PMsche Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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<strong>PMsche</strong> <strong>Studien</strong>.<br />
Herausgegeben<br />
von <strong>der</strong><br />
Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />
'<br />
und<br />
Alterthums kun de.<br />
^ V F<br />
.<br />
Inhalt.<br />
t. Verbandlungcn det PMmerschen Gesandten auf dem Westphälischen<br />
Friedcnscongreß. Vierte Abtheilung. . Seite 1.<br />
2. Ueber die Religion <strong>der</strong> Wendischen Völker an <strong>der</strong> Ostsee.<br />
Von Ludwig Giesebrecht - 128.<br />
3. Nhamen <strong>der</strong> Dorffer sampt allen Pertmentien des Klosters<br />
< Belbuck. .- . . . . . . . . , . 152.<br />
ä. Charakteristik <strong>der</strong> Oberstächengestatt von Hinterpommern<br />
vom Gollenberge östlich. Von C. Wölff. . . » »172.<br />
5. Zur Beurtheilung Adams von Bremen. 'Bon Ludwig<br />
Giesebrecht. . . . . . . . ^ » 18I.<br />
6. Dreizehnter Jahresbericht de: Gesellschaft für Pommersche<br />
Geschichte und Altcrthumskunde. . . ; . . , 2l>i.<br />
7. Wendische Runen. Von Ludwig Giesebrecht.. ^ - 223.<br />
.,
Werhandlungen <strong>der</strong> Pommerschen Gesandten<br />
auf dem Westfälischen Friedenskongreß.<br />
Vlette Abtheilung.<br />
Nelatwn vom Ì. Julius bis 30. September<br />
^)en 1. Juli haben Wir die Herren Erhbischofstiche Magdeburgische<br />
Gesandten angesprochen, Vndt denselben Vnsern<br />
Lateinschen articul nebenst einem Memorial sud N
vndt Schantzen nach belieben anzulegen gememet,<br />
Vndt dabey remonstrirt das solches wie<strong>der</strong> des Landes Frey-<br />
heit anliefe, Vndt an den Licenten die Vicini höchlich mitt<br />
Interessili weren, das 5u5 sorwlitioruin extruenäorum hetten<br />
die Pommerischen Stände Ihrer Obrigkeit nicht zu streitten,<br />
Wan nur dreyerley dabey in acht genommen würde. 1. Das<br />
dem Alten herkommen vndt observant; nach die Obrigkeit da.<br />
bey die Sämptliche Landtstände in (üonsiliuin adhibirte vndt<br />
ohne Ihren Rhatt es nicht thätte. 2. Das die sortalitia nicht<br />
aä aeinulatlonein Vicinorum angelegt würden, dadurch Viel-<br />
mahls grosser mißverstandt vndt schädtliche Kriege Verursacht<br />
würden. 3. Das auch die privil^ia Quiu8vi8 Io ci sinAu<br />
lirici dabey attendirt würden, den etliche Städte hetten gewisse<br />
Privilegia das auf 1.. 2. o<strong>der</strong> mehr Meilen, an<strong>der</strong>e das an<br />
gewissen Strömen bis ins Salhmeer keine (^tra vndt für-<br />
talitia könnten gebauwet werden, darümb würde Waß (^on-<br />
lra ^i'ivüe^ia einer ieden Stadt bei diesem Kriege angelegt,<br />
auch billig wie<strong>der</strong> abgeschafft werden. Sie die Herren Abge-<br />
sandten hielten zwar solches alles Vor billig Vermeinten aber<br />
doch weil! S. Churst. Durchlaucht vndt die Cron Schweden<br />
über dem punct^ 8alÌ3lIcti()nÌ5 Sich Verhoffentlich Verglei-<br />
chen würden, das man alß dan wurde vigiliren müssen, das<br />
S. Churfi. Dürchl. <strong>der</strong> Cron Schweden Von Pommern nicht<br />
an<strong>der</strong>s alß cum ìiao conäitionS etwas Veberliessen, Worauf<br />
Wir regerirt, das zwar Wir solches thuen würden, aber <strong>der</strong><br />
Herrn Landtstättde Meinung were, das dieser m-ticulu3 möchte<br />
dem Inztl'umento paois Inserirt werden Zu Ihrer Versiche-<br />
rung, es gewönne <strong>der</strong> Satlsfaction Punkt einen solchen auß-<br />
schlagk hernächer wie es Gott gesiehle, Vndt das Wir Ver-<br />
standen hetten, das die Herren Schwedischen den Samptlichen<br />
Reichs Ständen nachgegeben, das ein jedtwc<strong>der</strong> seinen articu-<br />
lum wie Er Vermeinte gesichert zu sein, zu Papier bringen,<br />
vndt vebergcben mochte, darauf Sie repliciret, das die Schwe-
den zwar einen artloulum von den Stenden erfür<strong>der</strong>t, aber<br />
keiner an<strong>der</strong>n Meinung alß das Sie i-e^ulas ^energies dar-<br />
auß formirten, Vndt also 5ud ^^neralitaw eines jeden geru.<br />
het werden könnte, den in <strong>der</strong> weitleüfftigkeit wie es ein je<strong>der</strong><br />
eingeben, könte es in das InLtiumenwm I'aciI nicht gebracht<br />
werden, Wir aber bähten hinwie<strong>der</strong> die Herren Abgesandten<br />
mogtten bedencken das es mitt Vnß ein (^asus s^eoiälis<br />
Were, das Fürst!. Hauß Pommern were nun gantz außge-<br />
storben, Vndt müsten Wir an eine an<strong>der</strong>e Herrschafft Verwie-<br />
sen werden, maxima eautlon? oi-Ao opus ^856, Vndt wür-<br />
ben chliche Specialia nohtwendig muffen berührt werden. Alß<br />
1. Wegen <strong>der</strong> bestellung <strong>der</strong> Regierung nach <strong>der</strong> Regiments<br />
Verfassung. 2. Das die Pommerische Stende nicht In della<br />
Sxtei-na Verwickelt wurden, den wan die Incucia? milt <strong>der</strong><br />
Cron Pohlen, dahin etwa 13 o<strong>der</strong> 14 Jahr weren, zu ende<br />
gelauffen, würde Pommern in einem elenden Zustande sonsten<br />
sein, wan dasselbe <strong>der</strong> Cron Schweden folte belieben, vndt in<br />
den Polnischen Kriegt verwickelt werden, Vndt mögtte man<br />
solches woll in acht nehmen, den Pommern were ein Grentz<br />
Fürstenthumb, darauß dem Römischen Reich Viel schaden zu-<br />
stehen konte, Wan nicht präcavirt würde, das es in guter ruhe<br />
Verbliebe, Vndt waß sottsten im artioulo mehr enthalten, Sie<br />
erbotten Sich darauf zu aller guten befür<strong>der</strong>ung, Vndt sein<br />
Wir darauf von Ihm abgeschieden. ^<br />
Den 2. Iulii Sein Wir zum Straßburgischen Herrn Ab-<br />
gesandten Dr. Marr Otten welcher das Directorium in Städte<br />
Rhatt führt, gefahren, Vndt Ihme das memoria! nebenst dem<br />
beygelegten articul welchen Wir des Vorigen tages dem Mag-<br />
deburgischen direttorio vebergeben auch zugestellet vndt gebeh-<br />
ten, Sich in antecessuni darauß zu Informiren, Vndt im<br />
Collegio <strong>der</strong> Herrn Reich Städte zu befür<strong>der</strong>n, damitt den<br />
Pommerischen Herren Landtständen in Ihren billigen suchen<br />
wilfehrt, Pndt <strong>der</strong> vebergebener articulus dem<br />
VI. 1. *
inserirt werden möchte, Worauf Sich <strong>der</strong> Herr Ge-<br />
sandter hinwie<strong>der</strong> erklerte, das Er dazu an seinen Ortthe alle<br />
mögliche befür<strong>der</strong>ung leisten wolte, Vndt erwehnete dabey das<br />
<strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn in <strong>der</strong> Meinung were es sotten al-<br />
ler Stende eingegebene desi<strong>der</strong>ia in Zveoie dem Instrument»<br />
?2ci5 inserirt werden, dagegen stünde Herr SalviuS in denn<br />
gedancken, das eines Jeden Standes angelegenheit per Ile-<br />
^ulas darin zubringen, weren also die Schwedischen Herren<br />
Legati Vnter Sich Selbst desfals noch nicht einigt. Wegen<br />
Pommern Vermeinte <strong>der</strong> Herr Gesandter das es damitt woll<br />
zu einem guten Stande kommen würde, nachdemmahl für<br />
gewis berichtet werden wolte, das die Hcwraht Zwischen <strong>der</strong><br />
Königin von Schweden Vndt Ihr Churfi. Dnrchl. zu Vran-<br />
denburgk solte geschlossen sein, Wir haben darauf geandtwort--<br />
tet, das Vnß davon nichts Wissendt wcre, himeben berichtete<br />
<strong>der</strong> Herr Gesandter das die Friedenstractaten in vuncto Ara-<br />
V2MÌNUM Vorschlich aufgehalten würden, damitt die Cron<br />
Schweden zu <strong>der</strong> praetendirten Satisfaction immittelst gelan-<br />
gen könten, wie dm Herr Grass Orenstirn Sich newlich Ver-<br />
nehmen lassen, das Er von <strong>der</strong> Königin schreiben bekommen,<br />
in ounclo ßt-Ivammum von <strong>der</strong> Perpetuität vndt in nuncto<br />
^innÌ3lÌ26 von dem brinino _^0. 1618 nicht abzuweichen,<br />
Vndt redete auch von newen alliancen vndt Vnndtnüffen zwi-<br />
schen den Evangelischen Stenden, vndt Ihnen <strong>der</strong> Cron<br />
Schweden. Der Herr Gesandter beklagte sich auch das Herr<br />
Lampadius, Herr Dumbshirn vndt <strong>der</strong> Waymarische sud no-<br />
mine einer selbst angenommenen deputation Sich Vnterstun-<br />
den in punoto Araväininuin vndt sonsten mitt den Schwedi-<br />
schen Herren Plenipotentiariis ohne <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Reichs Stende<br />
Vorwisscn zu Trattiren. Womitt so wenig den Herrn Kayserl.<br />
alß an<strong>der</strong>er Reichstande Gesandten zufrieden, Vndt wurde ge-<br />
sagt, auch dafür gehalten, das solche Personen Schwedische<br />
Pension hetten, <strong>der</strong>owegen hette Ihr Königl. Maytt. an die
Fürstl. Heuser geschrieben, Ihren Gesandten solches zu ver-<br />
weisen, vndt an<strong>der</strong>s zu Instruiren. Von welchem schreiben<br />
Er Vnß Copey Communicixte, Er berichtete auch das <strong>der</strong><br />
Mecklenburgischer Gesandter wegen Wissmar die Erklärung<br />
von denn Französischen Plenipotcntiariis bekommen, wan die<br />
Cron Schweden mitt <strong>der</strong> Cron Frankreich nicht in Mance<br />
stünden, so würden Sie manu müiwi-i dazu befür<strong>der</strong>lich sein,<br />
Das dem Herzoge die Stadt Wissmar gelassen würde, Es<br />
erwehnte auch <strong>der</strong> Herr Gesandter dsts Hessen Darmbstadt<br />
Sich mitt dem Könige von Hispanien in eine alliance einlas-<br />
sen wolte, Vndt solt? das proiect von den Hessen tzasselschen<br />
intercipirt sein,<br />
Den 4. Iuly alß Wir Vernommen das <strong>der</strong> Churst.<br />
Brandend. Rhatt vndt Gesandter Hen Ewaldt Kleist auß<br />
dem Haag hindurch passirt, Sein Wir alßbaldt zu Ihme ge-<br />
fahren Vndt ä^ aävenw gratuliret, Vndt gebehten Von sei"<br />
ner eepedition so viell Vnß davon zu wissen gebührete nachncht<br />
zu geben 5 Worauf er sich <strong>der</strong> gratulativi! halber bcdancket,<br />
Vndt vermeldet das Er Vorlängst gewünschet Sich mitt Vnß<br />
zu besprechen, Zumahlen in aller Weldt <strong>der</strong> Pommerschen<br />
Stände Trew und Standthafftigkeit beym Churfl. Brandend.<br />
Hause erschollen vndt berumbt geworden, Vndt hette er gantz<br />
kein bedencken von Seiner Verrichtung Vnß parc zu geben.<br />
Erzehlete darauf wie Er im Haag ankommen das er grosse<br />
vndt schwere Sachen Vor Sich gefunden, Vndt daher befürch-<br />
tet man möchte S. Churst, Durchl. ne^otium eine Zeitlangk<br />
bey seile setzen, aber nichts min<strong>der</strong> hette Er audientz erlanget,<br />
vndt durch befür<strong>der</strong>ung des Princen d'Orange beym Griffier<br />
o<strong>der</strong> Advocaten <strong>der</strong> General Staten so viele erhalten das S.<br />
Churst. Durchl. Sache zum ersten mitt proponirt vndt in<br />
Rhatt gezogen worden, Vndt alß Vntcrdessen die Provintz<br />
Hollandt in pIrliolilari im Haag auch eine Zusammenkünfte<br />
gehalten, hette <strong>der</strong> Princ von Uranien gerahten Er soltc es
auch denselben proponlren, damitt die Sache public würde, den<br />
je mehr public Sie würde, Je besser es für S. Churfl.<br />
Durch!, were, Vndt darümb hette Er auch alle particular Staaden<br />
begangen, Vndt Sie von S. Churfl. Durchl. Rechten an<br />
Pommern Informirt, Vndt Vnter an<strong>der</strong>n were ein gemeiner<br />
Kerl von Medenblick gewesen <strong>der</strong> es so woll apprehendirt,<br />
das die an<strong>der</strong>n Herr Staten Sich verwun<strong>der</strong>t, Vudr hetten<br />
S. Churfl. Durchl. entlich beyfall bekommen, das einschreiben<br />
an die Königin von Schweden abgangen, davon ein Original<br />
an den Holländischen Gesandten in Oresundt forttgesandt, das<br />
ers durch einen Erpressen nach Stockholm schicken solte, das<br />
2. Original were den Schwedischen Herrn Legatis zu Oßnabrügk<br />
geschickt solches in Ihren pacqvet fortzusenden, Vndt<br />
das 3. Were Ihme zu gestellet, vndt were daneben die Resolution<br />
von den Herrn Staaden also gefallen, das Ihr Churfl.<br />
Durchl. die Sache nur Lebendig halten möchte, Ihr eigenes<br />
Interesse versirte darunter, Vndt würden das Ihrige woll zu<br />
thuen wissen, Vndt hetten offt zu verstehen geben, das S.<br />
Churst. Durchl. den Schweden voll P>)mm'rn nichts Verwilligen<br />
möchten, den so viele Sie an dem Meerhafen Verwilligten,<br />
Vndt wegk geben, so viele würden Sie an <strong>der</strong> Freündtschafft<br />
vndt affection <strong>der</strong>en, die daran Interessiret sein Verliren,<br />
Vndt were an allenn Ortten gar woll aufgenommen, dieses<br />
S. Churf. Durchl. suchen, Vndt hetten die Herden Slaaden<br />
empfunden, wie hoch ihre Interesse darunter versirte. Er berichtete<br />
auch, das Wie Er mitt den Princen von Oranien geredet,<br />
<strong>der</strong>selbe Vnter an<strong>der</strong>n die Wortt geredet: Es were ißo<br />
kein grösser Laster in Teutschland, alß wan ein Herr nicht<br />
armiret were, damitt zu verstehen gebende, das S. Churst.<br />
Turchl. nicht woll thetten, das Sie bey diesen gefehrlichen<br />
Zeiten Sich auch nicht in Positur sezten, Er sagte auch ferner<br />
in Vertrauwen das Er mitt Herr Ioachimo Andreae in Hollaudt<br />
geredet, welchen den Pommerischen Sachen woll affec--<br />
'
tionlrc befunden, Vndt vertrewlich zu verstehen geben, das die<br />
Herrn Staaten eine Absendung nach Dennemark thuen würden,<br />
wegen <strong>der</strong> Zoll Sachen, dabey man auch von <strong>der</strong> Pommerischen<br />
Sache reden würde, Vndt mögtt? Vielleicht seine Person<br />
dazu gebraucht werden, Man hette Sich auch des Ortts bey<br />
Ihme den Herrn Gesandten erkundigt, Wstn die Schweden in<br />
gute pon Pommern nicht abzustehen gemeinet, Er hette aber<br />
darauf.geanhtworttet, das Er davon nicht Instruiret were.<br />
Es were sonsten den Herrn Staadischen Gesandten zu Mün^<br />
sier or<strong>der</strong> zugekommen^ mitt den Schwedischen Herrn Pleniporentiariis<br />
von <strong>der</strong> Pommmschen Sache zu negotieren, welches<br />
Sie Ihme in seinem durchreisen in acht zu haben auch pro
estes thuen, Solches möchte Er Kleist wegen S. Churfl.<br />
auch thuen, Er berichtet auch das Mons. d'Avaur mitt dem<br />
Duc de Longevità vndt Mons. Servient wegen Pommern<br />
nicht einig, weill diese letzten Sich Vernehmen liessen, das die<br />
Schweden Pommern haben sotten, dieser aber Ehielte dafür das<br />
S. Churfl. Durchl. gar zu *) würden Tractirt werden, Wan<br />
man Ihr Pommern nemen wolle, sagte auch das Zwischen<br />
denn Frantzosen vndt Schwedischen zu Münster, wegen dessen<br />
das Mons. Tourein **) Sich mitt Wrangeln nicht conjungirt<br />
hartle discourse vndt reproches kinc inä^ Vorgefallen, Er<br />
berichte auch das die Herrn Staaden Sich hetten Vernehmen<br />
lassen, Wan Sie S. Churft. Durchl. schon aWirten,<br />
das Sie darümb von Pommern nichts begehren würden,<br />
denn sonst würde es Ihn gehen wie iho den Schweden, das<br />
Sie alle vioinoruin invidiam auf Sich laden würden, Ihre<br />
SatiZfaction bestünde darin das S. Churfl. Durchl. Pommern<br />
bekchme, Vndt intn-6 baiticum im alten Stande verbliebe. Nie<br />
Wir auch wegen des ßhurfl. Matrimonii in Nie<strong>der</strong>lande etwaß<br />
auf die Bahn brachten, wolle Sich <strong>der</strong> Herr Abgesandter<br />
durchauss nichls herauß lassen.<br />
Den 5. Iuly Ist <strong>der</strong> Herr Gesandter Kleist von hinnen<br />
auf Berlin gereiset, Vndt haben Wir Ihme das gleite auf<br />
^ Meill biß Velem gegeben.<br />
Den 6. Iuly haben Wir den Lübeckschen Abgesandten<br />
Herr v. Glorin angesprochen vndt Ihme unsern articul So<br />
Wir dem Magdeburgischen vnd Städtischen Direttorio vebergeben,<br />
recommendirt, Vndt gebehten weill die Schweden die<br />
guarnison vndt Licenten im Lande gedachten zu behalten, Vnß<br />
zu assistiren damitt die Pommerische Stände bey Vollkommener<br />
Libertät, Worin Sie vor dem Kriege gewesen, bleiben möchten,<br />
Worauf Er Sich zu allem guten anerbotten, Vndt be-<br />
*) Ein Wort fehlt. Vielleicht: vebcl.<br />
") Soll heißen: Turenne.
klagte das die Pommerische Stände in einem bösen Zustande<br />
sein würden, Wan Eie Pommern vndt dann die guarnison<br />
vndt Licenten behalten sollen, Vndt referirte waß zu Münster<br />
Vorgangen, das nemblich die Schweden, den Vergleich inter<br />
UvanASlio05 ^t (^t.jiolio05 selbst hemmeten, damit nur Ihre<br />
Sütisfaction erst zur richtigkeit kommen könte, Vndt Vormercktc<br />
man nun Ihre griffe, Die Evangelischen würden Sich mitt<br />
denn Catholischen doch Vertragen, Vndt würde es alß dan<br />
mitt dem Punkte Latislaotioms woll an<strong>der</strong>s lauffen, den die<br />
Evangelische Stende merckten nun woll das die prätendirte<br />
Religion vndt Libertät nur <strong>der</strong> Schweden Deckmqntell were,<br />
damit Sie Ihre intention beschönigten, Vndt wan <strong>der</strong> pnuotus<br />
Araväminum nur seine Richtigkeit hette, könten alle Evangelische<br />
mitt den Catholischen zusammen tretten, Vndt wegen<br />
<strong>der</strong> Cron mitt <strong>der</strong> Satisfaction handeln, dabey Er auch berichtet,<br />
das <strong>der</strong> Herr Graff von Trauttmansdorss gesagt, das<br />
er den Schwedischen Herren Plenipotenliariis alß ein Freündt<br />
geraht.en, Sie sollen die Sache mitt <strong>der</strong> Satisfaction also anstellen,<br />
das Sie dieselbe in Freündtschafft erhielten, Vndt<br />
wie dahey von Vnß erwohnet wardt, das die Schwedische Herrn<br />
Legati Sich Vernehmen liessen, Wie Sie mitt <strong>der</strong> Kayserl.<br />
erklehl^ng nicht zufrieden weren, son<strong>der</strong>n wollen auch den<br />
Consensum von den Reichstenden et Hui6em cum pi-ae^tation?<br />
LvictioniZ haben, Vndt solches alhie Verschrieben werden<br />
solte, andtwortet Er darauf das solches keiner thuen<br />
würde, es geschehe den milt aller Interessenten guten willen<br />
vndt Consensi, Vndt gedachte dabey das <strong>der</strong> Hertzogk von<br />
Mecklenburg! an seinen Gesandten geschrieben, das Er sein<br />
Wissmar vndt was mehr begehrt würde, nicht entrahten wolle,<br />
wolle Lieber mitt dem Stecken wi<strong>der</strong> auß dem Lande gehen.<br />
Es fragte auch <strong>der</strong> Herr Gesandter ob Wir nicht wüsten Was<br />
Mons. Kleist auß dem Haag für resolution mitt gebracht,<br />
Vndt alß Wir Sagten, Wir hetten nicht an<strong>der</strong>s Vernehmen
10<br />
können alß das die Hollan<strong>der</strong> begehrten die Sache lebendig<br />
zu halten, den Sie Ihre Interesse auch daran hetten, berich-<br />
tete Er im Vertrauwen, das Er hierauß mitt dem Herrn Staa-<br />
dischen Gesandten zu Münster geredet, welcher beginnen lautt<br />
zu sprechen, Vndt die Sache nunmehr mitt ernst apprehendi-<br />
ren, die sehen woll, wan die Schweden Pommern behalten<br />
solten, das die (Commercia in <strong>der</strong> Ostsee von Ihnen depen-<br />
diren würden, hetten <strong>der</strong>owegcn Vnter Ihnen von remeäiis<br />
geredet, Vndt das Werck in 3 Classes getheilet. 1. Ob die<br />
Cron Schweden zu bewegen stehen möchte, das Sie gantz<br />
Pommern seinem rechten Herren liesse, Vndt die Satisfaction<br />
am an<strong>der</strong>n nehme, 2. Wan solches nicht zu erhalten stünde,<br />
vndt die Cron von Pommern etwass behielte, wie den gesaget<br />
wurde das Ihnen schon die Insull Rügen mitt Barth gebot-<br />
ten, Wie die Sachen alß dan anzustellen, das Sie die l^om-<br />
merciÄ mitt den guarnisonen vndt Licenten nicht turdirten,<br />
auch den benachbarten nicht beschwerlich weren 3. Wan auch<br />
das nicht zu erhalten, Was dan zu thuen sein würde, Vndt<br />
begehrte <strong>der</strong> Herr Gesandter Wir möchten Ihme wegen <strong>der</strong><br />
guarnisonen, Licenten vndt fortressen in Pommern Nachricht<br />
zu seiner Information geben, Er hette zwar waß aufgesetzet,<br />
aber die speciali^ wüste Er nicht, Welches Wir Ihme zuge-<br />
saget, Vndt hatt Er dieselbe bekommen.<br />
Nen 8. Iuly bin Ich V. Friedrich Runge bei Herr v.<br />
Glorin gewesen, Vndt habe Ihme 1. Specificatoli aller for-<br />
tresscn vndt besehten Städte in Pommern nebenst einer Landt<br />
Carten darin Sie aussgezeichnet zugestellet sud No. 24 und<br />
dan 2. einen bericht wegen <strong>der</strong> Licenten sud. No. 25 nebenst<br />
<strong>der</strong> Stettinischcn Kaufffeute Fravannnikus cle ^o. 1633 wie-<br />
<strong>der</strong> die Spningsche Licenl Rolle mitt bitte an allen Ortten<br />
zu befür<strong>der</strong>n das das Landt von diesen beschwerden möchte<br />
liberiret werden, Er hatt solches zu thuen angenommen, be-<br />
gehrte aber die Licentgravamina auf dieses Jahr zu accomo-
11<br />
diren, welches Ich angenommen an die Stadt Stettin zu<br />
schreiben.<br />
Lo<strong>der</strong>n die ist <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn von Münster<br />
wie<strong>der</strong> alhie angelangt.<br />
Den 9. Iuly Sein Wir zum Herr Grassen von Wittchenstein<br />
gefahren, Vndt Ihme
12<br />
were Vom äqvivalent dabey die geringste erwehnung nicht geschehen.<br />
Alß nun S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Graff Sich ve<strong>der</strong> solch<br />
anbringen beschweret, Vndt gefraget ob Er Solches S.<br />
Cburfi. Durchl. zuschreyben solle, hette <strong>der</strong> Duc de Longeville<br />
geandNvortet, Ja das möchte Er woll thuen, weren also<br />
die Französische Ambassadeurs nach Vielen erpostuliren wi<strong>der</strong><br />
davon gefahren, des an<strong>der</strong>n Tages aber hette S. Ercell. dem<br />
Duc de Longuevillc wi<strong>der</strong> eine Visite geben, da wehre Er schon<br />
so eifrich nicht mehr gewesen, Vndt hette gefragt, ob <strong>der</strong> Herr<br />
Graff den Edelman wegk geschickt, Vndt S. Churf. Durchl.<br />
geschrieben, was des vorigen tages passiret, Wie nun S. Ercell.<br />
mitt Ja darauff gcandtworttet, hette <strong>der</strong> Duc gesaget,<br />
Er möchte Ihn wie<strong>der</strong> zurückrufen lassen, Vndt dem Herr<br />
Grassen wi<strong>der</strong> Carressiret, das Sie vor diesem on faveur des<br />
Churfürsten an<strong>der</strong>e Parolen Von Sich geben, vndt das Sie<br />
nebenst <strong>der</strong> Cron Schweden den Degen nicht Nie<strong>der</strong>legen woltcn,<br />
hiß S. Churst. Durchl. für Pommern ein aeqvivalent<br />
httte, auch Sich dabey so weit herauß gelassen, Wofern S.<br />
Churfi. Durchl. mit <strong>der</strong> Cron in Trattate« Sich einlassen<br />
solten, so müsten Sie erstlich Versicherung haben das Sie nicht<br />
auf Gani; o<strong>der</strong> halb Pommern bestehen, auch zuvor von einem<br />
aequivalent sagen wolten. Worauf gemeltcr Herhogk geantwortet,<br />
en Natti^i-6
13<br />
wie Sich die Herren Staaden veber <strong>der</strong> Schwedischen Satisfaction<br />
formalisirten, Vndt dabey zu verstehen geben, das in<br />
Pommern schlechte Haffen weren, Vndt daß sie wegen <strong>der</strong><br />
Commercien die Herrn Staaden Versichern wollen, hetten Sie<br />
die Holländische Gesandten nicht mehres gesagt alß das es<br />
Reichs Sachen weren, Jedoch hetten Sie auch Vernommen<br />
das <strong>der</strong> Churfürst von Brandenburg? kein huaatyk Recht an<br />
,Pommern hette, Vndt den.Schweden glück dazu gewünschct,<br />
mitt den Wortten das Sie woll- damit fahren mögtten, wie<br />
solches <strong>der</strong> Herr Graff> Orenstirn Ihm felbsten.also erzehlet,<br />
Alß nun S. Ercell. den Holländischen Gesandten fürgehalten,<br />
Vndt gefragt: Ob S. Churfi. Durchl. den mitt den Schweden<br />
wegen Pommern tractiren sollen hctte <strong>der</strong> Praeftdente in<br />
Nahmen 4 Gesandten geattdtwortet, das S. Churf. Durchl.<br />
solches woll thuen konten, Herr Kneut aber dabei gesagt, S.<br />
Churf. Durchl. könten woll anfangen zu tractiren, aber also<br />
das Sie> eine freye handt dabei behielten, 'Vndt'helte hernacher<br />
dieser Kneüt welcher des Princcn von Oranien Intimus sein<br />
soll dem Herr Grassen im Vertrauwen ^u vststehen geben,<br />
das Sie itzo mitt Schweden noch nicht recht sprechen könten,<br />
den Sie erst sehen müsten wie die Friedens Tractaten zwischen<br />
Ihnen vndt Hispanien ablieffen, den mitt 2. führeten die Herrn<br />
Staaden zugleich nicht Kriege, Vndt weren Ihrer 4. Worun><br />
ter auch Herr Knuyt, alßfortt wie<strong>der</strong> nach Hollandt Verreiset,<br />
Vndt Ihrer Zwene da zu Münster geblieben, Vndt vermeinte<br />
<strong>der</strong> Herr Grass das <strong>der</strong> Prince d'Orange durch diese<br />
Cunstation damitt vembginge, das S. Churf. Durchl. Sich<br />
mitt seiner Tochter Verheüraten möchte, Es werett aber S.<br />
Ercell. <strong>der</strong> Meinung das es S. Churf. Durchl. nicht zuträglich<br />
were, den ob woll Er <strong>der</strong> Herr Grass mitt des Princen<br />
Tochter gedoppelte an<strong>der</strong> geschwister Kin<strong>der</strong> were, so konle Er<br />
es doch nicht rahten, den die Dame were klein vndt nicht<br />
schön, So hette auch <strong>der</strong> Prince kein Geldt, Son<strong>der</strong>n <strong>der</strong>
14<br />
König im Engellandt hette dasselbe bei diesem Kriege bekommen,<br />
zu einer Heürath in Hessen wollte <strong>der</strong> Herr Graff auch<br />
nicht stimmen, Vndt sagte dabei das es mitt <strong>der</strong> Schwedischen<br />
Heüraht gantz stille were, S. Ercell. liessen Sich auch Vcrmercken<br />
das Sie etwaß disgoustirt weren, das S. Churf.<br />
Durchl. Ihr nicht eins schrieben, waß Sie thuen sotten o<strong>der</strong><br />
nicht, Vndt sagten Wan <strong>der</strong> Herr von Loben wie<strong>der</strong>kehmc,<br />
wolten Sie selbst zum Churfürsten Reisen, Vndt vemb dimission<br />
von dieser Gesandtschafft anhalten, den Sie gerieten darüber<br />
in Schaden vndt Angelegenheit, In Schweden würde<br />
Ihr das Ihrige Vorenthalten, welches sie sonsten woll bekommen<br />
können, Vndt von den Frantzosen hette Er zu Münster<br />
wegen Seiner Herren Brü<strong>der</strong> ^8000 Rthlr. empfangen sollen,<br />
welche Ihme auch gehemmet würde, Vndt gebe Mons. Servient,<br />
welcher schon or<strong>der</strong>e gehabt dieselbe ausszuzehlen, Vor.<br />
das Er wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong> Or<strong>der</strong> vom Cardinal Mazarini einholen<br />
müste, Sonsten hette Ihme <strong>der</strong> Herr Graff Orenstirn berichtet,<br />
das Er bey denn Franzosen zu Münster nichts ausgerichtet.<br />
Die wolten in puneto Ai-avaminum nicht weiter assistiren<br />
als Sich die Katholischen heraußgelassen, Vndt drüngen<br />
dabey sehr auf denn Friede, zwischen Dennemarck vndt Holland<br />
solle sonsten auch eine alliance obhanden sein. Wir haben<br />
Vnß pro commuincAtioiie bedancket, Vndt Abschiebt genommen.<br />
Loäein 6i6 haben Wir Vnß bei S. VrceN. den Herr<br />
Graff Orenstirn Vnß zur audientz angeben lassen, <strong>der</strong> Sich<br />
aber entschuldigt das Er das mäht wegen an<strong>der</strong>er gcscheffte<br />
nicht dazu gelangen tönte.<br />
Den 21. Iuly haben Wir wie<strong>der</strong> bey S. Ercell. dem<br />
Herr Graff Orenstirn Vnß angeben, <strong>der</strong> Vnß aber Morgen<br />
zur Mittags Mahlzeit invitiren lassen.<br />
Lo<strong>der</strong>n 6!? haben Wir Herr Wesembec angesprochen,<br />
Vndt gebehten Vnß zu berichten ob <strong>der</strong> Freyherr von Loben
15<br />
baldt wie<strong>der</strong> kommen würde, Worauf Er Sich erklehret, das<br />
Sie vom Lten Iuly von S. Churf. Durchl. schreyben bekommen,<br />
darin Ihnen notisiciret, das <strong>der</strong> Herr Loben baldt wie<strong>der</strong><br />
hier sein, Vndt S. Churf. Duxchl. auch in Person folgen<br />
würde, Inmiltelst hetten Sie 'eine Insti-uttion veberschickt, worauf<br />
die Tractaten mltt den Schwedischen Herrn Plcnipotentiariis<br />
wegen Pommern sotten angefangen werden, Worauß 'Sie<br />
aber mitt Vnß zuvor Communiciren wollen,
16<br />
wie<strong>der</strong>kunfft don Münster gratuliret, Vndt dan 2. Vermittelst<br />
gewöhnlicher curialien Ihr <strong>der</strong> pommerschen Herren Landtständr<br />
schreyben wegen des Capituls zu Cammin vndt Installation<br />
<strong>der</strong> Nectoi-um vebergeben, Vndt dabei gebehten, Weil! den<br />
Herren Landtständen beschwerlich Vorkehme, das wie<strong>der</strong> S.<br />
Ercellenz Mir I)l. Rungen gegebene resolution die Installa-<br />
tion Herr Philip Horn, Mir Marr von Ecksteden, vndt Herr<br />
Frantz von Pahlen Verhin<strong>der</strong>t würde, S. Ercell. möchten an<br />
die Herren Estats Rhäte schreyben, damilt Sie solch werck den<br />
Herrn Landtständen zum praeiudih nicht ferner Hemmetm, Vndt<br />
habe Ich Dr. Runge das Concept Meines an den Herrn De-<br />
canum Matthiam von Güntersbergen desfals abgelassenen<br />
schreiben S. Ercell. abermahlen Vorgelesen, Ihr dasselbe vemb<br />
so viell besser in inemoi-iam zu revociren, Vndt habe Ihr<br />
dabey die beylagen wass zu Stettin zwischen den Herrn Estats<br />
Nähten Vndt vorwollgemelten Herrn Decano sürgelaufcn ein-<br />
gehendigt. Welche S. Ercell. auch alßfortt nebenst <strong>der</strong> Herrn<br />
Landtstände schreyben in Vnser gegenwart Verlesen, Vndt Sich<br />
zufur<strong>der</strong>st <strong>der</strong> besehenen glückwünschung zu Ihrer wie<strong>der</strong>kunfft<br />
bedancket, auch daneben erklehret das Sie Sich woll zu erin-<br />
nern, waß Ich Dr. Runge mitt Ihr wegen <strong>der</strong> vacirenden<br />
Praelaturen geredet, Vndt in specie Herr Philip Horn,<br />
Marr von Ecksteden vndt Herr Frantz von Pahlen concernirt<br />
hette/ auch das Sie das Iehnige so Ich an den Herrn<br />
Decanum Güntersbergen geschrieben, Mir zur andtwort gege-<br />
ben, Weil! aber Herr Lillieström Sich auf eine an<strong>der</strong>e Königl.<br />
or<strong>der</strong>e beriefe, so könte S. Ercell. <strong>der</strong>selben nicht zu wi<strong>der</strong><br />
kommen, Sie wolte doch an Herr Lillienström schreyben Vndt<br />
Sich weiter erkundigen, Wir haben da wie<strong>der</strong> angezeigt, das<br />
die Herren Landtstände nicht glaubten, das Herr Lillieström<br />
<strong>der</strong>gleichen or<strong>der</strong> von Ihr Königl. Nlaytt. mitt gebracht, zu<br />
mahlen Sie dieselbe begehret, aber solches nicht erhalten kön-<br />
nen, So könte Ja Ihr Königl. Maytt. auf Mich Märr von
Eckstedtm vndt Herr Frantz von Pahlen nichts zu pratendlren<br />
haben, Vndt da wegen Herr Philipp Horns ctwaß Vorgangen,<br />
hetten S.^Erccll. Sich ja erklehret, das alles Vergessen were,<br />
Solte Er aber Ja eine Königl. or<strong>der</strong> mitt gebracht haben, so<br />
würde doch solches Vff veblen bericht erhalten sein, vndt gebe<br />
grosse Schwirigkeit im Lande, das man auf bloße dsilationes,<br />
die Leute Ihres Rechtens priviren wolle, Vndt möchten S.<br />
Ercell. selbst hoch vernünsstigk bedencken, ob es itzo Vndt sagte Ich Marr von Ecksiede<br />
dabey, das es eine beschwerliche Sache were, auf blosses<br />
angeben Mir die Präbende zu entziehen, Vndt also meinen<br />
Kin<strong>der</strong>n das Vrodt auss dem Munde zunehmen, welches Gott<br />
nicht, gefallen tönte, Vndt bath das S. Ercell. an Ihrem<br />
Wollvermögenden Ortte solches remediren wolle, Worauf S.<br />
Ercell. Sich bedächten vndt endtlich sagten, Sie müste bekennen<br />
es were nicht a propos, <strong>der</strong>owegen wollten Sie an den<br />
Newen Gouverneur Wrangeln, (den <strong>der</strong> Herr Feldtmarschall<br />
Torstensohn were nun gantz seiner Charge erlassen) wie auch<br />
an die Herrn Estats Rehte in Pommern schreyben, das die<br />
Installation für Sich gehen mochte. Sonsten movirte S.<br />
Ercell. hiebey ein Discours, von. den Nahmen <strong>der</strong> Prälaturen,<br />
alß Cantor, Scholasticus :c. .Vndt fragte waß Ihre officia<br />
VI. 1. 2
18<br />
weren, Vndt gaben dabey zu versiehen das die beneficia woll<br />
bleiben konten, aber die Nahmen folte man abschaffen, Wir<br />
Sagten das <strong>der</strong> Herr Prälaten officium nach abgeschafften<br />
Babstumb Vornemblich darin bestünde, das Sie Landt Nähte<br />
weren, Vndt Ihnen die Wollfahrtt des Vatterlandts zu be-<br />
obachten vrincioaliter concrediret wehre, weßhalber auch die-<br />
ser Standt für allen an<strong>der</strong>n beyzubehalten were, Vndt alß<br />
Wir darauf Weiter in discourse. gerahten ob die Electi noht-<br />
wendig Oontirmationein l'aironi haben müsten, Vermeinte<br />
S. Ercell. das die Obrigkeit in Pommern Sich diesem nicht<br />
begeben tönte, Wir haben geandtworttet, das ein Vnterscheidt<br />
darin were, alß Wan das (üapiwluin einen 2 Duce et ?atrono<br />
non recoininenäatuni Vndt vi-aeZentgtuin in<br />
latuin eligirte, So were die OonKrinatio D<br />
niae t2n^vIN patroni neceZZIriI) Wan aber das<br />
luin einen reooininen^atuin xeu I^rae^entItuin a Duce<br />
?om6i-2ni26 eligirte, so were keine conssrmatio nohtigk,<br />
Son<strong>der</strong>n die ^raeIentätio hette alß dan vini<br />
vndt (^onssriNItivnis, welches bey dem (?IpituIo<br />
alzeit also odservirt worden. S. Ercell. gaben auch weicer<br />
zu verstehen das ^voad Nvizcovuin das
19<br />
recommetjdlrt worden. So vlele aber S. F. Gnad.<br />
des Hertzogen zu Croy election anreichete, könte selbe in keinem<br />
Iweiffell gezogen werden. Dan Ihr Königl. Maytt. zu<br />
Schweden vndt <strong>der</strong> Herr Reichs Cantzler selbsten, hetten S.<br />
F. Gnad. Person dem Hochsehligen Hertzogk zu Pommern aä<br />
z)l2e5entm)6um bndt dem Capitulo 26 eli'^en^iiN recommendiret,<br />
Worauf S. Vrcell. sagten, die Zeiten hetten sich geen<strong>der</strong>t,<br />
Es tönte Niemandts an<strong>der</strong>s alß <strong>der</strong> zugleich Hertzogk in<br />
Pommern wert, Bischosf zu Cammin sein, Vndt würde man<br />
erfahren, wan S. Churf. Durchl. zu Brandenburg? Pommern<br />
kriegte, Ob Sie dem Hcrtzogk zu Croy das Visthumb lassen<br />
würden, Wir Sagten das S. Churf. Durchl. zu Brand, des<br />
Hcrtzogen Person ebettmessig zum Bischofs recommendirt hette,<br />
Vndt solchem nicht zu wie<strong>der</strong>n kommen könnte, Worauf S.<br />
Ercell. andtworteten Vndt abermahl sagten, man würde es<br />
sehen, S. Churf. Durchl. würden das Stifft dem Hertzogk zu<br />
Croy nicht lassen, darauf Wir endtlich gesaget, Wo es geschehe,<br />
würd es mitt rechte nicht zugehen, Son<strong>der</strong>n mitt lauter<br />
gewalt, Vndt weill S. Fürstl. Gnaden des lezten Hertzogen<br />
zu Pommern Schwester Sohn wehre, baten Wir S. Erteli,<br />
wolte bey diesen Tractatett befür<strong>der</strong>n das S. Fürstl. Gnad.<br />
Wahl nichts praeiudicirliches geschlossen würde, Wobey S.<br />
Ercell. zwar acqvieScirten, aber gleichwol! war aus dem discours<br />
so viele abzunehmen, das Ihr die Vlection auf des<br />
Hertzogen zu Croy Persott nicht allerdings aggreable were,<br />
Vndt desswegen woll difficultätett fürfallen mochten, Vttdt<br />
sein Wir darauf zur Taffel gangen.<br />
In !p5o linaio veber <strong>der</strong> Taffel singen S. Vreell. einen<br />
discours an, das die Licenten das Landt nicht beschwerten, Wir<br />
remonstrlrten dagegen, das, Weill die Commertia vom Lande<br />
dadurch divertirt würden, könte <strong>der</strong> Landtman fast keinen Scheffell<br />
Korn mehr zu Gelde machen, Vndt daher kehme, das man<br />
3 Schstl. Rogken kaum 1 Rthlr. bekommen, Vndt die gütter<br />
VX VI. 1. 2"
20<br />
Vfm Lande nichts genüzt werden konten, Welches S. Ercell.<br />
in Ihren Güttern in Pommern woll befinden würden, Sie<br />
müsten dabey gestehen das <strong>der</strong> Landtmann dadurch zu kurj?<br />
kehme, wollen aber defendiren, das die Städte gant; keinen scha-<br />
den dabey hetten, denn Sie schlügen alles auf die Wahren, Wir<br />
andtwortteten das die Städte mehr dan zu viele schaden litten,<br />
Weil! durch die Vebermessige Licenten Ihre ganhe Nahrung<br />
darnie<strong>der</strong> lege, zumahlen Sie mitt denn Venachbarten Stedtcn,<br />
alß Lübeck, Etralsundt vndt Dantzigk nicht gleich handeln kon-<br />
ten, darüber were Aller Handell erloschen vndt gantz kein Vor-<br />
theill von frembden Kauffleüten, S. Ercell. Vermeinte das zu<br />
Lübeck, Dantzigk vndt Stralsundt eben so hohe Vngel<strong>der</strong> weh-<br />
ren alß Ihre Licenten austrügen, Wir hielten darin das Wic-<br />
<strong>der</strong>spiell, vndt erbotten das Contrarium in kurzen bey zu brin-<br />
gen. ?05t ^ran6ium thetten Wir bey S. Grcell. anregung<br />
wegen Vnsers vbergebenen articuls, mitt bitte S. Ercell.<br />
lnöchte den Herrn Landtständen die gnade erweisen, Vndt sel-<br />
bigen dem In5trnmEnto piicis inseriren, Worauf S. Ercell.<br />
sagten, es were mitt den In.^trumenw I'acls in solchen tei-<br />
mine, das Zwar Sie die Königl. Schwedische Herrren Pleni-<br />
potentiarii ein an<strong>der</strong> Instrumenwm kacis herauss geben wol-<br />
ten, Vndt würden dasselbe ^uxta 8erÌ6ln ^vItuor (Di^Zsium<br />
einrichten, aber, da fünden Sich noch viele difficultaten bey.<br />
Beim kro^inio weren Sie mitt dem Kayser streittig rItiono<br />
il) <strong>der</strong> Kayscr wolle <strong>der</strong> Königin von Schweden den 1^<br />
u^U3ti3.«,Iini et InvictizsimI nicht geben, Darnach<br />
müste man das erordium von <strong>der</strong> Vehmischen Vnruhe, als ei-<br />
nen Vrunquell alles folgenden Krieges machen, Welches <strong>der</strong><br />
Kayser nicht gestatten wolle, ^ä I.
Pfälzische Sache, damitt were es also bewandt das <strong>der</strong> Kay-<br />
ser Ihnen nur die Vnter Pfaltz wolle wie<strong>der</strong> geben, die Cron<br />
Franckreich thette hinzu die Vergkstraffe, die Cron Schweden<br />
bestünde noch auf <strong>der</strong> ganzen Ober- vndt Vnter Pfalh,<br />
(^N0a6 ckAnitatem N^otoi-Ilem aber schlüge <strong>der</strong> Kaiser<br />
vor, das Pfalß die 8te Churstelle haben folte, Womitt Franko<br />
reich einigk, vndt würde es die Cron Schweden alleine nicht<br />
cn<strong>der</strong>n können, Son<strong>der</strong>n man würde auf den 9ten Chur-Für-<br />
sten lnitt gedellcken muffen. 3. Die Würtenbergische. 4. Die<br />
Marggraffiiche Vadische Sache müsten alle Ihre abson<strong>der</strong>liche<br />
Behandlungen haben, 2. Hieher gehöreten die gravamina, dar-<br />
über weren die Evangelischen Stände ltzo zusahmen, bndt<br />
würde man sehen, Wie man würde mitt den Oatliolicls veber-<br />
einlommen, 8v6oi sehen zwar gerne, das ein Vergleich in per«<br />
j)6luum getroffen würde, aber <strong>der</strong> mehrentheils Evangelischen<br />
Stende blieben auf einem Seculo, Vndt wan es so beliebet<br />
würde das auch hernacher viz ^uris et laoti us^nS 26 mui^<br />
cabilem c0Mf>0FÌl.Ì0Q6m Cessiren solte, lönte man dabey woll<br />
acqviesciren, hiebey hette Sich <strong>der</strong> Ertz Bischofsticher Magde-<br />
burgischer Gesandter Herr Einsidell intervenienäo angeben,<br />
das sein Herr mit <strong>der</strong> Evangelischen Stende lchten erklehnmg<br />
in dem P255U nicht einigk das reciprooS gesetzet, wan ein<br />
Gäistlicher Standt Catholisch o<strong>der</strong> Evangelisch würde, das Er<br />
saner Dignität alß baldt solte priviret sein, Den 1. würde<br />
<strong>der</strong> Goistl. Vorbehalt dadurch bestätigt, 3. Würde allenn<br />
Geistlichen Stauden die occasion zur Evangelischen Wahrheit<br />
zu tretten dadurch benommen, Welches nicht einzugehen, Vndr<br />
hette gebehten, solches zu en<strong>der</strong>n, sonst müste sein Herr Sich<br />
von dm an<strong>der</strong>n separiren. 3. Gehöreten Hieher die -lura<br />
ImpvratoriF et 8tHluuin, da hetten Im^eratoi- et Niecto-<br />
res Sich son<strong>der</strong>liche präeminentien Vorbehalten, solche clausul<br />
müste entwe<strong>der</strong> gar außgelassen, o<strong>der</strong> was es für praemmen-<br />
lien eigentlich sein specificiret werden, 4. gehörte zu diesen
22<br />
Elaß <strong>der</strong> punotus commerciorum) <strong>der</strong> hette zwar seine Richtigkeit,<br />
aber die Reichs Städte wollen den Fürsten dabey das<br />
^U5 sortalitioruin Streittig machen, den Sie in Ihren teri-it0i-!l3<br />
nicht möchten nach Ihrem belieben Schalchen vndt<br />
Vestungen anlegen, Dawie<strong>der</strong> were <strong>der</strong> Hollsteinische Cantzler<br />
Dr. Hatten wegen des Elbstroms son<strong>der</strong>lich eyferig vndt Vermeinten<br />
S. Ercell. das man solches den Fürsten nichr woll<br />
würde weren können, Wir sagten das in Pommern etliche<br />
Stedte mitt gewissen ?rivi>6ßil3 Versehen, die müsten observiret<br />
werden, darauf andtwortteten S. Ercell. das solches<br />
billig geschehe, ^ä II.
23<br />
150000 Rthlr. vndt wan <strong>der</strong> Türckenzugt<br />
forttginge 10000 Mann zu halten o<strong>der</strong> dafür 1^ Million<br />
Neichsthlr. zugeben. Der Kavser aber wolle ohne Hispanien<br />
nicht Schliessen, Vndt wie woll S. Ercell. Von den übrigen<br />
Claßibus Vnß auch ^art geben wolten, So quam doch eben<br />
<strong>der</strong> Holsteinischer Canhler Dr. Hatten, <strong>der</strong>owegen haben von<br />
S. Ercell. Wir 'Abschcidt genommen.<br />
Ho^ein dio habe Ich Marr von Eckstede den Fürstl.<br />
Meckl.':iburgischen Gesandten angesprochen vndt gebehten an<br />
Seinem Ortte zu befür<strong>der</strong>n, das <strong>der</strong> Pommerschen Stände<br />
Vebergebener articul in obacht genommen, Vndt mitt in das<br />
In5trumentuin pIcis gebracht werden möge, Worauf Er<br />
Sich erklehret, weill <strong>der</strong> Pom. Stende suchen auf <strong>der</strong> billig -<br />
keit beruhete, das Er solches gerne thuen wolte, hette auch<br />
von seinem gnedigen Fürsten vndt Herren befehlig alleil Evangelischen<br />
Stenden zu assistiren, Nnd beschwerte Sich das die<br />
Schwedische Herren PlenipHtentiarii so hartt auf Ihren ?o5wlatiZ,<br />
<strong>der</strong> Evangelischen Fürsten Lande betreffende, bestünden,<br />
Vndt Sagte das sein Fürst von Seinem Lande nichts<br />
fahren lassen wolte, Vndt Verhofften S. F. Gd. das Ihr<br />
Gott in Ihrer gerechten Sachen woll beystandt leisten würden,<br />
Vndt vermeinte das die Schweden Solche postulata nicht anstellen<br />
solten, die Stende im Reich, vndt son<strong>der</strong>lich die Scadte<br />
bekehmen darüber Augen, waß <strong>der</strong> Schweden Intent were,<br />
Man hette Sich woll Vorzusehen, Gott würde die Vnbilligkeit<br />
an den Schweden Strassm, Wofern Sie nicht abstunden<br />
Ihrer Nähestcn Bludts Freunde Len<strong>der</strong> zu ambiren.<br />
Den 14. Iuly habe Ich Marr von Eckstede den Fürstl.<br />
Hollsteinischen Herrn Gesandten den Cantzler Hatten besucht,<br />
Welcher Mir gesaget das Er Morgenden tages wie<strong>der</strong> von<br />
hier zu seinem Herrn in Hollstein Verreisen würde, weill Er<br />
sehe das alles älhie noch lüruäo wehre, Vndt die Tractateu<br />
Trainiret wurden, Wolte S. Fürstl. Gnad. Mündtlich refe-
24<br />
riren waß alhie passtrete, würde alhie auch nicht Viele Nütze,<br />
Weil! Er milt <strong>der</strong> Session nicht tonte zu rechte kommen,<br />
Vndt berichtet daneben wie Er Vorgestern beym Herr Legato<br />
Orenstirn gewesen, hett S. Ercell. gegen Ihme erwehnet, das<br />
die Cron noch auf Pommern vndt Bremen bestünde, Sehen<br />
demnach die Sachen noch seltzam auss, betlagte das die Reich-<br />
siende nicht einigt weren, Vndt hie tönte auch keiner mitt dem<br />
an<strong>der</strong>n Vertrawlich reden, Er Sagte auch weiter das die<br />
Königl. Schwedische Herrn Legati Ihr König!. Maytt. zu<br />
Dennemarck Verdechtigk hielten, alß ob Sie mitt vemd die<br />
Polnische Werbung wüsten, Fragte Wie lange es noch dahin<br />
were, bis die Polnische Inducien zu ende weren, Vndt ob I
25<br />
gezwungen würde mitt <strong>der</strong> Cron Schweden wegen prätendirter<br />
Satisfaction auf Pommern in handelung zu tretten, Vndt<br />
hetten Ihnen <strong>der</strong> samptlichen Gesandtschafft desswegen eine<br />
Instruction zugesandt darauf die tractaten angefangen loerden<br />
sollen, S. Churfl. Durchl. aber hetten Ihnen daneben befoh-<br />
len das Sie mitt Vnß alß <strong>der</strong> Pommcrschen Stende deputir-<br />
ten darauß Communiciren, vndt Vnser gutt achren darauf<br />
Vernehmen solten, <strong>der</strong>owegen wolten Sie Vnß die Instruction<br />
Vorlesen lassen, mitt begehren, Wir möchten darnach Vnscre<br />
Meinung Ihnen darauf erössene^. Worauf die Churst. In-<br />
struction vom Herren Fromholten in Oi-iAmal! lautt gelesen<br />
worden, Deren Contenta weren Vngefehrlich nachfolgende:<br />
Das Schürst. Durchl. genöttigt würden, weill keine i-emon-<br />
Ltratlon^3 bey Frankreich vndt Schweden Verfangen wolten,<br />
Sie auch vom Kayser vndt Reichs-Ständen ganh Verlassen<br />
würden die Handelungk wegen Pommern anzugehen, Jedoch<br />
mitt gewissen Conditionen. 1. Das S. Churst. Durchl. Sich<br />
wolten <strong>der</strong> Französischen, Holländischen vndt Reichs Stende<br />
Mediation gebrauchen, In Hoffnung weill dieselbe <strong>der</strong> Cron<br />
allierte vndt Freunde weren, Sie würden dieselbe zu admitti-<br />
ren kein bedcncken tragen. 2. Das S. Churst. Durchl. auf<br />
ganh Pommern zu Tractiren durch auß nicht gememet. 3.<br />
Wan die Schwedische Herren Legali auf Halb Pommern be-<br />
stehen würden, Solle mall Ihnen die billigkeit *) des j)05tu-<br />
Iati remonstriren Vndt es nur bloß 26 r^lei-Lnäuiu anneh-<br />
men, Wan darauf von <strong>der</strong> Cron (Schweden Christliche, vndt<br />
billige Vorschlege geschehen, Vndt das S. Churst. Durchl.<br />
amore p3cl3 etwas nachliessen, sollen ferner diese Oondilio^<br />
N65 annectiret werden 1. Das S. Churft. Durchl. vor das<br />
Iehnige so Sie von Pommern hinlerliessen, ein aeqvivalent am<br />
Lande, welches Ihr wollgelegen wie<strong>der</strong> gegeben würde, Wel-<br />
') Vermuthlich ein Schreibfehler, statt: vnbilligkeit.
26<br />
ches Ihr auch Evincirt werden müste 2. Wan nach geendigte<br />
Polnischen In6uoii3 etwa die Lron Schweden mitt Pohlen<br />
den Krieg continuirte, das Sie alßdann we<strong>der</strong> von Pommern<br />
o<strong>der</strong> Preussen etwas begehren wolle, Vnter dem prätert, alß<br />
wertes <strong>der</strong> Cron woll gelegen, 3. das die Cron Schweden<br />
S. Churfl. Durchl. dagegen befür<strong>der</strong>lich vndt behülfstich were,<br />
damitt Sie wegen <strong>der</strong> Gulichschen Lande auch in richtigkeit<br />
kommen tönte -4. Das alles mit den Herren Vettern vndt<br />
Marckgrästichen Hause Vrandenburgk, wie auch mitt Vnß alß<br />
<strong>der</strong> Pommerischen Stende Deputaten, Weil! S. Churst.<br />
Durchl. mitt den Stenden selbst wegen bekannter Verhin<strong>der</strong>ung<br />
nicht corrcspondiren konten, Vorherr aufs steisstgste Commu-<br />
nicirel, vndt <strong>der</strong>en vndr Vnser guthachten darüber Vernom-<br />
men würde, Für die Kayserl. Gesandten solle man auch die<br />
Handelung nicht gant; Verhelen, Vndt bezeugten S. Churst.<br />
Durchl. in <strong>der</strong> Instruction gar Hoch, das Sie mitt willen<br />
nicht ein einziges Dorff von Pommern Verlassen wollen, In-<br />
son<strong>der</strong>heit weil! Sie <strong>der</strong> Pom. Stende Treüw vndt affection<br />
gegen Ihre Person vndt Hauff gnungsamb Verspureten, Waß<br />
geschehen müste, solches geschehe wie<strong>der</strong> S. Churst. Durchl.<br />
willen, vndt auß Noht, Wir haben darauf einen abtritt be-<br />
gehret, Vndt nach gehaltener Vnterredung Vnß folgen<strong>der</strong> gestalt<br />
erklehret. Das die Herren Landtstände Vngerne Vernehmen<br />
werden, das milt S. Churst, es dahin gerathen, das die<br />
Tractaten mits Hinterlassung einiger Particul von Pommern<br />
anzugehen genötigt würden. Sie die Pommersche Stende se-<br />
hen zwar gern das die Sache in güthe beygelegt, Vndt S.<br />
Churst. Durchl. so woll alß Sie zur ruhe kommen möchten,<br />
hetten aber allezeit dabey die Hoffnung gehabt, die ^ui-a san-<br />
Avini.8 würden dabey prävaliret haben, das es ohne Ienige<br />
alienation abgehen werden, Weill man aber nun das Wie<strong>der</strong>-«<br />
spiell Vernimpt müste mans zwar an seinen Orthe stellen vndt<br />
Gott befehlen, Wir hetten aber, wie Wir Vor diesem auch
27<br />
schon berichtet von Vnsern Herren Principalen- das geringste<br />
mandatum nicht Vff einige alienation Vnß zu erklercn, Son-<br />
<strong>der</strong>n waß etwa vor 4 Wochen vom Herr Wesembec propomrt<br />
worden, üach Hause refcriret, Worauf Wir bey nechster Post<br />
andtwordt Vermuhteten so batten Wir dilation biß dahin, alß<br />
dan wolten Wir Waß Vnß zukehme Ihnen tiäeüter hinter-<br />
bringen. Dabey aber hengten Wir Vornemblich zweyerlci an.<br />
1. Weil! S. Churfl. Durch!, die Pommerische Stende so trew-<br />
lich hielten, in den (^onäitionibuI aber Ihrer gantz Vergesen,<br />
man wolte pro conäitlone mitt anhengen, das S. Churst.<br />
Durch!, zu einigen Tractaten nicht schreiten wolten, Es were<br />
den <strong>der</strong> von Vnß vebergebener arlicuIuZ ?0meranlou5 von<br />
den König!. Herrn Abgesandten approbirt, Vndt gnungsahme<br />
Zulage geschehen, das <strong>der</strong>selbe dem Ilnti'umenw I'uolä solle<br />
Inserirt werden, damitt gleichwoN ein jedtwe<strong>der</strong> Seiner Liber-<br />
tät Versichert bleiben tönte 2. Das die Churfl. Herren Ge-<br />
sandten mit diesen Tractatcn nicht zu lehr eylcn möchten Viel-<br />
leicht zeigete Gott ^ractgluuin tem^0i-6 noch ein Mittell,<br />
das man auch besser von einan<strong>der</strong> kommen könte, die Churfl.<br />
Herren Gesandten erklehrten Sich, Wan Wir noch nichteS ia<br />
In3tructione hetten, das Sie Sich bis <strong>der</strong> Stände erllehrungk<br />
ankehme gedulden müsten, Inmittelst sehen S. Churss. Durchl.<br />
gern das das Landt bey seiner Freyheit vndt Privilegien Ver-<br />
bliebe, wegen des articuli erklerten Sie Sich aber nichts, son-<br />
<strong>der</strong>n wolten es referiren, Mitt den Tractaten wolten Sie<br />
nicht eylen, Son<strong>der</strong>n zuerst mitt den Schweden von <strong>der</strong> me-<br />
diation Reden, vndt Vernehmen, Ob Sie die präliminar con-<br />
dition eingehen wolten, das Sie von ganh Pommern abzuste-<br />
hen sich erklehrten, damitt würde woll Zeitt zugebracht wer-<br />
den; Der Herr Grass von Wittchenstein nam darauf eine<br />
Pommersche Landt Carte zur handt, Vndt erkundigte Sich we-<br />
gen <strong>der</strong> Oertter vndt Haffen, Vndt Vermeinte eine theilung<br />
von Barth ün biß nach <strong>der</strong> O<strong>der</strong> zu machen, damitt Wan es
28<br />
zur theilung kommen folte S. Churfl. Durch!, die Oras ma-<br />
i'itim38 behielte, vndt redeten die Herren Gesandten davon,<br />
ob die Reichstende Mündtlich o<strong>der</strong> durch ein Memorial vemb<br />
die mo<strong>der</strong>ation zu ersuchen, vndt ob vemb eine deputation bey<br />
Ihnen anzuhalten, Vndt wer die Deputati sein sotten, darauf<br />
Wardt <strong>der</strong> Herr Secretarius Chemnitz noch selbigen Abendt<br />
zu <strong>der</strong> *) Herr Schwedischen Gesandten mitt dem Churst. ge-<br />
sandt, Welche Sich Morgen vemb 10 Vhr zur audientz erbotten.<br />
Den 17. Iuly Sein die Herren Churst. Ärandenburgische<br />
bey den Königl. Schwedischen Herren Legalis von 10 Vhr biß<br />
vemb 12 Vhr gewesen.<br />
- Den 19. Iuly haben auf anhalten <strong>der</strong> Churfl. Vrandenb.<br />
Gesandten die Evangelische Stende eine sehr starcke Deputation<br />
von 12 Personen auß Fürsten, Grassen vndt Städte Stände<br />
bey denn Königl. Schwedischen Herren Gesandten wegen Pom-<br />
mern gehabt, dieselbe dahin zu diöponiren, Weill S. Churst.<br />
Durch!. Sich erbötte in handeluug zu tretten, Vermittelst me-<br />
diation <strong>der</strong> Franzosen, Hollän<strong>der</strong> vndt Ihre <strong>der</strong> Evangelischen<br />
Stando, das die Cron Sich solches möchte gefallen lassen,<br />
Vndt billige Vorschläge ins Mittel! bringen.<br />
Noclem 6ie haben Wir die Churst. Vrandenburgische<br />
Herren Gesandten Herr Heiden vndt Herr Porttman angespro-<br />
chen, vndt Ihnen glück zu Ihrer Reise nach Munster gewün-<br />
schct, vndt Ihnen daneben Vnsern Articulum recommendiret<br />
das <strong>der</strong>selbe bey <strong>der</strong> Schwedischen handelungk pro concisione<br />
mitt gesetzet würde, wie Wir schon gebehten, Worauf Sie<br />
Sich erklehret, das Sie bey allenn occasionen <strong>der</strong> Pommeri-<br />
schen Stände bestes befür<strong>der</strong>n wollen, Vndt zweiffelten dage-<br />
gen nicht, die Löbl, Stände würden noch Wie vor gegen S.<br />
Churst. Durchl. vndt <strong>der</strong>o Hauß in bestendiger Trew Verhar-<br />
ren, vndt berichteten daneben das die Schwedische Herren Le-<br />
') Hier schemi etwas ausgefallen zu sein.
.<br />
29<br />
gati in <strong>der</strong> bewusten' Handlung die Französische vndt Hollän-<br />
dische Mediation nicht acceptiren wolten, Weill Sie darauf<br />
nicht Instruirt, Son<strong>der</strong>n Sie wollen es in die Crone gelan-<br />
gen lassen, Inmittelst wollen Sie von Ihnen den Churss.<br />
Vrandenburgischen gleichwoll .Vorschlege Vernehmen, welche<br />
erklehrung S. Churst. Durchl. würde hinterbracht werden,<br />
vndt referirte daS auf Ihr anhalten eine Starcke deputatioli<br />
von 7. Fürstl. 1 Grefl. Heusern, vndt 4 Reichs-Städten an<br />
die Schwedische Herren Legaten wegen-<strong>der</strong> Pommerischen Sache<br />
Verordnet were. Was nun die Schwedische Herren Plenipo-<br />
tentiarii Sich gegen dieselbe erklehren würde, helle man zu ver-<br />
nehmen. Wie Wir nun von Ihnen Abscheidt genommen, ha-<br />
ben Wir alßfortt den Herr Wesembecken angesprochen, Vndt<br />
gebehten, mit in die Resolution zu bringen, das Wir bey den<br />
Herren Gesandten gesuchet hellen, Vndl bey den Trattaten we-<br />
gen Pommern Vnsern articulum pro oandilionS mittzuseizen,<br />
vndt für seine Person zu bcfür<strong>der</strong>n das solches geschehen mochte,<br />
Welches Er in acht zu haben Versprochen, Vndt berichtete,<br />
das Sie bey dieser letzten Post noch schreyben bekommen, wor-<br />
auß zu ersehen, das S. Churf. Durchl. von Pommern etwaß<br />
zulassen, noch nicht eigentlich resolviret Ivehren, Alß Wir auch<br />
denselben tagt bey dem Herr Dechant zu St. Iohanm's Herr<br />
Heisterman zu gaste gewesen, Vndt daselbst den Herrn Lübeck-<br />
schen Gesandten Dr. Glorin, welche mitt bey <strong>der</strong> Deputation<br />
gewesen, gesprochen, berichtete <strong>der</strong>selbe das Sich die Schwedi-<br />
sche Herrn Legaten wegen Pommern noch nichts sonde^lichs<br />
erklchret hetten, alß das Sie es in die Crone referiren Vndt<br />
Vorschlege Vernehmen wollen, Inmiltelst konten Sie die Her-<br />
ren Reichs Stände woll alß tcc^i5it05) aber nichl alß me-<br />
cüatores bey <strong>der</strong> Handlung leiden, auch die Französische vndt<br />
Holländische Gesandten alß Wan Sie pro^i-io motu dazu<br />
kehme, Dagegen hetten Ihnen die Herren Schwedische Legati<br />
ein an<strong>der</strong> anbringen gethan, Vndt 1 Million für Ihre Militie
30<br />
gefür<strong>der</strong>t, welches die Deputirte auch ad referendum angenommen.<br />
Den 26. Iuly haben Wir den Herren 8ecretarium I^e<br />
^3tl0ni5 Väreuklawen angesprochen, Vndt gebehten zu befür<strong>der</strong>n<br />
das Vnser vebergebener articulus mochte mitt dem Instrumento<br />
?2Cl8 mserirt werden, worauf (kr Sich erklehret<br />
das die Schwedische herrett Legati etwas Projectiret, aber es<br />
müste noch erst <strong>der</strong> Evangelischen Stande lesolution veber die<br />
heraußkommen, ehe vndt zuvor das Inztrumentum<br />
tönte ediret worden, die herrett Legati hetten sonsten<br />
Vnsern articulum abschreiben lassen, das Er suo ordine folte<br />
dem strumento VaciF inserire werden, Wie Wir aber erwehneten<br />
was Herr Salvius wegen <strong>der</strong> guarnisonen vndt Licenten<br />
gegett Vnß gedacht, sagte Er das zwar wegen <strong>der</strong><br />
guarnison discourse zwischen Ihnen vndt den Kayserl. Vorgefallen,<br />
aber es were nichts nachgeschlossen, wegen <strong>der</strong> Licenten<br />
haben Wir außführlich remönstration gethan, das solche ein<br />
Ver<strong>der</strong>b des Landes, vndt die Commertia dadurch ganl; an<br />
an<strong>der</strong>e Oertter divertirei würden, hernacher haben Wir Ihn<br />
auch gebehten, Neill des Herrn Legati Orenstirns Errett. Vnß<br />
ein schreiben an die Herrn Estats Nahte wegen <strong>der</strong> Convenle<br />
vndt erschung <strong>der</strong> Praelaturen zugesagt, Er möchte doch befür<strong>der</strong>n<br />
das es die künfftige Post abginge, Welches Er zu<br />
thuen angenommen, Wie Wir auch vom Satisfaction Punkt<br />
zu reden kommen, Sagte Er das die Churf. Vrandenb. Gesandten<br />
biß dato immer Nein gesaget hetten, Nan es aber zu<br />
vorschlegett kehme, hette Er Hoffnung? zum Vergleich, Vndt<br />
weill darauf die Herren Altettburgischen gekommen, musten<br />
Wir abbrechen, vndt crbott Sich Herr Värenklaw Vnß wie<strong>der</strong>ümb<br />
zu besuchen.<br />
Den 21. Iuly sein Nlr zu dem Herr Grassen von Wittchenstein<br />
gefahren, Vndt S. Ercell. Vermeldet daß Vnß von<br />
den Pomm. Herren Landtständen, Wegett dessen so Herr We-
31<br />
sembec Jüngst proponlrt keine Andtwortt zugekommen, Vndt<br />
Vnß daneben erkundigt, Wie von den König!. Schwedischen<br />
die antragung <strong>der</strong> Tractatcn wegen Pommern angenommen,<br />
Vndt waß sonst Vorgefallen, damitt Wirs denn Herren Landt-<br />
siänden avisiren konten, Was Sie etwa wegen die Herren<br />
Churf. vndt <strong>der</strong> Evangelischen Stände Gesandten Sich erkleh-<br />
ret, Worauf S. Ercell. Sich Vernehmen liessen, daS Sie zwar<br />
gerne gesehen, das von denn Pommerischen Ständen crklerung<br />
einkommen were, Welll es aber nicht geschehen, mäste man<br />
<strong>der</strong> Ieitt erwartten, bey den Herren Schwedischen Legatis were<br />
man wegen <strong>der</strong> Pommtrischett Tractaten in Lonernütate ge-<br />
blieben, Vndt nicht mehr alß wegen <strong>der</strong> Mediation erwehnung<br />
gethan, darauf hatten die Herren Schwedischen hinwie<strong>der</strong>ümb<br />
auch nur generaliter geandtworttet, Jedoch dabey zu verstehen<br />
geben, das die Crone zu keinen particular Tractaten mitt S.<br />
Churf. Durchl. wegen Pommern Verstehen konten, auf Me-<br />
diation weren Sie nicht Instruiret, konten <strong>der</strong>owegen <strong>der</strong> Her-<br />
ren Franzosen vndt Hollän<strong>der</strong> halber Sich nicht erllehren,<br />
hetten gleichwol! gelobet, das S. Churf. Durchl. nicht an<strong>der</strong>e<br />
vndt Wie<strong>der</strong>wertige Potentaten alß Pohlen:c. dazu benennet<br />
hette, Wollen aber S. Churf. Durchl. o<strong>der</strong> ein tertius Vor-<br />
schlege wie die Pommerische Sache zu Componiren thuen, hct-<br />
ten Sie solches zu vernehmen, Vndt es in die Crone zu re-<br />
feriren. Eine glcichmessige Resolution hetten Sie auch <strong>der</strong><br />
Herren Neichstende Deputirtc auch gegeben, vndt angedeutet,<br />
das Sie von Ihnen vttdt den Churf. Vrandenb. Gesandten<br />
Vorschläge Vernehmen wolten, inmassen die Herrn Deputirte<br />
gestriges Tages Ihre relation also abgelegt selbigen Tages,<br />
nemblich den 19. Iuly wie <strong>der</strong> Herren Rcichstende Deputirte<br />
von denn Schwedischen Herren Legatis gewesen, Were <strong>der</strong> Herr<br />
Legat Orenstirn zu Ihme Herr Graffen von Wittchenstein ge^<br />
kommen, mitt fürgeben das Er Ihme ein revisite geben wolle,<br />
Wie nun S. Vrcell. Vermercket, das Wollgemelter Herr Grass
etwaß bezechet gewesen, hetten S. Ercell. Herr Frombholtcn<br />
bey Sich behalten, vemb zu bezeugen waß etwa fürlieffe. Da<br />
dan S. Erntt. <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn angefangen, Weil!<br />
<strong>der</strong> Churfürst wegen Pommern etwaß fürzuschlagen bedcncken<br />
hette, so wolte Er einen außwurss thuen, das Sie, die Schwe-<br />
den, Vor Pommern nebenst <strong>der</strong> Stadt Stettin, vndt dem<br />
Stiffte Cammin behalten, Vndt das vebrige von hinter Pom-<br />
mern S. Churf. Durchl. wie<strong>der</strong> restituiren wollen, Es hette<br />
aber <strong>der</strong> Herr Grass von Wittchenstein gcandtworttet: das Er<br />
solches S. Churf. Durchl. nicht zu schreiben dürffle, alß welche<br />
mitt solche Vnbilligkeit nur betrübt werden, Es hette aber<br />
gleichwoll Herr Grass Orenstirn zu verstehen geben das Er<br />
grosse Lust zum Vertrage hette. Wir Wir nun kac ocea-<br />
5Ìone*) das von den Schweden das Etifft Cammin mitt ge-<br />
für<strong>der</strong>t würde, berichteten Wir, daß Wir Vernommen, das die<br />
Evangelischen Stände, damitt vembgingen, es zum Reichs<br />
Stande zu machen, Vndt zu dem Ende es mitt in die Ver-<br />
zeichuiß <strong>der</strong> Stiffter, Welche Sie dem puncto Aravaminum<br />
annertiren wollen, gebracht, damitt die Evangelische vota ìli<br />
OomitiÌF Imperli dadurch Vermehret würden, Vndt dabey er-<br />
innert, das Sie, die Herren Chur Vrandenburgische solches we-<br />
gen S. Churf. Durchl. nicht zugeben möchten, zumahlen sol-<br />
cher Slifft Je<strong>der</strong>zeit ein Medial Standt, Vermittelst gewisser<br />
Verträge gewesen, referirten S. Ercell. Vnß hinwie<strong>der</strong>ümb das<br />
die Magdeburgischen solches trieben, Es würde aber nicht an-<br />
gehen, weill S. Churf. Durchl. etliche Visthümber, alß Ha-<br />
velbergk> Lebuß, vndt Alten Vrandenburgk eingezogen, Vndt<br />
nicht würden wie<strong>der</strong> ümb fahren lassen, Vndt das <strong>der</strong> Herr<br />
Grass Orenstirn bei dem Stiffte Camin erwehnet, das keiner<br />
könte Vischoff sein, <strong>der</strong> Nicht regieren<strong>der</strong> Herhogk zu Pom-<br />
mern were, Vndt würden Sie, die Schweden, dem Hertzogk<br />
') Ein Wort scheint ausgefallen, vielleicht: gehöret.
zu Croi) solches nlcht lassen, es were dan das Ihr K«5:ngl.<br />
Maytt. ex ^rgtla noch etwaß. thctten, Vndt Er <strong>der</strong> Herzogt<br />
eille an<strong>der</strong>e resolution neulich bekommen, Er hette es darümb<br />
sagen wollen, das, Wan S. Churf. Durchl. das Landt be^<br />
kehmen, Sie es dem Herizo^e von Croy nicht halten dürfften,<br />
S. Crcell. <strong>der</strong> Herr Graff Orenstirn hette auch gesaget daS<br />
die Pommerische Stände Viele eingriffe in die ^ura DncaÜI<br />
thetten aber Er hette dieselbe nach allezeitt tuirt vndt conservirt<br />
Wir sagten dagegen, das S. F. Gnaden <strong>der</strong> Herzogt zu Croy<br />
per I
34<br />
dem S. Churfl. Durch!. Sich wegen <strong>der</strong> Religion vndt Privilegien<br />
erflehret, hellen 3Uir nimmmer einigell Zweifell gehabt,<br />
das Vnß dieselbe nicht frey solle gelassen werden, Wie<br />
woll S. Ercell. Herr Graff Orenstirn Vnß zum offtern deshalber<br />
in Ihren discoursen einen Scrupulum erwecken wollen.<br />
Ob Wir aber lieber bey <strong>der</strong> Cron Schweden alß S. Churst.<br />
Durch!, zn Vrandenburgk bleiben wollen, Solches bedürffle<br />
keiner grossen andtwortt, Vnsere vebergebene schrifflliche memorialen<br />
würden Vnß genugsamb entschuldigen, vndt von <strong>der</strong><br />
nachrede entlcstigcn. Vndt wie Wir Vnß hierauß also entschuldigten,<br />
Sägten S. Ercell., Sie Vermerckten woll das <strong>der</strong><br />
Herr Legatus Orenstirn dadurch die Stände vndt Vnß S.<br />
Churst. Durch!, gehäßigk zu machen VNterstünde, dadurch desto<br />
besser zu Ihren Inlent zu gelangen, Vndl glaubten nichts davon,<br />
Es gedachten auch S. Ercell. wie Sie per 6i5cur8um<br />
zum Herrn.Grass Orenstirn gesaget, Wall S. Churst. Durchl.<br />
Ihnen von Pommern etwaß veberlassen mästen, würde doch<br />
solches nicht an<strong>der</strong>s alß salvis I>l'Ivi!^Ü3 <strong>der</strong> Stende geschehen,<br />
Worauf Herr Orenstirn geandtworttet, Solches würde<br />
gar schwer daher geheü, Worauf leichtlich abzunehmen,<br />
Was die Pommerische Stände für Freyheit bey <strong>der</strong> Cron<br />
zu gewartten, wan Sie das Landt behielte. Hiebey referirte<br />
S. Ercell. auch wie <strong>der</strong> Iecretarlug le^atloniI neulich<br />
bey <strong>der</strong> Lhurst. Vrändenburgischen Gesandtschafft gewesen,<br />
vndt Komplemente gemacht, hette Er vnter an<strong>der</strong>n<br />
öffentlich gesagt^ das Sie gewiße Nachricht hetten, das die<br />
Märckische Stands S. Churfl. Durchl. auf dem Landttage<br />
zum Berlin gerahten, das Sie halb Pommern <strong>der</strong> Cron<br />
Schweden gegen ein aequivalent veberlassen sollen, Vn'dt wert<br />
<strong>der</strong> Herr Grass von Wittchenstein <strong>der</strong> untzigt, <strong>der</strong> solches Verhin<strong>der</strong>te,<br />
Vndt zwarten zu Seiner glor!, worauf S. Ercell. geandtworlet,<br />
Weill Herr Narenklaw solches im Nahmen del<br />
Herrn Legaten an. brächte, müsten Sie es also anhören, abn
35<br />
wan es einan<strong>der</strong> Sagte, so würde Er darauf andtworten das<br />
es erlogen wehre, den Er nicht mehr thcte alß waß Ihme<br />
von Seinen Herrn in Commission gegeben, Vndt hette darauf<br />
Ihlne Herr Närenklawen Sein Churft. Original Schreiben<br />
Vorgelesen, Worauß S. Churst. Durchl. dissens Pommern<br />
nicht zuverlassen, zu vernehmen geivcsen, Vndt möchten Vielleicht<br />
die Schwedische Herren Legati mehr thuen, alß Sie in<br />
Instruktion? hetten. Von Ihnen solle man solches nicht<br />
prasumiren, den Sie Weren ein Teutscher. S. Ercell. communicirten<br />
Vnß auch in Vertrauiren, was in <strong>der</strong> Churfürst!.<br />
Instruktion weiter enthatten, nemblich, Wan die Schwedischen<br />
Herrn Legati von <strong>der</strong> H^üräht fachen würden, das Sie darauf<br />
'?lndtworten sollen, das S. Churst. Durchl. zwar davon nicht<br />
abgeneigt gewesen, auch davon geredet worden, aber es weh-<br />
-en solche schwere Conditiones dabey fürgeschlagen, alß nemich<br />
das <strong>der</strong> Churfürst llur <strong>der</strong> Königin Mann sein solle, Vndt<br />
van Kin<strong>der</strong> auß selbiger ehe gezeüget würden, solle bey denn<br />
Reichs Slenden in Schweden stehen, ob Sie nach absterben<br />
l)l'ger Königin zum Königkreich sollen beför<strong>der</strong>t werden o<strong>der</strong><br />
icht, Weill es frömbde Kin<strong>der</strong> Averen, das Sie solche gedan-<br />
'en nunmehr fahren lassen, S. Erccll. beklagten auch das<br />
5. Churf. Durchl. nicht einen bestendigen guten Rhatt hette<br />
Nan liesse Sie auch bey keine an<strong>der</strong>e Fürsten kommen, da<br />
5ie etwass von Stäätsachen horen vndt lernen könlen, Vndt<br />
ie gesaget warbt, das nicht Vndienlich sein würde das Alte<br />
ute Vertrauwen vndt Erbeinigung mitt dem Churhause Sachn<br />
zu vernewren, Vndt das desswegen die Herrn zusammen<br />
»mmen möchten, antwortete S. Ercell. das nicht Rahtsamb<br />
in würde mitt dem Alten Churfürsten don Sachsen zusammen<br />
^ kommen, Weill die Alten Hendell Herfürkommen möchten,<br />
ndt S. Churst. Durchl. zu Vrandenburgk weren etwaß Higk.<br />
Mitt dem Sächsischen Chur Prinhen aber wolle S.<br />
rcell. die zusammenkunfft nicht wic<strong>der</strong>rathen, Vndt weren<br />
vi. i. 3 5
36<br />
<strong>der</strong> Meinung weilt anß <strong>der</strong> Schwedischen vndt Holländischen<br />
Hcüw'/aht woll nichts werden mochte das S. Churfi. Durchl.<br />
eine nehlnen müste die Ihr woll gesiele, wie nnn darauf von<br />
Vnß erwehnet wardt, das woll Fürstl. Frewelein in <strong>der</strong> Ziach-<br />
bahrschasst alß Vraunschweigk Mecklenburgk, vndc Holsteill<br />
were, a<strong>der</strong> solche weren nicht <strong>der</strong> Reformirten Religion, andt-<br />
wortteten S. Ercell. das daran nichts gelegen wehre, Vndt<br />
war zu mercken das S. Ercell. ehe zu Vraunschweigk, vndr<br />
Holstein alß zu Mecklenburg geneigt wehre.<br />
Den 26. Iuly ist des Herr Grass von Wittchensteins<br />
Ercell. nebenst <strong>der</strong>o Fr. Gemahlen von hinnen nach dem Neü-<br />
wen Heillbrun bey Stoltenaw in die 'Graffschafft Hoya ge-<br />
reiset.<br />
Voäem 6l6 auf den Abendt ist des Herr Grass Oren-<br />
siirns Fr. Gemahlin zwischen 10 vndt 11 Vhr Seeligk ver-<br />
schieden.<br />
Den 37. Iuly Ist Herr Dr. Glorin Fürstl. Nie<strong>der</strong><br />
Sächsischer vndt <strong>der</strong> Stadt Lübeck abgesandter bey Mir Dr.<br />
Rungen gewesen, vndt berichtet das Er theils auf seiller Her-<br />
ren Principalen befür<strong>der</strong>n, theils seiner eignen gescheffte halber<br />
würde auf einc Woche 4 o<strong>der</strong> 6, würde nach Lübeck verreisen,<br />
hctte Mich aber vorhero besuchen wollen, vemb zu vemehmen<br />
wie es mitt <strong>der</strong> Pommerischen Sache stünde, mit erbieten,<br />
Wan Er den Pommerischen Ständen etwaß zu nutze alhic<br />
Verrichten tönte, das Er seine Reise viele lieber noch etwas,<br />
differire« wolte, den, im vebrigen weill den Catholicis dn<br />
Evangelischen Stände entliche erklehrung solte zugeschicket wer-<br />
den, Würde doch in eine Woche 5 o<strong>der</strong> 6 Weinigk fürfallen.<br />
Ich thette Mich <strong>der</strong> Visice halber bedancken, Vndt wüste Ihm,<br />
wegen Pommern ein mehreres nicht zu berichten, alß das di,<br />
Cron Schweden auf gantz Pommern noch bestände, dageget<br />
aber S. Churft. Durchl. auch in nichts Consentirtene außer<br />
das Sie Sich in etwaß zu lractaten erbötten, Vndt das dr
37<br />
Pommensche Stande von Hertzen Wünscheten, das. die Sache<br />
<strong>der</strong> mahl eins möchte zur richtigfeit, vndt Si^ auß diesem La-<br />
borinth kommen, Vndt das Ihme'belandt was Wir'für einen<br />
aniclllum vebergeben, Vndt bäht Ihme> demselben >recommen><br />
dirl sein zulassen, Worauf <strong>der</strong> Herr Abgesandter sagte: Er<br />
hctte Vertrewlich Vernommen, das'die Herrn , Schwedischen<br />
Ihre In5lrum6ntum 1^2015 herauß zugeben' gemeinet, Vndt<br />
das Sie in s>uncto 8illi3l2cti0in3 wie^erumb ein Ange auf<br />
das Stifft Magdeburgk geworffen, welches -den Sämptlichcn<br />
an <strong>der</strong> Elbe belegenen Stenden 'schr nachdencklich-Vorkehlne,'<br />
Vndt möchte gerne Wissen ob Sie etwa solches'S. Churfl.<br />
Durchl. zu Vrandcnburgk zilm aeqvivalent zu schantzen, o<strong>der</strong><br />
solches selbst behalten woltek. Ich ' andtworttete.- das Mir<br />
davon nichts bewust, wo aber die Cron ein Auge darauf<br />
hctte, möchte Sie es Vielleicht woN für Sich selbst hehalten.<br />
1. Wegen <strong>der</strong> Situation, das, Wer die Stiffter Magdeburgk<br />
vndt Bremen hette, in dessen Volnkommen Gewalt were Vn-<br />
ten vndt Oben <strong>der</strong> Elbstrom. L., Depcndirte von selbigem<br />
Stiffte die Dircction im Nie<strong>der</strong> Sächsischen'Kreyse, welche<br />
<strong>der</strong> Cron auch nichr Vebell anstehen möchte, Der Herr Abge--<br />
sandter gab auf diesen einwurff zu verstehen, das man solch<br />
Stifft Lieber S. Chursi. Durchl. zu Brandenburg alß den<br />
Schweden gönnen würde, Ich bäht sonsten den Herrn Abge-<br />
sandten, wo Er mehr Nachricht bekommen könte, wie etwa <strong>der</strong><br />
Pommersche Punct in dem Inzti-umento I^acls Verfasset,<br />
möchte Er es Vnbeschwert zur Nachricht Commumcircn, Wel-<br />
ches Er zusagte, Vndt erbott Ich Mich dem Herren Abgefand--<br />
ten noch nebenst meinem Herrn Collegen für seinen abreisell zu-zusprechen.<br />
Den L8. Illly haben Wir dem Herren Lübcckschcn vndt<br />
Vraunschweigschen Gesandten, welche in einem Logement lo-<br />
giret, Veyden aber vnsern vebergebenen articulllm nochmahlcn<br />
recommendiret, auch gebehten Vnß etwaß nachlicht von den
38<br />
Traktaten zugeben, Worauf Sie Vnß berichtet, das die Evan-<br />
gelische Stende alhie mitt Ihrer erklehrung auf <strong>der</strong> Catholi-<br />
schen Stände vebergade in ^uncto ^rav^minum ferttig weh-<br />
ren, Vndt stünde darauf das Sie darüber mitt den Evangeli-<br />
schen zu Münster Sich aufhaltenden Stenden zu Lengerich eine<br />
Conferentz anstellen würden. Wan solches geschehen, Würde<br />
es den Katholischen Stenden ertradirt werden, Vndt Vermein-<br />
ten, Wan es dabey Verbliebe, Vndt <strong>der</strong> puncws Neli^Ionis<br />
also in das Instrumentuin pacis kehme, das auch die Pom-<br />
mersche Stende <strong>der</strong> Religion halber genungsamb Versichert weh-<br />
ren Vndt referirten daneben, das die König!. Schwedische<br />
Herrn Legaten nicht gerne sehen, das die Evangelische Stände<br />
mit den Katholischen vemb Sich vnter einan<strong>der</strong> zu vergleichen<br />
so sltzlßigk tractirten, Vnangesehen, Sie vor dem solches offt<br />
gerathen, das Sie Sich Vereinigen möchten, iho aber sielle-<br />
ten Sie Sich an, alß wan es Ihnen nicht mitt wehre, das<br />
die Evangelischen mitt denn Catholischen alleine tractirten, Sie<br />
sagten auch das vom Könige in Hispanien ein schreiben an<br />
den Kayser kommen wehre, das Er mitt den Trattaten nicht<br />
zu sehr eylen möchte, damitt man noch gelegenheit bekommen<br />
könte von <strong>der</strong> Cron Frankreich bessere Conditiones zu erlan-<br />
gen, Sie Vermeinten aber daß <strong>der</strong> I'revis zwischen Holland<br />
vndt Hispanien auf 30 Jahr richtig were, Was aber die<br />
Hollan<strong>der</strong> mitt diesem Feldtzuge erhalten tönten, wollen Sie<br />
mitt nehmen, Ferner referirte auch <strong>der</strong> Lübecksche Herr Abge-<br />
sandter, das Er newlich bey den Magdeburgischen gewesen,<br />
vndt mitt Ihnen wegen <strong>der</strong> Licenten geredet, welche nun auch<br />
Augen bekehmen, weill die Eron Schweden wie<strong>der</strong>ümb ein<br />
Auge auf das Stijft Magdeburg? Würsse, den <strong>der</strong> Herr Feldt-<br />
marschall Torstensohn <strong>der</strong> Stadt Magdeburg? ausdrücklich<br />
Vntersagen lassen, das Sie dem Erlzbischoffe nicht Schweren,<br />
auch das Sie vcber 250 Mann zur besalnmgk nicht einnehmen<br />
sotten, dagegen Verlautette das die Schweden 500 Mann hin-
39<br />
ein legen wollen, Welches ein Wun<strong>der</strong>lich ansehen hette, Wie<br />
Wir auch vom Satisfaction Puncte zn reden lähmen, beuich-<br />
tcle Er ob woll die Herrn Kayserl. das Stifft Halberstadt S.<br />
Churst. Durchl. zum aeqvivalent wie<strong>der</strong> zu geordnet, das den-<br />
noch Ertz Hertzogk Leopold solches nicht abtreten wolle, Wie<br />
Wir auch bähten, Vnß von dem InZtrumenw keiois nach-<br />
richt zu geben, sagte dex Herr Abgesandter, das die Schwedi-<br />
schen einen entwurff gemacht, vndt solchen den Fürstl. Alten-<br />
burgischen Gesanten ßrck li6o 8ilentii zugestellet, das Sie es<br />
mitt den Reichs protocyW ^onferjrcn, aber sonsten Niemandt<br />
communicircn, o<strong>der</strong> sonst propssliren möchten/ tönte also Vnß<br />
davon keine gewisse nqchricht geben^<br />
Voclein die Nachmittage haben Wir den Churst. Herrn<br />
'Abgesandten Herr Wesembec besuchet, Vndf Vnß bey Ihme<br />
erkundigt, in huil)u3 tei-minis es mitt den traktaten wegen<br />
Pommern stünde, Welcher Vnß darauf berichtet, das Weiter<br />
bey <strong>der</strong> Sachen nichts geschehen, alß das Sie S. Churft.<br />
Durchl. referirt hetten was Sich die König!. Schwedische Le-<br />
gati gegen die Churst. Brandend, vndt <strong>der</strong> .Herrn Reichstende<br />
Deputirtc wegen solcher Tractatcn erklehret hetten, Vndt laß<br />
Vnß ein schrcyben von S. Churst. Durchl. vor, worauß ab-<br />
zunehmen, das Sie gerne sehen, das mitt den Tractaten nicht<br />
zu sehr geeilcl würde, damitt man noch etwaß Zeit gewinnen<br />
tönte, Vndt möchten S. Churst. Durchl, dqhey auch woll Ihr<br />
absehen auf die Staaden von Hollandt haben, das <strong>der</strong>oselben<br />
InterPosition S. Churst. Durchl. noch möchte zn statten kom-<br />
men, Vndt Vermeinte Herr Wcsembec das Ewald Kleist wel-<br />
cher Neulich auß dem Hage zum Berlin angekommen S.<br />
Churst./ Durchl. dazu Sperantz möchte gemacht haben, Ob bei<br />
Pohlen vndt Dennemarck dieser Pommerischen Sache halber<br />
durch S. Churst. Durchl. ctwaß wehre gesucht worden, davon»<br />
hette hiesige Gcsandtschasst gantz keine Nachricht, vndt sagte<br />
<strong>der</strong> Herr Gesandte daneben, das die Schwedische Herren Legaci
40<br />
haben Wolten, daß die Evangelische Reichs Stende fürschlege<br />
thuen, Vndt Sich <strong>der</strong> Vnterhandlungk Vntcrfangen möchten;<br />
bey welchen aber des Herrn Abgesandten meinungk nach S.<br />
Churfi. Durch!, weinig assistetti^ haben würde, den <strong>der</strong> mehre<br />
Theill gerne sehe, das die Schweden Pommern behielten, damitt<br />
Sie nicht Geldt <strong>der</strong> Cron zur Satisfaction darzu hergeben<br />
dorffen, Er berichtete auch das <strong>der</strong> Herr von Donaw<br />
wie<strong>der</strong> zurücke von Paris kehme, Welll Er seine depêche doselbsi<br />
bekommen, hielte aber dafür, Weill die Königin in<br />
Schweden eben itzo einen Gesandten nach Frankreich schickte,<br />
es were besser gewesen das Er daselbst noch etwaß Verblieben,<br />
Vndt präcavirte damilt S. Lhurfl. Durchl. daselbst nichts<br />
zum ^raeiu^icio Verhandelt würde, in (!iZ00iii.«;u Wardt<br />
auch von Ihme erwehnet das das Vertrawen zwischen Sachsen<br />
vndt Vrandenb. sehr schlecht were, die Churst. Sachsische<br />
Herrn Abgesandten blieben auch noch bey dem Prager Friede,<br />
vndt dem termino ^o. 162^.. Vndt hielte dafür das Chur<br />
Sachsen darin mitt dem Kayser gatch einig wehre, das die<br />
Cron Schweden Pommern behalten solte, würde also Ihr<br />
Churft. Durchl. von Menniglichen Verlassen, <strong>der</strong>owegcn Ihr<br />
Ja <strong>der</strong> liebe Gott beystehen würde. Von dem Schwedischen<br />
Instrument« j)3cis Hette Er noch nichts gesehen, Vndt Vermeinte<br />
das die Tractaten Sich noch lange Verschleppen würden.<br />
Womitt Wir entlich Abscheidt genommen.<br />
Den 29. Iuly Ist <strong>der</strong> Lübeckscher Herr Abgesandter welcher<br />
auch Herhogk Augusti von Nie<strong>der</strong> Sachsen Commission<br />
bey Sich hatt zu Mir Marr von Eckstedten kommen, vndt<br />
Abscheidt von Mir genommen, weill er auf etliche Wochen<br />
nach Hause zu reisen willens, <strong>der</strong>selbe berichtet das Er seine<br />
Volmacht im Fürsten Rahtt dem Würtcnbergischcn Abgesandten<br />
Fahrenmüller aufgetragen, bate, Wan wegen Pommern<br />
inmittelst etwaß fürlicffe Ihme solches schrifftlich zu communicircn,<br />
vndt referirte das Er schreiben auß Linh gelesen, welche
des Königs ln Dennemarck Agente geschrieben, das Hex HiF.<br />
Paulas stn den Kayser-begehret mitt den Friedens Tractaten<br />
nicht sehr zu eylen, Vndt keinen schändtlichcn Frieden zu ma-<br />
chen, welches <strong>der</strong> Kayser seinen Gesandten zu Münster, vndt<br />
Oßnabrügk zu wissen gethan, Sich darnach zu richten Er<br />
Verläse auch schreiben von <strong>der</strong> Anseo Städte NMe.nten auß<br />
dem Haag das es mitt dem ^r^xis noch nicht ganh n'chtigk,.<br />
vndt stieffe Sich noch.asi dM ^xes^itio reli^io^ pndt denn<<br />
Indianischen Commersien. - . .7 - ^ , .,.' / ,..,,,:<br />
Den 30. Iul^ Sein Wip.zu des..Herr GrassOrenstiws.<br />
Ercell. gefahren, Vndt habel^'dcroselben wegen, d^r.o abgestor-.<br />
benen Fr. Gemahlin das Leidt geklagtt, welche solches Woll<br />
auf genommen, vndt Sich wegen des tragenden mittleidens<br />
bedancket, auch Sich hinwie<strong>der</strong> zu aller geneigten affection er-<br />
botten, erzehlten darauf <strong>der</strong>o abgelebten Fr. Gemahlin Krank-<br />
heil, vndt Cur, Darauß so viele zu verspühren, das.<strong>der</strong> Me-<br />
dicus Dr. Timplerus <strong>der</strong> Sachen zu,viele gethan, vndt die<br />
Natur zu hart angegriffen, vndt, zu l^tztdie Patientin deseri-<br />
ret, Wormitt, S, Erxell. etwas vebell zufrieden wahren, Nach,<br />
diesem singen S, Ercell. einen discours von den Friedens<br />
Tractaten an, Vndt sagten, das Sie das<br />
ciä nicht herquß gehen könsen, biß <strong>der</strong><br />
gehoben, Wan solches geschehen, wolten Sie das<br />
tuin PI0Ì5 an staatt einer Andtwordt auf die Kayserl. Dup-<br />
licam ediren^.o<strong>der</strong> in einem gebrochenen Papir Ihre rcplic ne-?<br />
beM dem Instrumento zugleich also das auf einer Seite die<br />
replic, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n das Ili^l-uwsntum f>aci5 stünde, zu-<br />
gleich vebergeben, Vndt den abgehandelten Punct <strong>der</strong> ßrava-<br />
mmuin dem InLli-umento inseriren, Vndt wie Wir bähten<br />
das Vnser arliculus mitt in das lyFtrliinenwm paoi3 folte<br />
gebracht werden, Andtwortteten S. Crccll. daö solches ge-<br />
schehen solle, Wir repetirten auch <strong>der</strong> Herren Landlstände su-<br />
chen wegen des Capittuls zu Cammin.
42<br />
Worauf S. Ercell. Sich erklehrten, das Sie an Herr<br />
Lillieström schreiben, Vndt Sich erkundigen wollen, waß Er<br />
für ordre des fals auß <strong>der</strong> Cron mittgebracht, Vndt erwehnte<br />
dabcy, das Herr LiUieström nicht zu Stettin bleiben, Son<strong>der</strong>n<br />
zu <strong>der</strong> Wittembergschen Armee, vndt Erßcken zu <strong>der</strong> Wran-<br />
gelschen Armee gehen würde, Lelzlich gedachten S. Ercell.<br />
weill Sich die Friedens Tractaten so langsamb anliessen, das<br />
auch woll <strong>der</strong> Winter damitt hingen möchte, So wehren Sie<br />
nicht Vngeneiget eine Reise nacher Schweden zu rhuen, damitt<br />
Sie Ihr Königl. Maytt. Mündtlich referiren vndt alles auf's<br />
beste recommendiren vndt remonstriren könten, wovon man des<br />
Ortts so eigentlich keine Nachricht haben möchte, Wie Wir<br />
nun darauf zu verstehen gaben, das solche S. Grcett. weite<br />
Reise vndt abwesenheit das hoch nöhtige Friedens Werck sehre<br />
remoriren würde, Sagten Sie das Herr Salvius doch noch<br />
hie Wehre, Vndt Vermeinten weill Ihr dieses Vnglück zuge-<br />
stoßen das Sie nun <strong>der</strong>o Reise desto beffer forttsehen könlen,<br />
Jedoch kam Vnß diese Rede nur Vor, alß Wollen S. Ercell.<br />
ein gerüchc von Ihrem Wegckreisen erschallen lassen, Weill<br />
Herr Graff Trauttmansdorff eine mine machte alß wclte Gr<br />
wie<strong>der</strong> an den Kayserl. ^)off reisen, Vndt könte nian nicht<br />
abnehlnen, ob ein rechter ernst dabey wehre. Wormitt Wir<br />
von S. Ercell. abscheide genommen.<br />
Den 3. Augusti haben Wir den Churst. Vrandenburgi-<br />
schen Gesandten Herr Wesembecen angesprochen, vndt Vnß bey<br />
Ihme erkundigt was es itzo für eine beschaffenheit mitt <strong>der</strong><br />
Pommerischen Sache hette, Welcher Vnß zufür<strong>der</strong>st S. Churfl.<br />
Durchl. schreyben so bey Jüngster Post kommen, Vorläse, darin<br />
Vnter an<strong>der</strong>n enthalten, das S. Churfl. Durchl. in <strong>der</strong><br />
Pommerischen Sachen ein mehrers nicht thuen würden, alß<br />
waß Ihr <strong>der</strong>o gute Freünde würden Nahten, Sie die Churf.<br />
Gesandten, möchten alhie vndt zu Münster rem in integro<br />
halten biß S. Churft. Durchl. dieser Oertter in die nähe
43<br />
kehme, Sie wollen Sich für<strong>der</strong>sambst auf die. Reise machen,<br />
Jedoch.den Herrn Loben Voranschicken, darnach laß Er Vnß<br />
vor die relation <strong>der</strong> Münsterschen Herrn Churfl. Gesandten,<br />
welche bey dieser Post nach Berlin abgehen solle, darin War<br />
enthalten, I. Wie Sie denn Herren Französischen. Ambassadeurs<br />
das Pommerische negotium recommendiret,,.httten Sie eine gar<br />
schlechte resolution bekommen,, in dem das <strong>der</strong> Duc de Longen<br />
ville erpresse zu Herr Frombholt gesagt, das Sie die fürge-<br />
schlagcne Mediation ohne <strong>der</strong> Schweden will, nicht veber,Sich<br />
nehmen konten, den Sie mitt selbiger Eron in Mance stün-<br />
den, Vndt war auß <strong>der</strong> relation fast so viel! zu vernehmen,<br />
alß wan beyde Cronen eine heimbliche aNiance gemacht hellen,<br />
Sich bey den Vorgeschlagenen Län<strong>der</strong>n in Teutschland red-<br />
^roce zu mainteniren. Wie nun Herr Frombholt zu verste-<br />
hen geben das es <strong>der</strong> Cron Frankreich <strong>der</strong>mahlen eins gerewen<br />
würde, das Sie die' Schweden in Teutschland so mechtig wer-<br />
den liessen, hette gemelter Duc geandtwoNet, Sie konten itzo<br />
nicht dawic<strong>der</strong>, Sie hettm dem Schweden Ihre parol gegeben,<br />
vndt müsten künfftiger Zeit erwartten, Vndt helle daneben an<br />
die handt geben, das die Neichstcnde die angefangene mo<strong>der</strong>a-<br />
tion am besten veber Sich nehmen konten, Vndt wollen Sie<br />
auch- woll dazu reden. Im Hauptwerck aber hellen Sie, die,<br />
Franlzöftsche Gesandten gar hartt darauf gedrungen, das S.<br />
Churft. Durchl. solle halb Pommern neb^nst <strong>der</strong> Stadt Stet-<br />
tin abtrelten, Vndt obwoll dabey remonstriret worden, das die<br />
Stadt Stettin niemahlen zu vor Pommerischen Regierung ge-<br />
höret, So hette doch Duc de Longeville gesaget, Es tönte<br />
nicht an<strong>der</strong>s sein, vndt konten Sie die Frantzosen darin den<br />
Schweden, rätZons soe<strong>der</strong>is nicht abstehen, auß welchem dis-<br />
cours abzunehmen, das die Französische Mediation S. Churff.<br />
Durchl. schlechten Vortheill bringen würde. II. Das die Churf.<br />
Brandend. Gesandten zu Münster auch denn Slaadischen Am-<br />
bassadeurs die Pommersche Sache Vorgetragen vndt aufs beste
ecommendirt, aber Sie daselbst auch schlechten trost bekommen,<br />
indem Sie Sich Vernehmen lassen, das S. Churf. Durchl.<br />
woll chatten, das Sie Sich so weit veberwuuden, vndt wegen<br />
Pommern tractiren wollen, Sie weren <strong>der</strong> guten Hoffnung,<br />
waß Sie iho dahinten liessen solches würde Ihr am an<strong>der</strong>n<br />
Ortte wie<strong>der</strong> erstattet werden, o<strong>der</strong> ins künfftige wan den<br />
Schweden die itzige vallante vndt victorieuse armee auß den<br />
Händen gebracht Sich occasiona praescntiren, das Sie das<br />
Ihrige wie<strong>der</strong> bekehmen, wegen begehrter InterPosition aber,<br />
wahr die erklehrungk gar kaltsinnigk, Vndt hetten gesagtt, das<br />
die Schweden cine Suspitieuse vndt Hoffertige Nation wehre.<br />
III. Das die Chur Maytchische, Bayerische vndt Oesterreichsche<br />
Gesandten bey Vnterschiedtlichen Visiten so Ihnen von<br />
denn Chur Vrandenburgischen gegeben worden, Sich Vernehmen<br />
lassen, das Sie S. Churft. Durch!, wegen Pommern<br />
gerne assistiren wolten, aber es müsten erstlich die gravamina<br />
vnter den Stände componiret werden, welches S. Churf.<br />
Durchl. befür<strong>der</strong>n möchten, vndt daneben hoch betewret, das<br />
die Catholici in etlichen Puncten nicht mehr eingehen vndt<br />
nachgeben konten, wolten lieber das eüsserste daran scheu, Ja<br />
lieber Sich das Blut aus den Neglen Saugen vndt Riemen<br />
auß dem Leibe schneiden lassen, alß ein mchrers Verwilligen.<br />
IV. Das <strong>der</strong> Katholischer *) Gesandter Sich gegen S. Churf.<br />
Durchl. zu allem guten erbotten, vndt begehret das Ihme die<br />
Chur Vrandenb. Gesandten nur an die handt geben wollen,<br />
waß Er Ihrentwegen votiren folte, hette auch gefragt, ob auf<br />
das Iehnige so Er den Herren Gesandten wegen offerirter hülffe<br />
vor seinem Herrn angebracht, refolution zurücke bekommen,<br />
Vndt wie Wir bey diesem passu fragten, Was Sich <strong>der</strong> Hertzogk<br />
von Lothringen anerbohten, berichtet Herr Wesembec, <strong>der</strong><br />
Hertzogk von Lothringen hctte S. Ch. Durchl. 10000 Mann<br />
,<br />
') So steht in <strong>der</strong> Handschrift; wahrscheinlich z'.i lcs^n: Lothringischer.
zur assistentz vndr noch ehliche 100000 Nthlr. Vorzustrecken<br />
offerirt, Wan S. Churfl. Durchs. Ihn zum General vcber<br />
<strong>der</strong>o Armee machen wolle, aber S. ,Churst. Durchl. trügen<br />
dessen bedencken. V. Weren etliche avifen darin, alß das Wi-<br />
norbergen von den Franzosen erobert, das Vnler den Hispa-<br />
niern Viele Factiones wehren, <strong>der</strong>en Capita wehren 1. Duc<br />
d'Aumalphi o<strong>der</strong> Piclomini, 2/ Marqves de Co'rressena 3. Don<br />
Cantelmo, 4. Don Caste! Ro<strong>der</strong>igo, Vndt diese Viere hetten<br />
den Duc de Lorraine aussgebissen, das Er nach Spaa in den<br />
Sauwerbrunnen gezogen, vndl were eill geschrey auffgebrochen<br />
ob wehre Vr doselbst gestorben, Item hat ein dänischer Ge-<br />
sandler im Haag angekommeil, welcher eine alliance Suchte,<br />
Vntt eine Zeit langt alda Verpleiben würde.<br />
üoäem 6Ì6 haben Wir den Fürstl. Landtgrafflichen Cas-<br />
selschen Herrn Gesandten Neichard Schäsfer besucht, vndt Ihme<br />
die Pommerische Sache recommendiret, dabey bittende, Vtiß<br />
waß desswegen passirte in Vertrauwen etwa zu Communiciren,<br />
Worauf <strong>der</strong> Herr Abgesandter Sich zu aller Willfährigkeit er-<br />
botten, Vndt sagte: Weill die Catholische Sich nicht zum sichle<br />
legen wollten, So würden S. Churfl. Durchl. Sich milt dcr<br />
Cron Schweden wegen Pommern in güttliche traclaten eiülas><br />
sen, Vndt also Vergleichen müßen, das S. Churff. Durchl.<br />
den O<strong>der</strong>strom bis ln die See Frey behielte, Wan nun S.<br />
Churst. Durchl. mitt <strong>der</strong> Cron Schweden Verglichen, müsten<br />
alle Evangelische Stände Sich mist <strong>der</strong> Cron Schweden Ver-<br />
binden, vndt den Frieden ingesambt befür<strong>der</strong>n, den im Ober-<br />
vndt Nie<strong>der</strong> Sächsischen Crayse währe noch woll so viele<br />
macht das man 20 o<strong>der</strong> 24000 Man aufbringen vndt Vnter-<br />
halten könne. Den sonsten stünde es mitt den Friedens Trac-<br />
taten gar mißlich, in dem die Catholici wie<strong>der</strong> ümb clir'i5l2F<br />
erigirten. 1. Vndt weill die Franzosen Orbicello qvitiren<br />
vndt Sich schendtlich retiriren müssen, welche erpedition <strong>der</strong><br />
Cron Frankreich ve<strong>der</strong> 10 Million gekostet, 2. das die Frau-
zosen anch bey Lerida eingebüsset, 3. <strong>der</strong> Pabst vndt die<br />
Italianische Fürsten eine lige pio ^esenzione Itciliclevi5 die Hollän<strong>der</strong> Sich auch in das Teutsche<br />
Wesen Mischen, wie die Schweden, mitt fürgeben Ihren Freun-<br />
den zu helffen, Sonsten sagte Er das die Croncn auch woll<br />
lieber sehen mochten, das <strong>der</strong> Fraw Landtgvävin Armee nicht<br />
auf den deinen wehre, ober von Ihren Commendo dependirte,<br />
aber Sein Seht. Herr hettt nach des Königs Tode seine ei-<br />
gene Armee haben wollen, Vndt nachdem Wir Ihmc pro com-<br />
nninicItione für die Nachricht gedancket, haben Wir Abschcidt<br />
genommen<br />
Den 6. Augusti ist <strong>der</strong> Herr Grass von Wittchenstein<br />
wie<strong>der</strong> von dem Newcnbrun zu Stoltenaw alhie angelanget.<br />
Den 8. Augusti hatt <strong>der</strong> Schwedischer Legations Sccre-<br />
tarius herü Varenklaw Mich Marr von Eckstedten besuchet,<br />
welchen Ach gebehtelt, bey Herr Grass O^enstirn zu erinnern,<br />
damitt das Vertröstete schreiben an die Schwebische Herrn<br />
ystats Nahte, bndt son<strong>der</strong>lich hcrr Wiejtröm wegen des Ca-<br />
pituls Sache abginge, worauf Er zur andtwort gäbe das S.<br />
Ercell. schon vor 8 Tagen desfals an Herr LilUeström geschrie-
47<br />
ben, ,Vndt erwehnte dabey das,, so baldt <strong>der</strong>selbe auß Schwe-<br />
den in Pommern kommen, hette Er an S. Ercell. geschrie-<br />
ben vndt notificiret wie Ers da gefunden hette, Vndtwaß<br />
bey dem Capitul fürgangen, vndt hette von <strong>der</strong> Königin mci-<br />
nung erwehnungk gethan, Worauf S. Ercell. wie<strong>der</strong> geschrie-<br />
ben, das Er Ihr von <strong>der</strong> Königin Verordnung Nachricht ge-<br />
ben möchte, es wert aber darauf koch keine andtwortt ange-<br />
kommen, Alß Ich nun wie<strong>der</strong> sagte das die Landrstände nicht<br />
glaubten, das Herr Lillteström solchi or<strong>der</strong>e mittgebracht, weill<br />
es wie<strong>der</strong> die Königl. alliänöe vndt <strong>der</strong> Königin resolution<br />
liefe, Welche Sie ttewllch <strong>der</strong> Ponimirischen Slande Deputir-<br />
ten gegeben, Sagte Er, matt müste erwartten Was Herr Lil-<br />
lieström' antwotttett würde. Ich bäht das er in des Landes<br />
besten sein, vndt die Sache bey S. Ercell. vrgiren wolte,<br />
welches Er zu thuett abgenommen, Vndt schluck für, das Wir<br />
beym Herr Graff Orenstirn auhalten möchten, das S. Erccll.<br />
dieser Sachett halber in ante desiivi in Schweden schrieben,<br />
vndt dieselbe <strong>der</strong> Königin, Vndt S. Vcell. dett Herrn Reichs<br />
Canhler recommendirtc, Sagte sonsten das Herr Lillieström<br />
hilzigk wehre vndt solche Sachen referirte> welchen <strong>der</strong> Herr<br />
Reichs Cantzler baldt glauben justellete. Er gedachte auch<br />
das Heinerich SchWallenbergk hergeschriebitt/ das Sich Herr<br />
Philip Horn Oegeit Ihme beschweret, das das Achnige, so <strong>der</strong><br />
Herr Legatus guth befünde, bon an<strong>der</strong>tt gehin<strong>der</strong>t würde,<br />
Vndt wie Wir Vnter einan<strong>der</strong> von denn Friedens Tractaten<br />
zu reden kommett, sagti Herr Väretlklaw, das es Sich daran<br />
stiesse, das <strong>der</strong> Kayser ohlie Hispanlen nicht Tractiren wolte,<br />
Vndt Hispänien wartete auf den I^evis mltt dentt Hollän<strong>der</strong>n,<br />
ob es dabey bleiben würde> Was 3 Cockissärii Ättttrzeichnet<br />
hetten, das Churst. Collegium aber wolte da wie<strong>der</strong> Protesti-<br />
ren, das <strong>der</strong> Friede wegett Hispaniett aufgehalten würde, Graff<br />
Trautmattsddrff hette an Herr Graff Lambt-echt geschryben,<br />
das Er Ihme ein paß bort dett Schwedischen Legaten zu Wege
ingen mochte, den Er zurück Reisen wolte, Frantz Wilhelm<br />
<strong>der</strong> Bischofs von Oßnabrügk were nach Cöttn gereiset, weill<br />
selbiger Chur Fürst In I^onS liegen solle. Vndt vermeinte<br />
wan die Kayserl. welche Eich ve<strong>der</strong> den Mayn retirirel, nicht<br />
schlagen wollen, das Sich Wrangcll Woll mitt Wittenberges<br />
Conjungiren vndt Königsmarck zurücke gehen dorffre, Er<br />
sagte auch das <strong>der</strong> Herr Legatus Orenstirn ohne Kayferl. or-<br />
<strong>der</strong> nicht nach Schweden reisen tonte, Wie S. Ercell. woll<br />
gesaget, auch meinte Er das Herr Feldtmarschatt Torstensohn<br />
in den angezogenen beschwerungen woll remediren tönte, Wor-<br />
auf Ich aber berichtete, das S. Ercell. den Stenden keine<br />
audientz geben wollen, mitt fürgeben das Er tranck wehre.<br />
Den 9. Angusti haben Wir dem Herr Grassen von Witt-<br />
chenstein angesprochen, Vndt S. Ercell. znfür<strong>der</strong>st (!? reclitu<br />
gratuliret, Vndt gedehten, was passirt vnß zn communiciren.<br />
Worauf S. Ercell. Sich <strong>der</strong> visite vndt gratulalion halber<br />
bedancket, vndt berichtet, das S. Churfl. Durchl. nun beym<br />
Heilbrun zu Halberstadt wcren, Sich wegen des vebrigen<br />
Giffls So Sie noch bey Sich hetten, zu Curiren, <strong>der</strong> Herr<br />
von ^öbcn Sampt dem Herr Lanier Gotzm vndt fast allen<br />
geheimen Rehlen wehren bey Ihr, Vndt würde <strong>der</strong> Herr von<br />
köben Seine erpedition daselbst erlangen, Sonsten hetten Sie<br />
diese tage so woll Herr Orenstirn alß Herrn Salvio visiten ge-<br />
ben vndt dabey anlaß genommen milt Ihnen wegen <strong>der</strong> Pom-<br />
merischen Tractaten zu reden, Sie hetten Sich aber in spscie<br />
nicht herauß lassen wollen, Son<strong>der</strong>n nur Sich Vernehmen las-<br />
sen, das Sie von keiner Französischen vndt Holländischen Me-<br />
diation wissen wollen, jedoch hette Sich Herr Salvius in einen<br />
discourse eingelassen, Vndt gesagt: Er hellt geratzten das die<br />
Cron Pommern zur Satisfaktion nicht behalten folte, den Er<br />
hette einen veberschlagk gemacht, das die Lron zu dem Ieh-<br />
nigen so auß dem Lande zu erheben, woll 3 Tonnen Goldes<br />
auf die guarnlsonen Iehrlich würde spendiren müssen, Vndt
dabey zu verstehen geben das <strong>der</strong> Königin Seme schreyben<br />
nicht alle zu Händen kommen musten, Er hette aber ein Mit-<br />
tcll Versuchet durch den Pfali.'grafcn, an welchen Herr SalviuS<br />
auch geschrieben, <strong>der</strong> Königin sein Schreyben HU Händen zu<br />
kriegen, welcher bey <strong>der</strong> Königin in gutem credit wehre, nach»,<br />
demmahle man Vermeinte, das die Hewraht zwischen Ihnen<br />
würde geschlossen werden. Vndt Sagten S. Ercell. weill die<br />
Schwedische Herrn Legati von keinen Traktaten hören wolten,<br />
so sehen Sie nicht worümb S. Churfl. Durchl. Sich dieser<br />
Oerther nähern sollen, Vndt würden Vnwillig sein, das man<br />
Ihr solches gerathen hette, Sonsten berichtete S. Ercell. das<br />
es mitt dem vniversal Frieden gar mißlich, stünde, vndt würde<br />
schwerlich davon etwaß zu hoffen sein, wo nicht die Evange-<br />
lische Stende ein son<strong>der</strong>bares Oor^us mIjitIi-6 zusammen<br />
brechten, Vndt die dritte Parthey machten, damitt, W^n ein<br />
theill nicht Friede machen wolle, Sich selbige Armee zur an-<br />
<strong>der</strong>n Parthey Schlagen konte, vndt den Frieden beför<strong>der</strong>n,<br />
Vndt wahren <strong>der</strong> Meinung das zu einer Armee von 30000<br />
Mann woll zugelangen, Wan die Stende im Neich nur einigt<br />
weren, vndt für die Teutsche Freyheit zusammen tretten wol-»<br />
ten, Endlich berichteten S< Ercell. das bey negstcr Post von<br />
S. Churfi Durchl. schreyben eingekommen, worin Sie Sich<br />
erklehrten, das Sie zu Frieden wehren, das die Powmerischc<br />
Privilegia mitt in dem Ili8trument0 pacig berühret würden,<br />
weßhalber Wir Vnß gebührlich bedancken thätten Vndt bähten,<br />
Vnß einen Ertract aus Selbigem Chf. Schreiben zu Commu--<br />
niciren, welches S. Ercell. Vnß zusagten, Vndt haben Wir<br />
damitt Abscheidt genommen.<br />
Den 11. Augusti als Wir Herr Wesembecen besucht, ha-<br />
ben Wir Ihme referirt waß massen S. Ercell. <strong>der</strong> Herr<br />
Grass Vnß berichtet das S. Lhurf. Dnrchl. wegen <strong>der</strong> Pom-<br />
lncrischen Privilegien Sich abcrmahl erllcrct, Vndt Vnß Oo-<br />
daven zugcsagtt, mitt bitte Vnß einen Extract aus dem<br />
VI. l. 4
50<br />
Churf. Schreiben zu Communiciren, Worauf Er Sich erklch-<br />
ret das S. Churf. Durch!. Sich abermahl gncdigst erklehret<br />
das <strong>der</strong> Privilegien in dem Insli-umento paois möchte geru-<br />
het werden, weill aber das schreyben Vnter an<strong>der</strong>e briefe Ver-<br />
legt, wolte ers aufsuchen, Vndt den begerten ertract zusenden,<br />
berichtete daneben das die Churfürsts. Münsterische gesandten<br />
an S. Churf. Durchl. referiret, das die Hollän<strong>der</strong> mitt den<br />
Frantzösischm Gesandten daselbst zu Münster wegen Pommern<br />
geredet, Vndt nicht alleine die ^ui-a amicitige et viclmtatiz.<br />
Son<strong>der</strong>n auch Ihre eigene interesse- am Baltischen Mehre al-<br />
leglrt, Vndt das Sie nicht gestatten könten das Pommern in<br />
frömbde hende kehme, dawie<strong>der</strong> hetten die Franzosen allcgirt<br />
Ihre soe6u3 mitt Schweden, Vndt das Sie Ihnen darin nicht<br />
abstehen lonten. Enrlich aber hette Duc de Longeville ge-<br />
fragt, ob die Herren Staaden aNezeitc also zu reden gemeinet<br />
wehren, Nie nun die Hollän<strong>der</strong> darauf geandnvortet: Sie<br />
hetlens In In5tt-uctlon6) vndt Verhojsten Ihre Pnncipalen<br />
dabey bleiben würden, hette Er gesagt: So müsten Sie auch<br />
an<strong>der</strong>s reden. Hernachcr wehre Herr Frombholt bey dem ei-<br />
nen Holländischen Gesandten gewesen, vndt Vertrewlich ge-<br />
fragt: ob dan die Hollän<strong>der</strong> S. Churf. Durchl. woll würck-<br />
lich assistiren würden? Der hette geandtwortet Er wüste es<br />
nicht, so lange die Schweden Ihre vallante Teutsche Armee<br />
auf den beyncn hettc, vndt die Teutschen Fürsten mitt Ihnen<br />
einig wehren, dürfften die Hollän<strong>der</strong> woll keinen Kriegk an-<br />
fangen, aber hernacher wan die Armee nicht auf den beynen<br />
mehr wehre, würden Sie den Schweden Pommern nicht lassen,<br />
Vndt meinte <strong>der</strong> Herr Gesandter, wan hernacher die Hollän<strong>der</strong><br />
den Schweden alß Ihren Feinden Pommern abnehmen, das<br />
Sie S. Churf. Durchl. nichts davon wie<strong>der</strong> restituire« möch-<br />
ten. Sonsten referirte Er per discursum das <strong>der</strong> Streikt<br />
wegen <strong>der</strong> präcedenl; Zwischen <strong>der</strong> Reichs Rittcrschafft vndt<br />
<strong>der</strong> Reichs Städten noch nicht beygelegt wehre, Vndt hette
51<br />
Er lm Pommerschen voto, so Er schrifftlich eingeschickt, gerah^<br />
ten, das man L Ei'cmylaria niachen möchte, in-<strong>der</strong>en: einen<br />
die Reichs Nitterschafft Vor, im an<strong>der</strong>n nach dei^Neich Sted-<br />
ten gesetzt würde. Vndt also were es zu Franckfi<br />
gehallen, Vndt sagte das die Reichs Nitterschafft.V'Dö<br />
tronen helle, alß Erß Hertzogk Leopoldutn,dew Wischoff, vott<br />
Mirl)burgk vndt an<strong>der</strong>e. Herr Orenstirn,hette Sich sonst auch<br />
Verlauten lassen, das die Retchstende --alle
52<br />
Vorschlugen, welches aber die Schwedische Legaten abschlugen,<br />
vndt müste man erwartten waß Herr Loben bringen würde.<br />
Es berichtete sonsten <strong>der</strong> Herr Abgesandter, das sein Herr nach<br />
dem newen Vrun bey Halberstadt reisen würde, Vndc nahm<br />
damitt seinen Abscheidt, welchen Ich die Pommerische Sache<br />
recommendirte, vndt glück zur Neise wüuschete.<br />
Den ^3. Augusti hatt <strong>der</strong> Herr Wesembec Vnß den Vertrösteten<br />
Erlract aus dem Churf. Schreyben Communiciret,<br />
welches Wir folgenden tages auch alßfortt bey <strong>der</strong> Post an<br />
die Herren Landtstände geschickt.<br />
Den 14. Augusti ist <strong>der</strong> Freyherr von Loben wie<strong>der</strong>ümb<br />
alhie angelangt.<br />
Den 15. Augusti haben Wir Vnß bei demselben zur au<<br />
dientz angeben lassen, welcher Sich aber emschüldigt, das Er<br />
den tagk nicht Zeitt hette, Er wolte Vuß Morgen eine stunde<br />
bestimmen lassen.<br />
Den 16. Augusti hatt vnß die gesampte Churf. Vrandenb.<br />
Gesandtschafft anmelden lassen, wir möchten noch desselben<br />
Abendts etwa vemb 5 Vhr in des Herr von Lobens Logement<br />
k0l:-men/ zumahlen Sie wegen S. Churf. Durchl.<br />
Vnß etwaß anzumelden hetten. Wie Wir Vnß nun auf bestimpte<br />
Zeitt gestellen wollen, Ist <strong>der</strong> Aayserl. Gesandter Herr<br />
Graff Lambrecht noch beym Herr von Loben gewesen, <strong>der</strong>owegen<br />
Wir so lange beym Herr Wesembecken eingetretten, Der<br />
sonst zu verstehen gab das man Vnß die Churf. Resolution<br />
Vorlesen würde, Sonsien berichtete Er, das S. Churf. Durchl.<br />
im Vrun zu Assersleben gewesen, Vndt Sich Gottlob woll<br />
auf befunden, in <strong>der</strong> erste wehre Sie 2 Tage hefftigk kranck<br />
gewesen, Wan Sie aber das veberstanden, hetten Sie beßerungk<br />
gemercket, daß Ihr nicht alleine die Nöhte Vnterm Gesichte,<br />
Son<strong>der</strong>n auch die Fettigkeit vergangen, Vndt befunden sich alt<br />
<strong>der</strong> Leber beßer Constituirt, <strong>der</strong> Hertzogk von Mecklenburgs,<br />
wie auch <strong>der</strong> Herr Grtz Vischoff von Viagdcbllrgk wehren auch
53<br />
da gewesen, Vndt hette Sich son<strong>der</strong>lich <strong>der</strong> Herr Erhbischoff<br />
gegen S. Churf. Durchl. Sauwer angestellet, Vndt fast nichts<br />
geredet, das man fast nicht gewnst obs auß Hoffahrt o<strong>der</strong><br />
Simplicität geschehen, <strong>der</strong> Herr Ober Cammerherr hctte ein'<br />
banqvet müssen anstellen, vndt alle Fürstl. Personen dazu Invitiren,<br />
Worüber <strong>der</strong> Herr von Loben wegk gereiset das Er<br />
selbigen nicht beygcwohnet, nach diesem bericht sein Wir von<br />
<strong>der</strong> Churf. Resolution wegen <strong>der</strong> Pommerischen Privilegien<br />
zu reden kommen vndt gefragt: ob S. Churf. Durchl. Vnsern<br />
articul so wlr vebergeben, mitt Jüngster erklehrung, davon<br />
Vnß <strong>der</strong> Ertract communiciret worden, gemeinet, Worauf<br />
Herr Wesembec Sagtte Ja, Er wüst? nichts an<strong>der</strong>s, Vndt<br />
würde S. Churf. Durchl, den articulum nicht wi<strong>der</strong>sprechen,<br />
Wofür Wir Vnß bedancket, Vndt gebehten, Wan im Reichs<br />
Nahtte die Pommerische Sache vorkehme, solches ad protocollum<br />
Vnbeschwert zu bringen, damitt Wir <strong>der</strong> Herrn Reichstende<br />
assistentz velub so viel gewisser erlangen lonten. Nachdem<br />
nun <strong>der</strong> Herr Graff Lamborgk wegk gefahren, Sein Wir<br />
zu dem Herr Loben hinübergegangen, woselbst <strong>der</strong> he^r Graff<br />
von Wittchenstein auch gewesen, Vndt hatt Herr Wesembec im<br />
Nahmen <strong>der</strong> Churf. Gesandtschafft propom'rt, das <strong>der</strong> Herr von<br />
Löben vor etliche tagen alhie wie<strong>der</strong> angelanget, Vndt von<br />
S. Churf. Durchl. eine resolution mittgebracht, welche darauf<br />
bestünde, das S. Churf. Durchl. ohne <strong>der</strong> Pommerischen<br />
Stände Rahtt nichts in <strong>der</strong> Pommerischen Sache vornehmen,<br />
o<strong>der</strong> ohne Ihren erpressen consenss Verwilligen wollen, Vndt<br />
Verhossten dahero die Pommerische Landtstände würden Sich<br />
des einrahtens nicht entziehen, o<strong>der</strong> S. Churf. Durchl. vebels<br />
nachreden alß hetten Sie dieselbe Verlassen, Vndt Ihrer obligatiolr<br />
kein gnügen geleistet, Vndt obwoll denn Ständen bishero<br />
die Convente gewehret, So hetten doch S. Churf.<br />
Durchl. an Torstensohn geschrieben, vndt so viele Nachricht<br />
erlanget, das Ihnen zusammen zukommen Vergönnet, Zweiffel-
54<br />
ten anch nicht Sie würden Vnß gnnngsamb, wo nicht öffentlich,<br />
doch privatim im Vertrauwen instruirt haben. Vndt<br />
wardt darauf die Instrnction Verlesen, des einhalts, das S.<br />
Churf. Durchl. zwar bedencklich fiehle ohne Mediation zu Handeln,<br />
Vndt nicht gehofft das die Lron Schweden solches folte<br />
refusirt haben, Weil! Sie Ihre negste Vludts Verwandte^)<br />
alß Frankreich vndt Hollandt darzn erwöhlet, Vndt sotten Sie<br />
die Herrn Gesandten so viele möglich darauf bestehen, Wans<br />
aber nicht zu erheben, solten Sie ädsquc Mediation« zun<br />
Tractaten schreiten, Jedoch <strong>der</strong>gestaldt, das die Cron Schweden<br />
Sich vorhero erklehrte Von gantz vndt halb Pommern abzustehen,<br />
Wan Sie darauf eine Christliche vndt billige anfür<strong>der</strong>ung<br />
thetten, Sollen Sie die Churf. Sich in Handlungen<br />
einlassen, aber alles mitt Vnsern, alß <strong>der</strong> Pommerschcn Deputirtcn<br />
einrahten vndt Vorwisscn, alß die des Landes gelegenheit<br />
am besten wüsten, Vndt das S. Churf. Durchl. <strong>der</strong> Odcrstrom<br />
bis in die offene See frey bliebe, 8veci Sich auch Verpflichteten<br />
die (üoininercia nicht zu turbiren, Vndt solten Sich<br />
gegen Vnß erbiethen Wan Sein Churf. Durchl. Ja etwaß von<br />
Pommern nachlassen müsten, das Sie dennoch den Stenden<br />
des Ortts mitt gnedichster affection bey gethan Verpleiben<br />
wolten, <strong>der</strong> Herr von Loben thete Mündtlich hinzu, das S.<br />
Churf. Durchl. <strong>der</strong> Pommerschen Stände vndt vnsere getrewe<br />
Vnterth^nigste standthafftigkeilt gnädigst empfunden, Vndt Eich<br />
deshalber zu aller gnedigm wie<strong>der</strong> Vergeltung? obligat befunden,<br />
Vndt begehrten man möchte dabey perseverirm, Vndt Eich<br />
das Wanckelmühtige Glück nicht wendig machen lassen, Vndt<br />
Ihnen eröffnen, was <strong>der</strong> Herren Landtstände eigentliche Meinungk<br />
wehre. Wir haben zufür<strong>der</strong>st dem Herr von Loben de.<br />
reditu gratuliret, Vndt Vnß pro oommunioationc bedancket,<br />
Vndt dabey angezeiget das Vnsern Herren Principalen erfrewlich<br />
') Vermuthlich zu lesen: BundtS Verwandte.
