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Journal Franz Weber Nr. 82 - Fondation Franz Weber

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Oktober | November | Dezember 2007 | <strong>Nr</strong> <strong>82</strong> | Fr. 5.– | AZB/P.P. <strong>Journal</strong> 1<strong>82</strong>0 Montreux 1 | Postcode 1 www.ffw.ch<br />

Kampfjets<br />

Für die Rettung unserer<br />

Alpenlandschaften und schönsten<br />

touristischen Erholungsgebiete<br />

JA zur <strong>Franz</strong>-<strong>Weber</strong>-Initiative<br />

Was ist Freiheit?<br />

Wir sind daran unser freies Ermessen<br />

zu verlieren<br />

14<br />

Alarm für die Bienen<br />

Das Schicksal des Menschen ist mit<br />

dem Schicksal der Biene verbunden<br />

18<br />

Das andere Gesicht Chinas<br />

Der grausame Handel mit Bärengalle<br />

29


2 JFW | Inhalt<br />

Leitbild JFW<br />

Unerschrocken, Unabhängig, kompromisslos in der Verteidigung der<br />

Wahrheit und spannend !<br />

Das JOURNAL FRANZ WEBER steht an vorderster Front für Tierschutz, Naturschutz<br />

und Heimatschutz, wie seine Herausgeberin, die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>.<br />

Das JOURNAL FRANZ WEBER geht aber noch weiter und greift Themen auf, die<br />

sonst niemand anrührt. Es beleuchtet die andere Seite der Gesellschaft, der Politik,<br />

der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Spiritualität.<br />

Das <strong>Journal</strong> stellt Fragen, unbequeme, provozierende, «naive».<br />

Es rüttelt auf, schaut hinter Kulissen und Fassaden, regt zur Weitsicht und zum<br />

Nachdenken an, kann auch schockieren, wie alles wirklich Antikonformistische.<br />

Als Leser oder Leserin des <strong>Journal</strong>s sind Sie offenen Geistes. Sie sind bereit, Dinge<br />

zu lesen, die Sie sonst nirgends lesen, die Sie aufwühlen, die Sie mitreissen, die Sie<br />

zur Meditation oder zum Handeln inspirieren.<br />

Das JOURNAL FRANZ WEBER ist ein Treffpunkt der freien Meinungen, eine Plattform<br />

des Dialogs par excellence.<br />

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1006 Lausanne, Konto <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />

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oder<br />

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<strong>Fondation</strong> FRANZ WEBER, 1<strong>82</strong>0 Montreux<br />

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Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> für die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> und Helvetia Nostra<br />

Chefredaktor: <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />

Redaktion: Judith <strong>Weber</strong>, Walter Fürsprech, Vera <strong>Weber</strong>, Isabelle Lombardo, Dr. Frédéric Jacquemart, Alika<br />

Lindbergh<br />

Druck: Ringier Print Adligenswil AG<br />

Layout: Vera <strong>Weber</strong><br />

Redaktion und Administration: <strong>Journal</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>, case postale, CH-1<strong>82</strong>0 Montreux (Schweiz),<br />

e-mail: ffw@ffw.ch, www.ffw.ch, Tel. 021 964 24 24 oder 964 37 37. Fax: 021 964 57 36.<br />

Abonnements: <strong>Journal</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>, Abonnements, case postale,1<strong>82</strong>0 Montreux.<br />

Tel. 021 964 24 24 oder 964 37 37<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck von Fotos oder Texten nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte oder Fotos kann keine Verantwortung übernommen werden.<br />

Ein anderes Weihnachtsgeschenk<br />

Eine schöne Geschenkurkunde auf den Namen von:<br />

Für eine Spende zugunsten der Tiere und der Natur in Höhe von CHF:<br />

Geschenkt von:<br />

Rechnungsadresse :<br />

Zustelladresse :<br />

Zurück senden an: <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>, case postale, 1<strong>82</strong>0 Montreux<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Eine Kuh im Paradies<br />

Wie geht es eigentlich Banette? >> 12<br />

Bären in China<br />

Lebenslängliche Folter für unnütze Medikamente >> 29<br />

26<br />

Kampfjetlärm<br />

Ja zur Initiative <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> >> 4<br />

Rettet Montreux<br />

Nein zu Montreux-Carlo! >> 25<br />

22<br />

Wir weinen mit der Freiheit<br />

Dürfen wir noch selber entscheiden? >>14<br />

28<br />

Intratur<br />

Eine Erzählung von <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> >> 30<br />

Die Leser haben das Wort >> 32<br />

Grand V – die vegetarische Palette >> 37<br />

39recettes<br />

Tiere<br />

Schweiz<br />

Gesellschaft<br />

JFW plus<br />

Im Fokus<br />

Das Schicksal der Menschen ist mit dem Schicksal der<br />

Biene verbunden!<br />

Ein Appel an Wissenschaftler und Imker<br />

Die Honigbiene hat sich stammesgeschichtlich gemeinsam mit dem Menschen und<br />

seinen Kulturen entwickelt, deshalb gibt es auch eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen<br />

diesen drei Klassen von Lebewesen. Nun wohnen wir in den letzten Jahren<br />

einem weltweiten, fortschreitenden Bienensterben bei, das zeitweise und mancherorts<br />

katastrophale Ausmasse annimmt und bis zu 90 % der Bienenstöcke zerstört.<br />

>> 18


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>, Chefredaktor<br />

Ein harter Kampf zur Rettung der Reinheit und Stille unserer Berge und ihrer<br />

kostbaren, zerbrechlichen Natur, der Kampf zur Rettung unseres weltberühmten<br />

Erholungstourismus mit seinen hunderttausenden von Arbeitsplätzen steht uns<br />

bevor : es ist der Kampf gegen die unseligen F/A-18, diese für unser Land überdimensionierten<br />

Kampfbomber, die mit ihrem höllischen Lärm und ihrer enormen<br />

Umweltverschmutzung jahraus jahrein die schönsten Erholungsgebiete unseres<br />

Landes verpesten.<br />

Am 24. Februar 2008 kann das Schweizervolk diesem Unheil ein Ende bereiten –<br />

mit dem JA zur Initiative gegen den Kampfjetlärm in touristisch genutzten Erholungsgebieten<br />

in Friedenszeiten. Im ureigensten, übergeordneten Interesse unseres<br />

Landes muss das JA obsiegen !<br />

Mit dem JA zur genannten Initiative können wir unsere Berge, die heute vom<br />

Lärmterror der F/A-18 heimgesucht werden, als lebensnotwendige Oase intakter<br />

Natur, als Erholungsgebiet von unbezahlbarem, unersetzlichem Wert für uns und<br />

die Nachwelt bewahren.<br />

Es ist hinlänglich bekannt : um diesen Terror, diesen unsinnigen Krieg gegen das<br />

eigene Volk und gegen die Umwelt weiterführen zu können, um die grotesken<br />

Fehlplanungen, die zu diesem hirnverbrannten Lärm- und Verschmutzungsterror<br />

geführt haben, zu vertuschen und wegzuleugnen, wird von der Kanzel der<br />

Armeeleitung herab wie Gotteswort verkündet, für die Luftwaffe sei jeden Tag<br />

Ernstfall, jede Stunde, jede Minute müsse die Schweiz gegen einen Ueberraschungsangriff<br />

gewappnet, durchtrainiert sein.<br />

Stellt man die Frage : Wo nistet denn unser Feind ? Aus welchem europäischen<br />

Hinterhalt wird dieser geisterhafte Feind seine Flugzeuge aufsteigen und seine<br />

Armeen gegen die Schweiz losmarschieren lassen ?… dann wird in den obers-<br />

Gegen die Verlärmung und Verpestung unserer schönsten<br />

Erholungs- und Tourismusregionen<br />

Stimmen wir JA zur Initiative<br />

«Gegen Kampfjetlärm in touristisch genutzten<br />

Erholungsgebiete»<br />

JFW | Editorial<br />

Editorial<br />

ten Etagen unserer Armee irgend etwas von Bomben legenden Terroristen oder<br />

ähnlichen Menschenfrevlern gestottert. Eine andere Antwort gibt es nicht.<br />

Die Erfahrung hat es uns leider gelehrt: die Armeeleitung wird nie zugeben, dass<br />

der Kauf der F/A-18, dieser lärmintensivsten Höllenmaschinen der Welt, konzipiert<br />

für amerikanische Flugzeugträger, aber nicht für unsere engen Bergtäler,<br />

eine monströse Fehlanschaffung war, und dass das Stationierungskonzept der<br />

Luftwaffe mit seiner Reduktion von 15 Militärflugplätzen auf drei : Meiringen,<br />

