waß gestalt E.<br />

Lhurf. Durchl. zu Brandenburg? Ihre Standthafflig trew<br />

gnedigst Verspüret, selbige gerühmet, vndt in keinen zweiffell<br />

ziehet, auch Sich daneben, das Sie in dieser Wichtigen Sachen<br />

das Hertzogthumb Pommern betreffende, ohne Ihrer <strong>der</strong> Landt<br />

Stände Vorwißen vndt willen, nichts Vorzunehmen o<strong>der</strong> zu<br />

schließen gemeinet, gnedigst erklehret, Welches alles Sie für<br />

eine son<strong>der</strong>bahre gnade achteten, Vndt S. Lhurf. Durch!, dafür<br />

Vnterthänigst vndt Höchlichst dancksagen thetten, mitt erbieten,<br />

Sich ferner milt Gotteshülffe also zu bezeigen, das S.<br />

Ehurf. Durchl. in allen möglichen Dingen, Ihre Vnterthenigste<br />

devotion wie<strong>der</strong> zu erspüren haben würden, daneben<br />

Vnterthenigst bittende S. Churf. Durchl. wolle bey <strong>der</strong>o gnedigst<br />

gefasten affection gegen <strong>der</strong>o Pommerische Lande vndt<br />

deßen gesampten Einwohnern Verharren, vndt Ihnen mit fernern<br />

Churfürst!. Hulden Wolbeygethan Verbleiben, Hauptsächlich<br />

aber das die Pommerischen Landt Slande von grundt<br />

Ihrer Herhen nichts lieberes Wünschen vndt sehen möchten,<br />

alß das diese Lande beysammen, vndt bey Ihren rechten Erbherrn<br />

Verpleiben möchten, zumahlen man leicht abzusehen, was<br />

für hochschedt- vndt gefehrliche Consequentie« ex separatinne<br />

vndt wan dieselbe zerrißen werden sollen, zu vermuthen, Derowegen<br />

Sie nochmahlen Vnlerthenigst gebclen haben wollen,<br />

Wan durch S. Churf. .Durchl. es dahin in gute befür<strong>der</strong>t<br />

vndt gebracht werden tönte, das diese Lande beysammen, Vndt<br />

<strong>der</strong>oselben Verbleiben möchten, das Sie alle Menschmögliche<br />

Mittel! zur gute zu gebrauchen, Sich gnädigst wollen angelegen<br />

sein lassen, Vndt da auch Sie die Landt Stende zur befür<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> güttlichen Tractaten Ihrem geringen Vermögen<br />

nach Cooperiren helffen vndt was nützliches schaffen tönten,<br />

Wollen S. Churf. Durchl. sich gnedigst Versichert halten, das<br />

Sie <strong>der</strong> schüldigkeit nach an Ihrer möglichsten bemuhung nichls<br />

werden erWinden laßen, gestalt Sie Vnß <strong>der</strong>o Abgeordnete


117<br />

auch dahin Instruiret, Wofem S. Churf, Durchl. solches<br />

nicht gesellig, <strong>der</strong> Evangelischen vndt Ansce Städte Herren<br />

Abgesandlen zu ersuchen, dieser Lande Sich anzunehmen, vndt<br />

zu befür<strong>der</strong>n, das es zu güttlichen Tractaten gedeye, Vndt<br />

dieselbe darunter Ihren hohen wolvermögen nach mitt zu be--<br />

mühen, kein beschwer tragen wolten, Solte aber S. Churf.<br />

Durchl. veber Verhoffen auß Vnvmbgencklicher nohtt, zu be-<br />

für<strong>der</strong>ung. des werten Lieben Friedens vndt mehren Vlutstür-<br />

tzen Verhütung etwaß von Pommern in die Tractaten kommen<br />

zu laßen gedrungen werden, welches Sie Göttlicher providenz<br />

heimbstellen müsten, Vf solchen Vnversehenen fall, ist Ihre<br />

Vnterthenigste bitte S. Churf. Durchl. wolle Sich gnädigst<br />

nicht zuwie<strong>der</strong>n sein lassen, waß Sie entlich zu verwiegen vndt<br />

zu verlaßen gesonnen den Pommerschen Landt Ständen im<br />

Vertrauwen gnedigst zu eröffnen, auch Ihnen weiter eine solche<br />

frist zu indulgiren, Damitt Sie nicht allein Ihre gcdancken<br />

vndt Consilia auf ein gewißes richten, son<strong>der</strong>n auch Vnß alß<br />

dcro Deputirle mitt einer Special Instruction darüber Verse^<br />

hen konten. Hicneben thuen gegen E. E. Grcell. Ercell.<br />

vndt G. G. Wir Vnß Vnterdienstl. vndt Dienstlich bedangen,<br />

das Sie von Ihr Churf. Durchl. gnedigsten resolution .8ud<br />

äilw Colin an <strong>der</strong> Spree den 29. Iuty veber den von Vnß<br />

producirten articulum Vnß part geben wollen, Vndt weill die--<br />

selbe dahin gerichtet, das S. Churf. Durchl. Vnser gnädigster<br />

Herr nicht zuwie<strong>der</strong>n, das <strong>der</strong> Pommerschen Stende Privile-<br />

gien erhaltung bey dem Frledenschluß gedacht werde, So thuen<br />

Wir von wegen Pnserer Herrn Principalen solche gnedigste<br />

resolution mitt Vntcrthem'gster Dancksagungk acccptiren, nicht<br />

zweifflende E. E. Erccll. Ercell. vudt G. G. werden von<br />

wegen Vor höchst gedachter S. Churf. Durchl. Vnsers gne-<br />

digsten Herren den Pommerischen Herren Landt Ständen die<br />

hohe befür<strong>der</strong>ung leisten, damitt nicht allein <strong>der</strong> von Vnß ve-<br />

btt'gebener articul dem InZtruiuenw ?clci3 einverleibet, Son-


118<br />

<strong>der</strong>n auch darauf das Landt Sampt allen Einwohnern<br />

in Volnkommene Libertät vndt Freyheit gesetzet werde. Dabey<br />

S. Churf, Durchs Vnser gnedigster Herr Sich gnedigst<br />

zu versichern, wie Wir nichtt allein offtmahls Mündtlich,<br />

Son<strong>der</strong>n auch am Uten Februarii in Vnserm Vbergebenen<br />

Memorial schrifftlich Contestiret, das die Pommerischen Herren<br />

Landt Stände diese Insertion des articuli gantz vndr gar<br />

nicht auß diffidentz gegen S, Churf, Durchl, Person, alß <strong>der</strong>en<br />

gnedigsten gemüts Meinung Sie gnugsamb Versichert, begehren,<br />

Son<strong>der</strong>n nurten auf diese gefährliche Zeiten vndt die<br />

Liebe werthe Postexität, Damitt selbte in einen gesicherten<br />

Standt möchte geschet werden, Ihre absehen haben, Viele weniger<br />

aber haben S. Churf. Durchl. Sich zu befahren, das<br />

die Pommersche Landt Stände Ihre teüwer erworbene Privilegia<br />

wie<strong>der</strong> Sie zu weit zu ertendiren gemeinet. Son<strong>der</strong>n wie<br />

dieselbe gegen Niemandt Ihrer Privilegien Sich weiter alß zu<br />

^Conservatici Ihrer erlangten Libertät vndt Freyheit in vero<br />

et sano 5en5u zu gebrauchen begehren, also werden Sie gegen<br />

S. Churf. Durchl. alß Ihrer gnedigsten Obrigkeit vndt<br />

Herrschafft Viel weniger selbe zu ertendiren Vich anmassm,<br />

Vndt im gegensatz Sich Vnterthem'gst Versichert halten, Das<br />

S. Churf. Durchl. Sie die Landt Stände auch bey rechtem<br />

gebrauch, vndt besitze <strong>der</strong>oselhen, Vermöge Ihrer Churf. Reversalen,<br />

so woll geruhig lassen; alß auch gnedigst wie<strong>der</strong> allen<br />

eintrangk schuhen vndt maintemren werden. Vndt dieses<br />

ist, was E. E. Ercell. Ercell. vndt G. G. Wir Vf habenden<br />

befehl anfügen sollen, Vnterdienstl. vndt dienstl. bittende, Dieselbe<br />

wollen S. Churf. Durchl. Vnserm gnedigsten Herrn<br />

solches, Vermittelst Hinterbringung <strong>der</strong> Herrn Landt Stände:<br />

vndt Vnserer Vnterthäuigsten gehorsahmen Dienste inv05ci1)Niter<br />

referiren, auch für Ihre Persone bey diesen hochwichtigen<br />

Tractaten <strong>der</strong> Pommerischen Lande wolfardt bester Massen Ih-


nen befohlen sein lassen, Inmassen Wir dieselbe nebenst Vnß<br />

Dero beharlichen gnaden vndt gunsten recommendlren.<br />

V. E. Ercell. Ercell. vndt GGstn<br />

Vnterdienst- vndt dienstl.<br />

Marr Eckstedt<br />

Friedrich Runge v.<br />

Oßnabrügk am<br />

23. Aug. Ao. 1646.<br />

28.<br />

Der Konigl. Maytt. vndt Cron Schweden respective Reichsvndt<br />

Cantzley Rhatt, Hoff Canhlar vndt zu den algemeinen<br />

Friedens Tractaten in Teutschland Gevolmechtigte Hochansehnliche<br />

Herren Legati, Hochwolgebohrner Herr Grasf,<br />

auch Wolgeborner vndt Hoch Edler, gnädiger vndt Hychgeneigte<br />

HErren.<br />

Waßmaßen Wir im ^erschienen Monath Majo, Iumio<br />

vndt Iulio Ew. Ew. Hoch Grast. Gnad^ vndt Ercell. n.icht<br />

aNein zu Vnterschiedtlichen mahlen Mündtl, son<strong>der</strong>n auch in<br />

einem abson<strong>der</strong>lich dcöfals vebergebenen Memoriali schrifftlich<br />

Vnterdienstl, eröffnet, das von dem Konigl. Schwedischen<br />

Hochansehnlichen Herren Feldtmarschalln Leonhard TorstensoHn<br />

den Pommerischen Herren Landt Stenden Sich veber demjenigen,<br />

waß <strong>der</strong> Pommerischen Lande hglhei? bey hiesigen Friedens<br />

Tractaten Vorgeht, an einem gewissen Orthe zusammen<br />

zukommen, hndt veber Ihre vndt des geliebten Vatterlandtß<br />

Wolfahrt Ihre Mhgdtsames hedencken bey einzutragen Inhibieret,<br />

die Pommexsche Herren Estats Rhäte darauf zugefahren,<br />

Vnsere an die Herren Landt Stände 'abgegangene Schreiben<br />

von dem Herrn Decano Matthias von Günttcrsberg abgefür-<strong>der</strong>t,<br />

vndt beharlich bey <strong>der</strong> Inhibition vndt Contradiction<br />

Verblieben, auch das E. E. Hoch Grafi. Gd. vndt Ercell.<br />

Ercell. Ihre mißfallen dabey Contestiret, vndt ein schreiben


120<br />

an den Herren Ober Commendanten nacher Stettin deswegen<br />

abgehen lassen, Solches wirdt Ihnen son<strong>der</strong> zweiffell in Vn-<br />

entfallenem gedechtnuß Schweben. Ob nun woll die Herren<br />

Landt Stende Verhoffet, eß würde <strong>der</strong> Sachen nothdurfft vndt<br />

biltigkeit, auch oberwehntes Schreiben so'viele würckung ge-<br />

habt haben, das man Ihnen keine fernere behin<strong>der</strong>ung anstel-<br />

len würde. So hatt <strong>der</strong> König!. Estats Rhatt Herr Lillieström<br />

nach Seiner wie<strong>der</strong>kunfft auß <strong>der</strong> Cron solche inhibition, Sich<br />

auf eine Köm'gl. or<strong>der</strong>e beruffende wie<strong>der</strong>holet, Vndt hatt man<br />

auch bey des Herrn Feldtmarschalln Torstensohns Ercell. we-<br />

gen de^o bekandten Leibes Vnpäßlichkeit für <strong>der</strong>o abreisen keine<br />

remedirung erhalten können Derowegen die Herren Landt Stande<br />

Vnß abermahlen Commission ertheilet, solches Werck bey E.<br />

V. Hoch Grast. Gnad. vndt Ercell. Ercell. zu nego(iren in<br />

Angezweifelter Hoffnung Sie werden hierin nach folgenden<br />

wichtigen vndt erheblichen rationilius gnedi'g vndt hochgmistig<br />

deferiren, vndt den Herren Pommerischen Estats Rhaten Com-<br />

mittircn, das Sie den Stendcn die Convente vndt zusaminell-<br />

kullffte Sich wegen Ihres 'X^tterlandts wolfahrt Vnter ein-<br />

an<strong>der</strong> zu besprechen, Vergönnelt, vndt nicht mehr Verwehren.<br />

Vndt zwar anfenglich vndt fürs Ite Haben Sie hiebey billig<br />

als ein Vnbcwegliches fundament Ihre Vhralte wolerworbene<br />

Libertät <strong>der</strong>gleichen zusammenkunffte vndt Convmte wegen des<br />

ge'liebten Vatterlandts besten anzustellen anzuhalten, Welche<br />

mitt Vielen acliduZ vnverrückt bei Lebzeiten <strong>der</strong> Hochlöbl.<br />

Herzogen zu Pommern vndt hernacher <strong>der</strong>massen bestärket,<br />

das Sie nicht in zweiffell gezogen werden magk, Ja es ha-<br />

ben zu^dem ende die Stedte^) noch für abschaffung <strong>der</strong> Päbst-<br />

licheu Lehre Ihre eigenes Haus im Closter Colbatz gehabt,<br />

Wie solches notoi-Ium, Welches ein satzsames argument Sup-<br />

peditiret, das nicht nur in <strong>der</strong> negstm Sondem von Langen<br />

') Soll wol heißen: Stende.


121<br />

Vndenklichen Jahren dis Pommerschen herren Landtstende sol-<br />

cher freyheit, Sich gebraucht haben, Vndt Sie billig dabey zu<br />

lassm sein. 2. milmret für Sie Oausae ae^iutaS) den Eß<br />

ist ja kundthahr, das.die Hochlöbl. Cron Schweden Pommern<br />

zu Satisfaction begehret, die Rom. Kayserl. Mayt. darin eud<br />

Oonc^liyno c)0N36NFUF Int6re566 itIdontium Verlvilligt, Vndt<br />

es il)0 Vf Trqctaten mitt <strong>der</strong> Churst. Dnrchl. zu Vrandenb.<br />

wie weit selbige zu Consenticeli Sich Wirt bewegen laßen, be--<br />

ruher, Ja.das E. E. Hoch Grast. Gnad. vndt Vrcell. Erccll.<br />

selbst gegen Vnß zu Vnterschiedtlichen mahlen, die Hochlobl.<br />

Cron begehrte von Pommern nichts alß mit <strong>der</strong> Pommerjchen<br />

Stende Conßenß vndt einwilligung zu haben, Sich Vernehmen<br />

lassen, solches wirdl son<strong>der</strong> Zweiffel erinnerlich sein. Wie den<br />

auch von allen Vernünfftigen Volckern, welche lchl)


122<br />

Pommerschen herren Estats Rhaten vergebenen memoriali ^)<br />

<strong>der</strong>gestalt elidiret, das Veröffentlich ein je<strong>der</strong> Vnparteyscher<br />

Ihnen wirdt beyfall geben müßen. Am aller wenigsten aber<br />

will man fürs 4te Verhossen, Das man etwan auß argkwohn<br />

o<strong>der</strong> Mißtrawen, ob gingen die Herren Landt Stende mitt<br />

Vnverandtworttlichen vndt gefehrlichen Dingen vemb, Ihnen<br />

die zusammenkünffte hemmet, vndt Verhin<strong>der</strong>t. Den damitt<br />

folte man ja billig Ihrer Verschonen, tam od<br />

inte^rltatem


123<br />

gewissen haben, das Sie nichts gefehrliches suchen, Legen Ihre<br />

Convente Ja nicht an Suspecte vndc Verdechtige Qrtter son-<br />

<strong>der</strong>n nirgendts an<strong>der</strong>s hin, alß in die Fürstl. NesidenA Stadt<br />

Alten Stettin, da nicht allein das Consilium d?r Königl. Her-<br />

ren Estats Nhäte gegenwärtig; Son<strong>der</strong>n auch eine Starcke<br />

Guarnison bey <strong>der</strong> hqndt ist, wan Sie nun mitt einiger ge-<br />

ferligkeit vemhgingen, Welches Ihnen doch memahlen in den<br />

Sin kommen, würde man dazi; Vermuthlich an<strong>der</strong>e Winckell<br />

suchen vndt Öffentlich also nicht in iaci^ <strong>der</strong> Aönigl, Guar-<br />

nison vndt Rhete zusammen kommen, den Wer arges thutt,<br />

<strong>der</strong> Hasset das Liecht, Weil! Sie aber alles öffentlich thuen,<br />

die Vrsache Ihre zusammenkunfft in AenerS anzeigen, auch<br />

dieselbe an Sich notoria ist, So sollen Sie auch billig alles<br />

argkwohns vndt Verdachts erlaßen werden, Geleben dahero<br />

die Pommerische Herren Landt Stände <strong>der</strong> gewißen Zuversicht,<br />

Ihre Königl. Maytt. alß eine Christl, Regentin werden zu<br />

Ihrem <strong>der</strong> Stende Unwie<strong>der</strong>bringlichen Praejuditz vndt nach-<br />

theill <strong>der</strong>gleicheil Inhibition nicht Verordnet haben, o<strong>der</strong> da es<br />

Ja auf Mißgünstiger Leute Vngleichen bericht geschehen, Sich<br />

gnedigst gefallen laßen, das von E. E. Hoch Grast. Gnad.<br />

vndt Ercell. Erccll. deshalber gebührende Verordnung gemacht<br />

werde.<br />

Ferner vndt zum 5ten erinnern E. E. Hoch Grast.<br />

Gnad. vndt Ercell. Ercell. Sich gnädig vndt hochgünstig waß<br />

gestalt Ihr Königl. Maytt. zu Schweden Vnsere gncdigste<br />

Königin Vf Vielseitiges anhalten <strong>der</strong> Pommerschcn Herren<br />

Landt Stände vndt E. Woll Ehrwürd. Thumb Capittels zu<br />

Cammin gnedigst Verwilligt, das die vacirende Praelaturen<br />

mochten ersetzet werden, dabey aber etliche Conditioncs, wie<br />

die Personen qualisicirt sein sollen, angehengt, Vnter welchem<br />

Prätert man des Herren Philip Horns, Mein Marr von Eck--<br />

steden vndt Herr Frantz von Pahlen Person zu ercludiren<br />

Sich angemaßet, Vndt was endtlich G. Hoch Grast. Gnad.


124<br />

vndt Vrcell. obgcmelter Personen halber dem Herrn Decano<br />

Oclplt^li Matthiae von Güntersbergen für eine resollttion zn-<br />

zufchreiben, Mir v. Friedrich Nungen committiret, Vndl nach<br />

dem darauf mitt <strong>der</strong> elcction legitime Verfahren, vndt die In-<br />

stallation gebührendt Verrichtet werden sollen, <strong>der</strong> Königl.<br />

Herr Estats Rhatt Johann Nicodemi Lillieströme dem Herrn<br />

Decano solche keinesweges zn Wercke zu stellen, andeuten las-<br />

sen, gestalt die Herren Landt Stände in dem an E. Hoch<br />

Grast. Gnad. vndt ErceN. den Herren Grass Orenstirn sub<br />

cinto Stettin am 13. Iuny abgegangenen, vndt von Vnß am<br />

12. Iuly insinuirten vndt hiebey Copeylich sud L. besindlli-<br />

chen schreiben, darüber mitt mehren Sich beschwert.<br />

Wie nun die vom Capitulo beschehene Election <strong>der</strong> obgenand-<br />

ten dreyen Personen den 5tlNini5) ie^iduF fundamentaüliuF<br />

vndt herkommen beym Capitulo vndt veber das E. Hoch Grast.<br />

Gnad. vndt Ercell. Meinung gemeß, Also können die Herren Landt<br />

Stande nicht gleüben, das Ihr Königl. Maytt. zu Schweden<br />

Vnsere gncdigste Königin vndt Freülein dawie<strong>der</strong> etwaß solle<br />

Verordnet haben, zumahlen dieselbe in <strong>der</strong> Pstmmerischen al-<br />

liance nicht allein außdrücklich das Stifft vndt Capitlill, wie-<br />

<strong>der</strong> allen eindrangt vndt gewall, so wie<strong>der</strong> Ihre ?l'ivile^lI)<br />

8t^ltnta vndt an<strong>der</strong>e I^?^63 lundam^nwies vorgekommen<br />

werden möchten, gnedigst zu schüren, Son<strong>der</strong>n auch haudtha-<br />

bung eines iedtwe<strong>der</strong>n ^uril)U3 smFuIgribuF Verobligiret ist,<br />

Vndt vornemblich da Ihr Königl. Maytt. nach absterben des<br />

letzten Herrn Hertzogen zu Pommern, S. Fürstl. Gnad. vndt<br />

<strong>der</strong>o Vorfahren Fürstl. Consenß Handt: vndt Siegell in <strong>der</strong>o<br />

Königl. Verordnungen in gebühren<strong>der</strong> obacht gehalten, Vndt<br />

<strong>der</strong>o Pommerischcn Miuistris dieselbe gebührendt zu respectiren<br />

anbefohlen, Dagegen ist offenbahr, vndt magk in keinem zwei-<br />

fcll gezogen werden, das oberwehnte drey Personen, alß Herr<br />

Philipp Horn, Ich Marr von Eckstede vndt Herr Frantz von<br />

Pahlen von den Hochseligen Herrn Hertzogen zu^ Pommern


125<br />

Concessiones vndt recommendationes Vnter <strong>der</strong>o Furstl. Handt<br />

vndt Siegel! veber die erst vacirende Praelaturen wegen Ih-<br />

rer getrewen Furstl. Gnad. vndt dem Lande geleisteten Dienste<br />

erlanget, vndt Ihnen nach absterben des i^oLaurarli, (^n-<br />

toriF, 8okol25lioi vndt V^ce-Domini nebenst an<strong>der</strong>n welche<br />

Fiirstl. Conccssiones haben, Ihre ^ura (zuaesila dadurch an<br />

die handt gewachsen; Vndt E. Wolehrwürdiges Thumb Ca-'<br />

pittull rechtS wegen nicht an<strong>der</strong>s alß dieselbe ^'uxta I^-ioritg-<br />

tem tempori erwehlen können, Inmaßen beygelegtes Decre-<br />

tum gu!) I^it. 0. eine <strong>der</strong>gleichen Decision erpreffe in sich hatt,'<br />

auch ohne das bey den Fürstl. Concessionen die ?i'!oiita5<br />

temporis billig den Vorzugk hatt, Welche ^ura czuaeLita Ih-<br />

nen nicht mögen Vnerorterter Sache genommen, vndt an<strong>der</strong>e<br />

so tempore pozterioi-es sein denselben präferirt werden. Man<br />

wirdt Ihnen auch Veröffentlich nichts beybringen können, da-'<br />

durch Ihr König!.. Maytt. Vrsache solle haben können, Sie<br />

Ihres wolerlangten Rechtens zu priviren, Vndt wie offt er-<br />

wchnte drey Personen deßen in Ihren gewissen Versichert sein,<br />

So thuen die gesampte Landt Stende in oballegirten Schreiben<br />

selbstcn bezeugen, das.dieselben nebenst Ihnen in allen zusam-<br />

menkunfften vndt deliuerItioniduF nichts an<strong>der</strong>s gerathen<br />

vndt gehandelt, alß waß <strong>der</strong> aufgerichteten alliance geinesi, vndt<br />

also


126<br />

ßen den dieselbe solches alwege also hochrümblich gehalten,<br />

vlcht Niemandt intra cliota (^3U5a vndt ohne rechtmeßige er-<br />

örtterung seines Rechtens Prtviret vndt entwehret haben.<br />

Nan nun den gesampten Pommerischen Herren Landt-<br />

ständen daran zum höchsten gelegen, das Ihnen die Convente<br />

in NOQ 21-6120 nS^0tÌ0 Verstattet, vndt das Oapituluin (Ü2II1minere<br />

Volnkommen wie<strong>der</strong>ümb ersetzet werde, zumahlen das<br />

Hertzogthumb Pommern Vff den Prälaten Standt von Viele<br />

100 Jahren uebenst an<strong>der</strong>n bewidtmet, das Thumb Capitull<br />

aber bey <strong>der</strong> Election, die praezentcltoZ ä ?i? desuncto<br />

?i-!ncip6 ?oine!'Inia6 t2N(^u3m Introno nicht Vorbey ge-<br />

hen, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s alß ^nxta ^rloritItem temport mitt <strong>der</strong><br />

Election Verfahren kan, E. V. Hoch Gräfl. Gnad. vndt Er-<br />

cell. Ercell. auch von wegett Ihr Königl. Maytt. Vnser gne-<br />

digste Königin vndt Freülein, Sich bey diesen Tractaten hoch-<br />

rümblich dahin erklehret, das Ihr Königl. Maytt. <strong>der</strong> Poin-<br />

merschen Landtstände Privilegia nicht zu Min<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu<br />

schwechen, Son<strong>der</strong>n Viele mehr zu verbeßern vndt zu vermeh-<br />

ren gnedigst gemeinet.<br />

Alß geleben die Pommerschen Herren Landtstände <strong>der</strong><br />

Vngezweiffelten Hoffnung, weilt in diesen beeden Pilncten <strong>der</strong>o<br />

wolerworbennt Freyheit, Statuten, I^e^idus lunclamenwliduZ<br />

vndt herkommen zu nahe getretten wirdt. G. E. Hoch Grafi.<br />

Gnad. vndt Ercell. Ercell. werden diesen beschwerungen Vn-<br />

beschwert auch durch ein beweglich schreibett an des Herrn<br />

Feldmarschallen ErceN., o<strong>der</strong> eine ordre an die Königl. Schwe-<br />

dische herrett Estats Rhäte zu Stettin das Sie den Pommeri-<br />

schen Ständen die Convente vndt dem (ü^pitlilci dlainminensi<br />

die Installation <strong>der</strong> rechtmeßigen eligirten Personen nicht wei-<br />

ter Verwehren mögen, abzuhelffen, Vndt dadurch t-^iitcr das<br />

man <strong>der</strong> Pommerschen Scende Freyheit vndt Privilegia zu<br />

schwechen nicht gemeinet, zu erweisen, Sich nicht entlegen sein<br />

lassen. Solches wie E. E. Hoch Gräfl. Gnad. vndt Ercell.


127<br />

'Ercell. eß zu sietts wehrenden ruhmb gereicht, Alß werden<br />

Sie die Pommerische Herren Landt Stände zu allen möglichen<br />

Diensten Sich hinwie<strong>der</strong>ümb Verobligiren. Vndt Wir für<br />

Vnsere wenige Personen verbleiben.<br />

E. E. Hoch Grast. Gnad. vudt<br />

Ercell. Eecell.<br />

Tinter dienstwillige<br />

Der Pommerische Herren Landt Stände,<br />

Stettinischer, Wolgastischer vndt Stifftischer<br />

Regierung Deputirte.<br />

Oßnabrugk<br />

am 31 Augusti Ao. 1646.<br />

' > '^ . , . .<br />

^,^<br />

^ ^ ^ ^ , , '


Ueber die Religion <strong>der</strong> Wendischen Wölker<br />

an <strong>der</strong> Ostsee *).<br />

Die Zeugen.<br />

(3eit mehr denn sechzig Jahren galt als Grundlage aller For-<br />

schungen über das Wendische Heidenthum eine Sammlung bron-<br />

zener Idole, Schalen und Geräth mir Runcninschriften, welche<br />

bald nach <strong>der</strong> Mitte des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts in Meklenburg<br />

zum Vorschein kam. Ein Freund Winkelmanns, <strong>der</strong> Präpo--<br />

situs Genzmer in Stargard, verbreitete die erste Kmrde davon<br />

i. I. 1768 durch den Altonaer Merkur; drei Jahre später er-<br />

schienen im Druck: Die gottesdienstlichen Alterthümer <strong>der</strong><br />

Obotriten aus dem Tempel zu Rhetra am Tollenzer See<br />

(Berlin 177!.), von Wogen in Kupfer gestochen, von dem<br />

Superintendenten Masch erläutert.<br />

Der Fund sollte bereits zwischen den Jahren 1687. und<br />

1697 in dem Dorfe Prilwitz gemacht sein, nach Genzmecs<br />

Angabe, durch ^en Gutsherrn, <strong>der</strong> ihn seinem Prediger ge-<br />

schenkt, nach Masch, durch den letztern selbst, da er in seinem<br />

*) Diese Abhandlung, als Programm des Stettincr Gymnasiums zu Mi-<br />

chaelis 18


129<br />

Garten einen Baum habe einpflanzen wollen. Bei dem Tode<br />

des Eigenlhümers war <strong>der</strong> heiml-ich gehaltene Schaß angeblich<br />

durch Kauf all einen Goldschmidt in Neubrandenburg und von<br />

dem durch Erbschaft an zwci an<strong>der</strong>e Goldschmiede nach einan-<br />

<strong>der</strong> gekommen, bis 44 Slückc davon ein Neubrandenburgifcher<br />

'Arzt, Dr. Hempel, <strong>der</strong> sie zufallig sah, käuflich an sich.brachte.<br />

Von ihm erwarb sie wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Superintendent Masch in<br />

Ncustrflitz; diesem überließ darauf auch <strong>der</strong> Goldschmidt 22<br />

von ihm zurückbehaltene Stücke. Einige Jahre nachher kaufte<br />

<strong>der</strong> Dom in Natzeburg die ganze Sammlung, welche Masch<br />

beschrieben Halle.<br />

Um ihretwillen vornamllch unternahm <strong>der</strong> Graf Potocki,<br />

<strong>der</strong> sich mil Slavischen Alterthümern beschäftigte, i. I. 1794<br />

eine Reise in Nie<strong>der</strong>sachsen und kam auf dieser auch nach Neu-<br />

brandenburg. Hier zeigte ihm Gideon Sponholz, ein jüngerer<br />

Bru<strong>der</strong> des Goldschmiedes, von dem Hempel und Masch ihre<br />

Schaue erworben, halten, abermals 1 l.8 Stücke, Götzenbil<strong>der</strong>,<br />

Schalen und Gerätschaften aus Metall, die mit jenen frühe-<br />

ren zugleich in Prilwii) sollen gefunden aber bisher verheim-<br />

licht sein. Polocki zeichnete sie und machte die Abbildungen<br />

bekannt in <strong>der</strong> Beschreibung seiner Neise, die er im folgenden<br />

Jahre herausgab.<br />

Indem also die Aufmerksamkeit von neuem auf den Pril-<br />

wijzer Fund gelenkt wurde, erwarb <strong>der</strong> Herzog Karl von<br />

Mfklelibui'g Eli'elih zuerst d^e Ra^cburger, dann auch die letz-<br />

ten Neubrandenburgev Stücke: so entstand die Sammlung,<br />

welche gegenwärtig auf <strong>der</strong> Großherzoglichen Bibliothek in<br />

Neustrelitz aufbewahrt wird.<br />

Gegen die Aechlheil dieser Alterthümer regte sich in den<br />

ersten sechs und dreißig Jahren seit ihrer Entdeckung von kei-<br />

ner Seite her ein Bedenken. Nur darüber stritt mall, wie<br />

sie zu deuten, und ob man sie für Tempelbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> für de-<br />

ren verkleinerte Üoplm zum Privatgebrauch zu halten habe.


130<br />

Rühs wurde zuerst an ihnen irre; mit ihm, seit dem Jahre<br />

1805 begann die Periode <strong>der</strong> Zweifel. Er versprach eine unpartheiische<br />

Zusammenstellung <strong>der</strong> Grunde dafür und dawi<strong>der</strong>;<br />

doch blieb die Zusage unerfüllt. Erst cilf Jahre spater äußerte<br />

er nur gelegentlich ^): die Prilwwer Idole sind offenbar<br />

nur Modelle, auch lassen die höchst verdächtige Eutdeckungsgeschichle<br />

und mehrere innere Umstände große Zweifel an ihrer<br />

Aechtheit übrig. Aehnliche zweifelnde Stimmen wurden<br />

um dieselbe Zeit hie und da laut, keine erklärte sich entschieden<br />

für die Unächtheit. Auch ließen noch sechs bis acht Jahre<br />

später Mone ^), Ingemann ^) und Kanngießer ^) sich dadurch<br />

nicht abhalten, sie als vollgültige Zeugen für die Religion<br />

<strong>der</strong> Wendischen Völker zu behandeln.<br />

Da übernahm Levezow die letzte Entwickelung. Er unterwarf<br />

die räthselhaften Alterthümer i. I. 4825 an Ort und<br />

Stelle einer genauen Prüfung, aber erst nach neun Jahren<br />

legte er <strong>der</strong> Berliner Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften in zwei Vorlesungen<br />

über die Aechtheit <strong>der</strong> sogenannten Obotritischen Run5ndenkniäler<br />

zu Neustrelitz die ersten Ergebnisse seines Nachforschens<br />

vor. Das Werk ausführlich, wie er es angelegt,<br />

zu Dollenden, hin<strong>der</strong>te ihn <strong>der</strong> Tod ^), doch ist es in "<strong>der</strong><br />

That als vollendet anzusehen.<br />

Levezows Verdienst besteht in einer zwiefachen Untcrsu-<br />

l) Rühs Handbuch <strong>der</strong> Geschichte ^es Mittelalters. Berlin Ì816.<br />

S. 794.<br />

') Mone GìMchtc des Heidenthums im nördlichen Europa. Theil 1.<br />

S. 172 :c.<br />

') Ingemann Grundtra? til 5n Nord-^lavifk 0g ^5endisk G'udelare.<br />

Kjöbenhavn 1824. Uebersetzt in den Neuen Pommerschm Provinzialblä'ttcrn<br />

B. 4. ^<br />

*) Kanngießer Bekehrungögeschichte ^cr Pommern. Grcifswald Ì824.<br />

S. 182 :t.<br />

^) Levezowö'^handschriftlicher Nachlaß ist, wie ich Mö dem zweiten Jahresberichte<br />

des Vereins für MeNenburgische Geschichte und Altcrthumskundl<br />

(S. 158) ersehe, in den Besitz <strong>der</strong> letzterwähnten Gesellschaft übergegangen.


chuttg, einer gerichtlichen, die er'veranlaßt,'wodurch die 118<br />

von Pötörkl beschriebenen Stücke als betrügerische Arbeit des<br />

Gideon' und 'einer wissenschaftlichen/<br />

die er selbst m seiner bedachligeir Weise durchgeführt hat, und<br />

die sich auf die erstens von Masch beschriebenen Stücke bezieht.<br />

das Metall, aus dem<br />

sie gegossen, <strong>der</strong> auf ihnen befindliche Nost werden nach einan<strong>der</strong><br />

geprüft: Levezow findet tn ihnen keinen hinreichenden<br />

Grund zur Verwerfung <strong>der</strong> Alterthümer. Aber in dem Styt<br />

erkennt er 'das auffallendste, verschiedenartigste Gemisch von<br />

Formen und Darstellungen, wie es die Kunstprbducte keiner'<br />

an<strong>der</strong>n Nation jemals verrathen haben. Die Kopfe stehen im<br />

Mißverhällniß zu den Korpern, denen sie angefügt sind, dit<br />

Embleme o<strong>der</strong> Verzierungen im Wi<strong>der</strong>spruch mit sich selbst und<br />

den Figuren, an denen sie sich befinden, manche in Form Und<br />

Styl <strong>der</strong> antikeu Kunst, manche ganz mo<strong>der</strong>n, z.V. ein brennendes<br />

Herz, <strong>der</strong> Preußische Adler:c., alle aber von viel besseren<br />

Vilduern gearbeitet als die, welche die Körper verfertigten.<br />

Diese Beobachtungen führen zu dem endlichen Schluß!<br />

<strong>der</strong> Verfertiger war tln Metallarbeiter von sehr geringer Geschicklichkeit,<br />

<strong>der</strong> we<strong>der</strong> zeichnen Noch modelliren konnte/ aber<br />

er half sich durch einen Vorrath Patronen antik-mo<strong>der</strong>nen<br />

Styl5, wie sie <strong>der</strong> Französische Geschmack vom sechzehnten bis<br />

ins achtzehnte Jahrhun<strong>der</strong>t ^u Beschlägen an Möbeln und Gerathen<br />

anwandle, meist thierische und menschliche Gesichtsmasken<br />

und halbe Kopfe. Solche paßte er seinen rohen Modellen<br />

an/ so gut es gmg/ bildete den Hintertheil des Kypfes<br />

selbst in seiner ungeschickten Neise o<strong>der</strong> setzte einen an<strong>der</strong>n halben<br />

Kops daran und brachte.so ein Ungeheuer zu Stande,<br />

dem er kleine Relieftäfelchen aus seinen Patronen einfügte, wo<br />

sich Platz dazu finden wollte ^<br />

«) Das Bishmgs ist ein Auszug M tzevezöwö Vorlesungen in den<br />

VI t, 9 "


132<br />

Nach dieser Charakteristik können die Prilwiher Bil<strong>der</strong><br />

nicht mehr als Zeugen gelten. Die Forschung ist dadurch auf<br />

einen engern Raum beschrankt, aber auf diesem ist es Heller<br />

geworden, das trübe verwirrende Halblicht ist gewichcu. Die<br />

Kenntniß <strong>der</strong> Religion <strong>der</strong> Wendischen Völker an <strong>der</strong> Ostsee<br />

kann fortan nur geschöpft werden aus Ditmar von Merscbmg,<br />

Adam von Bremen, den Biographen des heiligen Otto, Hcl-<br />

mold, Sarò Grammaticus und <strong>der</strong> Mater verborum, einem<br />

Lateinisch-Böhmischen Wörterbuch des zwölften Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

in welchem eine Anzahl Slavischer Götternamen mit Lateini-<br />

schen verglichen und erläutert werden^).<br />

II.<br />

Wie Stadt culle. -<br />

Die Gottesdienste <strong>der</strong> Wenden an <strong>der</strong> Ostseeküste waren<br />

nach Helmolds Angabe ^) im zwölften Jahrhun<strong>der</strong>t Culte<br />

einzelner Städte und ganzer Landschaften.<br />

Was von den ersiern gemeldet'wird, bezieht sich fast aus-<br />

schließlich auf Pommersche o<strong>der</strong> solche Luticische Srädte, die<br />

bereits unter <strong>der</strong> Botmäßigkeit des Pommernherzoges standen.<br />

Diese aber waren ihrer Hauptbestimmung nach Festen, von<br />

wo aus Kriegsfahrten zur See und zu Lande geschahen, wo<br />

die Beute zusammengebracht, getheilt und verkauft wurde, wo<br />

man in <strong>der</strong> Gefahr vor andringenden Feinden einen Rückhalt<br />

hatte. Zu je<strong>der</strong> gehörte eine Provinz, <strong>der</strong>en Bewohnen:, den<br />

Bauern, oblag, die Feste im Stande zn erhalten, Brücken zu<br />

Abhandlungen <strong>der</strong> historisch-philosophischen Klasse <strong>der</strong> Königs. Akadewi? <strong>der</strong><br />

Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1834. ,Berlin 18


133<br />

bauen und, wie es scheint, selbst Frohnfuhren und Ackerarbeit<br />

für die Besatzung zu, leisten. Diese bestand aus Edlen o<strong>der</strong><br />

Baronen, an ihrer Spitze <strong>der</strong> Castellan, <strong>der</strong> zuweilen auch<br />

Vorsteher <strong>der</strong> Stadt genannt wird, unter ihm mehrere Haupt-<br />

leute. Reben den adlichen Kriegern wohnten aber in den<br />

Städten auch 'andre freie Leute, die sogenannten Geringer«<br />

vom Volke, wahrscheinlich dlVGnverbetreibenden, denn manche<br />

Gewerbe, ^auch Märkte, finden sich ausdrücklich erwähnt ^).<br />

Als Cultus elner Stadt und ihrer Provinz ist demgemäß<br />

das große F


134<br />

Ihr Pucken sie schlan mit einer Stange,<br />

Die Pucke von einer Hundshaut zwar,<br />

Sie machen sie zu mit Haut und Haar,<br />

Und meinen, so weit die laut erkling^<br />

Ihn'n Regen und Donner mcht Schaden bringt ").<br />

In <strong>der</strong> Stadt Iulin befanden sich mehrere heilige Gebäude,<br />

hier Contine« genannt, darunter eine in einem Sumpf<br />

belegen, den das ausgetretene Wasser des Stromes bildete,<br />

und nur auf einer Seite über eine Brücke hin zugänglich.<br />

Sie enthielt eine hölzerne Säule und darin steckend eine außerordentlich<br />

große aber durch Rost schon gcnz unbrauchbare<br />

Lanze des Julius Cäsar, des Erbauers <strong>der</strong> Stadt, nach dem<br />

diese benannt war ^).<br />

So die Zeugen. Gs ist nicht schwer einzusehen, daß<br />

Cäsar die Wendische Küste nie betreten hat. Dennoch konnte<br />

etwas Wahres an <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Berichterstatter sein, War<br />

jene Waffe in <strong>der</strong> Schlacht gegen ein Deutsches, von einem<br />

Kaiser angeführtes Heer erbeutet worden, so war sie ja die<br />

Lanze eines Cäsar, wenn auch nicht des vergötterten Julius.<br />

Diesem die Erbauung <strong>der</strong> Stadt und die heilige Säule zuzueignen,<br />

verleitete nur die Erinnerung aus dem Sueton an die<br />

Cäsarsäule auf dem Römischen Forum ^) und <strong>der</strong> Gleichgang<br />

<strong>der</strong> Namen Julius und Iulin, Nur auf diesem ruht<br />

auch die neuere Hypothese von einem Zusammenhange zwischen<br />

<strong>der</strong> Iuliner Iuliussäule und dex Nordischen Iulfeier, Iulin,<br />

wo Otto von Bamberg taufte, ist aber völlig verschieden von<br />

dem Iulin Adams von Bremen, Letzteres,, in den bessern<br />

Handschriften Iumne genannt, ist die Dänische Ansiedelung<br />

Iomsburg an <strong>der</strong> Mündung <strong>der</strong> Swine ^), ersteres ist Nol-<br />

6) >Ve5tp1,»1en Hlonumenta inetta, lom. I. p. 574.<br />

7) /Vnär. II, 1. III, 1. änun. III, 25. Neue Pomm, Prov. Nl.<br />

B. 4. S. 335. 343.<br />

°) 8ueton. 3u1. Caes. 85.<br />

2) S. Abhandlungen <strong>der</strong> Königl. Deutschen Gesellschaft zu Königsberg.<br />

Dritte Sammlung. Königsberg 1534. S. 1b9 lc.


135<br />

lin, eine,.ßtadt. <strong>der</strong> Wenden, bei denen leine.Spur von <strong>der</strong><br />

Feier ^es.Iulfestes zu finden. ^ ^ ->


136<br />

Wann und wie sem Fest in Wolgast begangen wurde, ist<br />

nicht bekannt. Aber in Havelberg traf Vischof Otto auf<br />

seiner zweiten Reise nach Pommern gerade zu dessen Feier ein<br />

und fand die Stadt überall von Fähnlein umgeben und eine<br />

große Menge Volks versammelt. Es war am zweiten o<strong>der</strong><br />

dritten Tage in <strong>der</strong> Woche nach Ostern des Jahres 1128,<br />

also, da letzteres Fest damals auf den zwei und zwanzigsten<br />

April fiel, um die Zeit des ersten Mai "). Oden dahin ist<br />

vermuthlich auch Gerovits Fest in Wolgast zu verlegen, wie<br />

das <strong>der</strong> Iuliner Lanze, das „zu Anfang des Sommers" unter<br />

großem Zulauf aus <strong>der</strong> ganzen Provinz <strong>der</strong> Feste, unter Jubel<br />

und Gelagen mit Tänzen und scenischen Spielen begangen<br />

wurde, und wobei die Stadt von Lärm und Geschrei voll<br />

war ^). Denn <strong>der</strong> Iuliner ungenannte Gott scheint kein an<strong>der</strong>er<br />

als Gerovit zu sein; das Maifest zu seinen Ehren läßt<br />

sich wie das Mitsommerfest in Pyritz, obwohl beide 'in Pommern<br />

die Form localer Culte hatten, deutlich genug als eine<br />

allgemeine Feier aUer Wendischen Völker längs <strong>der</strong> Ostseelüste<br />

erkennen und ihre Spuren bis in die christliche Zeit verfolgen.<br />

Dahin zeigt wie<strong>der</strong>um eine Nachricht Marschalks von- den<br />

Wenden auf <strong>der</strong> Gabelheide:<br />

Ihr Priester ist <strong>der</strong> erste in Reihen, ) . . .<br />

Er tritt ihnen vor den Tanz in Mayen.<br />

Wendischer Sitt ist ihm bekannt,<br />

Ietzo wird er Sclavasco genannt ^),<br />

von gleicher Wurzel mr, kraftig, auch M aoi?^ und<br />

nicht zu verkennen." Vit ist nach Dobrcwbky (Slavin. Zweite' Ausgabe.<br />

Prag l8Z4. S. 272.) die Wurzel von vitex d. i. Sieger; Kero« und vietor<br />

überseht die Mater oerborum S. 10. 24. Iaronur h^ißt Lenzfri^d und<br />

Kraftfried (Königinhofcr Handschrift S. 220.), Garoyit demgemäß Flützlingssiegcr<br />

und mächtiger Sieger.<br />

") ^när. III, 8. ^non. Ili/3. 5.<br />

' ») ^nlir. Ili, I.<br />

r. IN, I. Neue Ponun. Prov. Bl. B. 4. S. 344.<br />

1.


137<br />

^ Eben dahin die Maigrafschaft und die Malgräfenfahrt in <strong>der</strong><br />

Pasewalfer Schule, welche noch im Jahrs' 1663 cm Kirchen-<br />

diNlalionsreceß als alte Gewohnheit anführt und, sofern kein<br />

Mißbrauch' wie<strong>der</strong> dabei einreiße, auch fernerhin gestattet ^><br />

Was' Jahrhun<strong>der</strong>te 'früher die Gemüther-'<strong>der</strong> 'Alten erregte,<br />

war 'zum Spielen<strong>der</strong>'Knaben geworden. Und vielleicht hat<br />

auch das Volssfest, das' noch je^t-'alle Jahre im Mai auf<br />

dem' Schelfwer<strong>der</strong> bei Schwerin wegangelt'' wird',-'und'-zu dem<br />

sich gewöhnlich neun bis zehn tausend Menschen versammeln,<br />

seine lehren Wurzeln ini Welldischen-'Heldenthume und in dem<br />

Luitus'des ^ ^<br />

" ^ ?tt'r!Z'eIt Ottö^-<br />

^ , den die<br />

Einwohner erst neuerdings mit großen Kosten aufgebaut hat-<br />

ten, und dessen sse sich beson<strong>der</strong>s rühlnlen als einer Zierde ihrer'<br />

Städte 2)er Name dt^s Gottes, 'dem er geweiht war, 'wird<br />

nicht allgegeben. Sein Vild'war von Holz, ungemein groß<br />

und kaum durch mehrere Joch Achsen von <strong>der</strong> Stelle zu brin-'<br />

.' ^).,,Die,Maiarafcnfahrt in de.r^Sch.ole soll hinfort.,<strong>der</strong>gestalt gehalten,<br />

werpen. ,3)cr Schulmeister und seine. Collagen sollen im Maimonat auf einen<br />

gelegenen tag ierlich die ' knüben'hmaüsfurcn', nach alter gcwonhcit, vnd lassen<br />

einen idcrn.'/neben seinem essen ein flesschlein Bier ! mitnahmen. Wollen die<br />

Schulgcsellen Prediger o<strong>der</strong>.an<strong>der</strong>e, so. inen durchs Ihar in kirchcn singen hclsfen,<br />

mit hinaus bitten, das sol inen frei sein. Den mugen sie iegen abent<br />

einen knaben zum Maigrafen erwclrn, nut krenzen zcircn, vnd nut crligcn gcsqngen<br />

in dic Stadt vmb d^en markt ond zu haus fürenj den mugen die Eltern des<br />

Maigr^fen hem Scholemeister, seinen Gesellen vnd, wo sie wollen, den Prediger<br />

vnd'an<strong>der</strong>e, so in den kirchen stngen'vnd figuriren helssen,- ein Malzeit geben,<br />

o<strong>der</strong>, folgend.en^tags. laden, .jhoch ^aß. nicht mehr als auf (inen.tisch angerichtet;<br />

Wo aber hirvber mißbrauch o<strong>der</strong> Steigerung wie<strong>der</strong> einrissen wollte, so soll<br />

die Maigrafschaft hirmit ganz abgeschaffet sein." S. (v. Medcm) Geschichte<br />

<strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> evangelischen Lehre im Hel'zoglhume Pommern. ^ <strong>Greifswald</strong>,<br />

1637. S. ^7^.<br />

^/(3. Hempel geographische Beschreibung <strong>der</strong> Großherzogthümer Meklcnbulg<br />

Schwerin und Meklendurg Strelih. Neustrelitz 1829. S. ^4.


138<br />

gen, mit Augen und Nase, Händen und Füßen versehen, über-<br />

aus kunstreich und schön gearbeitet ^).<br />

Stettin enthielt vier 2") Continen. Drei davon, die als<br />

die geringeren angesehen wurden, waren inwendig nur mit<br />

Tischen und Sitzen eingerichtet zum Vehuf von Zusammen-<br />

künften, welche hier sowohl zum Trinken und Spielen, als zu<br />

ernsten Geschäften an gewissen Tagen und in gewissen Stun-<br />

den statt fanden. Die vierte, die vornehmste, auf dem höch-<br />

sten <strong>der</strong> drei Vergy helegen, welche Stettin einschloß, war mit<br />

beson<strong>der</strong>er Kunst gemacht. An den Wänden, außen und in-<br />

nen hervortretende,, ausgeschnitzte und übermalte Bil<strong>der</strong> von<br />

Menschen, Vögeln und Thieren; im Tempel zwei Götzenbil<strong>der</strong>,<br />

'ein kltineres, goldenes, das die Priester vorzüglich verehrten,<br />

von dem Umfange, das es sich in einem Baumstämme verber-<br />

gen ließ, und ein großes, hölzernes, ein Leib mit drei versil-<br />

berten Köpfen, nach Aussage <strong>der</strong> Priester, weil <strong>der</strong> Gott dem<br />

Himmel, <strong>der</strong> Erde und <strong>der</strong> Unterwelt vorstehe, Augen und<br />

Gesicht bis über die Lippen mit einem goldenen Kopfbund be-<br />

deckt, weil er, schweigend und als sehe er nicht, von <strong>der</strong> Men-<br />

schen Sünden keine Kenntniß nehme. Der Name des Gottes,<br />

den beide Bil<strong>der</strong> darstellten, war Tnglav d. i. das dreifache<br />

Haupt ^). In eben diese Contine wurde nach alter Gewohn-<br />

heit alle zur See und zr; Land? gewonnene Beute zusammen-<br />

gebracht, von <strong>der</strong> dem Gotte ein. ZehlNheil zufiel. Hier wa-<br />

ren goldene und silberne Becher aufgestellt, die bei Festlichkeiten<br />

zu, den Gelagen <strong>der</strong> Edlen und Mächtigen wie aus dem Hei-<br />

ligthum hervorgeholt wurden. Auch große, vergoldete, mit<br />

Edelsteinen ausgelegte Hörner wil<strong>der</strong> Sclere zum Trinken und<br />

^) ^nnn, m, 6. ^n6r. m, 9. Die fanl^ des Letztern scheinen nicht<br />

mehr zu bedeuten, als das jempluin des Ersteren. . -<br />

2") Nach einer an<strong>der</strong>n Angabe niw zwei. N. Pomm. Prov, Bl. B. ä.<br />

S. 3^0.<br />

2') ^Iklter verdor. «. v. tricep«. Dobrowsky Slavin. S. 273.


139<br />

an<strong>der</strong>e Hörner.zum Blasen, Dolche, Messer-und mancherlei<br />

köstliches Gerath bewahrte man hier zum Schmuck und zur<br />

Ehre <strong>der</strong> Götter, Beson<strong>der</strong>s heilig gehalten war das Pferd<br />

des Triglav, dessen Wartung einem von den Priestern <strong>der</strong><br />

vier Longen yblag, Es war sehr groß, wohl genährt, -von<br />

schwqi-zer Farh? und äußerst muthig. Obgleich es das ganze<br />

Jahr hindurch nie einen Reiter aufnahm, hatte (s doch seinen<br />

eigenen, mit Gold und Silber verzierten Sattels, <strong>der</strong> in einer<br />

<strong>der</strong> Continen aufgehängt wqr. Damit qngethan Hvurd? es zu<br />

festgeftizcer Zeit und an festgesetztem Orte, wenn, gegen feinde<br />

o<strong>der</strong> auf Beute sollte ausgezogen werden,..von dem Priester<br />

am Zügel hervyrgefsthrt und über neun, je eine Elle weit<br />

von einan<strong>der</strong> auf den Byden gelegt? Speere dreimal hin und<br />

zurückgeleitet, Berührte das Thier dabei k^jnen <strong>der</strong> Schafte,<br />

so galt das als, ein .günstiges Zeichen, fü>' den Auszug zu<br />

Roß. Im entgegenstehenden Falle glaubte man das Reiten<br />

gegen den verboten, doch wurde als-<br />

dann das Loos befragt, ob zu Schiffe o<strong>der</strong> M Fuß in den<br />

Slrcit zu ziehen sei ^),<br />

Ein ählüiches Fest ftnid auch jenseit <strong>der</strong> Ostsee bei den<br />

Scandin^lischm Völkerll vor dem Auszüge ^v Vikingcr<br />

aNjähilich statt. Es hieß dort Sigrblot (das Opfcr um<br />

Eit'g) ul^d wurde, wie Snorre meldet ^^), iln Frühjahr ge^<br />

feiert. Den Tag gieb( er nicht an, aber bis in das christliche<br />

Mittelalter hinein hieß im ganzen Norden, in Island, wie es<br />

scheint, noch jeNl", <strong>der</strong> fünf und zwanzigste April Gagndagr<br />

d. h. <strong>der</strong> Eicgestag ^^), Nicht unglaublich, daß er bci den<br />

2 2) ^när. Il, 13. Xnon. Il, 21. I2. Neue Pomm. Prov, Bl. B,<br />

4. S. 3^0. I'il.<br />

inn. l' inn ^VIft^ l^ ^ 8 en Om de ».länot-äi«lie (xi<br />

0mä2Nli«i8e in dem liä^silt lur<br />

8. v.


Wenden wie bei den Scandinaviern <strong>der</strong> Tag gewesen, da sie<br />

vor ihren jahrlichen Kriegszügen opferten und nach dem Aus-<br />

gang forschten.<br />

Außer den Continen fanden Bischof Otto und seine Be-<br />

gleiter in Stettin zwei heilig gehaltene Baume mit Quellen<br />

darunter, eine große, dichtbelaubte Eiche und einen Nußbaum<br />

von außerordentlicher Schönheit ^^), außer dem wahrsagenden<br />

Pferde des Triglav auch wahrsagende Frauen, welche, wie es<br />

scheint, in Privatangelegenheiten die Zukunft erforschten ^).<br />

Die Todten wurden im Walde o<strong>der</strong> auf freiem Felde bestat-<br />

tet und Knittel auf die Gräber gelegt ^).<br />

Neben den bisher erwähnten Culten Pommerscher Städte,<br />

welche die Vamberger Heidenbötcn abstellten, gedenkl Ditmar<br />

von Merseburg noch eines o<strong>der</strong> mehrerer Götzentempel itt<br />

Kolberg 2 s)/ aber genaue, e Kunde darüber findet sich nicht.<br />

Von Podaga, dem Gotte <strong>der</strong> Sladt Plön im Lande <strong>der</strong><br />

Wagrier, ist wenigstens so viel bekannt, daß er Tempel und<br />

Vild hatte -2). '<br />

III<br />

Die La'n 5 e s c u 1 t e. .<br />

Kleber die Gottesdienste einzelner Städte gingen die Lan-<br />

desculte hinaus, welche ganzen Volkerschaften gemein waren.<br />

Sie wurden alle von Priestern geleitel, und Opferspenden und<br />

1829. 2 V. 8. 110. Deutsch in den Baltischen <strong>Studien</strong><br />

Iahrq. 5. Heft 2. S. l89.<br />

2 5) ävnn. III, 2l. II) 31. ^Nlll. III, 18. Neue Pomm. Prov.<br />

Bl. B. ^l^tl>nl552e. ^näl. II, 12. Neue Pomm. Pror. Bl. B. ^.<br />

S. 3^8.<br />

2^) ^när. II, 12.<br />

2«) vitm. eclit. WaFner.p. 244. 5anailloloruin. Vergl. Anmerk. 19.<br />

2 2) Helm. 1/63. ,.


mancherlei heiliger Dienst kamen dabei vor.':."kDurch welche<br />

Festlichkeiten 5) dis. Optter zu ehnn seien, verkündete <strong>der</strong> Pne-<br />

ster, nach, Ausfall <strong>der</strong> Loose, und Männer und Weiber mit<br />

ihren Kin<strong>der</strong>n '.'eisammelten sich und schlachteten Rin<strong>der</strong> und<br />

Schafe, die meisten auch christliche Menschen, an <strong>der</strong>en Vlut,<br />

n^ie geglaubt wurde, die Gotter sich letzten. War das Opfer<br />

getödlet, so kostcte <strong>der</strong> Priester von dem Vlut, damit er tüch-<br />

tiger werde, die Orakel ;u fassen; und nach Vollendung <strong>der</strong><br />

gesammtell Opferfeier wandte sich das Volk zu Inbel und<br />

Gelagen.. Bei ' diesen wurd^ eine Schale,umhergetragen, über<br />

welche je<strong>der</strong> einen Segensspruch ausbrachte im Namen eines<br />

guten Gottes und eines schwarzen o<strong>der</strong> ßzernebog, denn von<br />

irgend einem <strong>der</strong> einen ^o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Gattung wurde alles<br />

Glück und Unglück hergeleitet. So berichtet Helmold im All-<br />

gemeinen von den Wendischen kandesculten.<br />

Im Einzelnen findet sich Siwa als Landesgottln ^<strong>der</strong><br />

Pola.ber namhaft gemacht ^). Sie wird mit <strong>der</strong> Ceres<br />

verglichen, als Göttinn des Getreides, und <strong>der</strong> Feldfrucht, aber<br />

sie ist zugleich das Getreide selbst ^) und die Göttin über-<br />

haupt?). Ihr Name bedeutet Lebens), nach ihr wurde <strong>der</strong><br />

Mannonat benannt ^).<br />

Der Gott des Aldenburger Landes, das die Wagrier<br />

bewobntcn, war Prove d. h. Recht ^). Ihm war nichl Vild<br />

nicht Teinpel geweiht, aber dcr einzige Wald jener offenen<br />

Gegcnd. Dort standen unter an<strong>der</strong>n schr alten Bäumen die<br />

') 8


142<br />

heiligen Eichen des Gottes, um sie her etn Hof, den ein sorg-<br />

sam gezimmerter Zaun, darin zwei Thüren, von allen Seiten<br />

einschloß. Dies Nationalheiliglhum halte seine sseste, man-<br />

cherlei Opfergebrauche und seinen Priester o<strong>der</strong> Mise> <strong>der</strong> mit<br />

dem Fürsten des Landes und <strong>der</strong> Volksgemeinde in dem Hain<br />

jeden Montag zu Gerichte saß. Aber <strong>der</strong> Eintritt in den<br />

Hof war keinem gestattet, als dem Priester, den Opfernden<br />

und' denen, die bei drohen<strong>der</strong> Todesgefahr ein A'yl suchten,<br />

denn die heiligs Stalte ließ <strong>der</strong> Wende nicht durch Vlul be-<br />

stecken, auch nicht durch das seiner Feinde. Zum Eide ent-<br />

schloß nian sich schwer, denn wegen des Zornes <strong>der</strong> Voller<br />

unter einan<strong>der</strong> galt <strong>der</strong> Eid beinahe wie Meineid. Wurde er<br />

aber geleistet, so geschah es vor Bäumen, Quellen und<br />

Steinen «).<br />

Als kandesgott <strong>der</strong> Öbotriten nennt Helmold den<br />

Radigast »)<br />

Derselbe war auch <strong>der</strong> Gott <strong>der</strong> Netharier. In <strong>der</strong>en<br />

Land?, ^ier Tagereisen von Hamburg, lag eine berühmle hei-<br />

lige Stalle des Volles/ Rhetra, von einem tiefen See um-<br />

schlossen. Den Uebergang dahin machte eine hol;erne Brücke,<br />

auf welcher neun Thore hinter einan<strong>der</strong>, mir Zügell dä;wlschcn.<br />

Abev nur Opfernde o<strong>der</strong> Nathfragend? durften die Stalle be-<br />

treten ^"). Die Nalhfrägc be;0g sich Hier, Wie in Stettin,<br />

ohne Zweifel auf den Krieg, die Opfer mögen großen Theils<br />

Dankopfer nach <strong>der</strong> siegreichen Heiuikehv gewesen seilt. So<br />

wurde bet dem Aufstände <strong>der</strong> Wenden i. I. Ì066 das Haupt<br />

des erschlagenen Bischofes Johann von Meklenbug auf einer<br />

Slangs dem Radigast als Siegespreis zum Opfeö gebracht^<br />

») ttelm. I, 52. 2- t, 69. ,5. I, 63. 2- 5. 5. i9-<br />

«) Helm. 1, 52. 2.<br />

4°) ^äam. Ü?em. 65. Bergl. Abhandlungen <strong>der</strong> Königlichen Deut-<br />

schen Gesellschaft in Königsberg. Dritte Sammlung. S. 1b8i


143 '<br />

Das geschah am-eilften November "). '?Den eilften November,<br />

in <strong>der</strong> christlichen 'Kirchs Marmitta^ begingen auch die Scan-<br />

dinavier zu Ehrelt Thors, des starkett'Helfers <strong>der</strong> Volker ")<br />

und Odins, <strong>der</strong> seinen'Söhnen Dieg, den Schiffenden Fahr-<br />

wind, allen Wackern Mannesmuth verlieh ^)^ Der Tag<br />

halte also gleiche Bedeutung im Hcidenlhume nordwärts und<br />

südwärts <strong>der</strong> Ostsee.<br />

Erscheint in diesem allen Nadigast als ein Kriegsgott, so<br />

vergleicht ihn doch die Mater verborum mit dem Merkur "),<br />

deiln dem Vikingcr und dem, <strong>der</strong> mit ihm in gleicher Entwik-<br />

kelung steht, ist auch <strong>der</strong> Handel nur eine Art Krieg <strong>der</strong> List<br />

mit <strong>der</strong> kist, wie'im Gefechte das Schwert gegen das Schwert<br />

kämpft. Und beide Kriegswesen greifen in einan<strong>der</strong> über;<br />

<strong>der</strong> Mann des Schwertes gebraucht sich <strong>der</strong> kist und <strong>der</strong><br />

Klugheit, <strong>der</strong> Kaufmattn vermag nicht immer <strong>der</strong> Waffe zu<br />

entrathen. Vergliche,! wlt dem mächtigen Sieger Gcrovit<br />

war also Nadigast <strong>der</strong> kluge Sieger. Im Tcmpel zu Rhelra<br />

stand sein prächtiges, mit Purpur geschmücktes Ruhebette, sein<br />

Bild war mit Gold verziert ^). Vermuthlich stand dieses<br />

auf jenem, denn wozu sonst das Bett? Dann war aber <strong>der</strong><br />

Golze Wohl tticht ganze Figur, son<strong>der</strong>n ttuv Kopf d<strong>der</strong> Brustbild.<br />

Oleich dett Nhetariertt hatten auch die^Chizzlner, Circi-<br />

paner und Tholosantett,'welche mit jenen dw gemeinschäftlichett<br />

Namett Lulicier o<strong>der</strong> Wilzen führtett ^), ,^^ Nationalhei-<br />

ligthümer. Es gab bei dctt kuticiertt so viel Tempel als<br />

Landschaftett ^^), nur fehlt Nähere Nachricht über diese Culte.<br />

hicr Nadlhost.<br />

ni. 16?. tlelm. I. 23.<br />

ui6a. 22.<br />

vordo^uiil. s. v. tnercui-iii^ Det Name diö Gottöö helft


Aber seiner Zeit hochberühmt war <strong>der</strong> Tempel <strong>der</strong> Circi Pa-<br />

tt er, den erst um die Mitte des zwölften Jahrhun<strong>der</strong>ts Graf<br />

Adolph von Holstein und <strong>der</strong> Obotritenfürst Niclot zerstör-<br />

ten ^). Er muß das Luticische Heiliglhum Riedegost in <strong>der</strong><br />

Nähe des Meeres gewesen sein, das Ditmar von Merseburg<br />

ausführlich beschreibt. Denn an das Meer grenzten von den<br />

Luticischen Völkerschaften nur die Circipaner und. die Rheta-<br />

rier, Rhetra, das Heiligthum dieser, lag aber nicht am Mee-<br />

resufer, son<strong>der</strong>n in einem Landsee.<br />

Riedegost, im Gau Rie<strong>der</strong>erun ^), überall von einem<br />

großen, unberührten und heilig gehaltenen Walde umgeben,<br />

war dreieckig und enthielt drei Thore, zwei davon jedem Ein-<br />

tretenden offen, das dritte, kleinste, welches nicht leiclu jemand<br />

zugänglich, wies hinaus auf einen Fußsteig an das Meer, das<br />

daneben lag und schauerlich anzusehen war. In dem Ölte<br />

befand sich nichts als ein Tempel, künstlich von Hol; gearbei-<br />

tet, <strong>der</strong> auf Hörnern verschiedener Thiere als Unterlagen ruhte.<br />

Draußen an den Wanden waren Vll?er von Göltern und<br />

Göttinnen eingeschnitten, im Innevn nur Namen <strong>der</strong>selben, die<br />

Götter selbst, unter denen Luarasici <strong>der</strong> erste, am meisten ver-<br />

ehrte, standen dort von Händen gemacht, mit Helmen und<br />

Panzern fürchterlich angethan.<br />

Die Nassen also waren das Charakteristische <strong>der</strong> Vil<strong>der</strong>,<br />

diese nicht vielköpfig o<strong>der</strong> mit mehreren Genauern. Auch die<br />

Gestalten an den Außenwänden nicht Schnilzwert wie am Tri-<br />

glä'.'tempel in Stettin, son<strong>der</strong>n nur eingeschnitten. Man wird<br />

die Götter im Heiliglhum <strong>der</strong> Circipaner nicht an<strong>der</strong>s sich vor-<br />

zustellen haben, als den Gerovit in Wolgast, wie hölzerne<br />

") Nelm. l, 7). ). Die Zerstörung geschah, wie aus Helmold's Be-<br />

stimmungen hllvorgcht, nach dem Krcuzzugc von 11^8 u:,d ror d».m Tode<br />

König .nonrad's lil. im Iahte 1l52.<br />

^ ^) So lautet <strong>der</strong> Rame in 0er Dresdener Handschrift, <strong>der</strong> ältesten vor« ^<br />

handenen, aus dem cilften Jahrhun<strong>der</strong>t, vitm. z». VII. und z». 150.


Pfähle mit Waffen 'umhangen, etwa nach Art antiker Tro-<br />

phäen. Damit stimmt altes, was sonst von dem Tempel in<br />

Niedegost gemeldet wird.<br />

Eigene Dic'l'ci' ùnteseli ^^i'l 5er heiligen nationalen Fähn-<br />

lein, ^n denen.Oöllillltt'll abgebildet, und die selbst als solche<br />

geantes ^"), nllr auf KriegsfaN'len zu Fuß dem Heere voran<br />

zogen. Dorthin eilten daher auch die.Wenden, bevor sie ins<br />

Feld rückten, und bei ihrer Heimkehr, um den Göttern zu op-<br />

fern,'<strong>der</strong>en und den<br />

Ausgailg ihrer Uulsrnehmuugen zu erforschen, Die Wahrsa-<br />

gung a<strong>der</strong> geschah in zwiefacher Art. Zuerst saßen die Tem-<br />

peldiener vor <strong>der</strong> umher stehenden Versammlung und gruben<br />

heimlich murmelnd mit Zittern in <strong>der</strong> Erde, wodurch gewisse<br />

Zeilen zum Vorschein kamen, aus denen man deutese. Dann<br />

wurden dkse mit grünem Rasen bedeckt und ein heiliges Pferd<br />

über zwei quer gegeneinan<strong>der</strong> in den Voden gesteckte Lanzen-<br />

spitzen geführt,- dabei gah. es wie<strong>der</strong>um Zeichen, die um gün-<br />

stig zu seil! gleichbedeutend mit den ersten sein mußten, wo<br />

nicht, gab die Gemeine traurig ihr Vorhaben auf. Stand<br />

a<strong>der</strong> rill langer, schwerer uud wil<strong>der</strong> 'Aufruhr bevor, so kam,<br />

wie die Sage umging, aus dem Mt'er bei Niedegost ein gro-<br />

ßer Eber mit wcißt'm, luich dm Schaum glänzenden Zahn<br />

Und wälzte sich vor vieler Leute ilugcn aus Lust entsetzlich im<br />

Schlamm - l).<br />

'^Der Lalldescultlls <strong>der</strong> Ranen, die vor allen WeudeN<br />

dem Godendienst ergeben waren ^), knüpfte sich an die heili-<br />

gen Stätten 'Arkolia und Karru^<br />

Flrkona lag oben auf einem Vorgebirge, dessen Gipfel<br />

sich über Vogenschußweite erhob, dessen steil abfallende Wände<br />

vitm. p. 2Zg<<br />

Oicni. p. 150. 15l<<br />

I, 3b. ,


146<br />

mit dem Meer an ihrem Fuße auf <strong>der</strong> Ost-, Süd- und Nordseite<br />

den Ort von Natur fest machten. Gegen Abend war<br />

ein Wall aufgeworfen, fünfzig Ellen hoch, die untere Hälfte<br />

aus Erde, die obere aus Holzwerk und dazwischen gelegten<br />

Erdschollen. Darin das Thor und über ihm ein hölzerner<br />

Thurm, auf welchem heilige Feldzeichen standen, eins vor allen<br />

ausgezeichnet durch Größe und Farbe, von den Ranen<br />

beinahe gleich den Göttern verehrt 22), so daß, wo diese Fahne<br />

voran getragen wurde, selbst im eigenen Lande jede Zerstörung<br />

erlaubt war. An <strong>der</strong> mitternächtlichen Seite führte ?in befestigter<br />

Weg zu einer in <strong>der</strong> Nähe entspringenden Quelle, aus<br />

<strong>der</strong> sich die Besatzung mit Wasser versah. Nenn außer <strong>der</strong><br />

hatte Arkona keine Bewohner, und selbst die verließ zu Zeiten<br />

die Feste "). Durch Riegel verschloffen, durch die Gegenwart<br />

des Gottes gesichert, schien sie menschlichen Schutzes<br />

nicht bedürftig --).<br />

Auf einem ebenen Platze mitten im Ort stand aus Holz<br />

gebaut <strong>der</strong> Tempel des Kriegsgottcs Svantovit o<strong>der</strong> Svato-<br />

") Die Fahne wird in den gewöhnlichen Ausgaben des Sarò Stanitia<br />

genannt; aber,die Richtigkeit <strong>der</strong> Lesart ist schon von Sttphanius bezweifelt.<br />

^) Hasselbach (Ueber SeUs Geschichte des Herzogtums Pommern.<br />

Stralsund, 1821. S. 77.) unterscheidet eine von <strong>der</strong> Aste geson<strong>der</strong>te Stadt<br />

Arkona. Ich kann mit dieser Ansicht meines Freundes nicht einverstanden sein.<br />

In <strong>der</strong> Stelle des Saio, aus welcher sie abgeleitet wird, bedeutet, meines<br />

Ermessens, urli3, wie vorher S. 498 <strong>der</strong> Ausgabe von Klotz, nichts als die<br />

Feste, darin <strong>der</strong> Tempel stand. Beim Wall, an <strong>der</strong> Abcndseite, stürmten die<br />

Dänen, denn nur hier konnte <strong>der</strong> Ort angegriffen werden. Der ruhigste, vom<br />

Kampf entlegenste Theil <strong>der</strong> Stadt o<strong>der</strong> Feste (nrdi3) war also die Dstseite<br />

<strong>der</strong>selben, nicht ein außer ihr befindlicher Raum. Die steile Wand dcs Vorgebirges,<br />

<strong>der</strong>en Sarò hier ei wähnt, mogtc einem Kriegshaufen unzugänglich sein,<br />

aber darum noch nicht einem einzelnen Manne. Auf <strong>der</strong> Noroseite wird <strong>der</strong><br />

Abfall eben so beschrieben, und doch war hier ein Weg, auf dem man zu <strong>der</strong><br />

Quelle gelangte.<br />

eüit. X1ot2. p. 443.


147<br />

vit 26)..d. h. des heiligen Siegers ^). Zu äußerst war ein<br />

Zaun, verziert mit roh bemaltem Schnihwerk -und mit einem<br />

einzigen Eingänge versehen: darin «<strong>der</strong> Tempel selbst, <strong>der</strong> außen<br />

Wande, und über ihnen ein rothes Dach hatte; inwendig war<br />

<strong>der</strong> mittlere Raum durch vier Pfosten und Vorhänge statt <strong>der</strong><br />

Wände als ein innerstes Heiligthum abgeson<strong>der</strong>t. In diesem<br />

befand sich das Hölzerne Bild des Gottes, weit über Menschengi'öße,<br />

mit vier Köpfen, von denen zwei nach vorn, zwei nach<br />

..hinten gewandt, Barte, und Haupthaar nach Rügischer Sitte<br />

geschoren, die Kleidung ein bis auf die Schienbeine hinab reichen<strong>der</strong><br />

Rock, die rechte Hand, ein Horn haltend, welches alljährlich,<br />

mit Wein, gefüllt wurde, <strong>der</strong> linke Arm gegen die<br />

Seite gekrümmt. Die Füße standen unmittelbar auf dem<br />

Boden, das Fußgestell unter ihm. Zaum, Sattel, Schwert<br />

nebst an<strong>der</strong>n Zeichen <strong>der</strong> Macht waren in <strong>der</strong> Nähe des Bildes.<br />

Einmal im, Jahre, wenn die Früchte geärntet waren,<br />

wurde ein großes Opfer an Vieh gebracht; dann hielt allerlei<br />

Volk von <strong>der</strong> ganzen Insel ^ vor dem Tempel ein festliches<br />

Mahl. Tages.vorher reinigte <strong>der</strong> Priester, <strong>der</strong> gegen Landessitte<br />

Barl und Haupthaar wachsen ließ, das Heiligthum sorgfältig<br />

mit Besen. Er allein durfte es betreten, aber auch er<br />

nicht darin Athem holen, damit es nicht entweiht werde, son<strong>der</strong>n<br />

er eilte von Zeit zn'. are«, mliunrg. Hier lautet <strong>der</strong> Name Avatovit,<br />

bei Slixo Soantovitus, dci Hclmold I, 52. 2. Zvantevith<<br />

2i) Dobrowöky Slavin. S. 273.


Genuß <strong>der</strong> geärnteten Vorräthe. Dann goß er den alten<br />

Wein zu den Füßen des Bildes aus, füllte von neuem, er-<br />

flehte für sich und das Vaterland Wohlfahrt und Znnahme<br />

an Reichthum und Siegen, leerte, dem Gölte zutnnkend, den<br />

Becher mit einem Zuge und setzte ihn, abermals gefüllt, wie-<br />

<strong>der</strong> in die Rechte des Vildes. Auch ein Honigkuchen wurde<br />

gebracht, rund, von beinahe Mannes Hohe: ihn stellte <strong>der</strong><br />

Priester zwischen sich und das Volk und fragte, ob es ihn<br />

sehe. Wurde l'ics bejaht, so wünschte er im nächsten Jahre<br />

nicht sichtbar zu sein, so groß möge Ernte und Kuchen wer-<br />

den, g'üßte'die versammelte Menge im Namen des Gottes,<br />

ermahnte sie zu dessen forlgesetzter Verehrung durch steißige Op-<br />

fer und versprach ihr als sichern ?ohn dafür Sieg ;u ^ande und<br />

zur See. Nachdem dies vollendet, wurde <strong>der</strong> übrige Tag mit<br />

dem Opferschmause zugebracht, bei dem Nüchlernheit Frevel war.<br />

Wabrsagimg und Zeichendeuterei fehlten auch hier nicht.<br />

Welchem Thier <strong>der</strong> Rane zuerst begegnete, und ob seine koose,<br />

drei auf den Schooß geworfene S lückchen Hol;, auf <strong>der</strong> einen<br />

Seite weiß, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n schwarz, die Glück bedeutende<br />

weiße Fläche nach oben kehrten o<strong>der</strong> die unglückliche schwarze:<br />

das waren ihm die Zeichen, aus denen er im Privatleben auf<br />

den Ausgang seiner Unternehmungen schloß. . Die Frauen aber<br />

erforschten ihre Zukunft, indem sie' am Hcerde sitzend, ohne ;u<br />

zählen, Striche in die Asche zeichneten: die gerade Zahl be-<br />

deutete dann Glück, die ungerade Unheil.<br />

Handelte es sich dagegen um Krieg und Sieg, so gab<br />

Svantovits heiliges Pferd den Ausschlag. Es war weiß von<br />

Farbe, nur <strong>der</strong> Priester durfte es weiden und besteigen. Haare<br />

auszureißen aus seiner Mähne o<strong>der</strong> auS seinem Schweif wurde<br />

für ein Verbrechen gehallen. Auf ihm, glaubte man, rcile<br />

Svantovit gegen die Feinde seines Dienstes in den Kampf,<br />

denn oft fand man es am Morgen mit Schweiß und Koth<br />

bedeckt im Stalle, als hätte es weile Wege zurückgelegt. War


149<br />

nun Krieg gegen irgend ein Land beschlossen, so wurden vor<br />

dem Tempel in Arkona drei Paar Speere in gleicher Entfer-<br />

nung von einan<strong>der</strong> kreuzweise mit. den Spitzen in die ürde<br />

gesteckt.und nach vorher..gegangene^. Gebet das Pferd durch<br />

den Priester aus dem Hofe geführl. Ueberschritt es, die Speere<br />

sämmtlich mit .dem rechten Fuße zuerst, so war das Zeichen<br />

günstig, hatte das Thier qber auch nur bei einem linfs ange-<br />

treten, so wurde <strong>der</strong> Kriegszug aufgegeben uud nicht eher ins<br />

Werk gerichtet, bis das dreimalige glückliche Zeichen erfolgt<br />

war<br />

Tnnp^s^atze,.;ufiel. , Dadurch, durch Geschense..>er.Ra/hfxH-<br />

genden und durc^) eine-jährliche Steuer, t;ie. je<strong>der</strong>, Mann.und<br />

Weib,, unterò dem.P^lne^.eines Geschenfeä eutrichttte^ sammelte<br />

I^richlhuln au ^Gold und kostbaz'eln Ge-<br />

räth, <strong>der</strong> von den Priestern in vers^losscneu.Kiasteu verwahrt<br />

wurdet). ., ^ .< ^^.. '?) ,. - '-i. ' ,,auLcn hin v))r,,so naaren Poreml^ Porevit.und Rugia-<br />

vil die H>>iler <strong>der</strong>. Hz'ilnq.lh und des ^äuslichen^kebens ^).<br />

Die Vnrg Kaien;, wie Arkona in Friedenszeiten nicht<br />

theils durch ihre. Lage zwi-<br />

schen Morast .und, See, theils durch einen Wall befestigt.<br />

Ome einige, leicht verfehlbare Furlh und jenseid.,<strong>der</strong>selben ein<br />

P/.ad. Hwjschfn Suinpf uud Wall führte- bis an das Thor.<br />

Darin drei anschnliche Tempel,,,wie es scheint,^ von Einem ein^<br />

'l'niilicnm ' 8aro. p. 5W.


15U<br />

gehegten Hofe umgeben. Dessen Mitte nahm <strong>der</strong> größte<br />

Tempel ein. Sein Dach ruhte auf Säulen, statt <strong>der</strong> Wände<br />

waren purpurne Vorhänge. In ihm stand das V!ld des<br />

Kriegsgottes Nugiavit, aus Eichenholz gearbeitet, von übermenschlicher<br />

Größe, mit sieben menschlichen Gesichtern an Einem<br />

Haupt und eben so viel wirklichen, in <strong>der</strong> Scheide stek^<br />

kenden Schwertern an Einem Gürtel, das achte gezogen in<br />

seiner Rechten.<br />

Man hat Rugiavit für den Gott Rügens gehalten ").<br />

Aber ein solcher nach einem Lande o<strong>der</strong> einem Volke benannter<br />

Gott findet sich sonst gar nicht bei den Wenden. Nnd von<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite: ein Frühlingssiegcr ist da unter Vtn Wendischen<br />

Gottheiten, das Mitsommerfest wurde gefeiert, nur dem<br />

Herbst fehlt seine Ehre. Unkundig <strong>der</strong> Slavischen Sprachen<br />

kann ich nur fragen, ob <strong>der</strong> Name Rugiavit nicht abzuleiten<br />

sei von luien, was nach <strong>der</strong> Mater oerborum ^) die altböhmische<br />

Benennung des Octobermonates ist. Dann bedeuten<br />

die sieben Gesichter und die sieben eingeschereten Schwerter die<br />

Zahl <strong>der</strong> Monate, welche dem Eintritt des October voraufgehen/<br />

denn' <strong>der</strong> Mai wurde, wie' ebenfalls 'die Mater verborum<br />

bezeugt, als <strong>der</strong> dritte Monat im Jahre "°), <strong>der</strong> März<br />

demgemäß als'<strong>der</strong> erste beträchtet. Das achte in <strong>der</strong> Haltd<br />

des Götzen wäre das entscheidende October- o<strong>der</strong> Ruienfchwert,<br />

er selbst <strong>der</strong> Herbstsieger, wie Gerovit <strong>der</strong> Sieger des Frühlings.<br />

- ....<br />

Der zweite Tempel in Karenz enthielt das Vild des Porevit;<br />

es hatte fünf Köpfe, war aber ohne Waffen. Porenuz,<br />

das Vild des dritten Tempels, zeigte vier Gesichter am<br />

Haupt, das fünfte <strong>der</strong> Brust angefügt, so daß die linke Hand<br />

es an <strong>der</strong> Stirn, die recht? am^Kinn berührte.'<br />

So auch Dobrowsky. Slavin. S. 272.<br />

Hlater verd. ». v. octn<strong>der</strong>.


Daß die beiden jn -näherer Beziehung zu Rugiavit standen,<br />

ist wohl nicht zu verkennen. War nun dieser <strong>der</strong> herbstliche<br />

Sieger, <strong>der</strong>. in.jedrm'<strong>der</strong> sieben Sommermonate mit einem<br />

eigenen, Schwerte gestritten hatte und endlich .das» achte,<br />

.das-den Kampf.


152<br />

sein Eigenthum verbrannte und verwüstete o<strong>der</strong> ihn zu Geld-<br />

bußen nöthigte 25).<br />

In den ersten Jahren des Erzbischofes Adalbert von<br />

Bremen, <strong>der</strong> i. I. 10^3 seine Würde antrat ^), gebieth <strong>der</strong><br />

langwierige Streit um Vorrang und Amehn ;um blutigen<br />

Kriege <strong>der</strong> Retharier, Tholosanten und Chi.;;iner gegen die<br />

Lircipaner. Die lelttern siegten; a<strong>der</strong> die Ueberwundensn er-<br />

langten Hülfe von dem Obotritenfü) sten Godschalk, dem Sach-<br />

senherzoge Bernhard und dem Könige dn-Dänen. So vielen<br />

Gegnern erlagen die Circipaner nach mannhafter Vertheidi-<br />

gung, doch gewannen sie den Frieden, indem Ne den christlichen<br />

Helfern ihrer i?andesgenossen eine Geldsumme be;ablteu ^^).<br />

Seit <strong>der</strong>' Zeit scheiuen die Neldarier und ihr Tempel ucß<br />

über Riedegost erhoben ;u haben. Bei dem großen Wendigen<br />

Aufstande wi<strong>der</strong> die Kirche im zwei und zwanzigsten Zähre<br />

des Erzbisthums Adalberts ^) war ylhelra die Metropole <strong>der</strong><br />

Wenden ^).<br />

Doch schon damals galten die Nanen als das mächtigste<br />

Geschlecht <strong>der</strong> Wenden, ohne dessen Zuftümuung. in öffenlli^'en<br />

Dingen nichts geschehen durste, weil es, eifriger alü die üdri-<br />

gen im Dienste <strong>der</strong> Gölter, auch in. näherem Umgangs..mit<br />

ihnen, vorzugsweise gefürchtet ward ^"). In den uächstell!».>ier-<br />

Hlg Jahren stellte ihre Bedeutung sich immer bestimmter her-<br />

aus. Hclmold nennt schon den Tempel des Svamovil und<br />

die Orakelsprüche, welche von ihm ausgingen, als den Grund<br />

des Einflusses, den die Ranen imtcn allen Wendcn^ölkcrn hat-<br />

ten. Gegen Svanlovil wurden alle übrigen Gölter nur wie<br />

. Lrem. 1l7. t l3.<br />

Lreiu. 140.' Auz ihm, mit Zusätzen und<br />

tlelm. I, 21.<br />

"") Im Jahre 1066. Helm. I, 24. ».<br />

. Lrem. U>7. K>8. li^Uu. I, 23.<br />

u. Lrem. 22b.


153<br />

Halbgötter gehalten.. Daher findet sichMhetra seit dem Jahre<br />

106i) nicht mehr erwähnt. Aber dem Svantovit gingen von<br />

nun a,i bis ,^ur Zerstmilng Arkonas ^,^), ein Jahrhun<strong>der</strong>t lang,<br />

OvM'gaben aus aLlen^Gegenden des Wcndenlandes zu,. ».Sein<br />

Priester wurde hoher verehrt als <strong>der</strong> Ranenkonig, denn er er-<br />

forschte die Oöllersprüche durch das Lo.o.s.,, Von- dessen.<br />

fall.war er, von ihm waren König llnd..Polk abhängig V<br />

auch die.Priester dex an<strong>der</strong>n S^antovillempel/ fenft^Fsl.<br />

mehrere auf Rügen, standen dem in sirkona an> Macht '<br />

n.^l'Mcht- mehr.'ldenlndas -melden die.-Cbrolllkell. pon <strong>der</strong>.Rü<<br />

gischen Hlcrarchie^,. welche-. .Neuere als^ durchaus eigenthümlich<br />

be^eichnel. in <strong>der</strong> ile. eine offenbare Nachbildung des kulholi^<br />

schen Kirchentbums elkannt haben ^^). Mir scheint die Stel-<br />

lung Naneu nichts zu enthalten,<br />

das, nicht- ähujich' und'slärfor aus.grprZgl^b/.l Iuhmi, slegyp--<br />

tern! un) Israeliten., selbst - bei Mongo.lm und i)ohen. Neger-<br />

istämmm gefunden lvüld^^as ,überM^^jeMkehzl>.^ i^cil es^in<br />

r'<strong>der</strong> M^nsch/n uM'.de.r Verhältnisse llegti.,'/)^ ^>^<br />

Das N e l i g i o n s s l) s t e m. - ^<br />

Die Religion <strong>der</strong> Wenden im eilflen und zwolfttn' Iahr-<br />

hllndeit, wie sie his Hieher dargelcgs, enthäls unleugbar'eine<br />

Iluzahl '-'ei schicdcnal tiger, Culle uud vei ralh sich dadurch als<br />

,. . .<br />

Im Jahre Nl)3. N^Im. li, 13, ,.' , .<br />

ll.lm. l. ('. ^. l, Zd. 2. I, c.2. H. U, 12. 7. «.<br />

t.'. a. a. O. S. 180 ?c. Ingemann, a. a. D.S.<br />

(<strong>der</strong> Deutschen Uebcrsctzung). Kanngicßer. a. a. O. S. 225).


154<br />

ein allmählig Gewordenes, aber nicht ans dem Wege äußerli-<br />

cher Anhäufung, son<strong>der</strong>n durch Entwickelung von innen heraus.<br />

Das Eine im Vielen ^), die Seele <strong>der</strong> Welt in <strong>der</strong>en<br />

mannigfachen Aeußerungen, das war die pantheïstische Grund-<br />

vorstellung: die vielen Kopfs <strong>der</strong> Götzenbil<strong>der</strong> auf Einem<br />

Leibe, dazu die bestimmte Aussage <strong>der</strong> heidnischen Triglavprie-<br />

ster 2) und des christlichen Heidenboten Hclmold ") lassen<br />

daran nicht zweifeln. Die Entwickelung des Princips aber<br />

geschah in einer Reihe von Versuchen, das Wesen des Einen<br />

nnd seine Eigenschaften zu fassen und Namen und äußerliche<br />

Zeichen zu finden, die den gefaßten Vorstellungen- entsprächen.<br />

Dabei blieb in <strong>der</strong> Nation, mindestens in einem Theil <strong>der</strong>sel-<br />

ben das Bewußtsein, daß in allen nach und nach hervorgetre-<br />

tenen Culten doch das Wesen des Einen nicht erschöpfend dar-<br />

gestcNt sei, o<strong>der</strong> wie es'die Wendische Theologie bildlich aus-<br />

sprach: Alle Götter sind aus dem Blute des Einen Gottes<br />

<strong>der</strong> Götter entsprungen, je näher diesem verwandt, desto treff-<br />

licher; aber <strong>der</strong> Eine nimmt sich nur <strong>der</strong> himmlischen, nicht<br />

<strong>der</strong> irdischen Dinge an "). Und in diesem Bewußtsein ihrer<br />

Unzulänglichkeit deutet die Wendische Religion über sich selber<br />

schon hinaus. Das ist die Messianische Prophetie, welche<br />

min<strong>der</strong> bestimmt, min<strong>der</strong> sehnsüchtig, aber dem Aufmerkenden<br />

nicht unvernchmlich, das Heidenthum durchdringt, wie die He-<br />

bräischen S?her. i "<br />

Schon Helmold weis't als auf etwas Beson<strong>der</strong>es darauf<br />

hin, daß einige <strong>der</strong> Wendischen Götter Bil<strong>der</strong> ^und Tempel,<br />

andre nur Haine hatten ^): Natursymbolik und Kunstsymbo^<br />

lik bestanden also damals neben einan<strong>der</strong> in dieser Religion.<br />

1) Z. B. im Baum und Pferde, ^nnn. II, 31., in Fahnen, vitm.<br />

p. 2.^. 8iix. p. 5l0., in <strong>der</strong> Lanze. Neue Pomm. Prov. Nl. B.4.S. 335.<br />

2) ^när. NI. 1. ...<br />

^) Helm. I, 83. *.<br />

») Helm. I, 83. ».<br />

') Ilrlm. I) 83. 2.


' ' Wo'aber"kitie'Nntlvit' in' fortschreitendem^ Bildungsgänge<br />

äußere Zeichen für die Vorstellungen 'sucht, - welche -in 'ihr er-<br />

svächeti;-da'ist-> abgesehen von <strong>der</strong>en Inhalts'vorauszusehen,<br />

sie werde jene zuerst-in'den 'gegebenen Dingen suchen'und sin-<br />

den/^bevvr sie^selbst daran gcht'sich^ihre'Zeichen ^zu formen:<br />

geht^'etn' Kuttstsymbol'i>t.^ .<br />

-"'-'Von'^iner Kosmo'goni'e/-^ andre heidnische 'Völker sie<br />

gewöhnlich an'die Spitzt ^^v Reli'gionssysteme'stellen,' findet<br />

sich bei dsli Wenden^auch 'nicht von fern-eine Andeutung'.<br />

Dic-Fra^e^nach^dem-Nrspwng^ <strong>der</strong> Welt scheinl sie gar nicht<br />

berührt','vielmehr di^e Entfaltung ihres religiösen Bewußtseins<br />

angefangen zu haben mit dem Schmerz übcr> die Vergänglich-<br />

keit des'Vielen, Dem gegenüber wurde das Eine alo dqs<br />

Unvergängliche gefaßt. Sein Symbol war <strong>der</strong> Stein,<br />

vor'dem'bis in'die späteste Zeit <strong>der</strong> Wende den Eid ablegte,<br />

zu d'em^er M)'^ - '<br />

' ''Aber.'die-VergängUchkeit zeigte sich weiter als geregelte,<br />

wie<strong>der</strong>kehrende Bewegung, vor allem am Firmament. Das<br />

Mittsommerfest begann, mit Jubel wurde die Sonnenwende<br />

ein


156<br />

begrüßt, doch war die Sonne so wenig als ein an<strong>der</strong>es Ge-<br />

stirn das Angebetete: sie alle erscheinen als die bewegten Vie-<br />

len. Das bewegende Eine hatte sein Symbol an <strong>der</strong><br />

nie erschöpften, ruhia, hiustromenden Qu elle.<br />

Wie am Sternenhimmel tie äußere, so gab sich auf <strong>der</strong><br />

Erde in dem Keimen, Wachsen und Welken überall die innere,<br />

geregelte Bewegung kund. Das Viele wurde gefaßt als das<br />

Belebte, das Eine als das Velebende. Dies.letztere wirk-<br />

sam in <strong>der</strong> Natyr hieß nun Siwa (keben), im Zusammensein<br />

<strong>der</strong> Menschen MovF (Recht)- Leben und Recht waren die<br />

ersten Gotterna, meu, <strong>der</strong> Wenden. Symbol des^ Velebenden<br />

nach beiden Richtungen hin wqx. d^r,Vaum, oft mit <strong>der</strong><br />

Quelle daneben, aber-Vichf, NpMaum Pdcr.ein an<strong>der</strong>es Laub^<br />

gewächs, das im,-kaufe des. Iqhr^s di^ Wechsel, des kebens<br />

augenfälliger,,dMHmgchte als daft Nadelholz. Ein abgehaue-<br />

ner, seiner Blatter beraubter Ast dagrgey das Zeichen des<br />

Zlbgestorhenen, .von^dem keb.cn Getrennten.,^ Daher <strong>der</strong> Ge-<br />

brauchs <strong>der</strong> Wmden Kuittel auf.-.die«.Gräber,.,zl; legen; war<br />

doch <strong>der</strong> Todte im Hügel ihnen,auch ein solcher abgebrochener<br />

Zweig. Denn mit dem zeitlichen Tode, glaubten..sie,, sei alles<br />

zu Ende^). '.Karum perbol,Ot^ ).>ott Bayide/g den neube-<br />

kthrtcn Po.mmern jene anscheinend: harmlose Sitte, <strong>der</strong>en un-<br />

christliche Bedeutung ihm bekannt sein-mußte. l.<br />

- Näher betrachtet ist aber das. k/ben-, des Vielen,Krieg<br />

und Wide, streit; in Gegensäßen bewegt sich die physische W^lt<br />

wie die sittliche, und. das höchste keben wird im ha» tasten<br />

Kampfe offellbar. Das Eii^e allbelebende erscheint in diesem<br />

Wcltstxeite als das K riegslu st i ge,,,,das den Krie^ U)n des<br />

Krieges .willen erregt. Sein Symbol war dem-Wriiocn<br />

^iclleicht, wie früher den Aestycrll ^, ,<strong>der</strong> Eber, <strong>der</strong> m <strong>der</strong><br />

Brunstzeit mit seines Gleichen heftige Kampfe besteht,, nachdem<br />

«) vitn,. p. 11.