55<br />
Vorkommen würde, das S. Churf. Durch!. Sich <strong>der</strong> veciprocirten<br />
Pfiichr zwischen Ihr vndt dm Ständen Sich gnedigst<br />
erinnerten, Vndt die resolution genommen, 'das Sie ohne<br />
<strong>der</strong> Pommerische Stände Consenss vndt einwilligen, nichts<br />
schließen o<strong>der</strong> Handelln wolten lassen, Wir hctten zwar dag<br />
Iehnige welches Vnß zn 2 Vnterschiedtlichen mahlen Proponiret<br />
an die Herrn Landtstände geschrieben, Vndt Vnß ferner<br />
zu Instruction gcbehten, aber wegen <strong>der</strong> Schwedischen Inhibition<br />
<strong>der</strong> Condente wehre es Verhin<strong>der</strong>t, Wan nicht Luec!<br />
wegen Ihrer Contribution einen Landtag? außgeschrieben het^<br />
ten, bey welcher occasion die Herrn Stände Vnß etlicher massen<br />
Ihre Wcinung eröffne^ Weill aber, die Stadt Strallsundt<br />
alß ein commeindrum daran Interessiret, So würden Wir<br />
Vnß für<strong>der</strong>sambst mitt Ihnen besprechen, Vndt Vernehmen<br />
Ob Sie eine gesambte resolution nebenst Vnß vebergeben wolten.<br />
Vnterdessen weill die Instruktion weittleüfftiZ?, <strong>der</strong> Inhalt<br />
aber sehr Wichtig?, baten Wir ma,n möchte Vnß in hohen<br />
Vertrawen Oopilim <strong>der</strong> Churf. Instruction ertheilen, welches<br />
Sie die Churf. Herrn Gesandten zn thuen promittiret,<br />
Vndt gebehten Vnsere erklerungk zu maturirelu Hernacher<br />
referirte <strong>der</strong> Herr von Loben das S. Churst. Durchl., von Pohlen<br />
vndt Hollandt weinigk assistentz zugewarten, <strong>der</strong> Königck von<br />
Pohlen thete Viele mehr offt etwas wie<strong>der</strong> die pacta mitt<br />
Preussen, vndt Viele eingriffe. Wan dan S. CHurf. Durchl.<br />
solches nicht wolle Passiren lassen, würde <strong>der</strong> König Vose.<br />
Der Königk hette sonsten Ü1000 Dragoner, vndt etliche Regimenter<br />
zu Pferde beysammen, vndt sagte <strong>der</strong> Herr Grass das<br />
Er vom Herr Salvio Verstanden, das Sie gute Nachricht hetten,<br />
Worauf die Pohlnische Werbungk angesehen, nemblich es<br />
wolte <strong>der</strong> Königk zu Wege bringen, das Sein Sohn auf den<br />
fall, Wan Er stürbe, wie<strong>der</strong> Königk werden möchte, Weill<br />
chliche ein Ange auf Casimirum haben solten, Vndt hette <strong>der</strong><br />
Königk schon viele Senatoren auf seiner seite, hctte auch wohl
ein absehn auf Schwedische hülsse, zu seiner Intention zu ge-<br />
langen, auf welchen fall wan die Königl. Schwedische Ihme<br />
wurden behelfiich sein, das Königreich Pohlen erblich zube-<br />
kommen, so wolle Er Sich <strong>der</strong> Praetension vndt Tituls an<br />
Schweden begeben, Wie nun erwehnungk von Herr Matthias<br />
Krackowen Seiner Commission geschah das <strong>der</strong> Sich gleich-<br />
woll nomine NeAiä ?olonia6 alhie angebe, Sagte <strong>der</strong> Herr<br />
von Loben das S. Churf. Durchl. solches nachdencklich Vor-<br />
kommen möchte, 1. Weil! solche Commission auf Ihn alß auf<br />
einen Pommerischen Edelmann dirigirt, dadoch in Pohlen son-<br />
sten gnug Subjecta Vorhanden die dazu qvalificiret wehren,<br />
L. Das <strong>der</strong> König! noch newlich eine formal Ambassade we-<br />
gen des Pfaltzgravm von Newburgk zum Berlin gehabt, vndt<br />
von dieser Sachen die geringste envehnung nicht thuen lassen.<br />
3. Würden S. Lhurf. Durchl. dafür halten, weill Crackow<br />
von denn Schweden sehr gourmendiret, das Er diese Com-<br />
mission mehr erpracticiret, vemb Sich zu revangiren alß das<br />
den Könige ernst sein folte Sich S. Churf. Durchl. anzunehmen.<br />
4. Wehre S. Churf. Durchl. damitt Weinigk gedienet das Er<br />
nur den Seehassen zu Colbergk wolte conserviren, Wie Er<br />
Vorgeben hette, Vndt möchte S. Churf. Durchl. auf die Orth<br />
seine erpedition mehr zu schaden als zu Vorthell gereichen, Vndt<br />
wahr auß aNem so viele abzunehmen, das die Churf. Bran-<br />
dend. Gesandten nicht gern mitt Ihme Conversiren wolten, zu-<br />
mahlen die Schweden S. Churf. Durchl. ohne das schuldt<br />
geben als das Sie Pohlen aufwiegelten, Jedoch were nicht<br />
böse wan Er zu Münster seine Commission bey den Franzo-<br />
sen vndt Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n Verrichtete, Vndr folte nur nicht Viele<br />
davon Sagen, den Herr Salvius hette schon gefraget was<br />
Crackow bey dem Herr Grasten vndt Wesembecken geinacht,<br />
worauf <strong>der</strong> Herr Graff gesagt Sie würden es woll sehen,<br />
darauf Herr Salvius geantwortet Er solle nur kommen, Er<br />
gebe Sich auß Vor einen Secretarimn Legatioms, Vndc were
57<br />
keine Legation Vorhanden, Herr Loben reserlrk auch, das <strong>der</strong><br />
Herr Graff Lambrecht sehr perpler gewesen, wegen dessen So<br />
bey <strong>der</strong> Armee Vorgegangen, Vndt hette gesagt Sie wüsten<br />
nicht waß Sie an Pohlen hetten, Vndt besorgten, das-<strong>der</strong><br />
Pohle dem Franzosen die Völcker vebergeben möchte, Er ge^<br />
dachte auch Wan die Schweden Von ganh-Pommern nicht<br />
abstehen wollen, Würde S. Churf. Dur^l. zwar nicht con<br />
sentiren aber auch keinen Kriegk anfangen, Herr Salvius<br />
hette Neulich gefragt, Was Sie für ein aeqvivalent Vorschla-<br />
gen wollen, Vndt ob Ihnen mit Glogow undt Sagen gedie-<br />
net, wie nun Herr Loben solche Ortter Verkleinert, Vndt ge-<br />
sagt, Sie weren kaum so Gutt alß ein Crayß in Pommern,<br />
weren Sie von Magdeburg? zu reden kommen, da hette Sal--<br />
vius gesagt das könte <strong>der</strong> Churfürst nicht ehr bekommen, alß<br />
wan dieser Echbischoff Verstürbe o<strong>der</strong> Churfürst würde, Herr<br />
Loben hette wie<strong>der</strong> gesagt, die Schweden hetten besser gethan,<br />
das Sie die Cron Böhmen zur Satisfaction Vorgeschlagen,<br />
Worauf Herr Salvius regcrirt: Sie wollen die Cron Böhmen<br />
S. Churf. Durchl. zu wege bringen für Pommern, Herr Lo-<br />
ben aber hette geandtwortst die Gron Schweden könte solches<br />
besser defendiren, alß <strong>der</strong> Churfürst. Schließlich berichte <strong>der</strong><br />
Herr Graff das Herr Salvius Ihme gesaget das Sie gar<br />
fieissigk für S. Churf. Durchl. geschrieben, Vndt das <strong>der</strong><br />
Pfallzgraff in Schweden anfinge die Sache zu dirigiren vndt<br />
<strong>der</strong> Reichs Canßler daselbst so viele nicht mehr gülte.<br />
Den 19. Augusti Sein wir zu denn Herrn Stralsundi-<br />
schen Deputaten gefahren, vndt Ihne referiret waß Vnß die<br />
Churf. Vrandenb. Herren Gesandten den 16 dieses wegen<br />
Pommerischer Tractaten angebracht, Vndt waß Wir Ihnen<br />
darauf zur andtwortt geben, Weil! aber die Pommerische<br />
Stende auß beiden Regierungen Vnß eine resolution zugeschickt,<br />
welche Wir in 3nteo655um eingeben könten, So haben Wir<br />
Ihnen dieselbe fürgelesen, Vndt Sie gefragt, Ob Sie Sich
58<br />
hierein mitt Vnß conformiren wölken. Worauf Sie Sich er-<br />
klehret, das Sie noch etwaß von <strong>der</strong> Stadt erwartteten, In-<br />
tSl'im, dofern Wir nach Ihrer andtwort nicht wartten wol-<br />
ten, möchten Wir Vnsere resolution nur Vebergeben, Vndt<br />
erbotten Sich wie<strong>der</strong> zu Communicireu waß Ihnen vor befehl<br />
zukommen würde.<br />
Den 23. Augusti Sein Wir zn den Churf. Brandend.<br />
Herrn Gesandten gefahren, Vndt in abwesen des Herrn Graf-<br />
fen von Wittchenstein, dem Freyherr von Loben Herr Wesem-<br />
beken <strong>der</strong> Pommerischm Herrn Landtstände resolution Vff das<br />
Iehnige so Vnß den 21 Iuny vndt 16. Iuly proponirt wor-<br />
den Schrifftlich sub. Ko, 27 vebcrgeben, Vndt dabey gebeh-<br />
ten S. Churf. Durchl. Dieselbe aufs beste zu recommendiren<br />
vndr zu entschuldigen das die Pommcrische Herren Landtstände<br />
Sich nicht weiter herauß lassen können, S. Ercell, <strong>der</strong> Herr<br />
von Loben andtwyrttete: das Ihnen lieb wehre das <strong>der</strong> Her-<br />
ren Landtstände resolution schrifftlich Verfasset vndt veberge-<br />
ben, Vndt Vorlasen Sie dieselbe in Vnserer gegenwardt, Vndt<br />
Sagten, Sie woltcn S. Churf. Durchl. dieselbe alß fortt<br />
vebersenden. Fragten dabey Warümb die Strallsundische Sich<br />
hievon absentiret, Ob Sie etwa nicht einig damitt Wehren?<br />
Worauf Wir antworteten, das Wir Ihnen diese resolution<br />
Vorgelesen, welche Sie auch approbiret aber Sich entschul-<br />
digt, das Sie von <strong>der</strong> Stadt noch soweit nicht befehligt we-<br />
ren, Sie wollen Sich hernach erkleren Vndt könten Wir in-<br />
mittelst diese resolution woll vebergeben, hernacher refernte<br />
S. Ercelt. das die Schweden Sich Vernehmen liessen, keine<br />
particular Tractaten wegen Pommern für zu nehmen, Son<<br />
<strong>der</strong>n es müsto dieser Punct mitt in die General Trattate«<br />
fiiessm, Vndt Vnter den Stenden davon Tractiret werden, Es<br />
berichtete auch <strong>der</strong> Herr von Loben das S. Churf. Durchl.<br />
noch nicht gesonnen von Pommern etwaß mitt willen zu ver-<br />
lassen, Vndt das Sie innerhalb 5 Wochen dieser Oertter sein
59<br />
würden mitt einem ansehnlichen Comitat weiter nach dem Lande<br />
Cleve zu verreisen, Vndt wie' wir von Schwedischen Wesen<br />
zu reden kommen, berichtete S. Ercell. in Verträumen, das<br />
Factiones in Schweden wehren, in <strong>der</strong>en einen wehre <strong>der</strong> Herr<br />
Pfaltzgraffe, <strong>der</strong> Feldtherr vndt an<strong>der</strong>e, welcher Herr SalviuF<br />
auch zugethan, die an<strong>der</strong>e Wehre die Orenstirnsche, vndt müste<br />
Herr Salvius <strong>der</strong> Königin seine schreyben gpart zubringen las-<br />
sen, Sonsten hette kurtz vor feinem abreisen <strong>der</strong> Ober. Cam-<br />
merherr eine Commisssone von S. Ch.urf. Durchl. an den<br />
Feldtmarschall Torstensohn bekomme^, Ihme dle Teutsche Mei-<br />
nung zu sagen wie Sie mitt S. Churf. Durchl. vembgangen,<br />
Vndt Sie herümb geführet, Vndt wehre auch, darauf gestan-<br />
den, das S. Churf. Durchl. selbst Sich mitt Ihme besprechen<br />
wollen. S. Lhurf. Durchl. würden auch Iemandts an die<br />
Anlee Stedte Spediren, <strong>der</strong> Hertzogk von Mecklenburgk were<br />
bey dem Vrun gewesen, hette zu verstehen geben, das Ihme<br />
lieb wehre, das S. Churf. Durchl. Pommern nicht lassen<br />
wollen, S. F. Gnay. wollen Ihren Kin<strong>der</strong>n auch nichts Ver-<br />
geben, wollen Ihnen die Schweden etwas nehmen'so möchten<br />
Sie es in Teüffels nahmen thuen, Vndt würden Sie es woll<br />
müssen wl'cdcrgehen, S- Churf. Durchl. würden auch auf<br />
Ihre Reise dem Herhogk ^von Braunschweigk zu sprechen,<br />
Vndt Wie Wir fragten ob S. Ercell. nicht Pernommen,<br />
Warümb S. Churf. Durchl. die Tractaten vor 3 Jahren<br />
nicht Vortgesehet, da Schweden noch in dem Dänischen Kriege<br />
Implicirt gewesen, ^agte S. Eroell. Ja Sie hetten zum<br />
Berlin darnach gefraget, vndt zur andtwortt gekriegt, Man<br />
hette Vermeint die Fraw mitt dem Lande zu bekommen, <strong>der</strong>-<br />
halben Sie die Tractaten dabey man etwaß wegk geben müste,<br />
zurücke gesellet, vndt veborstüßigk gehalten, S. Ercell. erzehl-<br />
ten auch, was <strong>der</strong> Kraff von Schwarhburgk für Consilia ge-<br />
habt, Vndt waß Er für ein ^us Kell! zu prätendiren geinei-<br />
net, wan damahlen Pommern mitt dem Schwerte gewonnen
60<br />
worden, Vndt ließ Sich Vernehmen, das noch woll bey etlichen<br />
ein 8einen OonZiliorum 8oI)>Vcl,txdur^lcl)rum geblieben.<br />
Schließlichen berichteten S. Vrcell. das zwischen Frankreich<br />
vndt Hispanien heimbliche Tractaten sürweh^en, Vndt damitt<br />
schon so weit gekommen, das es nnr auf 2. Puncte ermangelte,<br />
welches die Maintzische Gesandten ebenmessigk bestettigt, dabey<br />
<strong>der</strong> Herr von Loben turtz zuvor gewesen, Jedoch Vermeinet<br />
das es noch Weiter alß in 2 Puncten von einan<strong>der</strong> stünde.<br />
Den 31. Augusti haben Wir bey S. Ercell. den Königs.<br />
Schwedischen Herrn Legato Graff Orenstirn audientz erlanget,<br />
vndt pr26mÌ5si3 cui'inIikuZ S. Ercell. kürzlich erinnert, was<br />
die Pommerische Landtstande durch Vnsere Personen wegen <strong>der</strong><br />
mhibirten collvente vndt ersetzungk <strong>der</strong> vacirenden Prälaturen<br />
Vnterschiedtlich Sollicitiren lassen, Vndt obwoll S. Ercell.<br />
dieser bei<strong>der</strong> Puncte halber an den Ober Commendante« zu<br />
Stettin wie auch Herr Lillieström geschrieben, so verbleiben<br />
dennoch die Herrn Estats Rähtte bey Voriger Contradiction,<br />
<strong>der</strong>owegen Vnß von den Pommerischen Stenden Committiret<br />
worden beyde Königl. Herr Legaten anzutreten, Vndt vemb<br />
abschaffung solcher beschwerden Sie Vnterdienstl. zu bieten,<br />
Vndt dieses memoria! sub I^r. 28 nebenst dazu gehörigen<br />
Vhrkunden zu vebergeben, Welches Wir den damitt vebcrgaben<br />
S. Ercell. Vnterdienstl. bittende, solches neben des Herren<br />
Salvii Ercell. zu erwegeu, Vndt dem darin enthaltenem billi-<br />
gen suchen zu geruhen.<br />
Worauf S. Ercell. zur andtwordt gaben das Sie Sich<br />
Vnsers Vorigen suchens wegen <strong>der</strong> Convent, wie auch wegen<br />
ersetzungk <strong>der</strong> vacirenden Prälaturen woll erinnerten, Sie het-<br />
ten auch deswegen an Herr Lillieström geschryben, das aber<br />
we<strong>der</strong> Sie die Herrn Legati o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Herr Feldmarschall<br />
Torstensohn o<strong>der</strong> die Pommersche Estats Nähte was bey <strong>der</strong><br />
Sachen thuen konten, o<strong>der</strong> Sie worin zu beschuldigen weren,<br />
mochse 1. die Königl. or<strong>der</strong> welche Herr Lillieström Commu-
61<br />
nicirt, <strong>der</strong>en Sie alß Ministri nicht zu wie<strong>der</strong> kommen konten,<br />
nicht zulassen, Vndt würde Vermöge <strong>der</strong>selben <strong>der</strong> Convent<br />
nicht an<strong>der</strong>s Verstattet werden mögen alß Waß einer von den<br />
Rehten demselben milt beywohnen müste, Den 2. Pflege bey<br />
solchen zusammenkunfften Hemeinlich etwaß mehr Vorgehen alß<br />
öffentlich außgegeben würde. 3. Griffen die Stände in die<br />
3urä DuogliH zu weit, das Sie inconsulto OoIIeßio <strong>der</strong><br />
Herrn Estats Nähte solche zusammenkunsst angestellet, vndt<br />
weren nicht conventicula, den das ^U8. convocanti<br />
wehre eins von den' großen Regalien,, welche .lur<br />
et Ii.e^2ll2 Sie tuiren müsten, 4. hetten die Stende solche<br />
Freyheit bey lebzeiten <strong>der</strong> Hertzoge zu Pommern niemahlen<br />
gehabt Es wehre auch 5. in keinem Lande gebräuchlich. 6.<br />
Sehe man auch, woll das <strong>der</strong> Churfürst von Vrandenburgk<br />
darunter steckete, <strong>der</strong> hette beym Feldtmarschall vndt alhie su-<br />
chen laffen, Den Stenden nichts zu verwehren, das Sie nach<br />
Berlin kehmm, vndt S. Churf. Durch!» beyrätig wehren,<br />
Solches könten Sie nicht gestatten, Sie hetten das Landt ^ui-6<br />
delli ein, gestünden, auch Chur Brandend. So viele nicht,<br />
vndt sehe man, das in allem <strong>der</strong>selbe Sich <strong>der</strong> dircction wolte<br />
anmaffcn, ?. Könten S. Ercell. nicht an<strong>der</strong>s glcübcn alß das<br />
Wir Von den Stenden gnungsamb instruiret wehren, weill so<br />
viele Conventus inmittelst gehalten worden wehren, kehine Ihr<br />
also dieses suchen an Ihme selbst Suspect Vor, vndt führeten<br />
S. Ercell. ve<strong>der</strong> diesen i-Itionikus einen Weitleüffligen dis--<br />
cours das darauf abzunehmen, Sie hetten Sich recht darauf<br />
geschickt, Vnß das oj)poFituin zu halten. Wir habcü aber<br />
S. Ercell. auf alle Puncte ordentlich geandcwortet, Vndt<br />
zwarten aä 1. das Wir von <strong>der</strong> Königl. Or<strong>der</strong> nichts wü-<br />
sten, die Pommersche Herrn Landtstände auch nicht, <strong>der</strong>halbeu<br />
Sie zweiffelten ob dieselbe Vorhanden wehre, Sollen Sie aber<br />
Vorhanden sein, So würde Sie doch nur auf linken bericht<br />
erhalten sein, das man die Pommersche Stände in <strong>der</strong> Crone
62<br />
denigrivi-, vndt Ihr" Königl. Mayt. zu solcher or<strong>der</strong> Induci-<br />
ret, weill aber S. ErceN. nebenst <strong>der</strong>o Herrn College« zu die-<br />
sen Friedens Tractaten plem'potentirl, vndt diese Sache ein<br />
depcndens von diesen Tractaten zumahlen von einer Sache<br />
folte deliberiret werden, welche diese Friedenshandlungck<br />
concernirte, So würde S. Ercell. vndt Vero Herren Col-<br />
legen nicht zu verdencken sein, wan Sie rechten bericht<br />
in die Crone thetten, Vndt inmittelst eine an<strong>der</strong>e Verord-<br />
nung machten, den weill S. Erccll. <strong>der</strong> Pommerischen<br />
Stände aufrichtig?eidt bekandt, würden Ihre Königl. Maytt.<br />
solche Verordnung woll genehm halten, Vndt S. Ercell. re-<br />
lation mehr glauben alß an<strong>der</strong>n geben. Vornehmblich weill<br />
die i^u5ci 00nv6ntt!3 nolorili Wehre. S. Ercell. Sagten,<br />
Weill Wir an <strong>der</strong> Königl. or<strong>der</strong> zweiffelten, so wolten Sie<br />
dieselbe in Teutsch translaliren lassen, Vndt würden Wir dar-<br />
auß befinden was <strong>der</strong> einhält wcre. ^6 2. Vatten Wir man<br />
möchte kein Mißtrauwen in die Pommersche Etende setzen,<br />
alß welche allezeit bey <strong>der</strong> alliance bestendig geblieben, auch<br />
biß auf diese Stunde noch dabey verharreten, Wir konten<br />
S. Ercell. auch Wol Versichern das Sie zu keiner newerunqk<br />
geneigt, mitt ferner Vnruhe wehre Ihnen auch nicht gedienet,<br />
auch nicht abzunehmen waß Sie dazu bewegen nolte, den,<br />
Wan Sie gefehrlichc Consilia wolten Vornehmen, kolttm Sie<br />
dadurch Ihren grundgangk acceleriren, einigen Vorlheill aber<br />
würden Sie nicht darauss zu gewartten haben, Darumb möchre<br />
man Sie alles argkwohns erlassen, alß sollen Sie clwaß mehr<br />
berahtschlagen als öffentlich Vorgegeben würde. ^
63<br />
die Iustitz nicht an<strong>der</strong>s alß clir^oti-ix soedei-ig, keinesweges<br />
aber tanc^vgm Domina St I)uoÌF.8a l'omeraniu^ bestellen<br />
wolle, die Oaussa were auch Ja notoria das dieser Friedens-<br />
Handlung? halber ein (^onvenluZ vnümbgenglich gehalten wer-<br />
den müste, vndt könte man solches pro iiiioilis oónventioulls<br />
nicht halten, zumahln, darin nichts wie<strong>der</strong> die Obrigkeit o<strong>der</strong><br />
wie<strong>der</strong> die altiance, Son<strong>der</strong>n nur von <strong>der</strong> Stende wollfahrt<br />
Tractirt würde, So würde auch ja die Zusammenkunfft in<br />
Stettin gehalten 'da' matt' a'uf alle actiones achtungk geben<br />
alle gefehrltchkelt auß dem<br />
Lande zu reümen bey <strong>der</strong> handt hette, baten <strong>der</strong>owegen Vnter<br />
diesem Vorwandt den Convent nicht zu hemmey, H6. 4. Were<br />
zu verwun<strong>der</strong>n das man in ^ioc pasZu <strong>der</strong> Stande Libertät<br />
in Zweiffell ziehen möchte, zumahlen dieselbe von Vndencklichen<br />
Jahren solche Freyheit gehabt, Vndt würden da es nohtigk<br />
auß <strong>der</strong> Landtschafft acten Vielseitige ^ctns p033eZ30rIi ge-<br />
nungsamb beyzubringen sein, Vndt wehren die Herren Landt-<br />
stände in <strong>der</strong> Regiments Verfassung! auch damitt frivilegirt<br />
wan Sie in Aenor? die- Vrsache Ihrer zusammenkunfft <strong>der</strong><br />
Obrigkeit anzn'geten, das Sie darauf zusammen kommen möch-<br />
ten. Wobey S. Ercell. gefragt. Ob Wir die Regiments<br />
Verfassungk meinten, welche die Stände Vnter Sich gemachet!<br />
Worauf Wlv geandtwortet: Nein, Son<strong>der</strong>s es wehre die Je-<br />
uïge welche <strong>der</strong> letzte Her^ogk Seligk gedechtnuß ^0. 1634<br />
gemachet, Von den Pommerischen Landtstenden auf offenem<br />
Landtage aftrobiret, darauf I^ex sunclllmentZÜs geworden,<br />
biß auf dett Sehl. Abschiedt des Hertzogen observirct wehre.<br />
Darauf regerirten S. Enell. das die Stände itzo gleich-<br />
woll darin zu weit gangen, das Sie in oonsullis Oonsilia-<br />
1 lis damitt Verfahren, Welches Wir aber damitt beleget, das<br />
in noe 023U Ljieciali die Stände Ihre Libertät in arditrium<br />
tEi'tü nicht setzen kontell, Sie auch Iri<strong>der</strong>à vota^ haben müs-<br />
sten, welches Ihnen Verschnitten, wan man zuvor den Con-
64<br />
sensllm <strong>der</strong> Herren Nahte einholen o<strong>der</strong> Ihnen einer adjungirt<br />
werden folte. ^6. 5. respondirten Wir das Vnß an<strong>der</strong>e Len-<br />
<strong>der</strong> gebrauch nicht anginge, ein jedes Landt hette seine Privi-<br />
legia vndt Freyheit dabey müste eö gelassen werden, Vndt hct-<br />
ten also nicht nöhtigk Vnß damitt weittleüffn'gk aufzuhalten,<br />
es wehre genungk das Pommern solche Libertät u^u« 3(1<br />
Sxti-emum ultimi Duci3 spilitum gehabt, welche die hoch<br />
löbl. Cron den Stenden Vermöge <strong>der</strong> alliance, Vcrhoffentlich<br />
lassen würde. ^6. 6. Andtworteten Wir das Vnß Vnwis-<br />
sendt wehre, waß S. Churst. Durchl. beym Herren Feldtmar-<br />
schall, o<strong>der</strong> aNhie gesuchet, N0inin6 <strong>der</strong> Pommerischen Stände<br />
begehrten Wir nicht mehr alß Ihnen die zusammeukunfft zu<br />
vergönnen, damitt Sie Vnß alhie Instruirten, wie Wir Vnß<br />
auf atte fette zu verhalten. Das die Stände sonsten soltm<br />
nach Verlin kommen, Vndt S. Churst. Durchü einrätig sein,<br />
solches hielten Wir selbst Vnpracticabel, Vndt würde bey die-<br />
sem Zustande Niemandt Sich dazu finden, aber das könte S.<br />
Churst. Durch!, nicht an<strong>der</strong>s machen alß das Sie in dicser<br />
Sachen mitt <strong>der</strong> Stände Consens procedirten, zumahlen Sie<br />
durch die geschworne Erb Verträge dazu Verbunden, vndl<br />
hettcn Sie Villeicht darümb <strong>der</strong> Elende zusammeukunfft vrgi-<br />
ret, das Sie Sich gedechtcn mitt <strong>der</strong> Cron in gute zu ver-<br />
gleichen, Warüber die Stände gehöret werden musien, das<br />
aber die Cron veber Pommern ein ^U3 delli prätendirts Wol-<br />
len Wir nicht hoffen, den die alliance bezeügete Es Viele an-<br />
<strong>der</strong>s, vndt hetle <strong>der</strong> Hertzogk von Pommern das Landt von<br />
denn Kayserl. milt Liberiren vndt etzliche Städte, alß Star-<br />
gardt, Colbergk vndt an<strong>der</strong>e einnehmen helffen, S. Ercell.<br />
sagten das Sie solches zwar wie<strong>der</strong> die Elende nicht präten-<br />
dirtcn, aber wie<strong>der</strong> den Churfürsten, Vff welche dislinction<br />
Wir Vnß für diesmahl nicht einlaßen mögen. ^6. 7. haben<br />
Wir remonstriret das durch Vnwahrhaffte relntioneZ auß<br />
Stettin <strong>der</strong> Herr Feldtmarschall zum ersten Inhibition Ver-
65<br />
leitet worden, in dem Herr Pfaltz ^eftriret/^dasl^lelStende zu<br />
Stettin in April in<br />
es Verdechti'gk wehre, Dagegen aber' hellen d^ Stende.Wß<br />
geschrieben, das Sie ob päucitIteMl prae^Wtium .keinen<br />
schlnff lnachen tönten, denn es^vehrey nur L.. Städte vndt<br />
Weinig vom Adel erschienen,:<strong>der</strong>halben.-h<br />
vent biß. auf den 3 Iuny .Verschieben müssen,/<br />
ten die Schwedische Herren Rähte:^nselbm..auch^urbirc,t vndj<br />
Vnsere schrcyben abgrfür-<strong>der</strong>t, vndt-lrine,Stärkere,inhibltion ge-<br />
than, wobey eS bis^ltzoi.'Nerbliebenj'Mndtl^vtX^.-'^cck/g^<br />
fragte Warümb mamnichtizzt./anfst^gk^bey^Vtzrft^^gungl <strong>der</strong><br />
InstructioN'.vndt 'hernqcher.^id .slz^viplß^ott^nteN/iSlch' auf<br />
alle Casus, Vndt inson<strong>der</strong>hcir',w^n eine VerendeMngk ;nitt<br />
Pommern Vorginge resolviret.-vndt ,dle Instduction mit.<br />
auf gerichtet? hah.en W.ir. zur ,Mhtw^yt.t.s g^ged
66<br />
stünde zu wehlen wenn Sie wollen, Son<strong>der</strong>n nur die Iehnige<br />
welche vom Landts Fürsten präsentiret vndt recommendiret,<br />
Vndt Weill Ihr König!. Maytt. die ^ura Duglia admini-<br />
strirte, müsten Ihre pi-ae^nwti erwehlet Mdt präferirt wer-<br />
den, 3. Wehre dillig das die welche?tt actual Diensten Vor<br />
an<strong>der</strong>e elegiret wurden, zumahlen Ihr König!. Maytt. zu den-<br />
selben ein besser Vertrauwen hette. Wir Sagten 1. das so<br />
viele die Zuspi'oiones welche man wie<strong>der</strong> die repudirte Perso-<br />
nen bißhero gehabt anlangete, hette S. ürcell. Sich Ja Vor<br />
diesem erklehret, Vndt von demselben ein besser präsumiret,<br />
Ja Sie wehren auch noch m'emahln eines solchen criminis con-<br />
Vinciret, das man Ihnen Ihre ^nra huaesita nehmen tönte.<br />
^6. 2. gestünden Wir zu das das (^apitulum nicht simpli-<br />
«ütei- libe^Iin electionem hette zu erwählen welche Sie wol-<br />
len; Son<strong>der</strong>n es wehre schuldigt darin des Introni recom-<br />
mendatiott zu folgen et hvldem seoundum plioriwtein tem-<br />
polis, wie solches in dem Memoriale mitt mehrem enthalten<br />
auch das dabey angefügte prajuditium zwischen Henning von<br />
<strong>der</strong> Osten vndt Philip Horn außweisete. Nun hetten ja die<br />
eligirte Personen des Herzogen zu Pommern OonceZziones<br />
vndt i-ecommei^Itiones für 20 vndt mehr Jahren erhalten,<br />
<strong>der</strong>owegen hette das Oapitulutti nicht an<strong>der</strong>s thuen können,<br />
alß Sie zu eligiren, Vndt wie S. Ercell. movirten das <strong>der</strong><br />
nicht allewege Verbünden des antece38s)ris Oon-<br />
zu observiren vndt zu halten, remonstirte Wir das<br />
solches 1. !n elibus liciti Ot ^ublicae utilitat! non ^>er-<br />
QÌ0105I3 wie<strong>der</strong> Recht wehre. 2. Das es wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stände<br />
Privilegia. 3. Vndt wie<strong>der</strong> die observantz itt Pommern liesse.<br />
4. Das <strong>der</strong> 85icc635or wan Er solches auss dem Augen sez-<br />
zete in mane3 delunoll ?rincl^)i3 in^unz *) sein würde, In<br />
dem Er in Oolninoda ij>3iu3 Succediren vndt die<br />
So steht deutlich im Manuscript.
67<br />
6lone3 nicht agnosciren wolte. 5. Da6 durch e!n solch Prln-<br />
cipium aller Stende vndt Städte Pnvilegia vndt Jura wür^<br />
den in Vngewissheit gesejzet werden. 6. Das Ihr Königl.<br />
Maytt. zu Schweden gleichwol! zu observanh eines jeden I'ri.<br />
vileziorum et «lurlum Sich nicht alleine erklärten Son<strong>der</strong>n<br />
auch 7. bißhero realiter gttedigst des hoch Sehl. Fürsten hanot<br />
vndt Siegcll respectiret vndt bey würden'gelassen, Wie desfals<br />
exem^la konten angezogen werden.
Churfürsten dinculiret wchre. Vathen <strong>der</strong>owegen den Stenden<br />
vndt Vnß hierunter nichts zu verdencken, Vndt wie Wir S.<br />
Ercell. erinnerten das Sie Vnß Vor diesem Zusage gethan<br />
Vnsere Personen in die Cron zu rccommendiren, weill Wir<br />
alda angegeben Worden, Sagten Sie, Sie httten es gethan,<br />
Vndt wehren mitt Vnsern Personen woll zufrieden, Wan nicht<br />
etwa Vnter <strong>der</strong> handt etwaß fürginge, Worauf Wir andtwor-<br />
teten. Das Wir Vnser absehen Vff die alliance hetten, Nndt<br />
thetten waß Vnß befohlen wehre, bey den Kayserl. Weren<br />
Wir noch nie gewesen, Son<strong>der</strong>n wünscheten von Hertzen das<br />
die Cron mitt S. Churst. Durchl. möchte Verglichen werden,<br />
Vndt das die Landtstände bey Ihren Privilegien Verpleiben<br />
möchten, mitt mehrer Vnruhe were dem Lande nicht gedienet,<br />
Vndt würden die Stände auch nicht dazu rahten. S. Ercell.<br />
fragle Vnß mitt Lachen, Wan <strong>der</strong> Churfürst die Stände Ih-<br />
rer Pflicht erlkfse, ob Wir wolten eine Freye Republic wer-<br />
den. Worauf Wir geandtwortet das Vnß damitt nicht ge-<br />
dienet, Wir müsten einen Herrn haben <strong>der</strong> Vnß schützen tönte.<br />
Darauf Sagten S. Grcell. Wan die Crone das Landt be-<br />
kehme, so würden Sie es auf die Condition nehmen, wie es<br />
die Hertzoge zu Pommern gehabt, Vndt entlich Sagte Sie,<br />
Sie wolte das Memorial Verlesen, Vndt Sich mitt H. Sal-<br />
vio besprechen, Vndt darnach Ihre eigentliche Meinung! in<br />
beyden Puncten eröffnen. Womilt Wir wie<strong>der</strong> Abscheidt ge-<br />
nommen.<br />
Den 1. September haben Wir Herr Värenklauwen das<br />
S. Ercell. Herr Graff Orenstirn gestern vebergebenes memo-<br />
ria! in ^uncto Oonventuuni et I^elINit'Il'um recommen-<br />
diren lassen, mitt bitte zu bcfür<strong>der</strong>n das die beeden Herren Le-<br />
gati darüber zusammen kommen, vndt för<strong>der</strong>lichst eine rcsolu-<br />
tion ertheilen möchten, welcher Vnß zur andtwortt sagen las-<br />
sen, S. Vrcell. Herr Graff Orenstirn hctte es noch nicht gantz<br />
qclesen, Son<strong>der</strong>n Ihme befohlen das Ers Verlesen solte^ Vndt
69<br />
hernacher schleunigst abschreiben lassen vndt mitt <strong>der</strong> heutigen<br />
Post nach Schweden senden, welches auch geschehen, Vndt<br />
wehre dabey ein schreyben ^'uxta pelila nostra abgangen,<br />
Vndt ließ dabey Vermelden, das Wir selbiges Memorial noch<br />
hcütte auch des Herren Salvii Ercell. möchten Vebergeben,<br />
Herowegen haben Wir auch bey demselben alßfortt vemb au-<br />
dicllh bewerben lassen, Welcher Sich aber entschuldigt das Er<br />
den Tagt nicht Zoitt hette, Son<strong>der</strong>n Vnß den folgenden tagt<br />
damist Vertröstet.<br />
Kodein dio post inerläiein alß Wir den Freyherrn von<br />
Loben angesprochen, Vndt wegen S. F. Gnad. zu Croy ge-<br />
redet, haben Wir zugleich referirt Was für ein memorial wir<br />
den 91 Augusti dem Herrn Grass Orenstirn vebergeben, darin<br />
Wir wegen <strong>der</strong> Pommerischen Stände gebehten, daß Ihnen<br />
freye convenne zu halten Verstattet, Vndt dem Capitulo die<br />
vac-irende Praelaturen zu ersehen nicht Verwehret werden<br />
möchte, Worauf S. Excel!, sagte wie Vnbillig eS wehre das<br />
Sie die Schweden den Stenden solchen eintragk thuen, Vndt<br />
begehrte, Ihnen solch memorial zu commumciren. Sonsten<br />
berichteten S. Ercell. das wegen <strong>der</strong> Schwedischen Satisfac-<br />
tion es alhie ganh stille wehre, nur das Herr Salvlus bey dem<br />
Kayserl. Gesandten Herr v. Cran gewesen, Vndt erinnert<br />
waß massen, die Kayserl. Ihnen Versprochen S. Ch. Durchl.<br />
Conscn-ß auf Pommern zu verschaffen, Alß. nun Herr D. Cran<br />
zur andtwortt geben, Sie hettcn es Versucht, aber denselben<br />
nicht erhalten können, da hctte Herr Salvms gesagt: So blie-<br />
ben Sie die Schweden auch bey gantz Schlesien, Vndt alß <strong>der</strong><br />
Kayscrl. Gesandte gute Nachricht erlangt, das <strong>der</strong> Churfürst<br />
von Trier so woll dem Vorigen als ilzigen Könige zu Frauck-<br />
reich die Kayserl, Cron zu schatten wolts, Vndt den Frant-<br />
zosen die Vestung Ehrenbreltstein, wan Cr Sie wie<strong>der</strong> be-<br />
kehme, vebergeben würde, Alß wurde <strong>der</strong> Kayser welcher ucw-<br />
lich mitt (lhur Bayern zusammen gewesen, auf seine eigene
70<br />
Conservation zu gedenken genötigte, Vndt würde von Newen<br />
viele Geldt vndt Volck zusammen bringen, Vndt alß den wis-<br />
sen wollen, welche Reichs Stände bey Ihn tretten wollen, <strong>der</strong><br />
Herr Grass Trauttmansdorff würde vom Kayser zurücke ge-<br />
für<strong>der</strong>t, Vndt suchte <strong>der</strong>selbe gelegenheit Sich mitt S. Churf.<br />
Durchl. von Vrandenburgk, welche den 16 dieses von Berlin<br />
aufbrechen würde, Vnterweges zu besprechen, vndt S, Churfl.<br />
Durch!, würde den Winter ve<strong>der</strong> zu Cleve Verbleiben, weill<br />
Sie daselbst genug? zu thuen funden, Vndt vieleicht besprechen<br />
S. Churft. Durchl. Sich kao occasiono mitt den Princen<br />
d'Orange, <strong>der</strong> Prin^ von Wallis folte zwar nach dessen Toch-<br />
ter Werben, aber man hetts noch auf S. Churf. Durch!, des<br />
Ortts ein Auge, Vndt brrichteto das <strong>der</strong> Princo in Hollandt<br />
den Königs von Engellandt 1500000 Rthlr, zu diesem Kriege<br />
Vorgestreckt, weßhalber Er noch die Reichs Regalia von Gn-<br />
gellandt zum Vnter Pfande bey Sich hette, S. Churfl.<br />
Durchl. würde sonsten woll schwerlich eine Lutherische Dame<br />
freyhen. Der Freiherr von Nonaw hette gute Wordt auß<br />
Franckreich mitt gebracht, Vndt hette Ihme <strong>der</strong> Cardinal Ma-<br />
zarini gesagt: Das Er zu Münster bey den Herrn Französi-<br />
schen Plenipotentiarien gute assistentz finden würde, aber es<br />
were nicht Viele darauf zu trauwen. S, Ercell, berichtete<br />
auch das <strong>der</strong> Königk in Pohlen einen Gesandren Roncalli ge-<br />
nandt, nach Hollandt gesandt, welcher begehret von etlichen<br />
Deputirten von den Provinciën audientz zu haben, Vndc Ver-<br />
meinte man das es auf eine alliance außlauffen würde.<br />
Den 2, September Alß Wir beym Herrn Salvio audietch<br />
erlanget, haben Wir S. Grcell. das Memorial in puncto<br />
conventuuin Et V2cani!um I^5I(;lItus3l'uM) welches Wir<br />
Vorgestern dem Herrn Grass Orenstirn vebergeben, auch zuge-<br />
stellet, Vndt gebehten, weill diese beyde Puncte denn Herren<br />
Landtständen sehr angelegen wehren, S. Gnell, wollen be-<br />
für<strong>der</strong>n, das an die Herrn Estats Nahte zu Stettin ein schrey-
71<br />
ben abgehen möchte, bamitt Sie die Condente <strong>der</strong> Stende vndt<br />
erschungk <strong>der</strong> Prälaturen nicht weiter Verhin<strong>der</strong>ten, Worauf<br />
S. Ercell, andtwortteten, es hette <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn<br />
mitt Ihr von den Sachen noch nichts geredet, Sie wolle aber<br />
das Memorial Verlesen ^ vndt selbst mitt Ihrem hexrn Kolle-<br />
gen darauß zu reden, anlaß nehmen,. Vndt wie Wir dabcy re-<br />
ferirten wie die Herrn Landtstände vndt Wier in <strong>der</strong> Cron<br />
denegiret würden, alß wan Waß gefehrliches gesuchet würde,<br />
Sagten S, Ercell, es. müsten Ja Leüthe sein^ welche <strong>der</strong> glei-<br />
chen reliUioncs nach Schweden thetten, darauf den solche or-<br />
<strong>der</strong>n heraußkehmenz für Seine Person thette es Ihme mißfal-<br />
len, Ihr Königl. Maytt. hctten sonsten wegen <strong>der</strong> Condente<br />
eine Verordnung gemacht, das die Stände zusammen kommen<br />
konten, wan eö nur <strong>der</strong> Regierung! Vorher angemeldet würde,<br />
Vndt das mall nicht Verdächtige Sachen tractirte, worauf<br />
Wir gebehten Vnß von <strong>der</strong> Königl. Or<strong>der</strong>e Copey zu erthei-<br />
len, <strong>der</strong> Königl. Regierungk zu Stettin wcre sonsten die Vr-<br />
fache dieses Convents genung^sam bekandt, aber Wir Vermerck--<br />
ten, das man Iemandt Von Schwedischen Rehten bey solchem<br />
Convento hahen wolte^ Welches Sich bey, diesem C35u ^eciaii<br />
davon alienation Pominern geredet wurde, nicht schicken könte,<br />
den bey solcher Konsultation müsten die vota likei-a sein, den<br />
Stcnden würde grosse gefahr darauf stehen,. Weil! die Herren<br />
Rehte auch nicht leiden könten das man pra tu^näa lidei-täte<br />
Sich auf Ihr Königl.. Maytt< zu Schweden beriffe, Sie hiel-<br />
ten solches f>ro
72<br />
menkunfft nicht verwehren, Welches Ihr Königl. Maytt. woN<br />
genehm halten würden, Vndt zeigten an das 8tatu3 nohtwcn-<br />
dig zusammen lommen müsten, den die Chur Vrandenburgische<br />
Herren Gesandten hetten Vnß Vorlcngst angemeldet, Wofern<br />
Wir nicht ein mehres in instructions hetten, alß Wir<br />
bißhero negotiert, daß Wir Vnß ferner Vollmacht erholen<br />
möchten, man hette Sich auch keiner gefehrlichkeit zu vermuh-<br />
teu, Weil! die Stände nicht in Io6o susoecto. Son<strong>der</strong>n zu<br />
Stettin in laoio <strong>der</strong> Königl. Regierung! vndt Guarnlson zu-<br />
sammen lehmen, hette man also keine Vrsache den Oonventum<br />
zu verhin<strong>der</strong>n, Vndt bathen S. Grcell. wollen das Memorial<br />
Verlesen, Vndt die i-aliones pon<strong>der</strong>iren, Welche Sie gewißlich<br />
erheblich bcfür<strong>der</strong>n würden, Vndt haben S. ErceN. nach an-<br />
gehörten motivm zu verstehen geben das dieses Suchen so<br />
Vnbillig nicht were. Wegen des d^piwli sagten S. Ercell.<br />
das oräo ne^olii darauf nicht bestünde ob das Oiiuitujum<br />
solte ersehet werden? Son<strong>der</strong>n milt was für Personen Vndt<br />
hielten Ihr Königl. Maytt. die N^ctos pro suZ^cti.^ welche<br />
Sie nicht admittiren tonten, Worauf Ich Marr von Eckstedte<br />
Mich gnungsamb erculpiret, Wegen her Philipp Horns habe<br />
Ich v. Rung S. Ercett. erinnertt Waß Sich Herr Grass<br />
Orenstirn Seiner Person halber erklehret, Vndt das Ich solch<br />
schreiben mitt bee<strong>der</strong> Herren Legaten Vorwiffen an den Herren<br />
Decanum abgehen lassen, Worauf S. Ercell. sagten: Ja das<br />
were war, aber Ihro Kon. Maytt. wollen es dabey nicht las-<br />
sen, Vndt fragten wie es den eigentlich mitt <strong>der</strong> Election des<br />
Capituli bewandt wehre, Worauf Wir refernten, das das Ea-<br />
pitulum zwar Ildei-am eleotionem hette, aber Vermöge <strong>der</strong><br />
Statuten die lS00inm6n6at03 2 ?rinci^6, in nonorem l^a-<br />
troni siel)il26 Ft-atituclinis er^o praferiren pslegell, Vndt in<br />
solchen lüooinmenäaliolnous piioritiitom temnolis in acht<br />
nehmen vndt observiren müsten, Es wehre den das das Ca-<br />
pltulum erhebliche exeeptlones oontr^ i-ecoinnienäclwZ hette,
73<br />
alß das dieselbe 1. nicht ori^enaril Son<strong>der</strong>n Frcmbde 2. Nicht<br />
Augspurgischer Konfession 3. Illiterati weren, in solchen fellen<br />
stünde dem Capitulo solches dem Patrono anzuzeigen vndt die<br />
i'eoommenäätoZ frey. Bey diesen Personen aber weren alle<br />
3 rec^lFitcl) Derowegen hellen Sie Vorlengst Ihre ^ara<br />
(^U365lt2 erlanglt, Vndt in spollono nicht präterirt werden<br />
können, S.'Ercell. repetirten das nur etliche l^eute in Stet-<br />
tin weren, die Sich mitt an<strong>der</strong>e Leute Vnlegenh^it groß, vndt<br />
in <strong>der</strong> Cron recommendirt zu machen gedechten, Er wolte mitt<br />
dem Herr Grass Orenstirn Sich darauß besprechen, Vndt so<br />
viele an Ihme beyde Punct zur richtigkeit befür<strong>der</strong>n. Wie<br />
Wir nun S. Ercell. den Pommerischen artioulum recommen-<br />
dirten vndt batten das <strong>der</strong>selbe dem Indumento ?2oi5 möchte<br />
einverleibet werden, Sagten S. Vrcell. Ja Vnser solte ge-<br />
ruhet werden, Ihro Königl. Maytt. aber würde in diesem In-<br />
strumento Sich nicht weiter alß in genere zu Observant;<br />
<strong>der</strong> Stände Privilegien obligiren, vndt gan^ keine L^^ciaiiÄ<br />
hinein rücken lassen, Son<strong>der</strong>n bey <strong>der</strong> Huldigung würde ins<br />
künfftige die special!.«; oonNrmalio woll erfolgen, Vnde würde<br />
auch <strong>der</strong> Kayser in Iit«ri5 inv(^5titul'I6) Weill Sie doch Ihre<br />
Satisfaction ^ur
74<br />
ben, Vndt dem Hertzogthumb Pommern in ?rivi!e^üs gleich<br />
gcmachet werden, welche Sie von dem Rom. Reich 5ure<br />
tendi perpetui recognosciren solten, Vndt das <strong>der</strong> Cron nach-<br />
gegeben würde die Contryvcrfien welche zwischen dem Ertz<br />
Stifft vndt <strong>der</strong> Stadt Bremen wehren in gute beyzulegen, die<br />
gegen obligation damitt die Königin denn Stenden dieser 3<br />
Fürstenthumbl. Sich Verpflichtete, war gar kaltsinnigk, vndt<br />
vix triduz linoÌ3) begriffen Vnsern bchalts ettva mitt diesen<br />
Nordten: Ncontra 8. N.. U. Zueciktz tenekitu^ Oräines<br />
St 8tatn3 praemeinorItaruin ^rovinciaruin in<br />
et P033e55i0ne Furiuin et ^<br />
tempore primorum vucum naduerunt, relln^nere,<br />
6efenäero et manutenere. Wie Wir nun bähten S. Ercell.<br />
möchten Vnß Copey davon geben, das Wirs Vnsern Herrn<br />
Principalen communiciren tönten. Ob Sie mitt dieser gene--<br />
ralität wolten zuftieden sein, Vndt das vebrige auf die Spe-<br />
cial consirmation bey <strong>der</strong>- Huldigung? ankommen lassen, Sag-<br />
ten S. Ercell. das Sie solches noch zur Zeitt nicht thuen<br />
könten, Son<strong>der</strong>n es in gehcimb halten müsten bis das die<br />
Confercnß mitt denn Herren Französischen Gesandten Vorgän-<br />
gen, Weill Vnß nun die (üopia denegirt wardt, haben Wir<br />
angezeiget das die Herren Landtstände Sich mitt Solcher gene-<br />
ralilät schwerlich werden zufrieden stellen lassen, Wan an die-<br />
sem Ortte Vnser vebergebener articulus dem Instrument»<br />
?aei5 nicht solte ein Verleibet werden, Vndt würden Sich<br />
befürchten das man bey <strong>der</strong> Huldigungk so viele difficultäten<br />
super Oontirmaljone i'rivZIeziorum in den Vornembsten<br />
Puncten wurde machen, das die Stände Sich wenig dessen<br />
zugetrösten. Zu dem wehren nohttwendige Puncte <strong>der</strong>en Spe-<br />
cial Insertion Eich die Stände nicht begeben lönlen, alß 1.<br />
wegen <strong>der</strong> Regiments Verfassung^ 2. Wegen abführungk <strong>der</strong><br />
Präsidien vndt guarnisonen, 3. Abschaffungk <strong>der</strong> Liccnten welche<br />
dem Lande zu son<strong>der</strong>bahren beschwer gereichten, 4. restitution
75<br />
<strong>der</strong> Fürstl. Tischgüter in platinimi 8tatum damitt die<br />
I5.oAimlni3 vndt Reichs gebühr davon tönten geliefertt wer-<br />
den, 5. Wegen des Visthumds Cammin das selbiges möchte<br />
in seinem Stande vndt Wesen Verbleiben, vndt von Pommern<br />
nicht Separiret werden, Vndt weill son<strong>der</strong> Iweiffcll etwaß<br />
mehreS in dem concept enthalten sein würde, bähten Wir, Vnß<br />
weitrr davon part zu geben. Worauf S. Ercell Sich er-<br />
llerle, Ihr König!. Maytt. würde Ja 1. in Pommern einen<br />
Präsidenten haben muffen, Welchen man Nähte von Pommer-<br />
schen eingebohrnen Landtsaffen adjungiren tönte, Vndt Sagte<br />
Vnß im Vertrauten das Sie den Schwedischen Rehlen in<br />
Pommern, vmb Ihre Sentiment erfür<strong>der</strong>t: .Die hellen Sich<br />
daranf Vernehmen laffen das die Pommerischc Stende das<br />
Regiment woll ganß an Sich zu bringen begehrten. 2 et 3.<br />
wehre <strong>der</strong> Präsidien vndt Licentm in dem Concept gedacht,<br />
Vndt laß Er Vnß darauf weiter Vor einen an<strong>der</strong>n L- etwa<br />
Pit diesen formalien. Labseeuta raliücatione. partium prae-<br />
3i6ia mllltarm ex omnibus looiI tam rnaritlmis (^vÄm me-<br />
(iiterranels a^^uoIntur, locarne un^ onin<br />
Alß Wir aber darauf Replicirten das solcher §. 6e<br />
redete, Vndt bähten das S. Ercell. Vnß auch<br />
das vebn'ge was in looiZ rstinencN^ deßwegen deponirt loürde,<br />
comlnuniciren wollen, Lasen Sie entlich weiter forl Vngefähr diese<br />
formalia: In I0013 vero 8, K,. N. ^ro ZItiFlactione. 0011-<br />
mo<strong>der</strong>ata pr^eLiclia una eum imp()5itl0nIl)N5 marl-<br />
corona i-ytlneat, 4. Wegen <strong>der</strong> Tischgütter betandten S.<br />
Ercell. das solches nicht practicirlich das dieselbe den Krieges-<br />
ofsicircn bleiben sollen, in Liestandt wehre es zwahr so gehalten<br />
das die Regierung? von den Oonlrikutioniduä <strong>der</strong> Stende ge-<br />
führet, aber in Deutschlands were es nicht angsnehmb, da würde<br />
einer nicht mehr alß <strong>der</strong> an<strong>der</strong> Standt beschwert sein wollen,<br />
Derowegen hette Ers in die Crone geschrieben, das die onera
76<br />
I^oFimìm'g in Pommern von den Contrlbutionen nicht konten<br />
gehalten werden, Son<strong>der</strong>n es mästen die Tischgüter ad prio-<br />
lem U3uln restituirà werden, Wir regerirten, darauff ad 1.<br />
das Wir nicht Improbirten, das Ihr Königl. Maytt. einen<br />
Stadthalter vndt Präsidenten in Pommern hette, aber <strong>der</strong>selbe<br />
müste von Gebührt ein Pommer sein, Sonsten würde es wie-<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Lande Privilegia, altes herkommen, vndt die Fürstl.<br />
Reglements Verfassung? lauffen, auch <strong>der</strong> Pomnierischen Na-<br />
tion zum Schimpfe gereichen ^
77<br />
zu den guarnisonen vndt Licenten Verbunden, Vudt beriefen<br />
Vnß darauf auf des Königs Handt vudt Siegel! damitt Sie<br />
die neben accordaten bestätigt, Vndt wcill S. Ercell. gestchen<br />
müstels. das Sie auch wegen <strong>der</strong> Licenten Ihre Comptorey<br />
nicht groff geniessen konten apprehcndirtenSie dieft/bezuyblich,<br />
Vndt begehrten Ihr die neben accordaten zu coznmljniciren^<br />
Welches Wir promittiret 4. Wegen <strong>der</strong> Tischguter., Engten<br />
Nie das dieselbe nicht Veralieniret o<strong>der</strong> Verwendet werden<br />
tönten, Theils 1. provtcl onera i-SFiininÌL leren^Ä. Theils 2.<br />
das Sie.v.om Kstyser zu Lehn getragen würden, Vndt weren<br />
inPomm^rn. die^oonoeLsioneKDueIloZ alzeit in äuuüoi 615-<br />
lerentia gehalten Worden,, In. dem I. ehltche de<br />
äi^ wehren darin ?linoeo5 pro liditu L6cun6um<br />
men>?s0^inci^Ii2.zu procediren hette, alß 1. in<br />
nidus dene^oioiiiin eocleZiaZtiooi-uin, wan darin, den 8ta-<br />
tuti3 «t olisevvantila Og^)1tu.11 nachgegangen würde hette<br />
Niemandt darauf zu sprechen. 2. In qon5e5Fionidu5 sßuclo-<br />
rum Ipertorum worin?rlnoioi keine maß zu'geben wan Er<br />
gebührendt darin Verführe. Etliche o0no^35Ì0n
78<br />
sidell besucht, Vndt demselben Weil! Er zurück zn reisen wil-<br />
lens, glück auf die Reise gewünschet, auch Ihme daneben <strong>der</strong><br />
Pommenschen Stände Sachen recommendiret, mitt fleißigster<br />
bitte mitt seinem Herren Collegen abrede zu nehmen, wan Wir<br />
etwas in den Reichs Rhatt zu bringen hctten, das Er Solches<br />
nicht alleine annehmen, Son<strong>der</strong>n auch den vebrigen Reichs<br />
Stenden zu guter befür<strong>der</strong>ung recommendircn möchte. Wor-<br />
auf Er Sich bedanket das Ich Ihn in lezpeow seines Her-<br />
ren für Seinem abreisen besuchen wollen, Vndt wehre nicht<br />
ohne das Er gemessenen befehl bekommen, wegZn einige Sa-<br />
chen zurücke zu reisen, würde aber doch mitt ehisten Sich wie-<br />
<strong>der</strong> einstellen, Vndt wolle nicht ehe von hier aufbrechen biß<br />
die Französische Herren Plenipotentiarii herüber kehmen, vemb<br />
zu vernehmen wass dieselbe brachten. Was die Sachen an-<br />
reichte welche Ich Ihme recommendiren lhette, wolle Er die-<br />
selbe in guter acht halten wan ins künfftige davon solle gere-<br />
det werden, auch desfals mitt seinen Herren Collegen abrede<br />
nehmen. Sonst Vermeinte <strong>der</strong> Herr Gesandter, weil! Er von<br />
Herrn Loben Vernommen, das S. Churst. Durch!, zu Vran-<br />
denburgck ohne <strong>der</strong> Pommenschen Stände Vorwissen vndt be-<br />
lieben Sich in keine Trattate« mitt <strong>der</strong> Cron Schweden ein-<br />
lassen wolten, das bey solcher gelegenheit Vnser am besten<br />
könte geruhet werden. Vndt weill unser suchen auf <strong>der</strong> billig-<br />
keit beruhete, So würden Wir von den Herren Rcich Elenden<br />
gutte assistenß zu gewarten haben, Wie Ich nun dabey erweh-<br />
nete wann die Cron Schweden ein theill vom Lande mitt be-<br />
wllligungk <strong>der</strong> Interessenten in behalten solle das Sie die<br />
Guarnison vndl Licenlen beizubehalten Sich Vernehmen liesse,<br />
Antworttele <strong>der</strong> Herr Abgesandter, das die Reichs Stände sol-<br />
ches nicht gerne geschehen lassen würden, Vndt wan die Schwe-<br />
den mitt S. Churfl. Durchl. zu Brandenburgs vndt <strong>der</strong> Ver-<br />
einigten Heuser *) ein Stück Landes bekehmen, hetten Sie nicht<br />
') Bewilligung? scheint ausgefallen zu sein.
nöhtigk guarnisonm lm Lande zu halten, vndt sagte Mir hie.<br />
bey im Vertrauwen, das Äärenklamv Vor diesem zu Ibme er-<br />
wehnct hette, das Er Vernehme das Sich die Reichs Stende<br />
ve<strong>der</strong> dic gefor<strong>der</strong>te Schwedische Satisfaction alterirten, Vndt<br />
Vermeinten das die Eron Sich <strong>der</strong> Strohme impatt-oniren vndt<br />
dieselben mitt Licenten beschweren woltcn, veber welcher alte-<br />
ration dem gemeinen Wesen ein groß präjuditium zuwachsen<br />
tönte, Vndt dabey zu verstehen geben, Sie sotten Sich nicht<br />
daran ergern es würde zwar von <strong>der</strong> Cron geför<strong>der</strong>t aber<br />
woll abgehandelt, Vndt berichtete <strong>der</strong> Herr Abgesandter, daS<br />
die See Städte wegen <strong>der</strong> Elbe vndt Weeser ein son<strong>der</strong>lich<br />
absehen auf die Satisfattion in Vremen hellen, vndt Ver-<br />
meinte das es kein I^üticum con-lüuu, bey den Schweden<br />
were, das Sie <strong>der</strong> Evangelischen Län<strong>der</strong> zur Satisfattion für-<br />
dcrten, Vndt die Kayserl. hetten darümb gewilligt, das Sie<br />
darüber die Evangelische Untereinan<strong>der</strong> in die Haar brächten<br />
Wie Ich Mich bey dem Herrn Gesandten erkundigte ob die<br />
beiden Lburfl. Heuser Sachsen vndt Brandenburg! in gutem<br />
Vernehmen wehren, Vndt dafür hielte, das es für das Evan-<br />
gelische wesen gutt wehre wan Sie in gutem Correspondent<br />
stunden. Sagte Er das das Vertrouwen nach dem das Cbur<br />
Hauss Vrandenburgk die Religion Changirt noch so guth wehre<br />
alß zuvor, Jedoch wie <strong>der</strong> Kömgk von Schweden gekommen<br />
weren beede Churfürsten eines zusammen gewesen, welches <strong>der</strong><br />
Churfürst mitt seinem Kriege Verursacht hette, Gs fragte Mich<br />
auch <strong>der</strong> Herr Abgesandter Ob Ich nichts davon gebö'ret hette<br />
Es wurde berichtet watt S. Ehurf. Durchl. zu Vrandenburai<br />
von Pommern den Schweden elwaß lassen folte, das Sie wie-<br />
<strong>der</strong> das
80<br />
men, Er wurde Ihme solches nicht gerne nehmen lassen, Er<br />
referirle auch das die Stadt Magdeburgk Sich crbottcn dem<br />
ilzigen Erhbischoff zu Huldigen, Welches den Vorigen nicht<br />
geschehen, aber Leonhard Torstensohn helle es Ihnen Verbot-<br />
ten, wolle assecuralion von den See Slädten haben, Worzu<br />
Sich diese nicht verstehen wollen, das Sie lacUnn tritii nicht<br />
prästiren konten, Er hielt auch dafür das veber den Satis-<br />
faction Punct auch <strong>der</strong> assecurations Punct Schwer fallen<br />
würde, berichtete daneben das dem Herrn General Königs-<br />
marck die Graffschasst Querfurt gegeben were von den Schwe-<br />
dischen. So Er gerne auf Seine Satisfaction behalten, vndt<br />
etwaß Geldt berauß geben wolte, wie Herr Salvius berrchtel,<br />
helle, Item es helle Herr Grass Orenstirn berichtet, das Tor-<br />
stensohn nach Schweden Reisen, vndt mehrentheils bei Hoffe<br />
verpleiben würde, Leiblich wie Wir von den 'Armeen zu reden<br />
kehmen, Sagte <strong>der</strong> Herr Gesandter das die Franzosen den<br />
Evangelischen keine grosse assistentz leisteten, den Sie kaum<br />
5 odev 6000 Man hellen, Vndt helle die Armee in marchi-<br />
ren grossen schaden gethan, watt die Evangelischen mitl <strong>der</strong><br />
Cron Schweden einigt wehren, tönten Sie Ihnen woll mehr<br />
Volcks zu hülffe senden. . , ^<br />
Den 6. September haben Wir dem Freyherrn von Loben<br />
angesprochen, Vndt S. Ercell. die Jüngst Versprochene Copey<br />
von dem Memorial welches Wir den Königl. Schwedischen<br />
in puncw oonvkntuuin vndt ^raclatui-^uin veberaeben, Ne-<br />
benst dem Königl. Schwedischen schreiben so an die Stetlini-<br />
scheN'Estats Nähte abgangen, .eingehendigt, Welche Er gerne<br />
angenommen, vndt gesagl, das Er Sie alßforc auf Berlin<br />
senden wolte, Sonsten berichtete S. Ercell. das Sie von<br />
Münster Nachricht hellen/ das nunmehr die Frantzosen mitt den<br />
Kayferl. in puncw 8atl5^otÌ0nl3 richtig wehren, es kehme<br />
aber denn Frantzosen die Salisfaclion leüwer alt, den Sie et-<br />
liche Million Reichs Thaler zehleten, auch wie<strong>der</strong> den Türcken,
81<br />
dem Haust Oesterreich eine ansehnliche Hülffe Versprochen, Vndt<br />
weill die Französischen Plenipotentiarit in kurtzen herüber-<br />
kommen würden, vemb Sich zu bemühen, das auch die-Schwe-<br />
dische Satisfaction zur richtigkeit möchte gebracht.werden,' So<br />
fürchtetm S. Ercell. es würde wegen Pommern hart daher<br />
gehen, Vndt wan Sie, die Churst. Vrandenb. würden darümb<br />
angesprochen werden, Würden Sie Sich wie<strong>der</strong>ümb auf Vnß<br />
beruffen, Vndt Vernchmen waß bey dev Sachen zu thun, den<br />
S., Churfl. Durchl. ohne <strong>der</strong> Landtstände einrahten in <strong>der</strong><br />
Sachen'nichts.Vornehmen wollen, Wir andtworttetcn das Wir<br />
noch nichts ia In5traotioQs hetten alß was. Wir Vor diesem<br />
vebergeben pndt Mündtlich Vorgebracht, Vndt weill den Stän-<br />
den.noch keine zusammenkunfft Verstattet werden lvolte, So<br />
tönten Wir keine an<strong>der</strong>e Instruction erlangen, S. Trcell,<br />
sagtten, So möchten Wir doch für Vnsere Persott, S. Churss.<br />
Durchl. cinrehlig fseili), welches Wir zu thuen annahmen, so weit<br />
es Vnsere Instruction zuliesse, Vndt bähten, S. Ch. Durchl.<br />
zu animiren das Sie. Sich dieses Ortts neherten, Worauf Er<br />
berichtete das S. Churfi. Durchl. den 16 dieses zum Verlln<br />
aufbrechen würden, Vndt das die mediatorn zu Munstern sol-<br />
len den Hessen Casselschen zur Satisfaction 6'Tonnen Goldes<br />
fürgeschlagen haben.<br />
Loäem aie ist Herr Nosenhan <strong>der</strong> Schwedische Resident<br />
alhie angelangt, Vndt hatt bericht mitgebracht das die Herren<br />
Französische Gesandten in weinigk tagen folgen würden.<br />
-Den 7 September haben wir dem Herrn Salvio zu sei-<br />
ner Information ili ^Ulioto I^gLFi^Ioruin vndt <strong>der</strong> Licenten<br />
die Pommerische neben accordaten Copeylich zugeschickt, vndt<br />
zugleich ^ersuchen^ lassen in puncto oonvetituum Et ^t-ael^<br />
tui-21-iim einen bescheidt zu befür<strong>der</strong>n, Worauf Er sagen.las-<br />
len, Er wollte es mitt seinem Herrn Collegen b^rfden.<br />
Wen 8 September Sein die Herren Frantzösische Ambassa-<br />
deurs alle drey alhie angelangt.<br />
VI. 1< 5
82<br />
Den 9 September Sein die Herren Stralsundischen Ab-<br />
geordneten bey Mir I> Nungen gewesen, Vndt referirt das<br />
Sie gestern beym Herr Grassen Orenstirn audientz gehabt,<br />
Vndt <strong>der</strong> Ihnen grosse promiß gethan, das Ihrer aniculus<br />
dem In8tl'nm?nto 1^2015 begehrter maffen folte inserirt wer-<br />
den, Vngeachtet das Herr Salvius, die Franzosen, vndt die<br />
Reichs Stände dawie<strong>der</strong> wehren, das man keiner Mediat Stände<br />
gedencken solte, aber Er <strong>der</strong> Herr Grass würde Sich daran<br />
nicht kehren, noch solches veberreden lassen; Wie Sie Ihn<br />
aber gebehten, das Project zu communicirett, hette Er Sich<br />
entschuldigt es wehre noch nichts aufgesetzet, Herr Salvius<br />
hette woll etwaß componirt aber es wehre nichts, Wan Er<br />
mitt den Frantzosen geredet wolte Er Sie weiter fnrdcrn las-<br />
sen, vndt weither mitt Ihnen Conferiren, Ich bedanckte Mich<br />
pro eoinmuincatlttno, Vndt sagte weill Sie so gure Vertro-<br />
stungk erlangt, hetten Wir Hoffnung? es würde <strong>der</strong> Pommerische<br />
articulus auch entlich admittiret werden, wiewoll iko noch aller--<br />
handt difficultäten in den Vornehmbsten Puncten gemacht würden.<br />
N066M 616 hatt <strong>der</strong> Bremischer Abgesandter Herr I).<br />
Koch Mich v. Nuttgen gesucht, welchem Ich 66 reclitu von<br />
Münster gratuliret, Vndt zu communiciren gebchten was deß<br />
Ortts bey <strong>der</strong> Friedenshandlungk passirte, Worauf Er berich-<br />
tete das <strong>der</strong> Friede zwischen dem Kayser vndt Franzosen zwahr<br />
richtig, Viele aber in <strong>der</strong> Meinungk sem das es den Fran-<br />
tzosen damitr nicht ernst seye, Weill Sie einen gar kurtzen<br />
terminum geselt, ntmblich woferne die vebrigen Puncte in<br />
diesem Monath Septembri Ihre richtigkeitt nicht bekehmen, das<br />
Sie auch zu diesem Vergleich alßdann nicht Verbunden sein<br />
wollten, worauß viele praesumiren, das es nur ein Spiegell<br />
fechten seye, Wie woll <strong>der</strong> Herr Grass von Naffow Ihme<br />
Viele trauwete, Vndt wie Ich gefraget: Wie es in ^uncto<br />
(Hominei-cloruin vndt <strong>der</strong> Licentcn Stünde, vndt Ob die Hol-<br />
län<strong>der</strong> Information darüber bekommen, Sagtte er Ja: Sie
83<br />
hetten Information gnugk vndt die Licenten hoch rcsentlret<br />
auch Sich erboten, Sie wolten Sich pro li<strong>der</strong>ww oommerciorum<br />
interponircn, so baldt Sie Vernehmen ivürden, das<br />
die Herren Schwedischen damitt vembgingen, Worauf Ich dem<br />
Herrn Abgesandten referirt wass Herr Salvius, Vnß auß dem<br />
Instrumenw 1^2015 so Er entworffen, Vorgelesen/ darauß genugsamb<br />
zu erspüren, daö. Sie die Präsidia vndt Licenten/zu<br />
behalten gedachten, <strong>der</strong> Herr Abgesandter Vermeinte das Sich<br />
die Holländische Gesandten auch woll baldt einstellen würden,<br />
Vndt wie Ich weiter gefraget ob den die Hollän<strong>der</strong> Sich S.<br />
Churst. Durchl. zu VraNdenburgck auch annehmen würden/<br />
Sagte Er das die Churst. Ärandenburgischen Sich grosse<br />
Hoffnung? davon machten, aber Er tönte noch nichts gewisses<br />
dovon sagen. Wegen des ^rovis zwffchen Hollandt vndt<br />
Hispani Vermeinte Er das <strong>der</strong>ftlbe mehrentheils richtig?, Vndt<br />
ob woll ein geruchte ausgangen, Ob dieselbe zerschlagen, hette<br />
es doch' nicht die Meinung, Son<strong>der</strong>n die Staaden hetten mitt<br />
den Hollän<strong>der</strong>n*) zweyerley Tractaten Vor, alß ^1. zuMün^<br />
ster wegen des 1>evÌ5 <strong>der</strong> Were auss 30 Jahr getroffen,<br />
2. Wegen eines ewigen Friedens, deswegen wehre <strong>der</strong> Vischoff<br />
von Cammerick wegk gewesen, Vndt nun wie<strong>der</strong>kommen, Vndt<br />
dieses lehte hielte man für Zerschlagen, Weil! <strong>der</strong> Königk von<br />
Hispanien hette haben wollen, die vnirten Provinciën sollen<br />
^ure leuäl von Ihme recognosciret werden, welches die<br />
Staaden nicht thuen wolten, Sonsten Vernehme man noch nicht<br />
das zwischen Hispanien vndt Franckreich etwas Tractiret<br />
würde. Mons. Krackow hette Sich il;o für einen Königl.<br />
Pohlnischen Residenten zu Münster Legitimirt, Vndt mitt den<br />
Kayserl. heulte 8 Tage Vor vndt Nachmittage steissigk Tractirt,<br />
Was es aber betrüffe, davon hette Er nichts erfahren<br />
können, Vndt hatt Er hiemit wie<strong>der</strong> Abscheidt genommen.<br />
') Wird hcißcn: Hispanien.<br />
VI. !. 6N
84<br />
Den 10. September Sein die Herren Holländische Am-<br />
bassadeurs alhie angelangt.<br />
Lodem die haben Wir Vnß bey dem Herr Grass Oren-<br />
stirn vemb audienk bewerben lassen, Welcher Sich aber Seiner<br />
an<strong>der</strong>n Viellfeltigen assarien halber endtschüldigt.<br />
Den 12. September haben Wir Vnß beym Herrn 8ecre-<br />
tai-io l^e^atlonis Värenklauwen angeben, vemb durch Ihne<br />
<strong>der</strong> Pommcrschen Stände desi<strong>der</strong>ia den Konigl. Herren Legatis<br />
erinnern zu lassen. Welcher aber zu Vnß gekommen, wofür<br />
Wir Ihme gebührlich gedancket, Vndt angemeldet, weil! S.<br />
Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn Vnß zur audientz nicht Ver-<br />
statten könte, son<strong>der</strong>n mitt an<strong>der</strong>n geschcfften veberheuffet, So<br />
hetten Wir mitt Ihme dem Herren Legations Secretarlo auß<br />
folgenden Vrsachen Vnß besprechet! wollen, Vndt zwar 1.<br />
Weill die Konigl. Französische Ambassadeurs alhie angelanget,<br />
Vndt man Verruf me das 8up6r Instiumenw ?2oi3 tägliche<br />
conferentie« V-.^r den Herren Schwedischen Vndt Ihnen Vor-<br />
gingen, So wol.'en Wir gebehrcn haben, Er, <strong>der</strong> Herr Secre-<br />
rarius wolle I. I. Grcell. Ercell. bey<strong>der</strong>seits den Von Vnß<br />
vor diesen vebergebenen aitioulum vnbeschwert erinnern, vndt<br />
befür<strong>der</strong>n, das <strong>der</strong>selbe dem In5trum6nto kaciZ mitt einver--<br />
leibet würde, den es wehre ja billich das die Pommerische<br />
Stände bey diesen Tractaten Ihrer libertät piene Versichert<br />
würden, Worauf Er andtwortete das solches allermassen bil-<br />
lig wehre, es hette aber Herr Salvius etwass aufgesetzet, vndt<br />
Vnß Communicirct, Ob Wir damitt nicht friedlich weren?<br />
Wir sagtelt: Nein, den es were inl summa ^enEralitate Ver--<br />
fasset gewesen, mitt so kurtzen Wordten das man ganlz nichts<br />
damitt Versichert, ;u dem So behielten Ihr Königl. Maytt.<br />
Sich die Präsidia vndt Licenten Vor, in welchen die aller-<br />
grosseste Servitut des Landes bestünde, Vndt müstm also<br />
nohttwendigk vigiliren, das das Landt zu seiner Vorigen<br />
Freyheit wie<strong>der</strong>, kehme, Er Sagte die Präsidia vndt Limiten
85<br />
würden woll abgehandelt werden, anfänglich möchte es woll<br />
einige difsi'cultäten haben, aber in Kn? würde es Sich woll<br />
an<strong>der</strong>s schicken, Wegen <strong>der</strong> Regiments Verfassung? sagten Wir<br />
das die Pommerische Stande Sich <strong>der</strong>en nicht begeben könten,<br />
Vndt das Herr Salvius einen Vorschlagt gethan von einem<br />
Schwedischen Präsidenten, Mann sehe aber woll wie es ginge<br />
wan frombde beym Nu<strong>der</strong> sessen, waß Sie Vor i-elnlionc^<br />
chatten, Vndt würde denen mehr glaubet alß dem ganzen<br />
Oorpoi-i <strong>der</strong> Herren Landtstände, Es wehren auch Ja noch<br />
woll Leute im Lande, welche solch officium eben woll getrew-<br />
lich Verwalteten, Vndt das Landt guberniren tönten, Jedoch<br />
wan Ihr Königl. Maytt. auf den fall, das Sie das Landt<br />
behielten, auf einer Person Ja bestehen wollen, möchte man<br />
Vnß solches bey Zeile eröffnen, das die Herren Landtstände<br />
Sich darüber zusammen thuen konten, Ob ein solch mittell<br />
zu erfinden, das Ihr Königl. Maytt. ein genügen geschehe,<br />
vndt <strong>der</strong> Stande Wollfahrtt doch in 82!vo Verbliebe, <strong>der</strong><br />
Herr Secretarius gestandt auf Vnsere nachfrage das Herr<br />
LiNiestroom an Herrn Salvium geschrieben, das die Stende<br />
das ganlze Regiment an Sich ziehen wollen, Vndt Rith, Wir<br />
möchten die Herren Legaten, Vndt Inson<strong>der</strong>heit den Herrn<br />
Saldinm woll infyrmiren, den <strong>der</strong>selbe helle d^.5 Induwen-<br />
tum I^Icis Vnterhanden, Vndt würde Vnscr Ierhoffentlich<br />
geruhet werden, II. Erinnerten Wir Ihne Vnsers Jüngsten<br />
Memorials, welches wir in puncto ^onventuum et ?l26-<br />
laturarum vebergebcn, Vndt bähten, Er möchte an seinem<br />
Orthe befür<strong>der</strong>n, das Wir mitt bescheide darüber Versehen<br />
werden möchten, worauf Er zu andtwordt gab, weill Ihr Kö-<br />
m'gl. Maytt. des wegen eine or<strong>der</strong> ertheilet, So könten zwar<br />
die hiesige Herren Legati Solche nicht en<strong>der</strong>n, Sie hetten aber<br />
doch an die Herren Estats Nähte geschrieben, Sie möchten<br />
gleichwoll so procediren, das Sie es bey Ihr Königl. Maylt.<br />
zu verandtworlten hetten, Wir Sagten das es bey <strong>der</strong> Köm'al.
86<br />
or<strong>der</strong> in Iwo 02311 nicht bleiben tönte, den darin wehre ent-<br />
halten man folte nichts Tractiren o<strong>der</strong> Schliessen ohne Com-<br />
munication milt den Herren Estats Rehten, welches in diesen<br />
fall nicht sein tönte, Son<strong>der</strong>n man müste den Srenden I^idei-a<br />
vota lassen, Wie es in omnsin 025111N zu halten, den folte<br />
<strong>der</strong> Cron von Pommern etwaß abgetretten vndt veberlassen<br />
werden, müste man ja davon reden, Wie das vineulum wel-<br />
ches zwischen dem Churhause Vrandenbnrgk vndt den Pom-<br />
merischen Ständen ist, legitime tönte aufgelöset werden, da-<br />
mitt Chur Vrandenburgk die Pommerische Stände nicht vor<br />
meineydige Leütte, Vndt hingegen diese Ihn vor einen handt<br />
vndt Siegellosen Herren schelten tönten, Vndt 'schlugen Wir<br />
das MitteN Vor: watt Ja die Königl. or<strong>der</strong> nicht zu en<strong>der</strong>n,<br />
ob man in Koc s^eoiaii tN3ii auf <strong>der</strong> Herren Stände reverß<br />
nicht einen li<strong>der</strong>um convenwm zuzulassen, Worauf <strong>der</strong> Herr<br />
Secretarius Vermeinte das es mitt dem reverse woll anginge,<br />
Wan <strong>der</strong>selbe also Stylisiret würde I. das die Stände bey<br />
dem Convent nichts, alß wass diese Tractaten anginge, han-<br />
deln wolten, II. das durch diesen actum den Herren Landt-<br />
ständen kein weiter Recht alß Sie Vor diesem i-ation? con-<br />
ventuuin gehabt, zuwachsen solte, Vf solchen fall würde man<br />
Ihnen die Zusammenkunft Ja nicht Verwehren kynnen. We-<br />
gen <strong>der</strong> vacirenden Prälaturen remonstirten Wir welche linlke^I<br />
vndt Vnbegründete relationeZ Herr Lillieström in die Cron<br />
thette, Vndt das den recusirten Personen Vngütlich geschehe,<br />
mitt bitte Er wolle doch Wetz S. Vrcell den Herrn Grass<br />
Oxenstirn aufs beste hinterbringen, Er sagte es wäre aber<br />
Vnser memorial ncbenst den beylagen alßfortt in die Cron ge-<br />
schickt, Vndt Verhoffte Er, Sie würden woll baldt Andstvort<br />
darauf bekommen, womitt Er abschcidt genommen.<br />
Den 13. September haben Wir bey S. Ercell. dem Herr<br />
Grass Orenstirn audientz erlanget, da Wir dan S. Grcell.<br />
Vnser Jüngstes vergebenes Memorial wegen des Freyen
8?<br />
Convents nochmahlen reoommendiret, Vndt gebehten mitt einem<br />
gewingen bescheide darauf die herren Landtstände zu versehen,<br />
Worauf
auf bestünde, das Wir müssen weiter Instruiret werden, Vndt<br />
S. Churst. Durchl. ohne die Stände nicht Tractiren tönte,<br />
So mäste man sehen wie man solch Impedimenti auß dem<br />
Wege Neumete. Aber S. Churst. Durch!, rhetten nichts bey<br />
<strong>der</strong> Sachen, Sie hetten Pommern zur Sarisfaction gcfür<strong>der</strong>t,<br />
Vndt würde Ihnen nichts darauf gebohten, nur das Herr Lo-<br />
ben sagte, <strong>der</strong> Churfürst würde lieber sterben, vndc alles daran<br />
selben ehe solches geschehen folte, Vndt suchten inmittelst Fran-<br />
zösische vndt Holländische Mediation, Vndt geschehe doch nichts<br />
bey <strong>der</strong> Sachen, Es schiene das <strong>der</strong> Churfürst Zeitt zu ge-<br />
winnen suchte, aber die Zeitt tönte für S. Churfl. Durch!,<br />
noch woll schlimmer fallen, itzo würde die Sache auf S.<br />
Churst. Durch!, ankunfft Verschoben, wehren also lautler ter-<br />
ßivel'5ati0N65, Vndt sagtten S. Ercell. Ihr Churft. Durch!,<br />
hetten nur 2 Wege. ^1. das Sie Sich Oittkeßorioe erkleh-<br />
ren müsten, es tönte nicht sein, Sie tönten <strong>der</strong> Cron Pom-<br />
mern nicht lassen. ^6. 2. Müsten Sie Sich erklehren, vndt<br />
Vorschlege thuen waß Sie den entlichen thuen wolten, den<br />
bißhero wehre nichts odü^ioi-ie Vorgebracht, Wie Wir hier-<br />
auf andtworttelen, das Wir vor den Chursürstl. Aranden-<br />
burgisch. Herren Gesandten Vernoinmen, das S. Churft. Dnrchl.<br />
gemeinet Vermittelst gewisser Conditionen die Tractaten milt<br />
<strong>der</strong> Cron Schweden fürzunehmen, alß 1. das Franckreich vndt<br />
Hollandt die Mediation dabey hetten, 2. das Sie <strong>der</strong> Pom-<br />
merschen Stande guthachcen darüber Vernehlnen möchten 3.<br />
das Ihr ein äquivalent von dell Königl. Schwedischen Herrn<br />
Legatis fürgeschlagen würde. Darauf gaben S. Ereell. zur<br />
andtwortt 3(1 1 Das Sie ohne erholte resolution auß <strong>der</strong><br />
Cron keine Solenne Mediation annehmen tönte, zwar das<br />
Sie dazwischen redeten Vndc Vorschlege thetten, wollen Sie<br />
alß eine entrennse woll geschehen lassen, aber alß eine Media-<br />
tion tönten Sie es nicht annehmen, zu dem So nehmen Sich<br />
die Französische vndt Holländische Gesandten <strong>der</strong> Pommerschen
89<br />
Sachen nicht gross an, Vndt wehren inson<strong>der</strong>heit die Hollän-<br />
dische^ dieselbe fast 31000 pede Verbey angegen, Vndt hetten<br />
nnr mitt weinig Wordten Ihnen dieselbe recommendiret, <strong>der</strong><br />
gestalt, die Cion Schweden möchte in <strong>der</strong> Pommerschen Sache<br />
also Verfahren, das alles mitt des Churfürsten Consenß ge-<br />
schehe, solches wehre auch <strong>der</strong> Gron Meinung?, Nun aber<br />
wehre es an dem weill Sie gantz Pommern für<strong>der</strong>ten, das<br />
Sie würden etwas bieten müssen.^ä 2. Wan S. Churst.<br />
Durchl. sagten das Sie ohne <strong>der</strong> Stände oonsenß nichts thuen<br />
tönten, So müste man darauff gedencken wie das Impedì-<br />
menwm tönte auss dem Wege gereümet werden ^d 3. Ein<br />
äquivalent würden Sie nicht Vorschlagen, Son<strong>der</strong>n das müste<br />
<strong>der</strong>. Kayser vndt die Reichs Stände thuen. Wo Sie etwass<br />
fürfchlagen sollen, würden Sie in Vngern etwafs benennen,<br />
Wir regerirten das solches S. Churst. Durchl. gar zu weit<br />
entlegen, Worauf <strong>der</strong> Herr Legatus sagte So möchte Chur<br />
Vrandenburgk etwas in <strong>der</strong> nähe fürschlagen, welches Wir<br />
erachteten das es auch nicht füglich werde geschehen können,<br />
den Wan Necloi- es thete winde Er OclS5M'i5 et 8tntuum<br />
Int6t-e53entlum odium auf Sich laden, Vudt nicht so viele<br />
Nachdruck haben alß wans die Cron thete. Der Herr Lega-<br />
tus sagte die Churft. Brandenburg. Gesandten weren gestern<br />
bey den Franhosen gewesen, was dor Sachen halber für ge-<br />
lauffen, würden Sie vemb 4 Vhr erfahren, weill die Franzö-<br />
sischen alßdann zu Ihr kommen würden, Entlich erinnerten<br />
Wir S. Ercell. das Sie zugesagt den Punct wegen <strong>der</strong> va-<br />
arenden Prälaturen savoi-Idililer in die Eron zu referiren.<br />
Worauf Sie gesagt Ja, Sie hellen es bereits gethan, Vndt<br />
haben Wir damitt Abschiebt genommen.<br />
Den 15. September haben Wir den Churst. Gesanten<br />
Herr Fromhollen welcher newlich von Münster gekommen, an-<br />
gesprochen, Vndt Ihme de advenw gratuliret, Vndt gebeh-<br />
ten von dem Iehnigen was etwa bey anwesenheit <strong>der</strong> Fran-
90<br />
tzössschen vndt Holländischen Gcsanten <strong>der</strong> Pommenschen Sache<br />
halber Vorgelauffm, Vnß part zu geben, Worauf Er prae-<br />
INÏ33A ßi'iililii'um aotittiie pro viziwtione, berichtete das die<br />
Frantzosen mitt Ihrer Satisfaction zu Münster Richtig?, Vndt<br />
mehrentheils darümb herüber gekommen, das die Eron Schwe-<br />
den mitt S. Churf. Durch!, zu Ärandenb. veber Pommern<br />
auch möchte Verglichen werden, Nndt hetten Sie dem herkom-<br />
men nach den Französischen Ambassadeuren die erste Visite ge-<br />
ben, welche darauf die revisite bey Ihnen wie<strong>der</strong> abgeleget,<br />
Vndt zwar bey <strong>der</strong> ersten Visite hetten die Frantzosen Sich<br />
zimblich importun gestellet, Vndt hart darauf gedrungen das<br />
Sich die Herren Lhurst. Gesandten wegen Pommern entlich<br />
erklchren möchten, Vndt eyleten mitt dem Frieden sehr, hetten<br />
Sich auch Vernehmen lassen, das Sie nach <strong>der</strong> Churft. rcso-<br />
lution nicht lenger warten köuten, Worauf die Churst. Vran-<br />
deuburgischen als Herr Loben, Herr Wesembec vudt Er zur<br />
audtwordt gegeben, das <strong>der</strong> Mangell nicht bei Ihuen wehre,<br />
den Sie sich schon wegen S.. Churfi. Durchl. Vernehmen las-<br />
sen, das Sie zu besür<strong>der</strong>ungk des lieben Friedens die Tratta-<br />
teli mitt <strong>der</strong> Cron Schweden auf nachfolgende (^undilion^Z<br />
anzutreten geineinet. Alß l. Wau die Cron Schwedell Sich<br />
zuvor erklehrete von gaul^ Pommern abzustehen, 2. das S.<br />
Churft. Durchl. ohne <strong>der</strong> Pommerschen Stände Cousenß vudt<br />
einrahten bey <strong>der</strong> Sachet! nichts thuen möchten, den Sie weh-<br />
ren Ihnen Vermöge <strong>der</strong> Erb Verträge hartt Verobligirt, De-<br />
rowegen müsten den Stenden nun freye zusammenkunfft Ver-<br />
stattet werden, damitt alles le^itimo modo geschehe. 3. Das<br />
von den Königl. Schwedischen Herrn Legatis alßfortt ein ae-<br />
qvi','alent für das Iehnigc Stücke So S. Churss. Dnrchl.<br />
von Pomlnerli inüste fahren lassen, benennet würde ^. das<br />
Sie, die Französische vudt Holländische Interposilion zum we-<br />
nigsten alß eine entrenuse annehlnen »lochten. 5. Das die<br />
Königl. Schwedischen einen gewissen Ortt von Pommern be--
91<br />
nennen möchte, welchen Sie zu behalten gedechten die Herren<br />
Franzosen hetten gesaget, die Schweden bestünden noch auf<br />
ganlz Pommern, Vndt würden nümmer dazu gebracht werden,<br />
können das Sie sollen vyn Pommern etwaß vorschlagen vndt<br />
benennen, die Chnrf. Vrandenburgischen möchten es thuen ^und^<br />
etwaß gewisses Specificircn, damitt man zum handelt kehmc, N<br />
contra hetten Sie, die Vrandenburgischen hoch betewret das<br />
S. Lhurfl. Durch!, bestendige Meinung wehre, bey diesen con-<br />
ditionen zu verharren, Vndt hctten daneben gebehten, die Her-<br />
ren Französischen wollen die Herren Schwedische dahin dispo-<br />
nircn das Sie von Ihrem vnbilligen postulato ahstehen möch-<br />
ten, Vndt wehren Kino inde Harfe reden bey dieser Visite vor-<br />
gefallen. Des an<strong>der</strong>n tages weren die Franzosen wie<strong>der</strong> bey<br />
Ihnen gewesen, Vndl hetten in Reden sich etwaß mo<strong>der</strong>irter<br />
bezeyget, Vndt folgende Vorschlege gythann. 1. Das S. C. D.<br />
den Schweden lassen möchten ganh Pommern, Vndt dagegen<br />
zum aeqvivalent nehmen das Ertz Stijft Bremen, das Stifft<br />
Vörden, Halberstadt, vndt die Fürstenthümber Schlesien, Groß-<br />
glogow, vndt Vagen 2. o<strong>der</strong> den Herren Schweden Vor Pom-<br />
mern nebenst <strong>der</strong> Stadt Stettin lassen, Vndt dafür zum ac-<br />
qvivalent Halberstadt nehmen o<strong>der</strong> aber 3. Ihnen Vor Pom-<br />
mern allein lassen, ohne einiges aeqvivalcnt vndt erstattungk,<br />
Wie nun Sie die Churf. Vrandenburgischen Vermerckt das<br />
solche Vorschlege von denn Schwedischen herrühreten, hetten<br />
Sie darauf rundt außgesaget, das S. Churf. Durchl. <strong>der</strong>en<br />
keinen annehmen würde, es möchte gehen wie es wolte, aber<br />
wan die Schweden Lust zum Frieden hettcn, Vndt ertregliche<br />
fürschlege geschehen, wehren Sie zu den Tractaten gnungsamb<br />
gevolmechtigt, Vnvt wehren dabey auch geblieben S. Ehurf.<br />
Durchl. tönten nichts thuen, Sie müsten Sich den Vorhero<br />
milt den Pommerischen Ständen besprechen, Vndt alß Sie da-<br />
neben erwehnet das die Pommerische Stände Ihre Deputirte<br />
alhie hetten, hetten Sie gefraget, Ob Wir den auch Volmacht
92<br />
von den Ständen hetten, Worauf Sie geandtwortet das Wir<br />
Vnß alß Deputirte legitimiret, aber auf solche alienation moch-<br />
ten Wir woll nicht Vollmacht haben, Derowegen S. Churf.<br />
Durchl. nohtwendigk <strong>der</strong> Stände Rhatt vnd gutachten in die-<br />
ser Sache haben müste, Gütlich hette Herr Frombholl; zu den<br />
Französischen Plenipotentiariis gesagt, Wie Sie so hartt in<br />
Ihn gedrungen vo3tt-6 3>t(;356 me tundra für einen Schelm<br />
Worfern S. Churf. Durchl. ohne <strong>der</strong> Pommerischc Stande<br />
einrahten fürschlege thuen werden, Son<strong>der</strong>n es müsten die<br />
Vorschlege von Schwedischer Seiten herkommeit, Vndt damitt<br />
weren Sie von einan<strong>der</strong> geschieden, Darauf fragte nun Herr<br />
Frombholt, Ob Wir nicht Volmacht heten Vorschlege-zu thuen,<br />
vndt cinzurahten, Weilt Vnß des Landes beschaffmheitt am<br />
besten bekandt, Wie Wir nun darauf andtwortteten, daß Wir<br />
keine an<strong>der</strong>e Volmacht hetten alß Naß Wir schriffclich einge-<br />
geben, die Stände auch Verhin<strong>der</strong>t wurden zusammen zu kom-<br />
men, Wolte Gr darauf nicht acqviesciren, Son<strong>der</strong>n sagte S.<br />
Churf. Durchl. würde den fürschlagk voll den Pommerschen<br />
Stauden erwartteten, Worauf Wir replicirten, ^van schon die<br />
Ponnnerische Stande zusammen kehmen, nn'n'detl Sie doch keine<br />
Vorschläge thuen waß vom Lande zu vebergeben, dcz! solches<br />
würde wie<strong>der</strong> Ihre Pflicht lauffen, haben Ihme dabey eilie<br />
Copey von dein Huldiguugs Eyde zu Communicircu Verspro-<br />
chen, Er bliebe aber dabey das S. Churf. Durchl. auch keine<br />
Vorschlege thuen würden, Wir sagten, so müstrn es die Schwe-<br />
den thuen, Die hetten schon gaM; Pommern Vorgeschlagen,<br />
Welches S. Churf. Durchl. an die Pommerische Staude tonte<br />
gelangen lassen, Vndt <strong>der</strong>en Meinung darüber einholen, Wie<br />
Woll dieselbe inner 7 o<strong>der</strong> 8 Wochen wegen ferne des We-<br />
ges alhie nicht wie<strong>der</strong> sein konte. Hiebey rcferirte <strong>der</strong> Herr<br />
Gesandter, das S. Chuvf. Durchl. den 21. Septbr. zum Ver-<br />
li'n auf seil!, vndt dieser Oertter kommen würde. Alß Wir<br />
Vnß auch erkundigten was die Hollän<strong>der</strong> bey <strong>der</strong> Pommeri-
93<br />
schen Sachen thetten, berichtete. Er das Sie Sich gar Kalt-<br />
sinm'gk dabey bezeigetcn, mitt fürgeben> Sie hellen nochkeme Last<br />
davon, Worauß erschiene, das Sie bey <strong>der</strong> Sachen nichts thuen<br />
würden bis Sie Ihren 1>evi5 mitt Hispanien geschloffen,<br />
Es erwchnte auch <strong>der</strong> Herr Abgesandter das Vraunschweigk<br />
ein Auge auf das Stifft Halberstadt haben möchte > Vermeinte<br />
auch das Hechogk Christian Ludowich von Braunschweigk<br />
Sich mitt dem Eltesten Frewlein von Hessen in Hewrahtt<br />
einlassen würde.<br />
...Den 16. Septbr. alß Wir wegen des Herzogen zu Croy<br />
Fürstl. Gliad. beym Herrn Salvio waren, kamen Wir.Vnter<br />
an<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Pommerschen Sache zu reden, Ob dieselbe,<br />
zwischen <strong>der</strong> Cron vndt S. Churf. Durchl. zu Brandenb. könte<br />
in gute beygeleget werden, dabev S. Ercell. zu verstehen ga-<br />
ben, Sie wüsten nichl? wie es noch damitt werden würde.<br />
Für etlichen Jahren hette zwar <strong>der</strong> Herr Graff Oxenstirn<br />
vndt Er. Commission gehabt mitt S. Churf. Durchl. wegen<br />
Pommern particular tractaten für zu nehmen, Herr Graff<br />
Orenstirn hette auch solches zu Stettin Herr Leüchtmarn zu<br />
verstehen geben, Er Herr Salvius hctte durch den General<br />
Vllzchumb zum Berlin auch andeuten lassen, das. Sie Volmacht<br />
wcgcn Pommern zu tractiren hetten, Damahlen hetten Ihr<br />
Konigl. Maytt. zu Schweden gern gesehen das man für den<br />
Friedens tractaten Sich mitt S. Churf. Durchl. Verglichen,<br />
damilt die gemeine Sache contra OatkoliooF desto besser hette<br />
mögen forttgese^et werden, Aber an Vrandenburgischer Seiten<br />
hctte man nichts dabey gethan auch nichts eins die ratitio^tio-<br />
New a, mÌ3lilii außandtwortten wollen, dcrhalben man es also<br />
geschehen lassen müssen, Nun aber hetten Sie ein außdrücklich<br />
Verboth mitt S. Churf. Durchl. In ^rüoulari nicht zu tractiren,<br />
Son<strong>der</strong>n die Pommersche Sache in die gemeine Tractaten kommen<br />
zu lassen, den Wan Sie chundt a part mitt S. Churf. Durchl.<br />
cractiren sollen, müsten Sie Ihme ein aeqvivalent schaffen,
94<br />
welches Sie nicht thuen konten. Wir indigitirten darauf das<br />
noch iho <strong>der</strong> bequembste Weg sein würde, wan zwischen <strong>der</strong><br />
Cron vndt S. Churf. Durch!, die gütliche trattaten fürge-<br />
nommen würden, damit das Evangelische Wesen desto fügli-<br />
cher zum guten Stande konte befür<strong>der</strong>t werden, Vndt alß<br />
Wir weiter S. Ercell. wegen <strong>der</strong> Pommerschen Stende den<br />
puncwm ?!-IeZi(Iioi-um vndt <strong>der</strong> kiceliten erinnerten, Sag-<br />
ten S. ErceN. Sie hetten die neben accordaten Welche Wir<br />
Ihr commuuiciret, Verlesen, Vndt sehen das die Pommerischen<br />
Stände in diesen beyden Puncten woll fundiret Vndt konten<br />
Wir bey solchem iniziamento Verpleiben, Wir erinnerten auch<br />
S. Grcell. Vnsers Jüngsten Memorials ia puncto OunveiUnum<br />
vndt erschung <strong>der</strong> Praelaturen Worauf S. Ercett. kürzlich<br />
sagten das Sie daffelbe cum ,6(^0mm
Liccnten solches nicht zugeben könlen, Wans'dazu kehme, würden<br />
die Reichstände woll mitt, vigiliren. Wie Wir quch von<br />
dem puncto ^i-IV2minuN Lvgnz^liool-uni zu reden kahmen,<br />
Vernahmen Wir das <strong>der</strong> Herr Gesantsr mitt den Churst. Sächsischen<br />
Vorschlegett nicht einig war, Ändt sagte das durch den<br />
Prager Friede den Evangelischen grosse Angelegenheit zugefüget<br />
worden, Vndt itzo da dit Sacheü wie<strong>der</strong> die Catholischen<br />
im zimblichett Stande wrhrett, wolle S. Churst. Durchl. nicht ><br />
mitt assistiren vndt cooperiren helffen, Son<strong>der</strong>n führten 56^arata<br />
Consilia) man würde Sich aber Evangelischen theils<br />
nichts daran kehren, Vndt Gott walten lassen, die Katholischen<br />
hetten zwar eine schlechte erklehrung von Sich geben, vndt<br />
Vermeinten die Evangelische damitt zu schrecken, wollen auch<br />
dieselbe niemahl schriftlich ei'tradiren ohne das Dnan^I einem o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>n Gesandten dieselbe communicirte, Vermeinte aber Sie<br />
würden noch eine an<strong>der</strong>e erklehrungk herauß geben, welche<br />
Vieleicht -nicht Viel besser sein dürffle, man würde Sie eben<br />
so wenig acceptiren, Was sonstett die Catholische Vor OontradictioneZ<br />
gegeben, weren Lappalia vndt wehren So wie<strong>der</strong><br />
einan<strong>der</strong>, alß wan man Sagte <strong>der</strong> Affen ist schwartz, darümb<br />
kan die Thür nicht Weiß sein.<br />
Den 48. September Sein die Herren Französische Gesandten<br />
wie<strong>der</strong> nach Münster verreiset.<br />
Lnäem 6io haben Vnß die herrett Churst» Vrandenb.<br />
Gesandten alß <strong>der</strong> Freyherr von Loben Herr Wesembec vndt<br />
Herr Frombholt zu Sich erfür<strong>der</strong>n lassen, wie Wir nun erschienen<br />
hatt woll gemelter Freyherr von Loben proponirt, Vndt<br />
weittleüfftig angemeldet, was dieser tage zwischen den Franzzoscn<br />
vndt Ihnen wegen Pommern Passiret, welches dahin<br />
außschluge das Sie instendig vndt mitt drewen urgirten das<br />
S. Churfi. Durchl. ein von den beyden lezten Vorschlegen<br />
acceptiren folte, dabey allerlay bedrüuwungm Vorgängen das
96<br />
also die Sache auf ertremitätett bestünde, zumahlen die Vor-<br />
schlege also beschassen das S. Churst. Durch!, dieselbe nicht<br />
eingehen konten, Weil! den nun an<strong>der</strong>e fürschlege zur Hand-<br />
lung geschehen müsten, Vndt S. Churf. Durchl. noch dabey<br />
blieben, das Sie ohne <strong>der</strong> Pommcrschen Stände einrahten<br />
nichts thuen wollen, alß begehrten die H. H. H. Gesandten<br />
von Vnß <strong>der</strong> Stände Meinung zu wissen, damitt Sie Sich<br />
darnach zu richten hettcn. Worauf Wir zur audtwordt ga-<br />
ben, das Wir nicht gerne Vernehmen, das es wegen Pommern<br />
in so schlechten tei-minis stünde, Von <strong>der</strong> Pommcrschen Stände<br />
meinungk aber was hiebey zu thuen, konten Wir nichts an-<br />
<strong>der</strong>s Sagen alß waß Wir neulich wegen dieser tractaten denn<br />
Churfl. Herren Gesanten alschon schrifftlich vebergeben, Da<br />
sie<strong>der</strong> hellen die Stende nicht können zusammen kommen, wöill<br />
man Ihnen die Condente verbotten, Dofern über die Cron<br />
Schweden von Pommern in gute nicht abzubringen wete,<br />
werde nötig sein den Pommcrschen Ständen S. Churst. Durchl.<br />
Mciiuingk erst zu eröffnen, was Sie Frieden halber vndt vcmb<br />
mehr Vludt vergessen zu verhüten von Pommern fahren zu<br />
lassen gemeinct, Wan Wir solches Vernehmen, wollen Wir<br />
bey <strong>der</strong> eben den tagk noch abgehen<strong>der</strong> Post denn Pommer-<br />
schen Ständen davon Part geben, die würden Sich alßdan ge^<br />
bühreudt wissen darauf zu erklehrcn. S. Ercell. <strong>der</strong> Herr<br />
von Loben repetirte, Sie hellen Vermeinet Wir würden etwaß<br />
mehres in Iiiztrucliane gehabt haben. Alß es Sich aber an-<br />
<strong>der</strong>s befunde, vndt die Cron Schweden Eich von Ihrem Vor-<br />
schlage nemblich gantz Pommern zu beHallen nicht abgeben<br />
wolle, die Franhosen aber darauf drungen, das S. Churst.<br />
Durchl. vor Pommern ohne äqvivalent <strong>der</strong> Cron lassen sollen,<br />
welches Sie aber nimmer lhuen würden, So würden Sie ge-<br />
nötigt zu an<strong>der</strong>n Vorschlegen zu schreitten, auß Vielen wichti-<br />
gen Vrsachcn, alß 1. Das die Herren Schwedische Gesandten
97<br />
S. Churff. Durchs, allenthalben beylegten Sie weren zu kei--<br />
nen tractaten geneigt, Vndt würde durch Sie alleine das<br />
ganlze Friedens Werck stühigk gemacht/ darüber kehmen S.<br />
Churst. Durch!, in aUer Reich Stände Haß alß welche des<br />
Friedens hoch begierigk wehren. 2. ließen Sich dieselbe auch<br />
bedrewlicher Wordt Vernehmen, das S. Churst. Durchl. Sich er-<br />
klchren müsten Vndt hetten durch den Hessischen Gesandten Ih-<br />
nen sagen lassen, wofern es nicht geschehe, Vndt nur sagen<br />
würden, das Sie es Gott befehlen wollen Sie solches für<br />
eine dsnunciation doli! halten, Vndt wan Sie nur ocher auss<br />
<strong>der</strong> Cron bekehren, es an<strong>der</strong>s angefangen werden müste 3.<br />
Wan es zu extremiz geraten folte, das nicht allein S. Qhurst.<br />
Durchl. Pommern, Son<strong>der</strong>n auch alle <strong>der</strong>o Märcksche Lande<br />
in gefahr dadurch gelehet würden, 4. Vornemblich Weill S.<br />
Churst. Durchs für <strong>der</strong> handt zur resistenh nicht geschickt, o<strong>der</strong><br />
wan auch nur dem General Major Wittenberg! or<strong>der</strong> auf<br />
die Marck ertheilet werden folte, Ihme kein wie<strong>der</strong>standt wle-<br />
<strong>der</strong>fahren könte, 5. Liessen Sich die Französischen auch auß-<br />
drücklich Vernehmen, das Sie öemb Ihr Churst. Durchl. zu<br />
Vrandenburgk willen, den Frieden nicht aufhalten Son<strong>der</strong>n<br />
mitr dem Schluß Verfahren würden/ y<strong>der</strong> man würde 6. auf<br />
em an<strong>der</strong> erpcdient gedencken das etwa im Rom. Reich ein<br />
Stillstandt auf 30 Jahr gemachet würde, alßden würde die<br />
Üron nicht allein Pommern Son<strong>der</strong>n auch Driesen, LandtS-<br />
bergck, Garleben/ vndt waß Sie sonst noch mne hetten, in<br />
wehren<strong>der</strong> ztitt behalten, dürfften auch noch woll weitter vemb<br />
Sich greiffett 7. Auss die Hollän<strong>der</strong> hetten S. Ehurst. Durchl.<br />
Lich nichts Würcklichs zu verlassen den es weren nur lauter *)<br />
üielweniger aber 8. auf die Evangelische Stende, welche 6e-<br />
;ic!el'io ?aois woll in gaiih Pommern Consentiren möchten.<br />
). Der König bon Pohlen würde auch nichts mehr thuen,<br />
^ Lücke in <strong>der</strong> Handschrift<br />
VI. l. 7
98<br />
alß l'lw durch Seinem Residenten geschehe, Gr könte auch ohne<br />
Consenß des Reichs nichts Würckliches prästiren, Vndt wan<br />
schon 10. I^e^num ?0loni3e etwas thuen, Vndt S. Churfl.<br />
Durch!, etwa 15 o<strong>der</strong> 10000 Mann zu hülsse Sendeten, duvffte<br />
man, Wan die bezahlungk so schnür stracks nicht erfolgete,<br />
woll das Hertzogthum Preussen dafür behalten wollen. Diese<br />
rationes Verhosstcn S. Ercell. so hoch wichtig zu sein, das<br />
niemandt S. Churfl. Durchl. Verdencken würde, das Sie mitt<br />
einem o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Vorschlage Herfür kehmen, darauf eröffne--<br />
ten Sie Vnß Ihre Instruction das nemblich S. Churfl.<br />
Durchl. vemb Friedens willen, <strong>der</strong> Cron Schweden das halbe<br />
Fürstenthumb Rügen, vndt da dasselbe nichr zulangen wolte,<br />
das gantze Fürstenthumb <strong>der</strong> Cron veberlasscn wolle, dabey<br />
Wardt auch einer zugäbe gedacht, von <strong>der</strong> Stadt Demmin<br />
vndt dem Treptowischen Wer<strong>der</strong>, Vndt den entlich das S.<br />
Churf. Durchl. den gantzen Ortt zwischen dem Mehre vndt<br />
<strong>der</strong> Pehne zulcgcn wolten, Jedoch das Ihr die Schiffahrt bey<br />
Wolgast frey bliebe, vndt ein aeqvivalent gegeben wurde,<br />
Vndt wardt desfals auf Grossglcgow vndt Sagan gczichlct,<br />
wiewoll die Kayserl. Gesandten, Ihnen denn Chur Branden--<br />
burgischcn schon fürgeworffen, das Sie des Kaysers Lan<strong>der</strong><br />
begehren dürfftcn, Worauf Sie aber geandtwortett: Sie het-<br />
ten Vermeint -das Ihr Kayserl. Maytt. Sich Ihrer geschwo-<br />
renen Kapitulation erinnern, Vndt S. Churf. Durchl. Lan<strong>der</strong><br />
nicht wcgk geben sollen, S. Churf. Durchl. hetten noch nichts<br />
dagegen fürgeschlagen, dm Sie Pommern gerne selber behalten<br />
vndt einem an<strong>der</strong>n das Seinige lassen wollen, Darauf die<br />
Kayserl. Gesandten nicht gestehen wollen, das Sie Pommern<br />
wegk gegeben, Son<strong>der</strong>n nur daß Kayserl. Interesse vndt mit<br />
consenß <strong>der</strong> Interessenten, vndt weilln nun pcrioulmn in morll,<br />
begehrten die Herren Churf. Gesandten, Wir mochten diese<br />
Vorschlege ann Vnsere Herren Principalen bey dieser abgehen-<br />
den Post bringen, damitt Wir aufs schleunigste wie<strong>der</strong>ümb
99<br />
andtwordt vndt Instruction haben konten, Wlr theten Vnß<br />
pro 50mmunioQti0N6 bedancken, Vndt nahmen an diese Vor-<br />
schlege in höchsten Verträgen an Vnsere Herren Principalen<br />
zu bringen, baten aber dabey die Herren Gesandten wollten<br />
damltt so lange in ruhe stehen, biß das <strong>der</strong> Pommerischen<br />
Stande gutachten darüber einkehme, auch S. Churst.Durchl.<br />
dieselbe ferner.<strong>der</strong>mässen recommendiren, das ohn Ihr einrahten<br />
vndt, Verwilligung wegen .<strong>der</strong> Pommerschen. Lande kein schluss<br />
möge gemacht werden. Die Herren Gesandten nahmen an bey<br />
S. Churf. Durchl. solche recommendation in Ihrer relation<br />
abzulegen, Vndt begehrten, Wir möchten Ihnen 1 Par Pom-<br />
mersche liandt Carlen geben,.,darin die Grentzen dieser Vor-<br />
fchlege bezeichnet wehren, damiti Sie desto besser sich darauß<br />
informiren möchten, Womitt Wir Abscheidt genommen.<br />
Den 20. Septbr. Sein Wir bey des Herrn von LöbenS<br />
Ercell. gewesen vndt Ihne Copei von dem Iehnigen was Wir<br />
an die Herren Landtstände geschryben, zugestellet, damitt Sie<br />
sehen tönten, ob Wir die Vorschlege recht ein genommen, Stcl-<br />
leten Ihr auch daneben die bceden gezeichneten Landt Carlen<br />
zu, Vndt erinnerten, weill die Herrn Stralsundische Deputaten<br />
an diesen Vorschlägen höchlich interessiret, S. .Erccll. möchten<br />
dieselde auch für<strong>der</strong>n lassen, vndt Ihnen dieselbe eröffnen,<br />
welches Sie annahmen, bey dieser occasion berichtete S. Ercell.<br />
in hohen Vertrauwen das Ihr Duc de Longeville sagen lassen,<br />
man solle Sich ili punoto 82liFs2ctÌ0QÌ5 wegen Pommern<br />
nur hartt hallen, den es tönte noch woll gutt werden, S.<br />
Ercell. eröffneten auch das Sie gemeinet wehren ehister tagen<br />
den Herren Schwedischen eine Visite zugeben, Vndt Nerhossten,<br />
wan Sie 8ud rItitioatioNS <strong>der</strong> Pommerischen Stände einen<br />
von obigen Vorschlcgen thetten, es würde Vnß solches nicht<br />
zuwie<strong>der</strong> sein, Vermeinten aber das die Schwedischen nur<br />
Hönisch darauf sein würden das man sogar ein geringes bolle.<br />
VI. 1. 7 5
100<br />
Wir repetirten Vnsere vor 2 tagen gethane bitte, Wofern aber<br />
das Werck keinen anstände leiden wolle, müsten Wir geschehen<br />
lassen das mitt dem Botte ein anfangt gemacht würde, jedoch<br />
das es 8ul) SXPI-S5SÄ oondilioiie ratiticittioniz <strong>der</strong> Pommerschen<br />
Stände geschehe, weil! Wir darauf im geringstell nicht<br />
befehligt wehren, Nie Wir nun darauf wie<strong>der</strong> vom aeqvivalent<br />
zu reden lahmen, zeigete Vnß S. Ercett. einen bericht<br />
von Großglogow, worin enthalten, das solch Fürstenthumb<br />
16 Meile langk vudt 10 Meile breit wehre, vndt das viele<br />
Herren Standts Personen vndt Adelichc Geschlechter (Welche<br />
300 Ritterdienste hielten) darin Wohneten. Itein wie Viele<br />
Dossier darin belegen <strong>der</strong>en an die 600 Wehren, die Vier<br />
acciß vndt Saltz zoll hettm Sich ^o. 1628 etwa auf 80 o<strong>der</strong><br />
100000 Rthlr. belauften, itzo aber wehreu solche Intraden<br />
wegen Mangell <strong>der</strong> Leüthe etwaß in abgangk gerahten, Vndt<br />
berichteten S. Ercell. das die Landtstände selbigen Fürstenthumbs<br />
Sich Vernehmen lassen, Wan es dahin tonte gebracht<br />
werde, das Solch Landt Ihr Churf. Durchl. zum aeqvivalent<br />
geben würde, so wollten Sie zum Acceß S. Churf. Durchl.<br />
eine ansenlich Sum Geldes woll 30 pro 100 Verehren, die<br />
Stadt Glogauw were sonsten auf 1200 Vürgerheüser angeschlagen.<br />
Hiebey sill auch in disoui-su für, das etzliche Hollaildische<br />
Stende nicht gerne sehen das S. Churf. Durchl.<br />
Sich mitt <strong>der</strong> Princessin von Orenge Verhewrahten, nachdem<br />
Sie Ihrem Herr Patter dem Princen nicht trauweten.<br />
Noäem 6ie Ist <strong>der</strong> Herr Graff von Wittchenstein wie<strong>der</strong><br />
alhie angelanget.<br />
Den 23. Septbr. haben Wir den Herr Grassen von<br />
Wittchensteitt besucht, Vndt S. Ercell. wegen Ihrer glücklichen<br />
wi<strong>der</strong>kunfft gratuliret, Vndt waß Wir in Ihrem abwesen voll<br />
den Französischen Vorschlegen Vernommen, referlrt, Weill<br />
Wir aber Vernommen, das S. E.rcell. <strong>der</strong> Herr Graff O.ren-
stirn gestriges tages eine Visite gethan, Vndt Sie zimblich<br />
lange beyeinandor gewesen, baten Wir S. Ercell. wolten Vuß<br />
davon part geben, Wass wegen des Hertzogthumb Pommern<br />
weiter Vorgangen. S. Ercell. bedanckten Sich <strong>der</strong> beschehe-<br />
nen gratulation, Vndt berichteten das Sie von Ihren Herren<br />
Collegen erfahren, Wass die Franhosen S. Churf. Durchl.<br />
für oonäitionSZ Vorgeschlagen, welches rovere keim oondl-<br />
ti0N63 Son<strong>der</strong>n beschimpfungcn gewesen, S. Ercell. Letten<br />
deswegen an Duc de Longeville geschrieben, aber noch keine<br />
andtwort bekommen. Gestern hette Herr Grass Orenstirn Ihr<br />
' eine Visite geben, dabey weren Nedo von Pominern gefallen,<br />
Vndt hette entlich dor Herr Grass Orenstern, Sich so weit<br />
herauß gelassen, das Sie keine an<strong>der</strong>e Or<strong>der</strong> hetten, alß auf<br />
Vor Pommern nebenst <strong>der</strong> Stadt Stettin vndt dem Stiffte<br />
Cammin zu bestehen, Jedoch möchte vemb das StifftCammin<br />
. noch woll zu handeln stehen, Woselbst auch ein gut?r See<br />
Haffen were. Wie nun S. Ercell, gesagt das Ihr solches<br />
zu vernehmen leidt wore, den S. Churf. Durchl. konten darin<br />
nicht willigen, zumahlen die Stadt Stettin S. Churf. Durchl.<br />
Ihres eigenen Estats wegen nicht zurück lassen loute. Am,<br />
Stiffte Cammin aber hetteu Sie nichts alß die ^ura ?2tr0^<br />
natu3) Son<strong>der</strong>n es gehorte dem Herzogen von Lroy zu, Vndt<br />
dabey remonstriret waß für schaden dem Evangelischen Wesen<br />
darauß entstehen könte, wan man S. Churf. Durchl. Vnm3g<<br />
liche Dinge anstelleto, hette S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass Oren^<br />
stirn geantwortet, S. Churf. Durchl. dürffle dem Hertzogk<br />
zu Croy das Stifft Camin nicht lassen, <strong>der</strong> Herr Grafs von.<br />
Wittchenstein aber hette repliciret, das S. Churf. Durchl. dem<br />
Hcrtzog zu Croy das Stifft Cammin Versprochen, Waß Sie<br />
nun einmahl zugesagt das würde Sie Churfürstlich halten,<br />
Vndt Ihr Wordt nicht hinterziehen, Darauf were <strong>der</strong> Herr<br />
Grass Orenstirn auf eiuen an<strong>der</strong>n discours gefallen, Vndt.<br />
gesagt: Das Ihme die Frantzosische Vorschlege nicht gefiehlen,
102<br />
Vndt son<strong>der</strong>lich daß S. Churf. Nurchl. wegen Vor Pommern<br />
kein acqvivalent haben folte, den solches wehre <strong>der</strong> Cron mei-<br />
nuug nicht, <strong>der</strong>owegen hetten Sie auch selbige Vorschlege ann<br />
die Königin nicht gelangen lassen wollen, entlich aber were<br />
es auf <strong>der</strong> Frantzosen anhalten noch geschehen, Vndt hette<br />
darauf Herr Grass Orenstirn fürgeschlagen, das die Chur<br />
Vrandenb. Gesandten, mitt den Kaiserlichen Wegen eines ae-<br />
qvivalents Tractiren möchten, Worauf aber S. Erccll. Herr<br />
Grass von Wittchenstein gesagt, Weilt <strong>der</strong> Kayser S. Churf.<br />
Durchl. Sein Landt wegk geben wolle, so würde <strong>der</strong> Chur-<br />
fürsil. Gesandtschafft nicht anstehen delz Kayserl. darüber trac--<br />
taten anzubieten, wan solches geschehe, würde mans für einen<br />
conscnß achten, vndt Ihnen nichts gestendig sein wollen.<br />
Worauf <strong>der</strong> Schwedischer Herr Legatus begehret, man mochte<br />
Ihnen nur an die Hand( geben, was die Cron von Pommeru<br />
haben folte, Vndt waß man für ein aeqvivalent begehrte, so<br />
wolten Sie schon ;u Wege bringen das die Kayserl. Ihnen<br />
den Lhur Ärcmdenb. sollen tractaten anbieten, Vndt wardt<br />
dabey erwchnet, Nan <strong>der</strong> Kayser von Seinen Landen etwass<br />
cntrahten solle, so würde Er wie<strong>der</strong> vemb Sich greiffen, Vndt<br />
von dem Neiche an Gelde o<strong>der</strong> Güttern erstattungk haben<br />
wollen, Alß nun <strong>der</strong> Herr Grass gesaget: Das man ja <strong>der</strong><br />
Cron Schweden schon das ganhe Fürstenthumb Rügen mitt<br />
einem aäditam^nto gebotten, hette Herr Grass Orenstirn ge-<br />
andtworttet das weren nur Lappalia, Vndt dabey geblieben,<br />
das die Lron Vor Pommern vndt die Stadt Stettin beyalten<br />
würde, Wie aber <strong>der</strong> Herr Grass remonstrircte das S. Churf.<br />
Nurchl. nimmer in Stettin verwilligen würde, hette <strong>der</strong> Herr<br />
Grass Orenstirn Sich vernehmen lassen, Wan die Cron Stet-<br />
tin nicht zu Vor Pommern bekommen tönte, so thete Sie<br />
besser das Sie Ihre Satisfaction in Westphalcn suchte. Wozu<br />
des Herr Grass Wittchensteins (5reell. Ihne gratuliret, Vudt<br />
gesagt, das solches die Evangelischen besser befür<strong>der</strong>n würden,
103<br />
den Wan itzo ein Vnglücklicher Streich von Evangelischer<br />
feiten fürgehen folte, So würden die Heuser Brandenburg?,<br />
Meckelbm'gk vndt HoNstein Sich mitt <strong>der</strong> Cron nicht conjun-<br />
giren können, S, Excell, aber Sagten Ob zwar Herr Oren-<br />
stirn von einer an<strong>der</strong>n Satisfacfion in Vestphalen gesagt,<br />
were nicht Viele darauf zu bauwcn, den Er helle woll ehe<br />
so Viele geredet. Darnach referirte S. Ercell. vom Zustande<br />
<strong>der</strong> Armeen das die Kayserl. 10000 Mann Stärcker alß die<br />
Schweden wehren, Vndt wan die Schwedischen sollen einmahl<br />
geschlagen werden, würde es vemh das Evangelische Wesen<br />
gar vebell beschaffen sein.<br />
Von dannen Sein Wir alßfortt zu des Herrn Lobens<br />
Ercell. gangen, Welcher Vuß weiter referiret, Das Er den<br />
Herrn Stralsundischen Abgeordneten gestriges Tages berichtet<br />
waß wegen Pommern diese Tage vorgefallen, Vndt begehret,<br />
Sie möchten Ihnen <strong>der</strong> Stadt resolution auf das Iehnige<br />
was Ihnen von wegen Ihr Churf. Durchl. Vor diesem pro-<br />
ponirt eröffnen, Vndt einretig sein, Was S', Churf. Durchl.<br />
anitzo zn thuen wehre, Sie hellen Sich aber noch nicht erkleh-<br />
ren wollen, fürgebende, das Sie von <strong>der</strong> Stadt noch keine<br />
andtwordt bekommen, Darauf hette Er Ihnen die bewuste<br />
Vorschlege and üäs «ilenlil offenbahret, Vudt <strong>der</strong> Stadt gut-<br />
achten begehret, Welches die Abgeordnete ad r^f^reliäum<br />
angenommen, Vndt gesagt, Ihre Principalen würden ohn<br />
Zweiffell Sich hierüber mitt den an<strong>der</strong>n Pommerschen Landt-<br />
ständen besprechen, Sie hellen Sich aber gar kleinmühtigk,<br />
dabey bezeiget, Vndt gehehten nur Ihren ai-liculum zn atten«»<br />
diren, Worauß S. Ercell. muhtmasten, das Sie fast so lieb<br />
bei Schweden alß S. Churf. Durchl. bleiben wollen.<br />
Den 30 Septbr. haben die Herrn Churfürst!, Brand. Ge-<br />
sandten Vuß durch den Herrn ZSor^wi-niin d!li6mnitmin be-<br />
richten lassen, das Sie in erfahrungk gekommen das die Kay-
serl. Gesandten <strong>der</strong> Lron Schweden Lor Pommern<br />
offerirct, <strong>der</strong>owegen so hetten Sie etliche i-iUiones anfgescizet,<br />
Warümb S. Churf. Durchl. darili nicht Conscntiren konten,<br />
Welche Er Vnß zustellete, milt begehren, Wir mochten die-<br />
selbe Verlesen, Woll erwegen vndt darauf <strong>der</strong> Herren Churf.<br />
Vrandenb. Gesandten Vnsere gut achtm darüber entdeckelf,<br />
welches Wir zu thun angenommen.<br />
^ ^<br />
II.<br />
B e y l a g e n ^<br />
23.<br />
Memorial Welches des heyl. Rom. Reichs Evangelische Chur<br />
Fürsten: vndt Stende bey diesen General Friedens Trac-<br />
taten Anwesenden Hochqnsenlichen Herren Abgesandten veber-<br />
geben.<br />
Waß Wir am 35. Febr. lauffenden Jahres auf die Kö-<br />
nigl. Schwedische Replic von wegen <strong>der</strong> Pommerischen Herren<br />
Landt Stände dienstl. eingebracht, Solches wirdt ohne Zlreif^<br />
fell noch in frischen gedachtenuß stehen, Vndt thuen Wir Vnß<br />
dabey höchlich bedangen, das man domahlen Vnsere Veberge-<br />
bene desi<strong>der</strong>ist Vor billig achten, vndl die Vertröstung thuen<br />
wollen, das <strong>der</strong>en zur gebühr geruhet werden solle, Nachdem<br />
Wir aber Vnterdeßen erfahren, das die König!. Schwedische<br />
hochansehnliche Herren Plenipotentiarii mitt Verferttigung eines<br />
an<strong>der</strong>n In5ti'liin6liti pan's, dabey das Werck entlich bestehen<br />
solte, beschcfftigt, vtidt einen Icdtwe<strong>der</strong>n Interessenten einen<br />
articulum, wie Er Vermeinet darin begriffen zu sein, aufzu-<br />
setzen frey gestellet, So haben Wir Vnsers theils anch das-<br />
jenige, waß Wir in commlFFione haben, Kürzlich in einen<br />
äl-ticuluin zusammen gezogen, vndt selbigen Vor hoch vndt<br />
Wolgemelten Königl. Schwedischen Herren Plenipotentiariis
105<br />
vebergeben, Welche Sich auch dabey zwar ad<br />
l'rivile^ioruin in genero i65vectlv6 gnädig vndt hochgün-<br />
stl'g erbotten, aber dennoch das Sie bey in einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />
auch elwaß zu erinnern hellen, zu verstehen geben. Wie woll<br />
Wir nun Vorgcwißert, das darin nichts, alß waß zu Versi-<br />
cherung <strong>der</strong> wahren Christlichen Religion, <strong>der</strong> Tcuwer erwor-<br />
benen Libertät, vndt algemeinen Landeswolfahrt gereicht, vndt<br />
^urtz'nicht dmegirct werden magk, enthalten. So haben Wir<br />
dennoch Vnsern Hochgeehrten Herren selbigen Irtioulmn hie-<br />
mitt gleichfals einhendigen wollen, in gewißer vndt Vngezwei-<br />
feller Zuversicht^ es werden nicht allein auf <strong>der</strong>o Vielgültige<br />
reoommendation die Königl. Schwedische hochansehnliche Herren<br />
Plenipotentiarii auß selbst eigener Christlichen bewegnuß, wie<br />
hoch durch die Königl. Maylt. zu Schweden theils in <strong>der</strong> hoch<br />
bctsurten Pommerischen alliance: theils durch viele an<strong>der</strong>s Kö-<br />
nigl. promessen den Pommerischen Herren Landt Ständen Ihre<br />
libertät vndt Freyheitt Versichert worden, Vndt das <strong>der</strong> 8co-<br />
VU5 des ganizen Teutschen Krieges lautt <strong>der</strong> in offenen druck<br />
gegebenen manifesten, Vornemblich, das ein Iedtwe<strong>der</strong> in pii- ><br />
3tinuin statuin 6t liliertatein restiluil^et würde, bißhero ac^<br />
Wesen, darauf die Pommerische Herren Landtstande von anfangt<br />
da die Königl. Maytt. zu Schweden Herr Gustavus Adolphus<br />
glorwürdigstens angedenckens, in Pommern auf des Hcyl.<br />
Rom. Reichs Voden angelanget, solchen Christlichen Vorsah<br />
dom gemeinen Evangelischen Wesen zum besten, nn'tt auf-<br />
bi'l'ngungk hoher Geldt Summen, Wel'bnngk Ncwer vndt<br />
recreutirung aller Regimenter v'ndt Compagnien, Vielfelti
106<br />
Wan dieselbe zu weilen in abgangk gerahten (Wie den das<br />
glück nicht alzeit bestendig ist,) wie<strong>der</strong>ümb nach Möglichkeit<br />
aufgeholfen, auch das die Hochlobl. Cron Schweden noch bey<br />
gegcnwerttigen Tractaten auf dem löbl. proposito einen Iedc-<br />
we<strong>der</strong>n in Seine Vorige Freyheit zu setzen, keines weges aber<br />
Iemandt in bedrengknuss vndt bcschwcrden zu laßen bestehet,<br />
beherzigen, den vebergebenen 2rticu!riin dem Instru^ento<br />
I>20Ì3 inserire!!, vndt nicht zugeben das das Hertzogkthumb<br />
Pommern, Rügen vndt Stifft Camlnin sampt deffen Elenden<br />
vndt Einwohnern, welches Sich so woll vemb die Hocylödl.<br />
Cron Schweden vndt das gemeine Evangelische Wesen meri-<br />
tirt, 3ub l'Elio ?ati-()oiiiÌ0 contra 6x^i-653um tinem foe-<br />
6eri3 Vnter einige beschwerung, welche Sie ex oauza belli<br />
ob (Dommunem slllutem veber Sich genommen, bello ces-<br />
6t ?2c6 conoluZH gelassen werden, Vndt des lieden<br />
Friedens, darümb Sie die gantze Zeitt des wehrenden Krieges<br />
viele Vnglück vndt wie<strong>der</strong>werttigkeit vebcr Sich ergehen laßen,<br />
alleine oum ellectn plennricie libertatis geniessen solle, Son^<br />
<strong>der</strong>n auch Vnsere Hochgeehrte Herren, Von wegen Ihrer ho-<br />
hen Herren Principalen <strong>der</strong> löbl. Evangelischen Reich Elende<br />
Vnserm geliebten Vatterlande hierin hochgültige assistent) zu<br />
leisten5 vndt das solcher articul den Indumento I^ci3 ein<br />
Verleibet w^rde, hochgüustig zu befür<strong>der</strong>n kein beschwer tragen,<br />
Inmasftn Wir Sie hiemitt dieustl. ersucht vndt gebehcen haben<br />
wollen, Vndt wie solches <strong>der</strong> Vuß gethanen guten Vertröstung<br />
gemeß, auch Ihnen, das Sie Sich <strong>der</strong> Pommerischeu Stende<br />
hierin annehmen, zu immerwehrenden rumb gereichen wirdt,<br />
Alß Werdens dieselbe uebenst Vuß zu verdieuelt Sich eußerst<br />
befleißigen, vndt augclegcu sein lassen.<br />
Vliscrer Hochqeehrtell Herren<br />
Alt<br />
Marr von Gckstede<br />
Frie<strong>der</strong>ich Runge v.