Sion und Payerne, auch nach Ansicht hochgradiger Offiziere ein ebenso monumentaler<br />

Irrtum ist.<br />

Der nachstehende Bericht, « Schluss mit dem Lärmterror gegen die Schweizer<br />

Bevölkerung » zeigt klar und deutlich, dass unsere Militärleitung in ihrem Prestigewahn<br />

offensichtlich bereit ist, unsere unersetzliche Alpenwelt, unsere schönsten<br />

Ferienregionen, klar ausgedrückt: den Schweizer Erholungstourismus, also<br />

die Existenzgrundlage ganzer Bevölkerungsteile, einem verfehlten, grössenwahnsinnigen<br />

Verteidigungssystem zu opfern. Während sie mit ihren F/A-18 in<br />

verantwortungsloser Weise den katastrophalen Klimawandel vorantreibt.<br />

Am Stimmvolk, also an uns allen, liegt es jetzt, unsere verblendeten Militärs zur<br />

Vernunft zu bringen mit einem klaren JA zur Initiative : In Friedenszeiten dürfen<br />

in touristisch genutzten Erholungsgebieten keine Kampfjetmanöver durchgeführt<br />

werden.<br />

Retten wir unsere Bergwelt, unsere kostbarsten Erholungsgebiete, retten wir<br />

unseren Tourismus und seine hunderttausende Arbeitsplätze mit einem klaren Ja<br />

zur Initiative !<br />

3<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>


4 JFW | Schweiz<br />

<strong>Franz</strong>-<strong>Weber</strong>-Initiative gegen Kampfjetlärm in touristisch genutzten<br />

Erholungsgebieten in Friedenszeiten<br />

Schluss mit dem Lärmterror<br />

gegen die Schweizer<br />

Bevölkerung!<br />

- Mit dem neuen Stationierungskonzept der Luftwaffe<br />

im Rahmen der Armeereform XXI hat sich unsere Armeeleitung<br />

empfindlich ins eigene Fleisch geschnitten.<br />

- Mit ihrem Höllenlärm und ihrer gravierenden Umweltverschmutzung<br />

fügen die Kampfjets den Tourismus-<br />

und Erholungsgebieten des Berner Oberlandes<br />

und dem Wallis enormen, nicht wieder gutzumachenden<br />

Schaden zu.<br />

- Eine sonore Folter und Vernichtung wirtschaftlicher<br />

und ökologischer Werte, die nicht länger geduldet werden<br />

können. Unterstützen Sie unsere Initiative gegen<br />

Kampfjetlärm in Friedenszeiten ! Sie richtet sich nicht<br />

gegen die Armee, sondern gegen deren Auswüchse.<br />

Stimmen Sie Ja zu dieser Initiative, stimmen Sie Ja im<br />

übergeordneten Interesse der Schweiz !<br />

- Dies umso mehr, als in wenigen Jahren die auszumusternden<br />

„Tiger“ für drei Milliarden durch 30 neue,<br />

noch lautere, noch umweltbelastendere Kampfjets ersetzt<br />

werden sollen !<br />

- Hinter scheinbar transparenten und unfehlbaren Argumenten<br />

hält unsere Armeeleitung die Bevölkerung<br />

zum Narren.<br />

Als die schweizerische Bevölkerung<br />

am 6. Juni 1993 der<br />

Beschaffung der Kampfflugzeuge<br />

F/A-18 zustimmte, war<br />

keine die Rede davon, dass<br />

diese ohrenbetäubenden Höllenmaschinen<br />

ausgerechnet<br />

in den empfindlichsten und<br />

schönsten Tourismusregionen<br />

unseres Landes stationiert<br />

würden. Im Namen einer<br />

modernen Flugabwehr<br />

zur Erfüllung der verfas-<br />

sungsmässigenVerteidigungsaufgaben der Armee<br />

war das Schweizervolk mit<br />

dem Kauf von 34 F/A-18 einverstanden.<br />

Vierzehn Jahre<br />

später hat dann das Departement<br />

für Verteidigung, Bevölkerungsschutz<br />

und Sport<br />

(VBS) klammheimlich, da<br />

nur die Kantonsbehörden,<br />

nicht aber die Bürgerinnen<br />

und Bürger konsultiert wurden,<br />

ein neues Stationie-<br />

rungskonzept für die Kampfjets<br />

durchgesetzt, das selbst<br />

von Militärexperten als unsinnig<br />

und als offensichtliche<br />

Fehlplanung gebrandmarkt<br />

wird.<br />

Die Verantwortlichen dieses<br />

Stationierungskonzepts sind<br />

Bundesrat Samuel Schmid,<br />

Chef des VBS, und Korpskommandant<br />

Christoph Keckeis,<br />

dessen Führung der Armee in<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

den letzten vier Jahren zur<br />

Genüge bewiesen hat, dass er<br />

mehr impulsiv als überlegt<br />

handelt.<br />

Seit Jahren schon leiden die<br />

Tourismus- und Erholungsgebiete<br />

unter den schweren,<br />

nicht zu ermessenden Folgen<br />

dieser Fehlplanung und ihren<br />

nachhaltig schädlichen Auswirkungen<br />

auf die Umwelt.<br />

Ein Skandal von nationalem<br />

Ausmass<br />

Bedrängt von der Pflicht, ihre<br />

Aufgabe zu erfüllen, und unter<br />

dem Zwang, die Kosten radikal<br />

zu senken, bastelten die<br />

Armeestrategen und das VBS<br />

in aller Eile ein Konzept ohne<br />

jede Rücksicht auf die betroffene<br />

Bevölkerung, ihre Umwelt,<br />

ihre Gesundheit und ihre<br />

Wirtschaft. Fazit : die<br />

Konzentration der Kampfjets<br />

auf nur drei Militärflugplätze<br />

Zwei F/A-18 überfliegen in niedriger Höhe Zermatt – im Angesicht des Matterhorns,<br />

dem Symbol der Schweiz par excellence, mitten im schönsten touristischen Erholungsgebiet.<br />