157 /<br />

er seine Haui durch'Lesben an 'den Väumen gehärtet und<br />

umiogen ^) :<br />

wenigstens''deuletdie^R^^^ d'annif hin. 'Vestimm-<br />

ler das Pferd, 'das 'beiden Wendeil n>ie bei Persern und<br />

Germaneir'heilig gehallen wurde, ohne daß daraus 'auf einen<br />

jener 3l'ationen u^d ihrer Culle- zu<br />

schließen wäre. Wo ^ie Kriegslust und <strong>der</strong> Dienst des -sk eit-<br />

barels'Volles in einem' -Volke aufgeht, da kommt auch das<br />

Pferd," das kriegt seinen Ehren.- Wle das<br />

Morgenland''seine (figenlbül7il'chkeil auffaßle, zeigt die bekannte<br />

Schil<strong>der</strong>ung "im Buche 5jlob ^). Die Nordische Sage knüpft<br />

'den ersten Bru<strong>der</strong>mord in 'dem voll den<br />

'Vollern abstammenden Geflechte <strong>der</strong> Inglinger an die (kin-<br />

sührnng des Kampfes zu Noß "). Nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Rosse,<br />

^ie ne besaßen, schäßlen auch die Pomlncrn noch zur Zeit<br />

^Ottos i)0n Mmberg die'Macht ihrer Edlen ^).' '"<br />

Nach' 'dieser kriegerischen Weltansicht stritten' nun Licht<br />

und Finsterniß, Tag und Nachl, Hilze und Kälte, Frühling<br />

und Oinler, Freude und keid als Wi<strong>der</strong>sacher'gegen einan<strong>der</strong>,<br />

die auf <strong>der</strong> frühern Entwickelungsstufe dcm Glauben wie in<br />

sich ablosend erschie-<br />

l^en waren. Eine Menge an<strong>der</strong>er Gegensatz trat hervor, alle<br />

als Kämpfende gedacht, darum auch als Personen und in ih-<br />

rer'Unlörperlichkeil als übermenschliche Personen. So finden<br />

sich in <strong>der</strong> Religion des stammverwandten Böhmischen Volkes<br />

Goninnen <strong>der</strong> Erde "), 5^ Meeres "), h^ Todes "),<br />

') ^ri'tnteli: lll'lt. linlmal. ex rec. l^el^Iiell. Lernl. 1829. p. 177.<br />

^) H''ob, 39. l9-2^>. ' >.<br />

^) ^n(M. Il, 22.<br />

). 8. v. teÜuri» äea.<br />

) d. n v. 8ii!licia.<br />

^) platst-verd.^l. v. Tonte. Königinhoser Handschrift. S. 73. 105.<br />

'212. 'Dobrowöky Slavin. S. 270. "


eine Porcata "), die <strong>der</strong> Proscritta, Lutice ^), die den Fu<<br />

rien, Veleß ^), <strong>der</strong> dem Pan, Moruzzi '«), die den Panisken,<br />

Vilklodlaci ^), d^ den Faunen und Wehrwölfen verglichen<br />

werden. Von dem Glauben <strong>der</strong> Wenden am Baltischen Meere<br />

fehlt so bestimmte Nachricht. Nur im Allgemeinen wird ge-<br />

meldet, daß Fel<strong>der</strong> und Städte voll Götter waren, von man-<br />

cherlei Gestalt, denen Fluren, Waldungen, Trauer und Lust<br />

zugeschrieben wurden, daß sie sich son<strong>der</strong>ten in schwarze und<br />

Weiße, welche, Glück und Unglück spendend, un Zorn wi<strong>der</strong><br />

einan<strong>der</strong> standen, und daß eine Unterwell (jnsernuin) geglaubt<br />

wurde, die eben nur das Reich <strong>der</strong> schwarzen Götter sein<br />

kann. Doch wurde lchterer bei den Opferfesten zugleich mit<br />

den weißen anbetend gedacht, als unbedingt den Menschen<br />

feindselig galten sie also nicht 2").<br />

Mit <strong>der</strong> Gotterwelt voll bewußter Thätigkeit, die ausge-<br />

hend und abstammend von dem Einen auf solche Weise im<br />

Weltkriege gegen einan<strong>der</strong> stritt, war die Vorstellung über die<br />

Grenze des Naturdienstes hinaus gegangen. Der Wende<br />

hatte persönliche Götter gefunden, das Eine selbst war per-<br />

sönlich aufgefaßt. Zur Bezeichnung solchen Lebens hatte die<br />

Natur keill Symbol mehr; die Kunstsymbolik begann, wenn<br />

auch noch nicht sofort <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>dienst.<br />

Wo Persönlichkeit, ist Wille und Zweck, Zweck des Krie-<br />

ges <strong>der</strong> Sieg. Das kriegslustige Eine ward demnach in <strong>der</strong><br />

l 5) klater verd. g. V.<br />

^ 6) I>I^ter verd. 8. v.<br />

5 7) klater verd. 8. v. pan. Dobrowsky Slavin. S. 27ä.<br />

^°) klater verd. ». v. incudi. pilo8i.<br />

22) Dobrowsy Slavin. S. 274. ^late? verd. incudl<<br />

2°) Ueilii. l, 52. 2. I, 83. 2. »< ^Nlir. III, 1< Dcr Ausdruck Helmolds:<br />

Mlllulii lleum 8Uli linFU» villdol 8ive Xce^nebnF appellant<br />

ist allerdings bedenklich. Er würde, wäre die Analogie nicht da, den Verdacht<br />

erregen, die Lehre von <strong>der</strong> bösen Gewalt sei erst auZ dem Christenthuwe itt das<br />

Wendische Heidenthum eingedrungen, nicht aus diesem ursprünglich hervorgegangen.


159<br />

weitern' Entwickelung des Gedankens'als ^Siegspen<strong>der</strong> und<br />

Sieger, zuerst als <strong>der</strong> machtige Sieger./nkannt, denn<br />

Macht ist die erste Eigenschaft, die als nöchig/szum.'Siege be-<br />

funden wird. Sein Symbol sind Waffen, solche vornämlich,<br />

die dem Feinde abgenommen, sein Name Geroßt,- <strong>der</strong> Früh-<br />

lingssieger in <strong>der</strong> Natur, dem zu Ehren das Maifest began-<br />

gen wurde,, und zugleich Wehr und Helfer <strong>der</strong> Städte und<br />

Völker gegen Feindes Gewalt. Luarasici und <strong>der</strong> Gott <strong>der</strong><br />

Iuliner sind vermuthlich keine an<strong>der</strong>n als er.-<br />

'-' Wo das Eine <strong>der</strong> Sieger, da ist'Sieg das allgemeine<br />

Verlangen,'um ihn wird gebetet und geopfert, nach ihm for-<br />

schen Wahrsagung und Zeichendeuterei. So auch bei den<br />

Wenden. Das Pferd, das Symbol <strong>der</strong> Kriegslust, wird über<br />

Speere, die Zeichen des Sieges, o<strong>der</strong> zwischen ihnen hindurch<br />

geführt, und je nachdem das heilige Pferd anstößt o<strong>der</strong> unge-<br />

hin<strong>der</strong>t hinüber schreitet, mit dem rechten o<strong>der</strong> linken Fuße.<br />

antritt, entsteht Hoffnung des Sieges o<strong>der</strong> Furcht vor <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>lage selbst in den streitbaren Männern, die zum Auszuge<br />

gewaffnet sind. . '<br />

Denn' nicht die Macht aNein giebt den Sieg. Diese Ein-<br />

sicht führte zu einer neuen Vorstellung von dem Wesen des<br />

Einen. Es ward <strong>der</strong> kluge Sieger, Radigast in Rhetra;<br />

sein Symbol das menschliche Haupt, <strong>der</strong> Sitz des Ge-<br />

dankens, ob mit einem o<strong>der</strong> mehrern Gesichtern bleibt ungewiß.<br />

So war <strong>der</strong> Uebergang gemacht vom Waffencullus zum<br />

Bil<strong>der</strong>dienst. Die menschliche Gestalt war anerkannt als die-<br />

jenige, welche unter allen vorhandenen dem Wesen des Eine^<br />

am meisten entspreche. Aber daß sie die allein entsprechende<br />

sei, zu dem Bewußtsein gelangte <strong>der</strong> Wende nicht, deshalb auch<br />

zu keiner wahrhaften Kunst. Die Menschengestalt wurde so--<br />

gleich verzerrt, einer rohen Symbolik zu Gefallen, welche durch<br />

Vervielfältigung des Antlitzes o<strong>der</strong> des Hauptes das Ueber-<br />

menschliche des Einen zu bezeichnen strebte, dasselbe, was <strong>der</strong>


16tt<br />

Grieche durch den Ausdruck andeutete, den er in die rein<br />

menschlichen Züge und in die Haltung seiner Götterbil<strong>der</strong> legte.<br />

Tie nächste Stufe <strong>der</strong> Entwickelung lind die Götter in<br />

Karenz, wenn die Auslegung richtig ist, die vorhin '.'ersucht<br />

wurde. Nicht je<strong>der</strong> Sieg war dem an<strong>der</strong>n gleich, nicht immer<br />

mit dem Siegesruhm auch Beute und Gewinn des Sieges<br />

verbunden. So betrachtet war <strong>der</strong> FrühlingSsirger Geiovit<br />

nur karg und arm, er brachte nichts als Blätter und 'Blu-<br />

men. Das Eiue wurde daher vorgestellt als d er freige b ige<br />

Sieger, <strong>der</strong> Herbstneger Rugiavil mit seinen unlergeordnelcn<br />

Genossen, dem Porevil, <strong>der</strong> hier in Gerrits Selle trat, waf-<br />

fenlos, fast eine Parodie des mächtigen Frühlingsnea/rs, un)<br />

dem Porenu;, <strong>der</strong> schluinnlernden Kraft. Dao Symbol dcs<br />

Rugiavit ist das wildeste, das die Wendische Religion aufzu-<br />

weisen hat, gan;e Mannsgestalt mit sieben Angesich-<br />

tern am Haupt, sieben Schwerlern am Gürl.'l, das<br />

achte in <strong>der</strong> Hand. Fünf s!:ige-1chter hatte auch Pormu;,<br />

Porrvil fünf ivövfe.<br />

Macht, Klugheit. Freigebigkeit wa-en nach einan<strong>der</strong> her-<br />

vor gckomlnen als Eigenschaften des Siegers und Siegspm-<br />

de:s im Weltk-iege, a<strong>der</strong> was ihn bestimmte, so o<strong>der</strong> so den<br />

Sieg zu vertheilen, war noch nicht ausgesprochen. Dieser<br />

Schritt geschah im Cultus des S'.'antovit: hinwar das Eine<br />

erkannt als <strong>der</strong> heilige Sieger. Tie unbändige Symdclik<br />

<strong>der</strong> vorigen Stufe erscheint in seinem Bude schon he'.abge-<br />

stimtnt; es ist vierköpfige Nlallnsgestall, unbewaff-<br />

net, das Trinkhorn in <strong>der</strong> Nechlen. Sein Roß ist<br />

weiß, das Glück bedeutende Loos weiß, er selbst <strong>der</strong> lichte,<br />

laulere Gott. Doch ist er darum nicht min<strong>der</strong> kriegerisch.<br />

Er verleiht seinen Verehrern, den Heiligen wie er, nicht bloß<br />

den Reichthum <strong>der</strong> Iahresernten son<strong>der</strong>n auch den Eieg zu<br />

Wasser und zu Lande. Er besteigt selber des Nachts sein Roß<br />

zum Streit wi<strong>der</strong> die Feinde seines üultus, zunächst wohl wi-


<strong>der</strong> die schwarzen Götter, aber auch den Menschen, die seines<br />

Dienstes sich weigern, ist er feind, beson<strong>der</strong>s den Christen, an<br />

<strong>der</strong>en Vlul er sich labt. Der Cultus Svantovits offenbart<br />

sich somit als Religion des Fanatismus, in diesem lag die<br />

Kraft, durch welche er beinahe ein Jahrhun<strong>der</strong>t den Vorrang<br />

vor allen Wendischen Gottesdiensten behauptet hat.<br />

Als Reaction gegen ihn ist <strong>der</strong> Cultus des Trigsav zu<br />

betrachten. Auch dieser Gott^hatte/ein Soß,. aber es lr.gr.<br />

schlrarzs- 'Salttl' ulld' ^eugvIraren da,- ! ab^ttu^llM' das Thierdamit<br />

allzillhuif,.w/linHs ^en pahrsagmden .Nang über die<br />

Speere..^ ^äcM^als^^Der Gott selbst hestieg is nicht, er<br />

kämpfte nicht gegen scine ^V>i<strong>der</strong>sachel> er nahm ketne Kenntniß<br />

von den Sünden <strong>der</strong> Machen. Ursprünglich mag Trlglav<br />

kein an<strong>der</strong>er gewesen sein als Nadigast in Rhetra, damals,<br />

als nur das kleine, goldene ^Vild in seinem Tempel<br />

stand,?'.Vrllstbild :0<strong>der</strong>,'Kl>,pf, ^cs.,noch.'späler die.Priester'vorzugsweise.'verehrsen.'^<br />

Aber /<strong>der</strong> Cultus entwickelte sich'weiter;'<br />

das Eine) .fiuchrr nur ^als ' <strong>der</strong>, >kluge.Sieger- im / Weltkriege<br />

vei'stan.den,!'erhicltHie .Bedeutung de.s.v erbvrget^ en,< in<br />

si ch zllrüct gez og e ne-n. Geda n,keus,. deo H.immel, Erde<br />

und 1llllerwelt


Nhamen <strong>der</strong> Dorffer sampt allen Pertmentien<br />

des Klosters Belbuck.<br />

Vgl. „das Kloster Bclbuck;" Bnlt. Stud. Jahrg. 2. Heft 1.<br />

S. I-l?8').<br />

Vorbemerkung.<br />

^)as hier mitgetheilte Verzeichniß <strong>der</strong> Besitzungen deS Klo-<br />

sters Belbuck und des Iungfrauen-K losters ;u Trep-<br />

tow an <strong>der</strong> Nega scheint gegen das Vnde des l6. Jahrhun-<br />

<strong>der</strong>ts abgefaßt und ist, bis auf einen im Druck ausgezeichne-<br />

ten Zusatz, von einer Hand geschrieben.. .<br />

Wir haben in solchen Aufzeichnungen des Grundeigen-<br />

thums geistlicher Stiftungen, <strong>der</strong> ihnen aus demselben an Pach-<br />

ten und Diensten zustehenden Einkünften und Nutzungen, ei-<br />

nen Anhalt zur Beurtheilung <strong>der</strong> Beulz-Vevhällniffe früdeier<br />

Zeit, welche namentlich in Bezug auf den Bauern unsers Lan-<br />

des noch Die Zahl <strong>der</strong><br />

Dienste, welche sich allgemein in. Epann- und Hand-<br />

Dienste unterscheiden lassen, die .Art und Weise i brer<br />

Leistung ist etwas, worüber ein genügen<strong>der</strong> Aufschluß nur<br />

erwünscht sem tonnte, so wichtig ist dieser Gegenstand, und<br />

«<br />

*) In diesem Aussah ist S. 48. in <strong>der</strong> Note zu lesen maxister ca-<br />

'


163<br />

so unbestimmt und unklar die über ihn verbreiteten Vorstellun-<br />

gen. Beitrage zur Lösung dieser Aufgabe, erhalten aber be-<br />

son<strong>der</strong>s dadurch für Ulis, eil! näheres Interesse, als sie noch<br />

Heulzulage praktische Vel ha Uli isse vielfach berühren.<br />

Die häufig vorgebrachle Behauptung, daß den Bauern<br />

geistlicher Snflungen an ihren Höfen ein Eigenthums^<br />

Reckt, wenn gleich mit einigen Beschränkungen, zugestanden<br />

habe, laßt sich we<strong>der</strong> bei dem Kloster Velbuek, noch bei einem<br />

an<strong>der</strong>n Pommerschen Kloster o<strong>der</strong> Condente o<strong>der</strong> Capitel über-<br />

zeugend begründen; leichter das Segenlheil darthun, daß sol-<br />

chen Vaüern nur gewisse Nujulngen an den i^nen eingelhanm<br />

Ho fett, und zwar gegen die Uebernahme bestimmter Leistun-<br />

gen *) zustanden, und daß <strong>der</strong> Herr deö.Hofes gegen dessen<br />

zeitigen Ven<strong>der</strong> keine an<strong>der</strong>en Verpftichtungen kannte, o<strong>der</strong> ge-<br />

schlichen beachten hatte, als ihin mit seinem eigenen Vortheil<br />

l'enraglich schienen. Denn daß die Herzoge sich zuweilen ge-<br />

gen das willkürlich betriebene „^egen" <strong>der</strong> Bauerhöfe er-<br />

klärten, war weniger eine Ahndung eines verüblen Unrechts,<br />

Willkürliches Erhöhen <strong>der</strong> Leistungen ihrer Bauern war den<br />

m ^Vasallen untersagt. Dir Begriffe von Herkommen und Recht<br />

ballen sich hierbei allmälig so mit einan<strong>der</strong> verbunden, daß ein? Aen<strong>der</strong>ung des<br />

ersten als ein Eingriff in diefts' galt, und daher als eine Rechtsverletzung geahndet<br />

wurden Dirscs wi<strong>der</strong>führ Ackim Tribseee, <strong>der</strong> von dem Herzoge Philipp<br />

1. zur Rechenschaft gezogen wurde weil er einig/ Bauern „wi<strong>der</strong> al/cn<br />

gebrauch" mit „diensten" ,.belegt", und diese ,,neben dem dien stgeldt" von<br />

iyr.en gefor<strong>der</strong>t Halle. Hier mußten also dir Leistungen <strong>der</strong> Bauern fast verdoppelt<br />

sein, da neben <strong>der</strong> Geld-Abgabe, welche sie anstatt <strong>der</strong> Dienste entrichtVten,<br />

und dies ist wel hier untrr dem „allen gebrauch" gemeint, auch noch<br />

die Dienste selbst öon ihnen geleistet roerden sollen.<br />

Aus <strong>der</strong> Urkunde, <strong>der</strong> irir diesc Notiz entnehmen, erfahren wir zugleich,<br />

wie sich die Bauern gegrn solchen Druck schuhen konnten. Sie brachten ihre<br />

Klage bei dem sülstlichcn Amtmann ^or. und wurden von diesem bis zur Entscheidung<br />

<strong>der</strong> Sache in dessen „


164<br />

als vielmehr die Sorge, den steuerpflichtigen Acker nicht schmä-<br />

lern zu lassen, damit es an den nöthigen Landes-Einkünften<br />

ihnen nicht fehle. Die Verpflichtung des Eigenthümers be-<br />

schränkte sich nämlich in dieser Hinsicht nur darauf, den ge-<br />

kündigten Besitzer entwe<strong>der</strong> durch einen an<strong>der</strong>n Vauerhof zu<br />

entschädigen, im Fall <strong>der</strong> eingezogene Hof wirtschaftlich an-<br />

<strong>der</strong>s benutzt worden, zu dem Hauptgute o<strong>der</strong> einem Vorwerke<br />

gelegt war, — o<strong>der</strong> ihn durch einen an<strong>der</strong>n zu ersetzen, damit<br />

die Zahl <strong>der</strong> Höfe aus oben angeführtem Grunde erhalten<br />

wurde.<br />

Dafür, daß in solchen Fällen die Bauern <strong>der</strong> fürstlichen<br />

Aemter nicht an<strong>der</strong>s behandelt wurden, als die auf den Gütern<br />

<strong>der</strong> Lehnsleute ansässigen, hier nur ein Beispiel. Der Herzog<br />

Philipp Julius fand es rathsam, auf einem seiner Aemter eine<br />

Schäferei anzulegen. Um dies zu bewirken, wurde ein Vauer-<br />

hof, dessen Lage sich hierzu füglich mit benutzen ließ, eingezo-<br />

gen; und <strong>der</strong> Bauer mußte es sich gefallen lassen, seinen Hof<br />

zu räumen und nach einem an<strong>der</strong>n, den man ihm anwies, —<br />

soviel hielt man für billig — zu ziehen.<br />

Daß ein solches Verfahren nur in einer früheren, uns<br />

jetzt völlig fremden Verfassung begründet sein kannte, daß es<br />

uns als ein Unrecht erscheinen muß, darüber bedarf es keiner<br />

Worte; etwas An<strong>der</strong>es ist es aber, Verhältnisse historisch<br />

darstellen, als ihre Zulässsgkeit und Angemessenheit, gegenüber<br />

den gänzlich verschiedenen Zuständen <strong>der</strong> Gegellwart, abwä-<br />

gen. Allein auch abgesehen von <strong>der</strong> Gegenwart war es ge-<br />

wiß ein Unrecht, nach solchen Grundsätzen alle Aauerhöfe ;u<br />

behandeln. Und hi rzu Halle die vom Herzoge Philipp II.<br />

i. I. 1616. 16. Mai, erlassene Vauerordnung *) geführt.<br />

Dieses Gesetz bringt alle Besitzer von Bauerhöfcn in eine Klasse<br />

*) Abgedruckt in Dähnert5 Sammlung <strong>der</strong> Landesurkunden. Bd. HI.<br />

S. 923. :c. Vgl. lit. XI. 12), S. 835. dieser „Bauerordnung".


l65<br />

und .spricht ihnen insgesammt das Eigenthums-Recht ab. Damals<br />

schon musten also die Besihverhältnissc <strong>der</strong> Bauern so<br />

verdunkelt gewesen sein, daß man es förmlich verneinte, daß<br />

Bauern ein Eigenthumö-Necht an ihren Höfen zustehe, was<br />

nichts desto weniger bei Einigen *) sogar urkundlich sich hätte<br />

beweisen lassen. Man sprach also nur aus, was man als allgemeine<br />

Regel kannte, und begriff unter diese auch jene Besitzer,<br />

welche ihre Höfe durch Kauf erblich und eigenthümlich<br />

erworben hatten.<br />

. Ueber die in diesem Verzeichniß genannten Ortschaften<br />

Einiges zu erwähnen, so finden wir sie fast sämmtlich noch<br />

vorhanden. Eie liegen in geringer Entfernung von Treptow,<br />

zum Theil in <strong>der</strong> nächsten Umgegend dieser Stadt. Ihre<br />

heuligen Benennungen sind: Arnsberg, Belekow, Camp,<br />

Darsow,Deep, Drenow, (Hohen) Drosedow, Giers«-<br />

*) Für die Behauptung, daß es sonst nur wenige Bauern in Pommern<br />

gab, denen cin Eigenthums-Recht an ihren Höfen zustand, beziehen wir uns<br />

auf die delstimmende Ansicht Dlegcrs. Im vierten Bande seiner handschriftlichen<br />

Urkundcn-Eammlung findet sich eine Urkunde, woraus das Vorhandensein<br />

bäuerlicher Eigenthümer schon für eine sehr frühe Zeit zu beweise^ ist. Der<br />

Nltter Antonius Bughr und seine Söh^e, vergleichen sich laut <strong>der</strong>selben i. I.<br />

123^) mit den Bewohnern des ihnen zuständigen Dorfs Schlichtcmühlcn, über<br />

die Abgaben ihrer Hofe und die Besihoerhaltnisse <strong>der</strong>selben:<br />

— jilllcllaulniu.«, et nt-liinl^imus «l^t^enä»» — heißt es in <strong>der</strong> Urkunde<br />

— Clini Vlllnnl5 Il


166<br />

berg, Glansee, Güßlafshagen, Gummin, Hagenow,<br />

Hey den hof, Holm, Küssin, Langenhagen, Lew e; ow,<br />

Molstow, Neuhof, Robe, Schruprow, Sn^ow,<br />

Triebs (Tribus), Vockenhagen, Voigrshagen, Wu-<br />

strow, Zanow, (Kl.) Zapelin, Zarben, Zedlin, Zim-<br />

darse. Wiskow war schon zur Zeit <strong>der</strong> Abfassung dieses<br />

Verzeichnisses, laut Register desselben, eine wüste Dorfställe.<br />

Auch <strong>der</strong> Krähenkrug ist nicht mehr anzufinden. Die Verän-<br />

<strong>der</strong>ung des Namens Meiersberg in Ei erg berg fällt also<br />

in keine sehr frühe Zeil; jedenfalls ist es schade, daß eine so<br />

karakteristische Benennung einer so bedeutungslosen wie zufäl-<br />

ligen hat weichen müssen. Die Besitzungen des Klosters Vel-<br />

buck würden wohl sämmtlich von deutschen Einwandrern ge-<br />

gründet, was zum Theil ihre Namen ».'oHgültig beweisen könn-<br />

ten. Unter diesen ist nun <strong>der</strong> Name Meiers berg vor alleu<br />

bezeichnend, da er nicht nur die unbestritten deutsche Grün-<br />

dung dieses Orts darthut, son<strong>der</strong>n auch auf den Theil Deutsch-<br />

lands näher hinweist, woher seine Anhauer stammten. West-<br />

falen aus den nördlicher gelegenen Theilen dieses Landes: Os-<br />

nabrück, Hildesheim, und Friesen gründeten wahrscheinlich diese<br />

Ortschaften, jene die mehr landeinwärts gelegenen Dörfer, de-<br />

ren Bauart so überraschend an jene Län<strong>der</strong> erinnert, und<br />

diese dagegen, die unmittelbar an <strong>der</strong> See gelegenen Fischer-<br />

dörfer, wo Bauart <strong>der</strong> Häuser, Trachten, Sprache, Eitlen<br />

kenntlich genug ihren Ursprung anzeigen.<br />

Das Kloster Velbuck<br />

hat IIIF. vhiehoue 1 Schefferey als: den Nig enhoff, heidthoff,<br />

Sultehorst, Suckow, vhiehoff, doselbst auch die<br />

schefferey.<br />

Item II^ Pachtmhülen zu Cerben vnd Langenhagen<br />

vnd Velekow,<br />

Item vier See, dakegen dem Ampt fischerey folget.


167<br />

Ampt Velduck.<br />

'-'.' ''"' ' '''"' ^ Trybus<br />

hat XXXI Landthoeue II2. morgen XXI Plugdienste XII<br />

Kotzen 1 Kroglage (Kruglage) 1 schützen, hcldt ein dienst-<br />

pferdt.<br />

Hageno.<br />

hat 33^ kändthoeue II1^ morgen 1 Kotzen 1 Krolage 1<br />

schulden, heldt etn dienstpferdt XIX Pauren, darunter XV<br />

voldiener vnd IV Halddiener.<br />

, - ^ : ,,.' . Roebe - .<br />

hat 30^ kandthoeuc 3^- morgen<br />

hat XV Pauren, darunter X Halbdiener VIII kohen 1 krug-<br />

lage 1. schulhellgerichle, heldt l. dienslpferdt.<br />

Langenhagen<br />

hat XXXIl. heherhoeuen *); hat einen Frey-Schultzen, noch<br />

einen schulden, so ein dienstpferdt heldt. 1. Pächtmhüle, Pach-<br />

tet 4 dt Mhell XXIll^ Pauren IX kotzen 1 Kroglage<br />

' ' Arnobergk<br />

hat 13^- Landthoeue, 1 Morgen halt 1. schultzengerichte, heldt<br />

fein Plerdt, son<strong>der</strong> thut Fuß dienst. X Kotzen XI grosse<br />

Kotzen, so Egge-Dienst thun; 1 Kroglage<br />

Eerden<br />

hatt XXV Landthoeue, XII Pauren II-I Kotzen 1. schultzen,<br />

'heldt 1 dienstpferdt. 1 Kroglage 1 Pachtmhühle, pachtet XII dt.<br />

Drenowe<br />

In diesem dorff hatt v. g. F. vnd h. nhur 1 pauren mit II<br />

landthoeueü, mit allen pertinenticn.<br />

Das Dorff ist Sonsten Stiffcs, gehöret den Manteuf-<br />

felen zu Krukenbecke zu. :c.<br />

') d. h. Hegcrhufen. Hier kommen nur Heger- und Landhufen<br />

vor, jene umfaßten bO Morgen, diese 30 Morgen. Die Hakenhufc, auch<br />

scklcchthm Haken («neu») genannt, treffen wir hier, wo sich nur deutsche<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen vorfinden, nOt an.


168<br />

Samowe<br />

hatt 10^ Landthoeue, IX morgen VII pauren 1 schultzen gerichte,<br />

heldt ein Dienstpferdt.<br />

Voteshagen vnd Vockenhagen<br />

haben XII. heherhoeuen, 25^ morgen. Aus diesen dorfferen<br />

ist zum vhiehoue Süllehorst 15 heherhoeuen vnd XXXXll<br />

morgen gelechN hatt XXIIl pauren, darunter Xll uoldiener<br />

XI halffdiener 1 Kruglage 1 schulzengcrichte, heldt


nem pauren, von Hen Varnitzen .zu. Carnitze anno 1579.<br />

verbeuttet*) in Ygs Vprff Hohen Drosedow. /.. .<br />

Sukow. . ' .<br />

Ist zu einer.Schedeley vnd vhiehoue wüst.^gelecht.<br />

WacholtesHagen vnd Meyers b.ergk.<br />

haben XVIl heherhoeuen 55^- morgen 1 Kruglage XVI1I<br />

fauren XI kotzen 15 schulden, halten Pferbe. ^. ,<br />

Schrubbeto ,<br />

hatt IX Landthoeue. Ist seelig en Dr. Otten, gewesen Can^-<br />

ler, verliehen. '.<br />

, . ' . "Drosedow.<br />

hatt Ieho XIII kandthoeue IX Morgen, well UI houen mit<br />

den Carm'tzen verbeutet vor 15 sauren zu Velekowe, so die<br />

Carnitzen zu Carnee in diesem dorffe haben.<br />

Sonst gehöret das dorff v. g. F. ^. H. gantz zhu, hatt<br />

X pauren 1 schulden, heldt 1 Pferdt. . -<br />

ist nhur 1 Kroglage<br />

Kreyen-Krogk<br />

' ' Ceddelin<br />

hatt 33^ kandthoeue ^ morgen.. XVIII Bauleute 1 Kotzen<br />

1 schultzengerichte, hcldt ein Pferdt.<br />

Lussin. ... .^<br />

hatt 13^. kandthoeue hatt V paurm 15 Kotzen 1. schultzenge-<br />

richte. (Das in Parenthese ^ ^> geschlossene ist von an<strong>der</strong>er<br />

Hand.)<br />

' ' , lKlein Zapelin<br />

Ist Wulf Vorken vnd seinen lcibeslchns Erben conferiret<br />

Dcßen ^ehn-Sohne litich, vnd sonstig Habens Peter vnd Jo-<br />

chim Woitken vorkauft. vi6c'anlur kaufbrief Consens vndkehns-<br />

briefe.^ .<br />

*) d. h, vertauscht, anstatt eines Kaufs erworben, in Urkunden finden wir<br />

die Form: koep vnde bute. (Vgl. Balt. Stud. Ihg. II. Hft. 1. S. 19.)


170<br />

Sonsten hatt das Kloster Velbuck <strong>der</strong> Stadt Trepto<br />

Ire theil gerichls vmb 4. fl. Ierlicher pacht verkauffet.<br />

Eonsten halt das Kloster Velbuck Wisch Plage auf<br />

<strong>der</strong> Sanlkowe vnd Scebrake, daruon Iherliche Wiscn pcchte<br />

vnserm g. F. vnd h. volgen 3^0 fl. 32 sss.<br />

Noch halt das Kloster Velbuck Auß <strong>der</strong> Stadt Trepto<br />

von Wischen achter S. Georgen Grundpacht zu heben.<br />

Ilem vom Lembergk an Acker vnd Wisch grundt Pechte,<br />

In summa XIX fi. XXXVI5 Schillinge.<br />

Nhamen<br />

<strong>der</strong> Dorffere des Iunckfrauen-Klosters sampt desselbigen<br />

Pertinentien.<br />

G u m ln i n<br />

hatt XIX Landthoeuen VH^l morgen hatt X Vauleutte III<br />

Kotzen 1 schulhengerichte<br />

Und bei diesem Dorffe Einen vhiehoff vnd Echefferei.<br />

Leuetz ow e<br />

hatt XV kandthoeue ?z morgen VIII Bauleute 115 Kotzen<br />

1 schull;engerichte<br />

Molstowe<br />

Auß diesem dorffe hatt das Iunckfrauenkloster ;u heben:<br />

XXX sss. houenpechle XVII5 Topfe Flasses VII Rockhoenere<br />

III Pachlhonre.<br />

Das gantze dorff mit aNen an<strong>der</strong>n pertinentien gehöret<br />

den Wacholtern zu darschlaff (Dargislaf)<br />

Velecko<br />

Auß diesem Dorffe haben die Iunckfrauen zu heben<br />

XXXVI sss houenpacht XIII Topp Flasses IX Rockhonre<br />

1 dl Pachthonre<br />

Item die Tegett-Lemmere (Zehnt-Lammer)<br />

Sonst gehöret diß dorff zum Kloster Velbuck mit allen<br />

pertinenlien ausserhalb XII marck Sundisch, so die Wachollere<br />

zu darffschlaff darjn haben.


1 / 1<br />

Solisten hat das Iunckfrauenkloster zwischen den<br />

Reqe auß <strong>der</strong> Stadt Trepto Grundtpacht zu heben: Xll<br />

fi. XVIll sso IX d.<br />

Ilcm noch achter Wiskow grundpachl zu heben: XII fl.<br />

X sss.<br />

Es heldt sich dieser Glundpacht halben also: das diese<br />

gründe auf dreyer leulte leben eine grundl vmd eine gewisse<br />

geldl summa velkoffs, wan also die verfallen, so fallen die<br />

grundl "widel'umd zu dem Iunckfrauen-Klosler.<br />

Noch halt das Iunckfrauen-Kloster die halbe mhühle in<br />

<strong>der</strong> Sladt Trexto.<br />

Ilem in <strong>der</strong> Stadt das Fürstliche hauß nebenst XII.<br />

Voden in <strong>der</strong> Vtadt Trepto, dai zu Kein Acker noch Nische<br />

gelegen, von den Voden hall das Iunckfr. Kloster IX st. heure<br />

Ilell^die halbe schneide Mhüle<br />

Ztem die halbe Walken Mhüle,<br />

.<br />


5<br />

Charakteristik <strong>der</strong> Dberflächengcstalt von<br />

Hinterpommern vom Gollenberge östlich,<br />

von<br />

C. Wollt,<br />

Ingcnicurgeographcn des König!. Gcneralstabes.<br />

^ie Terrain-Kenntniß <strong>der</strong> Provinz Pommern lag bisher noch<br />

immer so im Dunklen, daß ein Bild, welches man sich aus<br />

den über dieselbe handelnden Werken zusammenstellen konnte,<br />

nur sehr mangelhaft, und nach örtlicher Ansicht, mit <strong>der</strong> Na-<br />

tur nur sehr wenig übereinstimmend erscheinen mußle. Die-<br />

ses Vild, das sich auch mir, vor dem Anschauen <strong>der</strong> Wirklich-<br />

keit eingeprägt hatte, verschwand ganz, als ich an Ort und<br />

Stelle kam und Terrain-Verhältnisse fand, die ich am wenig-<br />

sten in einer Gegend gesucht hätte, <strong>der</strong>en Charakter zu beur-<br />

theilen ich mit so vielen An<strong>der</strong>n, nur nach dem <strong>der</strong> märkischen<br />

Gegenden, berechtigt zu sein glaubte.<br />

Aber um, wenn auch nur ein kleines Scherstein, zur Auf-<br />

klärung dieser Dunkelheit beigetragen zu haben, fühle ich mich<br />

gedrungen, das, was ich Gelegenheit hatte zu sehn, und das<br />

Vild, das ich mir hieraus zusammenstellte, einer wohlwollenden<br />

Auffor<strong>der</strong>ung gemäß, diesen Blättern mitzutheilen.<br />

Der Aufenthalt von 2 Sommern in <strong>der</strong> Gegend vom<br />

GoNcnberge östlich, bis an die Weichsel, und <strong>der</strong> Zweck meiner


173<br />

Geschäfte daselbst, ließ'mich die Physische Beschaffenheit dieses<br />

Landstriches genau kennen.<br />

Die Wasserscheide <strong>der</strong> Drage und Nega zwischen Schiefel-<br />

bein und Dramburg beginnt mir einem hohen mit vielen Kup-<br />

pen besetzten und tiefen Schluchten durchschnittenen Landrücken,<br />

<strong>der</strong> vorzüglich in'<strong>der</strong> Gegend von Polzien, am .Kabelsberge,<br />

und bel Licpenfier einen wahren GebirgKcharakter annimmt.<br />

Um die Quellen <strong>der</strong> Damitz in <strong>der</strong> Claushägenschen Forst,<br />

wird das Terrain noch coupirter 'und erreicht vorzüglich bei<br />

dem Ursprung <strong>der</strong> Drage bei den 5 Seen einen romantischen<br />

Charakter. Man wird kaum in einem Theile <strong>der</strong> Mark, Meck-<br />

lenburg, Pommern und Preußen vielleicht eine so coupirte Ge-<br />

gend finden, als die Lage <strong>der</strong> Hassel-Mühle südlich von Var-<br />

walde, oberhalb Coprieben. Zwischen den Quellen <strong>der</strong> Per-<br />

sante und Pilow, bildet sich mehr eine plateanartige Masse,<br />

die dabei aber immer noch eine bedeutende absolute Höhe hat.<br />

Grst bei dem Ursprünge <strong>der</strong> Küddow, <strong>der</strong>'Vrää, <strong>der</strong><br />

Gozel und <strong>der</strong> Wipper wird diese Erhebung wie<strong>der</strong> bedeuten-<br />

<strong>der</strong> und bildet abermals hohe Kuppenformen mit tiefen Thal-<br />

einschnitten. Diese Erhebung breitet ihre Verzweigungen ge-<br />

gen Norden anfangs nicht weit aus, son<strong>der</strong>n fällt rasch und<br />

steil ab, da schon nordlich von Polzien nur flache niedrigere<br />

Landrücken vorliegen, und man von dem Kabelsberge freie<br />

Aussicht bis nach dem Gollenberge gewinnt. Vei Vnbli'lz aber<br />

streicht ein Seitenast gerade nördlich auf und endigt jenseits<br />

<strong>der</strong> Chaussee von Schlawe nach Cöslin. Dieser ausgehende<br />

Rücken scheidet zwei- ganz verschiedenartig gestaltete Terrain-<br />

Bildungen Hinlerpommerns, die westliche und östliche vom<br />

Gollenberge.<br />

Wir haben es nur mit <strong>der</strong> letzter« zu thurt.<br />

Betrachten wir die ganze Terrainmasse vom Gollenberge,<br />

eigentlich aber von jenem obgenannten Vublißer Seitenaste an,<br />

bis gegen die westpreußische Grenze hinter Lauenburg, so sehen


wir einen auffallenden Parallellismus in seinen Hauvtzugen,<br />

entgegengesetzt den Flußrichlungen, die jene ParatteN;üge senk-<br />

recht schneiden. Ich habe mir erlaubt, da diese Tcrramab-<br />

schnitte doch keine eigene Namen fuhren, ihnen eigene dcr Lo-<br />

calität entsprechende Namen zu geben.<br />

Der erste südlichste Haupt;ug fängt bei Vublitz an, wen-<br />

det sich zwischen den vielen daselbst liegenden Seen östlich über<br />

Nummelsburg gegen Vütow in die Vehrendter Gegend, und<br />

nimmt nun eine plötzliche Wendung gegen Norden, begleitet<br />

die Leda auf ihrem Laufe, wird aber zwischen Lauenbmg und<br />

Neustadt plötzlich unterbrochen, indem ein tiefes Moorthal,<br />

das Kmwen-Vruch, da§ Thal <strong>der</strong> Rheda mit dem <strong>der</strong> keba ver-<br />

bindet. Ich benenne diesen Höhenzug dett Kr enz Höhenzug,<br />

indem sein Lauf fast stets die westpreußisch-pommersche Grenze<br />

bezeichnet. Er fällt fast überall gegen Westrreußl'n steil ab;<br />

gegen Norden setzt er einige kurze aber ebenfalls bald steil ab-<br />

fallende Nucken ab. Die bedeutendsten Erhebungen dieses Zu-<br />

ges sind <strong>der</strong> Steinberg bei Vreitenberg und <strong>der</strong> Vaarmberg<br />

bei Gr. Neetz, beide südwestlich von Pollnow, und beide die<br />

höchsten Erhebungen eines wahren Chaos von Schluchten,<br />

Kuppcn, Seen und Moorcn, überdeckt mir einer ungedcurm<br />

Masse von Geschieben und ausgezeichnet durch oft sehr steile<br />

Abhänge.<br />

In gleicher Art sind die Terrainparthien bei Rohr, Klew-<br />

siein, Saben, Carlswalde, Viartlum> Zemmen> R?ckow> Berns-<br />

dorf, Pölzen, Parchau> um di? Quellen <strong>der</strong> Stolpe, und lie<br />

Gegenden bei Mirchau, ausgezeichnet durch Erhebung und<br />

steile Abfälle. Bei Rummeloburg ist die Gegend uichl so<br />

hoch, aber fruchtbarer, obgleich immer noch reich an Smm'N, ,<br />

und hier fand ich. einiqe stt>one Ercmplare von Muschel-Ver-<br />

steinerungen, auch ist es, so viel mir bekannt geworden ist, die<br />

südlichste Gegend Pommerns, wo Bernstein gegraben, wird.<br />

Aber bald östlich hinter Rummelsburg, bei Lremerbruch, fangt


175<br />

wie<strong>der</strong> ein höheres Txrrain^an, das in n'n?m Aogen um Vü-<br />

tow. herumzieht, Md -bei i.defl Quellen <strong>der</strong> Stolpe und Lupoly ><br />

in ein schönes bewaldetes.Terrain, übergeht, das beide Thal-,<br />

rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Leba ausfüllt und sich-fast immer .über 400 Fuß,<br />

über die umliegenden Thäler erhebt. .<br />

In-<strong>der</strong> Gegend bei. Behrendt hebt Fch, jenseits eines hoch-,<br />

gelegenen aber stachen Plstteaus, gegen.Osten eine durch,be-<br />

deutende Aufsteigung -jausgezeichnete Terrainmaffe. ,di.e Schö-<br />

ncberger Verge, .aber höchste<br />

Spitze,


176<br />

Pollnow bis gegen Vütow hinzieht. Er bezeichnet den an-<br />

fänglichen Lauf von 2 <strong>der</strong> bedeutendsten Flüsse Hinterpom-<br />

merns, <strong>der</strong> Stolpe und <strong>der</strong> Wipper, beide sehr wasserreiche<br />

und mir starkem Gefalle fortströmende Flusse.<br />

Der Anfang dieses Thaleinschniltes bei Pollnow ist höchst<br />

charakteristisch. Gin breites Plateau, mit einigen Kuppen be-<br />

seht, das sich zwischen Schwarzin uud Iazingen ausb eilet,<br />

stürzt auf einmal gegen Osten überraschend schnell ab. Dieser<br />

Absturz wendet sich in einem Bogen gegen die Radue bei<br />

Ieblin, bildet hier einige sehr schölte bewaldete Vergparthien,<br />

seht jenseits <strong>der</strong>selben fort, wendet sich über Gerwtn, GuNmin,<br />

Vettrin herum gegen Groß-Reeß über Carlshof, Vial Weiler,<br />

streicht dann gegen die Stüdnih, die er nördlich von Woeknin<br />

überschreitet, bleibt dann südlich am Treten, dicht bei Rohr<br />

vorbei, gegen Saben, Viartlum, Lubben, hier etwas niedriger,<br />

wendet sich nun, etwas hoher werdend, gegen Süd-Ost, gegen<br />

Groß-Tuchen, und schließt hier bei Veckow und Platenhayn an<br />

den Grenzhöhenzug an, den Kessel von Vütow von einer Seile<br />

bildend.<br />

Auf <strong>der</strong> Nordsette wird <strong>der</strong> Thaleinschnitt durch einen<br />

Abfall begrenzt, <strong>der</strong> gegenüber von Iahingen anfängt, hier<br />

den Kessel von Pollnow bildend/ dann auf die rechte Seite<br />

<strong>der</strong> Grabow führt, diese aufwärts verfolgt, südlich von Pritng<br />

vorbeigehend, bald darauf die Slüdnitt und Nipper überschrei-<br />

tet und über Pöppeln, Wussofke stets dem rechten Ufer <strong>der</strong><br />

Temnih folgt, dann in Nord wOst-Richtung (jdgen Z'uclerS<br />

streicht, sich östlich über Darse?ow, Versin wendet, die Stolpe<br />

bei Klein-Gänsen übertritt, Und über Wundichow, dann in ei-<br />

nem Bogen sich wendend/ über die Stolpe gegen Gr. und<br />

Kl. Gustkow, Dampen, an den Vütower Kessel sich anschließt.<br />

Es kommen also alle Flüsse aus dem Grenzhöhenzug, über-<br />

schreiten dett ThüliinschNilt, und gehen dann wie<strong>der</strong> durch ei-<br />

nen Höhenzug w tiefen Einschnitten fort. In diesem langen


177<br />

Thale, -dessen Richtung also parallel dem Grenzhöhenzuge<br />

bleibt, liegt eine auffallende Erh.ebung< .ebenfalls: wie<strong>der</strong> paral-<br />

lel beiden. Auf dem rechten Ufer <strong>der</strong> Stüdnitz erhebt sich<br />

bei Turzig eine hohe bewaldete Pergmasse, die^ sich breitver-<br />

zweigend nach, 3 Seiten steil, abfällt, und, aus^<strong>der</strong>.Ferne ge-<br />

sehen, , einen imposanten Anbfick gewährt. Auf <strong>der</strong>.Ostseite<br />

senktFch.diese Bergparthie, die Turziger Berge genannt, bei<br />

dem zu Treten gehörenden Nie<strong>der</strong>hof, zu einem niedrigen Sat-<br />

tel, <strong>der</strong> sie mit. einem schmalen, immer höher werdenden Rük^<br />

ken> <strong>der</strong> ganz bewaldet ist,-! und-nach Nord und Süd.steil qb<<br />

stürzt,-verbindet.. Dieser Mücken setzt östlich fort^senkt sich<br />

itt dem TrMin.er Forste immer mehr herab, zieht über tzif<br />

p gegen ^Treblin unt> Zettin fort; jenseits Zettln erhebt<br />

er.sich wie<strong>der</strong> etwas mehr iy dem Kolziglow.er Galgenberge<br />

und. fallt nun gegen die Camenz und Stolpe ab. Jenseits<br />

dieser.Flüsse erhebt er sich bei Morgenstern abermals, wendet<br />

sich nördlich uln-'VornwcheN'herum, wo er in ^den Kamekev<br />

Vergen bei GraMnz Theile<br />

östlich <strong>der</strong> Stolpe erreicht,^ und trägt nun in seiner weitem<br />

Fortsetzung den .Vulower Etadtwqld, mit dem er sich in den<br />

ist also auf seinen beiden<br />

ü'ndpun/len am niedrigsten.<br />

Dieß ist nun, von Syden her gezählt/ <strong>der</strong> Lte Parallel^<br />

. . Hbermals parallel^ mit dem Grenzhöhfnzuge erhebt sich<br />

aus <strong>der</strong> Gegend von Pollnow em Höhenzugs <strong>der</strong>> die Flüffe<br />

Grabow> Wlpvel>Vüsternitz, Stolpe, Echottow und Lupow<br />

dulchMneidend/ gegen siord Ost fortzieht und in <strong>der</strong> Gfgenh<br />

von kauenburg sich an den G'renzhöhenzug anschließt. Auch<br />

dieser Höhenzug zeichnet sich durch Erhebungen aus/ die oft<br />

über 400 Fuß über die anliegenden Thäler sich erheben, aber<br />

<strong>der</strong> nicht so mit Geschieben bedeckt ist, als <strong>der</strong> Grenzhöhenzug,<br />

auch in: einem mehr gleichförmlgen Charakter quftritt^ Er<br />

5 l 1 l2


178<br />

hat einen scharf begrenzten Nordabfall fast eine halbe Meile<br />

nördlich seines Kamms. Ich benenne diesen Zug den Central-Höhenzug.<br />

Der Nordabfall des Central-Höhenzuges, <strong>der</strong> sich aus<br />

<strong>der</strong> Gegend, welche die Stolper Chaussee durchzieht, stets als<br />

ein blauer hoher Kamm zeigt, fängt bei Pollnow an, zieht<br />

über Vellin, Wussow zu dem schön gelegenen Varzin, setzt<br />

über die Wipper gegen Varvin, hier die Vüsternitz bei ihrer<br />

Mündung begleitend, überschreitet diesett Fluß bei Vartin, wendet<br />

sich gegen Wobeser, dessen hoher Eschellbaum am Nord-<br />

Ende des Dorfes weit ins Land bis an die Seeküste zu sehen<br />

ist, durchzieht dann die vielfach zerrissene Loitz, fetzt über die<br />

Stolpe bei Crien, bildet dann die Abfälle des Muttriner Plateaus<br />

mit dessen wohlbekannter Linde, verfolgt dann die Richtung<br />

über Iugelow, Mikrow gegen die Chaussee bei Langböse,<br />

begleitet diese, den Wussower und Roslasiner Vach überschreitend,<br />

bis in den Winkel <strong>der</strong> Leba an <strong>der</strong> westpreußischen<br />

Grenze fort. Auch dieser Abfall bleibt parallel dem Höhenzuge<br />

und den früher beschriebenen Tervainabschnitten.<br />

Der Central-Hohenzug zeigt in seiner ganzen Ausdehnung<br />

einen mehr freundlichen Charakter; er ist viel mit hohem Wald<br />

bestanden/ und gewährt auf emigeil Punkten, z. B. bei Wobeser,<br />

dem Ziegenrückett bei Vartin, <strong>der</strong> Muttrinev Linde, den<br />

Höhen bei Malschitz und denen bei Gr. und Kl. Vozepole weite<br />

Fernsichten über das Land. Letzters erreichen eine Höhe von<br />

über 600 Fuß über das Meer. Da, wo <strong>der</strong> Central-Hohenzug<br />

die Flüsse überschreitet, bilden diese tlefe Thateinschnitte,<br />

wie die Stolpe, Vüstertntz, Lebä. Die abwechselndes Thäler<br />

und Wäl<strong>der</strong> bilden oft so reizende Parthien, daß man ohne<br />

viele Mühe die schönsten Parks daraus schaffett könnte. So<br />

will ick^nur die Gegenden bei Varzin, bet Vartitt, bei Massow,<br />

bei Gr. ukd Kl. Bozepole erwähnen, wo dte Thalrän<strong>der</strong> so rasch<br />

und hoch sich erheben, wie z. V. bei dem zu Kl. Vozepole gehö-


179<br />

rendem, Vorwerk. .Louisenthal, daß. man die Vorberge eines bedeutenden.<br />

Gebirgszuges zutschen glaubt. ^Wasserreiche/ .mit<br />

Forellen befehle, und mit starkeni Gefalle fortstrFmende Bache<br />

entfließen,ihm von.allen Seiten, ja bilden, wie z. V. die Lupow<br />

in ihren oben: Theilen ganz den Anblick iines Gebirgs^<br />

baches./5 -!-! ^ ^ /'. , s- ' ^>- ^ ,' ,c . < ,^^.1<br />

- ^Die^sFruchtbarkeit und Oute des Bodens auf/dteseui<br />

Rücken ist sehr abwechselnd;:.aber nur eine Stelle, die Gegend<br />

bei Wobeser/. schien mir die^ unfruchtbarste auf seiner ganzest<br />

Ausdehnung zu sein. Sonst ist überall ein ziemlich guter<br />

tragbarer Vodeii. > : ' -<br />

Von <strong>der</strong> Wipper- cm bis an die Leba steigt dieser Zug<br />

allmälig, obgleich manman einigen Stellen, wie z.V. bei Vartin,<br />

dei Muttrin, schon..bedeutende Erhebungen.findet.. i . ,<br />

Diesem Eeittral-Höhenzuge liegt nun von <strong>der</strong> Wipper aü<br />

ein Plateau ! vor, 'das fast überall'votl Südch gegen die Kü^<br />

sten aufsteigt und. deinen fast überall recht fruchtbaren Voden<br />

trägt. ^ Dies Plateau durchziehen tief eingeschMene Thäler,<br />

doch mangeln ihm die Geschiebe, die allmälig gegen die Küsts<br />

abzunehmen scheinen. . .. ^


180<br />

See ab. Im äußersten Nordwesten liegt bei Sobienczicz <strong>der</strong><br />

Sperlings-Verg 261' über die See; im Osten fällt das 100<br />

Fuß hohe Vorgebirge des Rückshofer Leuchtthurmes äußerst<br />

steil in die See ab und gewährt einen <strong>der</strong> prächtigsten Anblicke<br />

auf die See. .<br />

Das Leba- und Rheda-Plateau sind, vorzüglich das letztere,<br />

reichlich mit Nadelholz bedeckt, auch stehen beide an Fruchtbarkeit<br />

den weiter westlich bei Stolpe gelegenen Gegenden nach.<br />

Dicht östlich bei Rügenwaldc erhebt sich rasch ein Höhenzug<br />

mit dem weit sichtbaren weißen Kirchthurme von Ziezow,<br />

<strong>der</strong> in paralleler Richtung mit dem südlichen Terrainadschnitte<br />

und mit <strong>der</strong> Seeküste von hier in Nord-Ost-Richtung gegen<br />

die Leda fortzieht. Dieser Höhenzug, <strong>der</strong> anfangs einen sehr<br />

fruchtbarm Voden hat, <strong>der</strong> aber weiter gegen Osten min<strong>der</strong><br />

ergiebig wird, enthält einen durch seine Form und Isolnung<br />

ausgezeichneten Punkt, den Revekol 386' über die Lupow bei<br />

Schmolsin. Ich benenne diesen Höhenzug den Küsten Höhenzug.<br />

Er geht nicht in einer ununterbrochenen Ausdehnung fort;<br />

er ist in einige kleine Vcrgreihen gespalten. Er steigt anfangs<br />

von Rügenwalde über die Zilmitzer Verge, <strong>der</strong> Sil<strong>der</strong>berg<br />

zwischen Pustamin und Mützenow, wo er die bedeutendste Erhebung<br />

erreicht, und fällt dann gegen die Stolpe bei Stolpemünde.<br />

Sowohl südlich als nördlich senkt er sich rasch herab.<br />

Hinter Stolpemünde fängt eine Vergreihe wie<strong>der</strong> an, die gegen<br />

den Gardenschen See sich allmählig erhebt. Der eigenlliche<br />

Höhenzug des Revekol beginnt, südlich des Gardenschen<br />

Sees, mit den Gardischen Vergen, anfangs niedrig und stach,<br />

aber oberhalb Gr. Garden wird er steiler und höher,- und<br />

geht von hier in einem schmalen Zuge nordöstliche gegen<br />

Schmolsin, wo er sich plötzlich zu einer bedeutenden Kegelform<br />

erhebt, und äußerst steil gegen die Lupow abfällt. In dem<br />

Revekol selbst erreicht er seine bedeutendste Höhe. Gegenüber<br />

dem Revekol, auf dem rechten Ufer <strong>der</strong> Lupow, erheben sich


unterhalb.Stojenthm,')Mtt.dem weißen Verge, die Stregunker<br />

Verge, die-mit hen.Gohrken Bergen gegen Selesen abfallen.<br />

Sie werden, von den Wowißey Bergen unterbrochen. Bei<br />

Neu Gulzmerow erhebt sich abermals aus <strong>der</strong> Eb.ene ein Hö-<br />

henzug ebenfalls in N.O. Richtung, <strong>der</strong> schmal steil und be-<br />

waldet eine halbe Meile fortzieht und bei Neu Strelow ins<br />

Selcsenschc Moor steil abfällt; dieß sind die Selesenschen Berge.<br />

Fast an ihrem Anfange entsteht aus dem Banckowschen Bruche<br />

ein ziemlich starker Bach, <strong>der</strong> Pustienke Bach, <strong>der</strong> bei Rowen<br />

den Rowenschen Bach aufnimmt und im Selesenschen Moore,<br />

den auf <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Selesenschen Berge entstehende Müh-<br />

lenbach aufnimmt und vereint mit ihm <strong>der</strong> Leba zustießt. Jen-<br />

seits dem Pustienkebache fangen die Abfälle des Plateaus an,<br />

das vom Central.Höhenzuge nördlich über die Chaussee hinweg<br />

gegen Zezenow zieht, wo <strong>der</strong> sogenannte Fahnenstangen Berg<br />

den äußersten nordöstlichen Vorsprung bildet.<br />

Diesem Küstenhöhenzuge liegt nun jene Reihe von Küstew-<br />

seen vor, untermischt mit Brüchern und Wiesen, welche die<br />

Küste Hinterpommerns charaklerisiren.<br />

Die letzte Parallel-Erhebung, welche diesen Küstenseen<br />

vorliegt, sind die Dünen, die bis auf geringe Ausnahmen ganz<br />

nackt, meist in Kegelform und ziemlich hoch, aus <strong>der</strong> Ferne<br />

durch ihre blendende Weiße beson<strong>der</strong>s hervortretend, aber den<br />

Anwohnenden zum Schrecken und Ver<strong>der</strong>ben gereichen, wenn<br />

nicht, wie es schon geschieht, ernstliche Kämpfe gegen ihr vor-<br />

schreitendes Verheeren gekämpft werden. Die Schiffe sollen<br />

diese Dünen, ihrer Gestalt wegen, die Wollsäcke nennen.<br />

Alle Flüsse von diesem Theile Hinterpommerns haben cin<br />

sehr starkes Gefälle, sind wasserreich und gleichen in Hinsicht<br />

ihres steinigten Bettes und schnellen Laufes oft Gebirgsbä-<br />

chen, mit denen sie noch ein Product, die Forellen, gemein


182<br />

haben. In <strong>der</strong> Art ist vovzüglich die Lupow südlich <strong>der</strong><br />

Chaussee, <strong>der</strong> Wussower Bach vorzüglich dicht bei dem gleichnamigen<br />

Orte, die Stolpe bei <strong>der</strong> Vereinigung mic <strong>der</strong> Camenz,<br />

diese selbst, und die Büsternil) wo sie den Central Höhenzug<br />

durchbricht, zwischen Gramenz und Nartin.<br />

-<br />

>


Zur Beurtheilung Adams von<br />

-<br />

, -<br />

,','<br />

-<br />

Bremen.<br />

Hab' ich des Menschen Kern erst untersucht,<br />

So weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln.<br />

— Schiller.<br />

Vorrede.<br />

von Vremen ist seit mehrern Jahren Gegenstand umfassen<strong>der</strong><br />

Nachforschungen geworden,, vornämlich auf Antrieb<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft für alters Deutschs GeschichtkMde, die eine<br />

neue Ausgabe desselben vorbereitet. Man hat Handschriften<br />

aufgesucht, unh verglichen,^ ist den Quellen nachgegangen, aus<br />

denen er geschöpft,, den späteren Chroniken,, die aus ihm entlehnt,<br />

und ist so zu einem kritischen Apparat gelangt, <strong>der</strong> in<br />

den Händen des. Herrn Archivars Dr. Lappenh^rg dem beabsichtigten<br />

Unternehmen, das schönste Gelingen verheißt.<br />

Ohne nähern Zusammenhang mit diesen gelehrten Arbeiten,<br />

ohne Codices, und Editio princeps, habe ich inzwischen<br />

für mich denselben Autor gelesen und Wie<strong>der</strong> gelesen, wie er<br />

gedruckt da liegt in <strong>der</strong> Ausgabe von Fabri.cius (Hamburg,<br />

1706.), denn meine <strong>Studien</strong> in <strong>der</strong> Geschichte des Wendenlandes<br />

und <strong>der</strong> Nordischen Welt führten mich immer wie<strong>der</strong><br />

auf ihn zurück. In Folge dieser Beschäftigung gab ich vor


nun siebzehn Jahren einen Aufsatz in Hakens Pommersche<br />

Provinzialblätter ^), <strong>der</strong> die rätselhafte Olla Vulcani, nach<br />

sldam eine Merkwürdigkeit <strong>der</strong> Slavenstadt Iumne, aus einer<br />

Stelle des gleichzeitigen Chronisten Sieg<strong>der</strong>t von Gemblours<br />

für den Krater eines feuerspeienden Berges erklärte. Einen<br />

solchen an <strong>der</strong> O<strong>der</strong> zu finden ist allerdings ein Mißgriff, doch<br />

schien mir dieser begreiflich durch die Annahme, Adam habe<br />

die Memorabilien eines Eilandes seiner Nordischen Inselwelt<br />

mit denen eines an<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Vorstellung verwirrt und an<br />

die O<strong>der</strong>mündung verlegt, was ihm von Island berichtet wor-<br />

den. Eben dahin meinte ich auch in gleicher Weise die Nach-<br />

richt vom dreifachen NeptM verpflanzen zu müssen, die sich<br />

<strong>der</strong> vom Vulcanustopfe unmittelbar anschließt ^).<br />

Aber indem ich Adams geographischen Ansichten weiter<br />

nachging, wie sie zerstreut in <strong>der</strong> Geschichte des Hamburger<br />

Erzstiftes, zusammen gestellt in dem Püchlein von <strong>der</strong> Lage<br />

des Dänenlandes enthalten sind, konnte ich bei meiner ersten<br />

Meinung nicht, stehen bleiben.<br />

Irrthümer finden sich wohl in <strong>der</strong> Vorstellung des Au-<br />

tors, aber sie ist deutlich und bestimmt. Je<strong>der</strong> Loyalität, jedem<br />

Volke wird mit fester Hand ihr Platz auf <strong>der</strong> ^än<strong>der</strong>rafel an-<br />

gewiesen; nirgend erscheint eine Spur von Leichtfertigkeit und<br />

Zerfahrenheit, wohl aber ein ausgebildetes geographisches Sy-<br />

stem, das von Solinus und Martianus Capella als seiner<br />

Grundlage ausgeht und diese zu ergänzen sucht. Einem sol-<br />

!) Von dem Topfe des Vulcanus in Iulin. Pomm. Prov. Bl. B.<br />

H. S. 15l. :c.<br />

2) Die ganze Stelle, auf welche noch mehrmals wird Bezug genommen<br />

werden, lautet also: Idi 65t olla Vulcani, yunll incolse l^l-necum vncant<br />

o etillm ineiuinit 8nlinu3. Il)i cernitur 5leptunu5 trillie:<br />

tribus enim freti» alluitur illa in8u!.i, yuorulu ul^um vinjunt<br />

esse specie!, älteruni 8lib»lbi(we. I'ertiuni veru<br />

sliribnnäo perpetuls «aevit tempestatidug, ^.llam, Lrom. (>6.


185<br />

chen Schriftsteller konnte ich nicht mehr, zutrauen, er habe<br />

Island und Wollin mit einan<strong>der</strong> verwechselt.<br />

Doch war die Verwirrung da. Sie mußte also durch<br />

fremde Hand in Adams Buch gebracht sein. Darauf deuteten<br />

auch hin und wie<strong>der</strong> vorkommende Angaben, die mit sonstigen<br />

Bestimmungen des Verfassers unvereinbar waren; eben darauf<br />

an manchen Stellen wi<strong>der</strong>wärtige Unordnung im Vortrage,<br />

wie sie von dem verständigen, logischen Manne nicht zu er-<br />

warten stand.<br />

Wie das könne geschehen sein, war auf meinem Stand-<br />

punkte eine untergeordnete Frage; ich konnte sie umgehen, denn<br />

mir kam es nur darauf an zu bezeichnen, was aus innern<br />

Gründen Adam nicht könne geschrieben haben. Doch ließ<br />

ich mich darauf ein.<br />

Randbemerkungen, die von unkundigen Abschreibern dem<br />

Tei'te eingefügt wurden, tragen bekanntlich gar nicht selten<br />

die Schuld <strong>der</strong> Korruption alter Schriftwerke.. Daß Adam<br />

von Bremen gleiches Loos erfahren, liegt an vielen Stellen<br />

sichlbar zu Tage ^). Dazu kommt eine Anzahl alter Schollen,<br />

welche in den gedruckton Ausgahen unter dem Terte stehen.<br />

Sie ergänzen diesen mitunter, aber häusig sind sie dem Inhalte<br />

nach o^er wörtlich qus ihm selbst entlehnt und wollen nur<br />

eine Stelle durch die an<strong>der</strong>e Erläutern o<strong>der</strong> vervollständigen.<br />

Z. B. Hlii («c. Oälnkar «en. et Hun.) etlniu in I^ar^e^ilini<br />

multlim ^e


186<br />

Auch sie sind nicht ohne Einfluß auf dessen Gestaltung geblieben<br />

^). Pertz Mittheilungen über die Wiener Handschrift<br />

5) belehrten mich endlich noch, daß diese von <strong>der</strong> Lindenbruchischen<br />

Ausgabe vielfach abweiche, und daß Schollen<br />

<strong>der</strong> letztern dort als Bestandtheile des Tertes zu finden seien.<br />

Aus dem allen hielt ich mich zu <strong>der</strong> Folgerung befugt,<br />

Adam von Bremen, wie er gedruckt vor mir liege, sei vielleicht<br />

noch mehr verschoben als verdorben, indem Randbemerkungen<br />

und Schollen in den Tert, Stellen h?tz. letztern in jene<br />

übergegangen, bis eine spätere Redaction, welche die Wie<strong>der</strong>holungen<br />

habe tilgen wollen, das Uebel vollständig gemacht<br />

und am unrechten Orte weggeworfen habe wie stehen gelassen.<br />

Ein Aufsatz über die Nordlandökunde des Adam<br />

von Bremen ^) machte die Ansicht geltend, die ich so gewonnen<br />

hatte. Ihr gemäß wies ich die Erzählung von <strong>der</strong><br />

Olla Vulcani nebst dem dreifachen Neptun an den gebührenden<br />

Platz von <strong>der</strong> O<strong>der</strong> nach Island, zeigte, daß auch an an<strong>der</strong>n<br />

*) So beginnt das Schol. 51 mit dm Worten: 8icut prius u"iximu8.<br />

Was aber <strong>der</strong> Scholiast will gesagt haben, steht nicht in den Schollen, son<strong>der</strong>n<br />

im Tcrt (Kap. 9l,).<br />

So enthält <strong>der</strong> Tert Adams Kap. 89.. die Worte: 8vein — — lwcen«<br />

lllium 8uulu et ()Inpn lìl/luiu Onccnden, lle lzuo 8Upra llictuin<br />

65t. Doch ist Craccabcn nirgend vorher von Adam erwähnt) <strong>der</strong> ihn<br />

namhaft macht, ist <strong>der</strong> Scholiast (Sckol. 24.), im Wi<strong>der</strong>spruch sogar mit <strong>der</strong><br />

Ausgabe des Vellejus, die statt jenes Namens, und, zwar im Te^tc 8vein seht.<br />

So meldet auch <strong>der</strong> Text (Kap. 147.) vom Erzbischof Adalbert: De<br />

et llnhen. I^ikftntiu» incknkvit, ut 8ci1icnt extra 8)'naet<br />

civitatein tierent. Vom Alebrand aber sagt <strong>der</strong> Text (Kap.<br />

mli^i« äe llik in lüem


187<br />

Stellen, beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Beschreibung des Slavenlandes?)<br />

<strong>der</strong> Chronist so nicht könne geschrieben haben, wie in^<strong>der</strong> Ausgabe<br />

von Fabricms stehe, und suchle aus dem Zusammenhange<br />

zu errathen, «wie man etwa lesen könne.<br />

- -<br />

><br />

II-<br />

e d <<br />

Dawi<strong>der</strong> hat sich nun Herr Dr. Lappenberg erhoben<br />

^). Es liege ihm ob, äußert er, meinen Ansichten über den<br />

Text Adams zu begegnen 2). Daß die Kritik in diesem gewaltsame<br />

Umwälzungen annehme, sei nicht zu entschuldigen °).<br />

Ein genaues Studium desselben habe ihn auf viele Harten<br />

und mangelhafte Verbindungen <strong>der</strong> Darstellung Adams aufmerksam<br />

gemacht, <strong>der</strong>en ftiele <strong>der</strong> Lindenbruchisch? Tert zuweilen<br />

auf Kosten <strong>der</strong> Deutlichkeit habe verbessern wollen. Es<br />

seien ferner viele Einschaltungen in den gedruckten Tenen,<br />

welche sich in einigen Handschriften noch als Schollen und<br />

Marginalnoten nachweisen lassen; doch sogar in <strong>der</strong> L^denbruchischen<br />

Recensiyn kynne er keine Spux entheben von willkührlichen<br />

Versetzungen,^ wie ich si? meine erkannt zu haben<br />

aus dem Gesichtspunkte höherex Kritik, Denn <strong>der</strong> Te.rt des<br />

Vellejus sei mir nur aus den Lindenbruchischen Notizen bekannt,<br />

die Verschiedenheit des von den Epitomatoren gebrauchten<br />

Tertes gar nicht. Selbst den ältesten <strong>der</strong>selben, den Sächsischen<br />

Annalisten, finde er nicht von mir beachtet. Gerade bei<br />

letzterem finde sich die Stelle über das Slavenland und<br />

) . Lrem. 6^—66.<br />

') Dr. Lappenberg von deh Quellen, Handschriften und Bearbeitungen<br />

des Adam von Bremen, im Archiv <strong>der</strong> Gesellschaft für ältere Deutsche Gc-<br />

schichtkunde, VI. H. 5. und 6. S. 766. :c.<br />

2) A. a. O. S. 865.<br />

') A. a. O. S. 868.


188<br />

welche nach meiner Ansicht vorzüglich verstümmelt sei ^), und<br />

aus <strong>der</strong> ich beweisen wolle, daß die willkührlichsten Versetzungen<br />

im Terte des Adam statt gefunden hätten. Doch eben<br />

jener Annalist stimme auch hier wörtlich mit allen bessern<br />

Handschriften des Adam überein und weiche nur, so weit auch<br />

diese es thun, vom Lindenbruchischen Terte ab ^).<br />

Doch nicht bloß das äußere Zeugniß <strong>der</strong> Handschriften<br />

wird mir entgegen gestellt. Aus Adam selbst habe ich die<br />

Unächtheit mancher Parthien seines Vpches dgrzuthun gesucht;<br />

wie<strong>der</strong>um aus Adam selbst sucht mein Gegner die Aechtheit<br />

zu behaupten, indem er die geographischen und logischen Bedenken<br />

zurück weis't, die ich beson<strong>der</strong>s in Hinsicht auf Kap.<br />

64—66 des Chronisten erhoben. Dabei gehl er auch wohl,<br />

wie billig, über das nächste Ziel hinaus, vornämlich die geographischen<br />

Vorstellungen unsers Autors, werden hin und wie<strong>der</strong><br />

Gegenstand <strong>der</strong> Erörterung.<br />

In <strong>der</strong> von Adam beschriebenen abenteuerlichen Reise<br />

Friesischer Seeleute in den nördlichen Ocean ^), sieht Herr Dr.<br />

Lappenberg nur ein Histörchen, das <strong>der</strong> Erzähler dem nicht<br />

allzu glaubwürdigen Erzbischof Adal<strong>der</strong>t verdankte ^). Die<br />

darin enthaltene Vorstellung von den Riesen in den unterirdischen<br />

Höhlen einer Inselstadl, dem Gerythus des Sarò<br />

Grammaticus, und den riesenhaften Hunden eignet er <strong>der</strong><br />

Germanischen Mythologie zu. Auch das mare call^ns<br />

scheint ihm keine Römische Benennung son<strong>der</strong>n Uebersetzung<br />

von Dumdskas, dem mythologischen Namen des nördlichen<br />

Eismeers. Uebrigens wird eingeräumt, Adams geographische<br />

') S. 8b5.<br />

6) ^cwm. Vrem. 247. 248.<br />

') S. 824.


189<br />

Ansichten seien durch die Werke des Martlanus Capella und<br />

Solinus geleitet s). ) . ' —<br />

Freilich Letzteres nicht eben zum Ruhme des Autors.<br />

Der Mann, welcher von Amazonen, Cynocephalen und an<strong>der</strong>n<br />

Ungeheuern an <strong>der</strong>.Ostsee erzähle, könne sehr wohl auch ei-<br />

nige unklare Vorstellungen über die Slavenstadt Iumne ge-<br />

nährt haben. Wie wenig deutlich ihm <strong>der</strong>en Lage gewesen<br />

und daher auch die des benachbarten Demmin, zeige die An-<br />

gabe, daß Birka am Mälarsee <strong>der</strong> Stadt Iumne gegenüber<br />

liege. Zu. solchen Irrthümern gehöre, daß ihm die Runi am<br />

Ausstuß, <strong>der</strong> Peene wohnen, eine Nachricht, welche freilich noch<br />

immer durch ^ie Vermuthung dürfte gestüßt werden, daß da^<br />

mals die Runi nicht nur in Rügen, son<strong>der</strong>n auch auf dem<br />

gegenüber liegenden Küstensande gewohnt ^).<br />

Gleiche Bewandniß habe es mit <strong>der</strong> Annahme Adams,<br />

Demmin liege an <strong>der</strong> Mündung <strong>der</strong> Peene.-UebrigenS sei<br />

die Bezeichnung einer Flußmündung im Mittelälter oft weiter<br />

auszudehnen, als es von uns geschehe. Die Handelsstädte<br />

seien so weit landeinwärts am Sltome angelegt worden, als<br />

die Schiffe aus <strong>der</strong> See nur gelangen konnten, z. V. Lübeck)<br />

Kiel, Lüneburg, Hamburg, und so weit'Habs sich auch <strong>der</strong><br />

Sprachgebrauch . bequemt alles als Mündung zu betrachten.<br />

So werde in einer päpstlichen Bulle von 1361 gesagt, die<br />

Stadt Hamburg liege ^) nahe bei einem gewissen Hafen des<br />

Oceans und am ülbstrom, <strong>der</strong> da in <strong>der</strong> Z!ähe ins Meer<br />

ausstieße ").<br />

... Die Stelle vom Vulkanustopf in Iumtte ^)' ftl schwer<br />

) S. 869.<br />

ibi zirc»^^<br />

in mare<br />

') S. 8b7.<br />

ìnm portuni marl« olie<br />

(11<br />

') Vgl. oben I Aninerk. 2.<br />

... ..', '., ,


190<br />

zu deuten. Sie scheine verdorben, denn das quoä sei ein<br />

Schreibfehler o<strong>der</strong> verrathe, daß Adam das Wort, dessen er<br />

sich bedient, nicht gehörig gekannt habe; auch set schwer zu<br />

begreifen, daß die Slavischen Einwohner die Öllä Vulcani<br />

Griechisches Feuer genannt "). Dem gemäß wird> nachdem<br />

die beiden Deutungen <strong>der</strong>selben als eines vulkaiilschen Kraters<br />

und als des Griechischen Seefeuers o<strong>der</strong> einer dem ähnlichen<br />

Masse besprochen und beide unhaltbar gefunden, eine dritte<br />

Erklärung aufgestellt, für welche manche Gründe sprechen.<br />

Olla Vulcani möge, .wirklich Feuertopf, Feucrbake bedeu-<br />

ten, welche auf <strong>der</strong> von Adam unmittelbar darauf erwähnten,<br />

gefährlichen Meeresenge dem Schiffer zur Leitung gedient,<br />

denn keuchtthürme o<strong>der</strong> vielleicht Feuerbaken znm Tasten <strong>der</strong><br />

Seefahrenden finde man an <strong>der</strong> Ostsee schon frühe; an <strong>der</strong><br />

Nordsee, in Northumberland scheine bereits Veda eines keucht-<br />

thurmcs von alterthümlicher Einfachheit zit gedenken. Zugleich<br />

dürfe Olla vielleicht auf das nah belegene Mollili gedeutet<br />

werden und Adams Lateinischen Ausdruck veranlaßt haben.<br />

Die Worte aber: c^uod


191<br />

richtet erscheine als über selbst Entferntere Scandinavische Vol-<br />

ker. > Hetmold,- in einem Slavenlände'l^bend,'-sei'etwas' besser<br />

unterrichtet gewesen, daher könne die bloße Weglassung <strong>der</strong><br />

Stette von <strong>der</strong>.Olla Vulcani, als einem fabelhaften Gegen-<br />

stande, -in. seinen Auszügen aus<br />

des Adam wohl leine Wahrscheinlichkeit begründen,' daß er<br />

dieselbe nicht an dem' Orte gefunden habe, wo unsre Hand-<br />

schriften des Adam und <strong>der</strong> Sächsische Annalist lange vor<br />

Helmold sie gäben. Auch werde von mir nicht angedeutet,<br />

wie jene Versetzung einzelner: Nachrichten könnte entstanden sein,<br />

auch nicht.erläutert, woh,er^u <strong>der</strong> Olla.Vulcani auf.Solinus<br />

Bezug genommen werde ^).<br />

Wie die geographischen werden auch meine logischen Ein^<br />

Sendungen abgefertigt. Unbegründet sei <strong>der</strong> Anstoß, den ich<br />

M..de^ ZWdsUck, ^ <strong>der</strong> Luiticier sei die<br />

O<strong>der</strong>" 2 6), well doN, ien^ früher nilj)t.die/Rede.s gewesen-<br />

Denn emmal.müßten sie doch zuerst genannt werden, 'und seien<br />

die Namcn/dieser Völker'Mams, Zeilgenossen nicht so unbe-<br />

kannt gewesen, daß sie, eine fernere Erläuterung, als. die Hin-<br />

weisung auf die geographische Lage bedürft hatten ^). .<br />

,.Wmn aber weilcrhin Adam von <strong>der</strong> Veschreibung Ium-<br />

nes^auf.den O.<strong>der</strong>fiuß ü^crgHmit den Worten^ >,,Wie al-<br />

so vorher gesagt ist/,.elttspringt <strong>der</strong> Ö<strong>der</strong>stuß in einem<br />

tiefen Walde ,<strong>der</strong> Mähren, /wo auch, die Elbe ihren. Anfang<br />

hat ^6);" ft lasse sich nicht leugnen/ daß <strong>der</strong> Uebergang nicht<br />

sehr geschickt gewählt^ sei/ doch habe, <strong>der</strong> Verf. bereits.zwei-<br />

S..666. , '. ^ ^. - - , .<br />

nlia nomine V^ilxi<br />

^°) 8icut er^ö zirlleälctum 63^ Oääoru Ruinen t>r!tiir in<br />

6i58,'mt) ^let-aiiai-um Lllitli^ udì et,


192<br />

mal kurz vorher von <strong>der</strong> O<strong>der</strong> gesprochen. So lasse sich<br />

denn wohl erkennen, was er im Sinne gehabt; richtiger wäre<br />

es gewesen, wie auch schon <strong>der</strong> Sächsische Annalist gethan,<br />

den irre leitenden Verbindungssalz weg zu lassen ^).<br />

Vis Hieher mein Gegner. Seine Streiche fallen dicht<br />

genug, es wird an mir sein, daß ich mich decke.<br />

m.<br />

G e g e n r e d t .<br />

Herr Lappenberg ist bei seinem Studium MümS von<br />

Bremen auf mangelhafte Verbindungen in dessen Darstellung<br />

aufmerksam geworden: die belden letzterwähnten Fatte werden<br />

ihm Unbedenklich in jene Kategorie gehören. Mir scheinen fie<br />

nicht bloß mangelhaft, son<strong>der</strong>n bestimmter unlogisch, unvernünftig,<br />

was freilich auch ein Mattgel ist.<br />

Um den Uebergang: „Wie also vorher gesagt" zu rechtfertigen<br />

genügt es nicht, daß die O<strong>der</strong> einmal o<strong>der</strong> zweimal<br />

vorher genannt sei, <strong>der</strong> Ursprung <strong>der</strong> O<strong>der</strong> muß erwähnt<br />

sein, sonst ist die Zurückbeziehung sinnlos. So unlogisch ist<br />

Adam nicht; auch Herr kappenberg rühmt ja dessen klare<br />

Darstellung ^). Ich muß demnach bei meinem kritischen Veto<br />

verharren. Conjecturen aber;u behaupten, wo dle Handschriften<br />

andre Abhülfe bieten, bin ich nirgend gesonnen, hier am<br />

wenigsten, da es für die Geschichtforschung durchaus nichts<br />

verschlägt, ob-zuerst von <strong>der</strong> Mündung o<strong>der</strong> von den Quellen<br />

<strong>der</strong> O<strong>der</strong> berichtet werde.<br />

ANein das Zeugniß des Sächsischen Annalisten höher als<br />

Helmold's anzuschlagen, finde ich leinen Anlaß, daraus daß<br />

dieser 30 bis 40 Jahr jünger als jener ist, kann nichl gefol-<br />

)' S. 868.<br />

S. 7bb. 77t).


193<br />

gert werden, seine Handschrift des Adam sel schlechter, gewesen,<br />

o<strong>der</strong> er habe sie weniger treu benutzt als sein.Vorgänger.<br />

Ueberhaupt wird von keinem <strong>der</strong> beiden mit Sicherheit nach-<br />

zuweisen sein, an welcher Stelle im Tert o<strong>der</strong> ob gax nicht in<br />

diesem, son<strong>der</strong>n in den Schollen o<strong>der</strong> in Marginalnolen er ge-<br />

funden habe, was er aus Adam entlehnt hat. .. Vernünftig fr<br />

aber und darum mit größerer Wahrscheinlichkeit für ächt zu<br />

hallen ist in unserm Falle, was Helmold giebt. Durch Aus--<br />

laffung des ungehörigen Ueberganges wird äußerlich <strong>der</strong> An-<br />

stoß, aber zugleich auch aller innere Zusammenhang <strong>der</strong> Ve^<br />

schreibung aufgehoben, diese fällt ungeordnet aus einan<strong>der</strong>.<br />

Bei Helmold bleibt die Verbindungsformel, aber sie und die<br />

ganze von ihr eingeleitete Periode steht an einer an<strong>der</strong>n Stelle<br />

und die Ordnung ist ungestört ^).<br />

Der zweire von mir gerügte Uebergang:> „Jenseit <strong>der</strong><br />

kuiticier" greift schon aus <strong>der</strong> Logik in die Geographie Adams<br />

hinüber. Hier scheint Herr Lappenberg nicht ganz im Ein-<br />

klänge mit sich selbst. Von <strong>der</strong> einen Seite wird geäußert,<br />

<strong>der</strong> Chronist sei über die neu o<strong>der</strong> noch gar nicht bekehrten<br />

Slaven, <strong>der</strong>en Sprache den Sachsen wenig bekannt gewesen,<br />

schlechter unterrichtet, als über Skandinavische Völker, schlech-<br />

ter als nach ihm Helmold. Unklare Vorstellungen über die<br />

Slavenstadt Iumne seien ihm gar wohl zuzutrauen, die Lage<br />

dieser Stadt und des benachbarten Demmin sei ihm offenbar<br />

wenig deutlich gewesen. Und wie<strong>der</strong>um von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite<br />

sollen Adams Zeitgenossen nicht bloß die Namen, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Sitze <strong>der</strong> Slavischen Völker so bekannt gewesen sein, daß<br />

es für sie keiner an<strong>der</strong>n Erläuterung bedurfte, als <strong>der</strong> Hitt-<br />

welsung auf die geographische Lage. Adam war, wie sich aus<br />

seinem Buche ergiebt, nicht ganz <strong>der</strong> letztern Meinung. Er<br />

') Die weitere Ausführung in <strong>der</strong> oben angeführten Abhandlung über die<br />

Nordlandökunde d. A. v, V< S. 1b0. 1dl.<br />

Vl.1. /3


194<br />

hat nicht allein kurz vorher die Wohnsitze <strong>der</strong> Chi^iner, Cir-<br />

cipaner, Tholosan.ten und Relharer angegeben ^), son<strong>der</strong>n er<br />

wie<strong>der</strong>holt seine Angabe späterhin ^), und fügt nun auch und<br />

erst nun die Nachricht hinzu, jene vier Völkerschaften führten<br />

den gemeinschaftlichen Namen ^uilicier. Die Bemerkung, ein-<br />

mal hätten die Luilicier doch zuerst müssen genannt werden,<br />

verfehlt also den Punkt, aus den es ankommt. Die Einzel-<br />

namen <strong>der</strong> Vier weiden gegeben und sie selbst auf <strong>der</strong> Lan<strong>der</strong>-<br />

tafel untergebracht; dann geht die Erzählung weiter: „jenseit<br />

<strong>der</strong> Luiticicr," welche erst wie<strong>der</strong>um vier und si eben zig<br />

Kapitel weiter als Gesamtntname jener kund werden: darin<br />

liegt das Unlogische, darauf ich hingewiesen. Und ich kann<br />

auch hier nur wie<strong>der</strong>holen: so schreibt kein vernünftiger Autor,<br />

so hat auch Adam unmöglich geschrieben.<br />

An <strong>der</strong> vollständigen Darlegung meiner Ansicht vom Vul-<br />

canustopf und vom dreifachen Neptun wird <strong>der</strong> Nachweis, wie<br />

die Versetzung jener Nachrichten könnte entständen sein, und<br />

die Erläuterung vermißt, woher doch zu <strong>der</strong> Olla Vulcani auf<br />

Solinus Vezug genommen werde. Ich meine beides berührt<br />

zu haben, wenn auch in <strong>der</strong> Kürze.<br />

Solinus erwähnt mehrmals vulkanischer Krater, also <strong>der</strong>-<br />

selben Sache, wenn auch sucht mit demselben Namen<br />

wie Adam von Bremen ^). Diese Auolegung verlangen,<br />

meines Trachtens, selbst die Worte: „Da ist ein Topf des<br />

Vulcan, was die Einwohner Griechische Gluth nennen, was ^)<br />

auch Solinus erwähnt." Denn für verdorben kann ich das<br />

getadelte c^oä nicht halten. Der klassischen Latinität, welche<br />

wie das gesammte Alterthum dem Concreren zudrängt, wi<strong>der</strong>-<br />

') äänm. Vrem. 64.<br />

*) ääam. 1^0.<br />

') Nordlandsk. S. 195. 196.<br />

') De yuo etiaiu meminit 8n1inu3. Das lfto als Neutrum gedacht,<br />

nicht als Masculmum aus das vorhergehende i^ni» bezogen.


!95<br />

strebt freilich jener Gebrauch des Relatidums; um so lnehr<br />

entspricht das unbestimmte was <strong>der</strong> abstracten, n^pd^en Auffassungslveise,<br />

in <strong>der</strong> unser Autor seiner Zeit und seiner Bildung<br />

l)ach heimisch .ist. ,<br />

Volt vulkanischem Voden an <strong>der</strong> Slavischen Küste, M<br />

die Danen sp viel verkehrt hatten, kann aber König Sven,<br />

<strong>der</strong> Gewährsmann Adams, diesem unmöglich berichtet haben,<br />

so unkundig war man in Dänemark hes Laydes nicht: <strong>der</strong><br />

Vulcanustopfkann also nlcht Nach Iumne gehö.rett ^). Auch<br />

nichr <strong>der</strong> Neptnn dreifacher Natur, denn Adam weiß von keiner<br />

Insel an <strong>der</strong> Mündung dev O<strong>der</strong>. Hätte er dort eine<br />

solche gekannt, so würde das wun<strong>der</strong>reiche, von den drei Wassern<br />

bespülte Eiland ohne Zweifel das vierte sein zu den drei<br />

ausgezeichneteren, welche seiner Angabe nach (M <strong>der</strong> Slav.enküste<br />

liegen ^). Dagegen findet sich, was may .imcilften Md<br />

zwölften Jahrhun<strong>der</strong>t Vulcanustopfe nannte, nirgend im ganzen<br />

Norden als auf Island. Und wie hätte dem Udam/ zu<br />

dessen Zeit Isländische Abgeordnete in Bremen beim Erzbischof<br />

Adalbert waren ^), die Vulcanilät jenes Eilandes entgehen<br />

können, welche zu dessen wesentlichem Charakter gehört, und<br />

die für die kirchliche Vorstellung jener Zeit eine so hohe Wichtigkeit<br />

hatte: in den Vulcanstöpfen sahs man ja hätten <strong>der</strong><br />

Qual für verstorbene Sün<strong>der</strong>. Dennoch gedeckt ihrer Adam<br />

nirgend in <strong>der</strong> Beschreibung Islands, wenn nicht jene Stelle<br />

Hieher geselt wird. Die Olla Vulcani muß also nach Island<br />

gehören. Eben dahin auch <strong>der</strong> dreifache Neptun. Schon<br />

die rhetorische Antithese zu dem Vulcanustopfe knüpft ihn an<br />

diesen; die Bemerkung des Scholiasten ^")/ bei Island sei <strong>der</strong><br />

7) Nordlandsk. S. 195.<br />

«) Nmdlandsk. S. 1b2.<br />

) Irland e«t uce»nl,g ^illcintu» et lerven« ei<br />

o!. 103.<br />

VI ^. 13


!96<br />

decisele, brausende und finstre Ocean, also nach Adams Aus-<br />

druck Neptun in dreifacher Natur, weist ihn nicht min<strong>der</strong><br />

dorthin.<br />

Die Verwechselung von Island und WoNin, die aus dem<br />

allen sich ergiebt, dem Adam selbst zur Last zu legen hin<strong>der</strong>t<br />

<strong>der</strong> besonnene Charakter des Mannes. Die Schuld kann nur<br />

den Abschreiben: seines Buches beigemessen werden: sie waren<br />

es, welche in die Beschreibung von Iumne einschoben, was<br />

ursprünglich unter den Merkwürdigkeiten Islands seine Stelle<br />

hatte.<br />

Griechenfeuer nannten die Romisch christlichen Islan<strong>der</strong><br />

jene vulkanische Gluth. Der Grund liegt nahe. Hatte doch<br />

niemand nähern Anspruch an die feurigen Qualen als die<br />

Ketzer, und unter diesen waren vor allen die Griechen d. h.<br />

die Anhänger <strong>der</strong> Griechischen Kirche im Norden bekannt ' ^).<br />

Sie waren nicht min<strong>der</strong> als die Barbaren d. i. die Heiden in<br />

heidnischen Gebräuchen verstrickt, und suchten wie diese Rath<br />

bei Zauberern uud Zeichendeutern. Sie vermag Adam zwar<br />

nicht <strong>der</strong> Heidenwelt, aber auch nicht <strong>der</strong> Christenheit beizu-<br />

zählen, denn Christen heißen ihm nur die Römischen Christen.<br />

Nun waren aber Griechen nirgend im Norden mehr zu<br />

Hause als in Iumne. Hier lebten sie ungehin<strong>der</strong>t nach ihrer<br />

Weise, während die Sachsen, um geduldet zu werden, ihr Chri-<br />

stenthum verleugnen mußten. Las ein Geistlicher von solcher<br />

Begünstigung <strong>der</strong> Griechen in Iumne vor den ächten Chri-<br />

sten, so schrieb er wohl, an den künftigen Ausgang erinnernd,<br />

die Stelle vom Griechenfeuer auf den Rand seines Buches,<br />

die andre vom Neptnn, mit jener eng verbunden folgte nach,<br />

spätere Abschreiber nahmcn das Glossem in den Tere auf, und<br />

eine letzte Redaction ließ eS stehen, wo es nicht hin gehörte,<br />

und tilgte die Worte an ihrem rechten Platze ").<br />

") Nordlandsk. S. 195.<br />

") Nordlandsk. S. 156. 16l. 169.


197<br />

Helmold hat die Nachricht von <strong>der</strong> Olla Vulcani nicht in<br />

seine Slavenchronik aufgenommen. Das ist allerdings kein<br />

zuverlässiger Beweis, daß er sie noch nicht da gefunden, wo<br />

wir sie jeht lesen, und daß also erst nach seiner Zeit die Ver-<br />

wirrung entstanden. Möglicher Weise sah Helmold diese be-<br />

reits vor sich und durchschaute sie wenigstens halb, da er den<br />

dreifachen Neptun nur mit einiger Verän<strong>der</strong>ung aufnahm, den<br />

Vulcauustopf aber ganz ausschloß, weil er die Notiz für un-<br />

ächt und des Meisters Adam unwürdig achtete, von dessen hi-<br />

storischer Kunst er keine geringe Meinung hatte "). Das<br />

ist, was ich behauptet "), die Auslassung bei Helmold mache<br />

jene Stelle verdächtig. Davon reinigt sie so wenig <strong>der</strong> An-<br />

nalist als das Zeugniß <strong>der</strong> Handschriften, <strong>der</strong>en keine über<br />

das dreizehnte Jahrhun<strong>der</strong>t hinaus reicht.<br />

Lappenbcrgs Deutung <strong>der</strong> Olla Vulcani überzeugt mich<br />

nicht. Leuchtthürme o<strong>der</strong> Feuerbaken sind an <strong>der</strong> Ostsee<br />

schwerlich irgend wo, an <strong>der</strong> Pommerschen Küste gewiß nicht<br />

vor Einführung des Christenthums nachzuweisen. Mit diesem<br />

und beson<strong>der</strong>s mit dem Cultus des heiligen Nicolaus., des<br />

Schutzpatrons <strong>der</strong> Seefahrenden, erschienen jene menschenfreund-<br />

lichen Anstallcn, welche die Nordische und Slavische Heiden-<br />

welt nicht kannte In Pommern war, so viel mir eben erin-<br />

nerlich, die früheste Feuerbake die auf Hiddensee, welche das<br />

dortige Nioolanskloster unterhielt.<br />

Und 'die Ableitung des Namens Olla von Wollin, deS<br />

Ausdruckes Griechisches Feuer aus einem ähnlich klingenden<br />

Slavischen Worte, das Leuchtturm, Feuerbake bedeutet habe?<br />

Finn Magnusen. hat eine Auslegung von ähnlichem<br />

Charakter "), M <strong>der</strong> Wert au f f noch neuerdings sich ein-<br />

Uz e«t maxister ^cllim, yul ^esta, Nammadurssen,!« eooiesiae<br />

pnntiliculu llizertisgimo sermone con3Cl^8Ìt. Helm. I> 14. i«.<br />

") Nordlandök. S. 1b l.<br />

") Lll6a!5l-en lll, 53. W.


198<br />

verstanden erklärt ^). Er findet nämlich, die Spanier, welche<br />

seltsam genug Adam von Bremen in Kurland namhaft<br />

macht ^), haben ihren Grund in einem eigenen Mißverständ-<br />

niß. König Sven soll dem Bremer Domherrn ein Dänisches,<br />

vielleicht uraltes Lied vorgelesen haben ^), darin das Worl<br />

Lpün vorgekommen, welches sowohl Spanien als auch eine<br />

Art Wahrsagerei bedeuten könne; diese sei gemeint gewesen,<br />

jenes sei verstanden worden. Mir scheint die Schwierigkeit<br />

viel einfacher und glaublicher durch einen Fe<strong>der</strong>strich gelöst,<br />

<strong>der</strong> die Spanier in Heiden verwandelt ^), während jene aus<br />

ungefährem Gleichklang heraus gesponnenen Hypothesen an<br />

mittelalterliche Ableitungen erinnern, wie Iulin vom Julius<br />

Cäsar, Wolgast vom Augustus, Hamburg vom Jupiter Am-<br />

mon :c. Wie leichtfertig müßte doch Adam seine Nachrichten<br />

aufgerafft "haben, hätte er bei einem solchen Verhören gar nicht<br />

angestoßen und nicht einmal nachgefragt, ob er recht vernom-<br />

men, o<strong>der</strong> wenn er aus dem Namen WoNin stugs eine Olla<br />

Vulcani, aus irgend einem Slavischen Worte, das von ferne<br />

wie AI-26CU5 IAM3 klang, ein Griechisches Feuer gemacht<br />

hätte. Darin kann ich den wohl unterrichteten Schriftsteller<br />

^nnaler sor Norliisk Ollll^nlliFkeä. 1836—1837. 8. 58.<br />

u. 1.<br />

i') Hnaruin s3ci1. in8u1lirum) inliximli e8t iila<br />

äicitnr, iter o^to liieruin n^ien3, ^en^ orul!eli8>inill<br />

rille «ultum luAltur al) omnidu«;: iiurum idi j , ^<br />

livinis) »u^uridug nt^uo nicrom^ntici» oliine« lloniU3 «unt<br />

ui etiani ve8titu inonacliico inäuti 8unt. ^ toto orlie idi<br />

z)etuntur maxilne lil) Ki8plini5 et ^rli6ci8. Illinc in^n-<br />

iHlU in vita 8lincti ^n8F«irii Otiori nominlitliin cr6lIiliiU8) l^vmni tunc<br />

8u60NS8 triduttt 8lid^6oerunt. Dilli idi nunc fiictli E8t ecclezili, c»^'u8-<br />

«tuclio ne^0ti2tori8, c^ueiu rex Vilnorum inulti» licl dnc illexit<br />

1^5! e e nini rex ^2lillen8 in Do in ino recita vit<br />

luiki liun« Olilltilenllin. .^lwin. Uren,. 223.<br />

'") So deutet Finn Magnuscn die lohten Worte <strong>der</strong> eben angeführten<br />

Stelle Adams, unmöglich mit Neän.<br />

") Statt nl5z,2:n« zu Icftn l»i« ^»z;2lli«. Nordlandsk. S. 187.


