Festschrift 60.indd - Konzertring Coesfeld
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Diese, teilweise sehr nach Vergangenheit klingenden<br />
Schilderungen müssen allerdings durch aktuelle<br />
ergänzt werden. Für das Konzert beispielsweise<br />
des Bundesjugendorchesters am 12. Januar 2007<br />
mussten Vorbesprechungen geschrieben und an drei<br />
Zeitungen verteilt werden. Plakate mussten entworfen,<br />
zur Druckerei Edeler gebracht, abgeholt und in der<br />
Stadt verteilt werden. Das Abendprogramm musste<br />
entworfen und hergestellt werden. Trinkwasser für<br />
die Künstler musste gekauft und in die Garderoben<br />
gebracht werden. Die Bühne musste mit 25 von<br />
Herrn Fürstenau gemieteten Podesten erhöht, und<br />
mit Notenständern und 85 Orchesterstühlen bestückt<br />
werden, die aus der Musikschule, der Sparkasse und<br />
der „Fabrik“ geliehen waren und vom Veranstalter<br />
selbst transportiert wurden. Die in der Stadthalle nur<br />
mangelhafte Beleuchtung wurde durch sieben ebenfalls<br />
von Herrn Fürstenau gemietete Scheinwerfer ergänzt<br />
und damit jeder Bühnenbereich präzise ausgeleuchtet.<br />
Das vom <strong>Konzertring</strong> selbst gebaute Dirigentenpodest<br />
bildete den Abschluss des Bühnenaufbaus. Für<br />
den Blumenschmuck und die Dankessträuße für<br />
die Künstler wurde traditionellerweise der Gärtner<br />
Brambrink beauftragt. Die Bestuhlung im Saal richtete<br />
ein Beauftragter der Stadt ein. Die Verpflegung der insgesamt<br />
fast 100 jugendlichen Künstler und Helfer, ein<br />
Imbiss in der Stadthalle und ein Abendessen im WBK<br />
war ebenfalls rechtzeitig zu organisieren. Von den sechs<br />
geforderten Künstlergarderobenräumen waren in der<br />
Stadthalle nur vier vorhanden, die am Konzerttag auch<br />
noch nahezu unbeheizt waren, was für die Künstler und<br />
die Streichinstrumente eine Zumutung war. Nachdem<br />
der Veranstalter alle Beteiligten beruhigt, die Bühne<br />
durch den externen Bühnenmeister abgenommen, die<br />
Heizung von der Stadt in Schwung gebracht worden,<br />
der Imbiss gut gemundet, die Abendkasse eröffnet und<br />
das Publikum eingelassen war, wurden alle Beteiligten<br />
und Unbeteiligten durch ein außergewöhnlich gutes<br />
Konzert belohnt. Die Durchführung von Konzerten<br />
hat sich in den letzten 60 Jahren offenbar nicht wirklich<br />
vereinfacht.<br />
Die Veranstaltungsorte<br />
Nach der völligen Zerstörung <strong>Coesfeld</strong>s im zweiten<br />
Weltkrieg und nach der Hochwasserkatastrophe im<br />
August 1946 war es nicht leicht, für die Veranstaltung<br />
von Konzerten einen geeigneten Raum zu finden.<br />
Es mutet wie eine Ironie des Schicksals an, dass ausgerechnet<br />
das einzig unmittelbar militärische Objekt<br />
in <strong>Coesfeld</strong>, das Wehrbezirkskommando -WBK- im<br />
Bombenhagel des zweiten Weltkriegs unversehrt<br />
geblieben ist. Hier richtete sich nicht nur die englische<br />
Besatzungsmacht ein, auch die Behörden, Kassen, die<br />
Berufschule, die Kirche und Nieborgs Kino fanden hier<br />
eine Notunterkunft. Das Kasino des Landratsamtes<br />
diente den Engländern auch als Gerichtssaal. Auf<br />
Antrag stand es sogar für Vorträge und Chorproben des<br />
Musikvereins zur Verfügung. Diese Möglichkeiten des<br />
Musikvereins nutzte der <strong>Konzertring</strong>, indem er anfangs<br />