Der donnernde, schraubende, bohrende Lärm ist unerträglich


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

(Meiringen, Sion und Payerne)<br />

hat eine massive Zunahme<br />

der Flugbewegungen in<br />

diesen Regionen und der damit<br />

verbundenen höllischen<br />

Belästigungen zur Folge.<br />

Das Problem des Kampfjet-<br />

Terrors ist also keinesfalls die<br />

„untergeordnete Angelegenheit“,<br />

als die es das VBS und<br />

die Militärs darstellen möchten,<br />

sondern ein Skandal von<br />

nationaler Dimension. Es ist<br />

ein akutes Problem, das nicht<br />

nur die Bevölkerung der betroffenen<br />

Regionen angeht,<br />

sondern das ganze Land. Das<br />

ganze Land muss an der Volkabstimmung<br />

vom 24. Februar<br />

2008 mit einem Ja zur <strong>Franz</strong>-<br />

<strong>Weber</strong>-Initiative für den<br />

Schutz dieser Regionen einstehen,<br />

dieser unersetzlichen<br />

Erholungsgebiete, die heute<br />

von der Luftwaffe unter dem<br />

Vorwand der Landesverteidigung<br />

jahraus jahrein brutal<br />

angegriffen und geschädigt<br />

werden.<br />

Lügen am Laufmeter<br />

Die Verfechter des Kampfjet-<br />

Terrors sind Meister im Vertuschen,<br />

Vernebeln und Ableugnen<br />

der jetzigen und<br />

zukünftigen Realität.<br />

So wurde dem Volk unter anderem<br />

jahrelang vorgegaukelt,<br />

unsere Alpenflugplätze<br />

würden nur von schweizerischen<br />

Militärmaschinen benutzt<br />

– bis am 12. April 2007<br />

der Absturz eines deutschen<br />

Jagdflugzeugs vom Typ Tornado<br />

auf Schweizer Boden<br />

das Gegenteil bewies! Wäre<br />

das Unglück nicht im tiefen<br />

Lauterbrunnental, in unmittelbarer<br />

Nähe der Tourismusgebiete<br />

von Wengen, Kleiner<br />

Scheidegg und Jungfraujoch<br />

geschehen, hätte die schweizerische<br />

Bevölkerung treuherzig<br />

weiterhin geglaubt,<br />

dass in unserem Land keine<br />

ausländischen Militärjets flie-<br />

gen ! Nach dem Unglück<br />

überschlugen sich Luftwaffe<br />

und VBS förmlich im Bemühen,<br />

diese Flüge als allgemein<br />

bekannte, völlig normale<br />

und banale Tatsache<br />

hinzustellen !<br />

Sie behaupten, die Kampfjetfliegerei<br />

sei unerlässlich, um<br />

die Lufthoheit, die Unabhängigkeit<br />

und die Neutralität<br />

der Schweiz zu garantieren<br />

und damit unser Land zu<br />

schützen. Zu schützen vor<br />

welchem Feind, vor welcher<br />

Bedrohung? Bevor man unsere<br />

Tourismus- und Erholungsgebiete<br />

durch den Lärm und<br />

die Umweltverschmutzung<br />

der Kampfjets unwiderruflich<br />

schädigt, wäre es wohl mehr<br />

als angebracht, diese Frage<br />

klar zu beantworten. Doch<br />

selbst Militärstrategen und<br />

Experten der Sicherheitspolitik<br />

bestätigen: Die Gefahr eines<br />

Militärangriffs von aussen,<br />

die den Einsatz von<br />

Kampfflugzeugen rechtfertigen<br />

würde, ist winzig und<br />

heute praktisch inexistent.<br />

Gefährliche Spielzeuge für<br />

nostalgische Paranoiker<br />

Man kann sich fragen, ob das<br />

Drohen mit der Gefahr eines<br />

Militärangriffs etwas anderes<br />

ist als ein nur allzu offenkundiges<br />

politisches Manöver<br />

nostalgischer Militärs, die<br />

sich nach der „guten alten<br />

Zeit“ des Kalten Krieges zurücksehnen.<br />

Sie wollen mit<br />

ihren ruinösen Grössenwahnspielzeugenweiterspielen<br />

– obwohl die Gefahr, dass<br />

ein Jagdflugzeug über einem<br />

Wohngebiet abstürzt (zum<br />

Beispiel in Sion, wo der<br />

Kriegsflugplatz praktisch mitten<br />

in der Stadt liegt) bedeutend<br />

grösser ist als das Risiko<br />

eines feindlichen Angriffs auf<br />

unser Land. Im Namen der<br />

Unabhängigkeit und der Neutralität<br />

soll es die Schweiz mit<br />

einer High-Tech-Armee den<br />

grossen Nationen gleichtun<br />

und mit hochgestochenen<br />

ruinösen Systemen, die in<br />

keiner Weise gerechtfertigt<br />

sind und der Umwelt und der<br />

Attraktivität unseres Landes<br />

direkten Schaden zufügen.<br />

In ihrer ungezügelten Paranoia<br />

erwägen die Befürworter<br />

des Kampfjetlärms gar den angeblich<br />

notwendigen Schutz<br />

JFW | Schweiz<br />

Die Konzentration der Kampfjets auf nur noch drei Flugplätze (Meiringen, Sion und Payerne)<br />

macht die Situation so unerträglich wie absurd.<br />

5<br />

gegen hypothetische ballistische<br />

Raketen. Ja, warum<br />

nicht gleich ein Raktenabwehrschild<br />

nach amerikanischem<br />

Muster?<br />

Wirklichkeitsfremd und<br />

blind<br />

Mit Vorliebe wird im Hinblick<br />

auf die Schweiz auch der Terrorismus<br />

beschworen. Das<br />

Thema ist leider in Mode und<br />

Wissenschaftliche Beweise<br />

Das GaE-Institut hat Karten erstellt, die die Lärmbelastung durch den<br />

Start eines Tiger F-5E und einer F/A-18 visualisieren. Die Bilder sprechen<br />

für sich und geben all jenen Unrecht, die behaupten, dieser entsetzliche<br />

Kriegsmaschinenlärm sei erträglich und zumutbar.<br />

Lärmbelastung in der Region<br />

Brienz-Meiringen durch<br />

den Start eines Tiger F-5E<br />

…<br />

… und Lärmbelastung in<br />

derselben Region durch<br />

den Start einer F/A-18.


6 JFW | Schweiz<br />

im politischen Diskurs sehr<br />

wirksam. Mögliches Szenario:<br />

Eine Terroristenorganisation<br />

will die Schweiz angreifen<br />

– wie würde sie<br />

vorgehen? Sie würde ein<br />

Kommando beauftragen, unauffällig<br />

und überraschend<br />

zu agieren, mit Bombenlegen<br />

oder Selbstmordanschlägen –<br />

aber ganz bestimmt nicht vor<br />

laufender Kamera, das heisst<br />

gut sichtbar auf den Radarschirmen<br />

unseres F/A-18-Geschwaders<br />

!<br />

In einem solchen Fall wären<br />

Jagdflugzeuge nach Ansicht<br />

der erwähnten Sicherheitsex-<br />

„Das neue Konzept für die Stationierung<br />

der Kampfjets ist eine<br />

Fehlplanung.“<br />

Ein Militärexperte,<br />

der anonym bleiben will<br />

perten von keinerlei Nutzen.<br />

Die Hilflosigkeit der US Air<br />

Force anlässlich der Attentate<br />

vom 11. September 2001 in<br />

New York, im Herzen der<br />

grössten technologisch-militärischen<br />

Macht der Welt, hat<br />

dies vor der ganzen Welt mit<br />

aller Deutlichkeit illustriert.<br />

Deshalb dürfen wir uns in unserer<br />

kleinen Schweiz, obwohl<br />

wir natürlich die Grössten<br />

und die Besten und die<br />

Schlausten sind, keinen Illusionen<br />

hingeben. Die F/A-18<br />

würden zu spät eintreffen<br />

oder gerade noch rechtzeitig,<br />

um ein paar Luftbilder zu<br />

schiessen ! Dennoch tischt<br />

man dem Schweizervolk unter<br />

dem Deckmantel der sogenannten<br />

„Produktion von<br />

Sicherheit“ das Märchen vom<br />

undurchlässigen Luftschirm<br />

auf !<br />

Wie es mit der Verteidigung<br />

der Lufthoheit, der Unabhängigkeit<br />

und der Neutralität<br />

der Schweiz bestellt ist, sieht<br />

man am Beispiel der Folter-<br />

maschinen der CIA, die „unbemerkt“<br />

auf schweizerischen<br />

Flughäfen landeten,<br />

und der NATO-Transportflugzeuge,<br />

die unbehelligt den<br />

schweizerischen Luftraum<br />

durchqueren…<br />

Wie die Armee zur Rechtfertigung<br />

ihrer Auswüchse<br />

neue Aufgaben erfindet<br />

Um ihre Existenz und ihre Bedürfnisse<br />

zu rechtfertigen, erfindet<br />

sich die Armee laufend<br />

neue Aufgaben. So lässt sie<br />

sich im Namen der sakrosankten<br />

„Produktion von Sicherheit“<br />

polizeiliche Aufgaben<br />

zuweisen, luftpolizeiliche<br />

Missionen, die ihr sehr gelegen<br />

kommen, um ein ganzes<br />

Dispositiv aufzustellen und<br />

die F/A-18 permanent fliegen<br />

zu lassen, wie beispielsweise<br />

Fakten<br />

während des World Economic<br />

Forum (WEF) in Davos. Es sei<br />

an dieser Stelle daran erinnert,<br />

dass das WEF eine private<br />

Veranstaltung ist, die nur<br />

deshalb in der Schweiz stattfindet,<br />

weil die Organisatoren<br />

hier ansässig sind. Und letztlich<br />

gewährleistet die Armee<br />

die Sicherheit des WEF, weil<br />

die Politiker es so wollen.<br />

Werden die F/A-18 nun auch<br />

an der Euro 2008 die Sicherheit<br />

der Stadien von Genf, Basel,<br />

Bern und Zürich „produzieren“?<br />

Es liegt auf der Hand,<br />

dass die Armee und das VBS<br />

mit einem solchen Reklamecoup<br />

die Sympathie grosser<br />

Bevölkerungskreise für sich<br />

gewinnen und die riesige Gemeinschaft<br />

der Fussballfans<br />

nachhaltig beeindrucken<br />

könnten.<br />

■ Eine F/A-18 startet mit 7 200 Litern Kerosin, die innert einer halben Stunde verbrannt<br />

sind. Bei 13 200 Flügen pro Jahr werden enorme Mengen von CO2 und Zehntausende<br />

Tonnen hochgiftiger Chemikalien und Feinstaub in das Ökosystem ausgestossen.<br />

■ Die Kampfjets erzeugen mitten in Friedenszeiten absolut unverhältnismässige Belästigungen,<br />

die die Wirtschaft, das Leben in den betreffenden Regionen und die Gesundheit<br />

ihrer Einwohner schädigen.<br />

■ Die Kampfjets zerstören das Image und den Ruf der Schweiz als friedliches und gastfreundliches<br />

Land, indem sie den abstossenden Eindruck eines Landes im Kriegszustand<br />

vermitteln.<br />

■ Der Chef der Armee, Korpskommandant Christophe Keckeis, hat sich immer damit<br />

gebrüstet, „Sicherheit zu produzieren“. Was die Kampfjets, auf die er so versessen ist,<br />

aber im Gegenteil produzieren, sind schwerste Belästigungen, die die Umwelt, die touristischen<br />