199<br />

nicht wie<strong>der</strong> erkennen, dessen unbefangene Auffassung mündli-<br />

cher Berichte, wie dessen Fleiß und Einsicht in Benutzung <strong>der</strong><br />

ihm zugänglichen Quellen auch Herr v. Lappenbxrg zu rüh-<br />

men weiß 2°).<br />

Eben so wenig wird ihm <strong>der</strong> Irrthum hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Lage von Demmin beizumessen sein, <strong>der</strong> doch auch wie<strong>der</strong> als<br />

kein Irrlhum gelten soll, weil er in <strong>der</strong> Sprache des Mittel-<br />

alters seine Rechtfertigung sinde. Was die päpstliche Urkunde<br />

sagt, ist indessen noch weit ab von dem Ausdruck: an <strong>der</strong><br />

Mündung. Es wird schlagen<strong>der</strong>er Zeugnisse bedürfen, um die<br />

Ueberzeugung zu gewähren, es sei u^ter kündigen Leuten im<br />

Mittelalter Sprachgebrauch gewesen, Lübeck eine Stadt an <strong>der</strong><br />

Mündung <strong>der</strong> Trave, o<strong>der</strong> Hamburg und gar Lüneburg<br />

Slädte an <strong>der</strong> Elbmündung zu nennen. Und selbst, wenn<br />

ein so ungenauer Sprachgebrauch im gemeinen Lehen statt ge-<br />

funden Halle, würde daraus noch nicht folgen, daß ein sorg-<br />

samer Geograph sich eben so ausdrückte. Die Vorstellung<br />

aber hal dieser sicher gehabt, daß Demmin nicht da liege, wo<br />

die Peene m's Meer stießt, son<strong>der</strong>n tiefer landein. Deshalb<br />

bemerkt er aittithelisch, von Iumne nach Demmin werde geru-<br />

<strong>der</strong>t, nach Samland gesegelt ^). Wie die falsche Nachricht<br />

in den Tert gekommen, erkennt sich leicht; sie verdankt ihre<br />

Entstehung dem Scholiastcn ").<br />

Noch weniger kann Adam die Runen an den Ausstuß<br />

<strong>der</strong> Peene gesetzt haben. Sein geographisches System macht<br />

ihm dcn Irrlhum unmöglich. Mehr als einmal berichtet er,<br />

die Circipaner und Chizziner bewohnten das Land an <strong>der</strong> ei-<br />

A. ll. O. S. 326. 776. 770.<br />

civilste drevi remissia trnHioitur kwc<br />

e «ita est in n


200<br />

lien, die Tholosanten und Rhetarier an <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite jenes<br />

Flusses 2 2). an <strong>der</strong> Peene bleibt also auf seiner Lan<strong>der</strong>tafel kein<br />

Raum für die Runen, welche vielmehr ihre Wohnsitze auf einer<br />

Insel haben, die den Wilzen d. i. eben jenen vier Völkerschaften<br />

gegenüber liegt ^).<br />

Ueberhaupt sehe ich nicht, was zu <strong>der</strong> Annahme nöthigte,<br />

<strong>der</strong> Chronist sei so gar schlecht unterrichtet über die Lage von<br />

Temmln und die Slavischen Völker an <strong>der</strong> Peene. Er selbst<br />

meint sich bis an die O<strong>der</strong> in Besitz zuverlässiger Kunde, erst<br />

über die Län<strong>der</strong> östlich jenes Stromes äußert er sich unbestimmter:<br />

„man sage" o<strong>der</strong> „er habe davon vernommen" 2-)^<br />

Daß er sich über seine Kenntniß täusche, geht wenigstens aus<br />

<strong>der</strong> Angabe nicht hervor, Virka liege Iumne gegenüber: was<br />

wäre doch darin Unrichtiges?<br />

Aber die Amazonen und Cynocephalen, die er aus Solinus<br />

und Martianus gläubig aufgenommen und an die Ostsee<br />

verpflanzt, zeigen, wie unklar seine geographischen und ethnographischen<br />

Vorstellungen gewesen. Allerdings Adam stützt<br />

sich auf seine Römischen Vorgänger mehr noch, als Herr Lappenberg<br />

zugeben will, denn eine Einwirkung Nordischer My^<br />

rhologie auf die Darstellung unsers Amors vermag ich nicht<br />

anzuerkennen.<br />

Eine Stadt envähnt Adam auf seiner Rieseninsel nicht,<br />

eine Stadt Gerythus kennt Sarò eben-so wenig, son<strong>der</strong>n einen<br />

König Geruthus, wahrscheinlich den mythischen Geirröd,<br />

") ^äam. Vrem. 64. 138. 140.<br />

'") ^äam. Lr. 225.<br />

2 5) I/näe incipiunt Kne3 HaminaliurFengis parocklas, qui per<br />

8ll!Vftl-Uln ztopulftg innAO trll^tu porri^llntur U5yue »ill I'li<br />

AuviuM) idi limes e«t nnZtrae clinecesi«. Inil« >Vilxi et, I^euticii<br />

liefere kolner2N08. Deinde ilitissimH »I'olnnorum terr»<br />

nissuäitur, cu^'u« terminum äicunt iu ki-uxxi» re^nuiu vonnecti.<br />

22l.


201<br />

dessen beide Edden gedenken ^). Nm- ^n einer Vurg dieses<br />

Königs, Geirrodargard genannt, wissen die Isländischen Sa-<br />

gen, nur eine Vurg nennt auch Sarò ^). Allein zwischen<br />

dem, was von dieser gemeldet wird, und <strong>der</strong> Beschreibung<br />

Adams ist nicht von fern eine Uebereinstimmung. Und ist die<br />

ganze Fahrt nur ein Histörchen des Bremer Vrzbischofes, so<br />

dürfte leichter abzusehen sein, wie dieser zu Vorstellungen des<br />

Römischen Alterthums gekommen, als wie er Kunde erlangt<br />

von den Sagen des heidnischen Nordens.<br />

Mit dem finstern Meere ist cs nicht an<strong>der</strong>s. Oumdskaf<br />

bedeutet wörtlich das stumme, schweigende Meer, was also<br />

ungefähr dem lateinischen mure caii^änz entspricht, doch kei-<br />

nesweges so genau, daß man dadurch gezwungen würde, die-<br />

ses für eine Ueberschung des Isländischen Wortes zu halten.<br />

Ob es Römische Benennung o<strong>der</strong> nichl, kommt wenig in<br />

Betracht, ist doch die Vorstellung jeden Falles Römisch und<br />

dem Martian wie dem Solinus geläufig.<br />

. Also keine Nordischen Mythen im Adam von Bremen,<br />

desto mehr Fabelhaftes aus seinen Lateinischen Gewährsmän-<br />

nern. Doch ist daraus nicht zu schließen, seine Nachrichten<br />

vom Wendenlande innerhalb und an den Grenzen <strong>der</strong> Diocese<br />

seines Erzstifles müßten unzuverlässig o<strong>der</strong> unklar sein.<br />

Nur in dem fernen, von Nebeln umzogenen Hintergründe<br />

seines geographischen Bildes von Scythien, auf <strong>der</strong> Strecke<br />

von Ostragard bis Ubsola treten die Fabelgestalten des Al-<br />

terthums wie<strong>der</strong> hervor, Martian und Solinus erscheinen als<br />

Autoritäten, die, durch bessere Kunde verdrängt, in dem Mit-<br />

2 6) Die ältere in Grimmismal, die jüngere in <strong>der</strong> Skalda S. 112 ic.<br />

<strong>der</strong> Ausgabe von Rask.<br />

2') Die Ausdrücke nzi^icium, ul-I)3 bedeuten bei Saxo (Ausgabe von<br />

Klotz S. 250) nicht Stadt, son<strong>der</strong>n den vcrwallten Raum, innerhalb dessen<br />

die Burg (conclave «axeum, cui (^erutnum faina erlit ^r<br />

,uevi««e). Vgl. Balt. <strong>Studien</strong> Jahrg. b. H. 1. S. 146. Anmerk.


202<br />

tel- und Vor<strong>der</strong>grunde nicht erwähnt werden. Letzterer be«<br />

greift Slavanien links <strong>der</strong> Peene, Dänemark, Norwegen bis<br />

nach Dronthcim und Schweden bis an Ubsola, denn bis da-<br />

hin hatte sich das Christenthum von Bremen aus verbreitet;<br />

so weit reichten auch die Nachrichten, die <strong>der</strong> Bremer Dom-<br />

herr durch seine amtliche Stellung erlangen konnte, und die er<br />

selbst angiebt. Den Mittelgrund aber beleuchten die Berichte<br />

eines edlen Nordalbingiers und vor allen des Königs Sven<br />

Estrithson, <strong>der</strong> alle Geschichten <strong>der</strong> Barbaren im Gedächtniß<br />

hatte, als ob sie geschrieben wären ^). Das ist <strong>der</strong> Raum,<br />

darin Iumne und Demmin gelegen sind, dieses hart am Rande<br />

des Vor<strong>der</strong>grundes, jenes nur eine kurze Rn<strong>der</strong>bootsfahrt wei-<br />

ter hinaus.<br />

Seien damit die Erörterungen geschlossen, zu denen mich<br />

Adams Beschreibung des Slavenlandes veranlaßt. Verstüm-<br />

melt habe ich die Stelle nirgend genannt, wohl aber verscho-<br />

ben und verwirrt ^). Gben so wenig habe ich aus ihr Ver-<br />

setzungen im Terte des Adam beweisen wollen, vielmehr habe<br />

ich <strong>der</strong>gleichen hier anzunehmen mich nur befugt gehalten, weil<br />

ich sie an<strong>der</strong>wärts in demselben Bnaie schon deutlich erkannt hatte.<br />

Und ist meine Meinung unrichtig, weicht sie von <strong>der</strong> mei-<br />

nes Gegners ab? Es scheint so, da er es für seine Obliegen-<br />

heit hält ihr zu begegnen. Doch stehen jene Einschallungen<br />

in den gedruckten Terten, welche sich in einigen Handschriften<br />

noch als Scholien und Marginalnoten nachweisen lassen ^"),<br />

ohne Zweifel nicht am rechnen Orte, sie sind also versetzt, <strong>der</strong><br />

Tert enthält Versetzungen. Willkührlich werden diese wohl<br />

auch sein, denn wären sie nothwendig, so wären sie nicht Ver-<br />

setzungen. Allein die wilM'lhrlichsten! So unterschieden sich<br />

unsre Ansichten nnr in dein Grade <strong>der</strong> angenommenen Will-<br />

2«) Nordlandsk. S. 168—190.<br />

22) Nordlandsk. S. 159.<br />

'°) S. oben S. 187.


203<br />

kühr. Auch das nicht. Was ist willkührlicher, das relativ<br />

Willkürlichste o<strong>der</strong> das absolut Willkührliche? Vielmehr, was<br />

uns aus einan<strong>der</strong> halt, ist das Kriterium. Versetzungen, die<br />

urkundlich, durch das Zeugniß <strong>der</strong> Codices, nachgewiesen sind,<br />

will Herr I). kappenberg als solche anerkennen und mehr<br />

nicht, denn das. Auf dem Wege wird er ein ehrenwerthes<br />

'Werk zu Stande bringen, wofür ihm <strong>der</strong> Dank aller Freunde<br />

Deutscher uud Nordischer Geschichte nicht entstehen kann, eine<br />

zuverlässige Ausgabe Adams von Bremen, wie <strong>der</strong> Tert im<br />

dreizehnten Jahrhun<strong>der</strong>t dalag. Aber das Autographum ist<br />

dadurch noch nicht hergestellt.<br />

Wenn <strong>der</strong> Herausgeber, nachdem er das Seine gethan,<br />

von dem Buche zurücktritt, bleibt <strong>der</strong> historischen Kritik noch<br />

ihr Recht und ihre Pflicht aus innern Gründen die Son<strong>der</strong>ung<br />

des Aechten vom Unächten zu versuchen. Ihr Kriterium ist<br />

in Beziehung auf die geographischen Nachrichten Adams die<br />

Consequenz des Systems, Wo aber Konsequenz? da ist auch<br />

logisches Denken, wo dieses logische Darstellung. Auf dieser<br />

Seite finde ich das Feld für meine Thäligkeit.<br />

Dabei handelt es sich nicht bloß um eine Ehrenrettung<br />

Adams. Auch Herr Lappenberg spendet ihm ja reichliches<br />

Lob, wenn er gleich aus Ehrfurcht vor dem beschriebenen<br />

Pergament im Einzelnen wie<strong>der</strong> zurück nimmt, was er im All--<br />

gemeinen gegeben hat. Son<strong>der</strong>n darauf kommt es an, daß<br />

Adam von Bremen in seiner Verständigkeit anerkannt werde,<br />

.damitele geschichtliche Kritik sich seiner als Prüfstein bedienen<br />

könne, um die inhaltreiche aber durch und durch phanlastische<br />

Sagenliteralnr <strong>der</strong> Islän<strong>der</strong> zu wüidi'gt'N, die eben j'clU durch<br />

die Bestrebungen <strong>der</strong> Kopenhagener Gesellschaft für Nordische<br />

Attel'thulllökunde immer mehr aus <strong>der</strong> Dunkelheit her^org^o-<br />

gen wird.<br />

Ludwig Giesebrecht.


Dreizehnter Jahresbericht<br />

<strong>der</strong><br />

Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />

und<br />

Alterthumskunde').<br />

Vorgetragen in <strong>der</strong> Generalversammlung am 15. Juni 1838.<br />

1. Aur äussern Vcschichte <strong>der</strong> Wesellschatt.<br />

1. vierzehn Jahre sind mit dem heutigen Tage verflossen,<br />

seit die Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthums-<br />

kunde ins Leben getreten ist. Wenn es <strong>der</strong>selben gelungen ist,<br />

sich während dieses Zeitraums nach Außen, wie nach Innen<br />

je länger, ft mehr gedeihlich zu entwickeln, und Anerkennung<br />

ihres Strebens zu finden, so darf daraus wohl <strong>der</strong> Schluß<br />

gezogen werden, daß die Stiftung des Vereins ein zeitgemä-<br />

ßes Werk war, und daß die Freunde <strong>der</strong> Geschichte unserer<br />

Provinz einen willkommenen Vereinigungspunkt in demselben<br />

gefunden haben. Troß <strong>der</strong> geringen Muße, welche die Mit-<br />

glie<strong>der</strong> — meistens nur in den Stunden <strong>der</strong> Erholung von<br />

den Berufsarbeiten — <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> heimathlichen Ge-<br />

schichte widmen konnten, ist dennoch ein ansehnliches historisches<br />

Material zusammengebracht, zum Theil in den Schriften <strong>der</strong><br />

') Wir können auch diesmal nur den Bericht des Stettiner Ausschusscz<br />

geben, da von <strong>Greifswald</strong> her kein solcher eingegangen ist.


205<br />

Gesellschaft und an<strong>der</strong>weit bereits verarbeitet, eine Bibliothek<br />

gegründet, und an Münzen, Gemälden, Charten, Zeichnungen,<br />

Alterthümern aller Art, <strong>der</strong> Grund zu einem antiquarischen<br />

Museum gelegt, das ebenso belehrend für den theilnehmenden<br />

Beschauer, als wichtig für den Bearbeiter <strong>der</strong> Geschichte Pom-<br />

merns zu werden verheißt. Allmählig faßte kaum noch das<br />

enge, <strong>der</strong> Gesellschaft zugehörige Locale die Besitztümer <strong>der</strong>-<br />

selben, so daß besorgt werden mußte, die Sammlungen wür-<br />

den bei dem Mangel an Raum für eine zweckmäßige Aufstel-<br />

lung unfruchtbar und <strong>der</strong> Gefahr <strong>der</strong> Verwirrung und Be-<br />

schädigung ausgesetzt sein. Desto mehr freut sich <strong>der</strong> Ausschuß,<br />

den hochverehrten Mitglie<strong>der</strong>n unsers Vereins die Nachricht<br />

mittheilen zu können, daß demselben auf die huldvolle Verwen-<br />

dung des Kronprinzen Königlicher Hoheit, des hohen Protec-<br />

tors <strong>der</strong> Gesellschaft, durch gnädige Bewilligung Ihrer Kö-<br />

niglichen Hoheit, <strong>der</strong> Frau Prinzessin Elisabeth zwei geräu-<br />

mige, freundliche Zimmer im hiesigen Schlöffe überwiesen wor-<br />

den sind, von welchen <strong>der</strong> Ausschuß schon mit dem April d. I.<br />

Besitz genommen hat. Durch diese Zimmer und das scholl<br />

früher erlangte hat nunmehr die Gesellschaft ein für ihre ge-<br />

genwärtigen Bedürfnisse ausreichendes Locale gewonnen, und<br />

es ist <strong>der</strong> Anfang gemacht, dell größeren Theil <strong>der</strong> Samm-<br />

lungen in den« neuen Ramncn aufzustellen. Auch <strong>der</strong> innern<br />

Ordnung wird <strong>der</strong> Ausschuß jetzt erfolgreicher seine Aufnn'rk-<br />

samkl'it widmen können, eine Ana/legcichcit, welche da5 In-<br />

teresse unserer Gesellschaft wesentlich för<strong>der</strong>n dürfte.<br />

2. In <strong>der</strong> Zusammensetzung des Ausschusses sind bis auf<br />

den Eintritt des Herrn Bagmihl in denselben keine Verände-<br />

rungen vorgekommen, so daß die Geschäfte in <strong>der</strong>selben Weise<br />

vertheilt blieben, wie es in <strong>der</strong> vorjährigen General-Versamm-<br />

lung angezeigt worden ist.<br />

3. Die Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> hat sich durch den Veitritt<br />

folgen<strong>der</strong> hochgeachteter Männer vermehrt:


206<br />

1. Herr Brandt, Konigl. Regierungs- und Vaurath zu<br />

Stettin.<br />

2. - von Du ring, Kon. Premier-Lieutenant zu Stettin.<br />

3. - Ehrhardt, K. Iusli; Colnmissarius;. Swillemünde.<br />

4. - Feldlmann, Agens zu Stalin.<br />

5. --_ von Geisler, Rcgiernngsralh zu Stettin.<br />

6. - Gutike, Kauflnann ;u Elelliu.<br />

7. - Hakendahl, Kreis-Einnehmer zil Deminin.<br />

8. - Graf von Hohenwart, K. K. Guberuial-Rath<br />

zu Laibach.<br />

9. - Krüger, K. Insti;'at> in Sletlill.<br />

10. - Lipten, Land- und Stadtgerichtsrath in Stettin.<br />

'N. - Dr. Lucas, K. Schulratl) und Gymnasial-Tirector<br />

zu Königsberg i. P.<br />

12. -- Meistev ^un., Kaufniann in Stettin.<br />

13. - Nie mann, Gutsbenl^r auf Kurow bei Stettin.<br />

14. - Pli'lddemann, Ob.-Landes-Gerichls-Referendarius<br />

zu Stetlilt.<br />

15. - Regenspurg, Prediger zu Echonwalde bei Labes.<br />

16. - Remy, K. Iustizrath in Stettin.<br />

17. - Di'. Sachs, Iltteudantur-Secretalr zu Stettin.<br />

18. - Stryck, O.-Landes-Ger.-Neferendarius in Stettin.<br />

19. - Tettenborn, Land- und Stadt-Gerichts-Director<br />

zu Stettin.<br />

20. - von Winterfeld, Hauvtmann zn Stettin.<br />

21. - von Witz leben, Major und Bataillons-Commandeur<br />

zu Stettin.<br />

Ausgeschiedeu sind aus <strong>der</strong> GeseNschaft: Herr Kammer-<br />

Rath Brummer zu Treptow a. d. R., Herr Iustizrath<br />

Wülsten zu Stargard, Herr Kammer-Ger.-Assessor Mollard<br />

zu Berlin, Herr Vegierungs-Assessor von Senden zu<br />

Königsberg i. P< Durch den Tod verlor dis Gesellschaft die<br />

Herren General-Lieutenant von Kamele Ercell. zu Stettin,


207<br />

von Vagewii), Rittmeister a. 2). auf Drigge, Ober-kan-<br />

des-Gerichts-Asseffor Stegemann zu Stettin, Wcidner,<br />

Kaufmann zu Stettin, Graf von Brühl, wirklichen Gehei-<br />

men Nath, Geneial-Intendaut <strong>der</strong> Köuigl. Museen, Er^ellenz,<br />

zu Berlin, Dr. Koepke, Direclor und Professor des Gym-<br />

nasii zum grauen Kloster zu Berlin. Nach dem Mitglie<strong>der</strong>-<br />

Verzeichnis; vo,n 11). Januar l837 zahlte die Gesellschais über-<br />

haupt 34V Mitglie<strong>der</strong>, zugetreten sind l8^ 20 Milglie<strong>der</strong>.<br />


203<br />

3. Sundine. Iahrgg. 1837. Geschenk des Herrn v.<br />

Suckow zu Stralsund.<br />

^. Materialien zur Culturgeschichte Rußlands. Heft 1:<br />

enthaltend die Aufzählung <strong>der</strong> Quellen zur Gesch. d. ruß.<br />

Literatur Petersb. 1819. 8. — Heft 2: Bibliograph. Blätter<br />

für 1825. — Heft 3 : Auszug aus L. H. v. Jakobs<br />

Erstem Decennium <strong>der</strong> Reg. Aleran<strong>der</strong>s I. ; Chronol. Uebersicht<br />

d. Schulen Rußlands u. f. w.<br />

5. Verzeichniß <strong>der</strong> von P. v. Koppen gesammelten daterl.<br />

Alterthümer. Moskau 1822. 8.<br />

6. Sammlung Slavischer Alterthümer des Auslandes.<br />

Heft 1: die Facsimile's <strong>der</strong> ältesten Denkmäler slavischer<br />

Schrift mit Cyritt. und Lat. Schrift u. s.' w.<br />

7. Vier Briefe über dienenesten Fortschritte <strong>der</strong> slavischen<br />

Literatur nach allen Mundarten. (Aus dem Journal<br />

des Minist, des öffentl. Unterrichts.)<br />

8. Ueber die Wolga Bulgharen. (Ebendaher.)<br />

9. Ueber Tumuli in Rußland. 1836. 8.<br />

10. Alphab. Vcrzcichniß <strong>der</strong> bekanntesten Tumuli in Rußland.<br />

Petersb. 1837. 8.<br />

11. Ueber Organisation d. Schulen. Petersb. 1527. 8.<br />

12. Ueber Weinbau u. Weinhandel in Ruß land. 1832.8.<br />

13. Ueber d. Ursprg., die Sprache u. Lil. <strong>der</strong> litauischen<br />

Völkerschaften. Milan. 1829. 8.<br />

14. Ueber Alterthum u. Kunst in Rußland. Wien.<br />

1822. 8.<br />

15. Baktschisarai zur Zeit <strong>der</strong> Cholera. Petersb. 1830.<br />

16. Lilerarnolizen, betreffend die Magyarischen u. Sächsischen<br />

Dialectc in Ungarn u. Siebenbürgen. Petersb. 1826.<br />

17. Olbisches Psephisma zu Ehren des Protogenes.<br />

Wien. 1823.<br />

18. 19. Zwei Werke in Russischer Sprache.<br />

20. Charts <strong>der</strong> südlichen Krimm.


209<br />

Nr. 4—20. Geschenk des Kaiserlichen Etatsrath Herrn v.<br />

Koppen zu Petersburg.<br />

21. Fritze Gesch. d. Schulzen-Compagnie zu Alt-Stet-<br />

tin. Stettin. ^837. 8. Geschenk des Herrn Stadtrath<br />

Dieckhoff.<br />

22. Wegweiser für die Wan<strong>der</strong>er in die berühmte AdelS-<br />

b erg er u. Kronprinz Ferdinands-Grotte bei Adelsberg in<br />

Krain. Herausg. v. Franz Grafen v. Hohenwart.<br />

Sammt Aloys Schaffenraths gezeichneten Ansichten dieser<br />

Grotte. Wien u. Laibach. 1830—32. 3 Hefte Querfolio.<br />

Geschenk des Herrn Grafen v. Hohenwart.<br />

23. Dt-. Maaß Gesch. u. Veschr. <strong>der</strong> St. Manendomkirche<br />

zu Colberg. Colb. 1837. 6. Geschenk des Herrn Verf.<br />

24. Variscia. Herausg. v. Schmidt u. Alberti. Vierte<br />

Liefrg. 1637. 8. Gesch. des Voigtland. Alttrth. forsch.<br />

Vereins.<br />

25. Nachrichten an die Mitgl. des Voigtl. Alt. forsch.<br />

Vereins. Erste Abth. Schleiz. 1836. 8. (Enth. Katalog<br />

<strong>der</strong> Vereins-Vibliolhek.) Desgleichen.<br />

26. Michelsen u. Asmussen Archiv f. Staats- u. 5iir-<br />

chengeschichte <strong>der</strong> Herzogthülncr SchlesN'ig, Holstein,<br />

Lauen burg u. s. w. 3ter Band. Altona, 1837. Gesch.<br />

<strong>der</strong> GescNsch. für vaterl. Gesch. des Herz. Schleswig :c.<br />

27. Cos liner Volksblatt. Iahrgg. 1628—31. Gesch.<br />

des Herrn Oberlehrers Hering.<br />

28. Proben <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>deutschen Mundarten v. Nake-<br />

buhr, Deutsch-Vukow, Neustettin, Galow-Dainm, Stolp,<br />

Marrin :c. Gesammelt u. übersendet durch Herrn Director<br />

Giesebrecht zu Neu-Stettin.<br />

29. Drei Zeichnungen in schwarzer Kreide: St. Ste-<br />

phanskirche, Stettiner Thor, und ein Mauerthurm, sämmtlich<br />

in G a rz a. d. O<strong>der</strong>. Uebersendet durch den Herrn Reg.-Rath<br />

Grafen v.Itzen plitz zu Stettin, Gesch.dcs Herrn LehrerKnütter.<br />

Vl. l. lä


2l0<br />

30. Instruction für Aufgrabung vorchristl. Denkmäler in<br />

Meklenburg. 19 Er. Gesch. d. Vereins für Mekl. Gesch.<br />

31. Meklenburgische Urkunden, gesammelt und bearbeitet<br />

v. Lisch. Desgleichen.<br />

32. Jahrbücher des Vereins f. Mcklenb. Gesch. u. Alt.-<br />

Kund v. Lisch u. Bartsch. 2ter Jahrgang. 1837. Desgl.<br />

33. Franz Nessels Schil<strong>der</strong>ung des katholischen Gottesdienstes<br />

in Stralsund kurz vor <strong>der</strong> Reformation. Herausg.<br />

von Zober. Strals., 1837. Gesch. des H. Verf.<br />

34. Peter Suleke, Religionsschwärmer des löten<br />

Jahrh. Von Tannes. Strals. 1837. Gesch. des Herrn Verf.<br />

35. Sundine v. Mai—Oct. 1837. Geschenk des Herrn<br />

v. Suckow zu Stralsd.<br />

36. Zweite Nachricht über den histor. Verein f. Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />

Geschenk des Vereins.<br />

37. Die Volkssagen Ostpreußens, Lithauens und Westpreußens.<br />

Von v. Tettau und Temme. Berlin, 1837.<br />

Geschenk des Herrn Verf.<br />

38. Wilh. Meinhold's humoristische Reisebil<strong>der</strong> von Usedom.<br />

1837. Geschenk des Herrn Verf.<br />

39. Innere Ansicht <strong>der</strong> Sr. Stephanskirche zu Garz an<br />

<strong>der</strong> O<strong>der</strong>. Zeichnung und Geschenk des Herrn Knütter,<br />

Lehrers an <strong>der</strong> Stadtschule zu Garz. (S. N. 43.)<br />

40. Lisch, Andeutungen über germanische und slavische<br />

Grabalterthümer Meklendurgs. Geschenk des Herrn Archivars<br />

Lisch zu Schwerin.<br />

41. Vaterländisches Archiv des Historischen Vereins für<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen. 1836. . . . Geschenk des Vereins.<br />

42. Neue Mittheil, aus dem Gebiete hist. ant. Forschungen.<br />

Herausg. von dem Thür.-Sachs. Verein. Dritter<br />

Jahrg. Halle, 1836—37. Geschenk des Vereins.<br />

43. Der blaue Hut, ein Mauerthurm in Garz a. d. O.<br />

Zeichnung (in schwarzer Kreide) und Geschenk des Herrn


211<br />

Knütter, Lehrers zu Garz, unter Vermittelung des Herrn<br />

Reg.-Ralhs Grafen v. Itzenpli'ß zu Stettin.<br />

44. Urkunde vom I. 1533. Schreiben <strong>der</strong> Fischergilde<br />

zu Stettin an die Knochenhauergilde daselbst. Geschenk eines.<br />

Gymnasiasten zu Stettin.<br />

45. Ein Convolut Aktenstücke, betreffend die Feier des<br />

Otto f estes i. I. 1824. Aus dem Nachlaß des verstorbenen<br />

Schulraths Bernhard zu Stettin. Uebersendet durch den Herrn<br />

Schulrath Graßmann in Stettin.<br />

46. H.6A65t2 IiiFtoriIe Vran^onbur^onsi.«;. Von<br />

Georg Wilh. v. Raumer. Vd. 1. bis zum Jahre 1200.<br />

Berlin, 1836. Gekauft.<br />

> 47. Hist. Charten und Stammtafeln zu den Vrandenb.<br />

Negesten v. Raumer. Istes Heft bis 1209. Berlin, 1337. '<br />

Gekauft.<br />

48. v. Medem, Geschichte <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Grange!.<br />

Lchrs im Herzogth. Pommern. <strong>Greifswald</strong>, /'183?. 8.<br />

Subscribirt.<br />

49. Karl Halling, Gesch. <strong>der</strong> Scythen. Ad. 1. 1835.<br />

50. v. Ledebur, Neues Mg. Archiv für die Gesch. -<br />

Kunde des Preuß. Staates/ Vattd 1—3. 1836.<br />

51. v. Minutoli, Notiz über die im Jahre 1811 zu<br />

Wopersnow bei Schiefelbein aufgefundene kleine Erzbildsäule.<br />

Berlin, 1835. 4to.<br />

52. v. Minutoli, Notiz über den am 24. Oct. 1837<br />

im sogenannten Hause des Fauns zu Pompeji aufgefundenen<br />

Mosaikfußboden. Berlin, 1635. 4to.<br />

53. F. Walter über Niebuhr und Schultz. Bonn, '<br />

1834. 8<<br />

Nr. 49—53. Geschenk aus dem Lesezirkel des Herrn Oberlehrers<br />

Hering.<br />

54. Zwölfter Iahresber. des Voigtl. Alt. Forsch. Vereins.<br />

1837. Geschenk des Vereins.<br />

VI. l. l'. "


212<br />

55. Ranke, hist. polit. Zeitschrift. Jahrg. 1832 und<br />

4833. (Heft 1—3.) Gesch. des Herrn Oberlehrers Wellmann<br />

zu Stettin.<br />

56. intoni! Lc)Q26k. d!()6ex Diplomat, et epi_<br />

8t0l2i-l5 Hlot^viaS. I'om. 1. Olomucii. 1836. 4. Gekauft.<br />

57. Poet. Spring-- und Trostbrunnen dem :c. Friedr.<br />

Wilh. Marggr. zu Vrand. auf dessen Gemahlin Loyse Leichbegängniß.<br />

Von Michael Schirm er. Cölln an <strong>der</strong> Spree,<br />

1667. 1 Vlatt Fol. Geschenk des Herrn Krim.-Rathes<br />

Zit el mann zu Stettin.<br />

53. Wetzlarsche Beiträge für Gesch.- und Rechtsalterthümer,<br />

von Wig and. 2tes Heft. 1837. Geschenk <strong>der</strong><br />

Wetzlarschen Gesellsch. für Geschichte.<br />

59. Michaelis, über das Leuchten <strong>der</strong> Ostsee. Hamb.<br />

1830. 8. Gekauft.<br />

60. Ranke und Kugler, Beschreib, und Geschichte <strong>der</strong><br />

Schloßkirche zu Quedlinburg. Berlin, 1838. Geschenk<br />

des Herrn Professors Franz Kugler zu Berlin.<br />

61. Neue Mittheilungen aus dem Gebiete hist.-antiquar.<br />

Forschungen, herausg. von dem Thür.-Sächs. Vereine.<br />

4ten Vds. Istes Hefe. Halle, 1838. Geschenk des Vereins.<br />

62. Joh. Fred erus. Eine kirchenhist. Monographie.<br />

Zweite Abth. Strals., 1837. Gesch. des Herrn Konsist.-<br />

Raths Dr. Mohnike zu Stralsund.<br />

63. Sund ine. Iahrgg. 1837 und zum Theil 1838.<br />

Geschenk des Herrn v. Suckow zu Stralsund.<br />

64. Chronik <strong>der</strong> Stadt Meiningen. Herausg. von<br />

dem Henncbergischen alterth. forsch. Verein. 1. 2. Meiningen,<br />

1834—35. Geschenk des Vereins.<br />

65. Statuten des Henne<strong>der</strong>gischen alterth. forschenden<br />

Vereins zu Meiningen. 1833—38. Desgleichen.<br />

66. Beiträge zur Geschichte des deutschen Alterthums.


213<br />

Herausg. von dem Hennebergischen Alterth. forsch. Verein<br />

durch Kumpel. 1. 2. Lief. 1837. Desgleichen.<br />

67. Sundine. Jahrgang 1838. Fortsetzung. Gesch. des<br />

Herrn v. Suckow zu Stralsund.<br />

68. Mordbrenner zu Frankfurth a. O. 1723. u. s. w.<br />

von Joh. Chr. Wellmann. Frankfurth a. O., 1725. 4.<br />

Geschenk des Herrn Hofraths Vumcke zu Zülchow bei<br />

Stettin. " . .<br />

69. Aktenmäßige Relation von den beyden Schloßdie-<br />

ben zu Berlin:c. Berlin, 1719. Angebunden 2 Schriften<br />

über denselben Stoff.<br />

70. Ein Convolut von 35 alten Druckschriften in 4.<br />

71. Vier Volumina alter Akten, welche in früherer<br />

Zeit von dem Königl. Oberlandsgerichte zu Stettin verkauft<br />

worden sind, enthaltend: Herenprocesse, Entweichung des Tür-<br />

ken Achmed aus Stettin u. s. w. Desgleichen.<br />

72. Maciejowski, Slavische Rechtsgeschichte. Aus<br />

dem Polnischen übersetzt von Nuß und Nawrocki. Stuttg.,<br />

1835—36. II. 8.<br />

1835. 8.<br />

73. Masch, Gesch. des Visthums Ratzeburg. Lübeck,<br />

74. v. d. Decken, philos.-hist.-geogr. Untersuchungen<br />

über die Insel Helgoland. Hannover, 1826. 8.<br />

75. v. Lützow, Versuch einer pragm. Gesch. von Mek-<br />

lenburg. Berlin, 1827—35. Erster und dritter Theil. (Den<br />

zweiten Theil besaß die Gesettsch. schon zuvor.)<br />

76. v. Gan sauge, Geschichte des Krieges in <strong>der</strong> Mark<br />

Brandenburg. 1675. Berlin, 1834.<br />

77. Hoffmeister, Beiträge zur Wissenschaft. Kenntniß<br />

des Geistes <strong>der</strong> Alten. Essen, 1831—32. II. 6.<br />

78. Hermann Ulrici, Charakteristik <strong>der</strong> antiken Hi-<br />

storiographie. Berlin, 1833. 8.


214<br />

79. Louis Lar, <strong>der</strong> Abfall <strong>der</strong> Belgischen Provinzen<br />

von Oesterreich. Aachen, 1836. 8.<br />

60. Hesse, Beiträge zur teutschen, beson<strong>der</strong>s thüringischen<br />

Gesch. des Mittelalters I., 1. 2. Hamb. 1834. 36. 8.<br />

81. Vernh. Thiersch, Vervemung Herzogs Heinrich<br />

des Reichen von Vaiern. Essen, 1835. 8.<br />

62. Westphälische Provinzialblätter. II.) 2tes Heft.<br />

Minden, 1834. 8.<br />

Nr. 72-62. Geschenk aus dnm Lesezirkel des Herrn Oberlehrer<br />

Hering.<br />

83. Türkischer Regierungspaß zur Veschiffung des Schwarzen<br />

Meeres für das Preuß. Schiff des Hauses W. Ludendorff<br />

zu Stettin, welches <strong>der</strong> Angabe nach von Prcuß. Schisien<br />

zuerst Constantinopel besucht hat. Geschenk des Herrn Stadtrath<br />

Ebeling zu Stettin.<br />

84. Supplement zur Sundine 1837 und Sundine 1838<br />

von 35—43. Geschenk des Herrn von Suckow zu Strals.<br />

85. Dritter Bericht <strong>der</strong> Königl. Schleswig. Holst.<br />

Lauenb. Gesellschaft für die Sammlung und' Erforschung<br />

vaterl. Alterth. Kiel, 1838, Geschenk <strong>der</strong> Gesellsch.<br />

L. Alterthümer.<br />

2. Waffen und Geräth.<br />

1. Eine broncene Speerspitze, gefunden hei Urbarmachung<br />

des sogenannten Welziener Nie<strong>der</strong>holzes, welches aus<br />

hohen Bergen besteht und dicht an <strong>der</strong> Tollense zwischen Treptow<br />

und Clempenow belegen ist. Als Geschenk übergeben von<br />

dem Kon. Oberamtmann Herrn Wüsten<strong>der</strong>g zu Clempenow.<br />

2. Ein metallenes Geräth, dessen Zweck nicht erkennbar<br />

ist, gefunden ans dem Vorwerk Neuhof bei Uekermünde, Geschenk<br />

des Königl. Ober-Inspectors Herrn Schnuchel zu<br />

Uekermünde.<br />

3. Ein eiserner Schlüssel, vier alte Sporen, eine Scheere


215<br />

— sämmtlich von veralteter Form — nebst einigen Bruchstücken<br />

von an<strong>der</strong>em Geräth, gefunden zu Haus Demmin,<br />

Trümmer einer vormaligen Burg am Zusammenfluß <strong>der</strong> Peene<br />

und Tollense, neben welcher <strong>der</strong> jetzige Besitzer, Herr General-Major<br />

von Podewils für sich eine Wohnung baut. Beim<br />

Graben des Fundaments sind jene Gegenstände gefunden und<br />

vom Herrn General vonPodewils <strong>der</strong> Gesellschaft geneigtest<br />

übersandt worden.<br />

4. Zwei steinerne Streithammer, wahrscheinlich bei Lübzin<br />

gefunden.<br />

5. Bruchstücke eines metallenen Gefäßes gefunden beim<br />

Mergelgraben zu Schwenz, Camminer Kreises, nebst an<strong>der</strong>n<br />

Alterthümern, worunter eine früher den Sammlungen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

schon einverleibte Fibula. Nr. 4. und 5. sind Geschenke<br />

des Herrn von Hey den auf Schwenz.<br />

6. Eine eiserne, alterthümlich geformte Waffe, gefunden<br />

in einem Torfmoor bei Höhenden;. Geschert des dortigen<br />

Gutsbesitzers Herrn Kannen berg.<br />

7. 18 Stück alte Dienstsiegel, meist von dem säculasirten<br />

Domstift Cammin, auch eins <strong>der</strong> Direktion provinoIalS<br />

de I^omet-Inie aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> französischen Occupatimi, den<br />

Sammlungen <strong>der</strong> Gesellschaft überwiesen von <strong>der</strong> Köl.igl. Regierung<br />

III. Abtheilung Hieselbst.<br />

8. Verschiedene Bruchstücke von Schmucksachen, aus feinem<br />

Silber. Sie gehören zusammen mit einer ansehnlichen<br />

Anzahl weiter uyten zu erwähnenden Münzen, welche auf <strong>der</strong><br />

Vuggentiner Feldmark, im Bezirk des Köm'gl. Land- und<br />

Stadtgerichts zu Colberg gefunden sind. Nach amtlichen Ermittelungen<br />

des Königl. Stadtgerichts zu Colberg fand im<br />

Mai v. I. <strong>der</strong> Tagelöhner Henke aus Buggentin beim Ausgraben<br />

von Steinen zum Chaussee-Bau unter einem Stein einen<br />

Fuß lief, unter <strong>der</strong> Oberstäche auf dem Grund und Boden<br />

des Bauer Schultz zu Vuggentin einen Topf mit jenem


216<br />

Silbergeräth und einer Menge von Silbermünzen (s. unten).<br />

Der Topf war unbedeckt und mit Erde gefüllt. Beim Aus-<br />

schütten <strong>der</strong>selben fanden sich die Sachelt auf dem Voden des<br />

Topfes. Die Gesellschaft hat den ganzen Fund für 60 Rthlr.<br />

angekauft. Nach dem Alter <strong>der</strong> Münzen zu urtheilen, gehörcu<br />

die Schmucksachen dem lOten, Uten o<strong>der</strong> 12len Jahrhun<strong>der</strong>t an.<br />

9. Zwei alte Siegelabdrücke (Olok Nicleon — Niol-<br />

80N? — und Johannes Hornblas). Die Pctlschafte sind ein<br />

Eigenthum des Herrn Dr. Zober zu Stralsund; sie sind an-<br />

geblich in dortiger Gegend gefundeu.<br />

10. Pommersches Wappenbucb, dritte Lieferung, sauber<br />

gemalt und geschenkt vom Herrn Maler Vagmihl.<br />

d. Münzen und Medaillen.<br />

2. Eine silberne Medaille auf die Eroberung <strong>der</strong> Stadt<br />

Stettin durch den großen Kurfürsten vom 27. December 1677,<br />

vom Herrn Stadtgerichts-Rath Kölpin Hieselbst geschenkt.<br />

2. Drei Münzen (eine Sterbemedaille, ein Preuß. Gro-<br />

schen von 1544, eine Polnisch-Sächsische Silbermünze.) Von<br />

Herrn Kott -u Stettin geschenkt.<br />

3. Zwei Pommersche Sechser von 1682, geschenkt von<br />

Herrn Linke in Stettin.<br />

4. Eine schwedische Kupfermünze von 1622, gefunden<br />

zu Stettin, große O<strong>der</strong>straße Nr. 22. Geschenk des Herrn<br />

Stadtsyndicus Pitzfchky.<br />

5. Zwei Vracteaten, sieben Stargardter Münzen, sieben<br />

Vrandenburgische, sieben Stralsundische, zwölf Dammsche, Stet-<br />

tinsche u. s. w. sämmtlich von Silber, nebst vielen an<strong>der</strong>n in<br />

einem irdenen Gefäße bei Friedland in Meklenburg gefunden.<br />

Geschenk des Herrn Apotheker Meyer in Stettin.<br />

6. Eine silberne Denkmünze auf Friedrich II., und eine<br />

an<strong>der</strong>e auf den General Paul von Werner von 1760.<br />

Gekauft.


217<br />

7. Eine broncene, versilberte Medaille auf die Vermäh-<br />

lung Philipp Wilhelms, Markgrafen zu Schwebt und <strong>der</strong><br />

Prinzessin Johanne Charlotte von Anhalt Dessau, von 1699.<br />

Geschenk des Herrn Instrumentenmacher Mann in Stettin.<br />

6. Zwei silberne röm. Münzen (die eine von Antonin,<br />

die zweite, min<strong>der</strong> erhalten, vom Iul. Philippus), etwa 800<br />

Schritte westlich von dem Dorfe Groß-Crien *) an einem klei-<br />

nen AbHange in einer Gegend nebst vielen an<strong>der</strong>n gefunden,<br />

wo in alter Zeit ein jeßt nicht benutzter Weg gewesen ist.<br />

Spuren von Gebäuden finden sich dort nicht. Auf <strong>der</strong> Stelle<br />

des Fundes stand ein alter Baum. Als dieser gefällt wurde,<br />

kamen die Münzen im Sande zum Vorschein; angeblich geriethcn<br />

die übrigen Münzen in die Hände von Juden. Diese Nachrichten<br />

theilte <strong>der</strong> Herr Prediger Luttke zu Groß Dübsow bei Stolp<br />

dem Herrn Professor Dr. Klüi) zu Neu-Srettin mit, dessen<br />

Güte die Gesellschaft obige beide Münzen zu verdanken hat.<br />

9. Ein silberner Brandend. Thaler von Georg Wilhelm,<br />

eine Pommersche Silbermünze des Herzog Philipp Julius, eine<br />

röm. Kupfermünze des Tetricus, zwei kleine alte Silbcrmünzen<br />

gefunden im Gnagelan<strong>der</strong> Torfmoor, geschenkt vom Herrn<br />

Schwahn in Stettin,<br />

10. Eine römische Silbermünze des Imperator Philip-<br />

pus, Fundort unbekannt; Gcschcnk des<br />

Herr Dr. Herzberg zu Stellili.<br />

11. Sechzehn kleine Silbermünzcn, nieist<br />

Gepräges, doch voll <strong>der</strong> Art, wie ne öfter in Pomincrn ge-<br />

funden werden. Nach amtlichen Ermittelungen wurdm sie<br />

sammt vielen an<strong>der</strong>n auf dem Colonus-Hofc zu Heydebreck<br />

bei Plathe nicht tief unler <strong>der</strong> Erde durch Zufall eindeckt.<br />

Sie befanden sich nebst vielen ähnlichen in einem Topfe, wel-<br />

*) Gruß-Crien liegt in einer bergigen, waldreichen Gegend auf dcm löblichen<br />

Ufer <strong>der</strong> Stolpe.


218<br />

cher beim Herausnehmen aus <strong>der</strong> Crde zerbrach. Sie sind dem<br />

Ausschuß durch die König!. Regierung zugesandt worden.<br />

12. Vier Preuß. Silbermünzen, gefunden nebst vielen<br />

an<strong>der</strong>n, etwa 300 Stück, bei dem Dorfe Linfitz, bei Preuß.<br />

Stargard, bei Bearbeitung eines Gartens, nicht tief unter <strong>der</strong><br />

Oberfläche. Außerdem sieben Vractearen in einem Topfe auf<br />

<strong>der</strong> Feldmark des Dorfes Kollintz bei Preußisch Stargard gefunden,<br />

geschenkt von dem Kaufmann Herrn Carl Schrö<strong>der</strong><br />

zu Stettin.<br />

13. Eine alte Silbermünze gefunden zu Schlagentin,<br />

Saaziger Kreises, geschenkt von dem Herrn Oeconom Kombst<br />

aus Stettin.<br />

14. Einhun<strong>der</strong>t sechs und dreißig deutsche Silbermünzen,<br />

aus <strong>der</strong> Zeil <strong>der</strong> sächsischen (Oddo rex, (Colonia, Heinri-<br />

N13 IV.) K,eAin2, Otto imperatoi-) Oolonia etc.) und fränkischen<br />

Kaiser (HeinricuZ IV. etc.) — Eine Anzahl arabischer<br />

Münzen, nebst Bruchstücken arabischer und deutscher<br />

Münzen und eine muthmaßlich alt-slavische Münze. Sämmtlich<br />

zu dem Vuggentiner Funde gehörig s. o. *).<br />

') Die arabischen Münzen übersandte <strong>der</strong> Ueberschuß mit <strong>der</strong> Bitte um<br />

<strong>der</strong>en Erklärung dem Herrn Prof. Dr. Kosegarten in Greiföwald. Der<br />

Gute dieses gelehrten Kenners <strong>der</strong> Arabischen Sprache, verdankt die Gesellschaft<br />

folgende Spccisication <strong>der</strong>selben:<br />

1. Abbässiden.^<br />

Nr. 1. Geschlagen in ZIeäinet eszaläm d. i. <strong>der</strong> Stadt des Friedens<br />

d. i. Bagdad, im Jahre 157. Ist also vom Chalifen NI man88Ür, dessen<br />

Name indcp nicht darauf steht, <strong>der</strong> damaligen Sitte gemäß. Sehr gut erhalten.<br />

Nc. 2. Geschlagen unter dem Chalifen Nl m„w,5 dilla!,, dessen Name<br />

auch darauf steht, zu Arminijja o. i. Dowin, die alte Hauptstadt Armeniens,<br />

im Jahre 252. Gut erhalten.<br />

Nr. 3. Geschlagen unter dem Chalifen NI -mnwäeä IiiNaK zu NI<br />

8l)I,lt5cK d. i. Taschkent) in Turkestan, im Jahre 28l. Siehe Müller num.<br />

or. pa^. 85.<br />

Nr. 4. Geschlagen unter dem Chalifen Nl mowlieä dilllik zu Schiräs<br />

in Pcrfien, im Jahr 281. Doch ist die Jahreszahl etwas undeutlich.


219<br />

15. Von einem an<strong>der</strong>n Funde alter Münzen bei Stolpe<br />

war dem Ausschuß durch mündliche Mittheilung Nachricht ;u-<br />

Nr. 5. Geschlagen unter dem Chalifcn Ll mukteäir diNlid, führt auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Veit? anch den Namen des Prinzen ^dui nddäs den einir el<br />

wümenin^ zu Bagdnd im Jahre 303. Doch ist die Iahrszahl etwas erloschcn.<br />

Nr. 6. Geschlagen unter dem Chalifcn Ll inu^teclir dlilad; führtauf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite auch den Namen de5 Prinzen Xdul addäs den emir el<br />

lunmenln, zu Amid. im Jahre 30^. Siehe Frähn recen8. num. i'llss. 20. ' *.<br />

Nr. 7. Geschlagen unter dem Chalifen Ll luu^teäil diNad; führt auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite auch, den Namen des Prinzen ^dui adbä3 den eiuir ei<br />

luünenin; zu Serrmenraa, unweit Bagdad, im Jahre 312. Frähn recens.<br />

1'2^. 21. ",<br />

2. Soffariden.<br />

Nr. 8. Unter dem Chalifen NI ivatnaea diliali und dem Sossaridischen<br />

Fürsten ^.mr den eiieitl^ <strong>der</strong>en bei<strong>der</strong> Namen daraus stehen, zu Schiläs<br />

in Persten, im Jahre 283. Frähn recent pn^. 35.<br />

Die Münzen dieser Dynastie gehören zu den selteneren.<br />

3. Sämäniden.<br />

Diese Münzen bilden immer den Hauptbestandthril <strong>der</strong> an den Ostseeküsten<br />

gefundenen Borräthe. Sie führen den Namen des jedesmaligen Abbassidischen<br />

Chalifen und des Sämädischen-Sulcans. Bemcrkenswerth ist es, daß<br />

die hier vorkommenden fast alle zu LI «cliäscd in Turkestan geschlagen sind.<br />

Es läßt dies vermuthen, daß sic aus Turkrstan durch Rußland nach Ponuncrn<br />

kamen.<br />

Nr. 9. Chalifc I^l niataäeä dillad, Sultan Ismail den ncnineä.<br />

zu Samarkand. 2«. 281. Doch ist die Jahreszahl undeutlich.<br />

Nr. 10. Chalife 151 lnowäeä diUad. Sultan Istuail den iicnluell.<br />

zu Nl ncdäscd. 20. 287. Frähn recen». ^ia^. ^3.<br />

Nr. 11. Chalisc Ll nio!


220<br />

gekommen. Auf eine nähere Nachfrage bei dem Königl. Landrath<br />

des Stolper Kreises, Herrn Major von Gottberg<br />

wurde dem Ausschuß mitgetheilt, daß beim Ausgraben eines<br />

großen Steines auf <strong>der</strong> Feldmark Virkow unter diesem von<br />

den Arbeitsleuten ein irdener Topf von alterthümlicher Form,<br />

<strong>der</strong> lei<strong>der</strong> nicht unversehrt geblieben ist, gefunden wurde. In<br />

demselben befanden sich dem Anscheine nach lauter arabische<br />

Münzen, mit vorzüglich erhaltenem Gepräge, meistens nicht<br />

großer als ein Preuß. Zweigroschen-Stnck, sämmtlich vom<br />

feinsten Silber, dem Gewichte nach 6 Pfund und 18 Loth<br />

schwer. Die meisten Münzen warm in kleine Stücke von<br />

Nr. 18. Chalife NI innktecNr dlllad. Sultan I>^r den acdmeä.<br />

zu 8ini!urliilnl1 ao. 302.<br />

Nr. 19. Chalife kl muliteclir dillad. Sultan I^agr den acnmeö,<br />

zu ^.l 8cda8cn. an. 303.<br />

Nr. 20. Chalife kl inuliteäir dillad. Sultan I^asr den acdmeä.<br />

zu Nl 8l.na8ü^d den nll8r.)<br />

4. Buwcihidcn.<br />

Dicsc gehören zu den seltener in Pommern vorkommenden. Sie führen<br />

den Namen des jedesmaligen AbblMoischen Chalifcn, und den Namen eines<br />

o<strong>der</strong> zweier Buweihidischer Sultane.<br />

Nr. 23. Chalife NI ,nnki NNlid. Sultan ^llaä elllliiu^ lldu 8cuaä-<br />

8cdä und Sultan I5okn ktlclaula lidu lili d,i>veid, geschlagen ungefähr ao.<br />

3^^l. Frähn rel)EN8. iin^. 1^8. zu Arradschim in Chufiftän.<br />

Nr. 24. Chalifc Nl tüi liN^d. Sultan Nl melili ^äaä eclä»ulll<br />

^vl^ ti'nl^l:d ei miNe ndu .^cdli^scdii. geschlagen zu Bagdad ungefähr 20.<br />

3b9. Frähn 8o1,ell. nriid. zin^. 2^.<br />

Nr. 2). Chalife Nl tilï iiUlik. Sultan NI meliti e88eiä ^lwä eä-<br />

62ulll und Sultan ^1n>vn^jill eäll^ulii «du ,n^n8>!ln-. Pcägeort und Jahr<br />

nicht recht zu erkennen, vielleicht zu Iäpahan an. 369. Frähn «cdeä. »r.<br />

?»3. 25,<br />

5. Sijüdiden.<br />

Nr. 2b. Chalife Nt moll lilwd. Sultan kokn ^llliliuw adu 2ii<br />

und Sultan vanir eällanln. adu iiiiln^s^r den ^vu8. 36i. Frähn i-^eu8io ^a^. 1^9.<br />

Dicse Münzen gehören auch zu den scltencreu.


221<br />

dreieckiger Form zerschnitten, viele am Rande mit einem Loche<br />

versehen. Der Ausschuß bat darum, daß ihm <strong>der</strong> ganze Fund,<br />

<strong>der</strong> sich damals im Verschlüsse des Königl. Land- und Sladt-<br />

gerichts zu Stolp befand, moge vorgelegt werden. Dies ist<br />

jedoch nicht geschehen. Dagegen hat die Gesellschaft unter<br />

gütiger Vermittelung des Herrn Landrath )c. von Gottberg<br />

neun Stück wohlerhaltener Münzen von diesem Funde durch<br />

Kauf erworben, um <strong>der</strong>en Erklärung <strong>der</strong> Herr Professor Ko-.<br />

segarten zu <strong>Greifswald</strong> ersucht werden wird. ^Das häufige<br />

Vorkommen arabischer Münzen in Pommern, zum Theil in so<br />

bedeuten<strong>der</strong> Anzahl, ist <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>n Beachtung werth. Die<br />

meisten sind bis jeüt auf <strong>der</strong> rechten Seite <strong>der</strong> O<strong>der</strong> (Hinter-<br />

pommern) gefunden, aber sie fehlen auch nicht auf dem linken<br />

Ufer (s. 6ten Jahresbericht S. 18. Stüwe die Handelszüge<br />

<strong>der</strong> Araber unter den Abassiden :e. 1336. S. 272.) Sie<br />

haben sämmtlich das Gepräge <strong>der</strong> Fürsten östlich und südlich<br />

vom Caspischen Meer, <strong>der</strong> Samaniden, Vujiden, Sijadiden u. s. w.<br />

und gehören dem Zeitraum zwischen <strong>der</strong> Mitte des achten und<br />

dem Anfang des Uten Jahrhun<strong>der</strong>ts an, d. h. <strong>der</strong> Zeit, in<br />

welcher <strong>der</strong> arabische Verkehr mit den Chasaren und Vulgha-<br />

ren bestand. Nach arabischen Nachrichten des Ibn Foßlan ^)<br />

bestanden die Handelsartikel, gegen welche die Araber die<br />

Früchte und Specereien Indiens, Wein, leinene, seidene und<br />

baumwollene Zeuge vertauschten, in Pelzen, Honig, W.ichs,<br />

Seeotterfellen, Sklaven u. s. w. Auch darf nian Salz und<br />

Bernstein 'aus dem südbaltischen Küstenlande hinzufügen. Es<br />

mag hierbei für je^t dahingestellt bleiben, ob es wahr ist, was<br />

ältere Historiker, und nach ihnen Frähn behaupten, Stüwe aber<br />

bestreitet, daß Karavanen <strong>der</strong> Araber, o<strong>der</strong> auch nur Chasaren<br />

o<strong>der</strong> Äulgharcn selbst den beschwerlichen Weg nach den fernen<br />

Küsten <strong>der</strong> Ostsee betreten haben. Unsre Münzen sind ein<br />

') Siehe Stüwe a. a. O. S. 2b2. - '


222<br />

überzeugen<strong>der</strong> Beweis, daß mindestens durch die Nüssen und<br />

an<strong>der</strong>e vermittelnde Stämme ein, wie es scheint, blühen<strong>der</strong> Ver-<br />

kehr <strong>der</strong> Morgenlän<strong>der</strong> nach unserm Küstenlande in vorchrist-<br />

licher Zeit bestanden habe, und daß arabische Münzen in dem-<br />

selben als ein Tauschmittel von Werth geschätzt worden seien)<br />

16. Eine Vraunschweig-Lüneburgische Silbermünze und<br />

ein alter messingener Rechenpfennig, gefunden zu Haus Dem-<br />

min, geschenkt durch den Herrn General-Major v. Podewils.<br />

17. Zwei römische Silbermünzen <strong>der</strong> Imperatoren Ha-<br />

drian und Trajan, gefunden auf dem Felde bei Emmasthal,<br />

Cösliner Departement, durch den Invaliden Otto (s. 12ten<br />

Jahresbericht S. 14). Sie sind <strong>der</strong> Gesellschaft gnädigst ge-<br />

schenkc von Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen.<br />

15. Ein an<strong>der</strong>es huldreiches Geschenk des Kronprinzen<br />

König!. Hoheit, welches <strong>der</strong> Ausschuß dankbar zu nennen hat,<br />

befiehl in zwölf wohl erhaltenen römischen Silbermunzett, gefun-<br />

den theils in dem Garten des Freischulzen Hasse zu Strussow,<br />

Amts Vütow, theils auf <strong>der</strong> Feldmark desselben Dorfes, auf<br />

welcher sich auch zahlreiche Hünengräber zu befinden scheinen.<br />

Nach <strong>der</strong> Designati«)« des Professor Tölken zu Berlin waren<br />

es ursprünglich folgende: 1. Silberdenar des Vespasian.<br />

Rev. <strong>der</strong> Kaiser auf <strong>der</strong> sella curuliz, mit <strong>der</strong> Umschrift:<br />

pontil^x maximum 3. Silberdenar des Hadrian. Rev.<br />

fixende «.oma, Umschrift verwischt. 3. Denar des ^n-<br />

tonimi3 piu5. Rcv. <strong>der</strong> Imperator opfernd, Umschrift:<br />

vota zollila, und 4. Denar desselben Kaisers, Rev.<br />

^6mi3 mit <strong>der</strong> Wage, Umschrift verwischt. 5. Denar<br />

desselben Kaisers. Rev. cler^) Umschrift unleserlich. 6.<br />

Denar desselben Kaisers. Rev. Lonv3 eventus, das<br />

Uebrige verwischt. 7. Denar <strong>der</strong> Faustina. - Rev. ste-<br />

hende weibliche Gestalt mit Scepter und' erhabener Rechten.<br />

Umschrift aeternitaz. 8. Denar <strong>der</strong> Lucilla, Tochter<br />

des Marc. Aurel., Gemahlin des Imperators L. Verus. Rev.


223<br />

mit entsprechen<strong>der</strong> Umschrift. 9. Denar des<br />

Co mm o dus. Rev. Victoria, einen Sieg verzeichnend. 10.<br />

Denar desselben Imperators. Rev. sitzende t'orwn3.<br />

Umschrift verwischt. 11. Denar desselben Imperators.<br />

Rev. opfernde Frau, Umschrift äucwi- pielatis. 12. De-<br />

nar <strong>der</strong> Julia, Gemahlin des 8e^timiu5 8evei'U5. Rev.<br />

?iet35 betend. Umschrift ?jeta5 sludiic^.<br />

Unter diesen fehlte Nr. 11. dem Konigl. Museum, Nr. 3,<br />

7. und 6. waren in min<strong>der</strong> guten Eremplarcn vorhanden. Auf<br />

die Vitte des Professor Tölken verstatteten Sr. Konigl. Ho-<br />

heit, diese vier Denare gegen an<strong>der</strong>e desselben Gepräges o<strong>der</strong><br />

Imperators zu vertauschen. Nr. 11. ist ebenfalls ein Denar<br />

des Commodus, auf dem Rev. die Umschrift /uj)itei' optima<br />

maxime.<br />

19. Ein Ducaten von 1637, gefunden bei Hohen-Venz.<br />

Geschenk des Herrn Kannenberg, Gutsbesitzers auf Hohen-Äenz.<br />

LO. Eine polnische Silbermünze Siegismund I. von<br />

1538; geschenkt vom Herrn Prediger Succo.<br />

21. Ein Pommerscher Witt von 1581, Geschenk des<br />

Ober-Landes-Gerichtsassessor Herrn Lenke.<br />

22. Eine Silbermünze Kaiser Carl VI. von 1733, ge-<br />

schenkt vom Herrn Dr. Frieden<strong>der</strong>, Lehrer am Gymnasium<br />

zu Stettin. ><br />

23. Eine Wolgaster Münze von 1591 o<strong>der</strong> 1501, ge--<br />

funden bei Stralsund, geschenkt vom Herrn Dr. Zober daselbst.<br />

24. Ein Pom. Thaler von Carl Xll., ein Vrandenb.<br />

Thaler Fricdr. Wilhelms des Großen, ein Zweigroschenstück<br />

von demselben und ein zweites von Friedrich I. 1702, eine<br />

Braunschweig-Lüneb. Münze von 1689, 2 Türkische Silber-<br />

münzcn, 1 Türkisches Goldstück, sämmtlich Geschenke des Herrn<br />

Stadtrath Ebeling hleselbst.<br />

25. Eine Medaille auf die M-mahlung Sr. Majestät<br />

des Königs, 1793, Geschenk des Herrn Calow in Stettin.


224<br />

Als Berichtigung einer Bemerkung im 10. und 11. Jahresbericht<br />

S. 29. Nr. 8., verdient eine Mittheilung des Herrn<br />

Nector Masch zu Schönberg in Meklenburg, angeführt zu<br />

werden: „Es wird am angeführten Ort die erwähnte Nr., als<br />

ein muthmaßliches päbstliches Siegel Loinlaolus IX., bezeichnet.<br />

Dies wird dadurch unzweifelhaft, daß ich mir dieses<br />

Siegel aus einem Original im Ratzeburgcr Archiv abgedruckt<br />

habe." .<br />

3. Nachrichten über historische Denkmaler aller Art,<br />

Wunsche und Anfor<strong>der</strong>ungen an die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Gesellschaft.<br />

1. Einen ansehnlichen Zuwachs an historischem Material<br />

für die Geschichte Pommerns, hat unsre Gesellschaft nunmehr<br />

durch Abschriften von Urkunden, brieflichen Mittheilungen<br />

Pommerscher Herzöge u. s. w., aus dem Königl. Archiv zu<br />

Königsberg in Preußen zu erwarten. Es ist den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft in den Jahresberichten bereits früher Mittheilung<br />

gemacht worden, daß <strong>der</strong> Ausschuß durch die gewogene<br />

Vermittelung des Herrn Professor Di'. Voigt zu Königsberg,<br />

in den Besitz eines fast vollständig übersichtlichen Verzeichnisses<br />

<strong>der</strong> Urkunden und an<strong>der</strong>weiten GeschichtsqueNen gekommen<br />

sei, ditz in dem erwähnten König!. Archiv vorhanden sind.<br />

Auch die nachgesuchte Erlaubniß, dieselben für die Gesellschaft<br />

copiren zu lassen, war durch die betreffende hohe BeHorde ertheilt<br />

worden. Es fehlte nur an Geldmitteln, um von <strong>der</strong>selben<br />

Gebrauch machen zu können. Je weniger dazu die eigenen<br />

Mittel <strong>der</strong> Gesellschaft ausreichen konnten, um so dankbarer<br />

hat es <strong>der</strong> Ausschuß zu erkennen gehabt, daß ihm auf<br />

seine Vorstellung von den zum 9. Communal-Landtage von<br />

Alt-Pommern im Decbr. v. I. versammelt gewesenen hohen<br />

Ständen, Behufs <strong>der</strong> Beschaffung dieser Abschriften, 100 Rt.<br />

bewilligt worden sind. Ein Theil dieser Abschriften ist in


225<br />

unsern Handen, eln an<strong>der</strong>er bestellt. Der Ausschuß hat hierbei<br />

mit beson<strong>der</strong>em Danke die Bereitwilligkeit und Fürsorge des<br />

um die Geschichte Preußens hochverdienten Herrn Professor<br />

Voigt zu erwähnen, <strong>der</strong> uns vollkommen brauchbare und cor-<br />

recte Abschriften auch für die Folge wohlwollend verbürgt<br />

hal. — Eine an<strong>der</strong>e geneigte Bewilligung des Pommerschen<br />

Communal-Landtages wird weiter unten anzuführen sein.<br />

2. Indem somit <strong>der</strong> Ausschuß bisher vorzugsweise sein<br />

Augenmerk auf die im äußersten Osten des Preußischen Staats<br />

vorhandenen pommerschen Geschichlsquellen gerichtet hatte,<br />

kommt uns auch ein erfreuliches Anerbieten aus dem Westen<br />

zu. Der Großherzoglich Meklenburgische Hofrath, Herr V^<br />

Dielt, als Commissarius <strong>der</strong> hohen deutschen Bundesversamm-<br />

lung, Vorsteher des Reichs-Kainmergerichtlichen-Archivs zu<br />

Wchlar, hat in einem Schreiben auf eine bedeutende Anzahl<br />

von Actenstücken aufmerksam gemacht, welche, theils die erlo-<br />

schene Pommersche Fü'rstenlinie, theils einige <strong>der</strong> ältesten, zum<br />

Theil auch schon ausgestorbene Geschlechter (z. B. die Gra-<br />

fen voll Eberstein), o<strong>der</strong> Pommersche Städte betreffend, in<br />

jenem Archiv vorhanden sind. Der Herr Dr. Dich hat sich,<br />

für den Fall, daß die Gesellschaft bei <strong>der</strong> hohen Bundesver-<br />

sammlung die erfor<strong>der</strong>liche Ermächtigung nachsucht, mit dan-<br />

kenswerther Güte erboten, gegen alleinige Vergütung <strong>der</strong><br />

Auslagen, ein Verzeichniß aus dem Iudicial-Repertorio für<br />

die Gesellschaft veranstalten zu wollen, welches ferneren Nach-<br />

suchungen in den Acten zum Anhalt dienen könnte, sofern<br />

schon aus dem Gegellstand <strong>der</strong> Processe sich die geschichtliche<br />

Wichtigkeit <strong>der</strong>selben theilweise würde ersehen lassen. Mit Ver-<br />

gnügen wird <strong>der</strong> Ausschuß diese freundliche Auffor<strong>der</strong>ung be-<br />

nutzen, und behält es sich vor, darüber später weiter Bericht zu<br />

erstatten.<br />

3. In <strong>der</strong> General-Versammlung des vorigen IahreS<br />

war <strong>der</strong> mit allgemeiner Billigung aufgenommene Vorschlag<br />

VI. l. - 15


226<br />

gemacht worden, daß <strong>der</strong> Verein Zeichnungen zu erwerben<br />

suchen möge von merkwürdigen öffentlichen Gebäuden, o<strong>der</strong><br />

Burgruinen, Schlössern, Kirchen, Rarhhäusern, Thoren, Grabdenkmälern<br />

u. s. w., die hinsichtlich ihres Alters, ihrer Bauart<br />

o<strong>der</strong> Schönheit ausgezeichnet o<strong>der</strong> doch bemerkenswerth sein<br />

möchten. Man war <strong>der</strong> Meinung, daß <strong>der</strong>gleichen alte Bauwerke,<br />

zum Theil denkwürdige Ueberreste <strong>der</strong> Sitte, Kunst<br />

und des Gewerbfleißes <strong>der</strong> Vorzeit durch Neubauten, Reparaturen,<br />

allmähligen Verfall u. s. w., und mit ihnen auch die<br />

Erinnerung zu Grunde gingen. Diese Erinnerung wenigstens<br />

durch getreue Abbildungen fest zu halten, und, wenn sich darunter<br />

bedeuten<strong>der</strong>e Gegenstände finden sollten, dieselben durch<br />

den Steindruck zu veröffentlichen, schien <strong>der</strong> General-Versammlung<br />

ebenso wünschenswert^ als dem Zwecke <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

angemessen. Da indeß solche Bestrebungen nur dann ein umfassen<strong>der</strong>es<br />

Resulta^ verheißen, wenn die sachkundigen Bewohner<br />

<strong>der</strong> Provinz, namentlich die Baubeamten, für dasselbe<br />

gewonnen werden könnten, so erlaubre sich <strong>der</strong> Ausschuß, ohne<br />

die Mitwirkung an<strong>der</strong>er Freunde <strong>der</strong> Gesellschaft, ausschließen<br />

zu wollen, die gewogene Vermittelung des Herrn Ober-Präsidenten<br />

zu erbitten. Dieser Bitte ist die geneigteste Gewährung<br />

zu Theil geworden; sofern die Wünsche <strong>der</strong> Gesellschaft den<br />

Herren Regierungs-Vauräthen zu Stettin, Stralsund, Coslin<br />

und dem Herrn Oberbau-Inspector Neuhaus zuStargard zu weiterer<br />

För<strong>der</strong>ung nachdrücklich empfohlen worden sind. — Unterdeß<br />

hat <strong>der</strong> Ausschuß auch die Freude gehabt, von einer<br />

an<strong>der</strong>n Seite her den Anfang zu einer Sammlung, wie die<br />

bezeichnete, gemacht zu sehen. Er empfing durch gütige Vermittelung'des<br />

Herrn Regierungsraths Grafen von Itzenplitz<br />

vier saubere Kreidezeichnungen des Herrn Lehrer Knütter zu<br />

Garz von bemerkenswerthen Gebäuden in Garz a. O. (Stettiner<br />

Thor, nordwestlicher Thurm in <strong>der</strong> Stadtmauer, Kirche<br />

und Thurm.)


227<br />

4. Während nun auf diese Weise die Gesellschaft an<br />

ihrem Theil bemüht gewesen ist, die Ueberreste des Kunststeines<br />

unserer Vorfahren vor dem Untergänge zu bewahren, hat das<br />

hohe Ministerium <strong>der</strong> Geistlichen-, Unterrichts- und Medizi-<br />

nal-Angelegl'nheiten durch das Rescript an die Konigl. Regie-<br />

rung vom 19. Aug. v. I., welches dieselbe dem Ausschuß<br />

abschriftlich mitzutheilen die Geneigtheit gehabt hat, <strong>der</strong> Zer-<br />

störung <strong>der</strong> Kunstdenkmäler noch wirksamer vorgebeugt. Es<br />

wird darin verordnet:<br />

^. Daß die Vorstände <strong>der</strong> <strong>der</strong> Oberaufsicht <strong>der</strong> Regie-<br />

rung untergebenen öffentlichen Anstalten, namentlich <strong>der</strong> Kir-<br />

chen, städtischen Sammlungen u. s. w. an Knnstsachen, als<br />

architektonischen Denkmälern, Kirchengemälden, gemalten Glas-<br />

fenstern u. s. w. ohne Genehmigung <strong>der</strong> Konigl. Regierung<br />

Reinigungen und Restaurationen nicht vornehmen dürfen.<br />

13. Nichts von Kunstsachen auf irgend eine Art ohne<br />

Genehmigung <strong>der</strong> Regierung zn veräußern; die Genehmigung<br />

zur Restauratiott aber nur dann zu ertheilen, wenn dieselbe<br />

als erfor<strong>der</strong>lich und zweckmäßig erscheine, und geschickten fän-<br />

den anvertraut sei; Veräußerungen nur zu verstatten, wenn das<br />

zu veräußernde Stück an eine an<strong>der</strong>e vaterländische Anstalt,<br />

sei es Kirche, o<strong>der</strong> Provinzial- o<strong>der</strong> städtisches Museum :c.<br />

übergehen solle, Anträge auf Verkauf an Privatpersonen dage-<br />

gen abzuweisen o<strong>der</strong> doch jedesmal die Genehmigung des Mi-<br />

nistern einzuholen.<br />

5. Unter den Gegenständen, welche oben als Bereicherun-<br />

gen <strong>der</strong> Bibliothek angeführt worden sind, befinden sich die<br />

bildlichen Darstellungen <strong>der</strong> Großherzogl. Meklenb. Altcrthü-<br />

mersammlung zu Ludwigslust, I^icierica-irInoizoeuin genannt,<br />

und dazu gehörig die Schrift: über die alt-germanischen und<br />

slavischen Grabalterthümer Meklenburgs vom Archivar Dr.<br />

Lisch zu Schwerin. Veide Werke verdienen die beson<strong>der</strong>e Auf-<br />

mersamkeit unsers Vereins, da die mecklenburgischen Gradai


228<br />

terthümer von <strong>der</strong>selben Art sind, wie die Pommerschen, und<br />

eine Benutzung <strong>der</strong>selben für dic ältere Landesgeschichte, wie<br />

hier geschehen ist, fruchtbar und anziehend ist. Nicht, um die<br />

Schrift des Herrn Dr., Lisch überflüssig zu machen, son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr, um auf <strong>der</strong>en Wichtigkeit hinzuweisen, möge es ver-<br />

gönnt sein, einige Hauptpunkte <strong>der</strong>selben zu näherer Erwäguug<br />

und fortgesetzter Beobachtung zu empfehlen. Sie gründet sich<br />

auf die genauesten Aufgrabungs-Berichte über die Ludwigsluster<br />

Alterthümer, und geht von dem Gedanken aus, daß die schrift-<br />

lichen GeschichtsqueNen nicht ausreichen, um die Frage über<br />

die ursprünglichen Bewohner unserer Gegenden und über ihre<br />

Kulturverhältnisse befriedigend zu beantworten, und daß dem<br />

Gcschichtsfreunde als letzte Zuflucht die uralten Grabstätten<br />

<strong>der</strong> Vorfahren — an denen ja auch Pommern reich ist —<br />

noch übrig sind. Mit Recht wird daher die sorgfältigste Acht-<br />

samkeit auf diese empfohlen, und bemerkt, daß nur aus zuver-<br />

läßigen Berichten über umsichtig und vorsichtig geleitete Aus-<br />

grabungen, bei denen die äußere Gestalt und <strong>der</strong> innere Bau<br />

<strong>der</strong> Gräber eben so sorgfältig beobachtet wird, als die in ihnen<br />

verborgenen Uebcrreste <strong>der</strong> Vorzeit, sichere Resultate für die<br />

Geschichte gewonnen werden können. Ganz gewiß muß diese<br />

Rücksicht bei allen Sammlungen von Alterthümern fest im<br />

Auge behalten werden. Geschieht dies nicht, so bleibt auch<br />

die reichhaltigste Sammlung, wenn die einzelnen Gegenstände<br />

nicht etwa zufällig einen künstlerischen Werth haben, ein zweck?<br />

loses Raritäten-Cabinet, an dem nur das Auge des neugieri-<br />

gen Beschauers o<strong>der</strong> des Sammlers aus Liebhaberei ein vor-<br />

übergehendes Interesse nimmt. Herr Lisch ist durch seine For-<br />

schungen aus beachtenswerten Gründen, hergeleitet aus dem<br />

Bau <strong>der</strong> Gräber und <strong>der</strong> in ihnen gefundenen Alterthümer,<br />

zu dem Resultat gekommen, daß er drei wesentlich verschiedene<br />

Arten von Gräbern glaubt unterscheiden zu können: germa-<br />

nische, slavische und Ur- o<strong>der</strong> Hünengräber.


229<br />

3. Die germani schon Kegelgraber, runde Hügel von 2 big<br />

35 Fuß senkrechter Höhe, äußerlich mit einer Nasendecke, oft<br />

am Fuße ein Ning von kleineren Feldsteinen (vergl. Abbil-<br />

dung zum Isten Jahresbericht <strong>der</strong> Ges. für Pomm. Gesch.<br />

Nr. 5.). Die Ueberbleibsel und Gerätschaften <strong>der</strong> Todten<br />

ruhen unter Gewölben von rohen Feldsteinen o<strong>der</strong> in vierek-<br />

kigen Kisten von glatten Steinen. Das Auffallendste ist eine<br />

doppelte Bestattungsweise <strong>der</strong> Todten; entwe<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Leich-<br />

nam unvcrbrannt in großen Särgen von Eichenholz beige-<br />

sellt, o<strong>der</strong> er ist verbrannt und die Asche in Urnen in dem<br />

Hügel enthalten. Zuweilen sind in einem Hügel beide Vestat-<br />

tnngsarten angewandt. Die Urnen sind theils von grober<br />

Masse, im Innern des Vruchs mit Kiessand durchknetet, von<br />

Thon fest gebrannt, theils von edlerer Form mit einfachen<br />

Verzierungen, theils aus einer feinkörnigen, schwarzen Masse,<br />

aber stets ohne Ueberzug. Das Geräth in diesen Gräbern ist<br />

vorherrschend von Bronze, stets, wie es scheint, gegossen, mit<br />

edlem Rost bedeckt; die Formen sind meist fremd, eigenthüm-<br />

lich, erinnern nur selten an römisches Gerälh, sind aber edel<br />

und kräftig. Hierher gehören die i>


230<br />

Kegelgräbern. Sie erinnern mehr an neuere Formen. Der<br />

Stoss ist meistens Eisen; die Geräthe selbst: Schwerter,<br />

Lanzen, Pfeile, Speere, Streitärte, Messer, Ringe :c. Die<br />

langen, geraden, wahrscheinlich einschneidigen Schwerter mehrmals<br />

zusammengebogen, um sie in die Urne zu bringen. Eigenthümlich<br />

sind die großen, hutförmigen, eisernen Schildbukkel,<br />

mo<strong>der</strong>nen Messer, Lanzenspitzen, Nadeln u. s. w. Den<br />

Gerathen fehlt <strong>der</strong> edle Rost, meist haben sie einen mehlartigen<br />

Anflug von mattgrünem Oryd. Gold ist nie bemerkt, Silber<br />

häufig, auch blaue und bunte Glasflüsse, Bernstein, Gegenstände<br />

aus Knochen (Kämme), rohe menschliche Figuren, ringförmige<br />

Schnallen mit christlichen Inschriften in Lateinischen<br />

Schriftzügen des 12. und 13. Jahrh,<br />

c, Ilr- o<strong>der</strong> Hünengräber. Die Form in <strong>der</strong> Regel<br />

ein Oblongum von unbehauenen Granitsteinen, am Ostende<br />

am größten (s. 1. Jahresbericht a. a. O. Nr. 3). Der Inhalt<br />

<strong>der</strong> Gräber ist einfach; gewöhnlich Scherben von dick geformten<br />

Urnen. Das Material des Geräths ist Feuerstein,<br />

die Geräthe selbst jene bekannten Keile, Messer u. s, w. Aber<br />

unleugbar, wiewohl selten auch Spuren von Eisen, —<br />

auch Schleifsteine von rothem Sandstein, Bernsteinschmuck./—<br />

Soviel aus <strong>der</strong> allziehenden Schrift des Herrn Archivar Lisch *).<br />

6. Als einen zweiten Gegenstand gelegentlicher Beachtung<br />

möchte <strong>der</strong> Ausschuß den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

empfehlen: Die sogenannten Haus- und Sleinmehzeichen, auf<br />

welche auch an<strong>der</strong>weitig mehrfach aufmerksam gemacht worden<br />

ist "), und die für die Geschichte <strong>der</strong> deutschen Baukunst uud<br />

<strong>der</strong> dabei thätig gewesenen Meister, Innungen, Gilden u. s. w.<br />

*) Vergl. Ucber die neueste Deutung <strong>der</strong> Norddeutschen Grabalterthümer,<br />

von Ludw. Giesebrecht im 2. Heft 5. Jahrg. Balt. <strong>Studien</strong> S. 4b. u. f.<br />

") Z. B. von Prof. Michclsen in Kiel, Herrn von Münchhauscn zu<br />

Hannover, Prof. Maßmann im Kunstblatt zum Morgcnblatt, 1837 Nr. 61.<br />

August.


231<br />

beachtcnswerth sind. Im Meklenburgischen, z. V. im Für><br />

stenthnm Ratzeburg haben sich dieselben bis jetzt im Gebranch<br />

erhalten. Auch in unserer Provinz finden sich davon vielfältig<br />

Spuren. Nachweisungcn, welche sich auf diesen Gegenstand<br />

beziehen, wird <strong>der</strong> Ausschuß mit Dank entgegennehmen.<br />

7. Der Herr Landrath von Tettau hat dem Ausschuß<br />

weitere Nachricht über die im ^2. Jahresbericht S. L5. erwähnlm<br />

Koschnevier mitgetheilt, wobei auch als Sprachproben<br />

zwei Übertragungen des Gleichnisses vom verlornen<br />

Sohn, Luc. 15. In seinem Schreiben heißl es: „Nie katholisch-deutschen<br />

Bewohner <strong>der</strong> Conitzer Gegend allein haben<br />

ein gemeinsames,, eigenthümliches Gepräge bewahrt. Sie sind<br />

nach Sprache, Sitte, Tracht, Abschließung ein gemeinsamer<br />

Volksstamm mit fast stereotyper Individualität. Alles weist<br />

darauf Hill, daß sie einst in Masse in ihre jetzigen Sitze eingezogen<br />

sind. Da sie rings von slavischer Bevölkerung umgeben<br />

waren, so erklärt sich ihre Abschließung leicht. Unter dem<br />

Volke selbst ist die Sage: aus Pommern und aus <strong>der</strong> Neumark<br />

wären ihre Väter gekommen, und Zwar, als die Kirchcnwandlung<br />

in jenen Län<strong>der</strong>n vorgegangen, da sie selbst sich zur<br />

Annahme des protestantischen Glaubens nicht hätten verstehen<br />

wollen. Von einer solchen Wan<strong>der</strong>ung ist mir aber in Geschichtsschreibern<br />

und Documcnlen nichts vorgekommen. Der<br />

Einzug ist daher wohl in eine frühezc Zeit zu setzen. Auf<br />

Pommern scheint jedoch die Sprache hinzuweisen. Namentlich<br />

hat <strong>der</strong> Dialect <strong>der</strong> Schlochauschen Amtsortschaften eine un^<br />

verkennbare Aehnlichkeit nut dem im Amte Treptow an <strong>der</strong><br />

Rcga u> f. w. An Sagen ist <strong>der</strong> Volksstamm ziemlich reich,<br />

wenn die einzelnen auch nicht eben von großer Erheblichkeit<br />

sind. Ich beziehe mich deshalb auf meine Sammlung preußischer<br />

Volkssagen u. s. w." Daß von diesen die Gesellschaft<br />

ein Gremplar <strong>der</strong> Güte des geehrten Herrn Herausgebers verdankt,<br />

ist oben angeführt worden.


232<br />

4. Literarische Thätigkeit des Vereins. Arbeiten Cm-<br />

;elneri auf die Pommersche Geschichte und Alterthums-<br />

Kunde bezüglich.<br />

1. Von <strong>der</strong> Vereinsschrift sind in dem letzten Jahre<br />

wie<strong>der</strong>um 2 Hefte (5ten Jahrganges 1. und 2. Heft) erschienen,<br />

von denen <strong>der</strong> zweite in diesen Tagen wird ausgegeben<br />

werden. Das erste Heft enthält: 1) Verhandlungen <strong>der</strong><br />

Pomm. Gesandten auf dem wesiphälischen Friedens-Congreß.<br />

2. Abtheilung. 2) Antiquarisch historische Mittheilungen von<br />

Lisch. 3) Zwölfter Jahresbericht <strong>der</strong> Gesellschaft. — Das<br />

zweite Heft: ^1. Historische Untersuchung über die Salbung<br />

und Krönung <strong>der</strong> Dänischen Könige im Mittelalter.<br />

Vom Etatsrath C. G. Werlauff zu Copenhagen. 2) Ueber<br />

die neueste Deutung <strong>der</strong> norddeutschen Grabalterthümer, von<br />

Ludw. Giesebrecht. 3) Verhandlungen <strong>der</strong> Pomm. Gesandten<br />

auf dem Westfälischen Friedenscongreß. 3. Nbth. 4) Zur<br />

Geschichte <strong>der</strong> Stadt Greifenhagen. 2. Abschn. 5) Ueber<br />

Ursprung und Umbildung <strong>der</strong> alt-nordischen Gilden von Finn<br />

Magnusen. 6) Nachträge und Berichtigungen zur Gesch. <strong>der</strong><br />

Stadt Schwedt und des Schlosses Vierraden.<br />

2) Zwei schon im vorigen Jahresberichte erwähnte bedeuten<strong>der</strong>e<br />

historische Unternehmungen, welchen sich bewährte Kenner<br />

<strong>der</strong> Geschichte unserer Provinz, die zugleich Mitglie<strong>der</strong><br />

unserer Gesellschaft sind, unterzogen haben, nämlich die Herausgabe<br />

und Erweiterung des Dregerschen C5o6ex I^omera-<br />

N126 ck^IomaticuI durch den Herrn Prof. Kosegarten und<br />

Director Hasselbach, so wie die Abfassung einer Geschichte<br />

Pommerns durch Herrn Prof. Varthold verheißen uns den<br />

erfreulichsten Fortgang. Zur Unterstützung des ersten Unternehmens<br />

haben mit höchst dankenswerter Mum'ficenz <strong>der</strong> alt-<br />

Pommersche Landtag 200 Rthlr., <strong>der</strong> Neu-Vor-Pommersche<br />

100 Rthlr. bewilligt, und werden auch die von <strong>der</strong> Gesell-


233<br />

schaft erworbenen und noch ;u erwerbenden Abschriften von<br />

Urkunden dem Unternehmen zu Gute kommen, welches <strong>der</strong><br />

Ausschuß, da es für die Aufklarung <strong>der</strong> geschichtlichen Ver-<br />

hältnisse Pommerns von <strong>der</strong> höchsten Wichtigkeit werden wird,<br />

stets eifrig zu för<strong>der</strong>n bemüht gewesen ist. — Rücksichtlich <strong>der</strong><br />

Äartholdschen Geschichte Pommerns hat <strong>der</strong> Ausschuß die<br />

Freude, anzeigen zu können, daß <strong>der</strong> Druck des ersten Ban-<br />

des, <strong>der</strong> etwa 35 Druckbogen stark sein, nud etwa bis zum<br />

Jahr 13sO o<strong>der</strong> 1331 reichen wird, begonnen hat, und hof-<br />

fentlich im August d^ I. an die Subscribenten abgeliefert wer-<br />

den wird.<br />

3. Dis Herausgabe <strong>der</strong> Vil<strong>der</strong> merkwürdiger Personell<br />

Pommerns, als <strong>der</strong> berühmteren unter dell ehemaligen Pom-<br />

merschen Fürsten, Staatsmannern, Feldherren, Gelehrten u. s.w.,<br />

<strong>der</strong>en Zeichnung auf Stein <strong>der</strong> Herr Maler Ludwig Most<br />

Hieselbst zu übernehmen bereit war, wird wohl unterbleiben<br />

muffen, da sich, troh vieler Subscribenten in Stettin, außer-<br />

halb so wenige gefunden haben, daß die Kosten des Unterneh-<br />

mens nicht gedeckt sein werden. Der Ausschuß war deshalb<br />

mit einer Pomm. Buchhandlung in Verbindung gelrelen, aber<br />

seine Bemühungen haben auch hier nicht den gewünschten Er-<br />

folg gehabt.<br />

^' Zu!' Herausgabe einer Sammlung Pommerschcr Sa"»<br />

gen ist von einem Misgliede <strong>der</strong> Gesellschaft Hoffnung ge-<br />

macht. Ueber den Werth solcher Sammlungen haben Sach-<br />

kilnkigc laugst entschieden. Kaum spricht sich irgendwo die<br />

Poesie des Volkes, seine Anschauungsweise und Sitte kräftiger<br />

und frischer aus, als in <strong>der</strong> Volkssage, und wie das Rheinland,<br />

Thüringen, Preußen u. s. w., so wird, wenn jene Hoffnung<br />

erfüllt wird, auch Pommern seine Sagen <strong>der</strong> Nachwelt über-<br />

liefern können. Möchte das Material unsern Sammlungen<br />

nur noch reicher zufließen, als bisher! Einzelnes ist auch in


234<br />

dem vergangenen Jahr gesammelt worden (z. V. die Sage<br />

vom Vicho-See, von dem Ritter Neukirchen zit Mettenti« :c.).<br />

5. Zuletzt mögen noch zwei andre Unternehmungen,<br />

welche außerhalb Pommern bereitet werden, aber mittelbar auch<br />

die Geschichte unserer Provilh betreffen, erwähnt werden:<br />

nämlich die Geschichte des Preuß. Staats im 17ten Jahrh,<br />

von dem Herrn Lieut. v. Orlich, Verfasser einer Viographie<br />

des großen Kurfürsten, und die Mecklenburgischen Negesten, <strong>der</strong>en<br />

Abfassung <strong>der</strong> fleißige Geschichtschreiber des Vislhums<br />

Natzeburg, Herr Rector Masch zu Schöuberg übernommen<br />

hat. Beide Herren haben die Mitwirkung des Ausschusses<br />

in Anspruch genommen. Für die beiden Arbeiten fehlt es bei<br />

uns nicht an Stoff, doch möchte er meistens nur unverarbeitet<br />

vorhanden sein. So weit es ausführbar erschien, hat <strong>der</strong><br />

Ausschuß gern seine Unterstützung zugesagt.<br />

5. Verhältnisse M auswärtigen geschichtlichen Vereinen.<br />

Den früher bestandenen Verkehr unserer Gesellschaft mit<br />

auswärtigen historischen Vereinen hat <strong>der</strong> Ausschuß aufrecht<br />

erhalten, und mit an<strong>der</strong>en, zum Theil neu entstandenen,<br />

zum Theil älteren Vereinen neue Verbindungen eröffnet, z. V.<br />

mit dem Hennebergischen Alterthumsforschenden Verein zu Meiningen,<br />

<strong>der</strong> O<strong>der</strong>-Lausitzschen Gesellschaft <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

zu Görlitz, <strong>der</strong> Königl. Dänischen Gesellschaft für Nordische<br />

Alterthumskunde zu Kopenhagen, <strong>der</strong> Gesellschaft für Geschichte<br />

und Alterthumskunde Meklenburgs, dem historischen Vereine<br />

für Nic<strong>der</strong>sachsen zu Hannover, dem sächsisch-thüringischen<br />

Verein zur Erforschung <strong>der</strong> vaterländischen Gesch. in Halle,<br />

dem Wetzlarschen Verein für Gesch. uud Alterthumskunde, dem<br />

Voigtländischen Allerthumsforschenden Verein zu Hohen-Leuden,<br />

dem Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens<br />

zu Münster, <strong>der</strong> Schleswig-Holstein-Lauenburgschen Gesellschaft<br />

für vaterländische Geschichte zu Kiel u. s. w. Vie werthvol-


235<br />

len Zusendungen, welche wir von diesen Vereinen erhalten ha-<br />

ben, sind oben dankend erwähnt worden,<br />

6. Gencral - Vcrsammlung.<br />

In <strong>der</strong> General-Versammlung, welche unter dem Vorsil^<br />

des Herrn Ober-Präsidemen von Von in, als Vorstehers<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft, am 15. Juni in dein Sitzungs-Locale <strong>der</strong><br />

Königl. Regierung auf dem hiesigen Schlosse gehalten wurde,<br />

und zu welcher sich die Mitglie<strong>der</strong> theils aus <strong>der</strong> Stadt Stet-<br />

tin, theils von auswärts zahlreich eingefunden hatten, wurde<br />

durch den Secretair <strong>der</strong> vorstehende Jahresbericht vorgetragen,<br />

Die im letzten Jahre erworbenen Äücher, Handschriften, Zeich-<br />

nungen, Alterthümer u. s. w. wurden zur Ansicht vorgelegt,<br />

unter welchen außer den huldvollen Geschenken Sr. Königl.<br />

Hoheit des Kronprinzen, die Vuggentiner Münzen und Schmuck-<br />

sachen, die sauberen Zeichnungen u. s. w. <strong>der</strong> Herren Vag-<br />

mihl und Knütter beson<strong>der</strong>es Interesse erregten. Die Vor-<br />

trage des Herrn Wegebaumeister Blaurock über die von ihm<br />

entdeckten und näher untersuchten heidnischen Grabstätten bei<br />

Staffelte unweit Stettin, von welchen sorgfältig ausgeführte<br />

Zeichnungen, vorgelegt wurden, und des Herrn Professor<br />

Giesebrccht über die Religion <strong>der</strong> heidnischen Völker an <strong>der</strong><br />

Ostsee beschlossen die General-Versammlung.<br />

In <strong>der</strong> Zusammensetzung des Ausschuffes und Vertheilung<br />

<strong>der</strong> Geschäfte trat keine Verän<strong>der</strong>ung ein.<br />

An die General-Versammlung schloß sich auch diesmal in<br />

dem Saale <strong>der</strong> hiesigen Cafino-Gescllschaft ein zahlreich be-<br />

suchtes Mittagsmahl.<br />

Stettin, den 9ten December 4638.<br />

Hering.


236<br />

Erste Beilage.<br />

Etat tur 'die Aasse <strong>der</strong> Gesellschaft tur Pommersche<br />

Geschichte und IMerthumskunde pro 18^.<br />

1. Einnahme.<br />

Eintrittsgeld, ungefähr . . . , . . . , 30 Rthlr.<br />

Laufende Beiträge, ungefähr.,...., 130<br />

Geschenke, ungefähr 12 -<br />

Porto-Ei stattungen' 1 -<br />

Zinsen von einstweilen belegten <strong>Bestände</strong>n ungef. 4 «-<br />

Nn Beiträgen des Greifswal<strong>der</strong> Ausschusses ;u<br />

den Druckkostcn 'für Jahresberichte :c. ungef. ß -<br />

Verkaufte Jahresberichte (i; 5 Sgr.) ungefähr 1 ^<br />

Ueberschuß aus dem Erlös <strong>der</strong> Baltischen Stu-<br />

dien, ungefähr . . . . . . . . . . 14 --<br />

2. Ausgabe.<br />

250 Rthlr.<br />

Für anzukaufende Münzen ungefähr . 33 Rthlr. — Sgr.<br />

Für anzukaufende Antiquitäten ungef. 5 -- — --<br />

Beihülfe zu antiquarischen und histori-<br />

schen Forschungen und Unternehmun-<br />

gen ungefähr 10 ^ — -<br />

Für die Bibliothek, ungefähr . . . 40 - — -<br />

Für Utensilien und <strong>der</strong>en Unterhaltung,<br />

ungefähr 15 «- >-— -,<br />

An Druckkostcn, Buchbin<strong>der</strong>lohn, Trans-<br />

portkosten<br />

2) für solche Sachen, zu denen <strong>der</strong><br />

Greifswal<strong>der</strong> Ausschuß Beitrag<br />

zu leisten hat 40 - — -<br />

b) für Sachen, welche <strong>der</strong> Stettiner<br />

Ausschuß allein trägt . . . . 5 - — -<br />

150 Rthlr. — Sgr.


Verwaltungskosten<br />

237<br />

2) Gehalt für dell Voten <strong>der</strong> Gesell-<br />

schaft, auswärtige Commissionaire,<br />

Tentiemen, Verpackung voll Jah-<br />

IVansPort 150 Rthlr. — Sgr.<br />

resberichten :c., ungefähr . . LI -- 15 --<br />

d) Remuneration für Heizung, Rei-<br />

nigung des Gesellschafts-Locals 2 - — - .<br />

c) Für Schreibmaterial, ungefähr 10 - — -<br />

6) Für Copialien, ungefähr . . 5 - — -<br />

e) Für Porto, ungefähr . . . 3 - — -<br />

s) Für sonstige Bedürfnisse, als Holz,<br />

Licht, Cassenbücher:c. . . . 6 - 15 -<br />

An Extraordinarien 51 - — -<br />

Zweite Beilage.<br />

L50 Rlhlr. ^^Sgrl<br />

Dem Jahresbericht für ^5ß^^erlaübt sich <strong>der</strong> unterzeichnete<br />

Ausschuß, veranlaßt durch ein Schreiben <strong>der</strong> Kon. Reg., Abth.<br />

des Innern, vom 27. Oct. d. I., eine Auffor<strong>der</strong>ung beizufügen.<br />

In Detmold ist zur Errichtung eines Denkmals für<br />

den Cheruskerfürsten Hermann ein Verein zusammengetre-<br />

ten, <strong>der</strong> sich vielseitiger Theilnahme und <strong>der</strong> Mitwirkung<br />

<strong>der</strong> achtbarsten Männer des deutschen Vaterlandes zu er-<br />

freuen gehabt hat. Das Denkmal soll <strong>der</strong> Erinnerung<br />

an einen Mann und an eine Begebenheit geweiht sein, welche<br />

auf gleiche Weise das Inleiesse des ganzen deutschen Volkes<br />

in Anspruch nehmen, und gern ist <strong>der</strong> ölllss^mß bereit, jenes<br />

Unternehmen <strong>der</strong> Aufmerksamkeit nnd UntersUttumg den Aus-<br />

glie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gesellschaft für Pommersche Geschichte nnd Al-<br />

terthumskundc zu empfehlen. Indem <strong>der</strong>selbe auf die in öf-<br />

fentlichen Blättern erschienenen, ausführlicheren Anzeigen, na-


238<br />

mentlich auf die in Nr. 63. <strong>der</strong> diesjährigen Staatszeituug<br />

erlassene Auffor<strong>der</strong>ung Bezug nimmt, beschränkt er sich auf die<br />

kurze Mittheilung, daß das, auf <strong>der</strong> Grotenburg im Teuto-<br />

burger Walde bei Detmold zu errichtende Standbild Hermanns<br />

vom Fuße bis zum Scheitel 40 Fuß hoch, in Kupfer getrie-<br />

ben, mit einem entsprechenden Unterbau in Form eines Tem-<br />

pels von etwa 80 Fuß Hohe versehen werden wird. Die Zeich-<br />

nungen <strong>der</strong> von dem Bildhauer Ernst von Bändel aus<br />

Ansbach gefertigten Modelle können bei dem Secretair <strong>der</strong><br />

Gesellschaft, Professor Hering, eingesehen werden, welcher<br />

ebenso, wie <strong>der</strong> Kassenführer, Vanco-Director Fihau, zur Ent-<br />

gegennahme und Weiterbeför<strong>der</strong>ung von Beiträgen bereit ist.<br />

Stettin, den 9. December 1838.<br />

Der Ausschuß <strong>der</strong> Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />

und Alterthumskunde zu Stettin.