107<br />
Oßnabrügk^am Iten Iuly Ho. 1646.'- ...<br />
den Wagdeburgischen den 2ten Iuly ' . >.- .<br />
dem Straßb. vebergeben.<br />
/.^ >.- .'.. - ^- . ^ - -<br />
^' '..<br />
Specisication <strong>der</strong> Schantzen, welche in diesen Krieges Zeiten<br />
im Herzogthumb Pommern auf geworffen, vndt waß für<br />
-Städte mitt Guarnison belegett. < .. .<br />
1) Ist eine Schantze zwischen dambgart, welches Pockmensch,<br />
vndt Ribbenitz sy ein Fürstl. Mecklenb. Stadt ist, angelegt,<br />
ondt wirdt biß dato besetzet gehalten.<br />
2) Ist eine Schantze auf dem paß zwischen Tribbesees,<br />
welche Stadt Pommerisch, vndt Sultze so Mecklenburgisch,<br />
aufgeworffen, vndt mitt guarnison belegt..<br />
3) Sein die Städte Lötz, Demmin vndt Ayclam fortisiciret,<br />
vndt haben Guarnisonen in, womitt <strong>der</strong> Pommerische<br />
O<strong>der</strong> Wollgastische Ortt also geschlossen wirdt, das zu Lande<br />
keine passagie auf Lübeck, Hamburg! vndt Nie<strong>der</strong>lande; o<strong>der</strong><br />
auch in's angrenzende Hertzogthumb Mecklenburgck frey bleibt.<br />
4) An <strong>der</strong> See sein in Wolgastischer Negierung belegen<br />
die Stadt Stralsundt, <strong>Greifswald</strong>t vndt Wolgast, Waß<br />
Stralsundt importiret, ist bekant, vndt außer, dem das Selbige<br />
Stadt: mitt einer starcken Guarnison beleget^ Ist eine Schanhe<br />
in Nügen gegen Vrandeshagen veber gelegt/dadurch <strong>der</strong>selben<br />
alle Commercien zur See können gehemmet werden, die Stadt<br />
<strong>Greifswald</strong>t ist an Sich ein Importanler Pla^, <strong>der</strong> Guarnison<br />
in, hatt, Ist aber veber das noch eine Schanze bey <strong>der</strong> Wicke<br />
Woselbst ein guter Schiffhaffen ist, gebauwet, so beseht gehalten<br />
wirbt. Die Stadt Wolgast ist zwar nicht mitt einer<br />
Guarnison versehen, aber das Schloss, welches, recht an dem<br />
Penestromb liegt, ist nicht allein fortificiret, vndt besetzet, Son<strong>der</strong>n<br />
auch also situiret, das kein Schiff oben o<strong>der</strong> Vnlen werts<br />
Verbey kommen magk, also, das <strong>der</strong> O<strong>der</strong> vndt Penestromb
108<br />
dadurch geschloffen, vndt ist vebor das noch eine Schantze bey<br />
Pencmunde recht bey dem O^tio mai-I»; auf geworffen.<br />
Diese Orlter gehören alle zur Wollgastischen vndt Vor<br />
Pommerischen Regirung, sein aber <strong>der</strong> rechte Schlüßell zur<br />
Stettinischen Regirung, Welchem dadurch alle Freyheitt <strong>der</strong><br />
Commercien benommen werden kan.<br />
In Stettinischer Regierung werden praesicka inilitai-Ia<br />
gehalten, 1) in <strong>der</strong> Stadt Stettin. 2) Damb. 3) Wollin.<br />
4) Colbergk. 5) Stolpe. Ve<strong>der</strong> das sein Schantzen aufge-<br />
worffen am O<strong>der</strong> Stromb, zur Schwina vndt Dievenow in<br />
iii8i55lmi3 05tÜ3 M2ri3 da die'O<strong>der</strong> tn die See leüfft, Vndt<br />
ist dadurch, wie auch durch das Schloß Wolgast vndt die<br />
Schanhe Vor Penemünde alle Schiffardt von Stettin in die<br />
See gesperret, Ober Stettin liegen Schanizen welche bey diesem<br />
Kriege nur aufgeworffen sein, 1) Zwischen Dam vndt Stet-<br />
tin Vffm Zoll 2) die Zoll-Schanhe bey grieffenhagen, 3) die<br />
Schantzo zu Marwih gegen Garh veber, vndt ist alle freye<br />
Handlung auf <strong>der</strong> O<strong>der</strong> vndt warte in die Marck Branden-<br />
bnrgk, das Königreich Pohlm in d^ Schlesie vndt an<strong>der</strong>e<br />
Oerlter glcichsamb gebunden.<br />
Dabey auch zu mercken, weill die Stadt Danhtgk auf<br />
ienseit <strong>der</strong> O<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Cron Pohlen belegen, das die Freye<br />
passage vndt correspondent), von Nie<strong>der</strong>lande Hamburg: vndt<br />
Lübeck: biß Danhigk et vice versa nicht gar auf sicherm fun-<br />
dament bey Continuirliche Guarnisonen bestehen. Zumahlen<br />
albereits die Hamburger vndt Dantziger Volten Fell Eisen<br />
mitt den briefen in beywesen <strong>der</strong> Schwedischen Commendante«<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> officirer an den Ortten da Guaruison ist, eröffnet,<br />
vndt durchgesucht worden:c..<br />
Dieses ist den 8tc-l, Illly 2lo. 16ä6 Hr. v. Gloxin ncbenst<br />
Lllbiln' Pommcrschen Landt Cartcn, darin alle Pommerische Ncstun-gell:<br />
vlldt Schantz.cn Verzeichnet, zugestellet, welcher angenommen,
103<br />
dieses vndt Voriges bey <strong>der</strong> Post an die Holländische Hrn. Ambassadeurs<br />
zu bringen.<br />
35.<br />
Belangende dir Schwedische Licenten, vndt waß für bsschwer-<br />
den an <strong>der</strong> Ost See dabey Vorgehen. *"<br />
Anno 1630. Alß die Königl. Maytt. zu Schweden Herr<br />
Gustavus Adolphus glorwürdigster memori auf des Heyl.<br />
Römischen Reiches Voden mitt <strong>der</strong>o Vnterhabenden Armee an-<br />
gelangett, Vndt mitt dem Herizogthumb Pommern ein Ver-<br />
bündtnuß aufgerichtet, Ist am 30ten Augusti selbigen Jahres<br />
in einem neben accord eß dahin Vnter an<strong>der</strong>n mitt behandelt,<br />
das Ihr König!. Maytt. zu Schweden zu erleichlerung <strong>der</strong><br />
hohen Vnkosten, So Sie auf <strong>der</strong> Pommerschen Lande rettung<br />
vndt manutenirung werden wenden müssen, Von S. Fürstl.<br />
Gnad. dem Herzoge zu Pommern ein gewisses defension Geldt<br />
auf den Pommerischen Strömen vndt Meerhaffen So lange<br />
es dieses Krieges Nothwendigkeit erfür<strong>der</strong>t, o<strong>der</strong><br />
biß dieser Wie<strong>der</strong>wertigkeit halber ein besrendiger<br />
Friede geschlossen wirt, Verwilliget, also das S. Fürstl.<br />
Gnad. alß Landts Fürste daran mitt practicire, Vndt Ihr<br />
Königl. Maytt. zu Schweden Viertehalb, S. Fürstl. Gnad.<br />
aber <strong>der</strong> Hertzogk von Pommern Eins pio (^nlum erhebe<br />
vlldt empfange. Dieser accord vndt beliedung nun, welcher<br />
mitt Königl. handt vndt Siegel! bestettigt, Ist das fundament<br />
<strong>der</strong> Licentcn an <strong>der</strong> Ostsee, vndt weil! die jiretia lerum nicht<br />
5x3) son<strong>der</strong>n steigendt vndt fallendt sein, hette man zu ie<strong>der</strong>-<br />
zeitt nach aävenant dem valnr <strong>der</strong> Kaufmans Wahren gcmeß<br />
^ pro 100 nennen sollen; Aber es haben die Spiring, welche<br />
in Preussen die Königl. Schwedische Licent Cammer damahlen<br />
Verwaltet, es soweit gebracht, das alßfortt in ansang des<br />
1632 Jahres, die Preußische Licent Ordnung, welche doch<br />
extra (^onventlolleni Itanium auf Feindtlichen Strölnen:<br />
vndt mehr Haffen beim Polnischen Kriege zu frheben gemacht
110<br />
worden, im Hcrhogthumb Pommern vndt Mecklenburg? In-<br />
troduciret, obalegirte accordate» auß den Augen gesetzet, vndt<br />
den Kauflnans Wahrell eill lixum<br />
t^llitoiio il!lnidilÌ3 (^olio^ii<br />
so hoch determinirct, welches Sie bey Zeilt des galchen Schwe-<br />
dischen Kriegs niemahlen gegolten, o<strong>der</strong> auch gelten mogen,<br />
darüber die Commertia also beschwert, das alberello Ao. 1633<br />
Von theils wahren es auf 6. ?. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.<br />
15. biß 30 vndt drüber Rthlr. pro 100 gekommen, wie auß<br />
beygefügter Tabella zu ersehen, Vndt dieselbe <strong>der</strong>gestalt in ab-<br />
gangk geraten, das, wie notoriuin in Pommern vndl Mecklen-<br />
burgk wenig negotiation mitt fremden zu dieser zeitt getrieben<br />
werden kaü,<br />
Vndt haben die Konigl. Schwedische Ministri nach ab-<br />
sterben des Herzogen zu Pommern auch die Fürstl. quot, zu<br />
Sich genommen, vndt da von dem Lande nichts zufiißen lassen.<br />
Wie woll nun obige beschwerde die Commertia gani; vndt<br />
gar von den Ortten zu divertirei! groß genügt ist, So nimpt<br />
doch selbige von Jahren zu Jahren zu, indem <strong>der</strong> Korn kauff<br />
immer geringer wirdt, vndt 1. Last Rogken zu itziger Zeitt<br />
vemb 24 Nthlr. gekaufft wirdt, da Sie in <strong>der</strong> Pommerischen<br />
Licent Ordnung veber 100 Nthlr. angeschlagen. Nichts min-<br />
<strong>der</strong> aber müßen dafür 5^ Nthlr. Licenten gegeben werden,<br />
welches 24 Nthlr. pro 100 außträget, Vndt da diese Licenten<br />
nach getroffenen Friede nicht sotten abgeschaffet werden, hatt<br />
ein je<strong>der</strong> Vernünftiger zu ermessen, was für Vnwic<strong>der</strong>brmg-<br />
lichen schadet: vudt Nachtheill <strong>der</strong> traffiquirende Kauffman ins<br />
gemeitt darauß ins künfftige zugewartten haben wirdt.<br />
Dieses ist dem ^Mciico (^ivitatum ^nzeaticum Herren v.<br />
nebelst <strong>der</strong> Stettiinschen 6l2VÄiniliil)li5 ve<strong>der</strong> die Newe<br />
Spiringsche Zolrulle ain 8. Ilily ^o. 1646, zugestellet.
Ili<br />
26.<br />
Extract auß <strong>der</strong> Churfi. Vrandenb. Resolution sub ä^to Vrü-<br />
ningen den 8. Augusti, 1L46 ").<br />
Nachdein Wir auß Ewer gcsambt relation vom ^ Iulii<br />
gnugsamb Verspüren, daß die Schwed. Plenipotentiarii nun<br />
mehr ganjz hart in Vnser entliche resolutiön wegen Vnsers<br />
Hertzogkthumbs Pommern dringen, vndt auß Ewern des Graf-<br />
fen Postscrlpto Vernehmen, das <strong>der</strong> Gr. Ochsenstirn bey <strong>der</strong>en<br />
Euch abgematteten visite Sich so weit herauß gelassen, daß<br />
Er nebest Vorpommern noch Stettin vndt das Vischoffthumh<br />
Cammin begehret, vndt Sie also von <strong>der</strong> for<strong>der</strong>ung des ganz-<br />
zen Landes abstehen. So haben Wir diese hochwichtige Sache<br />
mit denen bey Vnß habenden Rhaten in reiffe deliberation ge-<br />
Zogen;<br />
Ob es Vnß nun 4voll nicht gering zu gcmüth gehet, daß<br />
die Cron Schweden so instendig bey diesen Ihren Vnbilligen<br />
j)05tl!läto Verharret, auch vngern in eine solche Sache willi-<br />
gen wollen, Woraus nicht allein Vnß vndt Vnsere Nachkom-<br />
men, beson<strong>der</strong>n dem gauhen Rom. Reich künfftig mehr Vuheils<br />
vndt Vngelegcnheit entstehen konte, daß ißt nicht abgesehen,<br />
noch Vermuthet werdett magk; So haben Mir dennoch auß<br />
eintziger vndt bloßer begierdc zu dem algemeinen Frieden, vndt<br />
daß fernerem blut Vergießen gestewret werden möge, alle an-<br />
<strong>der</strong>e starcke vndt nachdelickliche rationes vndt Vnß selbst so<br />
weit veberwunden, daß Wir Vnß zu fernern Trattaten resol-<br />
viret Habens Wir wollen aber zu for<strong>der</strong>st, vndt nochmahlen<br />
bedungen habsn> daß Wir von Gott vudt <strong>der</strong> gankeü Welt,<br />
die benachbabrte Könige, vudt Vnsers Hauses Verwandte, auch<br />
dem gantzen Rom. Reich genhlich entschuldiget sein wollen,<br />
Dofern durch diese Vereüßerungk dem Heyl. Rom. Reich künff-<br />
^ Die Relation wcis't nicht, wie sie sonst pflegt, ausdrücklich und mit<br />
Angabc <strong>der</strong> Nummer auf dicscs Aktenstück hin. Es ist aber augenscheinlich<br />
die am 16. Aug. verlesene Churfürst!. Instruction.
tig einige gefahr zuwachsen vndt entstep.n folte, vndt die Ver-<br />
andtworttinlg denen lassen/ die diese Zerglie<strong>der</strong>ung mitt gut<br />
heißen vndt billigen, auch in Vnß, daß Wir darin condescen-<br />
diren sotten, woll dringen dürff; Ihr werdet dieses gleichwie<br />
schon hiebevor geschehen, bey allen Ständen vndt Vottschafften,<br />
weittleüfftigeranzuführen wissen, vndt selbst am besten ermeßen<br />
können, an was Ortt bey einem Jeden Collegio in pleno o<strong>der</strong><br />
Ä part bey einer ieden Gesandtschafft Sich solches werde thuen<br />
laßen, damitt Wir von niemandes ins knnfflige beschuldiget<br />
werden mogen.<br />
Am angenembsten were es Vnß woll gewesen, Nan Wir<br />
in milt <strong>der</strong> Cron Schweden veber einer so viell importirenden<br />
Sacke tractircn sollen, darin <strong>der</strong> Französischen vndt son<strong>der</strong>lich<br />
<strong>der</strong> Etadischen interposition zn gebrauchen, Aldie weil! aber<br />
dieselbige von den Schwed. Plenipotentiarien ausgeschlagen<br />
wirdt, auch nicht zu vermuthen, das Sie sich noch dazu Ver-<br />
stehen möchten, motzen Wir auch hierinnen erweisen, daß Wir<br />
Ihnen gern fugen> vndt alles das Ienige eingehen wollen,<br />
was zu befor<strong>der</strong>ung des Friedens immer dienen mag.<br />
Vndt seind demnach in gnaden zu frieden, daß Ihr die<br />
Trachten selbst, vndt ohne Vorbenandte Interponente« im<br />
Nahmen Gottes antrettet, Jedoch sollet Ihr nochmahlen Ver-<br />
suchen, ob die Schweden noch dazu zu disponiren sein möch-<br />
ten, o<strong>der</strong> aber die Französische vndt Staatische? o<strong>der</strong> da ein<br />
theitt nicht wolte, daß an<strong>der</strong>e dahin bewegen, daß Sie Sich<br />
gegen die Schweden selbst vndt ultro zur Interposition offe-<br />
rire» wolten, vndt also den Französischen vndt Staatischen<br />
in gehcimb Vertrawen, daß Wir an Vnsern Ortte, nichts lie-<br />
bcrs sehen möchten, alß Vnß <strong>der</strong>en viell Vermögenden inter-<br />
position zu gebrauchen, hetten auch zu Ihnen Vas Vertrawm<br />
gehabt, daß ob Sie gleich mitt <strong>der</strong> Cron Schweden in so en-<br />
ger alliance begriffen, Sie dennoch auf <strong>der</strong> Gerechtigkeit <strong>der</strong><br />
Sachen sehett, vndt Vnß nicht gantz vndt gar abstehen werden,
Wir hetten 'aber die Schwedische Gesandte zu Ihrer admini-<br />
stration nicht disponiren können.<br />
Vndt weill Wir Vornemblich hierin ein großes absehen<br />
auf die Herrn Staaten gehabt, auch Vnß noch Versichert hal-<br />
ten, das Sie nicht allein Ihres eigenen hierunter versirendcn<br />
interesse halber, beson<strong>der</strong>n auch wegen<strong>der</strong>en zu Vnß tragenden<br />
affection diese Pommerische Sache zu Vnsern besten gern<br />
beygeleget sehen möchten; alß habt Ihr, auff d'em' fall Ihre<br />
interposttion entstehen folte, mit denenselben nicht allein alles<br />
vndt Jedes, waß bey diesen Tractaten mitt den Schweb. Vot>'<br />
gehen witdt, fleißig vndt Vertraulich zu Communiclren, beson-<br />
<strong>der</strong>n Euch auch Ihres Rhatts hierinnen zu erholen vndt zu-<br />
gebrauchen. Vornemblich aber wtt'det Ihr Sie ersuchen, daß<br />
Sie Ihrem guten Vermögen nach, dey den Französischen noch-'<br />
mahlen gute erinnerung thutt wollen, damitt dieselbe den<br />
Schweden desto besser zureden, vndt
mern nicht Verlaßen wollen; Demnach, weill Wir wegen <strong>der</strong><br />
Schweden mitt Ihnen heraus zu Communiciren, welches Wir<br />
dennoch Versuchen werden, nicht gelangen können; So wollet<br />
Ihr nochmahlen bey den Depmirten urgiren, das Sie Ihrer<br />
Principalen schließliche Meinung in diesem schweren Punct för<strong>der</strong>lichst<br />
einholen, o<strong>der</strong> da Sie darin schon insiruiret, Euch zu<br />
Vnserer ferneren Nachricht eröfnen wollen.<br />
Aufs feyerllchste aber vndt mitt allem fieiß sollet Ihr bey<br />
Ihnen Vnsertwegen bedingen, daß Wir zu dem theill, so etwan<br />
in die Tractaten lauffen möchte, nicht weniger Landes Väterliche<br />
vndt gnädigste affection tragen, alß zu dem theill, so<br />
Vnß verbleiben wirdt, Ja daß Wir in diese Tractaten nicht<br />
so sehr Vnß, als Ihnen zum besten belieben, damitt Sie nicht<br />
abermahlen in einen Kriegk emgestochten, vndt in größer Vnheil<br />
gestürtzet werden möchten; Vndt daher Wollen Wir Vnß<br />
auch nicht zu Ihnen Versehen, noch gewerttig sein, daß Vnß<br />
von Ihnen ingesambt noch einem o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n theile Vorgeworffen<br />
werden soll, alß herten Wir Sie Verläßctt, vndt solt<br />
Ihr hiebey erpresse reserviren, daß bis ein gewißer Schluß mitt<br />
den Schweden in dieser Sache gemachet, Wir Vnß Vnsers<br />
zustehenden Rechtens nichts begeben haben wollen.<br />
Weill auch nöthig sein wirdt, das abson<strong>der</strong>liche cor.ditwnes,<br />
Vermittels Welcher den Schweden solches theill von<br />
Pommern veberlaßen werden soll, aufgesetzet werden; Alß wollet<br />
Ihr Euch auch deswegen mitt den Pommerischen Deputirten<br />
Vnterreden, vndt Vnß <strong>der</strong>en gedanckett veberschreiben,<br />
In dessen aber bey den Schweden solches bedingen, daß dieselbige<br />
noch künfftig hinzugethan werden sollen, damitt Sie<br />
nicht Vermeinen mögen, als folte es so pure weggeben'sein.<br />
Auch Hochwolgeborner, Nolgeborner, Veste: vndt Hochgelarte<br />
Rhäte, beson<strong>der</strong>s Lieber vndt getrewe wollet Ihr bey<br />
diesen Tractaten Vornemblich Euwer absehen dahin richten.
1) Daß Wir Vnsere Lande gantz an einen stück vndt die<br />
Schweden nichts dazwischen behalten.<br />
2) Daß Wir den O<strong>der</strong>ströckb gantz frey vor Vnß behalten.<br />
3) Daß Vnß die außfahrten in die offenbahre See von<br />
den Schweden Vngesperret vndt Vngehemmet Verbleiben.<br />
' ' I7t et Ilterls.<br />
27.<br />
Frie<strong>der</strong>ich Wilhelm.<br />
Der Churfürstl. Durchl. zu Vrandenburgk Vnsers gnedigstett<br />
Churfürsten vndt Herren Hochansenliche, Herren Abgesandten,<br />
Hoch vndt Wohlgeborne,' Woledle, Veste! vndt Hochgeehrte,<br />
re^eotive Gnädige vndt Hochgeehrte Herrett.<br />
Nachdem Ew. Ew. Ercell. Ercell. vndt Gstn. Gstn. auf<br />
das Iehnige was von wegen Ihr Churf. Dnrchl. VnserS<br />
gnedigsten Herrn :c. Herr Wescmbec am 21 Imiii vndt her-<br />
nacher die gesambte Churf. Vrandendenburgische Legation ani<br />
16len Iulii Iüngsthin die Pommerische Traktaten belangende,<br />
gnädig vndt hoch günstig proponiret bndt Vorgetragen, <strong>der</strong><br />
Pommenschen herrett Landt Stends erclerulig einzubringen be-<br />
gehret, So thuen Wtr Vnß zufur<strong>der</strong>st Vnterdienstl. vndt Dicnstl.<br />
bedancken, das E. E. Ercell. Ercell. vndt G. G. Vnß eine<br />
solche dilation gnädig vndt hoch günstig einreümen vndt gön-<br />
nen wollen j daß Wir solches an Vnsere Herren Principalen<br />
gelangen lassen, undt fernern befehlig erholen können, Vndt<br />
alß Wir Ihnen solches üä^üter in möglichster eyle referiret,<br />
haben Sie VnattHesehen, man in diesem den Stenden hoch an-,<br />
gelegenen Negoeio an Königs. Schwedischer Seiten in Pom-<br />
mern Ihnen keine Convente vndt zusammen kunffte bißhero<br />
Verstatten wollen, Sich denlwch so viele beybnnglich zusammen<br />
zcthan, folgen<strong>der</strong> Meinung Sich Vereinigt, Vndt E. E. Er-<br />
-cll. Ercell. vndt G. G. dieselbe Vnterdienstl. vndt dienstl.<br />
iU hinterbringen anbefohlen, nemblich das Sie auß dem Com-<br />
Vl.l. 8^
municirten Vnterthenigst gerne vernommen, waß gestalt E.<br />
Lhurf. Durchl. zu Brandenburg? Ihre Standthafflig trew<br />
gnedigst Verspüret, selbige gerühmet, vndt in keinen zweiffell<br />
ziehet, auch Sich daneben, das Sie in dieser Wichtigen Sachen<br />
das Hertzogthumb Pommern betreffende, ohne Ihrer <strong>der</strong> Landt<br />
Stände Vorwißen vndt willen, nichts Vorzunehmen o<strong>der</strong> zu<br />
schließen gemeinet, gnedigst erklehret, Welches alles Sie für<br />
eine son<strong>der</strong>bahre gnade achteten, Vndt S. Lhurf. Durch!, dafür<br />
Vnterthänigst vndt Höchlichst dancksagen thetten, mitt erbieten,<br />
Sich ferner milt Gotteshülffe also zu bezeigen, das S.<br />
Ehurf. Durchl. in allen möglichen Dingen, Ihre Vnterthenigste<br />
devotion wie<strong>der</strong> zu erspüren haben würden, daneben<br />
Vnterthenigst bittende S. Churf. Durchl. wolle bey <strong>der</strong>o gnedigst<br />
gefasten affection gegen <strong>der</strong>o Pommerische Lande vndt<br />
deßen gesampten Einwohnern Verharren, vndt Ihnen mit fernern<br />
Churfürst!. Hulden Wolbeygethan Verbleiben, Hauptsächlich<br />
aber das die Pommerischen Landt Slande von grundt<br />
Ihrer Herhen nichts lieberes Wünschen vndt sehen möchten,<br />
alß das diese Lande beysammen, vndt bey Ihren rechten Erbherrn<br />
Verpleiben möchten, zumahlen man leicht abzusehen, was<br />
für hochschedt- vndt gefehrliche Consequentie« ex separatinne<br />
vndt wan dieselbe zerrißen werden sollen, zu vermuthen, Derowegen<br />
Sie nochmahlen Vnlerthenigst gebclen haben wollen,<br />
Wan durch S. Churf. .Durchl. es dahin in gute befür<strong>der</strong>t<br />
vndt gebracht werden tönte, das diese Lande beysammen, Vndt<br />
<strong>der</strong>oselben Verbleiben möchten, das Sie alle Menschmögliche<br />
Mittel! zur gute zu gebrauchen, Sich gnädigst wollen angelegen<br />
sein lassen, Vndt da auch Sie die Landt Stende zur befür<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> güttlichen Tractaten Ihrem geringen Vermögen<br />
nach Cooperiren helffen vndt was nützliches schaffen tönten,<br />
Wollen S. Churf. Durchl. sich gnedigst Versichert halten, das<br />
Sie <strong>der</strong> schüldigkeit nach an Ihrer möglichsten bemuhung nichls<br />
werden erWinden laßen, gestalt Sie Vnß <strong>der</strong>o Abgeordnete
117<br />
auch dahin Instruiret, Wofem S. Churf, Durchl. solches<br />
nicht gesellig, <strong>der</strong> Evangelischen vndt Ansce Städte Herren<br />
Abgesandlen zu ersuchen, dieser Lande Sich anzunehmen, vndt<br />
zu befür<strong>der</strong>n, das es zu güttlichen Tractaten gedeye, Vndt<br />
dieselbe darunter Ihren hohen wolvermögen nach mitt zu be--<br />
mühen, kein beschwer tragen wolten, Solte aber S. Churf.<br />
Durchl. veber Verhoffen auß Vnvmbgencklicher nohtt, zu be-<br />
für<strong>der</strong>ung. des werten Lieben Friedens vndt mehren Vlutstür-<br />
tzen Verhütung etwaß von Pommern in die Tractaten kommen<br />
zu laßen gedrungen werden, welches Sie Göttlicher providenz<br />
heimbstellen müsten, Vf solchen Vnversehenen fall, ist Ihre<br />
Vnterthenigste bitte S. Churf. Durchl. wolle Sich gnädigst<br />
nicht zuwie<strong>der</strong>n sein lassen, waß Sie entlich zu verwiegen vndt<br />
zu verlaßen gesonnen den Pommerschen Landt Ständen im<br />
Vertrauwen gnedigst zu eröffnen, auch Ihnen weiter eine solche<br />
frist zu indulgiren, Damitt Sie nicht allein Ihre gcdancken<br />
vndt Consilia auf ein gewißes richten, son<strong>der</strong>n auch Vnß alß<br />
dcro Deputirle mitt einer Special Instruction darüber Verse^<br />
hen konten. Hicneben thuen gegen E. E. Grcell. Ercell.<br />
vndt G. G. Wir Vnß Vnterdienstl. vndt Dienstlich bedangen,<br />
das Sie von Ihr Churf. Durchl. gnedigsten resolution .8ud<br />
äilw Colin an <strong>der</strong> Spree den 29. Iuty veber den von Vnß<br />
producirten articulum Vnß part geben wollen, Vndt weill die--<br />
selbe dahin gerichtet, das S. Churf. Durchl. Vnser gnädigster<br />
Herr nicht zuwie<strong>der</strong>n, das <strong>der</strong> Pommerschen Stende Privile-<br />
gien erhaltung bey dem Frledenschluß gedacht werde, So thuen<br />
Wir von wegen Pnserer Herrn Principalen solche gnedigste<br />
resolution mitt Vntcrthem'gster Dancksagungk acccptiren, nicht<br />
zweifflende E. E. Erccll. Ercell. vudt G. G. werden von<br />
wegen Vor höchst gedachter S. Churf. Durchl. Vnsers gne-<br />
digsten Herren den Pommerischen Herren Landt Ständen die<br />
hohe befür<strong>der</strong>ung leisten, damitt nicht allein <strong>der</strong> von Vnß ve-<br />
btt'gebener articul dem InZtruiuenw ?clci3 einverleibet, Son-
118<br />
<strong>der</strong>n auch darauf das Landt Sampt allen Einwohnern<br />
in Volnkommene Libertät vndt Freyheit gesetzet werde. Dabey<br />
S. Churf, Durchs Vnser gnedigster Herr Sich gnedigst<br />
zu versichern, wie Wir nichtt allein offtmahls Mündtlich,<br />
Son<strong>der</strong>n auch am Uten Februarii in Vnserm Vbergebenen<br />
Memorial schrifftlich Contestiret, das die Pommerischen Herren<br />
Landt Stände diese Insertion des articuli gantz vndr gar<br />
nicht auß diffidentz gegen S, Churf, Durchl, Person, alß <strong>der</strong>en<br />
gnedigsten gemüts Meinung Sie gnugsamb Versichert, begehren,<br />
Son<strong>der</strong>n nurten auf diese gefährliche Zeiten vndt die<br />
Liebe werthe Postexität, Damitt selbte in einen gesicherten<br />
Standt möchte geschet werden, Ihre absehen haben, Viele weniger<br />
aber haben S. Churf. Durchl. Sich zu befahren, das<br />
die Pommersche Landt Stände Ihre teüwer erworbene Privilegia<br />
wie<strong>der</strong> Sie zu weit zu ertendiren gemeinet. Son<strong>der</strong>n wie<br />
dieselbe gegen Niemandt Ihrer Privilegien Sich weiter alß zu<br />
^Conservatici Ihrer erlangten Libertät vndt Freyheit in vero<br />
et sano 5en5u zu gebrauchen begehren, also werden Sie gegen<br />
S. Churf. Durchl. alß Ihrer gnedigsten Obrigkeit vndt<br />
Herrschafft Viel weniger selbe zu ertendiren Vich anmassm,<br />
Vndt im gegensatz Sich Vnterthem'gst Versichert halten, Das<br />
S. Churf. Durchl. Sie die Landt Stände auch bey rechtem<br />
gebrauch, vndt besitze <strong>der</strong>oselhen, Vermöge Ihrer Churf. Reversalen,<br />
so woll geruhig lassen; alß auch gnedigst wie<strong>der</strong> allen<br />
eintrangk schuhen vndt maintemren werden. Vndt dieses<br />
ist, was E. E. Ercell. Ercell. vndt G. G. Wir Vf habenden<br />
befehl anfügen sollen, Vnterdienstl. vndt dienstl. bittende, Dieselbe<br />
wollen S. Churf. Durchl. Vnserm gnedigsten Herrn<br />
solches, Vermittelst Hinterbringung <strong>der</strong> Herrn Landt Stände:<br />
vndt Vnserer Vnterthäuigsten gehorsahmen Dienste inv05ci1)Niter<br />
referiren, auch für Ihre Persone bey diesen hochwichtigen<br />
Tractaten <strong>der</strong> Pommerischen Lande wolfardt bester Massen Ih-
nen befohlen sein lassen, Inmassen Wir dieselbe nebenst Vnß<br />
Dero beharlichen gnaden vndt gunsten recommendlren.<br />
V. E. Ercell. Ercell. vndt GGstn<br />
Vnterdienst- vndt dienstl.<br />
Marr Eckstedt<br />
Friedrich Runge v.<br />
Oßnabrügk am<br />
23. Aug. Ao. 1646.<br />
28.<br />
Der Konigl. Maytt. vndt Cron Schweden respective Reichsvndt<br />
Cantzley Rhatt, Hoff Canhlar vndt zu den algemeinen<br />
Friedens Tractaten in Teutschland Gevolmechtigte Hochansehnliche<br />
Herren Legati, Hochwolgebohrner Herr Grasf,<br />
auch Wolgeborner vndt Hoch Edler, gnädiger vndt Hychgeneigte<br />
HErren.<br />
Waßmaßen Wir im ^erschienen Monath Majo, Iumio<br />
vndt Iulio Ew. Ew. Hoch Grast. Gnad^ vndt Ercell. n.icht<br />
aNein zu Vnterschiedtlichen mahlen Mündtl, son<strong>der</strong>n auch in<br />
einem abson<strong>der</strong>lich dcöfals vebergebenen Memoriali schrifftlich<br />
Vnterdienstl, eröffnet, das von dem Konigl. Schwedischen<br />
Hochansehnlichen Herren Feldtmarschalln Leonhard TorstensoHn<br />
den Pommerischen Herren Landt Stenden Sich veber demjenigen,<br />
waß <strong>der</strong> Pommerischen Lande hglhei? bey hiesigen Friedens<br />
Tractaten Vorgeht, an einem gewissen Orthe zusammen<br />
zukommen, hndt veber Ihre vndt des geliebten Vatterlandtß<br />
Wolfahrt Ihre Mhgdtsames hedencken bey einzutragen Inhibieret,<br />
die Pommexsche Herren Estats Rhäte darauf zugefahren,<br />
Vnsere an die Herren Landt Stände 'abgegangene Schreiben<br />
von dem Herrn Decano Matthias von Günttcrsberg abgefür-<strong>der</strong>t,<br />
vndt beharlich bey <strong>der</strong> Inhibition vndt Contradiction<br />
Verblieben, auch das E. E. Hoch Grafi. Gd. vndt Ercell.<br />
Ercell. Ihre mißfallen dabey Contestiret, vndt ein schreiben
120<br />
an den Herren Ober Commendanten nacher Stettin deswegen<br />
abgehen lassen, Solches wirdt Ihnen son<strong>der</strong> zweiffell in Vn-<br />
entfallenem gedechtnuß Schweben. Ob nun woll die Herren<br />
Landt Stende Verhoffet, eß würde <strong>der</strong> Sachen nothdurfft vndt<br />
biltigkeit, auch oberwehntes Schreiben so'viele würckung ge-<br />
habt haben, das man Ihnen keine fernere behin<strong>der</strong>ung anstel-<br />
len würde. So hatt <strong>der</strong> König!. Estats Rhatt Herr Lillieström<br />
nach Seiner wie<strong>der</strong>kunfft auß <strong>der</strong> Cron solche inhibition, Sich<br />
auf eine Köm'gl. or<strong>der</strong>e beruffende wie<strong>der</strong>holet, Vndt hatt man<br />
auch bey des Herrn Feldtmarschalln Torstensohns Ercell. we-<br />
gen de^o bekandten Leibes Vnpäßlichkeit für <strong>der</strong>o abreisen keine<br />
remedirung erhalten können Derowegen die Herren Landt Stande<br />
Vnß abermahlen Commission ertheilet, solches Werck bey E.<br />
V. Hoch Grast. Gnad. vndt Ercell. Ercell. zu nego(iren in<br />
Angezweifelter Hoffnung Sie werden hierin nach folgenden<br />
wichtigen vndt erheblichen rationilius gnedi'g vndt hochgmistig<br />
deferiren, vndt den Herren Pommerischen Estats Rhaten Com-<br />
mittircn, das Sie den Stendcn die Convente vndt zusaminell-<br />
kullffte Sich wegen Ihres 'X^tterlandts wolfahrt Vnter ein-<br />
an<strong>der</strong> zu besprechen, Vergönnelt, vndt nicht mehr Verwehren.<br />
Vndt zwar anfenglich vndt fürs Ite Haben Sie hiebey billig<br />
als ein Vnbcwegliches fundament Ihre Vhralte wolerworbene<br />
Libertät <strong>der</strong>gleichen zusammenkunffte vndt Convmte wegen des<br />
ge'liebten Vatterlandts besten anzustellen anzuhalten, Welche<br />
mitt Vielen acliduZ vnverrückt bei Lebzeiten <strong>der</strong> Hochlöbl.<br />
Herzogen zu Pommern vndt hernacher <strong>der</strong>massen bestärket,<br />
das Sie nicht in zweiffell gezogen werden magk, Ja es ha-<br />
ben zu^dem ende die Stedte^) noch für abschaffung <strong>der</strong> Päbst-<br />
licheu Lehre Ihre eigenes Haus im Closter Colbatz gehabt,<br />
Wie solches notoi-Ium, Welches ein satzsames argument Sup-<br />
peditiret, das nicht nur in <strong>der</strong> negstm Sondem von Langen<br />
') Soll wol heißen: Stende.
121<br />
Vndenklichen Jahren dis Pommerschen herren Landtstende sol-<br />
cher freyheit, Sich gebraucht haben, Vndt Sie billig dabey zu<br />
lassm sein. 2. milmret für Sie Oausae ae^iutaS) den Eß<br />
ist ja kundthahr, das.die Hochlöbl. Cron Schweden Pommern<br />
zu Satisfaction begehret, die Rom. Kayserl. Mayt. darin eud<br />
Oonc^liyno c)0N36NFUF Int6re566 itIdontium Verlvilligt, Vndt<br />
es il)0 Vf Trqctaten mitt <strong>der</strong> Churst. Dnrchl. zu Vrandenb.<br />
wie weit selbige zu Consenticeli Sich Wirt bewegen laßen, be--<br />
ruher, Ja.das E. E. Hoch Grast. Gnad. vndt Vrcell. Erccll.<br />
selbst gegen Vnß zu Vnterschiedtlichen mahlen, die Hochlobl.<br />
Cron begehrte von Pommern nichts alß mit <strong>der</strong> Pommerjchen<br />
Stende Conßenß vndt einwilligung zu haben, Sich Vernehmen<br />
lassen, solches wirdl son<strong>der</strong> Zweiffel erinnerlich sein. Wie den<br />
auch von allen Vernünfftigen Volckern, welche lchl)
122<br />
Pommerschen herren Estats Rhaten vergebenen memoriali ^)<br />
<strong>der</strong>gestalt elidiret, das Veröffentlich ein je<strong>der</strong> Vnparteyscher<br />
Ihnen wirdt beyfall geben müßen. Am aller wenigsten aber<br />
will man fürs 4te Verhossen, Das man etwan auß argkwohn<br />
o<strong>der</strong> Mißtrawen, ob gingen die Herren Landt Stende mitt<br />
Vnverandtworttlichen vndt gefehrlichen Dingen vemb, Ihnen<br />
die zusammenkünffte hemmet, vndt Verhin<strong>der</strong>t. Den damitt<br />
folte man ja billig Ihrer Verschonen, tam od<br />
inte^rltatem
123<br />
gewissen haben, das Sie nichts gefehrliches suchen, Legen Ihre<br />
Convente Ja nicht an Suspecte vndc Verdechtige Qrtter son-<br />
<strong>der</strong>n nirgendts an<strong>der</strong>s hin, alß in die Fürstl. NesidenA Stadt<br />
Alten Stettin, da nicht allein das Consilium d?r Königl. Her-<br />
ren Estats Nhäte gegenwärtig; Son<strong>der</strong>n auch eine Starcke<br />
Guarnison bey <strong>der</strong> hqndt ist, wan Sie nun mitt einiger ge-<br />
ferligkeit vemhgingen, Welches Ihnen doch memahlen in den<br />
Sin kommen, würde man dazi; Vermuthlich an<strong>der</strong>e Winckell<br />
suchen vndt Öffentlich also nicht in iaci^ <strong>der</strong> Aönigl, Guar-<br />
nison vndt Rhete zusammen kommen, den Wer arges thutt,<br />
<strong>der</strong> Hasset das Liecht, Weil! Sie aber alles öffentlich thuen,<br />
die Vrsache Ihre zusammenkunfft in AenerS anzeigen, auch<br />
dieselbe an Sich notoria ist, So sollen Sie auch billig alles<br />
argkwohns vndt Verdachts erlaßen werden, Geleben dahero<br />
die Pommerische Herren Landt Stände <strong>der</strong> gewißen Zuversicht,<br />
Ihre Königl. Maytt. alß eine Christl, Regentin werden zu<br />
Ihrem <strong>der</strong> Stende Unwie<strong>der</strong>bringlichen Praejuditz vndt nach-<br />
theill <strong>der</strong>gleicheil Inhibition nicht Verordnet haben, o<strong>der</strong> da es<br />
Ja auf Mißgünstiger Leute Vngleichen bericht geschehen, Sich<br />
gnedigst gefallen laßen, das von E. E. Hoch Grast. Gnad.<br />
vndt Ercell. Erccll. deshalber gebührende Verordnung gemacht<br />
werde.<br />
Ferner vndt zum 5ten erinnern E. E. Hoch Grast.<br />
Gnad. vndt Ercell. Ercell. Sich gnädig vndt hochgünstig waß<br />
gestalt Ihr Königl. Maytt. zu Schweden Vnsere gncdigste<br />
Königin Vf Vielseitiges anhalten <strong>der</strong> Pommerschcn Herren<br />
Landt Stände vndt E. Woll Ehrwürd. Thumb Capittels zu<br />
Cammin gnedigst Verwilligt, das die vacirende Praelaturen<br />
mochten ersetzet werden, dabey aber etliche Conditioncs, wie<br />
die Personen qualisicirt sein sollen, angehengt, Vnter welchem<br />
Prätert man des Herren Philip Horns, Mein Marr von Eck--<br />
steden vndt Herr Frantz von Pahlen Person zu ercludiren<br />
Sich angemaßet, Vndt was endtlich G. Hoch Grast. Gnad.
124<br />
vndt Vrcell. obgcmelter Personen halber dem Herrn Decano<br />
Oclplt^li Matthiae von Güntersbergen für eine resollttion zn-<br />
zufchreiben, Mir v. Friedrich Nungen committiret, Vndl nach<br />
dem darauf mitt <strong>der</strong> elcction legitime Verfahren, vndt die In-<br />
stallation gebührendt Verrichtet werden sollen, <strong>der</strong> Königl.<br />
Herr Estats Rhatt Johann Nicodemi Lillieströme dem Herrn<br />
Decano solche keinesweges zn Wercke zu stellen, andeuten las-<br />
sen, gestalt die Herren Landt Stände in dem an E. Hoch<br />
Grast. Gnad. vndt ErceN. den Herren Grass Orenstirn sub<br />
cinto Stettin am 13. Iuny abgegangenen, vndt von Vnß am<br />
12. Iuly insinuirten vndt hiebey Copeylich sud L. besindlli-<br />
chen schreiben, darüber mitt mehren Sich beschwert.<br />
Wie nun die vom Capitulo beschehene Election <strong>der</strong> obgenand-<br />
ten dreyen Personen den 5tlNini5) ie^iduF fundamentaüliuF<br />
vndt herkommen beym Capitulo vndt veber das E. Hoch Grast.<br />
Gnad. vndt Ercell. Meinung gemeß, Also können die Herren Landt<br />
Stande nicht gleüben, das Ihr Königl. Maytt. zu Schweden<br />
Vnsere gncdigste Königin vndt Freülein dawie<strong>der</strong> etwaß solle<br />
Verordnet haben, zumahlen dieselbe in <strong>der</strong> Pstmmerischen al-<br />
liance nicht allein außdrücklich das Stifft vndt Capitlill, wie-<br />
<strong>der</strong> allen eindrangt vndt gewall, so wie<strong>der</strong> Ihre ?l'ivile^lI)<br />
8t^ltnta vndt an<strong>der</strong>e I^?^63 lundam^nwies vorgekommen<br />
werden möchten, gnedigst zu schüren, Son<strong>der</strong>n auch haudtha-<br />
bung eines iedtwe<strong>der</strong>n ^uril)U3 smFuIgribuF Verobligiret ist,<br />
Vndt vornemblich da Ihr Königl. Maytt. nach absterben des<br />
letzten Herrn Hertzogen zu Pommern, S. Fürstl. Gnad. vndt<br />
<strong>der</strong>o Vorfahren Fürstl. Consenß Handt: vndt Siegell in <strong>der</strong>o<br />
Königl. Verordnungen in gebühren<strong>der</strong> obacht gehalten, Vndt<br />
<strong>der</strong>o Pommerischcn Miuistris dieselbe gebührendt zu respectiren<br />
anbefohlen, Dagegen ist offenbahr, vndt magk in keinem zwei-<br />
fcll gezogen werden, das oberwehnte drey Personen, alß Herr<br />
Philipp Horn, Ich Marr von Eckstede vndt Herr Frantz von<br />
Pahlen von den Hochseligen Herrn Hertzogen zu^ Pommern
125<br />
Concessiones vndt recommendationes Vnter <strong>der</strong>o Furstl. Handt<br />
vndt Siegel! veber die erst vacirende Praelaturen wegen Ih-<br />
rer getrewen Furstl. Gnad. vndt dem Lande geleisteten Dienste<br />
erlanget, vndt Ihnen nach absterben des i^oLaurarli, (^n-<br />
toriF, 8okol25lioi vndt V^ce-Domini nebenst an<strong>der</strong>n welche<br />
Fiirstl. Conccssiones haben, Ihre ^ura (zuaesila dadurch an<br />
die handt gewachsen; Vndt E. Wolehrwürdiges Thumb Ca-'<br />
pittull rechtS wegen nicht an<strong>der</strong>s alß dieselbe ^'uxta I^-ioritg-<br />
tem tempori erwehlen können, Inmaßen beygelegtes Decre-<br />
tum gu!) I^it. 0. eine <strong>der</strong>gleichen Decision erpreffe in sich hatt,'<br />
auch ohne das bey den Fürstl. Concessionen die ?i'!oiita5<br />
temporis billig den Vorzugk hatt, Welche ^ura czuaeLita Ih-<br />
nen nicht mögen Vnerorterter Sache genommen, vndt an<strong>der</strong>e<br />
so tempore pozterioi-es sein denselben präferirt werden. Man<br />
wirdt Ihnen auch Veröffentlich nichts beybringen können, da-'<br />
durch Ihr König!.. Maytt. Vrsache solle haben können, Sie<br />
Ihres wolerlangten Rechtens zu priviren, Vndt wie offt er-<br />
wchnte drey Personen deßen in Ihren gewissen Versichert sein,<br />
So thuen die gesampte Landt Stende in oballegirten Schreiben<br />
selbstcn bezeugen, das.dieselben nebenst Ihnen in allen zusam-<br />
menkunfften vndt deliuerItioniduF nichts an<strong>der</strong>s gerathen<br />
vndt gehandelt, alß waß <strong>der</strong> aufgerichteten alliance geinesi, vndt<br />
also
126<br />
ßen den dieselbe solches alwege also hochrümblich gehalten,<br />
vlcht Niemandt intra cliota (^3U5a vndt ohne rechtmeßige er-<br />
örtterung seines Rechtens Prtviret vndt entwehret haben.<br />
Nan nun den gesampten Pommerischen Herren Landt-<br />
ständen daran zum höchsten gelegen, das Ihnen die Convente<br />
in NOQ 21-6120 nS^0tÌ0 Verstattet, vndt das Oapituluin (Ü2II1minere<br />
Volnkommen wie<strong>der</strong>ümb ersetzet werde, zumahlen das<br />
Hertzogthumb Pommern Vff den Prälaten Standt von Viele<br />
100 Jahren uebenst an<strong>der</strong>n bewidtmet, das Thumb Capitull<br />
aber bey <strong>der</strong> Election, die praezentcltoZ ä ?i? desuncto<br />
?i-!ncip6 ?oine!'Inia6 t2N(^u3m Introno nicht Vorbey ge-<br />
hen, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s alß ^nxta ^rloritItem temport mitt <strong>der</strong><br />
Election Verfahren kan, E. V. Hoch Gräfl. Gnad. vndt Er-<br />
cell. Ercell. auch von wegett Ihr Königl. Maytt. Vnser gne-<br />
digste Königin vndt Freülein, Sich bey diesen Tractaten hoch-<br />
rümblich dahin erklehret, das Ihr Königl. Maytt. <strong>der</strong> Poin-<br />
merschen Landtstände Privilegia nicht zu Min<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu<br />
schwechen, Son<strong>der</strong>n Viele mehr zu verbeßern vndt zu vermeh-<br />
ren gnedigst gemeinet.<br />
Alß geleben die Pommerschen Herren Landtstände <strong>der</strong><br />
Vngezweiffelten Hoffnung, weilt in diesen beeden Pilncten <strong>der</strong>o<br />
wolerworbennt Freyheit, Statuten, I^e^idus lunclamenwliduZ<br />
vndt herkommen zu nahe getretten wirdt. G. E. Hoch Grafi.<br />
Gnad. vndt Ercell. Ercell. werden diesen beschwerungen Vn-<br />
beschwert auch durch ein beweglich schreibett an des Herrn<br />
Feldmarschallen ErceN., o<strong>der</strong> eine ordre an die Königl. Schwe-<br />
dische herrett Estats Rhäte zu Stettin das Sie den Pommeri-<br />
schen Ständen die Convente vndt dem (ü^pitlilci dlainminensi<br />
die Installation <strong>der</strong> rechtmeßigen eligirten Personen nicht wei-<br />
ter Verwehren mögen, abzuhelffen, Vndt dadurch t-^iitcr das<br />
man <strong>der</strong> Pommerschen Scende Freyheit vndt Privilegia zu<br />
schwechen nicht gemeinet, zu erweisen, Sich nicht entlegen sein<br />
lassen. Solches wie E. E. Hoch Gräfl. Gnad. vndt Ercell.
127<br />
'Ercell. eß zu sietts wehrenden ruhmb gereicht, Alß werden<br />
Sie die Pommerische Herren Landt Stände zu allen möglichen<br />
Diensten Sich hinwie<strong>der</strong>ümb Verobligiren. Vndt Wir für<br />
Vnsere wenige Personen verbleiben.<br />
E. E. Hoch Grast. Gnad. vudt<br />
Ercell. Eecell.<br />
Tinter dienstwillige<br />
Der Pommerische Herren Landt Stände,<br />
Stettinischer, Wolgastischer vndt Stifftischer<br />
Regierung Deputirte.<br />
Oßnabrugk<br />
am 31 Augusti Ao. 1646.<br />
' > '^ . , . .<br />
^,^<br />
^ ^ ^ ^ , , '
Ueber die Religion <strong>der</strong> Wendischen Wölker<br />
an <strong>der</strong> Ostsee *).<br />
Die Zeugen.<br />
(3eit mehr denn sechzig Jahren galt als Grundlage aller For-<br />
schungen über das Wendische Heidenthum eine Sammlung bron-<br />
zener Idole, Schalen und Geräth mir Runcninschriften, welche<br />
bald nach <strong>der</strong> Mitte des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts in Meklenburg<br />
zum Vorschein kam. Ein Freund Winkelmanns, <strong>der</strong> Präpo--<br />
situs Genzmer in Stargard, verbreitete die erste Kmrde davon<br />
i. I. 1768 durch den Altonaer Merkur; drei Jahre später er-<br />
schienen im Druck: Die gottesdienstlichen Alterthümer <strong>der</strong><br />
Obotriten aus dem Tempel zu Rhetra am Tollenzer See<br />
(Berlin 177!.), von Wogen in Kupfer gestochen, von dem<br />
Superintendenten Masch erläutert.<br />
Der Fund sollte bereits zwischen den Jahren 1687. und<br />
1697 in dem Dorfe Prilwitz gemacht sein, nach Genzmecs<br />
Angabe, durch ^en Gutsherrn, <strong>der</strong> ihn seinem Prediger ge-<br />
schenkt, nach Masch, durch den letztern selbst, da er in seinem<br />
*) Diese Abhandlung, als Programm des Stettincr Gymnasiums zu Mi-<br />
chaelis 18
129<br />
Garten einen Baum habe einpflanzen wollen. Bei dem Tode<br />
des Eigenlhümers war <strong>der</strong> heiml-ich gehaltene Schaß angeblich<br />
durch Kauf all einen Goldschmidt in Neubrandenburg und von<br />
dem durch Erbschaft an zwci an<strong>der</strong>e Goldschmiede nach einan-<br />
<strong>der</strong> gekommen, bis 44 Slückc davon ein Neubrandenburgifcher<br />
'Arzt, Dr. Hempel, <strong>der</strong> sie zufallig sah, käuflich an sich.brachte.<br />
Von ihm erwarb sie wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Superintendent Masch in<br />
Ncustrflitz; diesem überließ darauf auch <strong>der</strong> Goldschmidt 22<br />
von ihm zurückbehaltene Stücke. Einige Jahre nachher kaufte<br />
<strong>der</strong> Dom in Natzeburg die ganze Sammlung, welche Masch<br />
beschrieben Halle.<br />
Um ihretwillen vornamllch unternahm <strong>der</strong> Graf Potocki,<br />
<strong>der</strong> sich mil Slavischen Alterthümern beschäftigte, i. I. 1794<br />
eine Reise in Nie<strong>der</strong>sachsen und kam auf dieser auch nach Neu-<br />
brandenburg. Hier zeigte ihm Gideon Sponholz, ein jüngerer<br />
Bru<strong>der</strong> des Goldschmiedes, von dem Hempel und Masch ihre<br />
Schaue erworben, halten, abermals 1 l.8 Stücke, Götzenbil<strong>der</strong>,<br />
Schalen und Gerätschaften aus Metall, die mit jenen frühe-<br />
ren zugleich in Prilwii) sollen gefunden aber bisher verheim-<br />
licht sein. Polocki zeichnete sie und machte die Abbildungen<br />
bekannt in <strong>der</strong> Beschreibung seiner Neise, die er im folgenden<br />
Jahre herausgab.<br />
Indem also die Aufmerksamkeit von neuem auf den Pril-<br />
wijzer Fund gelenkt wurde, erwarb <strong>der</strong> Herzog Karl von<br />
Mfklelibui'g Eli'elih zuerst d^e Ra^cburger, dann auch die letz-<br />
ten Neubrandenburgev Stücke: so entstand die Sammlung,<br />
welche gegenwärtig auf <strong>der</strong> Großherzoglichen Bibliothek in<br />
Neustrelitz aufbewahrt wird.<br />
Gegen die Aechlheil dieser Alterthümer regte sich in den<br />
ersten sechs und dreißig Jahren seit ihrer Entdeckung von kei-<br />
ner Seite her ein Bedenken. Nur darüber stritt mall, wie<br />
sie zu deuten, und ob man sie für Tempelbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> für de-<br />
ren verkleinerte Üoplm zum Privatgebrauch zu halten habe.
130<br />
Rühs wurde zuerst an ihnen irre; mit ihm, seit dem Jahre<br />
1805 begann die Periode <strong>der</strong> Zweifel. Er versprach eine unpartheiische<br />
Zusammenstellung <strong>der</strong> Grunde dafür und dawi<strong>der</strong>;<br />
doch blieb die Zusage unerfüllt. Erst cilf Jahre spater äußerte<br />
er nur gelegentlich ^): die Prilwwer Idole sind offenbar<br />
nur Modelle, auch lassen die höchst verdächtige Eutdeckungsgeschichle<br />
und mehrere innere Umstände große Zweifel an ihrer<br />
Aechtheit übrig. Aehnliche zweifelnde Stimmen wurden<br />
um dieselbe Zeit hie und da laut, keine erklärte sich entschieden<br />
für die Unächtheit. Auch ließen noch sechs bis acht Jahre<br />
später Mone ^), Ingemann ^) und Kanngießer ^) sich dadurch<br />
nicht abhalten, sie als vollgültige Zeugen für die Religion<br />
<strong>der</strong> Wendischen Völker zu behandeln.<br />
Da übernahm Levezow die letzte Entwickelung. Er unterwarf<br />
die räthselhaften Alterthümer i. I. 4825 an Ort und<br />
Stelle einer genauen Prüfung, aber erst nach neun Jahren<br />
legte er <strong>der</strong> Berliner Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften in zwei Vorlesungen<br />
über die Aechtheit <strong>der</strong> sogenannten Obotritischen Run5ndenkniäler<br />
zu Neustrelitz die ersten Ergebnisse seines Nachforschens<br />
vor. Das Werk ausführlich, wie er es angelegt,<br />
zu Dollenden, hin<strong>der</strong>te ihn <strong>der</strong> Tod ^), doch ist es in "<strong>der</strong><br />
That als vollendet anzusehen.<br />
Levezows Verdienst besteht in einer zwiefachen Untcrsu-<br />
l) Rühs Handbuch <strong>der</strong> Geschichte ^es Mittelalters. Berlin Ì816.<br />
S. 794.<br />
') Mone GìMchtc des Heidenthums im nördlichen Europa. Theil 1.<br />
S. 172 :c.<br />
') Ingemann Grundtra? til 5n Nord-^lavifk 0g ^5endisk G'udelare.<br />
Kjöbenhavn 1824. Uebersetzt in den Neuen Pommerschm Provinzialblä'ttcrn<br />
B. 4. ^<br />
*) Kanngießer Bekehrungögeschichte ^cr Pommern. Grcifswald Ì824.<br />
S. 182 :t.<br />
^) Levezowö'^handschriftlicher Nachlaß ist, wie ich Mö dem zweiten Jahresberichte<br />
des Vereins für MeNenburgische Geschichte und Altcrthumskundl<br />
(S. 158) ersehe, in den Besitz <strong>der</strong> letzterwähnten Gesellschaft übergegangen.
chuttg, einer gerichtlichen, die er'veranlaßt,'wodurch die 118<br />
von Pötörkl beschriebenen Stücke als betrügerische Arbeit des<br />
Gideon' und 'einer wissenschaftlichen/<br />
die er selbst m seiner bedachligeir Weise durchgeführt hat, und<br />
die sich auf die erstens von Masch beschriebenen Stücke bezieht.<br />
das Metall, aus dem<br />
sie gegossen, <strong>der</strong> auf ihnen befindliche Nost werden nach einan<strong>der</strong><br />
geprüft: Levezow findet tn ihnen keinen hinreichenden<br />
Grund zur Verwerfung <strong>der</strong> Alterthümer. Aber in dem Styt<br />
erkennt er 'das auffallendste, verschiedenartigste Gemisch von<br />
Formen und Darstellungen, wie es die Kunstprbducte keiner'<br />
an<strong>der</strong>n Nation jemals verrathen haben. Die Kopfe stehen im<br />
Mißverhällniß zu den Korpern, denen sie angefügt sind, dit<br />
Embleme o<strong>der</strong> Verzierungen im Wi<strong>der</strong>spruch mit sich selbst und<br />
den Figuren, an denen sie sich befinden, manche in Form Und<br />
Styl <strong>der</strong> antikeu Kunst, manche ganz mo<strong>der</strong>n, z.V. ein brennendes<br />
Herz, <strong>der</strong> Preußische Adler:c., alle aber von viel besseren<br />
Vilduern gearbeitet als die, welche die Körper verfertigten.<br />
Diese Beobachtungen führen zu dem endlichen Schluß!<br />
<strong>der</strong> Verfertiger war tln Metallarbeiter von sehr geringer Geschicklichkeit,<br />
<strong>der</strong> we<strong>der</strong> zeichnen Noch modelliren konnte/ aber<br />
er half sich durch einen Vorrath Patronen antik-mo<strong>der</strong>nen<br />
Styl5, wie sie <strong>der</strong> Französische Geschmack vom sechzehnten bis<br />
ins achtzehnte Jahrhun<strong>der</strong>t ^u Beschlägen an Möbeln und Gerathen<br />
anwandle, meist thierische und menschliche Gesichtsmasken<br />
und halbe Kopfe. Solche paßte er seinen rohen Modellen<br />
an/ so gut es gmg/ bildete den Hintertheil des Kypfes<br />
selbst in seiner ungeschickten Neise o<strong>der</strong> setzte einen an<strong>der</strong>n halben<br />
Kops daran und brachte.so ein Ungeheuer zu Stande,<br />
dem er kleine Relieftäfelchen aus seinen Patronen einfügte, wo<br />
sich Platz dazu finden wollte ^<br />
«) Das Bishmgs ist ein Auszug M tzevezöwö Vorlesungen in den<br />
VI t, 9 "
132<br />
Nach dieser Charakteristik können die Prilwiher Bil<strong>der</strong><br />
nicht mehr als Zeugen gelten. Die Forschung ist dadurch auf<br />
einen engern Raum beschrankt, aber auf diesem ist es Heller<br />
geworden, das trübe verwirrende Halblicht ist gewichcu. Die<br />
Kenntniß <strong>der</strong> Religion <strong>der</strong> Wendischen Völker an <strong>der</strong> Ostsee<br />
kann fortan nur geschöpft werden aus Ditmar von Merscbmg,<br />
Adam von Bremen, den Biographen des heiligen Otto, Hcl-<br />
mold, Sarò Grammaticus und <strong>der</strong> Mater verborum, einem<br />
Lateinisch-Böhmischen Wörterbuch des zwölften Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
in welchem eine Anzahl Slavischer Götternamen mit Lateini-<br />
schen verglichen und erläutert werden^).<br />
II.<br />
Wie Stadt culle. -<br />
Die Gottesdienste <strong>der</strong> Wenden an <strong>der</strong> Ostseeküste waren<br />
nach Helmolds Angabe ^) im zwölften Jahrhun<strong>der</strong>t Culte<br />
einzelner Städte und ganzer Landschaften.<br />
Was von den ersiern gemeldet'wird, bezieht sich fast aus-<br />
schließlich auf Pommersche o<strong>der</strong> solche Luticische Srädte, die<br />
bereits unter <strong>der</strong> Botmäßigkeit des Pommernherzoges standen.<br />
Diese aber waren ihrer Hauptbestimmung nach Festen, von<br />
wo aus Kriegsfahrten zur See und zu Lande geschahen, wo<br />
die Beute zusammengebracht, getheilt und verkauft wurde, wo<br />
man in <strong>der</strong> Gefahr vor andringenden Feinden einen Rückhalt<br />
hatte. Zu je<strong>der</strong> gehörte eine Provinz, <strong>der</strong>en Bewohnen:, den<br />
Bauern, oblag, die Feste im Stande zn erhalten, Brücken zu<br />
Abhandlungen <strong>der</strong> historisch-philosophischen Klasse <strong>der</strong> Königs. Akadewi? <strong>der</strong><br />
Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1834. ,Berlin 18
133<br />
bauen und, wie es scheint, selbst Frohnfuhren und Ackerarbeit<br />
für die Besatzung zu, leisten. Diese bestand aus Edlen o<strong>der</strong><br />
Baronen, an ihrer Spitze <strong>der</strong> Castellan, <strong>der</strong> zuweilen auch<br />
Vorsteher <strong>der</strong> Stadt genannt wird, unter ihm mehrere Haupt-<br />
leute. Reben den adlichen Kriegern wohnten aber in den<br />
Städten auch 'andre freie Leute, die sogenannten Geringer«<br />
vom Volke, wahrscheinlich dlVGnverbetreibenden, denn manche<br />
Gewerbe, ^auch Märkte, finden sich ausdrücklich erwähnt ^).<br />
Als Cultus elner Stadt und ihrer Provinz ist demgemäß<br />
das große F
134<br />
Ihr Pucken sie schlan mit einer Stange,<br />
Die Pucke von einer Hundshaut zwar,<br />
Sie machen sie zu mit Haut und Haar,<br />
Und meinen, so weit die laut erkling^<br />
Ihn'n Regen und Donner mcht Schaden bringt ").<br />
In <strong>der</strong> Stadt Iulin befanden sich mehrere heilige Gebäude,<br />
hier Contine« genannt, darunter eine in einem Sumpf<br />
belegen, den das ausgetretene Wasser des Stromes bildete,<br />
und nur auf einer Seite über eine Brücke hin zugänglich.<br />
Sie enthielt eine hölzerne Säule und darin steckend eine außerordentlich<br />
große aber durch Rost schon gcnz unbrauchbare<br />
Lanze des Julius Cäsar, des Erbauers <strong>der</strong> Stadt, nach dem<br />
diese benannt war ^).<br />
So die Zeugen. Gs ist nicht schwer einzusehen, daß<br />
Cäsar die Wendische Küste nie betreten hat. Dennoch konnte<br />
etwas Wahres an <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Berichterstatter sein, War<br />
jene Waffe in <strong>der</strong> Schlacht gegen ein Deutsches, von einem<br />
Kaiser angeführtes Heer erbeutet worden, so war sie ja die<br />
Lanze eines Cäsar, wenn auch nicht des vergötterten Julius.<br />
Diesem die Erbauung <strong>der</strong> Stadt und die heilige Säule zuzueignen,<br />
verleitete nur die Erinnerung aus dem Sueton an die<br />
Cäsarsäule auf dem Römischen Forum ^) und <strong>der</strong> Gleichgang<br />
<strong>der</strong> Namen Julius und Iulin, Nur auf diesem ruht<br />
auch die neuere Hypothese von einem Zusammenhange zwischen<br />
<strong>der</strong> Iuliner Iuliussäule und dex Nordischen Iulfeier, Iulin,<br />
wo Otto von Bamberg taufte, ist aber völlig verschieden von<br />
dem Iulin Adams von Bremen, Letzteres,, in den bessern<br />
Handschriften Iumne genannt, ist die Dänische Ansiedelung<br />
Iomsburg an <strong>der</strong> Mündung <strong>der</strong> Swine ^), ersteres ist Nol-<br />
6) >Ve5tp1,»1en Hlonumenta inetta, lom. I. p. 574.<br />
7) /Vnär. II, 1. III, 1. änun. III, 25. Neue Pomm, Prov. Nl.<br />
B. 4. S. 335. 343.<br />
°) 8ueton. 3u1. Caes. 85.<br />
2) S. Abhandlungen <strong>der</strong> Königl. Deutschen Gesellschaft zu Königsberg.<br />
Dritte Sammlung. Königsberg 1534. S. 1b9 lc.
135<br />
lin, eine,.ßtadt. <strong>der</strong> Wenden, bei denen leine.Spur von <strong>der</strong><br />
Feier ^es.Iulfestes zu finden. ^ ^ ->
136<br />
Wann und wie sem Fest in Wolgast begangen wurde, ist<br />
nicht bekannt. Aber in Havelberg traf Vischof Otto auf<br />
seiner zweiten Reise nach Pommern gerade zu dessen Feier ein<br />
und fand die Stadt überall von Fähnlein umgeben und eine<br />
große Menge Volks versammelt. Es war am zweiten o<strong>der</strong><br />
dritten Tage in <strong>der</strong> Woche nach Ostern des Jahres 1128,<br />
also, da letzteres Fest damals auf den zwei und zwanzigsten<br />
April fiel, um die Zeit des ersten Mai "). Oden dahin ist<br />
vermuthlich auch Gerovits Fest in Wolgast zu verlegen, wie<br />
das <strong>der</strong> Iuliner Lanze, das „zu Anfang des Sommers" unter<br />
großem Zulauf aus <strong>der</strong> ganzen Provinz <strong>der</strong> Feste, unter Jubel<br />
und Gelagen mit Tänzen und scenischen Spielen begangen<br />
wurde, und wobei die Stadt von Lärm und Geschrei voll<br />
war ^). Denn <strong>der</strong> Iuliner ungenannte Gott scheint kein an<strong>der</strong>er<br />
als Gerovit zu sein; das Maifest zu seinen Ehren läßt<br />
sich wie das Mitsommerfest in Pyritz, obwohl beide 'in Pommern<br />
die Form localer Culte hatten, deutlich genug als eine<br />
allgemeine Feier aUer Wendischen Völker längs <strong>der</strong> Ostseelüste<br />
erkennen und ihre Spuren bis in die christliche Zeit verfolgen.<br />
Dahin zeigt wie<strong>der</strong>um eine Nachricht Marschalks von- den<br />
Wenden auf <strong>der</strong> Gabelheide:<br />
Ihr Priester ist <strong>der</strong> erste in Reihen, ) . . .<br />
Er tritt ihnen vor den Tanz in Mayen.<br />
Wendischer Sitt ist ihm bekannt,<br />
Ietzo wird er Sclavasco genannt ^),<br />
von gleicher Wurzel mr, kraftig, auch M aoi?^ und<br />
nicht zu verkennen." Vit ist nach Dobrcwbky (Slavin. Zweite' Ausgabe.<br />
Prag l8Z4. S. 272.) die Wurzel von vitex d. i. Sieger; Kero« und vietor<br />
überseht die Mater oerborum S. 10. 24. Iaronur h^ißt Lenzfri^d und<br />
Kraftfried (Königinhofcr Handschrift S. 220.), Garoyit demgemäß Flützlingssiegcr<br />
und mächtiger Sieger.<br />
") ^när. III, 8. ^non. Ili/3. 5.<br />
' ») ^nlir. Ili, I.<br />
r. IN, I. Neue Ponun. Prov. Bl. B. 4. S. 344.<br />
1.
137<br />
^ Eben dahin die Maigrafschaft und die Malgräfenfahrt in <strong>der</strong><br />
Pasewalfer Schule, welche noch im Jahrs' 1663 cm Kirchen-<br />
diNlalionsreceß als alte Gewohnheit anführt und, sofern kein<br />
Mißbrauch' wie<strong>der</strong> dabei einreiße, auch fernerhin gestattet ^><br />
Was' Jahrhun<strong>der</strong>te 'früher die Gemüther-'<strong>der</strong> 'Alten erregte,<br />
war 'zum Spielen<strong>der</strong>'Knaben geworden. Und vielleicht hat<br />
auch das Volssfest, das' noch je^t-'alle Jahre im Mai auf<br />
dem' Schelfwer<strong>der</strong> bei Schwerin wegangelt'' wird',-'und'-zu dem<br />
sich gewöhnlich neun bis zehn tausend Menschen versammeln,<br />
seine lehren Wurzeln ini Welldischen-'Heldenthume und in dem<br />
Luitus'des ^ ^<br />
" ^ ?tt'r!Z'eIt Ottö^-<br />
^ , den die<br />
Einwohner erst neuerdings mit großen Kosten aufgebaut hat-<br />
ten, und dessen sse sich beson<strong>der</strong>s rühlnlen als einer Zierde ihrer'<br />
Städte 2)er Name dt^s Gottes, 'dem er geweiht war, 'wird<br />
nicht allgegeben. Sein Vild'war von Holz, ungemein groß<br />
und kaum durch mehrere Joch Achsen von <strong>der</strong> Stelle zu brin-'<br />
.' ^).,,Die,Maiarafcnfahrt in de.r^Sch.ole soll hinfort.,<strong>der</strong>gestalt gehalten,<br />
werpen. ,3)cr Schulmeister und seine. Collagen sollen im Maimonat auf einen<br />
gelegenen tag ierlich die ' knüben'hmaüsfurcn', nach alter gcwonhcit, vnd lassen<br />
einen idcrn.'/neben seinem essen ein flesschlein Bier ! mitnahmen. Wollen die<br />
Schulgcsellen Prediger o<strong>der</strong>.an<strong>der</strong>e, so. inen durchs Ihar in kirchcn singen hclsfen,<br />
mit hinaus bitten, das sol inen frei sein. Den mugen sie iegen abent<br />
einen knaben zum Maigrafen erwclrn, nut krenzen zcircn, vnd nut crligcn gcsqngen<br />
in dic Stadt vmb d^en markt ond zu haus fürenj den mugen die Eltern des<br />
Maigr^fen hem Scholemeister, seinen Gesellen vnd, wo sie wollen, den Prediger<br />
vnd'an<strong>der</strong>e, so in den kirchen stngen'vnd figuriren helssen,- ein Malzeit geben,<br />
o<strong>der</strong>, folgend.en^tags. laden, .jhoch ^aß. nicht mehr als auf (inen.tisch angerichtet;<br />
Wo aber hirvber mißbrauch o<strong>der</strong> Steigerung wie<strong>der</strong> einrissen wollte, so soll<br />
die Maigrafschaft hirmit ganz abgeschaffet sein." S. (v. Medcm) Geschichte<br />
<strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> evangelischen Lehre im Hel'zoglhume Pommern. ^ <strong>Greifswald</strong>,<br />
1637. S. ^7^.<br />
^/(3. Hempel geographische Beschreibung <strong>der</strong> Großherzogthümer Meklcnbulg<br />
Schwerin und Meklendurg Strelih. Neustrelitz 1829. S. ^4.
138<br />
gen, mit Augen und Nase, Händen und Füßen versehen, über-<br />
aus kunstreich und schön gearbeitet ^).<br />
Stettin enthielt vier 2") Continen. Drei davon, die als<br />
die geringeren angesehen wurden, waren inwendig nur mit<br />
Tischen und Sitzen eingerichtet zum Vehuf von Zusammen-<br />
künften, welche hier sowohl zum Trinken und Spielen, als zu<br />
ernsten Geschäften an gewissen Tagen und in gewissen Stun-<br />
den statt fanden. Die vierte, die vornehmste, auf dem höch-<br />
sten <strong>der</strong> drei Vergy helegen, welche Stettin einschloß, war mit<br />
beson<strong>der</strong>er Kunst gemacht. An den Wänden, außen und in-<br />
nen hervortretende,, ausgeschnitzte und übermalte Bil<strong>der</strong> von<br />
Menschen, Vögeln und Thieren; im Tempel zwei Götzenbil<strong>der</strong>,<br />
'ein kltineres, goldenes, das die Priester vorzüglich verehrten,<br />
von dem Umfange, das es sich in einem Baumstämme verber-<br />
gen ließ, und ein großes, hölzernes, ein Leib mit drei versil-<br />
berten Köpfen, nach Aussage <strong>der</strong> Priester, weil <strong>der</strong> Gott dem<br />
Himmel, <strong>der</strong> Erde und <strong>der</strong> Unterwelt vorstehe, Augen und<br />
Gesicht bis über die Lippen mit einem goldenen Kopfbund be-<br />
deckt, weil er, schweigend und als sehe er nicht, von <strong>der</strong> Men-<br />
schen Sünden keine Kenntniß nehme. Der Name des Gottes,<br />
den beide Bil<strong>der</strong> darstellten, war Tnglav d. i. das dreifache<br />
Haupt ^). In eben diese Contine wurde nach alter Gewohn-<br />
heit alle zur See und zr; Land? gewonnene Beute zusammen-<br />
gebracht, von <strong>der</strong> dem Gotte ein. ZehlNheil zufiel. Hier wa-<br />
ren goldene und silberne Becher aufgestellt, die bei Festlichkeiten<br />
zu, den Gelagen <strong>der</strong> Edlen und Mächtigen wie aus dem Hei-<br />
ligthum hervorgeholt wurden. Auch große, vergoldete, mit<br />
Edelsteinen ausgelegte Hörner wil<strong>der</strong> Sclere zum Trinken und<br />
^) ^nnn, m, 6. ^n6r. m, 9. Die fanl^ des Letztern scheinen nicht<br />
mehr zu bedeuten, als das jempluin des Ersteren. . -<br />
2") Nach einer an<strong>der</strong>n Angabe niw zwei. N. Pomm. Prov, Bl. B. ä.<br />
S. 3^0.<br />
2') ^Iklter verdor. «. v. tricep«. Dobrowsky Slavin. S. 273.
139<br />
an<strong>der</strong>e Hörner.zum Blasen, Dolche, Messer-und mancherlei<br />
köstliches Gerath bewahrte man hier zum Schmuck und zur<br />
Ehre <strong>der</strong> Götter, Beson<strong>der</strong>s heilig gehalten war das Pferd<br />
des Triglav, dessen Wartung einem von den Priestern <strong>der</strong><br />
vier Longen yblag, Es war sehr groß, wohl genährt, -von<br />
schwqi-zer Farh? und äußerst muthig. Obgleich es das ganze<br />
Jahr hindurch nie einen Reiter aufnahm, hatte (s doch seinen<br />
eigenen, mit Gold und Silber verzierten Sattels, <strong>der</strong> in einer<br />
<strong>der</strong> Continen aufgehängt wqr. Damit qngethan Hvurd? es zu<br />
festgeftizcer Zeit und an festgesetztem Orte, wenn, gegen feinde<br />
o<strong>der</strong> auf Beute sollte ausgezogen werden,..von dem Priester<br />
am Zügel hervyrgefsthrt und über neun, je eine Elle weit<br />
von einan<strong>der</strong> auf den Byden gelegt? Speere dreimal hin und<br />
zurückgeleitet, Berührte das Thier dabei k^jnen <strong>der</strong> Schafte,<br />
so galt das als, ein .günstiges Zeichen, fü>' den Auszug zu<br />
Roß. Im entgegenstehenden Falle glaubte man das Reiten<br />
gegen den verboten, doch wurde als-<br />
dann das Loos befragt, ob zu Schiffe o<strong>der</strong> M Fuß in den<br />
Slrcit zu ziehen sei ^),<br />
Ein ählüiches Fest ftnid auch jenseit <strong>der</strong> Ostsee bei den<br />
Scandin^lischm Völkerll vor dem Auszüge ^v Vikingcr<br />
aNjähilich statt. Es hieß dort Sigrblot (das Opfcr um<br />
Eit'g) ul^d wurde, wie Snorre meldet ^^), iln Frühjahr ge^<br />
feiert. Den Tag gieb( er nicht an, aber bis in das christliche<br />
Mittelalter hinein hieß im ganzen Norden, in Island, wie es<br />
scheint, noch jeNl", <strong>der</strong> fünf und zwanzigste April Gagndagr<br />
d. h. <strong>der</strong> Eicgestag ^^), Nicht unglaublich, daß er bci den<br />
2 2) ^när. Il, 13. Xnon. Il, 21. I2. Neue Pomm. Prov, Bl. B,<br />
4. S. 3^0. I'il.<br />
inn. l' inn ^VIft^ l^ ^ 8 en Om de ».länot-äi«lie (xi<br />
0mä2Nli«i8e in dem liä^silt lur<br />
8. v.
Wenden wie bei den Scandinaviern <strong>der</strong> Tag gewesen, da sie<br />
vor ihren jahrlichen Kriegszügen opferten und nach dem Aus-<br />
gang forschten.<br />
Außer den Continen fanden Bischof Otto und seine Be-<br />
gleiter in Stettin zwei heilig gehaltene Baume mit Quellen<br />
darunter, eine große, dichtbelaubte Eiche und einen Nußbaum<br />
von außerordentlicher Schönheit ^^), außer dem wahrsagenden<br />
Pferde des Triglav auch wahrsagende Frauen, welche, wie es<br />
scheint, in Privatangelegenheiten die Zukunft erforschten ^).<br />
Die Todten wurden im Walde o<strong>der</strong> auf freiem Felde bestat-<br />
tet und Knittel auf die Gräber gelegt ^).<br />
Neben den bisher erwähnten Culten Pommerscher Städte,<br />
welche die Vamberger Heidenbötcn abstellten, gedenkl Ditmar<br />
von Merseburg noch eines o<strong>der</strong> mehrerer Götzentempel itt<br />
Kolberg 2 s)/ aber genaue, e Kunde darüber findet sich nicht.<br />
Von Podaga, dem Gotte <strong>der</strong> Sladt Plön im Lande <strong>der</strong><br />
Wagrier, ist wenigstens so viel bekannt, daß er Tempel und<br />
Vild hatte -2). '<br />
III<br />
Die La'n 5 e s c u 1 t e. .<br />
Kleber die Gottesdienste einzelner Städte gingen die Lan-<br />
desculte hinaus, welche ganzen Volkerschaften gemein waren.<br />
Sie wurden alle von Priestern geleitel, und Opferspenden und<br />
1829. 2 V. 8. 110. Deutsch in den Baltischen <strong>Studien</strong><br />
Iahrq. 5. Heft 2. S. l89.<br />
2 5) ävnn. III, 2l. II) 31. ^Nlll. III, 18. Neue Pomm. Prov.<br />
Bl. B. ^l^tl>nl552e. ^näl. II, 12. Neue Pomm. Pror. Bl. B. ^.<br />
S. 3^8.<br />
2^) ^när. II, 12.<br />
2«) vitm. eclit. WaFner.p. 244. 5anailloloruin. Vergl. Anmerk. 19.<br />
2 2) Helm. 1/63. ,.
mancherlei heiliger Dienst kamen dabei vor.':."kDurch welche<br />
Festlichkeiten 5) dis. Optter zu ehnn seien, verkündete <strong>der</strong> Pne-<br />
ster, nach, Ausfall <strong>der</strong> Loose, und Männer und Weiber mit<br />
ihren Kin<strong>der</strong>n '.'eisammelten sich und schlachteten Rin<strong>der</strong> und<br />
Schafe, die meisten auch christliche Menschen, an <strong>der</strong>en Vlut,<br />
n^ie geglaubt wurde, die Gotter sich letzten. War das Opfer<br />
getödlet, so kostcte <strong>der</strong> Priester von dem Vlut, damit er tüch-<br />
tiger werde, die Orakel ;u fassen; und nach Vollendung <strong>der</strong><br />
gesammtell Opferfeier wandte sich das Volk zu Inbel und<br />
Gelagen.. Bei ' diesen wurd^ eine Schale,umhergetragen, über<br />
welche je<strong>der</strong> einen Segensspruch ausbrachte im Namen eines<br />
guten Gottes und eines schwarzen o<strong>der</strong> ßzernebog, denn von<br />
irgend einem <strong>der</strong> einen ^o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Gattung wurde alles<br />
Glück und Unglück hergeleitet. So berichtet Helmold im All-<br />
gemeinen von den Wendischen kandesculten.<br />
Im Einzelnen findet sich Siwa als Landesgottln ^<strong>der</strong><br />
Pola.ber namhaft gemacht ^). Sie wird mit <strong>der</strong> Ceres<br />
verglichen, als Göttinn des Getreides, und <strong>der</strong> Feldfrucht, aber<br />
sie ist zugleich das Getreide selbst ^) und die Göttin über-<br />
haupt?). Ihr Name bedeutet Lebens), nach ihr wurde <strong>der</strong><br />
Mannonat benannt ^).<br />
Der Gott des Aldenburger Landes, das die Wagrier<br />
bewobntcn, war Prove d. h. Recht ^). Ihm war nichl Vild<br />
nicht Teinpel geweiht, aber dcr einzige Wald jener offenen<br />
Gegcnd. Dort standen unter an<strong>der</strong>n schr alten Bäumen die<br />
') 8
142<br />
heiligen Eichen des Gottes, um sie her etn Hof, den ein sorg-<br />
sam gezimmerter Zaun, darin zwei Thüren, von allen Seiten<br />
einschloß. Dies Nationalheiliglhum halte seine sseste, man-<br />
cherlei Opfergebrauche und seinen Priester o<strong>der</strong> Mise> <strong>der</strong> mit<br />
dem Fürsten des Landes und <strong>der</strong> Volksgemeinde in dem Hain<br />
jeden Montag zu Gerichte saß. Aber <strong>der</strong> Eintritt in den<br />
Hof war keinem gestattet, als dem Priester, den Opfernden<br />
und' denen, die bei drohen<strong>der</strong> Todesgefahr ein A'yl suchten,<br />
denn die heiligs Stalte ließ <strong>der</strong> Wende nicht durch Vlul be-<br />
stecken, auch nicht durch das seiner Feinde. Zum Eide ent-<br />
schloß nian sich schwer, denn wegen des Zornes <strong>der</strong> Voller<br />
unter einan<strong>der</strong> galt <strong>der</strong> Eid beinahe wie Meineid. Wurde er<br />
aber geleistet, so geschah es vor Bäumen, Quellen und<br />
Steinen «).<br />
Als kandesgott <strong>der</strong> Öbotriten nennt Helmold den<br />
Radigast »)<br />
Derselbe war auch <strong>der</strong> Gott <strong>der</strong> Netharier. In <strong>der</strong>en<br />
Land?, ^ier Tagereisen von Hamburg, lag eine berühmle hei-<br />
lige Stalle des Volles/ Rhetra, von einem tiefen See um-<br />
schlossen. Den Uebergang dahin machte eine hol;erne Brücke,<br />
auf welcher neun Thore hinter einan<strong>der</strong>, mir Zügell dä;wlschcn.<br />
Abev nur Opfernde o<strong>der</strong> Nathfragend? durften die Stalle be-<br />
treten ^"). Die Nalhfrägc be;0g sich Hier, Wie in Stettin,<br />
ohne Zweifel auf den Krieg, die Opfer mögen großen Theils<br />
Dankopfer nach <strong>der</strong> siegreichen Heiuikehv gewesen seilt. So<br />
wurde bet dem Aufstände <strong>der</strong> Wenden i. I. Ì066 das Haupt<br />
des erschlagenen Bischofes Johann von Meklenbug auf einer<br />
Slangs dem Radigast als Siegespreis zum Opfeö gebracht^<br />
») ttelm. I, 52. 2- t, 69. ,5. I, 63. 2- 5. 5. i9-<br />
«) Helm. 1, 52. 2.<br />
4°) ^äam. Ü?em. 65. Bergl. Abhandlungen <strong>der</strong> Königlichen Deut-<br />
schen Gesellschaft in Königsberg. Dritte Sammlung. S. 1b8i
143 '<br />
Das geschah am-eilften November "). '?Den eilften November,<br />
in <strong>der</strong> christlichen 'Kirchs Marmitta^ begingen auch die Scan-<br />
dinavier zu Ehrelt Thors, des starkett'Helfers <strong>der</strong> Volker ")<br />
und Odins, <strong>der</strong> seinen'Söhnen Dieg, den Schiffenden Fahr-<br />
wind, allen Wackern Mannesmuth verlieh ^)^ Der Tag<br />
halte also gleiche Bedeutung im Hcidenlhume nordwärts und<br />
südwärts <strong>der</strong> Ostsee.<br />
Erscheint in diesem allen Nadigast als ein Kriegsgott, so<br />
vergleicht ihn doch die Mater verborum mit dem Merkur "),<br />
deiln dem Vikingcr und dem, <strong>der</strong> mit ihm in gleicher Entwik-<br />
kelung steht, ist auch <strong>der</strong> Handel nur eine Art Krieg <strong>der</strong> List<br />
mit <strong>der</strong> kist, wie'im Gefechte das Schwert gegen das Schwert<br />
kämpft. Und beide Kriegswesen greifen in einan<strong>der</strong> über;<br />
<strong>der</strong> Mann des Schwertes gebraucht sich <strong>der</strong> kist und <strong>der</strong><br />
Klugheit, <strong>der</strong> Kaufmattn vermag nicht immer <strong>der</strong> Waffe zu<br />
entrathen. Vergliche,! wlt dem mächtigen Sieger Gcrovit<br />
war also Nadigast <strong>der</strong> kluge Sieger. Im Tcmpel zu Rhelra<br />
stand sein prächtiges, mit Purpur geschmücktes Ruhebette, sein<br />
Bild war mit Gold verziert ^). Vermuthlich stand dieses<br />
auf jenem, denn wozu sonst das Bett? Dann war aber <strong>der</strong><br />
Golze Wohl tticht ganze Figur, son<strong>der</strong>n ttuv Kopf d<strong>der</strong> Brustbild.<br />
Oleich dett Nhetariertt hatten auch die^Chizzlner, Circi-<br />
paner und Tholosantett,'welche mit jenen dw gemeinschäftlichett<br />
Namett Lulicier o<strong>der</strong> Wilzen führtett ^), ,^^ Nationalhei-<br />
ligthümer. Es gab bei dctt kuticiertt so viel Tempel als<br />
Landschaftett ^^), nur fehlt Nähere Nachricht über diese Culte.<br />
hicr Nadlhost.<br />
ni. 16?. tlelm. I. 23.<br />
ui6a. 22.<br />
vordo^uiil. s. v. tnercui-iii^ Det Name diö Gottöö helft
Aber seiner Zeit hochberühmt war <strong>der</strong> Tempel <strong>der</strong> Circi Pa-<br />
tt er, den erst um die Mitte des zwölften Jahrhun<strong>der</strong>ts Graf<br />
Adolph von Holstein und <strong>der</strong> Obotritenfürst Niclot zerstör-<br />
ten ^). Er muß das Luticische Heiliglhum Riedegost in <strong>der</strong><br />
Nähe des Meeres gewesen sein, das Ditmar von Merseburg<br />
ausführlich beschreibt. Denn an das Meer grenzten von den<br />
Luticischen Völkerschaften nur die Circipaner und. die Rheta-<br />
rier, Rhetra, das Heiligthum dieser, lag aber nicht am Mee-<br />
resufer, son<strong>der</strong>n in einem Landsee.<br />
Riedegost, im Gau Rie<strong>der</strong>erun ^), überall von einem<br />
großen, unberührten und heilig gehaltenen Walde umgeben,<br />
war dreieckig und enthielt drei Thore, zwei davon jedem Ein-<br />
tretenden offen, das dritte, kleinste, welches nicht leiclu jemand<br />
zugänglich, wies hinaus auf einen Fußsteig an das Meer, das<br />
daneben lag und schauerlich anzusehen war. In dem Ölte<br />
befand sich nichts als ein Tempel, künstlich von Hol; gearbei-<br />
tet, <strong>der</strong> auf Hörnern verschiedener Thiere als Unterlagen ruhte.<br />
Draußen an den Wanden waren Vll?er von Göltern und<br />
Göttinnen eingeschnitten, im Innevn nur Namen <strong>der</strong>selben, die<br />
Götter selbst, unter denen Luarasici <strong>der</strong> erste, am meisten ver-<br />
ehrte, standen dort von Händen gemacht, mit Helmen und<br />
Panzern fürchterlich angethan.<br />
Die Nassen also waren das Charakteristische <strong>der</strong> Vil<strong>der</strong>,<br />
diese nicht vielköpfig o<strong>der</strong> mit mehreren Genauern. Auch die<br />
Gestalten an den Außenwänden nicht Schnilzwert wie am Tri-<br />
glä'.'tempel in Stettin, son<strong>der</strong>n nur eingeschnitten. Man wird<br />
die Götter im Heiliglhum <strong>der</strong> Circipaner nicht an<strong>der</strong>s sich vor-<br />
zustellen haben, als den Gerovit in Wolgast, wie hölzerne<br />
") Nelm. l, 7). ). Die Zerstörung geschah, wie aus Helmold's Be-<br />
stimmungen hllvorgcht, nach dem Krcuzzugc von 11^8 u:,d ror d».m Tode<br />
König .nonrad's lil. im Iahte 1l52.<br />
^ ^) So lautet <strong>der</strong> Rame in 0er Dresdener Handschrift, <strong>der</strong> ältesten vor« ^<br />
handenen, aus dem cilften Jahrhun<strong>der</strong>t, vitm. z». VII. und z». 150.
Pfähle mit Waffen 'umhangen, etwa nach Art antiker Tro-<br />
phäen. Damit stimmt altes, was sonst von dem Tempel in<br />
Niedegost gemeldet wird.<br />
Eigene Dic'l'ci' ùnteseli ^^i'l 5er heiligen nationalen Fähn-<br />
lein, ^n denen.Oöllillltt'll abgebildet, und die selbst als solche<br />
geantes ^"), nllr auf KriegsfaN'len zu Fuß dem Heere voran<br />
zogen. Dorthin eilten daher auch die.Wenden, bevor sie ins<br />
Feld rückten, und bei ihrer Heimkehr, um den Göttern zu op-<br />
fern,'<strong>der</strong>en und den<br />
Ausgailg ihrer Uulsrnehmuugen zu erforschen, Die Wahrsa-<br />
gung a<strong>der</strong> geschah in zwiefacher Art. Zuerst saßen die Tem-<br />
peldiener vor <strong>der</strong> umher stehenden Versammlung und gruben<br />
heimlich murmelnd mit Zittern in <strong>der</strong> Erde, wodurch gewisse<br />
Zeilen zum Vorschein kamen, aus denen man deutese. Dann<br />
wurden dkse mit grünem Rasen bedeckt und ein heiliges Pferd<br />
über zwei quer gegeneinan<strong>der</strong> in den Voden gesteckte Lanzen-<br />
spitzen geführt,- dabei gah. es wie<strong>der</strong>um Zeichen, die um gün-<br />
stig zu seil! gleichbedeutend mit den ersten sein mußten, wo<br />
nicht, gab die Gemeine traurig ihr Vorhaben auf. Stand<br />
a<strong>der</strong> rill langer, schwerer uud wil<strong>der</strong> 'Aufruhr bevor, so kam,<br />
wie die Sage umging, aus dem Mt'er bei Niedegost ein gro-<br />
ßer Eber mit wcißt'm, luich dm Schaum glänzenden Zahn<br />
Und wälzte sich vor vieler Leute ilugcn aus Lust entsetzlich im<br />
Schlamm - l).<br />
'^Der Lalldescultlls <strong>der</strong> Ranen, die vor allen WeudeN<br />
dem Godendienst ergeben waren ^), knüpfte sich an die heili-<br />
gen Stätten 'Arkolia und Karru^<br />
Flrkona lag oben auf einem Vorgebirge, dessen Gipfel<br />
sich über Vogenschußweite erhob, dessen steil abfallende Wände<br />
vitm. p. 2Zg<<br />
Oicni. p. 150. 15l<<br />
I, 3b. ,
146<br />
mit dem Meer an ihrem Fuße auf <strong>der</strong> Ost-, Süd- und Nordseite<br />
den Ort von Natur fest machten. Gegen Abend war<br />
ein Wall aufgeworfen, fünfzig Ellen hoch, die untere Hälfte<br />
aus Erde, die obere aus Holzwerk und dazwischen gelegten<br />
Erdschollen. Darin das Thor und über ihm ein hölzerner<br />
Thurm, auf welchem heilige Feldzeichen standen, eins vor allen<br />
ausgezeichnet durch Größe und Farbe, von den Ranen<br />
beinahe gleich den Göttern verehrt 22), so daß, wo diese Fahne<br />
voran getragen wurde, selbst im eigenen Lande jede Zerstörung<br />
erlaubt war. An <strong>der</strong> mitternächtlichen Seite führte ?in befestigter<br />
Weg zu einer in <strong>der</strong> Nähe entspringenden Quelle, aus<br />
<strong>der</strong> sich die Besatzung mit Wasser versah. Nenn außer <strong>der</strong><br />
hatte Arkona keine Bewohner, und selbst die verließ zu Zeiten<br />
die Feste "). Durch Riegel verschloffen, durch die Gegenwart<br />
des Gottes gesichert, schien sie menschlichen Schutzes<br />
nicht bedürftig --).<br />
Auf einem ebenen Platze mitten im Ort stand aus Holz<br />
gebaut <strong>der</strong> Tempel des Kriegsgottcs Svantovit o<strong>der</strong> Svato-<br />
") Die Fahne wird in den gewöhnlichen Ausgaben des Sarò Stanitia<br />
genannt; aber,die Richtigkeit <strong>der</strong> Lesart ist schon von Sttphanius bezweifelt.<br />
^) Hasselbach (Ueber SeUs Geschichte des Herzogtums Pommern.<br />
Stralsund, 1821. S. 77.) unterscheidet eine von <strong>der</strong> Aste geson<strong>der</strong>te Stadt<br />
Arkona. Ich kann mit dieser Ansicht meines Freundes nicht einverstanden sein.<br />
In <strong>der</strong> Stelle des Saio, aus welcher sie abgeleitet wird, bedeutet, meines<br />
Ermessens, urli3, wie vorher S. 498 <strong>der</strong> Ausgabe von Klotz, nichts als die<br />
Feste, darin <strong>der</strong> Tempel stand. Beim Wall, an <strong>der</strong> Abcndseite, stürmten die<br />
Dänen, denn nur hier konnte <strong>der</strong> Ort angegriffen werden. Der ruhigste, vom<br />
Kampf entlegenste Theil <strong>der</strong> Stadt o<strong>der</strong> Feste (nrdi3) war also die Dstseite<br />
<strong>der</strong>selben, nicht ein außer ihr befindlicher Raum. Die steile Wand dcs Vorgebirges,<br />
<strong>der</strong>en Sarò hier ei wähnt, mogtc einem Kriegshaufen unzugänglich sein,<br />
aber darum noch nicht einem einzelnen Manne. Auf <strong>der</strong> Noroseite wird <strong>der</strong><br />
Abfall eben so beschrieben, und doch war hier ein Weg, auf dem man zu <strong>der</strong><br />
Quelle gelangte.<br />
eüit. X1ot2. p. 443.
147<br />
vit 26)..d. h. des heiligen Siegers ^). Zu äußerst war ein<br />
Zaun, verziert mit roh bemaltem Schnihwerk -und mit einem<br />
einzigen Eingänge versehen: darin «<strong>der</strong> Tempel selbst, <strong>der</strong> außen<br />
Wande, und über ihnen ein rothes Dach hatte; inwendig war<br />
<strong>der</strong> mittlere Raum durch vier Pfosten und Vorhänge statt <strong>der</strong><br />
Wände als ein innerstes Heiligthum abgeson<strong>der</strong>t. In diesem<br />
befand sich das Hölzerne Bild des Gottes, weit über Menschengi'öße,<br />
mit vier Köpfen, von denen zwei nach vorn, zwei nach<br />
..hinten gewandt, Barte, und Haupthaar nach Rügischer Sitte<br />
geschoren, die Kleidung ein bis auf die Schienbeine hinab reichen<strong>der</strong><br />
Rock, die rechte Hand, ein Horn haltend, welches alljährlich,<br />
mit Wein, gefüllt wurde, <strong>der</strong> linke Arm gegen die<br />
Seite gekrümmt. Die Füße standen unmittelbar auf dem<br />
Boden, das Fußgestell unter ihm. Zaum, Sattel, Schwert<br />
nebst an<strong>der</strong>n Zeichen <strong>der</strong> Macht waren in <strong>der</strong> Nähe des Bildes.<br />
Einmal im, Jahre, wenn die Früchte geärntet waren,<br />
wurde ein großes Opfer an Vieh gebracht; dann hielt allerlei<br />
Volk von <strong>der</strong> ganzen Insel ^ vor dem Tempel ein festliches<br />
Mahl. Tages.vorher reinigte <strong>der</strong> Priester, <strong>der</strong> gegen Landessitte<br />
Barl und Haupthaar wachsen ließ, das Heiligthum sorgfältig<br />
mit Besen. Er allein durfte es betreten, aber auch er<br />
nicht darin Athem holen, damit es nicht entweiht werde, son<strong>der</strong>n<br />
er eilte von Zeit zn'. are«, mliunrg. Hier lautet <strong>der</strong> Name Avatovit,<br />
bei Slixo Soantovitus, dci Hclmold I, 52. 2. Zvantevith<<br />
2i) Dobrowöky Slavin. S. 273.
Genuß <strong>der</strong> geärnteten Vorräthe. Dann goß er den alten<br />
Wein zu den Füßen des Bildes aus, füllte von neuem, er-<br />
flehte für sich und das Vaterland Wohlfahrt und Znnahme<br />
an Reichthum und Siegen, leerte, dem Gölte zutnnkend, den<br />
Becher mit einem Zuge und setzte ihn, abermals gefüllt, wie-<br />
<strong>der</strong> in die Rechte des Vildes. Auch ein Honigkuchen wurde<br />
gebracht, rund, von beinahe Mannes Hohe: ihn stellte <strong>der</strong><br />
Priester zwischen sich und das Volk und fragte, ob es ihn<br />
sehe. Wurde l'ics bejaht, so wünschte er im nächsten Jahre<br />
nicht sichtbar zu sein, so groß möge Ernte und Kuchen wer-<br />
den, g'üßte'die versammelte Menge im Namen des Gottes,<br />
ermahnte sie zu dessen forlgesetzter Verehrung durch steißige Op-<br />
fer und versprach ihr als sichern ?ohn dafür Sieg ;u ^ande und<br />
zur See. Nachdem dies vollendet, wurde <strong>der</strong> übrige Tag mit<br />
dem Opferschmause zugebracht, bei dem Nüchlernheit Frevel war.<br />
Wabrsagimg und Zeichendeuterei fehlten auch hier nicht.<br />
Welchem Thier <strong>der</strong> Rane zuerst begegnete, und ob seine koose,<br />
drei auf den Schooß geworfene S lückchen Hol;, auf <strong>der</strong> einen<br />
Seite weiß, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n schwarz, die Glück bedeutende<br />
weiße Fläche nach oben kehrten o<strong>der</strong> die unglückliche schwarze:<br />
das waren ihm die Zeichen, aus denen er im Privatleben auf<br />
den Ausgang seiner Unternehmungen schloß. . Die Frauen aber<br />
erforschten ihre Zukunft, indem sie' am Hcerde sitzend, ohne ;u<br />
zählen, Striche in die Asche zeichneten: die gerade Zahl be-<br />
deutete dann Glück, die ungerade Unheil.<br />
Handelte es sich dagegen um Krieg und Sieg, so gab<br />
Svantovits heiliges Pferd den Ausschlag. Es war weiß von<br />
Farbe, nur <strong>der</strong> Priester durfte es weiden und besteigen. Haare<br />
auszureißen aus seiner Mähne o<strong>der</strong> auS seinem Schweif wurde<br />
für ein Verbrechen gehallen. Auf ihm, glaubte man, rcile<br />
Svantovit gegen die Feinde seines Dienstes in den Kampf,<br />
denn oft fand man es am Morgen mit Schweiß und Koth<br />
bedeckt im Stalle, als hätte es weile Wege zurückgelegt. War
149<br />
nun Krieg gegen irgend ein Land beschlossen, so wurden vor<br />
dem Tempel in Arkona drei Paar Speere in gleicher Entfer-<br />
nung von einan<strong>der</strong> kreuzweise mit. den Spitzen in die ürde<br />
gesteckt.und nach vorher..gegangene^. Gebet das Pferd durch<br />
den Priester aus dem Hofe geführl. Ueberschritt es, die Speere<br />
sämmtlich mit .dem rechten Fuße zuerst, so war das Zeichen<br />
günstig, hatte das Thier qber auch nur bei einem linfs ange-<br />
treten, so wurde <strong>der</strong> Kriegszug aufgegeben uud nicht eher ins<br />
Werk gerichtet, bis das dreimalige glückliche Zeichen erfolgt<br />
war<br />
Tnnp^s^atze,.;ufiel. , Dadurch, durch Geschense..>er.Ra/hfxH-<br />
genden und durc^) eine-jährliche Steuer, t;ie. je<strong>der</strong>, Mann.und<br />
Weib,, unterò dem.P^lne^.eines Geschenfeä eutrichttte^ sammelte<br />
I^richlhuln au ^Gold und kostbaz'eln Ge-<br />
räth, <strong>der</strong> von den Priestern in vers^losscneu.Kiasteu verwahrt<br />
wurdet). ., ^ .< ^^.. '?) ,. - '-i. ' ,,auLcn hin v))r,,so naaren Poreml^ Porevit.und Rugia-<br />
vil die H>>iler <strong>der</strong>. Hz'ilnq.lh und des ^äuslichen^kebens ^).<br />
Die Vnrg Kaien;, wie Arkona in Friedenszeiten nicht<br />
theils durch ihre. Lage zwi-<br />
schen Morast .und, See, theils durch einen Wall befestigt.<br />
Ome einige, leicht verfehlbare Furlh und jenseid.,<strong>der</strong>selben ein<br />
P/.ad. Hwjschfn Suinpf uud Wall führte- bis an das Thor.<br />
Darin drei anschnliche Tempel,,,wie es scheint,^ von Einem ein^<br />
'l'niilicnm ' 8aro. p. 5W.
15U<br />
gehegten Hofe umgeben. Dessen Mitte nahm <strong>der</strong> größte<br />
Tempel ein. Sein Dach ruhte auf Säulen, statt <strong>der</strong> Wände<br />
waren purpurne Vorhänge. In ihm stand das V!ld des<br />
Kriegsgottes Nugiavit, aus Eichenholz gearbeitet, von übermenschlicher<br />
Größe, mit sieben menschlichen Gesichtern an Einem<br />
Haupt und eben so viel wirklichen, in <strong>der</strong> Scheide stek^<br />
kenden Schwertern an Einem Gürtel, das achte gezogen in<br />
seiner Rechten.<br />
Man hat Rugiavit für den Gott Rügens gehalten ").<br />
Aber ein solcher nach einem Lande o<strong>der</strong> einem Volke benannter<br />
Gott findet sich sonst gar nicht bei den Wenden. Nnd von<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite: ein Frühlingssiegcr ist da unter Vtn Wendischen<br />
Gottheiten, das Mitsommerfest wurde gefeiert, nur dem<br />
Herbst fehlt seine Ehre. Unkundig <strong>der</strong> Slavischen Sprachen<br />
kann ich nur fragen, ob <strong>der</strong> Name Rugiavit nicht abzuleiten<br />
sei von luien, was nach <strong>der</strong> Mater oerborum ^) die altböhmische<br />
Benennung des Octobermonates ist. Dann bedeuten<br />
die sieben Gesichter und die sieben eingeschereten Schwerter die<br />
Zahl <strong>der</strong> Monate, welche dem Eintritt des October voraufgehen/<br />
denn' <strong>der</strong> Mai wurde, wie' ebenfalls 'die Mater verborum<br />
bezeugt, als <strong>der</strong> dritte Monat im Jahre "°), <strong>der</strong> März<br />
demgemäß als'<strong>der</strong> erste beträchtet. Das achte in <strong>der</strong> Haltd<br />
des Götzen wäre das entscheidende October- o<strong>der</strong> Ruienfchwert,<br />
er selbst <strong>der</strong> Herbstsieger, wie Gerovit <strong>der</strong> Sieger des Frühlings.<br />
- ....<br />
Der zweite Tempel in Karenz enthielt das Vild des Porevit;<br />
es hatte fünf Köpfe, war aber ohne Waffen. Porenuz,<br />
das Vild des dritten Tempels, zeigte vier Gesichter am<br />
Haupt, das fünfte <strong>der</strong> Brust angefügt, so daß die linke Hand<br />
es an <strong>der</strong> Stirn, die recht? am^Kinn berührte.'<br />
So auch Dobrowsky. Slavin. S. 272.<br />
Hlater verd. ». v. octn<strong>der</strong>.
Daß die beiden jn -näherer Beziehung zu Rugiavit standen,<br />
ist wohl nicht zu verkennen. War nun dieser <strong>der</strong> herbstliche<br />
Sieger, <strong>der</strong>. in.jedrm'<strong>der</strong> sieben Sommermonate mit einem<br />
eigenen, Schwerte gestritten hatte und endlich .das» achte,<br />
.das-den Kampf.
152<br />
sein Eigenthum verbrannte und verwüstete o<strong>der</strong> ihn zu Geld-<br />
bußen nöthigte 25).<br />
In den ersten Jahren des Erzbischofes Adalbert von<br />
Bremen, <strong>der</strong> i. I. 10^3 seine Würde antrat ^), gebieth <strong>der</strong><br />
langwierige Streit um Vorrang und Amehn ;um blutigen<br />
Kriege <strong>der</strong> Retharier, Tholosanten und Chi.;;iner gegen die<br />
Lircipaner. Die lelttern siegten; a<strong>der</strong> die Ueberwundensn er-<br />
langten Hülfe von dem Obotritenfü) sten Godschalk, dem Sach-<br />
senherzoge Bernhard und dem Könige dn-Dänen. So vielen<br />
Gegnern erlagen die Circipaner nach mannhafter Vertheidi-<br />
gung, doch gewannen sie den Frieden, indem Ne den christlichen<br />
Helfern ihrer i?andesgenossen eine Geldsumme be;ablteu ^^).<br />
Seit <strong>der</strong>' Zeit scheiuen die Neldarier und ihr Tempel ucß<br />
über Riedegost erhoben ;u haben. Bei dem großen Wendigen<br />
Aufstande wi<strong>der</strong> die Kirche im zwei und zwanzigsten Zähre<br />
des Erzbisthums Adalberts ^) war ylhelra die Metropole <strong>der</strong><br />
Wenden ^).<br />
Doch schon damals galten die Nanen als das mächtigste<br />
Geschlecht <strong>der</strong> Wenden, ohne dessen Zuftümuung. in öffenlli^'en<br />
Dingen nichts geschehen durste, weil es, eifriger alü die üdri-<br />
gen im Dienste <strong>der</strong> Gölter, auch in. näherem Umgangs..mit<br />
ihnen, vorzugsweise gefürchtet ward ^"). In den uächstell!».>ier-<br />
Hlg Jahren stellte ihre Bedeutung sich immer bestimmter her-<br />
aus. Hclmold nennt schon den Tempel des Svamovil und<br />
die Orakelsprüche, welche von ihm ausgingen, als den Grund<br />
des Einflusses, den die Ranen imtcn allen Wendcn^ölkcrn hat-<br />
ten. Gegen Svanlovil wurden alle übrigen Gölter nur wie<br />
. Lrem. 1l7. t l3.<br />
Lreiu. 140.' Auz ihm, mit Zusätzen und<br />
tlelm. I, 21.<br />
"") Im Jahre 1066. Helm. I, 24. ».<br />
. Lrem. U>7. K>8. li^Uu. I, 23.<br />
u. Lrem. 22b.
153<br />
Halbgötter gehalten.. Daher findet sichMhetra seit dem Jahre<br />
106i) nicht mehr erwähnt. Aber dem Svantovit gingen von<br />
nun a,i bis ,^ur Zerstmilng Arkonas ^,^), ein Jahrhun<strong>der</strong>t lang,<br />
OvM'gaben aus aLlen^Gegenden des Wcndenlandes zu,. ».Sein<br />
Priester wurde hoher verehrt als <strong>der</strong> Ranenkonig, denn er er-<br />
forschte die Oöllersprüche durch das Lo.o.s.,, Von- dessen.<br />
fall.war er, von ihm waren König llnd..Polk abhängig V<br />
auch die.Priester dex an<strong>der</strong>n S^antovillempel/ fenft^Fsl.<br />
mehrere auf Rügen, standen dem in sirkona an> Macht '<br />
n.^l'Mcht- mehr.'ldenlndas -melden die.-Cbrolllkell. pon <strong>der</strong>.Rü<<br />
gischen Hlcrarchie^,. welche-. .Neuere als^ durchaus eigenthümlich<br />
be^eichnel. in <strong>der</strong> ile. eine offenbare Nachbildung des kulholi^<br />
schen Kirchentbums elkannt haben ^^). Mir scheint die Stel-<br />
lung Naneu nichts zu enthalten,<br />
das, nicht- ähujich' und'slärfor aus.grprZgl^b/.l Iuhmi, slegyp--<br />
tern! un) Israeliten., selbst - bei Mongo.lm und i)ohen. Neger-<br />
istämmm gefunden lvüld^^as ,überM^^jeMkehzl>.^ i^cil es^in<br />
r'<strong>der</strong> M^nsch/n uM'.de.r Verhältnisse llegti.,'/)^ ^>^<br />
Das N e l i g i o n s s l) s t e m. - ^<br />
Die Religion <strong>der</strong> Wenden im eilflen und zwolfttn' Iahr-<br />
hllndeit, wie sie his Hieher dargelcgs, enthäls unleugbar'eine<br />
Iluzahl '-'ei schicdcnal tiger, Culle uud vei ralh sich dadurch als<br />
,. . .<br />
Im Jahre Nl)3. N^Im. li, 13, ,.' , .<br />
ll.lm. l. ('. ^. l, Zd. 2. I, c.2. H. U, 12. 7. «.<br />
t.'. a. a. O. S. 180 ?c. Ingemann, a. a. D.S.<br />
(<strong>der</strong> Deutschen Uebcrsctzung). Kanngicßer. a. a. O. S. 225).
154<br />
ein allmählig Gewordenes, aber nicht ans dem Wege äußerli-<br />
cher Anhäufung, son<strong>der</strong>n durch Entwickelung von innen heraus.<br />
Das Eine im Vielen ^), die Seele <strong>der</strong> Welt in <strong>der</strong>en<br />
mannigfachen Aeußerungen, das war die pantheïstische Grund-<br />
vorstellung: die vielen Kopfs <strong>der</strong> Götzenbil<strong>der</strong> auf Einem<br />
Leibe, dazu die bestimmte Aussage <strong>der</strong> heidnischen Triglavprie-<br />
ster 2) und des christlichen Heidenboten Hclmold ") lassen<br />
daran nicht zweifeln. Die Entwickelung des Princips aber<br />
geschah in einer Reihe von Versuchen, das Wesen des Einen<br />
nnd seine Eigenschaften zu fassen und Namen und äußerliche<br />
Zeichen zu finden, die den gefaßten Vorstellungen- entsprächen.<br />
Dabei blieb in <strong>der</strong> Nation, mindestens in einem Theil <strong>der</strong>sel-<br />
ben das Bewußtsein, daß in allen nach und nach hervorgetre-<br />
tenen Culten doch das Wesen des Einen nicht erschöpfend dar-<br />
gestcNt sei, o<strong>der</strong> wie es'die Wendische Theologie bildlich aus-<br />
sprach: Alle Götter sind aus dem Blute des Einen Gottes<br />
<strong>der</strong> Götter entsprungen, je näher diesem verwandt, desto treff-<br />
licher; aber <strong>der</strong> Eine nimmt sich nur <strong>der</strong> himmlischen, nicht<br />
<strong>der</strong> irdischen Dinge an "). Und in diesem Bewußtsein ihrer<br />
Unzulänglichkeit deutet die Wendische Religion über sich selber<br />
schon hinaus. Das ist die Messianische Prophetie, welche<br />
min<strong>der</strong> bestimmt, min<strong>der</strong> sehnsüchtig, aber dem Aufmerkenden<br />
nicht unvernchmlich, das Heidenthum durchdringt, wie die He-<br />
bräischen S?her. i "<br />
Schon Helmold weis't als auf etwas Beson<strong>der</strong>es darauf<br />
hin, daß einige <strong>der</strong> Wendischen Götter Bil<strong>der</strong> ^und Tempel,<br />
andre nur Haine hatten ^): Natursymbolik und Kunstsymbo^<br />
lik bestanden also damals neben einan<strong>der</strong> in dieser Religion.<br />
1) Z. B. im Baum und Pferde, ^nnn. II, 31., in Fahnen, vitm.<br />
p. 2.^. 8iix. p. 5l0., in <strong>der</strong> Lanze. Neue Pomm. Prov. Nl. B.4.S. 335.<br />
2) ^när. NI. 1. ...<br />
^) Helm. I, 83. *.<br />
») Helm. I, 83. ».<br />
') Ilrlm. I) 83. 2.
' ' Wo'aber"kitie'Nntlvit' in' fortschreitendem^ Bildungsgänge<br />
äußere Zeichen für die Vorstellungen 'sucht, - welche -in 'ihr er-<br />
svächeti;-da'ist-> abgesehen von <strong>der</strong>en Inhalts'vorauszusehen,<br />
sie werde jene zuerst-in'den 'gegebenen Dingen suchen'und sin-<br />
den/^bevvr sie^selbst daran gcht'sich^ihre'Zeichen ^zu formen:<br />
geht^'etn' Kuttstsymbol'i>t.^ .<br />
-"'-'Von'^iner Kosmo'goni'e/-^ andre heidnische 'Völker sie<br />
gewöhnlich an'die Spitzt ^^v Reli'gionssysteme'stellen,' findet<br />
sich bei dsli Wenden^auch 'nicht von fern-eine Andeutung'.<br />
Dic-Fra^e^nach^dem-Nrspwng^ <strong>der</strong> Welt scheinl sie gar nicht<br />
berührt','vielmehr di^e Entfaltung ihres religiösen Bewußtseins<br />
angefangen zu haben mit dem Schmerz übcr> die Vergänglich-<br />
keit des'Vielen, Dem gegenüber wurde das Eine alo dqs<br />
Unvergängliche gefaßt. Sein Symbol war <strong>der</strong> Stein,<br />
vor'dem'bis in'die späteste Zeit <strong>der</strong> Wende den Eid ablegte,<br />
zu d'em^er M)'^ - '<br />
' ''Aber.'die-VergängUchkeit zeigte sich weiter als geregelte,<br />
wie<strong>der</strong>kehrende Bewegung, vor allem am Firmament. Das<br />
Mittsommerfest begann, mit Jubel wurde die Sonnenwende<br />
ein
156<br />
begrüßt, doch war die Sonne so wenig als ein an<strong>der</strong>es Ge-<br />
stirn das Angebetete: sie alle erscheinen als die bewegten Vie-<br />
len. Das bewegende Eine hatte sein Symbol an <strong>der</strong><br />
nie erschöpften, ruhia, hiustromenden Qu elle.<br />
Wie am Sternenhimmel tie äußere, so gab sich auf <strong>der</strong><br />
Erde in dem Keimen, Wachsen und Welken überall die innere,<br />
geregelte Bewegung kund. Das Viele wurde gefaßt als das<br />
Belebte, das Eine als das Velebende. Dies.letztere wirk-<br />
sam in <strong>der</strong> Natyr hieß nun Siwa (keben), im Zusammensein<br />
<strong>der</strong> Menschen MovF (Recht)- Leben und Recht waren die<br />
ersten Gotterna, meu, <strong>der</strong> Wenden. Symbol des^ Velebenden<br />
nach beiden Richtungen hin wqx. d^r,Vaum, oft mit <strong>der</strong><br />
Quelle daneben, aber-Vichf, NpMaum Pdcr.ein an<strong>der</strong>es Laub^<br />
gewächs, das im,-kaufe des. Iqhr^s di^ Wechsel, des kebens<br />
augenfälliger,,dMHmgchte als daft Nadelholz. Ein abgehaue-<br />
ner, seiner Blatter beraubter Ast dagrgey das Zeichen des<br />
Zlbgestorhenen, .von^dem keb.cn Getrennten.,^ Daher <strong>der</strong> Ge-<br />
brauchs <strong>der</strong> Wmden Kuittel auf.-.die«.Gräber,.,zl; legen; war<br />
doch <strong>der</strong> Todte im Hügel ihnen,auch ein solcher abgebrochener<br />
Zweig. Denn mit dem zeitlichen Tode, glaubten..sie,, sei alles<br />
zu Ende^). '.Karum perbol,Ot^ ).>ott Bayide/g den neube-<br />
kthrtcn Po.mmern jene anscheinend: harmlose Sitte, <strong>der</strong>en un-<br />
christliche Bedeutung ihm bekannt sein-mußte. l.<br />
- Näher betrachtet ist aber das. k/ben-, des Vielen,Krieg<br />
und Wide, streit; in Gegensäßen bewegt sich die physische W^lt<br />
wie die sittliche, und. das höchste keben wird im ha» tasten<br />
Kampfe offellbar. Das Eii^e allbelebende erscheint in diesem<br />
Wcltstxeite als das K riegslu st i ge,,,,das den Krie^ U)n des<br />
Krieges .willen erregt. Sein Symbol war dem-Wriiocn<br />
^iclleicht, wie früher den Aestycrll ^, ,<strong>der</strong> Eber, <strong>der</strong> m <strong>der</strong><br />
Brunstzeit mit seines Gleichen heftige Kampfe besteht,, nachdem<br />
«) vitn,. p. 11.
157 /<br />
er seine Haui durch'Lesben an 'den Väumen gehärtet und<br />
umiogen ^) :<br />
wenigstens''deuletdie^R^^^ d'annif hin. 'Vestimm-<br />
ler das Pferd, 'das 'beiden Wendeil n>ie bei Persern und<br />
Germaneir'heilig gehallen wurde, ohne daß daraus 'auf einen<br />
jener 3l'ationen u^d ihrer Culle- zu<br />
schließen wäre. Wo ^ie Kriegslust und <strong>der</strong> Dienst des -sk eit-<br />
barels'Volles in einem' -Volke aufgeht, da kommt auch das<br />
Pferd," das kriegt seinen Ehren.- Wle das<br />
Morgenland''seine (figenlbül7il'chkeil auffaßle, zeigt die bekannte<br />
Schil<strong>der</strong>ung "im Buche 5jlob ^). Die Nordische Sage knüpft<br />
'den ersten Bru<strong>der</strong>mord in 'dem voll den<br />
'Vollern abstammenden Geflechte <strong>der</strong> Inglinger an die (kin-<br />
sührnng des Kampfes zu Noß "). Nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Rosse,<br />
^ie ne besaßen, schäßlen auch die Pomlncrn noch zur Zeit<br />
^Ottos i)0n Mmberg die'Macht ihrer Edlen ^).' '"<br />
Nach' 'dieser kriegerischen Weltansicht stritten' nun Licht<br />
und Finsterniß, Tag und Nachl, Hilze und Kälte, Frühling<br />
und Oinler, Freude und keid als Wi<strong>der</strong>sacher'gegen einan<strong>der</strong>,<br />
die auf <strong>der</strong> frühern Entwickelungsstufe dcm Glauben wie in<br />
sich ablosend erschie-<br />
l^en waren. Eine Menge an<strong>der</strong>er Gegensatz trat hervor, alle<br />
als Kämpfende gedacht, darum auch als Personen und in ih-<br />
rer'Unlörperlichkeil als übermenschliche Personen. So finden<br />
sich in <strong>der</strong> Religion des stammverwandten Böhmischen Volkes<br />
Goninnen <strong>der</strong> Erde "), 5^ Meeres "), h^ Todes "),<br />
') ^ri'tnteli: lll'lt. linlmal. ex rec. l^el^Iiell. Lernl. 1829. p. 177.<br />
^) H''ob, 39. l9-2^>. ' >.<br />
^) ^n(M. Il, 22.<br />
). 8. v. teÜuri» äea.<br />
) d. n v. 8ii!licia.<br />
^) platst-verd.^l. v. Tonte. Königinhoser Handschrift. S. 73. 105.<br />
'212. 'Dobrowöky Slavin. S. 270. "
eine Porcata "), die <strong>der</strong> Proscritta, Lutice ^), die den Fu<<br />
rien, Veleß ^), <strong>der</strong> dem Pan, Moruzzi '«), die den Panisken,<br />
Vilklodlaci ^), d^ den Faunen und Wehrwölfen verglichen<br />
werden. Von dem Glauben <strong>der</strong> Wenden am Baltischen Meere<br />
fehlt so bestimmte Nachricht. Nur im Allgemeinen wird ge-<br />
meldet, daß Fel<strong>der</strong> und Städte voll Götter waren, von man-<br />
cherlei Gestalt, denen Fluren, Waldungen, Trauer und Lust<br />
zugeschrieben wurden, daß sie sich son<strong>der</strong>ten in schwarze und<br />
Weiße, welche, Glück und Unglück spendend, un Zorn wi<strong>der</strong><br />
einan<strong>der</strong> standen, und daß eine Unterwell (jnsernuin) geglaubt<br />
wurde, die eben nur das Reich <strong>der</strong> schwarzen Götter sein<br />
kann. Doch wurde lchterer bei den Opferfesten zugleich mit<br />
den weißen anbetend gedacht, als unbedingt den Menschen<br />
feindselig galten sie also nicht 2").<br />
Mit <strong>der</strong> Gotterwelt voll bewußter Thätigkeit, die ausge-<br />
hend und abstammend von dem Einen auf solche Weise im<br />
Weltkriege gegen einan<strong>der</strong> stritt, war die Vorstellung über die<br />
Grenze des Naturdienstes hinaus gegangen. Der Wende<br />
hatte persönliche Götter gefunden, das Eine selbst war per-<br />
sönlich aufgefaßt. Zur Bezeichnung solchen Lebens hatte die<br />
Natur keill Symbol mehr; die Kunstsymbolik begann, wenn<br />
auch noch nicht sofort <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>dienst.<br />
Wo Persönlichkeit, ist Wille und Zweck, Zweck des Krie-<br />
ges <strong>der</strong> Sieg. Das kriegslustige Eine ward demnach in <strong>der</strong><br />
l 5) klater verd. g. V.<br />
^ 6) I>I^ter verd. 8. v.<br />
5 7) klater verd. 8. v. pan. Dobrowsky Slavin. S. 27ä.<br />
^°) klater verd. ». v. incudi. pilo8i.<br />
22) Dobrowsy Slavin. S. 274. ^late? verd. incudl<<br />
2°) Ueilii. l, 52. 2. I, 83. 2. »< ^Nlir. III, 1< Dcr Ausdruck Helmolds:<br />
Mlllulii lleum 8Uli linFU» villdol 8ive Xce^nebnF appellant<br />
ist allerdings bedenklich. Er würde, wäre die Analogie nicht da, den Verdacht<br />
erregen, die Lehre von <strong>der</strong> bösen Gewalt sei erst auZ dem Christenthuwe itt das<br />
Wendische Heidenthum eingedrungen, nicht aus diesem ursprünglich hervorgegangen.
159<br />
weitern' Entwickelung des Gedankens'als ^Siegspen<strong>der</strong> und<br />
Sieger, zuerst als <strong>der</strong> machtige Sieger./nkannt, denn<br />
Macht ist die erste Eigenschaft, die als nöchig/szum.'Siege be-<br />
funden wird. Sein Symbol sind Waffen, solche vornämlich,<br />
die dem Feinde abgenommen, sein Name Geroßt,- <strong>der</strong> Früh-<br />
lingssieger in <strong>der</strong> Natur, dem zu Ehren das Maifest began-<br />
gen wurde,, und zugleich Wehr und Helfer <strong>der</strong> Städte und<br />
Völker gegen Feindes Gewalt. Luarasici und <strong>der</strong> Gott <strong>der</strong><br />
Iuliner sind vermuthlich keine an<strong>der</strong>n als er.-<br />
'-' Wo das Eine <strong>der</strong> Sieger, da ist'Sieg das allgemeine<br />
Verlangen,'um ihn wird gebetet und geopfert, nach ihm for-<br />
schen Wahrsagung und Zeichendeuterei. So auch bei den<br />
Wenden. Das Pferd, das Symbol <strong>der</strong> Kriegslust, wird über<br />
Speere, die Zeichen des Sieges, o<strong>der</strong> zwischen ihnen hindurch<br />
geführt, und je nachdem das heilige Pferd anstößt o<strong>der</strong> unge-<br />
hin<strong>der</strong>t hinüber schreitet, mit dem rechten o<strong>der</strong> linken Fuße.<br />
antritt, entsteht Hoffnung des Sieges o<strong>der</strong> Furcht vor <strong>der</strong><br />
Nie<strong>der</strong>lage selbst in den streitbaren Männern, die zum Auszuge<br />
gewaffnet sind. . '<br />
Denn' nicht die Macht aNein giebt den Sieg. Diese Ein-<br />
sicht führte zu einer neuen Vorstellung von dem Wesen des<br />
Einen. Es ward <strong>der</strong> kluge Sieger, Radigast in Rhetra;<br />
sein Symbol das menschliche Haupt, <strong>der</strong> Sitz des Ge-<br />
dankens, ob mit einem o<strong>der</strong> mehrern Gesichtern bleibt ungewiß.<br />
So war <strong>der</strong> Uebergang gemacht vom Waffencullus zum<br />
Bil<strong>der</strong>dienst. Die menschliche Gestalt war anerkannt als die-<br />
jenige, welche unter allen vorhandenen dem Wesen des Eine^<br />
am meisten entspreche. Aber daß sie die allein entsprechende<br />
sei, zu dem Bewußtsein gelangte <strong>der</strong> Wende nicht, deshalb auch<br />
zu keiner wahrhaften Kunst. Die Menschengestalt wurde so--<br />
gleich verzerrt, einer rohen Symbolik zu Gefallen, welche durch<br />
Vervielfältigung des Antlitzes o<strong>der</strong> des Hauptes das Ueber-<br />
menschliche des Einen zu bezeichnen strebte, dasselbe, was <strong>der</strong>
16tt<br />
Grieche durch den Ausdruck andeutete, den er in die rein<br />
menschlichen Züge und in die Haltung seiner Götterbil<strong>der</strong> legte.<br />
Tie nächste Stufe <strong>der</strong> Entwickelung lind die Götter in<br />
Karenz, wenn die Auslegung richtig ist, die vorhin '.'ersucht<br />
wurde. Nicht je<strong>der</strong> Sieg war dem an<strong>der</strong>n gleich, nicht immer<br />
mit dem Siegesruhm auch Beute und Gewinn des Sieges<br />
verbunden. So betrachtet war <strong>der</strong> FrühlingSsirger Geiovit<br />
nur karg und arm, er brachte nichts als Blätter und 'Blu-<br />
men. Das Eiue wurde daher vorgestellt als d er freige b ige<br />
Sieger, <strong>der</strong> Herbstneger Rugiavil mit seinen unlergeordnelcn<br />
Genossen, dem Porevil, <strong>der</strong> hier in Gerrits Selle trat, waf-<br />
fenlos, fast eine Parodie des mächtigen Frühlingsnea/rs, un)<br />
dem Porenu;, <strong>der</strong> schluinnlernden Kraft. Dao Symbol dcs<br />
Rugiavit ist das wildeste, das die Wendische Religion aufzu-<br />
weisen hat, gan;e Mannsgestalt mit sieben Angesich-<br />
tern am Haupt, sieben Schwerlern am Gürl.'l, das<br />
achte in <strong>der</strong> Hand. Fünf s!:ige-1chter hatte auch Pormu;,<br />
Porrvil fünf ivövfe.<br />
Macht, Klugheit. Freigebigkeit wa-en nach einan<strong>der</strong> her-<br />
vor gckomlnen als Eigenschaften des Siegers und Siegspm-<br />
de:s im Weltk-iege, a<strong>der</strong> was ihn bestimmte, so o<strong>der</strong> so den<br />
Sieg zu vertheilen, war noch nicht ausgesprochen. Dieser<br />
Schritt geschah im Cultus des S'.'antovit: hinwar das Eine<br />
erkannt als <strong>der</strong> heilige Sieger. Tie unbändige Symdclik<br />
<strong>der</strong> vorigen Stufe erscheint in seinem Bude schon he'.abge-<br />
stimtnt; es ist vierköpfige Nlallnsgestall, unbewaff-<br />
net, das Trinkhorn in <strong>der</strong> Nechlen. Sein Roß ist<br />
weiß, das Glück bedeutende Loos weiß, er selbst <strong>der</strong> lichte,<br />
laulere Gott. Doch ist er darum nicht min<strong>der</strong> kriegerisch.<br />
Er verleiht seinen Verehrern, den Heiligen wie er, nicht bloß<br />
den Reichthum <strong>der</strong> Iahresernten son<strong>der</strong>n auch den Eieg zu<br />
Wasser und zu Lande. Er besteigt selber des Nachts sein Roß<br />
zum Streit wi<strong>der</strong> die Feinde seines üultus, zunächst wohl wi-
<strong>der</strong> die schwarzen Götter, aber auch den Menschen, die seines<br />
Dienstes sich weigern, ist er feind, beson<strong>der</strong>s den Christen, an<br />
<strong>der</strong>en Vlul er sich labt. Der Cultus Svantovits offenbart<br />
sich somit als Religion des Fanatismus, in diesem lag die<br />
Kraft, durch welche er beinahe ein Jahrhun<strong>der</strong>t den Vorrang<br />
vor allen Wendischen Gottesdiensten behauptet hat.<br />
Als Reaction gegen ihn ist <strong>der</strong> Cultus des Trigsav zu<br />
betrachten. Auch dieser Gott^hatte/ein Soß,. aber es lr.gr.<br />
schlrarzs- 'Salttl' ulld' ^eugvIraren da,- ! ab^ttu^llM' das Thierdamit<br />
allzillhuif,.w/linHs ^en pahrsagmden .Nang über die<br />
Speere..^ ^äcM^als^^Der Gott selbst hestieg is nicht, er<br />
kämpfte nicht gegen scine ^V>i<strong>der</strong>sachel> er nahm ketne Kenntniß<br />
von den Sünden <strong>der</strong> Machen. Ursprünglich mag Trlglav<br />
kein an<strong>der</strong>er gewesen sein als Nadigast in Rhetra, damals,<br />
als nur das kleine, goldene ^Vild in seinem Tempel<br />
stand,?'.Vrllstbild :0<strong>der</strong>,'Kl>,pf, ^cs.,noch.'späler die.Priester'vorzugsweise.'verehrsen.'^<br />
Aber /<strong>der</strong> Cultus entwickelte sich'weiter;'<br />
das Eine) .fiuchrr nur ^als ' <strong>der</strong>, >kluge.Sieger- im / Weltkriege<br />
vei'stan.den,!'erhicltHie .Bedeutung de.s.v erbvrget^ en,< in<br />
si ch zllrüct gez og e ne-n. Geda n,keus,. deo H.immel, Erde<br />
und 1llllerwelt
Nhamen <strong>der</strong> Dorffer sampt allen Pertmentien<br />
des Klosters Belbuck.<br />
Vgl. „das Kloster Bclbuck;" Bnlt. Stud. Jahrg. 2. Heft 1.<br />
S. I-l?8').<br />
Vorbemerkung.<br />
^)as hier mitgetheilte Verzeichniß <strong>der</strong> Besitzungen deS Klo-<br />
sters Belbuck und des Iungfrauen-K losters ;u Trep-<br />
tow an <strong>der</strong> Nega scheint gegen das Vnde des l6. Jahrhun-<br />
<strong>der</strong>ts abgefaßt und ist, bis auf einen im Druck ausgezeichne-<br />
ten Zusatz, von einer Hand geschrieben.. .<br />
Wir haben in solchen Aufzeichnungen des Grundeigen-<br />
thums geistlicher Stiftungen, <strong>der</strong> ihnen aus demselben an Pach-<br />
ten und Diensten zustehenden Einkünften und Nutzungen, ei-<br />
nen Anhalt zur Beurtheilung <strong>der</strong> Beulz-Vevhällniffe früdeier<br />
Zeit, welche namentlich in Bezug auf den Bauern unsers Lan-<br />
des noch Die Zahl <strong>der</strong><br />
Dienste, welche sich allgemein in. Epann- und Hand-<br />
Dienste unterscheiden lassen, die .Art und Weise i brer<br />
Leistung ist etwas, worüber ein genügen<strong>der</strong> Aufschluß nur<br />
erwünscht sem tonnte, so wichtig ist dieser Gegenstand, und<br />
«<br />
*) In diesem Aussah ist S. 48. in <strong>der</strong> Note zu lesen maxister ca-<br />
'
163<br />
so unbestimmt und unklar die über ihn verbreiteten Vorstellun-<br />
gen. Beitrage zur Lösung dieser Aufgabe, erhalten aber be-<br />
son<strong>der</strong>s dadurch für Ulis, eil! näheres Interesse, als sie noch<br />
Heulzulage praktische Vel ha Uli isse vielfach berühren.<br />
Die häufig vorgebrachle Behauptung, daß den Bauern<br />
geistlicher Snflungen an ihren Höfen ein Eigenthums^<br />
Reckt, wenn gleich mit einigen Beschränkungen, zugestanden<br />
habe, laßt sich we<strong>der</strong> bei dem Kloster Velbuek, noch bei einem<br />
an<strong>der</strong>n Pommerschen Kloster o<strong>der</strong> Condente o<strong>der</strong> Capitel über-<br />
zeugend begründen; leichter das Segenlheil darthun, daß sol-<br />
chen Vaüern nur gewisse Nujulngen an den i^nen eingelhanm<br />
Ho fett, und zwar gegen die Uebernahme bestimmter Leistun-<br />
gen *) zustanden, und daß <strong>der</strong> Herr deö.Hofes gegen dessen<br />
zeitigen Ven<strong>der</strong> keine an<strong>der</strong>en Verpftichtungen kannte, o<strong>der</strong> ge-<br />
schlichen beachten hatte, als ihin mit seinem eigenen Vortheil<br />
l'enraglich schienen. Denn daß die Herzoge sich zuweilen ge-<br />
gen das willkürlich betriebene „^egen" <strong>der</strong> Bauerhöfe er-<br />
klärten, war weniger eine Ahndung eines verüblen Unrechts,<br />
Willkürliches Erhöhen <strong>der</strong> Leistungen ihrer Bauern war den<br />
m ^Vasallen untersagt. Dir Begriffe von Herkommen und Recht<br />
ballen sich hierbei allmälig so mit einan<strong>der</strong> verbunden, daß ein? Aen<strong>der</strong>ung des<br />
ersten als ein Eingriff in diefts' galt, und daher als eine Rechtsverletzung geahndet<br />
wurden Dirscs wi<strong>der</strong>führ Ackim Tribseee, <strong>der</strong> von dem Herzoge Philipp<br />
1. zur Rechenschaft gezogen wurde weil er einig/ Bauern „wi<strong>der</strong> al/cn<br />
gebrauch" mit „diensten" ,.belegt", und diese ,,neben dem dien stgeldt" von<br />
iyr.en gefor<strong>der</strong>t Halle. Hier mußten also dir Leistungen <strong>der</strong> Bauern fast verdoppelt<br />
sein, da neben <strong>der</strong> Geld-Abgabe, welche sie anstatt <strong>der</strong> Dienste entrichtVten,<br />
und dies ist wel hier untrr dem „allen gebrauch" gemeint, auch noch<br />
die Dienste selbst öon ihnen geleistet roerden sollen.<br />
Aus <strong>der</strong> Urkunde, <strong>der</strong> irir diesc Notiz entnehmen, erfahren wir zugleich,<br />
wie sich die Bauern gegrn solchen Druck schuhen konnten. Sie brachten ihre<br />
Klage bei dem sülstlichcn Amtmann ^or. und wurden von diesem bis zur Entscheidung<br />
<strong>der</strong> Sache in dessen „
164<br />
als vielmehr die Sorge, den steuerpflichtigen Acker nicht schmä-<br />
lern zu lassen, damit es an den nöthigen Landes-Einkünften<br />
ihnen nicht fehle. Die Verpflichtung des Eigenthümers be-<br />
schränkte sich nämlich in dieser Hinsicht nur darauf, den ge-<br />
kündigten Besitzer entwe<strong>der</strong> durch einen an<strong>der</strong>n Vauerhof zu<br />
entschädigen, im Fall <strong>der</strong> eingezogene Hof wirtschaftlich an-<br />
<strong>der</strong>s benutzt worden, zu dem Hauptgute o<strong>der</strong> einem Vorwerke<br />
gelegt war, — o<strong>der</strong> ihn durch einen an<strong>der</strong>n zu ersetzen, damit<br />
die Zahl <strong>der</strong> Höfe aus oben angeführtem Grunde erhalten<br />
wurde.<br />
Dafür, daß in solchen Fällen die Bauern <strong>der</strong> fürstlichen<br />
Aemter nicht an<strong>der</strong>s behandelt wurden, als die auf den Gütern<br />
<strong>der</strong> Lehnsleute ansässigen, hier nur ein Beispiel. Der Herzog<br />
Philipp Julius fand es rathsam, auf einem seiner Aemter eine<br />
Schäferei anzulegen. Um dies zu bewirken, wurde ein Vauer-<br />
hof, dessen Lage sich hierzu füglich mit benutzen ließ, eingezo-<br />
gen; und <strong>der</strong> Bauer mußte es sich gefallen lassen, seinen Hof<br />
zu räumen und nach einem an<strong>der</strong>n, den man ihm anwies, —<br />
soviel hielt man für billig — zu ziehen.<br />
Daß ein solches Verfahren nur in einer früheren, uns<br />
jetzt völlig fremden Verfassung begründet sein kannte, daß es<br />
uns als ein Unrecht erscheinen muß, darüber bedarf es keiner<br />
Worte; etwas An<strong>der</strong>es ist es aber, Verhältnisse historisch<br />
darstellen, als ihre Zulässsgkeit und Angemessenheit, gegenüber<br />
den gänzlich verschiedenen Zuständen <strong>der</strong> Gegellwart, abwä-<br />
gen. Allein auch abgesehen von <strong>der</strong> Gegenwart war es ge-<br />
wiß ein Unrecht, nach solchen Grundsätzen alle Aauerhöfe ;u<br />
behandeln. Und hi rzu Halle die vom Herzoge Philipp II.<br />
i. I. 1616. 16. Mai, erlassene Vauerordnung *) geführt.<br />
Dieses Gesetz bringt alle Besitzer von Bauerhöfcn in eine Klasse<br />
*) Abgedruckt in Dähnert5 Sammlung <strong>der</strong> Landesurkunden. Bd. HI.<br />
S. 923. :c. Vgl. lit. XI. 12), S. 835. dieser „Bauerordnung".
l65<br />
und .spricht ihnen insgesammt das Eigenthums-Recht ab. Damals<br />
schon musten also die Besihverhältnissc <strong>der</strong> Bauern so<br />
verdunkelt gewesen sein, daß man es förmlich verneinte, daß<br />
Bauern ein Eigenthumö-Necht an ihren Höfen zustehe, was<br />
nichts desto weniger bei Einigen *) sogar urkundlich sich hätte<br />
beweisen lassen. Man sprach also nur aus, was man als allgemeine<br />
Regel kannte, und begriff unter diese auch jene Besitzer,<br />
welche ihre Höfe durch Kauf erblich und eigenthümlich<br />
erworben hatten.<br />
. Ueber die in diesem Verzeichniß genannten Ortschaften<br />
Einiges zu erwähnen, so finden wir sie fast sämmtlich noch<br />
vorhanden. Eie liegen in geringer Entfernung von Treptow,<br />
zum Theil in <strong>der</strong> nächsten Umgegend dieser Stadt. Ihre<br />
heuligen Benennungen sind: Arnsberg, Belekow, Camp,<br />
Darsow,Deep, Drenow, (Hohen) Drosedow, Giers«-<br />
*) Für die Behauptung, daß es sonst nur wenige Bauern in Pommern<br />
gab, denen cin Eigenthums-Recht an ihren Höfen zustand, beziehen wir uns<br />
auf die delstimmende Ansicht Dlegcrs. Im vierten Bande seiner handschriftlichen<br />
Urkundcn-Eammlung findet sich eine Urkunde, woraus das Vorhandensein<br />
bäuerlicher Eigenthümer schon für eine sehr frühe Zeit zu beweise^ ist. Der<br />
Nltter Antonius Bughr und seine Söh^e, vergleichen sich laut <strong>der</strong>selben i. I.<br />
123^) mit den Bewohnern des ihnen zuständigen Dorfs Schlichtcmühlcn, über<br />
die Abgaben ihrer Hofe und die Besihoerhaltnisse <strong>der</strong>selben:<br />
— jilllcllaulniu.«, et nt-liinl^imus «l^t^enä»» — heißt es in <strong>der</strong> Urkunde<br />
— Clini Vlllnnl5 Il
166<br />
berg, Glansee, Güßlafshagen, Gummin, Hagenow,<br />
Hey den hof, Holm, Küssin, Langenhagen, Lew e; ow,<br />
Molstow, Neuhof, Robe, Schruprow, Sn^ow,<br />
Triebs (Tribus), Vockenhagen, Voigrshagen, Wu-<br />
strow, Zanow, (Kl.) Zapelin, Zarben, Zedlin, Zim-<br />
darse. Wiskow war schon zur Zeit <strong>der</strong> Abfassung dieses<br />
Verzeichnisses, laut Register desselben, eine wüste Dorfställe.<br />
Auch <strong>der</strong> Krähenkrug ist nicht mehr anzufinden. Die Verän-<br />
<strong>der</strong>ung des Namens Meiersberg in Ei erg berg fällt also<br />
in keine sehr frühe Zeil; jedenfalls ist es schade, daß eine so<br />
karakteristische Benennung einer so bedeutungslosen wie zufäl-<br />
ligen hat weichen müssen. Die Besitzungen des Klosters Vel-<br />
buck würden wohl sämmtlich von deutschen Einwandrern ge-<br />
gründet, was zum Theil ihre Namen ».'oHgültig beweisen könn-<br />
ten. Unter diesen ist nun <strong>der</strong> Name Meiers berg vor alleu<br />
bezeichnend, da er nicht nur die unbestritten deutsche Grün-<br />
dung dieses Orts darthut, son<strong>der</strong>n auch auf den Theil Deutsch-<br />
lands näher hinweist, woher seine Anhauer stammten. West-<br />
falen aus den nördlicher gelegenen Theilen dieses Landes: Os-<br />
nabrück, Hildesheim, und Friesen gründeten wahrscheinlich diese<br />
Ortschaften, jene die mehr landeinwärts gelegenen Dörfer, de-<br />
ren Bauart so überraschend an jene Län<strong>der</strong> erinnert, und<br />
diese dagegen, die unmittelbar an <strong>der</strong> See gelegenen Fischer-<br />
dörfer, wo Bauart <strong>der</strong> Häuser, Trachten, Sprache, Eitlen<br />
kenntlich genug ihren Ursprung anzeigen.<br />
Das Kloster Velbuck<br />
hat IIIF. vhiehoue 1 Schefferey als: den Nig enhoff, heidthoff,<br />
Sultehorst, Suckow, vhiehoff, doselbst auch die<br />
schefferey.<br />
Item II^ Pachtmhülen zu Cerben vnd Langenhagen<br />
vnd Velekow,<br />
Item vier See, dakegen dem Ampt fischerey folget.