Erholungsgebiete, das Image und den Ruf der Schweiz schwer treffen. – Wer<br />

hat hier „Sicherheit“ gesagt?<br />

■ Wirtschaftlich gesehen würde die Anlage von Golfplätzen mehr einbringen als Militärflugplätze.<br />

■ In fünf bis sieben Jahren wird der „Tiger F-5E“ durch Jagdflugzeuge ersetzt, die bis<br />

fünfmal mehr Lärm produzieren.<br />

■ Es gibt andere Orte als das Herzstück des Schweizer Tourismus, um diese unerträglich<br />

lärmenden, umweltverschmutzenden, Mensch und Tier terrorisierenden Maschinen<br />

fliegen zu lassen.<br />

■ Allein die Gemeinde Hasliberg muss 2007 wegen des Wertverlustes ihres Immobilenparks<br />

steuerliche Einbussen von über einer Million Franken verzeichnen.<br />

■ Interessant: Der Bund zahlt Skyguide jährlich 36,5 Millionen Franken für die Kontrolle<br />

des Luftwaffenverkehrs.<br />

■ Die Präsidenten mehrerer Gemeinden des Berner Oberlands haben vom VBS Bauaufträge<br />

erhalten und warten auf die nächsten, wenn es die Infrastrukturen den<br />

Bedürfnissen des „Tiger-F-5E“-Nachfolgers anzupassen gilt.<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Im Argumentenkatalog der<br />

Kampfjetlärmbefürworter<br />

sucht man vergebens nach<br />

Dezibelmessungen und<br />

Lärmbelastungskarten. In<br />

Nebel gehüllt wird auch die<br />

Tatsache, dass die Schweiz<br />

neben Meiringen, Sion und<br />

Payerne noch über eine ganze<br />

Reihe weiterer Militärflugplätze<br />

verfügt, so zum Beispiel<br />

Emmen, Alpnach,<br />

Buochs, Mollis und Dübendorf,<br />

Flugplätze, die im Geiste<br />

echt freundeidgenössischer<br />

Gesinnung zu einer<br />

Verteilung der Belastungen<br />

beitragen könnten.<br />

Die ganze Lärmbelastung<br />

wird, da sie unvertretbar ist,<br />

als Problematik von der Armeeleitung<br />

ignoriert. Obwohl<br />

das Verteidigungsdepartement<br />

in seinen öffentlichen<br />

Auftritten immer wieder und<br />

ganz ausdrücklich gesteht:<br />

„Die Armee ist sich der Auswirkungen<br />

des Fluglärms bewusst“,<br />

sind ihre Zugeständnisse<br />

an die gequälte und<br />

aufgebrachte Zivilbevölkerung<br />

derart lächerlich, dass<br />

sie einer Verhöhnung ihrer<br />

Anliegen gleichkommen.<br />

Kein Wort über die künftigen<br />

Belastungen<br />

Es ist bekannt, dass in wenigen<br />

Jahren der „Tiger F-5“<br />

ausgemustert und ersetzt<br />

werden muss. Wenn das Parlament<br />

das Waffenprogramm<br />

unterstützt, wird eine neue<br />

Maschine angeschafft, die<br />

von 2013 bis 2015 operativ<br />

sein wird – eine Ausgabe von<br />

3 Milliarden Franken für ungefähr<br />

dreissig Flugzeuge!<br />

Die Wahl wird auf einen der<br />

vier folgenden Kampfjets fallen:<br />

den schwedischen „Gripen“,<br />

den „Eurofighter“ des<br />

Konsortiums EADS, die „Super<br />

Hornet F/A-18 E/F“ von<br />

Boeing oder die französische<br />

„Rafale“. Was die Armee aber<br />

sorgfältig verschweigt, sind


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

die ungleich höheren Umweltbelastungen,<br />

die der<br />

Wechsel mit sich bringt. Jeder<br />

dieser Flugzeugtypen ist<br />

durchschnittlich drei- bis<br />

fünfmal lauter als der „Tiger<br />

F-5“!<br />

Wenn die Militärs sich über<br />

den Lärm der Flugzeuge besorgt<br />

geben, so zweifellos vor<br />

allem, um die Bevölkerung<br />

einzuwickeln. „Die Herren<br />

„Meine Initiative richtet sich nicht<br />

gegen die Armee, sondern gegen<br />

die Auswüchse der Armee.“<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />

waren gar nicht stolz! Sie haben<br />

viel Verständnis gezeigt!“<br />

heisst es etwa nach gnädig gewährten<br />

Besprechungen mit<br />

Armeevertretern, die zum Xten<br />

Mal ausser Versprechungen<br />

nichts bringen. Aber es<br />

ist dann relativ leicht, eine<br />

von Schaulustigen umstandene<br />

F/A-18 zu zeigen mit der<br />

Legende, die Mehrheit der<br />

Bevölkerung unterstütze die<br />

Luftwaffe – was absolut nicht<br />

zutrifft!<br />

Nein, es ist leider nicht mehr<br />

möglich, den Militärbehör-<br />

den und ihren Vertretern zu<br />

vertrauen. Im Berner Oberland<br />

hatten sie sich verpflichtet,<br />

während der touristisch<br />

besonders wichtigen<br />

Sommersaison, keine lärmigen<br />

und umweltschädlichen<br />

Flüge durchzuführen. Leere<br />

Worte ! 2007 wurden ausgerechnet<br />

im Sommer Wiederholungskurse<br />

durchgeführt!<br />

Eine nerventötende Lärmfolter<br />

mitten in der touristischen<br />

Hochsaison! Es sind<br />

die Hoteliers von Brienz, die<br />

über ihren Verein diesen<br />

grossen Betrug angeprangert<br />

haben.<br />

Mangels Argumenten wird<br />

mit dem „grounding“ der<br />

Luftwaffe gedroht<br />

Es gehört zu ihrer Politik der<br />

Täuschung und der Irreführung,<br />

dass die Befürworter<br />

des Kampfjetlärms mit Übertreiben<br />

und Drohen Gefühle<br />

von Angst und Unsicherheit<br />

in der Bevölkerung schüren.<br />

Das ominöse Wort „grounding“<br />

genügt, um in den Bürgern<br />

die Angst und Schmach<br />

und Panik des Swissair-Debakels,<br />

das tiefe Wunden in<br />

ihrem Selbstwertgefühl hinterlassen<br />

hat, wachzurufen.<br />

So droht die Armeeleitung<br />

jetzt ohne Umschweife mit<br />

Das Personal des Luftwaffenstützpunkts Sitten (im Jahr 2003). Ungefähr 150 Angestellte,<br />

die nur 0,2 % der erwerbstätigen Bevölkerung im Zentralwallis ausmachen<br />

einem „grounding“ der Luftwaffe,<br />

falls die Initiative angenommen<br />

werde.<br />

Als gäbe es in der Schweiz<br />

und im Ausland nicht genügend<br />

andere Lufträume, wo<br />

die Piloten trainieren können!<br />

Als verfügte die Armee<br />

nicht bereits über einen Riesenbestand<br />

an Simulatoren,<br />

um den sie andere Armeen<br />

übrigens beneiden!<br />

JFW | Schweiz<br />

Von überall hagelt es Proteste –<br />

das Problem ist gravierend!<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> und seine Stiftung sind nicht die einzigen, die gegen diese unerträgliche,<br />

monströse Situation, gegen den Höllenlärm, der dem Schweizer Volk aufgezwungen<br />

wird, zu Felde ziehen. Die Anwohner haben Vereinigungen und Interessengemeinschaften<br />

gegründet, klarsichtige Volksvertreter und Politiker lehnen sich<br />

auf und sorgen sich um die Zukunft ihrer Region, Universitätsprofessoren und<br />

Experten in Wirtschaftswissenschaft haben Studien durchgeführt (deren Resultate<br />

beängstigend sind), die Medien haben sich des Themas angenommen und stossen<br />

immer wieder auf Sachverhalte, die anderswo nicht möglich wären, und sogar Fachoffiziere<br />

und Militärexperten verurteilen die Absurdität des neuen Stationierungskonzepts.<br />

■ In Sitten ist die Vereinigung der Anwohner des Flugplatzes Sion ARAS (Association<br />

des Riverains de l’Aéroport de Sion) sehr aktiv. Sie hat beim Bundesrat eine Petition<br />

eingereicht und ist VBS-Chef Samuel Schmid kühn entgegengetreten, als dieser<br />

nach Sion kam, um die bis 2010 vorgesehene Anzahl Flugbewegungen anzukündigen.<br />