Wendische Runen.<br />

33incta findet noch immer seine Apologeten, ungeachtet<br />

Schlözer längst die gewaltige Stadt auf einen Schreibfehler<br />

reducirt hat. Mit den Prilwitzer Bil<strong>der</strong>n ergeht es nicht an<strong>der</strong>s.<br />

Levezow hat sie gerichtlich verfolgt und wissenschaftlich<br />

untersucht; auf dem einen Wege ist <strong>der</strong> größere Theil als<br />

Betrug, auf dem an<strong>der</strong>n <strong>der</strong> kleinere als neueres Machwerk<br />

dargethan. Doch hielt schon <strong>der</strong> zweite Jahresbericht des<br />

Vereins für Meklenburgische Geschichte (S. 165.) die Akten<br />

<strong>der</strong> Untersuchung für noch lange nicht geschlossen. Der dritte<br />

erinnert (S. 190.) an Jakob Grimms Apologie <strong>der</strong> angegriffenen<br />

Idole *). Diese lautet wörtlich:<br />

„Ich muß aber mit einem schlagen<strong>der</strong>en Zeugniß für die<br />

Nltcrthümlichkeit <strong>der</strong> glagolitischen Buchstaben N und L hervorrufen;<br />

letzteres har die Gestalt eines Hakens, <strong>der</strong> oben<br />

in eine dreizinkige Gabel ausläuft, und weicht völlig ab von<br />

dem gewöhnlichen lateinischen, gothischen, runischen, folglich<br />

auch cyrillischen 2. Nun zeigen gerade die Runen <strong>der</strong> bisher<br />

noch übel berüchtigten prilwilzer Idole, so wie <strong>der</strong> von<br />

Hagenow bekannt gemachten Steine dieselbe auffallende Abweichung<br />

bei<strong>der</strong> Buchstaben, das links gedrehte R und das<br />

*) In einer Recension des Glagoljta Clozianus von Kop itar. Göttin-<br />

ger gelehrte Anzeigen vom 29. Febr. 1836. S. 327.


240<br />

gabelförmige L. (Man sehe Wiener Jahrb. V. 43. S. 33.<br />

und v. Hagenow's Figur 8. und 11.). Diese wendischen<br />

Runen sind im Ganzen die nordischen, weichen aber in ein-<br />

zelnen Buchstaben ab, und ihre entschiedenste Abweichung stimmt<br />

zu <strong>der</strong> Glagoliza. Was könnte wohl mehr das Alterthum<br />

<strong>der</strong> glagolitischen Schrift und zugleich die angefochtene Echt-<br />

heit <strong>der</strong> nordslavischen Götzenbil<strong>der</strong> bestätigen? Dem neubran-<br />

denburger Goldschmied eine solche Kenntniß <strong>der</strong> nordischen,<br />

preußischen, slavischen Mythologie, <strong>der</strong> nordischen Runen und<br />

des glagolitischen Alphabets zuzutrauen, daß er aus ihnen allen<br />

nicht plump, son<strong>der</strong>n mit geschickter ab- und zuthuen<strong>der</strong> Mi-<br />

schung nachgeahmt hätte, übersteigt allen Glauben. Die auch<br />

durch an<strong>der</strong>e innere Gründe bestärkte Echtheit <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> eiu-<br />

geräumt, scheint aus ihnen hervor zu gehen, daß schon die<br />

heidnischen Slaven einer Schrift pftagen, von welcher uns be-<br />

deutende Ilebcrreste nirgends an<strong>der</strong>s, als in dein glagolitischen<br />

Alphabet vorliegen."<br />

Aiese Meinung Grimm's hat sofort andre Meinungen<br />

hervor gerufen. Vor zehn Jahren wurde unsrer Gesellschaft<br />

ein Stein geschenkt, auf dem allerlei Charaktere eingegraben<br />

waren; er sollte unter den Wurzeln einer ausgerodeten alten<br />

Eiche, bei Alt-Ken;lin unweit Aemmin gefunden sein, lieber<br />

die Bedeutung desselben erhoben sich die wi<strong>der</strong>sprechendsten An-<br />

sichten. Finn Magnusen in Kopenhagen, dem eine Zeichnung<br />

zugesandt war, fand die Charaktere den Runen <strong>der</strong> Preußi-<br />

schen Fahtteninschrift ähnlich, welche Voigt geneigt ist für eine<br />

Erfindung des Preußischen Chronisten Simon Grünau zu hal-<br />

ten ^). H.igenow erklärte den Stein für das Fabrikat eine's<br />

alten Schäfers in <strong>der</strong> Gegend von Kenzlin, <strong>der</strong> viele <strong>der</strong> Art<br />

gemacht, um bleierne Knöpfe darin zu gießen; und Kosegarten<br />

erinnerte, es müsse bel <strong>der</strong> Behandlung von Gegenständen<br />

*) Dritter Iahresb« <strong>der</strong> Pomm. Gesellsch. S. 27. )c.


dieser Art je<strong>der</strong>zeit Vorsicht und Kritik angewandt werden,<br />

denn Nudolphi in Friedland habe ihm gemeldet, <strong>der</strong> Kcnzliner<br />

Stein sei keine Antiquität son<strong>der</strong>n vor wenigen Jahren von<br />

einem Bauern zu Veseriiz in Meklenburg geschni^t worden *).<br />

Der Stelliner Ausschuß, ließ also die Sache auf sich beruhen.<br />

Nun ist aber auch in Meklenburg ein solcher Stein dem<br />

dortigen historischen Verein Übergebell worden, den man schon<br />

i. I. 1832 in Dargun fand. ' Dies hat zur Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

<strong>der</strong> Untersuchung von jener Seite Anlaß gegeben. Man hat<br />

sich an v. Hagenow gewandt, und dieser seine frühere Erklä-<br />

rung wie<strong>der</strong>holt. Er sendet einen ähnlichen Stein zur Ver-<br />

gleich (in und änßert dabei, dieser wie alle seines Gleichen<br />

habe als Knopfform gedient, denn die zinnerne: Knopfe an<br />

den Vauerkl'tlelli seien vor Zeit'n von Landleuten größten theils<br />

selbst gegossen. Er habe in seiner Jugend solche Formelt<br />

nicht bloß vielfältig gesehen, son<strong>der</strong>n auch manchen Knopf<br />

selbst darin gegessen.<br />

Dadurch haben sich dettn auch die Meklenburger Archä-<br />

ologen überzeugt gefunden, jene Steine seien m'chlö weiter als<br />

Knopfformell. Dergleichen, meinl Lisch, mögten wohl noch<br />

in neuerer Zeit gebraucht sein, doch habe man sie auch oft<br />

unter Umständen gefunden, die auf ein höheres Alterthum<br />

schließen lassen, wie unter dem Stamm einer alten Eiche und<br />

unter einem alten, längst verschütteten Steinpflaster. Auf je-<br />

den Fall aber verrathen sie eine uralte Tradition bedeutsamer<br />

Charaktere, welche bel dem beson<strong>der</strong>n, kastenmäßigen Stande<br />

<strong>der</strong> Schäfer ili Meklenburg und <strong>der</strong>en Gebräuchen, Sagen<br />

und Künsten gar nicht auffallend sein könne *^). Die Cha-<br />

raktere seien so son<strong>der</strong>bar und originell, daß sich kaum eine<br />

') Vierter Iahresb. S. 42. 120.<br />

'*) Doch sind nach v. Hagcnow'6 und Rudolphs übereinstimmendem<br />

Zeugniß nicht bloß Schäfer die Berscrtigcr solcher Steine, son<strong>der</strong>n auch Landlcutc,<br />

Bauern.<br />

VI. 1. l6


242<br />

willkührliche Erfindung annehmen lasse. Auf dem Hagenow'^<br />

schen Steillc sei z. V. ein großes lateinisches R eingegraben;<br />

auf dem Darguner seien dagegen gar keine bekannte Zeichen,<br />

son<strong>der</strong>n lauter runenähnliche Charaktere befindlich, unter an-<br />

<strong>der</strong>n ein vollkommnes klares runisches HI, wie die auf den<br />

muthmaßlich ächten Runensteinen von Neubrandenburg in <strong>der</strong><br />

Neustrelitzer Sammlung. Auf beiden Steinen finden sich je-<br />

doch die Charaktere, den 2 und L ähnlich. Auf die Ueber-<br />

einstimmung jenes U mit <strong>der</strong> glagolitischen Form*) habe<br />

auch I. Grimm ein. großes Gewicht für die Aechtheit <strong>der</strong><br />

Strelitzischen Runendenkmäler gelegt. Und gerade dasselbe<br />

gabelförmige 'M komme auf den fraglichen Knopssormen so<br />

bestimmt vor, daß an einer uralten Tradition dieses Zuges<br />

kaum zu zweifeln sei. Auch das L auf <strong>der</strong> v. Hagmow'schen<br />

Form werde im Abgüsse ein links gekehrtes, also glagolitisches,<br />

obgleich dies auch Ungeschicklichkeit des Formschneidcrs sein<br />

könne. Deshalb sei es von hohem Interesse auf Sammlung<br />

solcher Steine auszugehen und dabei <strong>der</strong>en Fnndorte und<br />

muthmaßli'chcs Alter genau anzumerken: dabei würden sich ge-<br />

wiß einmal Resultate zeigen, welche auf wendische Traditionen<br />

deuteten ^),<br />

Ich kann diese Erwartungen nicht theilen, doch kommt<br />

es nicht auf Mögliches und Zukünftiges an; nur was bereits<br />

vorliegt, gilt es zu prüfen. So scheint mir die eben mitge-<br />

theilte Ansicht Grimm's und die unsres Freundes Lisch, welche<br />

jener sich anschließt, gleichmäßig auf eünr nicht haltbaren Fol-<br />

gerung zu ruhen. Die Glagoliza wird von Einigen für neuem<br />

Ursprunges gehalten — ihre Uebereinstimmung mit den Ru-<br />

nen <strong>der</strong> Prilwilzer Idole beweist das Alterthum. Die Pril-<br />

') Grimm spricht eigentlich nicht vom AI, son<strong>der</strong>n von dem gabelförmigen<br />

13, das sich allerdings von dem ^>l nur durch einen horizontalen, rechts gezogenen<br />

Strich am untern Ende <strong>der</strong> Gabel unterscheidet.<br />

") Dritter Iahresb. des Meklcnb. Vereins S. 83. :c.


243<br />

witzer Idole sind übel berüchtigt (und mehr als das) — die<br />

Uebereinstimmung mit <strong>der</strong> Glagoliza beweiset ihre Aechtheit.<br />

Die Steine aus Dargun und Kenzlin sammt allen ihren Ge-<br />

noffen sind neue Knopfformen — die Uebereinstimmung <strong>der</strong><br />

auf ihnen befindlichen Charaktere mit <strong>der</strong> Glagoliza und den<br />

Runen <strong>der</strong> Neubrandenburger Steine wie <strong>der</strong> Prilwiher Idole,<br />

beweiset das Alterthum jener Schriftlichen. Mit gleichem<br />

Rechte, dünkt mich, ließe sich aus <strong>der</strong> Uebereinstimmung die<br />

Neuheit und Unächtheit aller drei, o<strong>der</strong> die Aechthcit eines und<br />

die Unächtheit <strong>der</strong> übrigen darthun; d. h. es ist daraus überall<br />

nichts zu beweisen. Aber es soll allen Glauben übersteigen<br />

dem Neubrandenburger Goldschmidt eine solche Kenntniß <strong>der</strong><br />

Nordischen, Preußischen, Slavischen Mythologie, <strong>der</strong> Norden-<br />

schen Runen und des glagolitischen Alphabets zuzutrauen, wie<br />

sie aus den Bil<strong>der</strong>n sich ergiebt. Darauf habe ich zu antwor-<br />

ten : Die mythologische Kenntniß, die in den fraglichen Bron-<br />

zen kund wird, ist, so viel mir einleuchtet, roh und verwor-<br />

ren genug, wie archäologischer Dilettantismus sie in planloser<br />

Lecmre aufzuraffen und mit eigener Phantasterei zu verseizen<br />

pflegt. Und das Nunenalphabet ist dasselbe, welches Klüver<br />

in seiner Beschreibung des Herzogtums Meklenburg (Zweite<br />

Aufl. Hamburg 1737, B. 1. S. 264) mittheilt, und für das<br />

er sich auf Olaus Magnus, Stephanius in den Noten zum<br />

Sarò und auf Nudbecks Attanlika beruft. Die Nunenkunde,<br />

<strong>der</strong>en Gideon Spolchol;, und wer sonst an den Prilwiizer Vil-<br />

<strong>der</strong>n mitgearbeitet hat, zu <strong>der</strong>en Inschriften bedurfte, war also<br />

schon in <strong>der</strong> ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts in<br />

Meklcnburg leicht genug zu haben.<br />

Ludwig Giesebrecht,


.<br />

Aus <strong>der</strong> Druckerei von Windolff Hc Striese zu Königsberg i. d. N.<br />

'<br />

'


laltische <strong>Studien</strong>.<br />

Herausgegeben<br />

von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />

und<br />

Atterthumskunde.<br />

Sechsten Jahrganges<br />

Zweites Heft.<br />

Stettin, Ì839.<br />

Aul Aosten und im Verlage <strong>der</strong> Gesellschalt,<br />

In Commission <strong>der</strong> ZuchhandlUng Decker und Altcndorss.


Inhalt.<br />

1. Wendische Geschichten vor <strong>der</strong> Karolingerzeil. Bon Lud?<br />

wig Giesebrecht. . . . , . « , . yeite l.<br />

3. Verhandlungen <strong>der</strong> Pommerschen Gesandten auf dem Westphälischcn<br />

Fried enscongreß. Fünfte Abtheilung. . « 17.<br />

I. Wendische Geschichten <strong>der</strong> Karolingerzeit. Bon Ludwig<br />

Giescbrecht. . . . . . . . . ? 123.


-<br />

.<br />

Wendische Geschichten vor <strong>der</strong>Karolmgerzeit<br />

»<br />

Von dem Dasein und <strong>der</strong> Thätigkeit Wendischer Anwohner<br />

<strong>der</strong> Ostsee findet sich vor Karl dem Großen fast gar keine<br />

historische Kunde. Nur durch eine Nachricht fällt ein<br />

schnell wie<strong>der</strong> verschwindendes Streiflicht in dieses Dunkel.<br />

Der sie dringt, ist <strong>der</strong> Byzantiner Theophylactus Simo-<br />

calla/ <strong>der</strong> zur Zeil des Heraklius die Geschichte <strong>der</strong> Regie-<br />

rung des Kaisers Mauricino schrieb. Er berichtet, wie du><br />

ser nach siegreicher Beendigung eines Krieges gegen die<br />

Perser (595) sich aufgemacht, um nun auch die Avaren zu<br />

bekriegen, wie er nach Selybria in Thracien gekommen, von<br />

da nach Heraklea und wkitkr nach Enalum, und erzählt dem-<br />

nächst in etwas gesuchter Rede Folgendes:<br />

„Am Tage darnach wurden von den Schildträgern des<br />

Kaisers drei Männer gefangen genommen, ElaUen von Ab-<br />

kunfl, die nichts von Eiscn o<strong>der</strong> Kri^gsgeräthen an sich hatten.<br />

Cilhern waren ihre Bürde, und an<strong>der</strong>s trugen sie nichts. Dev<br />

Kaiser fragte also nach ihrem Volke, auch wo sie ihre Wohn-<br />

sitze hätten, und nach <strong>der</strong> Ursache des Einlcnkens zu den Rö-<br />

mischett Gegenden. Cie sprachen, ihres Volkes seien sie Sla-<br />

ven und wohnten an <strong>der</strong> Grenze deS westliches


Der Chagan ^) aber habe bis zu ihnen dort Gesandte geschickt<br />

auf Werbung von Kriegesmacht und' den Häuptern des Vol-<br />

les viele Geschenke verehrt. Die hätten nun die Geschenke<br />

angenommen und die Bundesgenossenschaft ihm verweigert, in-<br />

dem sie versicherten, die Längen <strong>der</strong> Wege seien ihnen beschwer-<br />

lich, an den Chagan aber hätten selbige sie, die Gefangenen,<br />

abgefertigt, damit ihr Unternehmen die Schutzrede entHalle ");<br />

und in fünfzehn Monaten hätten sie den Weg zurück gelegt.<br />

Der Lhagan aber, uneingedenk des Rechtes <strong>der</strong> Gesandten,<br />

habe von seiner Seile Verweigerung <strong>der</strong> Rückkehr erklärt.<br />

Und sie, nachdem sie vernommen, das Volt <strong>der</strong> Römer sei an<br />

Reichthum und Menschenfreundlichkeil bei weitem, wie man<br />

sagen müsse, am berühmtesten, hätten sich die Gelegenheit zu<br />

Nutze gemacht und sich nach Thracien zurück gezogen. Mit<br />

, <strong>der</strong> Cither gingen sie um, weil sie nicht geübt wären, Waffen<br />

um die Leiber zu gürten, denn ihr Land kenne das Eisen nicht<br />

und gewähre ihnen dort ein friedliches und ruhigeo Leben, und<br />

ergötzten sie sich an Leiern, da sie nicht verständen mit den<br />

Trompeten zu betäuben. Denn welchen <strong>der</strong> Krieg unbekannt<br />

wäre, meinten sie, dellen waren wohl mit Recht die Uebungen<br />

<strong>der</strong> Musik die erwünschteren. Der Herrscher, <strong>der</strong> nach diesen<br />

Reden das Geschlecht lobte, würdigte jene, die von den Bar-<br />

baren ihm begegnet waren, <strong>der</strong> Gastfreundschaft, und nachdem<br />

er die Größe dieser Leiber und den kräftigen Wuchs <strong>der</strong> Glie-<br />

<strong>der</strong> bewun<strong>der</strong>t hatte, entließ er sie nach Heraklea ^)."<br />

Der westliche Ocean, von woher die Exielleute kamen,<br />

kann nur die Ostsee sein, die auch Einhard, <strong>der</strong> Biograph<br />

Karls des Großen, als einen vom westlichen Ocean nach Osten<br />

l) D. i. <strong>der</strong> Chan <strong>der</strong> Avaren.<br />

') ^no^o/ia? va0He6li> 6/ovrai,' d. h. so daß sie ldie Gesandten)<br />

ihr Unternehmen (die funfzchnmonatliche Reise) als Schuht ede (de5 ver«<br />

weigerten Beistandes) hatten.'<br />

Vl. 2.


gehenden Meerbusen bezeichnet *). Auf den Mangel an Visen<br />

in diesen Gegenden hat schon früher Tacitus^), auf die<br />

Friedensliebe <strong>der</strong> Slaven Procopius ^) hingewiesen.. Viel<br />

neuen Aufschluß bringt also Thcophylact nicht; aber auch das<br />

Wenige ist neuerdings als unglaubwürdig verworfen worden.<br />

Varthold^) fmdel die vorhin mitgetheilte Erzählung<br />

unwahr in sich selbst, im Wi<strong>der</strong>spruch mit <strong>der</strong> Lechitischen und<br />

Dänischen Sage und gegen den Zusammenhang <strong>der</strong> Slavischen<br />

Wan<strong>der</strong>züge. .> -<br />

Die innere Unwahrheit erkennt er in <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung von<br />

dem trägen, waffcnscheuen, verspielenden Leben, welche jene<br />

aufgefangenen, schweifenden Citherspieler dem Kaiser mittheil-<br />

'ten. Ferner darin, daß die Voten, welche die Bundesgenossen-<br />

scharr ablehnten, ungeachtet ihre Häuptlinge das Geschenk be-<br />

Hallen hatten, dem grimmigen Chan entronnen wären. Und<br />

— fragt er — wie hätte <strong>der</strong> volkerstürmende Chan, <strong>der</strong> über<br />

nahe gesessene streitbare Slaven in seinen Romerlriegen gebie-<br />

ten konnte, zu einem so entlegenen, an sich hülftoscn Stamm<br />

sich gewandt, und obenein durch Geschenke Beistand erkaufen<br />

wollen?<br />

Allein das Unwahre liegt nicht in <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung, son-<br />

<strong>der</strong>n in Vanholds Auffassung <strong>der</strong>selben. Dieser stellt sich ein<br />

ganzes Volk von Cisherspielern vor, die allcsammt niemals<br />

Waffen gebrauchen, was ohne Zweifel wi<strong>der</strong>sinnig ist; die Ge-<br />

fangenen dagegen berichten von ihrem Lande, es kenne<br />

das Eisen nicht, von ihrem Volke, es führe ein friedliches<br />

und ruhiges Leben, von sich selbst, sie seien Üitherspicler und<br />

des Krieges unkundig. Auch davon sagt die Erzählung nichts,<br />

*) Li,,!, ardi vita l


4<br />

daß <strong>der</strong> Chan durch die Geschenke,, die er den Häuptlingen <strong>der</strong><br />

Slaven gesandt, den Beistand des Volkes habe erkaufen wol-<br />

len. Der mächtige Herrscher bietet scine Gaben nicht als<br />

Sold, nicht als Bestechung — dazu ist er viel zu hochfah-<br />

rend s) — son<strong>der</strong>n als freie Zeichen seiner Gunst, wenn auch<br />

in <strong>der</strong> unausgesprochenen Absichs, die Fürsten feinem Antrage<br />

geneigt zu machen. Dieser wird dennoch abgelehnt, so glimpf-<br />

lich es sein kaun, aber die Geschenke zurückzuweisen wäre Be-<br />

leidigung. Man nimmt sie an uud sendet eine Ehrcnbotschaft<br />

um den Chan vollends ;u begütigen. Dazu eignet sich nie-<br />

mand mehr als die Spielleute, die Gesandten des Friedens.<br />

Aber <strong>der</strong> Chan fährt gegen sie auf, wie einige Jahre vorher<br />

gegen Elpidius und Comcntiolus, die Boten des Kaisers Mau-<br />

ricius, die er sogar in Ketten legen ließ, und denen er den Tod<br />

zugedacht hatte, bis sein Zorn vorüberging, und seine Diener<br />

ihn umstimmten ^). So gewinnen auch nun die Slavischen<br />

Gesandten Gelegenheit zur Flucht und retten sich auf das<br />

Griechische Gebiet. Ich finde in dem Allen nichts, das <strong>der</strong><br />

Zeit, den Umständen,-dem Charakter <strong>der</strong> Handelnden wi<strong>der</strong>-<br />

spräche.<br />

Friedlich haben die Gesandten ihre Nation genannt, nicht<br />

feige und weibisch: das ist sehr verschieden von einan<strong>der</strong>. Auch<br />

die Chauzen, das edelste Volt unter den Germanen, waren<br />

ohne Gier, o^ne unbändige Leidenschaft, ruhig und zurückge-<br />

zogen, doch hatren alle die Waffen in Bereitschaft und, wenn<br />

es Noth that, Heeresmacht, <strong>der</strong> Nuf erhielt ihnen den Frie-<br />

den io). Ob die Friedfertigkeit <strong>der</strong> Slaven an <strong>der</strong> Ostsee von<br />

gleicher Art gewesen, geht aus <strong>der</strong> Angabe <strong>der</strong> Cilherspieler<br />

nicht hervor, doch würde diese nicht wi<strong>der</strong>sprechen, wenn ächte<br />

Volkssage jene- als streitbat schil<strong>der</strong>te.<br />

') ^Iieopd^i. kist. t. I.<br />

" i. Ki3t. I. 4. b. 6.<br />

Nenn. 35.


5'<br />

- Aber wo ist eine solche? Der Polnische Chronist Kad-<br />

lubek aus dem dreizehnten Jahrhun<strong>der</strong>t berichtet zu Anfang<br />

seines Buches, das Polnische Reich habe/in-alter Zeit eine gar<br />

weite Ausdehnung gehabt. Auch die Dqnomalchischen Eilande<br />

seien unterworfen, und <strong>der</strong>en König Kamitus von den Polen<br />

in Ketten gelegt worden. Die Sieger halten darauf den Dä-<br />

nen die Wahl gelassen, ob sie Tribut entrichten o<strong>der</strong> Weiber-<br />

tracht anlegen wollten, und da sie sich darüber gestritten,' sei<br />

ihnen beides zuerkannt. Der Enkel des Kamitus habe die<br />

Schmach seines Großvaters rächen wollen, die Dänen seien<br />

aber wie<strong>der</strong> besiegt und darauf in <strong>der</strong> Art-gesti aft, daß ihnen<br />

geboten mit dem Kopf gegell das Fußende gekehrt auf- ihren<br />

Lagerstätten zu schlafen und ihren Weibern die Dienste zu lei-<br />

sten, welche diese sonst den Männern geleistet "). A^g ^^^<br />

Barthold die Lechitisch-Pommersche Sage und sieht darin einen<br />

Beweis für die Streitbarkeit <strong>der</strong> Wenden im siebenten und<br />

achten Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Dieser Annahme fehlt alle Begründung. Noch ist nicht<br />

dargethan, daß Kadlubeks Mährchm Volkssage, und daß es<br />

geschichtliche Sage, eben so wenig wann c6 entstanden, und<br />

welche Zeit, wenn überhaupt eine, in ihm sich abspiegele. Und<br />

ohne diese Untersuchungen, die leicht ein ganz an<strong>der</strong>es Ergeb-<br />

niß herausstellen mögten, als das, welches Barthold vorweg<br />

angenommen har, ist seine Hypothese nichts weiter als eine un-<br />

crwiesene Behauptung.<br />

Die Lechitische Sage soll durch die Dänische bestätigt werden,<br />

ungeachtet sie mir ihr nicht in Namcn und individuellen Bezie-<br />

hungen, ohne Phrase gesprochen, in nichts, übereinstimmt. Mit<br />

<strong>der</strong> Dänischen Sage sind die acht eisten Bücher des Sarò<br />

Grammaticus gemeint. Sie enthalten, wie Dahlmann ^")<br />

") Knäluli. I, 1.<br />

^') Dahlmaun Forschungen auf dem Gebiete <strong>der</strong> Geschichte. B.<br />

S. 149 :c.


genügend dargethan, sehr verschiedenartige Bestandtheile, alte<br />

religiöse Mythen und alle, theilweisi neu bearbeitete, Sagen<br />

neben ganz neuen Dichtungen aus <strong>der</strong> Zeit Saros, namens<br />

lich' läßt stch alles, was von den Wenden berichtet wird, ohne<br />

Schwierigkeit als neuern-Ursprunges nachweisen. Zeitbestim-<br />

mung giebt Sarò nie; bei <strong>der</strong> Art seines Buches ist sie un-<br />

möglich: doch machte Euhm zu seiner Zeit den Versuck eine<br />

solche hinein zu bringen. Deren Gehaltlosigkeit erkennt Var-<br />

thold an, dennoch findet er es wichtig, die Ostseeslaven sich<br />

zur Plün<strong>der</strong>ung Schönens, Hallands und <strong>der</strong> Danischen In-<br />

seln so frühe heraus wagen zu sehen, so frühe nämlich, wie<br />

Suhms Chronologie anzieht.<br />

Auch die kechitische und die Danische Sage werden die<br />

Erzählung des Theopbylact also nicht gefährden. Nur <strong>der</strong><br />

Zusammenhang <strong>der</strong> Slavisches Wan<strong>der</strong>züge droht noch mit<br />

seinem Wi<strong>der</strong>spruch.<br />

Vei <strong>der</strong> Entwickelung jenes stützt sich Varthold auf den Rus-<br />

sischen Chronisten Nestor, <strong>der</strong> zu Anfang des zwölften Jahr-<br />

hun<strong>der</strong>ts lebte. Demgemäß werden zwei Hauptzüge <strong>der</strong> Sla-<br />

ven unterschieden, <strong>der</strong> erste <strong>der</strong> Mähren, Tschechen, <strong>der</strong> weißen<br />

Chorwaten, Serben und Kärnter, <strong>der</strong> zweite, spätere, <strong>der</strong>, wel-<br />

chen die Gewaltthätigkeit <strong>der</strong> Wlachen veranlaßte, und durch<br />

welchen Rußland, Polen und die Paltische Küste ihre Slavi-<br />

sche Bevölkerung empfingen. In den Wlachen findet Varlhold<br />

die Avaren und setzt so die Ankunft <strong>der</strong> Wenden an <strong>der</strong> Ost-<br />

see um ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t spater, wie er meint, als die<br />

bisher recipirten Angaben "), indem er noch für das ganze<br />

") Doch nicht durchaus gegen angenommene Meinungen. Fcßlcr (Geschichte<br />

<strong>der</strong> Ungern I. 7l.) und Ged har di (AUgem. Wrlthisc. 1^1. I04.<br />

305.), obwohl beide Nestors Wlachen nicht als Avarcn anerkennen, weisen<br />

dennoch die durch jene hervorgerufene Wan<strong>der</strong>ung in die Zeit, da das Reich<br />

des Samo entstand. Gibbon (Kap. 4b.) seht die Verbreitung <strong>der</strong> Slaven<br />

gleichfalls in die Zeit <strong>der</strong> Avarcn und läßt sie von lehtern, namentlich von dem<br />

Hhan Bajan ausgehen, nur nicht in <strong>der</strong> durch Nestor angedeuteten Weise son>


sechste Jahrhun<strong>der</strong>t von keiner dichtem Slavischen Ansiedlung<br />

zwischen <strong>der</strong> untern Elbe und <strong>der</strong> untern Weichsel wissen will.<br />

Als Rückhalt für diese Annahme wird darauf hingedeutet,<br />

daß Iornan-des und Gregor von Tours im sechslen Jahrhun-<br />

<strong>der</strong>t, und <strong>der</strong>< Geograph von Ravenna, <strong>der</strong> frühestens in das<br />

erste Driltheil des siebenten zu setzen, noch keine Slaven im<br />

östlichen Germanien erwähnen. Also wie<strong>der</strong> einmal das soge-<br />

nannte Schweigen <strong>der</strong> Geschichte, über dessen beweisende Kraft<br />

schon oft gestritten wurde.<br />

Doch wo nun hin mir dem ersten Wan<strong>der</strong>zuge <strong>der</strong> Sla-<br />

ven? Da er <strong>der</strong> erste, muß er begreiflich <strong>der</strong> Avarenherrschaft<br />

voran gehen, doch darf er nicht früher als in das siebente<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t geseht werden. So ist unser Autor genöthigt '<br />

dak Vordringen auch <strong>der</strong> Moraven, Tschechen und Soraben<br />

nach Westen mit dem Zwange <strong>der</strong> Avaren in Verbindung ;u<br />

bringen: er setzt ^also die erste Wan<strong>der</strong>ung gleichzeitig mit<br />

<strong>der</strong> zweiten. Roch mehr, er schließt sich sogar <strong>der</strong> Ansicht an,<br />

daß die Slavischen Einwan<strong>der</strong>er in die Germanischen Lan<strong>der</strong><br />

sich zuerst nach <strong>der</strong> A'.'areliheirschafl in Pannonien gegen Westen<br />

wandten, und daß ihnen nachher eine zweite Hauptmasse in das<br />

Land nördlich von den Karpathen und an die Ostsee gefolgt<br />

sei").<br />

Vielleicht läßt sich <strong>der</strong> Verlegenheit abhelfen. Nur wenn<br />

es sich um Thaten <strong>der</strong> Völler handelt, kann das Schweigen<br />

<strong>der</strong> Geschichte als verneinen<strong>der</strong> Beweis gelten. That und Wort<br />

stehen als Aeußerungen eines Geistes in so genauem Zusam-<br />

menhange, daß voraus zu setzen, wo in einer Nation <strong>der</strong> Tha-<br />

tendrang anhebe, werde auch <strong>der</strong> Trieb nicht ausbleiben, das<br />

Gethane zu berichten. Mangelt die Schrift, so ist das Ge-<br />

dcrn durch Verpflanzung, die dcr (Zhan nach Orientalischem Brauche angeordnet.<br />

Als den eigentlichen Urhcdcr dicscr Hypothese bezeichnet <strong>der</strong> Englische<br />

Geschichtschreiber den Franzosen Buat in dcr Instoire äe« peu^le<br />

") Barthold a. a. O. S. 170.


8<br />

dächtniß um .so treuer. Allein wenn es nur um die nackte<br />

Er ist enz eines Volkes geht, so hat das Schweigen <strong>der</strong> Ge-<br />

schichte nicht mehr jene beweisende Kraft. Nationen können<br />

lauge ein pflanzenähnliches, idyllisches Traumleben führen, be-<br />

vor die Geschichte zufällig Anlaß findet ihrer zu erwähnen.<br />

Das ist hier <strong>der</strong> Fall. Das Schneigen des Gregor ».wn<br />

Tours, des Iornandcs und des Geographen von Ravenna be-<br />

weist nichts gegen die Gristen; Slavischer Volker auf Ger-<br />

manischem Voden schon im sechsten Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Dazu steht es mit den beiden letztgenannten Zeugen nicht<br />

ganz, wie Varthold meint. Die Worte des Iornandes:<br />

Huoruin (^Vnnclol um) nomina, Ii< et nunc per varias sa«<br />

inll'i28 et loca mutenlur, prin^lpIlite»- tamen 8l^vini et<br />

^ntes nnminanUil' können nicht bedeuten: die Namen <strong>der</strong><br />

Wenden, obwohl sie jetzt nach Geschlecht und Ort wechseln,<br />

werden doch vornamlich Elavinen und Anten genannt, als<br />

wären diese die beiden Zweige, in welche sich <strong>der</strong> Stamm <strong>der</strong><br />

Wenden theilte. Denn die Sitze <strong>der</strong> Anten giebt Iornandes<br />

sehr bestimmt an, am Pontus entlang von <strong>der</strong> Donau zum<br />

Dniester, eben so hinter ihnen die <strong>der</strong> Stammen zwischen den-<br />

selben Flüssen und nordwärts bis zur Vicola ^). Und den-<br />

noch sagt <strong>der</strong>selbe Geschichtschreiber, längs <strong>der</strong> linken nach<br />

Norden gewandten Seite des Gebirges, welches Dacien wie<br />

ein Kranz umgebe, und von dem Ursprünge <strong>der</strong> Weich-<br />

sel an durch unermeßene Näume wohne die v olkreiche<br />

Nation <strong>der</strong> Wenden. Es ist darnach vollkommen klar,<br />

in den angeführten Worten muß daä Komma hinter nomina<br />

getilgt und dem zufolge übersetzt werden: Obwohl die Namen<br />

<strong>der</strong> Wenden jetzr nach Geschlecht und Ort wechseln, so werden<br />

doch beson<strong>der</strong>s Slavinen und Nnlen genannt. Sehr begreif-<br />

") O<strong>der</strong>, nach einer Variante, bis zur Bisela. Was <strong>der</strong> Name bedeute,<br />

weiß ich nicht; die. Weichsel kann nicht gcmcint sein, sie nennt Iornandes wenige<br />

Zeilen vorher


lich, da sie zunächst an den Grenzen des Oströmischen Reiches<br />

lvohnten. Nicht.min<strong>der</strong>, klar ist, daß Iornandes durchaus<br />

nicht sagt, die Slavm hatten ,;u seiner Zeit noch nicht, die.<br />

Weichsel überschritten, vielmehr ist, dies seine, Meinung: '^ ds.il<br />

Bogen von dm Quellen <strong>der</strong> Weichsel ,au längs <strong>der</strong> Nordscice^<br />

<strong>der</strong> Karpaiheu, <strong>der</strong> Ost. und, Südseite <strong>der</strong>, Vergnüge deS heu-,<br />

tigen Ei/benbürgenS '°) bis an die Donau als Grundlinie:<br />

angenommen, erstrecken »ich von da an durch.unermessene Räume'<br />

nach Ost und Nord dieLäu<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wendische» Völler. Es<br />

hin<strong>der</strong>t also nichts die,Annahme, schon damals, seien Slaven'<br />

die,'Anwohner, dex Ostsc« gewesen. ,, ,^. , , . ,. ,,^<<br />

Der Geograph von Ravenna äußert sich noch be


!0<br />

Nestor selbst von den Wlachen gehabt. Der Avaren gedenkt,<br />

seine Chronik nur einmal, in <strong>der</strong> Erzählung von den Freveln<br />

gegen die Dulcbier "), und diese ist nicht, von Nestor. So<br />

hat Joseph Muller bereits die Stelle bezeichnet "), und so<br />

muß sie selbst dem einleuchte^ <strong>der</strong> wie ich den Chronisten nur<br />

aus <strong>der</strong> Uebersetzung kennt. Denn, abgesehen von dem lotkern,<br />

nur äußerlich gemachten Zusammenhangt mit dem Vorhergehenden,<br />

wi<strong>der</strong>spricht die hier gegebene-Nachricht, es seien<br />

nach den Avaren die Petschenären gekommen und hernach unter<br />

Oleg die Ungern bei Kiew vorbeigezogen ^o) gerade zu<br />

den Angaben Nestors, erst nachdem unter Oleg i. I. 889 die<br />

Ungern vor Kiew erschienen "), seien i. I. 915 unrer Igor<br />

die Petschenären gekommen ^).<br />

Nestor nennt demnach die Avaren nicht, wohl aber sind<br />

ihm die Wlachen das Volk, von dem die Ungern das nun nach<br />

ihnen benannte Land erwarben^); damit ist gesagt: die<br />

Wlachen sind Avaren.<br />

Nichts scheint klarer, und doch halt das Ergebniß nicht<br />

Stand. Denn sofort ist die zweite F age da, woher Nestor<br />

seine Nachrichten über die Wlachen und die durch sie veranlaßte<br />

Elavcnwan<strong>der</strong>ung genommen.<br />

Barthold giebt darauf zwiefache Antwort. Aus dem Bewußtsein<br />

<strong>der</strong> Ostslaven heraus, meint er, habe <strong>der</strong> Mönch von<br />

Kiew seines Volkes Wan<strong>der</strong>ung und Anssedlung erzählt "),<br />

und wie<strong>der</strong>um findet er auch wahrscheinlich, Nestor habe die<br />

Nachrichten von den Wlachen aus den Byzantinern geschöpft 2-).<br />

") Vgl. Bartbold a. a. D. S. 171.<br />

") Joseph Müller Allrussische Geschürte nach Nkstor. Berlin, 1812.<br />

'°) Joseph Müller a. a. O. S. 73.<br />

") A. a. O. S. 89.<br />

") A. a. O. S. 104.<br />

") A. a. O. S. 89.<br />

'^) Barthold a. a. O. S. 159.<br />

") Barthold a. a. O. S. 1b2.


li<br />

Ist Letzteres, so muß <strong>der</strong> Chronist mit den Byzantinern,<br />

überein stimmen. Mein diese melden wohl: von einem Auf-i<br />

stände <strong>der</strong> Vulgären, den die Gewaltthätigkeit <strong>der</strong> Avaren her-<br />

bei geführt, doch nirgend von einer durch sie veranlaßten Wan-<br />

<strong>der</strong>ung. Hat also Nestor aus den Byzantinern geschöpft, so.<br />

sind die Wlachen nicht Avaren.<br />

Hat er aber aus. dem Bewußtsein <strong>der</strong> Ostslaven heralis'<br />

erzählt, so muß dieses niit sich selbst im Einklänge und' die^<br />

Nachricht des Annalisten mit an<strong>der</strong>weitigen Aeußerungen des--<br />

selben Nationalbewußtseins übereinstimmend sein. Als eine<br />

solche wird jenes Fragment, das die Afaren erwähnt, unbe--<br />

denklich gelten können, da es ja für Nestorisch gehalten wird.<br />

Hier sind aber die Avaren die Quäler <strong>der</strong> Dulebicr ^) gm<br />

Bug 27), nicht <strong>der</strong> Slovenen an <strong>der</strong> Donau?u).^ Das Er-<br />

gebniß'ist also auch auf dieser Seite: die Wlachen sindi<br />

nicht Avaren.<br />

Dagegen werden in demselben Fragment^) die Bulga-<br />

ren als die genannt, welche den Slovenen an <strong>der</strong> Donau gc-^<br />

wallthälig waren. In dem Bewußtsein <strong>der</strong> Ostslaven sind<br />

darnach vielmehr die Wlachen Bulgaren. Doch unter-<br />

scheidet Nestor ausdrücklich Bulgaren und Wlachen ^"). In<br />

eben jenem nationalen Bewußtsein sind dem zufolge die Wlai-<br />

chen nicht Bulgaren.<br />

Atte Nachfrage nach den Wlachen Nestors ist umsonst;<br />

sie sind ein gaukeln<strong>der</strong> Schallen, <strong>der</strong> bald da, bald dort, aber<br />

2«) I. Müller a. a. O. S. 73.<br />

") A. a. O. S. 74.<br />

2«) Sci Barthold a. a. O. S. 171 ficht: „zumal die Dulcbier."<br />

I. Müllcrs wörtliche Ucberschung (S. V.) dcs Nestor hat kein solches<br />

zumal.<br />

2") I. Müller a. a. O. S. 72.<br />

2") Die Bulgaren werden zu Wasser und zu Lande bekriegt (a. a. O.<br />

S. 79.); die Wlachen aber wohnen jenftit <strong>der</strong> Berge in dem Lande, das zu<br />

Nestors Zeit Ungern hieß. (A. a. O. S. 89.)


12<br />

nirgend greifbar'dem Auge. erscheint. Der Name bezeichnet<br />

durchaus keine bestimmte, historische Nationalität, son<strong>der</strong>n wie<br />

die Hünen, <strong>der</strong>en Grabhügel um uns her liegen, ein verschol-<br />

lenes,, gewaltthätiges Riesengeschlecht, davon die Sagen fast<br />

aller Völker zu erzählen wissen.<br />

Damit ist auch über Nestors Vericht von den Slavischen<br />

Wan<strong>der</strong>ungen das Urtheil ausgesprochen. Soll mit dem Aus-<br />

druck, .<strong>der</strong> Chronist habe aus dem Bewußtsein <strong>der</strong> Ostslaven<br />

heraus erzählt, dies gesagt sein, er habe nationale Traditionen<br />

benutzt, gleichviel ob mündliche o<strong>der</strong> schriftliche, dichterische o<strong>der</strong><br />

prosaische, so finde ich in <strong>der</strong> Erzählung sehr wenig, das einen<br />

solchen Charakter an.sich trüge.<br />

Nestor beginnt seine Geschichte mit <strong>der</strong> Theilung <strong>der</strong> Erde<br />

nach <strong>der</strong> Sündfluth unter Noahs Söhne. Die Grundlage<br />

dieser breit ausgeführten Völkertafel ist das zehnte Kapitel <strong>der</strong><br />

Genesis, die Erweiterungen siud zum Theil aus Cedrenus ent-<br />

lehnt, theils nach eigenem geographischen Wissen und Meinen<br />

des Verf. eingefügt. Darauf folgt, in gleicher Art mit le-<br />

gendenartigen Zusähen, aus dem eilften Kapitel <strong>der</strong> Gcnens<br />

<strong>der</strong> Babylonische Thurmbau und die Zertheilung <strong>der</strong> einen<br />

Zunge, welche bis dahin auf Erden war, in zwei und sie-<br />

benzig "). ... . .<br />

Unter den zwei und siebenzig Völkern war, nach Nestors<br />

weiterem Vericht, das Slavische eins, vom Stamme des Ia-<br />

phet. Das ließ sich lange Jahre nach dem Thurmbau an <strong>der</strong><br />

Donau nie<strong>der</strong>, wo nun Ungern und Bulgarien, und von da<br />

gingen die Slavischen Nationen über die Erde aus einan<strong>der</strong>.<br />

Das geschah wie<strong>der</strong>um, wie vorher das Auseinan<strong>der</strong>gehen des<br />

Menschengeschlechtes, durch zwei Theilungen. Die erste, fried-<br />

lich gleich <strong>der</strong> unter die Söhne NoahS, führte die Mähren<br />

^ l) Die Zahl ist vermuthlich gewählt mit Beziehung auf die zwei und sievenzig<br />

Jünger Christi, unter welche am Tage <strong>der</strong> Pfingsten wie<strong>der</strong>um die Zungen<br />

vertheilt wurden, um jedem Volk <strong>der</strong> Erde seinen Apostel zu geben.


13<br />

und Tschechen in ihr Land nordwärts <strong>der</strong> Donau und die<br />

Kärnter, die weißen Chorwaten und Serben an die Südseite<br />

des Stroms. Denn die Serben Nestors sind leinesweges die<br />

Sorben an <strong>der</strong> Saale und Elbe, son<strong>der</strong>n die Serben, welche<br />

mit den Croaten zur Zeit des Kaisers Heraklius sich in Dal-<br />

maticn nie<strong>der</strong>ließen: das giebt die Zusammenstellung mit. den<br />

Kärntnern genügend zu erkennen. Die zweite Theilung <strong>der</strong><br />

Slaven geschah gewaltsam, gleich ^<strong>der</strong> zu Vabel. Urheber <strong>der</strong>-<br />

selben waren die Wlachcn, wie, nach <strong>der</strong> kegende, <strong>der</strong> tyran-<br />

nische Riese Nimrod den Vau des Thurmes betrieben und durch<br />

seineu Uebermuth die Verwirrung <strong>der</strong> Sprachen herbei geführt<br />

hat. So wan<strong>der</strong>ten die dachen an die Weichsel und von ih-<br />

nen son<strong>der</strong>ten sich wie<strong>der</strong> ab die Polänen, Lutitscher, Masovier,<br />

Pommern, Drewier, Dregowilschen, Polozker, Novgoro<strong>der</strong> :c.<br />

Ein solcher Stammbaum <strong>der</strong> Slaven, <strong>der</strong> Namen und<br />

Si^e sehr entfernter Volker angiebt, kann nicht gedacht wer-<br />

den als Russische Volkssage. Nur so viel läßt sich annehmen,<br />

daß unter den Polänen am Dnieyr, wo Nestor lebte, die Tra-<br />

dition umging, ihre Vater seien von <strong>der</strong> Donau, die noch in<br />

neuern Russischen Volkslie<strong>der</strong>n als ein unglücklicher Fluß ge-<br />

schil<strong>der</strong>t wird 2 2), ^p Zeiten ausgewan<strong>der</strong>t, weil ein riesiges<br />

Geschlecht, die Wlachen, ihnen Gewalt gethan. Die N^men<br />

und Wan<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> übrigen Stamme sind gelehrte Zuthat,<br />

die ganze Erzählung legendenartige, mönchische Constrnction<br />

<strong>der</strong> altslavischen Geschichte aus den angedeuteten Elementen.<br />

Auch Nestors Chronik, nicht besser und nicht schlechter<br />

als viele andre des Mittelalters, wird mithin <strong>der</strong> Glaubwür-<br />

digkeit deS Theophyl.iet keinen Abbruch thun; eben so wenig<br />

<strong>der</strong> hypothetische Zusammenhang <strong>der</strong> Slavischen Wan<strong>der</strong>züge,<br />

") P, v. Götze Stimmen des Russischen V^Iks in Lie<strong>der</strong>n. Stuttgart,<br />

1828. S. 17. 88. 159.


14<br />

<strong>der</strong> sich bei genauerer Ansicht des IornandeS und des Geo-<br />

graphen von Ravenna als unhaltbar gezeigt hat.<br />

Der vertheidigte Autor soll darum nicht als aNein ge<<br />

wichtiger Gewährsmann behauptet werden. Augenzeuge <strong>der</strong><br />

von ihm erzählten Begebenheiten ist er ^vermuthlich nicht 22^<br />

al.er zwischen ihm und jenen liegen Iahrzehende, zwischen Nestor<br />

und den Slavenwan<strong>der</strong>ungen Jahrhun<strong>der</strong>te. Dieser lebte im<br />

Kloster zu Kiew, jener in <strong>der</strong> Kaiserstadl Constantinopel, <strong>der</strong><br />

Hauptstadt des mächtigsten und ältesten Reiches <strong>der</strong> Christen-<br />

heit, dem Mittelpunkte des Verkehrs zwischen Morgenland und<br />

Abendland wie <strong>der</strong> höchsten wissenschaftlichen Bildung, welche<br />

das Zeitalter kannte. An dieser, ihren Vortheilen wie ihren<br />

Mängeln, hatte auch Theophylacl seinen Antheil; zu den selb-<br />

ständigen Naturen, welche berufen sind, neue Bahnen zu öff-<br />

nen, gehört er nicht. Wohl belesen in <strong>der</strong> ältern und neuern<br />

Literatur seines Volkes zeigt er sich doch in wun<strong>der</strong>lichem Aber-<br />

glauben befangen ^). Seine Wahrheitsliebe ist unverdächtig,<br />

und dock seine Darstellung rhetorisch und geschminkt. Allein<br />

mag auch die Rede <strong>der</strong> Citherspieler vor dem Kaiser Mauricius<br />

nicht gerade so gelaulethaben, wie Theophylact berichtet, mag<br />

die achtzehnmonatliche Reise und vielleicht mancher an<strong>der</strong>e Aus-<br />

druck rednerische Uebertreibung sein: für die Geschichte <strong>der</strong><br />

Wenden liegt' daran wenig. Ihr ist dies vornämlich von Be-<br />

deutung»' daß gebildete Griechen, wie <strong>der</strong> Kaiser Mauricius und<br />

sein Geschichtschreiber, bereits am Gnde deS sechsten Jahrhun-<br />

<strong>der</strong>ts von Slavischen Anwohnern <strong>der</strong> Ostsee wußten. Ein<br />

solches Wissen konnte Irrthum sein, aber 'in Italien wußte<br />

man es eben so. Iornandes ist damit nicht im Wi<strong>der</strong>spruch,<br />

. -. .' .<br />

") Für Thatsachen aue dem Iahrc 587 beruft er sich noch auf das Ieug-<br />

niß älterer Leute, denen unbedenklich zu trauen. 1' l, enz> !, ? l. !» i « l. II. » 7.<br />

") Zeugniß' für beides 'giebt die Erzädluyg von den anlhropomorphischcn<br />

Thieren im Nil und von den Überschwemmungen desselben Flusses. 1'beo«<br />

VlI. 16. 17.


15<br />

<strong>der</strong> Geograph von Ravenna vollkommen: übereinstimmend.<br />

Sonach wird die Geschichte berechtigt sein, jene Kenntniß als<br />

beglaubigte Thatsache aufzunehmen. ./ , .<br />

Die Untersuchung hat bis hicher nur abzuwehren gehabt<br />

um ein Endresultat zu gewinnen, das ^ch in wenige Zeilen<br />

zusammen fassen laßt. ^ . - '<br />

- Im zweiten Jahrhun<strong>der</strong>t christlichervZeitrechnung wohn-<br />

ten nach dem Zeugnisse..des Plinius, Tacitus und sProlemäus<br />

an <strong>der</strong> südlichen /Küste <strong>der</strong> Ostsee von -<strong>der</strong> Weichsel an west-<br />

wärts nur Germanische Völker, gegen das Ende des sechs-<br />

ten schon Wenden,)-diese ein friedliches Geschlecht, das nicht<br />

ganz ungebildet'mag gewesen sem; es hatte doch Spielleute<br />

unter sich, wenn auch nicht zu bestimmen ist, wie weit <strong>der</strong>en<br />

Kunst reichte, ,<br />

'Wann und von wo die neuen Bewohner gekommen, be-<br />

richtet kein gleichzeitiger. Zeuge. Nestor leitet sie von den La-<br />

chen an <strong>der</strong> Weichsel'ab, diese wie<strong>der</strong>um 'aus <strong>der</strong> Gegend an<br />

<strong>der</strong> Donau; Gewalllhäligkeil <strong>der</strong> Wlachen soll ^die'letztem zur<br />

Auswan<strong>der</strong>ung genöthigt haben. Aber Nestors Erzählung ist<br />

nicht aus frühern Byzantiner Geschichtschreibern, nicht auö<br />

Russischer Sage geschöpft, son<strong>der</strong>n gelehrte Hypothese. Daran<br />

ist glaublich genug, daß die Baltische Küste ihre Wenden von<br />

<strong>der</strong> Weichsel her empsing, wo sie bereits zur Zeit des Ptole-<br />

mäus angesiedelt waren "). Auch das ist nicht unwahrschein-<br />

lich, daß den Anstoß zu diesem Voi-rücken eine Einwan<strong>der</strong>ung<br />

an<strong>der</strong>er Elaven aus dem Donauthale gab, welche auswichen<br />

vor dem dortigen Völkergedränge. Aber welche <strong>der</strong> eindrin-<br />

genden Nationen von den Hunnen bis auf die Ungern die<br />

treibende gewesen, ist nicht anzugeben. Nestor selbst hat keine<br />

r toi ein. III. 5.


genannt, denn <strong>der</strong> Name Wlachen bezeichnet kein bestimmtes<br />

Volt. Die Avaren dafür anzusehen, gestattet die Zeitrechnung<br />

nicht, min<strong>der</strong> chronologische Schwierigkeit hat die Annahme,<br />

welche die Bulgaren für die Dränger <strong>der</strong> Slaven an <strong>der</strong> Donau<br />

hält, doch stimmt auch sie nicht vollständig mit <strong>der</strong> Erzählung<br />

Nestors °6).<br />

Mehr nicht denn das, weiß ich aus <strong>der</strong> Zeit vor Karl<br />

dem Großen von den Wenden an <strong>der</strong> Ostsee zu sagen, üs<br />

ist dürftig und ungenügend, keine Geschichte zu nennen,<br />

wenn man es genau nehmen will, nicht einmal Geschichten.<br />

Varlhold'hat bei weitem mehr herauögeson<strong>der</strong>t und mit Selbstgenugthuung<br />

"), aber, so viel ich sehe, ist hier Wenig mehr<br />

als Viel. '<br />

. Ludwig Giefebrecht.<br />

'°) Sobald man nämlich, wie oben geschehen, in den von ihm erwähnten<br />

weißen. Chrowaten und Serben die Kroaten und Serben anerkennt, welche<br />

zur Zeit des Kaisers Heraklius in Dalmatici: eingewan<strong>der</strong>t sind. In einem<br />

frühern Versuche dic Erzählung Nefiors mit den Angaben <strong>der</strong> Byzantiner in<br />

.Einklang zn bringen (Die Einwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Pommcrn. Pomm. Proo.<br />

Bl. B. I. S. 128 ic.) ist jene Schwierigkeit übersehen. Ich hielt damals<br />

die Serben für die Sorben im N. <strong>der</strong> Tschechen.<br />

.' >''?) Barthold a. a. D. S. 184.<br />

....<br />

.. ^<br />

«


"<br />

Mrhandlung^<br />

^ten auf dem /Westphalischm Friedens-:<br />

"' ' ^'"'


18<br />

schienen Sontage bey den Herren Kayserl. gewesen, welche Ihnen<br />

äe lwvo halb Pommern, nemblich Vor Pommern offerii<br />

ret, das die Cron damitt möchte zufrieden sein, mitt erbieten,<br />

Sie wollen darüber den Churfl. Consensi Verschaffen, o<strong>der</strong> im<br />

fall Ihr Churfi. Durchl. nicht consentire« wolte, Ihnen solchen<br />

antheill evinciren. Solches hette <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn<br />

den Reichstenden Solenniter proponiren lassen, wie Herr Wesembec<br />

weiter referiren würde. Darauf erzehlte <strong>der</strong>selbe, Das<br />

die oi-ämarü 6eputaü auß dem collegio de? Reichstende am<br />

tage Michaelis zu denn Königl. Schwedischen Herren Legaten<br />

erfür<strong>der</strong>t worden, Welche zur relation eingebracht. Das die<br />

Königl. Schwedische Herren Legati Ihnen eröffnet, welcher<br />

gestalt die Kayserl. Herren Gesandten welche alhier sein, Ihnen<br />

Vor Pommern, nebenst dcm'Ektz- vndt Stifftern Bremen<br />

vndt Norden, zur Satisfaction Hure perpetui louäi für weinigk<br />

taM offerirt, Vndt dabey verheissey Wuowi-Is conLensuln<br />

zu verschaffen, o<strong>der</strong> das Imperator die Cron dabey mainteniren<br />

würde, auch das darüber ein Reichsschluss gemachet werden<br />

sollte, Vndt sotten die Kayserl. Gesandten den Köuigl.<br />

Schwedischen die handt darauf gebohten Habens mitt den formalien,<br />

das <strong>der</strong> Friede zwischen dem Kayser "vndt <strong>der</strong> Cron<br />

Schweden dcnnitt folte geschlossen sein, Wo Sk die Schwedischen<br />

wolten. Wie nun Er Herr Wefembec solches mit VerivündMlgk<br />

angehört'hette Er alß fort im Rei^s Rhätt dawie<strong>der</strong><br />

^rotestiret, Ändt- angezogen ^ das '<strong>der</strong>gleichen procedeur<br />

wie<strong>der</strong> die lezes sun^amentaleZ Imperii liessen, auch S.<br />

Churst. Durchl. lura zugleich an den Pommerschen Landen<br />

Witt resnviret, Vndt gebehten, die Reichstende möchten Sich in<br />

sothanen praejudicirlichen Sachen S. Churfl. Durchl. annehmen.<br />

Darauf fuhren des Herr Gräffen von Wittchenstems<br />

Ercell. fortt, Vndt erzehlte, das Sie so baldt es zu Ihrer<br />

Wissenschaft kommen, zu den Herren Kayserl. gefahren, aber<br />

die hellen anfangs nichts davon erwehnet, Son<strong>der</strong>n damitt


49<br />

Hinterhalten, Wle Er aber zu verstehen geben, baß Er darümb<br />

wüste, hetten Sie Sich vernehmen lassen, das zwar zwischen<br />

Ihnen vndt den Königl. Schwedischen etwas, discursive Vor-<br />

gangen, aber nicht das Sie rS alß <strong>der</strong> Kayserl. Maytt. o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> ganizen Gesandtschafft eigentliche Meinung sollen proponi-<br />

ret haben, Weill Nun die nohr erfür<strong>der</strong>te das die Herren Kay-<br />

serl. eitjes bessern ittformiret'würden, hettm S.i^ (tzfjche, x^tlo-<br />

nes zu Paplr.bringen vndt Vnß communiciren laffm, mitt<br />

begehren, Wir möchten dieselbe mitt anhören/Verleen, vndt<br />

Vnsere Meinungk darüber entdecken, Wir thetten gegen S.<br />

Ercell. vndt die an<strong>der</strong> Herren Gesandten Vnß. pro,<br />

oations ratlonum vndt 4vaß Sonsten Wegen des<br />

thumds Pommern Hiese tage Vorgegangen bedancken, Vndt er-<br />

botten Vnß zwar, weill es Vnser Vatterlandt.Concermrte, Vndt<br />

Wir Vileicht die^ beste Wissenschaffc von einem o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />

haben möchten Msere melnungk bey einen Jeden Artikull zu<br />

eröffnen, Jedoch mitr-d.em außdrucklichen bedingt das Wir durch<br />

Vnsere geringe erinneruttgen, den Herren. Churfürst!. Sranden-<br />

burgischen Gesandten keine maß o<strong>der</strong> Ziell wie dieselb.e schrifft<br />

einzurichten zu setzen gemeinet, Son<strong>der</strong>n das Wir nur bloss<br />

Vnsere gedancken zu Ihrer information Wollmeinent eröffnen<br />

wollen, Ihnen anheimbstellende wie weitt Sie dieselbe attendiren<br />

wollen. Darauf wurden die rationa Verlesen, Vndt thelten<br />

Wir Vnsere erinnerungen, in Vielen vnlerschiedtlichen Puncten,<br />

welche attendiret wurden. ^ Vndt Sein so wie Sie placitirt<br />

hiebey sud I^o. 29. zu befinden/ Sonsten berichteten Sie. Vnß<br />

das eben damahln <strong>der</strong> Herr von Loben beim Herrn Salvio<br />

wehre, Sich gegen denselben wegen <strong>der</strong> Churfi. Gesandtschaft<br />

zu bedancken, das Er von dieser Sachen so vertrauwliche<br />

apertur thuen wollen, vndt dabey Zugleich mehr vcmbstende zu<br />

vernehmen, Es erwchnte auch des Herr Graffen Ercell. das<br />

S. Churst. Durch!, auf <strong>der</strong> Reise wehren, Vndt hetten die<br />

2"


20<br />

quartire im Elegischen Lande vndt Grassschafft Marck bestellen/<br />

auch für 4000 Rthlr- Tapezerey in 'HoNandt kauffen lassen.<br />

Den 4. October>Sein. Wir beym Herrn von Loben ge-<br />

Wesen, vndt. gebethen, Weitt S. ErceN. Iüttgst bey den Herren<br />

Schwedischen gewesen, Vnß davon part zugeben waß wegen<br />

Pomm'ertt vorgangen, Worauf S. Ercell. Sich <strong>der</strong> visite be-<br />

dankte, vndt berichtete waß beytn Herrn Salviö Vorgelaufen,<br />

das nMblich '<strong>der</strong>selbe Ihr berichtet, das Ihnen die Kayserl.<br />

Gesandten' Vor > Pommern offerirel, Vndt die Cron da-<br />

bey zu ^mäinteniren Versprochen, Vndt hetten die Herren<br />

Kayserl. dabey gedacht, das> Sie zwal7 desfals vom Kayser<br />

keinen befehl hetten, Son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Herr Grass Traurtmansdorff<br />

hette Ihnen solche or<strong>der</strong> 'zugeschickt,-aber die Königin begehrte<br />

das Landt auf solche ärtt nicht: Son<strong>der</strong>n suchten des Chur^<br />

Fürsten freundtschafft, Vndt würden von^Pommern nichts be-<br />

gehren alß waß S. Churst. Durch!. KZerwiNigen würden, Vndt<br />

würden Sie natt S. Eburfi.^Durchl. alß <strong>der</strong> Königin nahen<br />

Vludts Freunde'Sich'WoN vergleichen, Wan Sie nur ge-<br />

sichert, das Ihr^ Churf. Durchl. mochte beerbet werden, Vndt<br />

also Pommern bey Ihr vndt Ihren descendenten Verbliebe.<br />

Wann aber dieselbe 'ohne Erben Versiehle möchte das Land<br />

auf einen Catholischen,-den Administratoren von Halle meinendt<br />

fallen, mitt welcher Nachbahrschafft'<strong>der</strong> Cron nicht gedient sein<br />

würde, Herr Sälvius hette auch viele Contcstationes von <strong>der</strong><br />

"gulen affeclion welche» die Königin zum Churfürsten trüge,<br />

'-Vndt'-ttoch Hoffnung? zu einer'Hewraht gemacht, Vndt gerah-<br />

ten' das S. Churst. Durchl. in Heürathell sich nicht präcipiti--<br />

ren möchte, aber <strong>der</strong> Herr Grass'Wittchenstem vndt Er be-^<br />

sorgten, es möchte in Nie<strong>der</strong>landt nicht mehr res lnt^^ra sein.<br />

Die Hewraht mitt dem Pfalkgraveti in Schweden were sonst<br />

ganl; zurücke gangen. Sonsten waren S. Ercellenz <strong>der</strong> Mei-<br />

nungk, Wir'möchten die Herren Schwedische Legaten anspre-<br />

chen, das den Pommerschen Ständen freye Iusammenkunffte


21<br />

zugelassen würden, damitt Sie Vnß Volnkomblich instruiren<br />

tönten, Weil S. Churf. Durchl. ohne her Pomm^rschen Stände<br />

wissen vndt einrahten wegen Pommern Sich in keine Tratta-<br />

ten we<strong>der</strong> mitt dem Kayser o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Cron eintasten würden,<br />

alß Wir nun S. Ercell. eröffnet, das Wir Verwarnet wor-<br />

den als hellen Wir auch an Churst. Seilen mitt Vnseren Ver-<br />

richtungen keinen danck Verdienet, Vndt das Wir vebell dar-<br />

an wehren, Wan man Vnß das Verdencken wolte.wan Wir<br />

alhie befür<strong>der</strong>ten vndt Sollicirten das die Pommerische Stände<br />

bey Ihrer Religion <strong>der</strong> Vngeen<strong>der</strong>ten. Augßdurgischen Confes-<br />

sion vndt Privilegien Verbleiben möchten, Sagte S. Ercell.<br />

das Sie davon nichts wüsten, Sie hetten Vielmehr Vnsere<br />

actiones im geheimbten Nahte gelobet, welches S. Churf.<br />

Nurchl. angenommen, Vndt gnedigst begehret Vnß ferner darin<br />

zu animiren, S. Ercell. hetten auch selbst woll im gehei-<br />

men Rahtt gesaget, das die Pommern undt die Preussen Ih-<br />

nen Ihre privilegia nicht würden nehmen lassen, Vndt ein<br />

Herr sollte sich woll bedencken ehe Er seinen Ständen privile-<br />

gia gebe, Wan Sie Ihnen aber Privilegia gegeben hetten, so<br />

sollen die Herren solche auch nicht sch'wechen, so könlen Sie<br />

Ihre Stände in Zeitt <strong>der</strong> nohtl wie<strong>der</strong> ansprechen, vndt het-<br />

ten hülffe von Ihnen zugewartten, Sie begehrten dabey, Ihr<br />

die Person, welche Vnß Verwarnet zu benennen, welches Wir<br />

aber bedencken trugen und nicht thaten.<br />

Den 5. Ottober hatt <strong>der</strong> Herr Lübecksche Abgesandter<br />

Herr I)r. Glonn Mich Dr. Nungen besuchet, Vndt wegen <strong>der</strong><br />

Pommcrschen Städte mitt Mir <strong>der</strong> commertien halber Sich,<br />

besprochen, da Er den in cksoui-Lu berichtet das Er eben vom<br />

Herr Grass Orenstirn, kehme, Welcher Ihme gute Hoffnungk<br />

zum Frieden gemacht, Vndt gesagt das man Veröffentlich<br />

mitt dem lieben Newen Jahre, davon etwas würde zu<br />

Hause bringen, o<strong>der</strong> zum wenigsten avisiren können, Den<br />

die Cron Schweden begehrte von Pommern nichts alß worin


22<br />

S. Lhurf. Durchl. consentirten, Dieselbe keme itzo auf die nahe,<br />

als dann Würden Sie Sich woll Vergleichen, <strong>der</strong> Kayser<br />

hette Ihnen zwar Vor PomMern cum yvicUono offeriret<br />

aber Sie begehrten es aus die arth nicht, den <strong>der</strong> Kayser<br />

Were nicht bemechtigt einem an<strong>der</strong>n das Seinige zu nehmen,<br />

Vndt zu vergeben, Vndt würde allen Reichs Ständen dadurch<br />

präjudiciret, welches die Cron nicht zulassen würde. Wo nun<br />

die Cron bestendigt bey solcher Meynung! Verbliebe, Verhosste<br />

Er das <strong>der</strong> Friede in kurtzen erfolgen tönte.<br />

Den 6, 7. vndt 8, October haben Wir Vnß bey des<br />

Herrn Grassen von Orenstirns Ercell, zur audientz angegeben,<br />

welche Sich aber von einer Zeitt in die an<strong>der</strong>e entschuldigen<br />

lassen, mitt Vermelden das Sie auch in folgenden tagen nicht<br />

würden dazu gelangen können, <strong>der</strong>halben haben Wir Vnß beym<br />

Herrn Salvio angegeben, Vndt bey S, Ercell, den 8. Ottoher<br />

audientz erlanget, Da Wir S. Ercell. angebracht das<br />

Vnß die Churfl, Vrandenb, Herren Gesandten etwa für 3 Wochen<br />

zu Sich erfor<strong>der</strong>n lassen, Vndt angemeldet, das S. Churf.<br />

Durch!, zu befür<strong>der</strong>ungt des algemeinen Friedens ' gemeinet<br />

Wehre, mit <strong>der</strong> Königl. Maytt, zu Schweden Sich wegen<br />

Pommern in tractaten einzulassen, Weill Sie Sich aber <strong>der</strong><br />

Hoch Verhindtlichen Erb Verträge vndt reversalen erinnerten,<br />

vndt Vermöge <strong>der</strong>en ohne <strong>der</strong> Pommerschen Stände consenß<br />

vndt beliebung solche Tractaten nicht angehen wolten, hetten<br />

Sie begehret, Wir möchten solches an Vnsere Herren Principalen<br />

gelangen lassen, damitt Sie Vnß auf solche handelungt<br />

Vollommen instruirten, Welches Wir gethan, Pndt stunde<br />

darauf das die Stende am 22, dieses zu Stettin zusammen<br />

kommen würden, weil! aber periculum in inora, zumahlen<br />

Vermuthlich die Pommerifche Sache bey S, Churf. Durchl,<br />

anwesenheit in <strong>der</strong> nähe embfig möchte forttgesetzet werden,<br />

Vndt Wir zu des Hern Grass Orenstirns Ercell. keinen Zutritt<br />

haben mögen. Wollten Wir gebehten haben, Sie die Kö-


23<br />

nlgl. Schwedische herren Legati wolten bey dieser Post ann<br />

die Königs. Herren Estats Nähte zu Stettin schroben, das<br />

Sie solche Zusammenkunfft nicht remoriren möchten dm wo<br />

solches nicht geschehe, dürssten die tractaten alhie dadurch auf-<br />

gehalten werden, Worauf S. Ercell. Sich.erklerten: das Sie<br />

dieses suchen nicht Vnbillig befunden, wehren auch allezeit <strong>der</strong><br />

Meinungk gewesen, Vndt von den Herren Französischen Ge-<br />

sandten darin beyfall bekommen, das denn Herren Stenden<br />

<strong>der</strong> Convent verstattet werden müste. Es wehre aber nur<br />

bloß ümb das )u5 convogliai zu thuen, solches compctirte<br />

den Ständen nicht, dieses nun zu vermitteln Wehren S. Er-<br />

cell. in die gedancken gerahlen, das die Schwedische Nähte die<br />

Convocati)« vndt Proposition, das nemblich <strong>der</strong> Kayser <strong>der</strong><br />

Lron Vor Pommern offerirle, thuen, Vndt darauf den Stän-<br />

den die deliberation freygeben sollen, so wehre dem ^uri. Du-<br />

oali nicht präjudicirt vndt die Stende lonten zusammen kom-<br />

men, Wir berichteten das in <strong>der</strong> quästion ä? «lure oonvo-<br />

O2n6i ein Vnterscheidt zu machen, Vnter Ordentlichen Land-<br />

tagen da ?lincep5 den 8wtidu8 eine solche matoriam auf-<br />

gebe, darüber man Sich per moduui oontraotus einigte,<br />

welcher Vergleich alßdann vim le^i.«; vel ^arÌ5 provinoiäliZ<br />

bekehme, in solchen fellen stünde Niemande alß dem Landes<br />

Fürsten die convocation zu, Vndt konten Sich die Stende de-<br />

ren nicht anmassen, ein an<strong>der</strong>s aber wehre wan die Stende<br />

ex Iini^uI ü<strong>der</strong>tIte zusammen kehmen veber einer Sache die<br />

<strong>der</strong> Obrigkeit erst folte zu des Landes besten erinnert werden,<br />

Da Convocirte die Landtmarschätte iedes Ortts jedoch das<br />

Sie ili genere o


24<br />

Vnter Sich zu sprechen wie Wir weiter an diesem Orthe zu<br />

instruiren, es bey dem alten zu lassen, Vndt den Stenden die<br />

convocation zu vergönnen. S. Ercell. sagten nach eingenom-<br />

menen diesen bericht, es wehre dieses veber das ein Oasus ex-<br />

tl-2or6in2i-iu5 <strong>der</strong>owegen wollen Sie vemb so viell mehr das<br />

schreyben an die Herren Gstats Nähte befür<strong>der</strong>n, hielten auch<br />

es würde kein groß bedencken haben, Sie wollen mitt dem<br />

Herr Graff Orenstirn darüuh reden, hiebey referirten S. Er-<br />

cell. das Ihnen die Herren Kayserl. newlich halb Pommern<br />

nach Voriger Theilung? offenret, mitt Versprechen <strong>der</strong> In-<br />

teressenten consenß darüber zu verschaffen, o<strong>der</strong> da Sie nicht<br />

consentiren wollen die Cron dabey zu mainteniren, Sie ver-<br />

spüreten auch wan die Cron mitt Vor-Pommern zufrieden sein<br />

wolle, das die Frantoseli, die Hollän<strong>der</strong>, die Catholische: vndt<br />

Evangelische stände zu Münster vndt alhie Ihnen zufallen<br />

würden. Wir andtwortteten, das Wir solches Gott heimb stel-<br />

leten, wann man nur denn Ständen den convent frey Ver-<br />

stattete, Würden Sie Sich auch wok also erklehren das man<br />

Ihr Friedfertiges gemüthe zu erspüren hette, Vey dieser Con-<br />

ferentz gedachten auch S. Ercell. das Sie zwar Vor diesem<br />

eine inhibition auß <strong>der</strong> Cron gehabt mitt S. Churst. Durchl.<br />

wegen Pommern nicht zu tractiren, Darümb das die ralikcatio<br />

gt-inlstitii nicht außgeandttvortet were. Nun mehr aber hellen<br />

Sie ^erschienen Dinstagk bey Linieren ^) Vrlaub bekommen,<br />

solche tractaten fürzunehmen, Vndt vermeinten S. Ercell. Wan<br />

die Cron mitt S. Churf. Durchl. zu Brandenburgk Vergli-<br />

chen, das man alß dann eine alliance machte, Vndt ins ge-<br />

sambt das Evangelische Wesen befür<strong>der</strong>te, ziehlete auch dabey<br />

auf das matrimoQiuin das selbiges nicht allerdinges auß denn<br />

Augen zu setzen, Son<strong>der</strong>n noch zimbliche apparentz dazu wehre,<br />

*) Der Name des Überbringers, wie weiterhin unter dem 13. Dctobec<br />

ersichtlich.


25<br />

mitt den Pfaltzgraffen wehre es noch res InteAl-H, vndt ginge<br />

die Heüraht nicht fortt. ^. -<br />

- Den 10. Octob. Seien alle Churst. Vrandenburgische<br />

Gesandten bei den Konigl. Schwedischen Herren Plenipotentiariis<br />

veber 3 Stunden gewesen.<br />

Den 11. Octob. haben S. Vrcell. <strong>der</strong> Herr Graff Oren-<br />

siirn Vnß zur Taffell erfür<strong>der</strong>n lassen, da Wir den für dem<br />

Essen S.'Ercell. das Iehnige waß Wir wegen Ve.rstattungk<br />

des freyen Eonvents in Pommern Vor 3 tagen dem Herrn<br />

Salvio vorgebracht, auch angebracht, Vndt gebehtcn, Wcill<br />

Wir Vermerkten das das Vertröstete schreiben bey Vergangn<br />

ner Post nicht mitt forttgekommen, Son<strong>der</strong>n nachgeblieben,<br />

S. (lrcell. wolten den Pommerschen Stenden die gnade crwei-<br />

sen vndt es Vollenziehen, damitt es bey folgen<strong>der</strong> Post abge-<br />

hen könnte, S. Enell. andtworttetcn, das sie Sich woll erin-<br />

nerten, Was Wir des Convents halber auch Vor diesem bei<br />

Ihr gesuchet, Herr Salvius hctte auch deshalber mitt Ihr<br />

geredet, aber Sie hielten solch schreiben an die Herren Estats<br />

Nehte nicht groß nöhtig weill Ihr Konigl. Maytt. den Poni-<br />

merschen Ständen die condente doch zugelassen, S. Ercell.<br />

auch dafür hielten, das Wir auf alle fälle woll würden In-<br />

struiret sein, Vndt Vermeinte es würde Weittleüfftigkeit geben<br />

wan die Pommersche Stände noch weiter darüber solten Ver-<br />

nommen werden, Wir regerirten dagegen das zwar Ihr Ko-<br />

nigl. Maytt. zu Schweden die Convente Verstattet, aber dabey<br />

angehengt, das alles, Was dabey fürlieffe mitt den Estats<br />

Rehten solle communiciret werden, Solches würde den Con-<br />

vent son<strong>der</strong> zweiffel turbiren, es möchten auch die Konigl.<br />

Herren Estats Nehte das Konigl. Schreyben mißbrauchen, Wie<br />

Vor diesem mitt des Herrn Feldtmarschalln schreyben gesche-<br />

hen, da die Herren Nähtte pi-iit-ter manclItniii zu gefahren<br />

vndt die Protocolla nebcnst Vnsern brieffen, vndt <strong>der</strong> abgegan-<br />

genen audtwortt abgefür<strong>der</strong>t, das Wir aber gantz nicht auf


26<br />

diesen cazum alienationis wohin die tractaten mitt Lhur Bran-<br />

denburg? ziehleten instruirt, Solches erbotten Wir Vnß das<br />

mans nicht glauben wolte mitt <strong>der</strong> Herren Landtständen Jüng-<br />

sten schreyben darzuthuen, das Sie nemblich <strong>der</strong> Vrsachen vndt<br />

Sich ve<strong>der</strong> <strong>der</strong> Churst. Vrandenb. Vnß gethanen Proposition<br />

zusammen zukommen Vor nohtigt dielten, dabev Wir annectirten<br />

das S. Ercell. Sich keinen gedancken machen wollen, alß were<br />

eine schwierigkeit o<strong>der</strong> gefehrlichkeit darunter zu besorgen, Son-<br />

<strong>der</strong>n Sich Vielmehr Versichert halten das die Pommersche<br />

Stende zu Friede vndt einigkeit: gantz nicht aber zu einiger<br />

wie<strong>der</strong> Wertigkeit rahten würden, Vndt bähten, S. Ercell.<br />

wolle das schreyben abgehen lassen, S. Ercell. replicirten das<br />

Sie gäntzl. dafür hielten <strong>der</strong> Convent wehre nicht nöhtig,<br />

Weill Vnß Je die Stände nicht weiter würden instruiren kön-<br />

nen alß in Vnserm articolo enthalten, Solches äukiuin zu<br />

benehmen andtwortleten Wir, das solches zwar yuuaä Über-<br />

tätein ?2tri26 o0N5erv2n(!2m in utroc^ue ca3ü gnugk<br />

wehre, wan man Vnß nur dabey liesse, aber c^ionci (^sum<br />

DÜ^llulioliiZ wan ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> thcill solle zurücke bleiben,<br />

Vndt S. Churfl. Durchl. nicht restituirt werden, Da hellen<br />

Wir gantz keine Instruction, Son<strong>der</strong>n die Stände müsten Sich<br />

ja nohtwendigk drüber besprechen, wie den auf solchen fall das<br />

vinculum Zwischen Ihnen Vndt S, Churft. Durch!, zu Vran-<br />

denb. legitime konnte aufgelöset werden. Hierauf nun nach-»<br />

dem S. Ercell. Sich in etwas bedachten erklehrten Sie Sich<br />

das Sie das schreyben außfertligen lassen wollen.<br />

k>05t ?52n(Num referirten S. Vrcell, das Sie nunmehr<br />

auß <strong>der</strong> Cron Volmacht gekrigt, milt S. Churf. Durchl. zu<br />

Brandenburg wegen Pommern zu tractiren, solches hettell S.<br />

Ercell. durch bewegliche remonstration bey Ihr Königl. Maytt.<br />

vndt Ihren Herrn Vattern zu wege gebracht, Vndt alß <strong>der</strong><br />

Herr Grass von Wittchenstein Sich gestern zur Visite anerbot-<br />

ten, httten Sich per Zecretanlim ^F2ti0Q2«l Ihme an--


27<br />

melden lassen, das Sie wegen Pommern zu tractiren auß <strong>der</strong><br />

Cron befehl bekommen, Ihnen, den Herren Chur Vrandenbur-<br />

gischen heimbstellende, dafcrn Sie auch mitt einer Vollmacht<br />

Versehen, Ob die gesamble Legation zu Ihnen kommen wolte.<br />

Alß Sie nun darauf zu Ihr gekommen, hetten Sie Ihnen<br />

von Ihrer Volmacht apertur gethan, Vndt von Ihnen die<br />

Churfürstliche Plenipotentz zu sehen begehret, Welche aber die<br />

Herren Churss. nicht gehabt, Son<strong>der</strong>n nur ein blosses Creditiv,<br />

dabey Sie den Ingreß von Ihrer Instruttion Vndt den Schluß<br />

Vnter Ihr Churf. Durchl. Handt vndt Siegell Vorgezeiget,<br />

dabey S. Ercell. Lachendt zu verstehen gaben, das Sie die<br />

Instruction woll gerne hetten gantz Verlesen hören, Vlldt zö-<br />

gen dabey ein Erempel an von Paul Steinwahren vndt den<br />

Kayserl. Gesandten Lützowen, das Iehner Ihme zum Strale<br />

sunde Seine gantze Instruction darin gewisse ßraäus seines<br />

suchens enthalten gewesen, Vorgezeiget, davon Sie damahlen<br />

das letzte gewilligt. Diesem aber war die Instruction inter--<br />

cipirt, vndt Herrn Salvio zugesandt worden. Darauf fuhren<br />

S. Ercell, weiter fortt Vndt sagten daß Sie auf solch bloß<br />

crediliv und Instruttion welche Sie nicht Vollnkommen gese-<br />

hen, nicht trattiren könten, wüsten auch nicht wie Sie solches<br />

Verstehen solten, S. Churf. Durchl, wollen allezeit likei^<br />

IN2NU5 behalten, Vndt nichts Verbindtlichcs schlössen, Wie<br />

auch mitt dem armislitio geschehen, aber dadurch konle Sie<br />

einmahl zu kurtz kommen, Wie den auch die Verwic<strong>der</strong>te rati-<br />

koatio armistilii Ihr soviele geschadet, das Sie Garleben<br />

nicht wie<strong>der</strong> gekrieget, vndt hellen doch das Geldt geben müs-<br />

sen; Vndt Massen S, Ercell. diese tergiversation dem Cantzler<br />

Götzen bey. Sonsten Sagten S. Ercell. die Tractaten mitt<br />

Chur Brandenburg würde auf 2 Punkten beruhen, 1. Wegen<br />

Pommern dabey würden Sie dieses pro princìpio halten, das<br />

wofern S. Churf. Durchl. <strong>der</strong> Cron ganh o<strong>der</strong> halb, o<strong>der</strong><br />

das dritte theill von Pommern veberlassen wollen, So müsten


28<br />

Sie dafür ein äquivalent haben, was aber die Cron Schwe-<br />

den S. Churf. Durchl. von Pommern auch abtrette, dafür<br />

wüsten Sie Ihre Satisfaclion am an<strong>der</strong>n Ortte haben, Vndt<br />

hetten Sie begehret, die Herren Churst. Gesandten möchten<br />

Sich heranß lassen, Was Sie Vor gantz, Halb, o<strong>der</strong> ein theill<br />

von Pommern zum äquivalent haben wollte, o<strong>der</strong> dabey weh-<br />

ren Sie gar furchtsam, Vndt grauwete Ihnen wan Sie von<br />

des Kaysers Erblanden reden sotten, da Ihren Herrn doch <strong>der</strong>.<br />

Kayser Pommern nehmen wollen, Vndt müsten gleichwoll beyde<br />

theile contentirt werden, Vndt weill die Churfi. Vrandenb.<br />

bißhero Vorgegeben, das Sie ohne <strong>der</strong> Pommerschen Stände<br />

consenß keine Vorschlege thuen konten, referirten S. Ercell.<br />

das Sie bey selbiger Visite <strong>der</strong> ßron erstlich halb Rügen, her-<br />

nacher gantz Rügen, nebcnst Treptow vndt Anclam geholten,<br />

Vndt fragten Ob Sie den darüber <strong>der</strong> Pommerischen Stende<br />

consenß hetten, Wir sagten, das Wir solches nicht wüsten, den<br />

<strong>der</strong> Convent were erst auf den 22. dieses angesetzet, Sie<br />

möchten etwas sub ratiko2lion6 gethan haben. S. Ercell.<br />

Sagtten: Nein es were we<strong>der</strong> ratification o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stende im<br />

geringsten nicht gedacht, Wehre auch Vnrecht das Sie ohne<br />

<strong>der</strong> Stände consenß solches gethan, Vndt selbsten practicirten<br />

waß Sie an dem Kayserl. improbirten, die Cron begehrte<br />

auch nichts ohne <strong>der</strong> Pommerschen Stände Consenß zu haben,<br />

euin conditiolie condowimi würden Sich nichts annehmen,<br />

dabey Improbirten S. Ercell. des Kaysers acliones Vndt<br />

müsten bekennen das Er Pommern invito Nectore Wegk-<br />

zugeben nicht macht helle, Vndt weill die Lron ein Standt^<br />

des Reichs zu werden begehrte, so. wollen Sie nicht dazu helf-<br />

fen das <strong>der</strong> Kayser so absolut werden solte, das Er einem<br />

Stande sein Landt nehmen vndt. wegk geben könte, Sie hellen<br />

die Kayserl. Herren Gesandten gefragtt, Ob Sie das Domi-<br />

nium 6ir6otulQ o<strong>der</strong>, utile an Pommern <strong>der</strong> Cron Schwe-<br />

den geben wollen, das ^rectum wollen Sie Ihnen nicht ge-


29<br />

ben, HM das utl'e gehörte S. Churfl/Durchl. zu Vran-<br />

denburq zu,, das tönte Ihnen <strong>der</strong> Kayser nicht geben, Vndt<br />

ziehltcn <strong>der</strong>öwegen auf Gütlich Trattateti mit'Chur Branden-<br />

burg vndt <strong>der</strong>. an<strong>der</strong>n Interessenten, auch <strong>der</strong> Stände consenß.<br />

2: Müsten Ihr Churst. Durchl. Sich mitt <strong>der</strong> Königl. Maytt.<br />

vndt Cron Schweden in ein soedus einlassen, vndt wie man<br />

Sich vber Pommern vndt sonsten Vergliche, ein theill dem<br />

an<strong>der</strong>n getrewllch beystehen,, aber es schiene, das^man ann<br />

Ehurst. Vrandenburgischer. seite noch .«inen respect aufiden Kay-<br />

ser. hette, aber al)5czu6 soe^pre würde,die Cron von Pom-<br />

mern nichts abtretten, Sie wollen sonst wünschen das Schle-<br />

sien o<strong>der</strong> Halberstadt da lege da Pommern.liegt, Wir bedank-<br />

ten Vnß für diese communication aufs höchste, Vndt Lobeten<br />

S. Ercell. Vernünfftige meinungk, mitt bitte dabey zu verhar-<br />

ren^ So würde Has Evangelische Wesen desto besser können<br />

ibefür<strong>der</strong>t werden. S. Ercell. gedachten auch' das Sie dem<br />

Newen Französischen Residenten Mons.' la Cour> welcher eben<br />

-für Vnserer ankunfft wegk fuhr, außführliche remonstratiyn<br />

gethan hetten, Warümb die Cron Frankreich nicht woll thette<br />

'das Sie Ihre privat Satisfaction beför<strong>der</strong>te^ Vndt <strong>der</strong> Reich-<br />

stende beschwerungk nicht eyferigk triebe, Vndt gesagt,'das sol-<br />

ches die Cron Schweden nimmer thuen würde, Sie erwehne-<br />

ten. auch das Sie dem Französischen Herren Gesandten difua-<br />

dirt hetten, das Sie Elsaß nicht alß ein seudiim Imperii son-<br />

<strong>der</strong>n alß ein alioäium annehmen solten.<br />

Den 13. Oclbr. haben wir des Freyherrn von Löbens<br />

Ercell. besucht, Vndt Igebeten) Vnß zu Communiciren waß<br />

bey Ihrer leltten Visite bey den Kayserl. Schwedischen Herrn<br />

Legaten wegen Pommern etwa passiret, Worauf Sie Vnß re-<br />

feriret, das die Schwedische Hn. Legati erstl. durch Herr Be-<br />

renclauwen vndt hernacher. selbst berichtet, das Sie auß <strong>der</strong><br />

Cron Schweden selbst befehl bekommen Sich mitt. S. Churfl.<br />

Durchl. zu Vrandenb. in Trattate« wegen Pommern einzu-


30<br />

lassen, Vndt von Ihnen eine Volmacht zu sehen begehret weil!<br />

Sie aber anstaat <strong>der</strong>selben Sich auf Ihre Creditiv beruffen,<br />

Vndt Ihre Instruction in OriFÌngii Vorgezeigt, in Hoffnung!<br />

das solches gnungsamb sein wurde, aber man were an Schwe-<br />

discher Seiten dabey geblieben, das eine Special Volmacht an-<br />

geschaffet werden müsse, Vnterdessen were man gleichwol! von<br />

dem Wercke zu reden kommen, da die Herren Schwedischen Le-<br />

gati abermahl gefragt, was dan S. Chutfl. Durchl. Vor<br />

Pommern für ein äquivalent begehrten. Worauf Sie die<br />

Churfl. Vrandenb. geandtwortett, das Sie kein aeqvivalent<br />

benennen könten weill Sie nicht wüsten, waß die Cron von<br />

Pommern abtretten wollte. Darauf hetten die Herren Schwe-<br />

dische begehret, Sie, die Chur Brandend, mochten Sich herauss<br />

lassen was die Cron von Pommern haben folte, Da Sie den<br />

entlich nacb langer Vntenedungk Sich erklchrct. Wann die<br />

Pomwersche Stände damitt einig wehren, vndt es ratificiren<br />

würden, so wollen S. Churf. Durchl. zu bcfür<strong>der</strong>ungk des<br />

Lieben Friedens vndt beybehaltungk guter Freundtschafft gegen<br />

ein aeqvivalent, <strong>der</strong> Crone das halbe Fürstenthumb Rügen,<br />

sampt Dcmmin vndt Treptow veberlassen. Wie aber die<br />

Schwedische Herren Legati diese offerte gar honisch vndt geringk-<br />

schätzigk gehalten, Vndt Herr Salvius gesagt das solche offerte<br />

nur vor einen Varon wehre, Vndt an Schwedischer feiten man<br />

S. Churf. Durchl. den Stolpischen, Schlagischen vndt Newen<br />

Stettinischen Ortt. biß an die Parsante abzutretten Sich wie-<br />

<strong>der</strong> erbotten, auch dabey gesagt, das <strong>der</strong> Kayser, König von<br />

Hispanien auch die Reichstende, damitt einig?, das die Cron<br />

Schweden Vor Pommern behielte, vndt <strong>der</strong> Kayser sampt<br />

dem Könige von Hispanien, Sie dabey mainteniren wolle,<br />

Vndt darneben angehalten, Sich besser heraus zu lassen,<br />

o<strong>der</strong> es dürfte von den Trattate« nichts werdeu, So hel-<br />

ten Sie die Churfürst!. Vrandenb. Gesandten entlich auf<br />

S. Churst. Duxchl. vndt <strong>der</strong> Pommerschm Stände ratisication


31<br />

das gantze Fürstenlhumb Rügen in Vorschlag! gebracht, Vndt<br />

dabey beteuret das solches das eüsserste sein ivürde, wass S.<br />

Ehurst. Durchl. Freündtschafft vndt Friede halber bon Pom-<br />

mern hinterlaffen würden, Welche ollerta aber-den Schweds-<br />

fchen noch nicht annehmblich, Son<strong>der</strong>n hetten Vermeinet das<br />

Sie noch mehr in InFtructions hetten, Vndt gesagt, Sie<br />

wolten Ihnen den Chur Vrandenb. Ihre oxti-emum Insti-uo-<br />

tioni8 eröffnen, nemblich das die Cron Schweden^ Wolle Vor<br />

Pommern haben, Vndt mitt Ihr Churst. Durchl. wegen hin-<br />

ter Pommern tractiren. Sie, die Churst. Brandend, möchten<br />

Ihnen auch Ihre exti-emum Oommi^iouis eröffnen, Wor-<br />

auf Sie geandtwortet:' das alles waß in InZtniotione ent-<br />

chalten, Sie Ihnen eröffnet hetttn, Ihr Ehurss. Durchl. stun-<br />

den dar unbeweglich bey, das Sie hinter Pommern dürchauß<br />

für Sich behalten, Vndt veber Vor Pommern mitt <strong>der</strong> Cron<br />

tractiren wollen, vndt des wegen hetten S. Churst. Durchl.<br />

solch ein ansenlich bott gethan, Vndt Verhofften die Cron<br />

würde S. Churst. Durchl. ein mehres nicht anmuhten. Wir<br />

referirten waß beym Herr Grass Orenstirn passiret, das Vr<br />

nemblich gesaget, man hette schon Anclam gebotten et qvidem<br />

^)ur^ 2I)3(^U6 l2titÌQItÌ0N6 8t3tuum provinoi^IIum. Vndt<br />

das Wir s) viele penetriret!hetten, Das 1. die Schweden ohne<br />

Special Volmacht Sich in keine tractäten einlassen würden,<br />

den <strong>der</strong> Herr «Grass hette außdrücklich gesagt das zu einem ge-<br />

meinen Werbe ein Creditiv vndt Instruction genug were, aber<br />

zum tractat dadurch beyde theile Verbindlich sollen gemacht<br />

werden, dazu gehörete auch eine Volmacht. 2. Das Sie we-<br />

gen <strong>der</strong> Pommerischen Tractaten ein solch principium gefüh-<br />

ret, das, wie viele S. Churst. Durchl. <strong>der</strong> Cron wegen Pom-<br />

mern veberliesse, dafür müsten Sie ein aqvivalent haben, da-<br />

gegen, Wie viell die Cron S. Churst. Durchl. von Pommern<br />

wie<strong>der</strong> abtrette, dagegen müste Ihr am an<strong>der</strong>n Ortle Satisfaction<br />

geschehen. 3. Das S. Churfi. Durchl. Sich müsten


32<br />

mitt <strong>der</strong> Cron ln ein loe6ug einlassen, ein den an<strong>der</strong>n<br />

proc« bey. diesem Vergleich zu maintenk-en, ausser dem wür-<br />

den dieSchweden Sich, in keinen tractat einlassen, noch von<br />

Pommern "was nbtretten, S. Ercell. andnvortteten das Sie<br />

a:rf Ihr^CHUrfl. Durchl. vndt <strong>der</strong> Pommersche Stände er-<br />

hiresse ratification solche^offerte gethan, Von Anclam aberwere<br />

keine envehnungk geschehen, solches auch nicht mit im Vor-<br />

schlage, gewesen, Sie t>ie Ehur Brandend. Gesandten hetten<br />

Viele mehr gesaget, wan S. Churfi. Durchl. nicht Wollgast<br />

vndt also dem Oßerstromb behalten solte, so würden Sie lie-<br />

ber sehen das es-ruinirt wehre, damiti Sie den Strohmb ftey<br />

behielten, Es hetten aber die Schwedische Herren Abgesandten<br />

gesaget, das solches schade wehre, S. Ercell. sagten Weiter<br />

das! Sie des soecleris zu erwehnen nur-Vergessen, Vndt solche<br />

^iüoipra an'Ihnen selber nicht Vnbillig weren, Wegen <strong>der</strong><br />

Nolmächt^hett'eti Sie Vor diesem.woll 3 o<strong>der</strong> 4 Mahl an den<br />

Herrn Cantzler Göttzen geschrieben,, aber <strong>der</strong> hielte damitt zu-<br />

rücke, wüste, aber nicht auss waß Ursachen, das loe^us aber<br />

wüste gleichwoll also gemacht werden, das S. Churfl. Durchl.<br />

mitt dem Kayser. vndt. <strong>der</strong> Lro'hn Pohlen nicht in grössere<br />

wie<strong>der</strong>wertigkeit kehme, Wir sagten das bey dem loeäere man<br />

billig behutsahm gehend müste^-Vndt würden die Vorschlege<br />

geben wie Weiti.es 2d3ssN6pr36^'u6iou> könte! eingegangen<br />

werden, Es ref^nrten hiebey.Sc Ercell. das sonsten <strong>der</strong> Herr<br />