unter dem Namen des Städtischen Musikvereins den<br />
kleinen Saal des WBK für die Veranstaltungen von<br />
Kammerkonzerten nutzte. Das erste und die weiteren<br />
Konzerte bis Mai 1950 fanden bis auf eine Ausnahme<br />
im „kleinen Saal des Landratsamtes“ statt, dem heutigen<br />
„Forum“ des WBK an der Osterwicker Straße 29. Der<br />
Liederabend am 8. 12. 1949 mit Elisabeth Schmidt<br />
und Clemens Kaiser-Brehme fand aus akustischen<br />
Gründen in der Aula der damaligen Aufbauschule an<br />
der Seminarstraße statt.<br />
Das Stuttgarter Kammerorchester unter der<br />
Leitung seines Gründers Karl Münchinger und die<br />
Klaviersolistin Monique Haas aus Paris waren es,<br />
die am 9. Mai 1950 das erste Konzert des Kleinen<br />
<strong>Konzertring</strong>s in der <strong>Coesfeld</strong>er Stadthalle bestritten.<br />
Dieses Konzert, ein reiner Bachabend zur 200.<br />
Wiederkehr seines Todesjahres, fand weit über <strong>Coesfeld</strong><br />
hinaus Beachtung. Die Stadthalle wurde dann in der<br />
Folgezeit - bis auf das Konzert mit dem Dresdener<br />
Streichquartett am 14. Oktober 1950 und das Konzert<br />
mit Prof. Eduard Erdmann am 8. November 1950 -<br />
der eigentliche Veranstaltungsort für die Konzerte des<br />
<strong>Konzertring</strong>s. Es gab nur wenige Ausnahmen. Ein<br />
Konzert mit dem Sänger Gerard Souzay fand am 11. 3.<br />
1962 in der Aula des Gymnasiums Nepomuceums an<br />
der Kupferstraße statt und das Nederlands – Saxofoon<br />
– Kwartet aus Utrecht spielte am 19. Mai 1974 in der<br />
Aula des Heriburg Gymnasiums. Das Konzert des<br />
Landesjugendorchesters NRW fand am 9. 1. 1993<br />
in der „Fabrik“ statt und am 6. 9. 1997 gab es ein<br />
„Open – air – Konzert“ vor dem Haus Loburg, dem<br />
<strong>Coesfeld</strong>er Sitz der Fürsten zu Salm Salm.<br />
Mit der 60. Saison endete die Zeit in der <strong>Coesfeld</strong>er<br />
Stadthalle und der <strong>Konzertring</strong> fand in dem neuen,<br />
von der Familie Ernsting errichteten Konzert Theater<br />
<strong>Coesfeld</strong> an der Osterwicker Str. 31 eine neue<br />
Heimat.<br />
Die Flügel<br />
Die Geschichte der Flügel in der Stadthalle ist<br />
vielfältig und farbenreich und wirft ein gutes Bild auf<br />
die Schwierigkeiten und Anstrengungen, die sich ein<br />
Konzertbesucher so nicht vorstellen kann.<br />
Bereits für das zweite Konzert am 8. Dezember 1947<br />
im WBK war ein Flügel notwendig. Freundlicherweise<br />
stellte Änne Brüning aus Gescher ihren privaten<br />
Bechstein, der den Krieg einigermaßen überstanden<br />
hatte, zur Verfügung. Den Transport des Instrumentes<br />
nach <strong>Coesfeld</strong> übernahm die Firma Fritz Bröckerhoff<br />
für 21,30 RM, der Transport durch die Spedition<br />
Klöpper „vom Eingang WBK bis Gerichtssaal“<br />
kostet noch mal 14 Mark. Die viertägige Reinigung,<br />
Trocknung und Stimmung des Flügels durch den<br />
Stimmer Groß aus Darup kostete 32 RM. Im weiteren<br />
Verlauf der Konzerte musste immer wieder ein Flügel<br />
geliehen werden, insbesondere in der Stadthalle, in<br />
der es nach dem Krieg nur ein Klavier gab. Für das<br />
Konzert des Amadeus Quartetts mit Conrad Hansen<br />
im November 1952 stellte sogar Steinway & Sons,<br />
Hamburg, einen geeigneten Flügel kostenlos zur<br />
Verfügung. Zwischen dem Städtischen Musikverein<br />
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