■ Ebenfalls auf die Barrikaden geht der Verein Wallis Tourismus, der sich für einen<br />

qualitativ hochstehenden und umweltgerechten, auf nachhaltiger Entwicklung<br />

basierenden Tourismus einsetzt.<br />

■ In Meiringen existiert seit bald vier Jahren die Interessengemeinschaft für weniger<br />

Fluglärm (IGF). Sie fordert eine Reduktion der Anzahl Flüge und vor allem eine<br />

strenge Begrenzung der Nachbrennerstarts auf dreissig pro Jahr. Da sich die IGF von<br />

den Behörden nicht ernst genommen fühlt, verdoppelt sie ihre Anstrengungen, um<br />

ihre Argumente geltend zu machen. Sie unterstützt <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s Initiative „Gegen<br />

Kampfjetlärm in Tourismus- und Erholungsgebieten in Friedenszeiten“ rückhaltlos<br />

und in aller Offenheit.<br />

■ In Brienz werden die im Hotelierverein Brienz zusammengeschlossenen Hoteliers<br />

jedes Mal, wenn die Kampfflugzeuge zu ihren Übungen starten, mit der Kritik und<br />

den Reklamationen der Gäste konfrontiert. Ihr Unmut richtet sich speziell gegen die<br />

Rekrutenschulen und Wiederholungskurse, die in diesem Jahr trotz ihrer Proteste<br />

sogar während der Hochsaison durchgeführt wurden! Die Hoteliers ermuntern ihre<br />

Gäste, direkt an das VBS zu schreiben – schweren Herzens zwar, denn sie wissen,<br />

dass das die Gäste nicht daran hindern wird, sich ein nächstes Mal für ein anderes<br />

Ferienziel zu entscheiden.<br />

■ In Dübendorf wurde der Verein Forum Flugplatz Dübendorf gegründet mit dem<br />

Ziel, den militärischen Flugbetrieb, der vom Flugplatz Dübendorf abgezogen wurde,<br />

wieder zurückzuholen. Ein Vorstoss, der weitgehend begrüsst wird, denn er würde<br />

zumindest ermöglichen, Meiringen und das Berner Oberland von einem Teil der Flüge<br />

zu entlasten, unter denen die Region heute leidet.<br />

7<br />

In ihrer Inkohärenz behaupten<br />

die Armeeleiter alles<br />

und auch das Gegenteil.<br />

Wenn man sie so hört, wäre<br />

das Verbot von Militärflügen<br />

in touristischen Erholungsgebieten<br />

in Friedenszeiten<br />

eine gravierende Gefahr für<br />

die Lufthoheit, die Unabhängigkeit<br />

und die Neutralität<br />

der Schweiz, da die Piloten<br />

angeblich keine Trainingsmöglichkeiten<br />

mehr hätten.


8 JFW | Schweiz<br />

Die Gesundheit der Anwohner ist direkt bedroht!<br />

In seiner Studie über die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen<br />

des Flugplatzes Sitten (Etude d’impact économique, social et environnemental sur<br />

l’aérodrome de Sion), widmet Wirtschaftswissenschaftler Dr. Gilbert Eggimann ein<br />

ganzes Kapitel den Lärmbelästigungen und ihren gravierenden, schädigenden Folgen<br />

für das Individuum. Einige Auszüge:<br />

■ Die Lärmbelastung ist zu einem sozialen Problem geworden (…), das vor allem<br />

die benachteiligten Menschen trifft.<br />

■ Diese Verschmutzung der „akustischen Landschaft“ und die Gefahr, die sie für<br />

die Gesundheit der Bevölkerung darstellt, werden von den Entscheidungsträgern<br />

unterschätzt, von denen übrigens sehr viele über die nötigen finanziellen Mittel verfügen,<br />

um dem Lärm zu entgehen.<br />

■ Zitat aus „Energie et environnement“, dem Informationsmagazin des Bundes<br />

und der welschen Kantone (<strong>Nr</strong>. 13, Frühling/Sommer 2004, Seite10):<br />

■ „Man weiss, dass Lärm den Schlaf und die Konzentrationsfähigkeit stört. Aber<br />

laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt exzessiver Lärm auch zu erhöhtem<br />

Blutdruck und zu einer Verschlimmerung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

weil der Körper mehr Stresshormone produziert. Medizinische Statistiken zeigen,<br />

dass empfindliche oder kranke Menschen sogar daran sterben können.“<br />

Dabei sagt der Initiativtext<br />

unmissverständlich : In touristisch<br />

genutzten Erholungsgebieten<br />

dürfen in Friedenszeiten<br />

keine militärischen<br />

Übungen mit Kampfjets<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Initiative betrifft also lediglich<br />

die klar definierten<br />

und begrenzten Erholungsgebiete<br />

der Schweiz, wobei<br />

auch diese Regionen nicht<br />

das ganze Jahr touristisch<br />

genutzt werden. Sowohl<br />

räumlich wie zeitlich bleibt<br />

für die Luftwaffe genügend<br />

Spielraum, um mit einem<br />

neu überdachten Stationierungskonzept<br />

das Problem<br />

zu lösen.<br />

Die gleichen Militärs beklagen<br />

einen Mangel an F/A-18-<br />

Piloten für die Wahrnehmung<br />

ihrer luftpolizeilichen<br />

Aufgaben. Wie kann dann<br />

die Armee die Lufthoheit sichern,<br />

wenn sie nicht über<br />

genügend Einsatzkräfte verfügt?<br />

Aber es kommt noch besser.<br />

Beim WEF 2006 mussten die<br />

F/A-18 wegen schlechtem<br />

Wetter (Schnee und Eis) –<br />

wegen ungeeigneter Bedingungen,<br />

wie die Militärs sagten<br />

– statt von Meiringen<br />

von Payerne aus starten. Das<br />

allein zeigt die Abwegigkeit<br />

des Stationierungskonzepts<br />

der Luftwaffe : Drei Schnee-<br />

15 Lärmbeweise auf Internet: www.ffw.ch<br />

Auf ihrer Website - www.ffw.ch - hat die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> 15<br />

Videosequenzen aufgeladen. Hören Sie mit, was diese Regionen ertragen<br />

müssen. Die Aufnahmen wurden ohne Tricks gefilmt. Sie reflektieren<br />

die strikte, absolute Realität.<br />

Hören Sie sich diesen schrecklichen Lärm an, informieren Sie Ihr<br />

Umfeld.<br />

Unter www.ffw.ch!<br />

flocken und ein bisschen<br />

Glatteis, und schon sind die<br />

sakrosankte Lufthoheit, die<br />

Unabhängigkeit und Neutralität<br />

der Schweiz in Frage gestellt<br />

! Ein Märchen für<br />

mehr als 3,5 Milliarden<br />

Franken!<br />

Die Luftwaffe manipuliert<br />

die Wirtschaftsdaten<br />

Die Militärs behaupten weiter,<br />

der Betrieb der Flugplätze<br />

Meiringen und Sion sei<br />

wirtschaftlich sehr einträglich,<br />

weil er Arbeitsplätze<br />

schaffe.<br />

Diesen Arbeitsplätzen – Sion<br />

beispielsweise beschäftigt<br />

ca. 150 Personen, nicht alle<br />

vollzeitlich, d. h. 0,2 Prozent<br />

der erwerbsfähigen Bevölkerung<br />

des Zentralwallis, plus<br />

ein halbes Dutzend Hunde –<br />

stehen die nicht wieder gutzumachenden<br />

Schäden gegenüber,<br />

die die Kampfjets<br />

der Wirtschaft dieser Regionen<br />

zufügen, indem sie doppelt<br />

so viele Arbeitsplätze<br />

vernichten! Die Studie „Valeur<br />

ajoutée du tourisme et<br />

emploi en Valais“ (Touristische<br />

Wertschöpfung und Beschäftigung<br />

im Wallis) zeigt,<br />

dass durch den blossen<br />

Rückgang der Touristen im<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Nachbrennerstart einer F/A-18 der US-Marines (US-Maschine von einem Flugzeugträger)<br />

Zentralwallis um zwei Prozent,<br />

mehr Arbeitsplätze<br />

verloren gehen, als von der<br />

Luftwaffe angeboten werden!<br />

Hinzu kommt der sinkende<br />

Umsatz im Tourismus, in der<br />

Hotellerie und im lokalen<br />

Gewerbe und der Wertverlust<br />

der Liegenschaften, d.<br />

h. der Grundstücke und bereits<br />

bestehenden Bauten,<br />

der sich wiederum auf die<br />

Gemeinden überträgt (Rückgang<br />

der Einnahmen aus<br />

Liegenschaftssteuern, Vermögensteuer<br />

und Einkommenssteuer).<br />

Doch davon reden die<br />

Kampfjet-Verfechter natürlich<br />

nicht. Man könnte meinen,<br />

dass sie von dieser düsteren,<br />

doch unleugbaren<br />

Wirklichkeit nicht einmal eine<br />

Ahnung haben. Allein in<br />

der Gemeinde Hasliberg beläuft<br />

sich dieser Einnahmeverlust<br />

für das Jahr 2007 auf<br />

mehr als eine Million Franken.<br />

Die Einwohner spekulieren<br />

darüber, dass Golfplätze<br />

viel mehr einbringen<br />

würden als der Militärflugplatz.<br />

In Sion und Umgebung<br />

wird der Wertverlust<br />

des Immobilienparks auf 215<br />

Millionen Franken geschätzt.