Graff Traulmansdo^ff zu Münster gegen die Churst. Vran-<br />

denb. Gesandten»'geständen, das die Kayserl. den Schwedischen<br />

Vor Pomntern vfferiret, mitt erbieten,<br />

niren, Vndt hetten Vor'gewandt, manchette ausgeben<strong>der</strong> Chur-<br />

fürst würde Volil auf die Beine bringen, Vndt das, Denne-<br />

märck Pohlen.vndt "Hollandt Zhme würde assistentz 'leisten,<br />

aber, Weill hievon nichts erfolgte vndt <strong>der</strong> Kaysev-Friede Ha-<br />

ben-müste, so hetten Sie. den Schweden die offerte-thuen-müs-<br />

sen, Es, hettem aber die Schwedischen Herren Legaten zu Ihnen,


33<br />

den Vrandenburgischen gesagt, das die Königin woll merckte, das<br />

die Catholische hiedurch die Evangelische gegen einan<strong>der</strong> Verhezzen<br />

wolle, <strong>der</strong>owegen wehre Ihr Konigl. Maytt. meinungk Sich<br />

mitt S. Churft. Durchl. in gütliche tractaten einzulassen, vndt<br />

eine Mance zu Stifften. Es gedachten auch S. Excel!, das<br />

Sich die Französische Gesandten Vernehmen lassen, lvan es<br />

ein an<strong>der</strong> were, so wolten Sie den Friede wegen Pommern<br />

nicht aufhalten, aber milt S. Churfi. Durchl. hetten Sie noch<br />

mittleiden, weill Sie Verschüldigk dazu kehmen, die Hollän<strong>der</strong><br />

thettcn aber nichts bey <strong>der</strong> Sache Vngeachtet das Sie mitt<br />

Hispanien vndt Frauckreich in den Tractaten nicht weitt von<br />

einan<strong>der</strong> wehren, hiebey erzchlte S. Ercell. was Sie newlich<br />

alhie mitt den Churst. Vayerschen Gesandten geredet, nembliH<br />

wie Sich dieselbe Vernehmen lassen, das S. Churf. Durchl.<br />

vmb Friedens willen von Pommern etwaß nachlassen möchten,<br />

das Sie geandtworttct: Wan S. Churfl. Durchl. von Pommern<br />

etwas missen solten, So würde ein Catholisch Churfürstenlhumb<br />

auch daran müssen, den S. Churf. Durchl. Von<br />

Pommern ohne ein genugsahmes aeqvivalent nichts nachlassen<br />

wurden, helle auch Zusage von <strong>der</strong> Cron Schweden das Ihr<br />

solches solle geschaffet werden, <strong>der</strong> den Krieg geführet, <strong>der</strong><br />

solle billigt den Schweden die Satisfaction geben, Der Churfürst<br />

von Bayern machle eine Nechnungk von 13 Million,<br />

Wann <strong>der</strong>selbe dem Kayser die Gel<strong>der</strong> nicht fürgestreckt hette,<br />

so hette Ihr Kayserl. Maytt. den Kriegk nicht führen können,<br />

vndt wie von Catholischen Fürstcnlhumb obangedeületer massm<br />

erwehnungk geschehen, hellen die Churf. Bayerische gesagt,<br />

Ey das würden S. Churf. Durchl. Ja nicht begehren. Es<br />

läse S. Ercell. Vnß auch ein schreyben von S. Churf. Durchl.<br />

zu Brandenburg!? für, Welches den 3ten Octob. zu Tangermünde<br />

datirt, darin entHallen, das S. Churf. Durchl. nunmehr<br />

auf <strong>der</strong> Reise begriffen, auch Sie die Gesanten, das von<br />

denn Franzosen Vorgeschlagene Irmiätitium auf 30 Jahr nicht


34<br />

eingehen solten, Vndt hette <strong>der</strong> Oberstallmeister dabey geschrieben,<br />

das <strong>der</strong> Churfürst den 16 o<strong>der</strong> 17 dieses, Wofern es <strong>der</strong><br />

böse wegk nicht Verhin<strong>der</strong>te, zu Ravensbergk sein würden, Vndt<br />

fragten ob Wir S. Churfl. Durch!, auch ansprechen würden,<br />

worauff Wir andtwortteten, daß wir solches nicht wüsten.<br />

Wan solches geschehe erinnerten S. Ercell. Wir möchten nur<br />

nicht zum Kriege rahten, den weill <strong>der</strong> Herr Jungk wehre,<br />

würde Er Sich Leichtlich dazu bringen lassen, Wir möchten<br />

auch nur mitt Vnserm Landtsmann Kleisten reden, <strong>der</strong>selbe<br />

wehre auch noch Jungk vndt etwaß hitzigk, S. Ercell. gedachten<br />

auch <strong>der</strong> Holländischen Heürahtt, das S. Churf. Durchl.<br />

dabey kein Vorthell haben würde, Weill <strong>der</strong> Prince d'Orange<br />

alt, vndt baldt Sterben tönte, Vermeinten auch das es die<br />

Hollän<strong>der</strong> nicht gerne sehen, wiewoll <strong>der</strong> Prince woll ehr<br />

30000 Rthlr. einem gebohten, Welcher die Hewrahtt könte zu<br />

wege bringen, möchte auch woll newlich Ketten vndt Geldt<br />

Spendirt haben, Vndt wahr auss diesem discours so viele zu<br />

vernehmen, das S. ..Ercell. die Hewraht in Schweden lieber<br />

sehen, Nachdem Herr Salvius daoon wie<strong>der</strong> etwas auf die<br />

Bahn gebracht. Der Schwedische Hoff Junker Lenier welcher<br />

newlich auß Schweden kommen, Sich auch Vernehmen<br />

lassen, das in Schweden auf den Gassen von dieser Hewrahtt<br />

geredet würde, Wegen des aeqvivalents für Rügen, 'war S.<br />

Ercell. zu Glogauw wodurch S. Churf. Durchl. noch 16Mcill<br />

am O<strong>der</strong>strom bekehmen, Sagan vndt Halberstadt geneigt, erboth<br />

Sich auch ohne gehaltene Rücksprache mitt Vnß wegen<br />

Pommern nichts zu bieten o<strong>der</strong> zu tractiren, Weill Ihr die<br />

Oerther nicht bekandt, Vndt Sie von S. Churf. Durchl. an<br />

Vnß desfals verwiesen.<br />

Den 14. Octb. haben Wir bey S. Ercell. dem Herrn<br />

Salvio abermahlen audientz gehabt, Vndt dabey gebehten, das<br />

das Vertröstete schreyben, wegen Verstattungk des convento an<br />

die Pommersche Estats Nähte abgehen möchte, damitt <strong>der</strong> Con-


35<br />

ventus nicht ferner Verhin<strong>der</strong>t lvürde, son<strong>der</strong>n seinen forttgangk<br />

gewinnen tönte. Worauf' S. Grcell. Sich erklehreten, daS<br />

Sie Sich gar woll erinnerten, was Wir deswegen bey Ihr<br />

für etliche wenig tagen angebracht, es were auch <strong>der</strong>gleichen<br />

schreyben abgefaßet, aber weill <strong>der</strong> Herr Grass Orenstlrtt auf<br />

<strong>der</strong> Jagt gewesen, hette es nicht können Unterschrieben werden,<br />

Vnter dessen hetten Sie bey Voriger Post an Herr Lillie-ström<br />

apart geschrieben, das <strong>der</strong> convent den 22 dieses nicht<br />

möchte behin<strong>der</strong>t werden, Vndtlase Vnß das concept des schrey«bens<br />

Vor: Worin Vnter an<strong>der</strong>n enthalten, das Sie die Herren<br />

Estats Nähte den Pommerschen Stenden proponiren möchten,<br />

Das <strong>der</strong> Kayser <strong>der</strong> Cron Schweden gantz Pommern<br />

offerirt, Vndt Versprochen, Sie dabey zu mainteniren, Vndt<br />

das solches ein Reichschluß werden solle, Vndt von den Stettden<br />

begehren, das Sie Sich darauf erklehren vndt Ihre De-putirle<br />

alhie darauf instruiren solten, Dabey Wahr auch diese<br />

Clausel angehcngt, es Consentirten die Pommersche Stände<br />

o<strong>der</strong> nicht, so würde <strong>der</strong> Tractat alhie doch Volnzogen werden.<br />

Wie Sagten das <strong>der</strong>gleichen schreyben das Werck mehr<br />

behin<strong>der</strong>n, alß bcfür<strong>der</strong>n würden, Zumahlen die Herren Estats<br />

Rehtle Sich dessen leicht missbrauchen, vndt Von den Ständen<br />

die ratification erzwingen dürfften, welches aber nicht sein<br />

müste, wo es ein über oonventus sein solle, zu dem würde<br />

darauf nicht tractirt 6s materia czuadam ïntei- coronain<br />

et 8tatus I^oiner^nige per inoduni conventionis<br />

) Son<strong>der</strong>n welche nur die Stände allein afficirte,<br />

<strong>der</strong>owegen müste man Ihnen auch die Zusammenkufft adsczus<br />

ullo impedimento Verstatten, Waß Sich die Stende erwehrten<br />

solches würde Ihnen, den Köm'gl. Herrn Legatis durch Vnß<br />

woll kundt werden, Vndc bähten in bee<strong>der</strong> Herren Legalen<br />

Nahmen ein schreyben abgehen zu lassen, das Sie den Convenlum<br />

welchen die Stände dieser Sachen halber Vnter Sich<br />

angestellet, nicht Verhin<strong>der</strong>n mögtten, Inmassen des Herrn<br />

3 5


36<br />

Grass Orenstirns Ercell. Vnß bereits auch in etwaß Vertrö-»<br />

stnttgk gerhan hette, Worauf S. Ercell. andtwortteten, das<br />

Sie bereits mitt dem Herr Grass Orenstirn geredet, Vndt promittirten<br />

das solch schreiben abgehen sollte, wie Wir aber vmb<br />

Copiam desselben bähten, Sagten S. Ercell. Sie wollen sehen,<br />

Sonsten berichteten Sie auch das Ihnen die Churfürstl.<br />

Gesandten erst halb Rügen hernacher aber gantz Rügen nebenst<br />

Bahrt, Tnbbesees, vndt an<strong>der</strong> angrenzenden Ortern gebehten,<br />

aber Sie gaben zu verstehen das solche Ortter nicht Viele trügen,<br />

Vndt das die Cron Schweden gem am O<strong>der</strong>strom mitt<br />

participiren wolte. Wir Sagten das solches <strong>der</strong> beste Ortt<br />

Landes in Polnmern wehre, Vndt die besten Städte und Aempter<br />

darin belegen wehren, S. Ereell. replicirten das die Städte<br />

Strallsundt vndt Stettin grosse Privilegia hetten, Vndt <strong>der</strong><br />

Fürst Ihrer nicht Viele zu gemessen. Rügen solte itzo laum<br />

400 Rthlr. tragen können, mitt fürwenden das hinter Pommern<br />

besser were, vndt gaben daneben zu verstehen, Weil! die<br />

Cron Schweden mitt Pohlen nicht recht Verglichen, das Sie<br />

deswegen keine ombrage geben, Son<strong>der</strong>n lieber bey Vor Pommern<br />

bleiben wolten, Worauf Wir regerirten, das zwar die<br />

Städte Ihre privilegia hetten, aber in Zeitt <strong>der</strong> nohtt konten<br />

Sie den Herrn vndt dem Lande grosse Dienste leisten, wie solches<br />

die erempla außwieseten, das aber Rügen so weinig trüge<br />

solches Verursachten die König!. Donationes, wan die Fürstl.<br />

Tischgütter wie<strong>der</strong> in Vorigen Standt gebracht würden, so<br />

würde es kein geringes sein, Was die gebottene' Oertter tragen<br />

tönten. Wie Wir auch die Copey von <strong>der</strong> Königin<br />

Schreiben an die Pommerische Estats Nähte in puncto prae^<br />

i2wi-ai-um vndt <strong>der</strong> Lonvente S. Ercell. Vorlasen vndt Vnß<br />

beschwerten, das eines Mni8tri relation von des. Herrn Reichs<br />

Cantzlers Ercell. (Welche das lao totum wie Wir gehörer in<br />

Schweden wehre) so baldt gegleübet, Vndt <strong>der</strong>gleichen Verordnung!<br />

Vngehört <strong>der</strong> Landtstände anbringen, auch etzliche


37<br />

Personen alß wan Sie ber Königin zu wle<strong>der</strong>n angeben wurden,<br />

welches ino0nv6ni6N3 Vnsers ermessens.' daher kehme^<br />

das man frembde bey-das Regiment gesehet. Äntwortteten<br />

S.'Eicell. das <strong>der</strong> Herr'Reichs Canhler nicht das s^c towm<br />

wehre,'Improbirte geleichwoll die delationes vndt ftagte wer<br />

Frantz von Pahle were,' Vndt wie <strong>der</strong> angegebenen Personen<br />

erwehnung geschehe, Worauf'Wir Ihme.bescheidt.sagten: tns<br />

Er den Könige in Schweden'etzliche Jahr nn.Kriege'gedienet,<br />

auch seine Brü<strong>der</strong> ffast alle im Ihre Köntgl. Maytr. Diensten<br />

Ver-lohren, Sonsten gedachten S. Ercell., weiter das <strong>der</strong>. Herr<br />

Z?e/chs Ca/?Mer tM seme/? So^/l ^e/? ^be/'^ ^eF^/n'WrFt'//<br />

Philip Horns geschroben, also' bas Wir abnehmen könten <strong>der</strong>selbe<br />

bev dem Herrn Reichs Canizler nicht in'gar grossen<br />

Credit sein, vndt Seiner Person halber etwas newes fürge^<br />

lauffen sein müsse., .:.' ^ '/'^ ' . .. ><br />

Den 16. October. hatt <strong>der</strong> Freyherr von Loben Mich<br />

Dr. Rungen alleine zu Sich för<strong>der</strong>n lassen, Vndt Sich zufür<strong>der</strong>st<br />

entschuldigt, das Er eben am Posttage Mich etwa<br />

verhin<strong>der</strong>te, es weren' aber etliche Sachen welche Sie Mir<br />

anzufügen für nöttig. erachtet, Vndt referirten S. Ercell. darauf<br />

das <strong>der</strong> Herr Gräff'Wittchenstein gestern bey den Herrn<br />

Grassen Or'enstirn gewesen, Vndt Vermeinet noch etwas mehres<br />

herauss zu bringen, aber <strong>der</strong> hctte nicht weiter Sich erklehrel,<br />

alß das die Cron Rügenwalde, Stolpe, Schlaw, vndt<br />

Newen Stettin biß gegen Schieffelbein veber, S. Churst.<br />

Durchl. wolten abtretten, Vor Pomlnern aber vndt das Stifft<br />

Cammin sampt dem vebrigen Theile von hinter Pommern<br />

wolten Sie behalten, Vndt wehren noch so vnbilligk dabey<br />

das S. Churfl. Durchl. solte für gaich Pommern ein äqvivälent<br />

für<strong>der</strong>n, vndt des Kaysers sambc aller Reichstende 0612<br />

auf Sich laden,- alßdann wolten Sie nach Ihrem betteben Ihm<br />

ctwaß veberlassen, welche Vnbilligkeit Gott straffen würde,<br />

Vndt weill diese Post noch bev nährendem convente nach


38<br />

Stettin kommen mochte,' begehrten S. Ercell. das Wir die<br />

Pommersche Landtstände ermahnen wolten, genugsambe Volmacht<br />

auf alle oH5U5 Vnß zuzusenden, den hernacher möchten<br />

Sie nicht wie<strong>der</strong> können zusammen kommen, welches Ich zu<br />

thuen angenommen, S. Ercell. berichteten auch das S. Churfl.<br />

Durch!, gewißlich Vnterwegens, Vndt bereits in <strong>der</strong> Graffschafft<br />

Schaumburgk angelanget, Vndt fragten abermahl ob Wir auch<br />

wurden hincmß reisen. Ich andtwortete, Wan S- Churfl. Durctzl.<br />

solches an Vnß gnedigst begehrte, das Wir alßdann kein bedencken<br />

haben würden, hettens auch vemb so viele besser bey<br />

denn Schwedischen zu entschuldigen, S. Ercell. sagten eö<br />

wehre guth, Sie wolten es mitt also dirigiren helffen.<br />

Denn 13. October haben Wir des Herr Grassen von<br />

Wittchensteins Ercell. angesprochen, Vndt weill Wir Vernommen<br />

das dieselbe S. Churfl. Durchl. entgegenfahren wolten,<br />

Ihr glück zur Reise gewünschet, Vndt. zugleich <strong>der</strong>oselben die<br />

Pommerische Sache recommendiret, das <strong>der</strong>selben privilegia<br />

bey denn Traktaten in acht genommen würden, Worauf S.<br />

Ercell. Sich bedancket, das Wir für <strong>der</strong>o abreisen Sie besuchen<br />

wollen, mitt erbieten in <strong>der</strong> Pommerschen Stende besten<br />

zu seiNs damitt Sie bei Ihren Privilegien Verbleiben möchten,<br />

Vndt wie Wir mitt weinigen erzehlten, was des Herrm Grass<br />

Orenstirns vndr Salvii Grcellv Ercell. wegen <strong>der</strong> Pommerschen<br />

Tractaten gegen Vnß erwehnet, referirten S. Ercell.<br />

Vnß hinwie<strong>der</strong> waß zwischen Ihnen Vorgelauffen nemblich<br />

das die Schwedische Herren Legati Sich verlauten lassen, das<br />

Sie S. Churfl. Durchl. von Pommern nur Stolpe, Rügenwalde,<br />

vndt.Newen Stettin abtretten wolten, Vndt hette Herr<br />

Grass Orenstirn anlaß gegeben das S. Ercell. mitt Ihm auf<br />

die Jagt reiten möchte, da Sie den gantzcn Tagt zusammen<br />

geritten, vndt von <strong>der</strong> Pommerschen Sache Vnterreduügk gehalten,<br />

es hette aber S. Ercell. Vermercket das die Schwedische<br />

herrm Legati keine Speciale Volmacht wegen Pommem


39<br />

zu tractiren hetten, Sondem Sich verlauten/lassen, waß Sie<br />

alhle tractiren würden, solches würde Ihr Königl. Maytt.<br />

woll genehmb. halten, Sonsten hette S. Ercell.'<strong>der</strong>>Herr Graff<br />

Orenstirn eine kalte Küchen folgen laßen, auch Herrn Salvimn<br />

vndt Herr Värenklauwen nach bescheiden, in meinungk<br />

S. Ercell. beim truncke zu sondireu.ob Sie noch ettvas mehr<br />

wrgen Pommern in OoinmlsZwQe hetten, Alß Sie offeriret,<br />

aber Sie hetten Sie Verfehlet, das Sie dm gantzen tagk Vngegessen<br />

geblieben, Vndt weill <strong>der</strong> Herr Grass Onnstlrn Sich<br />

nicht Weiter heraußgelassen, So hetten S. Ercell. auch, eingehalten,<br />

Sonsten hetten Sie woll biß an den Vckerstrom bieten<br />

können, Wie Wir nun sagten das mitt dem Vckerstrom,<br />

das Ampt Vckermünde vndt das frische Haff mitt wegk gehen<br />

würde, Vndt die Cron alß denn die Insel Vsedumb darzu<br />

würde haben Wollen, Antwortete S. Ercell. das Sich <strong>der</strong><br />

Herr Graff Orenstirn Vernehmen lassen, das Sie das frische<br />

Haff vndt Wollgast nicht qvitiren konten, .Weill nur <strong>der</strong> einige<br />

Orth bey Vor Pommern wehre, da Sie die Schisse, vorm<br />

Winde sicher haben könten, hette auch gesagt: Sie die Schwedische<br />

sehen nicht. warümb.S. Churf. Durchl. so hart auf dem<br />

O<strong>der</strong>strohm bestünde,. Weill Sie doch durch hinter Pommern<br />

zu Lande in Preussen kommen könnten, Vndt hette Vermeinet<br />

wan die Königin nicht mehr von Pommern haben folte alß<br />

Ihr osseriret,. so wol(e. Er <strong>der</strong> Königin rahten Ihre Satisfaction<br />

in Westphalen zu suchen. Alß auch <strong>der</strong> Herr Legatus<br />

auf <strong>der</strong> Jagt von <strong>der</strong> alliance erwehnungk gethan, Welche<br />

S. Churf. Durch!, mitt Ihnen machen müste, hetten S. Ercell.<br />

darauf geandtwortet das S. Churfl. Durchl. auf solche<br />

Weise Sich schwerlich mitt Ihnen in alliance einlassen.würden,<br />

Vndt gesagt: das die Heüraht das fundament sein müste,<br />

Wie. es aber damitt biß dato hergangen, würden S. Churfi.<br />

Durchl. dazu schlechten appetit haben, Vndt. Sich nicht lenger<br />

aufziehen liessen, Worauf Herr Graff Orenstirn gefraget, Ob


40<br />

es noch reg ìntegra wehre, Vndt zu verstehen geben, das<br />

solche heüwraht noch woll geschehen könnte, aber dabey gleichwoll<br />

bedinget das Er nichts in commiss hette. S. Ercell.<br />

aber hetten geandtwortet: Sie wüsten es nicht, dabey zu verstehen<br />

geben das S. Churf. Durch!, mitt <strong>der</strong> Hewraht lang<br />

genung aufgehalten wehre. Wie Sie nun von einan<strong>der</strong> geschieden,<br />

hetten Sie gefragt, Ob Sie dan diese schlechte resolution<br />

S. Churfl. Durch!, hinterbringen sollen, Herr Grass<br />

Orenstirn aber hette wie<strong>der</strong> gefragt, Ob Er, Hen Grass<br />

Wittchenstein für seinem Abreisen Ihme nicht noch eins zusprechen<br />

woltc. Wie aber S. Ercell. geandtworttet, Wan<br />

Sie Sich nicht besser erklehren wollen, das es woll nicht geschehen<br />

würde, hetten Sie gleichwol! noch den seci-Gtaliuin<br />

IiSA2tl0ni5 des folgenden Tages zu Ihnen geschicket.<br />

Den 19. Octob. Sein beide Churf. Herren Gesandten alß<br />

des Herrn Grassen von Wittchensteins vndr Herr Lodens Er^<br />

cell. S. Churf. Durchl. biß Bielefelds entgegen gefahren.<br />

Loäem 6i6 haben Wir den Hessen Casselschen Gesandten<br />

Hrn. Reinholt Sckeffern besuchet, Vndt demselben <strong>der</strong> Pommersche<br />

Stände Sachen in Punct» I^rivIleAioiiini et libkrtatis re-»<br />

commendiret, Vndt daneben gebehten weill man von <strong>der</strong> Schwedischen<br />

Satisfaction anfinge zu reden, Sich die Pommersche<br />

Stände darin lassen befohlen zu sein, auch wie es darümb be-<br />

^ wandt, Vnß Vertrawlich part zugeben. Worauf Er Sich <strong>der</strong><br />

Visite bedanckte, auch zu möglicher befür<strong>der</strong>ung erboth, Mitt<br />

den Friedens tractaten aber Vermeinte <strong>der</strong> Herr Gesandter, da5<br />

es so wun<strong>der</strong>lich liesse, das man schwerlich mitt bestände auff<br />

dem Wercke kommen würde. Wofern nicht die Evangelische<br />

Stende die dritte Parthey machten, Derowegen redete man<br />

auch woll in. geheimb von einem foeäere, theils aber wehren<br />

nicht gross dazu geneigt. Mitt dem Satisfactionpuncte aber<br />

were es also beschaffen, das man S. Lhurf. Vurchk wie<strong>der</strong>um^<br />

Hoffnung, zum Schwedischen Matrimonio machete, Vndt Er


also hoffte man wurde^Sich auch wegen Pommern Verglei-<br />

chen, die Schweden wolten zwar haben das S. Churfi. Durchl.<br />

Ihnen ein aeqvivalent dafür schaffen sotten, aber Sie weren<br />

solches zu thuen nicht schüldigk, Vndt würden es auch nicht<br />

thuen, Die Residentz Stadt Stettin tönte Er auch nicht-woll<br />

lassen, Wegen des O<strong>der</strong>strombs müste man Sich Vergleichen^<br />

das darauf die fteye Navigation vndt Commertia blieben, den<br />

die Hollän<strong>der</strong> liessen Sich Vernehmen Sie würden es sonst<br />

beteten, Welches Wordt Viele in Sich hette, Vndt erzehlte<br />

darauf <strong>der</strong> Gesandter elne Histori das Pfaltz Neüburgck vor<br />

eßlichen Jahren mitt den Herren Staaden auch wegen einer<br />

guarnison tractiret, die hetten Seinen Gesanten zur andtwortt<br />

geben, man müste die guarnison wegnehmen o<strong>der</strong> Sie wurdett<br />

es beteten, <strong>der</strong>Newburgischer Gesandter aber hette das Wordt,<br />

beletten, nichr verstanden, Vndt die guarnison liegen lassen,<br />

Worauf Sie zu gefahren, vndt Ihnen die Hälse entzwey'ge-<br />

schlagen. Sonsten were ein Gesandter zu Münster <strong>der</strong>-hett<br />

den Herren Staadischcn Gesandten den Odcrstrom sc» impri-<br />

miret, das Sie höher darauf hielten alß auf die Preussische<br />

Hassen, vndt würden nicht gerne zugeben, das die Schweden<br />

demselben bekehmen, die Herren Staaden hetten Sich zur in-<br />

terposition offeriret, aber die Schweden wolten Sie dabey nicht<br />

haben, Vndt carresstrten Sie immittelst, Vndt wahr <strong>der</strong> Herr<br />

Gesandter <strong>der</strong> Meinung?, wan die Hollan<strong>der</strong> mitt Hispanien<br />

den Frieden schlössen, dürffte es noch an<strong>der</strong>s lauffen. Wegen<br />

<strong>der</strong> guarnisca aber hette Er gerahten, die Schweden sotten es<br />

mltt Je<strong>der</strong>mann, Vndt son<strong>der</strong>lich den Ponimerischen Ständen<br />

'also machen, das Sie <strong>der</strong>selben im Lande nicht bedürfften.<br />

Die Licenten aber würde das Reich Schwerlich Verwilligen,<br />

Vndt hetten die Fürstliche Vraunschwcigksche Gesandten da-<br />

wie<strong>der</strong> so außführlich bey den Schweden geredet, das es die<br />

Vrandenburgische o<strong>der</strong> sonst Iemandt nicht besser machen kön-<br />

nen, Sonsten Vermeinte auch <strong>der</strong> Herr Gesandter, wan die


42<br />

Hollan<strong>der</strong> den Frieden mitt Hispanien Schlossen, das alßdann<br />

Sie Sich woll in das Teutsche Wesen mischen dürfflen, wodurch<br />

aber <strong>der</strong> Friede in Teülschlandt würde aufgehalten werden,<br />

Herowegen Er gerahten, Das <strong>der</strong> Evangelischen Reichstende<br />

Gesandten, die Holländische Ambassadeurs ansprechen<br />

möchten Ihren Friedenschl^ß so lange zu su^pendiren, biß<br />

man im Reich mitt den Catholifchen auch zum Schlüsse kommen<br />

könte, es wollen aber die an<strong>der</strong>n Herren Gesandten mitt<br />

Ihm nicht vebereinstimmen, mitt fürgeben, das es nicht helffen<br />

würde, vndt zu dem kenneten Sie die Hollän<strong>der</strong> nicht.<br />

Er Vermeinte aber die Hollän<strong>der</strong> würden es für eine Ehre<br />

halten, wan man Sie <strong>der</strong>gestalt begrussete, Solisten dürssten Sie<br />

nach getroffenen Ihren Friede sagen. Warümb die Evangelische<br />

im Reiche nicht zuvor gesprochen hetten. Es gab auch<br />

<strong>der</strong> Herr Gesandter so viele zu verstehen, alß wann die Chur<br />

Nrandenburgische Herren Abgesandten in Ihren relgtionibug<br />

nicht allerdings vebereinstimmeten, Welches daher rührete, das<br />

Sie bey den Schwedischen die Visiten nicht ingesambt, son<strong>der</strong>n<br />

abson<strong>der</strong>lich anstelleten, dahero diverse relaliones erfolgen<br />

musten, weill die Schwedische Legati einem dieses, dem an<strong>der</strong>n<br />

an<strong>der</strong>s sagten.<br />

Den 20. Octob. bin Ich vr. Runge bey dem Lübeckschen<br />

Herrn Gesandten Dr. Glorin gewesen, Vndt Mich erkundigt<br />

wie es vemb die Tractaten stünde, worauff er berichtet, das<br />

die Hollän<strong>der</strong> mitt den Hispaniern fast einigt wehren, Vndt<br />

die Frantzosen zum Schluß mit Hispanien auch sehr eyleten,<br />

dagegen stünde <strong>der</strong> Teutsche Friede noch dah.in, Vndt würde<br />

mitt <strong>der</strong> Satisfaction <strong>der</strong> Cron Schweden remorirel, Herr<br />

Salvius wolle nach Münster davon er publice außgebe, es geschehe<br />

den punctum Aravammum zu befür<strong>der</strong>n, re vera aber,<br />

Wehre seine Intention Hollandt vndt Franckreich dahin zu<br />

disponiren, das Sie nicht ehe zum schluß schritten, bis die<br />

Vron Schweden Ihre Satisfaction erlanget, Vndt wie Ich


43<br />

gcfragtt; ob man nicht ein mehnre Nachricht hette, das die<br />

Schwedische die präsidia vndt Licetten-abschaffen wollen: Sagte<br />

Er Nein. Sie wehren harte Leüb, jedoch hoffte Er die Reichs-<br />

st.ende würden Sich des Wercks mitt annehmen, Vndt wehre<br />

Zeitt.daS ann allen Ortten'es Hnterbauwet wurde, Worauf<br />

Ich bäht, Er wolte <strong>der</strong> Pommerschen Stende w.ollfahrtt Sich<br />

laßen recommendirt sein, Vornehmlich weill die Pommersche<br />

Städte alß Anseeische Vundts Verwandten.-Sich darauf Ver-<br />

liessen, die Löbl. Stadt Lübevt vürde vi c^irSctorü ansoIticl<br />

Ihre bestes ann allen Orthen vidt Son<strong>der</strong>lich bey den Kay-<br />

serl. zu welchen Wir noch nii)t kommen tönten beför<strong>der</strong>n.<br />

Welches Er Verheiffen, mitt errieten Mir weiter waß passirte<br />

zu Comlnuuiciren, . ,.' . . / . - '<br />

Den 22. Octob.. .Sein Salvii Ercell. nach Münster Ver-<br />

reiset. . ' .<br />

. / Dm 24. Octob. Sein die Herren Chur Vranbenburgische<br />

Gesandten von Vielfeldt wi<strong>der</strong> zurücke kommen.<br />

. Noäein 6ie hatt Her-r I>. Glorin Mich Dr. Rungen<br />

wie<strong>der</strong> besuchet, Vndt referirt, das Er Sie<strong>der</strong> dem das Ich<br />

Jüngst bei Ihme gewesen, Er sehr Sorgfältig gewesen, 1)<br />

Wegen <strong>der</strong> universal Trattate: 2) Wegen <strong>der</strong> Schwedischen<br />

Satisfaction, Vndt hette Er vm ^en Hessischen vndt Wesem-<br />

dec Verstanden das die Hollär<strong>der</strong> vndt Franzosen nach den<br />

Teutschen Frieden nicht warttet wollen, Vornemblich weill die<br />

Schweden den Frieden- so lang Verzögerten, Vndt wehre Herr<br />

Salvius gestern nach Münster Verreiset, solche intention .zu<br />

verhin<strong>der</strong>n, Würde Er nun solches erhalten, so wehre es gut<br />

vndt würde man Ihre Saticfaction für die handt nehmen,<br />

Wo aber nicht würde, Herr Gnff Orenstirn folgen, Vndt die<br />

Frantzosen^ndt Schweden Sicl mitt dem Kayserl. Vergleichen,<br />

Es möchte <strong>der</strong> Churfürst itzo woll seine Sache in acht neh-<br />

men, weil Er in <strong>der</strong> nähe wehie, So viele hette Er auch woll<br />

Verstanden, Wofern Vor Pomnern nicht gantz wegk ginge,


würde doch <strong>der</strong> grosse theill davon im Lausse bleiben, vndt das<strong>der</strong><br />

O<strong>der</strong>stromb die grösto tifficultät machen würde, wie es<<br />

nun ablieffe hette man zu oamehmen, Inmittelst bäht (3r Ich<br />

möchte Ihme ins künfftige c,mmunicireu wie weit Sich Chur<br />

Vrandenburgk wegen Pommam einliesse welches Ich zu thuen<br />

promittiret, Vndt gebehten, 3r <strong>der</strong> Herr Abgesandter möchte<br />

Sich <strong>der</strong> Pommerischen Stacke vndt Städte desi<strong>der</strong>ia, Inson<strong>der</strong>heitt<br />

wegen <strong>der</strong> Präsidien vndt Licenttn aufs beste lassen<br />

recommendiret sein. . .<br />

Voäein 616 Sein die Herren Strallsundische Abgeordnete<br />

bey Mir Dr. Rungen gewesn, vndt referiret das Sie gestem<br />

bey des Herr Grass Orenstiris Ercellenz audientz gehabt, vndt<br />

Ihre Stadt recommendiret, tu S. Ercell. erwehnet das Sie<br />

Vollmacht hetten mitt Ihr L)urfl. Dürchl. zu Vrandenburgk<br />

wegen Pommern zu tractiren. Es wehren aber theils Evangelische<br />

Stände zu Ihr gekomnen, vndt dissvadir^ Sich mitt<br />

Chur Vrandenb. in keine partcular tractaten einzulassen, dett<br />

es wehre nicht nützlich vndt nicht nöhtig: Nützlich were es<br />

nicht dett es möchten die uni^rsaltractaten dadurch remoriret<br />

werden: Nötig wehre es auch nicht, dän Wan Sie Pommern<br />

von Kayser vndt dem Reich kkehmen, so wehre die Crou doch<br />

gesichert, Wie aber die Strahsundische. Neputirte dawi<strong>der</strong> d'e><br />

monstriret, das solches nicht ter Rechte Wegk eitten bestendigen<br />

Frieden zu erlangen wehn, die Reichstende'auch Vor diesen<br />

an<strong>der</strong>er Meinung? gewesen Vndt gebehten Ihnen dieselbe<br />

wer Sie weren im Vertrauwer zu offenbahren'hetten S: Ev*<br />

cell. zu verstehen geben das es die Lüneburgische vndt Altenburgische<br />

Gesandten wehren, wiche es dlss'-mdirtm," Sie aber<br />

wollen Witt den Churst. doch tractiren,' Sarnach'hetten S^<br />

Ercell. einen discours angefanzen, Vndt.geftag^-ivast Ihnen<br />

deucht^ Ob Pommern woll kmte dividiret werdest,-vudr wie<br />

es Sich schicken würde, Wal <strong>der</strong> Churfürst Stettin, Vndt<br />

Sie Wollgast haben würden, Darauf Sie geandNvortet, Wän


Sie alß getxewe Patrioten reden soten, were es besser das das<br />

Landt Vngetheilft bliebe, Worauf C. Ercell. gesagt: Es were<br />

besser das Sie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Churfürst


konte detorqvirl werden, mitt welchem man noch<br />

in <strong>der</strong> Pflicht Vermittelst )er Erbverträge Stunde, 3) Möchten<br />

Wir darüber in Angelegenheit gerahten wan es Nlectoi-em<br />

etwa offendlrte, beten deswegen Sie wölten S. Ercell. dem<br />

Herren Grass Orenstirn iur zur andtwortt bringen, das Wir<br />

Vnß darauß entschuldigter, das Wir auf den Casum nicht insiruiret,<br />

Son<strong>der</strong>n wan S. Ercell. den Pommerschen Stenden die<br />

Zusammenkunfft zeitiger Verstattet hette, das Wir alßdann auch<br />

darüber resolution schon hcben mögen, Wormit Sie abgeschieden.<br />

Noäeiu 6!o Haben Wir den Straßburgischen Herrn Gesandten<br />

O. Marx Otten angesprochen wegen S. F. Gnad.<br />

des Hertzogk von Croy: Da dann Inciäenter Vorsiehle das<br />

die Schwedische Plenipotmtiarii die Friedenstractaten aufhielten<br />

nachdem Ihr Satisfcction Punct nicht richtig wurde, alß<br />

Wir nun sagten, das die Herren Churst. Vrandenb. Gesandten<br />

von S. Churf. Durch!. Volmacht hetten, Wegen Pommern<br />

mitt den Schwedischen Herren Legatis zu Tractiren, Wir<br />

hetten aber daneben Vernommen, das etlicher Reichstende Gesandten<br />

beym Herr Grass Orenstirn gewesen, welche die Trachten<br />

mitt S. Churf. Durchl. dissvadirt hetten, andtwortette<br />

<strong>der</strong> Herr Gesandter das man noch niemahlen im Reichs Naht<br />

so viele Vernehmen können, das die Chur Vrandenb. gesaget,<br />

das wollen S. Churf. Durchl. <strong>der</strong> Cron von Pommern Friedens<br />

halber veberlassen, das aber etzlich Gesandten die Tractaten<br />

mit S. Churf. Durchl. sotten difsuadirt haben, davon<br />

wüste Er nichts, Vndt würden Sie dessen von an<strong>der</strong>n lein<br />

befehl haben, Wir Sagten, das Wir nicht an<strong>der</strong>s Wüsten alß<br />

das Herr Wesembec von <strong>der</strong> offerte schon relation im Reichs<br />

Rahtt gethan, den die Herren Chur Vrandenburgische Gesandten<br />

auf S. Churf. Durchl. vnds <strong>der</strong> Pommerschen Stände<br />

ratification schon das Fürstenthumb Rügen, nebenst an<strong>der</strong>n<br />

Städten vndt Aemptern den Königl. Schwedischen Herren Gesandten<br />

gegen ein aeqvivalent gebotten, es wolle aber von den


47<br />

Schwedischen nicht acceptiret werden, Wir recommendirten hie-<br />

bey nochmahlen <strong>der</strong> Pommerschen Stende vebergebenen articu-<br />

culum, mitt bitte Seines theils zu befür<strong>der</strong>n helffen das <strong>der</strong>-<br />

selbe dem artìoulo I>acÌ5 inserirct werden mögtte, Worauf<br />

<strong>der</strong> Herr Abgesandter sagte das Vnser suchen zwar billig wehre<br />

wans nur die Schweden zulassen vndt es in instrumentum<br />

setzen wollen, Es erwehnte auch <strong>der</strong> Herr Gesandter oditer,<br />

das Er gehört, das Herzogt Christian Ludowich von Vraun-<br />

schweigk dem Churfürsten von Vrandenburgk 1000 Mann vndt<br />

etzliche Stücke gegen Versetzung eines Ortts Landes, veber-<br />

lassen hette, Wir sagten, das Wir nichts davon gehöret, hiel-<br />

ten auch das nichts daran wehre.<br />

Den 26. October ließ des Herr Grassen Wittchensteins<br />

ErceN. Vnß des Morgens vemb 8 Vhr zu Sich erfür<strong>der</strong>n,<br />

vndt dabey anmelden, das Sie noch für abgehen<strong>der</strong> Ihrer<br />

Post nohttwcndigk zu sprechen hetten, Wie Wir Vnß nun<br />

darauf gebührend eingestellet, referirten S. Ercell. das Sie<br />

gestern beym Herr Grass Orcnstirn gewesen, Vndl die Chur-<br />

fürst!. Volmacht ve<strong>der</strong> die Tractalen milt Pommern Ihme<br />

Vorgezeiget, Weill Sie aber leicht ermessen können, das <strong>der</strong><br />

Herr Grass Sich darüber würde entrüsten, herten Sie Ihme<br />

Vorhero durch den Hessischen Gesandten Reinholt Schaffern<br />

von den (Contenti.? etwaß part geben lassen. Wie nun Vor<br />

Hochgcmclter Herr Grass die Volmacht durch gelesen vndt ge-<br />

sehen, das Sie nur auf ein theill von Vor Pommern gerich-<br />

tet, hette Er alßfortt gesagt: Das solche mrgendts zu nutze<br />

wehre, Vndt tönte Er darauf nicht tractiren, es wehre Ihme<br />

doch von Evangelischen Slenden wi<strong>der</strong>rahten, mitt S. Churst.<br />

Durch!. Sich in Tractaten einzulassen, So hetten auch, die<br />

Pommersche Stende Sich resolvirt, das Sie Sich nicht divi-<br />

diren lassen wollen, Son<strong>der</strong>n das Landt müste beysammen blei-<br />

ben, <strong>der</strong>owegen wolle Er hiermit den Trattaten renunciert<br />

haben, Vndt Sich auf den Wagen setzen und Nach Münster


fahren, Vndt mitt dm Kayserl. Sich Vergleichen, Worauf<br />

S. Ercell. geantwortet Sie glaubten nicht das die Evangelische<br />

<strong>der</strong>gleichen rahttschlege gegeben hetten, o<strong>der</strong> auch geben<br />

konten, Imglcichcn das <strong>der</strong> Pommerschen Stende abgeordnete<br />

die Division sollen wi<strong>der</strong>sprochen haben, es möchten etwa die<br />

Stralsundensis gethan haben, Worauf Herr Grass Orenstirn<br />

geantwortet: Die Altenburgische Weimarische Gesanten vndt<br />

Lampadius hetten es diffvadirt, vndt nicht alleine <strong>der</strong> Stadt<br />

Strahlsundt son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Pommersche Stände Abgeordnete<br />

hetten gesagt: die Stende wolten Sich nicht trennen lassen,<br />

Vnvt were starck dabey geblieben, das Er die Tractaten<br />

hiemitt absagte, vndt nach Münster Reisen wolte mitt den<br />

Kayserl. daselbst zu tractiren. Worauf S. Ercell. entlich gesagt:<br />

Wan Ihre Volmacht nicht wolte angenommen werden,<br />

müsten Sie es geschehen lassett, Weill Ihr aber dieses Vnvormuthlich<br />

Vorgekommen, hetten S. Ercell. Vnß erst darüber<br />

hören wollen, ehe Sie an Ihr Churfi. Durchl. desfals etwas<br />

referirten. Hierauf gaben Wir zur andtwortt: Das Wir<br />

nichr gerne Vernehmen das von den Herrn Grassen Orenstirn<br />

die Churf. Volmacht nicht angenommen, Vndt die Tractaten<br />

ganh ab gesaget worden, vndt das man Vnß dabey mitt eingemischet,<br />

Vndt zum behelff angezogen, Ob hettcn Wir die<br />

division <strong>der</strong> Pommerschen Lande wi<strong>der</strong>sprochen, Vndt gesagt,<br />

die Landtstände wollen Sich nicht trennen lassen, Wir thetten<br />

Vnß dieser gnedigen Communication halber vndt son<strong>der</strong>lich das<br />

Sie nobis inauditiZ nichts an S. Churfi. Durchl. zu Brandenb.<br />

referiren wollen, bedancken, Vndt sagten, daß Wir Vnß<br />

in Vnsern Gewißen Versichert befunden, das ein solcher Vortrag!<br />

von, Vnß an die Schwedische niehmahlen gebracht, Wir<br />

wehren auch in 14 tagen bey des Herr Graff Orenstirns Ercell.<br />

nichr gewesen, aber durch die Stralsundische. Deputirte<br />

hetten S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Graff Orenstirn Vnß Zumuthen<br />

lassen, Sie polten mitt Vnß reden, daß Wir Vnß angeben


vndt die division des'Landes 'wie<strong>der</strong>sprechen^'möchten. Welchen<br />

Wir aber zur andtwort'gegeben, daß Wir solches nicht thuen'<br />

konten, weill Wir auf den ognuni noch nicht Instruiret, Vndt<br />

bähten Wir S. Ercell. mochte die Stralsundische Abgeordnete<br />

in Vnser präsentz zu Sich erfor<strong>der</strong>n lassen, damiti Sie referirten,'<br />

waS ^erschienenen Freytage vndt gestern zwischen ^Ihnen'<br />

Herr Grass Orenstirn, Vndt Ihnen, dseser'VächeitHälber'<br />

Vorgelauffen. Welches auch geschach/inmittelst über ehe Sie<br />

lahmen, bathen Wir, S. Ercell. mochte'Iemändt an Herr<br />

Grass Orenstirn ' senden vemb'zu vernehmen, zu welcher Zeitt<br />

von Vnß die divlsion wie<strong>der</strong>sprochen, so tönte man auf bett<br />

Rechten grundt kommen, Worauf Santen S. (krcell. den<br />

Herrn 8ecretariuln Chemnitz atßforth hin, Vndt liessen bittett/<br />

Weill S. E. Ihr Churfl. Dübchl. von dem Iehnigen waß gestern<br />

passiret referiren müsten, So möchte Herr Grass Oren^<br />

siirn Ihr Unbeschwert part geben, zu welcher Zeit von dett<br />

Pommerschett Depütlrten die divisiott wie<strong>der</strong>sprochen, Vnterdes-sen<br />

lahmen die Stralsundischen) vndt referirten Köeliter waß<br />

zwischen dem Herr Grass'Orenstim vndt Ihnen Vorgängen,<br />

Vndt das Wir'Vnß'zu ckeiner Contradiction Verstehen wollen,<br />

Son<strong>der</strong>n mitt dem'^esectu- wanä^ti Vnß' entschuldigt. Vndd<br />

berichteten weites "das^ Herr-Grass Orenstirtt Verschieden Freytagk<br />

gcsaget, Wofern Ihr Churst. Durchl. zu Brandenburg<br />

Ihnen gantz Pommern nicht'lassen würde, So wolten Sie<br />

nichts davon haben, Son<strong>der</strong>n Nissmar an <strong>der</strong> Ostsee behalten,<br />

Vndt Ihre Satisfaktion in Westphalen nehmen. Gestern'aber<br />

Ehe die Chur Vrandenburgische Gesandten gekommen, hette<br />

Er gesagt, das Sie dem Churfürsten hinter Pommern woll<br />

abtretten wollen, aber das Stlfft Cammill nebenst <strong>der</strong> Stadt<br />

Stettin müsten Sle' dazu behalten, wie aber die Herren Chur<br />

Vründenb. wi<strong>der</strong> wt'gk'gefahren, wehre <strong>der</strong> Herr Grass Oi'ensiirn<br />

wie<strong>der</strong> zu Ihnen hitttingekömmen, Vndt gesagt! Erwehre<br />

sehr perpler, die Churfi. Volmacht deuchte nicht, Vndt dabey<br />

4


Vn<strong>der</strong>schienemahl. .re^etlrt dle^


Er solch fürgebm die Pommersche Lande ganh Zu behalten<br />

zu seinem Vortheill anzöge.<br />

Den 27. Octob. habe Ich Marr von Ecksiede den Lübeckschen<br />

Gesandten Herr Dr. Glonn besuchet, welcher Mir berichtet<br />

das Er selbigen tages bey dem henn Legato Orenstirn<br />

gewesen, vndt von S. Ercell. Vernommen das Sie mitt <strong>der</strong><br />

Vrandenburgischen Volmacht nicht einigt weren, Weill darin<br />

enthalten das die Vrandenburgische Gesandten veber ein stück<br />

von Vor Pommern mitt den Schwedischen Legaten handeln<br />

sotten, <strong>der</strong> Churfürst wolte den O<strong>der</strong>strom behalten, vndt Sie<br />

wollen Ihn nicht qvitiren. Es hette solches <strong>der</strong> Herr Orenstirn<br />

an Herrn Salvimn gelangen lassen Vndt Stünde darauf<br />

das S..Ercell. selber nach Münster Reisen würde, <strong>der</strong> Lübeck-»<br />

scher Gesandter hette darauf geandtworttet, Weill <strong>der</strong> Churfürst<br />

auf <strong>der</strong> nehe wehre, könte die Volmacht baldt geen<strong>der</strong>t<br />

werden, Er <strong>der</strong> Herr Abgesandter aber möchte wünschen, das<br />

die Schwedische Satisfaction auß den Catholischen Orttern<br />

gefür<strong>der</strong>t würde, so wehre <strong>der</strong> Streitt mitt dem Churhause<br />

Brandenburg gehoben, <strong>der</strong> Herr Salvius hette gefragt wor<br />

die Oerther wehren, darauf Er geantwortet: Hier da Wir<br />

sein vndt an<strong>der</strong>e Mehr, worauf Herr Salvius replicirt, wan<br />

Sie Pommern behielten konten <strong>der</strong> Churfürst solche Oertther<br />

wie<strong>der</strong>nehmcn, Wie auch Er <strong>der</strong> Herr Abgesandter zu befürdenmgk<br />

<strong>der</strong> Evangelischen Sache von <strong>der</strong> Schwedischen Hewraht<br />

erwehnung gethan, hette Herr Graff Oreustirn darauf geandtworttet:<br />

<strong>der</strong> Schwedische Estat liesse solches wegen diversità<br />

<strong>der</strong> Religion nicht zu. Worauf <strong>der</strong> Lübeckscher Herr<br />

Abgesandter wie<strong>der</strong> gesagtt: <strong>der</strong> Churfürst bekennete Sich auch<br />

zu Augsburgischer Confession, Vndt ginge so baldt in eine Lutherische<br />

o<strong>der</strong> reformirte Kirche, Vndt könte S. Churf. Durch!,<br />

nach dem Erempel Henrici 4. Vieleicht die Religion en<strong>der</strong>n,<br />

wan die Hewraht gemacht würde, darauf hette <strong>der</strong> Herr Graff<br />

gesaget: das were etwaß, aber dabey gedacht, das man die<br />

4"


52<br />

Heüraht mitt den Holländischen Frewlein fast für Richtig?<br />

hielte, sonsten War er in <strong>der</strong> Meynung?, wan Herr Grass<br />

Orenstirn nach Münster Reisete, das alda von <strong>der</strong> Satisfaction<br />

etwaß Vorlaufen würde, Nerowegen Wir auch Woll<br />

würden hinveber reisen muffen, Wegen abhandlung <strong>der</strong> Frava^<br />

nlinum reiseten <strong>der</strong> Evangelischen Stände Gesandten auch dahin,<br />

Vndt sollen Sich die Holländische Gesandten erbotten haben,<br />

Zu befürden das <strong>der</strong> pnnotng ßravaininum inter status<br />

zur richtigkeit kehme, welches die Schweden Vielleicht nicht<br />

gerne sehen würden, Wie woll die Hollän<strong>der</strong> Ihre glaubensgenoffen<br />

Stadtlich mitt beobachten würden, die Schwedische<br />

Herren Legaten hetten in Ihrer Proposition für die Reformirten<br />

doch genugsamb vigilirt, bey dem puncto ^i-avaminum<br />

würde sonften die quaestion Vorlauffen, Ob man wegen <strong>der</strong> Bohemen<br />

vndt <strong>der</strong> Kayserl. Erblän<strong>der</strong> lenger Krieg führen vndt<br />

diese Tractaten aufhalten folte, damitt Ihnen <strong>der</strong> Kayser das<br />

freye exei-citium ^.elizionis Verwillige, Da den etzliche <strong>der</strong><br />

Meinung? wehren, c^vogä 51c. Worunter Lampadius mitt<br />

wehre, welcher itzo das Votum von Kahlenberge alleine nuhr<br />

führete, Es berichtete auch <strong>der</strong> Herr Abgesandter das Er woll<br />

so viele Vernommen, das Sich die Strahlsundischen so nicht<br />

wollen weg? geben lassen, wie man woll Vermeinete.<br />

Den 28. October berichtete <strong>der</strong> Vlmischer Abgesandter<br />

Herr I)r. Sebastianus Otto Mir v. Rungen in <strong>der</strong> Kirchen,<br />

das Er mitt bestürtzungk Vernommen, das die Herren Schweden<br />

die Churfürst!. Vrandenburgische Volmacht nicht annehmen<br />

wollen, darümb das Sie nur auf ein stück von Pommern<br />

gerichtet, den Er hette es von einem <strong>der</strong> das Köm'gl. Schwedische<br />

schreyben gelesen, darin die Königin den hiesigen Herren<br />

Legatis anbefohlen, Weill Ihr Königl. Maytt. nicht gemeiner,<br />

den Churfürsten alß Ihren negsten Vlut Freündt zu vnterdrücken,<br />

Son<strong>der</strong>n Viele mehr Ihn vndt sein hauß zu aufnehmen<br />

zu befür<strong>der</strong>n, das Sie solten vmb ein stück von Pommern


53<br />

handeln, Vndt sehen das Sie noch ein Pax SMer zu<br />

men vndt Pyrden zu halten bekehmen^ vndt dann noch etwa<br />

25 Tonnen Goldes vom ganzen Reich zu Contentirungk <strong>der</strong><br />

Soldatesque behandeln, vndt damitt Friedlich sein, Vndt wie<br />

Ich Ihme erzehlte,.das die Lüneburgische, AltenbArgische vndt<br />

Weymarische Gesandten wie<strong>der</strong>rahten haben sollten Sich mitt<br />

dem Churfürsten zu vertragen, wolte es <strong>der</strong> Abgesandter von<br />

Lampadio nicht glauben, den <strong>der</strong> hette den Schweden ein außführlich<br />

consilium, gestellet, et inultis pi-ae^nIntiLLiinisquS rationibus<br />

behauptet, das die Cron Schweden von gantz Pommern<br />

abstehen möchte, darauf wehre auch diese Miltere Resolution<br />

erfolget, Vndt die Cron Sich auf halb Pommern erkläret.<br />

Noäem dio lìnita conciono sein Wir zu Herrn Mcsembecio<br />

gangen, Vndt haben gebehten vnß zu communiciren waß<br />

in <strong>der</strong> Pommerschen Sache weiter Vorgelauffen, <strong>der</strong> Vnß berichtet,<br />

das Sie noch'diesen tagk würden nach Lcngerich fahren<br />

mitt Ihren Münsterschen Herrn Collegen weill das Werck<br />

so wie<strong>der</strong>lich liesse Sich zu besprechen, Vndt einer Meinungk<br />

zu vergleichen, Vndt hette er seine gedancken Vnß in 3 Haupt<br />

fragen muffen aufsetzen, alß 1) Ob S. Churf. Durchl. zu<br />

rahten die extrema zu ergreiffen, Vndt es auf einen Kriegt<br />

ankommen zu lassen? Da Er concludirte huo6 non. Wie den<br />

etwa die Volmacht zu en<strong>der</strong>n, Weill die Schweden die Wordt<br />

ein Stück von Pommern nicht darin leiden wollen, Son<strong>der</strong>n<br />

dieselbe solle In6o6nit6 et Fim^licltei' auf Pommern gerichtet<br />

sein? Darauf Vermeinte Er, Wan die Volmacht also eingerichtet<br />

würde, das S. Churf. Durchl. alß dan nicht gesichert,<br />

das die Schweden, wie<strong>der</strong> möchten von Pommern etwas abtretten,<br />

Son<strong>der</strong>n Sie möchten es gatch behalten, Vndt S.<br />

Churf. Durchl. ein aeqvivalent obtrudiren wollen. Schlug<br />

<strong>der</strong>halbett in seinem bedencken solches zu verhüten diese beede<br />

für 1) das solche Volmacht auf Ihre gemessene in- '


54<br />

struction restringi^ würde. 2. Das 8voci einm reverß von<br />

Sich geben auf gantz Pommern nicht zu bestehen, 8veci begehrten<br />

auch eine abson<strong>der</strong>liche Volmacht das die Herren Chur<br />

Brandend, mitt Ihnen ein ioe6u3 zu schliessen bemechtigt sein<br />

solten. Welches Er Vermeinte das es alßdan woll geschehen<br />

tonte, Wan die Tractaten wegen Pommern also liessen, das<br />

S. Churfi. Durchl. Sich <strong>der</strong>en zu erfrewen hettcn, auch gleichwoll<br />

Ihr Churfi. Durchl. mitt dem Kayser vndt Könige von<br />

Pohlen darüber nicht in einen Krieg! Verwickelt würde, dabey<br />

Gr berichtete, das gleich itzo <strong>der</strong> Herr Grass von Wittchensiein<br />

vom Herrn Grass Orenstirn gekommen, vndt referiret,<br />

das Er denselben sehr perpler befunden, Vndt Er selber von<br />

dieser materi wi<strong>der</strong> zu reden angefangen, Vndt erinnert zu befür<strong>der</strong>n<br />

1. das die Volmacht geen<strong>der</strong>t 2. Vndt ein loeäu8<br />

möchte getroffen werden, Vndt hette Hoffnung! gemacht das<br />

Ihnen mehr am soeäei-e, alß an Pommern gelegen, 3. Hueztio<br />

seines bedenckens war wie die Tractaten wegen Pommern<br />

zu S. Churfi. Durchl. besten zu incaminiren? Die zwar noch<br />

nicht zu Papir gebracht) aber des Herrn Abgesandten Meinung<br />

war diese, man mochte Vnß alß <strong>der</strong> Pommerschen Stände<br />

Deputirte erst darüber hören, auch nichts ohne Vnserm beysein<br />

hauptsächliches mitt den Schweden Tractiren. Die Schwedische<br />

Herren Legati wolten Zwar das man ann Churfi. Seite<br />

folte Pommern ästimiren, Waß S. Churfi. Durchl. dagegen<br />

haben wolten, aber erhielte es nicht tutum, Weil! man gantz<br />

nicht Versichert, das Sie alßdann von Pommern wie<strong>der</strong> waß<br />

abtretten würden, Es wehre den das Sie, wie oben gemeldt,<br />

einen reverß von Sich geben, Vndt blieb <strong>der</strong> Herr Abgesanter<br />

dabey, Weill es Landt vndt Leute betrüffe das man ohn Vnser<br />

Vorbewust vndt einrahten darin nichts Vornehmen folte,<br />

Wir bedanckten Vnß dieser communication halber, Vndt bähten<br />

bey solcher guten meinungk zu verbleiben, zu mahlen die Pommersche<br />

Stände also Verprivilegirt das ein Hertzogk von Pom-


mern ft weinigk in puncto XliSNItiomZ alß loeäeris ohne<br />

<strong>der</strong> Stende einrahten vndt bewilligungk nichts handeln 'o<strong>der</strong><br />

Schliessen könten^ Welches <strong>der</strong> Herr Abgesandter 'nicht Vnbillig<br />

zu seineraichtete. ' ' ^<br />

Von" bannen sein Wir zum Herrn! 'von Loben ' gegangen,<br />

vndt S. Ercell. ^ glück zu Ihrer Reise gewünschet, daneben<br />

haben S. Ercell. auch refetiret, das'Herr 'Grass'Orenstirn<br />

wie<strong>der</strong>ümb gute hoffnungk wegen <strong>der</strong> Poülwei'schön'Tractatett<br />

machte, Vndt mehrentheils auf ein foeäuz^ieMte,.Entschuldigten<br />

dabey weill Sie itz0' nur mitt den pralsminaribus 'be^<br />

schefftigt^ das mitt 'Vnß noch nicht comckuMre^worden/^e^<br />

'richteten sonst eben das wegen <strong>der</strong> VölmcM'waß Herr Wesembecius.<br />

Wir Sagtten, das Wir noch höffnüngk heilen,<br />

das es mitt Pommertt in dem Alten'Stande nach eitthalt" <strong>der</strong><br />

Grbeinigungk Verpleibin" würde, auß folgeilden ^ntotiven^' 1'.<br />

Das S. Excell. <strong>der</strong> Herr Grass Orettstum'noch<br />

'Sontagk zu'den St'ralsulldischen Abgeordneten, nachdem' Sse<br />

die Churfürstl. Volmacht gesehen zu untcrschiedtlichen mahlen<br />

gesaget, Wan Sie nicht'ganl) Pommern (^0N5en3u Nectorls<br />

bekommen tönten, das Sie so sehr darauf nicht Vcrleckert, das<br />

Sie es nicht konten wi<strong>der</strong> abtretten vndt an einen an<strong>der</strong>n<br />

Orthe Ihre Satisfactiott'nehmen 2) da^ S. Ercell.' auch solches<br />

noch gestern <strong>der</strong> Herrn Strahlsundischen bericht nach solle<br />

gegen den Lübeckschen Abgesandten repeM'haben, 3) das Mons.<br />

Leinier bey seinem abreisen in Schwede^ Mir Märr von Ecksteden<br />

zu verstehen geben'es würden an<strong>der</strong>e Vorschlege wegen<br />

Pommern geschehen, alß das die Cron Schweden zu Bremen<br />

vndt Vorden etwaß an<strong>der</strong>s in Westphalen Vorschlagen würden<br />

4) das des Herrn Grassen von Wittchensteins Ercell.<br />

selbstcn heute noch gute Vertröstung! geschehen Wan ein toeäu8<br />

getroffen, das Sie mitt S/Churf. Durchü woll leidtlicher<br />

handeln möchten, Worauf S. Ercell. zur andtwortt gab<br />

Sie würden es in acht nehmen, den S. Churf. Dürchl. Sich


55<br />

exklehrch ehf Sie dem,O^j^-yM ^ q^isiren. wollen, wolten Sie<br />

Lieber Ihre gantze Churfürstenthumb daran setzen, Sonst belichteten<br />

S. Vrcell. das man von <strong>der</strong> Schwedischen Hewraht<br />

nur nichts mehr gedencken folte, den die Königin so woll an<br />

Ihr. Churf..Turchl,.,selbst, alß. an <strong>der</strong>o Fraw.Mutter mitt eigener<br />

Handt, geschrpbcn, das es wegen <strong>der</strong> Religion nicht sein<br />

könte,.. <strong>der</strong>halben hetten Ihr Churf. Durchs, auch von dieser<br />

Vndt zwar solches<br />

mitt Merklichen formalien. Mitt Hertzogk Christian Ludywig<br />

von Vraunschweigk aber weren S, Churf. Durch!, in gute<br />

Freündtschasst vndt Vrü<strong>der</strong>schafft.^gerahten. Welcher Sich dieser<br />

Wortt vernehmm lassen: Wir müssen Vnsere Völcker nur<br />

zusammen stossefl. Mit. Hertzogk Augusto aber weren S.<br />

Churst, Durchl. fo nicht zufrieden. Schließlich referirten Sie<br />

auch das hes Herrn Lsgati.Orenstirns.Krcell. herr.Väreuklauwen<br />

zu Ihnen geschickt. Welcher gesagt dM so woll <strong>der</strong> Kayser.<br />

alß die Frantzosen Sich nochmahlen erhottm, die Cron<br />

Schweden bei Pommern zu maintenu-en, den Sie wolten Friede<br />

haben, Worauf Herr ^öben geandMortett es tönte woll styen,<br />

Vr glaubte aber nicht das die Schwedische solche kindische, consilia<br />

führen würden, Vndt dst.s.Fa.ndt darauf -hinnehmey,. den<br />

Die ja woll sehen das die Catßpllschf. ged^^ auf die Weise<br />

die, Evangelische an einan<strong>der</strong> zu setzen. Worauf Hr. Pgrenllauw<br />

gesagt: tzie m.srlten. t^ auch wM . , ,<br />

Den 30< Octob, habm^Wir^^^ Herren Stralsundischs<br />

.Abgeordnete besucht, .von Ihnen.zu vernehmen Ob. Sij: von<br />

Ihren Herren Principalen keine erklehrungk auf die Chur Vrandenburgische<br />

Vorschlege bekommen, Welche Vnß zur andtwortt<br />

geben das Sie zwar etwaß gekommen, Weill aber die Churf.<br />

Brandenb. Gesandten Ihnen angedeutet, das die Sache in gebeimb<br />

sollte gehalten werden, so hatten die 4 Vurgcmeister<br />

solche Vnter.Sich behalten, Vndt Vermeinten das dieselbe mitt<br />

den an<strong>der</strong>n Herren Landtständen darauss communiciren würden,


5?<br />

,fM,z dahin,<br />

das.di^ dismembration^dfs Landest mochte^ werden,<br />

f^ahex dqneben angedeutet, wofern, kein periculum in<br />

wehre, diese resolutiyn noch zur Zeitt, zu. Hinterhalte^,<br />

biß von den Pommerischen Stenden weiter erklrhrung einkehme,<br />

Sie^ettey aber noch gute Hoffnungk die Vachen, würden an<strong>der</strong>s,<br />

laufen, Weill S. Ercell. Herr Grass Olfnstirn noch für<br />

weinig t.ggen erwehnet^Sje weren auf Pommexn.so Verkleckert<br />

nicht,., das. Sie nicht Ihre.M^is.factiyn an.Mern Orthe für-<br />

<strong>der</strong>n konten. - -'^ >''.- ^ ,^ ü../ '-?^ ^ü^ ^- - --.>^<br />

VoäeiQ dio cIi-t wie Ich vdarauf vemb 5 Vhr eingestellet, haben<br />

S. Excell. Sich, Meines-erscheinens bedancket, Mndt angezeiä^l.^^<br />

3^ ^e^ßeitt etwaß langt würde,.:so wehren Sie. auch<br />

ß.,perplex, .herowe^en mochte Ich, bey Ihr zur Mahldarauf,<br />

fra^ Excell. ,ob Wir bey dieser<br />

gesHrz)ben^.welches.Ich -mitt^a bcgndtwor-<br />

M Myt^angedjeütet, daS Wir fut dieses,


58..<br />

solches ju befür<strong>der</strong>ung d^r Friedas'Nartatm<br />

Vndt wurden deswegm Viele ^<br />

welche einen nichr weinigk moviren möchten,-älß 1>'dM'det<br />

Kayser eum Imperio N.om2no solches gebe et ^viäem ouni<br />

promissione Vvictioms. 2) Alle Reichs Stände verpffichte-<br />

ten Sich zur gvarande. 3) Die Frantzosen Versprechen die<br />

manutenenß 4) Nichts Min<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Orator Veneti et<br />

I>tunoiu5 ^p08toliou5. Vey solcher Starcken assistentz möchte<br />

Sie so gahr Vnsicher nicht dabch gehen, Vndt hette herr'Sal-<br />

vius noch heute geschrieben das alle Gesandten zu Münster<br />

auf Seine, Herr Grass Orenstirns anfunfft wartetten, So<br />

könte die Sache wegen Pommern daselbst giich richtig wer-<br />

den, vndt wehre dieses <strong>der</strong> univer-salig cuneus paeis. S.<br />

Grcell. aber wehre ein son<strong>der</strong>liches anliegen das Herr Salmus<br />

auch von Ihr dijsentirte vndt die Trattate« > mitt dem Kayser<br />

vndt dem Reiche mitt Richte, Vndt wan Sie nun foltett nach<br />

Münster reisen, würden die Tractaten mitt A Ehurf. Duvcht.<br />

gantz zerfallen, Sie aber sehen lieber das alles cüm-'öon^ensu<br />

Nleowris abgehandelt würde, Nndt Zwar aüß^5vichtlAen Vr-<br />

sachen, den 1) Wan die Cron Pontmern vom Kapsel nehmen<br />

würde, so würde dessen adsoluta pote.«,t28 ili Imperii stabi-<br />

lirei 2) Wehre ss're» mali exempli et ma^ni plne^uäieii<br />

dem Kayser solche Gewaldt zu geben Das Oö^ einem'''aln<strong>der</strong>n<br />

das Seine wie<strong>der</strong> feinen willen zuttehmen,''Vndt 'Vorgeben<br />

tönte, solches möchte an<strong>der</strong>n ins künfftigt attch wieberfaßren.<br />

3) Sehe man wie Chür Bayern bereits vemb semes ^Prwat<br />

Nutzes vndt ambition die I^e^es suncl^mentaleZ Imperii ge-<br />

dächte, zu inft'ingireld, indem Er Sich bemuhete die Vhralte<br />

OonZtltutionein Oars)Iin3m 6e ? VleotoriduZ zu veren<strong>der</strong>n,<br />

Vndt des Kayscrs Macht darin zu vermehren^ damitt Er nur<br />

<strong>der</strong> 8te Churfürst bleiben möchte, solchen bösen Erempeln wolte<br />

die Crone nicht folgen/ Vornemblich 4) Weill es dem scopo<br />

nicht gemeß, <strong>der</strong>gestalt zu procediren,


59<br />

<strong>der</strong>owegen wolten Sie lieber das mitt Ihr Vhurf. Durchl.<br />

wegen Pommern tractiret würde, alß mit dem Kayser vndt<br />

dem Reiche, Ich sagte das solches eine Christliche vndt Löbliche<br />

Meinung? wehre, dabey Sie ein Vnbestecket gewissen behalten,<br />

vndt einen guten Nahmen auf die Posterität <strong>der</strong>iviren<br />

tönten, den sonsten möchten hernacher varia Iuditien fallen,<br />

wan man einem das Seinige abs^ue suo oonsenZu nehmen<br />

wolte, Man hette sich auf alle die beschehene Versprechnuß<br />

so gross nicht zu verlassen, den 1) Were nicht im verborgenen das<br />

<strong>der</strong> Kayser nur damitt vembginge wie Er durch dieses Mittel!<br />

die Cron in Newer Vnruhe Verwickelte, wan Er solches erlanget,<br />

würde Er Villeicht baldt an<strong>der</strong>e Gedancken ergreiffen.<br />

2) Wans zu diesem fall kehme das die Crone in eine Newe<br />

Vnruhe Verwickelt wehre, möchten die Stende welche itzo so<br />

resolut sein: Sich zur gvarende zu Verobligiren alß dann woll<br />

nicht zu Hause sein, vndt die Eatholischen woll gar darüber<br />

ins Feüstchen lachen, die Evangelische aber wan Sie gleich<br />

wolten, würden weim'gk dabei prästiren können. Zu dem so<br />

wüsten S. Ercell. auch woll wie es in Teutschland ginge<br />

vndt wie einer dem an<strong>der</strong>n asststirte. 3) Von <strong>der</strong> Franzosen<br />

promissen würden S. Excell. Selbst am besten-zu judiciren wissen,<br />

4) auf des Babstes vndt Venetianers manutenentz wehre<br />

gar nicht zu bauwen, den die würden Sich weinigk bekümmern,<br />

ob an <strong>der</strong> Ostsee Kriegt sey o<strong>der</strong> nicht, wan Sie nur in Italien<br />

Friede haben, Vom Herrn Salvio aber alß einem Hochvcrstendigen<br />

Mann wun<strong>der</strong>te Mich sehrc, das Er in <strong>der</strong> Opinion<br />

mitt wehre, Zumahlen ein je<strong>der</strong> leicht zu ermessen das<br />

ohne Chur Brandenburgs Consenß nichts Sichres bey diesem<br />

tractat sein würde. S. Ercell. sagten wie sehr perpler Sie<br />

auch wehren so wolten Sie doch dabey bleiben, das Sie mitt<br />

Ihr Churf. Durchl. die Tractaten in Gottes Nahmen angehen<br />

vndt Ihre Reise nach Münster so viele möglich disseriren wolten,<br />

aber itzo müsten Sie von allen die blame haben, das Sie den


60<br />

Frieden damitt behin<strong>der</strong>ten in dem Sie auf so vielseitige reqvisition<br />

nicht hinüber reisen wolle. Sie hetten Herr Verenklauwen<br />

deshalber nach Münster gesandt, solches zu entschuldigen,<br />

<strong>der</strong> werde Morgen wie<strong>der</strong> kommen, Vndt wollen Sie<br />

Ihn lieber noch eins dahin senden, damitt Sie nur Zeit gewünnen,<br />

?05t Ooeuaiu haben S. Ercell. fast gleichmessige<br />

discourse geführet, Vndt wie Ich gefragt wie weitt Sie den<br />

mitt S. Churfl. Durch!, in den Tractaten gekommen, darauf<br />

gaben S. Ercell. zur andtwort: Die Chur Vrandenburgische<br />

Herren Abgesandten hetten angenommen inner H Tagen eine<br />

an<strong>der</strong>e Volmacht zu verschassen, <strong>der</strong>en wollen Sie erwartten,<br />

Vndt sehen gerne, das Sie in gute mitr S. Churfl. Durchl.<br />

von einan<strong>der</strong> kehmen, vndt wie Ich darauf sagte, das Ich<br />

dazu gute Hoffnung hette, wan nur die Cron nicht gar zu<br />

schwere l^onäitiones fürschlugen, Fragten S. Ercell. waß<br />

Ich für mein particulir dafür hielte, Ob Sich das Landt woll<br />

könte theilm lassen, Worauf Ich antwortete, Weill es schon<br />

getheilet, so were dabey kein son<strong>der</strong> Zweiffell, könte aber S.<br />

Churfl. Durchl. mitt <strong>der</strong> Cron Schweden Sich Vergleichen<br />

das das Landt bey einan<strong>der</strong> bliebe wehre es woll am besten,<br />

darauf sagte S. Ercell. Sie wollen Mir im Vertrauwen<br />

Ihre gedancken eröffnen, zweyerley würde bey den Pommerfchen<br />

Tractaten fürfallen, 1. das Sie darauf würden dringen<br />

das Ihr Churst. Durchl. <strong>der</strong> Cron möchte das gantze Landr<br />

lassen, 2. Wo nicht: So müste man von einer division reden,<br />

es müste aber an<strong>der</strong>s dividiret werden alß negst geschehen, die<br />

Frantzosen, <strong>der</strong> Keyser, vndt Reichstende sagten es müste <strong>der</strong><br />

O<strong>der</strong>strom die Grentze sein, solches aber tönte nicht sein den<br />

auf solchen fall würde die Cron die Stadt Stettin, vndt <strong>der</strong><br />

Churfürst die Lastadie bekommen, so könte es Sich auch mitt<br />

Wollgasi nicht schicken, den Welcher theil! Wolgast behielte <strong>der</strong><br />

müste auch Stettin haben et vice versa. Ich andtworttele<br />

das es zwar mitt dem O<strong>der</strong>strom Sich nicht practiciren liesse,


6 t<br />

aber auf den Fall würde man newe Grentzen machen müsset<br />

S. Ercell. begehrten darauf Wir mochten auf diesen Oasum<br />

mitt Verdacht sein, weill Vnß das Landt am besten befandt<br />

wehre, damitt man in keiner Kommunion bliebe, den einem<br />

Jeden theile müste das Seinige gantz bleiben, Ich referirte,<br />

daß Vnterschiedtliche Stücke beyden Regierungen gemein Ver-<br />

plieben, S. Ercell. sagten, darüber müste man Sich Verglei-<br />

chen. Ich lobte das Sie die Communion detestirten, Sagte<br />

aber das wo Ihr Churfl. Durchl. zu Vra'ndenb. Stettin be-<br />

hielten, das Sie Sich solcher stücke nicht würden begeben kön-<br />

nen, Worauf S. Ercell. sagten Sie weren' in diesem ^25511<br />

Calvinisch vndt hielten das die Cron zu Pommern prädesti-<br />

nirt wehre, darauf Ich scherhendt sagte, <strong>der</strong> Churfürst möchte<br />

eine Eltere Prädestination von 100 vndt mehr Jahren für<br />

Sich anziehen, Vndt die Ortter nicht gerne missen wollen,<br />

Worauf S. Elcell. andtworteten, So were auch die Cron<br />

auf Pommern so hart nicht be *) das Sie nicht waß an<strong>der</strong>s<br />

zu Ihrer Satisfaction Vorschlagen konten, Vndt benennete<br />

Bremen, Vörden, Minden, Oßnabrügk, die Graffschafft<br />

Schaumburgk vndt etliche Aempter vom Stifft Münster, wan<br />

die beysammen wehren, so wehren Sie woll so gut alß gantz<br />

Pommern, Ich sagte das Sie freylich besser wehren, vndt<br />

von mehrer Consi<strong>der</strong>ation wegen <strong>der</strong> beyden Vornehmen<br />

Ströhme alß <strong>der</strong> Elbe vndt <strong>der</strong> Weeser, S. Ercell. antwor-<br />

teten das Sie vemb <strong>der</strong> Mecrhaffen auff Pommern zu bestehen<br />

keine Vrsache hetten, den an <strong>der</strong> gantzcn Ostsee wehre Ihnen<br />

kein dienlicher ?orw5 alß Wissmar, abcr Pommern wehre ein<br />

guth Landt vndt auch gute Leute drinne, darümb hetten Sie<br />

es Vorgeschlagen, Ich wünschte das alles woll vndt in gute<br />

möchte Verglichen werden, Vndt wie Ich dabey sagte, Wir<br />

wollen steißig behten, vndl dabey cooperiren helffen, regerirten<br />

*) Das übrige fehlt; wahrscheinlich, wie schon früher mehrmals: belcckert.


62<br />

S. Ercell. Vns *) beten? Das Wir das Landt qvitiren, den<br />

auf 8 o<strong>der</strong> 14 Page möchte man Sie woll behalten aber nicht<br />

perpetuirlich, Worauf Ich etwaß bestürtzet wardt, Vndt ercusirte<br />

Mich das Wir steissig vemb einen guten Vergleich<br />

Gott anruffen wolten vndt demselben dem außschlagk befehlen,<br />

Endtlich fragete Ich nach dem loeäei-e. Worauf S. Ercell.<br />

zu verstehen gab, das ein sneäus nohttwendigk geschlossen<br />

werden müste, Vndt das die Churfi. Herrn Gesandten Gesagt:<br />

das Sie darauf eine abson<strong>der</strong>liche Volmacht bekommen würdee,<br />

Damitt alles in geheimb könte gehalten werden. Wie Ich<br />

nun abscheide nehmen wolle, begehrten S. Ercell. nochmahlen,<br />

Ich möchte Mich nebenst meinen Herrn College» auf die division<br />

bedencken, Welches Ich zu thuen annahmb, auch berichtete<br />

das bey den Stettinischen Conventen die Pommersche Stände<br />

davon son<strong>der</strong> Zweiffel mitt delibenren würden.<br />

Den 1. Novembr. haben Wir Herr Wesembec besuchet<br />

vndt gebehten Vnß zu communiciren, waß zu Lengerich zwischen<br />

Ihnen vndt Ihren Herrn College« weiter passiret, Worauf<br />

Er referiret, Das Sie daselbst Sich über einem Concept<br />

<strong>der</strong> Volmacht vereinigt, darin zwar Pommern indefinite benennet,<br />

aber doch die Volmacht auf die Instruction restringivi<br />

were, Vndt hellen Sie fieissigk geschrieben Ihr Churf. Durchl.<br />

mochte dieselbe, Vndt daneben noch eine Volmacht mitt <strong>der</strong><br />

Cron eine alliance zu schließen, Ihnen zum schleunigsten zuferttigen,<br />

Welches die Schwedische erpresse begehrten, Vndt<br />

helle Herr Grass Orenstirn Sich erklehret, das Er noch 6<br />

tage auf die Volmacht Warten, vndt nicht ehe nach Münster<br />

reisen wolte, liesse Sich auch Vertrewlich Vernehmen, Wann<br />

die Volmacht kehme, das Sie von Pommern abstehen vndt<br />

Schlesien für<strong>der</strong>n wolten nicht zwar zu dem Ende, das Siees<br />

veberkehmen, Son<strong>der</strong>n nur das <strong>der</strong> Kayser Ihnen möchte<br />

*) So steht in <strong>der</strong> Handschrift. Vielleicht: Was.


63<br />

vttdt-Oßnabrügk behielten,<br />

dazu for<strong>der</strong>en ^ie:t>ett.die Grafffchafft. Hoy vndt Schaumbürgt<br />

welche Voxschlcgp zimblich gut wehren, wan nur den<br />

Schweden zutrauwen, Inmittelst hette Herr Grass Oxenstirn<br />

in Vertrauwen gerahten, es möchte <strong>der</strong> Herr von Loben nacher<br />

Munster .reisen, bndt den Kayserl. zu verstehen geben, daß<br />

S. Churf. Durch!, von den Kayserl. Er.blän<strong>der</strong>n ein aeqvi-valent.für<strong>der</strong>n<br />

würdx, wofern solches <strong>der</strong> Kayser nicht haben<br />

wolte, so möchte Er. consentiren das die Stiffter an <strong>der</strong> Weeser<br />

<strong>der</strong> Cron Schweden Verblieben, Womitt nun <strong>der</strong> Herr<br />

von. Loben Morgen seine Reise nach Münster fortsetzen würde,<br />

vemb den Herr Grassen Trauttmansdorf dahin zu disponiren,.<br />

Vndt tönte auf solchen fall Schlesien vndt Pommern Salviret<br />

werden, Er <strong>der</strong> Herr Abgesandter aber sagte das Er gleichwoll<br />

so viele penetriret, das die Cron Ihren gantzen respect<br />

auf Pommern nicht abgeleget, Son<strong>der</strong>n nebenst dem loe<strong>der</strong>e<br />

ein pactuin succeFForium aufrichten würde, wan das Churhauff<br />

Vrandenburgk Verfiehle das Sie alß dan Succedirte,<br />

Wir erfreweten Vnß hierüber und sagten das es gute anschlege<br />

wehren, welche man billig nach allen Vermögen befür<strong>der</strong>n<br />

solte, Er sagte das Zwar Herr Orenstirn Sich guth anstellete,<br />

aber klagre das sein Collega H. Salvius.zu Münster von den<br />

Kavserl. vndt Catholischen Stände gesagten, wie auch dem<br />

Vischoff Frantz Wilhelm ganlz eingenommen, das mau nicht<br />

mitt Ihr Churf. Durchl. Tractircn solte. Wie Wir nun Ihme<br />

Mons. Wedels schreiben vorlasen, das die Französische Ambassadeurs<br />

Sich Vernehmen lassen das S. Churf. Durchl.<br />

Sich mitt den Tractaten Verspätet vndt nicht mehr res inteßi-a<br />

wehre, andtwortte Herr Wrsembec das man S. Churf.<br />

Durchl. mitt <strong>der</strong> Hewrath Vfgehalsen hette, weill aber itzo<br />

nichts davon würde, so Verdrösse es S. Churf. Durchl. sehr,<br />

wie man leicht gedencken tönte. Er wüste nicht wie es ablauffen<br />

würde, S. Churf. Durchl. hetten Kriegt im Sinne,


64<br />

Wir bähten, Vnß das bedecken, so V ^ M seinem'abreism in<br />

<strong>der</strong> Pommerschen Sache Vnß Vorgelesen zu wmmuniciren,<br />

aber Vr entschuldigte Sich das es Vnvollnzogcn Verblieben,<br />

Vr gedachte auch das <strong>der</strong> Danische Secretarius Kleyn bey Ihme<br />

gewesen, welcher, gesagt, daS <strong>der</strong> Kayser dndt die^Reichstende<br />

ein gutes fundament zu einer Septentrionalischen Monarchicr<br />

legten, wan Sie <strong>der</strong> Cron Schweden die begehrte Län<strong>der</strong><br />

lassen würden, gedachter Secretarius aber hette Sich nicht<br />

heraufflaßen wollen, waß fein Königk zu thuen gemeinet. '<br />

^ Den 2. Novbr. Lissen des Herr Grassen von Witschensteins<br />

Vrcell. Vnß zu Sich erfüv<strong>der</strong>n,- Wie Wir Vnß nun<br />

emstelleten, wahr <strong>der</strong> Freyherr von Loben auch da, Vndt referirten<br />

S. Vrcell. <strong>der</strong> Herr Grass das Sie gestern beym<br />

Herrn Grass Orenstirn gewesen, Welcher Ihr berichtet daß<br />

Sie mitt Mir vi-. Rungen Jüngst <strong>der</strong> division halber geredet,<br />

Weil! Ich Mich aber darüber nicht heraußlaßen wollen, so<br />

hette Vr begehret, Sie die Herren Churfürstl. Brandenburg<br />

gische möchten Vnß für<strong>der</strong>n lassen, Vndt mitt Vnß darauß reden,<br />

Ob Wir etwa Considenter gegen Sie wehren, den wo<br />

Ihr Churf. Durchl. Ihnen gantz.Pommernl m'chf veberlnssen<br />

wolten,- Son<strong>der</strong>n es zur divisiön kommen folte, würden Sie<br />

nicht füglichcr voneinan<strong>der</strong>' kommen können, atß wan <strong>der</strong><br />

Pommcrschen Stande Deputirte Ihre Gedancken darüber eröffneten,<br />

Vndt hette her Grass Orenstirn dabey zu verstehen<br />

geben, Wan solches mitt Ihren, <strong>der</strong> Schwedischen, vndt Churfi.<br />

Nrandenb. Consenß geschehe, das Wir solches Sicher vndt<br />

ohue gefahr thuen konten. Worauf Ich Dr. Rung5 kürtzlich<br />

referirte waß bey t>es Herrn Grass Orenstirns Ercell. Vorgefallen,<br />

Vndt das Ich billig bedencken gehabt, meine gedanclen<br />

«nher äivl.