167<br />
Ampt Velduck.<br />
'-'.' ''"' ' '''"' ^ Trybus<br />
hat XXXI Landthoeue II2. morgen XXI Plugdienste XII<br />
Kotzen 1 Kroglage (Kruglage) 1 schützen, hcldt ein dienst-<br />
pferdt.<br />
Hageno.<br />
hat 33^ kändthoeue II1^ morgen 1 Kotzen 1 Krolage 1<br />
schulden, heldt etn dienstpferdt XIX Pauren, darunter XV<br />
voldiener vnd IV Halddiener.<br />
, - ^ : ,,.' . Roebe - .<br />
hat 30^ kandthoeuc 3^- morgen<br />
hat XV Pauren, darunter X Halbdiener VIII kohen 1 krug-<br />
lage 1. schulhellgerichle, heldt l. dienslpferdt.<br />
Langenhagen<br />
hat XXXIl. heherhoeuen *); hat einen Frey-Schultzen, noch<br />
einen schulden, so ein dienstpferdt heldt. 1. Pächtmhüle, Pach-<br />
tet 4 dt Mhell XXIll^ Pauren IX kotzen 1 Kroglage<br />
' ' Arnobergk<br />
hat 13^- Landthoeue, 1 Morgen halt 1. schultzengerichte, heldt<br />
fein Plerdt, son<strong>der</strong> thut Fuß dienst. X Kotzen XI grosse<br />
Kotzen, so Egge-Dienst thun; 1 Kroglage<br />
Eerden<br />
hatt XXV Landthoeue, XII Pauren II-I Kotzen 1. schultzen,<br />
'heldt 1 dienstpferdt. 1 Kroglage 1 Pachtmhühle, pachtet XII dt.<br />
Drenowe<br />
In diesem dorff hatt v. g. F. vnd h. nhur 1 pauren mit II<br />
landthoeueü, mit allen pertinenticn.<br />
Das Dorff ist Sonsten Stiffcs, gehöret den Manteuf-<br />
felen zu Krukenbecke zu. :c.<br />
') d. h. Hegcrhufen. Hier kommen nur Heger- und Landhufen<br />
vor, jene umfaßten bO Morgen, diese 30 Morgen. Die Hakenhufc, auch<br />
scklcchthm Haken («neu») genannt, treffen wir hier, wo sich nur deutsche<br />
Nie<strong>der</strong>lassungen vorfinden, nOt an.
168<br />
Samowe<br />
hatt 10^ Landthoeue, IX morgen VII pauren 1 schultzen gerichte,<br />
heldt ein Dienstpferdt.<br />
Voteshagen vnd Vockenhagen<br />
haben XII. heherhoeuen, 25^ morgen. Aus diesen dorfferen<br />
ist zum vhiehoue Süllehorst 15 heherhoeuen vnd XXXXll<br />
morgen gelechN hatt XXIIl pauren, darunter Xll uoldiener<br />
XI halffdiener 1 Kruglage 1 schulzengcrichte, heldt
nem pauren, von Hen Varnitzen .zu. Carnitze anno 1579.<br />
verbeuttet*) in Ygs Vprff Hohen Drosedow. /.. .<br />
Sukow. . ' .<br />
Ist zu einer.Schedeley vnd vhiehoue wüst.^gelecht.<br />
WacholtesHagen vnd Meyers b.ergk.<br />
haben XVIl heherhoeuen 55^- morgen 1 Kruglage XVI1I<br />
fauren XI kotzen 15 schulden, halten Pferbe. ^. ,<br />
Schrubbeto ,<br />
hatt IX Landthoeue. Ist seelig en Dr. Otten, gewesen Can^-<br />
ler, verliehen. '.<br />
, . ' . "Drosedow.<br />
hatt Ieho XIII kandthoeue IX Morgen, well UI houen mit<br />
den Carm'tzen verbeutet vor 15 sauren zu Velekowe, so die<br />
Carnitzen zu Carnee in diesem dorffe haben.<br />
Sonst gehöret das dorff v. g. F. ^. H. gantz zhu, hatt<br />
X pauren 1 schulden, heldt 1 Pferdt. . -<br />
ist nhur 1 Kroglage<br />
Kreyen-Krogk<br />
' ' Ceddelin<br />
hatt 33^ kandthoeue ^ morgen.. XVIII Bauleute 1 Kotzen<br />
1 schultzengerichte, hcldt ein Pferdt.<br />
Lussin. ... .^<br />
hatt 13^. kandthoeue hatt V paurm 15 Kotzen 1. schultzenge-<br />
richte. (Das in Parenthese ^ ^> geschlossene ist von an<strong>der</strong>er<br />
Hand.)<br />
' ' , lKlein Zapelin<br />
Ist Wulf Vorken vnd seinen lcibeslchns Erben conferiret<br />
Dcßen ^ehn-Sohne litich, vnd sonstig Habens Peter vnd Jo-<br />
chim Woitken vorkauft. vi6c'anlur kaufbrief Consens vndkehns-<br />
briefe.^ .<br />
*) d. h, vertauscht, anstatt eines Kaufs erworben, in Urkunden finden wir<br />
die Form: koep vnde bute. (Vgl. Balt. Stud. Ihg. II. Hft. 1. S. 19.)
170<br />
Sonsten hatt das Kloster Velbuck <strong>der</strong> Stadt Trepto<br />
Ire theil gerichls vmb 4. fl. Ierlicher pacht verkauffet.<br />
Eonsten halt das Kloster Velbuck Wisch Plage auf<br />
<strong>der</strong> Sanlkowe vnd Scebrake, daruon Iherliche Wiscn pcchte<br />
vnserm g. F. vnd h. volgen 3^0 fl. 32 sss.<br />
Noch halt das Kloster Velbuck Auß <strong>der</strong> Stadt Trepto<br />
von Wischen achter S. Georgen Grundpacht zu heben.<br />
Ilem vom Lembergk an Acker vnd Wisch grundt Pechte,<br />
In summa XIX fi. XXXVI5 Schillinge.<br />
Nhamen<br />
<strong>der</strong> Dorffere des Iunckfrauen-Klosters sampt desselbigen<br />
Pertinentien.<br />
G u m ln i n<br />
hatt XIX Landthoeuen VH^l morgen hatt X Vauleutte III<br />
Kotzen 1 schulhengerichte<br />
Und bei diesem Dorffe Einen vhiehoff vnd Echefferei.<br />
Leuetz ow e<br />
hatt XV kandthoeue ?z morgen VIII Bauleute 115 Kotzen<br />
1 schull;engerichte<br />
Molstowe<br />
Auß diesem dorffe hatt das Iunckfrauenkloster ;u heben:<br />
XXX sss. houenpechle XVII5 Topfe Flasses VII Rockhoenere<br />
III Pachlhonre.<br />
Das gantze dorff mit aNen an<strong>der</strong>n pertinentien gehöret<br />
den Wacholtern zu darschlaff (Dargislaf)<br />
Velecko<br />
Auß diesem Dorffe haben die Iunckfrauen zu heben<br />
XXXVI sss houenpacht XIII Topp Flasses IX Rockhonre<br />
1 dl Pachthonre<br />
Item die Tegett-Lemmere (Zehnt-Lammer)<br />
Sonst gehöret diß dorff zum Kloster Velbuck mit allen<br />
pertinenlien ausserhalb XII marck Sundisch, so die Wachollere<br />
zu darffschlaff darjn haben.
1 / 1<br />
Solisten hat das Iunckfrauenkloster zwischen den<br />
Reqe auß <strong>der</strong> Stadt Trepto Grundtpacht zu heben: Xll<br />
fi. XVIll sso IX d.<br />
Ilcm noch achter Wiskow grundpachl zu heben: XII fl.<br />
X sss.<br />
Es heldt sich dieser Glundpacht halben also: das diese<br />
gründe auf dreyer leulte leben eine grundl vmd eine gewisse<br />
geldl summa velkoffs, wan also die verfallen, so fallen die<br />
grundl "widel'umd zu dem Iunckfrauen-Klosler.<br />
Noch halt das Iunckfrauen-Kloster die halbe mhühle in<br />
<strong>der</strong> Sladt Trexto.<br />
Ilem in <strong>der</strong> Stadt das Fürstliche hauß nebenst XII.<br />
Voden in <strong>der</strong> Vtadt Trepto, dai zu Kein Acker noch Nische<br />
gelegen, von den Voden hall das Iunckfr. Kloster IX st. heure<br />
Ilell^die halbe schneide Mhüle<br />
Ztem die halbe Walken Mhüle,<br />
.<br />
„
5<br />
Charakteristik <strong>der</strong> Dberflächengcstalt von<br />
Hinterpommern vom Gollenberge östlich,<br />
von<br />
C. Wollt,<br />
Ingcnicurgeographcn des König!. Gcneralstabes.<br />
^ie Terrain-Kenntniß <strong>der</strong> Provinz Pommern lag bisher noch<br />
immer so im Dunklen, daß ein Bild, welches man sich aus<br />
den über dieselbe handelnden Werken zusammenstellen konnte,<br />
nur sehr mangelhaft, und nach örtlicher Ansicht, mit <strong>der</strong> Na-<br />
tur nur sehr wenig übereinstimmend erscheinen mußle. Die-<br />
ses Vild, das sich auch mir, vor dem Anschauen <strong>der</strong> Wirklich-<br />
keit eingeprägt hatte, verschwand ganz, als ich an Ort und<br />
Stelle kam und Terrain-Verhältnisse fand, die ich am wenig-<br />
sten in einer Gegend gesucht hätte, <strong>der</strong>en Charakter zu beur-<br />
theilen ich mit so vielen An<strong>der</strong>n, nur nach dem <strong>der</strong> märkischen<br />
Gegenden, berechtigt zu sein glaubte.<br />
Aber um, wenn auch nur ein kleines Scherstein, zur Auf-<br />
klärung dieser Dunkelheit beigetragen zu haben, fühle ich mich<br />
gedrungen, das, was ich Gelegenheit hatte zu sehn, und das<br />
Vild, das ich mir hieraus zusammenstellte, einer wohlwollenden<br />
Auffor<strong>der</strong>ung gemäß, diesen Blättern mitzutheilen.<br />
Der Aufenthalt von 2 Sommern in <strong>der</strong> Gegend vom<br />
GoNcnberge östlich, bis an die Weichsel, und <strong>der</strong> Zweck meiner
173<br />
Geschäfte daselbst, ließ'mich die Physische Beschaffenheit dieses<br />
Landstriches genau kennen.<br />
Die Wasserscheide <strong>der</strong> Drage und Nega zwischen Schiefel-<br />
bein und Dramburg beginnt mir einem hohen mit vielen Kup-<br />
pen besetzten und tiefen Schluchten durchschnittenen Landrücken,<br />
<strong>der</strong> vorzüglich in'<strong>der</strong> Gegend von Polzien, am .Kabelsberge,<br />
und bel Licpenfier einen wahren GebirgKcharakter annimmt.<br />
Um die Quellen <strong>der</strong> Damitz in <strong>der</strong> Claushägenschen Forst,<br />
wird das Terrain noch coupirter 'und erreicht vorzüglich bei<br />
dem Ursprung <strong>der</strong> Drage bei den 5 Seen einen romantischen<br />
Charakter. Man wird kaum in einem Theile <strong>der</strong> Mark, Meck-<br />
lenburg, Pommern und Preußen vielleicht eine so coupirte Ge-<br />
gend finden, als die Lage <strong>der</strong> Hassel-Mühle südlich von Var-<br />
walde, oberhalb Coprieben. Zwischen den Quellen <strong>der</strong> Per-<br />
sante und Pilow, bildet sich mehr eine plateanartige Masse,<br />
die dabei aber immer noch eine bedeutende absolute Höhe hat.<br />
Grst bei dem Ursprünge <strong>der</strong> Küddow, <strong>der</strong>'Vrää, <strong>der</strong><br />
Gozel und <strong>der</strong> Wipper wird diese Erhebung wie<strong>der</strong> bedeuten-<br />
<strong>der</strong> und bildet abermals hohe Kuppenformen mit tiefen Thal-<br />
einschnitten. Diese Erhebung breitet ihre Verzweigungen ge-<br />
gen Norden anfangs nicht weit aus, son<strong>der</strong>n fällt rasch und<br />
steil ab, da schon nordlich von Polzien nur flache niedrigere<br />
Landrücken vorliegen, und man von dem Kabelsberge freie<br />
Aussicht bis nach dem Gollenberge gewinnt. Vei Vnbli'lz aber<br />
streicht ein Seitenast gerade nördlich auf und endigt jenseits<br />
<strong>der</strong> Chaussee von Schlawe nach Cöslin. Dieser ausgehende<br />
Rücken scheidet zwei- ganz verschiedenartig gestaltete Terrain-<br />
Bildungen Hinlerpommerns, die westliche und östliche vom<br />
Gollenberge.<br />
Wir haben es nur mit <strong>der</strong> letzter« zu thurt.<br />
Betrachten wir die ganze Terrainmasse vom Gollenberge,<br />
eigentlich aber von jenem obgenannten Vublißer Seitenaste an,<br />
bis gegen die westpreußische Grenze hinter Lauenburg, so sehen
wir einen auffallenden Parallellismus in seinen Hauvtzugen,<br />
entgegengesetzt den Flußrichlungen, die jene ParatteN;üge senk-<br />
recht schneiden. Ich habe mir erlaubt, da diese Tcrramab-<br />
schnitte doch keine eigene Namen fuhren, ihnen eigene dcr Lo-<br />
calität entsprechende Namen zu geben.<br />
Der erste südlichste Haupt;ug fängt bei Vublitz an, wen-<br />
det sich zwischen den vielen daselbst liegenden Seen östlich über<br />
Nummelsburg gegen Vütow in die Vehrendter Gegend, und<br />
nimmt nun eine plötzliche Wendung gegen Norden, begleitet<br />
die Leda auf ihrem Laufe, wird aber zwischen Lauenbmg und<br />
Neustadt plötzlich unterbrochen, indem ein tiefes Moorthal,<br />
das Kmwen-Vruch, da§ Thal <strong>der</strong> Rheda mit dem <strong>der</strong> keba ver-<br />
bindet. Ich benenne diesen Höhenzug dett Kr enz Höhenzug,<br />
indem sein Lauf fast stets die westpreußisch-pommersche Grenze<br />
bezeichnet. Er fällt fast überall gegen Westrreußl'n steil ab;<br />
gegen Norden setzt er einige kurze aber ebenfalls bald steil ab-<br />
fallende Nucken ab. Die bedeutendsten Erhebungen dieses Zu-<br />
ges sind <strong>der</strong> Steinberg bei Vreitenberg und <strong>der</strong> Vaarmberg<br />
bei Gr. Neetz, beide südwestlich von Pollnow, und beide die<br />
höchsten Erhebungen eines wahren Chaos von Schluchten,<br />
Kuppcn, Seen und Moorcn, überdeckt mir einer ungedcurm<br />
Masse von Geschieben und ausgezeichnet durch oft sehr steile<br />
Abhänge.<br />
In gleicher Art sind die Terrainparthien bei Rohr, Klew-<br />
siein, Saben, Carlswalde, Viartlum> Zemmen> R?ckow> Berns-<br />
dorf, Pölzen, Parchau> um di? Quellen <strong>der</strong> Stolpe, und lie<br />
Gegenden bei Mirchau, ausgezeichnet durch Erhebung und<br />
steile Abfälle. Bei Rummeloburg ist die Gegend uichl so<br />
hoch, aber fruchtbarer, obgleich immer noch reich an Smm'N, ,<br />
und hier fand ich. einiqe stt>one Ercmplare von Muschel-Ver-<br />
steinerungen, auch ist es, so viel mir bekannt geworden ist, die<br />
südlichste Gegend Pommerns, wo Bernstein gegraben, wird.<br />
Aber bald östlich hinter Rummelsburg, bei Lremerbruch, fangt
175<br />
wie<strong>der</strong> ein höheres Txrrain^an, das in n'n?m Aogen um Vü-<br />
tow. herumzieht, Md -bei i.defl Quellen <strong>der</strong> Stolpe und Lupoly ><br />
in ein schönes bewaldetes.Terrain, übergeht, das beide Thal-,<br />
rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Leba ausfüllt und sich-fast immer .über 400 Fuß,<br />
über die umliegenden Thäler erhebt. .<br />
In-<strong>der</strong> Gegend bei. Behrendt hebt Fch, jenseits eines hoch-,<br />
gelegenen aber stachen Plstteaus, gegen.Osten eine durch,be-<br />
deutende Aufsteigung -jausgezeichnete Terrainmaffe. ,di.e Schö-<br />
ncberger Verge, .aber höchste<br />
Spitze,
176<br />
Pollnow bis gegen Vütow hinzieht. Er bezeichnet den an-<br />
fänglichen Lauf von 2 <strong>der</strong> bedeutendsten Flüsse Hinterpom-<br />
merns, <strong>der</strong> Stolpe und <strong>der</strong> Wipper, beide sehr wasserreiche<br />
und mir starkem Gefalle fortströmende Flusse.<br />
Der Anfang dieses Thaleinschniltes bei Pollnow ist höchst<br />
charakteristisch. Gin breites Plateau, mit einigen Kuppen be-<br />
seht, das sich zwischen Schwarzin uud Iazingen ausb eilet,<br />
stürzt auf einmal gegen Osten überraschend schnell ab. Dieser<br />
Absturz wendet sich in einem Bogen gegen die Radue bei<br />
Ieblin, bildet hier einige sehr schölte bewaldete Vergparthien,<br />
seht jenseits <strong>der</strong>selben fort, wendet sich über Gerwtn, GuNmin,<br />
Vettrin herum gegen Groß-Reeß über Carlshof, Vial Weiler,<br />
streicht dann gegen die Stüdnih, die er nördlich von Woeknin<br />
überschreitet, bleibt dann südlich am Treten, dicht bei Rohr<br />
vorbei, gegen Saben, Viartlum, Lubben, hier etwas niedriger,<br />
wendet sich nun, etwas hoher werdend, gegen Süd-Ost, gegen<br />
Groß-Tuchen, und schließt hier bei Veckow und Platenhayn an<br />
den Grenzhöhenzug an, den Kessel von Vütow von einer Seile<br />
bildend.<br />
Auf <strong>der</strong> Nordsette wird <strong>der</strong> Thaleinschnitt durch einen<br />
Abfall begrenzt, <strong>der</strong> gegenüber von Iahingen anfängt, hier<br />
den Kessel von Pollnow bildend/ dann auf die rechte Seite<br />
<strong>der</strong> Grabow führt, diese aufwärts verfolgt, südlich von Pritng<br />
vorbeigehend, bald darauf die Slüdnitt und Nipper überschrei-<br />
tet und über Pöppeln, Wussofke stets dem rechten Ufer <strong>der</strong><br />
Temnih folgt, dann in Nord wOst-Richtung (jdgen Z'uclerS<br />
streicht, sich östlich über Darse?ow, Versin wendet, die Stolpe<br />
bei Klein-Gänsen übertritt, Und über Wundichow, dann in ei-<br />
nem Bogen sich wendend/ über die Stolpe gegen Gr. und<br />
Kl. Gustkow, Dampen, an den Vütower Kessel sich anschließt.<br />
Es kommen also alle Flüsse aus dem Grenzhöhenzug, über-<br />
schreiten dett ThüliinschNilt, und gehen dann wie<strong>der</strong> durch ei-<br />
nen Höhenzug w tiefen Einschnitten fort. In diesem langen
177<br />
Thale, -dessen Richtung also parallel dem Grenzhöhenzuge<br />
bleibt, liegt eine auffallende Erh.ebung< .ebenfalls: wie<strong>der</strong> paral-<br />
lel beiden. Auf dem rechten Ufer <strong>der</strong> Stüdnitz erhebt sich<br />
bei Turzig eine hohe bewaldete Pergmasse, die^ sich breitver-<br />
zweigend nach, 3 Seiten steil, abfällt, und, aus^<strong>der</strong>.Ferne ge-<br />
sehen, , einen imposanten Anbfick gewährt. Auf <strong>der</strong>.Ostseite<br />
senktFch.diese Bergparthie, die Turziger Berge genannt, bei<br />
dem zu Treten gehörenden Nie<strong>der</strong>hof, zu einem niedrigen Sat-<br />
tel, <strong>der</strong> sie mit. einem schmalen, immer höher werdenden Rük^<br />
ken> <strong>der</strong> ganz bewaldet ist,-! und-nach Nord und Süd.steil qb<<br />
stürzt,-verbindet.. Dieser Mücken setzt östlich fort^senkt sich<br />
itt dem TrMin.er Forste immer mehr herab, zieht über tzif<br />
p gegen ^Treblin unt> Zettin fort; jenseits Zettln erhebt<br />
er.sich wie<strong>der</strong> etwas mehr iy dem Kolziglow.er Galgenberge<br />
und. fallt nun gegen die Camenz und Stolpe ab. Jenseits<br />
dieser.Flüsse erhebt er sich bei Morgenstern abermals, wendet<br />
sich nördlich uln-'VornwcheN'herum, wo er in ^den Kamekev<br />
Vergen bei GraMnz Theile<br />
östlich <strong>der</strong> Stolpe erreicht,^ und trägt nun in seiner weitem<br />
Fortsetzung den .Vulower Etadtwqld, mit dem er sich in den<br />
ist also auf seinen beiden<br />
ü'ndpun/len am niedrigsten.<br />
Dieß ist nun, von Syden her gezählt/ <strong>der</strong> Lte Parallel^<br />
. . Hbermals parallel^ mit dem Grenzhöhfnzuge erhebt sich<br />
aus <strong>der</strong> Gegend von Pollnow em Höhenzugs <strong>der</strong>> die Flüffe<br />
Grabow> Wlpvel>Vüsternitz, Stolpe, Echottow und Lupow<br />
dulchMneidend/ gegen siord Ost fortzieht und in <strong>der</strong> Gfgenh<br />
von kauenburg sich an den G'renzhöhenzug anschließt. Auch<br />
dieser Höhenzug zeichnet sich durch Erhebungen aus/ die oft<br />
über 400 Fuß über die anliegenden Thäler sich erheben, aber<br />
<strong>der</strong> nicht so mit Geschieben bedeckt ist, als <strong>der</strong> Grenzhöhenzug,<br />
auch in: einem mehr gleichförmlgen Charakter quftritt^ Er<br />
5 l 1 l2
178<br />
hat einen scharf begrenzten Nordabfall fast eine halbe Meile<br />
nördlich seines Kamms. Ich benenne diesen Zug den Central-Höhenzug.<br />
Der Nordabfall des Central-Höhenzuges, <strong>der</strong> sich aus<br />
<strong>der</strong> Gegend, welche die Stolper Chaussee durchzieht, stets als<br />
ein blauer hoher Kamm zeigt, fängt bei Pollnow an, zieht<br />
über Vellin, Wussow zu dem schön gelegenen Varzin, setzt<br />
über die Wipper gegen Varvin, hier die Vüsternitz bei ihrer<br />
Mündung begleitend, überschreitet diesett Fluß bei Vartin, wendet<br />
sich gegen Wobeser, dessen hoher Eschellbaum am Nord-<br />
Ende des Dorfes weit ins Land bis an die Seeküste zu sehen<br />
ist, durchzieht dann die vielfach zerrissene Loitz, fetzt über die<br />
Stolpe bei Crien, bildet dann die Abfälle des Muttriner Plateaus<br />
mit dessen wohlbekannter Linde, verfolgt dann die Richtung<br />
über Iugelow, Mikrow gegen die Chaussee bei Langböse,<br />
begleitet diese, den Wussower und Roslasiner Vach überschreitend,<br />
bis in den Winkel <strong>der</strong> Leba an <strong>der</strong> westpreußischen<br />
Grenze fort. Auch dieser Abfall bleibt parallel dem Höhenzuge<br />
und den früher beschriebenen Tervainabschnitten.<br />
Der Central-Hohenzug zeigt in seiner ganzen Ausdehnung<br />
einen mehr freundlichen Charakter; er ist viel mit hohem Wald<br />
bestanden/ und gewährt auf emigeil Punkten, z. B. bei Wobeser,<br />
dem Ziegenrückett bei Vartin, <strong>der</strong> Muttrinev Linde, den<br />
Höhen bei Malschitz und denen bei Gr. und Kl. Vozepole weite<br />
Fernsichten über das Land. Letzters erreichen eine Höhe von<br />
über 600 Fuß über das Meer. Da, wo <strong>der</strong> Central-Hohenzug<br />
die Flüsse überschreitet, bilden diese tlefe Thateinschnitte,<br />
wie die Stolpe, Vüstertntz, Lebä. Die abwechselndes Thäler<br />
und Wäl<strong>der</strong> bilden oft so reizende Parthien, daß man ohne<br />
viele Mühe die schönsten Parks daraus schaffett könnte. So<br />
will ick^nur die Gegenden bei Varzin, bet Vartitt, bei Massow,<br />
bei Gr. ukd Kl. Bozepole erwähnen, wo dte Thalrän<strong>der</strong> so rasch<br />
und hoch sich erheben, wie z. V. bei dem zu Kl. Vozepole gehö-
179<br />
rendem, Vorwerk. .Louisenthal, daß. man die Vorberge eines bedeutenden.<br />
Gebirgszuges zutschen glaubt. ^Wasserreiche/ .mit<br />
Forellen befehle, und mit starkeni Gefalle fortstrFmende Bache<br />
entfließen,ihm von.allen Seiten, ja bilden, wie z. V. die Lupow<br />
in ihren oben: Theilen ganz den Anblick iines Gebirgs^<br />
baches./5 -!-! ^ ^ /'. , s- ' ^>- ^ ,' ,c . < ,^^.1<br />
- ^Die^sFruchtbarkeit und Oute des Bodens auf/dteseui<br />
Rücken ist sehr abwechselnd;:.aber nur eine Stelle, die Gegend<br />
bei Wobeser/. schien mir die^ unfruchtbarste auf seiner ganzest<br />
Ausdehnung zu sein. Sonst ist überall ein ziemlich guter<br />
tragbarer Vodeii. > : ' -<br />
Von <strong>der</strong> Wipper- cm bis an die Leba steigt dieser Zug<br />
allmälig, obgleich manman einigen Stellen, wie z.V. bei Vartin,<br />
dei Muttrin, schon..bedeutende Erhebungen.findet.. i . ,<br />
Diesem Eeittral-Höhenzuge liegt nun von <strong>der</strong> Wipper aü<br />
ein Plateau ! vor, 'das fast überall'votl Südch gegen die Kü^<br />
sten aufsteigt und. deinen fast überall recht fruchtbaren Voden<br />
trägt. ^ Dies Plateau durchziehen tief eingeschMene Thäler,<br />
doch mangeln ihm die Geschiebe, die allmälig gegen die Küsts<br />
abzunehmen scheinen. . .. ^
180<br />
See ab. Im äußersten Nordwesten liegt bei Sobienczicz <strong>der</strong><br />
Sperlings-Verg 261' über die See; im Osten fällt das 100<br />
Fuß hohe Vorgebirge des Rückshofer Leuchtthurmes äußerst<br />
steil in die See ab und gewährt einen <strong>der</strong> prächtigsten Anblicke<br />
auf die See. .<br />
Das Leba- und Rheda-Plateau sind, vorzüglich das letztere,<br />
reichlich mit Nadelholz bedeckt, auch stehen beide an Fruchtbarkeit<br />
den weiter westlich bei Stolpe gelegenen Gegenden nach.<br />
Dicht östlich bei Rügenwaldc erhebt sich rasch ein Höhenzug<br />
mit dem weit sichtbaren weißen Kirchthurme von Ziezow,<br />
<strong>der</strong> in paralleler Richtung mit dem südlichen Terrainadschnitte<br />
und mit <strong>der</strong> Seeküste von hier in Nord-Ost-Richtung gegen<br />
die Leda fortzieht. Dieser Höhenzug, <strong>der</strong> anfangs einen sehr<br />
fruchtbarm Voden hat, <strong>der</strong> aber weiter gegen Osten min<strong>der</strong><br />
ergiebig wird, enthält einen durch seine Form und Isolnung<br />
ausgezeichneten Punkt, den Revekol 386' über die Lupow bei<br />
Schmolsin. Ich benenne diesen Höhenzug den Küsten Höhenzug.<br />
Er geht nicht in einer ununterbrochenen Ausdehnung fort;<br />
er ist in einige kleine Vcrgreihen gespalten. Er steigt anfangs<br />
von Rügenwalde über die Zilmitzer Verge, <strong>der</strong> Sil<strong>der</strong>berg<br />
zwischen Pustamin und Mützenow, wo er die bedeutendste Erhebung<br />
erreicht, und fällt dann gegen die Stolpe bei Stolpemünde.<br />
Sowohl südlich als nördlich senkt er sich rasch herab.<br />
Hinter Stolpemünde fängt eine Vergreihe wie<strong>der</strong> an, die gegen<br />
den Gardenschen See sich allmählig erhebt. Der eigenlliche<br />
Höhenzug des Revekol beginnt, südlich des Gardenschen<br />
Sees, mit den Gardischen Vergen, anfangs niedrig und stach,<br />
aber oberhalb Gr. Garden wird er steiler und höher,- und<br />
geht von hier in einem schmalen Zuge nordöstliche gegen<br />
Schmolsin, wo er sich plötzlich zu einer bedeutenden Kegelform<br />
erhebt, und äußerst steil gegen die Lupow abfällt. In dem<br />
Revekol selbst erreicht er seine bedeutendste Höhe. Gegenüber<br />
dem Revekol, auf dem rechten Ufer <strong>der</strong> Lupow, erheben sich
unterhalb.Stojenthm,')Mtt.dem weißen Verge, die Stregunker<br />
Verge, die-mit hen.Gohrken Bergen gegen Selesen abfallen.<br />
Sie werden, von den Wowißey Bergen unterbrochen. Bei<br />
Neu Gulzmerow erhebt sich abermals aus <strong>der</strong> Eb.ene ein Hö-<br />
henzug ebenfalls in N.O. Richtung, <strong>der</strong> schmal steil und be-<br />
waldet eine halbe Meile fortzieht und bei Neu Strelow ins<br />
Selcsenschc Moor steil abfällt; dieß sind die Selesenschen Berge.<br />
Fast an ihrem Anfange entsteht aus dem Banckowschen Bruche<br />
ein ziemlich starker Bach, <strong>der</strong> Pustienke Bach, <strong>der</strong> bei Rowen<br />
den Rowenschen Bach aufnimmt und im Selesenschen Moore,<br />
den auf <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Selesenschen Berge entstehende Müh-<br />
lenbach aufnimmt und vereint mit ihm <strong>der</strong> Leba zustießt. Jen-<br />
seits dem Pustienkebache fangen die Abfälle des Plateaus an,<br />
das vom Central.Höhenzuge nördlich über die Chaussee hinweg<br />
gegen Zezenow zieht, wo <strong>der</strong> sogenannte Fahnenstangen Berg<br />
den äußersten nordöstlichen Vorsprung bildet.<br />
Diesem Küstenhöhenzuge liegt nun jene Reihe von Küstew-<br />
seen vor, untermischt mit Brüchern und Wiesen, welche die<br />
Küste Hinterpommerns charaklerisiren.<br />
Die letzte Parallel-Erhebung, welche diesen Küstenseen<br />
vorliegt, sind die Dünen, die bis auf geringe Ausnahmen ganz<br />
nackt, meist in Kegelform und ziemlich hoch, aus <strong>der</strong> Ferne<br />
durch ihre blendende Weiße beson<strong>der</strong>s hervortretend, aber den<br />
Anwohnenden zum Schrecken und Ver<strong>der</strong>ben gereichen, wenn<br />
nicht, wie es schon geschieht, ernstliche Kämpfe gegen ihr vor-<br />
schreitendes Verheeren gekämpft werden. Die Schiffe sollen<br />
diese Dünen, ihrer Gestalt wegen, die Wollsäcke nennen.<br />
Alle Flüsse von diesem Theile Hinterpommerns haben cin<br />
sehr starkes Gefälle, sind wasserreich und gleichen in Hinsicht<br />
ihres steinigten Bettes und schnellen Laufes oft Gebirgsbä-<br />
chen, mit denen sie noch ein Product, die Forellen, gemein
182<br />
haben. In <strong>der</strong> Art ist vovzüglich die Lupow südlich <strong>der</strong><br />
Chaussee, <strong>der</strong> Wussower Bach vorzüglich dicht bei dem gleichnamigen<br />
Orte, die Stolpe bei <strong>der</strong> Vereinigung mic <strong>der</strong> Camenz,<br />
diese selbst, und die Büsternil) wo sie den Central Höhenzug<br />
durchbricht, zwischen Gramenz und Nartin.<br />
-<br />
>
Zur Beurtheilung Adams von<br />
-<br />
, -<br />
,','<br />
-<br />
Bremen.<br />
Hab' ich des Menschen Kern erst untersucht,<br />
So weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln.<br />
— Schiller.<br />
Vorrede.<br />
von Vremen ist seit mehrern Jahren Gegenstand umfassen<strong>der</strong><br />
Nachforschungen geworden,, vornämlich auf Antrieb<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft für alters Deutschs GeschichtkMde, die eine<br />
neue Ausgabe desselben vorbereitet. Man hat Handschriften<br />
aufgesucht, unh verglichen,^ ist den Quellen nachgegangen, aus<br />
denen er geschöpft,, den späteren Chroniken,, die aus ihm entlehnt,<br />
und ist so zu einem kritischen Apparat gelangt, <strong>der</strong> in<br />
den Händen des. Herrn Archivars Dr. Lappenh^rg dem beabsichtigten<br />
Unternehmen, das schönste Gelingen verheißt.<br />
Ohne nähern Zusammenhang mit diesen gelehrten Arbeiten,<br />
ohne Codices, und Editio princeps, habe ich inzwischen<br />
für mich denselben Autor gelesen und Wie<strong>der</strong> gelesen, wie er<br />
gedruckt da liegt in <strong>der</strong> Ausgabe von Fabri.cius (Hamburg,<br />
1706.), denn meine <strong>Studien</strong> in <strong>der</strong> Geschichte des Wendenlandes<br />
und <strong>der</strong> Nordischen Welt führten mich immer wie<strong>der</strong><br />
auf ihn zurück. In Folge dieser Beschäftigung gab ich vor
nun siebzehn Jahren einen Aufsatz in Hakens Pommersche<br />
Provinzialblätter ^), <strong>der</strong> die rätselhafte Olla Vulcani, nach<br />
sldam eine Merkwürdigkeit <strong>der</strong> Slavenstadt Iumne, aus einer<br />
Stelle des gleichzeitigen Chronisten Sieg<strong>der</strong>t von Gemblours<br />
für den Krater eines feuerspeienden Berges erklärte. Einen<br />
solchen an <strong>der</strong> O<strong>der</strong> zu finden ist allerdings ein Mißgriff, doch<br />
schien mir dieser begreiflich durch die Annahme, Adam habe<br />
die Memorabilien eines Eilandes seiner Nordischen Inselwelt<br />
mit denen eines an<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Vorstellung verwirrt und an<br />
die O<strong>der</strong>mündung verlegt, was ihm von Island berichtet wor-<br />
den. Eben dahin meinte ich auch in gleicher Weise die Nach-<br />
richt vom dreifachen NeptM verpflanzen zu müssen, die sich<br />
<strong>der</strong> vom Vulcanustopfe unmittelbar anschließt ^).<br />
Aber indem ich Adams geographischen Ansichten weiter<br />
nachging, wie sie zerstreut in <strong>der</strong> Geschichte des Hamburger<br />
Erzstiftes, zusammen gestellt in dem Püchlein von <strong>der</strong> Lage<br />
des Dänenlandes enthalten sind, konnte ich bei meiner ersten<br />
Meinung nicht, stehen bleiben.<br />
Irrthümer finden sich wohl in <strong>der</strong> Vorstellung des Au-<br />
tors, aber sie ist deutlich und bestimmt. Je<strong>der</strong> Loyalität, jedem<br />
Volke wird mit fester Hand ihr Platz auf <strong>der</strong> ^än<strong>der</strong>rafel an-<br />
gewiesen; nirgend erscheint eine Spur von Leichtfertigkeit und<br />
Zerfahrenheit, wohl aber ein ausgebildetes geographisches Sy-<br />
stem, das von Solinus und Martianus Capella als seiner<br />
Grundlage ausgeht und diese zu ergänzen sucht. Einem sol-<br />
!) Von dem Topfe des Vulcanus in Iulin. Pomm. Prov. Bl. B.<br />
H. S. 15l. :c.<br />
2) Die ganze Stelle, auf welche noch mehrmals wird Bezug genommen<br />
werden, lautet also: Idi 65t olla Vulcani, yunll incolse l^l-necum vncant<br />
o etillm ineiuinit 8nlinu3. Il)i cernitur 5leptunu5 trillie:<br />
tribus enim freti» alluitur illa in8u!.i, yuorulu ul^um vinjunt<br />
esse specie!, älteruni 8lib»lbi(we. I'ertiuni veru<br />
sliribnnäo perpetuls «aevit tempestatidug, ^.llam, Lrom. (>6.
185<br />
chen Schriftsteller konnte ich nicht mehr, zutrauen, er habe<br />
Island und Wollin mit einan<strong>der</strong> verwechselt.<br />
Doch war die Verwirrung da. Sie mußte also durch<br />
fremde Hand in Adams Buch gebracht sein. Darauf deuteten<br />
auch hin und wie<strong>der</strong> vorkommende Angaben, die mit sonstigen<br />
Bestimmungen des Verfassers unvereinbar waren; eben darauf<br />
an manchen Stellen wi<strong>der</strong>wärtige Unordnung im Vortrage,<br />
wie sie von dem verständigen, logischen Manne nicht zu er-<br />
warten stand.<br />
Wie das könne geschehen sein, war auf meinem Stand-<br />
punkte eine untergeordnete Frage; ich konnte sie umgehen, denn<br />
mir kam es nur darauf an zu bezeichnen, was aus innern<br />
Gründen Adam nicht könne geschrieben haben. Doch ließ<br />
ich mich darauf ein.<br />
Randbemerkungen, die von unkundigen Abschreibern dem<br />
Tei'te eingefügt wurden, tragen bekanntlich gar nicht selten<br />
die Schuld <strong>der</strong> Korruption alter Schriftwerke.. Daß Adam<br />
von Bremen gleiches Loos erfahren, liegt an vielen Stellen<br />
sichlbar zu Tage ^). Dazu kommt eine Anzahl alter Schollen,<br />
welche in den gedruckton Ausgahen unter dem Terte stehen.<br />
Sie ergänzen diesen mitunter, aber häusig sind sie dem Inhalte<br />
nach o^er wörtlich qus ihm selbst entlehnt und wollen nur<br />
eine Stelle durch die an<strong>der</strong>e Erläutern o<strong>der</strong> vervollständigen.<br />
Z. B. Hlii («c. Oälnkar «en. et Hun.) etlniu in I^ar^e^ilini<br />
multlim ^e
186<br />
Auch sie sind nicht ohne Einfluß auf dessen Gestaltung geblieben<br />
^). Pertz Mittheilungen über die Wiener Handschrift<br />
5) belehrten mich endlich noch, daß diese von <strong>der</strong> Lindenbruchischen<br />
Ausgabe vielfach abweiche, und daß Schollen<br />
<strong>der</strong> letztern dort als Bestandtheile des Tertes zu finden seien.<br />
Aus dem allen hielt ich mich zu <strong>der</strong> Folgerung befugt,<br />
Adam von Bremen, wie er gedruckt vor mir liege, sei vielleicht<br />
noch mehr verschoben als verdorben, indem Randbemerkungen<br />
und Schollen in den Tert, Stellen h?tz. letztern in jene<br />
übergegangen, bis eine spätere Redaction, welche die Wie<strong>der</strong>holungen<br />
habe tilgen wollen, das Uebel vollständig gemacht<br />
und am unrechten Orte weggeworfen habe wie stehen gelassen.<br />
Ein Aufsatz über die Nordlandökunde des Adam<br />
von Bremen ^) machte die Ansicht geltend, die ich so gewonnen<br />
hatte. Ihr gemäß wies ich die Erzählung von <strong>der</strong><br />
Olla Vulcani nebst dem dreifachen Neptun an den gebührenden<br />
Platz von <strong>der</strong> O<strong>der</strong> nach Island, zeigte, daß auch an an<strong>der</strong>n<br />
*) So beginnt das Schol. 51 mit dm Worten: 8icut prius u"iximu8.<br />
Was aber <strong>der</strong> Scholiast will gesagt haben, steht nicht in den Schollen, son<strong>der</strong>n<br />
im Tcrt (Kap. 9l,).<br />
So enthält <strong>der</strong> Tert Adams Kap. 89.. die Worte: 8vein — — lwcen«<br />
lllium 8uulu et ()Inpn lìl/luiu Onccnden, lle lzuo 8Upra llictuin<br />
65t. Doch ist Craccabcn nirgend vorher von Adam erwähnt) <strong>der</strong> ihn<br />
namhaft macht, ist <strong>der</strong> Scholiast (Sckol. 24.), im Wi<strong>der</strong>spruch sogar mit <strong>der</strong><br />
Ausgabe des Vellejus, die statt jenes Namens, und, zwar im Te^tc 8vein seht.<br />
So meldet auch <strong>der</strong> Text (Kap. 147.) vom Erzbischof Adalbert: De<br />
et llnhen. I^ikftntiu» incknkvit, ut 8ci1icnt extra 8)'naet<br />
civitatein tierent. Vom Alebrand aber sagt <strong>der</strong> Text (Kap.<br />
mli^i« äe llik in lüem
187<br />
Stellen, beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Beschreibung des Slavenlandes?)<br />
<strong>der</strong> Chronist so nicht könne geschrieben haben, wie in^<strong>der</strong> Ausgabe<br />
von Fabricms stehe, und suchle aus dem Zusammenhange<br />
zu errathen, «wie man etwa lesen könne.<br />
- -<br />
><br />
II-<br />
e d <<br />
Dawi<strong>der</strong> hat sich nun Herr Dr. Lappenberg erhoben<br />
^). Es liege ihm ob, äußert er, meinen Ansichten über den<br />
Text Adams zu begegnen 2). Daß die Kritik in diesem gewaltsame<br />
Umwälzungen annehme, sei nicht zu entschuldigen °).<br />
Ein genaues Studium desselben habe ihn auf viele Harten<br />
und mangelhafte Verbindungen <strong>der</strong> Darstellung Adams aufmerksam<br />
gemacht, <strong>der</strong>en ftiele <strong>der</strong> Lindenbruchisch? Tert zuweilen<br />
auf Kosten <strong>der</strong> Deutlichkeit habe verbessern wollen. Es<br />
seien ferner viele Einschaltungen in den gedruckten Tenen,<br />
welche sich in einigen Handschriften noch als Schollen und<br />
Marginalnoten nachweisen lassen; doch sogar in <strong>der</strong> L^denbruchischen<br />
Recensiyn kynne er keine Spux entheben von willkührlichen<br />
Versetzungen,^ wie ich si? meine erkannt zu haben<br />
aus dem Gesichtspunkte höherex Kritik, Denn <strong>der</strong> Te.rt des<br />
Vellejus sei mir nur aus den Lindenbruchischen Notizen bekannt,<br />
die Verschiedenheit des von den Epitomatoren gebrauchten<br />
Tertes gar nicht. Selbst den ältesten <strong>der</strong>selben, den Sächsischen<br />
Annalisten, finde er nicht von mir beachtet. Gerade bei<br />
letzterem finde sich die Stelle über das Slavenland und<br />
) . Lrem. 6^—66.<br />
') Dr. Lappenberg von deh Quellen, Handschriften und Bearbeitungen<br />
des Adam von Bremen, im Archiv <strong>der</strong> Gesellschaft für ältere Deutsche Gc-<br />
schichtkunde, VI. H. 5. und 6. S. 766. :c.<br />
2) A. a. O. S. 865.<br />
') A. a. O. S. 868.
188<br />
welche nach meiner Ansicht vorzüglich verstümmelt sei ^), und<br />
aus <strong>der</strong> ich beweisen wolle, daß die willkührlichsten Versetzungen<br />
im Terte des Adam statt gefunden hätten. Doch eben<br />
jener Annalist stimme auch hier wörtlich mit allen bessern<br />
Handschriften des Adam überein und weiche nur, so weit auch<br />
diese es thun, vom Lindenbruchischen Terte ab ^).<br />
Doch nicht bloß das äußere Zeugniß <strong>der</strong> Handschriften<br />
wird mir entgegen gestellt. Aus Adam selbst habe ich die<br />
Unächtheit mancher Parthien seines Vpches dgrzuthun gesucht;<br />
wie<strong>der</strong>um aus Adam selbst sucht mein Gegner die Aechtheit<br />
zu behaupten, indem er die geographischen und logischen Bedenken<br />
zurück weis't, die ich beson<strong>der</strong>s in Hinsicht auf Kap.<br />
64—66 des Chronisten erhoben. Dabei gehl er auch wohl,<br />
wie billig, über das nächste Ziel hinaus, vornämlich die geographischen<br />
Vorstellungen unsers Autors, werden hin und wie<strong>der</strong><br />
Gegenstand <strong>der</strong> Erörterung.<br />
In <strong>der</strong> von Adam beschriebenen abenteuerlichen Reise<br />
Friesischer Seeleute in den nördlichen Ocean ^), sieht Herr Dr.<br />
Lappenberg nur ein Histörchen, das <strong>der</strong> Erzähler dem nicht<br />
allzu glaubwürdigen Erzbischof Adal<strong>der</strong>t verdankte ^). Die<br />
darin enthaltene Vorstellung von den Riesen in den unterirdischen<br />
Höhlen einer Inselstadl, dem Gerythus des Sarò<br />
Grammaticus, und den riesenhaften Hunden eignet er <strong>der</strong><br />
Germanischen Mythologie zu. Auch das mare call^ns<br />
scheint ihm keine Römische Benennung son<strong>der</strong>n Uebersetzung<br />
von Dumdskas, dem mythologischen Namen des nördlichen<br />
Eismeers. Uebrigens wird eingeräumt, Adams geographische<br />
') S. 8b5.<br />
6) ^cwm. Vrem. 247. 248.<br />
') S. 824.
189<br />
Ansichten seien durch die Werke des Martlanus Capella und<br />
Solinus geleitet s). ) . ' —<br />
Freilich Letzteres nicht eben zum Ruhme des Autors.<br />
Der Mann, welcher von Amazonen, Cynocephalen und an<strong>der</strong>n<br />
Ungeheuern an <strong>der</strong>.Ostsee erzähle, könne sehr wohl auch ei-<br />
nige unklare Vorstellungen über die Slavenstadt Iumne ge-<br />
nährt haben. Wie wenig deutlich ihm <strong>der</strong>en Lage gewesen<br />
und daher auch die des benachbarten Demmin, zeige die An-<br />
gabe, daß Birka am Mälarsee <strong>der</strong> Stadt Iumne gegenüber<br />
liege. Zu. solchen Irrthümern gehöre, daß ihm die Runi am<br />
Ausstuß, <strong>der</strong> Peene wohnen, eine Nachricht, welche freilich noch<br />
immer durch ^ie Vermuthung dürfte gestüßt werden, daß da^<br />
mals die Runi nicht nur in Rügen, son<strong>der</strong>n auch auf dem<br />
gegenüber liegenden Küstensande gewohnt ^).<br />
Gleiche Bewandniß habe es mit <strong>der</strong> Annahme Adams,<br />
Demmin liege an <strong>der</strong> Mündung <strong>der</strong> Peene.-UebrigenS sei<br />
die Bezeichnung einer Flußmündung im Mittelälter oft weiter<br />
auszudehnen, als es von uns geschehe. Die Handelsstädte<br />
seien so weit landeinwärts am Sltome angelegt worden, als<br />
die Schiffe aus <strong>der</strong> See nur gelangen konnten, z. V. Lübeck)<br />
Kiel, Lüneburg, Hamburg, und so weit'Habs sich auch <strong>der</strong><br />
Sprachgebrauch . bequemt alles als Mündung zu betrachten.<br />
So werde in einer päpstlichen Bulle von 1361 gesagt, die<br />
Stadt Hamburg liege ^) nahe bei einem gewissen Hafen des<br />
Oceans und am ülbstrom, <strong>der</strong> da in <strong>der</strong> Z!ähe ins Meer<br />
ausstieße ").<br />
... Die Stelle vom Vulkanustopf in Iumtte ^)' ftl schwer<br />
) S. 869.<br />
ibi zirc»^^<br />
in mare<br />
') S. 8b7.<br />
ìnm portuni marl« olie<br />
(11<br />
') Vgl. oben I Aninerk. 2.<br />
... ..', '., ,
190<br />
zu deuten. Sie scheine verdorben, denn das quoä sei ein<br />
Schreibfehler o<strong>der</strong> verrathe, daß Adam das Wort, dessen er<br />
sich bedient, nicht gehörig gekannt habe; auch set schwer zu<br />
begreifen, daß die Slavischen Einwohner die Öllä Vulcani<br />
Griechisches Feuer genannt "). Dem gemäß wird> nachdem<br />
die beiden Deutungen <strong>der</strong>selben als eines vulkaiilschen Kraters<br />
und als des Griechischen Seefeuers o<strong>der</strong> einer dem ähnlichen<br />
Masse besprochen und beide unhaltbar gefunden, eine dritte<br />
Erklärung aufgestellt, für welche manche Gründe sprechen.<br />
Olla Vulcani möge, .wirklich Feuertopf, Feucrbake bedeu-<br />
ten, welche auf <strong>der</strong> von Adam unmittelbar darauf erwähnten,<br />
gefährlichen Meeresenge dem Schiffer zur Leitung gedient,<br />
denn keuchtthürme o<strong>der</strong> vielleicht Feuerbaken znm Tasten <strong>der</strong><br />
Seefahrenden finde man an <strong>der</strong> Ostsee schon frühe; an <strong>der</strong><br />
Nordsee, in Northumberland scheine bereits Veda eines keucht-<br />
thurmcs von alterthümlicher Einfachheit zit gedenken. Zugleich<br />
dürfe Olla vielleicht auf das nah belegene Mollili gedeutet<br />
werden und Adams Lateinischen Ausdruck veranlaßt haben.<br />
Die Worte aber: c^uod
191<br />
richtet erscheine als über selbst Entferntere Scandinavische Vol-<br />
ker. > Hetmold,- in einem Slavenlände'l^bend,'-sei'etwas' besser<br />
unterrichtet gewesen, daher könne die bloße Weglassung <strong>der</strong><br />
Stette von <strong>der</strong>.Olla Vulcani, als einem fabelhaften Gegen-<br />
stande, -in. seinen Auszügen aus<br />
des Adam wohl leine Wahrscheinlichkeit begründen,' daß er<br />
dieselbe nicht an dem' Orte gefunden habe, wo unsre Hand-<br />
schriften des Adam und <strong>der</strong> Sächsische Annalist lange vor<br />
Helmold sie gäben. Auch werde von mir nicht angedeutet,<br />
wie jene Versetzung einzelner: Nachrichten könnte entstanden sein,<br />
auch nicht.erläutert, woh,er^u <strong>der</strong> Olla.Vulcani auf.Solinus<br />
Bezug genommen werde ^).<br />
Wie die geographischen werden auch meine logischen Ein^<br />
Sendungen abgefertigt. Unbegründet sei <strong>der</strong> Anstoß, den ich<br />
M..de^ ZWdsUck, ^ <strong>der</strong> Luiticier sei die<br />
O<strong>der</strong>" 2 6), well doN, ien^ früher nilj)t.die/Rede.s gewesen-<br />
Denn emmal.müßten sie doch zuerst genannt werden, 'und seien<br />
die Namcn/dieser Völker'Mams, Zeilgenossen nicht so unbe-<br />
kannt gewesen, daß sie, eine fernere Erläuterung, als. die Hin-<br />
weisung auf die geographische Lage bedürft hatten ^). .<br />
,.Wmn aber weilcrhin Adam von <strong>der</strong> Veschreibung Ium-<br />
nes^auf.den O.<strong>der</strong>fiuß ü^crgHmit den Worten^ >,,Wie al-<br />
so vorher gesagt ist/,.elttspringt <strong>der</strong> Ö<strong>der</strong>stuß in einem<br />
tiefen Walde ,<strong>der</strong> Mähren, /wo auch, die Elbe ihren. Anfang<br />
hat ^6);" ft lasse sich nicht leugnen/ daß <strong>der</strong> Uebergang nicht<br />
sehr geschickt gewählt^ sei/ doch habe, <strong>der</strong> Verf. bereits.zwei-<br />
S..666. , '. ^ ^. - - , .<br />
nlia nomine V^ilxi<br />
^°) 8icut er^ö zirlleälctum 63^ Oääoru Ruinen t>r!tiir in<br />
6i58,'mt) ^let-aiiai-um Lllitli^ udì et,
192<br />
mal kurz vorher von <strong>der</strong> O<strong>der</strong> gesprochen. So lasse sich<br />
denn wohl erkennen, was er im Sinne gehabt; richtiger wäre<br />
es gewesen, wie auch schon <strong>der</strong> Sächsische Annalist gethan,<br />
den irre leitenden Verbindungssalz weg zu lassen ^).<br />
Vis Hieher mein Gegner. Seine Streiche fallen dicht<br />
genug, es wird an mir sein, daß ich mich decke.<br />
m.<br />
G e g e n r e d t .<br />
Herr Lappenberg ist bei seinem Studium MümS von<br />
Bremen auf mangelhafte Verbindungen in dessen Darstellung<br />
aufmerksam geworden: die belden letzterwähnten Fatte werden<br />
ihm Unbedenklich in jene Kategorie gehören. Mir scheinen fie<br />
nicht bloß mangelhaft, son<strong>der</strong>n bestimmter unlogisch, unvernünftig,<br />
was freilich auch ein Mattgel ist.<br />
Um den Uebergang: „Wie also vorher gesagt" zu rechtfertigen<br />
genügt es nicht, daß die O<strong>der</strong> einmal o<strong>der</strong> zweimal<br />
vorher genannt sei, <strong>der</strong> Ursprung <strong>der</strong> O<strong>der</strong> muß erwähnt<br />
sein, sonst ist die Zurückbeziehung sinnlos. So unlogisch ist<br />
Adam nicht; auch Herr kappenberg rühmt ja dessen klare<br />
Darstellung ^). Ich muß demnach bei meinem kritischen Veto<br />
verharren. Conjecturen aber;u behaupten, wo dle Handschriften<br />
andre Abhülfe bieten, bin ich nirgend gesonnen, hier am<br />
wenigsten, da es für die Geschichtforschung durchaus nichts<br />
verschlägt, ob-zuerst von <strong>der</strong> Mündung o<strong>der</strong> von den Quellen<br />
<strong>der</strong> O<strong>der</strong> berichtet werde.<br />
ANein das Zeugniß des Sächsischen Annalisten höher als<br />
Helmold's anzuschlagen, finde ich leinen Anlaß, daraus daß<br />
dieser 30 bis 40 Jahr jünger als jener ist, kann nichl gefol-<br />
)' S. 868.<br />
S. 7bb. 77t).
193<br />
gert werden, seine Handschrift des Adam sel schlechter, gewesen,<br />
o<strong>der</strong> er habe sie weniger treu benutzt als sein.Vorgänger.<br />
Ueberhaupt wird von keinem <strong>der</strong> beiden mit Sicherheit nach-<br />
zuweisen sein, an welcher Stelle im Tert o<strong>der</strong> ob gax nicht in<br />
diesem, son<strong>der</strong>n in den Schollen o<strong>der</strong> in Marginalnolen er ge-<br />
funden habe, was er aus Adam entlehnt hat. .. Vernünftig fr<br />
aber und darum mit größerer Wahrscheinlichkeit für ächt zu<br />
hallen ist in unserm Falle, was Helmold giebt. Durch Aus--<br />
laffung des ungehörigen Ueberganges wird äußerlich <strong>der</strong> An-<br />
stoß, aber zugleich auch aller innere Zusammenhang <strong>der</strong> Ve^<br />
schreibung aufgehoben, diese fällt ungeordnet aus einan<strong>der</strong>.<br />
Bei Helmold bleibt die Verbindungsformel, aber sie und die<br />
ganze von ihr eingeleitete Periode steht an einer an<strong>der</strong>n Stelle<br />
und die Ordnung ist ungestört ^).<br />
Der zweire von mir gerügte Uebergang:> „Jenseit <strong>der</strong><br />
kuiticier" greift schon aus <strong>der</strong> Logik in die Geographie Adams<br />
hinüber. Hier scheint Herr Lappenberg nicht ganz im Ein-<br />
klänge mit sich selbst. Von <strong>der</strong> einen Seite wird geäußert,<br />
<strong>der</strong> Chronist sei über die neu o<strong>der</strong> noch gar nicht bekehrten<br />
Slaven, <strong>der</strong>en Sprache den Sachsen wenig bekannt gewesen,<br />
schlechter unterrichtet, als über Skandinavische Völker, schlech-<br />
ter als nach ihm Helmold. Unklare Vorstellungen über die<br />
Slavenstadt Iumne seien ihm gar wohl zuzutrauen, die Lage<br />
dieser Stadt und des benachbarten Demmin sei ihm offenbar<br />
wenig deutlich gewesen. Und wie<strong>der</strong>um von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite<br />
sollen Adams Zeitgenossen nicht bloß die Namen, son<strong>der</strong>n auch<br />
die Sitze <strong>der</strong> Slavischen Völker so bekannt gewesen sein, daß<br />
es für sie keiner an<strong>der</strong>n Erläuterung bedurfte, als <strong>der</strong> Hitt-<br />
welsung auf die geographische Lage. Adam war, wie sich aus<br />
seinem Buche ergiebt, nicht ganz <strong>der</strong> letztern Meinung. Er<br />
') Die weitere Ausführung in <strong>der</strong> oben angeführten Abhandlung über die<br />
Nordlandökunde d. A. v, V< S. 1b0. 1dl.<br />
Vl.1. /3
194<br />
hat nicht allein kurz vorher die Wohnsitze <strong>der</strong> Chi^iner, Cir-<br />
cipaner, Tholosan.ten und Relharer angegeben ^), son<strong>der</strong>n er<br />
wie<strong>der</strong>holt seine Angabe späterhin ^), und fügt nun auch und<br />
erst nun die Nachricht hinzu, jene vier Völkerschaften führten<br />
den gemeinschaftlichen Namen ^uilicier. Die Bemerkung, ein-<br />
mal hätten die Luilicier doch zuerst müssen genannt werden,<br />
verfehlt also den Punkt, aus den es ankommt. Die Einzel-<br />
namen <strong>der</strong> Vier weiden gegeben und sie selbst auf <strong>der</strong> Lan<strong>der</strong>-<br />
tafel untergebracht; dann geht die Erzählung weiter: „jenseit<br />
<strong>der</strong> Luiticicr," welche erst wie<strong>der</strong>um vier und si eben zig<br />
Kapitel weiter als Gesamtntname jener kund werden: darin<br />
liegt das Unlogische, darauf ich hingewiesen. Und ich kann<br />
auch hier nur wie<strong>der</strong>holen: so schreibt kein vernünftiger Autor,<br />
so hat auch Adam unmöglich geschrieben.<br />
An <strong>der</strong> vollständigen Darlegung meiner Ansicht vom Vul-<br />
canustopf und vom dreifachen Neptun wird <strong>der</strong> Nachweis, wie<br />
die Versetzung jener Nachrichten könnte entständen sein, und<br />
die Erläuterung vermißt, woher doch zu <strong>der</strong> Olla Vulcani auf<br />
Solinus Vezug genommen werde. Ich meine beides berührt<br />
zu haben, wenn auch in <strong>der</strong> Kürze.<br />
Solinus erwähnt mehrmals vulkanischer Krater, also <strong>der</strong>-<br />
selben Sache, wenn auch sucht mit demselben Namen<br />
wie Adam von Bremen ^). Diese Auolegung verlangen,<br />
meines Trachtens, selbst die Worte: „Da ist ein Topf des<br />
Vulcan, was die Einwohner Griechische Gluth nennen, was ^)<br />
auch Solinus erwähnt." Denn für verdorben kann ich das<br />
getadelte c^oä nicht halten. Der klassischen Latinität, welche<br />
wie das gesammte Alterthum dem Concreren zudrängt, wi<strong>der</strong>-<br />
') äänm. Vrem. 64.<br />
*) ääam. 1^0.<br />
') Nordlandsk. S. 195. 196.<br />
') De yuo etiaiu meminit 8n1inu3. Das lfto als Neutrum gedacht,<br />
nicht als Masculmum aus das vorhergehende i^ni» bezogen.
!95<br />
strebt freilich jener Gebrauch des Relatidums; um so lnehr<br />
entspricht das unbestimmte was <strong>der</strong> abstracten, n^pd^en Auffassungslveise,<br />
in <strong>der</strong> unser Autor seiner Zeit und seiner Bildung<br />
l)ach heimisch .ist. ,<br />
Volt vulkanischem Voden an <strong>der</strong> Slavischen Küste, M<br />
die Danen sp viel verkehrt hatten, kann aber König Sven,<br />
<strong>der</strong> Gewährsmann Adams, diesem unmöglich berichtet haben,<br />
so unkundig war man in Dänemark hes Laydes nicht: <strong>der</strong><br />
Vulcanustopfkann also nlcht Nach Iumne gehö.rett ^). Auch<br />
nichr <strong>der</strong> Neptnn dreifacher Natur, denn Adam weiß von keiner<br />
Insel an <strong>der</strong> Mündung dev O<strong>der</strong>. Hätte er dort eine<br />
solche gekannt, so würde das wun<strong>der</strong>reiche, von den drei Wassern<br />
bespülte Eiland ohne Zweifel das vierte sein zu den drei<br />
ausgezeichneteren, welche seiner Angabe nach (M <strong>der</strong> Slav.enküste<br />
liegen ^). Dagegen findet sich, was may .imcilften Md<br />
zwölften Jahrhun<strong>der</strong>t Vulcanustopfe nannte, nirgend im ganzen<br />
Norden als auf Island. Und wie hätte dem Udam/ zu<br />
dessen Zeit Isländische Abgeordnete in Bremen beim Erzbischof<br />
Adalbert waren ^), die Vulcanilät jenes Eilandes entgehen<br />
können, welche zu dessen wesentlichem Charakter gehört, und<br />
die für die kirchliche Vorstellung jener Zeit eine so hohe Wichtigkeit<br />
hatte: in den Vulcanstöpfen sahs man ja hätten <strong>der</strong><br />
Qual für verstorbene Sün<strong>der</strong>. Dennoch gedeckt ihrer Adam<br />
nirgend in <strong>der</strong> Beschreibung Islands, wenn nicht jene Stelle<br />
Hieher geselt wird. Die Olla Vulcani muß also nach Island<br />
gehören. Eben dahin auch <strong>der</strong> dreifache Neptun. Schon<br />
die rhetorische Antithese zu dem Vulcanustopfe knüpft ihn an<br />
diesen; die Bemerkung des Scholiasten ^")/ bei Island sei <strong>der</strong><br />
7) Nordlandsk. S. 195.<br />
«) Nmdlandsk. S. 1b2.<br />
) Irland e«t uce»nl,g ^illcintu» et lerven« ei<br />
o!. 103.<br />
VI ^. 13
!96<br />
decisele, brausende und finstre Ocean, also nach Adams Aus-<br />
druck Neptun in dreifacher Natur, weist ihn nicht min<strong>der</strong><br />
dorthin.<br />
Die Verwechselung von Island und WoNin, die aus dem<br />
allen sich ergiebt, dem Adam selbst zur Last zu legen hin<strong>der</strong>t<br />
<strong>der</strong> besonnene Charakter des Mannes. Die Schuld kann nur<br />
den Abschreiben: seines Buches beigemessen werden: sie waren<br />
es, welche in die Beschreibung von Iumne einschoben, was<br />
ursprünglich unter den Merkwürdigkeiten Islands seine Stelle<br />
hatte.<br />
Griechenfeuer nannten die Romisch christlichen Islan<strong>der</strong><br />
jene vulkanische Gluth. Der Grund liegt nahe. Hatte doch<br />
niemand nähern Anspruch an die feurigen Qualen als die<br />
Ketzer, und unter diesen waren vor allen die Griechen d. h.<br />
die Anhänger <strong>der</strong> Griechischen Kirche im Norden bekannt ' ^).<br />
Sie waren nicht min<strong>der</strong> als die Barbaren d. i. die Heiden in<br />
heidnischen Gebräuchen verstrickt, und suchten wie diese Rath<br />
bei Zauberern uud Zeichendeutern. Sie vermag Adam zwar<br />
nicht <strong>der</strong> Heidenwelt, aber auch nicht <strong>der</strong> Christenheit beizu-<br />
zählen, denn Christen heißen ihm nur die Römischen Christen.<br />
Nun waren aber Griechen nirgend im Norden mehr zu<br />
Hause als in Iumne. Hier lebten sie ungehin<strong>der</strong>t nach ihrer<br />
Weise, während die Sachsen, um geduldet zu werden, ihr Chri-<br />
stenthum verleugnen mußten. Las ein Geistlicher von solcher<br />
Begünstigung <strong>der</strong> Griechen in Iumne vor den ächten Chri-<br />
sten, so schrieb er wohl, an den künftigen Ausgang erinnernd,<br />
die Stelle vom Griechenfeuer auf den Rand seines Buches,<br />
die andre vom Neptnn, mit jener eng verbunden folgte nach,<br />
spätere Abschreiber nahmcn das Glossem in den Tere auf, und<br />
eine letzte Redaction ließ eS stehen, wo es nicht hin gehörte,<br />
und tilgte die Worte an ihrem rechten Platze ").<br />
") Nordlandsk. S. 195.<br />
") Nordlandsk. S. 156. 16l. 169.
197<br />
Helmold hat die Nachricht von <strong>der</strong> Olla Vulcani nicht in<br />
seine Slavenchronik aufgenommen. Das ist allerdings kein<br />
zuverlässiger Beweis, daß er sie noch nicht da gefunden, wo<br />
wir sie jeht lesen, und daß also erst nach seiner Zeit die Ver-<br />
wirrung entstanden. Möglicher Weise sah Helmold diese be-<br />
reits vor sich und durchschaute sie wenigstens halb, da er den<br />
dreifachen Neptun nur mit einiger Verän<strong>der</strong>ung aufnahm, den<br />
Vulcauustopf aber ganz ausschloß, weil er die Notiz für un-<br />
ächt und des Meisters Adam unwürdig achtete, von dessen hi-<br />
storischer Kunst er keine geringe Meinung hatte "). Das<br />
ist, was ich behauptet "), die Auslassung bei Helmold mache<br />
jene Stelle verdächtig. Davon reinigt sie so wenig <strong>der</strong> An-<br />
nalist als das Zeugniß <strong>der</strong> Handschriften, <strong>der</strong>en keine über<br />
das dreizehnte Jahrhun<strong>der</strong>t hinaus reicht.<br />
Lappenbcrgs Deutung <strong>der</strong> Olla Vulcani überzeugt mich<br />
nicht. Leuchtthürme o<strong>der</strong> Feuerbaken sind an <strong>der</strong> Ostsee<br />
schwerlich irgend wo, an <strong>der</strong> Pommerschen Küste gewiß nicht<br />
vor Einführung des Christenthums nachzuweisen. Mit diesem<br />
und beson<strong>der</strong>s mit dem Cultus des heiligen Nicolaus., des<br />
Schutzpatrons <strong>der</strong> Seefahrenden, erschienen jene menschenfreund-<br />
lichen Anstallcn, welche die Nordische und Slavische Heiden-<br />
welt nicht kannte In Pommern war, so viel mir eben erin-<br />
nerlich, die früheste Feuerbake die auf Hiddensee, welche das<br />
dortige Nioolanskloster unterhielt.<br />
Und 'die Ableitung des Namens Olla von Wollin, deS<br />
Ausdruckes Griechisches Feuer aus einem ähnlich klingenden<br />
Slavischen Worte, das Leuchtturm, Feuerbake bedeutet habe?<br />
Finn Magnusen. hat eine Auslegung von ähnlichem<br />
Charakter "), M <strong>der</strong> Wert au f f noch neuerdings sich ein-<br />
Uz e«t maxister ^cllim, yul ^esta, Nammadurssen,!« eooiesiae<br />
pnntiliculu llizertisgimo sermone con3Cl^8Ìt. Helm. I> 14. i«.<br />
") Nordlandök. S. 1b l.<br />
") Lll6a!5l-en lll, 53. W.
198<br />
verstanden erklärt ^). Er findet nämlich, die Spanier, welche<br />
seltsam genug Adam von Bremen in Kurland namhaft<br />
macht ^), haben ihren Grund in einem eigenen Mißverständ-<br />
niß. König Sven soll dem Bremer Domherrn ein Dänisches,<br />
vielleicht uraltes Lied vorgelesen haben ^), darin das Worl<br />
Lpün vorgekommen, welches sowohl Spanien als auch eine<br />
Art Wahrsagerei bedeuten könne; diese sei gemeint gewesen,<br />
jenes sei verstanden worden. Mir scheint die Schwierigkeit<br />
viel einfacher und glaublicher durch einen Fe<strong>der</strong>strich gelöst,<br />
<strong>der</strong> die Spanier in Heiden verwandelt ^), während jene aus<br />
ungefährem Gleichklang heraus gesponnenen Hypothesen an<br />
mittelalterliche Ableitungen erinnern, wie Iulin vom Julius<br />
Cäsar, Wolgast vom Augustus, Hamburg vom Jupiter Am-<br />
mon :c. Wie leichtfertig müßte doch Adam seine Nachrichten<br />
aufgerafft "haben, hätte er bei einem solchen Verhören gar nicht<br />
angestoßen und nicht einmal nachgefragt, ob er recht vernom-<br />
men, o<strong>der</strong> wenn er aus dem Namen WoNin stugs eine Olla<br />
Vulcani, aus irgend einem Slavischen Worte, das von ferne<br />
wie AI-26CU5 IAM3 klang, ein Griechisches Feuer gemacht<br />
hätte. Darin kann ich den wohl unterrichteten Schriftsteller<br />
^nnaler sor Norliisk Ollll^nlliFkeä. 1836—1837. 8. 58.<br />
u. 1.<br />
i') Hnaruin s3ci1. in8u1lirum) inliximli e8t iila<br />
äicitnr, iter o^to liieruin n^ien3, ^en^ orul!eli8>inill<br />
rille «ultum luAltur al) omnidu«;: iiurum idi j , ^<br />
livinis) »u^uridug nt^uo nicrom^ntici» oliine« lloniU3 «unt<br />
ui etiani ve8titu inonacliico inäuti 8unt. ^ toto orlie idi<br />
z)etuntur maxilne lil) Ki8plini5 et ^rli6ci8. Illinc in^n-<br />
iHlU in vita 8lincti ^n8F«irii Otiori nominlitliin cr6lIiliiU8) l^vmni tunc<br />
8u60NS8 triduttt 8lid^6oerunt. Dilli idi nunc fiictli E8t ecclezili, c»^'u8-<br />
«tuclio ne^0ti2tori8, c^ueiu rex Vilnorum inulti» licl dnc illexit<br />
1^5! e e nini rex ^2lillen8 in Do in ino recita vit<br />
luiki liun« Olilltilenllin. .^lwin. Uren,. 223.<br />
'") So deutet Finn Magnuscn die lohten Worte <strong>der</strong> eben angeführten<br />
Stelle Adams, unmöglich mit Neän.<br />
") Statt nl5z,2:n« zu Icftn l»i« ^»z;2lli«. Nordlandsk. S. 187.
199<br />
nicht wie<strong>der</strong> erkennen, dessen unbefangene Auffassung mündli-<br />
cher Berichte, wie dessen Fleiß und Einsicht in Benutzung <strong>der</strong><br />
ihm zugänglichen Quellen auch Herr v. Lappenbxrg zu rüh-<br />
men weiß 2°).<br />
Eben so wenig wird ihm <strong>der</strong> Irrthum hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Lage von Demmin beizumessen sein, <strong>der</strong> doch auch wie<strong>der</strong> als<br />
kein Irrlhum gelten soll, weil er in <strong>der</strong> Sprache des Mittel-<br />
alters seine Rechtfertigung sinde. Was die päpstliche Urkunde<br />
sagt, ist indessen noch weit ab von dem Ausdruck: an <strong>der</strong><br />
Mündung. Es wird schlagen<strong>der</strong>er Zeugnisse bedürfen, um die<br />
Ueberzeugung zu gewähren, es sei u^ter kündigen Leuten im<br />
Mittelalter Sprachgebrauch gewesen, Lübeck eine Stadt an <strong>der</strong><br />
Mündung <strong>der</strong> Trave, o<strong>der</strong> Hamburg und gar Lüneburg<br />
Slädte an <strong>der</strong> Elbmündung zu nennen. Und selbst, wenn<br />
ein so ungenauer Sprachgebrauch im gemeinen Lehen statt ge-<br />
funden Halle, würde daraus noch nicht folgen, daß ein sorg-<br />
samer Geograph sich eben so ausdrückte. Die Vorstellung<br />
aber hal dieser sicher gehabt, daß Demmin nicht da liege, wo<br />
die Peene m's Meer stießt, son<strong>der</strong>n tiefer landein. Deshalb<br />
bemerkt er aittithelisch, von Iumne nach Demmin werde geru-<br />
<strong>der</strong>t, nach Samland gesegelt ^). Wie die falsche Nachricht<br />
in den Tert gekommen, erkennt sich leicht; sie verdankt ihre<br />
Entstehung dem Scholiastcn ").<br />
Noch weniger kann Adam die Runen an den Ausstuß<br />
<strong>der</strong> Peene gesetzt haben. Sein geographisches System macht<br />
ihm dcn Irrlhum unmöglich. Mehr als einmal berichtet er,<br />
die Circipaner und Chizziner bewohnten das Land an <strong>der</strong> ei-<br />
A. ll. O. S. 326. 776. 770.<br />
civilste drevi remissia trnHioitur kwc<br />
e «ita est in n
200<br />
lien, die Tholosanten und Rhetarier an <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite jenes<br />
Flusses 2 2). an <strong>der</strong> Peene bleibt also auf seiner Lan<strong>der</strong>tafel kein<br />
Raum für die Runen, welche vielmehr ihre Wohnsitze auf einer<br />
Insel haben, die den Wilzen d. i. eben jenen vier Völkerschaften<br />
gegenüber liegt ^).<br />
Ueberhaupt sehe ich nicht, was zu <strong>der</strong> Annahme nöthigte,<br />
<strong>der</strong> Chronist sei so gar schlecht unterrichtet über die Lage von<br />
Temmln und die Slavischen Völker an <strong>der</strong> Peene. Er selbst<br />
meint sich bis an die O<strong>der</strong> in Besitz zuverlässiger Kunde, erst<br />
über die Län<strong>der</strong> östlich jenes Stromes äußert er sich unbestimmter:<br />
„man sage" o<strong>der</strong> „er habe davon vernommen" 2-)^<br />
Daß er sich über seine Kenntniß täusche, geht wenigstens aus<br />
<strong>der</strong> Angabe nicht hervor, Virka liege Iumne gegenüber: was<br />
wäre doch darin Unrichtiges?<br />
Aber die Amazonen und Cynocephalen, die er aus Solinus<br />
und Martianus gläubig aufgenommen und an die Ostsee<br />
verpflanzt, zeigen, wie unklar seine geographischen und ethnographischen<br />
Vorstellungen gewesen. Allerdings Adam stützt<br />
sich auf seine Römischen Vorgänger mehr noch, als Herr Lappenberg<br />
zugeben will, denn eine Einwirkung Nordischer My^<br />
rhologie auf die Darstellung unsers Amors vermag ich nicht<br />
anzuerkennen.<br />
Eine Stadt envähnt Adam auf seiner Rieseninsel nicht,<br />
eine Stadt Gerythus kennt Sarò eben-so wenig, son<strong>der</strong>n einen<br />
König Geruthus, wahrscheinlich den mythischen Geirröd,<br />
") ^äam. Vrem. 64. 138. 140.<br />
'") ^äam. Lr. 225.<br />
2 5) I/näe incipiunt Kne3 HaminaliurFengis parocklas, qui per<br />
8ll!Vftl-Uln ztopulftg innAO trll^tu porri^llntur U5yue »ill I'li<br />
AuviuM) idi limes e«t nnZtrae clinecesi«. Inil« >Vilxi et, I^euticii<br />
liefere kolner2N08. Deinde ilitissimH »I'olnnorum terr»<br />
nissuäitur, cu^'u« terminum äicunt iu ki-uxxi» re^nuiu vonnecti.<br />
22l.
201<br />
dessen beide Edden gedenken ^). Nm- ^n einer Vurg dieses<br />
Königs, Geirrodargard genannt, wissen die Isländischen Sa-<br />
gen, nur eine Vurg nennt auch Sarò ^). Allein zwischen<br />
dem, was von dieser gemeldet wird, und <strong>der</strong> Beschreibung<br />
Adams ist nicht von fern eine Uebereinstimmung. Und ist die<br />
ganze Fahrt nur ein Histörchen des Bremer Vrzbischofes, so<br />
dürfte leichter abzusehen sein, wie dieser zu Vorstellungen des<br />
Römischen Alterthums gekommen, als wie er Kunde erlangt<br />
von den Sagen des heidnischen Nordens.<br />
Mit dem finstern Meere ist cs nicht an<strong>der</strong>s. Oumdskaf<br />
bedeutet wörtlich das stumme, schweigende Meer, was also<br />
ungefähr dem lateinischen mure caii^änz entspricht, doch kei-<br />
nesweges so genau, daß man dadurch gezwungen würde, die-<br />
ses für eine Ueberschung des Isländischen Wortes zu halten.<br />
Ob es Römische Benennung o<strong>der</strong> nichl, kommt wenig in<br />
Betracht, ist doch die Vorstellung jeden Falles Römisch und<br />
dem Martian wie dem Solinus geläufig.<br />
. Also keine Nordischen Mythen im Adam von Bremen,<br />
desto mehr Fabelhaftes aus seinen Lateinischen Gewährsmän-<br />
nern. Doch ist daraus nicht zu schließen, seine Nachrichten<br />
vom Wendenlande innerhalb und an den Grenzen <strong>der</strong> Diocese<br />
seines Erzstifles müßten unzuverlässig o<strong>der</strong> unklar sein.<br />
Nur in dem fernen, von Nebeln umzogenen Hintergründe<br />
seines geographischen Bildes von Scythien, auf <strong>der</strong> Strecke<br />
von Ostragard bis Ubsola treten die Fabelgestalten des Al-<br />
terthums wie<strong>der</strong> hervor, Martian und Solinus erscheinen als<br />
Autoritäten, die, durch bessere Kunde verdrängt, in dem Mit-<br />
2 6) Die ältere in Grimmismal, die jüngere in <strong>der</strong> Skalda S. 112 ic.<br />
<strong>der</strong> Ausgabe von Rask.<br />
2') Die Ausdrücke nzi^icium, ul-I)3 bedeuten bei Saxo (Ausgabe von<br />
Klotz S. 250) nicht Stadt, son<strong>der</strong>n den vcrwallten Raum, innerhalb dessen<br />
die Burg (conclave «axeum, cui (^erutnum faina erlit ^r<br />
,uevi««e). Vgl. Balt. <strong>Studien</strong> Jahrg. b. H. 1. S. 146. Anmerk.
202<br />
tel- und Vor<strong>der</strong>grunde nicht erwähnt werden. Letzterer be«<br />
greift Slavanien links <strong>der</strong> Peene, Dänemark, Norwegen bis<br />
nach Dronthcim und Schweden bis an Ubsola, denn bis da-<br />
hin hatte sich das Christenthum von Bremen aus verbreitet;<br />
so weit reichten auch die Nachrichten, die <strong>der</strong> Bremer Dom-<br />
herr durch seine amtliche Stellung erlangen konnte, und die er<br />
selbst angiebt. Den Mittelgrund aber beleuchten die Berichte<br />
eines edlen Nordalbingiers und vor allen des Königs Sven<br />
Estrithson, <strong>der</strong> alle Geschichten <strong>der</strong> Barbaren im Gedächtniß<br />
hatte, als ob sie geschrieben wären ^). Das ist <strong>der</strong> Raum,<br />
darin Iumne und Demmin gelegen sind, dieses hart am Rande<br />
des Vor<strong>der</strong>grundes, jenes nur eine kurze Rn<strong>der</strong>bootsfahrt wei-<br />
ter hinaus.<br />
Seien damit die Erörterungen geschlossen, zu denen mich<br />
Adams Beschreibung des Slavenlandes veranlaßt. Verstüm-<br />
melt habe ich die Stelle nirgend genannt, wohl aber verscho-<br />
ben und verwirrt ^). Gben so wenig habe ich aus ihr Ver-<br />
setzungen im Terte des Adam beweisen wollen, vielmehr habe<br />
ich <strong>der</strong>gleichen hier anzunehmen mich nur befugt gehalten, weil<br />
ich sie an<strong>der</strong>wärts in demselben Bnaie schon deutlich erkannt hatte.<br />
Und ist meine Meinung unrichtig, weicht sie von <strong>der</strong> mei-<br />
nes Gegners ab? Es scheint so, da er es für seine Obliegen-<br />
heit hält ihr zu begegnen. Doch stehen jene Einschallungen<br />
in den gedruckten Terten, welche sich in einigen Handschriften<br />
noch als Scholien und Marginalnoten nachweisen lassen ^"),<br />
ohne Zweifel nicht am rechnen Orte, sie sind also versetzt, <strong>der</strong><br />
Tert enthält Versetzungen. Willkührlich werden diese wohl<br />
auch sein, denn wären sie nothwendig, so wären sie nicht Ver-<br />
setzungen. Allein die wilM'lhrlichsten! So unterschieden sich<br />
unsre Ansichten nnr in dein Grade <strong>der</strong> angenommenen Will-<br />
2«) Nordlandsk. S. 168—190.<br />
22) Nordlandsk. S. 159.<br />
'°) S. oben S. 187.
203<br />
kühr. Auch das nicht. Was ist willkührlicher, das relativ<br />
Willkürlichste o<strong>der</strong> das absolut Willkührliche? Vielmehr, was<br />
uns aus einan<strong>der</strong> halt, ist das Kriterium. Versetzungen, die<br />
urkundlich, durch das Zeugniß <strong>der</strong> Codices, nachgewiesen sind,<br />
will Herr I). kappenberg als solche anerkennen und mehr<br />
nicht, denn das. Auf dem Wege wird er ein ehrenwerthes<br />
'Werk zu Stande bringen, wofür ihm <strong>der</strong> Dank aller Freunde<br />
Deutscher uud Nordischer Geschichte nicht entstehen kann, eine<br />
zuverlässige Ausgabe Adams von Bremen, wie <strong>der</strong> Tert im<br />
dreizehnten Jahrhun<strong>der</strong>t dalag. Aber das Autographum ist<br />
dadurch noch nicht hergestellt.<br />
Wenn <strong>der</strong> Herausgeber, nachdem er das Seine gethan,<br />
von dem Buche zurücktritt, bleibt <strong>der</strong> historischen Kritik noch<br />
ihr Recht und ihre Pflicht aus innern Gründen die Son<strong>der</strong>ung<br />
des Aechten vom Unächten zu versuchen. Ihr Kriterium ist<br />
in Beziehung auf die geographischen Nachrichten Adams die<br />
Consequenz des Systems, Wo aber Konsequenz? da ist auch<br />
logisches Denken, wo dieses logische Darstellung. Auf dieser<br />
Seite finde ich das Feld für meine Thäligkeit.<br />
Dabei handelt es sich nicht bloß um eine Ehrenrettung<br />
Adams. Auch Herr Lappenberg spendet ihm ja reichliches<br />
Lob, wenn er gleich aus Ehrfurcht vor dem beschriebenen<br />
Pergament im Einzelnen wie<strong>der</strong> zurück nimmt, was er im All--<br />
gemeinen gegeben hat. Son<strong>der</strong>n darauf kommt es an, daß<br />
Adam von Bremen in seiner Verständigkeit anerkannt werde,<br />
.damitele geschichtliche Kritik sich seiner als Prüfstein bedienen<br />
könne, um die inhaltreiche aber durch und durch phanlastische<br />
Sagenliteralnr <strong>der</strong> Islän<strong>der</strong> zu wüidi'gt'N, die eben j'clU durch<br />
die Bestrebungen <strong>der</strong> Kopenhagener Gesellschaft für Nordische<br />
Attel'thulllökunde immer mehr aus <strong>der</strong> Dunkelheit her^org^o-<br />
gen wird.<br />
Ludwig Giesebrecht.
Dreizehnter Jahresbericht<br />
<strong>der</strong><br />
Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />
und<br />
Alterthumskunde').<br />
Vorgetragen in <strong>der</strong> Generalversammlung am 15. Juni 1838.<br />
1. Aur äussern Vcschichte <strong>der</strong> Wesellschatt.<br />
1. vierzehn Jahre sind mit dem heutigen Tage verflossen,<br />
seit die Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthums-<br />
kunde ins Leben getreten ist. Wenn es <strong>der</strong>selben gelungen ist,<br />
sich während dieses Zeitraums nach Außen, wie nach Innen<br />
je länger, ft mehr gedeihlich zu entwickeln, und Anerkennung<br />
ihres Strebens zu finden, so darf daraus wohl <strong>der</strong> Schluß<br />
gezogen werden, daß die Stiftung des Vereins ein zeitgemä-<br />
ßes Werk war, und daß die Freunde <strong>der</strong> Geschichte unserer<br />
Provinz einen willkommenen Vereinigungspunkt in demselben<br />
gefunden haben. Troß <strong>der</strong> geringen Muße, welche die Mit-<br />
glie<strong>der</strong> — meistens nur in den Stunden <strong>der</strong> Erholung von<br />
den Berufsarbeiten — <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> heimathlichen Ge-<br />
schichte widmen konnten, ist dennoch ein ansehnliches historisches<br />
Material zusammengebracht, zum Theil in den Schriften <strong>der</strong><br />
') Wir können auch diesmal nur den Bericht des Stettiner Ausschusscz<br />
geben, da von <strong>Greifswald</strong> her kein solcher eingegangen ist.
205<br />
Gesellschaft und an<strong>der</strong>weit bereits verarbeitet, eine Bibliothek<br />
gegründet, und an Münzen, Gemälden, Charten, Zeichnungen,<br />
Alterthümern aller Art, <strong>der</strong> Grund zu einem antiquarischen<br />
Museum gelegt, das ebenso belehrend für den theilnehmenden<br />
Beschauer, als wichtig für den Bearbeiter <strong>der</strong> Geschichte Pom-<br />
merns zu werden verheißt. Allmählig faßte kaum noch das<br />
enge, <strong>der</strong> Gesellschaft zugehörige Locale die Besitztümer <strong>der</strong>-<br />
selben, so daß besorgt werden mußte, die Sammlungen wür-<br />
den bei dem Mangel an Raum für eine zweckmäßige Aufstel-<br />
lung unfruchtbar und <strong>der</strong> Gefahr <strong>der</strong> Verwirrung und Be-<br />
schädigung ausgesetzt sein. Desto mehr freut sich <strong>der</strong> Ausschuß,<br />
den hochverehrten Mitglie<strong>der</strong>n unsers Vereins die Nachricht<br />
mittheilen zu können, daß demselben auf die huldvolle Verwen-<br />
dung des Kronprinzen Königlicher Hoheit, des hohen Protec-<br />
tors <strong>der</strong> Gesellschaft, durch gnädige Bewilligung Ihrer Kö-<br />
niglichen Hoheit, <strong>der</strong> Frau Prinzessin Elisabeth zwei geräu-<br />
mige, freundliche Zimmer im hiesigen Schlöffe überwiesen wor-<br />
den sind, von welchen <strong>der</strong> Ausschuß schon mit dem April d. I.<br />
Besitz genommen hat. Durch diese Zimmer und das scholl<br />
früher erlangte hat nunmehr die Gesellschaft ein für ihre ge-<br />
genwärtigen Bedürfnisse ausreichendes Locale gewonnen, und<br />
es ist <strong>der</strong> Anfang gemacht, dell größeren Theil <strong>der</strong> Samm-<br />
lungen in den« neuen Ramncn aufzustellen. Auch <strong>der</strong> innern<br />
Ordnung wird <strong>der</strong> Ausschuß jetzt erfolgreicher seine Aufnn'rk-<br />
samkl'it widmen können, eine Ana/legcichcit, welche da5 In-<br />
teresse unserer Gesellschaft wesentlich för<strong>der</strong>n dürfte.<br />
2. In <strong>der</strong> Zusammensetzung des Ausschusses sind bis auf<br />
den Eintritt des Herrn Bagmihl in denselben keine Verände-<br />
rungen vorgekommen, so daß die Geschäfte in <strong>der</strong>selben Weise<br />
vertheilt blieben, wie es in <strong>der</strong> vorjährigen General-Versamm-<br />
lung angezeigt worden ist.<br />
3. Die Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> hat sich durch den Veitritt<br />
folgen<strong>der</strong> hochgeachteter Männer vermehrt:
206<br />
1. Herr Brandt, Konigl. Regierungs- und Vaurath zu<br />
Stettin.<br />
2. - von Du ring, Kon. Premier-Lieutenant zu Stettin.<br />
3. - Ehrhardt, K. Iusli; Colnmissarius;. Swillemünde.<br />
4. - Feldlmann, Agens zu Stalin.<br />
5. --_ von Geisler, Rcgiernngsralh zu Stettin.<br />
6. - Gutike, Kauflnann ;u Elelliu.<br />
7. - Hakendahl, Kreis-Einnehmer zil Deminin.<br />
8. - Graf von Hohenwart, K. K. Guberuial-Rath<br />
zu Laibach.<br />
9. - Krüger, K. Insti;'at> in Sletlill.<br />
10. - Lipten, Land- und Stadtgerichtsrath in Stettin.<br />
'N. - Dr. Lucas, K. Schulratl) und Gymnasial-Tirector<br />
zu Königsberg i. P.<br />
12. -- Meistev ^un., Kaufniann in Stettin.<br />
13. - Nie mann, Gutsbenl^r auf Kurow bei Stettin.<br />
14. - Pli'lddemann, Ob.-Landes-Gerichls-Referendarius<br />
zu Stetlilt.<br />
15. - Regenspurg, Prediger zu Echonwalde bei Labes.<br />
16. - Remy, K. Iustizrath in Stettin.<br />
17. - Di'. Sachs, Iltteudantur-Secretalr zu Stettin.<br />
18. - Stryck, O.-Landes-Ger.-Neferendarius in Stettin.<br />
19. - Tettenborn, Land- und Stadt-Gerichts-Director<br />
zu Stettin.<br />
20. - von Winterfeld, Hauvtmann zn Stettin.<br />
21. - von Witz leben, Major und Bataillons-Commandeur<br />
zu Stettin.<br />
Ausgeschiedeu sind aus <strong>der</strong> GeseNschaft: Herr Kammer-<br />
Rath Brummer zu Treptow a. d. R., Herr Iustizrath<br />
Wülsten zu Stargard, Herr Kammer-Ger.-Assessor Mollard<br />
zu Berlin, Herr Vegierungs-Assessor von Senden zu<br />
Königsberg i. P< Durch den Tod verlor dis Gesellschaft die<br />
Herren General-Lieutenant von Kamele Ercell. zu Stettin,
207<br />
von Vagewii), Rittmeister a. 2). auf Drigge, Ober-kan-<br />
des-Gerichts-Asseffor Stegemann zu Stettin, Wcidner,<br />
Kaufmann zu Stettin, Graf von Brühl, wirklichen Gehei-<br />
men Nath, Geneial-Intendaut <strong>der</strong> Köuigl. Museen, Er^ellenz,<br />
zu Berlin, Dr. Koepke, Direclor und Professor des Gym-<br />
nasii zum grauen Kloster zu Berlin. Nach dem Mitglie<strong>der</strong>-<br />
Verzeichnis; vo,n 11). Januar l837 zahlte die Gesellschais über-<br />
haupt 34V Mitglie<strong>der</strong>, zugetreten sind l8^ 20 Milglie<strong>der</strong>.<br />
203<br />
3. Sundine. Iahrgg. 1837. Geschenk des Herrn v.<br />
Suckow zu Stralsund.<br />
^. Materialien zur Culturgeschichte Rußlands. Heft 1:<br />
enthaltend die Aufzählung <strong>der</strong> Quellen zur Gesch. d. ruß.<br />
Literatur Petersb. 1819. 8. — Heft 2: Bibliograph. Blätter<br />
für 1825. — Heft 3 : Auszug aus L. H. v. Jakobs<br />
Erstem Decennium <strong>der</strong> Reg. Aleran<strong>der</strong>s I. ; Chronol. Uebersicht<br />
d. Schulen Rußlands u. f. w.<br />
5. Verzeichniß <strong>der</strong> von P. v. Koppen gesammelten daterl.<br />
Alterthümer. Moskau 1822. 8.<br />
6. Sammlung Slavischer Alterthümer des Auslandes.<br />
Heft 1: die Facsimile's <strong>der</strong> ältesten Denkmäler slavischer<br />
Schrift mit Cyritt. und Lat. Schrift u. s.' w.<br />
7. Vier Briefe über dienenesten Fortschritte <strong>der</strong> slavischen<br />
Literatur nach allen Mundarten. (Aus dem Journal<br />
des Minist, des öffentl. Unterrichts.)<br />
8. Ueber die Wolga Bulgharen. (Ebendaher.)<br />
9. Ueber Tumuli in Rußland. 1836. 8.<br />
10. Alphab. Vcrzcichniß <strong>der</strong> bekanntesten Tumuli in Rußland.<br />
Petersb. 1837. 8.<br />
11. Ueber Organisation d. Schulen. Petersb. 1527. 8.<br />
12. Ueber Weinbau u. Weinhandel in Ruß land. 1832.8.<br />
13. Ueber d. Ursprg., die Sprache u. Lil. <strong>der</strong> litauischen<br />
Völkerschaften. Milan. 1829. 8.<br />
14. Ueber Alterthum u. Kunst in Rußland. Wien.<br />
1822. 8.<br />
15. Baktschisarai zur Zeit <strong>der</strong> Cholera. Petersb. 1830.<br />
16. Lilerarnolizen, betreffend die Magyarischen u. Sächsischen<br />
Dialectc in Ungarn u. Siebenbürgen. Petersb. 1826.<br />
17. Olbisches Psephisma zu Ehren des Protogenes.<br />
Wien. 1823.<br />
18. 19. Zwei Werke in Russischer Sprache.<br />
20. Charts <strong>der</strong> südlichen Krimm.
209<br />
Nr. 4—20. Geschenk des Kaiserlichen Etatsrath Herrn v.<br />
Koppen zu Petersburg.<br />
21. Fritze Gesch. d. Schulzen-Compagnie zu Alt-Stet-<br />
tin. Stettin. ^837. 8. Geschenk des Herrn Stadtrath<br />
Dieckhoff.<br />
22. Wegweiser für die Wan<strong>der</strong>er in die berühmte AdelS-<br />
b erg er u. Kronprinz Ferdinands-Grotte bei Adelsberg in<br />
Krain. Herausg. v. Franz Grafen v. Hohenwart.<br />
Sammt Aloys Schaffenraths gezeichneten Ansichten dieser<br />
Grotte. Wien u. Laibach. 1830—32. 3 Hefte Querfolio.<br />
Geschenk des Herrn Grafen v. Hohenwart.<br />
23. Dt-. Maaß Gesch. u. Veschr. <strong>der</strong> St. Manendomkirche<br />
zu Colberg. Colb. 1837. 6. Geschenk des Herrn Verf.<br />
24. Variscia. Herausg. v. Schmidt u. Alberti. Vierte<br />
Liefrg. 1637. 8. Gesch. des Voigtland. Alttrth. forsch.<br />
Vereins.<br />
25. Nachrichten an die Mitgl. des Voigtl. Alt. forsch.<br />
Vereins. Erste Abth. Schleiz. 1836. 8. (Enth. Katalog<br />
<strong>der</strong> Vereins-Vibliolhek.) Desgleichen.<br />
26. Michelsen u. Asmussen Archiv f. Staats- u. 5iir-<br />
chengeschichte <strong>der</strong> Herzogthülncr SchlesN'ig, Holstein,<br />
Lauen burg u. s. w. 3ter Band. Altona, 1837. Gesch.<br />
<strong>der</strong> GescNsch. für vaterl. Gesch. des Herz. Schleswig :c.<br />
27. Cos liner Volksblatt. Iahrgg. 1628—31. Gesch.<br />
des Herrn Oberlehrers Hering.<br />
28. Proben <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>deutschen Mundarten v. Nake-<br />
buhr, Deutsch-Vukow, Neustettin, Galow-Dainm, Stolp,<br />
Marrin :c. Gesammelt u. übersendet durch Herrn Director<br />
Giesebrecht zu Neu-Stettin.<br />
29. Drei Zeichnungen in schwarzer Kreide: St. Ste-<br />
phanskirche, Stettiner Thor, und ein Mauerthurm, sämmtlich<br />
in G a rz a. d. O<strong>der</strong>. Uebersendet durch den Herrn Reg.-Rath<br />
Grafen v.Itzen plitz zu Stettin, Gesch.dcs Herrn LehrerKnütter.<br />
Vl. l. lä
2l0<br />
30. Instruction für Aufgrabung vorchristl. Denkmäler in<br />
Meklenburg. 19 Er. Gesch. d. Vereins für Mekl. Gesch.<br />
31. Meklenburgische Urkunden, gesammelt und bearbeitet<br />
v. Lisch. Desgleichen.<br />
32. Jahrbücher des Vereins f. Mcklenb. Gesch. u. Alt.-<br />
Kund v. Lisch u. Bartsch. 2ter Jahrgang. 1837. Desgl.<br />
33. Franz Nessels Schil<strong>der</strong>ung des katholischen Gottesdienstes<br />
in Stralsund kurz vor <strong>der</strong> Reformation. Herausg.<br />
von Zober. Strals., 1837. Gesch. des H. Verf.<br />
34. Peter Suleke, Religionsschwärmer des löten<br />
Jahrh. Von Tannes. Strals. 1837. Gesch. des Herrn Verf.<br />
35. Sundine v. Mai—Oct. 1837. Geschenk des Herrn<br />
v. Suckow zu Stralsd.<br />
36. Zweite Nachricht über den histor. Verein f. Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />
Geschenk des Vereins.<br />
37. Die Volkssagen Ostpreußens, Lithauens und Westpreußens.<br />
Von v. Tettau und Temme. Berlin, 1837.<br />
Geschenk des Herrn Verf.<br />
38. Wilh. Meinhold's humoristische Reisebil<strong>der</strong> von Usedom.<br />
1837. Geschenk des Herrn Verf.<br />
39. Innere Ansicht <strong>der</strong> Sr. Stephanskirche zu Garz an<br />
<strong>der</strong> O<strong>der</strong>. Zeichnung und Geschenk des Herrn Knütter,<br />
Lehrers an <strong>der</strong> Stadtschule zu Garz. (S. N. 43.)<br />
40. Lisch, Andeutungen über germanische und slavische<br />
Grabalterthümer Meklendurgs. Geschenk des Herrn Archivars<br />
Lisch zu Schwerin.<br />
41. Vaterländisches Archiv des Historischen Vereins für<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen. 1836. . . . Geschenk des Vereins.<br />
42. Neue Mittheil, aus dem Gebiete hist. ant. Forschungen.<br />
Herausg. von dem Thür.-Sachs. Verein. Dritter<br />
Jahrg. Halle, 1836—37. Geschenk des Vereins.<br />
43. Der blaue Hut, ein Mauerthurm in Garz a. d. O.<br />
Zeichnung (in schwarzer Kreide) und Geschenk des Herrn
211<br />
Knütter, Lehrers zu Garz, unter Vermittelung des Herrn<br />
Reg.-Ralhs Grafen v. Itzenpli'ß zu Stettin.<br />
44. Urkunde vom I. 1533. Schreiben <strong>der</strong> Fischergilde<br />
zu Stettin an die Knochenhauergilde daselbst. Geschenk eines.<br />
Gymnasiasten zu Stettin.<br />
45. Ein Convolut Aktenstücke, betreffend die Feier des<br />
Otto f estes i. I. 1824. Aus dem Nachlaß des verstorbenen<br />
Schulraths Bernhard zu Stettin. Uebersendet durch den Herrn<br />
Schulrath Graßmann in Stettin.<br />
46. H.6A65t2 IiiFtoriIe Vran^onbur^onsi.«;. Von<br />
Georg Wilh. v. Raumer. Vd. 1. bis zum Jahre 1200.<br />
Berlin, 1836. Gekauft.<br />
> 47. Hist. Charten und Stammtafeln zu den Vrandenb.<br />
Negesten v. Raumer. Istes Heft bis 1209. Berlin, 1337. '<br />
Gekauft.<br />
48. v. Medem, Geschichte <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Grange!.<br />
Lchrs im Herzogth. Pommern. <strong>Greifswald</strong>, /'183?. 8.<br />
Subscribirt.<br />
49. Karl Halling, Gesch. <strong>der</strong> Scythen. Ad. 1. 1835.<br />
50. v. Ledebur, Neues Mg. Archiv für die Gesch. -<br />
Kunde des Preuß. Staates/ Vattd 1—3. 1836.<br />
51. v. Minutoli, Notiz über die im Jahre 1811 zu<br />
Wopersnow bei Schiefelbein aufgefundene kleine Erzbildsäule.<br />
Berlin, 1835. 4to.<br />
52. v. Minutoli, Notiz über den am 24. Oct. 1837<br />
im sogenannten Hause des Fauns zu Pompeji aufgefundenen<br />
Mosaikfußboden. Berlin, 1635. 4to.<br />
53. F. Walter über Niebuhr und Schultz. Bonn, '<br />
1834. 8<<br />
Nr. 49—53. Geschenk aus dem Lesezirkel des Herrn Oberlehrers<br />
Hering.<br />
54. Zwölfter Iahresber. des Voigtl. Alt. Forsch. Vereins.<br />
1837. Geschenk des Vereins.<br />
VI. l. l'. "
212<br />
55. Ranke, hist. polit. Zeitschrift. Jahrg. 1832 und<br />
4833. (Heft 1—3.) Gesch. des Herrn Oberlehrers Wellmann<br />
zu Stettin.<br />
56. intoni! Lc)Q26k. d!()6ex Diplomat, et epi_<br />
8t0l2i-l5 Hlot^viaS. I'om. 1. Olomucii. 1836. 4. Gekauft.<br />
57. Poet. Spring-- und Trostbrunnen dem :c. Friedr.<br />
Wilh. Marggr. zu Vrand. auf dessen Gemahlin Loyse Leichbegängniß.<br />
Von Michael Schirm er. Cölln an <strong>der</strong> Spree,<br />
1667. 1 Vlatt Fol. Geschenk des Herrn Krim.-Rathes<br />
Zit el mann zu Stettin.<br />
53. Wetzlarsche Beiträge für Gesch.- und Rechtsalterthümer,<br />
von Wig and. 2tes Heft. 1837. Geschenk <strong>der</strong><br />
Wetzlarschen Gesellsch. für Geschichte.<br />
59. Michaelis, über das Leuchten <strong>der</strong> Ostsee. Hamb.<br />
1830. 8. Gekauft.<br />
60. Ranke und Kugler, Beschreib, und Geschichte <strong>der</strong><br />
Schloßkirche zu Quedlinburg. Berlin, 1838. Geschenk<br />
des Herrn Professors Franz Kugler zu Berlin.<br />
61. Neue Mittheilungen aus dem Gebiete hist.-antiquar.<br />
Forschungen, herausg. von dem Thür.-Sächs. Vereine.<br />
4ten Vds. Istes Hefe. Halle, 1838. Geschenk des Vereins.<br />
62. Joh. Fred erus. Eine kirchenhist. Monographie.<br />
Zweite Abth. Strals., 1837. Gesch. des Herrn Konsist.-<br />
Raths Dr. Mohnike zu Stralsund.<br />
63. Sund ine. Iahrgg. 1837 und zum Theil 1838.<br />
Geschenk des Herrn v. Suckow zu Stralsund.<br />
64. Chronik <strong>der</strong> Stadt Meiningen. Herausg. von<br />
dem Henncbergischen alterth. forsch. Verein. 1. 2. Meiningen,<br />
1834—35. Geschenk des Vereins.<br />
65. Statuten des Henne<strong>der</strong>gischen alterth. forschenden<br />
Vereins zu Meiningen. 1833—38. Desgleichen.<br />
66. Beiträge zur Geschichte des deutschen Alterthums.
213<br />
Herausg. von dem Hennebergischen Alterth. forsch. Verein<br />
durch Kumpel. 1. 2. Lief. 1837. Desgleichen.<br />
67. Sundine. Jahrgang 1838. Fortsetzung. Gesch. des<br />
Herrn v. Suckow zu Stralsund.<br />
68. Mordbrenner zu Frankfurth a. O. 1723. u. s. w.<br />
von Joh. Chr. Wellmann. Frankfurth a. O., 1725. 4.<br />
Geschenk des Herrn Hofraths Vumcke zu Zülchow bei<br />
Stettin. " . .<br />
69. Aktenmäßige Relation von den beyden Schloßdie-<br />
ben zu Berlin:c. Berlin, 1719. Angebunden 2 Schriften<br />
über denselben Stoff.<br />
70. Ein Convolut von 35 alten Druckschriften in 4.<br />
71. Vier Volumina alter Akten, welche in früherer<br />
Zeit von dem Königl. Oberlandsgerichte zu Stettin verkauft<br />
worden sind, enthaltend: Herenprocesse, Entweichung des Tür-<br />
ken Achmed aus Stettin u. s. w. Desgleichen.<br />
72. Maciejowski, Slavische Rechtsgeschichte. Aus<br />
dem Polnischen übersetzt von Nuß und Nawrocki. Stuttg.,<br />
1835—36. II. 8.<br />
1835. 8.<br />
73. Masch, Gesch. des Visthums Ratzeburg. Lübeck,<br />
74. v. d. Decken, philos.-hist.-geogr. Untersuchungen<br />
über die Insel Helgoland. Hannover, 1826. 8.<br />
75. v. Lützow, Versuch einer pragm. Gesch. von Mek-<br />
lenburg. Berlin, 1827—35. Erster und dritter Theil. (Den<br />
zweiten Theil besaß die Gesettsch. schon zuvor.)<br />
76. v. Gan sauge, Geschichte des Krieges in <strong>der</strong> Mark<br />
Brandenburg. 1675. Berlin, 1834.<br />
77. Hoffmeister, Beiträge zur Wissenschaft. Kenntniß<br />
des Geistes <strong>der</strong> Alten. Essen, 1831—32. II. 6.<br />
78. Hermann Ulrici, Charakteristik <strong>der</strong> antiken Hi-<br />
storiographie. Berlin, 1833. 8.
214<br />
79. Louis Lar, <strong>der</strong> Abfall <strong>der</strong> Belgischen Provinzen<br />
von Oesterreich. Aachen, 1836. 8.<br />
60. Hesse, Beiträge zur teutschen, beson<strong>der</strong>s thüringischen<br />
Gesch. des Mittelalters I., 1. 2. Hamb. 1834. 36. 8.<br />
81. Vernh. Thiersch, Vervemung Herzogs Heinrich<br />
des Reichen von Vaiern. Essen, 1835. 8.<br />
62. Westphälische Provinzialblätter. II.) 2tes Heft.<br />
Minden, 1834. 8.<br />
Nr. 72-62. Geschenk aus dnm Lesezirkel des Herrn Oberlehrer<br />
Hering.<br />
83. Türkischer Regierungspaß zur Veschiffung des Schwarzen<br />
Meeres für das Preuß. Schiff des Hauses W. Ludendorff<br />
zu Stettin, welches <strong>der</strong> Angabe nach von Prcuß. Schisien<br />
zuerst Constantinopel besucht hat. Geschenk des Herrn Stadtrath<br />
Ebeling zu Stettin.<br />
84. Supplement zur Sundine 1837 und Sundine 1838<br />
von 35—43. Geschenk des Herrn von Suckow zu Strals.<br />
85. Dritter Bericht <strong>der</strong> Königl. Schleswig. Holst.<br />
Lauenb. Gesellschaft für die Sammlung und' Erforschung<br />
vaterl. Alterth. Kiel, 1838, Geschenk <strong>der</strong> Gesellsch.<br />
L. Alterthümer.<br />
2. Waffen und Geräth.<br />
1. Eine broncene Speerspitze, gefunden hei Urbarmachung<br />
des sogenannten Welziener Nie<strong>der</strong>holzes, welches aus<br />
hohen Bergen besteht und dicht an <strong>der</strong> Tollense zwischen Treptow<br />
und Clempenow belegen ist. Als Geschenk übergeben von<br />
dem Kon. Oberamtmann Herrn Wüsten<strong>der</strong>g zu Clempenow.<br />
2. Ein metallenes Geräth, dessen Zweck nicht erkennbar<br />
ist, gefunden ans dem Vorwerk Neuhof bei Uekermünde, Geschenk<br />
des Königl. Ober-Inspectors Herrn Schnuchel zu<br />
Uekermünde.<br />
3. Ein eiserner Schlüssel, vier alte Sporen, eine Scheere
215<br />
— sämmtlich von veralteter Form — nebst einigen Bruchstücken<br />
von an<strong>der</strong>em Geräth, gefunden zu Haus Demmin,<br />
Trümmer einer vormaligen Burg am Zusammenfluß <strong>der</strong> Peene<br />
und Tollense, neben welcher <strong>der</strong> jetzige Besitzer, Herr General-Major<br />
von Podewils für sich eine Wohnung baut. Beim<br />
Graben des Fundaments sind jene Gegenstände gefunden und<br />
vom Herrn General vonPodewils <strong>der</strong> Gesellschaft geneigtest<br />
übersandt worden.<br />
4. Zwei steinerne Streithammer, wahrscheinlich bei Lübzin<br />
gefunden.<br />
5. Bruchstücke eines metallenen Gefäßes gefunden beim<br />
Mergelgraben zu Schwenz, Camminer Kreises, nebst an<strong>der</strong>n<br />
Alterthümern, worunter eine früher den Sammlungen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
schon einverleibte Fibula. Nr. 4. und 5. sind Geschenke<br />
des Herrn von Hey den auf Schwenz.<br />
6. Eine eiserne, alterthümlich geformte Waffe, gefunden<br />
in einem Torfmoor bei Höhenden;. Geschert des dortigen<br />
Gutsbesitzers Herrn Kannen berg.<br />
7. 18 Stück alte Dienstsiegel, meist von dem säculasirten<br />
Domstift Cammin, auch eins <strong>der</strong> Direktion provinoIalS<br />
de I^omet-Inie aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> französischen Occupatimi, den<br />
Sammlungen <strong>der</strong> Gesellschaft überwiesen von <strong>der</strong> Köl.igl. Regierung<br />
III. Abtheilung Hieselbst.<br />
8. Verschiedene Bruchstücke von Schmucksachen, aus feinem<br />
Silber. Sie gehören zusammen mit einer ansehnlichen<br />
Anzahl weiter uyten zu erwähnenden Münzen, welche auf <strong>der</strong><br />
Vuggentiner Feldmark, im Bezirk des Köm'gl. Land- und<br />
Stadtgerichts zu Colberg gefunden sind. Nach amtlichen Ermittelungen<br />
des Königl. Stadtgerichts zu Colberg fand im<br />
Mai v. I. <strong>der</strong> Tagelöhner Henke aus Buggentin beim Ausgraben<br />
von Steinen zum Chaussee-Bau unter einem Stein einen<br />
Fuß lief, unter <strong>der</strong> Oberstäche auf dem Grund und Boden<br />
des Bauer Schultz zu Vuggentin einen Topf mit jenem
216<br />
Silbergeräth und einer Menge von Silbermünzen (s. unten).<br />
Der Topf war unbedeckt und mit Erde gefüllt. Beim Aus-<br />
schütten <strong>der</strong>selben fanden sich die Sachelt auf dem Voden des<br />
Topfes. Die Gesellschaft hat den ganzen Fund für 60 Rthlr.<br />
angekauft. Nach dem Alter <strong>der</strong> Münzen zu urtheilen, gehörcu<br />
die Schmucksachen dem lOten, Uten o<strong>der</strong> 12len Jahrhun<strong>der</strong>t an.<br />
9. Zwei alte Siegelabdrücke (Olok Nicleon — Niol-<br />
80N? — und Johannes Hornblas). Die Pctlschafte sind ein<br />
Eigenthum des Herrn Dr. Zober zu Stralsund; sie sind an-<br />
geblich in dortiger Gegend gefundeu.<br />
10. Pommersches Wappenbucb, dritte Lieferung, sauber<br />
gemalt und geschenkt vom Herrn Maler Vagmihl.<br />
d. Münzen und Medaillen.<br />
2. Eine silberne Medaille auf die Eroberung <strong>der</strong> Stadt<br />
Stettin durch den großen Kurfürsten vom 27. December 1677,<br />
vom Herrn Stadtgerichts-Rath Kölpin Hieselbst geschenkt.<br />
2. Drei Münzen (eine Sterbemedaille, ein Preuß. Gro-<br />
schen von 1544, eine Polnisch-Sächsische Silbermünze.) Von<br />
Herrn Kott -u Stettin geschenkt.<br />
3. Zwei Pommersche Sechser von 1682, geschenkt von<br />
Herrn Linke in Stettin.<br />
4. Eine schwedische Kupfermünze von 1622, gefunden<br />
zu Stettin, große O<strong>der</strong>straße Nr. 22. Geschenk des Herrn<br />
Stadtsyndicus Pitzfchky.<br />
5. Zwei Vracteaten, sieben Stargardter Münzen, sieben<br />
Vrandenburgische, sieben Stralsundische, zwölf Dammsche, Stet-<br />
tinsche u. s. w. sämmtlich von Silber, nebst vielen an<strong>der</strong>n in<br />
einem irdenen Gefäße bei Friedland in Meklenburg gefunden.<br />
Geschenk des Herrn Apotheker Meyer in Stettin.<br />
6. Eine silberne Denkmünze auf Friedrich II., und eine<br />
an<strong>der</strong>e auf den General Paul von Werner von 1760.<br />
Gekauft.
217<br />
7. Eine broncene, versilberte Medaille auf die Vermäh-<br />
lung Philipp Wilhelms, Markgrafen zu Schwebt und <strong>der</strong><br />
Prinzessin Johanne Charlotte von Anhalt Dessau, von 1699.<br />
Geschenk des Herrn Instrumentenmacher Mann in Stettin.<br />
6. Zwei silberne röm. Münzen (die eine von Antonin,<br />
die zweite, min<strong>der</strong> erhalten, vom Iul. Philippus), etwa 800<br />
Schritte westlich von dem Dorfe Groß-Crien *) an einem klei-<br />
nen AbHange in einer Gegend nebst vielen an<strong>der</strong>n gefunden,<br />
wo in alter Zeit ein jeßt nicht benutzter Weg gewesen ist.<br />
Spuren von Gebäuden finden sich dort nicht. Auf <strong>der</strong> Stelle<br />
des Fundes stand ein alter Baum. Als dieser gefällt wurde,<br />
kamen die Münzen im Sande zum Vorschein; angeblich geriethcn<br />
die übrigen Münzen in die Hände von Juden. Diese Nachrichten<br />
theilte <strong>der</strong> Herr Prediger Luttke zu Groß Dübsow bei Stolp<br />
dem Herrn Professor Dr. Klüi) zu Neu-Srettin mit, dessen<br />
Güte die Gesellschaft obige beide Münzen zu verdanken hat.<br />
9. Ein silberner Brandend. Thaler von Georg Wilhelm,<br />
eine Pommersche Silbermünze des Herzog Philipp Julius, eine<br />
röm. Kupfermünze des Tetricus, zwei kleine alte Silbcrmünzen<br />
gefunden im Gnagelan<strong>der</strong> Torfmoor, geschenkt vom Herrn<br />
Schwahn in Stettin,<br />
10. Eine römische Silbermünze des Imperator Philip-<br />
pus, Fundort unbekannt; Gcschcnk des<br />
Herr Dr. Herzberg zu Stellili.<br />
11. Sechzehn kleine Silbermünzcn, nieist<br />
Gepräges, doch voll <strong>der</strong> Art, wie ne öfter in Pomincrn ge-<br />
funden werden. Nach amtlichen Ermittelungen wurdm sie<br />
sammt vielen an<strong>der</strong>n auf dem Colonus-Hofc zu Heydebreck<br />
bei Plathe nicht tief unler <strong>der</strong> Erde durch Zufall eindeckt.<br />
Sie befanden sich nebst vielen ähnlichen in einem Topfe, wel-<br />
*) Gruß-Crien liegt in einer bergigen, waldreichen Gegend auf dcm löblichen<br />
Ufer <strong>der</strong> Stolpe.
218<br />
cher beim Herausnehmen aus <strong>der</strong> Crde zerbrach. Sie sind dem<br />
Ausschuß durch die König!. Regierung zugesandt worden.<br />
12. Vier Preuß. Silbermünzen, gefunden nebst vielen<br />
an<strong>der</strong>n, etwa 300 Stück, bei dem Dorfe Linfitz, bei Preuß.<br />
Stargard, bei Bearbeitung eines Gartens, nicht tief unter <strong>der</strong><br />
Oberfläche. Außerdem sieben Vractearen in einem Topfe auf<br />
<strong>der</strong> Feldmark des Dorfes Kollintz bei Preußisch Stargard gefunden,<br />
geschenkt von dem Kaufmann Herrn Carl Schrö<strong>der</strong><br />
zu Stettin.<br />
13. Eine alte Silbermünze gefunden zu Schlagentin,<br />
Saaziger Kreises, geschenkt von dem Herrn Oeconom Kombst<br />
aus Stettin.<br />
14. Einhun<strong>der</strong>t sechs und dreißig deutsche Silbermünzen,<br />
aus <strong>der</strong> Zeil <strong>der</strong> sächsischen (Oddo rex, (Colonia, Heinri-<br />
N13 IV.) K,eAin2, Otto imperatoi-) Oolonia etc.) und fränkischen<br />
Kaiser (HeinricuZ IV. etc.) — Eine Anzahl arabischer<br />
Münzen, nebst Bruchstücken arabischer und deutscher<br />
Münzen und eine muthmaßlich alt-slavische Münze. Sämmtlich<br />
zu dem Vuggentiner Funde gehörig s. o. *).<br />
') Die arabischen Münzen übersandte <strong>der</strong> Ueberschuß mit <strong>der</strong> Bitte um<br />
<strong>der</strong>en Erklärung dem Herrn Prof. Dr. Kosegarten in Greiföwald. Der<br />
Gute dieses gelehrten Kenners <strong>der</strong> Arabischen Sprache, verdankt die Gesellschaft<br />
folgende Spccisication <strong>der</strong>selben:<br />
1. Abbässiden.^<br />
Nr. 1. Geschlagen in ZIeäinet eszaläm d. i. <strong>der</strong> Stadt des Friedens<br />
d. i. Bagdad, im Jahre 157. Ist also vom Chalifen NI man88Ür, dessen<br />
Name indcp nicht darauf steht, <strong>der</strong> damaligen Sitte gemäß. Sehr gut erhalten.<br />
Nc. 2. Geschlagen unter dem Chalifen Nl m„w,5 dilla!,, dessen Name<br />
auch darauf steht, zu Arminijja o. i. Dowin, die alte Hauptstadt Armeniens,<br />
im Jahre 252. Gut erhalten.<br />
Nr. 3. Geschlagen unter dem Chalifen NI -mnwäeä IiiNaK zu NI<br />
8l)I,lt5cK d. i. Taschkent) in Turkestan, im Jahre 28l. Siehe Müller num.<br />
or. pa^. 85.<br />
Nr. 4. Geschlagen unter dem Chalifen Nl mowlieä dilllik zu Schiräs<br />
in Pcrfien, im Jahr 281. Doch ist die Jahreszahl etwas undeutlich.
219<br />
15. Von einem an<strong>der</strong>n Funde alter Münzen bei Stolpe<br />
war dem Ausschuß durch mündliche Mittheilung Nachricht ;u-<br />
Nr. 5. Geschlagen unter dem Chalifcn Ll mukteäir diNlid, führt auf<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Veit? anch den Namen des Prinzen ^dui nddäs den einir el<br />
wümenin^ zu Bagdnd im Jahre 303. Doch ist die Iahrszahl etwas erloschcn.<br />
Nr. 6. Geschlagen unter dem Chalifcn Ll inu^teclir dlilad; führtauf<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite auch den Namen de5 Prinzen Xdul addäs den emir el<br />
lunmenln, zu Amid. im Jahre 30^. Siehe Frähn recen8. num. i'llss. 20. ' *.<br />
Nr. 7. Geschlagen unter dem Chalifen Ll luu^teäil diNad; führt auf<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite auch, den Namen des Prinzen ^dui adbä3 den eiuir ei<br />
luünenin; zu Serrmenraa, unweit Bagdad, im Jahre 312. Frähn recens.<br />
1'2^. 21. ",<br />
2. Soffariden.<br />
Nr. 8. Unter dem Chalifen NI ivatnaea diliali und dem Sossaridischen<br />
Fürsten ^.mr den eiieitl^ <strong>der</strong>en bei<strong>der</strong> Namen daraus stehen, zu Schiläs<br />
in Persten, im Jahre 283. Frähn recent pn^. 35.<br />
Die Münzen dieser Dynastie gehören zu den selteneren.<br />
3. Sämäniden.<br />
Diese Münzen bilden immer den Hauptbestandthril <strong>der</strong> an den Ostseeküsten<br />
gefundenen Borräthe. Sie führen den Namen des jedesmaligen Abbassidischen<br />
Chalifen und des Sämädischen-Sulcans. Bemcrkenswerth ist es, daß<br />
die hier vorkommenden fast alle zu LI «cliäscd in Turkestan geschlagen sind.<br />
Es läßt dies vermuthen, daß sic aus Turkrstan durch Rußland nach Ponuncrn<br />
kamen.<br />
Nr. 9. Chalifc I^l niataäeä dillad, Sultan Ismail den ncnineä.<br />
zu Samarkand. 2«. 281. Doch ist die Jahreszahl undeutlich.<br />
Nr. 10. Chalife 151 lnowäeä diUad. Sultan Istuail den iicnluell.<br />
zu Nl ncdäscd. 20. 287. Frähn recen». ^ia^. ^3.<br />
Nr. 11. Chalisc Ll nio!