10 JFW | Schweiz<br />

Schwere Belastung für Tierund<br />

Pflanzenwelt<br />

Die Kampfjets mit ihrem<br />

ohrenbetäubenden Getöse,<br />

ihrem enormen Ausstoss<br />

an CO2 und anderen hochgiftigen<br />

Substanzen schädigen<br />

das Ökosystem und<br />

die Umwelt in den touristischen<br />

Erholungsgebieten<br />

in höchstem Masse. Wenn<br />

die Bevölkerung jetzt nicht<br />

reagiert, wird die Situation<br />

sich massiv verschlechtern,<br />

umso mehr, als ein<br />

neuer Kampfjet-Typ den<br />

„Tiger“ F-5E ersetzen wird.<br />

Die von den F/A-18 verursachten<br />

Ohren und Nerven zerreissenden<br />

Lärmemissionen und<br />

die tiefgehenden, schreckerregenden<br />

Schwingungen belästigen<br />

und bedrohen die Gesundheit<br />

der Menschen – doch<br />

nicht nur der Menschen. Auch<br />

Haustiere und wild lebende<br />

Tiere sind terrorisiert, nur können<br />

sie sich nicht verständigen<br />

und uns ihre Leiden mitteilen,<br />

stumm warten sie auf eine Be-<br />

■ Kerosin ist ein Gemisch aus atmosphärischer Destillation<br />

von Erdöl. Es wird hauptsächlich als Treibstoff für Flugzeuge<br />

verwendet. Seine meist verbreitete Version, das Jet A1, wird<br />

in der Zivilluftfahrt verwendet. Die Militärjets des Typs F/A-<br />

18 fliegen mit JP-8, dem man Zusätze wie Frostschutz-,<br />

Antikorrosions- und Antistatikmittel sowie Schmierstoffe<br />

beimischt.<br />

■ Kerosin besteht aus aliphatischem Kohlenwasserstoff<br />

(80%) und aromatischem Kohlenwasserstoff (15%), aus<br />

chemischer Sicht also hauptsächlich aus Kohlen- und Wasserstoff.<br />

Die Verbrennung des Kerosins produziert Kohlendioxid<br />

(CO2), Wasserdampf (HO2), Kohlenmonoxid (CO) und<br />

Stickoxid (NO2). Neben der Verschmutzung durch Kohlen-<br />

Restbestände haben Stickoxid und Wasserdampf (welcher<br />

wegen den tiefen Temperaturen in dieser Höhe sofort in<br />

Eispartikel umgewandelt wird) eine direkte Auswirkung auf<br />

die natürlichen chemischen Zyklen. So belasten sie konkret<br />

die berühmte Ozonschicht. Alles in allem ist der Flugverkehr<br />

ein wichtiger Faktor in der Verursachung des Klimawandels.<br />

ruhigung, oder fliehen, oder<br />

verstecken sich, starr vor<br />

Angst.<br />

Pflanzen, Kulturen und Wälder,<br />

Erdboden und Berge werden<br />

ebenfalls schwer getroffen von<br />

den Auswirkungen dieser<br />

übermässigen Militärfliegerei.<br />

Die Reaktoren dieser Höllenmaschinen<br />

sind nicht nur unerträglich<br />

laut, sondern belasten<br />

die Umwelt extrem. Sie<br />

brauchen Kerosin, einen mit<br />

schädlichen Substanzen angereicherten<br />

Treibstoff (siehe<br />

Kasten) – ebensogut könnte<br />

man Heizöl in freier Natur verbrennen<br />

! Die Verbrennungsrückstände,<br />

diese schwarzen<br />

Rauchfahnen, beim Ausstoss<br />

aus den Düsen klar erkennbar,<br />

schlagen sich überall in der Natur<br />

nieder ! Auf Pflanzen, Bäumen,<br />

auf kultivierten Feldern,<br />

Felsen, Wasserflächen – kurz:<br />

überall !<br />

Noch schlimmer ist es, wenn<br />

das Nachbrennersystem gezündet<br />

wird. Dieser Vorgang<br />

besteht aus dem Einschiessen<br />

von Kerosin am Ausgang der<br />

Reaktoren beim Starten und erlaubt<br />

eine Erhöhung der<br />

Schubkraft von gut 50 %.<br />

Gleichzeitig jedoch verdoppelt<br />

sich der Brennstoffverbrauch<br />

und mit ihr auch die Umweltverschmutzung<br />

! Und in ihrer<br />

unerschütterlichen Unehrlichkeit<br />

wollen uns die Verantwortlichen<br />

der Luftwaffe sogar<br />

noch weismachen, dies sei eine<br />

besonders wirtschaftliche<br />

Methode, die F/A-18 zu starten!<br />

Bekanntlich ist die Armee nun<br />

einmal kein Vorbild im Sparen<br />

von was auch immer. Kerosin<br />

ist, wie es auch Munition und<br />

andere in Rekrutenschulen<br />

und WK zur Verfügung stehende<br />

„Mittel“ sind, kontingentiert.<br />

Das bedeutet, dass dem<br />

Bataillonskommandanten für<br />

eine gegebene Übung nur eine<br />

beschränkte Menge zur Verfügung<br />

steht. Falls er nicht die<br />

Gesamtmenge braucht, wird<br />

das Kontingent im nächsten<br />

Jahr um den festgestellten Unterschied<br />

reduziert. So wie die<br />

Infanteriebataillone ihre gesamte<br />

Munition verballern,<br />

um sicher zu sein, im nächsten<br />

Kerosin : umweltverschmutzend, gefährlich und teuer<br />

■ Unter den im Kerosin enthaltenen Kohlenwasserstoffen<br />

sind die polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe<br />

(PAK) für ihre krebserregende Wirkung bekannt. Langfristiger<br />

Kontakt oder Einatmen von Kerosindampf erhöht die<br />

Krankheitsraten von Hautkrebs, Bronchial- und Lungentumoren<br />

sowie Blasenkrebs. Nun aber bleibt sogar nach der<br />

Verbrennung in den Auspuffgasen der Jets ein gewisser<br />

Anteil an ungesättigten unverbrannten Kohlenwasserstoffen<br />

(zum Beispiel Butylen) und PAK zurück; die in feinen<br />

und feinsten Teilchen auf die Erde zurückfallen.<br />

■ Kerosin enthält ebenfalls n-Hexan, das als Nervengas<br />

verzeichnet ist (und in Wirklichkeit jene Empfindungen von<br />

Betrunkenheit, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit<br />

verursacht, die beim Einatmen der Kerosindämpfe auftreten)<br />

■ 379'000 Tonnen CO2 für 121 Millionen Franken !<br />

■ Nach Reduzierung beträgt die von der Armee angegebene<br />

Anzahl an Kampfjet-Einsätzen pro Jahr maximal 12'116<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Jahr dieselbe Anzahl an Patronen<br />

