22 - Sicherheitswesen Universität Heidelberg - Uni.hd.de
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� Luftfeuchtigkeit an Arbeitsplätzen<br />
Der Winter war in vielerlei Hinsicht beschwerlich,<br />
und ein Aspekt, <strong>de</strong>r uns immer wie<strong>de</strong>r beschäftigt<br />
hat, war die trockene Raumluft. Es erreichten uns<br />
Beschwer<strong>de</strong>n über Schleimhautreizungen, Atem-<br />
wegserkrankungen und oft wur<strong>de</strong>n sogar Gefahr-<br />
stoffe in <strong>de</strong>r Atemluft vermutet. Dieser Rückschluss<br />
ist nicht allzu weit hergeholt, <strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> die Au-<br />
gen reagieren auf zu trockene Luft ähnlich wie auf<br />
das Vorhan<strong>de</strong>nsein reizen<strong>de</strong>r Substanzen in <strong>de</strong>r<br />
Raumluft.<br />
Warum tritt das Problem gera<strong>de</strong> im Winter auf? Die<br />
Außenluft mit einer normalen Feuchte wird inner-<br />
halb <strong>de</strong>r Räume aufgeheizt, ohne dass dabei wei-<br />
tere Feuchtigkeit zugeführt wird. Hierdurch sinkt<br />
die relative Feuchte, die von <strong>de</strong>r Lufttemperatur<br />
abhängt. Das Ergebnis ist eine warme Luft, die zu<br />
trocken ist. Mo<strong>de</strong>rne Mobiliar- und Baumaterialien<br />
weisen auch eine geringere Feuchtespeicherfähig-<br />
keit auf als z.B. Holz o<strong>de</strong>r Sandstein. Neben <strong>de</strong>n<br />
beschriebenen Beeinträchtigungen führt die Trok-<br />
kenheit dann auch noch zu <strong>de</strong>n unangenehmen<br />
elektrostatischen Aufladungen.<br />
Bei einer echten Klimatisierung ist auch eine Be-<br />
feuchtung enthalten, die diesen Effekt <strong>de</strong>r Luft-<br />
trocknung durch Erwärmung ausgleicht, solche<br />
Klimaanlagen sind jedoch teuer und von daher die<br />
Ausnahme. Selbst mit einer Luftbefeuchtung kann<br />
es unangenehm wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn die DIN-Norm, in<br />
<strong>de</strong>r diese Anlagen beschrieben sind, sieht eine<br />
Min<strong>de</strong>stfeuchtigkeit von nur 30 % vor, die in Aus-<br />
nahmen noch unterschritten wer<strong>de</strong>n kann. An be-<br />
son<strong>de</strong>rs kalten Tagen sind selbst Werte von unter<br />
30 % keine Seltenheit, wohingegen Behaglichkeit<br />
erst <strong>de</strong>utlich oberhalb von 40 % empfun<strong>de</strong>n wird.<br />
Es wird auch immer wie<strong>de</strong>r versucht, Raumluftan-<br />
lagen mit einem höheren Luftfeuchtigkeitsgehalt zu<br />
realisieren, aber die Betriebskosten steigen dann<br />
in exorbitanter Weise und <strong>de</strong>shalb sind die Aus-<br />
sichten auf Erfolg in <strong>de</strong>r Regel gering.<br />
Wer keine Klimatisierung hat – und das ist die<br />
Mehrzahl von uns – hat wenige Möglichkeiten, <strong>de</strong>n<br />
als unbefriedigend empfun<strong>de</strong>nen Zustand zu än-<br />
<strong>de</strong>rn. Es gibt elektrisch betriebene Befeuchter, die<br />
jedoch in <strong>de</strong>r Praxis viele Nachteile haben. Sie<br />
müssen regelmäßig gefüllt und gereinigt wer<strong>de</strong>n<br />
und neigen ohne Zusatzstoffe zum Verkeimen.<br />
Zimmerpflanzen befeuchten die Luft ebenfalls,<br />
aber nur in wesentlich geringerem Umfang als<br />
gemeinhin angenommen. Ein Alibi-Kaktus auf <strong>de</strong>m<br />
Fensterbrett hilft da gar nichts.<br />
Sofern eine Klimatisierung vorhan<strong>de</strong>n ist, kann oft<br />
mit einer Kontrolle <strong>de</strong>r Einstellungen durch <strong>de</strong>n<br />
Techniker eine Verbesserung erreicht wer<strong>de</strong>n. Auf<br />
diesem Weg konnte wie<strong>de</strong>rholt für die Beschäf-<br />
tigten ein Fortschritt erzielt wer<strong>de</strong>n. Wenn die An-<br />
lage jedoch bereits ausgelastet ist, führt dieser<br />
Weg nicht weiter.<br />
An uns wird dann immer wie<strong>de</strong>r die Frage gestellt,<br />
ob es nicht gesetzliche Vorschriften für eine Min-<br />
<strong>de</strong>stluftfeuchte gäbe. Nein, die gibt es lei<strong>de</strong>r nicht.<br />
In <strong>de</strong>r Arbeitsstättenverordnung wird zwar die ma-<br />
ximale Feuchtigkeit <strong>de</strong>finiert, nach unten ist jedoch<br />
nichts geregelt. Außer <strong>de</strong>r erwähnten Norm und<br />
einigen Empfehlungen in <strong>de</strong>r einschlägigen Litera-<br />
tur gibt es nichts Verbindliches. Von beson<strong>de</strong>ren<br />
Ausnahmefällen abgesehen müssen wir diese<br />
Umstän<strong>de</strong> erdul<strong>de</strong>n wie die Hitze im Sommer. Und<br />
wie in <strong>de</strong>r heißen Jahreszeit gilt die Empfehlung<br />
viel zu trinken, um die Schleimhäute von Augen<br />
und Atemwegen feucht zu halten. Das bringt sehr<br />
viel mehr als ein zweiter Kaktus.<br />
Michael Huber.