Artikel Fleischkonsum
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Artikel Fleischkonsum
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Fleisch: Genuss ohne Reue?<br />
Ein Blick hinter die Kulissen der industriellen Fleischproduktion,<br />
Erkenntnisse über die Umweltbelastung durch Tiermast, Einsichten<br />
zur Wirkung der fleischhaltigen Ernährung auf unsere Gesundheit<br />
– und wir streichen die Worte «...ohne Reue» schnell aus<br />
unserem Vokabular. Und dann werden wir aktiv.<br />
Warum essen wir Fleisch?<br />
Als Beispiele werden von der Presse immer wieder zwei Prominente<br />
aufgeführt: Die seit 40 Jahren zwanzigjährige Rocklady Tina Turner<br />
und der stets aktive und erfolgreiche Unternehmer Roger Schawinksy<br />
zeigen es: Dynamik und Vitalität hängen nicht davon ab, ob man<br />
Fleisch isst. Die Zirkusprinzessin Géraldine Knie sowie die Triathletin<br />
Natascha Badmann werden ebenfalls aufgeführt wie die Miss Schweiz<br />
2004 Bianca Sissing: Sie alle verzichten auf Fleisch! Zwar kann man<br />
als Gourmet ausgezeichnete Fleischprodukte geniessen – hochklassige<br />
Erzeugnisse aus biologischen Landwirtschaftsbetrieben mit artgerechter<br />
Tierhaltung, aber muss es im Alltag und zu unserer Ernährung<br />
sein? Nein! Es gibt ein gutes Leben ohne Fleisch! Denn auch wenn es<br />
in der Schweiz die vorbildliche Fleischproduktion gibt – Alltag ist sie<br />
nicht.<br />
Klöster und Tierproduktion<br />
Manche Klöster betreiben Landwirtschaft – und die muss rentieren.<br />
Vor einiger Zeit habe ich die Schlichtungsverhandlung zwischen einem<br />
Tierschützer und einer Klosterleitung geführt. Meine Bedingung<br />
war, die Stallungen besichtigen zu dürfen. In meinen schlimmsten<br />
Träumen habe ich mir nicht vorgestellt, was ich gesehen habe: Eine<br />
unübersehbare Zahl von Schweinen, viele mit abgebissenen Schwänzen,<br />
eingepfercht auf engstem Raum. Der Gestank war fürchterlich! In<br />
der Verhandlung haben wir uns geeinigt auf «weniger Tiere, mehr<br />
Platz» – und so wurde es umgesetzt. Das Kloster ist auch heute noch<br />
kein Schweineparadies, aber die Verbesserungen sind massiv. Vor<br />
allem aber haben wir gezeigt: Es ist möglich, Tiere anständig zu halten,<br />
und es ist nicht einzusehen, weshalb anderen Betrieben das nicht<br />
gelingen sollte.<br />
Extreme Verschwendung<br />
Nicht nur Tiere leiden in der Fleischproduktion – auch Luft, Landschaft,<br />
Menschen in der dritten Welt und wir in Schweiz werden in<br />
Mitleidenschaft gezogen.<br />
Die Menschheit müsste eigentlich keinen Hunger leiden. Würde etwa<br />
Getreide sinnvoll verwendet, wären genug Nahrungsmittel für alle da.<br />
Um ein Kilogramm essbares Fleisch zu erzeugen, braucht man bis ein<br />
Mehrfaches an Getreide oder Sojabohnen. Fachleute sprechen von<br />
einem Verhältnis von 1 : 5. Mit fünf Kilogramm Getreide oder Sojabohnen<br />
aber werden mehr Menschen satt als mit einem Kilogramm<br />
Fleisch. Riesige Mengen von Nahrungsmitteln werden für die<br />
Fleischmast verschwendet. Auch in der Schweiz wird ein Grossteil<br />
des Getreides an Tiere verfüttert, und würden die 260 Millionen Amerikaner<br />
ihren <strong>Fleischkonsum</strong> um nur relativ geringfügig verringern, so
schätzen Experten, dass mit einer gezielten Verteilung des Getreides<br />
rund eine Milliarde Menschen ihren Hunger stillen könnten!<br />
Problem mit massiven Folgen<br />
Die Lage wird noch verschärft durch das Bevölkerungswachstum.<br />
Fleisch zu produzieren erfordert mehr Fläche und andere Ressourcen<br />
als Getreide anzubauen. In vielen Ländern der Welt aber wächst der<br />
