Der Körper in seiner Umwelt - Myoreflextherapie
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Dabei bestimmt die Richtung der Aufmerksamkeit, ob der vorliegende<br />
Gegenstand oder aber die eigene Hand empfunden und<br />
wahrgenommen werden. <strong>Der</strong> <strong>Körper</strong>-<strong>in</strong>-se<strong>in</strong>er-<strong>Umwelt</strong> ist reflexiv<br />
konstruiert. Die "Rückmeldung auf die motorischen Impulse unseres<br />
<strong>Körper</strong>s ist Voraussetzung dafür, dass der <strong>Körper</strong> sich als 'selbst'<br />
erlebt" (ebd., S. 80), dass er „sich <strong>in</strong> den sensorischen Antworten auf<br />
motorische Impulse 'zu eigen nimmt'". (Uexküll u.a. 1997) „Wir können<br />
[...] sagen, dass lebende Systeme ihr 'Selbst' <strong>in</strong> 'Selbstgesprächen'<br />
erzeugen“. (Uexküll u. Wesiack 1996, S. 26)<br />
Auch das <strong>Körper</strong>erleben selbst durchzieht e<strong>in</strong>e Unterscheidung, die<br />
analog der Beziehung zwischen <strong>Umwelt</strong> und Selbst, zwischen<br />
Fremdem und Eigenen verläuft. <strong>Der</strong> <strong>Körper</strong>-<strong>in</strong>-se<strong>in</strong>er-<strong>Umwelt</strong> bewegt<br />
sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vollzug der Selbst-Abgrenzung und Selbstaneignung<br />
selbst zwischen den Polen der Gegenständlichkeit (der Objektivität)<br />
und der Nicht-Gegenständlichkeit (der Subjektivität). Er ist beim Tasten<br />
zugleich wahrnehmbares Äußeres und wahrnehmendes Inneres. Als<br />
<strong>Körper</strong>-D<strong>in</strong>g ist er mit jedem anderen <strong>Körper</strong> vergleichbar und er ist<br />
zugleich der eigene <strong>Körper</strong>.<br />
Das konzeptionelle Spannungsfeld, das wir bei von Uexküll entfaltet<br />
f<strong>in</strong>den, spiegelt diese Grundpolarität wider. Es unterscheidet „zwei<br />
verschiedene Modelle für den menschlichen <strong>Körper</strong>“ (Uexküll u.a.<br />
1997, S. 13):<br />
„Das erste ist das ‚offizielle <strong>Körper</strong>modell’ der Naturwissenschaft [...] Die<br />
Vorstellung, die wir uns von e<strong>in</strong>em ‚eigenen <strong>Körper</strong>’ machen, bildet das<br />
‚<strong>in</strong>offizielle <strong>Körper</strong>modell’.“ (ebd., S. 13f)<br />
Mit der „subjektiven Anatomie“ f<strong>in</strong>den wir die Grundpolarität der<br />
<strong>Körper</strong>lichkeit auf e<strong>in</strong>en Begriff gebracht. <strong>Der</strong> <strong>Körper</strong>-<strong>in</strong>-se<strong>in</strong>er-<strong>Umwelt</strong><br />
bildet den Schnittpunkt der objektiven und der subjektiven Sphäre. Von<br />
Uexküll unterscheidet diese Sphären, aber der trennt sie nicht. Im<br />
Gesamtkonzept geht es nicht um e<strong>in</strong> „entweder - oder“, sondern um<br />
e<strong>in</strong>en übergeordneten Bezugsrahmen e<strong>in</strong>es „Sowohl-als-auch“ (ebd.,<br />
S. 16). So kann die Dialektik der <strong>Körper</strong>lichkeit – se<strong>in</strong>e „Ambivalenz“<br />
(Merleau-Ponty 1996) – zum eigentlichen Thema werden.<br />
Entsprechend siedelt von Uexküll auch die Frage der Beziehung<br />
zwischen Organismus und <strong>Umwelt</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em übergeordneten,<br />
dialektischen Bezugsrahmen an: „<strong>Der</strong> Funktionskreis beschreibt also<br />
die Synthesis aus der <strong>in</strong>neren Aktivität des Organismus und der<br />
äußeren Aktivität der Umgebung“ (Uexküll u. Wesiack 1998, S. 66).<br />
<strong>Der</strong> Begriff der Synthese ist dabei nicht im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen und<br />
restlosen Vere<strong>in</strong>igung zu verstehen, sondern als e<strong>in</strong>e ständig<br />
vollzogene dialektische Leistung.<br />
Würde sich die tastende Hand beim Tasten propriozeptiv vollständig<br />
und grenzenlos <strong>in</strong> bzw. mit ihrem Gegenstand auflösen, gäbe<br />
umgekehrt der Gegenstand ke<strong>in</strong>e eigene Kontur und Gegen-Fläche ab,<br />
so könnte weder der eigene <strong>Körper</strong> (die eigene Hand) noch der fremde<br />
<strong>Körper</strong> (der Gegenstand) erfahren und bestimmt werden (vgl. Fuchs<br />
2000).<br />
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