zu erhalten, benützen die<br />

Flieger ihr Kerosin-Kontingent<br />

bis auf den letzten Tropfen.<br />

Auch wenn man dabei verschwenderisch<br />

damit umgehen<br />

muss – mit zwar immer<br />

noch militärischen, aber touristisch<br />

angehauchten Flügen<br />

über die Alpen.<br />

Behörden, die diese ungeheuerlichen<br />

Angriffe auf die Umwelt<br />

zulassen, übernehmen eine<br />

schwerwiegende Verantwortung,<br />

umso mehr als mit<br />

dem zukünftigen Einsatz des<br />

„Tiger“-Nachfolgers die ganze<br />

Problematik einer Umweltkatastrophe<br />

gleichkommen wird.<br />

Generell ist sich die Bevölkerung<br />

endlich bewusst geworden,<br />

wie anfällig, wie zerbrechlich<br />

die Natur ist, in der wir<br />

leben, wie kostbar und wie bedroht<br />

durch die Auswüchse der<br />

menschlichen Aktivität. Nur<br />

verantwortungslose, über dem<br />

Gesetz stehende und bestimmt<br />

nicht von diesen unerträglichen<br />

Immission betroffene<br />

Kreise können derart zum<br />

Schaden der Umwelt handeln<br />

und handeln lassen.<br />

■ Helvetia Nostra<br />

(was ungefähr 15'145 Flugstunden ausmacht). Um diese<br />

durchzuführen, braucht die Luftwaffe ungefähr 122'000<br />

Tonnen Kerosin. Das entspricht einem Ausstoss in die<br />

Atmosphäre von 379'000 Tonnen CO2 – gleichbedeutend<br />

mit der durch 316'000 Passagiere von Paris nach New York<br />

verursachten Verschmutzung!<br />

■ Die Rechnung für diese 122'000 Tonnen Kerosin ist<br />

ebenso eindrucksvoll. Zwischen Mai und November 07 hat<br />

der Preis für diese gereinigten Produkte um 50 % aufgeschlagen.<br />

Bei einem Preis von 912 Dollar pro Tonne (vor<br />

Steuer) Ende November kosten die Flüge der Kampfjets die<br />

Lappalie von 121 Millionen Franken pro Jahr – an Treibstoff<br />

allein ! Die Rechnung wird durch den ansteigenden Ölpreis<br />

noch schmerzhafter : für Januar wird hinter den Kulissen<br />

von Maklern und Grossverteilern bereits ein Aufpreis von<br />

100 $ pro Tonne vorausgesagt. Eine Erhöhung der Treibstoffpreise<br />

von mindestens 10% für 2008 ist bereits vorgesehen.


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Zehn der schädlichsten Auswirkungen des<br />

Kampfjetbetriebs<br />

1 Der Tourismus und die Hotellerie sind betroffen und erleiden einen Gästerückgang<br />

– in den Erstklasshotels wie auf den Campingplätzen, in den kleinen wie in den<br />

grossen Gaststätten und Cafés –, der wirtschaftliche Verluste zur Folge hat. Der Tourismus<br />

zählt in diesen Regionen zu den drei wichtigsten Einnahmequellen.<br />

2 Wegen dieses starken Gästerückgangs sehen die touristischen Dienstleister und<br />

die örtlichen Gewerbetreibenden ihr Geschäftsvolumen schmelzen. Ihre Rentabilität<br />

schwindet.<br />

3 Die Einwohner sind permanent dem donnernden, schraubenden, bohrenden<br />

Gedröhn der Kampfjets ausgesetzt, bis zu 230 Tage im Jahr. Das beeinträchtigt ihr<br />

seelisches Gleichgewicht, ihre Stimmung, ihre Gesundheit und besonders diejenige<br />

der Kinder, der Zukunft unseres Landes.<br />

4 Die betroffenen Regionen ziehen keine neuen Einwohner und bestimmt keine<br />

Rentner mehr an, die ungestört ihren Ruhestand verbringen möchten, was hier früher<br />

möglich war und wofür diese Regionen berühmt waren.<br />

5 Der furchtbare Lärm terrorisiert die Fauna. Der Widerhall, den die Alpentäler als<br />

wahre Resonanzkästen bewirken, erschreckt und verängstigt die Tiere in einem<br />

Umkreis von mehreren Kilometern rund um die Militärflugplätze.<br />

6 Die Flora leidet, wie das gesamte Ökosystem, unter der Luftverschmutzung und<br />

dem Ausstoss Zehntausender Tonnen giftiger Substanzen und Feinstab pro Jahr.<br />

7 Unter solchen Bedingungen gelingt es den betroffenen Regionen kaum mehr,<br />

neue wirtschaftliche Entwicklungen hervorzurufen.<br />

8 Bei einer derart sinkenden Nachfrage in mehreren Sektoren hat sich der Immobilienmarkt<br />

abgeschwächt, was grosse Wertverluste für das Bauland und die bestehenden<br />

Bauten zur Folge hat.<br />

9 Dieser Wertverlust bedeutet für die Gemeinden wiederum eine starke Verringerung<br />

der Steuereinnahmen. Liegenschaftssteuern, Vermögenssteuer und Einkommenssteuer<br />

schmelzen dahin.<br />

10 Bei den ausländischen Touristen verliert die Schweiz ihren Ruf als ruhiges, gastfreundliches<br />

Land und erweckt stattdessen den abstossenden Eindruck eines im<br />

Krieg stehenden Landes.<br />

Das Monopoly der Aufträge<br />

und Informationen unter<br />

Freunden<br />

Ebenso wird mit Schweigen<br />

übergangen, dass die Präsidenten<br />

gewisser Gemeinden<br />

Unternehmer im Hoch- und<br />

Tiefbau und anderen Baubranchen<br />

sind und sich für<br />

die Beibehaltung der Militärflüge<br />

in Tourismusgebieten<br />

stark machen. Schlicht und<br />

einfach deswegen, weil sie<br />

dank ihrer Aktivität Bauaufträge<br />

zum Teil in Millionenhöhe<br />

erhalten haben und auf<br />

den besten Logenplätzen sitzen,<br />

um weitere zu bekommen<br />

– beispielsweise wenn<br />

es darum gehen wird, die be-<br />

stehenden Einrichtungen<br />

den Anforderungen des „Tiger“-Nachfolgersanzupassen!<br />

Genauso inakzeptabel sind<br />

die Interessenkonflikte, in<br />

die sich die Luftwaffe und<br />

mit ihr das VBS hineinmanövriert<br />

haben und in die nun<br />

auch der Bund verwickelt<br />

ist. Ein Beispiel:<br />

Im Sinne von Artikel 60 ff.<br />

ZGB wurde zur Unterstützung<br />

des Militärflugplatzes<br />

Meiringen ein privatrechtlicher<br />

Verein gegründet. Sein<br />

Logo befindet sich an prominenter<br />

Stelle auf einer Inter-<br />

netseite der Luftwaffe<br />

(http://www.lw.admin.ch/i<br />

nternet/luftwaffe/de/home<br />

/about/organ/einsatzstab/b<br />

etrieb.html) , auf der offiziellen<br />

Website des Verteidigungsdepartements,<br />

das<br />

wiederum im offiziellen<br />

Web-Auftritt des Bundes eingebunden<br />

ist. Über dieses<br />

Logo gelangt man direkt auf<br />

die Homepage des Vereins,<br />

wo in purer politischer Propagandamanier<br />

für ein Nein<br />

« Die Gefahr, dass ein Jagdflugzeug<br />

über einem Wohngebiet abstürzt,<br />

ist grösser als die eines militärischen<br />

Angriff gegen die<br />

Schweiz. »<br />

Ein Militärexperte,<br />

der anonym bleiben will<br />

zur Initiative <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s<br />

geworben wird. Unnötig zu<br />

betonen, dass der <strong>Fondation</strong><br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> von der Bundeskanzlei<br />

ein solcher Vorteil<br />

nicht angeboten wurde.<br />

In gleicher Weise nutzen etliche<br />

Privatvereine, die sich<br />

für die Beibehaltung der Militärflüge<br />

in Tourismusgebieten<br />

einsetzen, offizielle Informationselemente,<br />

die<br />

vom VBS kommen, ungeniert<br />

für ihre Zwecke – was<br />

im Sinne eines „Gegendienstes“<br />

toleriert wird!<br />

Zum Kapitel der Tiefschläge<br />

zählt auch, dass die Partisanen<br />

des Kampfjetlärms behaupten,<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> habe<br />

seine Initiative nur lanciert,<br />

um die Interessen „seines“<br />

Grandhotels Giessbach zu<br />

verteidigen. Als ob der ohrenbetäubende<br />

Lärm nur<br />

das Grandhotel Giessbach<br />

und seine Gäste belästigen<br />

würde, als ob das Grandhotel<br />

Giessbach das einzige Hotel<br />

der Region und <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s<br />

Eigentum wäre! Die<br />

JFW | Schweiz<br />

9<br />

Schwäche solcher Argumente<br />

entspricht den intellektuellen<br />

Fähigkeiten ihrer Urheber,<br />

die sich des Unheils, das<br />

sie der ganzen Schweiz zufügen,<br />

nicht einmal bewusst<br />

sind und vergeblich versuchen,<br />

überzeugend zu wirken,<br />

wenn sie predigen, „das<br />

sei eben der Preis“, um die<br />

Lufthoheit und damit die Unabhängigkeit<br />

und die Neutralität<br />

der Schweiz zu garantieren!<br />

■ HELVETIA NOSTRA<br />

Für die Rettung unserer<br />

Alpenlandschaften<br />

und schönsten<br />

touristischen<br />

Erholungsgebiete<br />

JA zur<br />

<strong>Franz</strong>-<strong>Weber</strong>-<br />

Initiative<br />

Links und<br />

Referenzen im<br />

Internet<br />

■ Association des Riverains de<br />

l’Aéroport de Sion (ARAS):<br />

http://www.aras.ch/<br />

■ Wallis Tourismus:<br />

http://www.matterhornstate.co<br />

m/de/welcome.cfm<br />

■ Interessengemeinschaft für<br />

weniger Fluglärm (IGF):<br />

http://www.igf-alpenregion.ch/<br />

■ Association pour la sauvegarde<br />

des intérêts des communes<br />

riveraines (ASIC, Payerne):<br />

■ Forum Flugplatz Dübendorf:<br />

http://www.forumflugplatz.ch/default_innen.html


Name:<br />

Vorname:<br />

Strasse:<br />

PLZ/Ort:<br />

Datum:<br />

Unterschrift:<br />

Bestellschein Weihnachten 2007<br />

Menge Artikel Preis in CHF Total<br />

______ Robbenbaby aus Plüsch 42cm CHF 40.00 ______<br />

______ T-Shirt 100% Baumwolle weiss mit Logo «Let seals live» (S/M/L) CHF 40.00 ______<br />

______ «Let seals live» Pin, sandgestrahlt, silbern CHF 7.00 ______<br />

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______ Elefanten Postkarten 4 Stück (2 franz., 2 englisch) inkl. Porto CHF 5.00 ______<br />