<strong>Fleischkonsum</strong>.<br />
Was geht das uns in der Schweiz an? Umweltzerstörung und Treibhauseffekt<br />
betreffen auch uns – und viel davon hängt mit unwirtschaftlicher<br />
Nahrungsmittelproduktion zusammen! Dass man sich<br />
gelegentlich über den Gestank tierischer Exkremente – «Gülle» genannt<br />
– ärgert, ist eines. Etwas Anderes ist die Belastung des Bodens<br />
durch diese Gülle und dass Nitrat aus der Jauche als Ammoniakgas in<br />
die Luft gelangt und den so genannten sauren Regen mit verursacht.<br />
Wer realisiert schon vor seinem Schnitzel aus Massentierhaltung, dass<br />
die drei Gase Methan, Kohlendioxyd und Stichstoffoxyd, die bei der<br />
industriellen Fleischproduktion anfallen, unserer Erde und damit auch<br />
unserer Gesundheit schwer zusetzen? Ganz zu schweigen von den<br />
Antibiotika und Hormonen, die gewissenlose Mäster einsetzen – zum<br />
Schaden der Konsumenten und der Umwelt.<br />
Ammoniak aus tierischen Fäkalien wird in Feinstaub umgewandelt.<br />
Während Feinstaub aus Dieselmotoren mit entsprechenden Filtern von<br />
unseren Lungen ferngehalten werden kann, ist das in der Landwirtschaft<br />
nicht möglich.<br />
Das sind nur einige der bekannten Probleme. Fleischproduktion im<br />
industriellen Massstab ist zerstörerisch und unwirtschaftlich. Sie «rentiert»<br />
nur für einige wenige, die damit hohe Gewinne machen.<br />
Fischfang als Ausweg?<br />
Die Zeiten der kleinen Fischerboote sind längst vorbei. Heute schleppen<br />
schwimmende Fischverarbeitungsfabriken kilometerlange Netze<br />
über den Meeresboden und rotten die Bestände aus. Der Lachs, den<br />
wir als Alltagsnahrung essen, hat als Zuchtlachs bis zu seiner<br />
Schlachtreife grössere Mengen von Antibiotika gefressen. Das gelangt<br />
in unseren Körper.<br />
Resignieren oder handeln?<br />
Kann man nur noch resignieren? Nein, wir alle haben die Möglichkeit,<br />
etwas zu tun. Betrachten wir Fleisch als das, was es ist: ein Genussmittel.<br />
So werden wir weniger Fleisch konsumieren, und die Produktion<br />
kann sich auf Mengen konzentrieren, die eine bessere Tierhaltung<br />
und schonenderen Einsatz der Ressourcen zulassen. Wer nicht täglich<br />
Fleisch konsumiert, sondern kostengünstigere, gesunde pflanzliche<br />
Kost bevorzugt, spart Geld, das er für nach biologischen Grundsätzen<br />
produziertes Fleisch ausgeben kann.<br />
Rauchen als Beispiel<br />
Noch vor wenigen Jahren haben breite Kreise ohne nachzudenken<br />
geraucht. Die Werbung war allgegenwärtig, von rauchfreien Räumen<br />
hat niemand gesprochen, und die gesundheitlichen Schäden für Raucher<br />
und Passivrauchen hat man totgeschwiegen. Das ist heute anders.<br />
Das Nachdenken hat eingesetzt, und man handelt. Der Zigarettenkon-
sum geht zurück, und immer mehr Räume werden rauchfrei. – So wird<br />
es sich auch beim <strong>Fleischkonsum</strong> abspielen! Man wird sich bald fragen,<br />
wie um alles in der Welt man die industrielle Fleischproduktion<br />
mit ihren massiven Schäden für Mensch und Tier und Umwelt jahrzehntelang<br />
und ohne Überlegungen hat bejahen können.<br />
Denken wir also voraus, und übernehmen wir die Vorreiterrolle. Machen<br />
wir aus einem guten Stück Fleisch wieder ein Genussmittel!<br />
Kaufen wir nur noch Fleisch, das aus artgerechter Schweizer Tierhaltung<br />
stammt und dessen Produktion wir nachvollziehen können! Denken<br />
wir an unsere Gesundheit, an unser Portemonnaie und an die Folgen<br />
für die Gesellschaft. Es liegt auf der Hand und ist einfacher, als<br />
man denkt.<br />
Rudolf Mühry<br />
Weiter führende Angaben erhalten Sie im Internet unter<br />
www.vegetarismus.ch