65<br />

wegen <strong>der</strong> Volmacht noch 6 Tage warten wolten, 3. das Sie<br />

auf ganß Pommern nicht bestünden, Vndt 4. die Vorige di^<br />

Vision wegen <strong>der</strong> Communion für impracticabel hielten. Waß<br />

aber die.division vndt Vnser guttachten anreichte, erklärten<br />

Wir Vnß beyde: daß Wir von den Pommerschm Ständen<br />

darauf ckeine Vollmacht hetten, welches, daher rührete, das die<br />

Schwedische Ministri in Pommern den Ständen einen freyen<br />

convent zu. halten Verwehret hetten, Jedoch, Weill Sie.am<br />

22. Octobr. gleichwoll zusammen gekommen, erwartteten Wir<br />

<strong>der</strong>en erAehrungk Vndt zwar in specie super äjvisioQL was<br />

dabey.in acht zu nehmen, bey negster Post. Immittelst aber<br />

Wan wegen Pommern zu tractiren folte geschritten werden,<br />

Vndt es an Infonnation irgendt ermangeln thette, erbottm<br />

Ww.'Vnß^ dieselbe, so. viele Vnß bewust, zu geben, Weiter kon^<br />

tett Wir Vnß ! wögen 'mangell <strong>der</strong> Volmacht nicht erklehren,<br />

mitt welcher erklehrungk Sie die Herren Chur Vrandenburgi-<br />

schen'woll zufrieden wären, dabey berichtete S. Ercell. <strong>der</strong><br />

Herr Grass von Wittchenstein, das Ob woll. Herr Grass<br />

Orenstirm gestern <strong>der</strong> Meinung gewesen, "das <strong>der</strong> Freyherr voll<br />

Loben nach Münster Reisen, vndt das Werck wegen etlicher<br />

Catholischcr Oertter, welche den Schweden zur Satis.faction<br />

zu veberlassen, bey den Kayserl. ' Vnterbauwen möchte, wol<br />

gemelter Herr von Loben auch bereit gewesen heütts nach Mün-<br />

ster aufzubrechen weilen H. Grass Orenstirn Seine. Meinung<br />

numehr'geredet ^), Vndt wolte solche Reise nicht rahten> Witt<br />

Vorgeben das <strong>der</strong> Vorschlagt davon geredet worden, nur Seine<br />

gedancken wehren Vndt das Er darauf keine Instruction hette<br />

in Welche Variation die Chur Vrandenbürgische Gesandten<br />

Sich nicht richten konten, Vndt müste auch die reise ein ge-<br />

stellet bleiben, danütt Herr- Grass Orenstirn nicht ossendiret<br />

würds. Sonsten sagten S< Ercell< <strong>der</strong> Herr Grass auch dis-<br />

') Vielleicht.' geenbert,


66<br />

cours Welse, wie von <strong>der</strong> Churf. Hewraht mit <strong>der</strong> Pvincessin<br />

von Orange crwehnung geschehe, das S. Grcell. Verstanden<br />

daS <strong>der</strong> Herr Ober Cammerherr nach Hollandt Verschicket<br />

worden, vemb zu vernehmen, was S. Churf. Durchl. Sich in<br />

<strong>der</strong> Pommerischen Sache zu den Hollen<strong>der</strong>n zu versehen, Vndt<br />

möchte auch Villeicht Commission haben die Princesfin zu sehen,<br />

Der Herr Grass Orenstim aber hette gemeinet das dieses keine<br />

Stats Hewraht were, weill <strong>der</strong>/Prince sehr alt, Vndt die Hollen<strong>der</strong><br />

durch diese Hewraht noch mehr Suspition auf Ihn<br />

Werffen dürfften, Vndt wann die Hollän<strong>der</strong> mitt Hispanien<br />

Friede schliessen, so würde <strong>der</strong> Prince weinig mehr gelten,<br />

Weill die Hollän<strong>der</strong> Seiner nicht bedürfften, Vndt in den Guarlüsonen<br />

hette Er nichts zu commendiren, <strong>der</strong> Sohn Wehre auch<br />

noch nicht in grossen respect, Er möchte Ihn dennoch bekommen.<br />

Den 3. November habe Ich Marr von Eclstede dm<br />

Freyherrn von Loben angesprochen, Vndt mitt Ihme auß<br />

Mons. Wedels schreiben, worauß zu ersehen das zu Münster<br />

mitt dem Satisfattimi Punkte sehr geeilet, vndt es das ansehn<br />

hette, das man nach <strong>der</strong> Lhurf. Volmacht nicht Wartten würde,<br />

geredet, Vndt Mich erkundigt, Ob nicht Zemandts von Ihnen,<br />

den Churf. Brandend. Gesandten, nach Münster reisen würde,<br />

Weill perlculum in mora sein mochte. Worauf Er Mir<br />

zur andtwordt werden liesse, das an. die .Chur Vrandenb.<br />

Gesandten geschryben worden, allenthalben-zu ^vigililen, Vndt<br />

wüste nicht waß. Sie da machen sotten, ehe die Volmacht einkehme,<br />

weill Herr- Grass Orenstivn den gethanen fürschlag?,<br />

wegen einer an<strong>der</strong>n Satisfaction nur alß .Seine Gedancken<br />

außgebe, Vndt wan Herr Salvius mitt Ihme darin einig,<br />

Wollen Sie es erst an die Königin gelangen lassen. Wie Ich<br />

nun bedachte das zu besorgen, das^ die Schwedischen'Herren<br />

Legaten die offerta auf Pommern accep.tiren, Vndt S. Vhurf.<br />

Durchl. Volmacht o<strong>der</strong> ConsenS nicht erwartren möchten, andt-<br />

)vortte <strong>der</strong> Herr von Loben: <strong>der</strong> Teuffel trauwe Ihnen, Vndt


67<br />

sagte das wolgemelter Herr Grass Orenstirn Ihme Nachmittage<br />

eine visite geben würde, Vndt stünde zu envartten waß Er<br />

weiter fürgcben würde, die Churfürstliche Volmacht aber er--<br />

ivartteten sie täglich. Wie Ich per occasionem fragte ob<br />

Sagan woll so guth alß die Graffschafft Ravensbergk, gab er<br />

zur-andtwordt das bey den Fürstenthumb Sagaan gantz keine<br />

Tstsselguter wehren, Vndt das einer.dasselbe.eins für 20000 Rthlr^<br />

Capital eingehabt, für die Zinsen alß 1200 Rthlr. ohne die<br />

vonLöben nicht geste-<br />

hen, das sie vyr Rügen so viele Ortther geför<strong>der</strong>t wie zu<br />

Münster außgegeben wuv.de, vndt Vermeinte ^.as,es die Schwe><br />

dische so außbrächten/ Wegen <strong>der</strong> Holländischen Heürath, war<br />

.Er in denen. Gfdancken, das <strong>der</strong> Herr Ober Cammerherr woll<br />

etwaß ia OomwisFione haben mochte, wie Er auß eines Ver-<br />

trauten Fcü.udes schreyben auf Berlin abnehmen lönte.<br />

< Den 4. Novbr. Sein S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass Oren-<br />

siirn. iy. aller frühe von hinnen nacher Münster Verreiset. Wel«-<br />

'ches Ihren Vorigen discoursen nicht allerdings gemeß geschienen.<br />

Loäeni clie haben Wir deö Freyherrn von LöbenS Er«-<br />

cell. .abermahlen angesprochen, Vndt Vnß erkundigt, weill des<br />

Hr. Grass Oreustirns Ercell. Ihre Reise nach Münster so<br />

eylig vndt Vnvormuthlich fortt gestellet, Ob S. Ercell. etwa<br />

Ihre Meinung! geen<strong>der</strong>t, weill man Sonst Vernehme das durch<br />

Herrn Salvium alda wegen <strong>der</strong> Schwedischen Satisfaction<br />

tractiret würde, Worauf S. Ercell. Vnß referiret, das das<br />

Herrn Grass Orenstirns Ercell. zu anfangs zur ercuse cinge-»<br />

wands, Warümb Sie nach Münster Reisen müsten, das so woll<br />

die Kayserl. Französische, vndt katholischer: alß auch <strong>der</strong><br />

Evangelischen Neichstende Gesandten Ihre ankunfft urgirten,<br />

weill Sie nun die Nachrede nicht gerne auf Sich laden wol-<br />

ten, alß wan Sie ^die Friedens Tractaten remorirten, So wol-<br />

len Sie Hinreisen, aber am künfftigen Sonabendc wie<strong>der</strong> hier<br />

sein, Vndt Herrn Salvium wie<strong>der</strong> mitt zurücke bringen, zu<br />

5"


68<br />

Münster wolten Sie zu'gleich <strong>der</strong> Duchesse de Longueville eine<br />

Visite geben, Weil! die Französische Gesandten S. Ercell. ah.<br />

hie auch wegen Ihrer abgestorbenen Gemahlin des leidt ge^.<br />

klaget, Es hellen aber wolgemelter Herr Grassens Ereell. ft<br />

woll Sie alß auch des Herrn Grassen Wittchensteins Ercell.<br />

welche zu lezt noch bey Ihr gewesen, Versichert,'das so woll<br />

<strong>der</strong> pnnetu3 (3r2^Itninuin alß RatiFlaot'ionis nicht zu Münster;<br />

Son<strong>der</strong>n alhie solts'abgehandelt werden, Vndt daselbst<br />

wegen Pommern ^nichtö VörgMn folte, ^ auch das Sie mitt<br />

.Ihr Churf. Durch!. Mch träctiren wolten, Men auch dissuadirt,<br />

das die Churf. Brandend. Gesandten nicht mitt hinüber<br />

reisen sollen, so tönten Sie Sich wegen Ihrer absenß desto<br />

besser ercusiren, Walt zu Münster darauf gedrungen würde,<br />

das <strong>der</strong> Satisfaction Punct alda solle abgehandelt werden,<br />

Vndt alß Sie erwehnet, das auch Herr Lampadina vndt an<strong>der</strong>e<br />

anwesende Gesandten, nach Münster folgen wurden^ hette<br />

Herr Grass Orenstirns Grcell. zur andNvortt geben, dasSie<br />

doch alle wie<strong>der</strong> herüber kommen müsten, den <strong>der</strong> Satisfadtidn<br />

Punct alhie zur richtigkeit gebracht werden'müste, Vndt-hettm<br />

dabey erwehnet'das die Cron Schweden den O<strong>der</strong>strvm nW<br />

Verlassen tönte/ Den Chür Brandend. Gesandten aber' were<br />

Immittelst zu geschrieben zu Münster fieissig achtungk zu^ haben,<br />

was bey <strong>der</strong> Schwedischen Legntion anwesenheit älda<br />

Tractiret würde. Sönsten zweiffeltm S. Grcell. ob Ihr<br />

Churf. Durch!, eine an<strong>der</strong>e VoNnacht'geben würde, WM' man<br />

nicht wüste waß <strong>der</strong> Herr''Ober Cämmerherr in Holländt<br />

machte, S. Ercell. erzehleten'auch das <strong>der</strong> Herr Grass Traute<br />

mansdorff zu Ihnelt gesagt, das man den Schweden künfftig?<br />

Pommern nicht lassen würde, miitt den-Wordten-, Wer'wolte<br />

denn Leuten solche stattliche Län<strong>der</strong>-lnssen?'Alß vott dev-Pveiisischen<br />

Reise gedacht warbt, das dieselbe woll nach'bleiben,<br />

bndt dagegen die Tractaten mitt <strong>der</strong> Crcm SchwedewMitzed<br />

vorgenommen werden tonnen, Sagte S. Ercell. ^itF solche


69<br />

Reise mikt dem Churlandischen Veylager Worauf es<br />

zugegangen woll 600000 Rthlr. gekostett. Wie auch pon Vnß<br />

erwehnet wardt, das Herr Värenklaust gesagt, das die Frän-<br />

kische Herr Margkgraffen Ihren Consensi schon gegeben, daS<br />

die Cron Schweden Pommern behalten möchte, qndtwortteten<br />

S. Ercell. Das Ihr hievon keine Nachricht zugekommen, So<br />

viele wehre Ihr aber bewust, das die Herren,Marfgraffen an<br />

S. Churf. Durchl. geschrieben, Vndt gebchten. Wan S.<br />

Churf. Durchl. ein stück von Pommern verlassen, vndt dage-<br />

gen ein aeqvivalent annehmen müsten, das Sie solch aeqviva-<br />

lent wie<strong>der</strong> mitt in die, Erblehn Succession bringen möchten. .<br />

Den 9. Novemb. haben Wir des Herr Grassen volt Witt-<br />

chensteins vndt Herr Löbens Erccll. Ercell. wie<strong>der</strong>ümb ange^<br />

sprochen, vemb zu vernehmen, wie es mitt den Tractkten in<br />

pulioto 83ti3sIcti0lii8 8iieoicaS beschaffen, haben Ihnen auch<br />

berichtet, was die Pommersche Stände von öem Stettinischen<br />

Convent an Vnß gelangen lassen, das nemblich die Schwedi-<br />

sche Herren Estats Rehte von denn Ständen die sißpita I'ro-<br />

Z)05itiom3 vndt das (Uonclusum zu haben begerten, Vndt gc-<br />

behten mitt ^deN'Herrn Schwedischen Legatis zu reden das solch<br />

impeclimentum möchte gehoben werden, Welches Sie promit-<br />

tirten, Vndt gedachten S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass von Witt-<br />

chenstein, das Sie nunmehr eine an<strong>der</strong>e Volmacht wegen Pom-<br />

mern von Ihr Churf. Durchl. bekommen, Weill aber <strong>der</strong> Herr<br />

Grass Orenstirn Seiner gethanen zusage nach Vorgestern nicht<br />

wie<strong>der</strong> gekommen; So hetten S. Grcell. Solches Herr Grass<br />

Orenstirn durch einen erpressen zu verstehen geben, vndt da-<br />

neben notisiciret, das Sie von S. Churf. Durchl. befehl het-<br />

ten, nach Cleve zu kommen, erwarteten also auf Ihre schrey-<br />

ben Morgen o<strong>der</strong> Vebermorgen resolution, Ehe würden Sie<br />

nicht nach Münster reisen, weill Sie Herr Grass Orenstirn<br />

sonst Verfehlen möchten, weill davon geredet wurde, das Ihn<br />

<strong>der</strong> Herr Grass von Tecklenburgk zu gaste gebehten, Vndt läse


70<br />

baneben S. (krcell. ein schreyben vor, welches Hr. Froinb-<br />

holt an S. Vrcell. den Herrn Grassen abgehen lassen, Worin<br />

enthalten, das Herr Salvius Ihme vndt Herrn Portman eine<br />

Visite geben, wobey fürgelauffen, das Herr Salvius noch bey<br />

Vor Pommern nebenst <strong>der</strong> Stadt Stettin vndt dem Stiffte<br />

Cammin geblieben, Vndt gefraget Ob Sie nicht mitt Ihnen<br />

auf ratification handeln wollen, Sie hetten Sich aber darauf<br />

entschuldigt, mitt für wenden das die Volmacht baldt ankom-<br />

men würde, Vndt helle Herr Salvius gedrewet, das Sie miti<br />

den Kayserl, vndt Reichstenden Tractiren würden, weil! es<br />

mitt den Churf. Tractaten nur ein aufenthalt wehre, Vndt<br />

Sich die Volmacht doch auf die Instruction beruffen würde,<br />

gleichwol! aber zu verstehen geben, das Sie die Volmacht noch<br />

erwarten wollen. Es wardt auch im selbigen schreyben ge-<br />

dacht, das Duc de Longeville bey Ihnen den Chur Vranden-<br />

burgischen Gesandten zu Münster gewesen, Vndt hette S.<br />

^It6336 Sich Vernehmen lassen, Ihr Churf. Durchl. sotten<br />

wegen Pommern mitt den Schweden nicht viele marchandiren,<br />

Son<strong>der</strong>n Ihnen Vor Pommern Stettin vndt Dam lassen, da-<br />

gegen Sie Gartz an <strong>der</strong> O<strong>der</strong> behalten konten, o<strong>der</strong> Sie sol-<br />

ten sagen, das die Schweden Pommern mitt alle behalten<br />

mochten, die Churf. Gesandten aber hetten dagegen hoch be-<br />

tewret, das S. Lhurf. Durchl. Stettin vndt den O<strong>der</strong>stromb<br />

nicht Verlassen würde, zum aeqvivalent vor Pommern hette<br />

Duc de Longueville fürgeschlagen, Glogow, Magdeburg!, Hal-<br />

berstadt vndt 1. Million Goldt, hette auch von einer alliance<br />

zwischen'<strong>der</strong> Cron Frankreich, Schweden/ vndt S. Churf.<br />

Durchl. geredet, auch referiret, das S. Churf. Durchl. wegen<br />

Pommern gegen Uon5. 8in Königin, wie auch wegen des<br />

streitts mitt Neüburgk Sich woll erklehret hette, Vndt das<br />

Sie in dieser letzten, die Frantzösische, Schwedische vndt Hol-<br />

landische interpostition admittiren wollen, Ihr Ihr Ercell. Er-<br />

cell. gedachten anch. bei<strong>der</strong>seits, das Sie Churf. or<strong>der</strong> bekom-


71<br />

mm, von den Kayserl. Erblanden zum aeqvlvalent nichts Vor-<br />

zuschlagen, welches Vlumenthall durch eine angenehme Manir<br />

bey 3 Personen folte Vnterbauwet haben, Sie erwehneten auch<br />

das <strong>der</strong> Herr Ober Cammerherr schon auß Nie<strong>der</strong>lande zurücke<br />

gekommen, dahero zu vermuthen das daselbst für S. Lhurf.<br />

nicht grosse Hülff zugewarttcu, zu <strong>der</strong> Heüraht mitt <strong>der</strong> Prin-<br />

cesstn von Uranien wolle S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass nicht<br />

gross rahten, Wir chatten Vnß dieser Communication halber<br />

bedancken, vlidt weill die Vmbstande geben das beyde theile<br />

hart auf den Odevstromb bestünden, Sachten Wir, Das Wir<br />

woll auf einen Vorschlagt gedacht, wüsten aber nicht ob Er<br />

beyden theilen annehmblich wehre, Vndt Wie I. I. E^r. Erc.<br />

begehret Ihnen den zu eröffnen, Sagtten Wir ob nicht das<br />

Landt per Factum sucoossoriurn tönte Salvirt werden, das<br />

die Cron Schweden daran ein 5u3 czuaeHiwui bekehme, das<br />

Landt aber bey Ihr Churf. Durch!, vndt <strong>der</strong>o iginilia so lange<br />

dieselbe am Leben Verpliebe, Vndt tönte die Cron Schweden<br />

immittelst an an<strong>der</strong>n Orrten Ihre Satisfaction für<strong>der</strong>n, dieser<br />

fürschlagk schien den Herren Gesandten nicht Vnannemblich zu<br />

sein, Son<strong>der</strong>n notirten Ihn, vndt Sagten, Sie,wollen davon<br />

einmahl gegen die Herren Schwedische discours weise auß wer-<br />

fen, des Herrn von Lobens Ercell. refcnrten auch daS <strong>der</strong><br />

Bischoff von Oßnabrugk Franlz Wilhelm Sich Verlautten las-<br />

sen, das <strong>der</strong> Friede wegen Seiner beiden Stifftcr nicht zer-<br />

schlagen folte, wan Er vom Kayserl. erstattungk bekehme.<br />

Wie Wir auch I. I. E. Ercell. Vnsern ai-tic.ulum nockmah-<br />

len recommendirlen, thettcn Sie Sich zu aller Möglichkeit er-<br />

bieten, Vndt Sagten Ihr Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass von Witt-<br />

cheustein, Sie wollen keinen Herrn Rahten, den Srenden ihre<br />

privilegia zu violiren, so könte ein Herr Seine Stände in<br />

zeitt o<strong>der</strong> nohtt wie<strong>der</strong>ümb ansprechen, das Sie Ihme Vnter<br />

die Arme griffen.<br />

Den 10. Novbr. hatt Vnß des Herrn Grafen von Witt-


72<br />

chenstelnS Ercell. nebenst an<strong>der</strong>n Gesandten zur Martins Ganß<br />

einladen lassen. Wie nun Ich vr. Runge mitt des Herrn<br />

von ?öbms Ercell. von dem gestrigen Vorschlage zu reden<br />

lehme, begehrten S, Ercell. mazl mochte Ihn aufs Papier,<br />

bringen, damitt Sie die eigentliche Meinungk vernehmen, vndt<br />

davon S. Churfi, Durch!, referiren tönten.<br />

Den 11. Novbr, Sein Ihr Ercell. <strong>der</strong> Herr Graff<br />

Orenstirn von Münster wie<strong>der</strong> alhie angelanget, vndt die Herrn<br />

ühur Vrandenburgische Gesandten alßfort zu Ihr gefahren.<br />

Den 12. Novembr. habe Ich Dr. Runge <strong>der</strong> Stadt Lübeck<br />

Abgesandten Herr Johann Pepping welcher in Hollandt<br />

an die Herren General Staaden Verschickt gewesen, vndt auß<br />

dem Haag seine rückreise durch Münster vndt diesen Ortt genommen,<br />

besuchet, Vndt Ihme äe aäventu solito inoro gratuliret<br />

vndt gehehten, weill Ich vernommen, das Er ehliche<br />

tage Sich zu Münster aufgehalten, Herr Glorin Sich auch in<br />

Seinem schreiben auf Ihn referiret Mir Vertrewliche Communication<br />

zu thuen was des Ortts paßirte, Worauf er Sich<br />

<strong>der</strong> vistte halber mitt gewöhnlichen Complementen bedancket,<br />

Vndt berichtet das Sein Herren Principalen Ihme nach Nie<strong>der</strong>lande<br />

abgefertigt, zu befür<strong>der</strong>n das die Samptliche Ansee<br />

Städte in den Hispanischen Frieden auf die ahrt möchten eingeschlossen<br />

werden, wie die Holländische Vnterthanen, darin<br />

Er auch eine gewirige erklchrungk bekommen, Vndt weill die<br />

Pommerische Städte zum gutenn theile auch mitt in dem Anseischen<br />

Bunde begriffen, würden es dieselbe mitt zugeniessm<br />

haben, darnach hette Er auf seiner Herren Principalen befehlig<br />

Seinen rückwegk auf Münster vndt anhero. genommen, auch<br />

Sich in dieser Tractaten in etwaß zu Informiren, da Er dann<br />

zu Münster jlt den vniversal Frieden gute Hoffnungk für Sich<br />

gefunden, Vndt hetten die Katholische Stände iu puncto Fravaiuinum<br />

ein großes arbeiten gethan, das Sie Sich nach<br />

Möglichkeit accommodiren wollen' vndt wehre das Wercl zu


73<br />

mündtlicher conferenh <strong>der</strong>gestalt Veranlasset, das in des Mschoffs<br />

Hause 3 Logementer zu gerüstet, in dem Ersten weren<br />

alle Evangelische, in dem an<strong>der</strong>n alle Latholische Gesandten,<br />

Vndt in dem Dritten die Collocutori beysammen, die Conferentz<br />

daselbst zu halten, damitt Sie ohne Verzögerung Ihren<br />

recurs zu den an<strong>der</strong>n nehmen könten, wegen <strong>der</strong> Personen<br />

welche zu deputiren hetten Sie Sich vereinbahrt das allezeit<br />

?.Personen sotten <strong>der</strong> Conferentz beywohnen, Vndc wollen die<br />

Evangelischen darin alterniren, damit etliche weinig Sich nicht<br />

was. son<strong>der</strong>liches arrogiren könten, Verschienen Dinstagk were<br />

<strong>der</strong> anfangt gemachet, Vndt Er darüber wegk gereiset, In<br />

piinolo 8ati5sllcti0ni5 hette Er vom Herrn Graff Trauwtmansdorff<br />

Vernommen, das die Cron Schweden Ihre 65tr6u)üm<br />

was Sie von Pommern gedachten zu restituire», <strong>der</strong><br />

Kayserl. Gesandtschafft eröffnet, nemblich hinter Pommern,<br />

ohne die Stadt Stettin, den O<strong>der</strong>strom vndt Wollgast, Es<br />

hette aber Hochgemelter Herr Graff Verhoffet, das Sie eine<br />

Stadt noch woll würden abhandeln, ein gleiches hetten Er<br />

auch fast von den Frantzosen Verstanden, Vndt hette Er, Herr<br />

Glorin nebenst Ihme ftelßigk bey den Kayserl. Königl. Fratthösisch-<br />

vndt Schwedischen Gesandten negotiret, Wan die Cro::<br />

Schweden von Pommern Ja ccwaß bekommen solle, das cs<br />

dennoch salva Ludditoruin !iliertcll


74<br />

VrceN. <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn vor Ihrem abreisen mitt den<br />

Chur Brandenburgischen die abrede genommen, das daselbst<br />

in punoto 82li8s2Qtic)iiÌ8 nichts solte tractiret werden, hetten<br />

auch gegen Vnß solches ebenmeßigk. erwehnet, Worauf <strong>der</strong><br />

Herr Gesandter sagte Ich solte Mich dessen Versichern, vndt<br />

darauf Verlassen, das in puncto ZHtizsaelioniF fieißigk trac-<br />

tirt würde, wie Ich nun fragte, Ob Herr Glorin auch nicht<br />

das Iehnige was in ^uncto ZatizsaotioniZ aufgesetzet com-<br />

municiret wehre, andttvortette Er, Nein: Son<strong>der</strong>n es hette<br />

nur den liberum U8UN (^ommereiorum concernirt, worauf<br />

Ich dem Herrn Abgesandten berichtet das die Cron Schweden<br />

eine distinction inter loca lestituenda St ili<br />

machten, das Zehnen zwar die llk


lieben, würde es in 10 Jahren dazu kommen, das auf <strong>der</strong><br />

Börse zu Amsterdam graß wachsen, Vndt man die Schiffe zu<br />

Vrenholtz in die Cammine würde Verwenden muffen, Vndt<br />

sagte weiter das zwischen den Staaden vndt Schweden eine<br />

große Ialusie wehre, das Er nicht gleübte das Ihre Freündt-<br />

schafft lange würde bestandt haben. Der Königk von Pohlen<br />

hette auch neulich seinen Gesandten dagehabt, vndt <strong>der</strong> Den-<br />

mmerckischer Gesandter Tractirte auch gewißlich ein mehres<br />

alß am Tage wehre, Vndt wie Ich fragte wie es den vemb<br />

den Frieden zwischen Hollandt vndt Hispanien stünde, Sagte<br />

Er das <strong>der</strong>selbe von allen Provinciën außerhalb Seelandt be-<br />

liebet, die Sperrete Sich noch vndt hemmete das Wcrck, weill<br />

Ihr alte Verfaffungk in Nie<strong>der</strong>landt mitt brechte das in can-<br />

sls paciF et delli keine incora gelten sollen, es würde aber<br />

fleißig mitt Ihnen tractiret, Vndt hette man Hoffnung?, das<br />

Sie Sich entlich auch accommodiren würde, Vndt Wie Ich<br />

weiter fragte: Ob dan die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> Sich S. Churf.<br />

Durchl. mitt würcklicher assisientz annehmen würden, antwor-<br />

tete Er, Er könte es nicht eigentlich sagen, Mitt Franckreich<br />

stünden Sie auch nichl allerdings in Vertrauwcn, weill Sel-<br />

bige Cron Ihnen zu nahe Grenzte, Vndt müsten Sie deß-<br />

wegen die Schweden noch etwaß respcctiren doch were gewiß<br />

das Sie den schluß gemacht, Sich wegen des O<strong>der</strong>strombs<br />

zu interponiren. Vntlich sagte Er auch das S. Churf. Durchl.<br />

Hewraht in Nie<strong>der</strong>landt richtig gehalten würde, da;u man auch<br />

albereits große praparatoria machte. Womilt Ich abscheidt<br />

genommen, Vndt ist <strong>der</strong> Herr Abgesandter noch denselben tagk<br />

von hinnen auf Bremen nach Hause gereisct.<br />

Nociem die haben Wir S. Ercell. den Herrn Graff<br />

Orenstirn angesprochen, Vndt <strong>der</strong>oselben wegen Ihrer glück-<br />

lichen ankunfft von Münster gratuliret, Vndl gebehten Vnß<br />

in gnaden part zu geben, wie Weit es mitt den Friedens<br />

tractaten vndt dem Satisfaction Punct gekommen, damitt


76<br />

Wir bey Morgen<strong>der</strong> Post den Pommerschen Herren Landtstän-<br />

den auch Part davon geben tönten. Worauf S. Lrcell. we-<br />

gen <strong>der</strong> gratulation Sich bedancket, erspüreten darauß Vnscre<br />

gute affeclion, Vndt referirten das Sie zwar auf Herrn Sal-<br />

vii Hut achten eine Reise nach Münster gethan, Vndt Sich<br />

mitt den Herren Französischen Gesandten beredet, aber mitt<br />

den Kayserl. hetten Sie keine Tractaten vorgenommen, Son-<br />

<strong>der</strong>n dieselbe so woll in punoto Aravaininum alß Lalizfac-<br />

tioniI vermöge <strong>der</strong> Präliminarien anhero remittiret, Wolte<br />

Herr Grass Trauwtmannsdorf ann beyden Orlhen das Oa-<br />

put I^A2li0nis sein, müste Er auch wie<strong>der</strong> anhero kommen,<br />

vndt alhie die Tractaten zum ende bringen. Sonsten den<br />

Schwedischen Satisfaction Punct anreichende, wehre nicht ohne<br />

das die Kayserl. vndt y^r Catholischen Stände Gesandten Ihr<br />

hart anliegen, die Cron folte gantz Pommern ohne Churf.<br />

consenß nehmen, Sie wolten Sie dabey mainteniren, vndt folte<br />

es ein Rcichsschluß werden, an<strong>der</strong>e aber alß die Französischer<br />

Vndt venetianischer Hr. Gesandten welche gerne einen besten-<br />

digen Frieden sehen, rieten das man die helsste mitt S. Churf.<br />

Durchl. Consenß nehmen Vndt den O<strong>der</strong>strom durch die Die-<br />

venow biß ins mehr die Grerche Sein lassen folte, Weill die<br />

Natur das Landt also glcichsamb geschieden, Vndt das Sie<br />

den weiter eine alliance mitt S. Churf. Nurchl. machen möch-<br />

ten, Vndt sagten S. Crcell. das auf solchen Fall <strong>der</strong> Eron<br />

Schweden die Städte Stettin vndt Gartz sampt <strong>der</strong> Insutt<br />

Wollin auch bleiben würde, vndt liessen des Lubini große<br />

Landt Taffell herunter holen, vndt redeten mitt Vnß von be-<br />

schaffenheit <strong>der</strong> Oerther, daneben Vermeldende das die Cron<br />

auch das Slifft Cammin dazu haben müste, .Vndt movirten<br />

abermahlen einen discurs Ob zu Cammin ein Vischoss sein<br />

tönte <strong>der</strong> nicht zugleich Regiren<strong>der</strong> Hertzogk zu Pommern<br />

wehre. Darauf remonstrirten Wir zuerst mitt vielen rationi-<br />

dus, warümb das Vischoffthumb Cammin von hinter Pommer-


77<br />

scher Regierung? nicht'könne getrennet werden, gaben auch<br />

dabei nöthige information das das Visthumb Cammin in Re-<br />

spect <strong>der</strong> regierungk'mitt Pommern nichts zu schaffen, Son-<br />

<strong>der</strong>n alwege Ihre abson<strong>der</strong>liches Wesen gehabt hette, vndt die<br />

Herzoge zu Pommern Sich dessen nicht angemassct, auch we-<br />

gen gewisser Verträge nicht anmassen könne. Das S. Ercell.<br />

entlich sagten damitt Sie auß <strong>der</strong> Communio« kehmen, möchte<br />

das Stifft woll abgehandelt werden können, aber <strong>der</strong> O<strong>der</strong>-<br />

siromb würde die Grenze'bleiben müssen, wie die Franzosen<br />

vorschlugen, worauf Wir weiter auch davon bericht thttten,<br />

das <strong>der</strong> O<strong>der</strong>stromb schwerlich die Grentze würde machen kön-<br />

nen, weil! Gartz Stettin, Griffenhagen


78<br />

dacht, führnehmblich weill S. Vrcell. es newlich an Mich Or.<br />

Rungen begehret, Wir befunden aber nicht, wie dem Wercke<br />

an<strong>der</strong>s ahzuhelffen sein möchte, alß Wann die Cron S. Churf.<br />

Durchl. wolle gantz Pommern lassen, Vndt Sich dagegen am<br />

Paltischen Mehre per soedus milt S. Churf. Durch!. Vndt<br />

dan wan solches nicht zulangen wolle per pactum «<br />

Loriuln ve<strong>der</strong> gantz Pommern eo modo et iis<br />

wie es zwischen den Vndt das dadurch allen Potentaten, so<br />

ann <strong>der</strong> Ostsee Ihre Interesse hetten, die Jalousie benommen<br />

würde, S. Ercell. Sagten wans bey Ihr stünde wollen Sie diesen<br />

vorschlagt leicht acceptiren, wan die Cron zu Bremen vndt Vorden,<br />

die Stiffter Oßnabrügk vndt Minden, sampt denn Graffschafften<br />

Diepholtz vndt Hoya betehmen, were es woll so gut<br />

alß in Pommern, vndt wehre in Westphalen auch guth Wohnen<br />

vndt Brodt' Essen, Sie Rechneten auch das Sie alß dann


79<br />

4 dora ln Reich bekommen würde, alß 2 in Nie<strong>der</strong> Sächsischen<br />

vndt 2 in Westfälischen Kreise, Vndt tönten Sie damitt den<br />

Pfaffen eine gute Mühe aufsehen, dem Könige von Denne--<br />

marck konten Sie auch auß dem Orfhe die Wage halten,<br />

Wan Sie Wissmar behielten, Zumahlen die Pommerische Haf-<br />

fen zu Krieges Schiffen doch nicht gutt weren, Vndt hiellten<br />

S. Ercell. die Graffschafft Schq^lm.burgk. vndt Vückeburgk für<br />

eine. Resident bey Mi.nden. Sie Sagten .aber dabey, das Sie<br />

nur alleine wehren, vndt nicht wüsten ob auch, an<strong>der</strong>e. Schwe«-<br />

dische Reht.e mittIhr.^vebereinstimmeten, zudem so würde.lange<br />

Zeitt dantttt. Verpuffen ehe dieser Vorschlag! in die Cron<br />

Schweden würde reserirt werben können, vndt resolution zu-<br />

rücke kommen,'Wir bähten S. Ercell. wollen Sich hierauf<br />

bedeycken,,den Wir gerne sehen das Ihr Königl. Maytt. vndt<br />

die Cron Schweden in gütte mitt S. Churfl. D^rchl...M<br />

Vrandenbulgl von einan<strong>der</strong>, vndt die Pommerische Stände<br />

njcht in gefahr kehmen, innerhalb 6 Wochen könte'Ja ,auß<br />

<strong>der</strong> Cron Schweden noch woll eine resolution erfolgen, Wo«<br />

rauf S. Erhell, antwortteten, das Sie Sich darauf'bedencken<br />

wolten,. Vndt sagten wo Sie die.Stadt Stettin nicht behalten<br />

konten, würden'.Sie.Ihre Ssttisfattion Woll in Westphalen<br />

nehmen, Deuteten aber daneben an, das die Franzosen nicht<br />

gernx. schen, das die Cron Schweden Stiffler zur Satisfaction<br />

Vorschlüge, Sie die Schwedischen Herren Legati aber, hellen<br />

Sich gegen die Aayserl. bereits Verlauttell lassen, das Sie<br />

vor die Iehliige, Oertter welche Sie von Pommern ablretten<br />

wurden, an<strong>der</strong>e Satisfaction haben müsten, S^e hellen aber<br />

noch nichts benennel, dndt die Kayserl. höreten auch nicht<br />

gerne davon son<strong>der</strong>n sehen lieber das die Cron bev gantz<br />

Pommern Verbliebe, Wir sagten, das solches von den Kay-<br />

serl. nnr darümb geschehe,, damitt die Evangelische Vnter ein-<br />

an<strong>der</strong> Verhetzet würden, Vndt vermeinte das waß von Pom-<br />

mern abgetretten würde, durch obgedachte Stiffter woll lönle


ersehet werden, auch <strong>der</strong> Vischoff Franh Wilhelm Seine an<strong>der</strong>wertttge<br />

elstatwngk bekommen S. ErceU. referirten auch<br />

das die Hispamer mitt Franckreich durch <strong>der</strong> HoNZn<strong>der</strong> Mediation,'auch<br />

die Hispanier mitt HoNandt in Ihren Friedens<br />

Tractaten so weit avanciret, das Sie fast auf dem Schlüsse<br />

bestünden, Vndt Verwun<strong>der</strong>te Sich S. Ercell. das die Hollan<strong>der</strong><br />

'Mediatoren zwischen Franckreich vndt Hispanien wehren,<br />

da Sie doch <strong>der</strong> Cron Franckreich alliirte, vndt <strong>der</strong> Hispanier<br />

Feinde wehren, S. Ercell. erwehneten auch das Herr'<br />

Salvius inner weinig tagen wie<strong>der</strong> alhie sein würde.<br />

Den 23. Novembr. haben Wir den Herren Stralsundi-schen<br />

Abgeordneten referirt waß gestern zwischen des Herrn<br />

Grass Orenstirns Ercell. vndt Vnß wegen des ?3cti «uoe6350i!I<br />

Vorgelauffett Ob Irgendt die Stände durch dieses<br />

Mltt'ell'auß <strong>der</strong> anscheinenden gefahr konten ei'rettet werden,<br />

Vndt Ihnen dabey angestellet, obs Nötigt das man den Vorschlagk<br />

zu Papir brächte, Vndt beyden theilen vebergebe, worauf<br />

Sie Sich erklehret das Ihnen lieb wehre das man auf<br />

solchen Vorschlagt gedacht hette, Weill Sie Vernehmen, das<br />

Gr bey S. Grcell. dem Herr- Gmff Orenstirn nicht Vnangenehmb<br />

fein möchte, hetten S.ie kein, bedencken, denselben zu<br />

approbiren, Vndt (Doii^inetim zu vebergeben den dem Chur><br />

Hause Vrandenburgk tönte Er nicht zuwie<strong>der</strong>n sein, alß in<br />

dessen favor er gerichtet.<br />

Den 14. Nl>vbr. Sein Wir nebenst <strong>der</strong> Stadt Stralsundt<br />

Deputirten Herrn vi-. Schwartzen vndt H.. Joachim<br />

von Braun zu des Herrn Graffett von Wittchettstems ErceM<br />

'gefahren, Vndt weill dieselbe zu Ihr Churf. Durch!, nach<br />

Cleve verreisen woNey,'Zu <strong>der</strong>o Reise glück gewünschet, Vndr<br />

aneben gebehten Vnß von dem Iehnigen was nach eingekommenes<br />

an<strong>der</strong>wertigenChurf. Volmacht in de« Pömmerschen<br />

Tractaten Vorgegangen Vertrauliche Nachricht zu geben, da-«<br />

Witt Wir Vnsere he^etl Principalett davon avifirett konten


Worauf S.'V^rM-'d'^r gratulation zu'Ihrer N'eist<br />

tets, vndt referiutelf, das' Sie 'b'ch dem Herr' Grass Drenstin:<br />

gewesen, vndt Ihme^ die an<strong>der</strong>e Volwacht'erträdirt/^woriit Er'<br />

ohne nohit sörupuliret^ 'Weill Sie nicht'in Lateinischer Sprache<br />

Verfasset, Vndt^ etliche Wortter'darein enthalten^welche nicht<br />

konten acceptl'ret 'werdels, lWh^'nf' Sich die^Lhurf. Ärandenb.'<br />

Gesnndffchafft' elchötM''elits'MelAl7che V<br />

hettett'AUch attg'snömMti^eitt concept^alhl'e zu öerfer'ttigen,'sol«"<br />

ches dem Herr Grass Orenstirn'zu verlesen zit'geben, vndt In<br />

ioco Sich darühev'zu'vergleichen/'


tractaten nicht? werdm dürffte,^ Vndt hette denftlbm in Nnmuch<br />

renunciretf vndt zu perstehen Heben, das Sie .die^ offert^<br />

wegen S.<br />

<strong>der</strong> Herr,GrM >PP.n i MtMn^<br />

cular tractat^Y,mitt' S. Murf.^Nurchl. mcht auszuschlagen?<br />

Vndt Sich.nochmahlen zw einschaffung.<strong>der</strong> Lateinischen.<br />

macht ?rbottenj w.M_ aber- dep^Herr. Grass-O^enstirn. bey<br />

rrgem vMliebep, Hyerfn Gie^fM. mHnuucht voN'.einall<strong>der</strong>v<br />

schieden/ Vndt Sagten S^ VxM^Sie^volten)iho nach<br />

Reisen, vndt S. Chnrf. Duxchf.. relations thufn'^ fragten ailch<br />

ob Wir nicht bey heutiger Post<br />

len resolution ivas- auf dem.^Landttage Pff Vnsere, r^lationc^<br />

geschloffen, bekommen, Welches wir mitt Ja beandtwortettn/<br />

baten aber, respit. daß. Wir-VMr Vnß erstlich darüber besprechen<br />

konten,, zu dem ^baftn Mir, Wß M bniHM, Ob B^<br />

Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn nicht von-dem^ Vorschläge<br />

des^ pllcti 8uc


83<br />

Churft-Dnvchl« zu..Eonlmunicixen, mitt bitte, S. Ercell. möchten<br />

/Vnß. gleichwoll Ihre Meinung darüber> offenbahren, ob<br />

Si^ diesen Vorschlagk practicabel hielten^ S.'Oxcess, nahmen<br />

an S.'Churf. Durchl. davon alßfortt Communication ZU thuen,<br />

begehrten aber, Wir möchten Vnß beym Herrn Grassen Orensiirn<br />

Vngeseümet noch eins angeben, ftlldt^ Hessen meinungk<br />

darüber. Veruehmm, Sie wollen lieber, noch ein Tagk Ihre<br />

rllisef(>. 30. zu befinden, S. Ercell. hettett<br />

Solche Procedeur.'deniHexr'Graff Lambrecht vndt Herr Viv<br />

Cdan Verwiesen, es, envehneten auch S. Mcell. per 0002510«<br />

nem wie Sie von den ^vgmiwbus mltt hen Kayserl.. zu<br />

redm.-. kommen, Hette-Herr.1)^ Cran gesagt, das /die Churf»<br />

Sächsische Gesandten Redliche..conMa fuhreten, -Sonsten berichteten<br />

S. Ercell^ das die Hollandische Gesandten den Französischen<br />

Gesandten 5 Puttcte proponirt, vndt recommendiret><br />

alß'1). die Psallzische Sache L) die Pomfuersche 8) die Hessische<br />

Sache 4) die Reformirte Religion. 5) t^ie Mangelische ^rava^<br />

mina,'Vndt hettett Ihr petituin also Stylisiret/ das genugsamb<br />

daraüß/zu-vemehmcn,'das ein Rechter ernst dabey, Wir bedancktcn.'Vnß<br />

für diese beschehene communication, vndt namen an, S.<br />

Er. Morgen wie<strong>der</strong> anzusprechen, Vndt des Herren Grassen Oren^<br />

siirti erklehrungk auf Vnsern Vortrag! wie<strong>der</strong> zu hinterbringen.<br />

-. . Den 15. Novembr. haben Wir nebenst dm Strahlsundischcn<br />

Abgeordneten, Welche Sich des Vorigen tages zur ConjlMttil)n/:uegen<br />

des ins MitteU gebrachten Vorschlages, ercleret,<br />

bey des Herrn Grass Orenstirns Ercell. Vnß zur üudientz<br />

anmelden lassen, Welche Wir auch nach <strong>der</strong> ersten Predigt für<br />

6"


Mittage erhalten, Da Wir dann S. Ercell. fürgetragen da^<br />

Wir von dm Herren Churf. Arandenb. Gesandten sehr Vn-'<br />

gern Vernommen, das Sich die beliebte particular trattate«<br />

zwischen <strong>der</strong> Cron Schweden vndt S. Churf. Durch!, so schwer'<br />

anliessen, das es fast das ansehen hatte, alß wan dieselbe zer-^<br />

schlagen wollen/Weill aber gleichwoll diePommerischsStände<<br />

hoch daran interesfiret, vndt hertzlich wünschen das alles zwi-"<br />

schen Ihr Königl. Maytt. zu Schweden bndt S. Churf.'<br />

Durchl. in gute möchte beygeleget werden, Wir aber zu hin-:<br />

legung solcher schweren Sachen kein ersprieslicher MittrU er^<br />

dencken können, alß davon Wir die PommerscheDeputirte S.^<br />

Srcell. bereits am 12. Imiug aperwr gethan, Vndt danmhl<br />

Verspüret, das <strong>der</strong> fürschlagk S. Erccll. nicht gar zuwie<strong>der</strong>n.<br />

gewesen, So hetten Wir Nnß Unterstanden auß Liebe/zu<br />

Friede bndt eimgkeit> Vnsere Wolgemeinte gedancken zu Papier<br />

zu bringen, Vndt thetten dieselbe S. E.rcell. Damitt sub<br />

I^o. 31. übergeben/mitt Vnterdienstl. bitte, gleich wie es von<br />

Vnß wolgemeinet, also es auch in gnaden auf vndt anzuneh^<br />

men, S. E^cell. Namen die Schvifft an, Vndt fragten, Ob<br />

Sie dieselbe woll Vorhero woll Verlesen möchten, WorzuWir'<br />

Ja sagten, Varauf läse S. Vrcell.'dieselbe mitt gutem bedachte^<br />

durch, Darnach tratten Sie wie<strong>der</strong> zu Vnß, Vndt sagten,<br />

Sie auß'Vnserm anbrlttgen so viele vernommen, das Wir<br />

den Chur Vrandenburgischen Gesandten Verstanden, alß wän<br />

die particular tractäten Wegen Pommern Zerschlagen^wehrcu,'<br />

so verhielte es Sich aber nicht also,-Son<strong>der</strong>il weiw die Vran-i<br />

denburgische eine Teutsche Volmacht darin etzlicheMWgeN ge-'<br />

Wesen, vebergeben; So hetten S^ Ercell. dieselbe in Lateins'<br />

scher Sprache wie gebreüchlich gefürbert,' Vndt begehret die<br />

Mengell darauß zu laßen, hetten Sich-auch schon wegett^Me^j<br />

Concepts, so Ihr die Chur Brandend. Gesandten zugesätldh>l<br />

Verglichen, Welche Sie von Ihr Churf. Durchl. Volnzogm^<br />

einzuschaffen promittirlt, wehrett also die trattate« noch "


85<br />

ganh Zerschlagen, Waß Vnsern Vebergebenen 'Schrifftlichen<br />

fürschlagk anreichte, Erinnerten Sich- S. Ercell. das Wir die<br />

Pommersche Deputirte Ihr schon ^erschienen Nonnerstage davon<br />

apertur gethan, das. Wir nun darauf Vnsere gedancken<br />

darauf, schrifftlich Verfassen Vndt Ihr vebergeben wollen, dafür<br />

chetten Sie Sich bedancken, Vndt wie Sie darauß Vnsere<br />

Sorgfalt, zu stifftung Friede vndt Einigkeit zwischen <strong>der</strong> Cron<br />

vndt S. Churf. Durch!, auch die-Liebe zu Vnsern Vatterlande<br />

Verspühreten, so wehre solches billig zu rühmen, Vndt<br />

nehmen mcht alleine für Ihre Person solches woll auf, beson<strong>der</strong>n<br />

wolten es auch bep dieser Post.Ihro Königs. Maptt.<br />

savorädiliter referiren, vndt musten Vor Ihre Person bekennen<br />

das es favoradile Sachen wehren, darauff weiter nach zufammen<br />

stünde, aber eins wolte S. Ercell. sagen welches dabey<br />

zu bedenken seyn würde, das die Catholische Stände vndt<br />

Franckreich nicht zugeben wolten, das die Cron Schweden zu<br />

Ihrer Satisfaction Catholische Oerther bekommen würde, wan<br />

Sie S. Churfl. Durchl.gantz Pommern liessen, den wie Herr<br />

Salvius zu Münster etlicher ^Stiffter erwehnungk gethan, hetten<br />

die Kayserl. vndt Französische erclamirt Sie^ möchten davon<br />

abstehen, Wir andtwortteten, Weill <strong>der</strong> Kayser <strong>der</strong> Cron<br />

Schweden Pommern offeriret hette, ißo aber den Churfürstl.<br />

Confens nicht schaffen könte, so were ja billig das die Cron<br />

eine an<strong>der</strong>e Satiöfaction für<strong>der</strong>te, Wolte nun <strong>der</strong> Kayfer die<br />

Schleste welche anfänglich auch mitt in fürschlagk gekommen,<br />

nicht qvitn^n, so würde Er lieber etzlich? Stiffter zur Satisfaction<br />

geben, Wormitt die Catholische Stände wofern Sie<br />

Frieden haben wolten, woll mitt zufrieden sein würden, Vndt<br />

den Vischoff Frcuch Wilhelm könte wegen Minden vndt Oßnabrügk<br />

woll an<strong>der</strong>e erstattungk geschehen, wie den berichtet<br />

wurde, das Er folte gesagt haben, wan Er erstattungk bequeme,<br />

das <strong>der</strong> Friede seiner Stiffter halber nicht zerschlagen<br />

folte, Es wardt auch erwehnet das man Ihme zum Churfür-


- 66<br />

stenthumb Mayntz Sperantz machen konte, Erh Herhogk Leopoldus<br />

tönte Ihme auch woll das Stifft Straßburgk o<strong>der</strong><br />

Passaw, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Churfürst von Eöttn eines von Seinen 5<br />

Stiftern abtretten, wobey S. Ercell. sagten, Sie hofften nicht<br />

das <strong>der</strong> Vischoff Frantz Wilhelm Opiniastriren würd^, wan<br />

Er Sich verbessern könte, Sie gedachten auch wan Sie dem<br />

Grassen von Trauttmansdorss von Schlesien, vndt den Frantzosen<br />

von Stifftern sagten, so weren Sie nicht woll zufrieden,<br />

Vndt animirten die tzron gantz Pommern zu behalten, Vndt<br />

Versprachen Sie dabey zn mainteniren. Wir sagten das Weinigk<br />

daraus zu trauwen sein würde, S. Ercell. Vermeinten<br />

auch selbst, Wann die Cron die Armee, abgeschaffet, Vndt Sie<br />

wegen Pommern Streitt bekehmen, das Ihnen <strong>der</strong> Kayser<br />

woll nicht groß beystehen möchte, Ja Er dürsste woll, wo<br />

nicht offenbahr, doch heimblich <strong>der</strong> Eron wie<strong>der</strong>werttigen mitt<br />

Gelde vndt sonsten Zuschub thuen. S. Ercell. gedachten auch,<br />

das zwischen den Kayserl. vndt Ihnen wegen Pommern etwaß<br />

Verfasset worden, Welches Sie am Donnerstage zuvor<br />

gegen Vnß nicht gestehen wollen, es hetten zwar die Kayserl.<br />

gebehten solches geheimb zu halten, Nun aber hetten Sie es<br />

den Churf. Vrandenb. selbst communiciret, Vndt wie woll Wir<br />

bähten Vnß Copey davon zu geben, wardt Vnß dieselbe doch<br />

denegirt mitt Vorwenden, Wir bekehmen dieselbe woll von den<br />

Churf. Brandenburg. Vnterdessen aber communicirten Vnß<br />

S. Ercell. des Pohlnischen Residenten Krakowen vebergab,<br />

So Er den Churf. Vrandenb. wegen Rügenwalde, Stolp,<br />

vndt Schlage gethan, Vndt thetten Vnß damitt dimittiren.<br />

Noäeiu äiv Nachmittage Sein Wir nebenst den Herren<br />

Strahlsundischen Deputaten zu S. Ercell. dem Herrn Graff<br />

von Wittchenstein gefahren, bey Welcher zugleich <strong>der</strong> Freyherr<br />

von Loben vndt Herr Wesembec waren, Vndt referirten, Wir<br />

Was mitt des Herr Graff Orenstirns Ercell. Vor Mittags<br />

abermahlen geredet, Vndt das Wir befunden, das S. Ercell.


'87<br />

Vnsern wolgemeintenfürschlagk nicht alleine woll aufgenommen,<br />

Son<strong>der</strong>n auch promittirt'das. Sie Ihr Mttigl.' Maytt. den^selben<br />

lavoi-Idiliter referken wollen, Vndt das 'Wir darauß<br />

gule Hoffnungk geschöpt^eS würde dieser Vorschlagt' etwaß<br />

gutes operirn,'S. Ercell. bedanckten Sich das Wir die relacion<br />

chun wollen, Vndt beachteten/'nachdem Seeerfahren, das<br />

'die Kayserl. -Herren-Vesandten "noch setblgeii tages'dem Herrn<br />

Grass Orenstirn'eine' Visite geben würden>''hetten' Sie Ihren<br />

8ecr6t


schaden gehen solchen Vorschlagt<br />

nun acceMen.wMg. ^ -Es .fragte, S..^ell. Mß. a^ch,-.N><br />

Wir von denn Ponunerischen Gtänd^n noch keine resolution de?<br />

kommen, was.S. ^hurf. Mrchl.. bey diesen Sachen zu. thuen<br />

were, Wann Wir solches Ihnen eröfnen wollen, were es, Ihr<br />

lieb, Vndt konten S^.ßrcell. dieselbe mitt nach Cleve nchmen,<br />

Wir promittirten dieselbe auß den schreiben zu ertrahiren Vndt<br />

in S. Grcell. abwesenheit den vebngen Herrn Ehurf. Gesand-<br />

Nn alhie außzuandN?oMn, Womitt Sie zufrieden waren, Vndt<br />

bathen Wir S.


89<br />

et,- Worauß.S. Orsellv. das Memorial<br />

LLittchenstein..Morgen nachzusenden, -damitt?


90<br />

tmn damitt Versehen, Vntzt hette Sich beklagt das Herr Sal«<br />

vius Sich zu Münsterhette einnehmen lassen, Ich sagte auf<br />

dieftn bericht, Wan nun dem fürgeben zu trauwew wehre, weill<br />

für diesem <strong>der</strong>gleichen auch woll geredet wordett, Worauf S:<br />

Ercell. sagten Sie stünden noch im Zweiffell ob Sie selbst<br />

per postcr nach Münster Reisen, o<strong>der</strong> dem Herrn Grassen von<br />

Wittchenstem davon schrjsstlich part geben soltett. Sie gedachten<br />

auch im Vertrauwen, das Vlumenthall 3 Personen Geldt<br />

spendirt, damitt S. Churf. Durch!, nicht die Kayserl. Erblande<br />

zum aeqvivalent fürschlagen folte, davon Sie nebenst den Herr<br />

Grassen von Wittchenstem den effect vernommen, wie Sie nach<br />

Vielfeldt zu S. Ehurf. Durchl. gekommen. . '. "<br />

Den 19. November fuhr Herr Loben nach Münster,<br />

Vndt wie Er für Mein Marr von Ecksteden quartir kam,<br />

sprach Er Mir zu, Vndt sagte das Er die Sachen also beschaffen<br />

befunde das Er Sich mitt dem Herr Grass von Wittchenstein<br />

selber zu Münster besprechen müste, hette auch Vnser<br />

Memorial wie auch. f>er^ Strahlsundischen vebergabe verlesen<br />

vndt bey Sich, wolle mitt den Herrn Grassen darauß reden,<br />

Welche Sie mitt zu Ihr Lhurf. Durchl. Nehmen würde, Ich<br />

recommendirte Ihme nochmahlen' Vnsern articulum worauf<br />

Er zur andtwortt gab, das es wegen S. Lhurf. Durchl. kein<br />

bedencken hette, Ich sagte wie<strong>der</strong>, es wehre in Vnserm vebergebenen<br />

anicul nichts mehr, alß Waß Wir bei dem letzteri<br />

Hertzogk zu Pommern gehabt, Vndt konten Solche darin enthaltene<br />

Privilegia mitt den Originalen, welche Wir theils bey<br />

Vuß hetten,' beweisen, Wegen <strong>der</strong> Stralsundischen vobergabe<br />

sagte Er, das die vebergebene rationes nicht weit her weren,'<br />

Vndt hette Ihren Deputaten zur andtwort geben, Sie würden<br />

S. Chürf, Durchl. nur damitt Irre machen, möchten Sich<br />

nur nicht praecipitiren, Sagte gleichwoll das es diese Leute<br />

woll guth meinen möchten, Fuhr damitt wegk, Vndt Vermeinte<br />

innerhalb 4 Tagen wie<strong>der</strong> alhie zu sein. - -


91<br />

Den 22. Novembr. haben Wir Herr Wesembecium ange-<br />

sprochen, vemb zu vernehmen, Ob etwaß weiter bey dem Pom-<br />

merschm Satisfaction Puncte paßirte, Worauf Er Vnß. refe-<br />

rirte was dessals zwischen dem Herrn Grassen Orenstirn vndt<br />

Ihnen den Chur Ärandenb. da Er mitt bey gewesen, Vorge-<br />

lauffen, das nemblich da, von <strong>der</strong> Hewraht zwischen S. Churf.<br />

Durchl. vndt <strong>der</strong> Princeßin von Orange von dem H. Grassen<br />

von Wittchenstein erwehnung geschehen/ were^Herr Grass<br />

Orrnstirn gar stille geworden, Vudt baldt darauf ohne einige<br />

handgebungk davon gefahren, Erzehlete auch was desfals zwi-<br />

schen Herr Grass Orenstirn vndt den Herrn von Loben für-<br />

gegangen, vndt das Sie von Vnserm fürschlage geredet hetten,<br />

Er H. Wesembec aber glaubte nicht, das die Schweden den<br />

fürschlagk acceptiren würden, weill es groffe difficultäeen we-<br />

gen <strong>der</strong> Catholischen Oerther, so Schweden für Pommern<br />

würde haben sollen, geben würde, Vermeinten auch das dem<br />

Herr Graffn Orenstirn in den Sachen nicht zu trauwen, welches<br />

Er neulich beym Herrn Loben vorgegeben, <strong>der</strong> Herr von Lo-<br />

ben wehre gar zu lcichtgleübigk. Sonsten wolle Herr We-<br />

sembcc nicht gestehen das dem Herrn Grass Orenstirn von<br />

Pommern ein mehres alß das Fürstenthumb Rügen gebott-cn<br />

worden, Vndt hetten Sich S. Churf. Durchs Vernehmen<br />

lassen, wan Sie nicht so viele geboten, so solle es i^o nicht<br />

geschehen, Sagte auch das <strong>der</strong> Herr Ober-Cammerherr, wie<br />

auch Ehrentrcich Borgsdorff geschrvben das Ihrem Vermeinen<br />

nach S. Churf. Durchl. in Hollandt einen Vreütigam geben<br />

würde, <strong>der</strong> Alte Prinz von Orange hette solch negotimn in<br />

Haag den Herren Staaden proponiren lassen, Er berichtete<br />

gleichfalls daß das Hauß Vraunschweigk Ihre Rehte nach<br />

Minden Verschrieben, Von dem punoto Aravaminum vndt<br />

<strong>der</strong> Schwedischen Satisfaction Sich zu besprechen, wohin Herr<br />

Lampadius auch gereiset, Oliiter warbt auch gedacht, das et-<br />

liche Churf. Nähte <strong>der</strong> Meinung gewesen, Obs nicht eins


Sache wehre, das S. Churf. Durch!.. Pommern von <strong>der</strong><br />

Cron Schweden wie<strong>der</strong> zu Lehen empfingen wir mitt Preussen<br />

geschehen, aber es wehre von <strong>der</strong> hiesigen Gesandtschafft<br />

wie<strong>der</strong>rahten worden, nachdem Sie dafür hielten das es eon-<br />

Ira äjKnitätein Lloctoi-Ì3 liesse, Wir recommendirten Herr<br />

Wcsembec nohmahlen den Pommerschen articulum, daß <strong>der</strong>selbe<br />

von S. Churf. Durchl. pro con^itione mitt mögtte<br />

gesetzet werden, welches Er zu thuen promittirte.<br />

Noäein


93<br />

mingk den Hollandsen Gesandten'tillvon-aperteur zu Hum.<br />

In bctrachtungk, das^err Grass Orenstim' deswegen schou<br />

in Schweden geschryben, Wer Kayserl. Gesandter Herr Grass<br />

von Trauttmansdorss hette Sich ersilichen Vernehmen lassen,<br />

das <strong>der</strong> Fürschlagk nicht woll gehen würde, weill Chur Bayers<br />

Cölln, vndt die^ Frantzosen Sich Verglichen daS leine Stisst^<br />

nuhr vzuy Schwedischen?Satisfaction'folte« gegeben ^verdeF<br />

Wer. dasvsö ^ekehniew.die/Schweden.AUf.din, fäll gedopt<br />

Sntisfaction wan das,Hauß Vrandenbürgk verfiehle, Worauf<br />

S.' Ercell., Herr Loben gcandtwortet,^. .Weilt S. Churff. Ourchl '<br />

ilHo^eürahtete,,so, würde Ihr <strong>der</strong> Liebe Gott woll'Erben ge^<br />

ben, zudem so hetten die an<strong>der</strong>n Anspachische Margkgraffm'<br />

einer einen Jungen Herrn vndt'deö 'an<strong>der</strong> ein,Frewlein, welches<br />

<strong>der</strong> Herr Grass, Trauttmansdorff nicht tzewust>Vndt. 'guter,-Confidente, zum Vnterhandler den herv^<br />

Grassen dahin zu^!sponiren anpräsenfirt,.es'würde aber ^'<br />

bey spendiret werden unussen>vndt Vrrhoffte.dle PoMmerische<br />

Stände würden S. Churfi: Vurchl.„'das onus mcht Min hernacher<br />

auf ^<br />

Vnß zuerklchren nichtInstruiret, Sondem dasselbe^müste her-,<br />

nachcr auf einem Landtage den Pdmmerischen Stenden, propos<br />

nirt werden, Vndt hette des Herrn vonLöbens Ercell noch'<br />

zimbliche h'off,mngk zür Pommerischen Sache, in betrachtnnqk<br />

das S. Churst. Durchs. la, °«n5e«.u 200 Personen Im H^.'<br />

an "die Herren Staden eine Rede gethan, ,^VM "Sle ersucht<br />

ZhrmittRhattdndtthatt zu assistiren,. Worauf'die Herren^<br />

Staaden Ihre eigenes Interesse wegen <strong>der</strong> Pommerischen Lande<br />

apprehendiret, vndt würden S. Churst. Durchl. mitt Ihnen<br />

eme aNian« machen,, vndt thetten Nnß auch dabe'/ kundt däS^<br />

es «ttt <strong>der</strong> Heürahtnun richtigk wehre, Vndt S/Churf'<br />

Durchl. den /^Ian. im Haag Veylager halten wurde, thet.'<br />

ten Nnß ^abey.ein.Lhurft. invitatio,« schoben, an die Pom


94<br />

merlsche herren Stende veberreichen mitt bitte dasselbe an Sie<br />

zu heberschicken, S. Ercell. zeigetcn Vnß auch abschrifft voy<br />

einem schreyben auß Paris, worin erwehnet wardt, das auf<br />

des Schwedischen Legaten dela Garde anhalten, die Cron<br />

Schweden bey Pommenr zu Mainteniren die Königin vndt<br />

Vornehmbsten Ministri nicht Stimmen noch dem Chuxhause<br />

Vrandenbnrgk o<strong>der</strong> andevn ' Reichs Stenden Ihre guter üd^<br />

sprßchew wollen, Vndt lvunschetcn d^bey das die Eron Schweb<br />

den-nach <strong>der</strong> Cron Frankreich Erempel Ihre. Satisfactiou<br />

von-Ihrem Feinde nemblich dem Hause Ostn-eich suchten,<br />

Sonsten sagten Sie auch das Vnser Melnvrial nebenst'dem<br />

Porschlage S. Churfl. Dürchl. cum reoommendationS zu-^<br />

geschickt worden, S. Churfl. Durchl. herten Ihnen auch g^»<br />

schryben, dqs die Hiesige Vr. Gesantm Sich in <strong>der</strong> Pommerfchen<br />

Sache nicht piäcipitiren sotten, Worauß. zu muhtmassen,<br />

dsts S^ Churfi. Durch!, auf die Holländische Mance noch, ein<br />

Augo.h5t.te,' Vndt weill <strong>der</strong>'Dänischer Gesandter Corsitz Vlfeldt<br />

auch noch im Haag wehre, so stünde nicht zu Wissen waß dastlbst<br />

^fürginge,. Sonsten würde von Privatis.geschroben.dns<br />

<strong>der</strong>- Princt ^S. Ehurfi. -DUrchl^ 6000 Plann angkbotten, solche<br />

gegen Pfaltz. Neüburgk zu gebraüchen^Wie weü Schwerin 'geschryben,<br />

das mitt- dem Pfaltz Giraffen, tracdiret. würde, Vndb<br />

dsv Vergleich zu hoffen. Der Hertzogk von Lothringen hette<br />

Sich .noch zu^S.LHurfl^ Durchl. Diensten' mitt Seiner Arme^<br />

präsentnet/'vtldt eine Liste> von' 7000 Mann ohne die<br />

Krantkn nach Munsterland die Khurfl.üGesandten geschickch<br />

Aber. Ihr Chuxfi. Durchl. würde solches nicht annehmen^, Es<br />

Vermeldete'auch S. Ercell. das Herr Salvius zu. Münster<br />

gegen die. Frantzösische Gesandten einen discours gefuhrek,. das:<br />

ditz.-Cxon Pommern ^lusH ideili ein hette,!,dm;<strong>der</strong>> Voriger<br />

Churfürst. Hctte. den Prager Frieden acceptirt,- Vndt>-were><br />

Feindt geworden^! mitt dem itzigen tvere dos armistitmm micht<br />

Volnzogen, daranß abzunehmen, das Er auch <strong>der</strong> Lron Feindt


95'<br />

wett): Vndt ))t>-'.Pommersche Stende^hettm dem'Churfürsten<br />

angehangen., jWir^ beklagten Vnß das'dleses' ein >gefehrllcher<br />

discours were.,)' vndt remonstrirten das^Contrariüm.ldas dle<br />

Grone ve<strong>der</strong>--Pommern vndt Son<strong>der</strong>lich die-Landrstande'nie-<br />

mahlen eiN'^u?.Esiliilacqvirirt, Ihr KönlgüMaytt: ^ieGtands<br />

auch noch für Hundts Verwandten .hielte. 'Vndt'.bätetr. Weill<br />

man


95<br />

thauen fürschlagk nicht acceptlr'en wollen, Den- Herr Sawm5<br />

wie auch Herr Grass Oretistim zum Herrn Loben gesaget, das<br />

Sie vom Novembri schreyben auß Schweden bekommen, das<br />

Sie bey Bor Pommern, Stettin, Gartz, Dam, Goluöw, Wollin,<br />

vndt dem StiffteCammin Verpleiben sotten, welches Herr<br />

Salvius hoch 'bttewret, zu Münster hetten S. Ercell.' mitb<br />

dem Herrn Graffin von TraÜttmanßdorff geredet, Vndt den^<br />

selben: zu dem gethanen Vorschlage mitt einführungk Dienlicher<br />

motiven bewegen wollen, Vndt das die Schweden Ihre Satiskactionan<br />

<strong>der</strong> Weeser nehmen möchtet, Wozu Er auch ent.-,<br />

lich woll zu bewegen Stünde, wan es nur die Schweden eingehen<br />

wolt^n, Vttdt weren dabey gute "promiff^n geschehen/<br />

Die Holländische Gesandten welche iko zu Münster wehren^<br />

hettetr S. Grcell. schlechten trost geben, Vndt gesagt, das Sie<br />

Sich- Wegen Pommenr.mitt'Hen. Schweden in leine Orlog gelben<br />

konten,. Den Sie. mitt <strong>der</strong> Provmtz Seelandt gnugk zw<br />

thuen gehabt, vndt viele Spendiret, das Sie in den Hispani-fckM<br />

Frieden consentirete damitt Sie auß dem'Kriege kehmen/<br />

zu dem gehörte Pommern zum Nvm. Reiche in dessen Sachew<br />

S.ie Sich,nlcht mischeten, Vndt Stünden mitd<strong>der</strong> Cron. Schweden<br />

in alliance, Vndt.hctten S. EtceN. dev an<strong>der</strong>n HoNändifchen<br />

Gesandten welche wie<strong>der</strong>ümb auß dem Haag zurücke<br />

kommen solten,^ nicht abwarttewikonnen,'. vndt-stünde.zu<br />

vernehinew ob dieselbe/an<strong>der</strong>e Commission haben würden, Son-<<br />

sten gedachten S^ EreeN. das die'lFrantzößsche-Gesandten zu.<br />

Münster hönisch davon.redeten-,: das S/Churfl: Durchl. im<br />

Haag in dir Staaden Versamblungk mltt entbloßeten'Heüpte<br />

geredet biß. Ihn <strong>der</strong> Präsidenr'. den» Hut .aufzufitzen'genottigf,i<br />

welches!,S. Ercellr damit'ercusirer hette^ das <strong>der</strong>Vötiigk vow<br />

VchW^den osstcvs. Witt elltblößeteu.lheüpte kleineir. Städte<br />

sandten gehöret,. Vndt tönte/ein. PotMiat selbst<br />

t0Ì5l6 woll etwaß -,thuetl> ivelches 'Seinen ^Legaten-: nicht an-'<br />

stünde, <strong>der</strong>- Seines..henn>.rep.ütation-in.acht. nehmen lMste^


97<br />

Worauf Duc de Longuevllle^ gestrgt, das^wchre etwaß,'Vnd't-<br />

hette gemelter HnDogk durch hie dritte Handt-Sich verliehe<br />

men lassen, das! Er seiner Tochter 50000'Rthlr.-Jährlicher<br />

Nenthe, vndt dazu noch viele vubewegliche'Güter^gebm svolte,<br />

dcrowegett S. Ea-cell. vermeinte^as S. Ehurfi^'Durchl.! die<br />

Hewräht in Hollands noch.etwaß aufschieben sötten,'weill Duc<br />

de Longeville en Hpsranco einer Heürahtv'i^'<strong>der</strong><br />

scheu Sache S. Chm-fl.! mochte^ivemb zU ver««'<br />

nehmem wie die Sachen ^albie^ stünden./. S..CHurss.. Durchs<br />

folten>sousten 4. Puncte im Haag proponirdchahely'i..«Wegen<br />

<strong>der</strong>.Miance^ 2. <strong>der</strong> Hewraht^ 8z Wegen ier.HMändischett<br />

Schüldt.auf? dem Clevis^hen Lande. >ä. Wegen./<strong>der</strong>^Pfaltz<br />

Neübürgischen Sache, S.. ErceN. gedachten, auch'VM einer<br />

dem Herr Wan


98?<br />

Vr Vie HommerischelSache Hunrgittett Stande befürdew<br />

Vndt envehnten: basier Hertzogt vonlLothrmgen genleltem Herr<br />

Graffeu HOOM^ipistdtetten zum präsent augebotten^ ivan Er,<br />

Ihme.hmwie<strong>der</strong>izU'seinem.'.Landt^Verhelffen tönten 'Wir thätteu<br />

Vnß dieser^ColnmUttication.ileKancken>- vndt nahmen Abscheide<br />

i No^eift.ä^ Habsn'ch)ir den^HerrniStralsundischenHepu^<br />

tirten:av3espröchek,:)velchs referirtendas ^Die- dmselben- wgl<br />

bev^des:^Her^:Oraff-OLmstirnS'MMN.n gewesen, Nndt, Srch<br />

tl0.m3^u>MiWer^ ausgegeben ^<br />

gien/darin.zu^nnhs,genetten.wücde^.Hndt hettm^desfzM etz-<br />

llche Mschrifften Ihrer Prlvilegim.^roducirt, Es hstte aber<br />

S. EFöch.. I^eV remonstrirt>^ Ms^ die-Pl-^<br />

VorthM-schÄfftech veill die-Handlrsercker vndd. an<strong>der</strong>e NvrthM<br />

von Wjtett^hetten^ihette ^Sie^auch.Vertrosteh das die ipraesidia<br />

uur auflieiuh-tzsitt lÄngk> selten 'gehattäl werden, auf dieWör--<br />

ter priviI^Fl2 le^Itili^ a^liviÄta^hetl^n^S^^<br />

Ob.'Ihnem^lolcheliWoM zu^wäe<strong>der</strong>tt wehren, worüber: S^Er-<br />

cell. bestürtzet' wehteü, alß- Nnir^^'Ercell.^an-<br />

priviiy^jlH';Zweifelten/« Wir' ftgteMi däs,Wirubey<br />

sieudm'Vbr:gut' befunden^Has^enw^omgt.-SchwedischenHeö-^<br />

ren>Mffaudbe^«sin.?aufffühvlich7m?morial<br />

ft'agten^obMan^Sich! darits' Lonjungiren ^vvlte,^ "welches.<br />

zu.bedencketr.nünahmetr^ .-. ::^^^^ .1'. .


: gleich andempStädtefi. auf Landtags .Mtt^ Verschrphen<br />

^ .vndt.hcts^die.Stadt Stettin gan^, ke/ne,gei echtigkeit<br />

da^n, Vndt wie Ich Mich erkundigte,^vie ^as, Ihr Ercell.<br />

Herr'Loben-darnach fragen liessen, gab Hr. zu.^verßfhey, das<br />

hep lobten ov<strong>der</strong>< die König!. .May/,^, schwerlich hie<br />

^btretteu.jvürde, Iedoch/w^ ssatt fthett^wie<br />

dici Trattatene weiter.,liessen, ^i . /-^ .^- ^5''^-. ^^<br />

^^::.' Den 2?.^Pyvemb. haben S. jßpceU.^<strong>der</strong>.-Herr .«Grass<br />

Kmpstiry Vnß,dl;sch ^ero Junckern Masso^ey,zur Taffel.gcg.e^Ad^stdt.findeN'i.laM,.Vndt<br />

wie Wx Vnß eingestellet, hahMz<br />

S.. MM> )NoH:^für dem Effen einen discours von den<br />

Aractatfn vnhtin «p.eme <strong>der</strong><br />

KiH dabey Vernehmen lassen, Pnser gethaner Vorschlagt weue<br />

recht-^. propnZ.kommM,: Vndt Ihv.so angenehmh, alß, watt<br />

Er pom Himmel h.erWtcrgMmmett, Nm.Sie sonst nicht gewust<br />

ftj^.Sis. ayß de.m WMe Hotte komme^<br />

Ki^benselbett. aufs fieisslgste in <strong>der</strong> Crozt .reegmmendirt, Ver-hofftO/auch<br />

das dieses das Mittell.sett^ püche, dadurch dle<br />

,EMtt pndt her. Churfürst von Vvandenburgk konten, in Freündtfchassti,von<br />

ieinan^er. kommen, Vndt sagten Sie hettsji 2 principia<br />

lw,ob^) Sie.bestünden/ darauf berührte Hhv. ggntzer 8c


100<br />

des Zettels kürtzllch dieser 4) Wan Sie Ihr Churf.<br />

Pommern laffen solten, So nmste Ihnen doch die<br />

investitura veber gantz Pommern gegeben werden, Sie fragetm<br />

aber dabey ob solches nicht auf S. Churfl. Durchl.' Person<br />

bndt <strong>der</strong>o discendenten könte restringirt werden, wie Wir aber<br />

^abey anzogen das die Herren Margkgrassen bow-Anspach<br />

vndt Culmbach alte Stam Vettern weren, welche Ihre.lug<br />

schwerlich dahin<strong>der</strong> lassen würdm, reqviseirten^S. Ercell. vndt<br />

movirten hiebey nichts welter 2) das alß dann die Cton<br />

Schweden zum aqvivälenr begehren würde nebenst Bremen vndt<br />

Vörden, die Stifter, Minden, Oßnabrügk vndt HildesheiM<br />

sampt <strong>der</strong> Graffschafft Schaumburgt vndt etzlichen Aemptem<br />

äuß dem Stifft Münster, alß Vechta, Cloppenburgk vndt<br />

Meppen, Frantz Wilhelm dem hiesigen Vischoff tönte Halberstadt<br />

wie<strong>der</strong>gegebm werden, Er könte auch woll Nledenbrügcke<br />

die Zeitt Seines Lebens behalten, wegen Hildesheimb köM<br />

Chur Cölln zu Passow o<strong>der</strong> Straßdurgk erstattungk erlangen,<br />

nachdem <strong>der</strong>ichtet worden das Erhhertzogk Leopold Wilhelm<br />

Heürahten wolle, Vndt die Graffschasst Hoya könte die Cron<br />

Schweden durch ein stücke von Hildesheimb an Sich tauschen,<br />

3) Das die Vron diese Ortter brkchme cum 6i^nit2te L1e<br />

tornii o<strong>der</strong> 8e83loui8 prayrozÄlivI nechst Oesterreich, welches<br />

man <strong>der</strong>- Cron nicht difsicultiren würde, Wiv Sagten<br />

das Vieleicht Sachsens Bayers Vrandenburgk, Bräunschweigk<br />

vndt an<strong>der</strong>e Alte Teutsche Fürstl.- Heuser nicht genie würden<br />

cediren wollen, Worauf S. Ercell. andNvorttetez'Weill Sie<br />

das Ertz Stijft Vremett bekehmen>hetten'Sie billig solche Prärogativ<br />

für an<strong>der</strong>n. -4) Würde ^er Churfürst von Ärandmburgk<br />

<strong>der</strong> Cron zu dieser<br />

müssen, auch sonsten gegen die Cron Woll anschicken^ Warnach<br />

lasm Sie Vnß auch auß bemeltem Zettel! die salionss<br />

führ, welche Sie bey den Kayserl. dieses fürschlags halber führen<br />

wolten, alß 1) das <strong>der</strong> Cron Dommern


ns o0U5eu3u anzunemeN'lntfttum wer^ - 2) Das Ihnen einige<br />

^viction darüber anzunehmen bedencklich.were, 8) Würde<br />

es Ihnen Verweißlich fallen das Sie Ihre Satiöfaction von<br />

Freunden nehmen, holten, ^) Dagegen Were,billig das Sie von<br />

'<strong>der</strong>'Cron Feinden genommen, würde, solche^aher weren Sae.<br />

8gr/ et 5tawF l)atkolici S. Ercell. Verhofften hiebey das<br />

Vhur Vrandenburgk die Evangelische Stenda vfidt^ die Hollan<strong>der</strong>.Ihr<br />

hierin woll assistiren würden, .Psrmei^iten auch, wan<br />

Nischoff' Frantz Wilhelm Halberstadt wiedexbekehme würden<br />

Sich die FrantzoftUlwoll zu frieden stellen. 5) Wurden Sie<br />

Vor die Kinigl. Schwedische Soldatesca auch 5 Million für-<br />

.Vndt dieses sagten Sie wehren Ihre ge.dancken, dabey<br />

auch gedächten zu verbleiben, wans aber solle, zu. Werckf<br />

gerichtet werden, so müssen Sie Vorhero wissen ob S. Churfi.<br />

Hurchl. die Pommerische Stände vndt die Hollän<strong>der</strong> in diesen<br />

Vorschlagt auch woll consentire« würden, Item es müste zeitt<br />

dazu sein, Worauf Wir.andtwortteten, das Wir solches zwar<br />

nicht Wissen tönten, hielten aber dafür das S.CHurfl. Durch!.<br />

Friede.VM Pommern zu erlangen die Powmerische Stande<br />

aber zur Ruhe zu kommen darin woll consentiren würden,<br />

die. Hollän<strong>der</strong> aber hettcn Ja sonsten ausser denn Commertien<br />

an Pommern kein Interesse, die Zeit würde auch woll können<br />

.gewonnen werden, weill noch viele an<strong>der</strong>e Puncte mitt müsten<br />

erörttert werden, S. VrceN. wie<strong>der</strong>holten abermahl das Ihr<br />

Vnser Vorschlagt nicht mißfihle, vndt sagten, Wan schon wegen<br />

<strong>der</strong> Pommerischen Satisfaction zwischen Ihn^n vndt den Kayserl.<br />

etwas gehandelt würde, so möchten Wir Vnß nur nicht<br />

daran kehren, es würde noch alles gutt werden wo mitt <strong>der</strong><br />

discours für <strong>der</strong> Mahlzeit geendigt Wardt.<br />

. ?05t 020N2II1) stehlen fast <strong>der</strong>gleichen reden für, vndt<br />

Sagte S. Ercell. das Sie von Vnserm Vorschlage an Herrn<br />

Salvium nach Münster geschrieben, welcher alda außgebreitet<br />

das <strong>der</strong> Fürschlagk von Vnß herkehme Vndt das Wir auch


102<br />

die Oertter welche oben genennet zur an<strong>der</strong>weitigen Satisfar«<br />

tlon fürgeschlagen hetten, Wte Wir nun andnvortetten> dag<br />

Wir niemahlen einM einigen Ortt zur an<strong>der</strong>n Satisfactiön an<br />

staal Pommern benennet, Vndt deßhalber Vnß auf S. Ercell.<br />

berifen, Sagten -Sie, das Sie Vnß woll Zeügknuß geben köni.<br />

ten, das Mir solches nicht gtthan, Vndt in <strong>der</strong> schnfft Vnß<br />

woll fürgesehen hetten, Vndt^repetirten das SalviuS solches<br />

geredet hettt, Wk bähten Vnß zu entschuldigen, das Wir nicht<br />

vnverschuldeter Weift in 06mm Vornehmer Reichstinde gebracht<br />

würden, welches Sv Vrcell. promittirte, Vndt berichteten<br />

das gestern <strong>der</strong> Hessische Gesandter Schässer bey Ihr gewesen,<br />

vndt gefaget, das'<strong>der</strong> eine Lünenburgischev Gesandter<br />

Herr Dr. Langerbeck nach Münster gereiset, vemb zu verhin<strong>der</strong>n<br />

das die Graffschasst Hoya nicht zur Schwedischen Satisfaction<br />

kehme, Wir sagten: Das die KZnigl, Schwedische<br />

herr-n Legati Ja kein bedencken haben würden auf die Catholische<br />

Oevfter selber Lorschlege zu thuen, weill Sie Oßnabrugk<br />

vndt Minden in den Handen hetten/ es schien aber' das S.<br />

Orcelt. lieber sehen das an<strong>der</strong>e Vorschlege^zu Ihrer Satisfac-tion<br />

ins Mittell hrechten, Worauß fast abzunehmen, das die<br />

Schwedische'Herren Agaten den Kayserl, Gesandten müssen<br />

promisse gethan'-haben, bey Pommern zu verpleiben, Vndt wie<br />

'S, E1M5 abermahlen Ihre gute affection gegen S


103<br />

Ercell.. die^Thur Nrandeub. quollen den.VHerstrom zur Grentze<br />

schen,' dagegen wolten die Schwedische den Hersagte.Strohmb.<br />

die Grenhe sein blassen. Zuletzt erwehnten.S^O^csll. das die<br />

Frantzosen die Waldt Städte im/Elsaß noch an.Sich handeln<br />

wolle,-Vndt das <strong>der</strong> Fralchosische Resident! de M^Cpurl von<br />

<strong>der</strong> Churfi.-Hcüwraht in Hollandt gesagt, ^des Princen von<br />

uien, Tochter were nicht, schön und dazu'böse/ S. Ercell. .<br />

meinten auch das es leine.Statts Heürahtnvehre,- Erzehletey<br />

dabey das <strong>der</strong> mitt<br />

blossen Heüpt, vudt stehent geredet hetten, Vndt^das S. Churft/<br />

Durchl. von Herr Knuyt erinnert worden, .dem Huht. aufzufetzen,<br />

welches Er. aber nicht gethan. S. Crcell.'/fragcen Vust<br />

auch nach. <strong>der</strong>.Pohlnischen.Werbung vndt Comumnicirten Vnß<br />

ein schreiben, welches, <strong>der</strong> Königk von Pohlen, an die Kö^igiy<br />

von Schweden-abgehen lassen. Womitt.Wir endtllch,.weilI..eH<br />

zimblich Späte wardt^Mscheidt nahmen.. . .:... ?:^.' .^ -. - ,'<br />

. Den 29. Novembr. Alß Wir w^gm Ihr.Fmstl^ Gnaden<br />

des,Herzogen,zu Cvoy bey bceden Königl, Schwedischen Horren<br />

Legatis'audientz'gehabt, sing5 Hern Sal^ius zu.Vnß an/<br />

Er hörete, das Wir'mitt'Ihrem project^ welches zu Hlünster<br />

außgcandtwortet worden^ nicht zufrieden wehren,'Norauff iWip<br />

andtwortteten: Das die Pommerische- Stände nebenst^ Vnß<br />

nicht damitt zufrieden sein könten, den Ihnen in solchem auf?<br />

sah die Guarnison vndt Licenten woltcn aufgebürdet, Vndt.. die<br />

appeNation abgeschnitten werden, weill.nun^ die Pommerische<br />

Stendo dadurch, zum höchsten würden beschweret werden, Vndt<br />

es auch wie<strong>der</strong> König!, handt vndt Siegelt, So woll auch<br />

wie<strong>der</strong> Ihrer <strong>der</strong> Herren Legaten Vielfeltige promissen anlaufen<br />

thetc; Alß Verhofften Wir, das kein Ernst dabey sein, würden<br />

Vndt bähten Vnsern vebergebenen articulum. dabey, in. acht zu<br />

nehmen, vndt die Pomm. Stände bey Ihren woterworbenen<br />

PrivNegien.'vndt ^Freyheiten zu. lassen,« «den Sie^mcht.s meh.o<br />

begchrtm ^llß^ Sie Hey.' 'dem. Hn'Hogc ' zu -Pommern gehabt, S:'


504<br />

Vrcell. <strong>der</strong> Herr Salvlus sagte, die Präfidk .vürden nicht<br />

langs wereneden die Eron würde Sich selbst gern mitt Vnkosten<br />

Verschöbet sehen, Vndt were nur die Meinungk das<br />

man erst sehen wolle wie sich <strong>der</strong> Friede anliesse, Wie Wir<br />

nun fragten ob Vnser Fürschlagk nicht ein mocliuin oompositiomH<br />

in <strong>der</strong> Pommerschen Sache sein könnte, Sagten Sie<br />

weiter, das zu Münster des wegen Viele Wun<strong>der</strong> were, die<br />

Frantzosen vndt üacholischen wollen nicht gerne von den Stifflern,<br />

So hettm die Fürstl. Nraunfchweigksche Sich auch interponirt,<br />

Vndt Son<strong>der</strong>lich! <strong>der</strong> Oßnabrüggischs Vischoff Frailtz<br />

Wilhelm, Vndt hette Sich je<strong>der</strong> Mann Verwun<strong>der</strong>t,, woher<br />

diese Vuvermuhtliche Vorschlege lehmen, Wir Sagten: Das<br />

Vnß von Münster zugeschryben, das Wir dabey in Verdacht<br />

gezogen würden, alß solle Wir Oßnabrüggk, Minden^ Hoya:<br />

vndt Dipholtz :c. benennet vndt Vorgeschlagen haben. Woran<br />

Vnß aber Vngütlich geschehen, Vndt hette man Vnß damitr<br />

woll Verschonen mögen, Vndt berieffen Vnß dabey auf des<br />

Herr Grass Orenstirnö Vrcell. welche Vnß auch Zeugniß in'<br />

OoutiQvnti gab, daß Vnß daran zu viele geschehe, weill Wir<br />

nicht' das geringste benennet hellen, Wor die Lron ausser Pommern<br />

Ihre Satisfaction haben tönce. Sonsten indigitirten<br />

Wir hiebey, wan die Lron mitt Ihr Chural. Durchl. wegen<br />

Pommern Verglichen, das alß dann dieselbe nebenst an<strong>der</strong>n<br />

Evangelischen Stänven Ihre Satisfaction woN würde befür<strong>der</strong>n<br />

helffen, Vndt wie des aequivalents erwehnung geschah,<br />

Sagte Herrn Salvii Ercell. S. Churf. Durchl. für<strong>der</strong>ten für<br />

das Stück von Pommern welches Sie <strong>der</strong> Cron gebotten gar<br />

zu viele, alß 1) Glogauw 2) Sagan 3) Halberstadt 4) Magdeburgs,<br />

5) Minden 6) Oßnabrügk ?) Hildesheimb 6) Graffschafft<br />

Schaumburgt 9) das Sachsen vndt Pfaltz Neüburgk<br />

Sich Ihrer, prätmsion an den Gülichschen Landen begeben<br />

solte> 10) Vndt darneben vom Reiche eine Summa..geldes,<br />

Vndt hette Herr Salvii Vrcell.. das Lhurfi..Schreybm< darin


105<br />

diese Stücke, specisicirt. gelesen, ^Wir/Sagten es^ möchte/Vielleicht<br />

darümb so viele geför<strong>der</strong>t werden das. man Ihr Pommern<br />

lassen folte, Vndt alß von <strong>der</strong> division. des Landes geredet<br />

wurde, Vndt' man an ^Schwedischer feite die Parsante zu<br />

Vor Pommerischer Grentze Vorschlugt Sagten.Wir,,.das S.<br />

Churf. Durch!.. Sich Stettin schwerlich, begeben würde, 'w.eill<br />

er worin Herr Salvius: mitl<br />

. Vnß veberemstimmete, aber Herr Grass. Orenstirns Oa.-cell.<br />

fragten. Sollte, <strong>der</strong>. Churfürst Stettin nicht missen wollen,<br />

vndt wardt dabey fexner refcriret, das die Catholischen, so baldt<br />

es erschollen d.as sdie.Cron Schweden Pommern qvitiren vndt<br />

eine an<strong>der</strong>e Satisfaction fürschlagen wollen, starck vrgirt, die<br />

Cron folte bey Pommern bleiben, Vndt folte man dem Ühurfürsten<br />

lieber zu Halberstadt noch Bremen vndt Worden geben,<br />

Bischoff Fran^Wilhelmen hette man Zwar vorgeschlagen eins<br />

von den o<strong>der</strong> das Stifft Münster<br />

Er hette aber geandtwortet zu Coln were schon ein coadiutox,<br />

vndt von den an<strong>der</strong>n beeden Churfürstenthumben würden Sich<br />

die Lapirulare Jedes Ortts nicht abdringen lassen wollen, des<br />

Herrn Grass Oreustirns Ercell. gedachten auch <strong>der</strong> Churfürstl.<br />

Heüraht im Nie<strong>der</strong>lande, Vndt das die Dame im geschrcy were,<br />

Vndt das <strong>der</strong> Churfürst vemb eine Intercession, vndt wo Er<br />

damilt Pommern nicht bekommen tönte/ vemb assistent; bey denn<br />

Hollan<strong>der</strong>n anhielte, Sagten aber dabey, wan Sich <strong>der</strong> Churfürst<br />

nur darnach anstellete so könte wegen Pommern noch al^<br />

les gutt vndt in Freündtschafft hingelegt werden, Vndt pro-mittirten<br />

S. Ercell. auch noch nach <strong>der</strong> Mahlzeit, das Sie<br />

Sich dahin bearbeiten wollen, das alles mitt des Churfürsten<br />

willen geschehen solle, damitt Freündtschafft zwischen <strong>der</strong> Lron<br />

vndt S. Churfi. Durchl. beybehalten würde, vndt contestirten<br />

solches mitt beteüerlichen Wordten, welches Wir mitt dancke<br />

acceptirten, Vndt wünscheten das <strong>der</strong> liebe Gott guten Succeß<br />

dazu geben wolte, Wir recommenditten auch bey dieser occasion


106<br />

bteben -König!.. Herrn Legatis des Capitüls Sachen das- die<br />

vacirende Stellen möchten ersetzet werden, Vndt geschahe des<br />

wegen envehnung wegen heör Philfp Horns Meiner Marr von<br />

Ecksteden vndt Frantz Pahlen Person, da den <strong>der</strong> herrGraff<br />

Qxenstirn Sagte, das Er von Philip Horns.ausserdeme waß<br />

zuvor. in Pommern vorgangen, ^ nichts wüste,. von Franh<br />

Pahlen hetten Sie auch nichts böses gehöret, Weine.Marr von<br />

Ecksteden Person betreffende, wehre Ich damahlen in. Preussen<br />

gegangen, alß Ich nun darauf andtwortete: das wegen <strong>der</strong><br />

damahlen bösen Proceduren <strong>der</strong> Vaumischen^) Völcker, viele<br />

H(X) Leute auss Pommern wegk gehen mästen/ welches Ich<br />

auch gethan, Vndt in Elbingen Mich aufgehalten, Vndt das<br />

dadurch <strong>der</strong> Cron kein schade zugewachsen, dabey Ich erzehlete<br />

warümb Ich nach Königsberg! gegangen,. Vndt waß Ich daselbst<br />

negotiret, gaben S. ErceN. Sich zufrieden, Vndt sagten<br />

alhie ginge itzo nichts an<strong>der</strong>s Für, alß das Ich für mein<br />

Vatterlandt redete, bey dieser gelegenheit haben Niv auch das<br />

Iehnige was <strong>der</strong> Herr Decanus Matthias von iGüntersbergk<br />

an Mich I>r. Rungen wegen. Daviedt von dex Osten geschryben,<br />

bey denKönigl.herren Legatis eröfnet, das. nemblich <strong>der</strong>selbe<br />

Sich vieles drowwordl für. Seinem, abreisen, in die Cron<br />

wie<strong>der</strong> das CapitulVernehmm laßen, Vndt gcbehten Ihr Ihr<br />

Er. Er. möchten in <strong>der</strong> Cron präcaviren, das den delatorett<br />

so schlecht kein glauben geben, vndt nicht präjudicirliches Verordnet<br />

würde, welches Sie auch promittirten, Vndt wolten<br />

lDavied von d. Osten nicht groß Loben, Vndt sagten das Er<br />

viele Plau<strong>der</strong>te, womitt Wir entlich Abscheide genommen.<br />

Den 30. Novemb. bin Ich Dr. Runge gar frühe vmb<br />

7 Vhr bey Herr Värenllauwen gewesen, Vndt gebehten,! weill<br />

Ihr Ihr Ercell. Ercell. Vnß gestern promittirt wegen Davied<br />

v. d, Osten in <strong>der</strong> Cron Schweden zu schreyben, damitd Er<br />

*) So steht


107<br />

wie<strong>der</strong> das daselbst, ehe die Leute<br />

gchöret erpracticiren möchte, solch schreiben zu befür<strong>der</strong>n, sagte<br />

Er solches zu,.


108<br />

aber bey <strong>der</strong> dlvision würden grosse difsicultäten Vorfallen?<br />

vndt batt daneben Er wolte Inson<strong>der</strong>heit mitt befür<strong>der</strong>n helffen<br />

das Vnserer mitt Insertion des vebergebenen Irticuli geruhet<br />

würde,..mitt versprechen, das Sich die Herren Landtstände<br />

kie<strong>der</strong>ümb dankbahr erzeigen würden, Er sagte, <strong>der</strong> articulu8<br />

würde schwerlich in <strong>der</strong> Lenge zugelassen werden, jedoch wolte<br />

Er gerne des.Landes beste befür<strong>der</strong>n helffen,<br />

. --...^. . -.<br />

II.<br />

.. .<br />

y l a S e n.<br />

^<br />

29.<br />

vndt Vrfachen, warümb Sr. Churst. Durchl. zu<br />

Brandenburgs von <strong>der</strong>o Hertzogkthumb Pommern auch<br />

nur das eine halbe theilt, etwa Vor Pommern genandt, <strong>der</strong><br />

Königin, vndt Cron Schweden nicht abtretten tonnen.<br />

. Zufor<strong>der</strong>st erinnern Ihre Ercell. die Kayserl. Hochansehnliche<br />

Gevolmachtigte Herren Abgesandten Sich allerseits großgünstig-vndt<br />

gnedig. zurück, was man an Chur Brandenburg<br />

gischer. feiten Vor diesen schon Vf die ans tages kiecht gebrachten,<br />

vndt begehrten Königl. Schwedischen Satisfaotion,<br />

vor sehr nachdenckliche, vndt zu gleich das gantze Heyl. Römische<br />

Reich mitt concernirende wichtige motiven, iedoch nur<br />

so woll beygehaltenen Reichs Oon5tituti


109<br />

nlgerle^ weife o<strong>der</strong> weg^olches Mrfchmertzen, noch vor tW<br />

Lieben < Posterlsäts./vnyt^ Interessenten. Verandtwortten können.<br />

Worauf man Sich«!annoch-hiermitt'will referlret-vndl bezogen<br />

habech'Damitt män^aber auch' wa^nähet.'aä 'speclein' gehen/<br />

ondt^nfenglichiivemonstriren möge,' :Wammb ' dieselbe^ nicht<br />

eins <strong>der</strong>o Halbe^Hovhogthumb, etwa Gor,Powmern (wie man<br />

dachuf'VlelleichbtizKhlet. 'vndt^ein Auge!hüt) eben ' so-.Hbenig<br />

nicht ohne son<strong>der</strong>bahre eversion vndt.tuijt':><strong>der</strong>o Churfürstl.'<br />

Hruses'vndt'Staadts zurück laßen, noch?dabey itt gewiße sicherhelt<br />

'sitzen tvnnm So^seindt^deßen.folgende Vrsachcy.^ -./-u^<br />

::.!^.1) Die Satisfaction des^Vyrncmbsten theils Ihres Vhür<br />

FurMthmübs, alß <strong>der</strong>-'^cker vndt Mlttellmarck, dahinnem Vor<br />

Pommern die recwin Imeam'vndt Grmhe ziehet, vndt gleiche<br />

samh ldamitt etn.Händt' Ntacher, vndt weill 'solches <strong>der</strong> Schlüs?<br />

sM vndt Vor, Ällluwer zur Chur-.vndt. Marcke ' Brandende<br />

selbige 'abrr die Gnntze vndt thüre nichti allein -des Ober<br />

Sächsischen Creyse's, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Käyserl^Erblanden/Ia,<br />

des ganzen Nömischen Reichs ist> ..also auch-von dahero, eines<br />

vndt-das' an<strong>der</strong> 'theill' nach 'belieben zu, infestiren Vngcwehrt<br />

siehet sogar auch,' daß .Wer^ in Vor Pommern 'meister: vndt<br />

mächtig ist, zugleich baltzt <strong>der</strong>^an<strong>der</strong>nPrövincien Sich be,n^chtigen<br />

kan/ wie die erfahrung bißhero, genugsam^ belüget, .den<br />

ob^w-ötl hinter 'Pommern auch mitt <strong>der</strong>,Marck zusammen stö><br />

ßel,'so. ist doch <strong>der</strong> O<strong>der</strong> Stromb so-die ^Mittell^ vndt<br />

märcs scheidet,''wie'? auch.die. Warthe, .älß .beed^. L<br />

Päß'e noch <strong>der</strong>zwischen/ das von dahero so keine grosse gefahx<br />

dem Römischen Reiche-zu.besorgen. .' -> V- ',:>:<<br />

''»'2)'Weill solches'Vorbesagtes theill des'ChurfnrstenthumbS,<br />

weM abgang.'Vor Pommern gantz volr <strong>der</strong> Ostsee abgeschnitten<br />

wirdt, vndt dahero alle Correspondenzieu vndt trasiquett<br />

zu 'Waßer nlitt'!denen Henachbahrten..Potentaten:an <strong>der</strong>.Ostsee,^<br />

vndt durch den/Sundt mitt Spanien, Frankreich, Engellandt<br />

vndl Hollündt, nicht min<strong>der</strong> Preußen, Pohlen


weggehen^.bjrdt.selbige-an<strong>der</strong>s nicht alß' gar.<br />

vemb/ durch an<strong>der</strong>e ^ferw vndt weit^ abZelegene Lan<strong>der</strong> i><br />

Oertter (<strong>der</strong>en ^paße von Vor Pommerns gar Leicht M<br />

Coüpirt vndd Verhin<strong>der</strong>t.^verden konnen.)ondt' zwartHnchreu-z<br />

theils mu! ^ Lcmdt"müßen.'ängestelleti.'werden^ ^da. dach::dis<br />

in allen dingen, i Viele.-eint föndetbahrk' Lo.mmodität^ gebähvet<br />

Mt nach Sich führet. ^ .' .>.!^/^ ^'^'l''))::^ 51^ ^-^^<br />

...Z) Würde! Ihr Churfl. Tmrchl.üzu: gwMche^rwlt'.ttndt<br />

Vntergangk Ihrer banden-vndt.Vntertyaneu dieiCorrefponksuz<br />

Linie vndt trasiqucn des^ nutzbtlhren Körnhaüdels auß .Pohlen<br />

auf <strong>der</strong> Warthe biß Cüstrin; vndt.dan. .semer an<strong>der</strong>s.»i<br />

lungen von Vreßlow auß Schlesien biß Franckfutth,<br />

beedelt. Ortten <strong>der</strong> O<strong>der</strong>stromb zu Wasser: hitmnter:biß Stettin/<br />

vndt von'da wie<strong>der</strong> hmauff:<strong>der</strong> fondevbahrt^Sal^ vndc SeöhandrN><br />

womitt di^Marck, Schlesien^ vndt Mehrettl vechhett<br />

wenden, durch Vor Pömmsrn vndt dessen MigierUttg. gesperrt<br />

Weill. zwüscheu <strong>der</strong>^ Vestu.ng<br />

Cüstrin- dndtStadti Stettin ^am.O<strong>der</strong>::S^om nach. <strong>der</strong>^Nett^<br />

Marck'die'Stadt Gnffenhagen.'gelegt ivndt^z<br />

vndd.dtroselben Reglerungtzehöres, Irr^selbig^Odtt Vtromb<br />

von <strong>der</strong>"Märctifchen^Grenßeü.!änzu«chtteu-> .ünmen durch: .däS<br />

Älor ^pommcrschs gebiethe (das 'geringe.Martzisch^terrltmium<br />

außgenommcn>aü'.1)eed?wVssern bis cttl^ eine Meil wsges,iay<br />

Stettin, laüfft^.vndt.in 'deßon'dispüsitiou^ stehet „welches-Vor<br />

Pomsslertt.besitzH^' das-auch: <strong>der</strong>o tndeu 1 woll..mehrlClausutttt<br />

an beeden Vffern zu legen nrcht/ermaugelnl würde> n..".: .^ ,1<br />

/.^:.'D Wmde Äsa.dte PommenscheMesiden^^<br />

StejNtr (daran gleichwoll Ihr, Ehurst^.Nurchl- eitt.)vebeMß<br />

großes gelegen)» bort, dem gantzett Churfürstenthumb<br />

schnitten, fein^bndt^tt we<strong>der</strong> auß. <strong>der</strong> MitteÜ.^vud<br />

marck ' zu Lande^ dahin, - noch auch zu Mssee dieser chinai<br />

noch auß l <strong>der</strong> Newmarck zu Lands (eß sey datt gar zu weit


vemb bis Vf P!ri^) Hommen ikönnen//.fon<strong>der</strong>chveber all Non<br />

Pommern, berühr^'vndt! durch setzen Zebith i^reifett^ instßen ^veill<br />

dieser seitt nach <strong>der</strong> Mittcll- vndt Vckermarck alles<br />

schen. <strong>der</strong> O<strong>der</strong>-vndt dem Fluß Randow-'beltKetr>:,<br />

über <strong>der</strong> Äewmarck nebenst,.<strong>der</strong> Städte G.rieffenha^n,'H<br />

mendurie. Wildenbruch..sampt.Vttterschied.tlichetr),Adlrch^N'i-Ge^<br />

schlechtern.vndt Hcüsem fqst biß an.Pirih!ttach detzVor:PVni^<br />

merischell»Regierung gehören,I vndt Hon-,daraüß,")Waller?!<br />

nach'Steltin/zu, kommen, knn Vschin<strong>der</strong>tl:w'erden.^'l^ ^,!.^<br />

weill die^.Vor, Pommerische^Regirrung^ m'cht.-Hvett^dM des<br />

Mecklenburgischen^ Stadt Friedtlandt, ^ndt dahero Friedtlätchlschen-<br />

Caveimigenandt, beym Mwen Sunde anziirechnen, -vndt<br />

mittler VckeI/.vndt-Älewmarck biß veber^le'.Q<strong>der</strong> ' fast .an<br />

Pirih gräntzet^.^ndt. darüber .in^Vorigew^eittrtt ^an chllchili<br />

Ortten <strong>der</strong> Grentzen halbexschwere.strnttigeeitrtt''gewesen, oh<br />

woll Dieselbe je albereif bey,gelegtifein.'möchten^<br />

noch, waü.dfr Vo^.Pommerische^QrtH in. maau^<br />

geritht,/ so.lgau^dstbey/micht.Versichert ostini ävuM,f /son<strong>der</strong>s dis<br />

Me?Wzm ^x.'!>^rilH)prü6tsxtit)^H Deicht nie<strong>der</strong> ^waß'.ienseidt<br />

<strong>der</strong> ^.<strong>der</strong> lieget,- vudt.zu^'Vor.Vommerischeni Regierung' g^l<br />

höret, nebenst-dem: galten O<strong>der</strong> Strombi an beedew seilen, W<br />

hinter Pommern verbleiben-^ solte>,. tönte >denttöch'0hn^ Ihr<br />

Chui'fi« 'Durchl.'snercllichen ruin Ihres 'ganhell.^Churfürsten-thumbü/.<br />

LandtiLeüdM ündt dew Estats, ^solches-auch^nicht<br />

sein; weill es mitt.Vor Pommern 'also belvundt,, das^.die<br />

Stet.tinische hinter, Pommersche Regierungk nicht woll^ ohne /die<br />

Vor Pommersche in einer: bestendigen sicherheic bestehen, soy<strong>der</strong>n<br />

von dieser zu.ie<strong>der</strong>zelttinfestiret werden kann/ angemerckt,<br />

Vor Pommern, <strong>der</strong>. Schlüssel zu hinter Pommern ist, VuN<br />

<strong>der</strong> O<strong>der</strong>stromb durch die Haven Peene vndt Schwiene ge-


«2<br />

nandt w Nor Pommerscher Mgierung Sich .in die Ost See<br />

eromriret, vndt also nach belieben von <strong>der</strong>selben kan gesperret<br />

?) Dan: ob woll beber das noch <strong>der</strong> Fluß^Diewenow<br />

genaUdt bei CamMN in Sttttmischer Regierung seinen außfiuß<br />

in die: See'ciuch nimpt^ so ist doch selbiger i^ortug <strong>der</strong> aller<br />

Vnbequembstej'theils» lvegen <strong>der</strong> Fläche, das keine geladene<br />

Schiffe'.beber 20 odev ^5 Last können herdurch'kommen, theils<br />

<strong>der</strong> enge vndt'Krümme Halber/ das<br />

ten/ssgav.Aichtgebranchdwlrd^ So ist <strong>der</strong> an<strong>der</strong> außtauff durch<br />

die Schwine >auch nicht von großer Importanh, weiN Er von<br />

tage zu.tage mitt Sande erfüllet wirdt, vndt Man nuri mitt<br />

einem Winde in vndt außlauffen kan, Vndr in mittelst die<br />

Schrffe vorm Haffen gar Vnsicher liegen; Derowegen dieser<br />

korkp von dm Schiffern nicht an<strong>der</strong>s alß nur- im nohttfall<br />

gebraucht wirdt, Watt Sie nnnbNch den Rhuden nicht errei-<br />

chen können^ yß ist auch mii.r d^mfelbigen also beschaffen, das<br />

daseine. Vfer in Von PommelschelnRegiermtgk gehöret, ,Da,<<br />

durch,<strong>der</strong>'.lganße Stromb inach belieben kan gchemylet werden.<br />

^.-. Mer dritte außlauff abeo -"durch',die Peene > bey -Wdlgäst<br />

gehöret mitt alle an beeden Vffern ins Vor PonimerscheTe?^<br />

^! vndt ..ist -dlestr^dev^'allw bequembste^ sicherste<br />

'! <strong>der</strong> zwischen! dem Wer.Stromb "vndt, dem' EalHmeev<br />

ist^ theils wegew seiuer^tüM cheilZ wegene <strong>der</strong> "sicherhert unter<br />

Rhlldetr'füv'NNe^SiürmMmde^ .^>^^ ^:^:-^: ! j^-li!<br />

üum die^.Cron^Tchwedelr Idiöftn! poi-^<br />

allrw.alte^^ Mch.die<br />

. so woll:des.:Vctfr Strombo, ^velcheo durch<br />

Vdr^Nommern:bey Veckermünde Sich


113<br />

Vckcrmcrktschen Ortts nach willen vndt belieben gehemmet vndt<br />

gespen et werden, Vndt würde (^onFe^uenter S. Churf.<br />

Durchl. sampt <strong>der</strong>o Landen vndt Vntsrthanen, in <strong>der</strong> Ost-See<br />

schlechte Schiffahrt, vndt nach <strong>der</strong>o Herhogthumb Preußen ge-<br />

ringe o<strong>der</strong> woll keine traffiquen vndt Nahrung haben.<br />

6) Können S. Churf. Durchl. auch darümb nicht Vor-<br />

Pommenl abtretten, weill selbige Regierung vor die Hinter<br />

Pommersche Stettinische, insgemein an Fürstl. Aemptern, In-<br />

traden, Städten See Porten: vndt an<strong>der</strong>n Commoditäten, von<br />

allen die des Pom. Ortt vndt Landes kündig sein Viel beßer<br />

vndt wegen <strong>der</strong> Vnterschiedtlichen Strömbe vndt Vestungen,<br />

so Sich darin befinden Stärcker, Vöster: vndt sicher gehalten<br />

wirdt, den ob woll in den Landt Charten vndt tadull.«; 6eo<<br />

^l'g^KiolZ diese etwa einen großen brief alß Zehne scheinet, in<br />

Sich haben, so rühret doch solches dahero, das itt dieser Stet--<br />

tinischen hinter Pommerschen Regierung, nicht allein das gantze<br />

Stifft Cammin nebenst den an<strong>der</strong>n dazu gehörigen Stedtm<br />

vndt Ritterschafft, son<strong>der</strong>n auch das' Thumb Capitull ;u Cam-<br />

nebcnst denen davon dependirenden denekciis Noc:l65la3.<br />

belegen, welche billig davon außgezogen werden müssen,<br />

Zumahlen <strong>der</strong> Herhog von Croy schon zum Vischoff daselbst<br />

erwählet, wan nun solcher abzugk geschicht, wirdt <strong>der</strong> Augen-<br />

schein geben, das die Stettinische Hinter Pommerische Regi-<br />

rung auch in ciuglititate <strong>der</strong> Vor Pommerschen nichl gleich<br />

bleibt.<br />

9) Imaßett solche Vngleichheit nach absterben <strong>der</strong> Her-<br />

zoge zu Pommern vndt erloschenen Fürstl. Stamme noch grö-<br />

ßer worden, Weill dadurch die beede ansehnliche Aempter Lau-<br />

wenburgk vndt Vüthow^ mitt mehr den 50 Adlichen Geschlech-<br />

tern sambt den beeden Städten Lawellburgk vndt Vüthow att<br />

die Cwn Pohlen Verfallen, das also die Stetttnische hinter<br />

Pommerische Regirung <strong>der</strong> Vor Pommerischen be^) weitem<br />

nicht gleichet.<br />

8


114<br />

Würde Sich solches noch mehr ereigen, wan die Cron<br />

Pohlen mitt Ihrer Vermeinten Prätension, Vf dem Stolpischen,<br />

Schlawischen vndt Rügenwaldischen Ortt durchdringen wolte,<br />

dan in selbigen nicht allein zwo siadtliche Empter, son<strong>der</strong>n auch<br />

drey Vornehme Städte, als Stolp, Schlaw. vndt Rügenwalde,<br />

sambt Vielen Vornehmen Adelichen Geschlechtern belegen, das<br />

nach abgang obiger Stücken nicht tertia pars von hinter Pommern<br />

Verbleiben würde.<br />

^11) Zu geschweige« das aniho noch daselbst in hinter<br />

Pommern 4. Fürstl. Wittiben Stühle Vf denen Fürstl. Emptern<br />

besetzt sein, vndt also wegen <strong>der</strong> alimentation n^u? aä<br />

vitam keine eintzige intraden von dahero einzuhaben vndt zugemessen,<br />

hingegen Vor Pommern mitt <strong>der</strong>gleichen oneridu.«;<br />

nicht beschweret, auch bey weitem alß hinter Pommern nicht<br />

ruiniret vndt verdorben ist, son<strong>der</strong>n Sich vor jenes zimblich<br />

recolligiret hatt.<br />

12) Würde es auch große Konfusion geben, wegen <strong>der</strong><br />

Teglichen zufuhren nach <strong>der</strong> Stadt Stettin, weill selbiger Adell<br />

vndt Landtman durchauß nicht entrahten kan, Item <strong>der</strong> Hcydt<br />

Aempter, Veckermünde, Iasenitz vndt Torglow, welche die<br />

Hoffhaltung zu Stettin nebest <strong>der</strong> Stadt, wegen Jagten vndt<br />

Regalien notwendigen Vauw- vndt Vrenholtz nicht entrahten<br />

kan, weill dieselbe nahe an Stettin hinnan schießen, auch bis<br />

an die Mercksche Grentze Sich erstrecken, dieselben Vnterthanen<br />

Sie auch mitt Holtz Versorgen.<br />

13) Das Frische Haff kan noch weniger von Stettlnischer<br />

Regirung Separiret werden, weill die Fürstl. Hoffhaltung<br />

vndt Stadt Stettin nirgendt an<strong>der</strong>s her mitt Fischen kan<br />

provisionirt werden, Da nun selbiges in eines an<strong>der</strong>n frembden<br />

handt kommen solte würde, keine Churfürst!. Hoffhaltung daselbst<br />

angestellet, noch die Stadt mitt Fischen Versorget werden<br />

können.<br />

14) Die Insul Vsedom vndt Wollin, wie auch die Vhr,


115<br />

alte Residenz Wollgast, welche die ostia guvwrum machen,<br />

können ohne grundtgangck <strong>der</strong> Städte vndt aller oberwerts<br />

belegenen Pommerschen vndt Chur Vrandenb. Landen von<br />

Stettinischer hinter Pommerscher Regirung, nicht abgeson<strong>der</strong>t<br />

werden, auß Vrsachen, welche zum theill oben erwehnet, vndt<br />

daß das frische Haff ohne dieser Oertter Vnterthanen, die es<br />

befischen müssen, nicht kan genossen werden.<br />

15) Schließlich, Vndt wan auch <strong>der</strong> Cron Schweden nur<br />

eintzig vndt allein, die Insut Rügen nebest <strong>der</strong> Stadt Stral-»<br />

sundt, welche Ihrer Situation vndt Vermogens halber Sich<br />

gnugsamb redoutable bezeugen kan^ folte vebevgeben werden/<br />

So würde iedoch alß datt in Ihren machten stehen, da einiger<br />

Krieg zwischen Ihr vndt an<strong>der</strong>n Potentaten erwachsen sötte,<br />

das Sie alle vebrige ?0rtu5, zum <strong>Greifswald</strong>t, Peenemünde<br />

vndt Schwine, zuschließen, vndt dieselbe von dar auß inutil<br />

machen konte.<br />

Auß welchen gründtilchett vttdt Vff begehren künfftigm<br />

mehrern bericht, klaar vndt ossenbahr zu vernehmen, auch auß<br />

<strong>der</strong> Landt Charten Augenscheinlich zu remonstriren, wie hoch<br />

daran gelegen daß das Hechoglhumb Pommern mitt dem<br />

Churfl. Hause Vrandenburgk zu Conservirung deßen Staats<br />

Vereiniget, vndt so viel möglich die dtsmembration Vcrmitten<br />

bleiben möge.<br />

Vorbehaltlich fernern<br />

bericht vndt Nohttursst.<br />

30.<br />

Abgedruckt in Meiern ^cw paois ^eötziliälicäs ^oiu. IH<<br />

P. 754. 759.<br />

Abgedruckt eben da. ^om. III. ^. 787.