220<br />
gekommen. Auf eine nähere Nachfrage bei dem Königl. Landrath<br />
des Stolper Kreises, Herrn Major von Gottberg<br />
wurde dem Ausschuß mitgetheilt, daß beim Ausgraben eines<br />
großen Steines auf <strong>der</strong> Feldmark Virkow unter diesem von<br />
den Arbeitsleuten ein irdener Topf von alterthümlicher Form,<br />
<strong>der</strong> lei<strong>der</strong> nicht unversehrt geblieben ist, gefunden wurde. In<br />
demselben befanden sich dem Anscheine nach lauter arabische<br />
Münzen, mit vorzüglich erhaltenem Gepräge, meistens nicht<br />
großer als ein Preuß. Zweigroschen-Stnck, sämmtlich vom<br />
feinsten Silber, dem Gewichte nach 6 Pfund und 18 Loth<br />
schwer. Die meisten Münzen warm in kleine Stücke von<br />
Nr. 18. Chalife NI innktecNr dlllad. Sultan I>^r den acdmeä.<br />
zu 8ini!urliilnl1 ao. 302.<br />
Nr. 19. Chalife kl muliteclir dillad. Sultan I^agr den acnmeö,<br />
zu ^.l 8cda8cn. an. 303.<br />
Nr. 20. Chalife kl inuliteäir dillad. Sultan I^asr den acdmeä.<br />
zu Nl 8l.na8ü^d den nll8r.)<br />
4. Buwcihidcn.<br />
Dicsc gehören zu den seltener in Pommern vorkommenden. Sie führen<br />
den Namen des jedesmaligen AbblMoischen Chalifcn, und den Namen eines<br />
o<strong>der</strong> zweier Buweihidischer Sultane.<br />
Nr. 23. Chalife NI ,nnki NNlid. Sultan ^llaä elllliiu^ lldu 8cuaä-<br />
8cdä und Sultan I5okn ktlclaula lidu lili d,i>veid, geschlagen ungefähr ao.<br />
3^^l. Frähn rel)EN8. iin^. 1^8. zu Arradschim in Chufiftän.<br />
Nr. 24. Chalifc Nl tüi liN^d. Sultan Nl melili ^äaä eclä»ulll<br />
^vl^ ti'nl^l:d ei miNe ndu .^cdli^scdii. geschlagen zu Bagdad ungefähr 20.<br />
3b9. Frähn 8o1,ell. nriid. zin^. 2^.<br />
Nr. 2). Chalife Nl tilï iiUlik. Sultan NI meliti e88eiä ^lwä eä-<br />
62ulll und Sultan ^1n>vn^jill eäll^ulii «du ,n^n8>!ln-. Pcägeort und Jahr<br />
nicht recht zu erkennen, vielleicht zu Iäpahan an. 369. Frähn «cdeä. »r.<br />
?»3. 25,<br />
5. Sijüdiden.<br />
Nr. 2b. Chalife Nt moll lilwd. Sultan kokn ^llliliuw adu 2ii<br />
und Sultan vanir eällanln. adu iiiiln^s^r den ^vu8. 36i. Frähn i-^eu8io ^a^. 1^9.<br />
Dicse Münzen gehören auch zu den scltencreu.
221<br />
dreieckiger Form zerschnitten, viele am Rande mit einem Loche<br />
versehen. Der Ausschuß bat darum, daß ihm <strong>der</strong> ganze Fund,<br />
<strong>der</strong> sich damals im Verschlüsse des Königl. Land- und Sladt-<br />
gerichts zu Stolp befand, moge vorgelegt werden. Dies ist<br />
jedoch nicht geschehen. Dagegen hat die Gesellschaft unter<br />
gütiger Vermittelung des Herrn Landrath )c. von Gottberg<br />
neun Stück wohlerhaltener Münzen von diesem Funde durch<br />
Kauf erworben, um <strong>der</strong>en Erklärung <strong>der</strong> Herr Professor Ko-.<br />
segarten zu <strong>Greifswald</strong> ersucht werden wird. ^Das häufige<br />
Vorkommen arabischer Münzen in Pommern, zum Theil in so<br />
bedeuten<strong>der</strong> Anzahl, ist <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>n Beachtung werth. Die<br />
meisten sind bis jeüt auf <strong>der</strong> rechten Seite <strong>der</strong> O<strong>der</strong> (Hinter-<br />
pommern) gefunden, aber sie fehlen auch nicht auf dem linken<br />
Ufer (s. 6ten Jahresbericht S. 18. Stüwe die Handelszüge<br />
<strong>der</strong> Araber unter den Abassiden :e. 1336. S. 272.) Sie<br />
haben sämmtlich das Gepräge <strong>der</strong> Fürsten östlich und südlich<br />
vom Caspischen Meer, <strong>der</strong> Samaniden, Vujiden, Sijadiden u. s. w.<br />
und gehören dem Zeitraum zwischen <strong>der</strong> Mitte des achten und<br />
dem Anfang des Uten Jahrhun<strong>der</strong>ts an, d. h. <strong>der</strong> Zeit, in<br />
welcher <strong>der</strong> arabische Verkehr mit den Chasaren und Vulgha-<br />
ren bestand. Nach arabischen Nachrichten des Ibn Foßlan ^)<br />
bestanden die Handelsartikel, gegen welche die Araber die<br />
Früchte und Specereien Indiens, Wein, leinene, seidene und<br />
baumwollene Zeuge vertauschten, in Pelzen, Honig, W.ichs,<br />
Seeotterfellen, Sklaven u. s. w. Auch darf nian Salz und<br />
Bernstein 'aus dem südbaltischen Küstenlande hinzufügen. Es<br />
mag hierbei für je^t dahingestellt bleiben, ob es wahr ist, was<br />
ältere Historiker, und nach ihnen Frähn behaupten, Stüwe aber<br />
bestreitet, daß Karavanen <strong>der</strong> Araber, o<strong>der</strong> auch nur Chasaren<br />
o<strong>der</strong> Äulgharcn selbst den beschwerlichen Weg nach den fernen<br />
Küsten <strong>der</strong> Ostsee betreten haben. Unsre Münzen sind ein<br />
') Siehe Stüwe a. a. O. S. 2b2. - '
222<br />
überzeugen<strong>der</strong> Beweis, daß mindestens durch die Nüssen und<br />
an<strong>der</strong>e vermittelnde Stämme ein, wie es scheint, blühen<strong>der</strong> Ver-<br />
kehr <strong>der</strong> Morgenlän<strong>der</strong> nach unserm Küstenlande in vorchrist-<br />
licher Zeit bestanden habe, und daß arabische Münzen in dem-<br />
selben als ein Tauschmittel von Werth geschätzt worden seien)<br />
16. Eine Vraunschweig-Lüneburgische Silbermünze und<br />
ein alter messingener Rechenpfennig, gefunden zu Haus Dem-<br />
min, geschenkt durch den Herrn General-Major v. Podewils.<br />
17. Zwei römische Silbermünzen <strong>der</strong> Imperatoren Ha-<br />
drian und Trajan, gefunden auf dem Felde bei Emmasthal,<br />
Cösliner Departement, durch den Invaliden Otto (s. 12ten<br />
Jahresbericht S. 14). Sie sind <strong>der</strong> Gesellschaft gnädigst ge-<br />
schenkc von Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen.<br />
15. Ein an<strong>der</strong>es huldreiches Geschenk des Kronprinzen<br />
König!. Hoheit, welches <strong>der</strong> Ausschuß dankbar zu nennen hat,<br />
befiehl in zwölf wohl erhaltenen römischen Silbermunzett, gefun-<br />
den theils in dem Garten des Freischulzen Hasse zu Strussow,<br />
Amts Vütow, theils auf <strong>der</strong> Feldmark desselben Dorfes, auf<br />
welcher sich auch zahlreiche Hünengräber zu befinden scheinen.<br />
Nach <strong>der</strong> Designati«)« des Professor Tölken zu Berlin waren<br />
es ursprünglich folgende: 1. Silberdenar des Vespasian.<br />
Rev. <strong>der</strong> Kaiser auf <strong>der</strong> sella curuliz, mit <strong>der</strong> Umschrift:<br />
pontil^x maximum 3. Silberdenar des Hadrian. Rev.<br />
fixende «.oma, Umschrift verwischt. 3. Denar des ^n-<br />
tonimi3 piu5. Rcv. <strong>der</strong> Imperator opfernd, Umschrift:<br />
vota zollila, und 4. Denar desselben Kaisers, Rev.<br />
^6mi3 mit <strong>der</strong> Wage, Umschrift verwischt. 5. Denar<br />
desselben Kaisers. Rev. cler^) Umschrift unleserlich. 6.<br />
Denar desselben Kaisers. Rev. Lonv3 eventus, das<br />
Uebrige verwischt. 7. Denar <strong>der</strong> Faustina. - Rev. ste-<br />
hende weibliche Gestalt mit Scepter und' erhabener Rechten.<br />
Umschrift aeternitaz. 8. Denar <strong>der</strong> Lucilla, Tochter<br />
des Marc. Aurel., Gemahlin des Imperators L. Verus. Rev.
223<br />
mit entsprechen<strong>der</strong> Umschrift. 9. Denar des<br />
Co mm o dus. Rev. Victoria, einen Sieg verzeichnend. 10.<br />
Denar desselben Imperators. Rev. sitzende t'orwn3.<br />
Umschrift verwischt. 11. Denar desselben Imperators.<br />
Rev. opfernde Frau, Umschrift äucwi- pielatis. 12. De-<br />
nar <strong>der</strong> Julia, Gemahlin des 8e^timiu5 8evei'U5. Rev.<br />
?iet35 betend. Umschrift ?jeta5 sludiic^.<br />
Unter diesen fehlte Nr. 11. dem Konigl. Museum, Nr. 3,<br />
7. und 6. waren in min<strong>der</strong> guten Eremplarcn vorhanden. Auf<br />
die Vitte des Professor Tölken verstatteten Sr. Konigl. Ho-<br />
heit, diese vier Denare gegen an<strong>der</strong>e desselben Gepräges o<strong>der</strong><br />
Imperators zu vertauschen. Nr. 11. ist ebenfalls ein Denar<br />
des Commodus, auf dem Rev. die Umschrift /uj)itei' optima<br />
maxime.<br />
19. Ein Ducaten von 1637, gefunden bei Hohen-Venz.<br />
Geschenk des Herrn Kannenberg, Gutsbesitzers auf Hohen-Äenz.<br />
LO. Eine polnische Silbermünze Siegismund I. von<br />
1538; geschenkt vom Herrn Prediger Succo.<br />
21. Ein Pommerscher Witt von 1581, Geschenk des<br />
Ober-Landes-Gerichtsassessor Herrn Lenke.<br />
22. Eine Silbermünze Kaiser Carl VI. von 1733, ge-<br />
schenkt vom Herrn Dr. Frieden<strong>der</strong>, Lehrer am Gymnasium<br />
zu Stettin. ><br />
23. Eine Wolgaster Münze von 1591 o<strong>der</strong> 1501, ge--<br />
funden bei Stralsund, geschenkt vom Herrn Dr. Zober daselbst.<br />
24. Ein Pom. Thaler von Carl Xll., ein Vrandenb.<br />
Thaler Fricdr. Wilhelms des Großen, ein Zweigroschenstück<br />
von demselben und ein zweites von Friedrich I. 1702, eine<br />
Braunschweig-Lüneb. Münze von 1689, 2 Türkische Silber-<br />
münzcn, 1 Türkisches Goldstück, sämmtlich Geschenke des Herrn<br />
Stadtrath Ebeling hleselbst.<br />
25. Eine Medaille auf die M-mahlung Sr. Majestät<br />
des Königs, 1793, Geschenk des Herrn Calow in Stettin.
224<br />
Als Berichtigung einer Bemerkung im 10. und 11. Jahresbericht<br />
S. 29. Nr. 8., verdient eine Mittheilung des Herrn<br />
Nector Masch zu Schönberg in Meklenburg, angeführt zu<br />
werden: „Es wird am angeführten Ort die erwähnte Nr., als<br />
ein muthmaßliches päbstliches Siegel Loinlaolus IX., bezeichnet.<br />
Dies wird dadurch unzweifelhaft, daß ich mir dieses<br />
Siegel aus einem Original im Ratzeburgcr Archiv abgedruckt<br />
habe." .<br />
3. Nachrichten über historische Denkmaler aller Art,<br />
Wunsche und Anfor<strong>der</strong>ungen an die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Gesellschaft.<br />
1. Einen ansehnlichen Zuwachs an historischem Material<br />
für die Geschichte Pommerns, hat unsre Gesellschaft nunmehr<br />
durch Abschriften von Urkunden, brieflichen Mittheilungen<br />
Pommerscher Herzöge u. s. w., aus dem Königl. Archiv zu<br />
Königsberg in Preußen zu erwarten. Es ist den Mitglie<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft in den Jahresberichten bereits früher Mittheilung<br />
gemacht worden, daß <strong>der</strong> Ausschuß durch die gewogene<br />
Vermittelung des Herrn Professor Di'. Voigt zu Königsberg,<br />
in den Besitz eines fast vollständig übersichtlichen Verzeichnisses<br />
<strong>der</strong> Urkunden und an<strong>der</strong>weiten GeschichtsqueNen gekommen<br />
sei, ditz in dem erwähnten König!. Archiv vorhanden sind.<br />
Auch die nachgesuchte Erlaubniß, dieselben für die Gesellschaft<br />
copiren zu lassen, war durch die betreffende hohe BeHorde ertheilt<br />
worden. Es fehlte nur an Geldmitteln, um von <strong>der</strong>selben<br />
Gebrauch machen zu können. Je weniger dazu die eigenen<br />
Mittel <strong>der</strong> Gesellschaft ausreichen konnten, um so dankbarer<br />
hat es <strong>der</strong> Ausschuß zu erkennen gehabt, daß ihm auf<br />
seine Vorstellung von den zum 9. Communal-Landtage von<br />
Alt-Pommern im Decbr. v. I. versammelt gewesenen hohen<br />
Ständen, Behufs <strong>der</strong> Beschaffung dieser Abschriften, 100 Rt.<br />
bewilligt worden sind. Ein Theil dieser Abschriften ist in
225<br />
unsern Handen, eln an<strong>der</strong>er bestellt. Der Ausschuß hat hierbei<br />
mit beson<strong>der</strong>em Danke die Bereitwilligkeit und Fürsorge des<br />
um die Geschichte Preußens hochverdienten Herrn Professor<br />
Voigt zu erwähnen, <strong>der</strong> uns vollkommen brauchbare und cor-<br />
recte Abschriften auch für die Folge wohlwollend verbürgt<br />
hal. — Eine an<strong>der</strong>e geneigte Bewilligung des Pommerschen<br />
Communal-Landtages wird weiter unten anzuführen sein.<br />
2. Indem somit <strong>der</strong> Ausschuß bisher vorzugsweise sein<br />
Augenmerk auf die im äußersten Osten des Preußischen Staats<br />
vorhandenen pommerschen Geschichlsquellen gerichtet hatte,<br />
kommt uns auch ein erfreuliches Anerbieten aus dem Westen<br />
zu. Der Großherzoglich Meklenburgische Hofrath, Herr V^<br />
Dielt, als Commissarius <strong>der</strong> hohen deutschen Bundesversamm-<br />
lung, Vorsteher des Reichs-Kainmergerichtlichen-Archivs zu<br />
Wchlar, hat in einem Schreiben auf eine bedeutende Anzahl<br />
von Actenstücken aufmerksam gemacht, welche, theils die erlo-<br />
schene Pommersche Fü'rstenlinie, theils einige <strong>der</strong> ältesten, zum<br />
Theil auch schon ausgestorbene Geschlechter (z. B. die Gra-<br />
fen voll Eberstein), o<strong>der</strong> Pommersche Städte betreffend, in<br />
jenem Archiv vorhanden sind. Der Herr Dr. Dich hat sich,<br />
für den Fall, daß die Gesellschaft bei <strong>der</strong> hohen Bundesver-<br />
sammlung die erfor<strong>der</strong>liche Ermächtigung nachsucht, mit dan-<br />
kenswerther Güte erboten, gegen alleinige Vergütung <strong>der</strong><br />
Auslagen, ein Verzeichniß aus dem Iudicial-Repertorio für<br />
die Gesellschaft veranstalten zu wollen, welches ferneren Nach-<br />
suchungen in den Acten zum Anhalt dienen könnte, sofern<br />
schon aus dem Gegellstand <strong>der</strong> Processe sich die geschichtliche<br />
Wichtigkeit <strong>der</strong>selben theilweise würde ersehen lassen. Mit Ver-<br />
gnügen wird <strong>der</strong> Ausschuß diese freundliche Auffor<strong>der</strong>ung be-<br />
nutzen, und behält es sich vor, darüber später weiter Bericht zu<br />
erstatten.<br />
3. In <strong>der</strong> General-Versammlung des vorigen IahreS<br />
war <strong>der</strong> mit allgemeiner Billigung aufgenommene Vorschlag<br />
VI. l. - 15
226<br />
gemacht worden, daß <strong>der</strong> Verein Zeichnungen zu erwerben<br />
suchen möge von merkwürdigen öffentlichen Gebäuden, o<strong>der</strong><br />
Burgruinen, Schlössern, Kirchen, Rarhhäusern, Thoren, Grabdenkmälern<br />
u. s. w., die hinsichtlich ihres Alters, ihrer Bauart<br />
o<strong>der</strong> Schönheit ausgezeichnet o<strong>der</strong> doch bemerkenswerth sein<br />
möchten. Man war <strong>der</strong> Meinung, daß <strong>der</strong>gleichen alte Bauwerke,<br />
zum Theil denkwürdige Ueberreste <strong>der</strong> Sitte, Kunst<br />
und des Gewerbfleißes <strong>der</strong> Vorzeit durch Neubauten, Reparaturen,<br />
allmähligen Verfall u. s. w., und mit ihnen auch die<br />
Erinnerung zu Grunde gingen. Diese Erinnerung wenigstens<br />
durch getreue Abbildungen fest zu halten, und, wenn sich darunter<br />
bedeuten<strong>der</strong>e Gegenstände finden sollten, dieselben durch<br />
den Steindruck zu veröffentlichen, schien <strong>der</strong> General-Versammlung<br />
ebenso wünschenswert^ als dem Zwecke <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
angemessen. Da indeß solche Bestrebungen nur dann ein umfassen<strong>der</strong>es<br />
Resulta^ verheißen, wenn die sachkundigen Bewohner<br />
<strong>der</strong> Provinz, namentlich die Baubeamten, für dasselbe<br />
gewonnen werden könnten, so erlaubre sich <strong>der</strong> Ausschuß, ohne<br />
die Mitwirkung an<strong>der</strong>er Freunde <strong>der</strong> Gesellschaft, ausschließen<br />
zu wollen, die gewogene Vermittelung des Herrn Ober-Präsidenten<br />
zu erbitten. Dieser Bitte ist die geneigteste Gewährung<br />
zu Theil geworden; sofern die Wünsche <strong>der</strong> Gesellschaft den<br />
Herren Regierungs-Vauräthen zu Stettin, Stralsund, Coslin<br />
und dem Herrn Oberbau-Inspector Neuhaus zuStargard zu weiterer<br />
För<strong>der</strong>ung nachdrücklich empfohlen worden sind. — Unterdeß<br />
hat <strong>der</strong> Ausschuß auch die Freude gehabt, von einer<br />
an<strong>der</strong>n Seite her den Anfang zu einer Sammlung, wie die<br />
bezeichnete, gemacht zu sehen. Er empfing durch gütige Vermittelung'des<br />
Herrn Regierungsraths Grafen von Itzenplitz<br />
vier saubere Kreidezeichnungen des Herrn Lehrer Knütter zu<br />
Garz von bemerkenswerthen Gebäuden in Garz a. O. (Stettiner<br />
Thor, nordwestlicher Thurm in <strong>der</strong> Stadtmauer, Kirche<br />
und Thurm.)
227<br />
4. Während nun auf diese Weise die Gesellschaft an<br />
ihrem Theil bemüht gewesen ist, die Ueberreste des Kunststeines<br />
unserer Vorfahren vor dem Untergänge zu bewahren, hat das<br />
hohe Ministerium <strong>der</strong> Geistlichen-, Unterrichts- und Medizi-<br />
nal-Angelegl'nheiten durch das Rescript an die Konigl. Regie-<br />
rung vom 19. Aug. v. I., welches dieselbe dem Ausschuß<br />
abschriftlich mitzutheilen die Geneigtheit gehabt hat, <strong>der</strong> Zer-<br />
störung <strong>der</strong> Kunstdenkmäler noch wirksamer vorgebeugt. Es<br />
wird darin verordnet:<br />
^. Daß die Vorstände <strong>der</strong> <strong>der</strong> Oberaufsicht <strong>der</strong> Regie-<br />
rung untergebenen öffentlichen Anstalten, namentlich <strong>der</strong> Kir-<br />
chen, städtischen Sammlungen u. s. w. an Knnstsachen, als<br />
architektonischen Denkmälern, Kirchengemälden, gemalten Glas-<br />
fenstern u. s. w. ohne Genehmigung <strong>der</strong> Konigl. Regierung<br />
Reinigungen und Restaurationen nicht vornehmen dürfen.<br />
13. Nichts von Kunstsachen auf irgend eine Art ohne<br />
Genehmigung <strong>der</strong> Regierung zn veräußern; die Genehmigung<br />
zur Restauratiott aber nur dann zu ertheilen, wenn dieselbe<br />
als erfor<strong>der</strong>lich und zweckmäßig erscheine, und geschickten fän-<br />
den anvertraut sei; Veräußerungen nur zu verstatten, wenn das<br />
zu veräußernde Stück an eine an<strong>der</strong>e vaterländische Anstalt,<br />
sei es Kirche, o<strong>der</strong> Provinzial- o<strong>der</strong> städtisches Museum :c.<br />
übergehen solle, Anträge auf Verkauf an Privatpersonen dage-<br />
gen abzuweisen o<strong>der</strong> doch jedesmal die Genehmigung des Mi-<br />
nistern einzuholen.<br />
5. Unter den Gegenständen, welche oben als Bereicherun-<br />
gen <strong>der</strong> Bibliothek angeführt worden sind, befinden sich die<br />
bildlichen Darstellungen <strong>der</strong> Großherzogl. Meklenb. Altcrthü-<br />
mersammlung zu Ludwigslust, I^icierica-irInoizoeuin genannt,<br />
und dazu gehörig die Schrift: über die alt-germanischen und<br />
slavischen Grabalterthümer Meklenburgs vom Archivar Dr.<br />
Lisch zu Schwerin. Veide Werke verdienen die beson<strong>der</strong>e Auf-<br />
mersamkeit unsers Vereins, da die mecklenburgischen Gradai
228<br />
terthümer von <strong>der</strong>selben Art sind, wie die Pommerschen, und<br />
eine Benutzung <strong>der</strong>selben für dic ältere Landesgeschichte, wie<br />
hier geschehen ist, fruchtbar und anziehend ist. Nicht, um die<br />
Schrift des Herrn Dr., Lisch überflüssig zu machen, son<strong>der</strong>n<br />
vielmehr, um auf <strong>der</strong>en Wichtigkeit hinzuweisen, möge es ver-<br />
gönnt sein, einige Hauptpunkte <strong>der</strong>selben zu näherer Erwäguug<br />
und fortgesetzter Beobachtung zu empfehlen. Sie gründet sich<br />
auf die genauesten Aufgrabungs-Berichte über die Ludwigsluster<br />
Alterthümer, und geht von dem Gedanken aus, daß die schrift-<br />
lichen GeschichtsqueNen nicht ausreichen, um die Frage über<br />
die ursprünglichen Bewohner unserer Gegenden und über ihre<br />
Kulturverhältnisse befriedigend zu beantworten, und daß dem<br />
Gcschichtsfreunde als letzte Zuflucht die uralten Grabstätten<br />
<strong>der</strong> Vorfahren — an denen ja auch Pommern reich ist —<br />
noch übrig sind. Mit Recht wird daher die sorgfältigste Acht-<br />
samkeit auf diese empfohlen, und bemerkt, daß nur aus zuver-<br />
läßigen Berichten über umsichtig und vorsichtig geleitete Aus-<br />
grabungen, bei denen die äußere Gestalt und <strong>der</strong> innere Bau<br />
<strong>der</strong> Gräber eben so sorgfältig beobachtet wird, als die in ihnen<br />
verborgenen Uebcrreste <strong>der</strong> Vorzeit, sichere Resultate für die<br />
Geschichte gewonnen werden können. Ganz gewiß muß diese<br />
Rücksicht bei allen Sammlungen von Alterthümern fest im<br />
Auge behalten werden. Geschieht dies nicht, so bleibt auch<br />
die reichhaltigste Sammlung, wenn die einzelnen Gegenstände<br />
nicht etwa zufällig einen künstlerischen Werth haben, ein zweck?<br />
loses Raritäten-Cabinet, an dem nur das Auge des neugieri-<br />
gen Beschauers o<strong>der</strong> des Sammlers aus Liebhaberei ein vor-<br />
übergehendes Interesse nimmt. Herr Lisch ist durch seine For-<br />
schungen aus beachtenswerten Gründen, hergeleitet aus dem<br />
Bau <strong>der</strong> Gräber und <strong>der</strong> in ihnen gefundenen Alterthümer,<br />
zu dem Resultat gekommen, daß er drei wesentlich verschiedene<br />
Arten von Gräbern glaubt unterscheiden zu können: germa-<br />
nische, slavische und Ur- o<strong>der</strong> Hünengräber.
229<br />
3. Die germani schon Kegelgraber, runde Hügel von 2 big<br />
35 Fuß senkrechter Höhe, äußerlich mit einer Nasendecke, oft<br />
am Fuße ein Ning von kleineren Feldsteinen (vergl. Abbil-<br />
dung zum Isten Jahresbericht <strong>der</strong> Ges. für Pomm. Gesch.<br />
Nr. 5.). Die Ueberbleibsel und Gerätschaften <strong>der</strong> Todten<br />
ruhen unter Gewölben von rohen Feldsteinen o<strong>der</strong> in vierek-<br />
kigen Kisten von glatten Steinen. Das Auffallendste ist eine<br />
doppelte Bestattungsweise <strong>der</strong> Todten; entwe<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Leich-<br />
nam unvcrbrannt in großen Särgen von Eichenholz beige-<br />
sellt, o<strong>der</strong> er ist verbrannt und die Asche in Urnen in dem<br />
Hügel enthalten. Zuweilen sind in einem Hügel beide Vestat-<br />
tnngsarten angewandt. Die Urnen sind theils von grober<br />
Masse, im Innern des Vruchs mit Kiessand durchknetet, von<br />
Thon fest gebrannt, theils von edlerer Form mit einfachen<br />
Verzierungen, theils aus einer feinkörnigen, schwarzen Masse,<br />
aber stets ohne Ueberzug. Das Geräth in diesen Gräbern ist<br />
vorherrschend von Bronze, stets, wie es scheint, gegossen, mit<br />
edlem Rost bedeckt; die Formen sind meist fremd, eigenthüm-<br />
lich, erinnern nur selten an römisches Gerälh, sind aber edel<br />
und kräftig. Hierher gehören die i>
230<br />
Kegelgräbern. Sie erinnern mehr an neuere Formen. Der<br />
Stoss ist meistens Eisen; die Geräthe selbst: Schwerter,<br />
Lanzen, Pfeile, Speere, Streitärte, Messer, Ringe :c. Die<br />
langen, geraden, wahrscheinlich einschneidigen Schwerter mehrmals<br />
zusammengebogen, um sie in die Urne zu bringen. Eigenthümlich<br />
sind die großen, hutförmigen, eisernen Schildbukkel,<br />
mo<strong>der</strong>nen Messer, Lanzenspitzen, Nadeln u. s. w. Den<br />
Gerathen fehlt <strong>der</strong> edle Rost, meist haben sie einen mehlartigen<br />
Anflug von mattgrünem Oryd. Gold ist nie bemerkt, Silber<br />
häufig, auch blaue und bunte Glasflüsse, Bernstein, Gegenstände<br />
aus Knochen (Kämme), rohe menschliche Figuren, ringförmige<br />
Schnallen mit christlichen Inschriften in Lateinischen<br />
Schriftzügen des 12. und 13. Jahrh,<br />
c, Ilr- o<strong>der</strong> Hünengräber. Die Form in <strong>der</strong> Regel<br />
ein Oblongum von unbehauenen Granitsteinen, am Ostende<br />
am größten (s. 1. Jahresbericht a. a. O. Nr. 3). Der Inhalt<br />
<strong>der</strong> Gräber ist einfach; gewöhnlich Scherben von dick geformten<br />
Urnen. Das Material des Geräths ist Feuerstein,<br />
die Geräthe selbst jene bekannten Keile, Messer u. s, w. Aber<br />
unleugbar, wiewohl selten auch Spuren von Eisen, —<br />
auch Schleifsteine von rothem Sandstein, Bernsteinschmuck./—<br />
Soviel aus <strong>der</strong> allziehenden Schrift des Herrn Archivar Lisch *).<br />
6. Als einen zweiten Gegenstand gelegentlicher Beachtung<br />
möchte <strong>der</strong> Ausschuß den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
empfehlen: Die sogenannten Haus- und Sleinmehzeichen, auf<br />
welche auch an<strong>der</strong>weitig mehrfach aufmerksam gemacht worden<br />
ist "), und die für die Geschichte <strong>der</strong> deutschen Baukunst uud<br />
<strong>der</strong> dabei thätig gewesenen Meister, Innungen, Gilden u. s. w.<br />
*) Vergl. Ucber die neueste Deutung <strong>der</strong> Norddeutschen Grabalterthümer,<br />
von Ludw. Giesebrecht im 2. Heft 5. Jahrg. Balt. <strong>Studien</strong> S. 4b. u. f.<br />
") Z. B. von Prof. Michclsen in Kiel, Herrn von Münchhauscn zu<br />
Hannover, Prof. Maßmann im Kunstblatt zum Morgcnblatt, 1837 Nr. 61.<br />
August.
231<br />
beachtcnswerth sind. Im Meklenburgischen, z. V. im Für><br />
stenthnm Ratzeburg haben sich dieselben bis jetzt im Gebranch<br />
erhalten. Auch in unserer Provinz finden sich davon vielfältig<br />
Spuren. Nachweisungcn, welche sich auf diesen Gegenstand<br />
beziehen, wird <strong>der</strong> Ausschuß mit Dank entgegennehmen.<br />
7. Der Herr Landrath von Tettau hat dem Ausschuß<br />
weitere Nachricht über die im ^2. Jahresbericht S. L5. erwähnlm<br />
Koschnevier mitgetheilt, wobei auch als Sprachproben<br />
zwei Übertragungen des Gleichnisses vom verlornen<br />
Sohn, Luc. 15. In seinem Schreiben heißl es: „Nie katholisch-deutschen<br />
Bewohner <strong>der</strong> Conitzer Gegend allein haben<br />
ein gemeinsames,, eigenthümliches Gepräge bewahrt. Sie sind<br />
nach Sprache, Sitte, Tracht, Abschließung ein gemeinsamer<br />
Volksstamm mit fast stereotyper Individualität. Alles weist<br />
darauf Hill, daß sie einst in Masse in ihre jetzigen Sitze eingezogen<br />
sind. Da sie rings von slavischer Bevölkerung umgeben<br />
waren, so erklärt sich ihre Abschließung leicht. Unter dem<br />
Volke selbst ist die Sage: aus Pommern und aus <strong>der</strong> Neumark<br />
wären ihre Väter gekommen, und Zwar, als die Kirchcnwandlung<br />
in jenen Län<strong>der</strong>n vorgegangen, da sie selbst sich zur<br />
Annahme des protestantischen Glaubens nicht hätten verstehen<br />
wollen. Von einer solchen Wan<strong>der</strong>ung ist mir aber in Geschichtsschreibern<br />
und Documcnlen nichts vorgekommen. Der<br />
Einzug ist daher wohl in eine frühezc Zeit zu setzen. Auf<br />
Pommern scheint jedoch die Sprache hinzuweisen. Namentlich<br />
hat <strong>der</strong> Dialect <strong>der</strong> Schlochauschen Amtsortschaften eine un^<br />
verkennbare Aehnlichkeit nut dem im Amte Treptow an <strong>der</strong><br />
Rcga u> f. w. An Sagen ist <strong>der</strong> Volksstamm ziemlich reich,<br />
wenn die einzelnen auch nicht eben von großer Erheblichkeit<br />
sind. Ich beziehe mich deshalb auf meine Sammlung preußischer<br />
Volkssagen u. s. w." Daß von diesen die Gesellschaft<br />
ein Gremplar <strong>der</strong> Güte des geehrten Herrn Herausgebers verdankt,<br />
ist oben angeführt worden.
232<br />
4. Literarische Thätigkeit des Vereins. Arbeiten Cm-<br />
;elneri auf die Pommersche Geschichte und Alterthums-<br />
Kunde bezüglich.<br />
1. Von <strong>der</strong> Vereinsschrift sind in dem letzten Jahre<br />
wie<strong>der</strong>um 2 Hefte (5ten Jahrganges 1. und 2. Heft) erschienen,<br />
von denen <strong>der</strong> zweite in diesen Tagen wird ausgegeben<br />
werden. Das erste Heft enthält: 1) Verhandlungen <strong>der</strong><br />
Pomm. Gesandten auf dem wesiphälischen Friedens-Congreß.<br />
2. Abtheilung. 2) Antiquarisch historische Mittheilungen von<br />
Lisch. 3) Zwölfter Jahresbericht <strong>der</strong> Gesellschaft. — Das<br />
zweite Heft: ^1. Historische Untersuchung über die Salbung<br />
und Krönung <strong>der</strong> Dänischen Könige im Mittelalter.<br />
Vom Etatsrath C. G. Werlauff zu Copenhagen. 2) Ueber<br />
die neueste Deutung <strong>der</strong> norddeutschen Grabalterthümer, von<br />
Ludw. Giesebrecht. 3) Verhandlungen <strong>der</strong> Pomm. Gesandten<br />
auf dem Westfälischen Friedenscongreß. 3. Nbth. 4) Zur<br />
Geschichte <strong>der</strong> Stadt Greifenhagen. 2. Abschn. 5) Ueber<br />
Ursprung und Umbildung <strong>der</strong> alt-nordischen Gilden von Finn<br />
Magnusen. 6) Nachträge und Berichtigungen zur Gesch. <strong>der</strong><br />
Stadt Schwedt und des Schlosses Vierraden.<br />
2) Zwei schon im vorigen Jahresberichte erwähnte bedeuten<strong>der</strong>e<br />
historische Unternehmungen, welchen sich bewährte Kenner<br />
<strong>der</strong> Geschichte unserer Provinz, die zugleich Mitglie<strong>der</strong><br />
unserer Gesellschaft sind, unterzogen haben, nämlich die Herausgabe<br />
und Erweiterung des Dregerschen C5o6ex I^omera-<br />
N126 ck^IomaticuI durch den Herrn Prof. Kosegarten und<br />
Director Hasselbach, so wie die Abfassung einer Geschichte<br />
Pommerns durch Herrn Prof. Varthold verheißen uns den<br />
erfreulichsten Fortgang. Zur Unterstützung des ersten Unternehmens<br />
haben mit höchst dankenswerter Mum'ficenz <strong>der</strong> alt-<br />
Pommersche Landtag 200 Rthlr., <strong>der</strong> Neu-Vor-Pommersche<br />
100 Rthlr. bewilligt, und werden auch die von <strong>der</strong> Gesell-
233<br />
schaft erworbenen und noch ;u erwerbenden Abschriften von<br />
Urkunden dem Unternehmen zu Gute kommen, welches <strong>der</strong><br />
Ausschuß, da es für die Aufklarung <strong>der</strong> geschichtlichen Ver-<br />
hältnisse Pommerns von <strong>der</strong> höchsten Wichtigkeit werden wird,<br />
stets eifrig zu för<strong>der</strong>n bemüht gewesen ist. — Rücksichtlich <strong>der</strong><br />
Äartholdschen Geschichte Pommerns hat <strong>der</strong> Ausschuß die<br />
Freude, anzeigen zu können, daß <strong>der</strong> Druck des ersten Ban-<br />
des, <strong>der</strong> etwa 35 Druckbogen stark sein, nud etwa bis zum<br />
Jahr 13sO o<strong>der</strong> 1331 reichen wird, begonnen hat, und hof-<br />
fentlich im August d^ I. an die Subscribenten abgeliefert wer-<br />
den wird.<br />
3. Dis Herausgabe <strong>der</strong> Vil<strong>der</strong> merkwürdiger Personell<br />
Pommerns, als <strong>der</strong> berühmteren unter dell ehemaligen Pom-<br />
merschen Fürsten, Staatsmannern, Feldherren, Gelehrten u. s.w.,<br />
<strong>der</strong>en Zeichnung auf Stein <strong>der</strong> Herr Maler Ludwig Most<br />
Hieselbst zu übernehmen bereit war, wird wohl unterbleiben<br />
muffen, da sich, troh vieler Subscribenten in Stettin, außer-<br />
halb so wenige gefunden haben, daß die Kosten des Unterneh-<br />
mens nicht gedeckt sein werden. Der Ausschuß war deshalb<br />
mit einer Pomm. Buchhandlung in Verbindung gelrelen, aber<br />
seine Bemühungen haben auch hier nicht den gewünschten Er-<br />
folg gehabt.<br />
^' Zu!' Herausgabe einer Sammlung Pommerschcr Sa"»<br />
gen ist von einem Misgliede <strong>der</strong> Gesellschaft Hoffnung ge-<br />
macht. Ueber den Werth solcher Sammlungen haben Sach-<br />
kilnkigc laugst entschieden. Kaum spricht sich irgendwo die<br />
Poesie des Volkes, seine Anschauungsweise und Sitte kräftiger<br />
und frischer aus, als in <strong>der</strong> Volkssage, und wie das Rheinland,<br />
Thüringen, Preußen u. s. w., so wird, wenn jene Hoffnung<br />
erfüllt wird, auch Pommern seine Sagen <strong>der</strong> Nachwelt über-<br />
liefern können. Möchte das Material unsern Sammlungen<br />
nur noch reicher zufließen, als bisher! Einzelnes ist auch in
234<br />
dem vergangenen Jahr gesammelt worden (z. V. die Sage<br />
vom Vicho-See, von dem Ritter Neukirchen zit Mettenti« :c.).<br />
5. Zuletzt mögen noch zwei andre Unternehmungen,<br />
welche außerhalb Pommern bereitet werden, aber mittelbar auch<br />
die Geschichte unserer Provilh betreffen, erwähnt werden:<br />
nämlich die Geschichte des Preuß. Staats im 17ten Jahrh,<br />
von dem Herrn Lieut. v. Orlich, Verfasser einer Viographie<br />
des großen Kurfürsten, und die Mecklenburgischen Negesten, <strong>der</strong>en<br />
Abfassung <strong>der</strong> fleißige Geschichtschreiber des Vislhums<br />
Natzeburg, Herr Rector Masch zu Schöuberg übernommen<br />
hat. Beide Herren haben die Mitwirkung des Ausschusses<br />
in Anspruch genommen. Für die beiden Arbeiten fehlt es bei<br />
uns nicht an Stoff, doch möchte er meistens nur unverarbeitet<br />
vorhanden sein. So weit es ausführbar erschien, hat <strong>der</strong><br />
Ausschuß gern seine Unterstützung zugesagt.<br />
5. Verhältnisse M auswärtigen geschichtlichen Vereinen.<br />
Den früher bestandenen Verkehr unserer Gesellschaft mit<br />
auswärtigen historischen Vereinen hat <strong>der</strong> Ausschuß aufrecht<br />
erhalten, und mit an<strong>der</strong>en, zum Theil neu entstandenen,<br />
zum Theil älteren Vereinen neue Verbindungen eröffnet, z. V.<br />
mit dem Hennebergischen Alterthumsforschenden Verein zu Meiningen,<br />
<strong>der</strong> O<strong>der</strong>-Lausitzschen Gesellschaft <strong>der</strong> Wissenschaften<br />
zu Görlitz, <strong>der</strong> Königl. Dänischen Gesellschaft für Nordische<br />
Alterthumskunde zu Kopenhagen, <strong>der</strong> Gesellschaft für Geschichte<br />
und Alterthumskunde Meklenburgs, dem historischen Vereine<br />
für Nic<strong>der</strong>sachsen zu Hannover, dem sächsisch-thüringischen<br />
Verein zur Erforschung <strong>der</strong> vaterländischen Gesch. in Halle,<br />
dem Wetzlarschen Verein für Gesch. uud Alterthumskunde, dem<br />
Voigtländischen Allerthumsforschenden Verein zu Hohen-Leuden,<br />
dem Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens<br />
zu Münster, <strong>der</strong> Schleswig-Holstein-Lauenburgschen Gesellschaft<br />
für vaterländische Geschichte zu Kiel u. s. w. Vie werthvol-
235<br />
len Zusendungen, welche wir von diesen Vereinen erhalten ha-<br />
ben, sind oben dankend erwähnt worden,<br />
6. Gencral - Vcrsammlung.<br />
In <strong>der</strong> General-Versammlung, welche unter dem Vorsil^<br />
des Herrn Ober-Präsidemen von Von in, als Vorstehers<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft, am 15. Juni in dein Sitzungs-Locale <strong>der</strong><br />
Königl. Regierung auf dem hiesigen Schlosse gehalten wurde,<br />
und zu welcher sich die Mitglie<strong>der</strong> theils aus <strong>der</strong> Stadt Stet-<br />
tin, theils von auswärts zahlreich eingefunden hatten, wurde<br />
durch den Secretair <strong>der</strong> vorstehende Jahresbericht vorgetragen,<br />
Die im letzten Jahre erworbenen Äücher, Handschriften, Zeich-<br />
nungen, Alterthümer u. s. w. wurden zur Ansicht vorgelegt,<br />
unter welchen außer den huldvollen Geschenken Sr. Königl.<br />
Hoheit des Kronprinzen, die Vuggentiner Münzen und Schmuck-<br />
sachen, die sauberen Zeichnungen u. s. w. <strong>der</strong> Herren Vag-<br />
mihl und Knütter beson<strong>der</strong>es Interesse erregten. Die Vor-<br />
trage des Herrn Wegebaumeister Blaurock über die von ihm<br />
entdeckten und näher untersuchten heidnischen Grabstätten bei<br />
Staffelte unweit Stettin, von welchen sorgfältig ausgeführte<br />
Zeichnungen, vorgelegt wurden, und des Herrn Professor<br />
Giesebrccht über die Religion <strong>der</strong> heidnischen Völker an <strong>der</strong><br />
Ostsee beschlossen die General-Versammlung.<br />
In <strong>der</strong> Zusammensetzung des Ausschuffes und Vertheilung<br />
<strong>der</strong> Geschäfte trat keine Verän<strong>der</strong>ung ein.<br />
An die General-Versammlung schloß sich auch diesmal in<br />
dem Saale <strong>der</strong> hiesigen Cafino-Gescllschaft ein zahlreich be-<br />
suchtes Mittagsmahl.<br />
Stettin, den 9ten December 4638.<br />
Hering.
236<br />
Erste Beilage.<br />
Etat tur 'die Aasse <strong>der</strong> Gesellschaft tur Pommersche<br />
Geschichte und IMerthumskunde pro 18^.<br />
1. Einnahme.<br />
Eintrittsgeld, ungefähr . . . , . . . , 30 Rthlr.<br />
Laufende Beiträge, ungefähr.,...., 130<br />
Geschenke, ungefähr 12 -<br />
Porto-Ei stattungen' 1 -<br />
Zinsen von einstweilen belegten <strong>Bestände</strong>n ungef. 4 «-<br />
Nn Beiträgen des Greifswal<strong>der</strong> Ausschusses ;u<br />
den Druckkostcn 'für Jahresberichte :c. ungef. ß -<br />
Verkaufte Jahresberichte (i; 5 Sgr.) ungefähr 1 ^<br />
Ueberschuß aus dem Erlös <strong>der</strong> Baltischen Stu-<br />
dien, ungefähr . . . . . . . . . . 14 --<br />
2. Ausgabe.<br />
250 Rthlr.<br />
Für anzukaufende Münzen ungefähr . 33 Rthlr. — Sgr.<br />
Für anzukaufende Antiquitäten ungef. 5 -- — --<br />
Beihülfe zu antiquarischen und histori-<br />
schen Forschungen und Unternehmun-<br />
gen ungefähr 10 ^ — -<br />
Für die Bibliothek, ungefähr . . . 40 - — -<br />
Für Utensilien und <strong>der</strong>en Unterhaltung,<br />
ungefähr 15 «- >-— -,<br />
An Druckkostcn, Buchbin<strong>der</strong>lohn, Trans-<br />
portkosten<br />
2) für solche Sachen, zu denen <strong>der</strong><br />
Greifswal<strong>der</strong> Ausschuß Beitrag<br />
zu leisten hat 40 - — -<br />
b) für Sachen, welche <strong>der</strong> Stettiner<br />
Ausschuß allein trägt . . . . 5 - — -<br />
150 Rthlr. — Sgr.
Verwaltungskosten<br />
237<br />
2) Gehalt für dell Voten <strong>der</strong> Gesell-<br />
schaft, auswärtige Commissionaire,<br />
Tentiemen, Verpackung voll Jah-<br />
IVansPort 150 Rthlr. — Sgr.<br />
resberichten :c., ungefähr . . LI -- 15 --<br />
d) Remuneration für Heizung, Rei-<br />
nigung des Gesellschafts-Locals 2 - — - .<br />
c) Für Schreibmaterial, ungefähr 10 - — -<br />
6) Für Copialien, ungefähr . . 5 - — -<br />
e) Für Porto, ungefähr . . . 3 - — -<br />
s) Für sonstige Bedürfnisse, als Holz,<br />
Licht, Cassenbücher:c. . . . 6 - 15 -<br />
An Extraordinarien 51 - — -<br />
Zweite Beilage.<br />
L50 Rlhlr. ^^Sgrl<br />
Dem Jahresbericht für ^5ß^^erlaübt sich <strong>der</strong> unterzeichnete<br />
Ausschuß, veranlaßt durch ein Schreiben <strong>der</strong> Kon. Reg., Abth.<br />
des Innern, vom 27. Oct. d. I., eine Auffor<strong>der</strong>ung beizufügen.<br />
In Detmold ist zur Errichtung eines Denkmals für<br />
den Cheruskerfürsten Hermann ein Verein zusammengetre-<br />
ten, <strong>der</strong> sich vielseitiger Theilnahme und <strong>der</strong> Mitwirkung<br />
<strong>der</strong> achtbarsten Männer des deutschen Vaterlandes zu er-<br />
freuen gehabt hat. Das Denkmal soll <strong>der</strong> Erinnerung<br />
an einen Mann und an eine Begebenheit geweiht sein, welche<br />
auf gleiche Weise das Inleiesse des ganzen deutschen Volkes<br />
in Anspruch nehmen, und gern ist <strong>der</strong> ölllss^mß bereit, jenes<br />
Unternehmen <strong>der</strong> Aufmerksamkeit nnd UntersUttumg den Aus-<br />
glie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gesellschaft für Pommersche Geschichte nnd Al-<br />
terthumskundc zu empfehlen. Indem <strong>der</strong>selbe auf die in öf-<br />
fentlichen Blättern erschienenen, ausführlicheren Anzeigen, na-
238<br />
mentlich auf die in Nr. 63. <strong>der</strong> diesjährigen Staatszeituug<br />
erlassene Auffor<strong>der</strong>ung Bezug nimmt, beschränkt er sich auf die<br />
kurze Mittheilung, daß das, auf <strong>der</strong> Grotenburg im Teuto-<br />
burger Walde bei Detmold zu errichtende Standbild Hermanns<br />
vom Fuße bis zum Scheitel 40 Fuß hoch, in Kupfer getrie-<br />
ben, mit einem entsprechenden Unterbau in Form eines Tem-<br />
pels von etwa 80 Fuß Hohe versehen werden wird. Die Zeich-<br />
nungen <strong>der</strong> von dem Bildhauer Ernst von Bändel aus<br />
Ansbach gefertigten Modelle können bei dem Secretair <strong>der</strong><br />
Gesellschaft, Professor Hering, eingesehen werden, welcher<br />
ebenso, wie <strong>der</strong> Kassenführer, Vanco-Director Fihau, zur Ent-<br />
gegennahme und Weiterbeför<strong>der</strong>ung von Beiträgen bereit ist.<br />
Stettin, den 9. December 1838.<br />
Der Ausschuß <strong>der</strong> Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />
und Alterthumskunde zu Stettin.
Wendische Runen.<br />
33incta findet noch immer seine Apologeten, ungeachtet<br />
Schlözer längst die gewaltige Stadt auf einen Schreibfehler<br />
reducirt hat. Mit den Prilwitzer Bil<strong>der</strong>n ergeht es nicht an<strong>der</strong>s.<br />
Levezow hat sie gerichtlich verfolgt und wissenschaftlich<br />
untersucht; auf dem einen Wege ist <strong>der</strong> größere Theil als<br />
Betrug, auf dem an<strong>der</strong>n <strong>der</strong> kleinere als neueres Machwerk<br />
dargethan. Doch hielt schon <strong>der</strong> zweite Jahresbericht des<br />
Vereins für Meklenburgische Geschichte (S. 165.) die Akten<br />
<strong>der</strong> Untersuchung für noch lange nicht geschlossen. Der dritte<br />
erinnert (S. 190.) an Jakob Grimms Apologie <strong>der</strong> angegriffenen<br />
Idole *). Diese lautet wörtlich:<br />
„Ich muß aber mit einem schlagen<strong>der</strong>en Zeugniß für die<br />
Nltcrthümlichkeit <strong>der</strong> glagolitischen Buchstaben N und L hervorrufen;<br />
letzteres har die Gestalt eines Hakens, <strong>der</strong> oben<br />
in eine dreizinkige Gabel ausläuft, und weicht völlig ab von<br />
dem gewöhnlichen lateinischen, gothischen, runischen, folglich<br />
auch cyrillischen 2. Nun zeigen gerade die Runen <strong>der</strong> bisher<br />
noch übel berüchtigten prilwilzer Idole, so wie <strong>der</strong> von<br />
Hagenow bekannt gemachten Steine dieselbe auffallende Abweichung<br />
bei<strong>der</strong> Buchstaben, das links gedrehte R und das<br />
*) In einer Recension des Glagoljta Clozianus von Kop itar. Göttin-<br />
ger gelehrte Anzeigen vom 29. Febr. 1836. S. 327.
240<br />
gabelförmige L. (Man sehe Wiener Jahrb. V. 43. S. 33.<br />
und v. Hagenow's Figur 8. und 11.). Diese wendischen<br />
Runen sind im Ganzen die nordischen, weichen aber in ein-<br />
zelnen Buchstaben ab, und ihre entschiedenste Abweichung stimmt<br />
zu <strong>der</strong> Glagoliza. Was könnte wohl mehr das Alterthum<br />
<strong>der</strong> glagolitischen Schrift und zugleich die angefochtene Echt-<br />
heit <strong>der</strong> nordslavischen Götzenbil<strong>der</strong> bestätigen? Dem neubran-<br />
denburger Goldschmied eine solche Kenntniß <strong>der</strong> nordischen,<br />
preußischen, slavischen Mythologie, <strong>der</strong> nordischen Runen und<br />
des glagolitischen Alphabets zuzutrauen, daß er aus ihnen allen<br />
nicht plump, son<strong>der</strong>n mit geschickter ab- und zuthuen<strong>der</strong> Mi-<br />
schung nachgeahmt hätte, übersteigt allen Glauben. Die auch<br />
durch an<strong>der</strong>e innere Gründe bestärkte Echtheit <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> eiu-<br />
geräumt, scheint aus ihnen hervor zu gehen, daß schon die<br />
heidnischen Slaven einer Schrift pftagen, von welcher uns be-<br />
deutende Ilebcrreste nirgends an<strong>der</strong>s, als in dein glagolitischen<br />
Alphabet vorliegen."<br />
Aiese Meinung Grimm's hat sofort andre Meinungen<br />
hervor gerufen. Vor zehn Jahren wurde unsrer Gesellschaft<br />
ein Stein geschenkt, auf dem allerlei Charaktere eingegraben<br />
waren; er sollte unter den Wurzeln einer ausgerodeten alten<br />
Eiche, bei Alt-Ken;lin unweit Aemmin gefunden sein, lieber<br />
die Bedeutung desselben erhoben sich die wi<strong>der</strong>sprechendsten An-<br />
sichten. Finn Magnusen in Kopenhagen, dem eine Zeichnung<br />
zugesandt war, fand die Charaktere den Runen <strong>der</strong> Preußi-<br />
schen Fahtteninschrift ähnlich, welche Voigt geneigt ist für eine<br />
Erfindung des Preußischen Chronisten Simon Grünau zu hal-<br />
ten ^). H.igenow erklärte den Stein für das Fabrikat eine's<br />
alten Schäfers in <strong>der</strong> Gegend von Kenzlin, <strong>der</strong> viele <strong>der</strong> Art<br />
gemacht, um bleierne Knöpfe darin zu gießen; und Kosegarten<br />
erinnerte, es müsse bel <strong>der</strong> Behandlung von Gegenständen<br />
*) Dritter Iahresb« <strong>der</strong> Pomm. Gesellsch. S. 27. )c.
dieser Art je<strong>der</strong>zeit Vorsicht und Kritik angewandt werden,<br />
denn Nudolphi in Friedland habe ihm gemeldet, <strong>der</strong> Kcnzliner<br />
Stein sei keine Antiquität son<strong>der</strong>n vor wenigen Jahren von<br />
einem Bauern zu Veseriiz in Meklenburg geschni^t worden *).<br />
Der Stelliner Ausschuß, ließ also die Sache auf sich beruhen.<br />
Nun ist aber auch in Meklenburg ein solcher Stein dem<br />
dortigen historischen Verein Übergebell worden, den man schon<br />
i. I. 1832 in Dargun fand. ' Dies hat zur Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />
<strong>der</strong> Untersuchung von jener Seite Anlaß gegeben. Man hat<br />
sich an v. Hagenow gewandt, und dieser seine frühere Erklä-<br />
rung wie<strong>der</strong>holt. Er sendet einen ähnlichen Stein zur Ver-<br />
gleich (in und änßert dabei, dieser wie alle seines Gleichen<br />
habe als Knopfform gedient, denn die zinnerne: Knopfe an<br />
den Vauerkl'tlelli seien vor Zeit'n von Landleuten größten theils<br />
selbst gegossen. Er habe in seiner Jugend solche Formelt<br />
nicht bloß vielfältig gesehen, son<strong>der</strong>n auch manchen Knopf<br />
selbst darin gegessen.<br />
Dadurch haben sich dettn auch die Meklenburger Archä-<br />
ologen überzeugt gefunden, jene Steine seien m'chlö weiter als<br />
Knopfformell. Dergleichen, meinl Lisch, mögten wohl noch<br />
in neuerer Zeit gebraucht sein, doch habe man sie auch oft<br />
unter Umständen gefunden, die auf ein höheres Alterthum<br />
schließen lassen, wie unter dem Stamm einer alten Eiche und<br />
unter einem alten, längst verschütteten Steinpflaster. Auf je-<br />
den Fall aber verrathen sie eine uralte Tradition bedeutsamer<br />
Charaktere, welche bel dem beson<strong>der</strong>n, kastenmäßigen Stande<br />
<strong>der</strong> Schäfer ili Meklenburg und <strong>der</strong>en Gebräuchen, Sagen<br />
und Künsten gar nicht auffallend sein könne *^). Die Cha-<br />
raktere seien so son<strong>der</strong>bar und originell, daß sich kaum eine<br />
') Vierter Iahresb. S. 42. 120.<br />
'*) Doch sind nach v. Hagcnow'6 und Rudolphs übereinstimmendem<br />
Zeugniß nicht bloß Schäfer die Berscrtigcr solcher Steine, son<strong>der</strong>n auch Landlcutc,<br />
Bauern.<br />
VI. 1. l6
242<br />
willkührliche Erfindung annehmen lasse. Auf dem Hagenow'^<br />
schen Steillc sei z. V. ein großes lateinisches R eingegraben;<br />
auf dem Darguner seien dagegen gar keine bekannte Zeichen,<br />
son<strong>der</strong>n lauter runenähnliche Charaktere befindlich, unter an-<br />
<strong>der</strong>n ein vollkommnes klares runisches HI, wie die auf den<br />
muthmaßlich ächten Runensteinen von Neubrandenburg in <strong>der</strong><br />
Neustrelitzer Sammlung. Auf beiden Steinen finden sich je-<br />
doch die Charaktere, den 2 und L ähnlich. Auf die Ueber-<br />
einstimmung jenes U mit <strong>der</strong> glagolitischen Form*) habe<br />
auch I. Grimm ein. großes Gewicht für die Aechtheit <strong>der</strong><br />
Strelitzischen Runendenkmäler gelegt. Und gerade dasselbe<br />
gabelförmige 'M komme auf den fraglichen Knopssormen so<br />
bestimmt vor, daß an einer uralten Tradition dieses Zuges<br />
kaum zu zweifeln sei. Auch das L auf <strong>der</strong> v. Hagmow'schen<br />
Form werde im Abgüsse ein links gekehrtes, also glagolitisches,<br />
obgleich dies auch Ungeschicklichkeit des Formschneidcrs sein<br />
könne. Deshalb sei es von hohem Interesse auf Sammlung<br />
solcher Steine auszugehen und dabei <strong>der</strong>en Fnndorte und<br />
muthmaßli'chcs Alter genau anzumerken: dabei würden sich ge-<br />
wiß einmal Resultate zeigen, welche auf wendische Traditionen<br />
deuteten ^),<br />
Ich kann diese Erwartungen nicht theilen, doch kommt<br />
es nicht auf Mögliches und Zukünftiges an; nur was bereits<br />
vorliegt, gilt es zu prüfen. So scheint mir die eben mitge-<br />
theilte Ansicht Grimm's und die unsres Freundes Lisch, welche<br />
jener sich anschließt, gleichmäßig auf eünr nicht haltbaren Fol-<br />
gerung zu ruhen. Die Glagoliza wird von Einigen für neuem<br />
Ursprunges gehalten — ihre Uebereinstimmung mit den Ru-<br />
nen <strong>der</strong> Prilwilzer Idole beweist das Alterthum. Die Pril-<br />
') Grimm spricht eigentlich nicht vom AI, son<strong>der</strong>n von dem gabelförmigen<br />
13, das sich allerdings von dem ^>l nur durch einen horizontalen, rechts gezogenen<br />
Strich am untern Ende <strong>der</strong> Gabel unterscheidet.<br />
") Dritter Iahresb. des Meklcnb. Vereins S. 83. :c.
243<br />
witzer Idole sind übel berüchtigt (und mehr als das) — die<br />
Uebereinstimmung mit <strong>der</strong> Glagoliza beweiset ihre Aechtheit.<br />
Die Steine aus Dargun und Kenzlin sammt allen ihren Ge-<br />
noffen sind neue Knopfformen — die Uebereinstimmung <strong>der</strong><br />
auf ihnen befindlichen Charaktere mit <strong>der</strong> Glagoliza und den<br />
Runen <strong>der</strong> Neubrandenburger Steine wie <strong>der</strong> Prilwiher Idole,<br />
beweiset das Alterthum jener Schriftlichen. Mit gleichem<br />
Rechte, dünkt mich, ließe sich aus <strong>der</strong> Uebereinstimmung die<br />
Neuheit und Unächtheit aller drei, o<strong>der</strong> die Aechthcit eines und<br />
die Unächtheit <strong>der</strong> übrigen darthun; d. h. es ist daraus überall<br />
nichts zu beweisen. Aber es soll allen Glauben übersteigen<br />
dem Neubrandenburger Goldschmidt eine solche Kenntniß <strong>der</strong><br />
Nordischen, Preußischen, Slavischen Mythologie, <strong>der</strong> Norden-<br />
schen Runen und des glagolitischen Alphabets zuzutrauen, wie<br />
sie aus den Bil<strong>der</strong>n sich ergiebt. Darauf habe ich zu antwor-<br />
ten : Die mythologische Kenntniß, die in den fraglichen Bron-<br />
zen kund wird, ist, so viel mir einleuchtet, roh und verwor-<br />
ren genug, wie archäologischer Dilettantismus sie in planloser<br />
Lecmre aufzuraffen und mit eigener Phantasterei zu verseizen<br />
pflegt. Und das Nunenalphabet ist dasselbe, welches Klüver<br />
in seiner Beschreibung des Herzogtums Meklenburg (Zweite<br />
Aufl. Hamburg 1737, B. 1. S. 264) mittheilt, und für das<br />
er sich auf Olaus Magnus, Stephanius in den Noten zum<br />
Sarò und auf Nudbecks Attanlika beruft. Die Nunenkunde,<br />
<strong>der</strong>en Gideon Spolchol;, und wer sonst an den Prilwiizer Vil-<br />
<strong>der</strong>n mitgearbeitet hat, zu <strong>der</strong>en Inschriften bedurfte, war also<br />
schon in <strong>der</strong> ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts in<br />
Meklcnburg leicht genug zu haben.<br />
Ludwig Giesebrecht,
.<br />
Aus <strong>der</strong> Druckerei von Windolff Hc Striese zu Königsberg i. d. N.<br />
'<br />
'
laltische <strong>Studien</strong>.<br />
Herausgegeben<br />
von <strong>der</strong><br />
Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />
und<br />
Atterthumskunde.<br />
Sechsten Jahrganges<br />
Zweites Heft.<br />
Stettin, Ì839.<br />
Aul Aosten und im Verlage <strong>der</strong> Gesellschalt,<br />
In Commission <strong>der</strong> ZuchhandlUng Decker und Altcndorss.
Inhalt.<br />
1. Wendische Geschichten vor <strong>der</strong> Karolingerzeil. Bon Lud?<br />
wig Giesebrecht. . . . , . « , . yeite l.<br />
3. Verhandlungen <strong>der</strong> Pommerschen Gesandten auf dem Westphälischcn<br />
Fried enscongreß. Fünfte Abtheilung. . « 17.<br />
I. Wendische Geschichten <strong>der</strong> Karolingerzeit. Bon Ludwig<br />
Giescbrecht. . . . . . . . . ? 123.
-<br />
.<br />
Wendische Geschichten vor <strong>der</strong>Karolmgerzeit<br />
»<br />
Von dem Dasein und <strong>der</strong> Thätigkeit Wendischer Anwohner<br />
<strong>der</strong> Ostsee findet sich vor Karl dem Großen fast gar keine<br />
historische Kunde. Nur durch eine Nachricht fällt ein<br />
schnell wie<strong>der</strong> verschwindendes Streiflicht in dieses Dunkel.<br />
Der sie dringt, ist <strong>der</strong> Byzantiner Theophylactus Simo-<br />
calla/ <strong>der</strong> zur Zeil des Heraklius die Geschichte <strong>der</strong> Regie-<br />
rung des Kaisers Mauricino schrieb. Er berichtet, wie du><br />
ser nach siegreicher Beendigung eines Krieges gegen die<br />
Perser (595) sich aufgemacht, um nun auch die Avaren zu<br />
bekriegen, wie er nach Selybria in Thracien gekommen, von<br />
da nach Heraklea und wkitkr nach Enalum, und erzählt dem-<br />
nächst in etwas gesuchter Rede Folgendes:<br />
„Am Tage darnach wurden von den Schildträgern des<br />
Kaisers drei Männer gefangen genommen, ElaUen von Ab-<br />
kunfl, die nichts von Eiscn o<strong>der</strong> Kri^gsgeräthen an sich hatten.<br />
Cilhern waren ihre Bürde, und an<strong>der</strong>s trugen sie nichts. Dev<br />
Kaiser fragte also nach ihrem Volke, auch wo sie ihre Wohn-<br />
sitze hätten, und nach <strong>der</strong> Ursache des Einlcnkens zu den Rö-<br />
mischett Gegenden. Cie sprachen, ihres Volkes seien sie Sla-<br />
ven und wohnten an <strong>der</strong> Grenze deS westliches
Der Chagan ^) aber habe bis zu ihnen dort Gesandte geschickt<br />
auf Werbung von Kriegesmacht und' den Häuptern des Vol-<br />
les viele Geschenke verehrt. Die hätten nun die Geschenke<br />
angenommen und die Bundesgenossenschaft ihm verweigert, in-<br />
dem sie versicherten, die Längen <strong>der</strong> Wege seien ihnen beschwer-<br />
lich, an den Chagan aber hätten selbige sie, die Gefangenen,<br />
abgefertigt, damit ihr Unternehmen die Schutzrede entHalle ");<br />
und in fünfzehn Monaten hätten sie den Weg zurück gelegt.<br />
Der Lhagan aber, uneingedenk des Rechtes <strong>der</strong> Gesandten,<br />
habe von seiner Seile Verweigerung <strong>der</strong> Rückkehr erklärt.<br />
Und sie, nachdem sie vernommen, das Volt <strong>der</strong> Römer sei an<br />
Reichthum und Menschenfreundlichkeil bei weitem, wie man<br />
sagen müsse, am berühmtesten, hätten sich die Gelegenheit zu<br />
Nutze gemacht und sich nach Thracien zurück gezogen. Mit<br />
, <strong>der</strong> Cither gingen sie um, weil sie nicht geübt wären, Waffen<br />
um die Leiber zu gürten, denn ihr Land kenne das Eisen nicht<br />
und gewähre ihnen dort ein friedliches und ruhigeo Leben, und<br />
ergötzten sie sich an Leiern, da sie nicht verständen mit den<br />
Trompeten zu betäuben. Denn welchen <strong>der</strong> Krieg unbekannt<br />
wäre, meinten sie, dellen waren wohl mit Recht die Uebungen<br />
<strong>der</strong> Musik die erwünschteren. Der Herrscher, <strong>der</strong> nach diesen<br />
Reden das Geschlecht lobte, würdigte jene, die von den Bar-<br />
baren ihm begegnet waren, <strong>der</strong> Gastfreundschaft, und nachdem<br />
er die Größe dieser Leiber und den kräftigen Wuchs <strong>der</strong> Glie-<br />
<strong>der</strong> bewun<strong>der</strong>t hatte, entließ er sie nach Heraklea ^)."<br />
Der westliche Ocean, von woher die Exielleute kamen,<br />
kann nur die Ostsee sein, die auch Einhard, <strong>der</strong> Biograph<br />
Karls des Großen, als einen vom westlichen Ocean nach Osten<br />
l) D. i. <strong>der</strong> Chan <strong>der</strong> Avaren.<br />
') ^no^o/ia? va0He6li> 6/ovrai,' d. h. so daß sie ldie Gesandten)<br />
ihr Unternehmen (die funfzchnmonatliche Reise) als Schuht ede (de5 ver«<br />
weigerten Beistandes) hatten.'<br />
Vl. 2.
gehenden Meerbusen bezeichnet *). Auf den Mangel an Visen<br />
in diesen Gegenden hat schon früher Tacitus^), auf die<br />
Friedensliebe <strong>der</strong> Slaven Procopius ^) hingewiesen.. Viel<br />
neuen Aufschluß bringt also Thcophylact nicht; aber auch das<br />
Wenige ist neuerdings als unglaubwürdig verworfen worden.<br />
Varthold^) fmdel die vorhin mitgetheilte Erzählung<br />
unwahr in sich selbst, im Wi<strong>der</strong>spruch mit <strong>der</strong> Lechitischen und<br />
Dänischen Sage und gegen den Zusammenhang <strong>der</strong> Slavischen<br />
Wan<strong>der</strong>züge. .> -<br />
Die innere Unwahrheit erkennt er in <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung von<br />
dem trägen, waffcnscheuen, verspielenden Leben, welche jene<br />
aufgefangenen, schweifenden Citherspieler dem Kaiser mittheil-<br />
'ten. Ferner darin, daß die Voten, welche die Bundesgenossen-<br />
scharr ablehnten, ungeachtet ihre Häuptlinge das Geschenk be-<br />
Hallen hatten, dem grimmigen Chan entronnen wären. Und<br />
— fragt er — wie hätte <strong>der</strong> volkerstürmende Chan, <strong>der</strong> über<br />
nahe gesessene streitbare Slaven in seinen Romerlriegen gebie-<br />
ten konnte, zu einem so entlegenen, an sich hülftoscn Stamm<br />
sich gewandt, und obenein durch Geschenke Beistand erkaufen<br />
wollen?<br />
Allein das Unwahre liegt nicht in <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung, son-<br />
<strong>der</strong>n in Vanholds Auffassung <strong>der</strong>selben. Dieser stellt sich ein<br />
ganzes Volk von Cisherspielern vor, die allcsammt niemals<br />
Waffen gebrauchen, was ohne Zweifel wi<strong>der</strong>sinnig ist; die Ge-<br />
fangenen dagegen berichten von ihrem Lande, es kenne<br />
das Eisen nicht, von ihrem Volke, es führe ein friedliches<br />
und ruhiges Leben, von sich selbst, sie seien Üitherspicler und<br />
des Krieges unkundig. Auch davon sagt die Erzählung nichts,<br />
*) Li,,!, ardi vita l
4<br />
daß <strong>der</strong> Chan durch die Geschenke,, die er den Häuptlingen <strong>der</strong><br />
Slaven gesandt, den Beistand des Volkes habe erkaufen wol-<br />
len. Der mächtige Herrscher bietet scine Gaben nicht als<br />
Sold, nicht als Bestechung — dazu ist er viel zu hochfah-<br />
rend s) — son<strong>der</strong>n als freie Zeichen seiner Gunst, wenn auch<br />
in <strong>der</strong> unausgesprochenen Absichs, die Fürsten feinem Antrage<br />
geneigt zu machen. Dieser wird dennoch abgelehnt, so glimpf-<br />
lich es sein kaun, aber die Geschenke zurückzuweisen wäre Be-<br />
leidigung. Man nimmt sie an uud sendet eine Ehrcnbotschaft<br />
um den Chan vollends ;u begütigen. Dazu eignet sich nie-<br />
mand mehr als die Spielleute, die Gesandten des Friedens.<br />
Aber <strong>der</strong> Chan fährt gegen sie auf, wie einige Jahre vorher<br />
gegen Elpidius und Comcntiolus, die Boten des Kaisers Mau-<br />
ricius, die er sogar in Ketten legen ließ, und denen er den Tod<br />
zugedacht hatte, bis sein Zorn vorüberging, und seine Diener<br />
ihn umstimmten ^). So gewinnen auch nun die Slavischen<br />
Gesandten Gelegenheit zur Flucht und retten sich auf das<br />
Griechische Gebiet. Ich finde in dem Allen nichts, das <strong>der</strong><br />
Zeit, den Umständen,-dem Charakter <strong>der</strong> Handelnden wi<strong>der</strong>-<br />
spräche.<br />
Friedlich haben die Gesandten ihre Nation genannt, nicht<br />
feige und weibisch: das ist sehr verschieden von einan<strong>der</strong>. Auch<br />
die Chauzen, das edelste Volt unter den Germanen, waren<br />
ohne Gier, o^ne unbändige Leidenschaft, ruhig und zurückge-<br />
zogen, doch hatren alle die Waffen in Bereitschaft und, wenn<br />
es Noth that, Heeresmacht, <strong>der</strong> Nuf erhielt ihnen den Frie-<br />
den io). Ob die Friedfertigkeit <strong>der</strong> Slaven an <strong>der</strong> Ostsee von<br />
gleicher Art gewesen, geht aus <strong>der</strong> Angabe <strong>der</strong> Cilherspieler<br />
nicht hervor, doch würde diese nicht wi<strong>der</strong>sprechen, wenn ächte<br />
Volkssage jene- als streitbat schil<strong>der</strong>te.<br />
') ^Iieopd^i. kist. t. I.<br />
" i. Ki3t. I. 4. b. 6.<br />
Nenn. 35.
5'<br />
- Aber wo ist eine solche? Der Polnische Chronist Kad-<br />
lubek aus dem dreizehnten Jahrhun<strong>der</strong>t berichtet zu Anfang<br />
seines Buches, das Polnische Reich habe/in-alter Zeit eine gar<br />
weite Ausdehnung gehabt. Auch die Dqnomalchischen Eilande<br />
seien unterworfen, und <strong>der</strong>en König Kamitus von den Polen<br />
in Ketten gelegt worden. Die Sieger halten darauf den Dä-<br />
nen die Wahl gelassen, ob sie Tribut entrichten o<strong>der</strong> Weiber-<br />
tracht anlegen wollten, und da sie sich darüber gestritten,' sei<br />
ihnen beides zuerkannt. Der Enkel des Kamitus habe die<br />
Schmach seines Großvaters rächen wollen, die Dänen seien<br />
aber wie<strong>der</strong> besiegt und darauf in <strong>der</strong> Art-gesti aft, daß ihnen<br />
geboten mit dem Kopf gegell das Fußende gekehrt auf- ihren<br />
Lagerstätten zu schlafen und ihren Weibern die Dienste zu lei-<br />
sten, welche diese sonst den Männern geleistet "). A^g ^^^<br />
Barthold die Lechitisch-Pommersche Sage und sieht darin einen<br />
Beweis für die Streitbarkeit <strong>der</strong> Wenden im siebenten und<br />
achten Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Dieser Annahme fehlt alle Begründung. Noch ist nicht<br />
dargethan, daß Kadlubeks Mährchm Volkssage, und daß es<br />
geschichtliche Sage, eben so wenig wann c6 entstanden, und<br />
welche Zeit, wenn überhaupt eine, in ihm sich abspiegele. Und<br />
ohne diese Untersuchungen, die leicht ein ganz an<strong>der</strong>es Ergeb-<br />
niß herausstellen mögten, als das, welches Barthold vorweg<br />
angenommen har, ist seine Hypothese nichts weiter als eine un-<br />
crwiesene Behauptung.<br />
Die Lechitische Sage soll durch die Dänische bestätigt werden,<br />
ungeachtet sie mir ihr nicht in Namcn und individuellen Bezie-<br />
hungen, ohne Phrase gesprochen, in nichts, übereinstimmt. Mit<br />
<strong>der</strong> Dänischen Sage sind die acht eisten Bücher des Sarò<br />
Grammaticus gemeint. Sie enthalten, wie Dahlmann ^")<br />
") Knäluli. I, 1.<br />
^') Dahlmaun Forschungen auf dem Gebiete <strong>der</strong> Geschichte. B.<br />
S. 149 :c.
genügend dargethan, sehr verschiedenartige Bestandtheile, alte<br />
religiöse Mythen und alle, theilweisi neu bearbeitete, Sagen<br />
neben ganz neuen Dichtungen aus <strong>der</strong> Zeit Saros, namens<br />
lich' läßt stch alles, was von den Wenden berichtet wird, ohne<br />
Schwierigkeit als neuern-Ursprunges nachweisen. Zeitbestim-<br />
mung giebt Sarò nie; bei <strong>der</strong> Art seines Buches ist sie un-<br />
möglich: doch machte Euhm zu seiner Zeit den Versuck eine<br />
solche hinein zu bringen. Deren Gehaltlosigkeit erkennt Var-<br />
thold an, dennoch findet er es wichtig, die Ostseeslaven sich<br />
zur Plün<strong>der</strong>ung Schönens, Hallands und <strong>der</strong> Danischen In-<br />
seln so frühe heraus wagen zu sehen, so frühe nämlich, wie<br />
Suhms Chronologie anzieht.<br />
Auch die kechitische und die Danische Sage werden die<br />
Erzählung des Theopbylact also nicht gefährden. Nur <strong>der</strong><br />
Zusammenhang <strong>der</strong> Slavisches Wan<strong>der</strong>züge droht noch mit<br />
seinem Wi<strong>der</strong>spruch.<br />
Vei <strong>der</strong> Entwickelung jenes stützt sich Varthold auf den Rus-<br />
sischen Chronisten Nestor, <strong>der</strong> zu Anfang des zwölften Jahr-<br />
hun<strong>der</strong>ts lebte. Demgemäß werden zwei Hauptzüge <strong>der</strong> Sla-<br />
ven unterschieden, <strong>der</strong> erste <strong>der</strong> Mähren, Tschechen, <strong>der</strong> weißen<br />
Chorwaten, Serben und Kärnter, <strong>der</strong> zweite, spätere, <strong>der</strong>, wel-<br />
chen die Gewaltthätigkeit <strong>der</strong> Wlachen veranlaßte, und durch<br />
welchen Rußland, Polen und die Paltische Küste ihre Slavi-<br />
sche Bevölkerung empfingen. In den Wlachen findet Varlhold<br />
die Avaren und setzt so die Ankunft <strong>der</strong> Wenden an <strong>der</strong> Ost-<br />
see um ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t spater, wie er meint, als die<br />
bisher recipirten Angaben "), indem er noch für das ganze<br />
") Doch nicht durchaus gegen angenommene Meinungen. Fcßlcr (Geschichte<br />
<strong>der</strong> Ungern I. 7l.) und Ged har di (AUgem. Wrlthisc. 1^1. I04.<br />
305.), obwohl beide Nestors Wlachen nicht als Avarcn anerkennen, weisen<br />
dennoch die durch jene hervorgerufene Wan<strong>der</strong>ung in die Zeit, da das Reich<br />
des Samo entstand. Gibbon (Kap. 4b.) seht die Verbreitung <strong>der</strong> Slaven<br />
gleichfalls in die Zeit <strong>der</strong> Avarcn und läßt sie von lehtern, namentlich von dem<br />
Hhan Bajan ausgehen, nur nicht in <strong>der</strong> durch Nestor angedeuteten Weise son>
sechste Jahrhun<strong>der</strong>t von keiner dichtem Slavischen Ansiedlung<br />
zwischen <strong>der</strong> untern Elbe und <strong>der</strong> untern Weichsel wissen will.<br />
Als Rückhalt für diese Annahme wird darauf hingedeutet,<br />
daß Iornan-des und Gregor von Tours im sechslen Jahrhun-<br />
<strong>der</strong>t, und <strong>der</strong>< Geograph von Ravenna, <strong>der</strong> frühestens in das<br />
erste Driltheil des siebenten zu setzen, noch keine Slaven im<br />
östlichen Germanien erwähnen. Also wie<strong>der</strong> einmal das soge-<br />
nannte Schweigen <strong>der</strong> Geschichte, über dessen beweisende Kraft<br />
schon oft gestritten wurde.<br />
Doch wo nun hin mir dem ersten Wan<strong>der</strong>zuge <strong>der</strong> Sla-<br />
ven? Da er <strong>der</strong> erste, muß er begreiflich <strong>der</strong> Avarenherrschaft<br />
voran gehen, doch darf er nicht früher als in das siebente<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t geseht werden. So ist unser Autor genöthigt '<br />
dak Vordringen auch <strong>der</strong> Moraven, Tschechen und Soraben<br />
nach Westen mit dem Zwange <strong>der</strong> Avaren in Verbindung ;u<br />
bringen: er setzt ^also die erste Wan<strong>der</strong>ung gleichzeitig mit<br />
<strong>der</strong> zweiten. Roch mehr, er schließt sich sogar <strong>der</strong> Ansicht an,<br />
daß die Slavischen Einwan<strong>der</strong>er in die Germanischen Lan<strong>der</strong><br />
sich zuerst nach <strong>der</strong> A'.'areliheirschafl in Pannonien gegen Westen<br />
wandten, und daß ihnen nachher eine zweite Hauptmasse in das<br />
Land nördlich von den Karpathen und an die Ostsee gefolgt<br />
sei").<br />
Vielleicht läßt sich <strong>der</strong> Verlegenheit abhelfen. Nur wenn<br />
es sich um Thaten <strong>der</strong> Völler handelt, kann das Schweigen<br />
<strong>der</strong> Geschichte als verneinen<strong>der</strong> Beweis gelten. That und Wort<br />
stehen als Aeußerungen eines Geistes in so genauem Zusam-<br />
menhange, daß voraus zu setzen, wo in einer Nation <strong>der</strong> Tha-<br />
tendrang anhebe, werde auch <strong>der</strong> Trieb nicht ausbleiben, das<br />
Gethane zu berichten. Mangelt die Schrift, so ist das Ge-<br />
dcrn durch Verpflanzung, die dcr (Zhan nach Orientalischem Brauche angeordnet.<br />
Als den eigentlichen Urhcdcr dicscr Hypothese bezeichnet <strong>der</strong> Englische<br />
Geschichtschreiber den Franzosen Buat in dcr Instoire äe« peu^le<br />
") Barthold a. a. O. S. 170.
8<br />
dächtniß um .so treuer. Allein wenn es nur um die nackte<br />
Er ist enz eines Volkes geht, so hat das Schweigen <strong>der</strong> Ge-<br />
schichte nicht mehr jene beweisende Kraft. Nationen können<br />
lauge ein pflanzenähnliches, idyllisches Traumleben führen, be-<br />
vor die Geschichte zufällig Anlaß findet ihrer zu erwähnen.<br />
Das ist hier <strong>der</strong> Fall. Das Schneigen des Gregor ».wn<br />
Tours, des Iornandcs und des Geographen von Ravenna be-<br />
weist nichts gegen die Gristen; Slavischer Volker auf Ger-<br />
manischem Voden schon im sechsten Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Dazu steht es mit den beiden letztgenannten Zeugen nicht<br />
ganz, wie Varthold meint. Die Worte des Iornandes:<br />
Huoruin (^Vnnclol um) nomina, Ii< et nunc per varias sa«<br />
inll'i28 et loca mutenlur, prin^lpIlite»- tamen 8l^vini et<br />
^ntes nnminanUil' können nicht bedeuten: die Namen <strong>der</strong><br />
Wenden, obwohl sie jetzt nach Geschlecht und Ort wechseln,<br />
werden doch vornamlich Elavinen und Anten genannt, als<br />
wären diese die beiden Zweige, in welche sich <strong>der</strong> Stamm <strong>der</strong><br />
Wenden theilte. Denn die Sitze <strong>der</strong> Anten giebt Iornandes<br />
sehr bestimmt an, am Pontus entlang von <strong>der</strong> Donau zum<br />
Dniester, eben so hinter ihnen die <strong>der</strong> Stammen zwischen den-<br />
selben Flüssen und nordwärts bis zur Vicola ^). Und den-<br />
noch sagt <strong>der</strong>selbe Geschichtschreiber, längs <strong>der</strong> linken nach<br />
Norden gewandten Seite des Gebirges, welches Dacien wie<br />
ein Kranz umgebe, und von dem Ursprünge <strong>der</strong> Weich-<br />
sel an durch unermeßene Näume wohne die v olkreiche<br />
Nation <strong>der</strong> Wenden. Es ist darnach vollkommen klar,<br />
in den angeführten Worten muß daä Komma hinter nomina<br />
getilgt und dem zufolge übersetzt werden: Obwohl die Namen<br />
<strong>der</strong> Wenden jetzr nach Geschlecht und Ort wechseln, so werden<br />
doch beson<strong>der</strong>s Slavinen und Nnlen genannt. Sehr begreif-<br />
") O<strong>der</strong>, nach einer Variante, bis zur Bisela. Was <strong>der</strong> Name bedeute,<br />
weiß ich nicht; die. Weichsel kann nicht gcmcint sein, sie nennt Iornandes wenige<br />
Zeilen vorher
lich, da sie zunächst an den Grenzen des Oströmischen Reiches<br />
lvohnten. Nicht.min<strong>der</strong>, klar ist, daß Iornandes durchaus<br />
nicht sagt, die Slavm hatten ,;u seiner Zeit noch nicht, die.<br />
Weichsel überschritten, vielmehr ist, dies seine, Meinung: '^ ds.il<br />
Bogen von dm Quellen <strong>der</strong> Weichsel ,au längs <strong>der</strong> Nordscice^<br />
<strong>der</strong> Karpaiheu, <strong>der</strong> Ost. und, Südseite <strong>der</strong>, Vergnüge deS heu-,<br />
tigen Ei/benbürgenS '°) bis an die Donau als Grundlinie:<br />
angenommen, erstrecken »ich von da an durch.unermessene Räume'<br />
nach Ost und Nord dieLäu<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wendische» Völler. Es<br />
hin<strong>der</strong>t also nichts die,Annahme, schon damals, seien Slaven'<br />
die,'Anwohner, dex Ostsc« gewesen. ,, ,^. , , . ,. ,,^<<br />
Der Geograph von Ravenna äußert sich noch be
!0<br />
Nestor selbst von den Wlachen gehabt. Der Avaren gedenkt,<br />
seine Chronik nur einmal, in <strong>der</strong> Erzählung von den Freveln<br />
gegen die Dulcbier "), und diese ist nicht, von Nestor. So<br />
hat Joseph Muller bereits die Stelle bezeichnet "), und so<br />
muß sie selbst dem einleuchte^ <strong>der</strong> wie ich den Chronisten nur<br />
aus <strong>der</strong> Uebersetzung kennt. Denn, abgesehen von dem lotkern,<br />
nur äußerlich gemachten Zusammenhangt mit dem Vorhergehenden,<br />
wi<strong>der</strong>spricht die hier gegebene-Nachricht, es seien<br />
nach den Avaren die Petschenären gekommen und hernach unter<br />
Oleg die Ungern bei Kiew vorbeigezogen ^o) gerade zu<br />
den Angaben Nestors, erst nachdem unter Oleg i. I. 889 die<br />
Ungern vor Kiew erschienen "), seien i. I. 915 unrer Igor<br />
die Petschenären gekommen ^).<br />
Nestor nennt demnach die Avaren nicht, wohl aber sind<br />
ihm die Wlachen das Volk, von dem die Ungern das nun nach<br />
ihnen benannte Land erwarben^); damit ist gesagt: die<br />
Wlachen sind Avaren.<br />
Nichts scheint klarer, und doch halt das Ergebniß nicht<br />
Stand. Denn sofort ist die zweite F age da, woher Nestor<br />
seine Nachrichten über die Wlachen und die durch sie veranlaßte<br />
Elavcnwan<strong>der</strong>ung genommen.<br />
Barthold giebt darauf zwiefache Antwort. Aus dem Bewußtsein<br />
<strong>der</strong> Ostslaven heraus, meint er, habe <strong>der</strong> Mönch von<br />
Kiew seines Volkes Wan<strong>der</strong>ung und Anssedlung erzählt "),<br />
und wie<strong>der</strong>um findet er auch wahrscheinlich, Nestor habe die<br />
Nachrichten von den Wlachen aus den Byzantinern geschöpft 2-).<br />
") Vgl. Bartbold a. a. D. S. 171.<br />
") Joseph Müller Allrussische Geschürte nach Nkstor. Berlin, 1812.<br />
'°) Joseph Müller a. a. O. S. 73.<br />
") A. a. O. S. 89.<br />
") A. a. O. S. 104.<br />
") A. a. O. S. 89.<br />
'^) Barthold a. a. O. S. 159.<br />
") Barthold a. a. O. S. 1b2.
li<br />
Ist Letzteres, so muß <strong>der</strong> Chronist mit den Byzantinern,<br />
überein stimmen. Mein diese melden wohl: von einem Auf-i<br />
stände <strong>der</strong> Vulgären, den die Gewaltthätigkeit <strong>der</strong> Avaren her-<br />
bei geführt, doch nirgend von einer durch sie veranlaßten Wan-<br />
<strong>der</strong>ung. Hat also Nestor aus den Byzantinern geschöpft, so.<br />
sind die Wlachen nicht Avaren.<br />
Hat er aber aus. dem Bewußtsein <strong>der</strong> Ostslaven heralis'<br />
erzählt, so muß dieses niit sich selbst im Einklänge und' die^<br />
Nachricht des Annalisten mit an<strong>der</strong>weitigen Aeußerungen des--<br />
selben Nationalbewußtseins übereinstimmend sein. Als eine<br />
solche wird jenes Fragment, das die Afaren erwähnt, unbe--<br />
denklich gelten können, da es ja für Nestorisch gehalten wird.<br />
Hier sind aber die Avaren die Quäler <strong>der</strong> Dulebicr ^) gm<br />
Bug 27), nicht <strong>der</strong> Slovenen an <strong>der</strong> Donau?u).^ Das Er-<br />
gebniß'ist also auch auf dieser Seite: die Wlachen sindi<br />
nicht Avaren.<br />
Dagegen werden in demselben Fragment^) die Bulga-<br />
ren als die genannt, welche den Slovenen an <strong>der</strong> Donau gc-^<br />
wallthälig waren. In dem Bewußtsein <strong>der</strong> Ostslaven sind<br />
darnach vielmehr die Wlachen Bulgaren. Doch unter-<br />
scheidet Nestor ausdrücklich Bulgaren und Wlachen ^"). In<br />
eben jenem nationalen Bewußtsein sind dem zufolge die Wlai-<br />
chen nicht Bulgaren.<br />
Atte Nachfrage nach den Wlachen Nestors ist umsonst;<br />
sie sind ein gaukeln<strong>der</strong> Schallen, <strong>der</strong> bald da, bald dort, aber<br />
2«) I. Müller a. a. O. S. 73.<br />
") A. a. O. S. 74.<br />
2«) Sci Barthold a. a. O. S. 171 ficht: „zumal die Dulcbier."<br />
I. Müllcrs wörtliche Ucberschung (S. V.) dcs Nestor hat kein solches<br />
zumal.<br />
2") I. Müller a. a. O. S. 72.<br />
2") Die Bulgaren werden zu Wasser und zu Lande bekriegt (a. a. O.<br />
S. 79.); die Wlachen aber wohnen jenftit <strong>der</strong> Berge in dem Lande, das zu<br />
Nestors Zeit Ungern hieß. (A. a. O. S. 89.)
12<br />
nirgend greifbar'dem Auge. erscheint. Der Name bezeichnet<br />
durchaus keine bestimmte, historische Nationalität, son<strong>der</strong>n wie<br />
die Hünen, <strong>der</strong>en Grabhügel um uns her liegen, ein verschol-<br />
lenes,, gewaltthätiges Riesengeschlecht, davon die Sagen fast<br />
aller Völker zu erzählen wissen.<br />
Damit ist auch über Nestors Vericht von den Slavischen<br />
Wan<strong>der</strong>ungen das Urtheil ausgesprochen. Soll mit dem Aus-<br />
druck, .<strong>der</strong> Chronist habe aus dem Bewußtsein <strong>der</strong> Ostslaven<br />
heraus erzählt, dies gesagt sein, er habe nationale Traditionen<br />
benutzt, gleichviel ob mündliche o<strong>der</strong> schriftliche, dichterische o<strong>der</strong><br />
prosaische, so finde ich in <strong>der</strong> Erzählung sehr wenig, das einen<br />
solchen Charakter an.sich trüge.<br />
Nestor beginnt seine Geschichte mit <strong>der</strong> Theilung <strong>der</strong> Erde<br />
nach <strong>der</strong> Sündfluth unter Noahs Söhne. Die Grundlage<br />
dieser breit ausgeführten Völkertafel ist das zehnte Kapitel <strong>der</strong><br />
Genesis, die Erweiterungen siud zum Theil aus Cedrenus ent-<br />
lehnt, theils nach eigenem geographischen Wissen und Meinen<br />
des Verf. eingefügt. Darauf folgt, in gleicher Art mit le-<br />
gendenartigen Zusähen, aus dem eilften Kapitel <strong>der</strong> Gcnens<br />
<strong>der</strong> Babylonische Thurmbau und die Zertheilung <strong>der</strong> einen<br />
Zunge, welche bis dahin auf Erden war, in zwei und sie-<br />
benzig "). ... . .<br />
Unter den zwei und siebenzig Völkern war, nach Nestors<br />
weiterem Vericht, das Slavische eins, vom Stamme des Ia-<br />
phet. Das ließ sich lange Jahre nach dem Thurmbau an <strong>der</strong><br />
Donau nie<strong>der</strong>, wo nun Ungern und Bulgarien, und von da<br />
gingen die Slavischen Nationen über die Erde aus einan<strong>der</strong>.<br />
Das geschah wie<strong>der</strong>um, wie vorher das Auseinan<strong>der</strong>gehen des<br />
Menschengeschlechtes, durch zwei Theilungen. Die erste, fried-<br />
lich gleich <strong>der</strong> unter die Söhne NoahS, führte die Mähren<br />
^ l) Die Zahl ist vermuthlich gewählt mit Beziehung auf die zwei und sievenzig<br />
Jünger Christi, unter welche am Tage <strong>der</strong> Pfingsten wie<strong>der</strong>um die Zungen<br />
vertheilt wurden, um jedem Volk <strong>der</strong> Erde seinen Apostel zu geben.
13<br />
und Tschechen in ihr Land nordwärts <strong>der</strong> Donau und die<br />
Kärnter, die weißen Chorwaten und Serben an die Südseite<br />
des Stroms. Denn die Serben Nestors sind leinesweges die<br />
Sorben an <strong>der</strong> Saale und Elbe, son<strong>der</strong>n die Serben, welche<br />
mit den Croaten zur Zeit des Kaisers Heraklius sich in Dal-<br />
maticn nie<strong>der</strong>ließen: das giebt die Zusammenstellung mit. den<br />
Kärntnern genügend zu erkennen. Die zweite Theilung <strong>der</strong><br />
Slaven geschah gewaltsam, gleich ^<strong>der</strong> zu Vabel. Urheber <strong>der</strong>-<br />
selben waren die Wlachcn, wie, nach <strong>der</strong> kegende, <strong>der</strong> tyran-<br />
nische Riese Nimrod den Vau des Thurmes betrieben und durch<br />
seineu Uebermuth die Verwirrung <strong>der</strong> Sprachen herbei geführt<br />
hat. So wan<strong>der</strong>ten die dachen an die Weichsel und von ih-<br />
nen son<strong>der</strong>ten sich wie<strong>der</strong> ab die Polänen, Lutitscher, Masovier,<br />
Pommern, Drewier, Dregowilschen, Polozker, Novgoro<strong>der</strong> :c.<br />
Ein solcher Stammbaum <strong>der</strong> Slaven, <strong>der</strong> Namen und<br />
Si^e sehr entfernter Volker angiebt, kann nicht gedacht wer-<br />
den als Russische Volkssage. Nur so viel läßt sich annehmen,<br />
daß unter den Polänen am Dnieyr, wo Nestor lebte, die Tra-<br />
dition umging, ihre Vater seien von <strong>der</strong> Donau, die noch in<br />
neuern Russischen Volkslie<strong>der</strong>n als ein unglücklicher Fluß ge-<br />
schil<strong>der</strong>t wird 2 2), ^p Zeiten ausgewan<strong>der</strong>t, weil ein riesiges<br />
Geschlecht, die Wlachen, ihnen Gewalt gethan. Die N^men<br />
und Wan<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> übrigen Stamme sind gelehrte Zuthat,<br />
die ganze Erzählung legendenartige, mönchische Constrnction<br />
<strong>der</strong> altslavischen Geschichte aus den angedeuteten Elementen.<br />
Auch Nestors Chronik, nicht besser und nicht schlechter<br />
als viele andre des Mittelalters, wird mithin <strong>der</strong> Glaubwür-<br />
digkeit deS Theophyl.iet keinen Abbruch thun; eben so wenig<br />
<strong>der</strong> hypothetische Zusammenhang <strong>der</strong> Slavischen Wan<strong>der</strong>züge,<br />
") P, v. Götze Stimmen des Russischen V^Iks in Lie<strong>der</strong>n. Stuttgart,<br />
1828. S. 17. 88. 159.
14<br />
<strong>der</strong> sich bei genauerer Ansicht des IornandeS und des Geo-<br />
graphen von Ravenna als unhaltbar gezeigt hat.<br />
Der vertheidigte Autor soll darum nicht als aNein ge<<br />
wichtiger Gewährsmann behauptet werden. Augenzeuge <strong>der</strong><br />
von ihm erzählten Begebenheiten ist er ^vermuthlich nicht 22^<br />
al.er zwischen ihm und jenen liegen Iahrzehende, zwischen Nestor<br />
und den Slavenwan<strong>der</strong>ungen Jahrhun<strong>der</strong>te. Dieser lebte im<br />
Kloster zu Kiew, jener in <strong>der</strong> Kaiserstadl Constantinopel, <strong>der</strong><br />
Hauptstadt des mächtigsten und ältesten Reiches <strong>der</strong> Christen-<br />
heit, dem Mittelpunkte des Verkehrs zwischen Morgenland und<br />
Abendland wie <strong>der</strong> höchsten wissenschaftlichen Bildung, welche<br />
das Zeitalter kannte. An dieser, ihren Vortheilen wie ihren<br />
Mängeln, hatte auch Theophylacl seinen Antheil; zu den selb-<br />
ständigen Naturen, welche berufen sind, neue Bahnen zu öff-<br />
nen, gehört er nicht. Wohl belesen in <strong>der</strong> ältern und neuern<br />
Literatur seines Volkes zeigt er sich doch in wun<strong>der</strong>lichem Aber-<br />
glauben befangen ^). Seine Wahrheitsliebe ist unverdächtig,<br />
und dock seine Darstellung rhetorisch und geschminkt. Allein<br />
mag auch die Rede <strong>der</strong> Citherspieler vor dem Kaiser Mauricius<br />
nicht gerade so gelaulethaben, wie Theophylact berichtet, mag<br />
die achtzehnmonatliche Reise und vielleicht mancher an<strong>der</strong>e Aus-<br />
druck rednerische Uebertreibung sein: für die Geschichte <strong>der</strong><br />
Wenden liegt' daran wenig. Ihr ist dies vornämlich von Be-<br />
deutung»' daß gebildete Griechen, wie <strong>der</strong> Kaiser Mauricius und<br />
sein Geschichtschreiber, bereits am Gnde deS sechsten Jahrhun-<br />
<strong>der</strong>ts von Slavischen Anwohnern <strong>der</strong> Ostsee wußten. Ein<br />
solches Wissen konnte Irrthum sein, aber 'in Italien wußte<br />
man es eben so. Iornandes ist damit nicht im Wi<strong>der</strong>spruch,<br />
. -. .' .<br />
") Für Thatsachen aue dem Iahrc 587 beruft er sich noch auf das Ieug-<br />
niß älterer Leute, denen unbedenklich zu trauen. 1' l, enz> !, ? l. !» i « l. II. » 7.<br />
") Zeugniß' für beides 'giebt die Erzädluyg von den anlhropomorphischcn<br />
Thieren im Nil und von den Überschwemmungen desselben Flusses. 1'beo«<br />
VlI. 16. 17.
15<br />
<strong>der</strong> Geograph von Ravenna vollkommen: übereinstimmend.<br />
Sonach wird die Geschichte berechtigt sein, jene Kenntniß als<br />
beglaubigte Thatsache aufzunehmen. ./ , .<br />
Die Untersuchung hat bis hicher nur abzuwehren gehabt<br />
um ein Endresultat zu gewinnen, das ^ch in wenige Zeilen<br />
zusammen fassen laßt. ^ . - '<br />
- Im zweiten Jahrhun<strong>der</strong>t christlichervZeitrechnung wohn-<br />
ten nach dem Zeugnisse..des Plinius, Tacitus und sProlemäus<br />
an <strong>der</strong> südlichen /Küste <strong>der</strong> Ostsee von -<strong>der</strong> Weichsel an west-<br />
wärts nur Germanische Völker, gegen das Ende des sechs-<br />
ten schon Wenden,)-diese ein friedliches Geschlecht, das nicht<br />
ganz ungebildet'mag gewesen sem; es hatte doch Spielleute<br />
unter sich, wenn auch nicht zu bestimmen ist, wie weit <strong>der</strong>en<br />
Kunst reichte, ,<br />
'Wann und von wo die neuen Bewohner gekommen, be-<br />
richtet kein gleichzeitiger. Zeuge. Nestor leitet sie von den La-<br />
chen an <strong>der</strong> Weichsel'ab, diese wie<strong>der</strong>um 'aus <strong>der</strong> Gegend an<br />
<strong>der</strong> Donau; Gewalllhäligkeil <strong>der</strong> Wlachen soll ^die'letztem zur<br />
Auswan<strong>der</strong>ung genöthigt haben. Aber Nestors Erzählung ist<br />
nicht aus frühern Byzantiner Geschichtschreibern, nicht auö<br />
Russischer Sage geschöpft, son<strong>der</strong>n gelehrte Hypothese. Daran<br />
ist glaublich genug, daß die Baltische Küste ihre Wenden von<br />
<strong>der</strong> Weichsel her empsing, wo sie bereits zur Zeit des Ptole-<br />
mäus angesiedelt waren "). Auch das ist nicht unwahrschein-<br />
lich, daß den Anstoß zu diesem Voi-rücken eine Einwan<strong>der</strong>ung<br />
an<strong>der</strong>er Elaven aus dem Donauthale gab, welche auswichen<br />
vor dem dortigen Völkergedränge. Aber welche <strong>der</strong> eindrin-<br />
genden Nationen von den Hunnen bis auf die Ungern die<br />
treibende gewesen, ist nicht anzugeben. Nestor selbst hat keine<br />
r toi ein. III. 5.
genannt, denn <strong>der</strong> Name Wlachen bezeichnet kein bestimmtes<br />
Volt. Die Avaren dafür anzusehen, gestattet die Zeitrechnung<br />
nicht, min<strong>der</strong> chronologische Schwierigkeit hat die Annahme,<br />
welche die Bulgaren für die Dränger <strong>der</strong> Slaven an <strong>der</strong> Donau<br />
hält, doch stimmt auch sie nicht vollständig mit <strong>der</strong> Erzählung<br />
Nestors °6).<br />
Mehr nicht denn das, weiß ich aus <strong>der</strong> Zeit vor Karl<br />
dem Großen von den Wenden an <strong>der</strong> Ostsee zu sagen, üs<br />
ist dürftig und ungenügend, keine Geschichte zu nennen,<br />
wenn man es genau nehmen will, nicht einmal Geschichten.<br />
Varlhold'hat bei weitem mehr herauögeson<strong>der</strong>t und mit Selbstgenugthuung<br />
"), aber, so viel ich sehe, ist hier Wenig mehr<br />
als Viel. '<br />
. Ludwig Giefebrecht.<br />
'°) Sobald man nämlich, wie oben geschehen, in den von ihm erwähnten<br />
weißen. Chrowaten und Serben die Kroaten und Serben anerkennt, welche<br />
zur Zeit des Kaisers Heraklius in Dalmatici: eingewan<strong>der</strong>t sind. In einem<br />
frühern Versuche dic Erzählung Nefiors mit den Angaben <strong>der</strong> Byzantiner in<br />
.Einklang zn bringen (Die Einwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Pommcrn. Pomm. Proo.<br />
Bl. B. I. S. 128 ic.) ist jene Schwierigkeit übersehen. Ich hielt damals<br />
die Serben für die Sorben im N. <strong>der</strong> Tschechen.<br />
.' >''?) Barthold a. a. D. S. 184.<br />
....<br />
.. ^<br />
«
"<br />
Mrhandlung^<br />
^ten auf dem /Westphalischm Friedens-:<br />
"' ' ^'"'
18<br />
schienen Sontage bey den Herren Kayserl. gewesen, welche Ihnen<br />
äe lwvo halb Pommern, nemblich Vor Pommern offerii<br />
ret, das die Cron damitt möchte zufrieden sein, mitt erbieten,<br />
Sie wollen darüber den Churfl. Consensi Verschaffen, o<strong>der</strong> im<br />
fall Ihr Churfi. Durchl. nicht consentire« wolte, Ihnen solchen<br />
antheill evinciren. Solches hette <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn<br />
den Reichstenden Solenniter proponiren lassen, wie Herr Wesembec<br />
weiter referiren würde. Darauf erzehlte <strong>der</strong>selbe, Das<br />
die oi-ämarü 6eputaü auß dem collegio de? Reichstende am<br />
tage Michaelis zu denn Königl. Schwedischen Herren Legaten<br />
erfür<strong>der</strong>t worden, Welche zur relation eingebracht. Das die<br />
Königl. Schwedische Herren Legati Ihnen eröffnet, welcher<br />
gestalt die Kayserl. Herren Gesandten welche alhier sein, Ihnen<br />
Vor Pommern, nebenst dcm'Ektz- vndt Stifftern Bremen<br />
vndt Norden, zur Satisfaction Hure perpetui louäi für weinigk<br />
taM offerirt, Vndt dabey verheissey Wuowi-Is conLensuln<br />
zu verschaffen, o<strong>der</strong> das Imperator die Cron dabey mainteniren<br />
würde, auch das darüber ein Reichsschluss gemachet werden<br />
sollte, Vndt sotten die Kayserl. Gesandten den Köuigl.<br />
Schwedischen die handt darauf gebohten Habens mitt den formalien,<br />
das <strong>der</strong> Friede zwischen dem Kayser "vndt <strong>der</strong> Cron<br />
Schweden dcnnitt folte geschlossen sein, Wo Sk die Schwedischen<br />
wolten. Wie nun Er Herr Wefembec solches mit VerivündMlgk<br />
angehört'hette Er alß fort im Rei^s Rhätt dawie<strong>der</strong><br />
^rotestiret, Ändt- angezogen ^ das '<strong>der</strong>gleichen procedeur<br />
wie<strong>der</strong> die lezes sun^amentaleZ Imperii liessen, auch S.<br />
Churst. Durchl. lura zugleich an den Pommerschen Landen<br />
Witt resnviret, Vndt gebehten, die Reichstende möchten Sich in<br />
sothanen praejudicirlichen Sachen S. Churfl. Durchl. annehmen.<br />
Darauf fuhren des Herr Gräffen von Wittchenstems<br />
Ercell. fortt, Vndt erzehlte, das Sie so baldt es zu Ihrer<br />
Wissenschaft kommen, zu den Herren Kayserl. gefahren, aber<br />
die hellen anfangs nichts davon erwehnet, Son<strong>der</strong>n damitt
49<br />
Hinterhalten, Wle Er aber zu verstehen geben, baß Er darümb<br />
wüste, hetten Sie Sich vernehmen lassen, das zwar zwischen<br />
Ihnen vndt den Königl. Schwedischen etwas, discursive Vor-<br />
gangen, aber nicht das Sie rS alß <strong>der</strong> Kayserl. Maytt. o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> ganizen Gesandtschafft eigentliche Meinung sollen proponi-<br />
ret haben, Weill Nun die nohr erfür<strong>der</strong>te das die Herren Kay-<br />
serl. eitjes bessern ittformiret'würden, hettm S.i^ (tzfjche, x^tlo-<br />
nes zu Paplr.bringen vndt Vnß communiciren laffm, mitt<br />
begehren, Wir möchten dieselbe mitt anhören/Verleen, vndt<br />
Vnsere Meinungk darüber entdecken, Wir thetten gegen S.<br />
Ercell. vndt die an<strong>der</strong> Herren Gesandten Vnß. pro,<br />
oations ratlonum vndt 4vaß Sonsten Wegen des<br />
thumds Pommern Hiese tage Vorgegangen bedancken, Vndt er-<br />
botten Vnß zwar, weill es Vnser Vatterlandt.Concermrte, Vndt<br />
Wir Vileicht die^ beste Wissenschaffc von einem o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />
haben möchten Msere melnungk bey einen Jeden Artikull zu<br />
eröffnen, Jedoch mitr-d.em außdrucklichen bedingt das Wir durch<br />
Vnsere geringe erinneruttgen, den Herren. Churfürst!. Sranden-<br />
burgischen Gesandten keine maß o<strong>der</strong> Ziell wie dieselb.e schrifft<br />
einzurichten zu setzen gemeinet, Son<strong>der</strong>n das Wir nur bloss<br />
Vnsere gedancken zu Ihrer information Wollmeinent eröffnen<br />
wollen, Ihnen anheimbstellende wie weitt Sie dieselbe attendiren<br />
wollen. Darauf wurden die rationa Verlesen, Vndt thelten<br />
Wir Vnsere erinnerungen, in Vielen vnlerschiedtlichen Puncten,<br />
welche attendiret wurden. ^ Vndt Sein so wie Sie placitirt<br />
hiebey sud I^o. 29. zu befinden/ Sonsten berichteten Sie. Vnß<br />
das eben damahln <strong>der</strong> Herr von Loben beim Herrn Salvio<br />
wehre, Sich gegen denselben wegen <strong>der</strong> Churfi. Gesandtschaft<br />
zu bedancken, das Er von dieser Sachen so vertrauwliche<br />
apertur thuen wollen, vndt dabey Zugleich mehr vcmbstende zu<br />
vernehmen, Es erwchnte auch des Herr Graffen Ercell. das<br />
S. Churst. Durch!, auf <strong>der</strong> Reise wehren, Vndt hetten die<br />
2"
20<br />
quartire im Elegischen Lande vndt Grassschafft Marck bestellen/<br />
auch für 4000 Rthlr- Tapezerey in 'HoNandt kauffen lassen.<br />
Den 4. October>Sein. Wir beym Herrn von Loben ge-<br />
Wesen, vndt. gebethen, Weitt S. ErceN. Iüttgst bey den Herren<br />
Schwedischen gewesen, Vnß davon part zugeben waß wegen<br />
Pomm'ertt vorgangen, Worauf S. Ercell. Sich <strong>der</strong> visite be-<br />
dankte, vndt berichtete waß beytn Herrn Salviö Vorgelaufen,<br />
das nMblich '<strong>der</strong>selbe Ihr berichtet, das Ihnen die Kayserl.<br />
Gesandten' Vor > Pommern offerirel, Vndt die Cron da-<br />
bey zu ^mäinteniren Versprochen, Vndt hetten die Herren<br />
Kayserl. dabey gedacht, das> Sie zwal7 desfals vom Kayser<br />
keinen befehl hetten, Son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Herr Grass Traurtmansdorff<br />
hette Ihnen solche or<strong>der</strong> 'zugeschickt,-aber die Königin begehrte<br />
das Landt auf solche ärtt nicht: Son<strong>der</strong>n suchten des Chur^<br />
Fürsten freundtschafft, Vndt würden von^Pommern nichts be-<br />
gehren alß waß S. Churst. Durch!. KZerwiNigen würden, Vndt<br />
würden Sie natt S. Eburfi.^Durchl. alß <strong>der</strong> Königin nahen<br />
Vludts Freunde'Sich'WoN vergleichen, Wan Sie nur ge-<br />
sichert, das Ihr^ Churf. Durchl. mochte beerbet werden, Vndt<br />
also Pommern bey Ihr vndt Ihren descendenten Verbliebe.<br />
Wann aber dieselbe 'ohne Erben Versiehle möchte das Land<br />
auf einen Catholischen,-den Administratoren von Halle meinendt<br />
fallen, mitt welcher Nachbahrschafft'<strong>der</strong> Cron nicht gedient sein<br />
würde, Herr Sälvius hette auch viele Contcstationes von <strong>der</strong><br />
"gulen affeclion welche» die Königin zum Churfürsten trüge,<br />
'-Vndt'-ttoch Hoffnung? zu einer'Hewraht gemacht, Vndt gerah-<br />
ten' das S. Churst. Durchl. in Heürathell sich nicht präcipiti--<br />
ren möchte, aber <strong>der</strong> Herr Grass'Wittchenstem vndt Er be-^<br />
sorgten, es möchte in Nie<strong>der</strong>landt nicht mehr res lnt^^ra sein.<br />
Die Hewraht mitt dem Pfalkgraveti in Schweden were sonst<br />
ganl; zurücke gangen. Sonsten waren S. Ercellenz <strong>der</strong> Mei-<br />
nungk, Wir'möchten die Herren Schwedische Legaten anspre-<br />
chen, das den Pommerschen Ständen freye Iusammenkunffte
21<br />
zugelassen würden, damitt Sie Vnß Volnkomblich instruiren<br />
tönten, Weil S. Churf. Durchl. ohne her Pomm^rschen Stände<br />
wissen vndt einrahten wegen Pommern Sich in keine Tratta-<br />
ten we<strong>der</strong> mitt dem Kayser o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Cron eintasten würden,<br />
alß Wir nun S. Ercell. eröffnet, das Wir Verwarnet wor-<br />
den als hellen Wir auch an Churst. Seilen mitt Vnseren Ver-<br />
richtungen keinen danck Verdienet, Vndt das Wir vebell dar-<br />
an wehren, Wan man Vnß das Verdencken wolte.wan Wir<br />
alhie befür<strong>der</strong>ten vndt Sollicirten das die Pommerische Stände<br />
bey Ihrer Religion <strong>der</strong> Vngeen<strong>der</strong>ten. Augßdurgischen Confes-<br />
sion vndt Privilegien Verbleiben möchten, Sagte S. Ercell.<br />
das Sie davon nichts wüsten, Sie hetten Vielmehr Vnsere<br />
actiones im geheimbten Nahte gelobet, welches S. Churf.<br />
Nurchl. angenommen, Vndt gnedigst begehret Vnß ferner darin<br />
zu animiren, S. Ercell. hetten auch selbst woll im gehei-<br />
men Rahtt gesaget, das die Pommern undt die Preussen Ih-<br />
nen Ihre privilegia nicht würden nehmen lassen, Vndt ein<br />
Herr sollte sich woll bedencken ehe Er seinen Ständen privile-<br />
gia gebe, Wan Sie Ihnen aber Privilegia gegeben hetten, so<br />
sollen die Herren solche auch nicht sch'wechen, so könlen Sie<br />
Ihre Stände in Zeitt <strong>der</strong> nohtl wie<strong>der</strong> ansprechen, vndt het-<br />
ten hülffe von Ihnen zugewartten, Sie begehrten dabey, Ihr<br />
die Person, welche Vnß Verwarnet zu benennen, welches Wir<br />
aber bedencken trugen und nicht thaten.<br />
Den 5. Ottober hatt <strong>der</strong> Herr Lübecksche Abgesandter<br />
Herr I)r. Glonn Mich Dr. Nungen besuchet, Vndt wegen <strong>der</strong><br />
Pommcrschen Städte mitt Mir <strong>der</strong> commertien halber Sich,<br />
besprochen, da Er den in cksoui-Lu berichtet das Er eben vom<br />
Herr Grass Orenstirn, kehme, Welcher Ihme gute Hoffnungk<br />
zum Frieden gemacht, Vndt gesagt das man Veröffentlich<br />
mitt dem lieben Newen Jahre, davon etwas würde zu<br />
Hause bringen, o<strong>der</strong> zum wenigsten avisiren können, Den<br />
die Cron Schweden begehrte von Pommern nichts alß worin
22<br />
S. Lhurf. Durchl. consentirten, Dieselbe keme itzo auf die nahe,<br />
als dann Würden Sie Sich woll Vergleichen, <strong>der</strong> Kayser<br />
hette Ihnen zwar Vor PomMern cum yvicUono offeriret<br />
aber Sie begehrten es aus die arth nicht, den <strong>der</strong> Kayser<br />
Were nicht bemechtigt einem an<strong>der</strong>n das Seinige zu nehmen,<br />
Vndt zu vergeben, Vndt würde allen Reichs Ständen dadurch<br />
präjudiciret, welches die Cron nicht zulassen würde. Wo nun<br />
die Cron bestendigt bey solcher Meynung! Verbliebe, Verhosste<br />
Er das <strong>der</strong> Friede in kurtzen erfolgen tönte.<br />
Den 6, 7. vndt 8, October haben Wir Vnß bey des<br />
Herrn Grassen von Orenstirns Ercell, zur audientz angegeben,<br />
welche Sich aber von einer Zeitt in die an<strong>der</strong>e entschuldigen<br />
lassen, mitt Vermelden das Sie auch in folgenden tagen nicht<br />
würden dazu gelangen können, <strong>der</strong>halben haben Wir Vnß beym<br />
Herrn Salvio angegeben, Vndt bey S, Ercell, den 8. Ottoher<br />
audientz erlanget, Da Wir S. Ercell. angebracht das<br />
Vnß die Churfl, Vrandenb, Herren Gesandten etwa für 3 Wochen<br />
zu Sich erfor<strong>der</strong>n lassen, Vndt angemeldet, das S. Churf.<br />
Durch!, zu befür<strong>der</strong>ungt des algemeinen Friedens ' gemeinet<br />
Wehre, mit <strong>der</strong> Königl. Maytt, zu Schweden Sich wegen<br />
Pommern in tractaten einzulassen, Weill Sie Sich aber <strong>der</strong><br />
Hoch Verhindtlichen Erb Verträge vndt reversalen erinnerten,<br />
vndt Vermöge <strong>der</strong>en ohne <strong>der</strong> Pommerschen Stände consenß<br />
vndt beliebung solche Tractaten nicht angehen wolten, hetten<br />
Sie begehret, Wir möchten solches an Vnsere Herren Principalen<br />
gelangen lassen, damitt Sie Vnß auf solche handelungt<br />
Vollommen instruirten, Welches Wir gethan, Pndt stunde<br />
darauf das die Stende am 22, dieses zu Stettin zusammen<br />
kommen würden, weil! aber periculum in inora, zumahlen<br />
Vermuthlich die Pommerifche Sache bey S, Churf. Durchl,<br />
anwesenheit in <strong>der</strong> nähe embfig möchte forttgesetzet werden,<br />
Vndt Wir zu des Hern Grass Orenstirns Ercell. keinen Zutritt<br />
haben mögen. Wollten Wir gebehten haben, Sie die Kö-
23<br />
nlgl. Schwedische herren Legati wolten bey dieser Post ann<br />
die Königs. Herren Estats Nähte zu Stettin schroben, das<br />
Sie solche Zusammenkunfft nicht remoriren möchten dm wo<br />
solches nicht geschehe, dürssten die tractaten alhie dadurch auf-<br />
gehalten werden, Worauf S. Ercell. Sich.erklerten: das Sie<br />
dieses suchen nicht Vnbillig befunden, wehren auch allezeit <strong>der</strong><br />
Meinungk gewesen, Vndt von den Herren Französischen Ge-<br />
sandten darin beyfall bekommen, das denn Herren Stenden<br />
<strong>der</strong> Convent verstattet werden müste. Es wehre aber nur<br />
bloß ümb das )u5 convogliai zu thuen, solches compctirte<br />
den Ständen nicht, dieses nun zu vermitteln Wehren S. Er-<br />
cell. in die gedancken gerahlen, das die Schwedische Nähte die<br />
Convocati)« vndt Proposition, das nemblich <strong>der</strong> Kayser <strong>der</strong><br />
Lron Vor Pommern offerirle, thuen, Vndt darauf den Stän-<br />
den die deliberation freygeben sollen, so wehre dem ^uri. Du-<br />
oali nicht präjudicirt vndt die Stende lonten zusammen kom-<br />
men, Wir berichteten das in <strong>der</strong> quästion ä? «lure oonvo-<br />
O2n6i ein Vnterscheidt zu machen, Vnter Ordentlichen Land-<br />
tagen da ?lincep5 den 8wtidu8 eine solche matoriam auf-<br />
gebe, darüber man Sich per moduui oontraotus einigte,<br />
welcher Vergleich alßdann vim le^i.«; vel ^arÌ5 provinoiäliZ<br />
bekehme, in solchen fellen stünde Niemande alß dem Landes<br />
Fürsten die convocation zu, Vndt konten Sich die Stende de-<br />
ren nicht anmassen, ein an<strong>der</strong>s aber wehre wan die Stende<br />
ex Iini^uI ü<strong>der</strong>tIte zusammen kehmen veber einer Sache die<br />
<strong>der</strong> Obrigkeit erst folte zu des Landes besten erinnert werden,<br />
Da Convocirte die Landtmarschätte iedes Ortts jedoch das<br />
Sie ili genere o
24<br />
Vnter Sich zu sprechen wie Wir weiter an diesem Orthe zu<br />
instruiren, es bey dem alten zu lassen, Vndt den Stenden die<br />
convocation zu vergönnen. S. Ercell. sagten nach eingenom-<br />
menen diesen bericht, es wehre dieses veber das ein Oasus ex-<br />
tl-2or6in2i-iu5 <strong>der</strong>owegen wollen Sie vemb so viell mehr das<br />
schreyben an die Herren Gstats Nähte befür<strong>der</strong>n, hielten auch<br />
es würde kein groß bedencken haben, Sie wollen mitt dem<br />
Herr Graff Orenstirn darüuh reden, hiebey referirten S. Er-<br />
cell. das Ihnen die Herren Kayserl. newlich halb Pommern<br />
nach Voriger Theilung? offenret, mitt Versprechen <strong>der</strong> In-<br />
teressenten consenß darüber zu verschaffen, o<strong>der</strong> da Sie nicht<br />
consentiren wollen die Cron dabey zu mainteniren, Sie ver-<br />
spüreten auch wan die Cron mitt Vor-Pommern zufrieden sein<br />
wolle, das die Frantoseli, die Hollän<strong>der</strong>, die Catholische: vndt<br />
Evangelische stände zu Münster vndt alhie Ihnen zufallen<br />
würden. Wir andtwortteten, das Wir solches Gott heimb stel-<br />
leten, wann man nur denn Ständen den convent frey Ver-<br />
stattete, Würden Sie Sich auch wok also erklehren das man<br />
Ihr Friedfertiges gemüthe zu erspüren hette, Vey dieser Con-<br />
ferentz gedachten auch S. Ercell. das Sie zwar Vor diesem<br />
eine inhibition auß <strong>der</strong> Cron gehabt mitt S. Churst. Durchl.<br />
wegen Pommern nicht zu tractiren, Darümb das die ralikcatio<br />
gt-inlstitii nicht außgeandttvortet were. Nun mehr aber hellen<br />
Sie ^erschienen Dinstagk bey Linieren ^) Vrlaub bekommen,<br />
solche tractaten fürzunehmen, Vndt vermeinten S. Ercell. Wan<br />
die Cron mitt S. Churf. Durchl. zu Brandenburgk Vergli-<br />
chen, das man alß dann eine alliance machte, Vndt ins ge-<br />
sambt das Evangelische Wesen befür<strong>der</strong>te, ziehlete auch dabey<br />
auf das matrimoQiuin das selbiges nicht allerdinges auß denn<br />
Augen zu setzen, Son<strong>der</strong>n noch zimbliche apparentz dazu wehre,<br />
*) Der Name des Überbringers, wie weiterhin unter dem 13. Dctobec<br />
ersichtlich.
25<br />
mitt den Pfaltzgraffen wehre es noch res InteAl-H, vndt ginge<br />
die Heüraht nicht fortt. ^. -<br />
- Den 10. Octob. Seien alle Churst. Vrandenburgische<br />
Gesandten bei den Konigl. Schwedischen Herren Plenipotentiariis<br />
veber 3 Stunden gewesen.<br />
Den 11. Octob. haben S. Vrcell. <strong>der</strong> Herr Graff Oren-<br />
siirn Vnß zur Taffell erfür<strong>der</strong>n lassen, da Wir den für dem<br />
Essen S.'Ercell. das Iehnige waß Wir wegen Ve.rstattungk<br />
des freyen Eonvents in Pommern Vor 3 tagen dem Herrn<br />
Salvio vorgebracht, auch angebracht, Vndt gebehtcn, Wcill<br />
Wir Vermerkten das das Vertröstete schreiben bey Vergangn<br />
ner Post nicht mitt forttgekommen, Son<strong>der</strong>n nachgeblieben,<br />
S. (lrcell. wolten den Pommerschen Stenden die gnade crwei-<br />
sen vndt es Vollenziehen, damitt es bey folgen<strong>der</strong> Post abge-<br />
hen könnte, S. Enell. andtworttetcn, das sie Sich woll erin-<br />
nerten, Was Wir des Convents halber auch Vor diesem bei<br />
Ihr gesuchet, Herr Salvius hctte auch deshalber mitt Ihr<br />
geredet, aber Sie hielten solch schreiben an die Herren Estats<br />
Nehte nicht groß nöhtig weill Ihr Konigl. Maytt. den Poni-<br />
merschen Ständen die condente doch zugelassen, S. Ercell.<br />
auch dafür hielten, das Wir auf alle fälle woll würden In-<br />
struiret sein, Vndt Vermeinte es würde Weittleüfftigkeit geben<br />
wan die Pommersche Stände noch weiter darüber solten Ver-<br />
nommen werden, Wir regerirten dagegen das zwar Ihr Ko-<br />
nigl. Maytt. zu Schweden die Convente Verstattet, aber dabey<br />
angehengt, das alles, Was dabey fürlieffe mitt den Estats<br />
Rehten solle communiciret werden, Solches würde den Con-<br />
vent son<strong>der</strong> zweiffel turbiren, es möchten auch die Konigl.<br />
Herren Estats Nehte das Konigl. Schreyben mißbrauchen, Wie<br />
Vor diesem mitt des Herrn Feldtmarschalln schreyben gesche-<br />
hen, da die Herren Nähtte pi-iit-ter manclItniii zu gefahren<br />
vndt die Protocolla nebcnst Vnsern brieffen, vndt <strong>der</strong> abgegan-<br />
genen audtwortt abgefür<strong>der</strong>t, das Wir aber gantz nicht auf
26<br />
diesen cazum alienationis wohin die tractaten mitt Lhur Bran-<br />
denburg? ziehleten instruirt, Solches erbotten Wir Vnß das<br />
mans nicht glauben wolte mitt <strong>der</strong> Herren Landtständen Jüng-<br />
sten schreyben darzuthuen, das Sie nemblich <strong>der</strong> Vrsachen vndt<br />
Sich ve<strong>der</strong> <strong>der</strong> Churst. Vrandenb. Vnß gethanen Proposition<br />
zusammen zukommen Vor nohtigt dielten, dabev Wir annectirten<br />
das S. Ercell. Sich keinen gedancken machen wollen, alß were<br />
eine schwierigkeit o<strong>der</strong> gefehrlichkeit darunter zu besorgen, Son-<br />
<strong>der</strong>n Sich Vielmehr Versichert halten das die Pommersche<br />
Stende zu Friede vndt einigkeit: gantz nicht aber zu einiger<br />
wie<strong>der</strong> Wertigkeit rahten würden, Vndt bähten, S. Ercell.<br />
wolle das schreyben abgehen lassen, S. Ercell. replicirten das<br />
Sie gäntzl. dafür hielten <strong>der</strong> Convent wehre nicht nöhtig,<br />
Weill Vnß Je die Stände nicht weiter würden instruiren kön-<br />
nen alß in Vnserm articolo enthalten, Solches äukiuin zu<br />
benehmen andtwortleten Wir, das solches zwar yuuaä Über-<br />
tätein ?2tri26 o0N5erv2n(!2m in utroc^ue ca3ü gnugk<br />
wehre, wan man Vnß nur dabey liesse, aber c^ionci (^sum<br />
DÜ^llulioliiZ wan ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> thcill solle zurücke bleiben,<br />
Vndt S. Churfl. Durchl. nicht restituirt werden, Da hellen<br />
Wir gantz keine Instruction, Son<strong>der</strong>n die Stände müsten Sich<br />
ja nohtwendigk drüber besprechen, wie den auf solchen fall das<br />
vinculum Zwischen Ihnen Vndt S, Churft. Durch!, zu Vran-<br />
denb. legitime konnte aufgelöset werden. Hierauf nun nach-»<br />
dem S. Ercell. Sich in etwas bedachten erklehrten Sie Sich<br />
das Sie das schreyben außfertligen lassen wollen.<br />
k>05t ?52n(Num referirten S. Vrcell, das Sie nunmehr<br />
auß <strong>der</strong> Cron Volmacht gekrigt, milt S. Churf. Durchl. zu<br />
Brandenburg wegen Pommern zu tractiren, solches hettell S.<br />
Ercell. durch bewegliche remonstration bey Ihr Königl. Maytt.<br />
vndt Ihren Herrn Vattern zu wege gebracht, Vndt alß <strong>der</strong><br />
Herr Grass von Wittchenstein Sich gestern zur Visite anerbot-<br />
ten, httten Sich per Zecretanlim ^F2ti0Q2«l Ihme an--
27<br />
melden lassen, das Sie wegen Pommern zu tractiren auß <strong>der</strong><br />
Cron befehl bekommen, Ihnen, den Herren Chur Vrandenbur-<br />
gischen heimbstellende, dafcrn Sie auch mitt einer Vollmacht<br />
Versehen, Ob die gesamble Legation zu Ihnen kommen wolte.<br />
Alß Sie nun darauf zu Ihr gekommen, hetten Sie Ihnen<br />
von Ihrer Volmacht apertur gethan, Vndt von Ihnen die<br />
Churfürstliche Plenipotentz zu sehen begehret, Welche aber die<br />
Herren Churss. nicht gehabt, Son<strong>der</strong>n nur ein blosses Creditiv,<br />
dabey Sie den Ingreß von Ihrer Instruttion Vndt den Schluß<br />
Vnter Ihr Churf. Durchl. Handt vndt Siegell Vorgezeiget,<br />
dabey S. Ercell. Lachendt zu verstehen gaben, das Sie die<br />
Instruction woll gerne hetten gantz Verlesen hören, Vlldt zö-<br />
gen dabey ein Erempel an von Paul Steinwahren vndt den<br />
Kayserl. Gesandten Lützowen, das Iehner Ihme zum Strale<br />
sunde Seine gantze Instruction darin gewisse ßraäus seines<br />
suchens enthalten gewesen, Vorgezeiget, davon Sie damahlen<br />
das letzte gewilligt. Diesem aber war die Instruction inter--<br />
cipirt, vndt Herrn Salvio zugesandt worden. Darauf fuhren<br />
S. Ercell, weiter fortt Vndt sagten daß Sie auf solch bloß<br />
crediliv und Instruttion welche Sie nicht Vollnkommen gese-<br />
hen, nicht trattiren könten, wüsten auch nicht wie Sie solches<br />
Verstehen solten, S. Churf. Durchl, wollen allezeit likei^<br />
IN2NU5 behalten, Vndt nichts Verbindtlichcs schlössen, Wie<br />
auch mitt dem armislitio geschehen, aber dadurch konle Sie<br />
einmahl zu kurtz kommen, Wie den auch die Verwic<strong>der</strong>te rati-<br />
koatio armistilii Ihr soviele geschadet, das Sie Garleben<br />
nicht wie<strong>der</strong> gekrieget, vndt hellen doch das Geldt geben müs-<br />
sen; Vndt Massen S, Ercell. diese tergiversation dem Cantzler<br />
Götzen bey. Sonsten Sagten S. Ercell. die Tractaten mitt<br />
Chur Brandenburg würde auf 2 Punkten beruhen, 1. Wegen<br />
Pommern dabey würden Sie dieses pro princìpio halten, das<br />
wofern S. Churf. Durchl. <strong>der</strong> Cron ganh o<strong>der</strong> halb, o<strong>der</strong><br />
das dritte theill von Pommern veberlassen wollen, So müsten
28<br />
Sie dafür ein äquivalent haben, was aber die Cron Schwe-<br />
den S. Churf. Durchl. von Pommern auch abtrette, dafür<br />
wüsten Sie Ihre Satisfaclion am an<strong>der</strong>n Ortte haben, Vndt<br />
hetten Sie begehret, die Herren Churst. Gesandten möchten<br />
Sich heranß lassen, Was Sie Vor gantz, Halb, o<strong>der</strong> ein theill<br />
von Pommern zum äquivalent haben wollte, o<strong>der</strong> dabey weh-<br />
ren Sie gar furchtsam, Vndt grauwete Ihnen wan Sie von<br />
des Kaysers Erblanden reden sotten, da Ihren Herrn doch <strong>der</strong>.<br />
Kayser Pommern nehmen wollen, Vndt müsten gleichwoll beyde<br />
theile contentirt werden, Vndt weill die Churfi. Vrandenb.<br />
bißhero Vorgegeben, das Sie ohne <strong>der</strong> Pommerschen Stände<br />
consenß keine Vorschlege thuen konten, referirten S. Ercell.<br />
das Sie bey selbiger Visite <strong>der</strong> ßron erstlich halb Rügen, her-<br />
nacher gantz Rügen, nebcnst Treptow vndt Anclam geholten,<br />
Vndt fragten Ob Sie den darüber <strong>der</strong> Pommerischen Stende<br />
consenß hetten, Wir sagten, das Wir solches nicht wüsten, den<br />
<strong>der</strong> Convent were erst auf den 22. dieses angesetzet, Sie<br />
möchten etwas sub ratiko2lion6 gethan haben. S. Ercell.<br />
Sagtten: Nein es were we<strong>der</strong> ratification o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stende im<br />
geringsten nicht gedacht, Wehre auch Vnrecht das Sie ohne<br />
<strong>der</strong> Stände consenß solches gethan, Vndt selbsten practicirten<br />
waß Sie an dem Kayserl. improbirten, die Cron begehrte<br />
auch nichts ohne <strong>der</strong> Pommerschen Stände Consenß zu haben,<br />
euin conditiolie condowimi würden Sich nichts annehmen,<br />
dabey Improbirten S. Ercell. des Kaysers acliones Vndt<br />
müsten bekennen das Er Pommern invito Nectore Wegk-<br />
zugeben nicht macht helle, Vndt weill die Lron ein Standt^<br />
des Reichs zu werden begehrte, so. wollen Sie nicht dazu helf-<br />
fen das <strong>der</strong> Kayser so absolut werden solte, das Er einem<br />
Stande sein Landt nehmen vndt. wegk geben könte, Sie hellen<br />
die Kayserl. Herren Gesandten gefragtt, Ob Sie das Domi-<br />
nium 6ir6otulQ o<strong>der</strong>, utile an Pommern <strong>der</strong> Cron Schwe-<br />
den geben wollen, das ^rectum wollen Sie Ihnen nicht ge-
29<br />
ben, HM das utl'e gehörte S. Churfl/Durchl. zu Vran-<br />
denburq zu,, das tönte Ihnen <strong>der</strong> Kayser nicht geben, Vndt<br />
ziehltcn <strong>der</strong>öwegen auf Gütlich Trattateti mit'Chur Branden-<br />
burg vndt <strong>der</strong>. an<strong>der</strong>n Interessenten, auch <strong>der</strong> Stände consenß.<br />
2: Müsten Ihr Churst. Durchl. Sich mitt <strong>der</strong> Königl. Maytt.<br />
vndt Cron Schweden in ein soedus einlassen, vndt wie man<br />
Sich vber Pommern vndt sonsten Vergliche, ein theill dem<br />
an<strong>der</strong>n getrewllch beystehen,, aber es schiene, das^man ann<br />
Ehurst. Vrandenburgischer. seite noch .«inen respect aufiden Kay-<br />
ser. hette, aber al)5czu6 soe^pre würde,die Cron von Pom-<br />
mern nichts abtretten, Sie wollen sonst wünschen das Schle-<br />
sien o<strong>der</strong> Halberstadt da lege da Pommern.liegt, Wir bedank-<br />
ten Vnß für diese communication aufs höchste, Vndt Lobeten<br />
S. Ercell. Vernünfftige meinungk, mitt bitte dabey zu verhar-<br />
ren^ So würde Has Evangelische Wesen desto besser können<br />
ibefür<strong>der</strong>t werden. S. Ercell. gedachten auch' das Sie dem<br />
Newen Französischen Residenten Mons.' la Cour> welcher eben<br />
-für Vnserer ankunfft wegk fuhr, außführliche remonstratiyn<br />
gethan hetten, Warümb die Cron Frankreich nicht woll thette<br />
'das Sie Ihre privat Satisfaction beför<strong>der</strong>te^ Vndt <strong>der</strong> Reich-<br />
stende beschwerungk nicht eyferigk triebe, Vndt gesagt,'das sol-<br />
ches die Cron Schweden nimmer thuen würde, Sie erwehne-<br />
ten. auch das Sie dem Französischen Herren Gesandten difua-<br />
dirt hetten, das Sie Elsaß nicht alß ein seudiim Imperii son-<br />
<strong>der</strong>n alß ein alioäium annehmen solten.<br />
Den 13. Oclbr. haben wir des Freyherrn von Löbens<br />
Ercell. besucht, Vndt Igebeten) Vnß zu Communiciren waß<br />
bey Ihrer leltten Visite bey den Kayserl. Schwedischen Herrn<br />
Legaten wegen Pommern etwa passiret, Worauf Sie Vnß re-<br />
feriret, das die Schwedische Hn. Legati erstl. durch Herr Be-<br />
renclauwen vndt hernacher. selbst berichtet, das Sie auß <strong>der</strong><br />
Cron Schweden selbst befehl bekommen Sich mitt. S. Churfl.<br />
Durchl. zu Vrandenb. in Trattate« wegen Pommern einzu-
30<br />
lassen, Vndt von Ihnen eine Volmacht zu sehen begehret weil!<br />
Sie aber anstaat <strong>der</strong>selben Sich auf Ihre Creditiv beruffen,<br />
Vndt Ihre Instruction in OriFÌngii Vorgezeigt, in Hoffnung!<br />
das solches gnungsamb sein wurde, aber man were an Schwe-<br />
discher Seiten dabey geblieben, das eine Special Volmacht an-<br />
geschaffet werden müsse, Vnterdessen were man gleichwol! von<br />
dem Wercke zu reden kommen, da die Herren Schwedischen Le-<br />
gati abermahl gefragt, was dan S. Chutfl. Durchl. Vor<br />
Pommern für ein äquivalent begehrten. Worauf Sie die<br />
Churfl. Vrandenb. geandtwortett, das Sie kein aeqvivalent<br />
benennen könten weill Sie nicht wüsten, waß die Cron von<br />
Pommern abtretten wollte. Darauf hetten die Herren Schwe-<br />
dische begehret, Sie, die Chur Brandend, mochten Sich herauss<br />
lassen was die Cron von Pommern haben folte, Da Sie den<br />
entlich nacb langer Vntenedungk Sich erklchrct. Wann die<br />
Pomwersche Stände damitt einig wehren, vndt es ratificiren<br />
würden, so wollen S. Churf. Durchl. zu bcfür<strong>der</strong>ungk des<br />
Lieben Friedens vndt beybehaltungk guter Freundtschafft gegen<br />
ein aeqvivalent, <strong>der</strong> Crone das halbe Fürstenthumb Rügen,<br />
sampt Dcmmin vndt Treptow veberlassen. Wie aber die<br />
Schwedische Herren Legati diese offerte gar honisch vndt geringk-<br />
schätzigk gehalten, Vndt Herr Salvius gesagt das solche offerte<br />
nur vor einen Varon wehre, Vndt an Schwedischer feiten man<br />
S. Churf. Durchl. den Stolpischen, Schlagischen vndt Newen<br />
Stettinischen Ortt. biß an die Parsante abzutretten Sich wie-<br />
<strong>der</strong> erbotten, auch dabey gesagt, das <strong>der</strong> Kayser, König von<br />
Hispanien auch die Reichstende, damitt einig?, das die Cron<br />
Schweden Vor Pommern behielte, vndt <strong>der</strong> Kayser sampt<br />
dem Könige von Hispanien, Sie dabey mainteniren wolle,<br />
Vndt darneben angehalten, Sich besser heraus zu lassen,<br />
o<strong>der</strong> es dürfte von den Trattate« nichts werdeu, So hel-<br />
ten Sie die Churfürst!. Vrandenb. Gesandten entlich auf<br />
S. Churst. Duxchl. vndt <strong>der</strong> Pommerschm Stände ratisication
31<br />
das gantze Fürstenlhumb Rügen in Vorschlag! gebracht, Vndt<br />
dabey beteuret das solches das eüsserste sein ivürde, wass S.<br />
Ehurst. Durchl. Freündtschafft vndt Friede halber bon Pom-<br />
mern hinterlaffen würden, Welche ollerta aber-den Schweds-<br />
fchen noch nicht annehmblich, Son<strong>der</strong>n hetten Vermeinet das<br />
Sie noch mehr in InFtructions hetten, Vndt gesagt, Sie<br />
wolten Ihnen den Chur Vrandenb. Ihre oxti-emum Insti-uo-<br />
tioni8 eröffnen, nemblich das die Cron Schweden^ Wolle Vor<br />
Pommern haben, Vndt mitt Ihr Churst. Durchl. wegen hin-<br />
ter Pommern tractiren. Sie, die Churst. Brandend, möchten<br />
Ihnen auch Ihre exti-emum Oommi^iouis eröffnen, Wor-<br />
auf Sie geandtwortet:' das alles waß in InZtniotione ent-<br />
chalten, Sie Ihnen eröffnet hetttn, Ihr Ehurss. Durchl. stun-<br />
den dar unbeweglich bey, das Sie hinter Pommern dürchauß<br />
für Sich behalten, Vndt veber Vor Pommern mitt <strong>der</strong> Cron<br />
tractiren wollen, vndt des wegen hetten S. Churst. Durchl.<br />
solch ein ansenlich bott gethan, Vndt Verhofften die Cron<br />
würde S. Churst. Durchl. ein mehres nicht anmuhten. Wir<br />
referirten waß beym Herr Grass Orenstirn passiret, das Vr<br />
nemblich gesaget, man hette schon Anclam gebotten et qvidem<br />
^)ur^ 2I)3(^U6 l2titÌQItÌ0N6 8t3tuum provinoi^IIum. Vndt<br />
das Wir s) viele penetriret!hetten, Das 1. die Schweden ohne<br />
Special Volmacht Sich in keine tractäten einlassen würden,<br />
den <strong>der</strong> Herr «Grass hette außdrücklich gesagt das zu einem ge-<br />
meinen Werbe ein Creditiv vndt Instruction genug were, aber<br />
zum tractat dadurch beyde theile Verbindlich sollen gemacht<br />
werden, dazu gehörete auch eine Volmacht. 2. Das Sie we-<br />
gen <strong>der</strong> Pommerischen Tractaten ein solch principium gefüh-<br />
ret, das, wie viele S. Churst. Durchl. <strong>der</strong> Cron wegen Pom-<br />
mern veberliesse, dafür müsten Sie ein aqvivalent haben, da-<br />
gegen, Wie viell die Cron S. Churst. Durchl. von Pommern<br />
wie<strong>der</strong> abtrette, dagegen müste Ihr am an<strong>der</strong>n Ortle Satisfaction<br />
geschehen. 3. Das S. Churfi. Durchl. Sich müsten
32<br />
mitt <strong>der</strong> Cron ln ein loe6ug einlassen, ein den an<strong>der</strong>n<br />
proc« bey. diesem Vergleich zu maintenk-en, ausser dem wür-<br />
den dieSchweden Sich, in keinen tractat einlassen, noch von<br />
Pommern "was nbtretten, S. Ercell. andnvortteten das Sie<br />
a:rf Ihr^CHUrfl. Durchl. vndt <strong>der</strong> Pommersche Stände er-<br />
hiresse ratification solche^offerte gethan, Von Anclam aberwere<br />
keine envehnungk geschehen, solches auch nicht mit im Vor-<br />
schlage, gewesen, Sie t>ie Ehur Brandend. Gesandten hetten<br />
Viele mehr gesaget, wan S. Churfi. Durchl. nicht Wollgast<br />
vndt also dem Oßerstromb behalten solte, so würden Sie lie-<br />
ber sehen das es-ruinirt wehre, damiti Sie den Strohmb ftey<br />
behielten, Es hetten aber die Schwedische Herren Abgesandten<br />
gesaget, das solches schade wehre, S. Ercell. sagten Weiter<br />
das! Sie des soecleris zu erwehnen nur-Vergessen, Vndt solche<br />
^iüoipra an'Ihnen selber nicht Vnbillig weren, Wegen <strong>der</strong><br />
Nolmächt^hett'eti Sie Vor diesem.woll 3 o<strong>der</strong> 4 Mahl an den<br />
Herrn Cantzler Göttzen geschrieben,, aber <strong>der</strong> hielte damitt zu-<br />
rücke, wüste, aber nicht auss waß Ursachen, das loe^us aber<br />
wüste gleichwoll also gemacht werden, das S. Churfl. Durchl.<br />
mitt dem Kayser. vndt. <strong>der</strong> Lro'hn Pohlen nicht in grössere<br />
wie<strong>der</strong>wertigkeit kehme, Wir sagten das bey dem loeäere man<br />
billig behutsahm gehend müste^-Vndt würden die Vorschlege<br />
geben wie Weiti.es 2d3ssN6pr36^'u6iou> könte! eingegangen<br />
werden, Es ref^nrten hiebey.Sc Ercell. das sonsten <strong>der</strong> Herr<br />
Graff Traulmansdo^ff zu Münster gegen die Churst. Vran-<br />
denb. Gesandten»'geständen, das die Kayserl. den Schwedischen<br />
Vor Pomntern vfferiret, mitt erbieten,<br />
niren, Vndt hetten Vor'gewandt, manchette ausgeben<strong>der</strong> Chur-<br />
fürst würde Volil auf die Beine bringen, Vndt das, Denne-<br />
märck Pohlen.vndt "Hollandt Zhme würde assistentz 'leisten,<br />
aber, Weill hievon nichts erfolgte vndt <strong>der</strong> Kaysev-Friede Ha-<br />
ben-müste, so hetten Sie. den Schweden die offerte-thuen-müs-<br />
sen, Es, hettem aber die Schwedischen Herren Legaten zu Ihnen,
33<br />
den Vrandenburgischen gesagt, das die Königin woll merckte, das<br />
die Catholische hiedurch die Evangelische gegen einan<strong>der</strong> Verhezzen<br />
wolle, <strong>der</strong>owegen wehre Ihr Konigl. Maytt. meinungk Sich<br />
mitt S. Churft. Durchl. in gütliche tractaten einzulassen, vndt<br />
eine Mance zu Stifften. Es gedachten auch S. Excel!, das<br />
Sich die Französische Gesandten Vernehmen lassen, lvan es<br />
ein an<strong>der</strong> were, so wolten Sie den Friede wegen Pommern<br />
nicht aufhalten, aber milt S. Churfi. Durchl. hetten Sie noch<br />
mittleiden, weill Sie Verschüldigk dazu kehmen, die Hollän<strong>der</strong><br />
thettcn aber nichts bey <strong>der</strong> Sache Vngeachtet das Sie mitt<br />
Hispanien vndt Frauckreich in den Tractaten nicht weitt von<br />
einan<strong>der</strong> wehren, hiebey erzchlte S. Ercell. was Sie newlich<br />
alhie mitt den Churst. Vayerschen Gesandten geredet, nembliH<br />
wie Sich dieselbe Vernehmen lassen, das S. Churf. Durchl.<br />
vmb Friedens willen von Pommern etwaß nachlassen möchten,<br />
das Sie geandtworttct: Wan S. Churfl. Durchl. von Pommern<br />
etwas missen solten, So würde ein Catholisch Churfürstenlhumb<br />
auch daran müssen, den S. Churf. Durchl. Von<br />
Pommern ohne ein genugsahmes aeqvivalent nichts nachlassen<br />
wurden, helle auch Zusage von <strong>der</strong> Cron Schweden das Ihr<br />
solches solle geschaffet werden, <strong>der</strong> den Krieg geführet, <strong>der</strong><br />
solle billigt den Schweden die Satisfaction geben, Der Churfürst<br />
von Bayern machle eine Nechnungk von 13 Million,<br />
Wann <strong>der</strong>selbe dem Kayser die Gel<strong>der</strong> nicht fürgestreckt hette,<br />
so hette Ihr Kayserl. Maytt. den Kriegk nicht führen können,<br />
vndt wie von Catholischen Fürstcnlhumb obangedeületer massm<br />
erwehnungk geschehen, hellen die Churf. Bayerische gesagt,<br />
Ey das würden S. Churf. Durchl. Ja nicht begehren. Es<br />
läse S. Ercell. Vnß auch ein schreyben von S. Churf. Durchl.<br />
zu Brandenburg!? für, Welches den 3ten Octob. zu Tangermünde<br />
datirt, darin entHallen, das S. Churf. Durchl. nunmehr<br />
auf <strong>der</strong> Reise begriffen, auch Sie die Gesanten, das von<br />
denn Franzosen Vorgeschlagene Irmiätitium auf 30 Jahr nicht
34<br />
eingehen solten, Vndt hette <strong>der</strong> Oberstallmeister dabey geschrieben,<br />
das <strong>der</strong> Churfürst den 16 o<strong>der</strong> 17 dieses, Wofern es <strong>der</strong><br />
böse wegk nicht Verhin<strong>der</strong>te, zu Ravensbergk sein würden, Vndt<br />
fragten ob Wir S. Churfl. Durch!, auch ansprechen würden,<br />
worauff Wir andtwortteten, daß wir solches nicht wüsten.<br />
Wan solches geschehe erinnerten S. Ercell. Wir möchten nur<br />
nicht zum Kriege rahten, den weill <strong>der</strong> Herr Jungk wehre,<br />
würde Er Sich Leichtlich dazu bringen lassen, Wir möchten<br />
auch nur mitt Vnserm Landtsmann Kleisten reden, <strong>der</strong>selbe<br />
wehre auch noch Jungk vndt etwaß hitzigk, S. Ercell. gedachten<br />
auch <strong>der</strong> Holländischen Heürahtt, das S. Churf. Durchl.<br />
dabey kein Vorthell haben würde, Weill <strong>der</strong> Prince d'Orange<br />
alt, vndt baldt Sterben tönte, Vermeinten auch das es die<br />
Hollän<strong>der</strong> nicht gerne sehen, wiewoll <strong>der</strong> Prince woll ehr<br />
30000 Rthlr. einem gebohten, Welcher die Hewrahtt könte zu<br />
wege bringen, möchte auch woll newlich Ketten vndt Geldt<br />
Spendirt haben, Vndt wahr auss diesem discours so viele zu<br />
vernehmen, das S. ..Ercell. die Hewraht in Schweden lieber<br />
sehen, Nachdem Herr Salvius daoon wie<strong>der</strong> etwas auf die<br />
Bahn gebracht. Der Schwedische Hoff Junker Lenier welcher<br />
newlich auß Schweden kommen, Sich auch Vernehmen<br />
lassen, das in Schweden auf den Gassen von dieser Hewrahtt<br />
geredet würde, Wegen des aeqvivalents für Rügen, 'war S.<br />
Ercell. zu Glogauw wodurch S. Churf. Durchl. noch 16Mcill<br />
am O<strong>der</strong>strom bekehmen, Sagan vndt Halberstadt geneigt, erboth<br />
Sich auch ohne gehaltene Rücksprache mitt Vnß wegen<br />
Pommern nichts zu bieten o<strong>der</strong> zu tractiren, Weill Ihr die<br />
Oerther nicht bekandt, Vndt Sie von S. Churf. Durchl. an<br />
Vnß desfals verwiesen.<br />
Den 14. Octb. haben Wir bey S. Ercell. dem Herrn<br />
Salvio abermahlen audientz gehabt, Vndt dabey gebehten, das<br />
das Vertröstete schreyben, wegen Verstattungk des convento an<br />
die Pommersche Estats Nähte abgehen möchte, damitt <strong>der</strong> Con-
35<br />
ventus nicht ferner Verhin<strong>der</strong>t lvürde, son<strong>der</strong>n seinen forttgangk<br />
gewinnen tönte. Worauf' S. Grcell. Sich erklehreten, daS<br />
Sie Sich gar woll erinnerten, was Wir deswegen bey Ihr<br />
für etliche wenig tagen angebracht, es were auch <strong>der</strong>gleichen<br />
schreyben abgefaßet, aber weill <strong>der</strong> Herr Grass Orenstlrtt auf<br />
<strong>der</strong> Jagt gewesen, hette es nicht können Unterschrieben werden,<br />
Vnter dessen hetten Sie bey Voriger Post an Herr Lillie-ström<br />
apart geschrieben, das <strong>der</strong> convent den 22 dieses nicht<br />
möchte behin<strong>der</strong>t werden, Vndtlase Vnß das concept des schrey«bens<br />
Vor: Worin Vnter an<strong>der</strong>n enthalten, das Sie die Herren<br />
Estats Nähte den Pommerschen Stenden proponiren möchten,<br />
Das <strong>der</strong> Kayser <strong>der</strong> Cron Schweden gantz Pommern<br />
offerirt, Vndt Versprochen, Sie dabey zu mainteniren, Vndt<br />
das solches ein Reichschluß werden solle, Vndt von den Stettden<br />
begehren, das Sie Sich darauf erklehren vndt Ihre De-putirle<br />
alhie darauf instruiren solten, Dabey Wahr auch diese<br />
Clausel angehcngt, es Consentirten die Pommersche Stände<br />
o<strong>der</strong> nicht, so würde <strong>der</strong> Tractat alhie doch Volnzogen werden.<br />
Wie Sagten das <strong>der</strong>gleichen schreyben das Werck mehr<br />
behin<strong>der</strong>n, alß bcfür<strong>der</strong>n würden, Zumahlen die Herren Estats<br />
Rehtle Sich dessen leicht missbrauchen, vndt Von den Ständen<br />
die ratification erzwingen dürfften, welches aber nicht sein<br />
müste, wo es ein über oonventus sein solle, zu dem würde<br />
darauf nicht tractirt 6s materia czuadam ïntei- coronain<br />
et 8tatus I^oiner^nige per inoduni conventionis<br />
) Son<strong>der</strong>n welche nur die Stände allein afficirte,<br />
<strong>der</strong>owegen müste man Ihnen auch die Zusammenkufft adsczus<br />
ullo impedimento Verstatten, Waß Sich die Stende erwehrten<br />
solches würde Ihnen, den Köm'gl. Herrn Legatis durch Vnß<br />
woll kundt werden, Vndc bähten in bee<strong>der</strong> Herren Legalen<br />
Nahmen ein schreyben abgehen zu lassen, das Sie den Convenlum<br />
welchen die Stände dieser Sachen halber Vnter Sich<br />
angestellet, nicht Verhin<strong>der</strong>n mögtten, Inmassen des Herrn<br />
3 5
36<br />
Grass Orenstirns Ercell. Vnß bereits auch in etwaß Vertrö-»<br />
stnttgk gerhan hette, Worauf S. Ercell. andtwortteten, das<br />
Sie bereits mitt dem Herr Grass Orenstirn geredet, Vndt promittirten<br />
das solch schreiben abgehen sollte, wie Wir aber vmb<br />
Copiam desselben bähten, Sagten S. Ercell. Sie wollen sehen,<br />
Sonsten berichteten Sie auch das Ihnen die Churfürstl.<br />
Gesandten erst halb Rügen hernacher aber gantz Rügen nebenst<br />
Bahrt, Tnbbesees, vndt an<strong>der</strong> angrenzenden Ortern gebehten,<br />
aber Sie gaben zu verstehen das solche Ortter nicht Viele trügen,<br />
Vndt das die Cron Schweden gem am O<strong>der</strong>strom mitt<br />
participiren wolte. Wir Sagten das solches <strong>der</strong> beste Ortt<br />
Landes in Polnmern wehre, Vndt die besten Städte und Aempter<br />
darin belegen wehren, S. Ereell. replicirten das die Städte<br />
Strallsundt vndt Stettin grosse Privilegia hetten, Vndt <strong>der</strong><br />
Fürst Ihrer nicht Viele zu gemessen. Rügen solte itzo laum<br />
400 Rthlr. tragen können, mitt fürwenden das hinter Pommern<br />
besser were, vndt gaben daneben zu verstehen, Weil! die<br />
Cron Schweden mitt Pohlen nicht recht Verglichen, das Sie<br />
deswegen keine ombrage geben, Son<strong>der</strong>n lieber bey Vor Pommern<br />
bleiben wolten, Worauf Wir regerirten, das zwar die<br />
Städte Ihre privilegia hetten, aber in Zeitt <strong>der</strong> nohtt konten<br />
Sie den Herrn vndt dem Lande grosse Dienste leisten, wie solches<br />
die erempla außwieseten, das aber Rügen so weinig trüge<br />
solches Verursachten die König!. Donationes, wan die Fürstl.<br />
Tischgütter wie<strong>der</strong> in Vorigen Standt gebracht würden, so<br />
würde es kein geringes sein, Was die gebottene' Oertter tragen<br />
tönten. Wie Wir auch die Copey von <strong>der</strong> Königin<br />
Schreiben an die Pommerische Estats Nähte in puncto prae^<br />
i2wi-ai-um vndt <strong>der</strong> Lonvente S. Ercell. Vorlasen vndt Vnß<br />
beschwerten, das eines Mni8tri relation von des. Herrn Reichs<br />
Cantzlers Ercell. (Welche das lao totum wie Wir gehörer in<br />
Schweden wehre) so baldt gegleübet, Vndt <strong>der</strong>gleichen Verordnung!<br />
Vngehört <strong>der</strong> Landtstände anbringen, auch etzliche
37<br />
Personen alß wan Sie ber Königin zu wle<strong>der</strong>n angeben wurden,<br />
welches ino0nv6ni6N3 Vnsers ermessens.' daher kehme^<br />
das man frembde bey-das Regiment gesehet. Äntwortteten<br />
S.'Eicell. das <strong>der</strong> Herr'Reichs Canhler nicht das s^c towm<br />
wehre,'Improbirte geleichwoll die delationes vndt ftagte wer<br />
Frantz von Pahle were,' Vndt wie <strong>der</strong> angegebenen Personen<br />
erwehnung geschehe, Worauf'Wir Ihme.bescheidt.sagten: tns<br />
Er den Könige in Schweden'etzliche Jahr nn.Kriege'gedienet,<br />
auch seine Brü<strong>der</strong> ffast alle im Ihre Köntgl. Maytr. Diensten<br />
Ver-lohren, Sonsten gedachten S. Ercell., weiter das <strong>der</strong>. Herr<br />
Z?e/chs Ca/?Mer tM seme/? So^/l ^e/? ^be/'^ ^eF^/n'WrFt'//<br />
Philip Horns geschroben, also' bas Wir abnehmen könten <strong>der</strong>selbe<br />
bev dem Herrn Reichs Canizler nicht in'gar grossen<br />
Credit sein, vndt Seiner Person halber etwas newes fürge^<br />
lauffen sein müsse., .:.' ^ '/'^ ' . .. ><br />
Den 16. October. hatt <strong>der</strong> Freyherr von Loben Mich<br />
Dr. Rungen alleine zu Sich för<strong>der</strong>n lassen, Vndt Sich zufür<strong>der</strong>st<br />
entschuldigt, das Er eben am Posttage Mich etwa<br />
verhin<strong>der</strong>te, es weren' aber etliche Sachen welche Sie Mir<br />
anzufügen für nöttig. erachtet, Vndt referirten S. Ercell. darauf<br />
das <strong>der</strong> Herr Gräff'Wittchenstein gestern bey den Herrn<br />
Grassen Or'enstirn gewesen, Vndt Vermeinet noch etwas mehres<br />
herauss zu bringen, aber <strong>der</strong> hctte nicht weiter Sich erklehrel,<br />
alß das die Cron Rügenwalde, Stolpe, Schlaw, vndt<br />
Newen Stettin biß gegen Schieffelbein veber, S. Churst.<br />
Durchl. wolten abtretten, Vor Pomlnern aber vndt das Stifft<br />
Cammin sampt dem vebrigen Theile von hinter Pommern<br />
wolten Sie behalten, Vndt wehren noch so vnbilligk dabey<br />
das S. Churfl. Durchl. solte für gaich Pommern ein äqvivälent<br />
für<strong>der</strong>n, vndt des Kaysers sambc aller Reichstende 0612<br />
auf Sich laden,- alßdann wolten Sie nach Ihrem betteben Ihm<br />
ctwaß veberlassen, welche Vnbilligkeit Gott straffen würde,<br />
Vndt weill diese Post noch bev nährendem convente nach
38<br />
Stettin kommen mochte,' begehrten S. Ercell. das Wir die<br />
Pommersche Landtstände ermahnen wolten, genugsambe Volmacht<br />
auf alle oH5U5 Vnß zuzusenden, den hernacher möchten<br />
Sie nicht wie<strong>der</strong> können zusammen kommen, welches Ich zu<br />
thuen angenommen, S. Ercell. berichteten auch das S. Churfl.<br />
Durch!, gewißlich Vnterwegens, Vndt bereits in <strong>der</strong> Graffschafft<br />
Schaumburgk angelanget, Vndt fragten abermahl ob Wir auch<br />
wurden hincmß reisen. Ich andtwortete, Wan S- Churfl. Durctzl.<br />
solches an Vnß gnedigst begehrte, das Wir alßdann kein bedencken<br />
haben würden, hettens auch vemb so viele besser bey<br />
denn Schwedischen zu entschuldigen, S. Ercell. sagten eö<br />
wehre guth, Sie wolten es mitt also dirigiren helffen.<br />
Denn 13. October haben Wir des Herr Grassen von<br />
Wittchensteins Ercell. angesprochen, Vndt weill Wir Vernommen<br />
das dieselbe S. Churfl. Durchl. entgegenfahren wolten,<br />
Ihr glück zur Reise gewünschet, Vndt. zugleich <strong>der</strong>oselben die<br />
Pommerische Sache recommendiret, das <strong>der</strong>selben privilegia<br />
bey denn Traktaten in acht genommen würden, Worauf S.<br />
Ercell. Sich bedancket, das Wir für <strong>der</strong>o abreisen Sie besuchen<br />
wollen, mitt erbieten in <strong>der</strong> Pommerschen Stende besten<br />
zu seiNs damitt Sie bei Ihren Privilegien Verbleiben möchten,<br />
Vndt wie Wir mitt weinigen erzehlten, was des Herrm Grass<br />
Orenstirns vndr Salvii Grcellv Ercell. wegen <strong>der</strong> Pommerschen<br />
Tractaten gegen Vnß erwehnet, referirten S. Ercell.<br />
Vnß hinwie<strong>der</strong> waß zwischen Ihnen Vorgelauffen nemblich<br />
das die Schwedische Herren Legati Sich verlauten lassen, das<br />
Sie S. Churfl. Durchl. von Pommern nur Stolpe, Rügenwalde,<br />
vndt.Newen Stettin abtretten wolten, Vndt hette Herr<br />
Grass Orenstirn anlaß gegeben das S. Ercell. mitt Ihm auf<br />
die Jagt reiten möchte, da Sie den gantzcn Tagt zusammen<br />
geritten, vndt von <strong>der</strong> Pommerschen Sache Vnterreduügk gehalten,<br />
es hette aber S. Ercell. Vermercket das die Schwedische<br />
herrm Legati keine Speciale Volmacht wegen Pommem
39<br />
zu tractiren hetten, Sondem Sich verlauten/lassen, waß Sie<br />
alhle tractiren würden, solches würde Ihr Königl. Maytt.<br />
woll genehmb. halten, Sonsten hette S. Ercell.'<strong>der</strong>>Herr Graff<br />
Orenstirn eine kalte Küchen folgen laßen, auch Herrn Salvimn<br />
vndt Herr Värenklauwen nach bescheiden, in meinungk<br />
S. Ercell. beim truncke zu sondireu.ob Sie noch ettvas mehr<br />
wrgen Pommern in OoinmlsZwQe hetten, Alß Sie offeriret,<br />
aber Sie hetten Sie Verfehlet, das Sie dm gantzen tagk Vngegessen<br />
geblieben, Vndt weill <strong>der</strong> Herr Grass Onnstlrn Sich<br />
nicht Weiter heraußgelassen, So hetten S. Ercell. auch, eingehalten,<br />
Sonsten hetten Sie woll biß an den Vckerstrom bieten<br />
können, Wie Wir nun sagten das mitt dem Vckerstrom,<br />
das Ampt Vckermünde vndt das frische Haff mitt wegk gehen<br />
würde, Vndt die Cron alß denn die Insel Vsedumb darzu<br />
würde haben Wollen, Antwortete S. Ercell. das Sich <strong>der</strong><br />
Herr Graff Orenstirn Vernehmen lassen, das Sie das frische<br />
Haff vndt Wollgast nicht qvitiren konten, .Weill nur <strong>der</strong> einige<br />
Orth bey Vor Pommern wehre, da Sie die Schisse, vorm<br />
Winde sicher haben könten, hette auch gesagt: Sie die Schwedische<br />
sehen nicht. warümb.S. Churf. Durchl. so hart auf dem<br />
O<strong>der</strong>strohm bestünde,. Weill Sie doch durch hinter Pommern<br />
zu Lande in Preussen kommen könnten, Vndt hette Vermeinet<br />
wan die Königin nicht mehr von Pommern haben folte alß<br />
Ihr osseriret,. so wol(e. Er <strong>der</strong> Königin rahten Ihre Satisfaction<br />
in Westphalen zu suchen. Alß auch <strong>der</strong> Herr Legatus<br />
auf <strong>der</strong> Jagt von <strong>der</strong> alliance erwehnungk gethan, Welche<br />
S. Churf. Durch!, mitt Ihnen machen müste, hetten S. Ercell.<br />
darauf geandtwortet das S. Churfl. Durchl. auf solche<br />
Weise Sich schwerlich mitt Ihnen in alliance einlassen.würden,<br />
Vndt gesagt: das die Heüraht das fundament sein müste,<br />
Wie. es aber damitt biß dato hergangen, würden S. Churfi.<br />
Durchl. dazu schlechten appetit haben, Vndt. Sich nicht lenger<br />
aufziehen liessen, Worauf Herr Graff Orenstirn gefraget, Ob
40<br />
es noch reg ìntegra wehre, Vndt zu verstehen geben, das<br />
solche heüwraht noch woll geschehen könnte, aber dabey gleichwoll<br />
bedinget das Er nichts in commiss hette. S. Ercell.<br />
aber hetten geandtwortet: Sie wüsten es nicht, dabey zu verstehen<br />
geben das S. Churf. Durch!, mitt <strong>der</strong> Hewraht lang<br />
genung aufgehalten wehre. Wie Sie nun von einan<strong>der</strong> geschieden,<br />
hetten Sie gefragt, Ob Sie dan diese schlechte resolution<br />
S. Churfl. Durch!, hinterbringen sollen, Herr Grass<br />
Orenstirn aber hette wie<strong>der</strong> gefragt, Ob Er, Hen Grass<br />
Wittchenstein für seinem Abreisen Ihme nicht noch eins zusprechen<br />
woltc. Wie aber S. Ercell. geandtworttet, Wan<br />
Sie Sich nicht besser erklehren wollen, das es woll nicht geschehen<br />
würde, hetten Sie gleichwol! noch den seci-Gtaliuin<br />
IiSA2tl0ni5 des folgenden Tages zu Ihnen geschicket.<br />
Den 19. Octob. Sein beide Churf. Herren Gesandten alß<br />
des Herrn Grassen von Wittchensteins vndr Herr Lodens Er^<br />
cell. S. Churf. Durchl. biß Bielefelds entgegen gefahren.<br />
Loäem 6i6 haben Wir den Hessen Casselschen Gesandten<br />
Hrn. Reinholt Sckeffern besuchet, Vndt demselben <strong>der</strong> Pommersche<br />
Stände Sachen in Punct» I^rivIleAioiiini et libkrtatis re-»<br />
commendiret, Vndt daneben gebehten weill man von <strong>der</strong> Schwedischen<br />
Satisfaction anfinge zu reden, Sich die Pommersche<br />
Stände darin lassen befohlen zu sein, auch wie es darümb be-<br />
^ wandt, Vnß Vertrawlich part zugeben. Worauf Er Sich <strong>der</strong><br />
Visite bedanckte, auch zu möglicher befür<strong>der</strong>ung erboth, Mitt<br />
den Friedens tractaten aber Vermeinte <strong>der</strong> Herr Gesandter, da5<br />
es so wun<strong>der</strong>lich liesse, das man schwerlich mitt bestände auff<br />
dem Wercke kommen würde. Wofern nicht die Evangelische<br />
Stende die dritte Parthey machten, Derowegen redete man<br />
auch woll in. geheimb von einem foeäere, theils aber wehren<br />
nicht gross dazu geneigt. Mitt dem Satisfactionpuncte aber<br />
were es also beschaffen, das man S. Lhurf. Vurchk wie<strong>der</strong>um^<br />
Hoffnung, zum Schwedischen Matrimonio machete, Vndt Er
also hoffte man wurde^Sich auch wegen Pommern Verglei-<br />
chen, die Schweden wolten zwar haben das S. Churfi. Durchl.<br />
Ihnen ein aeqvivalent dafür schaffen sotten, aber Sie weren<br />
solches zu thuen nicht schüldigk, Vndt würden es auch nicht<br />
thuen, Die Residentz Stadt Stettin tönte Er auch nicht-woll<br />
lassen, Wegen des O<strong>der</strong>strombs müste man Sich Vergleichen^<br />
das darauf die fteye Navigation vndt Commertia blieben, den<br />
die Hollän<strong>der</strong> liessen Sich Vernehmen Sie würden es sonst<br />
beteten, Welches Wordt Viele in Sich hette, Vndt erzehlte<br />
darauf <strong>der</strong> Gesandter elne Histori das Pfaltz Neüburgck vor<br />
eßlichen Jahren mitt den Herren Staaden auch wegen einer<br />
guarnison tractiret, die hetten Seinen Gesanten zur andtwortt<br />
geben, man müste die guarnison wegnehmen o<strong>der</strong> Sie wurdett<br />
es beteten, <strong>der</strong>Newburgischer Gesandter aber hette das Wordt,<br />
beletten, nichr verstanden, Vndt die guarnison liegen lassen,<br />
Worauf Sie zu gefahren, vndt Ihnen die Hälse entzwey'ge-<br />
schlagen. Sonsten were ein Gesandter zu Münster <strong>der</strong>-hett<br />
den Herren Staadischcn Gesandten den Odcrstrom sc» impri-<br />
miret, das Sie höher darauf hielten alß auf die Preussische<br />
Hassen, vndt würden nicht gerne zugeben, das die Schweden<br />
demselben bekehmen, die Herren Staaden hetten Sich zur in-<br />
terposition offeriret, aber die Schweden wolten Sie dabey nicht<br />
haben, Vndt carresstrten Sie immittelst, Vndt wahr <strong>der</strong> Herr<br />
Gesandter <strong>der</strong> Meinung?, wan die Hollan<strong>der</strong> mitt Hispanien<br />
den Frieden schlössen, dürffte es noch an<strong>der</strong>s lauffen. Wegen<br />
<strong>der</strong> guarnisca aber hette Er gerahten, die Schweden sotten es<br />
mltt Je<strong>der</strong>mann, Vndt son<strong>der</strong>lich den Ponimerischen Ständen<br />
'also machen, das Sie <strong>der</strong>selben im Lande nicht bedürfften.<br />
Die Licenten aber würde das Reich Schwerlich Verwilligen,<br />
Vndt hetten die Fürstliche Vraunschwcigksche Gesandten da-<br />
wie<strong>der</strong> so außführlich bey den Schweden geredet, das es die<br />
Vrandenburgische o<strong>der</strong> sonst Iemandt nicht besser machen kön-<br />
nen, Sonsten Vermeinte auch <strong>der</strong> Herr Gesandter, wan die
42<br />
Hollan<strong>der</strong> den Frieden mitt Hispanien Schlossen, das alßdann<br />
Sie Sich woll in das Teutsche Wesen mischen dürfflen, wodurch<br />
aber <strong>der</strong> Friede in Teülschlandt würde aufgehalten werden,<br />
Herowegen Er gerahten, Das <strong>der</strong> Evangelischen Reichstende<br />
Gesandten, die Holländische Ambassadeurs ansprechen<br />
möchten Ihren Friedenschl^ß so lange zu su^pendiren, biß<br />
man im Reich mitt den Catholifchen auch zum Schlüsse kommen<br />
könte, es wollen aber die an<strong>der</strong>n Herren Gesandten mitt<br />
Ihm nicht vebereinstimmen, mitt fürgeben, das es nicht helffen<br />
würde, vndt zu dem kenneten Sie die Hollän<strong>der</strong> nicht.<br />
Er Vermeinte aber die Hollän<strong>der</strong> würden es für eine Ehre<br />
halten, wan man Sie <strong>der</strong>gestalt begrussete, Solisten dürssten Sie<br />
nach getroffenen Ihren Friede sagen. Warümb die Evangelische<br />
im Reiche nicht zuvor gesprochen hetten. Es gab auch<br />
<strong>der</strong> Herr Gesandter so viele zu verstehen, alß wann die Chur<br />
Nrandenburgische Herren Abgesandten in Ihren relgtionibug<br />
nicht allerdings vebereinstimmeten, Welches daher rührete, das<br />
Sie bey den Schwedischen die Visiten nicht ingesambt, son<strong>der</strong>n<br />
abson<strong>der</strong>lich anstelleten, dahero diverse relaliones erfolgen<br />
musten, weill die Schwedische Legati einem dieses, dem an<strong>der</strong>n<br />
an<strong>der</strong>s sagten.<br />
Den 20. Octob. bin Ich vr. Runge bey dem Lübeckschen<br />
Herrn Gesandten Dr. Glorin gewesen, Vndt Mich erkundigt<br />
wie es vemb die Tractaten stünde, worauff er berichtet, das<br />
die Hollän<strong>der</strong> mitt den Hispaniern fast einigt wehren, Vndt<br />
die Frantzosen zum Schluß mit Hispanien auch sehr eyleten,<br />
dagegen stünde <strong>der</strong> Teutsche Friede noch dah.in, Vndt würde<br />
mitt <strong>der</strong> Satisfaction <strong>der</strong> Cron Schweden remorirel, Herr<br />
Salvius wolle nach Münster davon er publice außgebe, es geschehe<br />
den punctum Aravammum zu befür<strong>der</strong>n, re vera aber,<br />
Wehre seine Intention Hollandt vndt Franckreich dahin zu<br />
disponiren, das Sie nicht ehe zum schluß schritten, bis die<br />
Vron Schweden Ihre Satisfaction erlanget, Vndt wie Ich
43<br />
gcfragtt; ob man nicht ein mehnre Nachricht hette, das die<br />
Schwedische die präsidia vndt Licetten-abschaffen wollen: Sagte<br />
Er Nein. Sie wehren harte Leüb, jedoch hoffte Er die Reichs-<br />
st.ende würden Sich des Wercks mitt annehmen, Vndt wehre<br />
Zeitt.daS ann allen Ortten'es Hnterbauwet wurde, Worauf<br />
Ich bäht, Er wolte <strong>der</strong> Pommerschen Stende w.ollfahrtt Sich<br />
laßen recommendirt sein, Vornehmlich weill die Pommersche<br />
Städte alß Anseeische Vundts Verwandten.-Sich darauf Ver-<br />
liessen, die Löbl. Stadt Lübevt vürde vi c^irSctorü ansoIticl<br />
Ihre bestes ann allen Orthen vidt Son<strong>der</strong>lich bey den Kay-<br />
serl. zu welchen Wir noch nii)t kommen tönten beför<strong>der</strong>n.<br />
Welches Er Verheiffen, mitt errieten Mir weiter waß passirte<br />
zu Comlnuuiciren, . ,.' . . / . - '<br />
Den 22. Octob.. .Sein Salvii Ercell. nach Münster Ver-<br />
reiset. . ' .<br />
. / Dm 24. Octob. Sein die Herren Chur Vranbenburgische<br />
Gesandten von Vielfeldt wi<strong>der</strong> zurücke kommen.<br />
. Noäein 6ie hatt Her-r I>. Glorin Mich Dr. Rungen<br />
wie<strong>der</strong> besuchet, Vndt referirt, das Er Sie<strong>der</strong> dem das Ich<br />
Jüngst bei Ihme gewesen, Er sehr Sorgfältig gewesen, 1)<br />
Wegen <strong>der</strong> universal Trattate: 2) Wegen <strong>der</strong> Schwedischen<br />
Satisfaction, Vndt hette Er vm ^en Hessischen vndt Wesem-<br />
dec Verstanden das die Hollär<strong>der</strong> vndt Franzosen nach den<br />
Teutschen Frieden nicht warttet wollen, Vornemblich weill die<br />
Schweden den Frieden- so lang Verzögerten, Vndt wehre Herr<br />
Salvius gestern nach Münster Verreiset, solche intention .zu<br />
verhin<strong>der</strong>n, Würde Er nun solches erhalten, so wehre es gut<br />
vndt würde man Ihre Saticfaction für die handt nehmen,<br />
Wo aber nicht würde, Herr Gnff Orenstirn folgen, Vndt die<br />
Frantzosen^ndt Schweden Sicl mitt dem Kayserl. Vergleichen,<br />
Es möchte <strong>der</strong> Churfürst itzo woll seine Sache in acht neh-<br />
men, weil Er in <strong>der</strong> nähe wehie, So viele hette Er auch woll<br />
Verstanden, Wofern Vor Pomnern nicht gantz wegk ginge,
würde doch <strong>der</strong> grosse theill davon im Lausse bleiben, vndt das<strong>der</strong><br />
O<strong>der</strong>stromb die grösto tifficultät machen würde, wie es<<br />
nun ablieffe hette man zu oamehmen, Inmittelst bäht (3r Ich<br />
möchte Ihme ins künfftige c,mmunicireu wie weit Sich Chur<br />
Vrandenburgk wegen Pommam einliesse welches Ich zu thuen<br />
promittiret, Vndt gebehten, 3r <strong>der</strong> Herr Abgesandter möchte<br />
Sich <strong>der</strong> Pommerischen Stacke vndt Städte desi<strong>der</strong>ia, Inson<strong>der</strong>heitt<br />
wegen <strong>der</strong> Präsidien vndt Licenttn aufs beste lassen<br />
recommendiret sein. . .<br />
Voäein 616 Sein die Herren Strallsundische Abgeordnete<br />
bey Mir Dr. Rungen gewesn, vndt referiret das Sie gestem<br />
bey des Herr Grass Orenstiris Ercellenz audientz gehabt, vndt<br />
Ihre Stadt recommendiret, tu S. Ercell. erwehnet das Sie<br />
Vollmacht hetten mitt Ihr L)urfl. Dürchl. zu Vrandenburgk<br />
wegen Pommern zu tractiren. Es wehren aber theils Evangelische<br />
Stände zu Ihr gekomnen, vndt dissvadir^ Sich mitt<br />
Chur Vrandenb. in keine partcular tractaten einzulassen, dett<br />
es wehre nicht nützlich vndt nicht nöhtig: Nützlich were es<br />
nicht dett es möchten die uni^rsaltractaten dadurch remoriret<br />
werden: Nötig wehre es auch nicht, dän Wan Sie Pommern<br />
von Kayser vndt dem Reich kkehmen, so wehre die Crou doch<br />
gesichert, Wie aber die Strahsundische. Neputirte dawi<strong>der</strong> d'e><br />
monstriret, das solches nicht ter Rechte Wegk eitten bestendigen<br />
Frieden zu erlangen wehn, die Reichstende'auch Vor diesen<br />
an<strong>der</strong>er Meinung? gewesen Vndt gebehten Ihnen dieselbe<br />
wer Sie weren im Vertrauwer zu offenbahren'hetten S: Ev*<br />
cell. zu verstehen geben das es die Lüneburgische vndt Altenburgische<br />
Gesandten wehren, wiche es dlss'-mdirtm," Sie aber<br />
wollen Witt den Churst. doch tractiren,' Sarnach'hetten S^<br />
Ercell. einen discours angefanzen, Vndt.geftag^-ivast Ihnen<br />
deucht^ Ob Pommern woll kmte dividiret werdest,-vudr wie<br />
es Sich schicken würde, Wal <strong>der</strong> Churfürst Stettin, Vndt<br />
Sie Wollgast haben würden, Darauf Sie geandNvortet, Wän
Sie alß getxewe Patrioten reden soten, were es besser das das<br />
Landt Vngetheilft bliebe, Worauf C. Ercell. gesagt: Es were<br />
besser das Sie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Churfürst
konte detorqvirl werden, mitt welchem man noch<br />
in <strong>der</strong> Pflicht Vermittelst )er Erbverträge Stunde, 3) Möchten<br />
Wir darüber in Angelegenheit gerahten wan es Nlectoi-em<br />
etwa offendlrte, beten deswegen Sie wölten S. Ercell. dem<br />
Herren Grass Orenstirn iur zur andtwortt bringen, das Wir<br />
Vnß darauß entschuldigter, das Wir auf den Casum nicht insiruiret,<br />
Son<strong>der</strong>n wan S. Ercell. den Pommerschen Stenden die<br />
Zusammenkunfft zeitiger Verstattet hette, das Wir alßdann auch<br />
darüber resolution schon hcben mögen, Wormit Sie abgeschieden.<br />
Noäeiu 6!o Haben Wir den Straßburgischen Herrn Gesandten<br />
O. Marx Otten angesprochen wegen S. F. Gnad.<br />
des Hertzogk von Croy: Da dann Inciäenter Vorsiehle das<br />
die Schwedische Plenipotmtiarii die Friedenstractaten aufhielten<br />
nachdem Ihr Satisfcction Punct nicht richtig wurde, alß<br />
Wir nun sagten, das die Herren Churst. Vrandenb. Gesandten<br />
von S. Churf. Durch!. Volmacht hetten, Wegen Pommern<br />
mitt den Schwedischen Herren Legatis zu Tractiren, Wir<br />
hetten aber daneben Vernommen, das etlicher Reichstende Gesandten<br />
beym Herr Grass Orenstirn gewesen, welche die Trachten<br />
mitt S. Churf. Durchl. dissvadirt hetten, andtwortette<br />
<strong>der</strong> Herr Gesandter das man noch niemahlen im Reichs Naht<br />
so viele Vernehmen können, das die Chur Vrandenb. gesaget,<br />
das wollen S. Churf. Durchl. <strong>der</strong> Cron von Pommern Friedens<br />
halber veberlassen, das aber etzlich Gesandten die Tractaten<br />
mit S. Churf. Durchl. sotten difsuadirt haben, davon<br />
wüste Er nichts, Vndt würden Sie dessen von an<strong>der</strong>n lein<br />
befehl haben, Wir Sagten, das Wir nicht an<strong>der</strong>s Wüsten alß<br />
das Herr Wesembec von <strong>der</strong> offerte schon relation im Reichs<br />
Rahtt gethan, den die Herren Chur Vrandenburgische Gesandten<br />
auf S. Churf. Durchl. vnds <strong>der</strong> Pommerschen Stände<br />
ratification schon das Fürstenthumb Rügen, nebenst an<strong>der</strong>n<br />
Städten vndt Aemptern den Königl. Schwedischen Herren Gesandten<br />
gegen ein aeqvivalent gebotten, es wolle aber von den
47<br />
Schwedischen nicht acceptiret werden, Wir recommendirten hie-<br />
bey nochmahlen <strong>der</strong> Pommerschen Stende vebergebenen articu-<br />
culum, mitt bitte Seines theils zu befür<strong>der</strong>n helffen das <strong>der</strong>-<br />
selbe dem artìoulo I>acÌ5 inserirct werden mögtte, Worauf<br />
<strong>der</strong> Herr Abgesandter sagte das Vnser suchen zwar billig wehre<br />
wans nur die Schweden zulassen vndt es in instrumentum<br />
setzen wollen, Es erwehnte auch <strong>der</strong> Herr Gesandter oditer,<br />
das Er gehört, das Herzogt Christian Ludowich von Vraun-<br />
schweigk dem Churfürsten von Vrandenburgk 1000 Mann vndt<br />
etzliche Stücke gegen Versetzung eines Ortts Landes, veber-<br />
lassen hette, Wir sagten, das Wir nichts davon gehöret, hiel-<br />
ten auch das nichts daran wehre.<br />
Den 26. October ließ des Herr Grassen Wittchensteins<br />
ErceN. Vnß des Morgens vemb 8 Vhr zu Sich erfür<strong>der</strong>n,<br />
vndt dabey anmelden, das Sie noch für abgehen<strong>der</strong> Ihrer<br />
Post nohttwcndigk zu sprechen hetten, Wie Wir Vnß nun<br />
darauf gebührend eingestellet, referirten S. Ercell. das Sie<br />
gestern beym Herr Grass Orcnstirn gewesen, Vndl die Chur-<br />
fürst!. Volmacht ve<strong>der</strong> die Tractalen milt Pommern Ihme<br />
Vorgezeiget, Weill Sie aber leicht ermessen können, das <strong>der</strong><br />
Herr Grass Sich darüber würde entrüsten, herten Sie Ihme<br />
Vorhero durch den Hessischen Gesandten Reinholt Schaffern<br />
von den (Contenti.? etwaß part geben lassen. Wie nun Vor<br />
Hochgcmclter Herr Grass die Volmacht durch gelesen vndt ge-<br />
sehen, das Sie nur auf ein theill von Vor Pommern gerich-<br />
tet, hette Er alßfortt gesagt: Das solche mrgendts zu nutze<br />
wehre, Vndt tönte Er darauf nicht tractiren, es wehre Ihme<br />
doch von Evangelischen Slenden wi<strong>der</strong>rahten, mitt S. Churst.<br />
Durch!. Sich in Tractaten einzulassen, So hetten auch, die<br />
Pommersche Stende Sich resolvirt, das Sie Sich nicht divi-<br />
diren lassen wollen, Son<strong>der</strong>n das Landt müste beysammen blei-<br />
ben, <strong>der</strong>owegen wolle Er hiermit den Trattaten renunciert<br />
haben, Vndt Sich auf den Wagen setzen und Nach Münster
fahren, Vndt mitt dm Kayserl. Sich Vergleichen, Worauf<br />
S. Ercell. geantwortet Sie glaubten nicht das die Evangelische<br />
<strong>der</strong>gleichen rahttschlege gegeben hetten, o<strong>der</strong> auch geben<br />
konten, Imglcichcn das <strong>der</strong> Pommerschen Stende abgeordnete<br />
die Division sollen wi<strong>der</strong>sprochen haben, es möchten etwa die<br />
Stralsundensis gethan haben, Worauf Herr Grass Orenstirn<br />
geantwortet: Die Altenburgische Weimarische Gesanten vndt<br />
Lampadius hetten es diffvadirt, vndt nicht alleine <strong>der</strong> Stadt<br />
Strahlsundt son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Pommersche Stände Abgeordnete<br />
hetten gesagt: die Stende wolten Sich nicht trennen lassen,<br />
Vnvt were starck dabey geblieben, das Er die Tractaten<br />
hiemitt absagte, vndt nach Münster Reisen wolte mitt den<br />
Kayserl. daselbst zu tractiren. Worauf S. Ercell. entlich gesagt:<br />
Wan Ihre Volmacht nicht wolte angenommen werden,<br />
müsten Sie es geschehen lassett, Weill Ihr aber dieses Vnvormuthlich<br />
Vorgekommen, hetten S. Ercell. Vnß erst darüber<br />
hören wollen, ehe Sie an Ihr Churfi. Durchl. desfals etwas<br />
referirten. Hierauf gaben Wir zur andtwortt: Das Wir<br />
nichr gerne Vernehmen das von den Herrn Grassen Orenstirn<br />
die Churf. Volmacht nicht angenommen, Vndt die Tractaten<br />
ganh ab gesaget worden, vndt das man Vnß dabey mitt eingemischet,<br />
Vndt zum behelff angezogen, Ob hettcn Wir die<br />
division <strong>der</strong> Pommerschen Lande wi<strong>der</strong>sprochen, Vndt gesagt,<br />
die Landtstände wollen Sich nicht trennen lassen, Wir thetten<br />
Vnß dieser gnedigen Communication halber vndt son<strong>der</strong>lich das<br />
Sie nobis inauditiZ nichts an S. Churfi. Durchl. zu Brandenb.<br />
referiren wollen, bedancken, Vndt sagten, daß Wir Vnß<br />
in Vnsern Gewißen Versichert befunden, das ein solcher Vortrag!<br />
von, Vnß an die Schwedische niehmahlen gebracht, Wir<br />
wehren auch in 14 tagen bey des Herr Graff Orenstirns Ercell.<br />
nichr gewesen, aber durch die Stralsundische. Deputirte<br />
hetten S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Graff Orenstirn Vnß Zumuthen<br />
lassen, Sie polten mitt Vnß reden, daß Wir Vnß angeben
vndt die division des'Landes 'wie<strong>der</strong>sprechen^'möchten. Welchen<br />
Wir aber zur andtwort'gegeben, daß Wir solches nicht thuen'<br />
konten, weill Wir auf den ognuni noch nicht Instruiret, Vndt<br />
bähten Wir S. Ercell. mochte die Stralsundische Abgeordnete<br />
in Vnser präsentz zu Sich erfor<strong>der</strong>n lassen, damiti Sie referirten,'<br />
waS ^erschienenen Freytage vndt gestern zwischen ^Ihnen'<br />
Herr Grass Orenstirn, Vndt Ihnen, dseser'VächeitHälber'<br />
Vorgelauffen. Welches auch geschach/inmittelst über ehe Sie<br />
lahmen, bathen Wir, S. Ercell. mochte'Iemändt an Herr<br />
Grass Orenstirn ' senden vemb'zu vernehmen, zu welcher Zeitt<br />
von Vnß die divlsion wie<strong>der</strong>sprochen, so tönte man auf bett<br />
Rechten grundt kommen, Worauf Santen S. (krcell. den<br />
Herrn 8ecretariuln Chemnitz atßforth hin, Vndt liessen bittett/<br />
Weill S. E. Ihr Churfl. Dübchl. von dem Iehnigen waß gestern<br />
passiret referiren müsten, So möchte Herr Grass Oren^<br />
siirn Ihr Unbeschwert part geben, zu welcher Zeit von dett<br />
Pommerschett Depütlrten die divisiott wie<strong>der</strong>sprochen, Vnterdes-sen<br />
lahmen die Stralsundischen) vndt referirten Köeliter waß<br />
zwischen dem Herr Grass'Orenstim vndt Ihnen Vorgängen,<br />
Vndt das Wir'Vnß'zu ckeiner Contradiction Verstehen wollen,<br />
Son<strong>der</strong>n mitt dem'^esectu- wanä^ti Vnß' entschuldigt. Vndd<br />
berichteten weites "das^ Herr-Grass Orenstirtt Verschieden Freytagk<br />
gcsaget, Wofern Ihr Churst. Durchl. zu Brandenburg<br />
Ihnen gantz Pommern nicht'lassen würde, So wolten Sie<br />
nichts davon haben, Son<strong>der</strong>n Nissmar an <strong>der</strong> Ostsee behalten,<br />
Vndt Ihre Satisfaktion in Westphalen nehmen. Gestern'aber<br />
Ehe die Chur Vrandenburgische Gesandten gekommen, hette<br />
Er gesagt, das Sie dem Churfürsten hinter Pommern woll<br />
abtretten wollen, aber das Stlfft Cammill nebenst <strong>der</strong> Stadt<br />
Stettin müsten Sle' dazu behalten, wie aber die Herren Chur<br />
Vründenb. wi<strong>der</strong> wt'gk'gefahren, wehre <strong>der</strong> Herr Grass Oi'ensiirn<br />
wie<strong>der</strong> zu Ihnen hitttingekömmen, Vndt gesagt! Erwehre<br />
sehr perpler, die Churfi. Volmacht deuchte nicht, Vndt dabey<br />
4
Vn<strong>der</strong>schienemahl. .re^etlrt dle^
Er solch fürgebm die Pommersche Lande ganh Zu behalten<br />
zu seinem Vortheill anzöge.<br />
Den 27. Octob. habe Ich Marr von Ecksiede den Lübeckschen<br />
Gesandten Herr Dr. Glonn besuchet, welcher Mir berichtet<br />
das Er selbigen tages bey dem henn Legato Orenstirn<br />
gewesen, vndt von S. Ercell. Vernommen das Sie mitt <strong>der</strong><br />
Vrandenburgischen Volmacht nicht einigt weren, Weill darin<br />
enthalten das die Vrandenburgische Gesandten veber ein stück<br />
von Vor Pommern mitt den Schwedischen Legaten handeln<br />
sotten, <strong>der</strong> Churfürst wolte den O<strong>der</strong>strom behalten, vndt Sie<br />
wollen Ihn nicht qvitiren. Es hette solches <strong>der</strong> Herr Orenstirn<br />
an Herrn Salvimn gelangen lassen Vndt Stünde darauf<br />
das S..Ercell. selber nach Münster Reisen würde, <strong>der</strong> Lübeck-»<br />
scher Gesandter hette darauf geandtworttet, Weill <strong>der</strong> Churfürst<br />
auf <strong>der</strong> nehe wehre, könte die Volmacht baldt geen<strong>der</strong>t<br />
werden, Er <strong>der</strong> Herr Abgesandter aber möchte wünschen, das<br />
die Schwedische Satisfaction auß den Catholischen Orttern<br />
gefür<strong>der</strong>t würde, so wehre <strong>der</strong> Streitt mitt dem Churhause<br />
Brandenburg gehoben, <strong>der</strong> Herr Salvius hette gefragt wor<br />
die Oerther wehren, darauf Er geantwortet: Hier da Wir<br />
sein vndt an<strong>der</strong>e Mehr, worauf Herr Salvius replicirt, wan<br />
Sie Pommern behielten konten <strong>der</strong> Churfürst solche Oertther<br />
wie<strong>der</strong>nehmcn, Wie auch Er <strong>der</strong> Herr Abgesandter zu befürdenmgk<br />
<strong>der</strong> Evangelischen Sache von <strong>der</strong> Schwedischen Hewraht<br />
erwehnung gethan, hette Herr Graff Oreustirn darauf geandtworttet:<br />
<strong>der</strong> Schwedische Estat liesse solches wegen diversità<br />
<strong>der</strong> Religion nicht zu. Worauf <strong>der</strong> Lübeckscher Herr<br />
Abgesandter wie<strong>der</strong> gesagtt: <strong>der</strong> Churfürst bekennete Sich auch<br />
zu Augsburgischer Confession, Vndt ginge so baldt in eine Lutherische<br />
o<strong>der</strong> reformirte Kirche, Vndt könte S. Churf. Durch!,<br />
nach dem Erempel Henrici 4. Vieleicht die Religion en<strong>der</strong>n,<br />
wan die Hewraht gemacht würde, darauf hette <strong>der</strong> Herr Graff<br />
gesaget: das were etwaß, aber dabey gedacht, das man die<br />
4"
52<br />
Heüraht mitt den Holländischen Frewlein fast für Richtig?<br />
hielte, sonsten War er in <strong>der</strong> Meynung?, wan Herr Grass<br />
Orenstirn nach Münster Reisete, das alda von <strong>der</strong> Satisfaction<br />
etwaß Vorlaufen würde, Nerowegen Wir auch Woll<br />
würden hinveber reisen muffen, Wegen abhandlung <strong>der</strong> Frava^<br />
nlinum reiseten <strong>der</strong> Evangelischen Stände Gesandten auch dahin,<br />
Vndt sollen Sich die Holländische Gesandten erbotten haben,<br />
Zu befürden das <strong>der</strong> pnnotng ßravaininum inter status<br />
zur richtigkeit kehme, welches die Schweden Vielleicht nicht<br />
gerne sehen würden, Wie woll die Hollän<strong>der</strong> Ihre glaubensgenoffen<br />
Stadtlich mitt beobachten würden, die Schwedische<br />
Herren Legaten hetten in Ihrer Proposition für die Reformirten<br />
doch genugsamb vigilirt, bey dem puncto ^i-avaminum<br />
würde sonften die quaestion Vorlauffen, Ob man wegen <strong>der</strong> Bohemen<br />
vndt <strong>der</strong> Kayserl. Erblän<strong>der</strong> lenger Krieg führen vndt<br />
diese Tractaten aufhalten folte, damitt Ihnen <strong>der</strong> Kayser das<br />
freye exei-citium ^.elizionis Verwillige, Da den etzliche <strong>der</strong><br />
Meinung? wehren, c^vogä 51c. Worunter Lampadius mitt<br />
wehre, welcher itzo das Votum von Kahlenberge alleine nuhr<br />
führete, Es berichtete auch <strong>der</strong> Herr Abgesandter das Er woll<br />
so viele Vernommen, das Sich die Strahlsundischen so nicht<br />
wollen weg? geben lassen, wie man woll Vermeinete.<br />
Den 28. October berichtete <strong>der</strong> Vlmischer Abgesandter<br />
Herr I)r. Sebastianus Otto Mir v. Rungen in <strong>der</strong> Kirchen,<br />
das Er mitt bestürtzungk Vernommen, das die Herren Schweden<br />
die Churfürst!. Vrandenburgische Volmacht nicht annehmen<br />
wollen, darümb das Sie nur auf ein stück von Pommern<br />
gerichtet, den Er hette es von einem <strong>der</strong> das Köm'gl. Schwedische<br />
schreyben gelesen, darin die Königin den hiesigen Herren<br />
Legatis anbefohlen, Weill Ihr Königl. Maytt. nicht gemeiner,<br />
den Churfürsten alß Ihren negsten Vlut Freündt zu vnterdrücken,<br />
Son<strong>der</strong>n Viele mehr Ihn vndt sein hauß zu aufnehmen<br />
zu befür<strong>der</strong>n, das Sie solten vmb ein stück von Pommern
53<br />
handeln, Vndt sehen das Sie noch ein Pax SMer zu<br />
men vndt Pyrden zu halten bekehmen^ vndt dann noch etwa<br />
25 Tonnen Goldes vom ganzen Reich zu Contentirungk <strong>der</strong><br />
Soldatesque behandeln, vndt damitt Friedlich sein, Vndt wie<br />
Ich Ihme erzehlte,.das die Lüneburgische, AltenbArgische vndt<br />
Weymarische Gesandten wie<strong>der</strong>rahten haben sollten Sich mitt<br />
dem Churfürsten zu vertragen, wolte es <strong>der</strong> Abgesandter von<br />
Lampadio nicht glauben, den <strong>der</strong> hette den Schweden ein außführlich<br />
consilium, gestellet, et inultis pi-ae^nIntiLLiinisquS rationibus<br />
behauptet, das die Cron Schweden von gantz Pommern<br />
abstehen möchte, darauf wehre auch diese Miltere Resolution<br />
erfolget, Vndt die Cron Sich auf halb Pommern erkläret.<br />
Noäem dio lìnita conciono sein Wir zu Herrn Mcsembecio<br />
gangen, Vndt haben gebehten vnß zu communiciren waß<br />
in <strong>der</strong> Pommerschen Sache weiter Vorgelauffen, <strong>der</strong> Vnß berichtet,<br />
das Sie noch'diesen tagk würden nach Lcngerich fahren<br />
mitt Ihren Münsterschen Herrn Collegen weill das Werck<br />
so wie<strong>der</strong>lich liesse Sich zu besprechen, Vndt einer Meinungk<br />
zu vergleichen, Vndt hette er seine gedancken Vnß in 3 Haupt<br />
fragen muffen aufsetzen, alß 1) Ob S. Churf. Durchl. zu<br />
rahten die extrema zu ergreiffen, Vndt es auf einen Kriegt<br />
ankommen zu lassen? Da Er concludirte huo6 non. Wie den<br />
etwa die Volmacht zu en<strong>der</strong>n, Weill die Schweden die Wordt<br />
ein Stück von Pommern nicht darin leiden wollen, Son<strong>der</strong>n<br />
dieselbe solle In6o6nit6 et Fim^licltei' auf Pommern gerichtet<br />
sein? Darauf Vermeinte Er, Wan die Volmacht also eingerichtet<br />
würde, das S. Churf. Durchl. alß dan nicht gesichert,<br />
das die Schweden, wie<strong>der</strong> möchten von Pommern etwas abtretten,<br />
Son<strong>der</strong>n Sie möchten es gatch behalten, Vndt S.<br />
Churf. Durchl. ein aeqvivalent obtrudiren wollen. Schlug<br />
<strong>der</strong>halbett in seinem bedencken solches zu verhüten diese beede<br />
für 1) das solche Volmacht auf Ihre gemessene in- '
54<br />
struction restringi^ würde. 2. Das 8voci einm reverß von<br />
Sich geben auf gantz Pommern nicht zu bestehen, 8veci begehrten<br />
auch eine abson<strong>der</strong>liche Volmacht das die Herren Chur<br />
Brandend, mitt Ihnen ein ioe6u3 zu schliessen bemechtigt sein<br />
solten. Welches Er Vermeinte das es alßdan woll geschehen<br />
tonte, Wan die Tractaten wegen Pommern also liessen, das<br />
S. Churfi. Durchl. Sich <strong>der</strong>en zu erfrewen hettcn, auch gleichwoll<br />
Ihr Churfi. Durchl. mitt dem Kayser vndt Könige von<br />
Pohlen darüber nicht in einen Krieg! Verwickelt würde, dabey<br />
Gr berichtete, das gleich itzo <strong>der</strong> Herr Grass von Wittchensiein<br />
vom Herrn Grass Orenstirn gekommen, vndt referiret,<br />
das Er denselben sehr perpler befunden, Vndt Er selber von<br />
dieser materi wi<strong>der</strong> zu reden angefangen, Vndt erinnert zu befür<strong>der</strong>n<br />
1. das die Volmacht geen<strong>der</strong>t 2. Vndt ein loeäu8<br />
möchte getroffen werden, Vndt hette Hoffnung! gemacht das<br />
Ihnen mehr am soeäei-e, alß an Pommern gelegen, 3. Hueztio<br />
seines bedenckens war wie die Tractaten wegen Pommern<br />
zu S. Churfi. Durchl. besten zu incaminiren? Die zwar noch<br />
nicht zu Papir gebracht) aber des Herrn Abgesandten Meinung<br />
war diese, man mochte Vnß alß <strong>der</strong> Pommerschen Stände<br />
Deputirte erst darüber hören, auch nichts ohne Vnserm beysein<br />
hauptsächliches mitt den Schweden Tractiren. Die Schwedische<br />
Herren Legati wolten Zwar das man ann Churfi. Seite<br />
folte Pommern ästimiren, Waß S. Churfi. Durchl. dagegen<br />
haben wolten, aber erhielte es nicht tutum, Weil! man gantz<br />
nicht Versichert, das Sie alßdann von Pommern wie<strong>der</strong> waß<br />
abtretten würden, Es wehre den das Sie, wie oben gemeldt,<br />
einen reverß von Sich geben, Vndt blieb <strong>der</strong> Herr Abgesanter<br />
dabey, Weill es Landt vndt Leute betrüffe das man ohn Vnser<br />
Vorbewust vndt einrahten darin nichts Vornehmen folte,<br />
Wir bedanckten Vnß dieser communication halber, Vndt bähten<br />
bey solcher guten meinungk zu verbleiben, zu mahlen die Pommersche<br />
Stände also Verprivilegirt das ein Hertzogk von Pom-
mern ft weinigk in puncto XliSNItiomZ alß loeäeris ohne<br />
<strong>der</strong> Stende einrahten vndt bewilligungk nichts handeln 'o<strong>der</strong><br />
Schliessen könten^ Welches <strong>der</strong> Herr Abgesandter 'nicht Vnbillig<br />
zu seineraichtete. ' ' ^<br />
Von" bannen sein Wir zum Herrn! 'von Loben ' gegangen,<br />
vndt S. Ercell. ^ glück zu Ihrer Reise gewünschet, daneben<br />
haben S. Ercell. auch refetiret, das'Herr 'Grass'Orenstirn<br />
wie<strong>der</strong>ümb gute hoffnungk wegen <strong>der</strong> Poülwei'schön'Tractatett<br />
machte, Vndt mehrentheils auf ein foeäuz^ieMte,.Entschuldigten<br />
dabey weill Sie itz0' nur mitt den pralsminaribus 'be^<br />
schefftigt^ das mitt 'Vnß noch nicht comckuMre^worden/^e^<br />
'richteten sonst eben das wegen <strong>der</strong> VölmcM'waß Herr Wesembecius.<br />
Wir Sagtten, das Wir noch höffnüngk heilen,<br />
das es mitt Pommertt in dem Alten'Stande nach eitthalt" <strong>der</strong><br />
Grbeinigungk Verpleibin" würde, auß folgeilden ^ntotiven^' 1'.<br />
Das S. Excell. <strong>der</strong> Herr Grass Orettstum'noch<br />
'Sontagk zu'den St'ralsulldischen Abgeordneten, nachdem' Sse<br />
die Churfürstl. Volmacht gesehen zu untcrschiedtlichen mahlen<br />
gesaget, Wan Sie nicht'ganl) Pommern (^0N5en3u Nectorls<br />
bekommen tönten, das Sie so sehr darauf nicht Vcrleckert, das<br />
Sie es nicht konten wi<strong>der</strong> abtretten vndt an einen an<strong>der</strong>n<br />
Orthe Ihre Satisfactiott'nehmen 2) da^ S. Ercell.' auch solches<br />
noch gestern <strong>der</strong> Herrn Strahlsundischen bericht nach solle<br />
gegen den Lübeckschen Abgesandten repeM'haben, 3) das Mons.<br />
Leinier bey seinem abreisen in Schwede^ Mir Märr von Ecksteden<br />
zu verstehen geben'es würden an<strong>der</strong>e Vorschlege wegen<br />
Pommern geschehen, alß das die Cron Schweden zu Bremen<br />
vndt Vorden etwaß an<strong>der</strong>s in Westphalen Vorschlagen würden<br />
4) das des Herrn Grassen von Wittchensteins Ercell.<br />
selbstcn heute noch gute Vertröstung! geschehen Wan ein toeäu8<br />
getroffen, das Sie mitt S/Churf. Durchü woll leidtlicher<br />
handeln möchten, Worauf S. Ercell. zur andtwortt gab<br />
Sie würden es in acht nehmen, den S. Churf. Dürchl. Sich
55<br />
exklehrch ehf Sie dem,O^j^-yM ^ q^isiren. wollen, wolten Sie<br />
Lieber Ihre gantze Churfürstenthumb daran setzen, Sonst belichteten<br />
S. Vrcell. das man von <strong>der</strong> Schwedischen Hewraht<br />
nur nichts mehr gedencken folte, den die Königin so woll an<br />
Ihr. Churf..Turchl,.,selbst, alß. an <strong>der</strong>o Fraw.Mutter mitt eigener<br />
Handt, geschrpbcn, das es wegen <strong>der</strong> Religion nicht sein<br />
könte,.. <strong>der</strong>halben hetten Ihr Churf. Durchs, auch von dieser<br />
Vndt zwar solches<br />
mitt Merklichen formalien. Mitt Hertzogk Christian Ludywig<br />
von Vraunschweigk aber weren S, Churf. Durch!, in gute<br />
Freündtschasst vndt Vrü<strong>der</strong>schafft.^gerahten. Welcher Sich dieser<br />
Wortt vernehmm lassen: Wir müssen Vnsere Völcker nur<br />
zusammen stossefl. Mit. Hertzogk Augusto aber weren S.<br />
Churst, Durchl. fo nicht zufrieden. Schließlich referirten Sie<br />
auch das hes Herrn Lsgati.Orenstirns.Krcell. herr.Väreuklauwen<br />
zu Ihnen geschickt. Welcher gesagt dM so woll <strong>der</strong> Kayser.<br />
alß die Frantzosen Sich nochmahlen erhottm, die Cron<br />
Schweden bei Pommern zu maintenu-en, den Sie wolten Friede<br />
haben, Worauf Herr ^öben geandMortett es tönte woll styen,<br />
Vr glaubte aber nicht das die Schwedische solche kindische, consilia<br />
führen würden, Vndt dst.s.Fa.ndt darauf -hinnehmey,. den<br />
Die ja woll sehen das die Catßpllschf. ged^^ auf die Weise<br />
die, Evangelische an einan<strong>der</strong> zu setzen. Worauf Hr. Pgrenllauw<br />
gesagt: tzie m.srlten. t^ auch wM . , ,<br />
Den 30< Octob, habm^Wir^^^ Herren Stralsundischs<br />
.Abgeordnete besucht, .von Ihnen.zu vernehmen Ob. Sij: von<br />
Ihren Herren Principalen keine erklehrungk auf die Chur Vrandenburgische<br />
Vorschlege bekommen, Welche Vnß zur andtwortt<br />
geben das Sie zwar etwaß gekommen, Weill aber die Churf.<br />
Brandenb. Gesandten Ihnen angedeutet, das die Sache in gebeimb<br />
sollte gehalten werden, so hatten die 4 Vurgcmeister<br />
solche Vnter.Sich behalten, Vndt Vermeinten das dieselbe mitt<br />
den an<strong>der</strong>n Herren Landtständen darauss communiciren würden,
5?<br />
,fM,z dahin,<br />
das.di^ dismembration^dfs Landest mochte^ werden,<br />
f^ahex dqneben angedeutet, wofern, kein periculum in<br />
wehre, diese resolutiyn noch zur Zeitt, zu. Hinterhalte^,<br />
biß von den Pommerischen Stenden weiter erklrhrung einkehme,<br />
Sie^ettey aber noch gute Hoffnungk die Vachen, würden an<strong>der</strong>s,<br />
laufen, Weill S. Ercell. Herr Grass Olfnstirn noch für<br />
weinig t.ggen erwehnet^Sje weren auf Pommexn.so Verkleckert<br />
nicht,., das. Sie nicht Ihre.M^is.factiyn an.Mern Orthe für-<br />
<strong>der</strong>n konten. - -'^ >''.- ^ ,^ ü../ '-?^ ^ü^ ^- - --.>^<br />
VoäeiQ dio cIi-t wie Ich vdarauf vemb 5 Vhr eingestellet, haben<br />
S. Excell. Sich, Meines-erscheinens bedancket, Mndt angezeiä^l.^^<br />
3^ ^e^ßeitt etwaß langt würde,.:so wehren Sie. auch<br />
ß.,perplex, .herowe^en mochte Ich, bey Ihr zur Mahldarauf,<br />
fra^ Excell. ,ob Wir bey dieser<br />
gesHrz)ben^.welches.Ich -mitt^a bcgndtwor-<br />
M Myt^angedjeütet, daS Wir fut dieses,
58..<br />
solches ju befür<strong>der</strong>ung d^r Friedas'Nartatm<br />
Vndt wurden deswegm Viele ^<br />
welche einen nichr weinigk moviren möchten,-älß 1>'dM'det<br />
Kayser eum Imperio N.om2no solches gebe et ^viäem ouni<br />
promissione Vvictioms. 2) Alle Reichs Stände verpffichte-<br />
ten Sich zur gvarande. 3) Die Frantzosen Versprechen die<br />
manutenenß 4) Nichts Min<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Orator Veneti et<br />
I>tunoiu5 ^p08toliou5. Vey solcher Starcken assistentz möchte<br />
Sie so gahr Vnsicher nicht dabch gehen, Vndt hette herr'Sal-<br />
vius noch heute geschrieben das alle Gesandten zu Münster<br />
auf Seine, Herr Grass Orenstirns anfunfft wartetten, So<br />
könte die Sache wegen Pommern daselbst giich richtig wer-<br />
den, vndt wehre dieses <strong>der</strong> univer-salig cuneus paeis. S.<br />
Grcell. aber wehre ein son<strong>der</strong>liches anliegen das Herr Salmus<br />
auch von Ihr dijsentirte vndt die Trattate« > mitt dem Kayser<br />
vndt dem Reiche mitt Richte, Vndt wan Sie nun foltett nach<br />
Münster reisen, würden die Tractaten mitt A Ehurf. Duvcht.<br />
gantz zerfallen, Sie aber sehen lieber das alles cüm-'öon^ensu<br />
Nleowris abgehandelt würde, Nndt Zwar aüß^5vichtlAen Vr-<br />
sachen, den 1) Wan die Cron Pontmern vom Kapsel nehmen<br />
würde, so würde dessen adsoluta pote.«,t28 ili Imperii stabi-<br />
lirei 2) Wehre ss're» mali exempli et ma^ni plne^uäieii<br />
dem Kayser solche Gewaldt zu geben Das Oö^ einem'''aln<strong>der</strong>n<br />
das Seine wie<strong>der</strong> feinen willen zuttehmen,''Vndt 'Vorgeben<br />
tönte, solches möchte an<strong>der</strong>n ins künfftigt attch wieberfaßren.<br />
3) Sehe man wie Chür Bayern bereits vemb semes ^Prwat<br />
Nutzes vndt ambition die I^e^es suncl^mentaleZ Imperii ge-<br />
dächte, zu inft'ingireld, indem Er Sich bemuhete die Vhralte<br />
OonZtltutionein Oars)Iin3m 6e ? VleotoriduZ zu veren<strong>der</strong>n,<br />
Vndt des Kayscrs Macht darin zu vermehren^ damitt Er nur<br />
<strong>der</strong> 8te Churfürst bleiben möchte, solchen bösen Erempeln wolte<br />
die Crone nicht folgen/ Vornemblich 4) Weill es dem scopo<br />
nicht gemeß, <strong>der</strong>gestalt zu procediren,
59<br />
<strong>der</strong>owegen wolten Sie lieber das mitt Ihr Vhurf. Durchl.<br />
wegen Pommern tractiret würde, alß mit dem Kayser vndt<br />
dem Reiche, Ich sagte das solches eine Christliche vndt Löbliche<br />
Meinung? wehre, dabey Sie ein Vnbestecket gewissen behalten,<br />
vndt einen guten Nahmen auf die Posterität <strong>der</strong>iviren<br />
tönten, den sonsten möchten hernacher varia Iuditien fallen,<br />
wan man einem das Seinige abs^ue suo oonsenZu nehmen<br />
wolte, Man hette sich auf alle die beschehene Versprechnuß<br />
so gross nicht zu verlassen, den 1) Were nicht im verborgenen das<br />
<strong>der</strong> Kayser nur damitt vembginge wie Er durch dieses Mittel!<br />
die Cron in Newer Vnruhe Verwickelte, wan Er solches erlanget,<br />
würde Er Villeicht baldt an<strong>der</strong>e Gedancken ergreiffen.<br />
2) Wans zu diesem fall kehme das die Crone in eine Newe<br />
Vnruhe Verwickelt wehre, möchten die Stende welche itzo so<br />
resolut sein: Sich zur gvarende zu Verobligiren alß dann woll<br />
nicht zu Hause sein, vndt die Eatholischen woll gar darüber<br />
ins Feüstchen lachen, die Evangelische aber wan Sie gleich<br />
wolten, würden weim'gk dabei prästiren können. Zu dem so<br />
wüsten S. Ercell. auch woll wie es in Teutschland ginge<br />
vndt wie einer dem an<strong>der</strong>n asststirte. 3) Von <strong>der</strong> Franzosen<br />
promissen würden S. Excell. Selbst am besten-zu judiciren wissen,<br />
4) auf des Babstes vndt Venetianers manutenentz wehre<br />
gar nicht zu bauwen, den die würden Sich weinigk bekümmern,<br />
ob an <strong>der</strong> Ostsee Kriegt sey o<strong>der</strong> nicht, wan Sie nur in Italien<br />
Friede haben, Vom Herrn Salvio aber alß einem Hochvcrstendigen<br />
Mann wun<strong>der</strong>te Mich sehrc, das Er in <strong>der</strong> Opinion<br />
mitt wehre, Zumahlen ein je<strong>der</strong> leicht zu ermessen das<br />
ohne Chur Brandenburgs Consenß nichts Sichres bey diesem<br />
tractat sein würde. S. Ercell. sagten wie sehr perpler Sie<br />
auch wehren so wolten Sie doch dabey bleiben, das Sie mitt<br />
Ihr Churf. Durchl. die Tractaten in Gottes Nahmen angehen<br />
vndt Ihre Reise nach Münster so viele möglich disseriren wolten,<br />
aber itzo müsten Sie von allen die blame haben, das Sie den
60<br />
Frieden damitt behin<strong>der</strong>ten in dem Sie auf so vielseitige reqvisition<br />
nicht hinüber reisen wolle. Sie hetten Herr Verenklauwen<br />
deshalber nach Münster gesandt, solches zu entschuldigen,<br />
<strong>der</strong> werde Morgen wie<strong>der</strong> kommen, Vndt wollen Sie<br />
Ihn lieber noch eins dahin senden, damitt Sie nur Zeit gewünnen,<br />
?05t Ooeuaiu haben S. Ercell. fast gleichmessige<br />
discourse geführet, Vndt wie Ich gefragt wie weitt Sie den<br />
mitt S. Churfl. Durch!, in den Tractaten gekommen, darauf<br />
gaben S. Ercell. zur andtwort: Die Chur Vrandenburgische<br />
Herren Abgesandten hetten angenommen inner H Tagen eine<br />
an<strong>der</strong>e Volmacht zu verschassen, <strong>der</strong>en wollen Sie erwartten,<br />
Vndt sehen gerne, das Sie in gute mitr S. Churfl. Durchl.<br />
von einan<strong>der</strong> kehmen, vndt wie Ich darauf sagte, das Ich<br />
dazu gute Hoffnung hette, wan nur die Cron nicht gar zu<br />
schwere l^onäitiones fürschlugen, Fragten S. Ercell. waß<br />
Ich für mein particulir dafür hielte, Ob Sich das Landt woll<br />
könte theilm lassen, Worauf Ich antwortete, Weill es schon<br />
getheilet, so were dabey kein son<strong>der</strong> Zweiffell, könte aber S.<br />
Churfl. Durchl. mitt <strong>der</strong> Cron Schweden Sich Vergleichen<br />
das das Landt bey einan<strong>der</strong> bliebe wehre es woll am besten,<br />
darauf sagte S. Ercell. Sie wollen Mir im Vertrauwen<br />
Ihre gedancken eröffnen, zweyerley würde bey den Pommerfchen<br />
Tractaten fürfallen, 1. das Sie darauf würden dringen<br />
das Ihr Churst. Durchl. <strong>der</strong> Cron möchte das gantze Landr<br />
lassen, 2. Wo nicht: So müste man von einer division reden,<br />
es müste aber an<strong>der</strong>s dividiret werden alß negst geschehen, die<br />
Frantzosen, <strong>der</strong> Keyser, vndt Reichstende sagten es müste <strong>der</strong><br />
O<strong>der</strong>strom die Grentze sein, solches aber tönte nicht sein den<br />
auf solchen fall würde die Cron die Stadt Stettin, vndt <strong>der</strong><br />
Churfürst die Lastadie bekommen, so könte es Sich auch mitt<br />
Wollgasi nicht schicken, den Welcher theil! Wolgast behielte <strong>der</strong><br />
müste auch Stettin haben et vice versa. Ich andtworttele<br />
das es zwar mitt dem O<strong>der</strong>strom Sich nicht practiciren liesse,
6 t<br />
aber auf den Fall würde man newe Grentzen machen müsset<br />
S. Ercell. begehrten darauf Wir mochten auf diesen Oasum<br />
mitt Verdacht sein, weill Vnß das Landt am besten befandt<br />
wehre, damitt man in keiner Kommunion bliebe, den einem<br />
Jeden theile müste das Seinige gantz bleiben, Ich referirte,<br />
daß Vnterschiedtliche Stücke beyden Regierungen gemein Ver-<br />
plieben, S. Ercell. sagten, darüber müste man Sich Verglei-<br />
chen. Ich lobte das Sie die Communion detestirten, Sagte<br />
aber das wo Ihr Churfl. Durchl. zu Vra'ndenb. Stettin be-<br />
hielten, das Sie Sich solcher stücke nicht würden begeben kön-<br />
nen, Worauf S. Ercell. sagten Sie weren' in diesem ^25511<br />
Calvinisch vndt hielten das die Cron zu Pommern prädesti-<br />
nirt wehre, darauf Ich scherhendt sagte, <strong>der</strong> Churfürst möchte<br />
eine Eltere Prädestination von 100 vndt mehr Jahren für<br />
Sich anziehen, Vndt die Ortter nicht gerne missen wollen,<br />
Worauf S. Elcell. andtworteten, So were auch die Cron<br />
auf Pommern so hart nicht be *) das Sie nicht waß an<strong>der</strong>s<br />
zu Ihrer Satisfaction Vorschlagen konten, Vndt benennete<br />
Bremen, Vörden, Minden, Oßnabrügk, die Graffschafft<br />
Schaumburgk vndt etliche Aempter vom Stifft Münster, wan<br />
die beysammen wehren, so wehren Sie woll so gut alß gantz<br />
Pommern, Ich sagte das Sie freylich besser wehren, vndt<br />
von mehrer Consi<strong>der</strong>ation wegen <strong>der</strong> beyden Vornehmen<br />
Ströhme alß <strong>der</strong> Elbe vndt <strong>der</strong> Weeser, S. Ercell. antwor-<br />
teten das Sie vemb <strong>der</strong> Mecrhaffen auff Pommern zu bestehen<br />
keine Vrsache hetten, den an <strong>der</strong> gantzcn Ostsee wehre Ihnen<br />
kein dienlicher ?orw5 alß Wissmar, abcr Pommern wehre ein<br />
guth Landt vndt auch gute Leute drinne, darümb hetten Sie<br />
es Vorgeschlagen, Ich wünschte das alles woll vndt in gute<br />
möchte Verglichen werden, Vndt wie Ich dabey sagte, Wir<br />
wollen steißig behten, vndl dabey cooperiren helffen, regerirten<br />
*) Das übrige fehlt; wahrscheinlich, wie schon früher mehrmals: belcckert.
62<br />
S. Ercell. Vns *) beten? Das Wir das Landt qvitiren, den<br />
auf 8 o<strong>der</strong> 14 Page möchte man Sie woll behalten aber nicht<br />
perpetuirlich, Worauf Ich etwaß bestürtzet wardt, Vndt ercusirte<br />
Mich das Wir steissig vemb einen guten Vergleich<br />
Gott anruffen wolten vndt demselben dem außschlagk befehlen,<br />
Endtlich fragete Ich nach dem loeäei-e. Worauf S. Ercell.<br />
zu verstehen gab, das ein sneäus nohttwendigk geschlossen<br />
werden müste, Vndt das die Churfi. Herrn Gesandten Gesagt:<br />
das Sie darauf eine abson<strong>der</strong>liche Volmacht bekommen würdee,<br />
Damitt alles in geheimb könte gehalten werden. Wie Ich<br />
nun abscheide nehmen wolle, begehrten S. Ercell. nochmahlen,<br />
Ich möchte Mich nebenst meinen Herrn College» auf die division<br />
bedencken, Welches Ich zu thuen annahmb, auch berichtete<br />
das bey den Stettinischen Conventen die Pommersche Stände<br />
davon son<strong>der</strong> Zweiffel mitt delibenren würden.<br />
Den 1. Novembr. haben Wir Herr Wesembec besuchet<br />
vndt gebehten Vnß zu communiciren, waß zu Lengerich zwischen<br />
Ihnen vndt Ihren Herrn College« weiter passiret, Worauf<br />
Er referiret, Das Sie daselbst Sich über einem Concept<br />
<strong>der</strong> Volmacht vereinigt, darin zwar Pommern indefinite benennet,<br />
aber doch die Volmacht auf die Instruction restringivi<br />
were, Vndt hellen Sie fieissigk geschrieben Ihr Churf. Durchl.<br />
mochte dieselbe, Vndt daneben noch eine Volmacht mitt <strong>der</strong><br />
Cron eine alliance zu schließen, Ihnen zum schleunigsten zuferttigen,<br />
Welches die Schwedische erpresse begehrten, Vndt<br />
helle Herr Grass Orenstirn Sich erklehret, das Er noch 6<br />
tage auf die Volmacht Warten, vndt nicht ehe nach Münster<br />
reisen wolte, liesse Sich auch Vertrewlich Vernehmen, Wann<br />
die Volmacht kehme, das Sie von Pommern abstehen vndt<br />
Schlesien für<strong>der</strong>n wolten nicht zwar zu dem Ende, das Siees<br />
veberkehmen, Son<strong>der</strong>n nur das <strong>der</strong> Kayser Ihnen möchte<br />
*) So steht in <strong>der</strong> Handschrift. Vielleicht: Was.
63<br />
vttdt-Oßnabrügk behielten,<br />
dazu for<strong>der</strong>en ^ie:t>ett.die Grafffchafft. Hoy vndt Schaumbürgt<br />
welche Voxschlcgp zimblich gut wehren, wan nur den<br />
Schweden zutrauwen, Inmittelst hette Herr Grass Oxenstirn<br />
in Vertrauwen gerahten, es möchte <strong>der</strong> Herr von Loben nacher<br />
Munster .reisen, bndt den Kayserl. zu verstehen geben, daß<br />
S. Churf. Durch!, von den Kayserl. Er.blän<strong>der</strong>n ein aeqvi-valent.für<strong>der</strong>n<br />
würdx, wofern solches <strong>der</strong> Kayser nicht haben<br />
wolte, so möchte Er. consentiren das die Stiffter an <strong>der</strong> Weeser<br />
<strong>der</strong> Cron Schweden Verblieben, Womitt nun <strong>der</strong> Herr<br />
von. Loben Morgen seine Reise nach Münster fortsetzen würde,<br />
vemb den Herr Grassen Trauttmansdorf dahin zu disponiren,.<br />
Vndt tönte auf solchen fall Schlesien vndt Pommern Salviret<br />
werden, Er <strong>der</strong> Herr Abgesandter aber sagte das Er gleichwoll<br />
so viele penetriret, das die Cron Ihren gantzen respect<br />
auf Pommern nicht abgeleget, Son<strong>der</strong>n nebenst dem loe<strong>der</strong>e<br />
ein pactuin succeFForium aufrichten würde, wan das Churhauff<br />
Vrandenburgk Verfiehle das Sie alß dan Succedirte,<br />
Wir erfreweten Vnß hierüber und sagten das es gute anschlege<br />
wehren, welche man billig nach allen Vermögen befür<strong>der</strong>n<br />
solte, Er sagte das Zwar Herr Orenstirn Sich guth anstellete,<br />
aber klagre das sein Collega H. Salvius.zu Münster von den<br />
Kavserl. vndt Catholischen Stände gesagten, wie auch dem<br />
Vischoff Frantz Wilhelm ganlz eingenommen, das mau nicht<br />
mitt Ihr Churf. Durchl. Tractircn solte. Wie Wir nun Ihme<br />
Mons. Wedels schreiben vorlasen, das die Französische Ambassadeurs<br />
Sich Vernehmen lassen das S. Churf. Durchl.<br />
Sich mitt den Tractaten Verspätet vndt nicht mehr res inteßi-a<br />
wehre, andtwortte Herr Wrsembec das man S. Churf.<br />
Durchl. mitt <strong>der</strong> Hewrath Vfgehalsen hette, weill aber itzo<br />
nichts davon würde, so Verdrösse es S. Churf. Durchl. sehr,<br />
wie man leicht gedencken tönte. Er wüste nicht wie es ablauffen<br />
würde, S. Churf. Durchl. hetten Kriegt im Sinne,
64<br />
Wir bähten, Vnß das bedecken, so V ^ M seinem'abreism in<br />
<strong>der</strong> Pommerschen Sache Vnß Vorgelesen zu wmmuniciren,<br />
aber Vr entschuldigte Sich das es Vnvollnzogcn Verblieben,<br />
Vr gedachte auch das <strong>der</strong> Danische Secretarius Kleyn bey Ihme<br />
gewesen, welcher, gesagt, daS <strong>der</strong> Kayser dndt die^Reichstende<br />
ein gutes fundament zu einer Septentrionalischen Monarchicr<br />
legten, wan Sie <strong>der</strong> Cron Schweden die begehrte Län<strong>der</strong><br />
lassen würden, gedachter Secretarius aber hette Sich nicht<br />
heraufflaßen wollen, waß fein Königk zu thuen gemeinet. '<br />
^ Den 2. Novbr. Lissen des Herr Grassen von Witschensteins<br />
Vrcell. Vnß zu Sich erfüv<strong>der</strong>n,- Wie Wir Vnß nun<br />
emstelleten, wahr <strong>der</strong> Freyherr von Loben auch da, Vndt referirten<br />
S. Vrcell. <strong>der</strong> Herr Grass das Sie gestern beym<br />
Herrn Grass Orenstirn gewesen, Welcher Ihr berichtet daß<br />
Sie mitt Mir vi-. Rungen Jüngst <strong>der</strong> division halber geredet,<br />
Weil! Ich Mich aber darüber nicht heraußlaßen wollen, so<br />
hette Vr begehret, Sie die Herren Churfürstl. Brandenburg<br />
gische möchten Vnß für<strong>der</strong>n lassen, Vndt mitt Vnß darauß reden,<br />
Ob Wir etwa Considenter gegen Sie wehren, den wo<br />
Ihr Churf. Durchl. Ihnen gantz.Pommernl m'chf veberlnssen<br />
wolten,- Son<strong>der</strong>n es zur divisiön kommen folte, würden Sie<br />
nicht füglichcr voneinan<strong>der</strong>' kommen können, atß wan <strong>der</strong><br />
Pommcrschen Stande Deputirte Ihre Gedancken darüber eröffneten,<br />
Vndt hette her Grass Orenstirn dabey zu verstehen<br />
geben, Wan solches mitt Ihren, <strong>der</strong> Schwedischen, vndt Churfi.<br />
Nrandenb. Consenß geschehe, das Wir solches Sicher vndt<br />
ohue gefahr thuen konten. Worauf Ich Dr. Rung5 kürtzlich<br />
referirte waß bey t>es Herrn Grass Orenstirns Ercell. Vorgefallen,<br />
Vndt das Ich billig bedencken gehabt, meine gedanclen<br />
«nher äivl.
65<br />
wegen <strong>der</strong> Volmacht noch 6 Tage warten wolten, 3. das Sie<br />
auf ganß Pommern nicht bestünden, Vndt 4. die Vorige di^<br />
Vision wegen <strong>der</strong> Communion für impracticabel hielten. Waß<br />
aber die.division vndt Vnser guttachten anreichte, erklärten<br />
Wir Vnß beyde: daß Wir von den Pommerschm Ständen<br />
darauf ckeine Vollmacht hetten, welches, daher rührete, das die<br />
Schwedische Ministri in Pommern den Ständen einen freyen<br />
convent zu. halten Verwehret hetten, Jedoch, Weill Sie.am<br />
22. Octobr. gleichwoll zusammen gekommen, erwartteten Wir<br />
<strong>der</strong>en erAehrungk Vndt zwar in specie super äjvisioQL was<br />
dabey.in acht zu nehmen, bey negster Post. Immittelst aber<br />
Wan wegen Pommern zu tractiren folte geschritten werden,<br />
Vndt es an Infonnation irgendt ermangeln thette, erbottm<br />
Ww.'Vnß^ dieselbe, so. viele Vnß bewust, zu geben, Weiter kon^<br />
tett Wir Vnß ! wögen 'mangell <strong>der</strong> Volmacht nicht erklehren,<br />
mitt welcher erklehrungk Sie die Herren Chur Vrandenburgi-<br />
schen'woll zufrieden wären, dabey berichtete S. Ercell. <strong>der</strong><br />
Herr Grass von Wittchenstein, das Ob woll. Herr Grass<br />
Orenstirm gestern <strong>der</strong> Meinung gewesen, "das <strong>der</strong> Freyherr voll<br />
Loben nach Münster Reisen, vndt das Werck wegen etlicher<br />
Catholischcr Oertter, welche den Schweden zur Satis.faction<br />
zu veberlassen, bey den Kayserl. ' Vnterbauwen möchte, wol<br />
gemelter Herr von Loben auch bereit gewesen heütts nach Mün-<br />
ster aufzubrechen weilen H. Grass Orenstirn Seine. Meinung<br />
numehr'geredet ^), Vndt wolte solche Reise nicht rahten> Witt<br />
Vorgeben das <strong>der</strong> Vorschlagt davon geredet worden, nur Seine<br />
gedancken wehren Vndt das Er darauf keine Instruction hette<br />
in Welche Variation die Chur Vrandenbürgische Gesandten<br />
Sich nicht richten konten, Vndt müste auch die reise ein ge-<br />
stellet bleiben, danütt Herr- Grass Orenstirn nicht ossendiret<br />
würds. Sonsten sagten S< Ercell< <strong>der</strong> Herr Grass auch dis-<br />
') Vielleicht.' geenbert,
66<br />
cours Welse, wie von <strong>der</strong> Churf. Hewraht mit <strong>der</strong> Pvincessin<br />
von Orange crwehnung geschehe, das S. Grcell. Verstanden<br />
daS <strong>der</strong> Herr Ober Cammerherr nach Hollandt Verschicket<br />
worden, vemb zu vernehmen, was S. Churf. Durchl. Sich in<br />
<strong>der</strong> Pommerischen Sache zu den Hollen<strong>der</strong>n zu versehen, Vndt<br />
möchte auch Villeicht Commission haben die Princesfin zu sehen,<br />
Der Herr Grass Orenstim aber hette gemeinet das dieses keine<br />
Stats Hewraht were, weill <strong>der</strong>/Prince sehr alt, Vndt die Hollen<strong>der</strong><br />
durch diese Hewraht noch mehr Suspition auf Ihn<br />
Werffen dürfften, Vndt wann die Hollän<strong>der</strong> mitt Hispanien<br />
Friede schliessen, so würde <strong>der</strong> Prince weinig mehr gelten,<br />
Weill die Hollän<strong>der</strong> Seiner nicht bedürfften, Vndt in den Guarlüsonen<br />
hette Er nichts zu commendiren, <strong>der</strong> Sohn Wehre auch<br />
noch nicht in grossen respect, Er möchte Ihn dennoch bekommen.<br />
Den 3. November habe Ich Marr von Eclstede dm<br />
Freyherrn von Loben angesprochen, Vndt mitt Ihme auß<br />
Mons. Wedels schreiben, worauß zu ersehen das zu Münster<br />
mitt dem Satisfattimi Punkte sehr geeilet, vndt es das ansehn<br />
hette, das man nach <strong>der</strong> Lhurf. Volmacht nicht Wartten würde,<br />
geredet, Vndt Mich erkundigt, Ob nicht Zemandts von Ihnen,<br />
den Churf. Brandend. Gesandten, nach Münster reisen würde,<br />
Weill perlculum in mora sein mochte. Worauf Er Mir<br />
zur andtwordt werden liesse, das an. die .Chur Vrandenb.<br />
Gesandten geschryben worden, allenthalben-zu ^vigililen, Vndt<br />
wüste nicht waß. Sie da machen sotten, ehe die Volmacht einkehme,<br />
weill Herr- Grass Orenstivn den gethanen fürschlag?,<br />
wegen einer an<strong>der</strong>n Satisfaction nur alß .Seine Gedancken<br />
außgebe, Vndt wan Herr Salvius mitt Ihme darin einig,<br />
Wollen Sie es erst an die Königin gelangen lassen. Wie Ich<br />
nun bedachte das zu besorgen, das^ die Schwedischen'Herren<br />
Legaten die offerta auf Pommern accep.tiren, Vndt S. Vhurf.<br />
Durchl. Volmacht o<strong>der</strong> ConsenS nicht erwartren möchten, andt-<br />
)vortte <strong>der</strong> Herr von Loben: <strong>der</strong> Teuffel trauwe Ihnen, Vndt
67<br />
sagte das wolgemelter Herr Grass Orenstirn Ihme Nachmittage<br />
eine visite geben würde, Vndt stünde zu envartten waß Er<br />
weiter fürgcben würde, die Churfürstliche Volmacht aber er--<br />
ivartteten sie täglich. Wie Ich per occasionem fragte ob<br />
Sagan woll so guth alß die Graffschafft Ravensbergk, gab er<br />
zur-andtwordt das bey den Fürstenthumb Sagaan gantz keine<br />
Tstsselguter wehren, Vndt das einer.dasselbe.eins für 20000 Rthlr^<br />
Capital eingehabt, für die Zinsen alß 1200 Rthlr. ohne die<br />
vonLöben nicht geste-<br />
hen, das sie vyr Rügen so viele Ortther geför<strong>der</strong>t wie zu<br />
Münster außgegeben wuv.de, vndt Vermeinte ^.as,es die Schwe><br />
dische so außbrächten/ Wegen <strong>der</strong> Holländischen Heürath, war<br />
.Er in denen. Gfdancken, das <strong>der</strong> Herr Ober Cammerherr woll<br />
etwaß ia OomwisFione haben mochte, wie Er auß eines Ver-<br />
trauten Fcü.udes schreyben auf Berlin abnehmen lönte.<br />
< Den 4. Novbr. Sein S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass Oren-<br />
siirn. iy. aller frühe von hinnen nacher Münster Verreiset. Wel«-<br />
'ches Ihren Vorigen discoursen nicht allerdings gemeß geschienen.<br />
Loäeni clie haben Wir deö Freyherrn von LöbenS Er«-<br />
cell. .abermahlen angesprochen, Vndt Vnß erkundigt, weill des<br />
Hr. Grass Oreustirns Ercell. Ihre Reise nach Münster so<br />
eylig vndt Vnvormuthlich fortt gestellet, Ob S. Ercell. etwa<br />
Ihre Meinung! geen<strong>der</strong>t, weill man Sonst Vernehme das durch<br />
Herrn Salvium alda wegen <strong>der</strong> Schwedischen Satisfaction<br />
tractiret würde, Worauf S. Ercell. Vnß referiret, das das<br />
Herrn Grass Orenstirns Ercell. zu anfangs zur ercuse cinge-»<br />
wands, Warümb Sie nach Münster Reisen müsten, das so woll<br />
die Kayserl. Französische, vndt katholischer: alß auch <strong>der</strong><br />
Evangelischen Neichstende Gesandten Ihre ankunfft urgirten,<br />
weill Sie nun die Nachrede nicht gerne auf Sich laden wol-<br />
ten, alß wan Sie ^die Friedens Tractaten remorirten, So wol-<br />
len Sie Hinreisen, aber am künfftigen Sonabendc wie<strong>der</strong> hier<br />
sein, Vndt Herrn Salvium wie<strong>der</strong> mitt zurücke bringen, zu<br />
5"
68<br />
Münster wolten Sie zu'gleich <strong>der</strong> Duchesse de Longueville eine<br />
Visite geben, Weil! die Französische Gesandten S. Ercell. ah.<br />
hie auch wegen Ihrer abgestorbenen Gemahlin des leidt ge^.<br />
klaget, Es hellen aber wolgemelter Herr Grassens Ereell. ft<br />
woll Sie alß auch des Herrn Grassen Wittchensteins Ercell.<br />
welche zu lezt noch bey Ihr gewesen, Versichert,'das so woll<br />
<strong>der</strong> pnnetu3 (3r2^Itninuin alß RatiFlaot'ionis nicht zu Münster;<br />
Son<strong>der</strong>n alhie solts'abgehandelt werden, Vndt daselbst<br />
wegen Pommern ^nichtö VörgMn folte, ^ auch das Sie mitt<br />
.Ihr Churf. Durch!. Mch träctiren wolten, Men auch dissuadirt,<br />
das die Churf. Brandend. Gesandten nicht mitt hinüber<br />
reisen sollen, so tönten Sie Sich wegen Ihrer absenß desto<br />
besser ercusiren, Walt zu Münster darauf gedrungen würde,<br />
das <strong>der</strong> Satisfaction Punct alda solle abgehandelt werden,<br />
Vndt alß Sie erwehnet, das auch Herr Lampadina vndt an<strong>der</strong>e<br />
anwesende Gesandten, nach Münster folgen wurden^ hette<br />
Herr Grass Orenstirns Grcell. zur andNvortt geben, dasSie<br />
doch alle wie<strong>der</strong> herüber kommen müsten, den <strong>der</strong> Satisfadtidn<br />
Punct alhie zur richtigkeit gebracht werden'müste, Vndt-hettm<br />
dabey erwehnet'das die Cron Schweden den O<strong>der</strong>strvm nW<br />
Verlassen tönte/ Den Chür Brandend. Gesandten aber' were<br />
Immittelst zu geschrieben zu Münster fieissig achtungk zu^ haben,<br />
was bey <strong>der</strong> Schwedischen Legntion anwesenheit älda<br />
Tractiret würde. Sönsten zweiffeltm S. Grcell. ob Ihr<br />
Churf. Durch!, eine an<strong>der</strong>e VoNnacht'geben würde, WM' man<br />
nicht wüste waß <strong>der</strong> Herr''Ober Cämmerherr in Holländt<br />
machte, S. Ercell. erzehleten'auch das <strong>der</strong> Herr Grass Traute<br />
mansdorff zu Ihnelt gesagt, das man den Schweden künfftig?<br />
Pommern nicht lassen würde, miitt den-Wordten-, Wer'wolte<br />
denn Leuten solche stattliche Län<strong>der</strong>-lnssen?'Alß vott dev-Pveiisischen<br />
Reise gedacht warbt, das dieselbe woll nach'bleiben,<br />
bndt dagegen die Tractaten mitt <strong>der</strong> Crcm SchwedewMitzed<br />
vorgenommen werden tonnen, Sagte S. Ercell. ^itF solche
69<br />
Reise mikt dem Churlandischen Veylager Worauf es<br />
zugegangen woll 600000 Rthlr. gekostett. Wie auch pon Vnß<br />
erwehnet wardt, das Herr Värenklaust gesagt, das die Frän-<br />
kische Herr Margkgraffen Ihren Consensi schon gegeben, daS<br />
die Cron Schweden Pommern behalten möchte, qndtwortteten<br />
S. Ercell. Das Ihr hievon keine Nachricht zugekommen, So<br />
viele wehre Ihr aber bewust, das die Herren,Marfgraffen an<br />
S. Churf. Durchl. geschrieben, Vndt gebchten. Wan S.<br />
Churf. Durchl. ein stück von Pommern verlassen, vndt dage-<br />
gen ein aeqvivalent annehmen müsten, das Sie solch aeqviva-<br />
lent wie<strong>der</strong> mitt in die, Erblehn Succession bringen möchten. .<br />
Den 9. Novemb. haben Wir des Herr Grassen volt Witt-<br />
chensteins vndt Herr Löbens Erccll. Ercell. wie<strong>der</strong>ümb ange^<br />
sprochen, vemb zu vernehmen, wie es mitt den Tractkten in<br />
pulioto 83ti3sIcti0lii8 8iieoicaS beschaffen, haben Ihnen auch<br />
berichtet, was die Pommersche Stände von öem Stettinischen<br />
Convent an Vnß gelangen lassen, das nemblich die Schwedi-<br />
sche Herren Estats Rehte von denn Ständen die sißpita I'ro-<br />
Z)05itiom3 vndt das (Uonclusum zu haben begerten, Vndt gc-<br />
behten mitt ^deN'Herrn Schwedischen Legatis zu reden das solch<br />
impeclimentum möchte gehoben werden, Welches Sie promit-<br />
tirten, Vndt gedachten S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass von Witt-<br />
chenstein, das Sie nunmehr eine an<strong>der</strong>e Volmacht wegen Pom-<br />
mern von Ihr Churf. Durchl. bekommen, Weill aber <strong>der</strong> Herr<br />
Grass Orenstirn Seiner gethanen zusage nach Vorgestern nicht<br />
wie<strong>der</strong> gekommen; So hetten S. Grcell. Solches Herr Grass<br />
Orenstirn durch einen erpressen zu verstehen geben, vndt da-<br />
neben notisiciret, das Sie von S. Churf. Durchl. befehl het-<br />
ten, nach Cleve zu kommen, erwarteten also auf Ihre schrey-<br />
ben Morgen o<strong>der</strong> Vebermorgen resolution, Ehe würden Sie<br />
nicht nach Münster reisen, weill Sie Herr Grass Orenstirn<br />
sonst Verfehlen möchten, weill davon geredet wurde, das Ihn<br />
<strong>der</strong> Herr Grass von Tecklenburgk zu gaste gebehten, Vndt läse
70<br />
baneben S. (krcell. ein schreyben vor, welches Hr. Froinb-<br />
holt an S. Vrcell. den Herrn Grassen abgehen lassen, Worin<br />
enthalten, das Herr Salvius Ihme vndt Herrn Portman eine<br />
Visite geben, wobey fürgelauffen, das Herr Salvius noch bey<br />
Vor Pommern nebenst <strong>der</strong> Stadt Stettin vndt dem Stiffte<br />
Cammin geblieben, Vndt gefraget Ob Sie nicht mitt Ihnen<br />
auf ratification handeln wollen, Sie hetten Sich aber darauf<br />
entschuldigt, mitt für wenden das die Volmacht baldt ankom-<br />
men würde, Vndt helle Herr Salvius gedrewet, das Sie miti<br />
den Kayserl, vndt Reichstenden Tractiren würden, weil! es<br />
mitt den Churf. Tractaten nur ein aufenthalt wehre, Vndt<br />
Sich die Volmacht doch auf die Instruction beruffen würde,<br />
gleichwol! aber zu verstehen geben, das Sie die Volmacht noch<br />
erwarten wollen. Es wardt auch im selbigen schreyben ge-<br />
dacht, das Duc de Longeville bey Ihnen den Chur Vranden-<br />
burgischen Gesandten zu Münster gewesen, Vndt hette S.<br />
^It6336 Sich Vernehmen lassen, Ihr Churf. Durchl. sotten<br />
wegen Pommern mitt den Schweden nicht viele marchandiren,<br />
Son<strong>der</strong>n Ihnen Vor Pommern Stettin vndt Dam lassen, da-<br />
gegen Sie Gartz an <strong>der</strong> O<strong>der</strong> behalten konten, o<strong>der</strong> Sie sol-<br />
ten sagen, das die Schweden Pommern mitt alle behalten<br />
mochten, die Churf. Gesandten aber hetten dagegen hoch be-<br />
tewret, das S. Lhurf. Durchl. Stettin vndt den O<strong>der</strong>stromb<br />
nicht Verlassen würde, zum aeqvivalent vor Pommern hette<br />
Duc de Longueville fürgeschlagen, Glogow, Magdeburg!, Hal-<br />
berstadt vndt 1. Million Goldt, hette auch von einer alliance<br />
zwischen'<strong>der</strong> Cron Frankreich, Schweden/ vndt S. Churf.<br />
Durchl. geredet, auch referiret, das S. Churf. Durchl. wegen<br />
Pommern gegen Uon5. 8in Königin, wie auch wegen des<br />
streitts mitt Neüburgk Sich woll erklehret hette, Vndt das<br />
Sie in dieser letzten, die Frantzösische, Schwedische vndt Hol-<br />
landische interpostition admittiren wollen, Ihr Ihr Ercell. Er-<br />
cell. gedachten anch. bei<strong>der</strong>seits, das Sie Churf. or<strong>der</strong> bekom-
71<br />
mm, von den Kayserl. Erblanden zum aeqvlvalent nichts Vor-<br />
zuschlagen, welches Vlumenthall durch eine angenehme Manir<br />
bey 3 Personen folte Vnterbauwet haben, Sie erwehneten auch<br />
das <strong>der</strong> Herr Ober Cammerherr schon auß Nie<strong>der</strong>lande zurücke<br />
gekommen, dahero zu vermuthen das daselbst für S. Lhurf.<br />
nicht grosse Hülff zugewarttcu, zu <strong>der</strong> Heüraht mitt <strong>der</strong> Prin-<br />
cesstn von Uranien wolle S. Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass nicht<br />
gross rahten, Wir chatten Vnß dieser Communication halber<br />
bedancken, vlidt weill die Vmbstande geben das beyde theile<br />
hart auf den Odevstromb bestünden, Sachten Wir, Das Wir<br />
woll auf einen Vorschlagt gedacht, wüsten aber nicht ob Er<br />
beyden theilen annehmblich wehre, Vndt Wie I. I. E^r. Erc.<br />
begehret Ihnen den zu eröffnen, Sagtten Wir ob nicht das<br />
Landt per Factum sucoossoriurn tönte Salvirt werden, das<br />
die Cron Schweden daran ein 5u3 czuaeHiwui bekehme, das<br />
Landt aber bey Ihr Churf. Durch!, vndt <strong>der</strong>o iginilia so lange<br />
dieselbe am Leben Verpliebe, Vndt tönte die Cron Schweden<br />
immittelst an an<strong>der</strong>n Orrten Ihre Satisfaction für<strong>der</strong>n, dieser<br />
fürschlagk schien den Herren Gesandten nicht Vnannemblich zu<br />
sein, Son<strong>der</strong>n notirten Ihn, vndt Sagten, Sie,wollen davon<br />
einmahl gegen die Herren Schwedische discours weise auß wer-<br />
fen, des Herrn von Lobens Ercell. refcnrten auch daS <strong>der</strong><br />
Bischoff von Oßnabrugk Franlz Wilhelm Sich Verlautten las-<br />
sen, das <strong>der</strong> Friede wegen Seiner beiden Stifftcr nicht zer-<br />
schlagen folte, wan Er vom Kayserl. erstattungk bekehme.<br />
Wie Wir auch I. I. E. Ercell. Vnsern ai-tic.ulum nockmah-<br />
len recommendirlen, thettcn Sie Sich zu aller Möglichkeit er-<br />
bieten, Vndt Sagten Ihr Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass von Witt-<br />
cheustein, Sie wollen keinen Herrn Rahten, den Srenden ihre<br />
privilegia zu violiren, so könte ein Herr Seine Stände in<br />
zeitt o<strong>der</strong> nohtt wie<strong>der</strong>ümb ansprechen, das Sie Ihme Vnter<br />
die Arme griffen.<br />
Den 10. Novbr. hatt Vnß des Herrn Grafen von Witt-
72<br />
chenstelnS Ercell. nebenst an<strong>der</strong>n Gesandten zur Martins Ganß<br />
einladen lassen. Wie nun Ich vr. Runge mitt des Herrn<br />
von ?öbms Ercell. von dem gestrigen Vorschlage zu reden<br />
lehme, begehrten S, Ercell. mazl mochte Ihn aufs Papier,<br />
bringen, damitt Sie die eigentliche Meinungk vernehmen, vndt<br />
davon S. Churfi, Durch!, referiren tönten.<br />
Den 11. Novbr, Sein Ihr Ercell. <strong>der</strong> Herr Graff<br />
Orenstirn von Münster wie<strong>der</strong> alhie angelanget, vndt die Herrn<br />
ühur Vrandenburgische Gesandten alßfort zu Ihr gefahren.<br />
Den 12. Novembr. habe Ich Dr. Runge <strong>der</strong> Stadt Lübeck<br />
Abgesandten Herr Johann Pepping welcher in Hollandt<br />
an die Herren General Staaden Verschickt gewesen, vndt auß<br />
dem Haag seine rückreise durch Münster vndt diesen Ortt genommen,<br />
besuchet, Vndt Ihme äe aäventu solito inoro gratuliret<br />
vndt gehehten, weill Ich vernommen, das Er ehliche<br />
tage Sich zu Münster aufgehalten, Herr Glorin Sich auch in<br />
Seinem schreiben auf Ihn referiret Mir Vertrewliche Communication<br />
zu thuen was des Ortts paßirte, Worauf er Sich<br />
<strong>der</strong> vistte halber mitt gewöhnlichen Complementen bedancket,<br />
Vndt berichtet das Sein Herren Principalen Ihme nach Nie<strong>der</strong>lande<br />
abgefertigt, zu befür<strong>der</strong>n das die Samptliche Ansee<br />
Städte in den Hispanischen Frieden auf die ahrt möchten eingeschlossen<br />
werden, wie die Holländische Vnterthanen, darin<br />
Er auch eine gewirige erklchrungk bekommen, Vndt weill die<br />
Pommerische Städte zum gutenn theile auch mitt in dem Anseischen<br />
Bunde begriffen, würden es dieselbe mitt zugeniessm<br />
haben, darnach hette Er auf seiner Herren Principalen befehlig<br />
Seinen rückwegk auf Münster vndt anhero. genommen, auch<br />
Sich in dieser Tractaten in etwaß zu Informiren, da Er dann<br />
zu Münster jlt den vniversal Frieden gute Hoffnungk für Sich<br />
gefunden, Vndt hetten die Katholische Stände iu puncto Fravaiuinum<br />
ein großes arbeiten gethan, das Sie Sich nach<br />
Möglichkeit accommodiren wollen' vndt wehre das Wercl zu
73<br />
mündtlicher conferenh <strong>der</strong>gestalt Veranlasset, das in des Mschoffs<br />
Hause 3 Logementer zu gerüstet, in dem Ersten weren<br />
alle Evangelische, in dem an<strong>der</strong>n alle Latholische Gesandten,<br />
Vndt in dem Dritten die Collocutori beysammen, die Conferentz<br />
daselbst zu halten, damitt Sie ohne Verzögerung Ihren<br />
recurs zu den an<strong>der</strong>n nehmen könten, wegen <strong>der</strong> Personen<br />
welche zu deputiren hetten Sie Sich vereinbahrt das allezeit<br />
?.Personen sotten <strong>der</strong> Conferentz beywohnen, Vndc wollen die<br />
Evangelischen darin alterniren, damit etliche weinig Sich nicht<br />
was. son<strong>der</strong>liches arrogiren könten, Verschienen Dinstagk were<br />
<strong>der</strong> anfangt gemachet, Vndt Er darüber wegk gereiset, In<br />
piinolo 8ati5sllcti0ni5 hette Er vom Herrn Graff Trauwtmansdorff<br />
Vernommen, das die Cron Schweden Ihre 65tr6u)üm<br />
was Sie von Pommern gedachten zu restituire», <strong>der</strong><br />
Kayserl. Gesandtschafft eröffnet, nemblich hinter Pommern,<br />
ohne die Stadt Stettin, den O<strong>der</strong>strom vndt Wollgast, Es<br />
hette aber Hochgemelter Herr Graff Verhoffet, das Sie eine<br />
Stadt noch woll würden abhandeln, ein gleiches hetten Er<br />
auch fast von den Frantzosen Verstanden, Vndt hette Er, Herr<br />
Glorin nebenst Ihme ftelßigk bey den Kayserl. Königl. Fratthösisch-<br />
vndt Schwedischen Gesandten negotiret, Wan die Cro::<br />
Schweden von Pommern Ja ccwaß bekommen solle, das cs<br />
dennoch salva Ludditoruin !iliertcll
74<br />
VrceN. <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn vor Ihrem abreisen mitt den<br />
Chur Brandenburgischen die abrede genommen, das daselbst<br />
in punoto 82li8s2Qtic)iiÌ8 nichts solte tractiret werden, hetten<br />
auch gegen Vnß solches ebenmeßigk. erwehnet, Worauf <strong>der</strong><br />
Herr Gesandter sagte Ich solte Mich dessen Versichern, vndt<br />
darauf Verlassen, das in puncto ZHtizsaelioniF fieißigk trac-<br />
tirt würde, wie Ich nun fragte, Ob Herr Glorin auch nicht<br />
das Iehnige was in ^uncto ZatizsaotioniZ aufgesetzet com-<br />
municiret wehre, andttvortette Er, Nein: Son<strong>der</strong>n es hette<br />
nur den liberum U8UN (^ommereiorum concernirt, worauf<br />
Ich dem Herrn Abgesandten berichtet das die Cron Schweden<br />
eine distinction inter loca lestituenda St ili<br />
machten, das Zehnen zwar die llk
lieben, würde es in 10 Jahren dazu kommen, das auf <strong>der</strong><br />
Börse zu Amsterdam graß wachsen, Vndt man die Schiffe zu<br />
Vrenholtz in die Cammine würde Verwenden muffen, Vndt<br />
sagte weiter das zwischen den Staaden vndt Schweden eine<br />
große Ialusie wehre, das Er nicht gleübte das Ihre Freündt-<br />
schafft lange würde bestandt haben. Der Königk von Pohlen<br />
hette auch neulich seinen Gesandten dagehabt, vndt <strong>der</strong> Den-<br />
mmerckischer Gesandter Tractirte auch gewißlich ein mehres<br />
alß am Tage wehre, Vndt wie Ich fragte wie es den vemb<br />
den Frieden zwischen Hollandt vndt Hispanien stünde, Sagte<br />
Er das <strong>der</strong>selbe von allen Provinciën außerhalb Seelandt be-<br />
liebet, die Sperrete Sich noch vndt hemmete das Wcrck, weill<br />
Ihr alte Verfaffungk in Nie<strong>der</strong>landt mitt brechte das in can-<br />
sls paciF et delli keine incora gelten sollen, es würde aber<br />
fleißig mitt Ihnen tractiret, Vndt hette man Hoffnung?, das<br />
Sie Sich entlich auch accommodiren würde, Vndt Wie Ich<br />
weiter fragte: Ob dan die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> Sich S. Churf.<br />
Durchl. mitt würcklicher assisientz annehmen würden, antwor-<br />
tete Er, Er könte es nicht eigentlich sagen, Mitt Franckreich<br />
stünden Sie auch nichl allerdings in Vertrauwcn, weill Sel-<br />
bige Cron Ihnen zu nahe Grenzte, Vndt müsten Sie deß-<br />
wegen die Schweden noch etwaß respcctiren doch were gewiß<br />
das Sie den schluß gemacht, Sich wegen des O<strong>der</strong>strombs<br />
zu interponiren. Vntlich sagte Er auch das S. Churf. Durchl.<br />
Hewraht in Nie<strong>der</strong>landt richtig gehalten würde, da;u man auch<br />
albereits große praparatoria machte. Womilt Ich abscheidt<br />
genommen, Vndt ist <strong>der</strong> Herr Abgesandter noch denselben tagk<br />
von hinnen auf Bremen nach Hause gereisct.<br />
Nociem die haben Wir S. Ercell. den Herrn Graff<br />
Orenstirn angesprochen, Vndt <strong>der</strong>oselben wegen Ihrer glück-<br />
lichen ankunfft von Münster gratuliret, Vndl gebehten Vnß<br />
in gnaden part zu geben, wie Weit es mitt den Friedens<br />
tractaten vndt dem Satisfaction Punct gekommen, damitt
76<br />
Wir bey Morgen<strong>der</strong> Post den Pommerschen Herren Landtstän-<br />
den auch Part davon geben tönten. Worauf S. Lrcell. we-<br />
gen <strong>der</strong> gratulation Sich bedancket, erspüreten darauß Vnscre<br />
gute affeclion, Vndt referirten das Sie zwar auf Herrn Sal-<br />
vii Hut achten eine Reise nach Münster gethan, Vndt Sich<br />
mitt den Herren Französischen Gesandten beredet, aber mitt<br />
den Kayserl. hetten Sie keine Tractaten vorgenommen, Son-<br />
<strong>der</strong>n dieselbe so woll in punoto Aravaininum alß Lalizfac-<br />
tioniI vermöge <strong>der</strong> Präliminarien anhero remittiret, Wolte<br />
Herr Grass Trauwtmannsdorf ann beyden Orlhen das Oa-<br />
put I^A2li0nis sein, müste Er auch wie<strong>der</strong> anhero kommen,<br />
vndt alhie die Tractaten zum ende bringen. Sonsten den<br />
Schwedischen Satisfaction Punct anreichende, wehre nicht ohne<br />
das die Kayserl. vndt y^r Catholischen Stände Gesandten Ihr<br />
hart anliegen, die Cron folte gantz Pommern ohne Churf.<br />
consenß nehmen, Sie wolten Sie dabey mainteniren, vndt folte<br />
es ein Rcichsschluß werden, an<strong>der</strong>e aber alß die Französischer<br />
Vndt venetianischer Hr. Gesandten welche gerne einen besten-<br />
digen Frieden sehen, rieten das man die helsste mitt S. Churf.<br />
Durchl. Consenß nehmen Vndt den O<strong>der</strong>strom durch die Die-<br />
venow biß ins mehr die Grerche Sein lassen folte, Weill die<br />
Natur das Landt also glcichsamb geschieden, Vndt das Sie<br />
den weiter eine alliance mitt S. Churf. Nurchl. machen möch-<br />
ten, Vndt sagten S. Crcell. das auf solchen Fall <strong>der</strong> Eron<br />
Schweden die Städte Stettin vndt Gartz sampt <strong>der</strong> Insutt<br />
Wollin auch bleiben würde, vndt liessen des Lubini große<br />
Landt Taffell herunter holen, vndt redeten mitt Vnß von be-<br />
schaffenheit <strong>der</strong> Oerther, daneben Vermeldende das die Cron<br />
auch das Slifft Cammin dazu haben müste, .Vndt movirten<br />
abermahlen einen discurs Ob zu Cammin ein Vischoss sein<br />
tönte <strong>der</strong> nicht zugleich Regiren<strong>der</strong> Hertzogk zu Pommern<br />
wehre. Darauf remonstrirten Wir zuerst mitt vielen rationi-<br />
dus, warümb das Vischoffthumb Cammin von hinter Pommer-
77<br />
scher Regierung? nicht'könne getrennet werden, gaben auch<br />
dabei nöthige information das das Visthumb Cammin in Re-<br />
spect <strong>der</strong> regierungk'mitt Pommern nichts zu schaffen, Son-<br />
<strong>der</strong>n alwege Ihre abson<strong>der</strong>liches Wesen gehabt hette, vndt die<br />
Herzoge zu Pommern Sich dessen nicht angemassct, auch we-<br />
gen gewisser Verträge nicht anmassen könne. Das S. Ercell.<br />
entlich sagten damitt Sie auß <strong>der</strong> Communio« kehmen, möchte<br />
das Stifft woll abgehandelt werden können, aber <strong>der</strong> O<strong>der</strong>-<br />
siromb würde die Grenze'bleiben müssen, wie die Franzosen<br />
vorschlugen, worauf Wir weiter auch davon bericht thttten,<br />
das <strong>der</strong> O<strong>der</strong>stromb schwerlich die Grentze würde machen kön-<br />
nen, weil! Gartz Stettin, Griffenhagen
78<br />
dacht, führnehmblich weill S. Vrcell. es newlich an Mich Or.<br />
Rungen begehret, Wir befunden aber nicht, wie dem Wercke<br />
an<strong>der</strong>s ahzuhelffen sein möchte, alß Wann die Cron S. Churf.<br />
Durchl. wolle gantz Pommern lassen, Vndt Sich dagegen am<br />
Paltischen Mehre per soedus milt S. Churf. Durch!. Vndt<br />
dan wan solches nicht zulangen wolle per pactum «<br />
Loriuln ve<strong>der</strong> gantz Pommern eo modo et iis<br />
wie es zwischen den Vndt das dadurch allen Potentaten, so<br />
ann <strong>der</strong> Ostsee Ihre Interesse hetten, die Jalousie benommen<br />
würde, S. Ercell. Sagten wans bey Ihr stünde wollen Sie diesen<br />
vorschlagt leicht acceptiren, wan die Cron zu Bremen vndt Vorden,<br />
die Stiffter Oßnabrügk vndt Minden, sampt denn Graffschafften<br />
Diepholtz vndt Hoya betehmen, were es woll so gut<br />
alß in Pommern, vndt wehre in Westphalen auch guth Wohnen<br />
vndt Brodt' Essen, Sie Rechneten auch das Sie alß dann
79<br />
4 dora ln Reich bekommen würde, alß 2 in Nie<strong>der</strong> Sächsischen<br />
vndt 2 in Westfälischen Kreise, Vndt tönten Sie damitt den<br />
Pfaffen eine gute Mühe aufsehen, dem Könige von Denne--<br />
marck konten Sie auch auß dem Orfhe die Wage halten,<br />
Wan Sie Wissmar behielten, Zumahlen die Pommerische Haf-<br />
fen zu Krieges Schiffen doch nicht gutt weren, Vndt hiellten<br />
S. Ercell. die Graffschafft Schq^lm.burgk. vndt Vückeburgk für<br />
eine. Resident bey Mi.nden. Sie Sagten .aber dabey, das Sie<br />
nur alleine wehren, vndt nicht wüsten ob auch, an<strong>der</strong>e. Schwe«-<br />
dische Reht.e mittIhr.^vebereinstimmeten, zudem so würde.lange<br />
Zeitt dantttt. Verpuffen ehe dieser Vorschlag! in die Cron<br />
Schweden würde reserirt werben können, vndt resolution zu-<br />
rücke kommen,'Wir bähten S. Ercell. wollen Sich hierauf<br />
bedeycken,,den Wir gerne sehen das Ihr Königl. Maytt. vndt<br />
die Cron Schweden in gütte mitt S. Churfl. D^rchl...M<br />
Vrandenbulgl von einan<strong>der</strong>, vndt die Pommerische Stände<br />
njcht in gefahr kehmen, innerhalb 6 Wochen könte'Ja ,auß<br />
<strong>der</strong> Cron Schweden noch woll eine resolution erfolgen, Wo«<br />
rauf S. Erhell, antwortteten, das Sie Sich darauf'bedencken<br />
wolten,. Vndt sagten wo Sie die.Stadt Stettin nicht behalten<br />
konten, würden'.Sie.Ihre Ssttisfattion Woll in Westphalen<br />
nehmen, Deuteten aber daneben an, das die Franzosen nicht<br />
gernx. schen, das die Cron Schweden Stiffler zur Satisfaction<br />
Vorschlüge, Sie die Schwedischen Herren Legati aber, hellen<br />
Sich gegen die Aayserl. bereits Verlauttell lassen, das Sie<br />
vor die Iehliige, Oertter welche Sie von Pommern ablretten<br />
wurden, an<strong>der</strong>e Satisfaction haben müsten, S^e hellen aber<br />
noch nichts benennel, dndt die Kayserl. höreten auch nicht<br />
gerne davon son<strong>der</strong>n sehen lieber das die Cron bev gantz<br />
Pommern Verbliebe, Wir sagten, das solches von den Kay-<br />
serl. nnr darümb geschehe,, damitt die Evangelische Vnter ein-<br />
an<strong>der</strong> Verhetzet würden, Vndt vermeinte das waß von Pom-<br />
mern abgetretten würde, durch obgedachte Stiffter woll lönle
ersehet werden, auch <strong>der</strong> Vischoff Franh Wilhelm Seine an<strong>der</strong>wertttge<br />
elstatwngk bekommen S. ErceU. referirten auch<br />
das die Hispamer mitt Franckreich durch <strong>der</strong> HoNZn<strong>der</strong> Mediation,'auch<br />
die Hispanier mitt HoNandt in Ihren Friedens<br />
Tractaten so weit avanciret, das Sie fast auf dem Schlüsse<br />
bestünden, Vndt Verwun<strong>der</strong>te Sich S. Ercell. das die Hollan<strong>der</strong><br />
'Mediatoren zwischen Franckreich vndt Hispanien wehren,<br />
da Sie doch <strong>der</strong> Cron Franckreich alliirte, vndt <strong>der</strong> Hispanier<br />
Feinde wehren, S. Ercell. erwehneten auch das Herr'<br />
Salvius inner weinig tagen wie<strong>der</strong> alhie sein würde.<br />
Den 23. Novembr. haben Wir den Herren Stralsundi-schen<br />
Abgeordneten referirt waß gestern zwischen des Herrn<br />
Grass Orenstirns Ercell. vndt Vnß wegen des ?3cti «uoe6350i!I<br />
Vorgelauffett Ob Irgendt die Stände durch dieses<br />
Mltt'ell'auß <strong>der</strong> anscheinenden gefahr konten ei'rettet werden,<br />
Vndt Ihnen dabey angestellet, obs Nötigt das man den Vorschlagk<br />
zu Papir brächte, Vndt beyden theilen vebergebe, worauf<br />
Sie Sich erklehret das Ihnen lieb wehre das man auf<br />
solchen Vorschlagt gedacht hette, Weill Sie Vernehmen, das<br />
Gr bey S. Grcell. dem Herr- Gmff Orenstirn nicht Vnangenehmb<br />
fein möchte, hetten S.ie kein, bedencken, denselben zu<br />
approbiren, Vndt (Doii^inetim zu vebergeben den dem Chur><br />
Hause Vrandenburgk tönte Er nicht zuwie<strong>der</strong>n sein, alß in<br />
dessen favor er gerichtet.<br />
Den 14. Nl>vbr. Sein Wir nebenst <strong>der</strong> Stadt Stralsundt<br />
Deputirten Herrn vi-. Schwartzen vndt H.. Joachim<br />
von Braun zu des Herrn Graffett von Wittchettstems ErceM<br />
'gefahren, Vndt weill dieselbe zu Ihr Churf. Durch!, nach<br />
Cleve verreisen woNey,'Zu <strong>der</strong>o Reise glück gewünschet, Vndr<br />
aneben gebehten Vnß von dem Iehnigen was nach eingekommenes<br />
an<strong>der</strong>wertigenChurf. Volmacht in de« Pömmerschen<br />
Tractaten Vorgegangen Vertrauliche Nachricht zu geben, da-«<br />
Witt Wir Vnsere he^etl Principalett davon avifirett konten
Worauf S.'V^rM-'d'^r gratulation zu'Ihrer N'eist<br />
tets, vndt referiutelf, das' Sie 'b'ch dem Herr' Grass Drenstin:<br />
gewesen, vndt Ihme^ die an<strong>der</strong>e Volwacht'erträdirt/^woriit Er'<br />
ohne nohit sörupuliret^ 'Weill Sie nicht'in Lateinischer Sprache<br />
Verfasset, Vndt^ etliche Wortter'darein enthalten^welche nicht<br />
konten acceptl'ret 'werdels, lWh^'nf' Sich die^Lhurf. Ärandenb.'<br />
Gesnndffchafft' elchötM''elits'MelAl7che V<br />
hettett'AUch attg'snömMti^eitt concept^alhl'e zu öerfer'ttigen,'sol«"<br />
ches dem Herr Grass Orenstirn'zu verlesen zit'geben, vndt In<br />
ioco Sich darühev'zu'vergleichen/'
tractaten nicht? werdm dürffte,^ Vndt hette denftlbm in Nnmuch<br />
renunciretf vndt zu perstehen Heben, das Sie .die^ offert^<br />
wegen S.<br />
<strong>der</strong> Herr,GrM >PP.n i MtMn^<br />
cular tractat^Y,mitt' S. Murf.^Nurchl. mcht auszuschlagen?<br />
Vndt Sich.nochmahlen zw einschaffung.<strong>der</strong> Lateinischen.<br />
macht ?rbottenj w.M_ aber- dep^Herr. Grass-O^enstirn. bey<br />
rrgem vMliebep, Hyerfn Gie^fM. mHnuucht voN'.einall<strong>der</strong>v<br />
schieden/ Vndt Sagten S^ VxM^Sie^volten)iho nach<br />
Reisen, vndt S. Chnrf. Duxchf.. relations thufn'^ fragten ailch<br />
ob Wir nicht bey heutiger Post<br />
len resolution ivas- auf dem.^Landttage Pff Vnsere, r^lationc^<br />
geschloffen, bekommen, Welches wir mitt Ja beandtwortettn/<br />
baten aber, respit. daß. Wir-VMr Vnß erstlich darüber besprechen<br />
konten,, zu dem ^baftn Mir, Wß M bniHM, Ob B^<br />
Ercell. <strong>der</strong> Herr Grass Orenstirn nicht von-dem^ Vorschläge<br />
des^ pllcti 8uc
83<br />
Churft-Dnvchl« zu..Eonlmunicixen, mitt bitte, S. Ercell. möchten<br />
/Vnß. gleichwoll Ihre Meinung darüber> offenbahren, ob<br />
Si^ diesen Vorschlagk practicabel hielten^ S.'Oxcess, nahmen<br />
an S.'Churf. Durchl. davon alßfortt Communication ZU thuen,<br />
begehrten aber, Wir möchten Vnß beym Herrn Grassen Orensiirn<br />
Vngeseümet noch eins angeben, ftlldt^ Hessen meinungk<br />
darüber. Veruehmm, Sie wollen lieber, noch ein Tagk Ihre<br />
rllisef(>. 30. zu befinden, S. Ercell. hettett<br />
Solche Procedeur.'deniHexr'Graff Lambrecht vndt Herr Viv<br />
Cdan Verwiesen, es, envehneten auch S. Mcell. per 0002510«<br />
nem wie Sie von den ^vgmiwbus mltt hen Kayserl.. zu<br />
redm.-. kommen, Hette-Herr.1)^ Cran gesagt, das /die Churf»<br />
Sächsische Gesandten Redliche..conMa fuhreten, -Sonsten berichteten<br />
S. Ercell^ das die Hollandische Gesandten den Französischen<br />
Gesandten 5 Puttcte proponirt, vndt recommendiret><br />
alß'1). die Psallzische Sache L) die Pomfuersche 8) die Hessische<br />
Sache 4) die Reformirte Religion. 5) t^ie Mangelische ^rava^<br />
mina,'Vndt hettett Ihr petituin also Stylisiret/ das genugsamb<br />
daraüß/zu-vemehmcn,'das ein Rechter ernst dabey, Wir bedancktcn.'Vnß<br />
für diese beschehene communication, vndt namen an, S.<br />
Er. Morgen wie<strong>der</strong> anzusprechen, Vndt des Herren Grassen Oren^<br />
siirti erklehrungk auf Vnsern Vortrag! wie<strong>der</strong> zu hinterbringen.<br />
-. . Den 15. Novembr. haben Wir nebenst dm Strahlsundischcn<br />
Abgeordneten, Welche Sich des Vorigen tages zur ConjlMttil)n/:uegen<br />
des ins MitteU gebrachten Vorschlages, ercleret,<br />
bey des Herrn Grass Orenstirns Ercell. Vnß zur üudientz<br />
anmelden lassen, Welche Wir auch nach <strong>der</strong> ersten Predigt für<br />
6"
Mittage erhalten, Da Wir dann S. Ercell. fürgetragen da^<br />
Wir von dm Herren Churf. Arandenb. Gesandten sehr Vn-'<br />
gern Vernommen, das Sich die beliebte particular trattate«<br />
zwischen <strong>der</strong> Cron Schweden vndt S. Churf. Durch!, so schwer'<br />
anliessen, das es fast das ansehen hatte, alß wan dieselbe zer-^<br />
schlagen wollen/Weill aber gleichwoll diePommerischsStände<<br />
hoch daran interesfiret, vndt hertzlich wünschen das alles zwi-"<br />
schen Ihr Königl. Maytt. zu Schweden bndt S. Churf.'<br />
Durchl. in gute möchte beygeleget werden, Wir aber zu hin-:<br />
legung solcher schweren Sachen kein ersprieslicher MittrU er^<br />
dencken können, alß davon Wir die PommerscheDeputirte S.^<br />
Srcell. bereits am 12. Imiug aperwr gethan, Vndt danmhl<br />
Verspüret, das <strong>der</strong> fürschlagk S. Erccll. nicht gar zuwie<strong>der</strong>n.<br />
gewesen, So hetten Wir Nnß Unterstanden auß Liebe/zu<br />
Friede bndt eimgkeit> Vnsere Wolgemeinte gedancken zu Papier<br />
zu bringen, Vndt thetten dieselbe S. E.rcell. Damitt sub<br />
I^o. 31. übergeben/mitt Vnterdienstl. bitte, gleich wie es von<br />
Vnß wolgemeinet, also es auch in gnaden auf vndt anzuneh^<br />
men, S. E^cell. Namen die Schvifft an, Vndt fragten, Ob<br />
Sie dieselbe woll Vorhero woll Verlesen möchten, WorzuWir'<br />
Ja sagten, Varauf läse S. Vrcell.'dieselbe mitt gutem bedachte^<br />
durch, Darnach tratten Sie wie<strong>der</strong> zu Vnß, Vndt sagten,<br />
Sie auß'Vnserm anbrlttgen so viele vernommen, das Wir<br />
den Chur Vrandenburgischen Gesandten Verstanden, alß wän<br />
die particular tractäten Wegen Pommern Zerschlagen^wehrcu,'<br />
so verhielte es Sich aber nicht also,-Son<strong>der</strong>il weiw die Vran-i<br />
denburgische eine Teutsche Volmacht darin etzlicheMWgeN ge-'<br />
Wesen, vebergeben; So hetten S^ Ercell. dieselbe in Lateins'<br />
scher Sprache wie gebreüchlich gefürbert,' Vndt begehret die<br />
Mengell darauß zu laßen, hetten Sich-auch schon wegett^Me^j<br />
Concepts, so Ihr die Chur Brandend. Gesandten zugesätldh>l<br />
Verglichen, Welche Sie von Ihr Churf. Durchl. Volnzogm^<br />
einzuschaffen promittirlt, wehrett also die trattate« noch "
85<br />
ganh Zerschlagen, Waß Vnsern Vebergebenen 'Schrifftlichen<br />
fürschlagk anreichte, Erinnerten Sich- S. Ercell. das Wir die<br />
Pommersche Deputirte Ihr schon ^erschienen Nonnerstage davon<br />
apertur gethan, das. Wir nun darauf Vnsere gedancken<br />
darauf, schrifftlich Verfassen Vndt Ihr vebergeben wollen, dafür<br />
chetten Sie Sich bedancken, Vndt wie Sie darauß Vnsere<br />
Sorgfalt, zu stifftung Friede vndt Einigkeit zwischen <strong>der</strong> Cron<br />
vndt S. Churf. Durch!, auch die-Liebe zu Vnsern Vatterlande<br />
Verspühreten, so wehre solches billig zu rühmen, Vndt<br />
nehmen mcht alleine für Ihre Person solches woll auf, beson<strong>der</strong>n<br />
wolten es auch bep dieser Post.Ihro Königs. Maptt.<br />
savorädiliter referiren, vndt musten Vor Ihre Person bekennen<br />
das es favoradile Sachen wehren, darauff weiter nach zufammen<br />
stünde, aber eins wolte S. Ercell. sagen welches dabey<br />
zu bedenken seyn würde, das die Catholische Stände vndt<br />
Franckreich nicht zugeben wolten, das die Cron Schweden zu<br />
Ihrer Satisfaction Catholische Oerther bekommen würde, wan<br />
Sie S. Churfl. Durchl.gantz Pommern liessen, den wie Herr<br />
Salvius zu Münster etlicher ^Stiffter erwehnungk gethan, hetten<br />
die Kayserl. vndt Französische erclamirt Sie^ möchten davon<br />
abstehen, Wir andtwortteten, Weill <strong>der</strong> Kayser <strong>der</strong> Cron<br />
Schweden Pommern offeriret hette, ißo aber den Churfürstl.<br />
Confens nicht schaffen könte, so were ja billig das die Cron<br />
eine an<strong>der</strong>e Satiöfaction für<strong>der</strong>te, Wolte nun <strong>der</strong> Kayfer die<br />
Schleste welche anfänglich auch mitt in fürschlagk gekommen,<br />
nicht qvitn^n, so würde Er lieber etzlich? Stiffter zur Satisfaction<br />
geben, Wormitt die Catholische Stände wofern Sie<br />
Frieden haben wolten, woll mitt zufrieden sein würden, Vndt<br />
den Vischoff Frcuch Wilhelm könte wegen Minden vndt Oßnabrügk<br />
woll an<strong>der</strong>e erstattungk geschehen, wie den berichtet<br />
wurde, das Er folte gesagt haben, wan Er erstattungk bequeme,<br />
das <strong>der</strong> Friede seiner Stiffter halber nicht zerschlagen<br />
folte, Es wardt auch erwehnet das man Ihme zum Churfür-
- 66<br />
stenthumb Mayntz Sperantz machen konte, Erh Herhogk Leopoldus<br />
tönte Ihme auch woll das Stifft Straßburgk o<strong>der</strong><br />
Passaw, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Churfürst von Eöttn eines von Seinen 5<br />
Stiftern abtretten, wobey S. Ercell. sagten, Sie hofften nicht<br />
das <strong>der</strong> Vischoff Frantz Wilhelm Opiniastriren würd^, wan<br />
Er Sich verbessern könte, Sie gedachten auch wan Sie dem<br />
Grassen von Trauttmansdorss von Schlesien, vndt den Frantzosen<br />
von Stifftern sagten, so weren Sie nicht woll zufrieden,<br />
Vndt animirten die tzron gantz Pommern zu behalten, Vndt<br />
Versprachen Sie dabey zn mainteniren. Wir sagten das Weinigk<br />
daraus zu trauwen sein würde, S. Ercell. Vermeinten<br />
auch selbst, Wann die Cron die Armee, abgeschaffet, Vndt Sie<br />
wegen Pommern Streitt bekehmen, das Ihnen <strong>der</strong> Kayser<br />
woll nicht groß beystehen möchte, Ja Er dürsste woll, wo<br />
nicht offenbahr, doch heimblich <strong>der</strong> Eron wie<strong>der</strong>werttigen mitt<br />
Gelde vndt sonsten Zuschub thuen. S. Ercell. gedachten auch,<br />
das zwischen den Kayserl. vndt Ihnen wegen Pommern etwaß<br />
Verfasset worden, Welches Sie am Donnerstage zuvor<br />
gegen Vnß nicht gestehen wollen, es hetten zwar die Kayserl.<br />
gebehten solches geheimb zu halten, Nun aber hetten Sie es<br />
den Churf. Vrandenb. selbst communiciret, Vndt wie woll Wir<br />
bähten Vnß Copey davon zu geben, wardt Vnß dieselbe doch<br />
denegirt mitt Vorwenden, Wir bekehmen dieselbe woll von den<br />
Churf. Brandenburg. Vnterdessen aber communicirten Vnß<br />
S. Ercell. des Pohlnischen Residenten Krakowen vebergab,<br />
So Er den Churf. Vrandenb. wegen Rügenwalde, Stolp,<br />
vndt Schlage gethan, Vndt thetten Vnß damitt dimittiren.<br />
Noäeiu äiv Nachmittage Sein Wir nebenst den Herren<br />
Strahlsundischen Deputaten zu S. Ercell. dem Herrn Graff<br />
von Wittchenstein gefahren, bey Welcher zugleich <strong>der</strong> Freyherr<br />
von Loben vndt Herr Wesembec waren, Vndt referirten, Wir<br />
Was mitt des Herr Graff Orenstirns Ercell. Vor Mittags<br />
abermahlen geredet, Vndt das Wir befunden, das S. Ercell.