32.<br />

Der Churfürst!. Durchleüchtigkeit zu Vrandenburgk Vnsers<br />

gnädigsten Churfürsten vudt Herrn Hochansenliche Herren<br />

Gesandten, Hoch vndt Wolgeborne Wol Edler, Vöster vndt<br />

Hochgelarter respeetive gnädige vndt Hochgeehrte Herren.<br />

Alß ve<strong>der</strong> demjenigen was von wegen S. Lhurfi. Durchl.<br />

zu Vrandenb. Vnsers gnedigsten Churfürsten vndt Herrn, V.<br />

E. E. Hoch Grafi. Gnad. Ercell. Ercell. vndt Gstn. dieser<br />

Friedens Tractaten halber vndt In specie die Pommersche<br />

Lande betreffende, an die Pommersche Landt Stände zu bringen<br />

Vnß in gnaden vndt Gunsten an die handt geben, dieselbe<br />

auch auf Vnsere beschehene Relation auß Stettinischer,<br />

Wolgastischer vndt Stisstischer Regirung darüber im Verschienen<br />

Monath Ottobri Sich zusammen gethan, Vndt einer gewißen<br />

Meinung Vereinbahret, So haben Sie bey Jüngster<br />

Post Vnß anbefohlen E. G. G. Hochgräst. Gnad. Ercell.<br />

Vrccll. vndt Gstn. Dero wolgemeinte gedancken Vermittelst<br />

<strong>der</strong>o Vnter- vndt Dienstwilligen grußes zu hinterbringen, Vndt<br />

zwar <strong>der</strong> gestalt, das Sie mitt Vnterthenigsten dancke erkennen,<br />

das S. Churst> Durchl. Vnser gnedigster Herr in <strong>der</strong>o<br />

gnedigsten affcction gegen <strong>der</strong>o Vnterthenigste vndt gehorsambste<br />

Landt Stände in Pommern beharlich .Verbleiben, in dem Sie<br />

ohne <strong>der</strong>o Consenß vndt einrahten in <strong>der</strong> Pommerschen Sache<br />

nichts bey diesen algemeinen Friedens Tractaten zu verhandeln<br />

vndt zu schließen gemeinet, auch für <strong>der</strong>o Libertät vndt<br />

Wolfahrt gnedigste Sorgfalt tragen, Vnterthenigst bittende,<br />

S. Chursi. Durchl. wollen darin gnedigst Continuiren, Vndt<br />

Sich versichert halten das Sie, die Landt Slande Sich hin<br />

wie<strong>der</strong>umb also bey gegenwerttigen Zustande Comportiren werden,<br />

wie es <strong>der</strong>o Vnterthenigste devotion gegen S. Churst.<br />

Durchl. Ihren gnedigsten Herrn gemeß ist, vndl die möglichfeit<br />

zu geben wirdt. So viele aber das Werck an Ihme selbst anreicht,<br />

Vernehmen Sie Vngern, das es dahin kommen, das Sie


117<br />

mitt <strong>der</strong>o Vnterthenlgsten bedencken S. Churfl. Durchl. darin<br />

an die handt gehen, Vndt fürschlegc thuen folten, was für<br />

ein theitt von Pommern zur Satisfaction Hinzügeben sein mochle,<br />

Vndt Vermeinen Sie das Ihnen nicht geziemen o<strong>der</strong> gebühren<br />

wolle, S. Churfi. Durch!. Vnserm gdstn. Herrn darin Vorzu-<br />

greifen, Ihnen auch ohne das solches hochbedencklich sey, zumah-<br />

len keiner Vnter Ihnen VerHanden, <strong>der</strong> nicht Lieber bey seiner<br />

Eventual gehuldigten Ordentlichen Obrigkeit zu bleiben, begi-<br />

ng wehre, alß daß Er Sich an an<strong>der</strong>e Herrschafft solle Ver-<br />

weisen laßen, Sie geleben auch <strong>der</strong> tröstlichen Zuversicht, Eß<br />

werde Gott annoch mittell vndt Wege an die handt geben, das<br />

es'solcher Consultation ftpner nicht bedürffe, Derowegen Sie<br />

Ihre Voriges Vnterthenigstes gehorsambstes pitten an S. Churfl.<br />

Durchl. nochmahlen wie<strong>der</strong>holen, Sich durch InterPosition an-<br />

wesen<strong>der</strong> Vornehmer-Legaten vndt Vottschafften eüßcrst dahin<br />

zu bemühen, das es auf an<strong>der</strong>e Wege gerichtet, Vndt zu Sa-<br />

tisfactionsmitteNn an an<strong>der</strong>n Ortten gelaßen werden moge.<br />

Solte aber über alles Verhoffen solches nicht zu erhalten<br />

sein, zweifflen Sie nicht S. Churfi. Durchl. Vnser gnedigster<br />

Herr, werden woll ertregliche vndt <strong>der</strong>gleichen fürschläge thuen,<br />

dadurch das Heil. Rom. Reich vndt <strong>der</strong>oselbst eigene Lande<br />

nicht in Vnsicherheit gesetzet werden, Vndt wan dieselben ge-<br />

schehen, es dahin gnädigst Weiler dirigircn, das nichts darin<br />

geschloßen werden möge, ehe vndt bevor die Sämptliche Pom-<br />

mcrsche Landtstende auf ci


118<br />

mori, dem Hochlöblichsten Churhause Brandenburg! von Fürsten<br />

zu Fürsten, vndt <strong>der</strong> Rom, Kayserl, Maytt. Alß Ihr<br />

König!. Maytt. zu Schweden höchstgeehrten Herrn Vattern<br />

glorwürdigsten angedenckens vndt <strong>der</strong>o höchst Löbl. Cron<br />

Schweden in soeäeryz vndt <strong>der</strong> itzo Regierenden Königl,<br />

Maytt. selbsten in <strong>der</strong>o ertheileten Pnterschiedtttchen gnedjgsten<br />

Königl. re50luti0nibu5 Consirmirten Privilegien nicht geschehen<br />

könne. Dabey aber ist ferner Ihr Vnterthenigstes gehörsambstes<br />

bitten, wie S. Vhurfl. Durchl, Sich alle Zeit gnedigst<br />

dahin erkleret, das Sie <strong>der</strong>o Pommersche gehorsambe Stende<br />

bey Ihren I^ivUeAÜg vndt Freyheiten, wie dieselbe Hey leb-«<br />

zelten <strong>der</strong> Hertzogen zu Stettin Pommern gehabt, gnedigst laßen,<br />

schützen vndt handthahen wollen, Ihr auch gnedigst nicht<br />

zu wie<strong>der</strong>« wehre, das solches in das Instrumentuin ^aciz<br />

gebracht würde, Vndt son<strong>der</strong>lich in <strong>der</strong>« Chuvfi, Resolution<br />

sub ägw Vrüningen am 8, Augusti lauffenden Jahres Sich<br />

ferner dahin gnedigst Vernehmen laßen, das Sie zu dem theill<br />

so etwan in die Trattaten lauffen möchte, nicht weniger Landts<br />

Vetterliche vndt gnedigste affettion tragen, alß zu dem jenigen<br />

so Ihr Verbleiben würde, Alß wolten Sie auch bey diesem<br />

023N den Pommerschen Stenden die hohe gnade, zu mahlen<br />

Ihnen keine größere vndt höhers aus dieser Weldt itzo wie<strong>der</strong>-.<br />

fahren magk, enveisen, vndt bey diesen Friedens Tractaten<br />

(welchen Gott zu beruhigung <strong>der</strong> Christenheit einen glücklichen<br />

außgang gnedigst Verleyhen wolle) die gnedigste befür<strong>der</strong>ung<br />

thuen, vndt pro conäitiony anhangen, das Für 1< <strong>der</strong> ^rticuluH?0inei-2QiciiF)<br />

Wie Er itzo emendiret vndt hiebey gefüget<br />

ist, entwe<strong>der</strong> dem Instrumente ?ao!I univ^l-sIlis) o<strong>der</strong>,<br />

Tofern zwischen <strong>der</strong> Königl. Maytt. zu Schweden vndt S.<br />

Churst. Durch!, Vnserm gnedigsten Herrn wegen Pommern<br />

ein neben receß vndt InstrumeiUmn worauf Sich das<br />

et pnkiicuin erpresse referirte, Vndt also vlin<br />

et leAis public2o hette, aufgerichtet würde, solchen


indem einhält wie Er itzo abgefaßer ist, inseriret werden möge,<br />

Zllmahlen alles was darin enthalten nicht alleine auf höchster<br />

äquität beruhet, son<strong>der</strong>n auch die Pommersche'Landt Stände<br />

bey Lebzeiten <strong>der</strong> Hochlöbl. Hertzogen zu Stettin Pommern<br />

Christsehl. angedenckens ex I^iivile^iorum dis^ositione) 2n-<br />

liceva oonZvetuällie et lon^isslma perce^tione gehabt, vndz<br />

in P055653I0N0 vel c^vazi deßen gewesen wozu S. Churfl.<br />

Durch!, desto geneigter gnedigst befinden werden, theils wegen<br />

<strong>der</strong> reciprocirten Erb Verträge vndt hoch Verbindtlichen Chur-<br />

fürstl. reversalen, krafft <strong>der</strong>en S. Churfl. Durchl. Vnser gdstr.<br />

Herr Sich nichts zu wie<strong>der</strong>n sein lassen wirbt, wie Sie ohne<br />

das zu Confirmation <strong>der</strong> Pommerschen Stende Privilegien,<br />

immunitätcn, Gerechtigkeiten vndt gewohnheiten, auch was Sie<br />

Sich selbst zu gute aufgesetzet, dadurch obligat sein, das auch<br />

also an diesen Orthe dcshalber den Stenden in Insti-umento<br />

?2ci5 Live communi siv6 parti culai-i bestendige Versicherung<br />

wie<strong>der</strong> fahre, theils das die Pommersche Stende bey diesen<br />

gefehrlichen Zeiten, .Vnerachtet Vieler wie<strong>der</strong>werttigkeit Stets<br />

Standhafftig bey den beschworen Erb Verträgen Verpleiben,<br />

Vndt Sich gegen das hochstlöbl. Churhauß Vrandenb. vnver-<br />

weißlich bezeiget, theils das S. Churfl. Durchl. Vnser gnedig-<br />

ster Herr solche Vttterthenigste gehorsambsie bezeigung gnedigst<br />

erkandt, vndt durch E. E. E. Hochgräfl. Gnad. Ercell. Ercett.<br />

vndt Gstn. Sich dazu in Vnterschiedtlichen mahlen gnedigst ge-<br />

gen Vnsere wenige Personen erbitten laßen.<br />

Vndt ob schon 2) ein vndt an<strong>der</strong> Orth hingegeben wer-<br />

den müste, welches man doch nicht hoffet, son<strong>der</strong>n zu Gott<br />

das Veste Vertrawen hatt, eß werde diesem schweren wcrcke<br />

noch durch an<strong>der</strong>e bequemere güttliche Mittell vndt Wege kön-<br />

nen abgeholffen werden, das dennoch die Pommerische Stende<br />

vndt Einwohner dadurch nicht mögen getrennet werden, son-<br />

<strong>der</strong>n ein t^nr^uZ Verbleiben, Ihre (^ommunia) pl'ivile^ia 6t<br />

3) Kirchen vndt Hoffgerichts, wie auch Policey Ordnung,


120<br />

Regiments Verfaßung, gemeine Statuta vndt Landttages Ab-scheide,<br />

vndt wie es sonst nahmen haben magk, Vnverrückt'<br />

vndt vngeen<strong>der</strong>t behalten, auch die Reichs vudt Creyß Steürew<br />

pro^oi-tionIkilitsr von dem gantzen Lande nach Altem herkommen<br />

aufgebracht vndt abgetragen, Imgleichen den Ställden<br />

sampt vndt son<strong>der</strong>s,, wie auch in Zpecie den Stedten an<br />

Ihrer Allen Correspondentz veblichen Conventen vndt an<strong>der</strong>n<br />

5uribn5 im geringsten nicht präjudiciret o<strong>der</strong> Ichts waß benommen,<br />

noch dupch die abgehenden Oertter den vebrigen ininutuis,<br />

ab vndt zuführen, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n fellen mitt einigen Zöllen<br />

vndt an<strong>der</strong>n Imposten o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>e wege kein eindrangt<br />

vndt beschwer, auch wan einer o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> belieben tragen<br />

würde, Sich an an<strong>der</strong>e Oertter zu begeben, vndt Seine im<br />

Lande habende Lehne vndt güther zu vereüßern, demselben solches<br />

nicht Verwehret, vndt <strong>der</strong> Consensi Versaget noch sonsten<br />

einige Verhin<strong>der</strong>ung zugefügt werden möge.<br />

3) Das auf solchen Vnverhoffttn fall gewiße Nmitez<br />

vndt Grentzen zwischen beyden Ortten richtig beschrieben vndt<br />

specificiret werden: Damitt aller anlaß zu Streitt vndt-Wi<strong>der</strong>willen<br />

bey Zeile auß dem Wege gereumet, Vndt da ms<br />

künfftige ve<strong>der</strong> Verhoffen hierüber o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Streitigkeiten<br />

zwischen den barren Successoren <strong>der</strong> abgehenden vndt bleibenden<br />

Oertter halber Sich begeben wurde, das dieselbe nicht vi^<br />

tact!, son<strong>der</strong>n in gute nach anleitung <strong>der</strong> zwischen den Hochlöbl.<br />

Hertzogen zu Stettin Pommern Christmilden angedenckens.<br />

aufgerichteten Erb Verträge vndt Landt Privilegien, auch veblicher<br />

observantz Componiret vndt beygelegt werden mögen. .<br />

4) Imgleichen thuen Sie wolmeintlich erinnern, das wegen<br />

<strong>der</strong> Fürstl. Sepultur wie auch <strong>der</strong> Verlaßenen schulde<br />

halber eine gewiße Veranlaßung gemacht werde, damitt die<br />

Herren ZuccesZoi-es pro rata solche befür<strong>der</strong>n vndt tragen^<br />

vndt <strong>der</strong> Fürst!. Cörper seine letzte yhre bekommen, auch


121<br />

S. Hochsehl. Fürstl. Gnad.Fürstl. LeÜMNth gerettet wer-<br />

dell moge.<br />

Was sonsten auf diesen Vnvermuhttichen dismembrations-<br />

fall wegen rechtmeßiger Nelaration vndt aufi^supg <strong>der</strong> Reci-<br />

procir.ttn >.hoch. Perbindllichen Erb Vertrage vndt abgelegten<br />

Evcutual Huldigungspflicht ohne welcher Niemaudt gebühren<br />

will Sich an einige an<strong>der</strong>e vndt frömbde Herrschafft Verwei-<br />

sen zu lassen, noch weiter möchte zu erinnern vndt dabey zu<br />

beobachten sein. . Damitt haben die Pommerische Laudtstäude<br />

S. Churfl. Durch!. Wsern gnedigsten Herrn vndt Sich selbst<br />

noch Zur Zeitt gerne Verschonen wollen, Zumahlen, wie oben<br />

erwehnt, Sie zu dem grundtgütigen Gott die Hoffnung ha-<br />

ben, Er werde die gemüther dahin in gnaden Lencken vndt rc-<br />

giren, das'darauf zu gedencken nicht vonnöhten seie.<br />

Dieses ist nun, was Vnsere Herren Principalen Vff das-<br />

jenige, wa^ Wir an Sie von etlichen Monaten hel o gelan-<br />

gen laßen, Vtiß bey negstcr Post zugeschrieben, Welches Wir<br />

E. E. E. Hoch Gräfi. Guad. Erccll. Ercell. vndt Gstn. hie-<br />

milt Vuterdienstl. anfügen wollen, mitt gehorsahmer bitte, sol-<br />

ches S. Chui'ft. Durch!. Vnsern gnedigsteu Churfüisten vudt<br />

Herrn Vermittelst <strong>der</strong>o Vielgültigen recommeudatiou Vitterthe-<br />

nigst zu referiren, auch von wegen Vor höchst gemelter S.<br />

Churft. Durchl. bey vortsei)ung <strong>der</strong> Tractateu ^eber Poinmern<br />

diese wolgemeinte erililieiuligen loco oonditionum mitt anzu-<br />

hengeu, vndt <strong>der</strong> Herrn Landt Stände gnädig vudt hochgüu-<br />

stig darunter zu geruhen, Welches vmb S. Churst. Durchl,<br />

Vuserui gnedigsten Herrn Sie mitt Vutertheuigster bestendl'a-<br />

ster devotion vemb E. E. V. Hoch Grast. Gnad. Errett.<br />

Ercell. vndt Gstn. aber mitt aller Vnterdienstl. bezeiguug zu<br />

verschulden vndt zu wie<strong>der</strong>n geftißen sein, Vndt thuen daneben<br />

S. Churst. Durchl. Vusern guedigsten Herreu, wie. auch E.<br />

E. E. Hoch Grast. Gnad. Ercell. Ercell. vndt Gstn. Wir<br />

Vusere Wenige Personen i'e^eclive Vnterthmigst vudt Vn-


122<br />

terdienstlich zu bcharlichen Churfl< Hulden, gnaden vndt gunsten<br />

recommendiren.<br />

Oßnabrügk am 1?. Novembr.<br />

Ao. 1646.<br />


'<br />

'<br />

...<br />

Wendische Geschichten <strong>der</strong> Karolingerzeit.<br />

Einleitung.<br />

Die Zeugen. . , >, ^ . .)<br />

it dem Ende des achten Jahrhun<strong>der</strong>ts beginnt die geschicht<br />

liche Kunde von den Slaven an <strong>der</strong> Ostsee. Damals kamen<br />

sie zuerst mit den Franken in Berührung, und alsbald trat ein<br />

zwiefacher Gegensatz hervor, <strong>der</strong> Germanischen Volkseigenheit<br />

gegen die Wendische und <strong>der</strong> christlichen Kirche gegen das Heidenthum.<br />

Beide haben ihre Lösung gefunden, indem die Wendische<br />

Religion unterging, und die Wendische Sprache verstummte,<br />

aber erst nachdem in einer langen Zeitfrist <strong>der</strong> Kampf<br />

manche Stadien durchlaufen. Was von ihm in die Karolingische<br />

Periode fällt, kann nur als die Einleitung betrachtet<br />

werden, es ist wie je<strong>der</strong> Keim wenig und viel bedeutend zugleich.<br />

Die Zeugen dafür sind sämmtlich Germanischer Abkunft<br />

und christlicher Religion. Nur wenigen <strong>der</strong>selben erschien, was<br />

sie im Wendenlande erlebten, als Hauptsache, als Gegenstand<br />

ausschließlicher o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>er Erwägung; bei weitem die<br />

Mehrzahl sahe es an als untergeordnet den größern Weltbe-


124<br />

gebenheiten des Jahrhun<strong>der</strong>ts. Wer nun jene Ereignisse zu<br />

einem eignen historischen Vilde ordnen will, muß zerstreute<br />

slussagen von hie und da zusammen bringen. Einem solchen<br />

Unternehmen kommen Pertz Monumenta auf das hülfreichste<br />

entgegen. Durch sie findet man sich sofort mitten in den Kreis<br />

<strong>der</strong>er versetzt, die abzuhören sind; manche werden hier zum ersten<br />

male vorgeführt, alle treffend gewürdigt und ihr Verständniß<br />

in mehrfacher Weise geför<strong>der</strong>t. Nur Weniges bleibt außer<br />

dieser Versammlung aufzusuchen^<br />

Wie aber <strong>der</strong> Kampf, um den es sich handelt, ein zwiefacher<br />

ist, so treten dem gemäß auch die Zeugen in zwei Neihcn,<br />

die geistliche und die weltliche, aus einan<strong>der</strong>.<br />

Auf dieser Seite, steht Karl <strong>der</strong> Große selbst. Wenigstens<br />

eins seiner Capitularien ^) berührt die Wendischen Angelegenheiten.<br />

Neben dem Kaiser sein vertrauter Dienstmann<br />

Einhard. Für die ersten fünfzig Jahre des weltlichen Kampfes<br />

<strong>der</strong> beiden Nationen (760—830) ist er durch die Annalen, die<br />

seinen Namen tragend), durch die von ihm bearbeiteten des<br />

Klosters Lorsch 2) und durch sein Leben Karls des Großen ^)<br />

<strong>der</strong> Hauptzeuge, <strong>der</strong> alle übrigen weit überragt. Hinter ihm'<br />

folgen zwei andre Biographen des großen Kaisers, <strong>der</strong> Sächsische<br />

Poet 5), -wenig mehr als Versificator <strong>der</strong> Annalen Ginhards,.<br />

und <strong>der</strong> Mönch von Sanct Gallen ^), ein leichtfertiger,<br />

sorgloser Berichterstatter, zwei Biographen Ludwigs des Frommen,<br />

Theganus Landbischof in Trier?) und ein Ungenann-<br />

aä I'ectonelv villani äatum in anno 5 i i i<br />

(805) in t'eri? HIonuiu. III. p. 131. ?c.<br />

a. a. O. I. p. 12ä. :c.<br />

». a. a. 3).<br />

") einkllrlli vit» «nroli Hl. a. a. D. U. ?. äW. :c. ><br />

>) rosta 8»xn. a. a. D. I. p. 22ä. :c. . i<br />

^) ^on^ct^i ßan^2lleti328 ^esta K^roli imperator!«, a. tt< ^'<br />

x. 726. 2t.<br />

riil. a. a. O. II. ^» ,595.


125<br />

ter °), belde die Wendischen Handel nur lnl Vorübergehen berührend,<br />

<strong>der</strong> Mönch, <strong>der</strong> die ^Chronik von Moissac in Aquilayien<br />

2) schrieb und die Verfasser zweier Hefte Annalen aus<br />

dem Kloster Lorsch, die unter sich und von <strong>der</strong> früher erwähnten<br />

Arbeit Einhards verschieden sind "). Im weitesten Abstande<br />

von dem Führer des Zuges befinden sich die Klosterleute,<br />

welche die Alemanischen und Wolfenbütteler Annalen,<br />

die sogenannten Nazarischen ^.) und Petavischen nebst denen<br />

des Klosters St. Amand in Hennegau ^) nie<strong>der</strong>schrieben,<br />

dürftige Aufzeichnungen am Rande <strong>der</strong> Ostertafeln, die alle<br />

neunzehn Jahre den Kirchen und Klöstern <strong>der</strong> abendländischen<br />

Christenheit mitgetheilt wurden, um die gleichzeitige Feier <strong>der</strong><br />

beweglichen Feste zu sichern "). Durch alle diese Nebenzeugen<br />

wird Einhard hin und wie<strong>der</strong> ergänzt, berichtigt er durch<br />

keinen, sie alle nicht selten durch ihn.<br />

Wo er schweigt, nehmen die Fortseher seiner'Annalen in<br />

Fulda und im Kloster St. Berlin in Flan<strong>der</strong>n seine Stelle<br />

ein, so daß bis in die Zeit des Krieges unlcr den Söhnen<br />

Ludwigs des Frommen ^) den Annalen von St. Berlin ^)<br />

<strong>der</strong> Vorrang zusteht. Späterhin wenden sich diese Hauptfach-'<br />

lich den Westfränkischen Ereignissen zu; was in Ostfranken<br />

und im Wendenlande geschah, haben zumeist dielFuldcr An-<br />

b) Vitli Illlillo^vici imperatorÌ8. a. a. D. II. P. 60^. 7c.<br />

6) Olirolncon ^Ioi8.


126<br />

nalen i6) aufbewahrt, doch bleibt neben ihrem Zeugniß fortwährend<br />

das <strong>der</strong> Vertinischen Jahrbücher vor an<strong>der</strong>n gewichtig.<br />

Erst nach ihnen folgen die Mantener Annalen ^ ^). Selbst<br />

Nithard, wie werthvoll sein Geschichtbuch ^) in an<strong>der</strong>er Hinsicht,<br />

ist für die Wendischen Händel nur als Neben;euge zu<br />

betrachten. Am Ende des Zeitraumes aber erscheint wie<strong>der</strong><br />

ein gekröntes Haupt, König Aelfred <strong>der</strong> Große, <strong>der</strong> die Reihe<br />

<strong>der</strong> weltlichen Zeugen beschließt, wie Kaiser Karl sie beginnt.<br />

Aelfrcds Germania nebst den mit ihr verbundenen Reiseberichten<br />

des Other und Wulfstan ^) enthält wie für die Geographie<br />

des Nordens überhaupt, so auch für die des Wendenlatt-des<br />

schätzbare Nachrichten.<br />

Den weltlichen Zeugen gegenüber ordnet sich <strong>der</strong> Zug <strong>der</strong><br />

geistlichen. Es sind ihrer bedeutend weniger, doch gehen auch<br />

sie ihrem Charakter und <strong>der</strong> Zeit nach in zwei Gruppen aus<br />

einan<strong>der</strong>. Chronologisch scheidet sie das Jahr 888, das Todesjahr<br />

St. Nimberts, des zweiten Erzbischofes von Hamburg.<br />

Vis zu diesem Zeitpunkt sind Nimbert selbst, als Biograph des<br />

heiligen Ansgar ^°), und ein ungenannter Mönch des Klosters<br />

Corvey 2i), dn wie<strong>der</strong>um Nimberts Leben ^) beschrieb, die<br />

vor<strong>der</strong>sten <strong>der</strong> Reihe. Ihren Zeugnissen geistesverwandt sind<br />

die Biographien des heiligen Liudger ^) und des heiligen<br />

Willehad 24), diese als Werk Ansgars zur Einsicht in die<br />

5 6) ^nnaie» 5ui6en8e« in kertx klon. I. x. 337. u. «sie sind<br />

bis 838 von einem Mönche Enhard, dann bis 863 vom Rudolf, <strong>der</strong> letzte Theil<br />

(863^-901) von verschiedenen Ungenannten geführt.<br />

") ^nnnies Xantens, a. ll> O. II. P. 217. tt.<br />

") ^itkaräi distorme, a. ll. O. II. P. 6^9. ?c.<br />

22) König Aclfrcds Germania, übersetzt und erläutert in Dahlmanns<br />

Forschungen B. 1. S. 403. :c.<br />

2") kun<strong>der</strong>ti vit» 8. ^N8ilNrii in kort^ ^on. li. p. 683. :c.<br />

2l) Daß <strong>der</strong> Verf. in Corvey lebte, scheint aus einer Nottz Adams von<br />

Bremen hervorzugehen. ^ä»m. Lrem. 28.'<br />

2 2) Vita 8. Aiw<strong>der</strong>ti in l'erti Hlon. N. p. 766. :c.<br />

rläi vit» 8. I.iu6ßeri. a. ll. O. II. P. ^03. :c.<br />

vit» 8. ^Mekaäi. a. a. O. II. ^. 378. tt.


127<br />

Denkweise des Mannes nicht ohne Bedeutung, jene für die<br />

Charakteristik <strong>der</strong> Zeit und des Kreises, welcher <strong>der</strong> Heilige<br />

angehörte, .von Wichtigkeit. Denn Liudger war es, in dem<br />

sich zuerst die allerdings nicht eben fern liegende Vorahnung<br />

regte, was vom Norden her zu erwarten stehe, und was <strong>der</strong><br />

Kirche dort obliege. Von Ahnungen und vorbedeutenden<br />

Träumen sind überhaupt alle Zeugen dieser Gruppe wie ihre<br />

Aussagen erfüllt. Dadurch unterscheiden sie sich eben so sehr<br />

von allen weltlichen, die doch auch zum nicht geringen Theile<br />

dem Clerus und dem Mönchsstande angehörten, als von ihren<br />

eigenen spätern Genossen, welche von den kirchlichen Ereignissen<br />

im Norden nach dem Jahre 888 Nachricht geben. Schott<br />

im Ermoldus Nigellus, dessen Lobgedicht auf Kaiser Ludwig<br />

den Frommen ^) die Gründung <strong>der</strong> Dänischen Mission und<br />

die Taufe des ersten Dänen rednerisch erzählt, mattgelt jene<br />

phantasierciche Innerlichkeit, obwohl sein Leben noch in die ersterwähnte<br />

Periode fällt. Die geschichtlichen Zeugnisse <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

sind gar entschieden an<strong>der</strong>er Art, theils Urkunden,<br />

theils Annalen <strong>der</strong> ältesten Form, den Alemannischen und ihren<br />

Geschwistern zu vergleichen. So sind die Corveyer Fasti ^^^<br />

und nicht an<strong>der</strong>s können auch die Nachrichten gewesen sein,<br />

welche Adam von Bremen bei seiner Domkirche vorfand, und<br />

die verarbeitet in dessen Geschichte des Hamburger Erzstiftes ^^)<br />

enthalten sind. Und alle diese nüchternen Nachrichten betreffen<br />

fast nur die äußern Verhältnisse des ErzbisthumS, die von den<br />

Gewährsmännern <strong>der</strong> traumreichen Zeit wenig beachtet werden.<br />

h. 2.<br />

Land und Volk <strong>der</strong> Wenden.<br />

Einhard hat <strong>der</strong> christlichen Welt zuerst den Namen <strong>der</strong><br />

"') Lrniollli I^l^eili c2l'linnn. a. a. O. II. p. ^64. ?c.<br />

2 6) 5ll«ti 6ordel6N865 in Wigands Archiv für Geschichte und Alterthumskunde<br />

Wcstphalens B. 5. S. 1. :c.<br />

itt<br />

reruin (^criuanlcarmn se^tentrwnalium. Hamli. 1706.


Ostsee bekannt gemacht. Ein Meerbusen, berichtet cr ^), streckt<br />

sich vom westlichen Ocean gegen Osten zu in unbekannter<br />

Lange, nirgend breiter als hun<strong>der</strong>t tausend Schritte, an vielen<br />

Stellen schmaler: Ostarsalt ^) nmnen ihu die Dänen. Sie<br />

und die Schweden haben die Rordseite und alle Inseln jenes<br />

Meerbusens inne, an <strong>der</strong> Südseite wohnen neben unterschiedli-<br />

chen an<strong>der</strong>n Nationen die Nisten und die Slaven. Die letztem<br />

wurden von Einhards Zeitgenossen auch Wenden genannt ^).<br />

Ihr Land reichte westlich bis an die Saale und Elbe *) ; als<br />

Grenze gegen Nordwest ergiebt sich durch einen Schluß von<br />

späterer auf frühere Zeit ^) <strong>der</strong> Lauf <strong>der</strong> Ville und <strong>der</strong> aus<br />

dem See Colse (dem Ploner See) heraustretenden Sventine<br />

bis zu ihrem Ausfiilß ins Meer; nach Morgen hin fand Wulf-<br />

stan auf <strong>der</strong> Fahrt von Haedum gen Truso Wendisches Land<br />

zu seiner Rechten bis an die Mündung <strong>der</strong> Weichsel ^).<br />

Ueber die Natur des also umzogenen Raumes verlautete<br />

nicht viel. Nur ein Fluß Pana, in dem man leicht die Peene<br />

erkennt, wird darin erwähnt, und auch er nur einmal ^).<br />

Mehr berichten die Zeugen von den Völkern, die das Land<br />

bewohnten, und mit denen die Frankenkönige wie<strong>der</strong>holte<br />

1) Link, vita Karoli m. 12. Linli. nnn. 8N8.<br />

2) 8 alt heißt im Altnordischen und noch jcht im Isländischen Meer.<br />

') Die Beweisstellen finden sich gesammelt im Index zum crstm Bande<br />

<strong>der</strong> Monumenta von Pertz 8. v. ^Vinelli. .<br />

*) Link. »nn. 782. 780. knet^ 8»xo I. »nn. 780. v. 12—15.<br />

') Ganz Nordalbingien machte den Hamburger Kirchcnsprcngel aus. V!ta<br />

8. ^n^c. 12. Dessen Grenze gegen die Blsthümer Raheburg und Lübeck, die<br />

später innerhalb des Hamburger Missionssprcngcls unter den Slaven gegründet<br />

wurden, muß also mit <strong>der</strong> Grenze Nordalbingicns gegen das Wcndenland zusammen<br />

fallen. Die Grenze, welche Adam von Bremen angiebt (^önn,.<br />

Nl-.ni.b2.), ist die von Karl dem Großen Und den übrigen Kaisern vorgeschriebene,<br />

also nicht mehr die ursprüngliche. Wedekind (Noten zu einigen<br />

Geschichtschr. I. S. 1. tt.) sieht in ihr die Glcnzscheide einer Sachsenmark<br />

für <strong>der</strong>en Vorhandensein als Landschaft ich in <strong>der</strong> Karolingerzcit keine befriedigenden<br />

Zeugnisse finde.<br />

6) Dahlmanns Forschungen B. 1. S. ^28.<br />

') ^uu. I.Hure»k»lu. Okrsuii. 789.


129<br />

Kämpfe zu bestehen hallen. Abodrlten, Soraben, Niszen,'Vöheimer,<br />

Marvaner, Prädenecenter: das waren'nach Einhard ^)<br />

die Namen sämmtlicher Slavenvölker im östlichen 'Germanien.<br />

Von ihnen hatten die zuletzt erwähnten ihre-Sih'e'in Dacien/<br />

den Vulgären zunächst ^), die Marvaner in Mähren, die Voheimer<br />

in dem gleichnamigen Lande, die Sorabett zwischen ver<br />

Elbe und Saale ^"), an <strong>der</strong> Baltischen Küste aber die Wilzen)<br />

welche sich selbst Wciataben nannten ^), und lieben ihnen blS<br />

an die Nordwestgränze des<br />

die Apdrede König Aelfreds, die er nördlich von den Mtsach><br />

sen und östlich von den Süddänen wußte ^). :<br />

Die beiden Wendenvölker an <strong>der</strong> Ostsee, mit denen die<br />

nachfolgende Darstellung sich allein beschäftigt, zerfielen wie<strong>der</strong><br />

in Völkerschaften, vermuthlich in mehrere, als in <strong>der</strong> Karolingcrzeit<br />

namhaft gemacht werden. Genannt finden sich von<br />

Einhard als zu den Abodriten gehörig die Smeldinger und<br />

kinonen, hart am rechten Ufer <strong>der</strong> Elbe ^). Eine gleichzeitige<br />

Chronik, welche die Linonen Lanai nennt, fügt ihnen die<br />

sonst nirgend erwähnten. Bethenzr o<strong>der</strong> Vechelenzer bei ^).<br />

Als eine Wilzische Völkerschaft bezeichnet König Aelfred die<br />

Aefcldan o<strong>der</strong> Häfeldan ^): man hat in ihnen die Heveller<br />

erkannt, <strong>der</strong>en Deutsche Geschichlbücher erst später zur Zeit<br />

König Heinrichs des Ersten als Anwohner <strong>der</strong> Havel gedenken.<br />

°) Link. an«. 822. Vita baroli IVI. 15.<br />

") Link. anli. 82^.<br />

'«) !.. c. 762.<br />

^') Dahlmann a. a. O. S. ^l8. ä20.<br />

^") Linli. »nn. 808. 8l1. I^icet (^oäofl-iäuz Xdoärltoruin<br />

flirte« 8ll)i vectl^lile« 5eCl8«et I^incne.'z et 8mkllIinA


130<br />

eine Charakteristik dieser Wendischen Volker lassen<br />

sich die Zeugen nirgend ein, nur gelegentliche Aeußerungen,<br />

oft erst Schlüsse, die aus jenen abgeleitet find, helfen ein skizzirtes<br />

Bild ihres.Lebens entwerfen.<br />

Der. heilige Ansgar kaufte Knaben von den Wenden.<br />

Von seinen Kirchkin<strong>der</strong>n wurden Christeu, die durch benachbarte<br />

Heiden, ob Slaven^ o<strong>der</strong> Dänen wird nicht gemeldet, ihrer<br />

Heimath entführt, aber aus <strong>der</strong> Gefangenschaft zu ihnen<br />

entronnen WM«, als Knechte behandelt, manche an Christen,<br />

manche sogar an Heiden verkauft "). Daraus folgt<br />

ohne Zweifel, daß Sklaverei im Wendenlande üblich, daß Kauf<br />

und Kriegsgefangenschaft die Wege waren, welche in jenen<br />

Zustand führten, und die Sklaven zum Theil aus Fremden ^),<br />

aber nicht allein aus solchen bestanden, denn die Wendischen<br />

Völker waren auch unter 'einan<strong>der</strong> häufig im Kriege. Die<br />

Nation selbst son<strong>der</strong>te sich also in Freie und Unfreie.<br />

Die Franken verwüsteten im Kriege gegen Wendische<br />

Völkerschaften <strong>der</strong>en Aecker "). Daraus folgt, daß Ackerbau<br />

im Wendenlande getrieben wurde. Daß die Feldarbeit<br />

vornämlich den Anfreien oblag, darf nach <strong>der</strong> Analogie an<strong>der</strong>er<br />

Volker von ähnlicher Bildung 20) w^ aus <strong>der</strong> Leibeigenschaft<br />

und.Hörigkeit <strong>der</strong> Wendischen Bauern im zwölften Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

^) mit gutem Grunde vermuthet werden.<br />

Vinhard, <strong>der</strong> bei den Wenden Vornehmere von dem übn-<br />

") kimb. vita 8. ^nzk. I6. Jg.<br />

") Beson<strong>der</strong>s wohl aus Sachsen. Damit erklart sich die Aeußerung<br />

Nithards IV, 2. I^itur metuenn ^.oäkun-ioug, ne iäeni ^ortmanni nee<br />

non et Zelavi prop ter aktinitkteüt 8a2touibus, gui »e 8teHIn^a<br />

nouüu a vermut, conjunAerent :c. ><br />

^) Luik. an«. 808. 809. ' '<br />

") La«:. 6ertu. 19. . ^ - >.<br />

'^) Die Beweise dafür enthält <strong>der</strong> Aussah: Die Bauern>jm, Lande Stettin<br />

zur Zeit Barnims des Guten iü den Neuen Pommerschen Pkoomzialblättern<br />

V. 1. S. 256 :c. > ^ ^ .


f31<br />

gen Volke unterscheidet 22), bemerkt auch gelegentlich, daß<br />

Adel des Geschlechtes bei ihnen einen Vorrang verlieh ^).<br />

Daraus scheint hervor zu gehen, daß sich schon jetzt wie int<br />

zwölften Jahrhun<strong>der</strong>t ^) die freien Leute Wendischer Nation<br />

in Edelfreie Und Gemeinfreie thelltett. Aus den erstem aber<br />

erhoben sich die Geschlechter <strong>der</strong> Fürsten --), üuch Könige ^)<br />

und Herzoge ^) genannt. Solcher regierten mehrere zugleich<br />

bet den Abodrtten und Witzen. Die königliche Macht war/<br />

ättem AnsehN Nach, hier wie an<strong>der</strong>weitig z. B. im Frankenreiche,<br />

regierten, erblich<br />

und Heilbar, doch so? daß dem Aeltesten ein oberherrliches<br />

Vorrecht'blieb üv>.<br />

Mit den Nachbarvölkern standen die Wenden durch Handel<br />

und Krieg in Berührung. Krlegsfahrten zu Lande gegen<br />

die Danen wie gegen das FrünkeNreich werden 'weiterhin zur<br />

Genüge berichtet werden; von Seezügen <strong>der</strong> Slaven ist im<br />

Zeilalter <strong>der</strong> Karolinger noch Nirgend die Rede, obwohl davon<br />

Zeugniß vorhanden, daß Dänische Vikinger vom Meer aus dii<br />

Slavische Küste wie andre Lan<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Ostsee und "Nordsee<br />

heimgesucht 29),<br />

Auch vom Handel zur See zeigt sich Noch keine zuverlässige<br />

Spur 2°). Dagegen bezeugen Ömäjjidische und Albas-<br />

pttpuU. Link. ann. 619. 62Z.<br />

I« ceterig ^Viltxoruni i-e^ulig et nodiìitlits generis ei^<br />

ate 8enectüti8 lon^e praeniiiiebiit. Ninii. änn. 789.<br />

'^) Die Beweise gicbt <strong>der</strong> Aufsah! Von den Anfättgm <strong>der</strong> Landstä^dischm<br />

Berfassung im Herzogthume Stettin.<br />

B. 6. S. 7. :c.<br />

S. Hakens Pommersche Prov^ Bl.<br />

nn. I^aurigs. 789^<br />

li. Link, änn; 789. I^e^ Link. knn. 795:<br />

") vux; Ninti. nnn. 798.<br />

4<br />

^^) 8ulum2 tatiu3 re^nii Nin^:<br />

»un. 823.<br />

2^) liilnl). vita 8. ^n^Ic. 19. Oecilllt^ue 801-3^ c^uoä iiä ürdem<br />

^nilinäktiit^n^iug in6s l'ositam in filliliu8 8^avc»lum<br />

ire cie<strong>der</strong>ent:c.<br />

^°) lMib Adam von Bremen bei Gelegenheit <strong>der</strong> Reise des Erzbischofcs<br />

Unni von Slavischen Schiffen in Birca meldet (^äaiUi<br />

Lrein. ^8-), kcum<br />

9


132<br />

sidische Chalifenmönzen, dte an <strong>der</strong> südlichen Ostseeküste gefunden<br />

wurden "), daß bereits im neunten Jahrhun<strong>der</strong>t die kaufmännische<br />

Verbindung mit dem Morgenlande bestand ^), <strong>der</strong>en<br />

Träger und Mittelglie<strong>der</strong> die Russen, Chazaren und Vulgären<br />

2 2). nur die Art und die Wege, beson<strong>der</strong>s die nordwestlichen<br />

Ausgänge dieses Verkehrs bleiben unermittelt. .Klarer<br />

find die Nachrichten über den Landhandrl <strong>der</strong> Wenden nach<br />

Abend hin. Mit Dänemark verkehrten sie vornämlich in Reric,<br />

einem Stapelort am Ufer <strong>der</strong> Ostsee "), vielleicht auch<br />

in Sliesthorp o<strong>der</strong> Sliaswich ^), einem Dänischen Hafen zwischen<br />

den Wenden, Sachsen und Angeln belegen, <strong>der</strong> in England<br />

Haedum '°) o<strong>der</strong> Haethum "), hon den Nordischen<br />

Völkern Heidabyr genannt wurde, dem heutigen Schleswig.<br />

Dem Wendischen Handel mit den Sachsen links <strong>der</strong> Elbe wies<br />

Karl <strong>der</strong> Große drei Märkte an, Vardowik, Schezla und<br />

Magdeburg. Nur bis dahin durften die Kaufleute aus dem<br />

Frankenreich zum Verkehr mit den Slaven vorgehen, die Handelsgeschäfte<br />

selbst wurden unter Aufsicht kaiserlicher Beamten<br />

geführt. Beson<strong>der</strong>s war die Ausfuhr von Waffen und Panzern<br />

untersagt; wer dawi<strong>der</strong> handelte, verlor, wenn er ertappt<br />

wurde, seine ganze Habe. Diese siel dann zur Hälfte an die<br />

kaiserliche Pfaltz, <strong>der</strong> übrige Theil wurde zwischen dem Be-<br />

nne die Erzählung im Präsens zu erkennen giebt, nur von <strong>der</strong> Zeit, des Berichterstatters<br />

nicht von <strong>der</strong> des Erzbischofes verstanden werden. Und auch dessen<br />

Wan<strong>der</strong>ung fallt erst nach 934. >>»ti Curdeienies. a. a. O.<br />

' l) Die Stettiner Sammlung <strong>der</strong> Gesellschaft für Pommcrsche Geschichte<br />

und Alterthumskunde enthält mehrere.<br />

") Die Dmajjiden waren vor, die Abbassidcn nach dem Jahre 750 im<br />

Vesih <strong>der</strong> Chalifenwürde. ^ . .<<br />

") Stüwe die Handelszüge <strong>der</strong> Araber. Berlin, 1836. S. 257. :c.<br />

'*) Des Oceans, sagt Einhard (^nn. 808.) d. h. des von jenem ausgehenden<br />

Baltischen Meerbusens. Eben so ^nn. 789.<br />

") Link, nnn, 804. 808. ft»ul». vita 8. ^nzlc. 24.<br />

b°) Dahlmann a. a. O. S. 427. lo.<br />

") A. a. O, S. 427. '. . . . ^ . V


133<br />

ftmten und dem Entdecker gleich vertheilt'°). Die Sachsen<br />

nördlich <strong>der</strong>-Elbe, die im Westen <strong>der</strong> Ville und Sventine den<br />

Wenden zunächst wohnten, standen mit diesen ^sicher in wenigstens<br />

nicht geringerem Verkehr. Unbeaufsichtigt-gewiß nicht,<br />

aber auch schwerlich auf den entlegenen, überelbischen Märkten.'<br />

Wahrscheinlich hatten sie ihren eigenen Handelsort. War<br />

das, so kann er kein an<strong>der</strong>er als Hamburg gewesen sein, das<br />

schon Karl <strong>der</strong> Große beschlossen hatte,>'zum Vischofsitze zu erheben,<br />

eine Auszeichnung^, dk nach den kirchlichen Gesehen nur<br />

einer bedeutenden Stadt wi<strong>der</strong>fahren konnte^?)..<br />

So wenig läßt sich von dem äußern Leben des Wenden-<br />

Volkes ermitteln,, von dem innern, von dem Glauben und Wissen<br />

desselben ist aus <strong>der</strong> Karolingerzeit gar kein Zeugniß aufdürftige,<br />

-daß alle Slaven noch<br />

heidnisch waren. Und in dieser völligen Unkunde <strong>der</strong> Religion<br />

bei .wenigstens' einiger Kenntniß 'des Staatsleben's und<br />

des Culturzustandes <strong>der</strong> bekämpften Völkerschaften liegt schon<br />

zum Voraus angedeutet, welcher <strong>der</strong> beiden Kämpfe au^Wendischem<br />

Boden mit. mehr Nachdruck und Erfolg von Germanischer<br />

Seite geführt worden. ... .<br />

. -- -- ... ... ,. . --'—' - !/. ,-.<br />

i^ .. ,,..... .^'.'. - ll< ,^ ,.-.. ... . .<br />

Die Wenden und die Deutschen.<br />

,^' .. , ^.- .......§. ^.,<br />

- Der Wendenkrieg Karls des Großen.<br />

-..So lange die Sachsen, unabhängig von den Franken wie<br />

nä l'eotanem villani 6atum in nnnn 5 il<br />

^^)^ I^ian «hortet in vici» et !n villis e^izco^uni orciin^rl .<br />

^i onin» 8uli«c


134<br />

von den Wenden <strong>der</strong> Ostseeküste, trennend zwischen diesen stan?<br />

den, waren beide einan<strong>der</strong> fremd. Aber schon während <strong>der</strong><br />

Sachsenkriege Karls näherte man sich von hier und dort ^).<br />

In Folge einer Nie<strong>der</strong>lage hei Vocholt hatten sich alle<br />

Westfalen dem Frankenkönige ergeben (779); Gleiches geschah<br />

von den Engern und Vstphftlen, als <strong>der</strong> Sieger bis an die<br />

Weser vorrückte. So durchzog dieser« um. seine Eroberung<br />

zu ordnen, im nächsten Jahre ganz Sachsen vom Nhein.e her<br />

bis an die Quellen <strong>der</strong> tzippe, von da zur Ocker und bis an<br />

die Elde, wo ihrdieOhre zufließt. Hier unterhandelte, er zum<br />

ersten male mit Wenden von jenseit des Stromes; mit welchen<br />

Stämmen, und worüber die Einigung, wird nicht gemeldet.<br />

Die Abodriten waren aller Wahrscheinlichfeit nach dahei, denn<br />

acht Jahre später werden sie schon M atte Verbündete <strong>der</strong><br />

Franken erwähnt, . .<br />

Dies Vündniß ist folgenreich für die Wendische Ostseeküsts<br />

geworden. Neuere haben es. bald M eine zweideutige<br />

und bald als eino arglistige<br />

Karls des Großen dargestellt. Die Zeugen berichten nichts<br />

von den Motiven, welche auf beiden Seiten Aewirk^^manches<br />

von <strong>der</strong> Vundestreue <strong>der</strong> Ahodriten, ungeachtet mehrfacher<br />

Angriffe, mit denen nach einan<strong>der</strong> Wilzen, Sachsen und Dänen<br />

sie bestürmten/ — ' ^<br />

Die Wilzen, den Frankens immer feind, pflegten <strong>der</strong>en<br />

Unterworfene und Verbündete durch unablässige Kriegszüge<br />

heimzusuchen, Aluch die Abodriten wurden von ihnen beunruhigt,<br />

die Abmahnungen Karls nicht geachtet. Da meinte <strong>der</strong><br />

Frankenkönig, ihr Trotz sei nicht länger zu dulden, und beschloß<br />

den Krieg, Er ging mit einem großen Heere bei Köln,<br />

über den Rhein, durchzog Sachsen und lagerte sich an bei?<br />

!) Wo in diesem Abschnitte kein beson<strong>der</strong>es Gewährsmann genannt wird,<br />

ist es bis 830 immer Einhard, von da bis 84I die Annalen von St. Bertis<br />

nach diesen die Annalen von Fulda., :


135<br />

Elbe. Ueber diesen Strom ließ er zwel Brücken schlagen.<br />

Eine davon versah er an beiden Seiten mit einem Walle- und<br />

ließ Vesatzut^ darin zurück.' Das.übrige Heer,'dem sich auch<br />

Sachsen, Soraben und Abodriten, letztere unter lihrem Fürsten<br />

Witzan, nebst einer Schaar Friesen ^anschlössen, drang von<br />

dem Könige Milzen^ ein/<br />

Wohin man kam5 waltete-Feuer und Schwert, bis an die<br />

Pana und bis an das Meer ^). Solcher Macht'konnten die<br />

WilM nicht lange wi<strong>der</strong>stehen, so kriegerisch Und« zahlreich sie<br />

waren. Dragowit, vor allen ihren Fürsten Ausgezeichnet durch<br />

Adelndes.Geschlechts And Würde >des Alters/ 'gab das welspiel-<strong>der</strong>'Unterwerfung.<br />

Sobald das feindliche Heer in die<br />

Nähe-seiner Stadt kam,-ging er mit allen Selnigen-ihm entgegen,<br />

gab Geiseln und schwor dem Könige und< den Franken<br />

Fürsten unter den Wilzen<br />

thaten darauf Miel-Drägowit;''König -Karl aber kehrte<br />

desselben Weges, den er gekommen-war> von .diesem glänzenden<br />

Feldzuge heim)' dem ersten seines Volkes 'in das Baltische<br />

Wendenland (789) : die Fürsten <strong>der</strong> < WilM waren feine<br />

Nienstleute, ^ ^ ^ - --^ l .^.^, .^.- ..-- ^ ^<br />

Die Abodriten und di? Noxds.qch.sen. ...,<br />

Um dieselbe Zeit o<strong>der</strong> wenig spater trat auch Karls<br />

bisheriger Bundesgenosse in ein Dienstverhaltniß zu dem Fran-<br />

prigione« ruteni navico ^ov lindo 1u li«viuiu cum gui<br />

Habola wird gewöhnlich,,die. H.ovcl<br />

leuchtung eriger Punkte in den Aldzügen Karl5 dcö Großen glgcn die Sach-<br />

sen und Slavcn. Berlin, 18)9. S. Hl, :c.) hat 'die' Schmerigkeltm jener<br />

Annahme gezeigt und dargcthan, daß dic Isscl zu Ansang des zehnten Jahr-<br />

hun<strong>der</strong>ts Hadcdol genannt wurde, daß also vermuthlich <strong>der</strong> Chronist diesen Fluß<br />

meine. .. .. .. ,<br />

') .^un. I^2nreHii2lii. OdkHnii. ^.nu. (-uelferd^t. 769.


136<br />

wie es scheint/ und um sich.in<br />

einem mächtigen Herrn einen Rückhalt zu gewinnen, während<br />

die Sachsen noch einmal gegen die Fränkische Herrschaft aufstanden<br />

(793). Wie<strong>der</strong>holte Empörungen hatten wie<strong>der</strong>holte<br />

strafende Kriegszüge des Königs zur Folge. Auf einem <strong>der</strong>selben<br />

rückte Karl bis Vardowik vor: dahin hatte ev auch die<br />

Wenden entboten. Witzan, jetzt zum ersten mal des Königs<br />

Dienstmann genannt ^), plachte sich auf vor seinem Herrn, zu<<br />

erscheinen; aber beim Uebergang über die Elbe wurde er von<br />

Sachsen überfallen und getödtet. (?95). Die, Thäter blieben<br />

Nicht verborgen. Die Bewohner <strong>der</strong> Sumpfgegenden an. <strong>der</strong><br />

Glbe. und des Gaues Wihmuodi zwischen jenem Fluß unk <strong>der</strong><br />

untern Weser nebst den Sachsen-rechts <strong>der</strong> Elbe, welche man<br />

die Nordliudi nannte, kamen, die. einzigen des. ganz.cn Polkes,<br />

nicht in das Lager des Königs, noch boten sie Geiseln;, denn<br />

schweres. Schyld sich bewußt, glaubten sie nicht wie die übrigen<br />

Verzeihung ' ' -<br />

. Karl rgchte den Tod Witzans durch mehrmalige Verwüstungen<br />

,ihres Landes; aber erst im dritten Feldzuge unterwarf<br />

er die Wi<strong>der</strong>spenstigen, so weit sie am linken Ufer <strong>der</strong> Elbe<br />

wohnten. Ueber den Strom ging er nicht. Dorthin sandte<br />

er, während Mangel an Futter'für das Vieh sein Heer in<br />

den Winterquartieren zurück hielt, Bevollmächtigte um zu Gerichte<br />

zu. sitzen.. Aber die Nordsachsen- ergriffen im Aufruhr<br />

die Voten des Königs an sie, auch den Godsch.alk, <strong>der</strong> von einer<br />

Sendung an den Dänenkönig Siegfried heimkehrend in ihr<br />

Land gekommen war, erschlugen einige <strong>der</strong> Gefangenen und<br />

bewahrten die an<strong>der</strong>n zur Auswechselung. Karl erfuhr den<br />

Frevel sogleich und nahm Rache durch neue Verheerungen im<br />

Gau Wihmuodi: die Elbe überschritt er auch jetzt nicht..<br />

. 795.


137<br />

Da wurden die Nordliudi noch "verwegener. Sie zogen<br />

ins Feld gegen die Abodriten, die betreuen des Königs. De-<br />

ren Herzog Thrqsko hatte jedoch die Bewegung des Feindes<br />

nicht-außer Acht gelassen und führle ihm, begleitet von Ebers,<br />

einem Abgeordneten des Frankenkönigs, seine Mannschaft ent-<br />

gegen. Auf dem Svcntifelde ^) war die Schlacht (798).<br />

^Nach Aussage des. Ebers,, <strong>der</strong> sich auf dem rechten Flügel <strong>der</strong><br />

schon, beim erstm Angriff vier tausend<br />

<strong>der</strong> Empörer. Sie erlitten eine völlige Nie<strong>der</strong>lage; mit gro-<br />

ßem' Verluste, flüchtig und zerstreut kehrten sie heim. Die<br />

-Sieger, zogen nach Nordthüringen zum Heere Karls des Gro-<br />

ßen, <strong>der</strong>. sie verdienlermaßm ehrte, sie darauf entließ und nach<br />

Achen .' -"<br />

... .. >Im näckfteu.Iahre erschien er Abermals mit ein^r Kriegs-<br />

macht, in Sachsen und schlug sein Lager bet Pa<strong>der</strong>born. Von<br />

.da schickte, er .seines Sohn Karl an die Elbe zu^ einer Vespre-<br />

.chung mit den^Abodrilen und Welataben wie zur Uebernahme<br />

eines Theiles <strong>der</strong> Nordsachsen, Männer, Weiber^ und Kin<strong>der</strong>,<br />

die Hus ihrer Heimath fortgeführt und in verschiedene Gegen-<br />

:den des Frankenreiches verpftanzt wurden ^). Doch war <strong>der</strong><br />

Muth <strong>der</strong> Zurückgebliebenen nicht gebrochen. Auch <strong>der</strong> Glanz<br />

ließ sie ungerührt, mit dem Karl sich damals umgab, indem<br />

er das Weströmische Kaiserthum herstellte und an das Fran-<br />

kenreich knüpfte.<br />

Bald mußte wie<strong>der</strong> ein Heer ausgesandt werden um die<br />

Nordsachsett zu unterwerfen, und im zweiten Jahre darnach<br />

kam <strong>der</strong> Kaiser selbst und lagerte sich bei Holdonstat ^). Hier<br />

.waren die Wendenfürsten bei ihm. Er schlichtete ihre Hän-<br />

2) In loco, qui 8uentl!na vocntur ist <strong>der</strong> Ausdruck Einhards, <strong>der</strong><br />

nichts an<strong>der</strong>s zu bezeichnen scheint, als was spater (^äaiu. Lrem. 62.)<br />

tilelä genannt wird.<br />

") änn. I.aure8k. 796.<br />

l) ^.nn. I^Luresk. 799.<br />

Jetzt -hollcti^cdt in <strong>der</strong> Gegend von Harburg. —


138<br />

del ') und setzte den Thrasko zum Könige <strong>der</strong> Wenden «).<br />

Zugleich übergab er den Abodriten> die Gaue/.welche die Nord-<br />

Nudi bis dahin inne gehabt, denn diese nebst den Bewohnern<br />

des Wihmuodi wurden nun sämmtlich in das Innere des<br />

Flankeureiches abgeführt (804). Nie Wenden aber fochten<br />

dafür mit allem Eifer unter den Fahnen des Kaisers. Schon<br />

im nächsten Jahre zogen sie in zahlloser Menge mit ihm gegen<br />

ihre Stammgenossen, in Böhmen und halfen das Land vierzig<br />

Tage hindurch verwüsten. .<br />

So entstand beim gänzlichen Fall <strong>der</strong> Sächsischen Unabhängigkeit<br />

durch Karls Willen ein Wendenkönigreich. Nach<br />

<strong>der</strong> Porstellung neuerer Geschichtschreiber'^) umfaßte es alle<br />

nördlichen. Slavenstämme. Allein Könige heißen die Wendi-.<br />

schen Fürsten auch, schon vorher 5"), <strong>der</strong> Wendenkönig Thrasko<br />

auch nach seiner Erhebung nur Herzog <strong>der</strong> Abodriten. ' Sie<br />

nur können die Wenden sein, ^ <strong>der</strong>en König er war, nicht <strong>der</strong><br />

alleinige, es wird wenigstens noch einer nebew ihm erwähnt,<br />

aber <strong>der</strong> GevoNmächtigth des Kaisers, <strong>der</strong> den Nordsächssschen<br />

Gauen und <strong>der</strong> Ansiedwng <strong>der</strong> Abodriten in ihnen vorstehen<br />

sollte. Darin bestand das Königthum, welches Karl ihm<br />

übertrug - ^ -v .^ - '<br />

Die Nbodriten und die Dänen.<br />

Nordsächsische Flüchtlinge, die <strong>der</strong> letzten Wegfüfrung ent-<br />

') NM v, Raum(p N.eFe»tl^ 1ii»t. Vranäenk, I, nr. ^I. handelte es<br />

sich um eine streitige Erbfolge. Wohex hie. Nqchricht stammt« weiß..ich nich^t,<br />

veryluthlich ist sie Hypothese<br />

^) 1ZH ^uiliu» c28tri» ptilinz 8elll,vorpm ^rinei^s^ näsuer^nt. ^r»6rum<br />

(5. e. princ^iuln) ellu.^i« lli-lc^88i3 et »ecunlium »rditr^um 6i«po-<br />

»iti«z r?Aenz il^ (i.e. 8olstvi3) ^ra«ionnesn conntjtuit. Lin^> ftnn, 80^.<br />

^) Gebhaxdi in <strong>der</strong> Mg, W^ H. Th. 5l. S. 350.. v, Lüho»o Geschichte<br />

von Mklenburg. Th. l. W, 18. BaNhold Geschichtt von Rügen<br />

und Pommern. Th, 1. S. 211.<br />

") ^nn. retav. 789, ^s,n. I^nuro«Ii. 789,795. ^nn. ^Im<br />

lerb. K»x»r. 769. Nwii. unu. 789. 795. ^u. I^2uri«». 795.


139<br />

rönnen waren, Men sich zum Dänenkönige Godfried gerettet.<br />

Dieser war, durch, sie aufgeregt o<strong>der</strong> aus eignem Antrieb, sogleich<br />

mit einer. Flotte und aller Reiterei seines Landes ausgerückt<br />

und.hatte sich bei Sliesthorp an d.(r Grenze von Dänemark<br />

gelagert. Von da versprach er zu einer Unterredung<br />

mit dem Kaiser nach Holdonstat zu kommen, aber die Seinen<br />

riethen ihn; davon ab, und er ging nicht, weiter vor. Auch<br />

Karl begnügte sich durch eine Gesandtschaft ^pegen. Auslieferung<br />

<strong>der</strong> Flüchtlinge mit ihm zu unterhandeln ^). So dauerte<br />

<strong>der</strong>.Friede noch die Gefahr, ivclche<br />

dem FrMem'^che..vom Norden aus bevorstand/einsichtigen<br />

Md ahnungsreichen Gemüthern schon damals, fein Geheimniß.<br />

Der Kaiser selbst, hatte bereits, vier Jahre.vmher die ganze<br />

Küste des Gallischen Oceans bereist, die von Mordmannischen<br />

Seeräubern beunruhigt war, hatte eine Flotte, aufgebracht' und<br />

Wachtposten angeordnet "), Dabei soll er einst heim Anblick<br />

vorüherfahren<strong>der</strong>. Raubschisse unter Thränen.geg^n seine Treuen<br />

geäußert haben: „Wißt ihr, weshalb ich.meine?'Nicht daß ich<br />

fürchtete, diese Elenden vermögten nur etwas zu schien, aber<br />

das betrübt mich, daß.sie.bei meinem Leben gewagt haben dieses.<br />

Ufer zu berühren^ und darüher empfinde, ich, den größten<br />

D i e s g e s c h a h i , I , 8 0 4 , D e p p i n g s s t ^ W i i - e c l e « ^ n «<br />

6e«..^nrsiiunä« I, ^. 10^i.) crzäblt M in mchr alö einer Hinsicht<br />

M(ich(ig: (^aclefroi ou (^oclekrille, rai en vftnefliiulc, ^ui >enl,ih ä«<br />

mniifex nur le tiu.ne>st 60?^ r^88eml)1


140<br />

Schmerz, daß ich vorher sehe, wil großes Leid sie mekttn Nachkommen<br />

und ihren Unterthanen zufügen werden °).<br />

Was Karl mit klarem Weltverstande voraus sah, ahnte<br />

die Frömmigkeit seines Zeitalters in Träumen und im Vorgefühl.<br />

Sl. Liudger, <strong>der</strong> erste Bischof von Münster, verweilte<br />

einst auf seinem väterlichen Erbgut an <strong>der</strong> Friesischen<br />

Küste unfern Utrecht, beschäftigt mit dem Bau einer Kirche.<br />

Da kam <strong>der</strong> prophetische Geist über ihn. Er habe einen Traum<br />

gehabt, erzählte er seiner Schwester, in welchem er die Sonne<br />

wie von Norden aus habe hinfliehen sehen über das Meer<br />

und schwarze Wolken ihr nachfolgen. Jene sei an ihm vorüber<br />

geeilt so weit, daß sie ihm aus den Augen entschwunden,<br />

und die Finsterniß hinter ihr habe den ganzen Strand erfüllt.<br />

-Erst nach langer Zeit sei die Sonne zurückgekehrt, kleiner und<br />

.bleicher, als sie vorher gewesen, und habe die Finsterniß bis<br />

jenseit des Meeres getrieben. Dabei flössen Thränen, über das<br />

Antlitz des heiligen Mannes. Als nun die Schwester fragte,<br />

was denn <strong>der</strong> Traum bedeute, erhielt sie die Antwort: „Von<br />

den Nordmannen werden um <strong>der</strong> Sünde willen große Verfolgungen,<br />

Krieg und Verwüstung über dies anmmhige Gestade<br />

ergehen, 'daß.es fast^.unbewohnbar -.seitr. wird. :Dann aber<br />

wird durch des Herrn Gnade <strong>der</strong> Kirche wie<strong>der</strong>um Friede ge-<br />

,. 8anF2!1. Il> 14. Etwas <strong>der</strong> Art mag Karl geäußert haben,<br />

ob bei Gelegenheit dieser ersten Rüstungen o<strong>der</strong> später, vielleicht auf seiner<br />

Bereisung <strong>der</strong> Küste i. I. 6l1. (Link. ann. 8l.l.), wird sich nicht entscheiden<br />

lassen. Die Umstände aber, unter denen <strong>der</strong> Kaiser dte Worte soZ<br />

gesprochen haben, in einer Seestadt deV Narbonensischen Galliens, am östlichen<br />

Fenster seiner Wohnung, also hinaus blickend auf das Mittelländische Meer, können<br />

nicht wahr sein. Die Nordmannen sind in die eben genannte See dei<br />

Lebzeiten Karls des Großen nicht gekommen. Erst 843 erschienen sie an <strong>der</strong><br />

Küste von Galicien, einige Jahre später war <strong>der</strong> Zug des Hasting nach Luna,<br />

angeblich <strong>der</strong> erste in das Mittelmeer und an die Küste Italiens. Bgl.<br />

1aukf 0m 6e Fniuie ^loräkner» Vel^en^tsliitd ineä 6e<br />

IllNvne in den ^nnaler kor 5sol-6i»!c Oläk^nlU^eü. 183b—1837. 8. 26<br />

—2s.) wo auch die weitern Nachweisungen.


lvahrt und dlö schwere Last, die auf dem Lande gelegen, den<br />

Nordmannen selber zugewälzt werden." Da seufzte jene:-<br />

„Möge Gott mich'.auS dieser Zeitlichkeit hinwegnehmen, bevor<br />

die Uebel einlreffen!", Allein St. Lmdger sprach: „So wird<br />

eS nicht sein, son<strong>der</strong>n in deinen Tagen wird sich das begeben,<br />

ich aber werde jene Pest in diesem Leibe nicht schauen." Was<br />

<strong>der</strong> Heilige dem Lande und sich selbst prophezeit hatte, ging .in<br />

Erfüllung. Er starb i. I. 609, eben da das Ungewitter vom<br />

Norden her nahe daran war sich zum ersten male über die<br />

Friesische Küste zu entladen "). ' .'<br />

Schon im Jahre vorher kam Godfried plößllch mit<br />

Kriegsmacht herüber und drang in das Land <strong>der</strong> Abodn'ten<br />

ein. Die Wilzen, <strong>der</strong> alten Feindschaft eingedenk, vereinigten<br />

sich mit den Dänen; sogar seinen Landsleuten glaubte Herzog<br />

Thrasko nicht vertrauen, zu können. Er entwich vor dem<br />

Feinde. Ein an<strong>der</strong>er Herzog Godelaib siel überlistet in dessen<br />

Hände und wurde,am Galgen aufgeknüpft. Das Dänische<br />

Heer eroberte einige Festungen <strong>der</strong> Wenden, zwei Theile <strong>der</strong><br />

Abodriten wurden den Dänen zinsbar gemacht, die Smeldinger<br />

und Linonen fielen gleichfalls ab. Allein auch Godfricd verlor<br />

im Gefechte seine besten und tapfersten Krieger, unrer ihnen<br />

seines Bru<strong>der</strong>s Eohn Reginald, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Belagerung<br />

eines Ortes mit vielen angesehenen Männern umkam. Und<br />

als <strong>der</strong> Danenlonig bis an das Ufer dcr Elbe gelangte, fand<br />

er auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite ein starkes Heer Sachsen und Franken,<br />

welches auf die Nachricht von dem feindlichen Angriffe<br />

<strong>der</strong> Kaiser eiligst mit seinem Sohne Karl dorthin gesandt<br />

hatte.' Da wagte Godfried nicht über den Fluß zu gehen,<br />

son<strong>der</strong>n verweilte nur einige Tage an dessen nördlichem Ufer<br />

und trat darauf den Rückzug an. Sogleich eilten auch die<br />

Wilzen mit <strong>der</strong> Beule heim, die sie im Abodritcnlande gemacht<br />

ältk-iä! vita 3. I^iuäxeri n, 3. l, 4. 16. II) 8.


142<br />

hatten. Der Dane aber zerstörte auf seinem Heimwege Ken<br />

Handelsort Reric, obwohl dieser seinem eigenen Reiche durch den<br />

Ertrag <strong>der</strong> Zölle großen Vortheil brachte, führte die Kaufleute<br />

von da mit fort, schiffte sich ein und kam mit dem ganzen<br />

Heere wie<strong>der</strong> nach Sliesthdrp. Hier blieb er einige Tage<br />

und beschloß die Dänische Grenze nach Sachsen zu, von <strong>der</strong><br />

Ostsee bis zum westlichen Ocean, längs <strong>der</strong> ganzen Nocdseite<br />

des Flusses Aegidora ^), mit einem zusammenhängenden Wall<br />

zu befestigen, in dem nur ein Thor wäre^ groß genug um einen<br />

bespannten Wagen aus uno ein zu lassen. Die Ausführung<br />

des Werkes vertheilte er unter die Befehlshaber seinev<br />

Schaaren und ging dann nach Hause. . '<br />

Unterdessen schlug <strong>der</strong> Sohn des Kaisers, Nachdem dis<br />

Dänen abgezogen waren, eine Arücke über die Elbe. So<br />

führte er sein Heer rasch in das Land <strong>der</strong> abtrünnigen Lindnen<br />

und Smeldiltgsv, verwüstete <strong>der</strong>en Aecker, ging dann über<br />

den Fluß zurück und gelangte, nach Einhards Angabe/ mit<br />

dem wohl behaltenen Heere nclch Sachsen. Andre Nachrichten<br />

melden, es seien auf Kränkischer Seite bei diesem Zuge einige<br />

gefallen 6); noch andre Nennen ihn gerade hin unglücklich/<br />

indem sehr viele Franken dabel getodttt worden^).'<br />

Jeden Falles war so vtel'.klar geworden, daß dis Abo-'<br />

driten allein Nordsachsen nicht gegen die Danen behaupten<br />

konnten, daher ließ <strong>der</strong> Kaiser noch in demselben Jahre zwei<br />

Kastelle an <strong>der</strong> Elbe erbauen, eins davon Hohbuoki genannt<br />

i) So schreibt Einhard den Namen, die Kul<strong>der</strong> Annalen (I. Jahr 8i1.)<br />

Egidora. Die Schreibart sgidra auf voti Räumers Karte zur Geschichte-<br />

<strong>der</strong> Mark Brandenburg von Karl d. Gr. hiö,uuf Heinrich I- ist unrichtig^<br />

Es ist <strong>der</strong> Nordische Name Aegisdut (loiuiivik. 8. 8.), jetzt die ^i<strong>der</strong>^ ^<br />

6> ciliron. Hloizsiae. 808.<br />

5) ^nil. I,2ui-l58.- min. 80s. Daß einige, daß selbst picte FrankenckMH<br />

gekommen, mag richtig sein Und somit, wenn nur dieser Verlust erwogen wird,<br />

<strong>der</strong> Feldzug mit Grund unglücklich genannt werden. Doch bleibt EinhardS<br />

Aussage dabei in voller Kraft. ' "- "


143 <<br />

im Lande <strong>der</strong> Liuonen ^), und versähe sie m!t Vesahungen<br />

um ElnfäNen <strong>der</strong> Slaven zu begegnen. Das war seit Wegführung<br />

<strong>der</strong> Nordliudi nur vier Jahre vorher <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>anfang<br />

Deutscher Ansicdlungen nördlich <strong>der</strong> Elbe.<br />

Wie<strong>der</strong>um wurde unterhandelt. Kaufleute, welche die<br />

Märkte au <strong>der</strong> Sächsischen Grenze besuchten, gaben den dortigen<br />

kaiserlichen Beamten im Auftrage Godfrieds zu erkeunen ^),<br />

<strong>der</strong> König vernehme, daß Kaiser Karl ihm zürne, weil er ein<br />

Heer gegen die Abodrlten geführt und Rache genommen für<br />

Kränkungen, die ihm angethan; doch wolle er sich von jedem<br />

Vorwurf reinigen, <strong>der</strong> Friedensbruch sei von seinen Gegnern<br />

ausgegangen. Zugleich ließ Godfried um eine Zusammenkunft<br />

kaiserlicher Abgeordneter mit den seinigcn nordwärts <strong>der</strong> Elbe<br />

auf <strong>der</strong> Grenze des Dänischen Reiches anhalten, damit die gegenseitigen<br />

Beschwerden erörtert würden. In Badenstiöt wurde<br />

ein Gespräch gehalten, aber matt trennte sich ohne das Geschäft<br />

zu Ende zu bringen. Nur zwischen Thrasko und dem Dänenkönige<br />

kam es in so fern zu einer Einigung, daß auf dieses<br />

Begehren jener seinen Sohn als Geisel gab und dafür das<br />

Zugeständniß erhielt, ungestört aus den Abodviten ein Heer<br />

zu sammeln und mit diesem und Sächsischer Hülfe die Wilzen<br />

anzugreifen. Derett Land wurde verwüstet, und die Abodritett<br />

brachten reiche Veuts nach Hause. Aarauf wandte sich<br />

«) Ninli. 2NN. 8W. 611. Ueber d!e Lags dcr Feste tst schon vlcl Strelt<br />

gewesene aber das bleibt nach Einhards Angaben außer Zweifel, daß sie auf <strong>der</strong>rechten<br />

Seite <strong>der</strong> Elbe belegen war. Gewiß mit Unrecht verseht sic Wedekind<br />

(Noten. VI. S. 155>) und nach ihm v. Naumers cben erwähnte<br />

Karte an das linke Elbufcr. Ein „isolirtes Werk" war Hohbuoki nicht; Einhard<br />

nennt ja zwei Kastelle. Vgl. v. Ledebur Kritische Beleuchtung :c. S.<br />

126. :c. vornämlich S. 136. Anmerk. 22^.<br />

^) Einhard sagt Nur: ^oaokl-lali« l"e^ Vllnnruiri per ne^oti^tores<br />

^unll^ani manllavit. Sind aber unter den ne^atilltnrcg Kaufleute zu verstehen,<br />

was dem Sprachgebrauchs <strong>der</strong> Zeit gemäß ist, so kann nach <strong>der</strong> Handclsordnung<br />

vom Jahre 805. (S. oben I< §. 2.) dcr Verlauf kein an<strong>der</strong>er gewesen seich<br />

alö <strong>der</strong> angedeutete


T hrasko, wie<strong>der</strong>um von einer noch slärkern Sächsischen Kriegsmacht<br />

unterstützt, auch gegen die Smeldinger, eroberte ihre<br />

größte Stadt, welche Connoburg soll geheißen haben "), und<br />

zwang durch solche Erfolge alle, die von ihm abgefallen waren,<br />

zur Gemeinschaft mit ihm zurück zu kehren.<br />

§.4.<br />

Der Däne.nkrieg Karls des Großen.<br />

Godfried trug sich indeß mit stets wachsenden Entwürfen..<br />

Zwar die Schanzen an <strong>der</strong> Aegidora waren noch nicht zu<br />

Stande gebracht), dennoch hoffte er ganz Germanien unter<br />

seine Gewalt zu bringen. In Friesland und Sachsenland sahe<br />

er Landschaften, die ihm gehörten. Ja, er ließ sich verlauten,<br />

binnen kurzem werde er mit großer Heerschaar den Kaiser in<br />

Achen, in seinem Hofiager, aufsuchen.<br />

Karl beschloß dagegen am rechten Ufer <strong>der</strong> Elbe eine<br />

Vurg 2) zu erbauen und Fränkische Besatzung hinein zu legen.<br />

Schon hatte er zu dem Zweck Leute aus Gallien und Germanien<br />

versammelt und sie, versehen mit Waffen und allem<br />

sonstigen Bedarf, durch Friesland abführen lassen; da wurde<br />

Thrasko von Dienstleuten des Godfried in Reric meuchlings<br />

erschlagen (809). Doch wurde durch seinen Tod das angefangene<br />

Werk nicht rückgängig gemacht. Der Kaiser übertrug<br />

die Ausführung dem Grafen Egbert, <strong>der</strong> bereits mit <strong>der</strong> Leitung<br />

des Heerbannes im Sachsenlande zwischen dem Rhein<br />

und <strong>der</strong> Weser beauftragt war °), und befahl ihm das Eses-<br />

") Ckron. Uol«8l»c. 809.<br />

') Der Beweis dafür liegt in dem Feldzuge vom Jahre 8l5. (§. 5.),<br />

wo die Sachsen und Xbodriten ohne Hin<strong>der</strong>niß auf dieser Seite eindrangen,<br />

') Oivita». Hier, wie das Folgende zeigt, als Bezeichnung eines befestigten<br />

Ortes gebraucht. Csseveldoburg nennt ihn die Chronik von Moissac.<br />

Vgl. Waih Jahrbücher des Drutjchen Reichs unter <strong>der</strong> Herrsch. K.. Heinrichs<br />

I. S. 148. :c. ,, ,, ..,,.. ^ . >, .^ :<br />

>) Vita 8. läae. 2. in kertx Klon. II. x. 569. :c. ^ ,


145<br />

feld an <strong>der</strong> Stör (Sturia) zu besetzen, das als <strong>der</strong> geeignete<br />

Ort für die neue Ansicdlung ermittelt war. Dies geschah gegen<br />

den fünfzehnten März des Jahres 810, worauf Egbert<br />

und die Sächsischen Grafen die Befestigung des Platzes begannen.<br />

So entstand Esseveldoburg, das jetzt den Namen<br />

Itzehoe führt.<br />

Wie<strong>der</strong>um ging auch Godfrled vom Entwürfe zur That<br />

über. Durch ihn angestiftet segelte ein Geschwa<strong>der</strong> Vikinger<br />

von zweihun<strong>der</strong>t Schiffen nach Friesland "). Der Haufe verwüstete<br />

zuerst die Inseln an <strong>der</strong> Küste, drang dann auch auf<br />

dem Festlände vor, überwand die Friesen und legte ihnen el^<br />

nen Tribut auf. Godfried selbst war inzwischen zu Hause)<br />

doch äußerte er unverholen, er wolle sich in <strong>der</strong> Schlacht mit<br />

dem Kaiser messen. Karl sammelre also in Eil seine Schaaren,<br />

zog nach Sachsen und lagerte sich bei Verden, an <strong>der</strong><br />

Mündung <strong>der</strong> Aller in die Weser.<br />

Hier stießen Wenden zu ihm, und er setzte ihnen einen<br />

König, berichten die Annalen von St. A'mand ^). Es müssen<br />

Abodriten gewesen sein, denn die Wilzen waren schon wie<strong>der</strong><br />

Feinde des Kaisers; <strong>der</strong> eingesetzte König aber, <strong>der</strong> Nachfolger<br />

-des erschlagenen Thrasko, war Sclaomir ^). Doch wurde<br />

Karl an nachhaltiger Thätigkeit gehin<strong>der</strong>t durch dell Ausbruch<br />

<strong>der</strong> Nm<strong>der</strong>seuche in seinem Lager wie in allen Provinzen seines<br />

Reiches ^). Er harrte also auf die weitern Unternehmungen<br />

des Dänenkönigs. Indeß nur von Seiten <strong>der</strong> Wilzen geschah<br />

ein Angriff auf Hohbuoki. Graf Odo mit einer Schaar Ostphalcn<br />

vertheidigte die Feste, doch wurde sie erobert und zer-<br />

*) Olirou. Kloi^iac. 610.<br />

') ^nn. 8. Emanai. 810<br />

«) Ninli. ann. 817.<br />

') Was <strong>der</strong> Mönch von St. GaUen II, 13. davon meldet, würde für<br />

sich allein keine son<strong>der</strong>liche Beachtung verdienen, aber, auch Einhardö Annalen<br />

stimmen hier mit ihm überein.<br />

10


stört. Dagegen ging die Dänische Flotte unerwartet ans<br />

Friesland nach Dänemark zurück: Godfried ftar von einem<br />

seiner Dienstleute erschlagen °). Seines Bru<strong>der</strong>s Sohn Hemming,<br />

<strong>der</strong> nach ihm König wurde, suchte mit dem Kaiser Frieden,<br />

und bald, war er von den Abgeordneten bei<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />

Aegidora abgeschlossen und beschworen.<br />

Dann ging auf des Kaisers Gebot ein Fränkisches Heer<br />

über die Elbe, verwüstete das Gebiet <strong>der</strong> Linone« und stellte<br />

die Feste Hohbuoki wie<strong>der</strong> her ^). Um auch die Wilzen zu<br />

bezwingen wurden zuletzt noch drei Heerhaufen ausgesandt,<br />

zwei unmittelbar von <strong>der</strong> Sachsischen Grenze in das feindliche<br />

Gebiet, <strong>der</strong> dritte durch das Land <strong>der</strong> Abodriten. Da ergaben<br />

sich die Abgefallenen und stellten Geiseln für ihre Treue ").<br />

Damit war zwei Jahre vor dem Tode Karls des Großen<br />

dessen Wert unter den nördlichen Wenden beschlossen (812).<br />

Aus einem Vündniß mit den Abodriten hatte sich die Unterthänigkeit<br />

<strong>der</strong> Welataben und im weitern Fortgang auch die<br />

<strong>der</strong> frühern Vundesgenossen entwickelt. Beeinträchtigungen<br />

dieses Verhältnisses durch Aufstände <strong>der</strong> Wenden, durch Anfälle<br />

<strong>der</strong> Sachsen und Dänen hatte Karl mit rüstiger Hand<br />

abgewehrt: so waren die beiden Slavensiämme an <strong>der</strong> Ostsee,<br />

für welche und gegen, welche er gekriegt hat, am Ende seines<br />

Nach Angabe des Mönchs von St. Gallen II, 13. von einem seiner<br />

ne, dessen Mutteo er kurz vorher ^ verlassen um sich mit cincin an<strong>der</strong>n Wcibe'<br />

zu vermählen. -Doch ist die ganze Darstellung so wenig übereinstimmend mit<br />

Cinhärdö Nachrichten vom Danmkriege, daß man ihr nicht vertrauen kann.<br />

:. 2) Bei dieser Gelegenheit geschieht in <strong>der</strong>'Ehronik vdn Moissac <strong>der</strong> Be^<br />

ihcnzr Erwähnung (Vgl. I. §. 2.). Besondres Gewicht wird darauf nicht zu<br />

legen sein. Die wun<strong>der</strong>lichen Namenverdrchungen an <strong>der</strong>selben Stelle, Lanai<br />

füc Linones, Avochi für Hohbuoki, auch die schwankende Schreibart, des räthselhaften<br />

Volksnamens selbst, bald Bcthenzr, bald Bechelenzi sind nicht geeignet<br />

das Vertrauen zu erwecken, <strong>der</strong> Mönch eines Aquitanischen Klosters sei besser<br />

unterrichtet gewesen über die Völker im Wendenlande, als Einhard in <strong>der</strong> Nähe<br />

deö Kaisers. .<br />

!°) Okron. zlokgzac. 812.