'87<br />
Vnsern wolgemeintenfürschlagk nicht alleine woll aufgenommen,<br />
Son<strong>der</strong>n auch promittirt'das. Sie Ihr Mttigl.' Maytt. den^selben<br />
lavoi-Idiliter referken wollen, Vndt das 'Wir darauß<br />
gule Hoffnungk geschöpt^eS würde dieser Vorschlagt' etwaß<br />
gutes operirn,'S. Ercell. bedanckten Sich das Wir die relacion<br />
chun wollen, Vndt beachteten/'nachdem Seeerfahren, das<br />
'die Kayserl. -Herren-Vesandten "noch setblgeii tages'dem Herrn<br />
Grass Orenstirn'eine' Visite geben würden>''hetten' Sie Ihren<br />
8ecr6t
schaden gehen solchen Vorschlagt<br />
nun acceMen.wMg. ^ -Es .fragte, S..^ell. Mß. a^ch,-.N><br />
Wir von denn Ponunerischen Gtänd^n noch keine resolution de?<br />
kommen, was.S. ^hurf. Mrchl.. bey diesen Sachen zu. thuen<br />
were, Wann Wir solches Ihnen eröfnen wollen, were es, Ihr<br />
lieb, Vndt konten S^.ßrcell. dieselbe mitt nach Cleve nchmen,<br />
Wir promittirten dieselbe auß den schreiben zu ertrahiren Vndt<br />
in S. Grcell. abwesenheit den vebngen Herrn Ehurf. Gesand-<br />
Nn alhie außzuandN?oMn, Womitt Sie zufrieden waren, Vndt<br />
bathen Wir S.
89<br />
et,- Worauß.S. Orsellv. das Memorial<br />
LLittchenstein..Morgen nachzusenden, -damitt?
90<br />
tmn damitt Versehen, Vntzt hette Sich beklagt das Herr Sal«<br />
vius Sich zu Münsterhette einnehmen lassen, Ich sagte auf<br />
dieftn bericht, Wan nun dem fürgeben zu trauwew wehre, weill<br />
für diesem <strong>der</strong>gleichen auch woll geredet wordett, Worauf S:<br />
Ercell. sagten Sie stünden noch im Zweiffell ob Sie selbst<br />
per postcr nach Münster Reisen, o<strong>der</strong> dem Herrn Grassen von<br />
Wittchenstem davon schrjsstlich part geben soltett. Sie gedachten<br />
auch im Vertrauwen, das Vlumenthall 3 Personen Geldt<br />
spendirt, damitt S. Churf. Durch!, nicht die Kayserl. Erblande<br />
zum aeqvivalent fürschlagen folte, davon Sie nebenst den Herr<br />
Grassen von Wittchenstem den effect vernommen, wie Sie nach<br />
Vielfeldt zu S. Ehurf. Durchl. gekommen. . '. "<br />
Den 19. November fuhr Herr Loben nach Münster,<br />
Vndt wie Er für Mein Marr von Ecksteden quartir kam,<br />
sprach Er Mir zu, Vndt sagte das Er die Sachen also beschaffen<br />
befunde das Er Sich mitt dem Herr Grass von Wittchenstein<br />
selber zu Münster besprechen müste, hette auch Vnser<br />
Memorial wie auch. f>er^ Strahlsundischen vebergabe verlesen<br />
vndt bey Sich, wolle mitt den Herrn Grassen darauß reden,<br />
Welche Sie mitt zu Ihr Lhurf. Durchl. Nehmen würde, Ich<br />
recommendirte Ihme nochmahlen' Vnsern articulum worauf<br />
Er zur andtwortt gab, das es wegen S. Lhurf. Durchl. kein<br />
bedencken hette, Ich sagte wie<strong>der</strong>, es wehre in Vnserm vebergebenen<br />
anicul nichts mehr, alß Waß Wir bei dem letzteri<br />
Hertzogk zu Pommern gehabt, Vndt konten Solche darin enthaltene<br />
Privilegia mitt den Originalen, welche Wir theils bey<br />
Vuß hetten,' beweisen, Wegen <strong>der</strong> Stralsundischen vobergabe<br />
sagte Er, das die vebergebene rationes nicht weit her weren,'<br />
Vndt hette Ihren Deputaten zur andtwort geben, Sie würden<br />
S. Chürf, Durchl. nur damitt Irre machen, möchten Sich<br />
nur nicht praecipitiren, Sagte gleichwoll das es diese Leute<br />
woll guth meinen möchten, Fuhr damitt wegk, Vndt Vermeinte<br />
innerhalb 4 Tagen wie<strong>der</strong> alhie zu sein. - -
91<br />
Den 22. Novembr. haben Wir Herr Wesembecium ange-<br />
sprochen, vemb zu vernehmen, Ob etwaß weiter bey dem Pom-<br />
merschm Satisfaction Puncte paßirte, Worauf Er Vnß. refe-<br />
rirte was dessals zwischen dem Herrn Grassen Orenstirn vndt<br />
Ihnen den Chur Ärandenb. da Er mitt bey gewesen, Vorge-<br />
lauffen, das nemblich da, von <strong>der</strong> Hewraht zwischen S. Churf.<br />
Durchl. vndt <strong>der</strong> Princeßin von Orange von dem H. Grassen<br />
von Wittchenstein erwehnung geschehen/ were^Herr Grass<br />
Orrnstirn gar stille geworden, Vudt baldt darauf ohne einige<br />
handgebungk davon gefahren, Erzehlete auch was desfals zwi-<br />
schen Herr Grass Orenstirn vndt den Herrn von Loben für-<br />
gegangen, vndt das Sie von Vnserm fürschlage geredet hetten,<br />
Er H. Wesembec aber glaubte nicht, das die Schweden den<br />
fürschlagk acceptiren würden, weill es groffe difficultäeen we-<br />
gen <strong>der</strong> Catholischen Oerther, so Schweden für Pommern<br />
würde haben sollen, geben würde, Vermeinten auch das dem<br />
Herr Graffn Orenstirn in den Sachen nicht zu trauwen, welches<br />
Er neulich beym Herrn Loben vorgegeben, <strong>der</strong> Herr von Lo-<br />
ben wehre gar zu lcichtgleübigk. Sonsten wolle Herr We-<br />
sembcc nicht gestehen das dem Herrn Grass Orenstirn von<br />
Pommern ein mehres alß das Fürstenthumb Rügen gebott-cn<br />
worden, Vndt hetten Sich S. Churf. Durchs Vernehmen<br />
lassen, wan Sie nicht so viele geboten, so solle es i^o nicht<br />
geschehen, Sagte auch das <strong>der</strong> Herr Ober-Cammerherr, wie<br />
auch Ehrentrcich Borgsdorff geschrvben das Ihrem Vermeinen<br />
nach S. Churf. Durchl. in Hollandt einen Vreütigam geben<br />
würde, <strong>der</strong> Alte Prinz von Orange hette solch negotimn in<br />
Haag den Herren Staaden proponiren lassen, Er berichtete<br />
gleichfalls daß das Hauß Vraunschweigk Ihre Rehte nach<br />
Minden Verschrieben, Von dem punoto Aravaminum vndt<br />
<strong>der</strong> Schwedischen Satisfaction Sich zu besprechen, wohin Herr<br />
Lampadius auch gereiset, Oliiter warbt auch gedacht, das et-<br />
liche Churf. Nähte <strong>der</strong> Meinung gewesen, Obs nicht eins
Sache wehre, das S. Churf. Durch!.. Pommern von <strong>der</strong><br />
Cron Schweden wie<strong>der</strong> zu Lehen empfingen wir mitt Preussen<br />
geschehen, aber es wehre von <strong>der</strong> hiesigen Gesandtschafft<br />
wie<strong>der</strong>rahten worden, nachdem Sie dafür hielten das es eon-<br />
Ira äjKnitätein Lloctoi-Ì3 liesse, Wir recommendirten Herr<br />
Wcsembec nohmahlen den Pommerschen articulum, daß <strong>der</strong>selbe<br />
von S. Churf. Durchl. pro con^itione mitt mögtte<br />
gesetzet werden, welches Er zu thuen promittirte.<br />
Noäein
93<br />
mingk den Hollandsen Gesandten'tillvon-aperteur zu Hum.<br />
In bctrachtungk, das^err Grass Orenstim' deswegen schou<br />
in Schweden geschryben, Wer Kayserl. Gesandter Herr Grass<br />
von Trauttmansdorss hette Sich ersilichen Vernehmen lassen,<br />
das <strong>der</strong> Fürschlagk nicht woll gehen würde, weill Chur Bayers<br />
Cölln, vndt die^ Frantzosen Sich Verglichen daS leine Stisst^<br />
nuhr vzuy Schwedischen?Satisfaction'folte« gegeben ^verdeF<br />
Wer. dasvsö ^ekehniew.die/Schweden.AUf.din, fäll gedopt<br />
Sntisfaction wan das,Hauß Vrandenbürgk verfiehle, Worauf<br />
S.' Ercell., Herr Loben gcandtwortet,^. .Weilt S. Churff. Ourchl '<br />
ilHo^eürahtete,,so, würde Ihr <strong>der</strong> Liebe Gott woll'Erben ge^<br />
ben, zudem so hetten die an<strong>der</strong>n Anspachische Margkgraffm'<br />
einer einen Jungen Herrn vndt'deö 'an<strong>der</strong> ein,Frewlein, welches<br />
<strong>der</strong> Herr Grass, Trauttmansdorff nicht tzewust>Vndt. 'guter,-Confidente, zum Vnterhandler den herv^<br />
Grassen dahin zu^!sponiren anpräsenfirt,.es'würde aber ^'<br />
bey spendiret werden unussen>vndt Vrrhoffte.dle PoMmerische<br />
Stände würden S. Churfi: Vurchl.„'das onus mcht Min hernacher<br />
auf ^<br />
Vnß zuerklchren nichtInstruiret, Sondem dasselbe^müste her-,<br />
nachcr auf einem Landtage den Pdmmerischen Stenden, propos<br />
nirt werden, Vndt hette des Herrn vonLöbens Ercell noch'<br />
zimbliche h'off,mngk zür Pommerischen Sache, in betrachtnnqk<br />
das S. Churst. Durchs. la, °«n5e«.u 200 Personen Im H^.'<br />
an "die Herren Staden eine Rede gethan, ,^VM "Sle ersucht<br />
ZhrmittRhattdndtthatt zu assistiren,. Worauf'die Herren^<br />
Staaden Ihre eigenes Interesse wegen <strong>der</strong> Pommerischen Lande<br />
apprehendiret, vndt würden S. Churst. Durchl. mitt Ihnen<br />
eme aNian« machen,, vndt thetten Nnß auch dabe'/ kundt däS^<br />
es «ttt <strong>der</strong> Heürahtnun richtigk wehre, Vndt S/Churf'<br />
Durchl. den /^Ian. im Haag Veylager halten wurde, thet.'<br />
ten Nnß ^abey.ein.Lhurft. invitatio,« schoben, an die Pom
94<br />
merlsche herren Stende veberreichen mitt bitte dasselbe an Sie<br />
zu heberschicken, S. Ercell. zeigetcn Vnß auch abschrifft voy<br />
einem schreyben auß Paris, worin erwehnet wardt, das auf<br />
des Schwedischen Legaten dela Garde anhalten, die Cron<br />
Schweden bey Pommenr zu Mainteniren die Königin vndt<br />
Vornehmbsten Ministri nicht Stimmen noch dem Chuxhause<br />
Vrandenbnrgk o<strong>der</strong> andevn ' Reichs Stenden Ihre guter üd^<br />
sprßchew wollen, Vndt lvunschetcn d^bey das die Eron Schweb<br />
den-nach <strong>der</strong> Cron Frankreich Erempel Ihre. Satisfactiou<br />
von-Ihrem Feinde nemblich dem Hause Ostn-eich suchten,<br />
Sonsten sagten Sie auch das Vnser Melnvrial nebenst'dem<br />
Porschlage S. Churfl. Dürchl. cum reoommendationS zu-^<br />
geschickt worden, S. Churfl. Durchl. herten Ihnen auch g^»<br />
schryben, dqs die Hiesige Vr. Gesantm Sich in <strong>der</strong> Pommerfchen<br />
Sache nicht piäcipitiren sotten, Worauß. zu muhtmassen,<br />
dsts S^ Churfi. Durch!, auf die Holländische Mance noch, ein<br />
Augo.h5t.te,' Vndt weill <strong>der</strong>'Dänischer Gesandter Corsitz Vlfeldt<br />
auch noch im Haag wehre, so stünde nicht zu Wissen waß dastlbst<br />
^fürginge,. Sonsten würde von Privatis.geschroben.dns<br />
<strong>der</strong>- Princt ^S. Ehurfi. -DUrchl^ 6000 Plann angkbotten, solche<br />
gegen Pfaltz. Neüburgk zu gebraüchen^Wie weü Schwerin 'geschryben,<br />
das mitt- dem Pfaltz Giraffen, tracdiret. würde, Vndb<br />
dsv Vergleich zu hoffen. Der Hertzogk von Lothringen hette<br />
Sich .noch zu^S.LHurfl^ Durchl. Diensten' mitt Seiner Arme^<br />
präsentnet/'vtldt eine Liste> von' 7000 Mann ohne die<br />
Krantkn nach Munsterland die Khurfl.üGesandten geschickch<br />
Aber. Ihr Chuxfi. Durchl. würde solches nicht annehmen^, Es<br />
Vermeldete'auch S. Ercell. das Herr Salvius zu. Münster<br />
gegen die. Frantzösische Gesandten einen discours gefuhrek,. das:<br />
ditz.-Cxon Pommern ^lusH ideili ein hette,!,dm;<strong>der</strong>> Voriger<br />
Churfürst. Hctte. den Prager Frieden acceptirt,- Vndt>-were><br />
Feindt geworden^! mitt dem itzigen tvere dos armistitmm micht<br />
Volnzogen, daranß abzunehmen, das Er auch <strong>der</strong> Lron Feindt
95'<br />
wett): Vndt ))t>-'.Pommersche Stende^hettm dem'Churfürsten<br />
angehangen., jWir^ beklagten Vnß das'dleses' ein >gefehrllcher<br />
discours were.,)' vndt remonstrirten das^Contrariüm.ldas dle<br />
Grone ve<strong>der</strong>--Pommern vndt Son<strong>der</strong>lich die-Landrstande'nie-<br />
mahlen eiN'^u?.Esiliilacqvirirt, Ihr KönlgüMaytt: ^ieGtands<br />
auch noch für Hundts Verwandten .hielte. 'Vndt'.bätetr. Weill<br />
man
95<br />
thauen fürschlagk nicht acceptlr'en wollen, Den- Herr Sawm5<br />
wie auch Herr Grass Oretistim zum Herrn Loben gesaget, das<br />
Sie vom Novembri schreyben auß Schweden bekommen, das<br />
Sie bey Bor Pommern, Stettin, Gartz, Dam, Goluöw, Wollin,<br />
vndt dem StiffteCammin Verpleiben sotten, welches Herr<br />
Salvius hoch 'bttewret, zu Münster hetten S. Ercell.' mitb<br />
dem Herrn Graffin von TraÜttmanßdorff geredet, Vndt den^<br />
selben: zu dem gethanen Vorschlage mitt einführungk Dienlicher<br />
motiven bewegen wollen, Vndt das die Schweden Ihre Satiskactionan<br />
<strong>der</strong> Weeser nehmen möchtet, Wozu Er auch ent.-,<br />
lich woll zu bewegen Stünde, wan es nur die Schweden eingehen<br />
wolt^n, Vttdt weren dabey gute "promiff^n geschehen/<br />
Die Holländische Gesandten welche iko zu Münster wehren^<br />
hettetr S. Grcell. schlechten trost geben, Vndt gesagt, das Sie<br />
Sich- Wegen Pommenr.mitt'Hen. Schweden in leine Orlog gelben<br />
konten,. Den Sie. mitt <strong>der</strong> Provmtz Seelandt gnugk zw<br />
thuen gehabt, vndt viele Spendiret, das Sie in den Hispani-fckM<br />
Frieden consentirete damitt Sie auß dem'Kriege kehmen/<br />
zu dem gehörte Pommern zum Nvm. Reiche in dessen Sachew<br />
S.ie Sich,nlcht mischeten, Vndt Stünden mitd<strong>der</strong> Cron. Schweden<br />
in alliance, Vndt.hctten S. EtceN. dev an<strong>der</strong>n HoNändifchen<br />
Gesandten welche wie<strong>der</strong>ümb auß dem Haag zurücke<br />
kommen solten,^ nicht abwarttewikonnen,'. vndt-stünde.zu<br />
vernehinew ob dieselbe/an<strong>der</strong>e Commission haben würden, Son-<<br />
sten gedachten S^ EreeN. das die'lFrantzößsche-Gesandten zu.<br />
Münster hönisch davon.redeten-,: das S/Churfl: Durchl. im<br />
Haag in dir Staaden Versamblungk mltt entbloßeten'Heüpte<br />
geredet biß. Ihn <strong>der</strong> Präsidenr'. den» Hut .aufzufitzen'genottigf,i<br />
welches!,S. Ercellr damit'ercusirer hette^ das <strong>der</strong>Vötiigk vow<br />
VchW^den osstcvs. Witt elltblößeteu.lheüpte kleineir. Städte<br />
sandten gehöret,. Vndt tönte/ein. PotMiat selbst<br />
t0Ì5l6 woll etwaß -,thuetl> ivelches 'Seinen ^Legaten-: nicht an-'<br />
stünde, <strong>der</strong>- Seines..henn>.rep.ütation-in.acht. nehmen lMste^
97<br />
Worauf Duc de Longuevllle^ gestrgt, das^wchre etwaß,'Vnd't-<br />
hette gemelter HnDogk durch hie dritte Handt-Sich verliehe<br />
men lassen, das! Er seiner Tochter 50000'Rthlr.-Jährlicher<br />
Nenthe, vndt dazu noch viele vubewegliche'Güter^gebm svolte,<br />
dcrowegett S. Ea-cell. vermeinte^as S. Ehurfi^'Durchl.! die<br />
Hewräht in Hollands noch.etwaß aufschieben sötten,'weill Duc<br />
de Longeville en Hpsranco einer Heürahtv'i^'<strong>der</strong><br />
scheu Sache S. Chm-fl.! mochte^ivemb zU ver««'<br />
nehmem wie die Sachen ^albie^ stünden./. S..CHurss.. Durchs<br />
folten>sousten 4. Puncte im Haag proponirdchahely'i..«Wegen<br />
<strong>der</strong>.Miance^ 2. <strong>der</strong> Hewraht^ 8z Wegen ier.HMändischett<br />
Schüldt.auf? dem Clevis^hen Lande. >ä. Wegen./<strong>der</strong>^Pfaltz<br />
Neübürgischen Sache, S.. ErceN. gedachten, auch'VM einer<br />
dem Herr Wan
98?<br />
Vr Vie HommerischelSache Hunrgittett Stande befürdew<br />
Vndt envehnten: basier Hertzogt vonlLothrmgen genleltem Herr<br />
Graffeu HOOM^ipistdtetten zum präsent augebotten^ ivan Er,<br />
Ihme.hmwie<strong>der</strong>izU'seinem.'.Landt^Verhelffen tönten 'Wir thätteu<br />
Vnß dieser^ColnmUttication.ileKancken>- vndt nahmen Abscheide<br />
i No^eift.ä^ Habsn'ch)ir den^HerrniStralsundischenHepu^<br />
tirten:av3espröchek,:)velchs referirtendas ^Die- dmselben- wgl<br />
bev^des:^Her^:Oraff-OLmstirnS'MMN.n gewesen, Nndt, Srch<br />
tl0.m3^u>MiWer^ ausgegeben ^<br />
gien/darin.zu^nnhs,genetten.wücde^.Hndt hettm^desfzM etz-<br />
llche Mschrifften Ihrer Prlvilegim.^roducirt, Es hstte aber<br />
S. EFöch.. I^eV remonstrirt>^ Ms^ die-Pl-^<br />
VorthM-schÄfftech veill die-Handlrsercker vndd. an<strong>der</strong>e NvrthM<br />
von Wjtett^hetten^ihette ^Sie^auch.Vertrosteh das die ipraesidia<br />
uur auflieiuh-tzsitt lÄngk> selten 'gehattäl werden, auf dieWör--<br />
ter priviI^Fl2 le^Itili^ a^liviÄta^hetl^n^S^^<br />
Ob.'Ihnem^lolcheliWoM zu^wäe<strong>der</strong>tt wehren, worüber: S^Er-<br />
cell. bestürtzet' wehteü, alß- Nnir^^'Ercell.^an-<br />
priviiy^jlH';Zweifelten/« Wir' ftgteMi däs,Wirubey<br />
sieudm'Vbr:gut' befunden^Has^enw^omgt.-SchwedischenHeö-^<br />
ren>Mffaudbe^«sin.?aufffühvlich7m?morial<br />
ft'agten^obMan^Sich! darits' Lonjungiren ^vvlte,^ "welches.<br />
zu.bedencketr.nünahmetr^ .-. ::^^^^ .1'. .
: gleich andempStädtefi. auf Landtags .Mtt^ Verschrphen<br />
^ .vndt.hcts^die.Stadt Stettin gan^, ke/ne,gei echtigkeit<br />
da^n, Vndt wie Ich Mich erkundigte,^vie ^as, Ihr Ercell.<br />
Herr'Loben-darnach fragen liessen, gab Hr. zu.^verßfhey, das<br />
hep lobten ov<strong>der</strong>< die König!. .May/,^, schwerlich hie<br />
^btretteu.jvürde, Iedoch/w^ ssatt fthett^wie<br />
dici Trattatene weiter.,liessen, ^i . /-^ .^- ^5''^-. ^^<br />
^^::.' Den 2?.^Pyvemb. haben S. jßpceU.^<strong>der</strong>.-Herr .«Grass<br />
Kmpstiry Vnß,dl;sch ^ero Junckern Masso^ey,zur Taffel.gcg.e^Ad^stdt.findeN'i.laM,.Vndt<br />
wie Wx Vnß eingestellet, hahMz<br />
S.. MM> )NoH:^für dem Effen einen discours von den<br />
Aractatfn vnhtin «p.eme <strong>der</strong><br />
KiH dabey Vernehmen lassen, Pnser gethaner Vorschlagt weue<br />
recht-^. propnZ.kommM,: Vndt Ihv.so angenehmh, alß, watt<br />
Er pom Himmel h.erWtcrgMmmett, Nm.Sie sonst nicht gewust<br />
ftj^.Sis. ayß de.m WMe Hotte komme^<br />
Ki^benselbett. aufs fieisslgste in <strong>der</strong> Crozt .reegmmendirt, Ver-hofftO/auch<br />
das dieses das Mittell.sett^ püche, dadurch dle<br />
,EMtt pndt her. Churfürst von Vvandenburgk konten, in Freündtfchassti,von<br />
ieinan^er. kommen, Vndt sagten Sie hettsji 2 principia<br />
lw,ob^) Sie.bestünden/ darauf berührte Hhv. ggntzer 8c
100<br />
des Zettels kürtzllch dieser 4) Wan Sie Ihr Churf.<br />
Pommern laffen solten, So nmste Ihnen doch die<br />
investitura veber gantz Pommern gegeben werden, Sie fragetm<br />
aber dabey ob solches nicht auf S. Churfl. Durchl.' Person<br />
bndt <strong>der</strong>o discendenten könte restringirt werden, wie Wir aber<br />
^abey anzogen das die Herren Margkgrassen bow-Anspach<br />
vndt Culmbach alte Stam Vettern weren, welche Ihre.lug<br />
schwerlich dahin<strong>der</strong> lassen würdm, reqviseirten^S. Ercell. vndt<br />
movirten hiebey nichts welter 2) das alß dann die Cton<br />
Schweden zum aqvivälenr begehren würde nebenst Bremen vndt<br />
Vörden, die Stifter, Minden, Oßnabrügk vndt HildesheiM<br />
sampt <strong>der</strong> Graffschafft Schaumburgt vndt etzlichen Aemptem<br />
äuß dem Stifft Münster, alß Vechta, Cloppenburgk vndt<br />
Meppen, Frantz Wilhelm dem hiesigen Vischoff tönte Halberstadt<br />
wie<strong>der</strong>gegebm werden, Er könte auch woll Nledenbrügcke<br />
die Zeitt Seines Lebens behalten, wegen Hildesheimb köM<br />
Chur Cölln zu Passow o<strong>der</strong> Straßdurgk erstattungk erlangen,<br />
nachdem <strong>der</strong>ichtet worden das Erhhertzogk Leopold Wilhelm<br />
Heürahten wolle, Vndt die Graffschasst Hoya könte die Cron<br />
Schweden durch ein stücke von Hildesheimb an Sich tauschen,<br />
3) Das die Vron diese Ortter brkchme cum 6i^nit2te L1e<br />
tornii o<strong>der</strong> 8e83loui8 prayrozÄlivI nechst Oesterreich, welches<br />
man <strong>der</strong>- Cron nicht difsicultiren würde, Wiv Sagten<br />
das Vieleicht Sachsens Bayers Vrandenburgk, Bräunschweigk<br />
vndt an<strong>der</strong>e Alte Teutsche Fürstl.- Heuser nicht genie würden<br />
cediren wollen, Worauf S. Ercell. andNvorttetez'Weill Sie<br />
das Ertz Stijft Vremett bekehmen>hetten'Sie billig solche Prärogativ<br />
für an<strong>der</strong>n. -4) Würde ^er Churfürst von Ärandmburgk<br />
<strong>der</strong> Cron zu dieser<br />
müssen, auch sonsten gegen die Cron Woll anschicken^ Warnach<br />
lasm Sie Vnß auch auß bemeltem Zettel! die salionss<br />
führ, welche Sie bey den Kayserl. dieses fürschlags halber führen<br />
wolten, alß 1) das <strong>der</strong> Cron Dommern
ns o0U5eu3u anzunemeN'lntfttum wer^ - 2) Das Ihnen einige<br />
^viction darüber anzunehmen bedencklich.were, 8) Würde<br />
es Ihnen Verweißlich fallen das Sie Ihre Satiöfaction von<br />
Freunden nehmen, holten, ^) Dagegen Were,billig das Sie von<br />
'<strong>der</strong>'Cron Feinden genommen, würde, solche^aher weren Sae.<br />
8gr/ et 5tawF l)atkolici S. Ercell. Verhofften hiebey das<br />
Vhur Vrandenburgk die Evangelische Stenda vfidt^ die Hollan<strong>der</strong>.Ihr<br />
hierin woll assistiren würden, .Psrmei^iten auch, wan<br />
Nischoff' Frantz Wilhelm Halberstadt wiedexbekehme würden<br />
Sich die FrantzoftUlwoll zu frieden stellen. 5) Wurden Sie<br />
Vor die Kinigl. Schwedische Soldatesca auch 5 Million für-<br />
.Vndt dieses sagten Sie wehren Ihre ge.dancken, dabey<br />
auch gedächten zu verbleiben, wans aber solle, zu. Werckf<br />
gerichtet werden, so müssen Sie Vorhero wissen ob S. Churfi.<br />
Hurchl. die Pommerische Stände vndt die Hollän<strong>der</strong> in diesen<br />
Vorschlagt auch woll consentire« würden, Item es müste zeitt<br />
dazu sein, Worauf Wir.andtwortteten, das Wir solches zwar<br />
nicht Wissen tönten, hielten aber dafür das S.CHurfl. Durch!.<br />
Friede.VM Pommern zu erlangen die Powmerische Stande<br />
aber zur Ruhe zu kommen darin woll consentiren würden,<br />
die. Hollän<strong>der</strong> aber hettcn Ja sonsten ausser denn Commertien<br />
an Pommern kein Interesse, die Zeit würde auch woll können<br />
.gewonnen werden, weill noch viele an<strong>der</strong>e Puncte mitt müsten<br />
erörttert werden, S. VrceN. wie<strong>der</strong>holten abermahl das Ihr<br />
Vnser Vorschlagt nicht mißfihle, vndt sagten, Wan schon wegen<br />
<strong>der</strong> Pommerischen Satisfaction zwischen Ihn^n vndt den Kayserl.<br />
etwas gehandelt würde, so möchten Wir Vnß nur nicht<br />
daran kehren, es würde noch alles gutt werden wo mitt <strong>der</strong><br />
discours für <strong>der</strong> Mahlzeit geendigt Wardt.<br />
. ?05t 020N2II1) stehlen fast <strong>der</strong>gleichen reden für, vndt<br />
Sagte S. Ercell. das Sie von Vnserm Vorschlage an Herrn<br />
Salvium nach Münster geschrieben, welcher alda außgebreitet<br />
das <strong>der</strong> Fürschlagk von Vnß herkehme Vndt das Wir auch
102<br />
die Oertter welche oben genennet zur an<strong>der</strong>weitigen Satisfar«<br />
tlon fürgeschlagen hetten, Wte Wir nun andnvortetten> dag<br />
Wir niemahlen einM einigen Ortt zur an<strong>der</strong>n Satisfactiön an<br />
staal Pommern benennet, Vndt deßhalber Vnß auf S. Ercell.<br />
berifen, Sagten -Sie, das Sie Vnß woll Zeügknuß geben köni.<br />
ten, das Mir solches nicht gtthan, Vndt in <strong>der</strong> schnfft Vnß<br />
woll fürgesehen hetten, Vndt^repetirten das SalviuS solches<br />
geredet hettt, Wk bähten Vnß zu entschuldigen, das Wir nicht<br />
vnverschuldeter Weift in 06mm Vornehmer Reichstinde gebracht<br />
würden, welches Sv Vrcell. promittirte, Vndt berichteten<br />
das gestern <strong>der</strong> Hessische Gesandter Schässer bey Ihr gewesen,<br />
vndt gefaget, das'<strong>der</strong> eine Lünenburgischev Gesandter<br />
Herr Dr. Langerbeck nach Münster gereiset, vemb zu verhin<strong>der</strong>n<br />
das die Graffschasst Hoya nicht zur Schwedischen Satisfaction<br />
kehme, Wir sagten: Das die KZnigl, Schwedische<br />
herr-n Legati Ja kein bedencken haben würden auf die Catholische<br />
Oevfter selber Lorschlege zu thuen, weill Sie Oßnabrugk<br />
vndt Minden in den Handen hetten/ es schien aber' das S.<br />
Orcelt. lieber sehen das an<strong>der</strong>e Vorschlege^zu Ihrer Satisfac-tion<br />
ins Mittell hrechten, Worauß fast abzunehmen, das die<br />
Schwedische'Herren Agaten den Kayserl, Gesandten müssen<br />
promisse gethan'-haben, bey Pommern zu verpleiben, Vndt wie<br />
'S, E1M5 abermahlen Ihre gute affection gegen S
103<br />
Ercell.. die^Thur Nrandeub. quollen den.VHerstrom zur Grentze<br />
schen,' dagegen wolten die Schwedische den Hersagte.Strohmb.<br />
die Grenhe sein blassen. Zuletzt erwehnten.S^O^csll. das die<br />
Frantzosen die Waldt Städte im/Elsaß noch an.Sich handeln<br />
wolle,-Vndt das <strong>der</strong> Fralchosische Resident! de M^Cpurl von<br />
<strong>der</strong> Churfi.-Hcüwraht in Hollandt gesagt, ^des Princen von<br />
uien, Tochter were nicht, schön und dazu'böse/ S. Ercell. .<br />
meinten auch das es leine.Statts Heürahtnvehre,- Erzehletey<br />
dabey das <strong>der</strong> mitt<br />
blossen Heüpt, vudt stehent geredet hetten, Vndt^das S. Churft/<br />
Durchl. von Herr Knuyt erinnert worden, .dem Huht. aufzufetzen,<br />
welches Er. aber nicht gethan. S. Crcell.'/fragcen Vust<br />
auch nach. <strong>der</strong>.Pohlnischen.Werbung vndt Comumnicirten Vnß<br />
ein schreiben, welches, <strong>der</strong> Königk von Pohlen, an die Kö^igiy<br />
von Schweden-abgehen lassen. Womitt.Wir endtllch,.weilI..eH<br />
zimblich Späte wardt^Mscheidt nahmen.. . .:... ?:^.' .^ -. - ,'<br />
. Den 29. Novembr. Alß Wir w^gm Ihr.Fmstl^ Gnaden<br />
des,Herzogen,zu Cvoy bey bceden Königl, Schwedischen Horren<br />
Legatis'audientz'gehabt, sing5 Hern Sal^ius zu.Vnß an/<br />
Er hörete, das Wir'mitt'Ihrem project^ welches zu Hlünster<br />
außgcandtwortet worden^ nicht zufrieden wehren,'Norauff iWip<br />
andtwortteten: Das die Pommerische- Stände nebenst^ Vnß<br />
nicht damitt zufrieden sein könten, den Ihnen in solchem auf?<br />
sah die Guarnison vndt Licenten woltcn aufgebürdet, Vndt.. die<br />
appeNation abgeschnitten werden, weill.nun^ die Pommerische<br />
Stendo dadurch, zum höchsten würden beschweret werden, Vndt<br />
es auch wie<strong>der</strong> König!, handt vndt Siegelt, So woll auch<br />
wie<strong>der</strong> Ihrer <strong>der</strong> Herren Legaten Vielfeltige promissen anlaufen<br />
thetc; Alß Verhofften Wir, das kein Ernst dabey sein, würden<br />
Vndt bähten Vnsern vebergebenen articulum. dabey, in. acht zu<br />
nehmen, vndt die Pomm. Stände bey Ihren woterworbenen<br />
PrivNegien.'vndt ^Freyheiten zu. lassen,« «den Sie^mcht.s meh.o<br />
begchrtm ^llß^ Sie Hey.' 'dem. Hn'Hogc ' zu -Pommern gehabt, S:'
504<br />
Vrcell. <strong>der</strong> Herr Salvlus sagte, die Präfidk .vürden nicht<br />
langs wereneden die Eron würde Sich selbst gern mitt Vnkosten<br />
Verschöbet sehen, Vndt were nur die Meinungk das<br />
man erst sehen wolle wie sich <strong>der</strong> Friede anliesse, Wie Wir<br />
nun fragten ob Vnser Fürschlagk nicht ein mocliuin oompositiomH<br />
in <strong>der</strong> Pommerschen Sache sein könnte, Sagten Sie<br />
weiter, das zu Münster des wegen Viele Wun<strong>der</strong> were, die<br />
Frantzosen vndt üacholischen wollen nicht gerne von den Stifflern,<br />
So hettm die Fürstl. Nraunfchweigksche Sich auch interponirt,<br />
Vndt Son<strong>der</strong>lich! <strong>der</strong> Oßnabrüggischs Vischoff Frailtz<br />
Wilhelm, Vndt hette Sich je<strong>der</strong> Mann Verwun<strong>der</strong>t,, woher<br />
diese Vuvermuhtliche Vorschlege lehmen, Wir Sagten: Das<br />
Vnß von Münster zugeschryben, das Wir dabey in Verdacht<br />
gezogen würden, alß solle Wir Oßnabrüggk, Minden^ Hoya:<br />
vndt Dipholtz :c. benennet vndt Vorgeschlagen haben. Woran<br />
Vnß aber Vngütlich geschehen, Vndt hette man Vnß damitr<br />
woll Verschonen mögen, Vndt berieffen Vnß dabey auf des<br />
Herr Grass Orenstirnö Vrcell. welche Vnß auch Zeugniß in'<br />
OoutiQvnti gab, daß Vnß daran zu viele geschehe, weill Wir<br />
nicht' das geringste benennet hellen, Wor die Lron ausser Pommern<br />
Ihre Satisfaction haben tönce. Sonsten indigitirten<br />
Wir hiebey, wan die Lron mitt Ihr Chural. Durchl. wegen<br />
Pommern Verglichen, das alß dann dieselbe nebenst an<strong>der</strong>n<br />
Evangelischen Stänven Ihre Satisfaction woN würde befür<strong>der</strong>n<br />
helffen, Vndt wie des aequivalents erwehnung geschah,<br />
Sagte Herrn Salvii Ercell. S. Churf. Durchl. für<strong>der</strong>ten für<br />
das Stück von Pommern welches Sie <strong>der</strong> Cron gebotten gar<br />
zu viele, alß 1) Glogauw 2) Sagan 3) Halberstadt 4) Magdeburgs,<br />
5) Minden 6) Oßnabrügk ?) Hildesheimb 6) Graffschafft<br />
Schaumburgt 9) das Sachsen vndt Pfaltz Neüburgk<br />
Sich Ihrer, prätmsion an den Gülichschen Landen begeben<br />
solte> 10) Vndt darneben vom Reiche eine Summa..geldes,<br />
Vndt hette Herr Salvii Vrcell.. das Lhurfi..Schreybm< darin
105<br />
diese Stücke, specisicirt. gelesen, ^Wir/Sagten es^ möchte/Vielleicht<br />
darümb so viele geför<strong>der</strong>t werden das. man Ihr Pommern<br />
lassen folte, Vndt alß von <strong>der</strong> division. des Landes geredet<br />
wurde, Vndt' man an ^Schwedischer feite die Parsante zu<br />
Vor Pommerischer Grentze Vorschlugt Sagten.Wir,,.das S.<br />
Churf. Durch!.. Sich Stettin schwerlich, begeben würde, 'w.eill<br />
er worin Herr Salvius: mitl<br />
. Vnß veberemstimmete, aber Herr Grass. Orenstirns Oa.-cell.<br />
fragten. Sollte, <strong>der</strong>. Churfürst Stettin nicht missen wollen,<br />
vndt wardt dabey fexner refcriret, das die Catholischen, so baldt<br />
es erschollen d.as sdie.Cron Schweden Pommern qvitiren vndt<br />
eine an<strong>der</strong>e Satisfaction fürschlagen wollen, starck vrgirt, die<br />
Cron folte bey Pommern bleiben, Vndt folte man dem Ühurfürsten<br />
lieber zu Halberstadt noch Bremen vndt Worden geben,<br />
Bischoff Fran^Wilhelmen hette man Zwar vorgeschlagen eins<br />
von den o<strong>der</strong> das Stifft Münster<br />
Er hette aber geandtwortet zu Coln were schon ein coadiutox,<br />
vndt von den an<strong>der</strong>n beeden Churfürstenthumben würden Sich<br />
die Lapirulare Jedes Ortts nicht abdringen lassen wollen, des<br />
Herrn Grass Oreustirns Ercell. gedachten auch <strong>der</strong> Churfürstl.<br />
Heüraht im Nie<strong>der</strong>lande, Vndt das die Dame im geschrcy were,<br />
Vndt das <strong>der</strong> Churfürst vemb eine Intercession, vndt wo Er<br />
damilt Pommern nicht bekommen tönte/ vemb assistent; bey denn<br />
Hollan<strong>der</strong>n anhielte, Sagten aber dabey, wan Sich <strong>der</strong> Churfürst<br />
nur darnach anstellete so könte wegen Pommern noch al^<br />
les gutt vndt in Freündtschafft hingelegt werden, Vndt pro-mittirten<br />
S. Ercell. auch noch nach <strong>der</strong> Mahlzeit, das Sie<br />
Sich dahin bearbeiten wollen, das alles mitt des Churfürsten<br />
willen geschehen solle, damitt Freündtschafft zwischen <strong>der</strong> Lron<br />
vndt S. Churfi. Durchl. beybehalten würde, vndt contestirten<br />
solches mitt beteüerlichen Wordten, welches Wir mitt dancke<br />
acceptirten, Vndt wünscheten das <strong>der</strong> liebe Gott guten Succeß<br />
dazu geben wolte, Wir recommenditten auch bey dieser occasion
106<br />
bteben -König!.. Herrn Legatis des Capitüls Sachen das- die<br />
vacirende Stellen möchten ersetzet werden, Vndt geschahe des<br />
wegen envehnung wegen heör Philfp Horns Meiner Marr von<br />
Ecksteden vndt Frantz Pahlen Person, da den <strong>der</strong> herrGraff<br />
Qxenstirn Sagte, das Er von Philip Horns.ausserdeme waß<br />
zuvor. in Pommern vorgangen, ^ nichts wüste,. von Franh<br />
Pahlen hetten Sie auch nichts böses gehöret, Weine.Marr von<br />
Ecksteden Person betreffende, wehre Ich damahlen in. Preussen<br />
gegangen, alß Ich nun darauf andtwortete: das wegen <strong>der</strong><br />
damahlen bösen Proceduren <strong>der</strong> Vaumischen^) Völcker, viele<br />
H(X) Leute auss Pommern wegk gehen mästen/ welches Ich<br />
auch gethan, Vndt in Elbingen Mich aufgehalten, Vndt das<br />
dadurch <strong>der</strong> Cron kein schade zugewachsen, dabey Ich erzehlete<br />
warümb Ich nach Königsberg! gegangen,. Vndt waß Ich daselbst<br />
negotiret, gaben S. ErceN. Sich zufrieden, Vndt sagten<br />
alhie ginge itzo nichts an<strong>der</strong>s Für, alß das Ich für mein<br />
Vatterlandt redete, bey dieser gelegenheit haben Niv auch das<br />
Iehnige was <strong>der</strong> Herr Decanus Matthias von iGüntersbergk<br />
an Mich I>r. Rungen wegen. Daviedt von dex Osten geschryben,<br />
bey denKönigl.herren Legatis eröfnet, das. nemblich <strong>der</strong>selbe<br />
Sich vieles drowwordl für. Seinem, abreisen, in die Cron<br />
wie<strong>der</strong> das CapitulVernehmm laßen, Vndt gcbehten Ihr Ihr<br />
Er. Er. möchten in <strong>der</strong> Cron präcaviren, das den delatorett<br />
so schlecht kein glauben geben, vndt nicht präjudicirliches Verordnet<br />
würde, welches Sie auch promittirten, Vndt wolten<br />
lDavied von d. Osten nicht groß Loben, Vndt sagten das Er<br />
viele Plau<strong>der</strong>te, womitt Wir entlich Abscheide genommen.<br />
Den 30. Novemb. bin Ich Dr. Runge gar frühe vmb<br />
7 Vhr bey Herr Värenllauwen gewesen, Vndt gebehten,! weill<br />
Ihr Ihr Ercell. Ercell. Vnß gestern promittirt wegen Davied<br />
v. d, Osten in <strong>der</strong> Cron Schweden zu schreyben, damitd Er<br />
*) So steht
107<br />
wie<strong>der</strong> das daselbst, ehe die Leute<br />
gchöret erpracticiren möchte, solch schreiben zu befür<strong>der</strong>n, sagte<br />
Er solches zu,.
108<br />
aber bey <strong>der</strong> dlvision würden grosse difsicultäten Vorfallen?<br />
vndt batt daneben Er wolte Inson<strong>der</strong>heit mitt befür<strong>der</strong>n helffen<br />
das Vnserer mitt Insertion des vebergebenen Irticuli geruhet<br />
würde,..mitt versprechen, das Sich die Herren Landtstände<br />
kie<strong>der</strong>ümb dankbahr erzeigen würden, Er sagte, <strong>der</strong> articulu8<br />
würde schwerlich in <strong>der</strong> Lenge zugelassen werden, jedoch wolte<br />
Er gerne des.Landes beste befür<strong>der</strong>n helffen,<br />
. --...^. . -.<br />
II.<br />
.. .<br />
y l a S e n.<br />
^<br />
29.<br />
vndt Vrfachen, warümb Sr. Churst. Durchl. zu<br />
Brandenburgs von <strong>der</strong>o Hertzogkthumb Pommern auch<br />
nur das eine halbe theilt, etwa Vor Pommern genandt, <strong>der</strong><br />
Königin, vndt Cron Schweden nicht abtretten tonnen.<br />
. Zufor<strong>der</strong>st erinnern Ihre Ercell. die Kayserl. Hochansehnliche<br />
Gevolmachtigte Herren Abgesandten Sich allerseits großgünstig-vndt<br />
gnedig. zurück, was man an Chur Brandenburg<br />
gischer. feiten Vor diesen schon Vf die ans tages kiecht gebrachten,<br />
vndt begehrten Königl. Schwedischen Satisfaotion,<br />
vor sehr nachdenckliche, vndt zu gleich das gantze Heyl. Römische<br />
Reich mitt concernirende wichtige motiven, iedoch nur<br />
so woll beygehaltenen Reichs Oon5tituti
109<br />
nlgerle^ weife o<strong>der</strong> weg^olches Mrfchmertzen, noch vor tW<br />
Lieben < Posterlsäts./vnyt^ Interessenten. Verandtwortten können.<br />
Worauf man Sich«!annoch-hiermitt'will referlret-vndl bezogen<br />
habech'Damitt män^aber auch' wa^nähet.'aä 'speclein' gehen/<br />
ondt^nfenglichiivemonstriren möge,' :Wammb ' dieselbe^ nicht<br />
eins <strong>der</strong>o Halbe^Hovhogthumb, etwa Gor,Powmern (wie man<br />
dachuf'VlelleichbtizKhlet. 'vndt^ein Auge!hüt) eben ' so-.Hbenig<br />
nicht ohne son<strong>der</strong>bahre eversion vndt.tuijt':><strong>der</strong>o Churfürstl.'<br />
Hruses'vndt'Staadts zurück laßen, noch?dabey itt gewiße sicherhelt<br />
'sitzen tvnnm So^seindt^deßen.folgende Vrsachcy.^ -./-u^<br />
::.!^.1) Die Satisfaction des^Vyrncmbsten theils Ihres Vhür<br />
FurMthmübs, alß <strong>der</strong>-'^cker vndt Mlttellmarck, dahinnem Vor<br />
Pommern die recwin Imeam'vndt Grmhe ziehet, vndt gleiche<br />
samh ldamitt etn.Händt' Ntacher, vndt weill 'solches <strong>der</strong> Schlüs?<br />
sM vndt Vor, Ällluwer zur Chur-.vndt. Marcke ' Brandende<br />
selbige 'abrr die Gnntze vndt thüre nichti allein -des Ober<br />
Sächsischen Creyse's, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Käyserl^Erblanden/Ia,<br />
des ganzen Nömischen Reichs ist> ..also auch-von dahero, eines<br />
vndt-das' an<strong>der</strong> 'theill' nach 'belieben zu, infestiren Vngcwehrt<br />
siehet sogar auch,' daß .Wer^ in Vor Pommern 'meister: vndt<br />
mächtig ist, zugleich baltzt <strong>der</strong>^an<strong>der</strong>nPrövincien Sich be,n^chtigen<br />
kan/ wie die erfahrung bißhero, genugsam^ belüget, .den<br />
ob^w-ötl hinter 'Pommern auch mitt <strong>der</strong>,Marck zusammen stö><br />
ßel,'so. ist doch <strong>der</strong> O<strong>der</strong> Stromb so-die ^Mittell^ vndt<br />
märcs scheidet,''wie'? auch.die. Warthe, .älß .beed^. L<br />
Päß'e noch <strong>der</strong>zwischen/ das von dahero so keine grosse gefahx<br />
dem Römischen Reiche-zu.besorgen. .' -> V- ',:>:<<br />
''»'2)'Weill solches'Vorbesagtes theill des'ChurfnrstenthumbS,<br />
weM abgang.'Vor Pommern gantz volr <strong>der</strong> Ostsee abgeschnitten<br />
wirdt, vndt dahero alle Correspondenzieu vndt trasiquett<br />
zu 'Waßer nlitt'!denen Henachbahrten..Potentaten:an <strong>der</strong>.Ostsee,^<br />
vndt durch den/Sundt mitt Spanien, Frankreich, Engellandt<br />
vndl Hollündt, nicht min<strong>der</strong> Preußen, Pohlen
weggehen^.bjrdt.selbige-an<strong>der</strong>s nicht alß' gar.<br />
vemb/ durch an<strong>der</strong>e ^ferw vndt weit^ abZelegene Lan<strong>der</strong> i><br />
Oertter (<strong>der</strong>en ^paße von Vor Pommerns gar Leicht M<br />
Coüpirt vndd Verhin<strong>der</strong>t.^verden konnen.)ondt' zwartHnchreu-z<br />
theils mu! ^ Lcmdt"müßen.'ängestelleti.'werden^ ^da. dach::dis<br />
in allen dingen, i Viele.-eint föndetbahrk' Lo.mmodität^ gebähvet<br />
Mt nach Sich führet. ^ .' .>.!^/^ ^'^'l''))::^ 51^ ^-^^<br />
...Z) Würde! Ihr Churfl. Tmrchl.üzu: gwMche^rwlt'.ttndt<br />
Vntergangk Ihrer banden-vndt.Vntertyaneu dieiCorrefponksuz<br />
Linie vndt trasiqucn des^ nutzbtlhren Körnhaüdels auß .Pohlen<br />
auf <strong>der</strong> Warthe biß Cüstrin; vndt.dan. .semer an<strong>der</strong>s.»i<br />
lungen von Vreßlow auß Schlesien biß Franckfutth,<br />
beedelt. Ortten <strong>der</strong> O<strong>der</strong>stromb zu Wasser: hitmnter:biß Stettin/<br />
vndt von'da wie<strong>der</strong> hmauff:<strong>der</strong> fondevbahrt^Sal^ vndc SeöhandrN><br />
womitt di^Marck, Schlesien^ vndt Mehrettl vechhett<br />
wenden, durch Vor Pömmsrn vndt dessen MigierUttg. gesperrt<br />
Weill. zwüscheu <strong>der</strong>^ Vestu.ng<br />
Cüstrin- dndtStadti Stettin ^am.O<strong>der</strong>::S^om nach. <strong>der</strong>^Nett^<br />
Marck'die'Stadt Gnffenhagen.'gelegt ivndt^z<br />
vndd.dtroselben Reglerungtzehöres, Irr^selbig^Odtt Vtromb<br />
von <strong>der</strong>"Märctifchen^Grenßeü.!änzu«chtteu-> .ünmen durch: .däS<br />
Älor ^pommcrschs gebiethe (das 'geringe.Martzisch^terrltmium<br />
außgenommcn>aü'.1)eed?wVssern bis cttl^ eine Meil wsges,iay<br />
Stettin, laüfft^.vndt.in 'deßon'dispüsitiou^ stehet „welches-Vor<br />
Pomsslertt.besitzH^' das-auch: <strong>der</strong>o tndeu 1 woll..mehrlClausutttt<br />
an beeden Vffern zu legen nrcht/ermaugelnl würde> n..".: .^ ,1<br />
/.^:.'D Wmde Äsa.dte PommenscheMesiden^^<br />
StejNtr (daran gleichwoll Ihr, Ehurst^.Nurchl- eitt.)vebeMß<br />
großes gelegen)» bort, dem gantzett Churfürstenthumb<br />
schnitten, fein^bndt^tt we<strong>der</strong> auß. <strong>der</strong> MitteÜ.^vud<br />
marck ' zu Lande^ dahin, - noch auch zu Mssee dieser chinai<br />
noch auß l <strong>der</strong> Newmarck zu Lands (eß sey datt gar zu weit
vemb bis Vf P!ri^) Hommen ikönnen//.fon<strong>der</strong>chveber all Non<br />
Pommern, berühr^'vndt! durch setzen Zebith i^reifett^ instßen ^veill<br />
dieser seitt nach <strong>der</strong> Mittcll- vndt Vckermarck alles<br />
schen. <strong>der</strong> O<strong>der</strong>-vndt dem Fluß Randow-'beltKetr>:,<br />
über <strong>der</strong> Äewmarck nebenst,.<strong>der</strong> Städte G.rieffenha^n,'H<br />
mendurie. Wildenbruch..sampt.Vttterschied.tlichetr),Adlrch^N'i-Ge^<br />
schlechtern.vndt Hcüsem fqst biß an.Pirih!ttach detzVor:PVni^<br />
merischell»Regierung gehören,I vndt Hon-,daraüß,")Waller?!<br />
nach'Steltin/zu, kommen, knn Vschin<strong>der</strong>tl:w'erden.^'l^ ^,!.^<br />
weill die^.Vor, Pommerische^Regirrung^ m'cht.-Hvett^dM des<br />
Mecklenburgischen^ Stadt Friedtlandt, ^ndt dahero Friedtlätchlschen-<br />
Caveimigenandt, beym Mwen Sunde anziirechnen, -vndt<br />
mittler VckeI/.vndt-Älewmarck biß veber^le'.Q<strong>der</strong> ' fast .an<br />
Pirih gräntzet^.^ndt. darüber .in^Vorigew^eittrtt ^an chllchili<br />
Ortten <strong>der</strong> Grentzen halbexschwere.strnttigeeitrtt''gewesen, oh<br />
woll Dieselbe je albereif bey,gelegtifein.'möchten^<br />
noch, waü.dfr Vo^.Pommerische^QrtH in. maau^<br />
geritht,/ so.lgau^dstbey/micht.Versichert ostini ävuM,f /son<strong>der</strong>s dis<br />
Me?Wzm ^x.'!>^rilH)prü6tsxtit)^H Deicht nie<strong>der</strong> ^waß'.ienseidt<br />
<strong>der</strong> ^.<strong>der</strong> lieget,- vudt.zu^'Vor.Vommerischeni Regierung' g^l<br />
höret, nebenst-dem: galten O<strong>der</strong> Strombi an beedew seilen, W<br />
hinter Pommern verbleiben-^ solte>,. tönte >denttöch'0hn^ Ihr<br />
Chui'fi« 'Durchl.'snercllichen ruin Ihres 'ganhell.^Churfürsten-thumbü/.<br />
LandtiLeüdM ündt dew Estats, ^solches-auch^nicht<br />
sein; weill es mitt.Vor Pommern 'also belvundt,, das^.die<br />
Stet.tinische hinter, Pommersche Regierungk nicht woll^ ohne /die<br />
Vor Pommersche in einer: bestendigen sicherheic bestehen, soy<strong>der</strong>n<br />
von dieser zu.ie<strong>der</strong>zelttinfestiret werden kann/ angemerckt,<br />
Vor Pommern, <strong>der</strong>. Schlüssel zu hinter Pommern ist, VuN<br />
<strong>der</strong> O<strong>der</strong>stromb durch die Haven Peene vndt Schwiene ge-
«2<br />
nandt w Nor Pommerscher Mgierung Sich .in die Ost See<br />
eromriret, vndt also nach belieben von <strong>der</strong>selben kan gesperret<br />
?) Dan: ob woll beber das noch <strong>der</strong> Fluß^Diewenow<br />
genaUdt bei CamMN in Sttttmischer Regierung seinen außfiuß<br />
in die: See'ciuch nimpt^ so ist doch selbiger i^ortug <strong>der</strong> aller<br />
Vnbequembstej'theils» lvegen <strong>der</strong> Fläche, das keine geladene<br />
Schiffe'.beber 20 odev ^5 Last können herdurch'kommen, theils<br />
<strong>der</strong> enge vndt'Krümme Halber/ das<br />
ten/ssgav.Aichtgebranchdwlrd^ So ist <strong>der</strong> an<strong>der</strong> außtauff durch<br />
die Schwine >auch nicht von großer Importanh, weiN Er von<br />
tage zu.tage mitt Sande erfüllet wirdt, vndt Man nuri mitt<br />
einem Winde in vndt außlauffen kan, Vndr in mittelst die<br />
Schrffe vorm Haffen gar Vnsicher liegen; Derowegen dieser<br />
korkp von dm Schiffern nicht an<strong>der</strong>s alß nur- im nohttfall<br />
gebraucht wirdt, Watt Sie nnnbNch den Rhuden nicht errei-<br />
chen können^ yß ist auch mii.r d^mfelbigen also beschaffen, das<br />
daseine. Vfer in Von PommelschelnRegiermtgk gehöret, ,Da,<<br />
durch,<strong>der</strong>'.lganße Stromb inach belieben kan gchemylet werden.<br />
^.-. Mer dritte außlauff abeo -"durch',die Peene > bey -Wdlgäst<br />
gehöret mitt alle an beeden Vffern ins Vor PonimerscheTe?^<br />
^! vndt ..ist -dlestr^dev^'allw bequembste^ sicherste<br />
'! <strong>der</strong> zwischen! dem Wer.Stromb "vndt, dem' EalHmeev<br />
ist^ theils wegew seiuer^tüM cheilZ wegene <strong>der</strong> "sicherhert unter<br />
Rhlldetr'füv'NNe^SiürmMmde^ .^>^^ ^:^:-^: ! j^-li!<br />
üum die^.Cron^Tchwedelr Idiöftn! poi-^<br />
allrw.alte^^ Mch.die<br />
. so woll:des.:Vctfr Strombo, ^velcheo durch<br />
Vdr^Nommern:bey Veckermünde Sich
113<br />
Vckcrmcrktschen Ortts nach willen vndt belieben gehemmet vndt<br />
gespen et werden, Vndt würde (^onFe^uenter S. Churf.<br />
Durchl. sampt <strong>der</strong>o Landen vndt Vntsrthanen, in <strong>der</strong> Ost-See<br />
schlechte Schiffahrt, vndt nach <strong>der</strong>o Herhogthumb Preußen ge-<br />
ringe o<strong>der</strong> woll keine traffiquen vndt Nahrung haben.<br />
6) Können S. Churf. Durchl. auch darümb nicht Vor-<br />
Pommenl abtretten, weill selbige Regierung vor die Hinter<br />
Pommersche Stettinische, insgemein an Fürstl. Aemptern, In-<br />
traden, Städten See Porten: vndt an<strong>der</strong>n Commoditäten, von<br />
allen die des Pom. Ortt vndt Landes kündig sein Viel beßer<br />
vndt wegen <strong>der</strong> Vnterschiedtlichen Strömbe vndt Vestungen,<br />
so Sich darin befinden Stärcker, Vöster: vndt sicher gehalten<br />
wirdt, den ob woll in den Landt Charten vndt tadull.«; 6eo<<br />
^l'g^KiolZ diese etwa einen großen brief alß Zehne scheinet, in<br />
Sich haben, so rühret doch solches dahero, das itt dieser Stet--<br />
tinischen hinter Pommerschen Regierung, nicht allein das gantze<br />
Stifft Cammin nebenst den an<strong>der</strong>n dazu gehörigen Stedtm<br />
vndt Ritterschafft, son<strong>der</strong>n auch das' Thumb Capitull ;u Cam-<br />
nebcnst denen davon dependirenden denekciis Noc:l65la3.<br />
belegen, welche billig davon außgezogen werden müssen,<br />
Zumahlen <strong>der</strong> Herhog von Croy schon zum Vischoff daselbst<br />
erwählet, wan nun solcher abzugk geschicht, wirdt <strong>der</strong> Augen-<br />
schein geben, das die Stettinische Hinter Pommerische Regi-<br />
rung auch in ciuglititate <strong>der</strong> Vor Pommerschen nichl gleich<br />
bleibt.<br />
9) Imaßett solche Vngleichheit nach absterben <strong>der</strong> Her-<br />
zoge zu Pommern vndt erloschenen Fürstl. Stamme noch grö-<br />
ßer worden, Weill dadurch die beede ansehnliche Aempter Lau-<br />
wenburgk vndt Vüthow^ mitt mehr den 50 Adlichen Geschlech-<br />
tern sambt den beeden Städten Lawellburgk vndt Vüthow att<br />
die Cwn Pohlen Verfallen, das also die Stetttnische hinter<br />
Pommerische Regirung <strong>der</strong> Vor Pommerischen be^) weitem<br />
nicht gleichet.<br />
8
114<br />
Würde Sich solches noch mehr ereigen, wan die Cron<br />
Pohlen mitt Ihrer Vermeinten Prätension, Vf dem Stolpischen,<br />
Schlawischen vndt Rügenwaldischen Ortt durchdringen wolte,<br />
dan in selbigen nicht allein zwo siadtliche Empter, son<strong>der</strong>n auch<br />
drey Vornehme Städte, als Stolp, Schlaw. vndt Rügenwalde,<br />
sambt Vielen Vornehmen Adelichen Geschlechtern belegen, das<br />
nach abgang obiger Stücken nicht tertia pars von hinter Pommern<br />
Verbleiben würde.<br />
^11) Zu geschweige« das aniho noch daselbst in hinter<br />
Pommern 4. Fürstl. Wittiben Stühle Vf denen Fürstl. Emptern<br />
besetzt sein, vndt also wegen <strong>der</strong> alimentation n^u? aä<br />
vitam keine eintzige intraden von dahero einzuhaben vndt zugemessen,<br />
hingegen Vor Pommern mitt <strong>der</strong>gleichen oneridu.«;<br />
nicht beschweret, auch bey weitem alß hinter Pommern nicht<br />
ruiniret vndt verdorben ist, son<strong>der</strong>n Sich vor jenes zimblich<br />
recolligiret hatt.<br />
12) Würde es auch große Konfusion geben, wegen <strong>der</strong><br />
Teglichen zufuhren nach <strong>der</strong> Stadt Stettin, weill selbiger Adell<br />
vndt Landtman durchauß nicht entrahten kan, Item <strong>der</strong> Hcydt<br />
Aempter, Veckermünde, Iasenitz vndt Torglow, welche die<br />
Hoffhaltung zu Stettin nebest <strong>der</strong> Stadt, wegen Jagten vndt<br />
Regalien notwendigen Vauw- vndt Vrenholtz nicht entrahten<br />
kan, weill dieselbe nahe an Stettin hinnan schießen, auch bis<br />
an die Mercksche Grentze Sich erstrecken, dieselben Vnterthanen<br />
Sie auch mitt Holtz Versorgen.<br />
13) Das Frische Haff kan noch weniger von Stettlnischer<br />
Regirung Separiret werden, weill die Fürstl. Hoffhaltung<br />
vndt Stadt Stettin nirgendt an<strong>der</strong>s her mitt Fischen kan<br />
provisionirt werden, Da nun selbiges in eines an<strong>der</strong>n frembden<br />
handt kommen solte würde, keine Churfürst!. Hoffhaltung daselbst<br />
angestellet, noch die Stadt mitt Fischen Versorget werden<br />
können.<br />
14) Die Insul Vsedom vndt Wollin, wie auch die Vhr,
115<br />
alte Residenz Wollgast, welche die ostia guvwrum machen,<br />
können ohne grundtgangck <strong>der</strong> Städte vndt aller oberwerts<br />
belegenen Pommerschen vndt Chur Vrandenb. Landen von<br />
Stettinischer hinter Pommerscher Regirung, nicht abgeson<strong>der</strong>t<br />
werden, auß Vrsachen, welche zum theill oben erwehnet, vndt<br />
daß das frische Haff ohne dieser Oertter Vnterthanen, die es<br />
befischen müssen, nicht kan genossen werden.<br />
15) Schließlich, Vndt wan auch <strong>der</strong> Cron Schweden nur<br />
eintzig vndt allein, die Insut Rügen nebest <strong>der</strong> Stadt Stral-»<br />
sundt, welche Ihrer Situation vndt Vermogens halber Sich<br />
gnugsamb redoutable bezeugen kan^ folte vebevgeben werden/<br />
So würde iedoch alß datt in Ihren machten stehen, da einiger<br />
Krieg zwischen Ihr vndt an<strong>der</strong>n Potentaten erwachsen sötte,<br />
das Sie alle vebrige ?0rtu5, zum <strong>Greifswald</strong>t, Peenemünde<br />
vndt Schwine, zuschließen, vndt dieselbe von dar auß inutil<br />
machen konte.<br />
Auß welchen gründtilchett vttdt Vff begehren künfftigm<br />
mehrern bericht, klaar vndt ossenbahr zu vernehmen, auch auß<br />
<strong>der</strong> Landt Charten Augenscheinlich zu remonstriren, wie hoch<br />
daran gelegen daß das Hechoglhumb Pommern mitt dem<br />
Churfl. Hause Vrandenburgk zu Conservirung deßen Staats<br />
Vereiniget, vndt so viel möglich die dtsmembration Vcrmitten<br />
bleiben möge.<br />
Vorbehaltlich fernern<br />
bericht vndt Nohttursst.<br />
30.<br />
Abgedruckt in Meiern ^cw paois ^eötziliälicäs ^oiu. IH<<br />
P. 754. 759.<br />
Abgedruckt eben da. ^om. III. ^. 787.
32.<br />
Der Churfürst!. Durchleüchtigkeit zu Vrandenburgk Vnsers<br />
gnädigsten Churfürsten vudt Herrn Hochansenliche Herren<br />
Gesandten, Hoch vndt Wolgeborne Wol Edler, Vöster vndt<br />
Hochgelarter respeetive gnädige vndt Hochgeehrte Herren.<br />
Alß ve<strong>der</strong> demjenigen was von wegen S. Lhurfi. Durchl.<br />
zu Vrandenb. Vnsers gnedigsten Churfürsten vndt Herrn, V.<br />
E. E. Hoch Grafi. Gnad. Ercell. Ercell. vndt Gstn. dieser<br />
Friedens Tractaten halber vndt In specie die Pommersche<br />
Lande betreffende, an die Pommersche Landt Stände zu bringen<br />
Vnß in gnaden vndt Gunsten an die handt geben, dieselbe<br />
auch auf Vnsere beschehene Relation auß Stettinischer,<br />
Wolgastischer vndt Stisstischer Regirung darüber im Verschienen<br />
Monath Ottobri Sich zusammen gethan, Vndt einer gewißen<br />
Meinung Vereinbahret, So haben Sie bey Jüngster<br />
Post Vnß anbefohlen E. G. G. Hochgräst. Gnad. Ercell.<br />
Vrccll. vndt Gstn. Dero wolgemeinte gedancken Vermittelst<br />
<strong>der</strong>o Vnter- vndt Dienstwilligen grußes zu hinterbringen, Vndt<br />
zwar <strong>der</strong> gestalt, das Sie mitt Vnterthenigsten dancke erkennen,<br />
das S. Churst> Durchl. Vnser gnedigster Herr in <strong>der</strong>o<br />
gnedigsten affcction gegen <strong>der</strong>o Vnterthenigste vndt gehorsambste<br />
Landt Stände in Pommern beharlich .Verbleiben, in dem Sie<br />
ohne <strong>der</strong>o Consenß vndt einrahten in <strong>der</strong> Pommerschen Sache<br />
nichts bey diesen algemeinen Friedens Tractaten zu verhandeln<br />
vndt zu schließen gemeinet, auch für <strong>der</strong>o Libertät vndt<br />
Wolfahrt gnedigste Sorgfalt tragen, Vnterthenigst bittende,<br />
S. Chursi. Durchl. wollen darin gnedigst Continuiren, Vndt<br />
Sich versichert halten das Sie, die Landt Slande Sich hin<br />
wie<strong>der</strong>umb also bey gegenwerttigen Zustande Comportiren werden,<br />
wie es <strong>der</strong>o Vnterthenigste devotion gegen S. Churst.<br />
Durchl. Ihren gnedigsten Herrn gemeß ist, vndl die möglichfeit<br />
zu geben wirdt. So viele aber das Werck an Ihme selbst anreicht,<br />
Vernehmen Sie Vngern, das es dahin kommen, das Sie
117<br />
mitt <strong>der</strong>o Vnterthenlgsten bedencken S. Churfl. Durchl. darin<br />
an die handt gehen, Vndt fürschlegc thuen folten, was für<br />
ein theitt von Pommern zur Satisfaction Hinzügeben sein mochle,<br />
Vndt Vermeinen Sie das Ihnen nicht geziemen o<strong>der</strong> gebühren<br />
wolle, S. Churfi. Durch!. Vnserm gdstn. Herrn darin Vorzu-<br />
greifen, Ihnen auch ohne das solches hochbedencklich sey, zumah-<br />
len keiner Vnter Ihnen VerHanden, <strong>der</strong> nicht Lieber bey seiner<br />
Eventual gehuldigten Ordentlichen Obrigkeit zu bleiben, begi-<br />
ng wehre, alß daß Er Sich an an<strong>der</strong>e Herrschafft solle Ver-<br />
weisen laßen, Sie geleben auch <strong>der</strong> tröstlichen Zuversicht, Eß<br />
werde Gott annoch mittell vndt Wege an die handt geben, das<br />
es'solcher Consultation ftpner nicht bedürffe, Derowegen Sie<br />
Ihre Voriges Vnterthenigstes gehorsambstes pitten an S. Churfl.<br />
Durchl. nochmahlen wie<strong>der</strong>holen, Sich durch InterPosition an-<br />
wesen<strong>der</strong> Vornehmer-Legaten vndt Vottschafften eüßcrst dahin<br />
zu bemühen, das es auf an<strong>der</strong>e Wege gerichtet, Vndt zu Sa-<br />
tisfactionsmitteNn an an<strong>der</strong>n Ortten gelaßen werden moge.<br />
Solte aber über alles Verhoffen solches nicht zu erhalten<br />
sein, zweifflen Sie nicht S. Churfi. Durchl. Vnser gnedigster<br />
Herr, werden woll ertregliche vndt <strong>der</strong>gleichen fürschläge thuen,<br />
dadurch das Heil. Rom. Reich vndt <strong>der</strong>oselbst eigene Lande<br />
nicht in Vnsicherheit gesetzet werden, Vndt wan dieselben ge-<br />
schehen, es dahin gnädigst Weiler dirigircn, das nichts darin<br />
geschloßen werden möge, ehe vndt bevor die Sämptliche Pom-<br />
mcrsche Landtstende auf ci
118<br />
mori, dem Hochlöblichsten Churhause Brandenburg! von Fürsten<br />
zu Fürsten, vndt <strong>der</strong> Rom, Kayserl, Maytt. Alß Ihr<br />
König!. Maytt. zu Schweden höchstgeehrten Herrn Vattern<br />
glorwürdigsten angedenckens vndt <strong>der</strong>o höchst Löbl. Cron<br />
Schweden in soeäeryz vndt <strong>der</strong> itzo Regierenden Königl,<br />
Maytt. selbsten in <strong>der</strong>o ertheileten Pnterschiedtttchen gnedjgsten<br />
Königl. re50luti0nibu5 Consirmirten Privilegien nicht geschehen<br />
könne. Dabey aber ist ferner Ihr Vnterthenigstes gehörsambstes<br />
bitten, wie S. Vhurfl. Durchl, Sich alle Zeit gnedigst<br />
dahin erkleret, das Sie <strong>der</strong>o Pommersche gehorsambe Stende<br />
bey Ihren I^ivUeAÜg vndt Freyheiten, wie dieselbe Hey leb-«<br />
zelten <strong>der</strong> Hertzogen zu Stettin Pommern gehabt, gnedigst laßen,<br />
schützen vndt handthahen wollen, Ihr auch gnedigst nicht<br />
zu wie<strong>der</strong>« wehre, das solches in das Instrumentuin ^aciz<br />
gebracht würde, Vndt son<strong>der</strong>lich in <strong>der</strong>« Chuvfi, Resolution<br />
sub ägw Vrüningen am 8, Augusti lauffenden Jahres Sich<br />
ferner dahin gnedigst Vernehmen laßen, das Sie zu dem theill<br />
so etwan in die Trattaten lauffen möchte, nicht weniger Landts<br />
Vetterliche vndt gnedigste affettion tragen, alß zu dem jenigen<br />
so Ihr Verbleiben würde, Alß wolten Sie auch bey diesem<br />
023N den Pommerschen Stenden die hohe gnade, zu mahlen<br />
Ihnen keine größere vndt höhers aus dieser Weldt itzo wie<strong>der</strong>-.<br />
fahren magk, enveisen, vndt bey diesen Friedens Tractaten<br />
(welchen Gott zu beruhigung <strong>der</strong> Christenheit einen glücklichen<br />
außgang gnedigst Verleyhen wolle) die gnedigste befür<strong>der</strong>ung<br />
thuen, vndt pro conäitiony anhangen, das Für 1< <strong>der</strong> ^rticuluH?0inei-2QiciiF)<br />
Wie Er itzo emendiret vndt hiebey gefüget<br />
ist, entwe<strong>der</strong> dem Instrumente ?ao!I univ^l-sIlis) o<strong>der</strong>,<br />
Tofern zwischen <strong>der</strong> Königl. Maytt. zu Schweden vndt S.<br />
Churst. Durch!, Vnserm gnedigsten Herrn wegen Pommern<br />
ein neben receß vndt InstrumeiUmn worauf Sich das<br />
et pnkiicuin erpresse referirte, Vndt also vlin<br />
et leAis public2o hette, aufgerichtet würde, solchen
indem einhält wie Er itzo abgefaßer ist, inseriret werden möge,<br />
Zllmahlen alles was darin enthalten nicht alleine auf höchster<br />
äquität beruhet, son<strong>der</strong>n auch die Pommersche'Landt Stände<br />
bey Lebzeiten <strong>der</strong> Hochlöbl. Hertzogen zu Stettin Pommern<br />
Christsehl. angedenckens ex I^iivile^iorum dis^ositione) 2n-<br />
liceva oonZvetuällie et lon^isslma perce^tione gehabt, vndz<br />
in P055653I0N0 vel c^vazi deßen gewesen wozu S. Churfl.<br />
Durch!, desto geneigter gnedigst befinden werden, theils wegen<br />
<strong>der</strong> reciprocirten Erb Verträge vndt hoch Verbindtlichen Chur-<br />
fürstl. reversalen, krafft <strong>der</strong>en S. Churfl. Durchl. Vnser gdstr.<br />
Herr Sich nichts zu wie<strong>der</strong>n sein lassen wirbt, wie Sie ohne<br />
das zu Confirmation <strong>der</strong> Pommerschen Stende Privilegien,<br />
immunitätcn, Gerechtigkeiten vndt gewohnheiten, auch was Sie<br />
Sich selbst zu gute aufgesetzet, dadurch obligat sein, das auch<br />
also an diesen Orthe dcshalber den Stenden in Insti-umento<br />
?2ci5 Live communi siv6 parti culai-i bestendige Versicherung<br />
wie<strong>der</strong> fahre, theils das die Pommersche Stende bey diesen<br />
gefehrlichen Zeiten, .Vnerachtet Vieler wie<strong>der</strong>werttigkeit Stets<br />
Standhafftig bey den beschworen Erb Verträgen Verpleiben,<br />
Vndt Sich gegen das hochstlöbl. Churhauß Vrandenb. vnver-<br />
weißlich bezeiget, theils das S. Churfl. Durchl. Vnser gnedig-<br />
ster Herr solche Vttterthenigste gehorsambsie bezeigung gnedigst<br />
erkandt, vndt durch E. E. E. Hochgräfl. Gnad. Ercell. Ercett.<br />
vndt Gstn. Sich dazu in Vnterschiedtlichen mahlen gnedigst ge-<br />
gen Vnsere wenige Personen erbitten laßen.<br />
Vndt ob schon 2) ein vndt an<strong>der</strong> Orth hingegeben wer-<br />
den müste, welches man doch nicht hoffet, son<strong>der</strong>n zu Gott<br />
das Veste Vertrawen hatt, eß werde diesem schweren wcrcke<br />
noch durch an<strong>der</strong>e bequemere güttliche Mittell vndt Wege kön-<br />
nen abgeholffen werden, das dennoch die Pommerische Stende<br />
vndt Einwohner dadurch nicht mögen getrennet werden, son-<br />
<strong>der</strong>n ein t^nr^uZ Verbleiben, Ihre (^ommunia) pl'ivile^ia 6t<br />
3) Kirchen vndt Hoffgerichts, wie auch Policey Ordnung,
120<br />
Regiments Verfaßung, gemeine Statuta vndt Landttages Ab-scheide,<br />
vndt wie es sonst nahmen haben magk, Vnverrückt'<br />
vndt vngeen<strong>der</strong>t behalten, auch die Reichs vudt Creyß Steürew<br />
pro^oi-tionIkilitsr von dem gantzen Lande nach Altem herkommen<br />
aufgebracht vndt abgetragen, Imgleichen den Ställden<br />
sampt vndt son<strong>der</strong>s,, wie auch in Zpecie den Stedten an<br />
Ihrer Allen Correspondentz veblichen Conventen vndt an<strong>der</strong>n<br />
5uribn5 im geringsten nicht präjudiciret o<strong>der</strong> Ichts waß benommen,<br />
noch dupch die abgehenden Oertter den vebrigen ininutuis,<br />
ab vndt zuführen, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n fellen mitt einigen Zöllen<br />
vndt an<strong>der</strong>n Imposten o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>e wege kein eindrangt<br />
vndt beschwer, auch wan einer o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> belieben tragen<br />
würde, Sich an an<strong>der</strong>e Oertter zu begeben, vndt Seine im<br />
Lande habende Lehne vndt güther zu vereüßern, demselben solches<br />
nicht Verwehret, vndt <strong>der</strong> Consensi Versaget noch sonsten<br />
einige Verhin<strong>der</strong>ung zugefügt werden möge.<br />
3) Das auf solchen Vnverhoffttn fall gewiße Nmitez<br />
vndt Grentzen zwischen beyden Ortten richtig beschrieben vndt<br />
specificiret werden: Damitt aller anlaß zu Streitt vndt-Wi<strong>der</strong>willen<br />
bey Zeile auß dem Wege gereumet, Vndt da ms<br />
künfftige ve<strong>der</strong> Verhoffen hierüber o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Streitigkeiten<br />
zwischen den barren Successoren <strong>der</strong> abgehenden vndt bleibenden<br />
Oertter halber Sich begeben wurde, das dieselbe nicht vi^<br />
tact!, son<strong>der</strong>n in gute nach anleitung <strong>der</strong> zwischen den Hochlöbl.<br />
Hertzogen zu Stettin Pommern Christmilden angedenckens.<br />
aufgerichteten Erb Verträge vndt Landt Privilegien, auch veblicher<br />
observantz Componiret vndt beygelegt werden mögen. .<br />
4) Imgleichen thuen Sie wolmeintlich erinnern, das wegen<br />
<strong>der</strong> Fürstl. Sepultur wie auch <strong>der</strong> Verlaßenen schulde<br />
halber eine gewiße Veranlaßung gemacht werde, damitt die<br />
Herren ZuccesZoi-es pro rata solche befür<strong>der</strong>n vndt tragen^<br />
vndt <strong>der</strong> Fürst!. Cörper seine letzte yhre bekommen, auch
121<br />
S. Hochsehl. Fürstl. Gnad.Fürstl. LeÜMNth gerettet wer-<br />
dell moge.<br />
Was sonsten auf diesen Vnvermuhttichen dismembrations-<br />
fall wegen rechtmeßiger Nelaration vndt aufi^supg <strong>der</strong> Reci-<br />
procir.ttn >.hoch. Perbindllichen Erb Vertrage vndt abgelegten<br />
Evcutual Huldigungspflicht ohne welcher Niemaudt gebühren<br />
will Sich an einige an<strong>der</strong>e vndt frömbde Herrschafft Verwei-<br />
sen zu lassen, noch weiter möchte zu erinnern vndt dabey zu<br />
beobachten sein. . Damitt haben die Pommerische Laudtstäude<br />
S. Churfl. Durch!. Wsern gnedigsten Herrn vndt Sich selbst<br />
noch Zur Zeitt gerne Verschonen wollen, Zumahlen, wie oben<br />
erwehnt, Sie zu dem grundtgütigen Gott die Hoffnung ha-<br />
ben, Er werde die gemüther dahin in gnaden Lencken vndt rc-<br />
giren, das'darauf zu gedencken nicht vonnöhten seie.<br />
Dieses ist nun, was Vnsere Herren Principalen Vff das-<br />
jenige, wa^ Wir an Sie von etlichen Monaten hel o gelan-<br />
gen laßen, Vtiß bey negstcr Post zugeschrieben, Welches Wir<br />
E. E. E. Hoch Gräfi. Guad. Erccll. Ercell. vndt Gstn. hie-<br />
milt Vuterdienstl. anfügen wollen, mitt gehorsahmer bitte, sol-<br />
ches S. Chui'ft. Durch!. Vnsern gnedigsteu Churfüisten vudt<br />
Herrn Vermittelst <strong>der</strong>o Vielgültigen recommeudatiou Vitterthe-<br />
nigst zu referiren, auch von wegen Vor höchst gemelter S.<br />
Churft. Durchl. bey vortsei)ung <strong>der</strong> Tractateu ^eber Poinmern<br />
diese wolgemeinte erililieiuligen loco oonditionum mitt anzu-<br />
hengeu, vndt <strong>der</strong> Herrn Landt Stände gnädig vudt hochgüu-<br />
stig darunter zu geruhen, Welches vmb S. Churst. Durchl,<br />
Vuserui gnedigsten Herrn Sie mitt Vutertheuigster bestendl'a-<br />
ster devotion vemb E. E. V. Hoch Grast. Gnad. Errett.<br />
Ercell. vndt Gstn. aber mitt aller Vnterdienstl. bezeiguug zu<br />
verschulden vndt zu wie<strong>der</strong>n geftißen sein, Vndt thuen daneben<br />
S. Churst. Durchl. Vusern guedigsten Herreu, wie. auch E.<br />
E. E. Hoch Grast. Gnad. Ercell. Ercell. vndt Gstn. Wir<br />
Vusere Wenige Personen i'e^eclive Vnterthmigst vudt Vn-
122<br />
terdienstlich zu bcharlichen Churfl< Hulden, gnaden vndt gunsten<br />
recommendiren.<br />
Oßnabrügk am 1?. Novembr.<br />
Ao. 1646.<br />
'<br />
'<br />
...<br />
Wendische Geschichten <strong>der</strong> Karolingerzeit.<br />
Einleitung.<br />
Die Zeugen. . , >, ^ . .)<br />
it dem Ende des achten Jahrhun<strong>der</strong>ts beginnt die geschicht<br />
liche Kunde von den Slaven an <strong>der</strong> Ostsee. Damals kamen<br />
sie zuerst mit den Franken in Berührung, und alsbald trat ein<br />
zwiefacher Gegensatz hervor, <strong>der</strong> Germanischen Volkseigenheit<br />
gegen die Wendische und <strong>der</strong> christlichen Kirche gegen das Heidenthum.<br />
Beide haben ihre Lösung gefunden, indem die Wendische<br />
Religion unterging, und die Wendische Sprache verstummte,<br />
aber erst nachdem in einer langen Zeitfrist <strong>der</strong> Kampf<br />
manche Stadien durchlaufen. Was von ihm in die Karolingische<br />
Periode fällt, kann nur als die Einleitung betrachtet<br />
werden, es ist wie je<strong>der</strong> Keim wenig und viel bedeutend zugleich.<br />
Die Zeugen dafür sind sämmtlich Germanischer Abkunft<br />
und christlicher Religion. Nur wenigen <strong>der</strong>selben erschien, was<br />
sie im Wendenlande erlebten, als Hauptsache, als Gegenstand<br />
ausschließlicher o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>er Erwägung; bei weitem die<br />
Mehrzahl sahe es an als untergeordnet den größern Weltbe-
124<br />
gebenheiten des Jahrhun<strong>der</strong>ts. Wer nun jene Ereignisse zu<br />
einem eignen historischen Vilde ordnen will, muß zerstreute<br />
slussagen von hie und da zusammen bringen. Einem solchen<br />
Unternehmen kommen Pertz Monumenta auf das hülfreichste<br />
entgegen. Durch sie findet man sich sofort mitten in den Kreis<br />
<strong>der</strong>er versetzt, die abzuhören sind; manche werden hier zum ersten<br />
male vorgeführt, alle treffend gewürdigt und ihr Verständniß<br />
in mehrfacher Weise geför<strong>der</strong>t. Nur Weniges bleibt außer<br />
dieser Versammlung aufzusuchen^<br />
Wie aber <strong>der</strong> Kampf, um den es sich handelt, ein zwiefacher<br />
ist, so treten dem gemäß auch die Zeugen in zwei Neihcn,<br />
die geistliche und die weltliche, aus einan<strong>der</strong>.<br />
Auf dieser Seite, steht Karl <strong>der</strong> Große selbst. Wenigstens<br />
eins seiner Capitularien ^) berührt die Wendischen Angelegenheiten.<br />
Neben dem Kaiser sein vertrauter Dienstmann<br />
Einhard. Für die ersten fünfzig Jahre des weltlichen Kampfes<br />
<strong>der</strong> beiden Nationen (760—830) ist er durch die Annalen, die<br />
seinen Namen tragend), durch die von ihm bearbeiteten des<br />
Klosters Lorsch 2) und durch sein Leben Karls des Großen ^)<br />
<strong>der</strong> Hauptzeuge, <strong>der</strong> alle übrigen weit überragt. Hinter ihm'<br />
folgen zwei andre Biographen des großen Kaisers, <strong>der</strong> Sächsische<br />
Poet 5), -wenig mehr als Versificator <strong>der</strong> Annalen Ginhards,.<br />
und <strong>der</strong> Mönch von Sanct Gallen ^), ein leichtfertiger,<br />
sorgloser Berichterstatter, zwei Biographen Ludwigs des Frommen,<br />
Theganus Landbischof in Trier?) und ein Ungenann-<br />
aä I'ectonelv villani äatum in anno 5 i i i<br />
(805) in t'eri? HIonuiu. III. p. 131. ?c.<br />
a. a. O. I. p. 12ä. :c.<br />
». a. a. 3).<br />
") einkllrlli vit» «nroli Hl. a. a. D. U. ?. äW. :c. ><br />
>) rosta 8»xn. a. a. D. I. p. 22ä. :c. . i<br />
^) ^on^ct^i ßan^2lleti328 ^esta K^roli imperator!«, a. tt< ^'<br />
x. 726. 2t.<br />
riil. a. a. O. II. ^» ,595.
125<br />
ter °), belde die Wendischen Handel nur lnl Vorübergehen berührend,<br />
<strong>der</strong> Mönch, <strong>der</strong> die ^Chronik von Moissac in Aquilayien<br />
2) schrieb und die Verfasser zweier Hefte Annalen aus<br />
dem Kloster Lorsch, die unter sich und von <strong>der</strong> früher erwähnten<br />
Arbeit Einhards verschieden sind "). Im weitesten Abstande<br />
von dem Führer des Zuges befinden sich die Klosterleute,<br />
welche die Alemanischen und Wolfenbütteler Annalen,<br />
die sogenannten Nazarischen ^.) und Petavischen nebst denen<br />
des Klosters St. Amand in Hennegau ^) nie<strong>der</strong>schrieben,<br />
dürftige Aufzeichnungen am Rande <strong>der</strong> Ostertafeln, die alle<br />
neunzehn Jahre den Kirchen und Klöstern <strong>der</strong> abendländischen<br />
Christenheit mitgetheilt wurden, um die gleichzeitige Feier <strong>der</strong><br />
beweglichen Feste zu sichern "). Durch alle diese Nebenzeugen<br />
wird Einhard hin und wie<strong>der</strong> ergänzt, berichtigt er durch<br />
keinen, sie alle nicht selten durch ihn.<br />
Wo er schweigt, nehmen die Fortseher seiner'Annalen in<br />
Fulda und im Kloster St. Berlin in Flan<strong>der</strong>n seine Stelle<br />
ein, so daß bis in die Zeit des Krieges unlcr den Söhnen<br />
Ludwigs des Frommen ^) den Annalen von St. Berlin ^)<br />
<strong>der</strong> Vorrang zusteht. Späterhin wenden sich diese Hauptfach-'<br />
lich den Westfränkischen Ereignissen zu; was in Ostfranken<br />
und im Wendenlande geschah, haben zumeist dielFuldcr An-<br />
b) Vitli Illlillo^vici imperatorÌ8. a. a. D. II. P. 60^. 7c.<br />
6) Olirolncon ^Ioi8.
126<br />
nalen i6) aufbewahrt, doch bleibt neben ihrem Zeugniß fortwährend<br />
das <strong>der</strong> Vertinischen Jahrbücher vor an<strong>der</strong>n gewichtig.<br />
Erst nach ihnen folgen die Mantener Annalen ^ ^). Selbst<br />
Nithard, wie werthvoll sein Geschichtbuch ^) in an<strong>der</strong>er Hinsicht,<br />
ist für die Wendischen Händel nur als Neben;euge zu<br />
betrachten. Am Ende des Zeitraumes aber erscheint wie<strong>der</strong><br />
ein gekröntes Haupt, König Aelfred <strong>der</strong> Große, <strong>der</strong> die Reihe<br />
<strong>der</strong> weltlichen Zeugen beschließt, wie Kaiser Karl sie beginnt.<br />
Aelfrcds Germania nebst den mit ihr verbundenen Reiseberichten<br />
des Other und Wulfstan ^) enthält wie für die Geographie<br />
des Nordens überhaupt, so auch für die des Wendenlatt-des<br />
schätzbare Nachrichten.<br />
Den weltlichen Zeugen gegenüber ordnet sich <strong>der</strong> Zug <strong>der</strong><br />
geistlichen. Es sind ihrer bedeutend weniger, doch gehen auch<br />
sie ihrem Charakter und <strong>der</strong> Zeit nach in zwei Gruppen aus<br />
einan<strong>der</strong>. Chronologisch scheidet sie das Jahr 888, das Todesjahr<br />
St. Nimberts, des zweiten Erzbischofes von Hamburg.<br />
Vis zu diesem Zeitpunkt sind Nimbert selbst, als Biograph des<br />
heiligen Ansgar ^°), und ein ungenannter Mönch des Klosters<br />
Corvey 2i), dn wie<strong>der</strong>um Nimberts Leben ^) beschrieb, die<br />
vor<strong>der</strong>sten <strong>der</strong> Reihe. Ihren Zeugnissen geistesverwandt sind<br />
die Biographien des heiligen Liudger ^) und des heiligen<br />
Willehad 24), diese als Werk Ansgars zur Einsicht in die<br />
5 6) ^nnaie» 5ui6en8e« in kertx klon. I. x. 337. u. «sie sind<br />
bis 838 von einem Mönche Enhard, dann bis 863 vom Rudolf, <strong>der</strong> letzte Theil<br />
(863^-901) von verschiedenen Ungenannten geführt.<br />
") ^nnnies Xantens, a. ll> O. II. P. 217. tt.<br />
") ^itkaräi distorme, a. ll. O. II. P. 6^9. ?c.<br />
22) König Aclfrcds Germania, übersetzt und erläutert in Dahlmanns<br />
Forschungen B. 1. S. 403. :c.<br />
2") kun<strong>der</strong>ti vit» 8. ^N8ilNrii in kort^ ^on. li. p. 683. :c.<br />
2l) Daß <strong>der</strong> Verf. in Corvey lebte, scheint aus einer Nottz Adams von<br />
Bremen hervorzugehen. ^ä»m. Lrem. 28.'<br />
2 2) Vita 8. Aiw<strong>der</strong>ti in l'erti Hlon. N. p. 766. :c.<br />
rläi vit» 8. I.iu6ßeri. a. ll. O. II. P. ^03. :c.<br />
vit» 8. ^Mekaäi. a. a. O. II. ^. 378. tt.
127<br />
Denkweise des Mannes nicht ohne Bedeutung, jene für die<br />
Charakteristik <strong>der</strong> Zeit und des Kreises, welcher <strong>der</strong> Heilige<br />
angehörte, .von Wichtigkeit. Denn Liudger war es, in dem<br />
sich zuerst die allerdings nicht eben fern liegende Vorahnung<br />
regte, was vom Norden her zu erwarten stehe, und was <strong>der</strong><br />
Kirche dort obliege. Von Ahnungen und vorbedeutenden<br />
Träumen sind überhaupt alle Zeugen dieser Gruppe wie ihre<br />
Aussagen erfüllt. Dadurch unterscheiden sie sich eben so sehr<br />
von allen weltlichen, die doch auch zum nicht geringen Theile<br />
dem Clerus und dem Mönchsstande angehörten, als von ihren<br />
eigenen spätern Genossen, welche von den kirchlichen Ereignissen<br />
im Norden nach dem Jahre 888 Nachricht geben. Schott<br />
im Ermoldus Nigellus, dessen Lobgedicht auf Kaiser Ludwig<br />
den Frommen ^) die Gründung <strong>der</strong> Dänischen Mission und<br />
die Taufe des ersten Dänen rednerisch erzählt, mattgelt jene<br />
phantasierciche Innerlichkeit, obwohl sein Leben noch in die ersterwähnte<br />
Periode fällt. Die geschichtlichen Zeugnisse <strong>der</strong> nachfolgenden<br />
sind gar entschieden an<strong>der</strong>er Art, theils Urkunden,<br />
theils Annalen <strong>der</strong> ältesten Form, den Alemannischen und ihren<br />
Geschwistern zu vergleichen. So sind die Corveyer Fasti ^^^<br />
und nicht an<strong>der</strong>s können auch die Nachrichten gewesen sein,<br />
welche Adam von Bremen bei seiner Domkirche vorfand, und<br />
die verarbeitet in dessen Geschichte des Hamburger Erzstiftes ^^)<br />
enthalten sind. Und alle diese nüchternen Nachrichten betreffen<br />
fast nur die äußern Verhältnisse des ErzbisthumS, die von den<br />
Gewährsmännern <strong>der</strong> traumreichen Zeit wenig beachtet werden.<br />
h. 2.<br />
Land und Volk <strong>der</strong> Wenden.<br />
Einhard hat <strong>der</strong> christlichen Welt zuerst den Namen <strong>der</strong><br />
"') Lrniollli I^l^eili c2l'linnn. a. a. O. II. p. ^64. ?c.<br />
2 6) 5ll«ti 6ordel6N865 in Wigands Archiv für Geschichte und Alterthumskunde<br />
Wcstphalens B. 5. S. 1. :c.<br />
itt<br />
reruin (^criuanlcarmn se^tentrwnalium. Hamli. 1706.
Ostsee bekannt gemacht. Ein Meerbusen, berichtet cr ^), streckt<br />
sich vom westlichen Ocean gegen Osten zu in unbekannter<br />
Lange, nirgend breiter als hun<strong>der</strong>t tausend Schritte, an vielen<br />
Stellen schmaler: Ostarsalt ^) nmnen ihu die Dänen. Sie<br />
und die Schweden haben die Rordseite und alle Inseln jenes<br />
Meerbusens inne, an <strong>der</strong> Südseite wohnen neben unterschiedli-<br />
chen an<strong>der</strong>n Nationen die Nisten und die Slaven. Die letztem<br />
wurden von Einhards Zeitgenossen auch Wenden genannt ^).<br />
Ihr Land reichte westlich bis an die Saale und Elbe *) ; als<br />
Grenze gegen Nordwest ergiebt sich durch einen Schluß von<br />
späterer auf frühere Zeit ^) <strong>der</strong> Lauf <strong>der</strong> Ville und <strong>der</strong> aus<br />
dem See Colse (dem Ploner See) heraustretenden Sventine<br />
bis zu ihrem Ausfiilß ins Meer; nach Morgen hin fand Wulf-<br />
stan auf <strong>der</strong> Fahrt von Haedum gen Truso Wendisches Land<br />
zu seiner Rechten bis an die Mündung <strong>der</strong> Weichsel ^).<br />
Ueber die Natur des also umzogenen Raumes verlautete<br />
nicht viel. Nur ein Fluß Pana, in dem man leicht die Peene<br />
erkennt, wird darin erwähnt, und auch er nur einmal ^).<br />
Mehr berichten die Zeugen von den Völkern, die das Land<br />
bewohnten, und mit denen die Frankenkönige wie<strong>der</strong>holte<br />
1) Link, vita Karoli m. 12. Linli. nnn. 8N8.<br />
2) 8 alt heißt im Altnordischen und noch jcht im Isländischen Meer.<br />
') Die Beweisstellen finden sich gesammelt im Index zum crstm Bande<br />
<strong>der</strong> Monumenta von Pertz 8. v. ^Vinelli. .<br />
*) Link. »nn. 782. 780. knet^ 8»xo I. »nn. 780. v. 12—15.<br />
') Ganz Nordalbingien machte den Hamburger Kirchcnsprcngel aus. V!ta<br />
8. ^n^c. 12. Dessen Grenze gegen die Blsthümer Raheburg und Lübeck, die<br />
später innerhalb des Hamburger Missionssprcngcls unter den Slaven gegründet<br />
wurden, muß also mit <strong>der</strong> Grenze Nordalbingicns gegen das Wcndenland zusammen<br />
fallen. Die Grenze, welche Adam von Bremen angiebt (^önn,.<br />
Nl-.ni.b2.), ist die von Karl dem Großen Und den übrigen Kaisern vorgeschriebene,<br />
also nicht mehr die ursprüngliche. Wedekind (Noten zu einigen<br />
Geschichtschr. I. S. 1. tt.) sieht in ihr die Glcnzscheide einer Sachsenmark<br />
für <strong>der</strong>en Vorhandensein als Landschaft ich in <strong>der</strong> Karolingerzcit keine befriedigenden<br />
Zeugnisse finde.<br />
6) Dahlmanns Forschungen B. 1. S. ^28.<br />
') ^uu. I.Hure»k»lu. Okrsuii. 789.
129<br />
Kämpfe zu bestehen hallen. Abodrlten, Soraben, Niszen,'Vöheimer,<br />
Marvaner, Prädenecenter: das waren'nach Einhard ^)<br />
die Namen sämmtlicher Slavenvölker im östlichen 'Germanien.<br />
Von ihnen hatten die zuletzt erwähnten ihre-Sih'e'in Dacien/<br />
den Vulgären zunächst ^), die Marvaner in Mähren, die Voheimer<br />
in dem gleichnamigen Lande, die Sorabett zwischen ver<br />
Elbe und Saale ^"), an <strong>der</strong> Baltischen Küste aber die Wilzen)<br />
welche sich selbst Wciataben nannten ^), und lieben ihnen blS<br />
an die Nordwestgränze des<br />
die Apdrede König Aelfreds, die er nördlich von den Mtsach><br />
sen und östlich von den Süddänen wußte ^). :<br />
Die beiden Wendenvölker an <strong>der</strong> Ostsee, mit denen die<br />
nachfolgende Darstellung sich allein beschäftigt, zerfielen wie<strong>der</strong><br />
in Völkerschaften, vermuthlich in mehrere, als in <strong>der</strong> Karolingcrzeit<br />
namhaft gemacht werden. Genannt finden sich von<br />
Einhard als zu den Abodriten gehörig die Smeldinger und<br />
kinonen, hart am rechten Ufer <strong>der</strong> Elbe ^). Eine gleichzeitige<br />
Chronik, welche die Linonen Lanai nennt, fügt ihnen die<br />
sonst nirgend erwähnten. Bethenzr o<strong>der</strong> Vechelenzer bei ^).<br />
Als eine Wilzische Völkerschaft bezeichnet König Aelfred die<br />
Aefcldan o<strong>der</strong> Häfeldan ^): man hat in ihnen die Heveller<br />
erkannt, <strong>der</strong>en Deutsche Geschichlbücher erst später zur Zeit<br />
König Heinrichs des Ersten als Anwohner <strong>der</strong> Havel gedenken.<br />
°) Link. an«. 822. Vita baroli IVI. 15.<br />
") Link. anli. 82^.<br />
'«) !.. c. 762.<br />
^') Dahlmann a. a. O. S. ^l8. ä20.<br />
^") Linli. »nn. 808. 8l1. I^icet (^oäofl-iäuz Xdoärltoruin<br />
flirte« 8ll)i vectl^lile« 5eCl8«et I^incne.'z et 8mkllIinA
130<br />
eine Charakteristik dieser Wendischen Volker lassen<br />
sich die Zeugen nirgend ein, nur gelegentliche Aeußerungen,<br />
oft erst Schlüsse, die aus jenen abgeleitet find, helfen ein skizzirtes<br />
Bild ihres.Lebens entwerfen.<br />
Der. heilige Ansgar kaufte Knaben von den Wenden.<br />
Von seinen Kirchkin<strong>der</strong>n wurden Christeu, die durch benachbarte<br />
Heiden, ob Slaven^ o<strong>der</strong> Dänen wird nicht gemeldet, ihrer<br />
Heimath entführt, aber aus <strong>der</strong> Gefangenschaft zu ihnen<br />
entronnen WM«, als Knechte behandelt, manche an Christen,<br />
manche sogar an Heiden verkauft "). Daraus folgt<br />
ohne Zweifel, daß Sklaverei im Wendenlande üblich, daß Kauf<br />
und Kriegsgefangenschaft die Wege waren, welche in jenen<br />
Zustand führten, und die Sklaven zum Theil aus Fremden ^),<br />
aber nicht allein aus solchen bestanden, denn die Wendischen<br />
Völker waren auch unter 'einan<strong>der</strong> häufig im Kriege. Die<br />
Nation selbst son<strong>der</strong>te sich also in Freie und Unfreie.<br />
Die Franken verwüsteten im Kriege gegen Wendische<br />
Völkerschaften <strong>der</strong>en Aecker "). Daraus folgt, daß Ackerbau<br />
im Wendenlande getrieben wurde. Daß die Feldarbeit<br />
vornämlich den Anfreien oblag, darf nach <strong>der</strong> Analogie an<strong>der</strong>er<br />
Volker von ähnlicher Bildung 20) w^ aus <strong>der</strong> Leibeigenschaft<br />
und.Hörigkeit <strong>der</strong> Wendischen Bauern im zwölften Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
^) mit gutem Grunde vermuthet werden.<br />
Vinhard, <strong>der</strong> bei den Wenden Vornehmere von dem übn-<br />
") kimb. vita 8. ^nzk. I6. Jg.<br />
") Beson<strong>der</strong>s wohl aus Sachsen. Damit erklart sich die Aeußerung<br />
Nithards IV, 2. I^itur metuenn ^.oäkun-ioug, ne iäeni ^ortmanni nee<br />
non et Zelavi prop ter aktinitkteüt 8a2touibus, gui »e 8teHIn^a<br />
nouüu a vermut, conjunAerent :c. ><br />
^) Luik. an«. 808. 809. ' '<br />
") La«:. 6ertu. 19. . ^ - >.<br />
'^) Die Beweise dafür enthält <strong>der</strong> Aussah: Die Bauern>jm, Lande Stettin<br />
zur Zeit Barnims des Guten iü den Neuen Pommerschen Pkoomzialblättern<br />
V. 1. S. 256 :c. > ^ ^ .
f31<br />
gen Volke unterscheidet 22), bemerkt auch gelegentlich, daß<br />
Adel des Geschlechtes bei ihnen einen Vorrang verlieh ^).<br />
Daraus scheint hervor zu gehen, daß sich schon jetzt wie int<br />
zwölften Jahrhun<strong>der</strong>t ^) die freien Leute Wendischer Nation<br />
in Edelfreie Und Gemeinfreie thelltett. Aus den erstem aber<br />
erhoben sich die Geschlechter <strong>der</strong> Fürsten --), üuch Könige ^)<br />
und Herzoge ^) genannt. Solcher regierten mehrere zugleich<br />
bet den Abodrtten und Witzen. Die königliche Macht war/<br />
ättem AnsehN Nach, hier wie an<strong>der</strong>weitig z. B. im Frankenreiche,<br />
regierten, erblich<br />
und Heilbar, doch so? daß dem Aeltesten ein oberherrliches<br />
Vorrecht'blieb üv>.<br />
Mit den Nachbarvölkern standen die Wenden durch Handel<br />
und Krieg in Berührung. Krlegsfahrten zu Lande gegen<br />
die Danen wie gegen das FrünkeNreich werden 'weiterhin zur<br />
Genüge berichtet werden; von Seezügen <strong>der</strong> Slaven ist im<br />
Zeilalter <strong>der</strong> Karolinger noch Nirgend die Rede, obwohl davon<br />
Zeugniß vorhanden, daß Dänische Vikinger vom Meer aus dii<br />
Slavische Küste wie andre Lan<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Ostsee und "Nordsee<br />
heimgesucht 29),<br />
Auch vom Handel zur See zeigt sich Noch keine zuverlässige<br />
Spur 2°). Dagegen bezeugen Ömäjjidische und Albas-<br />
pttpuU. Link. ann. 619. 62Z.<br />
I« ceterig ^Viltxoruni i-e^ulig et nodiìitlits generis ei^<br />
ate 8enectüti8 lon^e praeniiiiebiit. Ninii. änn. 789.<br />
'^) Die Beweise gicbt <strong>der</strong> Aufsah! Von den Anfättgm <strong>der</strong> Landstä^dischm<br />
Berfassung im Herzogthume Stettin.<br />
B. 6. S. 7. :c.<br />
S. Hakens Pommersche Prov^ Bl.<br />
nn. I^aurigs. 789^<br />
li. Link, änn; 789. I^e^ Link. knn. 795:<br />
") vux; Ninti. nnn. 798.<br />
4<br />
^^) 8ulum2 tatiu3 re^nii Nin^:<br />
»un. 823.<br />
2^) liilnl). vita 8. ^n^Ic. 19. Oecilllt^ue 801-3^ c^uoä iiä ürdem<br />
^nilinäktiit^n^iug in6s l'ositam in filliliu8 8^avc»lum<br />
ire cie<strong>der</strong>ent:c.<br />
^°) lMib Adam von Bremen bei Gelegenheit <strong>der</strong> Reise des Erzbischofcs<br />
Unni von Slavischen Schiffen in Birca meldet (^äaiUi<br />
Lrein. ^8-), kcum<br />
9
132<br />
sidische Chalifenmönzen, dte an <strong>der</strong> südlichen Ostseeküste gefunden<br />
wurden "), daß bereits im neunten Jahrhun<strong>der</strong>t die kaufmännische<br />
Verbindung mit dem Morgenlande bestand ^), <strong>der</strong>en<br />
Träger und Mittelglie<strong>der</strong> die Russen, Chazaren und Vulgären<br />
2 2). nur die Art und die Wege, beson<strong>der</strong>s die nordwestlichen<br />
Ausgänge dieses Verkehrs bleiben unermittelt. .Klarer<br />
find die Nachrichten über den Landhandrl <strong>der</strong> Wenden nach<br />
Abend hin. Mit Dänemark verkehrten sie vornämlich in Reric,<br />
einem Stapelort am Ufer <strong>der</strong> Ostsee "), vielleicht auch<br />
in Sliesthorp o<strong>der</strong> Sliaswich ^), einem Dänischen Hafen zwischen<br />
den Wenden, Sachsen und Angeln belegen, <strong>der</strong> in England<br />
Haedum '°) o<strong>der</strong> Haethum "), hon den Nordischen<br />
Völkern Heidabyr genannt wurde, dem heutigen Schleswig.<br />
Dem Wendischen Handel mit den Sachsen links <strong>der</strong> Elbe wies<br />
Karl <strong>der</strong> Große drei Märkte an, Vardowik, Schezla und<br />
Magdeburg. Nur bis dahin durften die Kaufleute aus dem<br />
Frankenreich zum Verkehr mit den Slaven vorgehen, die Handelsgeschäfte<br />
selbst wurden unter Aufsicht kaiserlicher Beamten<br />
geführt. Beson<strong>der</strong>s war die Ausfuhr von Waffen und Panzern<br />
untersagt; wer dawi<strong>der</strong> handelte, verlor, wenn er ertappt<br />
wurde, seine ganze Habe. Diese siel dann zur Hälfte an die<br />
kaiserliche Pfaltz, <strong>der</strong> übrige Theil wurde zwischen dem Be-<br />
nne die Erzählung im Präsens zu erkennen giebt, nur von <strong>der</strong> Zeit, des Berichterstatters<br />
nicht von <strong>der</strong> des Erzbischofes verstanden werden. Und auch dessen<br />
Wan<strong>der</strong>ung fallt erst nach 934. >>»ti Curdeienies. a. a. O.<br />
' l) Die Stettiner Sammlung <strong>der</strong> Gesellschaft für Pommcrsche Geschichte<br />
und Alterthumskunde enthält mehrere.<br />
") Die Dmajjiden waren vor, die Abbassidcn nach dem Jahre 750 im<br />
Vesih <strong>der</strong> Chalifenwürde. ^ . .<<br />
") Stüwe die Handelszüge <strong>der</strong> Araber. Berlin, 1836. S. 257. :c.<br />
'*) Des Oceans, sagt Einhard (^nn. 808.) d. h. des von jenem ausgehenden<br />
Baltischen Meerbusens. Eben so ^nn. 789.<br />
") Link, nnn, 804. 808. ft»ul». vita 8. ^nzlc. 24.<br />
b°) Dahlmann a. a. O. S. 427. lo.<br />
") A. a. O, S. 427. '. . . . ^ . V
133<br />
ftmten und dem Entdecker gleich vertheilt'°). Die Sachsen<br />
nördlich <strong>der</strong>-Elbe, die im Westen <strong>der</strong> Ville und Sventine den<br />
Wenden zunächst wohnten, standen mit diesen ^sicher in wenigstens<br />
nicht geringerem Verkehr. Unbeaufsichtigt-gewiß nicht,<br />
aber auch schwerlich auf den entlegenen, überelbischen Märkten.'<br />
Wahrscheinlich hatten sie ihren eigenen Handelsort. War<br />
das, so kann er kein an<strong>der</strong>er als Hamburg gewesen sein, das<br />
schon Karl <strong>der</strong> Große beschlossen hatte,>'zum Vischofsitze zu erheben,<br />
eine Auszeichnung^, dk nach den kirchlichen Gesehen nur<br />
einer bedeutenden Stadt wi<strong>der</strong>fahren konnte^?)..<br />
So wenig läßt sich von dem äußern Leben des Wenden-<br />
Volkes ermitteln,, von dem innern, von dem Glauben und Wissen<br />
desselben ist aus <strong>der</strong> Karolingerzeit gar kein Zeugniß aufdürftige,<br />
-daß alle Slaven noch<br />
heidnisch waren. Und in dieser völligen Unkunde <strong>der</strong> Religion<br />
bei .wenigstens' einiger Kenntniß 'des Staatsleben's und<br />
des Culturzustandes <strong>der</strong> bekämpften Völkerschaften liegt schon<br />
zum Voraus angedeutet, welcher <strong>der</strong> beiden Kämpfe au^Wendischem<br />
Boden mit. mehr Nachdruck und Erfolg von Germanischer<br />
Seite geführt worden. ... .<br />
. -- -- ... ... ,. . --'—' - !/. ,-.<br />
i^ .. ,,..... .^'.'. - ll< ,^ ,.-.. ... . .<br />
Die Wenden und die Deutschen.<br />
,^' .. , ^.- .......§. ^.,<br />
- Der Wendenkrieg Karls des Großen.<br />
-..So lange die Sachsen, unabhängig von den Franken wie<br />
nä l'eotanem villani 6atum in nnnn 5 il<br />
^^)^ I^ian «hortet in vici» et !n villis e^izco^uni orciin^rl .<br />
^i onin» 8uli«c
134<br />
von den Wenden <strong>der</strong> Ostseeküste, trennend zwischen diesen stan?<br />
den, waren beide einan<strong>der</strong> fremd. Aber schon während <strong>der</strong><br />
Sachsenkriege Karls näherte man sich von hier und dort ^).<br />
In Folge einer Nie<strong>der</strong>lage hei Vocholt hatten sich alle<br />
Westfalen dem Frankenkönige ergeben (779); Gleiches geschah<br />
von den Engern und Vstphftlen, als <strong>der</strong> Sieger bis an die<br />
Weser vorrückte. So durchzog dieser« um. seine Eroberung<br />
zu ordnen, im nächsten Jahre ganz Sachsen vom Nhein.e her<br />
bis an die Quellen <strong>der</strong> tzippe, von da zur Ocker und bis an<br />
die Elde, wo ihrdieOhre zufließt. Hier unterhandelte, er zum<br />
ersten male mit Wenden von jenseit des Stromes; mit welchen<br />
Stämmen, und worüber die Einigung, wird nicht gemeldet.<br />
Die Abodriten waren aller Wahrscheinlichfeit nach dahei, denn<br />
acht Jahre später werden sie schon M atte Verbündete <strong>der</strong><br />
Franken erwähnt, . .<br />
Dies Vündniß ist folgenreich für die Wendische Ostseeküsts<br />
geworden. Neuere haben es. bald M eine zweideutige<br />
und bald als eino arglistige<br />
Karls des Großen dargestellt. Die Zeugen berichten nichts<br />
von den Motiven, welche auf beiden Seiten Aewirk^^manches<br />
von <strong>der</strong> Vundestreue <strong>der</strong> Ahodriten, ungeachtet mehrfacher<br />
Angriffe, mit denen nach einan<strong>der</strong> Wilzen, Sachsen und Dänen<br />
sie bestürmten/ — ' ^<br />
Die Wilzen, den Frankens immer feind, pflegten <strong>der</strong>en<br />
Unterworfene und Verbündete durch unablässige Kriegszüge<br />
heimzusuchen, Aluch die Abodriten wurden von ihnen beunruhigt,<br />
die Abmahnungen Karls nicht geachtet. Da meinte <strong>der</strong><br />
Frankenkönig, ihr Trotz sei nicht länger zu dulden, und beschloß<br />
den Krieg, Er ging mit einem großen Heere bei Köln,<br />
über den Rhein, durchzog Sachsen und lagerte sich an bei?<br />
!) Wo in diesem Abschnitte kein beson<strong>der</strong>es Gewährsmann genannt wird,<br />
ist es bis 830 immer Einhard, von da bis 84I die Annalen von St. Bertis<br />
nach diesen die Annalen von Fulda., :
135<br />
Elbe. Ueber diesen Strom ließ er zwel Brücken schlagen.<br />
Eine davon versah er an beiden Seiten mit einem Walle- und<br />
ließ Vesatzut^ darin zurück.' Das.übrige Heer,'dem sich auch<br />
Sachsen, Soraben und Abodriten, letztere unter lihrem Fürsten<br />
Witzan, nebst einer Schaar Friesen ^anschlössen, drang von<br />
dem Könige Milzen^ ein/<br />
Wohin man kam5 waltete-Feuer und Schwert, bis an die<br />
Pana und bis an das Meer ^). Solcher Macht'konnten die<br />
WilM nicht lange wi<strong>der</strong>stehen, so kriegerisch Und« zahlreich sie<br />
waren. Dragowit, vor allen ihren Fürsten Ausgezeichnet durch<br />
Adelndes.Geschlechts And Würde >des Alters/ 'gab das welspiel-<strong>der</strong>'Unterwerfung.<br />
Sobald das feindliche Heer in die<br />
Nähe-seiner Stadt kam,-ging er mit allen Selnigen-ihm entgegen,<br />
gab Geiseln und schwor dem Könige und< den Franken<br />
Fürsten unter den Wilzen<br />
thaten darauf Miel-Drägowit;''König -Karl aber kehrte<br />
desselben Weges, den er gekommen-war> von .diesem glänzenden<br />
Feldzuge heim)' dem ersten seines Volkes 'in das Baltische<br />
Wendenland (789) : die Fürsten <strong>der</strong> < WilM waren feine<br />
Nienstleute, ^ ^ ^ - --^ l .^.^, .^.- ..-- ^ ^<br />
Die Abodriten und di? Noxds.qch.sen. ...,<br />
Um dieselbe Zeit o<strong>der</strong> wenig spater trat auch Karls<br />
bisheriger Bundesgenosse in ein Dienstverhaltniß zu dem Fran-<br />
prigione« ruteni navico ^ov lindo 1u li«viuiu cum gui<br />
Habola wird gewöhnlich,,die. H.ovcl<br />
leuchtung eriger Punkte in den Aldzügen Karl5 dcö Großen glgcn die Sach-<br />
sen und Slavcn. Berlin, 18)9. S. Hl, :c.) hat 'die' Schmerigkeltm jener<br />
Annahme gezeigt und dargcthan, daß dic Isscl zu Ansang des zehnten Jahr-<br />
hun<strong>der</strong>ts Hadcdol genannt wurde, daß also vermuthlich <strong>der</strong> Chronist diesen Fluß<br />
meine. .. .. .. ,<br />
') .^un. I^2nreHii2lii. OdkHnii. ^.nu. (-uelferd^t. 769.
136<br />
wie es scheint/ und um sich.in<br />
einem mächtigen Herrn einen Rückhalt zu gewinnen, während<br />
die Sachsen noch einmal gegen die Fränkische Herrschaft aufstanden<br />
(793). Wie<strong>der</strong>holte Empörungen hatten wie<strong>der</strong>holte<br />
strafende Kriegszüge des Königs zur Folge. Auf einem <strong>der</strong>selben<br />
rückte Karl bis Vardowik vor: dahin hatte ev auch die<br />
Wenden entboten. Witzan, jetzt zum ersten mal des Königs<br />
Dienstmann genannt ^), plachte sich auf vor seinem Herrn, zu<<br />
erscheinen; aber beim Uebergang über die Elbe wurde er von<br />
Sachsen überfallen und getödtet. (?95). Die, Thäter blieben<br />
Nicht verborgen. Die Bewohner <strong>der</strong> Sumpfgegenden an. <strong>der</strong><br />
Glbe. und des Gaues Wihmuodi zwischen jenem Fluß unk <strong>der</strong><br />
untern Weser nebst den Sachsen-rechts <strong>der</strong> Elbe, welche man<br />
die Nordliudi nannte, kamen, die. einzigen des. ganz.cn Polkes,<br />
nicht in das Lager des Königs, noch boten sie Geiseln;, denn<br />
schweres. Schyld sich bewußt, glaubten sie nicht wie die übrigen<br />
Verzeihung ' ' -<br />
. Karl rgchte den Tod Witzans durch mehrmalige Verwüstungen<br />
,ihres Landes; aber erst im dritten Feldzuge unterwarf<br />
er die Wi<strong>der</strong>spenstigen, so weit sie am linken Ufer <strong>der</strong> Elbe<br />
wohnten. Ueber den Strom ging er nicht. Dorthin sandte<br />
er, während Mangel an Futter'für das Vieh sein Heer in<br />
den Winterquartieren zurück hielt, Bevollmächtigte um zu Gerichte<br />
zu. sitzen.. Aber die Nordsachsen- ergriffen im Aufruhr<br />
die Voten des Königs an sie, auch den Godsch.alk, <strong>der</strong> von einer<br />
Sendung an den Dänenkönig Siegfried heimkehrend in ihr<br />
Land gekommen war, erschlugen einige <strong>der</strong> Gefangenen und<br />
bewahrten die an<strong>der</strong>n zur Auswechselung. Karl erfuhr den<br />
Frevel sogleich und nahm Rache durch neue Verheerungen im<br />
Gau Wihmuodi: die Elbe überschritt er auch jetzt nicht..<br />
. 795.
137<br />
Da wurden die Nordliudi noch "verwegener. Sie zogen<br />
ins Feld gegen die Abodriten, die betreuen des Königs. De-<br />
ren Herzog Thrqsko hatte jedoch die Bewegung des Feindes<br />
nicht-außer Acht gelassen und führle ihm, begleitet von Ebers,<br />
einem Abgeordneten des Frankenkönigs, seine Mannschaft ent-<br />
gegen. Auf dem Svcntifelde ^) war die Schlacht (798).<br />
^Nach Aussage des. Ebers,, <strong>der</strong> sich auf dem rechten Flügel <strong>der</strong><br />
schon, beim erstm Angriff vier tausend<br />
<strong>der</strong> Empörer. Sie erlitten eine völlige Nie<strong>der</strong>lage; mit gro-<br />
ßem' Verluste, flüchtig und zerstreut kehrten sie heim. Die<br />
-Sieger, zogen nach Nordthüringen zum Heere Karls des Gro-<br />
ßen, <strong>der</strong>. sie verdienlermaßm ehrte, sie darauf entließ und nach<br />
Achen .' -"<br />
... .. >Im näckfteu.Iahre erschien er Abermals mit ein^r Kriegs-<br />
macht, in Sachsen und schlug sein Lager bet Pa<strong>der</strong>born. Von<br />
.da schickte, er .seines Sohn Karl an die Elbe zu^ einer Vespre-<br />
.chung mit den^Abodrilen und Welataben wie zur Uebernahme<br />
eines Theiles <strong>der</strong> Nordsachsen, Männer, Weiber^ und Kin<strong>der</strong>,<br />
die Hus ihrer Heimath fortgeführt und in verschiedene Gegen-<br />
:den des Frankenreiches verpftanzt wurden ^). Doch war <strong>der</strong><br />
Muth <strong>der</strong> Zurückgebliebenen nicht gebrochen. Auch <strong>der</strong> Glanz<br />
ließ sie ungerührt, mit dem Karl sich damals umgab, indem<br />
er das Weströmische Kaiserthum herstellte und an das Fran-<br />
kenreich knüpfte.<br />
Bald mußte wie<strong>der</strong> ein Heer ausgesandt werden um die<br />
Nordsachsett zu unterwerfen, und im zweiten Jahre darnach<br />
kam <strong>der</strong> Kaiser selbst und lagerte sich bei Holdonstat ^). Hier<br />
.waren die Wendenfürsten bei ihm. Er schlichtete ihre Hän-<br />
2) In loco, qui 8uentl!na vocntur ist <strong>der</strong> Ausdruck Einhards, <strong>der</strong><br />
nichts an<strong>der</strong>s zu bezeichnen scheint, als was spater (^äaiu. Lrem. 62.)<br />
tilelä genannt wird.<br />
") änn. I.aure8k. 796.<br />
l) ^.nn. I^Luresk. 799.<br />
Jetzt -hollcti^cdt in <strong>der</strong> Gegend von Harburg. —
138<br />
del ') und setzte den Thrasko zum Könige <strong>der</strong> Wenden «).<br />
Zugleich übergab er den Abodriten> die Gaue/.welche die Nord-<br />
Nudi bis dahin inne gehabt, denn diese nebst den Bewohnern<br />
des Wihmuodi wurden nun sämmtlich in das Innere des<br />
Flankeureiches abgeführt (804). Nie Wenden aber fochten<br />
dafür mit allem Eifer unter den Fahnen des Kaisers. Schon<br />
im nächsten Jahre zogen sie in zahlloser Menge mit ihm gegen<br />
ihre Stammgenossen, in Böhmen und halfen das Land vierzig<br />
Tage hindurch verwüsten. .<br />
So entstand beim gänzlichen Fall <strong>der</strong> Sächsischen Unabhängigkeit<br />
durch Karls Willen ein Wendenkönigreich. Nach<br />
<strong>der</strong> Porstellung neuerer Geschichtschreiber'^) umfaßte es alle<br />
nördlichen. Slavenstämme. Allein Könige heißen die Wendi-.<br />
schen Fürsten auch, schon vorher 5"), <strong>der</strong> Wendenkönig Thrasko<br />
auch nach seiner Erhebung nur Herzog <strong>der</strong> Abodriten. ' Sie<br />
nur können die Wenden sein, ^ <strong>der</strong>en König er war, nicht <strong>der</strong><br />
alleinige, es wird wenigstens noch einer nebew ihm erwähnt,<br />
aber <strong>der</strong> GevoNmächtigth des Kaisers, <strong>der</strong> den Nordsächssschen<br />
Gauen und <strong>der</strong> Ansiedwng <strong>der</strong> Abodriten in ihnen vorstehen<br />
sollte. Darin bestand das Königthum, welches Karl ihm<br />
übertrug - ^ -v .^ - '<br />
Die Nbodriten und die Dänen.<br />
Nordsächsische Flüchtlinge, die <strong>der</strong> letzten Wegfüfrung ent-<br />
') NM v, Raum(p N.eFe»tl^ 1ii»t. Vranäenk, I, nr. ^I. handelte es<br />
sich um eine streitige Erbfolge. Wohex hie. Nqchricht stammt« weiß..ich nich^t,<br />
veryluthlich ist sie Hypothese<br />
^) 1ZH ^uiliu» c28tri» ptilinz 8elll,vorpm ^rinei^s^ näsuer^nt. ^r»6rum<br />
(5. e. princ^iuln) ellu.^i« lli-lc^88i3 et »ecunlium »rditr^um 6i«po-<br />
»iti«z r?Aenz il^ (i.e. 8olstvi3) ^ra«ionnesn conntjtuit. Lin^> ftnn, 80^.<br />
^) Gebhaxdi in <strong>der</strong> Mg, W^ H. Th. 5l. S. 350.. v, Lüho»o Geschichte<br />
von Mklenburg. Th. l. W, 18. BaNhold Geschichtt von Rügen<br />
und Pommern. Th, 1. S. 211.<br />
") ^nn. retav. 789, ^s,n. I^nuro«Ii. 789,795. ^nn. ^Im<br />
lerb. K»x»r. 769. Nwii. unu. 789. 795. ^u. I^2uri«». 795.
139<br />
rönnen waren, Men sich zum Dänenkönige Godfried gerettet.<br />
Dieser war, durch, sie aufgeregt o<strong>der</strong> aus eignem Antrieb, sogleich<br />
mit einer. Flotte und aller Reiterei seines Landes ausgerückt<br />
und.hatte sich bei Sliesthorp an d.(r Grenze von Dänemark<br />
gelagert. Von da versprach er zu einer Unterredung<br />
mit dem Kaiser nach Holdonstat zu kommen, aber die Seinen<br />
riethen ihn; davon ab, und er ging nicht, weiter vor. Auch<br />
Karl begnügte sich durch eine Gesandtschaft ^pegen. Auslieferung<br />
<strong>der</strong> Flüchtlinge mit ihm zu unterhandeln ^). So dauerte<br />
<strong>der</strong>.Friede noch die Gefahr, ivclche<br />
dem FrMem'^che..vom Norden aus bevorstand/einsichtigen<br />
Md ahnungsreichen Gemüthern schon damals, fein Geheimniß.<br />
Der Kaiser selbst, hatte bereits, vier Jahre.vmher die ganze<br />
Küste des Gallischen Oceans bereist, die von Mordmannischen<br />
Seeräubern beunruhigt war, hatte eine Flotte, aufgebracht' und<br />
Wachtposten angeordnet "), Dabei soll er einst heim Anblick<br />
vorüherfahren<strong>der</strong>. Raubschisse unter Thränen.geg^n seine Treuen<br />
geäußert haben: „Wißt ihr, weshalb ich.meine?'Nicht daß ich<br />
fürchtete, diese Elenden vermögten nur etwas zu schien, aber<br />
das betrübt mich, daß.sie.bei meinem Leben gewagt haben dieses.<br />
Ufer zu berühren^ und darüher empfinde, ich, den größten<br />
D i e s g e s c h a h i , I , 8 0 4 , D e p p i n g s s t ^ W i i - e c l e « ^ n «<br />
6e«..^nrsiiunä« I, ^. 10^i.) crzäblt M in mchr alö einer Hinsicht<br />
M(ich(ig: (^aclefroi ou (^oclekrille, rai en vftnefliiulc, ^ui >enl,ih ä«<br />
mniifex nur le tiu.ne>st 60?^ r^88eml)1
140<br />
Schmerz, daß ich vorher sehe, wil großes Leid sie mekttn Nachkommen<br />
und ihren Unterthanen zufügen werden °).<br />
Was Karl mit klarem Weltverstande voraus sah, ahnte<br />
die Frömmigkeit seines Zeitalters in Träumen und im Vorgefühl.<br />
Sl. Liudger, <strong>der</strong> erste Bischof von Münster, verweilte<br />
einst auf seinem väterlichen Erbgut an <strong>der</strong> Friesischen<br />
Küste unfern Utrecht, beschäftigt mit dem Bau einer Kirche.<br />
Da kam <strong>der</strong> prophetische Geist über ihn. Er habe einen Traum<br />
gehabt, erzählte er seiner Schwester, in welchem er die Sonne<br />
wie von Norden aus habe hinfliehen sehen über das Meer<br />
und schwarze Wolken ihr nachfolgen. Jene sei an ihm vorüber<br />
geeilt so weit, daß sie ihm aus den Augen entschwunden,<br />
und die Finsterniß hinter ihr habe den ganzen Strand erfüllt.<br />
-Erst nach langer Zeit sei die Sonne zurückgekehrt, kleiner und<br />
.bleicher, als sie vorher gewesen, und habe die Finsterniß bis<br />
jenseit des Meeres getrieben. Dabei flössen Thränen, über das<br />
Antlitz des heiligen Mannes. Als nun die Schwester fragte,<br />
was denn <strong>der</strong> Traum bedeute, erhielt sie die Antwort: „Von<br />
den Nordmannen werden um <strong>der</strong> Sünde willen große Verfolgungen,<br />
Krieg und Verwüstung über dies anmmhige Gestade<br />
ergehen, 'daß.es fast^.unbewohnbar -.seitr. wird. :Dann aber<br />
wird durch des Herrn Gnade <strong>der</strong> Kirche wie<strong>der</strong>um Friede ge-<br />
,. 8anF2!1. Il> 14. Etwas <strong>der</strong> Art mag Karl geäußert haben,<br />
ob bei Gelegenheit dieser ersten Rüstungen o<strong>der</strong> später, vielleicht auf seiner<br />
Bereisung <strong>der</strong> Küste i. I. 6l1. (Link. ann. 8l.l.), wird sich nicht entscheiden<br />
lassen. Die Umstände aber, unter denen <strong>der</strong> Kaiser dte Worte soZ<br />
gesprochen haben, in einer Seestadt deV Narbonensischen Galliens, am östlichen<br />
Fenster seiner Wohnung, also hinaus blickend auf das Mittelländische Meer, können<br />
nicht wahr sein. Die Nordmannen sind in die eben genannte See dei<br />
Lebzeiten Karls des Großen nicht gekommen. Erst 843 erschienen sie an <strong>der</strong><br />
Küste von Galicien, einige Jahre später war <strong>der</strong> Zug des Hasting nach Luna,<br />
angeblich <strong>der</strong> erste in das Mittelmeer und an die Küste Italiens. Bgl.<br />
1aukf 0m 6e Fniuie ^loräkner» Vel^en^tsliitd ineä 6e<br />
IllNvne in den ^nnaler kor 5sol-6i»!c Oläk^nlU^eü. 183b—1837. 8. 26<br />
—2s.) wo auch die weitern Nachweisungen.
lvahrt und dlö schwere Last, die auf dem Lande gelegen, den<br />
Nordmannen selber zugewälzt werden." Da seufzte jene:-<br />
„Möge Gott mich'.auS dieser Zeitlichkeit hinwegnehmen, bevor<br />
die Uebel einlreffen!", Allein St. Lmdger sprach: „So wird<br />
eS nicht sein, son<strong>der</strong>n in deinen Tagen wird sich das begeben,<br />
ich aber werde jene Pest in diesem Leibe nicht schauen." Was<br />
<strong>der</strong> Heilige dem Lande und sich selbst prophezeit hatte, ging .in<br />
Erfüllung. Er starb i. I. 609, eben da das Ungewitter vom<br />
Norden her nahe daran war sich zum ersten male über die<br />
Friesische Küste zu entladen "). ' .'<br />
Schon im Jahre vorher kam Godfried plößllch mit<br />
Kriegsmacht herüber und drang in das Land <strong>der</strong> Abodn'ten<br />
ein. Die Wilzen, <strong>der</strong> alten Feindschaft eingedenk, vereinigten<br />
sich mit den Dänen; sogar seinen Landsleuten glaubte Herzog<br />
Thrasko nicht vertrauen, zu können. Er entwich vor dem<br />
Feinde. Ein an<strong>der</strong>er Herzog Godelaib siel überlistet in dessen<br />
Hände und wurde,am Galgen aufgeknüpft. Das Dänische<br />
Heer eroberte einige Festungen <strong>der</strong> Wenden, zwei Theile <strong>der</strong><br />
Abodriten wurden den Dänen zinsbar gemacht, die Smeldinger<br />
und Linonen fielen gleichfalls ab. Allein auch Godfricd verlor<br />
im Gefechte seine besten und tapfersten Krieger, unrer ihnen<br />
seines Bru<strong>der</strong>s Eohn Reginald, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Belagerung<br />
eines Ortes mit vielen angesehenen Männern umkam. Und<br />
als <strong>der</strong> Danenlonig bis an das Ufer dcr Elbe gelangte, fand<br />
er auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite ein starkes Heer Sachsen und Franken,<br />
welches auf die Nachricht von dem feindlichen Angriffe<br />
<strong>der</strong> Kaiser eiligst mit seinem Sohne Karl dorthin gesandt<br />
hatte.' Da wagte Godfried nicht über den Fluß zu gehen,<br />
son<strong>der</strong>n verweilte nur einige Tage an dessen nördlichem Ufer<br />
und trat darauf den Rückzug an. Sogleich eilten auch die<br />
Wilzen mit <strong>der</strong> Beule heim, die sie im Abodritcnlande gemacht<br />
ältk-iä! vita 3. I^iuäxeri n, 3. l, 4. 16. II) 8.
142<br />
hatten. Der Dane aber zerstörte auf seinem Heimwege Ken<br />
Handelsort Reric, obwohl dieser seinem eigenen Reiche durch den<br />
Ertrag <strong>der</strong> Zölle großen Vortheil brachte, führte die Kaufleute<br />
von da mit fort, schiffte sich ein und kam mit dem ganzen<br />
Heere wie<strong>der</strong> nach Sliesthdrp. Hier blieb er einige Tage<br />
und beschloß die Dänische Grenze nach Sachsen zu, von <strong>der</strong><br />
Ostsee bis zum westlichen Ocean, längs <strong>der</strong> ganzen Nocdseite<br />
des Flusses Aegidora ^), mit einem zusammenhängenden Wall<br />
zu befestigen, in dem nur ein Thor wäre^ groß genug um einen<br />
bespannten Wagen aus uno ein zu lassen. Die Ausführung<br />
des Werkes vertheilte er unter die Befehlshaber seinev<br />
Schaaren und ging dann nach Hause. . '<br />
Unterdessen schlug <strong>der</strong> Sohn des Kaisers, Nachdem dis<br />
Dänen abgezogen waren, eine Arücke über die Elbe. So<br />
führte er sein Heer rasch in das Land <strong>der</strong> abtrünnigen Lindnen<br />
und Smeldiltgsv, verwüstete <strong>der</strong>en Aecker, ging dann über<br />
den Fluß zurück und gelangte, nach Einhards Angabe/ mit<br />
dem wohl behaltenen Heere nclch Sachsen. Andre Nachrichten<br />
melden, es seien auf Kränkischer Seite bei diesem Zuge einige<br />
gefallen 6); noch andre Nennen ihn gerade hin unglücklich/<br />
indem sehr viele Franken dabel getodttt worden^).'<br />
Jeden Falles war so vtel'.klar geworden, daß dis Abo-'<br />
driten allein Nordsachsen nicht gegen die Danen behaupten<br />
konnten, daher ließ <strong>der</strong> Kaiser noch in demselben Jahre zwei<br />
Kastelle an <strong>der</strong> Elbe erbauen, eins davon Hohbuoki genannt<br />
i) So schreibt Einhard den Namen, die Kul<strong>der</strong> Annalen (I. Jahr 8i1.)<br />
Egidora. Die Schreibart sgidra auf voti Räumers Karte zur Geschichte-<br />
<strong>der</strong> Mark Brandenburg von Karl d. Gr. hiö,uuf Heinrich I- ist unrichtig^<br />
Es ist <strong>der</strong> Nordische Name Aegisdut (loiuiivik. 8. 8.), jetzt die ^i<strong>der</strong>^ ^<br />
6> ciliron. Hloizsiae. 808.<br />
5) ^nil. I,2ui-l58.- min. 80s. Daß einige, daß selbst picte FrankenckMH<br />
gekommen, mag richtig sein Und somit, wenn nur dieser Verlust erwogen wird,<br />
<strong>der</strong> Feldzug mit Grund unglücklich genannt werden. Doch bleibt EinhardS<br />
Aussage dabei in voller Kraft. ' "- "
143 <<br />
im Lande <strong>der</strong> Liuonen ^), und versähe sie m!t Vesahungen<br />
um ElnfäNen <strong>der</strong> Slaven zu begegnen. Das war seit Wegführung<br />
<strong>der</strong> Nordliudi nur vier Jahre vorher <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>anfang<br />
Deutscher Ansicdlungen nördlich <strong>der</strong> Elbe.<br />
Wie<strong>der</strong>um wurde unterhandelt. Kaufleute, welche die<br />
Märkte au <strong>der</strong> Sächsischen Grenze besuchten, gaben den dortigen<br />
kaiserlichen Beamten im Auftrage Godfrieds zu erkeunen ^),<br />
<strong>der</strong> König vernehme, daß Kaiser Karl ihm zürne, weil er ein<br />
Heer gegen die Abodrlten geführt und Rache genommen für<br />
Kränkungen, die ihm angethan; doch wolle er sich von jedem<br />
Vorwurf reinigen, <strong>der</strong> Friedensbruch sei von seinen Gegnern<br />
ausgegangen. Zugleich ließ Godfried um eine Zusammenkunft<br />
kaiserlicher Abgeordneter mit den seinigcn nordwärts <strong>der</strong> Elbe<br />
auf <strong>der</strong> Grenze des Dänischen Reiches anhalten, damit die gegenseitigen<br />
Beschwerden erörtert würden. In Badenstiöt wurde<br />
ein Gespräch gehalten, aber matt trennte sich ohne das Geschäft<br />
zu Ende zu bringen. Nur zwischen Thrasko und dem Dänenkönige<br />
kam es in so fern zu einer Einigung, daß auf dieses<br />
Begehren jener seinen Sohn als Geisel gab und dafür das<br />
Zugeständniß erhielt, ungestört aus den Abodviten ein Heer<br />
zu sammeln und mit diesem und Sächsischer Hülfe die Wilzen<br />
anzugreifen. Derett Land wurde verwüstet, und die Abodritett<br />
brachten reiche Veuts nach Hause. Aarauf wandte sich<br />
«) Ninli. 2NN. 8W. 611. Ueber d!e Lags dcr Feste tst schon vlcl Strelt<br />
gewesene aber das bleibt nach Einhards Angaben außer Zweifel, daß sie auf <strong>der</strong>rechten<br />
Seite <strong>der</strong> Elbe belegen war. Gewiß mit Unrecht verseht sic Wedekind<br />
(Noten. VI. S. 155>) und nach ihm v. Naumers cben erwähnte<br />
Karte an das linke Elbufcr. Ein „isolirtes Werk" war Hohbuoki nicht; Einhard<br />
nennt ja zwei Kastelle. Vgl. v. Ledebur Kritische Beleuchtung :c. S.<br />
126. :c. vornämlich S. 136. Anmerk. 22^.<br />
^) Einhard sagt Nur: ^oaokl-lali« l"e^ Vllnnruiri per ne^oti^tores<br />
^unll^ani manllavit. Sind aber unter den ne^atilltnrcg Kaufleute zu verstehen,<br />
was dem Sprachgebrauchs <strong>der</strong> Zeit gemäß ist, so kann nach <strong>der</strong> Handclsordnung<br />
vom Jahre 805. (S. oben I< §. 2.) dcr Verlauf kein an<strong>der</strong>er gewesen seich<br />
alö <strong>der</strong> angedeutete
T hrasko, wie<strong>der</strong>um von einer noch slärkern Sächsischen Kriegsmacht<br />
unterstützt, auch gegen die Smeldinger, eroberte ihre<br />
größte Stadt, welche Connoburg soll geheißen haben "), und<br />
zwang durch solche Erfolge alle, die von ihm abgefallen waren,<br />
zur Gemeinschaft mit ihm zurück zu kehren.<br />
§.4.<br />
Der Däne.nkrieg Karls des Großen.<br />
Godfried trug sich indeß mit stets wachsenden Entwürfen..<br />
Zwar die Schanzen an <strong>der</strong> Aegidora waren noch nicht zu<br />
Stande gebracht), dennoch hoffte er ganz Germanien unter<br />
seine Gewalt zu bringen. In Friesland und Sachsenland sahe<br />
er Landschaften, die ihm gehörten. Ja, er ließ sich verlauten,<br />
binnen kurzem werde er mit großer Heerschaar den Kaiser in<br />
Achen, in seinem Hofiager, aufsuchen.<br />
Karl beschloß dagegen am rechten Ufer <strong>der</strong> Elbe eine<br />
Vurg 2) zu erbauen und Fränkische Besatzung hinein zu legen.<br />
Schon hatte er zu dem Zweck Leute aus Gallien und Germanien<br />
versammelt und sie, versehen mit Waffen und allem<br />
sonstigen Bedarf, durch Friesland abführen lassen; da wurde<br />
Thrasko von Dienstleuten des Godfried in Reric meuchlings<br />
erschlagen (809). Doch wurde durch seinen Tod das angefangene<br />
Werk nicht rückgängig gemacht. Der Kaiser übertrug<br />
die Ausführung dem Grafen Egbert, <strong>der</strong> bereits mit <strong>der</strong> Leitung<br />
des Heerbannes im Sachsenlande zwischen dem Rhein<br />
und <strong>der</strong> Weser beauftragt war °), und befahl ihm das Eses-<br />
") Ckron. Uol«8l»c. 809.<br />
') Der Beweis dafür liegt in dem Feldzuge vom Jahre 8l5. (§. 5.),<br />
wo die Sachsen und Xbodriten ohne Hin<strong>der</strong>niß auf dieser Seite eindrangen,<br />
') Oivita». Hier, wie das Folgende zeigt, als Bezeichnung eines befestigten<br />
Ortes gebraucht. Csseveldoburg nennt ihn die Chronik von Moissac.<br />
Vgl. Waih Jahrbücher des Drutjchen Reichs unter <strong>der</strong> Herrsch. K.. Heinrichs<br />
I. S. 148. :c. ,, ,, ..,,.. ^ . >, .^ :<br />
>) Vita 8. läae. 2. in kertx Klon. II. x. 569. :c. ^ ,
145<br />
feld an <strong>der</strong> Stör (Sturia) zu besetzen, das als <strong>der</strong> geeignete<br />
Ort für die neue Ansicdlung ermittelt war. Dies geschah gegen<br />
den fünfzehnten März des Jahres 810, worauf Egbert<br />
und die Sächsischen Grafen die Befestigung des Platzes begannen.<br />
So entstand Esseveldoburg, das jetzt den Namen<br />
Itzehoe führt.<br />
Wie<strong>der</strong>um ging auch Godfrled vom Entwürfe zur That<br />
über. Durch ihn angestiftet segelte ein Geschwa<strong>der</strong> Vikinger<br />
von zweihun<strong>der</strong>t Schiffen nach Friesland "). Der Haufe verwüstete<br />
zuerst die Inseln an <strong>der</strong> Küste, drang dann auch auf<br />
dem Festlände vor, überwand die Friesen und legte ihnen el^<br />
nen Tribut auf. Godfried selbst war inzwischen zu Hause)<br />
doch äußerte er unverholen, er wolle sich in <strong>der</strong> Schlacht mit<br />
dem Kaiser messen. Karl sammelre also in Eil seine Schaaren,<br />
zog nach Sachsen und lagerte sich bei Verden, an <strong>der</strong><br />
Mündung <strong>der</strong> Aller in die Weser.<br />
Hier stießen Wenden zu ihm, und er setzte ihnen einen<br />
König, berichten die Annalen von St. A'mand ^). Es müssen<br />
Abodriten gewesen sein, denn die Wilzen waren schon wie<strong>der</strong><br />
Feinde des Kaisers; <strong>der</strong> eingesetzte König aber, <strong>der</strong> Nachfolger<br />
-des erschlagenen Thrasko, war Sclaomir ^). Doch wurde<br />
Karl an nachhaltiger Thätigkeit gehin<strong>der</strong>t durch dell Ausbruch<br />
<strong>der</strong> Nm<strong>der</strong>seuche in seinem Lager wie in allen Provinzen seines<br />
Reiches ^). Er harrte also auf die weitern Unternehmungen<br />
des Dänenkönigs. Indeß nur von Seiten <strong>der</strong> Wilzen geschah<br />
ein Angriff auf Hohbuoki. Graf Odo mit einer Schaar Ostphalcn<br />
vertheidigte die Feste, doch wurde sie erobert und zer-<br />
*) Olirou. Kloi^iac. 610.<br />
') ^nn. 8. Emanai. 810<br />
«) Ninli. ann. 817.<br />
') Was <strong>der</strong> Mönch von St. GaUen II, 13. davon meldet, würde für<br />
sich allein keine son<strong>der</strong>liche Beachtung verdienen, aber, auch Einhardö Annalen<br />
stimmen hier mit ihm überein.<br />
10
stört. Dagegen ging die Dänische Flotte unerwartet ans<br />
Friesland nach Dänemark zurück: Godfried ftar von einem<br />
seiner Dienstleute erschlagen °). Seines Bru<strong>der</strong>s Sohn Hemming,<br />
<strong>der</strong> nach ihm König wurde, suchte mit dem Kaiser Frieden,<br />
und bald, war er von den Abgeordneten bei<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />
Aegidora abgeschlossen und beschworen.<br />
Dann ging auf des Kaisers Gebot ein Fränkisches Heer<br />
über die Elbe, verwüstete das Gebiet <strong>der</strong> Linone« und stellte<br />
die Feste Hohbuoki wie<strong>der</strong> her ^). Um auch die Wilzen zu<br />
bezwingen wurden zuletzt noch drei Heerhaufen ausgesandt,<br />
zwei unmittelbar von <strong>der</strong> Sachsischen Grenze in das feindliche<br />
Gebiet, <strong>der</strong> dritte durch das Land <strong>der</strong> Abodriten. Da ergaben<br />
sich die Abgefallenen und stellten Geiseln für ihre Treue ").<br />
Damit war zwei Jahre vor dem Tode Karls des Großen<br />
dessen Wert unter den nördlichen Wenden beschlossen (812).<br />
Aus einem Vündniß mit den Abodriten hatte sich die Unterthänigkeit<br />
<strong>der</strong> Welataben und im weitern Fortgang auch die<br />
<strong>der</strong> frühern Vundesgenossen entwickelt. Beeinträchtigungen<br />
dieses Verhältnisses durch Aufstände <strong>der</strong> Wenden, durch Anfälle<br />
<strong>der</strong> Sachsen und Dänen hatte Karl mit rüstiger Hand<br />
abgewehrt: so waren die beiden Slavensiämme an <strong>der</strong> Ostsee,<br />
für welche und gegen, welche er gekriegt hat, am Ende seines<br />
Nach Angabe des Mönchs von St. Gallen II, 13. von einem seiner<br />
ne, dessen Mutteo er kurz vorher ^ verlassen um sich mit cincin an<strong>der</strong>n Wcibe'<br />
zu vermählen. -Doch ist die ganze Darstellung so wenig übereinstimmend mit<br />
Cinhärdö Nachrichten vom Danmkriege, daß man ihr nicht vertrauen kann.<br />
:. 2) Bei dieser Gelegenheit geschieht in <strong>der</strong>'Ehronik vdn Moissac <strong>der</strong> Be^<br />
ihcnzr Erwähnung (Vgl. I. §. 2.). Besondres Gewicht wird darauf nicht zu<br />
legen sein. Die wun<strong>der</strong>lichen Namenverdrchungen an <strong>der</strong>selben Stelle, Lanai<br />
füc Linones, Avochi für Hohbuoki, auch die schwankende Schreibart, des räthselhaften<br />
Volksnamens selbst, bald Bcthenzr, bald Bechelenzi sind nicht geeignet<br />
das Vertrauen zu erwecken, <strong>der</strong> Mönch eines Aquitanischen Klosters sei besser<br />
unterrichtet gewesen über die Völker im Wendenlande, als Einhard in <strong>der</strong> Nähe<br />
deö Kaisers. .<br />
!°) Okron. zlokgzac. 812.
147<br />
Lebens zinsbar und beruhigt. In <strong>der</strong>selben Abhängigkeit standen<br />
nach Einhards Angabe ") auch die an<strong>der</strong>n Völker bis<br />
an die.Weichsel, mit denen <strong>der</strong> Kaiser nicht gestritten, <strong>der</strong>en<br />
freiwillige Unterwerfung er aber angenommen hatte. Und<br />
pe.nn <strong>der</strong>.Mhm des großen Karl schon bei seinem Leben bis<br />
nach Spanien, Constantinope.l und Bagdad erscholl, wie hätte<br />
N nicht ^ M x dN' Weichsel erreicht?.Wenn.<strong>der</strong> Khalif EhrengesOenle.<br />
nach Achen sandte, kann es; nicht befremden, daß<br />
Wendische Fürsten von <strong>der</strong> Ostseeküste persönlich o<strong>der</strong> durch<br />
die Oberherrlichkcit^ des<br />
dessen jährlich ihre Gabe<br />
darbrachten, die als Tribut galt und durch? Gegengeschenke<br />
Die Schü^linge Ludwigs.^des Frommen. ., .<br />
Gleich nach. Karls Tode erneuten sich dio Kämpfe.an .<strong>der</strong><br />
Kätlisch.-WenMchen Grenze. König Hemwing war nach kur><br />
zer.Megierung gestorben (8l2).... Zwei königliche Geschlechter,<br />
<strong>der</strong> Stamm des Godfried und <strong>der</strong> des. Heriold, stritten seitdem<br />
u)n dje.Herrschgft: zuerst a.us^ diesem Anulo,, aus.<br />
fried. Beide sielen im Vürgerkriege, doch/blieh dle.<br />
Würde MMS Brü<strong>der</strong>n Heriold und Reginb'ied. ^Mit ihnen<br />
hatte Kaiser Karl noch im lchten Jahre seines. Lebens Frieden<br />
und. Vertrag geschlossen., Allein kaum. war -5ies geschehen, so<br />
kehrten Godfrieds Söhne mit ihren Anhängern aus Schwer<br />
den,, wohin sie geflohen waren, zurück,,iiK<br />
Könige-aus Heriolds Geschlecht And verjagten.<br />
aus dem Neich. Die Flüchtigen kamen jchach< Mb<br />
r.esmacht,,wie<strong>der</strong>, und <strong>der</strong>'älteste <strong>der</strong> Godftiedsöhne's'flel im<br />
Tressen gegen sie, aber auch Neginfried kam um, und Heriold<br />
") Link, vita Kür. 55. 15.
fioh Beistand suchend zu Ludwig dem Frommen, dem Sohne<br />
und Nachfolger Karls des Großen.<br />
Noch stand das Kaiserreich in ungetrübtem Glänze; es<br />
schien seiner würdig, dem vertriebenen, verbündeten Könige<br />
Schutz zu gewahren. Ludwig sandte ihn daher nach Sachsen<br />
und befahl dessen Kriegsleuten-und den Abodnten sich für das<br />
nächste Frühjahr zu einem Feldzugb nach Dänemark bereit zu<br />
halten. Im Mai 815, geschah <strong>der</strong> Aufbruch. Alle Sächsischen<br />
Grafen und die gesammte Kriegsmacht <strong>der</strong> Abodnten<br />
rückten mit Valdrich, dem kaiserlichen Befehlshaber, zum Beistände<br />
des Heriold über die Aegidora in die Landschaft Sinlendi<br />
^) ^in, und von 5a weiter, bis sie des siebenten Tages<br />
am Ufer des Oceans ihr Lager schlugen. Hier, blieben sie<br />
drei Tage, in Erwartung, die Godfriedsöhne, die ihnen gegenüber<br />
drei Meilen vom Festlan'de auf einer Insel große Streitkräfte<br />
und zwei hun<strong>der</strong>t Schiffe beisammen hatten, würden<br />
dm Kampf gegen sie wagen. Die aber hielten sich fern.<br />
Das kaiserliche Heer verwüstete also die benachbarten Gaue,<br />
hob^in "ihnen vierzig' Geiseln aus.und zog wie<strong>der</strong> nach Sachsen.<br />
Aehnliche, wenn auch nicht so bedeutende Unterstützung<br />
wurde in den nächst folgenden Jahren dem Heriold zu Thcil,<br />
<strong>der</strong> dadnrchl'im Stande war die Godfriedsöhne unablässig lzu<br />
beunruhigt«. Diese schickten eine Gesandschaft an den Kaiser<br />
und suchten Frieden (817). Ihre Anerbietungen wurden indeß<br />
für trüglich erachtet und verworfen; Heriold erhielt noch<br />
ferner Beistand. - ><br />
" Um^gleiche^ Gunst des Kaisers bewarb sich mittlerweile<br />
6eadiag^Hhvaskhs des Abodritenkomges Sohn, <strong>der</strong> aus unbekannten<br />
Gründtlt, vielleicht nur seiner IugenV wegen, beim<br />
Tode ^seines Vaters gegen Sclaomir hatte zurückstehen müssen.<br />
l) Ueber die Lage von Slnlcndi vgl. Dahlmann Forschnngen B. t.<br />
V. 437. :c.
149<br />
Schon lm Jahre 316 kamen Abodritische Gesandte an den<br />
Hos Ludwigs des Frommen nach Compiegne. Zweck und<br />
Erfolg ihrer Werbung wird nicht berichtet, aber im nächsten<br />
Jahre erging die kaiserliche For<strong>der</strong>ung an Sclaomir, er solle<br />
die Königsgewalt, die er seither allein besessen, mit dem Ceadrag<br />
theilen. Der Abodrite, dadurch aufs heftigste gereizt, gelobte<br />
nie mehr über die Elbe zu gehen, nie mehr des Kaisers<br />
Pfalz zu betreten, und schickte Gesandte über das Meer an<br />
die Godfriedsöhne, schloß Freundschaft mit ihnen und vermogte<br />
sie, daß sie ein Heer nach Nordsachsen aussendeten. Der Kaiser<br />
erfuhr, was vorgehe. Er gebot durch einen Abgeordneten<br />
den Grafen, welche die Wacht an <strong>der</strong> Elbe hatten, die ihnen<br />
anvertrauten Grenzen zu vertheidigen. Bald schiffte auch eine<br />
Dänische Flotte in die Elbe und von da die Stör hinauf, <strong>der</strong>en<br />
Ufer verheert wurden, bis an das Kastell Esesfeld. Eben<br />
dahin rückten gleichzeitig zu Lande vor Gluomi, <strong>der</strong> Hüter<br />
<strong>der</strong> Nordmannischen Grenze, mit einem Heere Dänen und die<br />
Kriegsmacht <strong>der</strong> Abodriten. Doch vertheidigte sich die Feste<br />
gegen alle diese Wi<strong>der</strong>sacher so tapfer, daß die Belagerung<br />
aufgegeben wurde, und die Belagerer wie<strong>der</strong> aus einan<strong>der</strong><br />
gingen.<br />
Gegen Sclaomir sandte <strong>der</strong> Kaiser erst im folgenden Jahre<br />
ein Heer Sachsen und Ostfranken, das den Abodrilenkönig<br />
besiegte und gefangen nahm, worauf ihn die Vorsteher <strong>der</strong><br />
Sachsengränze und die kaiserlichen Abgeordneten, welche den<br />
Fcldzug geleitet hatten, nach Achen führten. Dorthin kamen<br />
auch auf Geheiß vornehme Abodriten. Sie klagten den gefangenen<br />
Fürsten vieler Vergehen an. Er vermochte sich nicht<br />
zu rechtfertigen und wurde Hum Gril verurtheilt; sein Königreich<br />
empfing Ceadrag (819).<br />
Doch erschienen Ceadrag und Hcriold, die Schützlinge<br />
des Kaisers, bald in zweideutigem Licht. Heriold gelangte<br />
wie<strong>der</strong> in seine Heimath, vermuthlich in Folge vorher gegau-
150<br />
gener Unterhandlungen mit den Godfriedsöhnen. Denn sobald<br />
er, auf kaiserlichen Vefehl, durch das Land <strong>der</strong> Abodriten zu<br />
seinen Schissen zurückgeführt, mit diesen nach Dänemark gekommen<br />
war, brach hier offne Fehde aus. Zwei <strong>der</strong> Godfriedsöhne<br />
wurden aus dem Lande verjagt, die beiden an<strong>der</strong>n<br />
vereinigten sich mit Heriold um gemeinschaftlich die Königsgewalt<br />
zu behaupten. Am kaiserlichen Hofe traute man dieser<br />
Verbindung nicht und suchte Arglist dahinter. Als daher Ceadrag<br />
sich mit den Dänischen Königen verbündete, wurde ihm<br />
dies, vielleicht auch an<strong>der</strong>es, als Treubruch ausgelegt. Man<br />
entließ also seinen Nebenbuhler Sclaomir. Doch erkrankte<br />
dieser auf dem Heimwege in Sachsen und starb (821).<br />
Ceadrag blieb somit Fürst; die Abodriten scheinen sogar<br />
mit o<strong>der</strong> ohne sein Zuthun die Gränze <strong>der</strong> Sachsen beunruhigt<br />
zu haben. Denn diese gingen auf Vefehl des Kaisers über die<br />
Elbe, vertrieben die Wenden, muthmaßlich Ceadrags Volk,<br />
von einem Ort Delbende, bauten da zum Schutz gegen <strong>der</strong>en<br />
Streifzüge ein Kastell ^) und legten Sächsische Besatzung hinein.<br />
Vielleicht um dieselbe Zeit kündigte auch <strong>der</strong> Wilzenkönig<br />
Liubi 2) den Abodriten Fehde an und bekriegte sie von Osten<br />
her *). Aber nicht mir Glück. Er fiel im Treffen, und unter<br />
den Wilzen erhob sich Zwietracht. Liubi halte das Königthum<br />
getheilt mit seinen Vrü<strong>der</strong>n besessen, doch war ihm als<br />
2) Auf <strong>der</strong> mehrerwähnten v. Raumerschen Karte ist dies Kastell an<br />
die Westseite eines Flusses geseht, <strong>der</strong> in gleicher Weise auf den folgenden Karten<br />
wie<strong>der</strong>kehrt, aber in <strong>der</strong> Wirklichkeit so nie vorhanden war. Er führt den<br />
aus Adam v. Br. entlehnten Namen Delvunda und verbindet die Elbe mit <strong>der</strong><br />
Trave. Ohne Zweifel ist die Stekenih gemeint, aber die Flüsse Delvcnau und<br />
Stekenih nebst dem sie verbindenden Kanal sind in einan<strong>der</strong> gezogen und daraus<br />
<strong>der</strong> hydrographische Fehler entstanden. Vgl. Wed e kind Noten I. S. b.<br />
') v. Naumer Ke^est. I. nr. 65. meint, <strong>der</strong> bei Thegan 27. erwähnte<br />
Liduit könne vielleicht Liubi sein. Das ist ein Irrthum, wie sich aus <strong>der</strong> Bergleichung<br />
mit Ninti. ann. 620. ergiebt. Liduit ist I^iuäenit, äui<br />
niae inferiori«. Link. ann. 818.<br />
*) Vita Nuäov. 36.
dem älteren die oberste Landesregierung vorbehalten ^). Bei<br />
seinem Tode setzten die Wilzen wie<strong>der</strong> nach Herkommen von<br />
seinen Söhnen Milegast und Celeadrag jenen, den altesten, als<br />
König ein. Er verwaltete aber das Herrscheramt unwürdig<br />
und wurde deshalb von <strong>der</strong> Nation verworfen, seine Würde<br />
dem jüngern Bru<strong>der</strong> übertragen. So war Streit unter den<br />
Söhnen Liubis. Die Entscheidung suchten sie bei dem Kaiser,<br />
Denn noch immer erschienen vor diesem Gcsandschaften aller<br />
östlichen Slaven, auch <strong>der</strong> Abodriten und Wilzen, mit Geschenken.<br />
Ludwig aber pflegte, mit unverkennbarer Sorgfalt<br />
einem entschiedenen Bruche ausweichend, milde und nachsichtig<br />
des oberrichterlichen Amtes. Auf einer Reichsversammlung zu<br />
Frankfurt am Main im Mai des Jahres 823 hörte er die<br />
Welatabischen Brü<strong>der</strong>, erkannte aber, daß die Nation dem Celeadrag<br />
geneigter sei, und that demgemäß den Ausspruch, <strong>der</strong><br />
jüngere solle die Macht behalten, welche ihm anvertraut worden.<br />
Doch entließ er beide reichlich beschenkt, ihm und unter<br />
einan<strong>der</strong> befreundet^), in ihre Heimath.<br />
Gegen den Abodritenfürsten Ceadrag wurde auf demselben<br />
Tage abermals Anklage geführt, er halte es nicht treu<br />
mir den Franken, entziehe sich auch schon lange unter Vorwänden<br />
<strong>der</strong> Pflicht des Kaisers Hoftager zu besuchen. Es wurden<br />
Voten an ihn abgefertigt; er schickte einige von den Vornehmen<br />
seines Volkes mit jenen zurück und versprach durch<br />
sie, im nächsten Winter wolle er sich dem Kaiser persönlich<br />
stellen. Er kam auch, seiner Zusage getreu, begleitet von einigen<br />
angesehenen Männern seines Volkes, nach Compiegne<br />
und wußle sein mehrjähriges Ausbleiben glaublich genug zu<br />
rechtfertigen. In einigen Stücken wurde er zwar schuldig befunden,<br />
doch mit Rücksicht aufZ die Verdienste seiner Vorsah-<br />
l'ali«» re^ni nnlnma. Ngl. 1. §. I.<br />
Vita lilucluv.
en entließ ihn Kaiser Ludwig nicht nur straflos son<strong>der</strong>n auch<br />
beschenkt in sein Königreich. .<br />
Dieselbe Milde erfuhr Ceadrag einige Jahre später noch<br />
einmal. Angesehene Nbodriten waren wie<strong>der</strong>um nach Ingelheim<br />
gekommen und hatten ihn verklagt. Der Herzog erhielt<br />
also gemessenen Befehl, wenn er nicht als Treubrüchiger gestraft<br />
sein wolle, im nächsten October auf einer Reichsversammlung<br />
in Ingelheim zu erscheinen. Er fand sich ein,<br />
wurde aber hier so lange zurück gehalten, bis kaiserliche Abgeordnete<br />
die Gesinnung <strong>der</strong> Abodriten gegen ihn erforscht<br />
hätten. Als nun <strong>der</strong> Bescheid einging, es seien in <strong>der</strong> Nation<br />
verschiedene Meinungen, die Besseren stimmten jedoch einmüthig<br />
für die Wie<strong>der</strong>aufnahme des gefangenen Fürsten, fehle ihn<br />
auch <strong>der</strong> Kaiser in seine Würde ein und verpflichtete ihn nur<br />
Geiseln zu stellen (826).<br />
Inzwischen nahm Ludwigs Dänischer Schützling schon<br />
wie<strong>der</strong> die kaiserliche Sorge in Anspruch. Nur drei Jahre<br />
hatte die Eintracht zwischen den Godfriedjohnen und Heriold<br />
bestanden, im vierten wandte sich dieser bereits Hülfe begehrend<br />
an seinen Gönner, seine Mitkönige drohten ihn aus dem<br />
Lande zu vertreiben. Der Kaiser sandte darauf die Grafen<br />
Diether und Hruodmund nach Dänemark, die bei ihrer Rückkehr<br />
genauen Bericht über den Zustand jenes Reiches erstatteten,<br />
aber verglichen hatten sie die Könige nicht. Vielmehr kam<br />
Heriold sofort nach ihnen an den Hof des Kaisers (833).<br />
Hier o<strong>der</strong> vielleicht an <strong>der</strong> Grenze scheint er bis ins dritte<br />
Jahr verweilt zu haben ^). Für ihn o<strong>der</strong> non ihm mögen<br />
Slreifzüge in das Dänische Gebiet geschehen sein, ein Kriegszustand<br />
wenigstens war eingetreten, denn im August des Iah-<br />
^) Subm Historie af Danmark. II. S. ^6. 51. laßt den Heriold i. I.<br />
824. durch kaiserlichen Geistand in sein Reich einschen, mit ihm den Ebo nach<br />
Danemark ziehen und dann i. I. 826. erst diesen, nach ihm auch jenen wie<strong>der</strong><br />
»ach Ingclheim kommen. Ich finde dafür keine Autorität.
153<br />
res 825 sandten die Godfriedsöhne ihre Abgeordneten an<br />
wig und baten um Frieden. Das Gesuch wurde bewilligt,<br />
selbst ein Vündniß mit ihnen kam zu Stande, und Heriold<br />
kehrte heim (526), nachdem er sich und sein Neich dem Fran-<br />
kenreich unterworfen hatte ^). Welche Aufnahme er im Va-<br />
terlande finden werde, war zweifelhaft, daher verlieh ihm <strong>der</strong><br />
Kaiser als Zuflucht für den Nothfall die Grafschaft Hriustri<br />
an <strong>der</strong> Friesischen Küste westlich von <strong>der</strong> Weser.<br />
Die Vorsicht war nicht überflüssig. Nach wenigen Mo-<br />
naten schon beraubten die Godfriedsöhne den Heriold seines<br />
Antheils am Königthum und zwangen ihn Dänemark zu ver-<br />
lassen. Der Kaiser nahm sich seines Dicnstmannes an, zunächst<br />
nur durch Unterhandlungen, um des Bundes willen, den er<br />
mit den Königep geschlossen hatte. Alle Grafen und Mark-<br />
grafen des Sachsenlandes hatten auf sein Geheiß eine Zusam-<br />
menkunft mit den Abgeordneten <strong>der</strong> Godfriedsöhne, um sie zur<br />
Wie<strong>der</strong>aufnahme des Heriold zu vermögen. Aber diesen ver-<br />
droß das zögernde Verfahren. Ohne Wissen <strong>der</strong> Franken über-<br />
siel er auf eigene Hand etliche Dänische Höfe, plün<strong>der</strong>te und<br />
brannte. Die Dänen nahmen Rache durch unerwarteten Ue--<br />
berfall <strong>der</strong> Fränkischen Gesandten, die am linken Ufer <strong>der</strong><br />
Aegidora gelagert waren: die Männer wurden verjagt, die<br />
Zelle geplün<strong>der</strong>t. Als aber hinterher <strong>der</strong> Zusammenhang <strong>der</strong><br />
Sache klar wurde, erkannten die Könige ihren Irrthum. Sie<br />
boten Genugthuung und suchten den Frieden zu bewahren.<br />
Der Kaiser bewilligte ihr Gesuch ^). Doch scheint Heriold<br />
dadurch die Rückkehr in sein Neich nicht erlangt zu haben,<br />
wenigstens nicht auf die Dauer. In den nächsten fünf Jah-<br />
ren, nachdem er Fränkischer Dienstmann geworden, konnte er,<br />
wie Sanct Rimbert berichtet ^) zuweilen nicht ruhig in sei-<br />
°) Lrmnilii Nix. Clii-m. IV, 500—b06.<br />
") Vila Illulluv. 52.<br />
l°) Mlnd. vila 8. ^li3lc. 8.
154<br />
nem Königreiche bleiben. Doch wurde das Äündniß zwischen<br />
dem Kaiser und den Dänen mehr als einmal bestätigt ");<br />
Heriold aber und sein Vru<strong>der</strong> Rorik empfingen vielleicht um<br />
diese Zeit, vielleicht als Ersatz für den Verlust alles Besitzes<br />
in ihrer Heimath, ein zweites Beneficium an <strong>der</strong> Friesischen<br />
Küste, Dorestat ^), einen viel besuchten Handelsplatz am<br />
Ausgange <strong>der</strong> großen Wasserstraße des Rheins ").<br />
§. 6.<br />
Vikinger, Wirren und Wenden.<br />
Im Jahre 634, da Kaiser Ludwig von seinen Söhnen<br />
bekriegt und gefangen, dann, wie diese sich entzweiten und<br />
Ludwig <strong>der</strong> Deutsche und Pipin die Waffen gegen Lothar ergriffen,<br />
wie<strong>der</strong> befreit und auf den Thron gesetzt wurde, begab<br />
sich auch im Dänenreich eine gewaltsame Umkehr. König<br />
Horich vertrieb seines Bru<strong>der</strong>s Sohn Godurm aus dem Lande<br />
und bemächtigte sich <strong>der</strong> Alleinherrschaft. Viele Danen schlössen<br />
sich dem Ausgestoßenen an, und <strong>der</strong> ganze Haufe schwärmte<br />
seitdem zwanzig Jahre lang an allen Küsten des Frankenrei-ches<br />
umher und übte Mord, Brand und Raub ^).<br />
Vier Jahre nach einan<strong>der</strong> (834—837) ergingen solche<br />
verheerenden Raubzüge über Friesland, und als Kaiser Ludwig<br />
nachforschte, weshalb die Vertheidigung so mangelhaft<br />
und erfolglos war, fand sich Wi<strong>der</strong>spenstigkeit <strong>der</strong> Friesen<br />
selbst als wesentliche Ursache. Vor an<strong>der</strong>n wurden Heriold<br />
und die Danen im Lande als solche bezeichnet, die den See.,<br />
küsten großen Schaden gethan ^). Damals sielen auch die<br />
Adodriten und Wilzen ad.<br />
.<br />
") In den Jahren 93 l und 836.<br />
") Jetzt Wyck te Duerstcdc. änn. ^ulä. 850.<br />
") Vita 8. Vnnikacn. 11. ^nn. üert. 863. kimd. vit» 8. ^nzk. 8.<br />
') ^nn. LerUn. 841. Herzoläo, yui cniu ceter!» v2norum
"Dagegen erklarte König Hon'ch durch eine eigene Ge-<br />
sandschaft an den Kaiser, er habe nichts mit den Unter-nch-<br />
mungen seiner Landsleute zu schaffen und mißbillige sie. Spä-<br />
terhin ließ er kund thun, die Vornehmsten jener Seeräuber<br />
seien auf seinen Befehl gefangen genommen und getodtes,<br />
Kaiser Ludwig möge ihm nun auch nur die Friesen und Abo-<br />
driten überlassen. Das Ansinnen wurde "als unziemlich und<br />
unangemessen abgelehnt. Den Ungehorsam <strong>der</strong> Friesen zu<br />
ahnden waren schon das Jahr vorher tapfre Grafen und<br />
Aebte ausgcsandt; die Beilegung des Wendischen Aufstandes<br />
hatte <strong>der</strong> Kaiser den Grafen Adalgar und Egilo übertragen.<br />
Diese kehrten gegen den Winter mit Geiseln <strong>der</strong> Abo-<br />
driten und Wilzen zurück und meldeten die Unterwerfung <strong>der</strong><br />
Empörer (838). Allein es war damit kein Ernst. Als <strong>der</strong><br />
Sommer kam, standen Abodrilen, Linoncn und Wilzen aber-<br />
mals unter den Waffen. Die letteren mit ihren Nachbarn,<br />
den Soraben, verbunden thaten Einfälle in die Sächsische<br />
Mark und verbrannten dort einige Höfe. Dagegen wurde ein<br />
Heer Sachsen ausgesandt, das die Soraben bezwang und ih-<br />
nen eine Geldbuße auferlegte. Eines Sieges über die Wilzen<br />
wird nicht gedacht, eben so wenig eines Erfolges gegen die<br />
Abodritcn und Linonen, zu <strong>der</strong>en Bekämpfung Äustraster und<br />
Thüringer ausgezogen waren (8Z9).<br />
Da starb Kaiser Ludwig (840) während einer abermali-<br />
gen Empörung Ludwigs des Deutschen. Sogleich wurde <strong>der</strong><br />
Krieg zwischen Valer und Sohn zum Kampf <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> un-<br />
ter einan<strong>der</strong> um das Erbe des Vaters. Die Brü<strong>der</strong> Ludwig<br />
und Karl verbanden sich gegen den altern Lothar, die Völker<br />
des Frankenreicheö standen die einen auf dieser, die an<strong>der</strong>n auf<br />
jener Seite. Eine Schlacht bei Fontmoy entschied gegen Lo-<br />
thar. Da griff er um sich zu behaupten nach den gewalt-<br />
samsten Mitteln.<br />
Die Gdclfreien (Edlingi) <strong>der</strong> Sächsischen Nation hatten
559<br />
bisher theils lhm, thells dem Ludwig angehangen: nun mußte<br />
<strong>der</strong> Besiegte fürchten., daß sich alle dem Sieger zuwendeten^<br />
Dem zu begegnen zog er die Gemeinfrcien (Frilingi) und die<br />
Hörigen (Lazzi) an sich, <strong>der</strong>en eine unendliche Menge im Lande<br />
war, indem er ihnen versprach, wenn sie sich zu ihm hielten,<br />
wollte er ihnen dasselbe Recht wie<strong>der</strong> einräumen, das ihre<br />
Vorfahren gehabt, da sie noch Götzendiener waren. Sogleich<br />
rotteten sich die Aufgerufenen zusammen, nannten sich Stellinger<br />
und vertrieben beinah ihre Herren aus dem Lande. Je<strong>der</strong><br />
lebte in alter Weise, nach welchem Gesetz er wollte.<br />
Zu gleicher Zeit mehrte Lothar die Macht des ver<strong>der</strong>blichen<br />
Heriold, dem ei' die Insel Walcheren und an<strong>der</strong>e benachbarte<br />
Orte als Venesicien übertrug: aller frühere Undank des<br />
Dänischen Flüchtlings gegen seinen kaiserlichen Beschützer wurde<br />
ihm nun von dessen Sohne als Verdienst angerechnet.<br />
Damit war nicht min<strong>der</strong> den Nordmannischen Vikingern<br />
Raum gegeben, die seit Kaiser Ludwigs letzter Untersuchung<br />
<strong>der</strong> Vertheidigungsanstalten in Friesland schon zweimal wie<strong>der</strong><br />
an jener Küste erschienen waren ^), das erste mal ohne Erfolg,<br />
denn ein Sturm vernichtete die meisten ihrer Schiffe,<br />
das zweite mal zu großem Ver<strong>der</strong>b des Landes.<br />
. Auch die Empörung <strong>der</strong> Wenden war noch nicht gestillt.<br />
König Ludwig besorgte daher, sie, die Nordmannen und die<br />
Stellinger mögten sich einigen, das Rkich angreifen und die<br />
christliche Religion in Sachsen und Friesland völlig vertilgen.<br />
Dies zu hin<strong>der</strong>n eilte er nach Köln in die Nähe <strong>der</strong> bedrohten<br />
Län<strong>der</strong> und bewirkte theils durch Schrecken, theils durch Gnade,<br />
daß ein Thcil <strong>der</strong> Sachsen^ sich ihm wie<strong>der</strong> unterwarf ").<br />
Völlig unterdrückt war <strong>der</strong> Aufstand noch nicht.<br />
Bald fanden sich, wie man erwartet hatte, auch die Nord--<br />
In den Jahren 838. und 839.<br />
i»t> IV, 2.<br />
'
157<br />
mannischen Vikmgev an ^er Friesischen Küste ein. Quantavic<br />
^) bei AmienS an <strong>der</strong> Mündung des'Flusses la Tanche/<br />
Nordhunnwlg, das für Norden in Ostfriesland, und Hamwig)<br />
das für Hamburg gehalten wird ^), wurden nach einan<strong>der</strong> von<br />
ihnen.geplün<strong>der</strong>t (842). . , . -, ,.<br />
Voch inzwischen war <strong>der</strong> erste Schritt zur Ausgleichung<br />
dex Karolingischcn Brü<strong>der</strong> geschehen. Sie waren in Mäfon<br />
zusammen gekommen Ustd haften einan<strong>der</strong> geschworen von nun<br />
an. Friede, zu halten upd, durch.eine.Theiluug.de^ Reiches ihren.<br />
Streit .zu schlichten. . Pon da begab sich.Konig Ludwig<br />
nach Sachsen, um <strong>der</strong> Empörung.ganz ein Ende zu. machen<br />
die. nun .stn ftinem Bru<strong>der</strong> keinen. RuHalt.,mehr hatte. ...Es<br />
gelaug Hm. Die Ssellinger wurden WerW^n; )^on den<br />
Urhebern des Aufruhrs erlitten Vjele. Tod.e^stsqft,. Unzählige<br />
Verstümmelung an. ihrsn.Glie<strong>der</strong>n^).. ,,.^ ^.,,,^ ^ -<br />
Dann erfolgte die Theilung von Verdun (843), welche<br />
Ludwig dem Deutschen alle Fränkischen Lande am rechten<br />
Rheinufer überwies. Und^ nun erst, während dii Nordmamli-schen<br />
Vziklnger theils an <strong>der</strong> Englische^ Küste, theils an <strong>der</strong><br />
Loire und Garolme.hausten u), wurde <strong>der</strong> Krieg zur Wie<strong>der</strong>bezwingung<br />
<strong>der</strong> Weudm unternommen. König Ludwig<br />
griff zunächst die Abodriten an, von <strong>der</strong>en, aufrührischen Ab^<br />
sichten er unterrichtet war. Ihr König Goßomiuzl ^) siel in<br />
<strong>der</strong> Schlacht, Land und Volk <strong>der</strong> Abodriten wurden unterjocht<br />
*) Auch Quintawich und Quentawich genannt, (-està addai, l'onte-<br />
6. k'rlissiu. (Dliron. k'nntaneiieng. 84^. in ke^ii HIon. II. ^.<br />
270. !c. p. 301. :c. Bei Nithard Contwig. ' ^<br />
6) So Pcrh. Wedekind Noten !c. VIII. S. ^79. ^80. sucht die<br />
beiden Ichtgenanntrn Orte in England wegen <strong>der</strong> vorher gehenden Worte:<br />
inidl^iie mnri trn^ecto. Der Ausdruck ist mir <strong>der</strong> von Pertz gegebenen Deutung<br />
wohl vereinbar, die Corvcyer Chronik aber, welche im Hintergründe steht,<br />
hat sich als unacht erwiesen. ' '<br />
7) Nilkaräi di8t. IV, I. ^.<br />
») ^nn. Lert.n. 8^3. 8^.<br />
s) Die ^.mi. Xmn. ncnnen ihn Gestimus, spätere Chroniken Gcstimulus.
158<br />
und Herzogen übergeben, nicht Fränkischen, son<strong>der</strong>n Wenden<br />
wie sonst/"). Nach diesem Siege kamen die übrigen Wenden-,<br />
surften von selbst und gelobten dem Ostfrantenkönig Treue ").<br />
Wenden und Vikinger <strong>der</strong> letzten Karolingerzelt.<br />
Durch den Krieg gegen Gohomiuzl war das Wendenland<br />
an <strong>der</strong> Ostsee unter die Gewalt des Reiches'Ostfransett ge-<br />
bracht, doch nicht in <strong>der</strong> Ausdehnung,' wie es unttr Karls<br />
des Großen Oberherrlichkeir gestanden hatte. 'Die Votker'von<br />
<strong>der</strong> Weichsel bis vielleicht 'an die Peette hat>m'attmahiig ^)<br />
das ohnehin lockere Vand gelost, mit dem sie an den Kaiser<br />
geknüpft waren, nur die Gebiete <strong>der</strong> Wilzen und Abodriten;<br />
dazu Nordsachsin, feit Wegführung <strong>der</strong> Nordliudi 'das Land<br />
<strong>der</strong> Nnsiedlung für Wendm und Sachsen, waren noch unterthM<br />
Freilich nicht durchaus ergebene Unterthanen, doch k<br />
l?) Dafür zeugt <strong>der</strong>- Name des nächsten Abodntenherzoges Tabo.miuz^ <<br />
") ^l,i». Xnnt. 8ää. ...<br />
') Bart hold (Geschichte von Rügen und Pommern Th^ l. S. 2l6.)<br />
sieht die'Frankfurter Rcichsvcrsammlung v. I. 823. als dm Zeitpunkt an. wo<br />
zum leh.tcn mal das vom. groIcn Vater..ererbn Ansehn die Sendboten >ex<br />
westlichen Slaocn, <strong>der</strong> Sorben, Wilzen, Böhmen, Mahren, <strong>der</strong> dalmatischen<br />
^odriten, <strong>der</strong> Nordabodnien um'Ludwig den Frommen'vereinigt hatte. Genau<br />
genommen nennt>Einhard auf diesem Frankfurter Tage nur Abgeordnete<br />
<strong>der</strong> Heiden (dardaroruiu le^tiones) als gegenwärtig,, doch sind mit dem<br />
unbestimmten Ausdruck wohl 'keine an<strong>der</strong>n Völker gemeint, als die <strong>der</strong> Annalist<br />
b?i - einer an<strong>der</strong>n Zusammenkunft das Jahr vorher namhafs gemacht hat l^ln<br />
HNO conventn ninnium orientl^Iiulu 8cll^vorum ill e8<br />
et in ki^nnonili i7e8ilientiuiu ^.vkrulii leF^tione« l:uin muneribu«<br />
nä se äirectH5 auäivit). Alle diese Völker gehörten auch nach dem Pri><br />
trage, von Verdun noch zum Reiche Ludwigs des Deutschen. Ihre Abgeordne-<br />
ten sind also im Jahre 823 keineäwcges zum letzten male auf <strong>der</strong> Reichsver-<br />
sanunlung, erschienen. Dagegen fehlen auch in diesem Verzeichnis schon, die öst-<br />
lichern Slaven vi5 an. die Weichsel. Sie finden sich überhaupt auf keiner Wer«<br />
sammlung Ludwigs des Frommen so wenig als selbst seines Vaters ausdrücklich,<br />
genannt. Einhards vollwichtiges Zeugniß allein verbürgt jene Ausdehnung <strong>der</strong><br />
Henschaft Karls des Großen. Die plötzliche Beschränkung <strong>der</strong>selben von einem<br />
bestimmten Zeitpunkte an ist nicht nachzuweisen. .. . .
159<br />
die Anregung zu den nachfolgenden Aufstanden, wie es scheint,<br />
immer von außen. Die Nordmannischen Vikinger waren damals<br />
die ungestümen Treiber, welche, wo sie erschienen, ver<strong>der</strong>bliche<br />
Leidenschaften entfesselten. Ihren Einfluß haben auch<br />
die Wenden erfahren. Nordsachscn, durch seine Lage jenen<br />
Schwärmen zumeist ausgesetzt,, war dann.gewöhnlich-dl'e Slatte,,<br />
wo die Flamme aufging, und von wo .sie. nach da und dorh<br />
hin um sich griff.. , ,,. , .. . ,^. . .- . .- ^. ^ -<br />
Gleich nach dem Kriege mit GohomMl^atft, es einen<br />
solchen Eingriff zu erdulden. König Horich, bis in das letzte<br />
Jahr Ludwigs des Frommen dessen stäter Vundcsgettosse, hatte<br />
sich schon gegen den über Beeinträchtigungen von Meilen d?r.<br />
Friesen beschwert ^). Worin sie bestand^, ^vird nicht erwähn^<br />
vermuthlichen seeräuberischen Anfällen... Der Kaiser,hatte sofort<br />
strenges Recht zpgesagt und seine.^ Abgeordneten nach<br />
Friesland geschickt: Bei des Kaisers Tode mag das Strafgericht<br />
unterblieben, durch Lothars Maßregeln nach <strong>der</strong> Schlacht<br />
von Fontenoy das Mißvergnügen des Däncnkönigs, eher-gemehrt<br />
als gemin<strong>der</strong>t sein, und <strong>der</strong> früher die Vikinger gestraft<br />
hatte, zog unerwartet selbst mir .ihnen aus
160<br />
zuerst den Dänen entgegen, besiegten sie in einer Schlacht,<br />
und erstürmten dann auch eine Sladt <strong>der</strong> Wenden. Die Vi-<br />
kinger kehrten um. "Auf dem Rückwege soll von denen, die<br />
aus <strong>der</strong> Seine kamen, o<strong>der</strong> nach einer an<strong>der</strong>n Nachricht von<br />
den Genossen des Hörich selbst eine so große Anzahl plonlich<br />
erblindet und in Wahnsinn verfallen sein, daß <strong>der</strong> Dänenkönig<br />
durch dies Strafgericht' erschreckt noch im Herbst desselben<br />
Jahres seine Abgeordneten nach Pa<strong>der</strong>born sandte, wo Ludwig<br />
damals einen Landtag hielt, Frieden bot und sich bereit er-<br />
klärte, alle Gefangenen los zu lassen und die geraubten Schätze<br />
nach Kräften zu erstatten ^). Der Vorschlag wurde ange-<br />
nommen, und von da bis ins dreizehnte Jahr bestand Friede<br />
Attd Vündniß zwischen den Dänen und König Ludwig ^).<br />
Eben so lange fittbet sich keine Nachricht von einem Aufstande<br />
unter den Wenden ^ Nicht einmal Raubzüge <strong>der</strong> Vikinger<br />
geschahen an den Küsten des Ostfrankenreiches.<br />
>'' Aber in Nordsachsen, wo Sachsen, - Dänen und Wenden<br />
sich berührten, war dennoch in dieser Zeit kein vollkommener<br />
Friedenszustand.<br />
Mieden die ^ikingerflötten auch 'die Grenzen Ludwigs<br />
des Deutschen, so hausten sie um so wil<strong>der</strong> in den Reichen<br />
seiner Brü<strong>der</strong>-. -Bald nachdem Horich und <strong>der</strong> Ostfrankenkönig<br />
Friede gemacht/Iwürde Lotharsl Antheil an Friesland von den<br />
Nordmannen heimgesucht. Der angegriffene Punkt war wie-<br />
844., daß die Wenden gleich nach dem Kriege gegen Gohomiuzl die Treue, die<br />
sie dem Königr gelobt,' wie<strong>der</strong>'gebrochen (Huaiu (Mem) ilio adente 8tatin»<br />
mentientt;».) theile auf die Nachricht <strong>der</strong> ^nn, Lertin. 845., daß nach<br />
dem' Siege gegen die Dänen eine Wendische Stadt von dm Sachsen erobett<br />
worden.' - - . ' — ^ - ^i:^ ', ' f<br />
...*). ^n. üerün. Xant. .845. ' / > ^ . '<br />
' '«) ^nn. Le^r. 8^6. Ä7. 8 ^ 65t. 655'. 856.. werden allerdings<br />
Fcldzüge gegen die Slaven erwähnt, vergleicht man aber damit die Ful<strong>der</strong> An-<br />
nalcn bei den genannten. Jahren, so ergiedt. sich^, daß die Bekämpften i. I.<br />
851 Syraben/die in Vttt übrigen Jahren Mähren und Böhmen gewesen.
161<br />
herum beson<strong>der</strong>s DoWat, und während Verwüstung über die<br />
Friesischen Lande Ostergo und Westergo erging, siel jener Ort<br />
m die Gewalt <strong>der</strong> Feinde o<strong>der</strong> wurde nie<strong>der</strong>gebrannt^), fast<br />
vor den Augen des Kaisers, <strong>der</strong> sich nicht, fern davon in<br />
Nimwegen befand. Die Einnahme von Dorestat' scheint Anlaß<br />
gewesen zu sein, daß Norik des VerratheS verdächtig wurde/<br />
denn ihm allein (sein Bru<strong>der</strong> Heriold war schon gestorben °))<br />
halte die Vertheidigung des Platzes obgelegen, den er als Veneficium<br />
nme hartes Der Kaiser ließ ihn verhaften, und dem<br />
Dänenkönig Horich ging von den drei ^arolingischen Vrüdem<br />
gemeinschaftlich das Begehren zu, er möge seine Unterthanen<br />
von Beeinträchtigung <strong>der</strong> Christen zurück halten, wo nicht,<br />
so habe er mit Gewißheit Krieg von ihnen allen zu erwarten.'<br />
Aber es war kein ElM bei <strong>der</strong> Drohung. Ronk, <strong>der</strong> auS<br />
semer Haft entflohen, war, fand nicht nur Aufnahme beim<br />
Könige Ludwig,, er durfte sogar in dessen Reichesich ungehtN«<strong>der</strong>t<br />
zum Kriegenvi<strong>der</strong> den Kaiser rüstelc/ . . . . ^<br />
>'' Nordsachsen war das Land, wo er seine Anstalten traf.<br />
Hier hielt er sich einige Jahre auf, sammelte eine ansehnliche<br />
Schaar Dänen uud zog dann mit ihnen als Viking aufs Meer.<br />
Sie nahmen Dorestat ein. Der Kaiser/ unvermögend sie zu<br />
vertreiben, mußte den Rorik wie<strong>der</strong> als seinen Dienstmann<br />
anerkennen (850).<br />
'. Der unstäte Krieger blieb indeß nuv. kurze Zeit daheim.<br />
Im vierten Jahre darnach versammelten sich die Nordmannen,<br />
welche vor zwanzig Jahren Dänemark hatten ver--<br />
7) Das Letztere sagen die Mantener Annalen, da5 Erstere die von St.<br />
Bertin. Auch das Jahr wird verschieden angegeben: 847 von diesen, 8-46<br />
von jenen.<br />
') Wenn Dep ping (H'l8t. 6e« ex^eäit. lulirit. äe« borili. I. p.<br />
148.) von diesem Heriold sagt: II kut «ui-^rlz et tue pai- le« couites francs,<br />
c^ai-^es (le la äekense 6e la l>ì«e, so verwechselt er ihn mit einem an<strong>der</strong>n<br />
Hcriold, <strong>der</strong> zur Zeit König Ludwigs des Deutschen nach Dstfranken gekom«<br />
mcn und gelauft war. ^nn. l'ulä. 852.<br />
ti
162<br />
lassen müssen, aus allen Gegenden, wohin die Raublust sie<br />
zerstreut hatte, und gingen in ihr Vaterland zurück. Sogleich<br />
entstand blutige Fehde zwischen Godurm und Horich. Drei<br />
Tage dauerte das Gemetzel ^); unzähliges Volk wurde erschlagen,<br />
und vom königlichen Stamme blieb niemand übrig als<br />
ein einziger Knabe ^"). Da verließ Rorik wie<strong>der</strong>um Dorestat<br />
und ging nach Dänemark um König zu werden. Aber<br />
sein Entwurf schlug fehl, ein jüngerer Horich gelangte auf<br />
den Dänischen Thron. Rorik ging also wie<strong>der</strong> nach Doresiat<br />
und bemächtigte sich des größten Theiles von Friesland<br />
(855), um nach Jahresfrist die Küste nochmals zu verlassen.<br />
Kaistr Lothar hatte <strong>der</strong> Krone entsagt und war ins Kloster<br />
gegangen. Seine drei Söhne theilten das Erbe so, daß<br />
Italien und die Kaiserwürde an Ludwig kam, an Karl die<br />
Provence, an Lothar <strong>der</strong> nördlichste Theil des Reiches, Lotharingien,<br />
zu dem auch Friesland gehörte. Aber unter den Brü<strong>der</strong>n<br />
war Zwietracht; ihre Oheime mischten sich ein und Ludwig<br />
<strong>der</strong> Deutsche trat in ein Vündniß mit dem Kaiser und<br />
König von Italien, Karl <strong>der</strong> Kahle mit Lothar ").<br />
Indem die Karolingischen Könige also gegen einan<strong>der</strong><br />
standen, führte plötzlich, mit Zustimmung seines Herrn, des<br />
Königs Lothar, Rorik eine Flotte in die Dänischen Grenzen,<br />
und wie<strong>der</strong>um mit Zustimmung des Dänenkönigs Horich nahm<br />
er da einen Theil des Landes zwischen <strong>der</strong> Aegidora und dem<br />
Meere in Besitz (857). Im nächsten Jahre drang Ludwig<br />
<strong>der</strong> Deutsche mit Heeresmacht in das Reich seines Bru<strong>der</strong>s<br />
Karl. Sogleich wurde Sachsen von Dänischem Kriegsvöll<br />
angegriffen, allen Umständen nach, von dem des Ron!, <strong>der</strong><br />
wohl nur eben dazu im Einverständniß mit Lothar und Horich<br />
2) änn. Lert. 854.<br />
l") Minii, vita 8. ^N8^c. 31.<br />
") ^nn. Lertm. 856.
163<br />
an die Ei<strong>der</strong> übergesiedelt war. Denn das ist nlchr zu verkennen,<br />
daß es vielfach die gegenseitige Feindschaft <strong>der</strong> Karolingischen<br />
Könige war, welche die Vikingerschwärme bald auf<br />
diese, bald auf jene Seite hinüberwarf.<br />
König Ludwig sandte um dem Feinde zu begegnen seinen<br />
Sohn Ludwig mit einem Heere in das Land <strong>der</strong> Abodriten<br />
und Linonen. Die Dänen wurden zurück getrieben ^). Aennoch<br />
genethen auch die Wenden in Aufregung. Sobald also<br />
die Könige Frieden gemacht und sich verbündet hatten (660),<br />
beschloß <strong>der</strong> Ostfranke den Krieg gegen Tabomiuzl, den aufrührischen<br />
Herzog <strong>der</strong> Abodriten. Er beschied deshalb seinen<br />
Neffen Lothar zu einer Unterredung nach Mainz, wo er daS<br />
Gesuch an ihn richtete mit ihm wi<strong>der</strong> die Slaven auszuziehen.<br />
Lothar versprach es, wurde aber hinterher seiner Zusage untreu<br />
und König Ludwig machte sich mit seinem Sohne und dm<br />
Streitkräften des eignen Reiches auf. Der Ausgang des<br />
Krieges wird nicht ganz übereinstimmend erzählt. Nach einer<br />
Angabe verloren die Ludwige etliche angesehene Männer, richteten<br />
nichts gedeihlich aus und kehrten nach Frankfurt heim,<br />
sobald sie Geiseln erlangt "). Eine andre Nachricht stellt<br />
den Erfolg günstiger dar. König Ludwig habe den Tabomiuzl<br />
zum Gehorsam und zur Stellung von Geiseln genöthigt,<br />
untern letzlern sei des Abodritenfürsten eigener Sohn gewesen.<br />
Sobald die Ruhe im Wendenlande hergestellt war, entwich<br />
auch Ronk wie<strong>der</strong> aus dem Gebiet an <strong>der</strong> Aegidora.<br />
Von ihm geführt fand sich eine Schaar Vikinger in Dorestat<br />
ein, verheerte dieses, drang den Rhein hinauf bis nach Neuß<br />
und wich nur zurück, als die Sachsen von <strong>der</strong> einen, König<br />
Lothar von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite des Rheines gegen sie heranzogen<br />
l "). Dennoch blieben Ronk und die Abodriten mit Sorge<br />
IN. Lert. 858.<br />
I<br />
') ^lin.<br />
Lert. 852.<br />
m. Lert. 803.
164<br />
beobachtet/ diese don Ludwig dem Deutschen, jener von Lothar,<br />
denn beide Könige wußten, wo sie verwundbar waren, und<br />
durch, welche Kräfte sie einan<strong>der</strong> zu bekämpfen pflegten. Als<br />
sie daher i. I. 867 wie<strong>der</strong> in Spannung geriethen, fürchtete<br />
Lothar sogleich einen Angriff Roriks auf Friesland und bot<br />
ein Heer zur Vertheidigung auf, Ludwig aber sandte seinen<br />
Sohn mit den Sachsen und Thüringern gegen die Abodriten<br />
aus und befahl dem übrigen Volke sich auf den ersten Ruf<br />
zur Heerfahrt bereit zu halten ^).<br />
Doch kam die.gefürchtete Gefahr auf keiner Seite zum<br />
Ausbruch. Die Könige schloffen Frieden. Ronk muß bald<br />
hernach Dänemark wie<strong>der</strong> verlassen und seinen frühern Wohnort<br />
eingenommen haben ^). Denn beim Tode Lothars (869)<br />
war er schon in Friesland, und Karl <strong>der</strong> Kahle, <strong>der</strong> sich des<br />
Lotharingischen Reiches anfangs allein bemächtigte, dann gezwungen<br />
den Raub mit seinem Vru<strong>der</strong> Ludwig theilte, säumte<br />
nicht den gefährlichen Viking durch ein Vündniß an sich zu<br />
knüpfen und durch beson<strong>der</strong>e Gunst auszuzeichnen ^). König<br />
Ludwig nahm ihn nicht min<strong>der</strong> in seine Dienste^);<br />
durch die Theilung des Lotharischm Erbes mögen einige <strong>der</strong><br />
Friesischen Veneficien Roriks unter Ostfranken gekommen sein.<br />
Neun Jahre später war Rorik nicht mehr am Leben ^).<br />
l ») ^nn. Lertln. 807. '<br />
°l) ^nn. Lertin. «82.<br />
") änn. Lertin. 870. 872.<br />
") äi.n. lulä. 873.<br />
^) Pertz (Monum. I. inäex s. v. üarlck) hält Rorich, den Bru<strong>der</strong><br />
des Heriold, Rorich, den Neffen o<strong>der</strong> Enkel (nepog) des Heriold und Rorich,<br />
dcn Nordmannen, als drei verschiedene Personen aus einan<strong>der</strong>. Allein ^.nn.<br />
Lertin. 850. vgl. mit ^.im. k'ulä. 850. zeigen die Einerlcihcit des Sohnes<br />
und des Neffen Heriolds- Dieser Rorik ist es, <strong>der</strong>, die Beneficien in Kinnin<br />
besaß, <strong>der</strong>selbe auch <strong>der</strong> Dienstmann <strong>der</strong> Frankcnkönige (l>2ncoruiu regibus<br />
Käe1i3. ^nn. ?u1ä. 882.) d. h. Karls des Kahlen Und Ludwigs 5es Deutschen<br />
(^nn. Lertln. 872. ^nn. ^uiä. 873.). Ist aber das zugegeben, wa«<br />
rum sollte <strong>der</strong> Rorich, dessen die Berlinischen Annalen beim Jahr 663 gedenken,<br />
für verschieden von dem gehalten werden, <strong>der</strong> beim Jahr 867 von ihnen<br />
erwähnt wird?
165<br />
So lange Ludwig <strong>der</strong> Deutsche'König war, wird nun<br />
keiner Störung des Friedens im Wendenlande mehr gedacht:<br />
Auch die Brü<strong>der</strong> Sigfrid und Halbdeni, welche, damals gemeinschaftlich<br />
o<strong>der</strong> getheilt-das KönigrUch^<strong>der</strong> Dänen inne<br />
hatten, schickten einer nach dem an<strong>der</strong>n Gesandte an den König<br />
von Ostfranken und begehrten dauernden Frieden und einen<br />
Handelsvertrag. Als Ehrengabe wurde dabei ei^ Schwert<br />
mit goldenem Heft überreicht und Ludwig zugleich dringend<br />
ersucht, er moge die Dänenkönige als.seine Söhne betrachten,<br />
sie wollten ihn lebenslänglich als Vater ehren. Auch schwuren<br />
die Abgeordneten nach dem Brauch des-Volkes auf ihre<br />
Waffen, daß fortan niemand aus dem Reiche ihrer Herren<br />
das Reich des Königs beunruhigen o<strong>der</strong> jemand darin verletzen<br />
solle. König Ludwig nahm das' alles gern an und versprach<br />
zu thun, was Wn ih'm gesucht wurde (873).<br />
Als er aberstarb und sein Reich unter seine Söhne Karl,<br />
Karlmann und Ludwig den Jüngeren gelheilt wurde, weigerten<br />
sich. die. Linonen, Soraben und ihre Nachbarn des üblichen<br />
Tributes. , Doch stillte sie König Ludwig, dem Sachsen zugefallen<br />
war, ohne Krjeg, empfing Geiseln und Geschenke von<br />
ihnen und brachte sie in das frühere Dienstverhältniß zurück<br />
(877). T>ie Weigerung wie<strong>der</strong>holte sich, al^ Aqrl, <strong>der</strong> letzte<br />
<strong>der</strong> drei Brü<strong>der</strong>, starb, und Arnulf König,im Ostfrankenreich<br />
wurde. Diesmal kam es sogar zum Kriege.. Der Kpnig<br />
selbst zog mit einem Heere, ins Land <strong>der</strong> Modulen. Der Erfolg<br />
war ungünstig. Arnulf entließ darauf sein Heer und<br />
eilte nach Frankfurt am Main, von wo er gekommen war<br />
(889). Allein im sechsten Jahre darnach schickten die Abodriten<br />
dennoch Gesandte, welche Geschenke darbrachten und um<br />
Frieden baten. Und König Arnulf bewilligte ihr Gesuch (895).<br />
Nicht mehr als das berichten gleichzeitige Zeugen über<br />
das Verhältniß des Wendenlandcs zum Ostfrankenreich, so lange<br />
dieses nach dem Tode Ludwigs des Deutschen von dessen Ge-
166<br />
schlecht beherrscht wurde. OKH <strong>der</strong>selben Frist Danen die<br />
Küste heimgesucht und dort einen Einfluß geübt, ist zweifelhaft.<br />
Als gewiß kann nur gelten, daß i. I. 880 eine große<br />
Schlacht, darin die Bischöfe von Minden und Hildesheim nebst<br />
zwölf Grafen, achtzehn königlichen Dienstleuten und viel an<strong>der</strong>er<br />
Mannschaft umkamen und die Nordmannen siegten, in<br />
Sachsen geschlagen.wurde 20). Daß die Nahlstatt unweit<br />
Hamburg gewesen, ist durch kein gleichzeitiges Zeugniß darzuthun.<br />
Noch weniger glaublich erscheint, die Vermuthung "),<br />
in Folge jener Schlacht sei bis auf die Zeit König. Heinrichs<br />
fast ganz Transalbingien von den Dänen behauptet worden.<br />
m.<br />
Die Kirche und das Seidenthum.<br />
§.1.<br />
Die Stiftungen Karls des Großen.<br />
Als Karl <strong>der</strong> Große am Ufer <strong>der</strong> Elbe zum erstenmal<br />
mit Wenden Unterhandlung pflog, wurde, wie einige Annalen<br />
berichten ^), auch eine große Menge von ihnen zum Christen-»<br />
glauben gebracht und getauft. Sechs Jahre später, bevor<br />
noch Karl seinen ersten Zug ins Wendenland gethan, legte er<br />
dieses ganz von <strong>der</strong> Elbe bis ans Meer, von <strong>der</strong> Ville und<br />
Trave bis an die Peene und Elde zur Diöcese des Verdener<br />
ViSthums und verpfiichtete es damit zur Entrichtung <strong>der</strong> Zehnten.<br />
So meldet die Stiftungsurkunde, die von dem Frankenkönige<br />
selbst ausgestellt ist -).<br />
lulä. 880. Vgl. Wedekind Noten :c. III. S. 295. :c.<br />
2!) Waih Jahrbücher des Deutschen Reichs unter <strong>der</strong> Herrschaft König<br />
Heinrichs 1. S. 4. Was Adam v. Br. von Verwüstungen <strong>der</strong> Dänen und<br />
Slaven berichtet, gilt erst von <strong>der</strong> Zeit Bischof Hogers (909—917.). ^äam.<br />
Lr. 44.<br />
t) ^nn. liHuresb. Okron. kloisnae. 780.<br />
8cn^t. re?, l^erui. «epteutr. x. 177.
167<br />
Allein bei näherer Betrachtung verschwinden diese ungewöhnlich<br />
großen und schnellen Anfänge. Einhard erwähnt<br />
nichts von getauften Wenden, und dieselben Annalen, denen<br />
die Nachricht von solchen entnommen ist, bezeichnen mit sich<br />
selbst in Zwiespalt achtzehn Jahre später die Abodriten als entschiedene<br />
Heiden °). Ist aber das, so ist auch die Urkunde<br />
als Unacht zu 'verwerfen. Ein heidnisches Land konnte nicht<br />
zu einem Kirchensprengel, son<strong>der</strong>n höchstens zu einem Missionssprengel<br />
(loßatio) gehören, <strong>der</strong> an eine Diocese geknüpft<br />
war *). Und auch eine Verbindung <strong>der</strong> Art hat zwischen<br />
Verden und dem Wendenland nicht bestanden. Glaubwürdige<br />
Zeitgenossen melden sehr bestimmt, was durch Karl den Großen<br />
für die Kirche im Norden geschehen ist.<br />
Als <strong>der</strong> König die Sachsen besiegt und zur Annahme des<br />
Christenthums gezwungen hatte, theilte er ihr Land, so weit<br />
es am linken Elbufer lag, in Visthümer, Nordsachsen aber<br />
schloß 'er von diesen Einrichtungen aus. Seine Absicht war<br />
hier einen erzbischostichen Sitz zu gründen, von wo das Christenthum<br />
auch unrer die fremden Nationen, die Schweden, Dänen,<br />
Norweger, ja zu den Faröern, Grönland, Island, dm<br />
Skridesinnen und Slaven ausgehen könnte. Deshalb lehnte er<br />
auch wohl das Gesuch des heiligen Liudger ab, <strong>der</strong> sein Visthum<br />
verlaffen und als Heidenbote zu den Nordmannen gehen wollte ^).<br />
Dagegen erbaute er die erste Kirche in Nordsachsen, die Hamburger,<br />
ließ sie durch den Bischof Amalharius einweihen und<br />
übergab sie und die zu ihr gehörige Parochie einem Priester<br />
Heridac, den er eigens von aller geistlichen Gewalt <strong>der</strong> benachbarten<br />
Bischöfe befreite, und dem er die bischöfliche Würde<br />
*) ^.nn. IiauroHii. 798.<br />
") Dasselbe Argument steht auch <strong>der</strong> Hypothese Wcdckindö (Noten I.<br />
S. 64.) entgegen, die Grenzbczrichnung <strong>der</strong> Urkunde sei auf das Jahr 848<br />
o<strong>der</strong> 858. zu beziehen. Damals war das Slavenland bereits zu dem Hamburger<br />
Missionssprengel gelegt.
168<br />
zugedacht hatte. Dies letztere wurde durch den Tod des Kaisers<br />
verhin<strong>der</strong>t «). Neffen Entwürfe aber waren bald nachher<br />
so unbeachtet o<strong>der</strong> so völlig vergessen, daß Ludwig <strong>der</strong><br />
Fromme die Hamburger Parochie als eine gefreite aufhob und<br />
sie unter die angrenzenden Pisthümer Bremen und Verden<br />
vertheilte. , -.. . ^ ^ ^! '<br />
WaS in diesen ersten Zeiten von Nordsachsen aus unter<br />
den Slaven gewirkt, darüber findet sich keine Nachricht. Allem<br />
Ansehn nach war es. wenig. .Ver. erste getaufte Abodrite,<br />
dessen gedacht wird, ist Herzog Mclaomir. Da er vom Kaiser<br />
Ludwig seiner Verbannung entledigt auf dM Heimwege in<br />
Sachsen erkrankte, empfing er das Sacrament und starb, bald<br />
darauf (821). _ .., ... -<br />
Ebo und Ansgar.<br />
Mittlerweile regte sich <strong>der</strong> Trieb zur Bekehrung <strong>der</strong> Nordischen<br />
Heiden in klösterlicher Enge wie in <strong>der</strong> Nahe des kaiserlichen<br />
Thrones, in dem Mönch Ansgar und. ,dem Erzbischof<br />
Ebo. ., . ' '<br />
Wie in Ansgar das Verlangen und <strong>der</strong> Entschluß, allmählig<br />
entstanden, hat er selbst in späten: Jahren stinco Schüler<br />
Rimbert vertraut ^). Vis zum fünften Lebensjahre, pflegte<br />
er zu erzählen, habe er unter Leitung seiner gottesfürchtigen<br />
Mutter gestanden. Bald nach <strong>der</strong>en Tote habe ihn <strong>der</strong> Va-<br />
, . ' . ^ „, . - . - ..,,.<br />
rlvile^luni in I^näenkröF script, rer. (3erm.<br />
p. 125. kuulierti vitl^ 8. ^n»lc. l2. Vita 8. küub. 1. 2^ Nach <strong>der</strong><br />
Urkunde muß die Stiftung Karls i. I. 811. geschehen sein. Vgl. Wedekind<br />
Noten :c. I. S. 49. Nach Rim<strong>der</strong>t ist, wenn man die Worte genau<br />
nehmen will, ein früherer Zeitpunkt,fest zu halten, <strong>der</strong>, da das Sachsenland<br />
links <strong>der</strong> Elbe in Bisthümer getheilt wurde, also bevor <strong>der</strong> Aufstand <strong>der</strong> Nordliudi<br />
und <strong>der</strong>en Wegführung erfolgte.<br />
l) Wo von nun an kein Zeuge beson<strong>der</strong>s genannt ist, ist es immer Rim<strong>der</strong>t<br />
im Leben Ansgars.
169<br />
ter in eine Schule geschickt, wo er mit an<strong>der</strong>n Knaben seines<br />
Alters, kindisch leichtsinnig geworden. Aber, einst sei ihm im<br />
Traume vorgekMmcn, als befinde er sich.mitten in einem<br />
Nlorast.und sehe nahe dabei auf einem,aumuthigen Pfade eine<br />
fm'stliche^Frau, in..welcher er'sofort die. heilige Maria erkannt,<br />
und bei ihr.an<strong>der</strong>e weiß gekleidete Frauen,, unter ihnen, seine<br />
hinlaufen wolle;!, doch habe er.in<br />
dem Moraste nicht fort gekonnt. Da sei er von <strong>der</strong> Jungfrau<br />
Marja gefragt: „Mein Sohn, willst du zu deiner Mutter.?"<br />
i Und als er das eifrig bejaht, habe, jene weiter gesprochen:.„Begehrst<br />
du in unsre.Gesellschaft zu.lommen, so mußst<br />
du-Me Eitelkeit samt den kindischen Spulen lassen und dich<br />
-selbst in dem Ernste des Lebens bewahren.. Denn wir verabscheuen<br />
alles Eitle und Müßige; wer daran.seine Lust Hat,<br />
kann^nicht in unsrer. Versammlung sein." ' . .<br />
.^ ^. Den Traum betrachtete Ansgar als Anfang seiner Umkehr<br />
zum Ernst, und zum fleißigen Lernen, doch bekannte er,<br />
noch einmal, da er bereits vor seinem dreizehnten Lebensjahre<br />
in das Kloster Corbie an <strong>der</strong> Somme aufgenommen war und<br />
die Tonsur empfangen hatte, von <strong>der</strong> ersten Strenge nachgelassen<br />
zu haben. Da kam ihm die Nachricht, zu von dem<br />
Tode. Karls des Großen.- Sie erschütterte ihn tief und brachte<br />
ihm die Worte <strong>der</strong> heiligen Maria wie<strong>der</strong> in Erinnerung.<br />
Dazu kam ein neuer Traum.<br />
Er fand sich sterbend und rief den Apostel Petrus und<br />
den Täufer Johannes zu seinem Beistände. Sie erschienen,<br />
seine Seele aber entwich aus dem sterblichen Leibe und befand<br />
sich sogleich in einem an<strong>der</strong>n schönen Leibe ohne Sterblichkeit<br />
und Kümmerniß, umgeben von unendlicher Klarheit, welche<br />
die ganze Well erfüllte. Da hindurch geleiteten ihn die heiligen<br />
Männer oyne seine Zuthun wun<strong>der</strong>bar an einen Ort, in<br />
dem er das Fegefeuer erkannte. Hier ließen sie ihn hinab, und<br />
er hatte drei Tage lang, die ihm länger vorkamen als tausend
170<br />
Jahre, unendliche Pein von dichter Finsterniß und Beängstigung<br />
zu erdulden. Dann kehrten seine Führer zurück. Mit<br />
ihnen ging er nun, ohne selbst zu gehen, größerem Lichte zu.<br />
Da sahe er lange Reihen Heiliger, welche näher o<strong>der</strong> ferner<br />
dem Morgen, alle aber anbetend und lobsingend jener Himmelsgegend<br />
zugewandt waren. Am Orte des Morgens aber<br />
saßen auf ihren Stühlen die vier und zwanzig Aeltesten, davon<br />
in <strong>der</strong> Offenbarung geschrieben, auch sie ehrerbietig den<br />
Morgen anschauend und lobpreisend. Und vom Morgen ging<br />
ein wun<strong>der</strong>barer Glanz aus, ein unnahbares Licht von unendlicher<br />
Klarheit, in dem alle köstliche Farbe und jegliche Anmuth<br />
enthalten. Aus ihm schöpften alle Heiligen Wonne, aber<br />
<strong>der</strong> in dem Licht wohnte, war nicht zu schauen son<strong>der</strong>n nur<br />
zu glauben. Doch war er in allen Heiligen und alle in ihm,<br />
er umgab alle von außen, erfüllte und regierte sie von innen,<br />
schirmte von oben her und stützte von unten. Zu diesem unermeßlichen<br />
Lichte führten Petrus und Johannes ihren Schützling,<br />
und er betete an mit allen Seligen. Da sprach eine<br />
liebliche Stimme zu ihm: „Gehe hin; gekrönt mit dem Martyrium<br />
wirst du zu mir zurückkehren." Und <strong>der</strong> Lobgesang<br />
<strong>der</strong> Heiligen verstummte, und alle beteten an mit geneigten<br />
Häuptern. Darauf führten seine Begleiter ihn zurück, schweigend<br />
wie von Anfang an, doch sahen sie so liebreich auf ihn,<br />
wie eine Mutter auf den einzigen Sohn.<br />
Zwei Jahre später, da Ansgar <strong>der</strong> Knabenschule des Klosters<br />
vorstand, ward ihm ein dritter bedeutsamer Traum.<br />
Diesmal erschien ihm Christus selbst, und <strong>der</strong> Glanz <strong>der</strong> Gottheit<br />
strahlte wie eine Feuerflamme aus dessen Augen. „Sage<br />
deine Sünden, sprach <strong>der</strong> Heiland mit sanfter Stimme, damit<br />
du gerechtfertigt werdest." Und auf die Antwort: „Herr,<br />
wozu bedarf es, daß ich sie dir sage? Du weißst alles!" wurde<br />
erwie<strong>der</strong>t: „Ich weiß alles, aber ich will, daß die Menschen<br />
mir ihre Sünden bekennen, damit sie Vergebung empfangen."
171<br />
Ta beichtete Ansgar im Traume dem Herrn, worauf dieser<br />
zu ihm sprach: „Fürchte dich nicht, ich tilge deine Missethaten."<br />
Nicht lange nachher lam es ihm wie<strong>der</strong> Nachts im Schlafe<br />
vor> als träte er in ein Haus, wo viele Prediger zur Ausübung<br />
ihres Amtes bereit standen, und plötzlich umlcuchtete<br />
ihn eine unermeßliche Klarheit vom Himmel her. Wie er nun<br />
darüber voll Verwun<strong>der</strong>ung, war, vernahm er eine Stimme<br />
ähnlich <strong>der</strong>, die ihm einst daS Martyrthum verheißen hatte:<br />
„Deine Sünde ist vergeben.« Und als er darauf fragte:<br />
„Herr, was willst du, daß ich thue?" ließ sich dieselbe Stimme<br />
abermal vernehmen: „Gehe hin, und verkündige den Heide»<br />
das Wort Gottes."<br />
Durch diese Reihe von Träumen, beson<strong>der</strong>s durch den<br />
bestimmten Ausspruch des letzten, hielt sich AnSgar seiner Verufung<br />
zum Apostelamte gewiß, auch <strong>der</strong> Martyrkrone hoffte<br />
er theilhaftig zu werden. Doch war noch keine Aussicht, wie<br />
er, sein Ziel erreichen möge. Nur eine Annäherung konnte er<br />
eS achten, als er, vielleicht ein und zwanzig Jahre alt, mit<br />
an<strong>der</strong>n Mönchen den Auftrag hielt, nach Corvey an <strong>der</strong> Weser<br />
zu gehen, dem ersten Kloster in Sachsen, das um die Zeit<br />
(822) von Coibie aus gegründet war und mit diesem noch unter<br />
Leitung Eines Abtes stand. Hier ward Ansgar Vorsteher<br />
<strong>der</strong> Schule und predigte zugleich in <strong>der</strong> Kirche des Klosters,<br />
indem er gläubig seines fernern Berufes harrte.<br />
Um dieselbe Zeit fand sich Erzbischof Ebo von Rheims<br />
angeregt, den Dänen das Christenthum zu predigen -> Wie<br />
<strong>der</strong> Gedanke in ihm aufgegangen, wird nirgend berichtet.<br />
Verflochten in die spätem politischen Händel des Frankenreiches<br />
und in den Zwist Kaiser Ludwigs mit seinen Söhnen<br />
hat <strong>der</strong> Mann harten Tadel erfahren '), aber das Urtheil<br />
') Nlinb, v!w 8, ^n»1c. 13.
172<br />
über ihn muß wenigstens gemil<strong>der</strong>t werden durch das Zeugniß<br />
des unbescholtenen Ansgar, <strong>der</strong> mit unverän<strong>der</strong>ter Anhänglichkeit<br />
dem Ebo zugethan geblieben ").<br />
Der Erzbischof fand keine Schwierigkeit sein Verlangen<br />
zu erfüllen. Er war Günstling des Kaisers, von diesem aus<br />
niedrigem Stande hervorgezogen, auf dessen Geheiß unterrichtet<br />
und znm Geistlichen gebildet, durch dessen Huld alsdann<br />
von einem kirchlichen Amte zum an<strong>der</strong>n erhoben ^). Ludwig<br />
ging daher- gern auf das Gesuch ein, und nachdem auch Papst<br />
Paschalis dem Ebo die Mission unter den Dänen übertragen<br />
hatte, verlieh ihm <strong>der</strong> Kaiser, damit er seines Bleibens hätte?<br />
so oft er in jene Gegenden käme, einen Ort.Welanao «X m<br />
Nordsachsen. ...<br />
Ebo begab sich i. I. 822 nach Dänemark ^), predigte<br />
dort, bekehrte und taufte viele Heiden. Auch König Heriold<br />
äußerte sich dem Chnstenthum geneigt. Nach Verlauf eines<br />
Jahres ging <strong>der</strong> Erzbischof mit den kaiserlichen Gesandten<br />
Diethcr und Hruodmund zurück ^), erstattete dem Kaiser Ve?<br />
richt von dem Erfolge seiner Arbeit und verkündete die nahe<br />
bevorstehende Ankunft Heriolds. Dieser erschien auch am<br />
Hofe seines Beschützers, indessen erst, im dritten Jahre nachher<br />
empfing er die Taufe "), bewogen durch die Vorstellungen<br />
des Kaisers und seiner Freunde, daß ihm die.Christen wrlligeren<br />
Beistand leisten würden, wenn er gleiches Glaubens mit<br />
ihnen wäre ^").<br />
Die heilige Handlung geschah in Mainz mit großem Ge?<br />
^<br />
4<br />
')Nrmn!ä. »ix. ciarni. IV, 25-28. I^exan. 44.<br />
6) Jetzt Münstcrdorf in <strong>der</strong> Nähe von Ihehoe.<br />
') ^nn. 5u1ll. 822.<br />
») S. oden II. z. 5. ' .<br />
2) Link. m,n. 823. 826.
173<br />
prange ") zu <strong>der</strong>selben Zelt, da Herlold sich und sem König--<br />
reich dem Kaiser unterwarft). Dafür stattete Llldwig die<br />
neu zu gründende Kirche in Danemark zu ihrer ersten Ein-<br />
richtung nicht nur mit dem heiligen Gerath und allem, was<br />
zum Cultus gehörte, son<strong>der</strong>n sogar mic Bedungen im Wein-<br />
lande aus "). Vornämlich aber lag ihm daran, dem Neo-<br />
phyten einen Geistlichen beizugesellen, <strong>der</strong> ihn im Christen-<br />
thum befestigte. Niemand fand sich, <strong>der</strong> das mißliche Geschäft<br />
übernehmen mogte. Da brachte Wala, Abt von Corbie, den<br />
Ansgar in Vorschlag.<br />
Auf Befehl des Kaisers an den Hof berufen erschien <strong>der</strong><br />
junge Mönch. Er wurde befragt, ob er Heriolds Begleiter<br />
werden wolle, und sogleich erklärte er sich bereit dazu, ver-<br />
harrte auch bei seinem Entschlüsse, ungeachtet fast alle Haus-<br />
genossen des Abtes ihm dringend abriethen, <strong>der</strong> Abt selbst seine<br />
Wahl völlig frei ließ. Außer Ansgar war noch ein an<strong>der</strong>er<br />
junger Mönch von vornehmem Geschlechte, Autbert, <strong>der</strong> jenes<br />
Entschluß nicht nur billigte, son<strong>der</strong>n sich auch zu seinem Be-<br />
gleiter anbot.<br />
Der Kaiser, Wohl zufrieden damit, übergab beiden, was<br />
zum Dienst <strong>der</strong> Kirche nöthig war, und befahl den Hcriold<br />
und die Seinen ihrer geistlichen Sorge.<br />
§. 3.<br />
Ansgar unter Dänen und Schweden.<br />
Ansgar und Autbert traten die Reise nach Dänemark im<br />
Gefolge Heriolds an, aber die Neugctauften waren roh und<br />
kümmerten sich zu Anfang wenig um die Diener <strong>der</strong> Kirche.<br />
So erging es diesen mühselig genug auf <strong>der</strong> Fahrt von Mainz<br />
bis Köln.' Hier nahm sich Erzbischof Hadebald ihrer an und<br />
") Beschrieben in Vt-m. ^ixelH cariu. IV.<br />
") Nl-m. Nix. IV, 600—606.<br />
l ) Nrm. Nix. IV, 613. :c.
174<br />
schenkte ihnen ein sehr gutes Schiff mit zwei Kajüten, an dem<br />
König Heriold so großes Vehagen fand, daß er beschloß selbst<br />
darauf zu bleiben. Die Mönch? wurden somit beengt, doch<br />
näherte sich ihnen auch <strong>der</strong> König von nun an mit mehr Vertraulichkeit,<br />
während sie den Rhein hinunter nach Dorestat und<br />
von da längs <strong>der</strong> Friesischen Küste nach Dänemark schifften.<br />
Bald mußten sie dies Land wie<strong>der</strong> verlassen ^), und unstat,<br />
wie Heriold selbst, waren sie bald unter Christen, bald<br />
unter Heiden. Ueberall aber wiesen sie, wenn sie konnten, auf<br />
den Weg <strong>der</strong> Wahrheit. Beson<strong>der</strong>s kauften sie Knaben an<br />
sich, um sie für den Dienst Gottes ;u erziehen. Auch Heriold<br />
gab ihnen etliche von den Seinigen zum Unterricht. So<br />
brachten sie eine Schule von zwölf o<strong>der</strong> mehr Knaben zu<br />
Slande 2), für welche sie sich von hie und da Gehülfen warben.<br />
Allein nach zwei Jahren und drüber erkrankte Autbert<br />
und mußte nach Corvey geführt werden, wo er starb.<br />
In dieser Zeit kamen Schwedische Gesandte zum Kaiser<br />
Ludwig, die. neben ihrem Auftrage äußerten, es seien unter<br />
ihren Landsleuten viele, die das Christenthum anzunehmen<br />
wünschten; auch sei die Gesinnung ihres Königs wohlwollend<br />
genug um christlichen Priestern den Aufenthalt zu gestatten.<br />
Der Kaiser beschloß, jemand dorthin zu senden, um die Wahrheit<br />
<strong>der</strong> Aussage zu erforschen, und indem er mit dem Abte<br />
Wala berieth, wem man den Auftrag ertheilen könne, kam<br />
wie<strong>der</strong>um Ansgar in Vorschlag. Er wurde an den Hof berufen<br />
und erklärte sich auf des Kaisers Anfrage bereit die<br />
Sendung nach Schweden zu übernehmen. Gislemar wurde<br />
l) S. N. z. 5.<br />
') Wo das geschehen, meldet Rimbert nicht. Suhm (Hist. af Danm.<br />
U. S. 59.) nimmt an, in Schleswig, doch ist dafür kein an<strong>der</strong>er Beweis als<br />
<strong>der</strong> von ihm angeführte, daß man noch die Orte am Schley zeige, wo Ansgar<br />
die ersten Dänen getauft. Eine solche Tradition wiegt an sich nicht beson<strong>der</strong>s<br />
schwer, kann aber in diesem Fall füglich auf spätere Zeit bezogen werden, da<br />
das Erzstift Hamburg schon gegründet war.
175<br />
sein Stellvertreter beim Heriold, sein Gefährte Witmar, <strong>der</strong><br />
früher ckit ihm <strong>der</strong> Schule in Lorbie vorgestanden hatte.<br />
Die Fahrt 'geschah unter mancherlei Drangsal. Von<br />
Seeräubern angefallen verloren sie alle ihre Habe, retteten sich<br />
mit Mühe ans Land und wan<strong>der</strong>ten zu Fuß, bis sie Virca<br />
erreichten, wo <strong>der</strong> Schwedcnkönig Björn sie gütig aufnahm.<br />
Er erlaubte ihmn im Lande zu predigen, und wer wolle, moge<br />
ihre Lehre annehmen. Auf diese Erlaubniß wandten sich nicht<br />
nur die gefangenen Christen zu den Priestern ihres Glaubens,<br />
auch viele Einheimische folgten, einige Heiden wurden getauft,<br />
darunter Herigar, einer <strong>der</strong> königlichen Räthe und Burggraf,<br />
<strong>der</strong> für die entstehende Gemeine auf seinem Erbgut eine Kirche<br />
erbaute. Froh des Erfolges lehrten Ansgar und Witmar<br />
nach an<strong>der</strong>thalb Jahren zurück uüd erstatteten dem Kaiser<br />
willkommenen Bericht.<br />
§. 4.<br />
Das Erzbisthum Hamburg.<br />
Ludwig <strong>der</strong> Fromme sahe durch Ebo und Ansgar den<br />
Anfang <strong>der</strong> Heldenbekehrung im Norden gemacht, Sclaomir,<br />
Heriold und Herigar, die Erstlinge <strong>der</strong> Wenden, <strong>der</strong> Dänen<br />
und Schweden, ließen auf eine weitere Ausbreitung des Chri- '<br />
sienthumes unter jenen Völkern hoffen: da faßteer, unkundig,<br />
daß sein Vater bereits Aehnliches beabsichtigt hatte, den Entschluß,<br />
an <strong>der</strong> Nordgrenze seines Reiches einen VischojH zu<br />
gründen, dessen Bischof öfter nach jenen Gegenden gehen<br />
könnte, und von wo aus alle heidnischen Völker im Norden<br />
nach und nach das Evangelium empfingen. Auf einer Synode,<br />
die <strong>der</strong> Kaiser zu dem Ende berief, gaben die Bischöfe<br />
von Bremen und Verden die ihnen überlassenen Theile von<br />
Rordsachsen zurück. Darauf ordnete er unter Zustimmung<br />
<strong>der</strong> Versammlung einen erzbischöstichen Sitz in Hamburg an.<br />
Diesem sollte die Vollmacht zustehen Priester und Bischöfe in
176<br />
allen Nordischen Landen einzusetzen ^); als Klrchensprengel<br />
wurde ihm ganz Sachsen nördlich <strong>der</strong> Elbe, überwiesen, dem<br />
Kaiser Ludwig mit Rücksicht auf die gefährliche Lage <strong>der</strong> Dio-<br />
cese das Kloster Turholt (Toroul) in Flan<strong>der</strong>n als bleibende<br />
Schenkung hinzufügte. Die neu gestiftete geistliche Würde<br />
aber übertrug er dem Nnsgar und ließ ihm vor versammel-<br />
tem Reichstage die kirchliche Weihe durch seinen Erzkaxlan,<br />
den Bischof Drogo von Metz, ertheilen (831). Dann sandte<br />
er ihn vom Grasen Gerold und zwei Bischöfen begleitet nach<br />
Rom zum Papste Gregor IV, <strong>der</strong> alles Geschehene bestätigte,<br />
dem Ansgar das Pallium verlieh und ihn, wie seine Nach-<br />
folger im Hamburger Srzstift zu apostolischen Legaten unter<br />
Dänen, Schweden, Norwegern, auf den Faröern, in Grön-<br />
land, Helsingland, Island, bei Stridefmnen, Slaven und allen<br />
Völkern im Norden und Osten einsetzte ^). .- ,..-.., .<br />
Dieselbe Mission war früher schon dem Grzbischofe Gbo<br />
ertheilt, obwohl diesem nur persönlich ^). Beide Legaten be-<br />
riethen sich daher, nach Ansgars Rückkehr von Rom, über die<br />
Vertheilung ihrer Obliegenheiten. Sie fanden-, es bedürfe ei-<br />
nes Gehülfen, denn Ebo konnte o<strong>der</strong> mogte arr dem Geschäfte<br />
nicht mehr selbst thätigen Antheil nehmen. Er brachte seinen<br />
Verwandten Gauz<strong>der</strong>t in Vorschlag: ihn wählten und weihe-<br />
) pertmeret<br />
A y potestà« acl eonstituenäo» epigcopos «ive<br />
katern«, zn ili»» pklrte8 pro (^risti nomine lle8tiulinlioF. liiuid. vit»<br />
8. ^N8k. 12. . . . .<br />
2) LinäenbroF »cri'pt. rer. (3erw. p. 125—127.^ Die StiftukgsUrkunde<br />
des Erzbisthumes ist vom Jahre 834, die Weihe muß, Rimberts .Aagabe<br />
zufolge, Ansgar sci im Insten Jahre seines Niöthums gestorben Mmb.<br />
viw 8. ^n»1c. ^0. und nach dem Zeugniß <strong>der</strong> l'asti clordelense» und Adam3<br />
von Bremen, welche einstimmig dessen Tod m das Zahr''8k5 setzen, bereits'<br />
831 geschehen sein. Gegen die Aechtheit <strong>der</strong> Bezeichnung," des Wissionösprengel<br />
sind wohl ohne Noth Zweifel erhoben. Vgl. Dahlmann zu Muck. vita<br />
8. ^.N8lc. und Perh zur Vita 8. kund.<br />
2) S. oben III. z. 2. ' "
07<br />
ten beide Legate^ zum. Vjschof <strong>der</strong> Schweden. Per Kaiser<br />
war ubfrtr^g, auch^ ^vie^ Ebo bat, auf<br />
den Gewählten dij Senkung von Mesaygo^.M'inzwischen<br />
ein Kloster gegründet war.<br />
,. Ga^bert .fand. Anter^ den Schweden zu Anfang kein<br />
Hin<strong>der</strong>niß. Ungestört Mte^er „eine Fjrche. H ^ig/una. utfd<br />
predigte Etliche Iqh^M ^Mattnt UM^ ^er^HonH<br />
^.ässe^ask' )vaxtetö,^ehfft..feinem .^j/chen/p^i ^<br />
selbst, unterstüht von- Mache.tt'.st^ .Füx'die Ni en-<br />
den geschah noch nichts weiter, als daß ' <strong>der</strong> Erzblschof, an<br />
^ihrer Nation wie,.aus.<strong>der</strong> Dänischen emige Kttaben fauftt/<br />
die. er theils bei sich behielt, theils in TUhoU erzlchen ließ.<br />
, .Auf einmal andM beidm<br />
Veiten
—<br />
eingenommen und am Dritten Tag'e ^vied'ev Erlässen,'doch ge^<br />
plün<strong>der</strong>t und ' nieöergebränttt^ ' ^le' e^zbiMDlche' 'Klt'che und<br />
alles Eigenthuni '^sttbsn Wg ^dM'zü Gtünde, nur dii Reliquien<br />
waren gerettet. '" ^. :. '. ! ^<br />
Dazu.'geDte'' M MsrwÄttgs ' N5th7 ' ' ' Vei ' <strong>der</strong> ReichsthÄch^ttnc^^emMlie<br />
Mwigs'^ I^ottlm'en rM'Fliln^<br />
n 'an ,ssömg Kürzen ^aM'/'' Misev Entzog dem Ham-<br />
^ ^M^V^^öM^rholt'u^ es Min'seiner<br />
Anhänger, deck Räginar^^ ohtte^ Mf^ seiner<br />
Ärüd^zlrHtei^^-^ "' '' '^^^' ''^<br />
' Verlässen^vött silnen'vW^ ben Mönchett<br />
auS Corble, tpMe in"ihr ^oste^ Mückkehrten,' und vow vke^len<br />
än<strong>der</strong>t?/'war n^ lm äußersten'McüiM<br />
und'ohne ^leiben^ Aus Äremen,<br />
wo. er einen Zustu^tsort^süchl^ er durch den Bischof Leu-<br />
'dench vertrieben seln ^).' Da/nahm''sich ^eine 'Matrone' Ikia<br />
<strong>der</strong> Flüchtlings'gn und schenkte dem Erzb'isch^f'eine kleine Vfsltzung<br />
im WaÜ)e Äame'sl'oa/dret Me^ von Hamburg. Hier<br />
baute er'e;y'^!o^'er/''in welchem er seine Gefährten und die<br />
'geretteten' Nefiqmen untersrachtc/''Von hier aus bereifte 'er<br />
damals''noch" nicht mehr'Äs vier<br />
Haufkirchen'enchlel't^u^^^ Hie Nordsächsen i'm Glauben,'die<br />
'durch' Äe ^VerfolMng Vi "gemalt waVen ;' von "hier<br />
auS sorgte er^auch wie<strong>der</strong> für. den MissioMpr^ngel,. indem er<br />
'Prediger' Schweden den Eremiten Ard-<br />
.gar aussandte.-^ ../., ..^/,/ ^..^ ^ ...-c.,.^, < ^./i-/..,'<br />
-' ' Dabei fand er sich wie<strong>der</strong> durch einen Traum. gehoben,<br />
'<strong>der</strong> ihm bedeutjam schien. Es jvar ihni nämlich/ als'sei er<br />
m Mer^ anmuthigen Gegend und. <strong>der</strong>.Apostel. Petrus bel ihm-<br />
^Zu dem letztern aber kanten einrge'Mä^iler/ welche'Hn ' Um<br />
emen Lehrer baten. Der Apostel wies sogleich auf den nebey-
sp)'ach.^//M^.ist .^dfy ^hr.zpm<br />
rer, Haben, sollt^/. > Dq. schjen ,es dieses, M, efh'che ^ die Vrde.<br />
er fiel- nie<strong>der</strong> auf den Bod.en und vernahm eine segnend^<br />
stimme über Fch, ^dje.. ißu, mit erfülltes<br />
Dann, erblickte er dieselbe^ Männer noch ^eunual. bei dem Apostel.<br />
Sie wie<strong>der</strong>holen ihre Vitte und schienen dsffen erstem<br />
Vorschlage entgegen, zu sein, aber, ^r bestätigt^.seinen^Äusspruch<br />
und. iftagte, ob sie nicht. .d.ip..Stjl.yme des.hfi/igen Geistes vernominen,<br />
<strong>der</strong>. denMann für sie geweiht Hs^darauf Ansga'r<br />
erwacht^ hielt er sich gewiß, ein gottli.^^R^^ irgend^wohm<br />
werde an ihn ergehen«. ^ . . ,. ,.<br />
Die Verelnigung.<strong>der</strong> Stifter Hamburg und Bremen.<br />
i,^ I. 647. DieS<br />
Ereigniß, suchte Mnig,Ludwig, <strong>der</strong>- Deutsche zu benutzen, um<br />
dex Nordischen Mission^ aufzuhelfen. E^' brachte daher vor<br />
einer Versammlung von Bischöfen und weltlichen Reichsbeamten<br />
den Antrag zur. Sprache,., das erledigte Bisthuzn dem Hamburger<br />
wi<strong>der</strong>strebte,<br />
denn er.fürchtete den Vorwurf <strong>der</strong> Habsucht auf sich zu laden.<br />
Doch wurde die Sache, auf, emcm.Concilium weiter verhandelt<br />
und dahin ausgeglichen, daß die Visthümer Bremen und Ver><br />
den wie<strong>der</strong> den Umfang erhielten, den sie unmittelbar vor <strong>der</strong><br />
Stiftung des Hamburger Erzbisthumes hatten. Ansgar wurde<br />
darauf vom Könige zum.Bischöfe von Bremen ernannt.<br />
Doch blieb die Bremer Kirche noch verwaist ^). Die<br />
neue kirchliche Ordnung im Sachsenlande war noch nicht zu<br />
aller Zufriedenheit. Ein an<strong>der</strong>es Concilium erwog die Angelegenheit<br />
zum zweiten mal. Das Vrzstift Hamburg hatte<br />
ganz aufgehört, die Metropole war unter den Sprengel des<br />
. Urei». 19.<br />
19 T
Vlschofes von Verden gekommen': dies fand die Synode unangemessen<br />
^ Und bttyirkte deshalb die Zurückgabe des 'neuer-<br />
Vmgs Verden zugewiesenen TMes <strong>der</strong> Hamburger Diocese<br />
an'den A^sgar/dev dafür vott d'eoi Bremer Kirchenspreng^l<br />
links <strong>der</strong> Vlbs'eine angemessene Entschädigung gehen sollte. -<br />
Nun 'erst "wurvf <strong>der</strong> Erzhischof ln Bremen eingeführt<br />
(849)/ .Wss'L^^ ihm um dieselbe Zeit alle<br />
Vollmachten Gregors IV, und ermahnte ihn nicht abzulassen<br />
bon dem Werse dir Heidfnbekehrung, son<strong>der</strong>n vielmehr Kirschen<br />
zu gründett, Ptiestee zu Mihen an geeigneten Orten, auch<br />
sie abzugrenzen und Bischöfe darüber zu verordnen, welche alle<br />
ihm und seinen Nachfolgern im Erzstift sollten untergeben<br />
sein ^ Noch fand Ansg^r in. seiner neuen Möcese manche,<br />
die ihm abgeneigt waren. Da er indessen zugleich vernahm,<br />
seine Aomlirche sti dem heiligen Petrus geweiht, gedachte!er<br />
seines letzten Traumes und sah in dem, was ihm begegnete,<br />
nur die Erfüllung jenes, <strong>der</strong> ihn zugleich seines gottlichen Verufes<br />
gewiß machte,<br />
Vald erhöh sich eins'an<strong>der</strong>e Schwien'gkeit, Der Erzhischof<br />
von Köln, unter dem sonst das Visthum Bremen gestanden<br />
halte, seines Euffraganbischofes<br />
und <strong>der</strong> daraus hervorgehenden Beschränkung<br />
<strong>der</strong> Kölner Diocese, denn diese war eben erledigt gewesen, da<br />
'man jene Aen<strong>der</strong>ungen gemacht, Eö bedurfte neuer Unterhandlungen<br />
unter Einfiuß <strong>der</strong> Könige Ludwig und Lothar,<br />
ehe <strong>der</strong> Kölner Erzbischof sich gefallen ließ die Entscheidung<br />
dem Papste Nicolaus anheiln zu geben. Dieser genehmigte<br />
die früher getroffenen Einrichtungen und trennte Bremen für<br />
immer vom Erz stifte Köln (858).<br />
Unterdessen hatte Ansgar, seitdem er das Bremer Visthum<br />
übernommen, auch wie<strong>der</strong> mit allem Vifer die Mission<br />
«erl^t. rer. (3eeni.
181<br />
unter den Dänen angefangen. Durch Geschenke und Gefälligkeiten<br />
machte er sich den König Horich so geneigt, daß dieser<br />
nicht nur 5ie öffentliche Predigt im ganzen Reiche, son<strong>der</strong>n<br />
auch den Bau einer Taufkirche und die feste Anstellung eines<br />
Priesters in Schleswig gestattete. Von nun an wuchs dort<br />
die Zahl <strong>der</strong> Getauften, mehr noch die <strong>der</strong> Katechumenen,<br />
welche die Kirche besuchen und dem Gottesdienste beiwohnen<br />
durften ohne schon Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeine zu sein:, die Taufe<br />
verschoben die meisten bis in die Rähe^ des Todes, denn sie<br />
meinten, gereinigt durch die Kraft des Sacramentes würden<br />
sie ohne Aufenthalt-in das ewige Leben eingehen.<br />
Allein während die Dänische Mission zunahm, war die<br />
Schwedische von. neuem in Verfall gerathen. Den Ardgar<br />
hatte das Verlangen nach <strong>der</strong> Einsamkeit bald wie<strong>der</strong> fortgetrieben,<br />
und die Gemeine war abermals ohne Lehrer. Ihr<br />
Zustand bekümmerte den Ansgar. Er suchte den Gauzbert<br />
zur Rückkehr nach Schweden zu bewegen, Min <strong>der</strong> fand<br />
einen solchen Versuch nicht nur gefährlich für seine Person,<br />
son<strong>der</strong>n auch, <strong>der</strong> Vache nachtheilig: die Gegenwart des einmal<br />
Ausgestoßencn dürfte leicht alte Abneigungen wie<strong>der</strong> rege<br />
machcn. Viel geeigneter zu dem Unternehmen schien ihm Ansgqr<br />
selbst. Dieser war bereit, auch des Fürwortes <strong>der</strong> Könige<br />
Ludwig und Houch gewiß; den Ausschlag aber gab wie<strong>der</strong><br />
ein bedeutsamer Traum,<br />
Es kam ihm vor, als befinde er sich sorgenvoll an einem<br />
Orte misten unter stattlichen Gebäuden. Ein Mann begegne<br />
ihm und spreche, er solle nicht sorgen um die Reise, die er<br />
vorhabe, denn hier sei ein Prophet, <strong>der</strong> ihm über alles Gewißheit<br />
geben werde, sein kehrer sldalhard, vormals Abt m<br />
Gorbie, Als sich nun Ansgar nach dessen Aufenthalt erkundigt,<br />
wird ihm erwie<strong>der</strong>t, er müsse jenen durch eigene Anstrengung<br />
finden, fs ihm zu sagen sei nicht verstattet. So geht<br />
er in den Wohnungen umher und spricht zu sich selbst: „Wenn
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er mir ungefragt anzeigt^, was in meinem Herzen ist, daran<br />
will ich ihn als einen wahren Propheten erproben." Indem<br />
kommt er in eine sehr klare und schöne Wohnung und sieht<br />
den Propheten auf einem Throne sitzen^ erkennt ihn und wird<br />
sofort von ihm angeredft.2): „Höret mir zu, ihr Inseln, und<br />
ihr Volker,in <strong>der</strong> Ferne merket auf. Aex, Herr hat dir gerufen<br />
von Mutterleibe an, er hat deines Namens, gedacht, da<br />
du noch im Mutterleibe warst,, und..hat deiyen Mund gemacht<br />
wie ein scharf Schwert; mit dem Schatten seiner Hand<br />
hat er dich bedeckt. Er hat dich zum reinen Pfeil gemacht<br />
und dich in seinen Köcher gesteckt und spricht zu dir: „Du<br />
bist mein Knechr, durch welchen ich will gepreiset werden."<br />
idarauf erhebt <strong>der</strong> Prophet die Rechte. Ansgar kniet vor ihm<br />
nie<strong>der</strong> um den Segen zu empfangen, aber jener fährt fort *):<br />
„Und nun spricht <strong>der</strong> Herr, <strong>der</strong> dich von Mutterleibe an zu<br />
seinem Knecht bereitet hat: Ich habe dich zum Licht <strong>der</strong> Heiden<br />
gemacht, daß du seiest mein Heil bis an <strong>der</strong> Welt Ende.<br />
Könige sollen sehen, und aufstehen und Fürsten sollen anbeten<br />
den Herrn, deinen Gott, und den Heiligen in Israel, welcher<br />
dich herrlich machen wird'" ^<br />
^ Nach diesem.Traum hatto Ansgar keinen Zweifel mehr<br />
an seinem göttlichen Beruf zum Apostel <strong>der</strong> Schweden. Er<br />
ging yach Virca und fand dort immer noch Freunde von früher<br />
her, aber die Kirche, welche Herigar in dem Orte selbst,<br />
und die, welche Bischof Gauzbert in dem nahe gelegenen Sigtuna<br />
erbaut hatte, waren, wie es scheint, zerstört o<strong>der</strong> verfallen,<br />
gedacht wird ihrer nicht mehr. Nicht ohne Schwierigkeit<br />
erlangte Ansgar vom Könige und dem gesammten Thing das<br />
Zugeständnis, es dürften Kirchen und Priester im Lande sein,<br />
und, wer wolle, könnte-ungehin<strong>der</strong>t Christ werden. Dann<br />
') Ies. 49, 1-3.<br />
»)Ief..4
183<br />
wuxde mit Unterstützung 'bes Königs ein Bethaus ln'Virca<br />
gebaut/ und <strong>der</strong> Erzbisch'of ging in seine' Diocese zurück/' nachdem<br />
er einen Priester angestellt, um des Gottesdienstes 'zu<br />
Pflegen und Katechumenen 'aus den Heiden heran zu bilden,<br />
welche bel"einem künftigen Besuche des Metropoliten die Taufe<br />
empfangen ' konnten. Der Priester vermögt das ^Sacrament<br />
nicht-zu ertheilen: seinem Vethaus' fehlte^ M Nech't' de'r'Taufklrchen,'<br />
ihm ftlbst> durch 'das 'Meer''vvN''<strong>der</strong> Kathedrale-ge-<br />
'schieden,' das Chrisma,' welches 'de^Vischofallein^ahrlich füv<br />
seinen Sprengel zu werhen hatte. ' Zn diesem Zustande^echielt<br />
sich die Schwebische^Mifston/so lange Ansgar lebte.'^"'"^l<br />
Noch kräftiger gedieh die Dänische. -Zwar als deo altere<br />
Hvrich im Burgerkriege gefallen war^)^suchten die Gegner<br />
des Christenthums m Dänemark ben neuen König auf-ihre<br />
Seite zu zWtt.' ^Ä>er'Graf in Schleswig maßte sich sogar<br />
'an,' die W und den christlichen Goti-<br />
Priester mußte^ flüchten. ' ^'^<br />
'"Allein ehe noch Änsgar sich't>^Sache annehmen könnte,<br />
entsetzte <strong>der</strong> jüngere Horich schon den voreiligen Grafen, verlangte,<br />
<strong>der</strong> Priester solle zurückkehren/ und sagte <strong>der</strong> Misston<br />
seineu 'Schutz zu, indem er <strong>der</strong> Kirche m Schleswig den Gebrauch<br />
einer Glocke erlaubte und den Bau einer zweiten'Kirche<br />
'in Rip!?n beför<strong>der</strong>tes ' ' '' "^' ' ' ',<br />
Nur'für die'Wenden'blieb es, so'iange Ansgar lebte,'böi<br />
b'em Unterricht' einiger Knaben, von denen'die in Tui holt-auch<br />
noch'ihrer'Äestimmung entzogen wurden, als Raginar zum<br />
Besitz jenes Klosters gelangte. Denn <strong>der</strong> neue Herr nahml
tungen seines Meisters, <strong>der</strong> ihm, wie er 'zu äußern pflegte,<br />
durch Erscheinungen voraus verkündete, was er thun und lassen,<br />
und was ihm begegnen solle ^). Dem gemäß bestellte er,<br />
wie jener, fortwährend Priester bei den Kirchen unter den<br />
Heiden, so daß letztere das Wort Gottes hören, auch die gefangenen<br />
Christen Trost empfangen konnten. Nicht min<strong>der</strong><br />
reiste er selbst, obwohl unter mancherlei Gefahren, so oft er<br />
konnte, in seinem Missionssprengel umher °). Danemark, beson<strong>der</strong>s<br />
Schleswig, und Schweden waren die Gegenden, die<br />
er besuchte ^), auch darin seinem Vorbilde getreu. Ein Missionsversuch<br />
unter den Wenden wurde vou ihm so wenig ge?<br />
plachi als ,vom Ansgar. - - . . ,^<br />
Die nächst folgenden Zeiten waren noch min<strong>der</strong> für ein<br />
Unternehmen <strong>der</strong> Art geeignet. Schon vott dem zweiten.Hamburger<br />
Erzbischofe wurden Leistungen gefor<strong>der</strong>t,, mit. denen <strong>der</strong><br />
erste durch, die Nachsicht Ludwigs des Frommen und seines<br />
Nachfolgers allem Ansehn Nach war verschont geblieben, und<br />
die an sich keinesweges ungesetzlich doch mit..de.ln klösterlichen<br />
Sinne, RimbertS wenig übereinstimmten. Er sollte, nicht nur<br />
die son<strong>der</strong>n auch aufgeboten<br />
mit. seinem Dienstgefolge.ins..Feld und an-den Hof. des Ko-<br />
.nigs ziehen. Alrer und. Gicht machtett ihm unmöglich/ dßp<br />
For<strong>der</strong>ung zu genügen. Es wurde<br />
-Gorveyer Mönch Adalgar als Ge.hü.lfett M M M<br />
,weltllchen Geschäfte, für ihn. Mf<br />
Mmb^rts Gesuch auch zu seinem NachfolM<br />
ywurde ^"). . - v^ - .'^'^.--.-- .-?<br />
Adalgar gsrleth als Erzbischof ^) .^o.ch 'tie.fer in die äußerlichen,<br />
weltlichen Händel. . Hermann von Köln erneute den<br />
') Vita 8. Nimd. M, . . . . , ^ i. ! . !'<br />
«) Vlt^ 8. Nilud. 16.<br />
^) Vita 8. Mm!). 18. 20.<br />
- ") VitH.8. kiiuli. 21.<br />
^l) Adalgar lebte bis 909. ^äam. LreM. ä2< ^astl tlorb. 909.
185<br />
Streit über die Abhängigkeit des Bremer Visthums von seiner<br />
Kirche, den Papst Nicolaus vor etlichen dreißig Jahren entschieden<br />
hatte. Die Bischöfe von Tongern, Utrecht, Mallster,<br />
Minden und Osnabrück bezeugten, daß vor Adalgar sich kein<br />
Bremer Bischof geweigert habe unter dem Kölner Erzbisthum<br />
zu stehen. Zwei Ritter übernahmen vor einem Concilium in<br />
Tribur den Kampf für die-beiden Vislhümer: das Gottesurtheil<br />
siel gegen Bremen aus. Da vernichtete die Synode die<br />
Privilegien. des apostolischen Stuhles nebst den kaiserlichen<br />
Verordnungen zu Gunsten' des besiegten Erzstiftes. König<br />
Arnulf Md (895)<br />
und Premen blieb, ungeachtet mehr als ein Papst dagegen<br />
einschritt,, wahrend WälgarsZeit und noch unter seinem Nachfolger<br />
Hoger, wie<strong>der</strong>um einem Corveyer Mönch ^), dem Kölner<br />
Erzbislhum unterworfen. Erst eine zweite Bulle des<br />
Papstes Sergius III. scheint die Ansprüche des Kölner Erzsiiftes<br />
völlig zum Schweigen gebracht zu haben ").<br />
Ob in dieser Zeit Bischöfe zu den Heiden verordnet worden,<br />
darüber fand Adam von Bremen zu seiner Zeit in den<br />
Documenten des Erzstiftes leine Auskunft ^). Nur das entnahm<br />
er aus ihnen, daß von dem Christenthum, welches Ansgar<br />
in Dänemark gcpftanzt, etwas übrig geblieben, daß es nicht<br />
ganz untergegangen sei ^). Eines Schwedischen Bischofes<br />
Adalvart, eines ehemaligen Mönches in Corvey, erwähnen die<br />
freilich bedeutend später verfaßten Annalen dieses Klosters beim<br />
>2) Hoger lebte bis 9l7. l^ti Ord. Dagegen nach<br />
44. bis 915. was aber mit <strong>der</strong> Angabc ^cläui. Ll. 43 nicht stimmt, Hoger<br />
sci 7 Jahre Erzbischof gewesen.<br />
") ^6am. Lrem. 41. 42. 8cko1. lt. Die Acten des Conciliums<br />
von Tribur sind mir nicht zur Hand, Pcrh (Monum. 1^1. p. 559.) giebt<br />
nur cincn Auszug, <strong>der</strong> nicht enthalt, was hicr nöthig. Die Angaben im Text<br />
find aus Euhm II. S. 433. 434. entlehnt.<br />
Lreiu. 42<br />
44.
186<br />
Jahre 894.. Von. einer Mission unter denMzenden aber findet<br />
sich, in aller diesem Zeit durchaus keine Nachricht. ,'<br />
Dennoch wie unscheülbar. die Wirksamkeit <strong>der</strong> Kirche nach<br />
<strong>der</strong> Seite darum lllcht gevwg ztt<br />
halten. Der Gnmdi war gelegt. > Eiy christliches Erzbisthum<br />
bestand nordwärts .<strong>der</strong> Elbe^ -um es her ein zwar kleiner christlicher<br />
KirckMßprengel, in'weiter Ausdehnung um ihn die Nor^<br />
dische HeidenMlt,, mit »jh.r-die, Wenden^ dem Metropoliten als<br />
Missionsftrengel zugetheilt und seiner Gorge anbefohlen; ja<br />
innerhalb dieses waren schon.christliche Gemeinen gesammelt.<br />
Früher o<strong>der</strong> später, mußte daz, Christenthum auch im Wendenlande<br />
aufgehn. . . . - - ' . .<br />
'. Ludwig Giesebrecht.<br />
' , „ ^<br />
Aus <strong>der</strong> Druckerei von Windollt 5 Striese M Königsberg i. d. N.