147<br />

Lebens zinsbar und beruhigt. In <strong>der</strong>selben Abhängigkeit standen<br />

nach Einhards Angabe ") auch die an<strong>der</strong>n Völker bis<br />

an die.Weichsel, mit denen <strong>der</strong> Kaiser nicht gestritten, <strong>der</strong>en<br />

freiwillige Unterwerfung er aber angenommen hatte. Und<br />

pe.nn <strong>der</strong>.Mhm des großen Karl schon bei seinem Leben bis<br />

nach Spanien, Constantinope.l und Bagdad erscholl, wie hätte<br />

N nicht ^ M x dN' Weichsel erreicht?.Wenn.<strong>der</strong> Khalif EhrengesOenle.<br />

nach Achen sandte, kann es; nicht befremden, daß<br />

Wendische Fürsten von <strong>der</strong> Ostseeküste persönlich o<strong>der</strong> durch<br />

die Oberherrlichkcit^ des<br />

dessen jährlich ihre Gabe<br />

darbrachten, die als Tribut galt und durch? Gegengeschenke<br />

Die Schü^linge Ludwigs.^des Frommen. ., .<br />

Gleich nach. Karls Tode erneuten sich dio Kämpfe.an .<strong>der</strong><br />

Kätlisch.-WenMchen Grenze. König Hemwing war nach kur><br />

zer.Megierung gestorben (8l2).... Zwei königliche Geschlechter,<br />

<strong>der</strong> Stamm des Godfried und <strong>der</strong> des. Heriold, stritten seitdem<br />

u)n dje.Herrschgft: zuerst a.us^ diesem Anulo,, aus.<br />

fried. Beide sielen im Vürgerkriege, doch/blieh dle.<br />

Würde MMS Brü<strong>der</strong>n Heriold und Reginb'ied. ^Mit ihnen<br />

hatte Kaiser Karl noch im lchten Jahre seines. Lebens Frieden<br />

und. Vertrag geschlossen., Allein kaum. war -5ies geschehen, so<br />

kehrten Godfrieds Söhne mit ihren Anhängern aus Schwer<br />

den,, wohin sie geflohen waren, zurück,,iiK<br />

Könige-aus Heriolds Geschlecht And verjagten.<br />

aus dem Neich. Die Flüchtigen kamen jchach< Mb<br />

r.esmacht,,wie<strong>der</strong>, und <strong>der</strong>'älteste <strong>der</strong> Godftiedsöhne's'flel im<br />

Tressen gegen sie, aber auch Neginfried kam um, und Heriold<br />

") Link, vita Kür. 55. 15.


fioh Beistand suchend zu Ludwig dem Frommen, dem Sohne<br />

und Nachfolger Karls des Großen.<br />

Noch stand das Kaiserreich in ungetrübtem Glänze; es<br />

schien seiner würdig, dem vertriebenen, verbündeten Könige<br />

Schutz zu gewahren. Ludwig sandte ihn daher nach Sachsen<br />

und befahl dessen Kriegsleuten-und den Abodnten sich für das<br />

nächste Frühjahr zu einem Feldzugb nach Dänemark bereit zu<br />

halten. Im Mai 815, geschah <strong>der</strong> Aufbruch. Alle Sächsischen<br />

Grafen und die gesammte Kriegsmacht <strong>der</strong> Abodnten<br />

rückten mit Valdrich, dem kaiserlichen Befehlshaber, zum Beistände<br />

des Heriold über die Aegidora in die Landschaft Sinlendi<br />

^) ^in, und von 5a weiter, bis sie des siebenten Tages<br />

am Ufer des Oceans ihr Lager schlugen. Hier, blieben sie<br />

drei Tage, in Erwartung, die Godfriedsöhne, die ihnen gegenüber<br />

drei Meilen vom Festlan'de auf einer Insel große Streitkräfte<br />

und zwei hun<strong>der</strong>t Schiffe beisammen hatten, würden<br />

dm Kampf gegen sie wagen. Die aber hielten sich fern.<br />

Das kaiserliche Heer verwüstete also die benachbarten Gaue,<br />

hob^in "ihnen vierzig' Geiseln aus.und zog wie<strong>der</strong> nach Sachsen.<br />

Aehnliche, wenn auch nicht so bedeutende Unterstützung<br />

wurde in den nächst folgenden Jahren dem Heriold zu Thcil,<br />

<strong>der</strong> dadnrchl'im Stande war die Godfriedsöhne unablässig lzu<br />

beunruhigt«. Diese schickten eine Gesandschaft an den Kaiser<br />

und suchten Frieden (817). Ihre Anerbietungen wurden indeß<br />

für trüglich erachtet und verworfen; Heriold erhielt noch<br />

ferner Beistand. - ><br />

" Um^gleiche^ Gunst des Kaisers bewarb sich mittlerweile<br />

6eadiag^Hhvaskhs des Abodritenkomges Sohn, <strong>der</strong> aus unbekannten<br />

Gründtlt, vielleicht nur seiner IugenV wegen, beim<br />

Tode ^seines Vaters gegen Sclaomir hatte zurückstehen müssen.<br />

l) Ueber die Lage von Slnlcndi vgl. Dahlmann Forschnngen B. t.<br />

V. 437. :c.


149<br />

Schon lm Jahre 316 kamen Abodritische Gesandte an den<br />

Hos Ludwigs des Frommen nach Compiegne. Zweck und<br />

Erfolg ihrer Werbung wird nicht berichtet, aber im nächsten<br />

Jahre erging die kaiserliche For<strong>der</strong>ung an Sclaomir, er solle<br />

die Königsgewalt, die er seither allein besessen, mit dem Ceadrag<br />

theilen. Der Abodrite, dadurch aufs heftigste gereizt, gelobte<br />

nie mehr über die Elbe zu gehen, nie mehr des Kaisers<br />

Pfalz zu betreten, und schickte Gesandte über das Meer an<br />

die Godfriedsöhne, schloß Freundschaft mit ihnen und vermogte<br />

sie, daß sie ein Heer nach Nordsachsen aussendeten. Der Kaiser<br />

erfuhr, was vorgehe. Er gebot durch einen Abgeordneten<br />

den Grafen, welche die Wacht an <strong>der</strong> Elbe hatten, die ihnen<br />

anvertrauten Grenzen zu vertheidigen. Bald schiffte auch eine<br />

Dänische Flotte in die Elbe und von da die Stör hinauf, <strong>der</strong>en<br />

Ufer verheert wurden, bis an das Kastell Esesfeld. Eben<br />

dahin rückten gleichzeitig zu Lande vor Gluomi, <strong>der</strong> Hüter<br />

<strong>der</strong> Nordmannischen Grenze, mit einem Heere Dänen und die<br />

Kriegsmacht <strong>der</strong> Abodriten. Doch vertheidigte sich die Feste<br />

gegen alle diese Wi<strong>der</strong>sacher so tapfer, daß die Belagerung<br />

aufgegeben wurde, und die Belagerer wie<strong>der</strong> aus einan<strong>der</strong><br />

gingen.<br />

Gegen Sclaomir sandte <strong>der</strong> Kaiser erst im folgenden Jahre<br />

ein Heer Sachsen und Ostfranken, das den Abodrilenkönig<br />

besiegte und gefangen nahm, worauf ihn die Vorsteher <strong>der</strong><br />

Sachsengränze und die kaiserlichen Abgeordneten, welche den<br />

Fcldzug geleitet hatten, nach Achen führten. Dorthin kamen<br />

auch auf Geheiß vornehme Abodriten. Sie klagten den gefangenen<br />

Fürsten vieler Vergehen an. Er vermochte sich nicht<br />

zu rechtfertigen und wurde Hum Gril verurtheilt; sein Königreich<br />

empfing Ceadrag (819).<br />

Doch erschienen Ceadrag und Hcriold, die Schützlinge<br />

des Kaisers, bald in zweideutigem Licht. Heriold gelangte<br />

wie<strong>der</strong> in seine Heimath, vermuthlich in Folge vorher gegau-


150<br />

gener Unterhandlungen mit den Godfriedsöhnen. Denn sobald<br />

er, auf kaiserlichen Vefehl, durch das Land <strong>der</strong> Abodriten zu<br />

seinen Schissen zurückgeführt, mit diesen nach Dänemark gekommen<br />

war, brach hier offne Fehde aus. Zwei <strong>der</strong> Godfriedsöhne<br />

wurden aus dem Lande verjagt, die beiden an<strong>der</strong>n<br />

vereinigten sich mit Heriold um gemeinschaftlich die Königsgewalt<br />

zu behaupten. Am kaiserlichen Hofe traute man dieser<br />

Verbindung nicht und suchte Arglist dahinter. Als daher Ceadrag<br />

sich mit den Dänischen Königen verbündete, wurde ihm<br />

dies, vielleicht auch an<strong>der</strong>es, als Treubruch ausgelegt. Man<br />

entließ also seinen Nebenbuhler Sclaomir. Doch erkrankte<br />

dieser auf dem Heimwege in Sachsen und starb (821).<br />

Ceadrag blieb somit Fürst; die Abodriten scheinen sogar<br />

mit o<strong>der</strong> ohne sein Zuthun die Gränze <strong>der</strong> Sachsen beunruhigt<br />

zu haben. Denn diese gingen auf Vefehl des Kaisers über die<br />

Elbe, vertrieben die Wenden, muthmaßlich Ceadrags Volk,<br />

von einem Ort Delbende, bauten da zum Schutz gegen <strong>der</strong>en<br />

Streifzüge ein Kastell ^) und legten Sächsische Besatzung hinein.<br />

Vielleicht um dieselbe Zeit kündigte auch <strong>der</strong> Wilzenkönig<br />

Liubi 2) den Abodriten Fehde an und bekriegte sie von Osten<br />

her *). Aber nicht mir Glück. Er fiel im Treffen, und unter<br />

den Wilzen erhob sich Zwietracht. Liubi halte das Königthum<br />

getheilt mit seinen Vrü<strong>der</strong>n besessen, doch war ihm als<br />

2) Auf <strong>der</strong> mehrerwähnten v. Raumerschen Karte ist dies Kastell an<br />

die Westseite eines Flusses geseht, <strong>der</strong> in gleicher Weise auf den folgenden Karten<br />

wie<strong>der</strong>kehrt, aber in <strong>der</strong> Wirklichkeit so nie vorhanden war. Er führt den<br />

aus Adam v. Br. entlehnten Namen Delvunda und verbindet die Elbe mit <strong>der</strong><br />

Trave. Ohne Zweifel ist die Stekenih gemeint, aber die Flüsse Delvcnau und<br />

Stekenih nebst dem sie verbindenden Kanal sind in einan<strong>der</strong> gezogen und daraus<br />

<strong>der</strong> hydrographische Fehler entstanden. Vgl. Wed e kind Noten I. S. b.<br />

') v. Naumer Ke^est. I. nr. 65. meint, <strong>der</strong> bei Thegan 27. erwähnte<br />

Liduit könne vielleicht Liubi sein. Das ist ein Irrthum, wie sich aus <strong>der</strong> Bergleichung<br />

mit Ninti. ann. 620. ergiebt. Liduit ist I^iuäenit, äui<br />

niae inferiori«. Link. ann. 818.<br />

*) Vita Nuäov. 36.


dem älteren die oberste Landesregierung vorbehalten ^). Bei<br />

seinem Tode setzten die Wilzen wie<strong>der</strong> nach Herkommen von<br />

seinen Söhnen Milegast und Celeadrag jenen, den altesten, als<br />

König ein. Er verwaltete aber das Herrscheramt unwürdig<br />

und wurde deshalb von <strong>der</strong> Nation verworfen, seine Würde<br />

dem jüngern Bru<strong>der</strong> übertragen. So war Streit unter den<br />

Söhnen Liubis. Die Entscheidung suchten sie bei dem Kaiser,<br />

Denn noch immer erschienen vor diesem Gcsandschaften aller<br />

östlichen Slaven, auch <strong>der</strong> Abodriten und Wilzen, mit Geschenken.<br />

Ludwig aber pflegte, mit unverkennbarer Sorgfalt<br />

einem entschiedenen Bruche ausweichend, milde und nachsichtig<br />

des oberrichterlichen Amtes. Auf einer Reichsversammlung zu<br />

Frankfurt am Main im Mai des Jahres 823 hörte er die<br />

Welatabischen Brü<strong>der</strong>, erkannte aber, daß die Nation dem Celeadrag<br />

geneigter sei, und that demgemäß den Ausspruch, <strong>der</strong><br />

jüngere solle die Macht behalten, welche ihm anvertraut worden.<br />

Doch entließ er beide reichlich beschenkt, ihm und unter<br />

einan<strong>der</strong> befreundet^), in ihre Heimath.<br />

Gegen den Abodritenfürsten Ceadrag wurde auf demselben<br />

Tage abermals Anklage geführt, er halte es nicht treu<br />

mir den Franken, entziehe sich auch schon lange unter Vorwänden<br />

<strong>der</strong> Pflicht des Kaisers Hoftager zu besuchen. Es wurden<br />

Voten an ihn abgefertigt; er schickte einige von den Vornehmen<br />

seines Volkes mit jenen zurück und versprach durch<br />

sie, im nächsten Winter wolle er sich dem Kaiser persönlich<br />

stellen. Er kam auch, seiner Zusage getreu, begleitet von einigen<br />

angesehenen Männern seines Volkes, nach Compiegne<br />

und wußle sein mehrjähriges Ausbleiben glaublich genug zu<br />

rechtfertigen. In einigen Stücken wurde er zwar schuldig befunden,<br />

doch mit Rücksicht aufZ die Verdienste seiner Vorsah-<br />

l'ali«» re^ni nnlnma. Ngl. 1. §. I.<br />

Vita lilucluv.


en entließ ihn Kaiser Ludwig nicht nur straflos son<strong>der</strong>n auch<br />

beschenkt in sein Königreich. .<br />

Dieselbe Milde erfuhr Ceadrag einige Jahre später noch<br />

einmal. Angesehene Nbodriten waren wie<strong>der</strong>um nach Ingelheim<br />

gekommen und hatten ihn verklagt. Der Herzog erhielt<br />

also gemessenen Befehl, wenn er nicht als Treubrüchiger gestraft<br />

sein wolle, im nächsten October auf einer Reichsversammlung<br />

in Ingelheim zu erscheinen. Er fand sich ein,<br />

wurde aber hier so lange zurück gehalten, bis kaiserliche Abgeordnete<br />

die Gesinnung <strong>der</strong> Abodriten gegen ihn erforscht<br />

hätten. Als nun <strong>der</strong> Bescheid einging, es seien in <strong>der</strong> Nation<br />

verschiedene Meinungen, die Besseren stimmten jedoch einmüthig<br />

für die Wie<strong>der</strong>aufnahme des gefangenen Fürsten, fehle ihn<br />

auch <strong>der</strong> Kaiser in seine Würde ein und verpflichtete ihn nur<br />

Geiseln zu stellen (826).<br />

Inzwischen nahm Ludwigs Dänischer Schützling schon<br />

wie<strong>der</strong> die kaiserliche Sorge in Anspruch. Nur drei Jahre<br />

hatte die Eintracht zwischen den Godfriedjohnen und Heriold<br />

bestanden, im vierten wandte sich dieser bereits Hülfe begehrend<br />

an seinen Gönner, seine Mitkönige drohten ihn aus dem<br />

Lande zu vertreiben. Der Kaiser sandte darauf die Grafen<br />

Diether und Hruodmund nach Dänemark, die bei ihrer Rückkehr<br />

genauen Bericht über den Zustand jenes Reiches erstatteten,<br />

aber verglichen hatten sie die Könige nicht. Vielmehr kam<br />

Heriold sofort nach ihnen an den Hof des Kaisers (833).<br />

Hier o<strong>der</strong> vielleicht an <strong>der</strong> Grenze scheint er bis ins dritte<br />

Jahr verweilt zu haben ^). Für ihn o<strong>der</strong> non ihm mögen<br />

Slreifzüge in das Dänische Gebiet geschehen sein, ein Kriegszustand<br />

wenigstens war eingetreten, denn im August des Iah-<br />

^) Subm Historie af Danmark. II. S. ^6. 51. laßt den Heriold i. I.<br />

824. durch kaiserlichen Geistand in sein Reich einschen, mit ihm den Ebo nach<br />

Danemark ziehen und dann i. I. 826. erst diesen, nach ihm auch jenen wie<strong>der</strong><br />

»ach Ingclheim kommen. Ich finde dafür keine Autorität.


153<br />

res 825 sandten die Godfriedsöhne ihre Abgeordneten an<br />

wig und baten um Frieden. Das Gesuch wurde bewilligt,<br />

selbst ein Vündniß mit ihnen kam zu Stande, und Heriold<br />

kehrte heim (526), nachdem er sich und sein Neich dem Fran-<br />

kenreich unterworfen hatte ^). Welche Aufnahme er im Va-<br />

terlande finden werde, war zweifelhaft, daher verlieh ihm <strong>der</strong><br />

Kaiser als Zuflucht für den Nothfall die Grafschaft Hriustri<br />

an <strong>der</strong> Friesischen Küste westlich von <strong>der</strong> Weser.<br />

Die Vorsicht war nicht überflüssig. Nach wenigen Mo-<br />

naten schon beraubten die Godfriedsöhne den Heriold seines<br />

Antheils am Königthum und zwangen ihn Dänemark zu ver-<br />

lassen. Der Kaiser nahm sich seines Dicnstmannes an, zunächst<br />

nur durch Unterhandlungen, um des Bundes willen, den er<br />

mit den Königep geschlossen hatte. Alle Grafen und Mark-<br />

grafen des Sachsenlandes hatten auf sein Geheiß eine Zusam-<br />

menkunft mit den Abgeordneten <strong>der</strong> Godfriedsöhne, um sie zur<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahme des Heriold zu vermögen. Aber diesen ver-<br />

droß das zögernde Verfahren. Ohne Wissen <strong>der</strong> Franken über-<br />

siel er auf eigene Hand etliche Dänische Höfe, plün<strong>der</strong>te und<br />

brannte. Die Dänen nahmen Rache durch unerwarteten Ue--<br />

berfall <strong>der</strong> Fränkischen Gesandten, die am linken Ufer <strong>der</strong><br />

Aegidora gelagert waren: die Männer wurden verjagt, die<br />

Zelle geplün<strong>der</strong>t. Als aber hinterher <strong>der</strong> Zusammenhang <strong>der</strong><br />

Sache klar wurde, erkannten die Könige ihren Irrthum. Sie<br />

boten Genugthuung und suchten den Frieden zu bewahren.<br />

Der Kaiser bewilligte ihr Gesuch ^). Doch scheint Heriold<br />

dadurch die Rückkehr in sein Neich nicht erlangt zu haben,<br />

wenigstens nicht auf die Dauer. In den nächsten fünf Jah-<br />

ren, nachdem er Fränkischer Dienstmann geworden, konnte er,<br />

wie Sanct Rimbert berichtet ^) zuweilen nicht ruhig in sei-<br />

°) Lrmnilii Nix. Clii-m. IV, 500—b06.<br />

") Vila Illulluv. 52.<br />

l°) Mlnd. vila 8. ^li3lc. 8.


154<br />

nem Königreiche bleiben. Doch wurde das Äündniß zwischen<br />

dem Kaiser und den Dänen mehr als einmal bestätigt ");<br />

Heriold aber und sein Vru<strong>der</strong> Rorik empfingen vielleicht um<br />

diese Zeit, vielleicht als Ersatz für den Verlust alles Besitzes<br />

in ihrer Heimath, ein zweites Beneficium an <strong>der</strong> Friesischen<br />

Küste, Dorestat ^), einen viel besuchten Handelsplatz am<br />

Ausgange <strong>der</strong> großen Wasserstraße des Rheins ").<br />

§. 6.<br />

Vikinger, Wirren und Wenden.<br />

Im Jahre 634, da Kaiser Ludwig von seinen Söhnen<br />

bekriegt und gefangen, dann, wie diese sich entzweiten und<br />

Ludwig <strong>der</strong> Deutsche und Pipin die Waffen gegen Lothar ergriffen,<br />

wie<strong>der</strong> befreit und auf den Thron gesetzt wurde, begab<br />

sich auch im Dänenreich eine gewaltsame Umkehr. König<br />

Horich vertrieb seines Bru<strong>der</strong>s Sohn Godurm aus dem Lande<br />

und bemächtigte sich <strong>der</strong> Alleinherrschaft. Viele Danen schlössen<br />

sich dem Ausgestoßenen an, und <strong>der</strong> ganze Haufe schwärmte<br />

seitdem zwanzig Jahre lang an allen Küsten des Frankenrei-ches<br />

umher und übte Mord, Brand und Raub ^).<br />

Vier Jahre nach einan<strong>der</strong> (834—837) ergingen solche<br />

verheerenden Raubzüge über Friesland, und als Kaiser Ludwig<br />

nachforschte, weshalb die Vertheidigung so mangelhaft<br />

und erfolglos war, fand sich Wi<strong>der</strong>spenstigkeit <strong>der</strong> Friesen<br />

selbst als wesentliche Ursache. Vor an<strong>der</strong>n wurden Heriold<br />

und die Danen im Lande als solche bezeichnet, die den See.,<br />

küsten großen Schaden gethan ^). Damals sielen auch die<br />

Adodriten und Wilzen ad.<br />

.<br />

") In den Jahren 93 l und 836.<br />

") Jetzt Wyck te Duerstcdc. änn. ^ulä. 850.<br />

") Vita 8. Vnnikacn. 11. ^nn. üert. 863. kimd. vit» 8. ^nzk. 8.<br />

') ^nn. LerUn. 841. Herzoläo, yui cniu ceter!» v2norum


"Dagegen erklarte König Hon'ch durch eine eigene Ge-<br />

sandschaft an den Kaiser, er habe nichts mit den Unter-nch-<br />

mungen seiner Landsleute zu schaffen und mißbillige sie. Spä-<br />

terhin ließ er kund thun, die Vornehmsten jener Seeräuber<br />

seien auf seinen Befehl gefangen genommen und getodtes,<br />

Kaiser Ludwig möge ihm nun auch nur die Friesen und Abo-<br />

driten überlassen. Das Ansinnen wurde "als unziemlich und<br />

unangemessen abgelehnt. Den Ungehorsam <strong>der</strong> Friesen zu<br />

ahnden waren schon das Jahr vorher tapfre Grafen und<br />

Aebte ausgcsandt; die Beilegung des Wendischen Aufstandes<br />

hatte <strong>der</strong> Kaiser den Grafen Adalgar und Egilo übertragen.<br />

Diese kehrten gegen den Winter mit Geiseln <strong>der</strong> Abo-<br />

driten und Wilzen zurück und meldeten die Unterwerfung <strong>der</strong><br />

Empörer (838). Allein es war damit kein Ernst. Als <strong>der</strong><br />

Sommer kam, standen Abodrilen, Linoncn und Wilzen aber-<br />

mals unter den Waffen. Die letteren mit ihren Nachbarn,<br />

den Soraben, verbunden thaten Einfälle in die Sächsische<br />

Mark und verbrannten dort einige Höfe. Dagegen wurde ein<br />

Heer Sachsen ausgesandt, das die Soraben bezwang und ih-<br />

nen eine Geldbuße auferlegte. Eines Sieges über die Wilzen<br />

wird nicht gedacht, eben so wenig eines Erfolges gegen die<br />

Abodritcn und Linonen, zu <strong>der</strong>en Bekämpfung Äustraster und<br />

Thüringer ausgezogen waren (8Z9).<br />

Da starb Kaiser Ludwig (840) während einer abermali-<br />

gen Empörung Ludwigs des Deutschen. Sogleich wurde <strong>der</strong><br />

Krieg zwischen Valer und Sohn zum Kampf <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> un-<br />

ter einan<strong>der</strong> um das Erbe des Vaters. Die Brü<strong>der</strong> Ludwig<br />

und Karl verbanden sich gegen den altern Lothar, die Völker<br />

des Frankenreicheö standen die einen auf dieser, die an<strong>der</strong>n auf<br />

jener Seite. Eine Schlacht bei Fontmoy entschied gegen Lo-<br />

thar. Da griff er um sich zu behaupten nach den gewalt-<br />

samsten Mitteln.<br />

Die Gdclfreien (Edlingi) <strong>der</strong> Sächsischen Nation hatten


559<br />

bisher theils lhm, thells dem Ludwig angehangen: nun mußte<br />

<strong>der</strong> Besiegte fürchten., daß sich alle dem Sieger zuwendeten^<br />

Dem zu begegnen zog er die Gemeinfrcien (Frilingi) und die<br />

Hörigen (Lazzi) an sich, <strong>der</strong>en eine unendliche Menge im Lande<br />

war, indem er ihnen versprach, wenn sie sich zu ihm hielten,<br />

wollte er ihnen dasselbe Recht wie<strong>der</strong> einräumen, das ihre<br />

Vorfahren gehabt, da sie noch Götzendiener waren. Sogleich<br />

rotteten sich die Aufgerufenen zusammen, nannten sich Stellinger<br />

und vertrieben beinah ihre Herren aus dem Lande. Je<strong>der</strong><br />

lebte in alter Weise, nach welchem Gesetz er wollte.<br />

Zu gleicher Zeit mehrte Lothar die Macht des ver<strong>der</strong>blichen<br />

Heriold, dem ei' die Insel Walcheren und an<strong>der</strong>e benachbarte<br />

Orte als Venesicien übertrug: aller frühere Undank des<br />

Dänischen Flüchtlings gegen seinen kaiserlichen Beschützer wurde<br />

ihm nun von dessen Sohne als Verdienst angerechnet.<br />

Damit war nicht min<strong>der</strong> den Nordmannischen Vikingern<br />

Raum gegeben, die seit Kaiser Ludwigs letzter Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Vertheidigungsanstalten in Friesland schon zweimal wie<strong>der</strong><br />

an jener Küste erschienen waren ^), das erste mal ohne Erfolg,<br />

denn ein Sturm vernichtete die meisten ihrer Schiffe,<br />

das zweite mal zu großem Ver<strong>der</strong>b des Landes.<br />

. Auch die Empörung <strong>der</strong> Wenden war noch nicht gestillt.<br />

König Ludwig besorgte daher, sie, die Nordmannen und die<br />

Stellinger mögten sich einigen, das Rkich angreifen und die<br />

christliche Religion in Sachsen und Friesland völlig vertilgen.<br />

Dies zu hin<strong>der</strong>n eilte er nach Köln in die Nähe <strong>der</strong> bedrohten<br />

Län<strong>der</strong> und bewirkte theils durch Schrecken, theils durch Gnade,<br />

daß ein Thcil <strong>der</strong> Sachsen^ sich ihm wie<strong>der</strong> unterwarf ").<br />

Völlig unterdrückt war <strong>der</strong> Aufstand noch nicht.<br />

Bald fanden sich, wie man erwartet hatte, auch die Nord--<br />

In den Jahren 838. und 839.<br />

i»t> IV, 2.<br />

'


157<br />

mannischen Vikmgev an ^er Friesischen Küste ein. Quantavic<br />

^) bei AmienS an <strong>der</strong> Mündung des'Flusses la Tanche/<br />

Nordhunnwlg, das für Norden in Ostfriesland, und Hamwig)<br />

das für Hamburg gehalten wird ^), wurden nach einan<strong>der</strong> von<br />

ihnen.geplün<strong>der</strong>t (842). . , . -, ,.<br />

Voch inzwischen war <strong>der</strong> erste Schritt zur Ausgleichung<br />

dex Karolingischcn Brü<strong>der</strong> geschehen. Sie waren in Mäfon<br />

zusammen gekommen Ustd haften einan<strong>der</strong> geschworen von nun<br />

an. Friede, zu halten upd, durch.eine.Theiluug.de^ Reiches ihren.<br />

Streit .zu schlichten. . Pon da begab sich.Konig Ludwig<br />

nach Sachsen, um <strong>der</strong> Empörung.ganz ein Ende zu. machen<br />

die. nun .stn ftinem Bru<strong>der</strong> keinen. RuHalt.,mehr hatte. ...Es<br />

gelaug Hm. Die Ssellinger wurden WerW^n; )^on den<br />

Urhebern des Aufruhrs erlitten Vjele. Tod.e^stsqft,. Unzählige<br />

Verstümmelung an. ihrsn.Glie<strong>der</strong>n^).. ,,.^ ^.,,,^ ^ -<br />

Dann erfolgte die Theilung von Verdun (843), welche<br />

Ludwig dem Deutschen alle Fränkischen Lande am rechten<br />

Rheinufer überwies. Und^ nun erst, während dii Nordmamli-schen<br />

Vziklnger theils an <strong>der</strong> Englische^ Küste, theils an <strong>der</strong><br />

Loire und Garolme.hausten u), wurde <strong>der</strong> Krieg zur Wie<strong>der</strong>bezwingung<br />

<strong>der</strong> Weudm unternommen. König Ludwig<br />

griff zunächst die Abodriten an, von <strong>der</strong>en, aufrührischen Ab^<br />

sichten er unterrichtet war. Ihr König Goßomiuzl ^) siel in<br />

<strong>der</strong> Schlacht, Land und Volk <strong>der</strong> Abodriten wurden unterjocht<br />

*) Auch Quintawich und Quentawich genannt, (-està addai, l'onte-<br />

6. k'rlissiu. (Dliron. k'nntaneiieng. 84^. in ke^ii HIon. II. ^.<br />

270. !c. p. 301. :c. Bei Nithard Contwig. ' ^<br />

6) So Pcrh. Wedekind Noten !c. VIII. S. ^79. ^80. sucht die<br />

beiden Ichtgenanntrn Orte in England wegen <strong>der</strong> vorher gehenden Worte:<br />

inidl^iie mnri trn^ecto. Der Ausdruck ist mir <strong>der</strong> von Pertz gegebenen Deutung<br />

wohl vereinbar, die Corvcyer Chronik aber, welche im Hintergründe steht,<br />

hat sich als unacht erwiesen. ' '<br />

7) Nilkaräi di8t. IV, I. ^.<br />

») ^nn. Lert.n. 8^3. 8^.<br />

s) Die ^.mi. Xmn. ncnnen ihn Gestimus, spätere Chroniken Gcstimulus.


158<br />

und Herzogen übergeben, nicht Fränkischen, son<strong>der</strong>n Wenden<br />

wie sonst/"). Nach diesem Siege kamen die übrigen Wenden-,<br />

surften von selbst und gelobten dem Ostfrantenkönig Treue ").<br />

Wenden und Vikinger <strong>der</strong> letzten Karolingerzelt.<br />

Durch den Krieg gegen Gohomiuzl war das Wendenland<br />

an <strong>der</strong> Ostsee unter die Gewalt des Reiches'Ostfransett ge-<br />

bracht, doch nicht in <strong>der</strong> Ausdehnung,' wie es unttr Karls<br />

des Großen Oberherrlichkeir gestanden hatte. 'Die Votker'von<br />

<strong>der</strong> Weichsel bis vielleicht 'an die Peette hat>m'attmahiig ^)<br />

das ohnehin lockere Vand gelost, mit dem sie an den Kaiser<br />

geknüpft waren, nur die Gebiete <strong>der</strong> Wilzen und Abodriten;<br />

dazu Nordsachsin, feit Wegführung <strong>der</strong> Nordliudi 'das Land<br />

<strong>der</strong> Nnsiedlung für Wendm und Sachsen, waren noch unterthM<br />

Freilich nicht durchaus ergebene Unterthanen, doch k<br />

l?) Dafür zeugt <strong>der</strong>- Name des nächsten Abodntenherzoges Tabo.miuz^ <<br />

") ^l,i». Xnnt. 8ää. ...<br />

') Bart hold (Geschichte von Rügen und Pommern Th^ l. S. 2l6.)<br />

sieht die'Frankfurter Rcichsvcrsammlung v. I. 823. als dm Zeitpunkt an. wo<br />

zum leh.tcn mal das vom. groIcn Vater..ererbn Ansehn die Sendboten >ex<br />

westlichen Slaocn, <strong>der</strong> Sorben, Wilzen, Böhmen, Mahren, <strong>der</strong> dalmatischen<br />

^odriten, <strong>der</strong> Nordabodnien um'Ludwig den Frommen'vereinigt hatte. Genau<br />

genommen nennt>Einhard auf diesem Frankfurter Tage nur Abgeordnete<br />

<strong>der</strong> Heiden (dardaroruiu le^tiones) als gegenwärtig,, doch sind mit dem<br />

unbestimmten Ausdruck wohl 'keine an<strong>der</strong>n Völker gemeint, als die <strong>der</strong> Annalist<br />

b?i - einer an<strong>der</strong>n Zusammenkunft das Jahr vorher namhafs gemacht hat l^ln<br />

HNO conventn ninnium orientl^Iiulu 8cll^vorum ill e8<br />

et in ki^nnonili i7e8ilientiuiu ^.vkrulii leF^tione« l:uin muneribu«<br />

nä se äirectH5 auäivit). Alle diese Völker gehörten auch nach dem Pri><br />

trage, von Verdun noch zum Reiche Ludwigs des Deutschen. Ihre Abgeordne-<br />

ten sind also im Jahre 823 keineäwcges zum letzten male auf <strong>der</strong> Reichsver-<br />

sanunlung, erschienen. Dagegen fehlen auch in diesem Verzeichnis schon, die öst-<br />

lichern Slaven vi5 an. die Weichsel. Sie finden sich überhaupt auf keiner Wer«<br />

sammlung Ludwigs des Frommen so wenig als selbst seines Vaters ausdrücklich,<br />

genannt. Einhards vollwichtiges Zeugniß allein verbürgt jene Ausdehnung <strong>der</strong><br />

Henschaft Karls des Großen. Die plötzliche Beschränkung <strong>der</strong>selben von einem<br />

bestimmten Zeitpunkte an ist nicht nachzuweisen. .. . .


159<br />

die Anregung zu den nachfolgenden Aufstanden, wie es scheint,<br />

immer von außen. Die Nordmannischen Vikinger waren damals<br />

die ungestümen Treiber, welche, wo sie erschienen, ver<strong>der</strong>bliche<br />

Leidenschaften entfesselten. Ihren Einfluß haben auch<br />

die Wenden erfahren. Nordsachscn, durch seine Lage jenen<br />

Schwärmen zumeist ausgesetzt,, war dann.gewöhnlich-dl'e Slatte,,<br />

wo die Flamme aufging, und von wo .sie. nach da und dorh<br />

hin um sich griff.. , ,,. , .. . ,^. . .- . .- ^. ^ -<br />

Gleich nach dem Kriege mit GohomMl^atft, es einen<br />

solchen Eingriff zu erdulden. König Horich, bis in das letzte<br />

Jahr Ludwigs des Frommen dessen stäter Vundcsgettosse, hatte<br />

sich schon gegen den über Beeinträchtigungen von Meilen d?r.<br />

Friesen beschwert ^). Worin sie bestand^, ^vird nicht erwähn^<br />

vermuthlichen seeräuberischen Anfällen... Der Kaiser,hatte sofort<br />

strenges Recht zpgesagt und seine.^ Abgeordneten nach<br />

Friesland geschickt: Bei des Kaisers Tode mag das Strafgericht<br />

unterblieben, durch Lothars Maßregeln nach <strong>der</strong> Schlacht<br />

von Fontenoy das Mißvergnügen des Däncnkönigs, eher-gemehrt<br />

als gemin<strong>der</strong>t sein, und <strong>der</strong> früher die Vikinger gestraft<br />

hatte, zog unerwartet selbst mir .ihnen aus


160<br />

zuerst den Dänen entgegen, besiegten sie in einer Schlacht,<br />

und erstürmten dann auch eine Sladt <strong>der</strong> Wenden. Die Vi-<br />

kinger kehrten um. "Auf dem Rückwege soll von denen, die<br />

aus <strong>der</strong> Seine kamen, o<strong>der</strong> nach einer an<strong>der</strong>n Nachricht von<br />

den Genossen des Hörich selbst eine so große Anzahl plonlich<br />

erblindet und in Wahnsinn verfallen sein, daß <strong>der</strong> Dänenkönig<br />

durch dies Strafgericht' erschreckt noch im Herbst desselben<br />

Jahres seine Abgeordneten nach Pa<strong>der</strong>born sandte, wo Ludwig<br />

damals einen Landtag hielt, Frieden bot und sich bereit er-<br />

klärte, alle Gefangenen los zu lassen und die geraubten Schätze<br />

nach Kräften zu erstatten ^). Der Vorschlag wurde ange-<br />

nommen, und von da bis ins dreizehnte Jahr bestand Friede<br />

Attd Vündniß zwischen den Dänen und König Ludwig ^).<br />

Eben so lange fittbet sich keine Nachricht von einem Aufstande<br />

unter den Wenden ^ Nicht einmal Raubzüge <strong>der</strong> Vikinger<br />

geschahen an den Küsten des Ostfrankenreiches.<br />

>'' Aber in Nordsachsen, wo Sachsen, - Dänen und Wenden<br />

sich berührten, war dennoch in dieser Zeit kein vollkommener<br />

Friedenszustand.<br />

Mieden die ^ikingerflötten auch 'die Grenzen Ludwigs<br />

des Deutschen, so hausten sie um so wil<strong>der</strong> in den Reichen<br />

seiner Brü<strong>der</strong>-. -Bald nachdem Horich und <strong>der</strong> Ostfrankenkönig<br />

Friede gemacht/Iwürde Lotharsl Antheil an Friesland von den<br />

Nordmannen heimgesucht. Der angegriffene Punkt war wie-<br />

844., daß die Wenden gleich nach dem Kriege gegen Gohomiuzl die Treue, die<br />

sie dem Königr gelobt,' wie<strong>der</strong>'gebrochen (Huaiu (Mem) ilio adente 8tatin»<br />

mentientt;».) theile auf die Nachricht <strong>der</strong> ^nn, Lertin. 845., daß nach<br />

dem' Siege gegen die Dänen eine Wendische Stadt von dm Sachsen erobett<br />

worden.' - - . ' — ^ - ^i:^ ', ' f<br />

...*). ^n. üerün. Xant. .845. ' / > ^ . '<br />

' '«) ^nn. Le^r. 8^6. Ä7. 8 ^ 65t. 655'. 856.. werden allerdings<br />

Fcldzüge gegen die Slaven erwähnt, vergleicht man aber damit die Ful<strong>der</strong> An-<br />

nalcn bei den genannten. Jahren, so ergiedt. sich^, daß die Bekämpften i. I.<br />

851 Syraben/die in Vttt übrigen Jahren Mähren und Böhmen gewesen.


161<br />

herum beson<strong>der</strong>s DoWat, und während Verwüstung über die<br />

Friesischen Lande Ostergo und Westergo erging, siel jener Ort<br />

m die Gewalt <strong>der</strong> Feinde o<strong>der</strong> wurde nie<strong>der</strong>gebrannt^), fast<br />

vor den Augen des Kaisers, <strong>der</strong> sich nicht, fern davon in<br />

Nimwegen befand. Die Einnahme von Dorestat' scheint Anlaß<br />

gewesen zu sein, daß Norik des VerratheS verdächtig wurde/<br />

denn ihm allein (sein Bru<strong>der</strong> Heriold war schon gestorben °))<br />

halte die Vertheidigung des Platzes obgelegen, den er als Veneficium<br />

nme hartes Der Kaiser ließ ihn verhaften, und dem<br />

Dänenkönig Horich ging von den drei ^arolingischen Vrüdem<br />

gemeinschaftlich das Begehren zu, er möge seine Unterthanen<br />

von Beeinträchtigung <strong>der</strong> Christen zurück halten, wo nicht,<br />

so habe er mit Gewißheit Krieg von ihnen allen zu erwarten.'<br />

Aber es war kein ElM bei <strong>der</strong> Drohung. Ronk, <strong>der</strong> auS<br />

semer Haft entflohen, war, fand nicht nur Aufnahme beim<br />

Könige Ludwig,, er durfte sogar in dessen Reichesich ungehtN«<strong>der</strong>t<br />

zum Kriegenvi<strong>der</strong> den Kaiser rüstelc/ . . . . ^<br />

>'' Nordsachsen war das Land, wo er seine Anstalten traf.<br />

Hier hielt er sich einige Jahre auf, sammelte eine ansehnliche<br />

Schaar Dänen uud zog dann mit ihnen als Viking aufs Meer.<br />

Sie nahmen Dorestat ein. Der Kaiser/ unvermögend sie zu<br />

vertreiben, mußte den Rorik wie<strong>der</strong> als seinen Dienstmann<br />

anerkennen (850).<br />

'. Der unstäte Krieger blieb indeß nuv. kurze Zeit daheim.<br />

Im vierten Jahre darnach versammelten sich die Nordmannen,<br />

welche vor zwanzig Jahren Dänemark hatten ver--<br />

7) Das Letztere sagen die Mantener Annalen, da5 Erstere die von St.<br />

Bertin. Auch das Jahr wird verschieden angegeben: 847 von diesen, 8-46<br />

von jenen.<br />

') Wenn Dep ping (H'l8t. 6e« ex^eäit. lulirit. äe« borili. I. p.<br />

148.) von diesem Heriold sagt: II kut «ui-^rlz et tue pai- le« couites francs,<br />

c^ai-^es (le la äekense 6e la l>ì«e, so verwechselt er ihn mit einem an<strong>der</strong>n<br />

Hcriold, <strong>der</strong> zur Zeit König Ludwigs des Deutschen nach Dstfranken gekom«<br />

mcn und gelauft war. ^nn. l'ulä. 852.<br />

ti


162<br />

lassen müssen, aus allen Gegenden, wohin die Raublust sie<br />

zerstreut hatte, und gingen in ihr Vaterland zurück. Sogleich<br />

entstand blutige Fehde zwischen Godurm und Horich. Drei<br />

Tage dauerte das Gemetzel ^); unzähliges Volk wurde erschlagen,<br />

und vom königlichen Stamme blieb niemand übrig als<br />

ein einziger Knabe ^"). Da verließ Rorik wie<strong>der</strong>um Dorestat<br />

und ging nach Dänemark um König zu werden. Aber<br />

sein Entwurf schlug fehl, ein jüngerer Horich gelangte auf<br />

den Dänischen Thron. Rorik ging also wie<strong>der</strong> nach Doresiat<br />

und bemächtigte sich des größten Theiles von Friesland<br />

(855), um nach Jahresfrist die Küste nochmals zu verlassen.<br />

Kaistr Lothar hatte <strong>der</strong> Krone entsagt und war ins Kloster<br />

gegangen. Seine drei Söhne theilten das Erbe so, daß<br />

Italien und die Kaiserwürde an Ludwig kam, an Karl die<br />

Provence, an Lothar <strong>der</strong> nördlichste Theil des Reiches, Lotharingien,<br />

zu dem auch Friesland gehörte. Aber unter den Brü<strong>der</strong>n<br />

war Zwietracht; ihre Oheime mischten sich ein und Ludwig<br />

<strong>der</strong> Deutsche trat in ein Vündniß mit dem Kaiser und<br />

König von Italien, Karl <strong>der</strong> Kahle mit Lothar ").<br />

Indem die Karolingischen Könige also gegen einan<strong>der</strong><br />

standen, führte plötzlich, mit Zustimmung seines Herrn, des<br />

Königs Lothar, Rorik eine Flotte in die Dänischen Grenzen,<br />

und wie<strong>der</strong>um mit Zustimmung des Dänenkönigs Horich nahm<br />

er da einen Theil des Landes zwischen <strong>der</strong> Aegidora und dem<br />

Meere in Besitz (857). Im nächsten Jahre drang Ludwig<br />

<strong>der</strong> Deutsche mit Heeresmacht in das Reich seines Bru<strong>der</strong>s<br />

Karl. Sogleich wurde Sachsen von Dänischem Kriegsvöll<br />

angegriffen, allen Umständen nach, von dem des Ron!, <strong>der</strong><br />

wohl nur eben dazu im Einverständniß mit Lothar und Horich<br />

2) änn. Lert. 854.<br />

l") Minii, vita 8. ^N8^c. 31.<br />

") ^nn. Lertm. 856.


163<br />

an die Ei<strong>der</strong> übergesiedelt war. Denn das ist nlchr zu verkennen,<br />

daß es vielfach die gegenseitige Feindschaft <strong>der</strong> Karolingischen<br />

Könige war, welche die Vikingerschwärme bald auf<br />

diese, bald auf jene Seite hinüberwarf.<br />

König Ludwig sandte um dem Feinde zu begegnen seinen<br />

Sohn Ludwig mit einem Heere in das Land <strong>der</strong> Abodriten<br />

und Linonen. Die Dänen wurden zurück getrieben ^). Aennoch<br />

genethen auch die Wenden in Aufregung. Sobald also<br />

die Könige Frieden gemacht und sich verbündet hatten (660),<br />

beschloß <strong>der</strong> Ostfranke den Krieg gegen Tabomiuzl, den aufrührischen<br />

Herzog <strong>der</strong> Abodriten. Er beschied deshalb seinen<br />

Neffen Lothar zu einer Unterredung nach Mainz, wo er daS<br />

Gesuch an ihn richtete mit ihm wi<strong>der</strong> die Slaven auszuziehen.<br />

Lothar versprach es, wurde aber hinterher seiner Zusage untreu<br />

und König Ludwig machte sich mit seinem Sohne und dm<br />

Streitkräften des eignen Reiches auf. Der Ausgang des<br />

Krieges wird nicht ganz übereinstimmend erzählt. Nach einer<br />

Angabe verloren die Ludwige etliche angesehene Männer, richteten<br />

nichts gedeihlich aus und kehrten nach Frankfurt heim,<br />

sobald sie Geiseln erlangt "). Eine andre Nachricht stellt<br />

den Erfolg günstiger dar. König Ludwig habe den Tabomiuzl<br />

zum Gehorsam und zur Stellung von Geiseln genöthigt,<br />

untern letzlern sei des Abodritenfürsten eigener Sohn gewesen.<br />

Sobald die Ruhe im Wendenlande hergestellt war, entwich<br />

auch Ronk wie<strong>der</strong> aus dem Gebiet an <strong>der</strong> Aegidora.<br />

Von ihm geführt fand sich eine Schaar Vikinger in Dorestat<br />

ein, verheerte dieses, drang den Rhein hinauf bis nach Neuß<br />

und wich nur zurück, als die Sachsen von <strong>der</strong> einen, König<br />

Lothar von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite des Rheines gegen sie heranzogen<br />

l "). Dennoch blieben Ronk und die Abodriten mit Sorge<br />

IN. Lert. 858.<br />

I<br />

') ^lin.<br />

Lert. 852.<br />

m. Lert. 803.


164<br />

beobachtet/ diese don Ludwig dem Deutschen, jener von Lothar,<br />

denn beide Könige wußten, wo sie verwundbar waren, und<br />

durch, welche Kräfte sie einan<strong>der</strong> zu bekämpfen pflegten. Als<br />

sie daher i. I. 867 wie<strong>der</strong> in Spannung geriethen, fürchtete<br />

Lothar sogleich einen Angriff Roriks auf Friesland und bot<br />

ein Heer zur Vertheidigung auf, Ludwig aber sandte seinen<br />

Sohn mit den Sachsen und Thüringern gegen die Abodriten<br />

aus und befahl dem übrigen Volke sich auf den ersten Ruf<br />

zur Heerfahrt bereit zu halten ^).<br />

Doch kam die.gefürchtete Gefahr auf keiner Seite zum<br />

Ausbruch. Die Könige schloffen Frieden. Ronk muß bald<br />

hernach Dänemark wie<strong>der</strong> verlassen und seinen frühern Wohnort<br />

eingenommen haben ^). Denn beim Tode Lothars (869)<br />

war er schon in Friesland, und Karl <strong>der</strong> Kahle, <strong>der</strong> sich des<br />

Lotharingischen Reiches anfangs allein bemächtigte, dann gezwungen<br />

den Raub mit seinem Vru<strong>der</strong> Ludwig theilte, säumte<br />

nicht den gefährlichen Viking durch ein Vündniß an sich zu<br />

knüpfen und durch beson<strong>der</strong>e Gunst auszuzeichnen ^). König<br />

Ludwig nahm ihn nicht min<strong>der</strong> in seine Dienste^);<br />

durch die Theilung des Lotharischm Erbes mögen einige <strong>der</strong><br />

Friesischen Veneficien Roriks unter Ostfranken gekommen sein.<br />

Neun Jahre später war Rorik nicht mehr am Leben ^).<br />

l ») ^nn. Lertln. 807. '<br />

°l) ^nn. Lertin. «82.<br />

") änn. Lertin. 870. 872.<br />

") äi.n. lulä. 873.<br />

^) Pertz (Monum. I. inäex s. v. üarlck) hält Rorich, den Bru<strong>der</strong><br />

des Heriold, Rorich, den Neffen o<strong>der</strong> Enkel (nepog) des Heriold und Rorich,<br />

dcn Nordmannen, als drei verschiedene Personen aus einan<strong>der</strong>. Allein ^.nn.<br />

Lertin. 850. vgl. mit ^.im. k'ulä. 850. zeigen die Einerlcihcit des Sohnes<br />

und des Neffen Heriolds- Dieser Rorik ist es, <strong>der</strong>, die Beneficien in Kinnin<br />

besaß, <strong>der</strong>selbe auch <strong>der</strong> Dienstmann <strong>der</strong> Frankcnkönige (l>2ncoruiu regibus<br />

Käe1i3. ^nn. ?u1ä. 882.) d. h. Karls des Kahlen Und Ludwigs 5es Deutschen<br />

(^nn. Lertln. 872. ^nn. ^uiä. 873.). Ist aber das zugegeben, wa«<br />

rum sollte <strong>der</strong> Rorich, dessen die Berlinischen Annalen beim Jahr 663 gedenken,<br />

für verschieden von dem gehalten werden, <strong>der</strong> beim Jahr 867 von ihnen<br />

erwähnt wird?


165<br />

So lange Ludwig <strong>der</strong> Deutsche'König war, wird nun<br />

keiner Störung des Friedens im Wendenlande mehr gedacht:<br />

Auch die Brü<strong>der</strong> Sigfrid und Halbdeni, welche, damals gemeinschaftlich<br />

o<strong>der</strong> getheilt-das KönigrUch^<strong>der</strong> Dänen inne<br />

hatten, schickten einer nach dem an<strong>der</strong>n Gesandte an den König<br />

von Ostfranken und begehrten dauernden Frieden und einen<br />

Handelsvertrag. Als Ehrengabe wurde dabei ei^ Schwert<br />

mit goldenem Heft überreicht und Ludwig zugleich dringend<br />

ersucht, er moge die Dänenkönige als.seine Söhne betrachten,<br />

sie wollten ihn lebenslänglich als Vater ehren. Auch schwuren<br />

die Abgeordneten nach dem Brauch des-Volkes auf ihre<br />

Waffen, daß fortan niemand aus dem Reiche ihrer Herren<br />

das Reich des Königs beunruhigen o<strong>der</strong> jemand darin verletzen<br />

solle. König Ludwig nahm das' alles gern an und versprach<br />

zu thun, was Wn ih'm gesucht wurde (873).<br />

Als er aberstarb und sein Reich unter seine Söhne Karl,<br />

Karlmann und Ludwig den Jüngeren gelheilt wurde, weigerten<br />

sich. die. Linonen, Soraben und ihre Nachbarn des üblichen<br />

Tributes. , Doch stillte sie König Ludwig, dem Sachsen zugefallen<br />

war, ohne Krjeg, empfing Geiseln und Geschenke von<br />

ihnen und brachte sie in das frühere Dienstverhältniß zurück<br />

(877). T>ie Weigerung wie<strong>der</strong>holte sich, al^ Aqrl, <strong>der</strong> letzte<br />

<strong>der</strong> drei Brü<strong>der</strong>, starb, und Arnulf König,im Ostfrankenreich<br />

wurde. Diesmal kam es sogar zum Kriege.. Der Kpnig<br />

selbst zog mit einem Heere, ins Land <strong>der</strong> Modulen. Der Erfolg<br />

war ungünstig. Arnulf entließ darauf sein Heer und<br />

eilte nach Frankfurt am Main, von wo er gekommen war<br />

(889). Allein im sechsten Jahre darnach schickten die Abodriten<br />

dennoch Gesandte, welche Geschenke darbrachten und um<br />

Frieden baten. Und König Arnulf bewilligte ihr Gesuch (895).<br />

Nicht mehr als das berichten gleichzeitige Zeugen über<br />

das Verhältniß des Wendenlandcs zum Ostfrankenreich, so lange<br />

dieses nach dem Tode Ludwigs des Deutschen von dessen Ge-


166<br />

schlecht beherrscht wurde. OKH <strong>der</strong>selben Frist Danen die<br />

Küste heimgesucht und dort einen Einfluß geübt, ist zweifelhaft.<br />

Als gewiß kann nur gelten, daß i. I. 880 eine große<br />

Schlacht, darin die Bischöfe von Minden und Hildesheim nebst<br />

zwölf Grafen, achtzehn königlichen Dienstleuten und viel an<strong>der</strong>er<br />

Mannschaft umkamen und die Nordmannen siegten, in<br />

Sachsen geschlagen.wurde 20). Daß die Nahlstatt unweit<br />

Hamburg gewesen, ist durch kein gleichzeitiges Zeugniß darzuthun.<br />

Noch weniger glaublich erscheint, die Vermuthung "),<br />

in Folge jener Schlacht sei bis auf die Zeit König. Heinrichs<br />

fast ganz Transalbingien von den Dänen behauptet worden.<br />

m.<br />

Die Kirche und das Seidenthum.<br />

§.1.<br />

Die Stiftungen Karls des Großen.<br />

Als Karl <strong>der</strong> Große am Ufer <strong>der</strong> Elbe zum erstenmal<br />

mit Wenden Unterhandlung pflog, wurde, wie einige Annalen<br />

berichten ^), auch eine große Menge von ihnen zum Christen-»<br />

glauben gebracht und getauft. Sechs Jahre später, bevor<br />

noch Karl seinen ersten Zug ins Wendenland gethan, legte er<br />

dieses ganz von <strong>der</strong> Elbe bis ans Meer, von <strong>der</strong> Ville und<br />

Trave bis an die Peene und Elde zur Diöcese des Verdener<br />

ViSthums und verpfiichtete es damit zur Entrichtung <strong>der</strong> Zehnten.<br />

So meldet die Stiftungsurkunde, die von dem Frankenkönige<br />

selbst ausgestellt ist -).<br />

lulä. 880. Vgl. Wedekind Noten :c. III. S. 295. :c.<br />

2!) Waih Jahrbücher des Deutschen Reichs unter <strong>der</strong> Herrschaft König<br />

Heinrichs 1. S. 4. Was Adam v. Br. von Verwüstungen <strong>der</strong> Dänen und<br />

Slaven berichtet, gilt erst von <strong>der</strong> Zeit Bischof Hogers (909—917.). ^äam.<br />

Lr. 44.<br />

t) ^nn. liHuresb. Okron. kloisnae. 780.<br />

8cn^t. re?, l^erui. «epteutr. x. 177.


167<br />

Allein bei näherer Betrachtung verschwinden diese ungewöhnlich<br />

großen und schnellen Anfänge. Einhard erwähnt<br />

nichts von getauften Wenden, und dieselben Annalen, denen<br />

die Nachricht von solchen entnommen ist, bezeichnen mit sich<br />

selbst in Zwiespalt achtzehn Jahre später die Abodriten als entschiedene<br />

Heiden °). Ist aber das, so ist auch die Urkunde<br />

als Unacht zu 'verwerfen. Ein heidnisches Land konnte nicht<br />

zu einem Kirchensprengel, son<strong>der</strong>n höchstens zu einem Missionssprengel<br />

(loßatio) gehören, <strong>der</strong> an eine Diocese geknüpft<br />

war *). Und auch eine Verbindung <strong>der</strong> Art hat zwischen<br />

Verden und dem Wendenland nicht bestanden. Glaubwürdige<br />

Zeitgenossen melden sehr bestimmt, was durch Karl den Großen<br />

für die Kirche im Norden geschehen ist.<br />

Als <strong>der</strong> König die Sachsen besiegt und zur Annahme des<br />

Christenthums gezwungen hatte, theilte er ihr Land, so weit<br />

es am linken Elbufer lag, in Visthümer, Nordsachsen aber<br />

schloß 'er von diesen Einrichtungen aus. Seine Absicht war<br />

hier einen erzbischostichen Sitz zu gründen, von wo das Christenthum<br />

auch unrer die fremden Nationen, die Schweden, Dänen,<br />

Norweger, ja zu den Faröern, Grönland, Island, dm<br />

Skridesinnen und Slaven ausgehen könnte. Deshalb lehnte er<br />

auch wohl das Gesuch des heiligen Liudger ab, <strong>der</strong> sein Visthum<br />

verlaffen und als Heidenbote zu den Nordmannen gehen wollte ^).<br />

Dagegen erbaute er die erste Kirche in Nordsachsen, die Hamburger,<br />

ließ sie durch den Bischof Amalharius einweihen und<br />

übergab sie und die zu ihr gehörige Parochie einem Priester<br />

Heridac, den er eigens von aller geistlichen Gewalt <strong>der</strong> benachbarten<br />

Bischöfe befreite, und dem er die bischöfliche Würde<br />

*) ^.nn. IiauroHii. 798.<br />

") Dasselbe Argument steht auch <strong>der</strong> Hypothese Wcdckindö (Noten I.<br />

S. 64.) entgegen, die Grenzbczrichnung <strong>der</strong> Urkunde sei auf das Jahr 848<br />

o<strong>der</strong> 858. zu beziehen. Damals war das Slavenland bereits zu dem Hamburger<br />

Missionssprengel gelegt.


168<br />

zugedacht hatte. Dies letztere wurde durch den Tod des Kaisers<br />

verhin<strong>der</strong>t «). Neffen Entwürfe aber waren bald nachher<br />

so unbeachtet o<strong>der</strong> so völlig vergessen, daß Ludwig <strong>der</strong><br />

Fromme die Hamburger Parochie als eine gefreite aufhob und<br />

sie unter die angrenzenden Pisthümer Bremen und Verden<br />

vertheilte. , -.. . ^ ^ ^! '<br />

WaS in diesen ersten Zeiten von Nordsachsen aus unter<br />

den Slaven gewirkt, darüber findet sich keine Nachricht. Allem<br />

Ansehn nach war es. wenig. .Ver. erste getaufte Abodrite,<br />

dessen gedacht wird, ist Herzog Mclaomir. Da er vom Kaiser<br />

Ludwig seiner Verbannung entledigt auf dM Heimwege in<br />

Sachsen erkrankte, empfing er das Sacrament und starb, bald<br />

darauf (821). _ .., ... -<br />

Ebo und Ansgar.<br />

Mittlerweile regte sich <strong>der</strong> Trieb zur Bekehrung <strong>der</strong> Nordischen<br />

Heiden in klösterlicher Enge wie in <strong>der</strong> Nahe des kaiserlichen<br />

Thrones, in dem Mönch Ansgar und. ,dem Erzbischof<br />

Ebo. ., . ' '<br />

Wie in Ansgar das Verlangen und <strong>der</strong> Entschluß, allmählig<br />

entstanden, hat er selbst in späten: Jahren stinco Schüler<br />

Rimbert vertraut ^). Vis zum fünften Lebensjahre, pflegte<br />

er zu erzählen, habe er unter Leitung seiner gottesfürchtigen<br />

Mutter gestanden. Bald nach <strong>der</strong>en Tote habe ihn <strong>der</strong> Va-<br />

, . ' . ^ „, . - . - ..,,.<br />

rlvile^luni in I^näenkröF script, rer. (3erm.<br />

p. 125. kuulierti vitl^ 8. ^n»lc. l2. Vita 8. küub. 1. 2^ Nach <strong>der</strong><br />

Urkunde muß die Stiftung Karls i. I. 811. geschehen sein. Vgl. Wedekind<br />

Noten :c. I. S. 49. Nach Rim<strong>der</strong>t ist, wenn man die Worte genau<br />

nehmen will, ein früherer Zeitpunkt,fest zu halten, <strong>der</strong>, da das Sachsenland<br />

links <strong>der</strong> Elbe in Bisthümer getheilt wurde, also bevor <strong>der</strong> Aufstand <strong>der</strong> Nordliudi<br />

und <strong>der</strong>en Wegführung erfolgte.<br />

l) Wo von nun an kein Zeuge beson<strong>der</strong>s genannt ist, ist es immer Rim<strong>der</strong>t<br />

im Leben Ansgars.


169<br />

ter in eine Schule geschickt, wo er mit an<strong>der</strong>n Knaben seines<br />

Alters, kindisch leichtsinnig geworden. Aber, einst sei ihm im<br />

Traume vorgekMmcn, als befinde er sich.mitten in einem<br />

Nlorast.und sehe nahe dabei auf einem,aumuthigen Pfade eine<br />

fm'stliche^Frau, in..welcher er'sofort die. heilige Maria erkannt,<br />

und bei ihr.an<strong>der</strong>e weiß gekleidete Frauen,, unter ihnen, seine<br />

hinlaufen wolle;!, doch habe er.in<br />

dem Moraste nicht fort gekonnt. Da sei er von <strong>der</strong> Jungfrau<br />

Marja gefragt: „Mein Sohn, willst du zu deiner Mutter.?"<br />

i Und als er das eifrig bejaht, habe, jene weiter gesprochen:.„Begehrst<br />

du in unsre.Gesellschaft zu.lommen, so mußst<br />

du-Me Eitelkeit samt den kindischen Spulen lassen und dich<br />

-selbst in dem Ernste des Lebens bewahren.. Denn wir verabscheuen<br />

alles Eitle und Müßige; wer daran.seine Lust Hat,<br />

kann^nicht in unsrer. Versammlung sein." ' . .<br />

.^ ^. Den Traum betrachtete Ansgar als Anfang seiner Umkehr<br />

zum Ernst, und zum fleißigen Lernen, doch bekannte er,<br />

noch einmal, da er bereits vor seinem dreizehnten Lebensjahre<br />

in das Kloster Corbie an <strong>der</strong> Somme aufgenommen war und<br />

die Tonsur empfangen hatte, von <strong>der</strong> ersten Strenge nachgelassen<br />

zu haben. Da kam ihm die Nachricht, zu von dem<br />

Tode. Karls des Großen.- Sie erschütterte ihn tief und brachte<br />

ihm die Worte <strong>der</strong> heiligen Maria wie<strong>der</strong> in Erinnerung.<br />

Dazu kam ein neuer Traum.<br />

Er fand sich sterbend und rief den Apostel Petrus und<br />

den Täufer Johannes zu seinem Beistände. Sie erschienen,<br />

seine Seele aber entwich aus dem sterblichen Leibe und befand<br />

sich sogleich in einem an<strong>der</strong>n schönen Leibe ohne Sterblichkeit<br />

und Kümmerniß, umgeben von unendlicher Klarheit, welche<br />

die ganze Well erfüllte. Da hindurch geleiteten ihn die heiligen<br />

Männer oyne seine Zuthun wun<strong>der</strong>bar an einen Ort, in<br />

dem er das Fegefeuer erkannte. Hier ließen sie ihn hinab, und<br />

er hatte drei Tage lang, die ihm länger vorkamen als tausend


170<br />

Jahre, unendliche Pein von dichter Finsterniß und Beängstigung<br />

zu erdulden. Dann kehrten seine Führer zurück. Mit<br />

ihnen ging er nun, ohne selbst zu gehen, größerem Lichte zu.<br />

Da sahe er lange Reihen Heiliger, welche näher o<strong>der</strong> ferner<br />

dem Morgen, alle aber anbetend und lobsingend jener Himmelsgegend<br />

zugewandt waren. Am Orte des Morgens aber<br />

saßen auf ihren Stühlen die vier und zwanzig Aeltesten, davon<br />

in <strong>der</strong> Offenbarung geschrieben, auch sie ehrerbietig den<br />

Morgen anschauend und lobpreisend. Und vom Morgen ging<br />

ein wun<strong>der</strong>barer Glanz aus, ein unnahbares Licht von unendlicher<br />

Klarheit, in dem alle köstliche Farbe und jegliche Anmuth<br />

enthalten. Aus ihm schöpften alle Heiligen Wonne, aber<br />

<strong>der</strong> in dem Licht wohnte, war nicht zu schauen son<strong>der</strong>n nur<br />

zu glauben. Doch war er in allen Heiligen und alle in ihm,<br />

er umgab alle von außen, erfüllte und regierte sie von innen,<br />

schirmte von oben her und stützte von unten. Zu diesem unermeßlichen<br />

Lichte führten Petrus und Johannes ihren Schützling,<br />

und er betete an mit allen Seligen. Da sprach eine<br />

liebliche Stimme zu ihm: „Gehe hin; gekrönt mit dem Martyrium<br />

wirst du zu mir zurückkehren." Und <strong>der</strong> Lobgesang<br />

<strong>der</strong> Heiligen verstummte, und alle beteten an mit geneigten<br />

Häuptern. Darauf führten seine Begleiter ihn zurück, schweigend<br />

wie von Anfang an, doch sahen sie so liebreich auf ihn,<br />

wie eine Mutter auf den einzigen Sohn.<br />

Zwei Jahre später, da Ansgar <strong>der</strong> Knabenschule des Klosters<br />

vorstand, ward ihm ein dritter bedeutsamer Traum.<br />

Diesmal erschien ihm Christus selbst, und <strong>der</strong> Glanz <strong>der</strong> Gottheit<br />

strahlte wie eine Feuerflamme aus dessen Augen. „Sage<br />

deine Sünden, sprach <strong>der</strong> Heiland mit sanfter Stimme, damit<br />

du gerechtfertigt werdest." Und auf die Antwort: „Herr,<br />

wozu bedarf es, daß ich sie dir sage? Du weißst alles!" wurde<br />

erwie<strong>der</strong>t: „Ich weiß alles, aber ich will, daß die Menschen<br />

mir ihre Sünden bekennen, damit sie Vergebung empfangen."


171<br />

Ta beichtete Ansgar im Traume dem Herrn, worauf dieser<br />

zu ihm sprach: „Fürchte dich nicht, ich tilge deine Missethaten."<br />

Nicht lange nachher lam es ihm wie<strong>der</strong> Nachts im Schlafe<br />

vor> als träte er in ein Haus, wo viele Prediger zur Ausübung<br />

ihres Amtes bereit standen, und plötzlich umlcuchtete<br />

ihn eine unermeßliche Klarheit vom Himmel her. Wie er nun<br />

darüber voll Verwun<strong>der</strong>ung, war, vernahm er eine Stimme<br />

ähnlich <strong>der</strong>, die ihm einst daS Martyrthum verheißen hatte:<br />

„Deine Sünde ist vergeben.« Und als er darauf fragte:<br />

„Herr, was willst du, daß ich thue?" ließ sich dieselbe Stimme<br />

abermal vernehmen: „Gehe hin, und verkündige den Heide»<br />

das Wort Gottes."<br />

Durch diese Reihe von Träumen, beson<strong>der</strong>s durch den<br />

bestimmten Ausspruch des letzten, hielt sich AnSgar seiner Verufung<br />

zum Apostelamte gewiß, auch <strong>der</strong> Martyrkrone hoffte<br />

er theilhaftig zu werden. Doch war noch keine Aussicht, wie<br />

er, sein Ziel erreichen möge. Nur eine Annäherung konnte er<br />

eS achten, als er, vielleicht ein und zwanzig Jahre alt, mit<br />

an<strong>der</strong>n Mönchen den Auftrag hielt, nach Corvey an <strong>der</strong> Weser<br />

zu gehen, dem ersten Kloster in Sachsen, das um die Zeit<br />

(822) von Coibie aus gegründet war und mit diesem noch unter<br />

Leitung Eines Abtes stand. Hier ward Ansgar Vorsteher<br />

<strong>der</strong> Schule und predigte zugleich in <strong>der</strong> Kirche des Klosters,<br />

indem er gläubig seines fernern Berufes harrte.<br />

Um dieselbe Zeit fand sich Erzbischof Ebo von Rheims<br />

angeregt, den Dänen das Christenthum zu predigen -> Wie<br />

<strong>der</strong> Gedanke in ihm aufgegangen, wird nirgend berichtet.<br />

Verflochten in die spätem politischen Händel des Frankenreiches<br />

und in den Zwist Kaiser Ludwigs mit seinen Söhnen<br />

hat <strong>der</strong> Mann harten Tadel erfahren '), aber das Urtheil<br />

') Nlinb, v!w 8, ^n»1c. 13.


172<br />

über ihn muß wenigstens gemil<strong>der</strong>t werden durch das Zeugniß<br />

des unbescholtenen Ansgar, <strong>der</strong> mit unverän<strong>der</strong>ter Anhänglichkeit<br />

dem Ebo zugethan geblieben ").<br />

Der Erzbischof fand keine Schwierigkeit sein Verlangen<br />

zu erfüllen. Er war Günstling des Kaisers, von diesem aus<br />

niedrigem Stande hervorgezogen, auf dessen Geheiß unterrichtet<br />

und znm Geistlichen gebildet, durch dessen Huld alsdann<br />

von einem kirchlichen Amte zum an<strong>der</strong>n erhoben ^). Ludwig<br />

ging daher- gern auf das Gesuch ein, und nachdem auch Papst<br />

Paschalis dem Ebo die Mission unter den Dänen übertragen<br />

hatte, verlieh ihm <strong>der</strong> Kaiser, damit er seines Bleibens hätte?<br />

so oft er in jene Gegenden käme, einen Ort.Welanao «X m<br />

Nordsachsen. ...<br />

Ebo begab sich i. I. 822 nach Dänemark ^), predigte<br />

dort, bekehrte und taufte viele Heiden. Auch König Heriold<br />

äußerte sich dem Chnstenthum geneigt. Nach Verlauf eines<br />

Jahres ging <strong>der</strong> Erzbischof mit den kaiserlichen Gesandten<br />

Diethcr und Hruodmund zurück ^), erstattete dem Kaiser Ve?<br />

richt von dem Erfolge seiner Arbeit und verkündete die nahe<br />

bevorstehende Ankunft Heriolds. Dieser erschien auch am<br />

Hofe seines Beschützers, indessen erst, im dritten Jahre nachher<br />

empfing er die Taufe "), bewogen durch die Vorstellungen<br />

des Kaisers und seiner Freunde, daß ihm die.Christen wrlligeren<br />

Beistand leisten würden, wenn er gleiches Glaubens mit<br />

ihnen wäre ^").<br />

Die heilige Handlung geschah in Mainz mit großem Ge?<br />

^<br />

4<br />

')Nrmn!ä. »ix. ciarni. IV, 25-28. I^exan. 44.<br />

6) Jetzt Münstcrdorf in <strong>der</strong> Nähe von Ihehoe.<br />

') ^nn. 5u1ll. 822.<br />

») S. oden II. z. 5. ' .<br />

2) Link. m,n. 823. 826.


173<br />

prange ") zu <strong>der</strong>selben Zelt, da Herlold sich und sem König--<br />

reich dem Kaiser unterwarft). Dafür stattete Llldwig die<br />

neu zu gründende Kirche in Danemark zu ihrer ersten Ein-<br />

richtung nicht nur mit dem heiligen Gerath und allem, was<br />

zum Cultus gehörte, son<strong>der</strong>n sogar mic Bedungen im Wein-<br />

lande aus "). Vornämlich aber lag ihm daran, dem Neo-<br />

phyten einen Geistlichen beizugesellen, <strong>der</strong> ihn im Christen-<br />

thum befestigte. Niemand fand sich, <strong>der</strong> das mißliche Geschäft<br />

übernehmen mogte. Da brachte Wala, Abt von Corbie, den<br />

Ansgar in Vorschlag.<br />

Auf Befehl des Kaisers an den Hof berufen erschien <strong>der</strong><br />

junge Mönch. Er wurde befragt, ob er Heriolds Begleiter<br />

werden wolle, und sogleich erklärte er sich bereit dazu, ver-<br />

harrte auch bei seinem Entschlüsse, ungeachtet fast alle Haus-<br />

genossen des Abtes ihm dringend abriethen, <strong>der</strong> Abt selbst seine<br />

Wahl völlig frei ließ. Außer Ansgar war noch ein an<strong>der</strong>er<br />

junger Mönch von vornehmem Geschlechte, Autbert, <strong>der</strong> jenes<br />

Entschluß nicht nur billigte, son<strong>der</strong>n sich auch zu seinem Be-<br />

gleiter anbot.<br />

Der Kaiser, Wohl zufrieden damit, übergab beiden, was<br />

zum Dienst <strong>der</strong> Kirche nöthig war, und befahl den Hcriold<br />

und die Seinen ihrer geistlichen Sorge.<br />

§. 3.<br />

Ansgar unter Dänen und Schweden.<br />

Ansgar und Autbert traten die Reise nach Dänemark im<br />

Gefolge Heriolds an, aber die Neugctauften waren roh und<br />

kümmerten sich zu Anfang wenig um die Diener <strong>der</strong> Kirche.<br />

So erging es diesen mühselig genug auf <strong>der</strong> Fahrt von Mainz<br />

bis Köln.' Hier nahm sich Erzbischof Hadebald ihrer an und<br />

") Beschrieben in Vt-m. ^ixelH cariu. IV.<br />

") Nl-m. Nix. IV, 600—606.<br />

l ) Nrm. Nix. IV, 613. :c.


174<br />

schenkte ihnen ein sehr gutes Schiff mit zwei Kajüten, an dem<br />

König Heriold so großes Vehagen fand, daß er beschloß selbst<br />

darauf zu bleiben. Die Mönch? wurden somit beengt, doch<br />

näherte sich ihnen auch <strong>der</strong> König von nun an mit mehr Vertraulichkeit,<br />

während sie den Rhein hinunter nach Dorestat und<br />

von da längs <strong>der</strong> Friesischen Küste nach Dänemark schifften.<br />

Bald mußten sie dies Land wie<strong>der</strong> verlassen ^), und unstat,<br />

wie Heriold selbst, waren sie bald unter Christen, bald<br />

unter Heiden. Ueberall aber wiesen sie, wenn sie konnten, auf<br />

den Weg <strong>der</strong> Wahrheit. Beson<strong>der</strong>s kauften sie Knaben an<br />

sich, um sie für den Dienst Gottes ;u erziehen. Auch Heriold<br />

gab ihnen etliche von den Seinigen zum Unterricht. So<br />

brachten sie eine Schule von zwölf o<strong>der</strong> mehr Knaben zu<br />

Slande 2), für welche sie sich von hie und da Gehülfen warben.<br />

Allein nach zwei Jahren und drüber erkrankte Autbert<br />

und mußte nach Corvey geführt werden, wo er starb.<br />

In dieser Zeit kamen Schwedische Gesandte zum Kaiser<br />

Ludwig, die. neben ihrem Auftrage äußerten, es seien unter<br />

ihren Landsleuten viele, die das Christenthum anzunehmen<br />

wünschten; auch sei die Gesinnung ihres Königs wohlwollend<br />

genug um christlichen Priestern den Aufenthalt zu gestatten.<br />

Der Kaiser beschloß, jemand dorthin zu senden, um die Wahrheit<br />

<strong>der</strong> Aussage zu erforschen, und indem er mit dem Abte<br />

Wala berieth, wem man den Auftrag ertheilen könne, kam<br />

wie<strong>der</strong>um Ansgar in Vorschlag. Er wurde an den Hof berufen<br />

und erklärte sich auf des Kaisers Anfrage bereit die<br />

Sendung nach Schweden zu übernehmen. Gislemar wurde<br />

l) S. N. z. 5.<br />

') Wo das geschehen, meldet Rimbert nicht. Suhm (Hist. af Danm.<br />

U. S. 59.) nimmt an, in Schleswig, doch ist dafür kein an<strong>der</strong>er Beweis als<br />

<strong>der</strong> von ihm angeführte, daß man noch die Orte am Schley zeige, wo Ansgar<br />

die ersten Dänen getauft. Eine solche Tradition wiegt an sich nicht beson<strong>der</strong>s<br />

schwer, kann aber in diesem Fall füglich auf spätere Zeit bezogen werden, da<br />

das Erzstift Hamburg schon gegründet war.


175<br />

sein Stellvertreter beim Heriold, sein Gefährte Witmar, <strong>der</strong><br />

früher ckit ihm <strong>der</strong> Schule in Lorbie vorgestanden hatte.<br />

Die Fahrt 'geschah unter mancherlei Drangsal. Von<br />

Seeräubern angefallen verloren sie alle ihre Habe, retteten sich<br />

mit Mühe ans Land und wan<strong>der</strong>ten zu Fuß, bis sie Virca<br />

erreichten, wo <strong>der</strong> Schwedcnkönig Björn sie gütig aufnahm.<br />

Er erlaubte ihmn im Lande zu predigen, und wer wolle, moge<br />

ihre Lehre annehmen. Auf diese Erlaubniß wandten sich nicht<br />

nur die gefangenen Christen zu den Priestern ihres Glaubens,<br />

auch viele Einheimische folgten, einige Heiden wurden getauft,<br />

darunter Herigar, einer <strong>der</strong> königlichen Räthe und Burggraf,<br />

<strong>der</strong> für die entstehende Gemeine auf seinem Erbgut eine Kirche<br />

erbaute. Froh des Erfolges lehrten Ansgar und Witmar<br />

nach an<strong>der</strong>thalb Jahren zurück uüd erstatteten dem Kaiser<br />

willkommenen Bericht.<br />

§. 4.<br />

Das Erzbisthum Hamburg.<br />

Ludwig <strong>der</strong> Fromme sahe durch Ebo und Ansgar den<br />

Anfang <strong>der</strong> Heldenbekehrung im Norden gemacht, Sclaomir,<br />

Heriold und Herigar, die Erstlinge <strong>der</strong> Wenden, <strong>der</strong> Dänen<br />

und Schweden, ließen auf eine weitere Ausbreitung des Chri- '<br />

sienthumes unter jenen Völkern hoffen: da faßteer, unkundig,<br />

daß sein Vater bereits Aehnliches beabsichtigt hatte, den Entschluß,<br />

an <strong>der</strong> Nordgrenze seines Reiches einen VischojH zu<br />

gründen, dessen Bischof öfter nach jenen Gegenden gehen<br />

könnte, und von wo aus alle heidnischen Völker im Norden<br />

nach und nach das Evangelium empfingen. Auf einer Synode,<br />

die <strong>der</strong> Kaiser zu dem Ende berief, gaben die Bischöfe<br />

von Bremen und Verden die ihnen überlassenen Theile von<br />

Rordsachsen zurück. Darauf ordnete er unter Zustimmung<br />

<strong>der</strong> Versammlung einen erzbischöstichen Sitz in Hamburg an.<br />

Diesem sollte die Vollmacht zustehen Priester und Bischöfe in


176<br />

allen Nordischen Landen einzusetzen ^); als Klrchensprengel<br />

wurde ihm ganz Sachsen nördlich <strong>der</strong> Elbe, überwiesen, dem<br />

Kaiser Ludwig mit Rücksicht auf die gefährliche Lage <strong>der</strong> Dio-<br />

cese das Kloster Turholt (Toroul) in Flan<strong>der</strong>n als bleibende<br />

Schenkung hinzufügte. Die neu gestiftete geistliche Würde<br />

aber übertrug er dem Nnsgar und ließ ihm vor versammel-<br />

tem Reichstage die kirchliche Weihe durch seinen Erzkaxlan,<br />

den Bischof Drogo von Metz, ertheilen (831). Dann sandte<br />

er ihn vom Grasen Gerold und zwei Bischöfen begleitet nach<br />

Rom zum Papste Gregor IV, <strong>der</strong> alles Geschehene bestätigte,<br />

dem Ansgar das Pallium verlieh und ihn, wie seine Nach-<br />

folger im Hamburger Srzstift zu apostolischen Legaten unter<br />

Dänen, Schweden, Norwegern, auf den Faröern, in Grön-<br />

land, Helsingland, Island, bei Stridefmnen, Slaven und allen<br />

Völkern im Norden und Osten einsetzte ^). .- ,..-.., .<br />

Dieselbe Mission war früher schon dem Grzbischofe Gbo<br />

ertheilt, obwohl diesem nur persönlich ^). Beide Legaten be-<br />

riethen sich daher, nach Ansgars Rückkehr von Rom, über die<br />

Vertheilung ihrer Obliegenheiten. Sie fanden-, es bedürfe ei-<br />

nes Gehülfen, denn Ebo konnte o<strong>der</strong> mogte arr dem Geschäfte<br />

nicht mehr selbst thätigen Antheil nehmen. Er brachte seinen<br />

Verwandten Gauz<strong>der</strong>t in Vorschlag: ihn wählten und weihe-<br />

) pertmeret<br />

A y potestà« acl eonstituenäo» epigcopos «ive<br />

katern«, zn ili»» pklrte8 pro (^risti nomine lle8tiulinlioF. liiuid. vit»<br />

8. ^N8k. 12. . . . .<br />

2) LinäenbroF »cri'pt. rer. (3erw. p. 125—127.^ Die StiftukgsUrkunde<br />

des Erzbisthumes ist vom Jahre 834, die Weihe muß, Rimberts .Aagabe<br />

zufolge, Ansgar sci im Insten Jahre seines Niöthums gestorben Mmb.<br />

viw 8. ^n»1c. ^0. und nach dem Zeugniß <strong>der</strong> l'asti clordelense» und Adam3<br />

von Bremen, welche einstimmig dessen Tod m das Zahr''8k5 setzen, bereits'<br />

831 geschehen sein. Gegen die Aechtheit <strong>der</strong> Bezeichnung," des Wissionösprengel<br />

sind wohl ohne Noth Zweifel erhoben. Vgl. Dahlmann zu Muck. vita<br />

8. ^.N8lc. und Perh zur Vita 8. kund.<br />

2) S. oben III. z. 2. ' "


07<br />

ten beide Legate^ zum. Vjschof <strong>der</strong> Schweden. Per Kaiser<br />

war ubfrtr^g, auch^ ^vie^ Ebo bat, auf<br />

den Gewählten dij Senkung von Mesaygo^.M'inzwischen<br />

ein Kloster gegründet war.<br />

,. Ga^bert .fand. Anter^ den Schweden zu Anfang kein<br />

Hin<strong>der</strong>niß. Ungestört Mte^er „eine Fjrche. H ^ig/una. utfd<br />

predigte Etliche Iqh^M ^Mattnt UM^ ^er^HonH<br />

^.ässe^ask' )vaxtetö,^ehfft..feinem .^j/chen/p^i ^<br />

selbst, unterstüht von- Mache.tt'.st^ .Füx'die Ni en-<br />

den geschah noch nichts weiter, als daß ' <strong>der</strong> Erzblschof, an<br />

^ihrer Nation wie,.aus.<strong>der</strong> Dänischen emige Kttaben fauftt/<br />

die. er theils bei sich behielt, theils in TUhoU erzlchen ließ.<br />

, .Auf einmal andM beidm<br />

Veiten


—<br />

eingenommen und am Dritten Tag'e ^vied'ev Erlässen,'doch ge^<br />

plün<strong>der</strong>t und ' nieöergebränttt^ ' ^le' e^zbiMDlche' 'Klt'che und<br />

alles Eigenthuni '^sttbsn Wg ^dM'zü Gtünde, nur dii Reliquien<br />

waren gerettet. '" ^. :. '. ! ^<br />

Dazu.'geDte'' M MsrwÄttgs ' N5th7 ' ' ' Vei ' <strong>der</strong> ReichsthÄch^ttnc^^emMlie<br />

Mwigs'^ I^ottlm'en rM'Fliln^<br />

n 'an ,ssömg Kürzen ^aM'/'' Misev Entzog dem Ham-<br />

^ ^M^V^^öM^rholt'u^ es Min'seiner<br />

Anhänger, deck Räginar^^ ohtte^ Mf^ seiner<br />

Ärüd^zlrHtei^^-^ "' '' '^^^' ''^<br />

' Verlässen^vött silnen'vW^ ben Mönchett<br />

auS Corble, tpMe in"ihr ^oste^ Mückkehrten,' und vow vke^len<br />

än<strong>der</strong>t?/'war n^ lm äußersten'McüiM<br />

und'ohne ^leiben^ Aus Äremen,<br />

wo. er einen Zustu^tsort^süchl^ er durch den Bischof Leu-<br />

'dench vertrieben seln ^).' Da/nahm''sich ^eine 'Matrone' Ikia<br />

<strong>der</strong> Flüchtlings'gn und schenkte dem Erzb'isch^f'eine kleine Vfsltzung<br />

im WaÜ)e Äame'sl'oa/dret Me^ von Hamburg. Hier<br />

baute er'e;y'^!o^'er/''in welchem er seine Gefährten und die<br />

'geretteten' Nefiqmen untersrachtc/''Von hier aus bereifte 'er<br />

damals''noch" nicht mehr'Äs vier<br />

Haufkirchen'enchlel't^u^^^ Hie Nordsächsen i'm Glauben,'die<br />

'durch' Äe ^VerfolMng Vi "gemalt waVen ;' von "hier<br />

auS sorgte er^auch wie<strong>der</strong> für. den MissioMpr^ngel,. indem er<br />

'Prediger' Schweden den Eremiten Ard-<br />

.gar aussandte.-^ ../., ..^/,/ ^..^ ^ ...-c.,.^, < ^./i-/..,'<br />

-' ' Dabei fand er sich wie<strong>der</strong> durch einen Traum. gehoben,<br />

'<strong>der</strong> ihm bedeutjam schien. Es jvar ihni nämlich/ als'sei er<br />

m Mer^ anmuthigen Gegend und. <strong>der</strong>.Apostel. Petrus bel ihm-<br />

^Zu dem letztern aber kanten einrge'Mä^iler/ welche'Hn ' Um<br />

emen Lehrer baten. Der Apostel wies sogleich auf den nebey-


sp)'ach.^//M^.ist .^dfy ^hr.zpm<br />

rer, Haben, sollt^/. > Dq. schjen ,es dieses, M, efh'che ^ die Vrde.<br />

er fiel- nie<strong>der</strong> auf den Bod.en und vernahm eine segnend^<br />

stimme über Fch, ^dje.. ißu, mit erfülltes<br />

Dann, erblickte er dieselbe^ Männer noch ^eunual. bei dem Apostel.<br />

Sie wie<strong>der</strong>holen ihre Vitte und schienen dsffen erstem<br />

Vorschlage entgegen, zu sein, aber, ^r bestätigt^.seinen^Äusspruch<br />

und. iftagte, ob sie nicht. .d.ip..Stjl.yme des.hfi/igen Geistes vernominen,<br />

<strong>der</strong>. denMann für sie geweiht Hs^darauf Ansga'r<br />

erwacht^ hielt er sich gewiß, ein gottli.^^R^^ irgend^wohm<br />

werde an ihn ergehen«. ^ . . ,. ,.<br />

Die Verelnigung.<strong>der</strong> Stifter Hamburg und Bremen.<br />

i,^ I. 647. DieS<br />

Ereigniß, suchte Mnig,Ludwig, <strong>der</strong>- Deutsche zu benutzen, um<br />

dex Nordischen Mission^ aufzuhelfen. E^' brachte daher vor<br />

einer Versammlung von Bischöfen und weltlichen Reichsbeamten<br />

den Antrag zur. Sprache,., das erledigte Bisthuzn dem Hamburger<br />

wi<strong>der</strong>strebte,<br />

denn er.fürchtete den Vorwurf <strong>der</strong> Habsucht auf sich zu laden.<br />

Doch wurde die Sache, auf, emcm.Concilium weiter verhandelt<br />

und dahin ausgeglichen, daß die Visthümer Bremen und Ver><br />

den wie<strong>der</strong> den Umfang erhielten, den sie unmittelbar vor <strong>der</strong><br />

Stiftung des Hamburger Erzbisthumes hatten. Ansgar wurde<br />

darauf vom Könige zum.Bischöfe von Bremen ernannt.<br />

Doch blieb die Bremer Kirche noch verwaist ^). Die<br />

neue kirchliche Ordnung im Sachsenlande war noch nicht zu<br />

aller Zufriedenheit. Ein an<strong>der</strong>es Concilium erwog die Angelegenheit<br />

zum zweiten mal. Das Vrzstift Hamburg hatte<br />

ganz aufgehört, die Metropole war unter den Sprengel des<br />

. Urei». 19.<br />

19 T


Vlschofes von Verden gekommen': dies fand die Synode unangemessen<br />

^ Und bttyirkte deshalb die Zurückgabe des 'neuer-<br />

Vmgs Verden zugewiesenen TMes <strong>der</strong> Hamburger Diocese<br />

an'den A^sgar/dev dafür vott d'eoi Bremer Kirchenspreng^l<br />

links <strong>der</strong> Vlbs'eine angemessene Entschädigung gehen sollte. -<br />

Nun 'erst "wurvf <strong>der</strong> Erzhischof ln Bremen eingeführt<br />

(849)/ .Wss'L^^ ihm um dieselbe Zeit alle<br />

Vollmachten Gregors IV, und ermahnte ihn nicht abzulassen<br />

bon dem Werse dir Heidfnbekehrung, son<strong>der</strong>n vielmehr Kirschen<br />

zu gründett, Ptiestee zu Mihen an geeigneten Orten, auch<br />

sie abzugrenzen und Bischöfe darüber zu verordnen, welche alle<br />

ihm und seinen Nachfolgern im Erzstift sollten untergeben<br />

sein ^ Noch fand Ansg^r in. seiner neuen Möcese manche,<br />

die ihm abgeneigt waren. Da er indessen zugleich vernahm,<br />

seine Aomlirche sti dem heiligen Petrus geweiht, gedachte!er<br />

seines letzten Traumes und sah in dem, was ihm begegnete,<br />

nur die Erfüllung jenes, <strong>der</strong> ihn zugleich seines gottlichen Verufes<br />

gewiß machte,<br />

Vald erhöh sich eins'an<strong>der</strong>e Schwien'gkeit, Der Erzhischof<br />

von Köln, unter dem sonst das Visthum Bremen gestanden<br />

halte, seines Euffraganbischofes<br />

und <strong>der</strong> daraus hervorgehenden Beschränkung<br />

<strong>der</strong> Kölner Diocese, denn diese war eben erledigt gewesen, da<br />

'man jene Aen<strong>der</strong>ungen gemacht, Eö bedurfte neuer Unterhandlungen<br />

unter Einfiuß <strong>der</strong> Könige Ludwig und Lothar,<br />

ehe <strong>der</strong> Kölner Erzbischof sich gefallen ließ die Entscheidung<br />

dem Papste Nicolaus anheiln zu geben. Dieser genehmigte<br />

die früher getroffenen Einrichtungen und trennte Bremen für<br />

immer vom Erz stifte Köln (858).<br />

Unterdessen hatte Ansgar, seitdem er das Bremer Visthum<br />

übernommen, auch wie<strong>der</strong> mit allem Vifer die Mission<br />

«erl^t. rer. (3eeni.


181<br />

unter den Dänen angefangen. Durch Geschenke und Gefälligkeiten<br />

machte er sich den König Horich so geneigt, daß dieser<br />

nicht nur 5ie öffentliche Predigt im ganzen Reiche, son<strong>der</strong>n<br />

auch den Bau einer Taufkirche und die feste Anstellung eines<br />

Priesters in Schleswig gestattete. Von nun an wuchs dort<br />

die Zahl <strong>der</strong> Getauften, mehr noch die <strong>der</strong> Katechumenen,<br />

welche die Kirche besuchen und dem Gottesdienste beiwohnen<br />

durften ohne schon Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeine zu sein:, die Taufe<br />

verschoben die meisten bis in die Rähe^ des Todes, denn sie<br />

meinten, gereinigt durch die Kraft des Sacramentes würden<br />

sie ohne Aufenthalt-in das ewige Leben eingehen.<br />

Allein während die Dänische Mission zunahm, war die<br />

Schwedische von. neuem in Verfall gerathen. Den Ardgar<br />

hatte das Verlangen nach <strong>der</strong> Einsamkeit bald wie<strong>der</strong> fortgetrieben,<br />

und die Gemeine war abermals ohne Lehrer. Ihr<br />

Zustand bekümmerte den Ansgar. Er suchte den Gauzbert<br />

zur Rückkehr nach Schweden zu bewegen, Min <strong>der</strong> fand<br />

einen solchen Versuch nicht nur gefährlich für seine Person,<br />

son<strong>der</strong>n auch, <strong>der</strong> Vache nachtheilig: die Gegenwart des einmal<br />

Ausgestoßencn dürfte leicht alte Abneigungen wie<strong>der</strong> rege<br />

machcn. Viel geeigneter zu dem Unternehmen schien ihm Ansgqr<br />

selbst. Dieser war bereit, auch des Fürwortes <strong>der</strong> Könige<br />

Ludwig und Houch gewiß; den Ausschlag aber gab wie<strong>der</strong><br />

ein bedeutsamer Traum,<br />

Es kam ihm vor, als befinde er sich sorgenvoll an einem<br />

Orte misten unter stattlichen Gebäuden. Ein Mann begegne<br />

ihm und spreche, er solle nicht sorgen um die Reise, die er<br />

vorhabe, denn hier sei ein Prophet, <strong>der</strong> ihm über alles Gewißheit<br />

geben werde, sein kehrer sldalhard, vormals Abt m<br />

Gorbie, Als sich nun Ansgar nach dessen Aufenthalt erkundigt,<br />

wird ihm erwie<strong>der</strong>t, er müsse jenen durch eigene Anstrengung<br />

finden, fs ihm zu sagen sei nicht verstattet. So geht<br />

er in den Wohnungen umher und spricht zu sich selbst: „Wenn


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er mir ungefragt anzeigt^, was in meinem Herzen ist, daran<br />

will ich ihn als einen wahren Propheten erproben." Indem<br />

kommt er in eine sehr klare und schöne Wohnung und sieht<br />

den Propheten auf einem Throne sitzen^ erkennt ihn und wird<br />

sofort von ihm angeredft.2): „Höret mir zu, ihr Inseln, und<br />

ihr Volker,in <strong>der</strong> Ferne merket auf. Aex, Herr hat dir gerufen<br />

von Mutterleibe an, er hat deines Namens, gedacht, da<br />

du noch im Mutterleibe warst,, und..hat deiyen Mund gemacht<br />

wie ein scharf Schwert; mit dem Schatten seiner Hand<br />

hat er dich bedeckt. Er hat dich zum reinen Pfeil gemacht<br />

und dich in seinen Köcher gesteckt und spricht zu dir: „Du<br />

bist mein Knechr, durch welchen ich will gepreiset werden."<br />

idarauf erhebt <strong>der</strong> Prophet die Rechte. Ansgar kniet vor ihm<br />

nie<strong>der</strong> um den Segen zu empfangen, aber jener fährt fort *):<br />

„Und nun spricht <strong>der</strong> Herr, <strong>der</strong> dich von Mutterleibe an zu<br />

seinem Knecht bereitet hat: Ich habe dich zum Licht <strong>der</strong> Heiden<br />

gemacht, daß du seiest mein Heil bis an <strong>der</strong> Welt Ende.<br />

Könige sollen sehen, und aufstehen und Fürsten sollen anbeten<br />

den Herrn, deinen Gott, und den Heiligen in Israel, welcher<br />

dich herrlich machen wird'" ^<br />

^ Nach diesem.Traum hatto Ansgar keinen Zweifel mehr<br />

an seinem göttlichen Beruf zum Apostel <strong>der</strong> Schweden. Er<br />

ging yach Virca und fand dort immer noch Freunde von früher<br />

her, aber die Kirche, welche Herigar in dem Orte selbst,<br />

und die, welche Bischof Gauzbert in dem nahe gelegenen Sigtuna<br />

erbaut hatte, waren, wie es scheint, zerstört o<strong>der</strong> verfallen,<br />

gedacht wird ihrer nicht mehr. Nicht ohne Schwierigkeit<br />

erlangte Ansgar vom Könige und dem gesammten Thing das<br />

Zugeständnis, es dürften Kirchen und Priester im Lande sein,<br />

und, wer wolle, könnte-ungehin<strong>der</strong>t Christ werden. Dann<br />

') Ies. 49, 1-3.<br />

»)Ief..4


183<br />

wuxde mit Unterstützung 'bes Königs ein Bethaus ln'Virca<br />

gebaut/ und <strong>der</strong> Erzbisch'of ging in seine' Diocese zurück/' nachdem<br />

er einen Priester angestellt, um des Gottesdienstes 'zu<br />

Pflegen und Katechumenen 'aus den Heiden heran zu bilden,<br />

welche bel"einem künftigen Besuche des Metropoliten die Taufe<br />

empfangen ' konnten. Der Priester vermögt das ^Sacrament<br />

nicht-zu ertheilen: seinem Vethaus' fehlte^ M Nech't' de'r'Taufklrchen,'<br />

ihm ftlbst> durch 'das 'Meer''vvN''<strong>der</strong> Kathedrale-ge-<br />

'schieden,' das Chrisma,' welches 'de^Vischofallein^ahrlich füv<br />

seinen Sprengel zu werhen hatte. ' Zn diesem Zustande^echielt<br />

sich die Schwebische^Mifston/so lange Ansgar lebte.'^"'"^l<br />

Noch kräftiger gedieh die Dänische. -Zwar als deo altere<br />

Hvrich im Burgerkriege gefallen war^)^suchten die Gegner<br />

des Christenthums m Dänemark ben neuen König auf-ihre<br />

Seite zu zWtt.' ^Ä>er'Graf in Schleswig maßte sich sogar<br />

'an,' die W und den christlichen Goti-<br />

Priester mußte^ flüchten. ' ^'^<br />

'"Allein ehe noch Änsgar sich't>^Sache annehmen könnte,<br />

entsetzte <strong>der</strong> jüngere Horich schon den voreiligen Grafen, verlangte,<br />

<strong>der</strong> Priester solle zurückkehren/ und sagte <strong>der</strong> Misston<br />

seineu 'Schutz zu, indem er <strong>der</strong> Kirche m Schleswig den Gebrauch<br />

einer Glocke erlaubte und den Bau einer zweiten'Kirche<br />

'in Rip!?n beför<strong>der</strong>tes ' ' '' "^' ' ' ',<br />

Nur'für die'Wenden'blieb es, so'iange Ansgar lebte,'böi<br />

b'em Unterricht' einiger Knaben, von denen'die in Tui holt-auch<br />

noch'ihrer'Äestimmung entzogen wurden, als Raginar zum<br />

Besitz jenes Klosters gelangte. Denn <strong>der</strong> neue Herr nahml


tungen seines Meisters, <strong>der</strong> ihm, wie er 'zu äußern pflegte,<br />

durch Erscheinungen voraus verkündete, was er thun und lassen,<br />

und was ihm begegnen solle ^). Dem gemäß bestellte er,<br />

wie jener, fortwährend Priester bei den Kirchen unter den<br />

Heiden, so daß letztere das Wort Gottes hören, auch die gefangenen<br />

Christen Trost empfangen konnten. Nicht min<strong>der</strong><br />

reiste er selbst, obwohl unter mancherlei Gefahren, so oft er<br />

konnte, in seinem Missionssprengel umher °). Danemark, beson<strong>der</strong>s<br />

Schleswig, und Schweden waren die Gegenden, die<br />

er besuchte ^), auch darin seinem Vorbilde getreu. Ein Missionsversuch<br />

unter den Wenden wurde vou ihm so wenig ge?<br />

plachi als ,vom Ansgar. - - . . ,^<br />

Die nächst folgenden Zeiten waren noch min<strong>der</strong> für ein<br />

Unternehmen <strong>der</strong> Art geeignet. Schon vott dem zweiten.Hamburger<br />

Erzbischofe wurden Leistungen gefor<strong>der</strong>t,, mit. denen <strong>der</strong><br />

erste durch, die Nachsicht Ludwigs des Frommen und seines<br />

Nachfolgers allem Ansehn Nach war verschont geblieben, und<br />

die an sich keinesweges ungesetzlich doch mit..de.ln klösterlichen<br />

Sinne, RimbertS wenig übereinstimmten. Er sollte, nicht nur<br />

die son<strong>der</strong>n auch aufgeboten<br />

mit. seinem Dienstgefolge.ins..Feld und an-den Hof. des Ko-<br />

.nigs ziehen. Alrer und. Gicht machtett ihm unmöglich/ dßp<br />

For<strong>der</strong>ung zu genügen. Es wurde<br />

-Gorveyer Mönch Adalgar als Ge.hü.lfett M M M<br />

,weltllchen Geschäfte, für ihn. Mf<br />

Mmb^rts Gesuch auch zu seinem NachfolM<br />

ywurde ^"). . - v^ - .'^'^.--.-- .-?<br />

Adalgar gsrleth als Erzbischof ^) .^o.ch 'tie.fer in die äußerlichen,<br />

weltlichen Händel. . Hermann von Köln erneute den<br />

') Vita 8. Nimd. M, . . . . , ^ i. ! . !'<br />

«) Vlt^ 8. Nilud. 16.<br />

^) Vita 8. Mm!). 18. 20.<br />

- ") VitH.8. kiiuli. 21.<br />

^l) Adalgar lebte bis 909. ^äam. LreM. ä2< ^astl tlorb. 909.


185<br />

Streit über die Abhängigkeit des Bremer Visthums von seiner<br />

Kirche, den Papst Nicolaus vor etlichen dreißig Jahren entschieden<br />

hatte. Die Bischöfe von Tongern, Utrecht, Mallster,<br />

Minden und Osnabrück bezeugten, daß vor Adalgar sich kein<br />

Bremer Bischof geweigert habe unter dem Kölner Erzbisthum<br />

zu stehen. Zwei Ritter übernahmen vor einem Concilium in<br />

Tribur den Kampf für die-beiden Vislhümer: das Gottesurtheil<br />

siel gegen Bremen aus. Da vernichtete die Synode die<br />

Privilegien. des apostolischen Stuhles nebst den kaiserlichen<br />

Verordnungen zu Gunsten' des besiegten Erzstiftes. König<br />

Arnulf Md (895)<br />

und Premen blieb, ungeachtet mehr als ein Papst dagegen<br />

einschritt,, wahrend WälgarsZeit und noch unter seinem Nachfolger<br />

Hoger, wie<strong>der</strong>um einem Corveyer Mönch ^), dem Kölner<br />

Erzbislhum unterworfen. Erst eine zweite Bulle des<br />

Papstes Sergius III. scheint die Ansprüche des Kölner Erzsiiftes<br />

völlig zum Schweigen gebracht zu haben ").<br />

Ob in dieser Zeit Bischöfe zu den Heiden verordnet worden,<br />

darüber fand Adam von Bremen zu seiner Zeit in den<br />

Documenten des Erzstiftes leine Auskunft ^). Nur das entnahm<br />

er aus ihnen, daß von dem Christenthum, welches Ansgar<br />

in Dänemark gcpftanzt, etwas übrig geblieben, daß es nicht<br />

ganz untergegangen sei ^). Eines Schwedischen Bischofes<br />

Adalvart, eines ehemaligen Mönches in Corvey, erwähnen die<br />

freilich bedeutend später verfaßten Annalen dieses Klosters beim<br />

>2) Hoger lebte bis 9l7. l^ti Ord. Dagegen nach<br />

44. bis 915. was aber mit <strong>der</strong> Angabc ^cläui. Ll. 43 nicht stimmt, Hoger<br />

sci 7 Jahre Erzbischof gewesen.<br />

") ^6am. Lrem. 41. 42. 8cko1. lt. Die Acten des Conciliums<br />

von Tribur sind mir nicht zur Hand, Pcrh (Monum. 1^1. p. 559.) giebt<br />

nur cincn Auszug, <strong>der</strong> nicht enthalt, was hicr nöthig. Die Angaben im Text<br />

find aus Euhm II. S. 433. 434. entlehnt.<br />

Lreiu. 42<br />

44.


186<br />

Jahre 894.. Von. einer Mission unter denMzenden aber findet<br />

sich, in aller diesem Zeit durchaus keine Nachricht. ,'<br />

Dennoch wie unscheülbar. die Wirksamkeit <strong>der</strong> Kirche nach<br />

<strong>der</strong> Seite darum lllcht gevwg ztt<br />

halten. Der Gnmdi war gelegt. > Eiy christliches Erzbisthum<br />

bestand nordwärts .<strong>der</strong> Elbe^ -um es her ein zwar kleiner christlicher<br />

KirckMßprengel, in'weiter Ausdehnung um ihn die Nor^<br />

dische HeidenMlt,, mit »jh.r-die, Wenden^ dem Metropoliten als<br />

Missionsftrengel zugetheilt und seiner Gorge anbefohlen; ja<br />

innerhalb dieses waren schon.christliche Gemeinen gesammelt.<br />

Früher o<strong>der</strong> später, mußte daz, Christenthum auch im Wendenlande<br />

aufgehn. . . . - - ' . .<br />

'. Ludwig Giesebrecht.<br />

' , „ ^<br />

Aus <strong>der</strong> Druckerei von Windollt 5 Striese M Königsberg i. d. N.

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