______ Elefanten-Set 1 Pin + 4 Postkarten inkl. Porto CHF 13.00 ______<br />

______ Australische Pferdepatenschaft «Brumby» für ein Jahr CHF 260.00 ______<br />

______ Australische Pferdepatenschaft «Junior» für ein Jahr CHF 50.00 ______<br />

______ «<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>, Rebell für die Natur» <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>-Biographie CHF 38.00 ______<br />

______ «L'homme aux victoires de l'impossible» - <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> nur franz. CHF 38.00 ______<br />

______ «La princesse des glaces et le bébé phoque Blanchon» nur franz./ Illustration von Judith <strong>Weber</strong> CHF 10.00 ______<br />

______ Serie 5 Klebe-Postkarten Giessbach CHF 5.00 ______<br />

______ Serie Selbstkleber für Briefe + Pakete CHF 10.00 ______<br />

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______ Giessbach-Aktie à Fr. 100.-- + Fr. 10.-- Spesen CHF 110.00 ______<br />

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<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />

Case postale,<br />

CH-1<strong>82</strong>0 Montreux,<br />

Tel. 021 964 24 24,<br />

FAX 021 964 57 36


12 JFW | Tiere<br />

Was macht<br />

eigentlich Banette?<br />

■ Isabelle Lombardo<br />

Banette, auf der Hut, erkennbar unter hundert Artgenossen<br />

Sie erinnern sich doch an Banette, die<br />

eigenwillige Kuh? Zweimal im Sommer<br />

2004 geriet sie in die Schlagzeilen, weil<br />

sie sich weigerte, Menschen über ihr<br />

Schicksal bestimmen zu lassen.<br />

Sie riss aus dem Schlachthaus<br />

von Yverdon aus,<br />

rannte wild durch die Strassen<br />

der Stadt, Polizei, Bauern<br />

und Metzger auf den Fersen,<br />

und landete schliesslich im<br />

Canal Oriental, wo es einem<br />

wohlmeinenden Polizisten<br />

gelang, sie mit dem Lasso<br />

einzufangen.<br />

Dieser Mann mit Namen Denis<br />

Pape wollte „seiner“ Kuh,<br />

nachdem er ihr das Leben<br />

gerettet hatte, ein besseres<br />

Schicksal bescheren.<br />

„Banette“ will nicht<br />

Von Clea Bouchat, <strong>Journal</strong>istin<br />

bei der Zeitung „La Presse<br />

Nord Vaudois“, alarmiert, beschloss<br />

die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong><br />

<strong>Weber</strong>, zur grossen Erleichterung<br />

ihres Retters, Banette<br />

zu kaufen.<br />

besser als er, dass Banette ihren<br />

Dickschädel hat. Aber an<br />

diesem Tag traute auch er<br />

So kam Banette für eine<br />

Weile wieder in ihre hübsche<br />

Heimatgemeinde Mauborget<br />

und machte erneut von sich<br />

reden, als sie in ihr neues<br />

Domizil einziehen sollte.<br />

Dort, in Montet, erwartete<br />

sie Denis Pape auf dem<br />

Bauernhof von Jean-Louis<br />

Demierre. Keiner wusste Erinnerungsfoto : Dickschädel Banette<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

seinen Augen nicht.<br />

Stampfend und schnaubend<br />

und um sich schlagend riss<br />

sie sich los von Riemen und<br />

Seilen, warf zwei Männer<br />

über den Haufen – Denis<br />

Pape und ihren neuen Betreuer<br />

Jean-Louis Demierre<br />

– raste haarscharf an einer<br />

Jauchegrube vorbei, setzte<br />

über Mauern und Stacheldrähte,<br />

nichts konnte sie aufhalten.<br />

Ihre Flucht endete<br />

mehr als einen Kilometer<br />

weiter auf einer Weide in<br />

Chavannes-sur-Moudon, wo<br />

sie auf freundliche Artgenossinnen<br />

traf.<br />

Der herbeigerufene Wildhüter<br />

beschloss, ihr eine Beruhigungsspritze<br />

zu verabreichen.<br />

Vergebens. Würdevoll<br />

und unverrückbar stand Banette<br />

da und blickte herausfordernd<br />

ihre verdutzten<br />

Verfolger an, die ihr am<br />

liebsten zugeschrieen hätten:<br />

„Es ist doch nur zu deinem<br />

Besten!“<br />

Banette weigerte sich entschieden,<br />

in den Viehtransporter<br />

zu steigen, und den<br />

Männern, die sich um sie bemühten,<br />

schwanden die<br />

Kräfte. Man gab ihr eine<br />

zweite Beruhigungsspritze,


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Heimatdorf von Banette : Mauborget- kleine Gemeinde des Waadländer Jura<br />

aber auch diese wirkte nicht.<br />

In unverminderter Hochform<br />

kostete Banette weiter<br />

das gute frische Gras, das sie<br />

hier fand.<br />

Heimweh<br />

Erst als man zum dritten Mal<br />

versuchte, sie einzufangen,<br />

legte sich Banette endlich<br />

auf die Erde und fiel in einen<br />

für alle erholsamen<br />

Schlaf. Es bedurfte der vereinten<br />

Kräfte von fünf Männern,<br />

um sie in den Transporter<br />

zu laden. Fünf<br />

Stunden später war Banette<br />

Banette in Pose<br />

endlich in ihrem neuen<br />

Stall. Froh und erleichtert<br />

hängte Denis Pape ihr die<br />

Glocke um, die er für sie gekauft<br />

hatte.<br />

Aber in Montet war Banette<br />

nicht glücklich. Ihr Blick<br />

war leer, sie wurde apathisch.<br />

Sie frass nicht mehr<br />

und geriet in einen besorgniserregenden<br />

Zustand. Dem<br />

Mann, der sie beherbergte,<br />

und jenem, der ihr das Leben<br />

gerettet hatte, wurde<br />

klar, dass sich Banette nach<br />

ihrer Heimat sehnte, und sie<br />

beschlossen, sie dorthin zurückzubringen.<br />

So kehrte<br />

Banette nach zwei Tagen unglücklichen<br />

Exils nach<br />

Hause, zu ihren geliebten<br />

grünen Weiden zurück. Der<br />

Transport verlief reibungslos,<br />

denn Banette, ruhig wie<br />

nie zuvor, liess es diesmal<br />

mit sich geschehen. Auf dem<br />

Bauernhof erkannte sie ihren<br />

ehemaligen Besitzer sofort<br />

wieder und folgte ihm<br />

willig auf die angrenzende<br />

Weide.<br />

Dort verhielt sie sich zunächst<br />

scheu und abweisend,<br />

doch die ganze Herde<br />

kam freudig auf sie zu, um<br />

sie zu begrüssen.<br />

Zuhause<br />

Eine ergreifende Szene. Ba-<br />

nette war endlich wieder daheim!<br />

Mit ihrem dunklen Geburtsfleck<br />

über dem rechten<br />

Auge erkennt man sie unter<br />

Hunderten. Sie hebt sich<br />

deutlich von der Herde ab.<br />

Ebenso unterscheidet sie ihr<br />

geflecktes Fell von den anderen<br />

Kühen, die eher gleichmässig<br />

gefärbt sind. Man erkennt<br />

sie von weitem auf den<br />

ersten Blick!<br />

Selig und ausgehungert, fing<br />

sie sofort wieder zu fressen<br />

an, zur grössten Freude ihres<br />

Freundes Denis Pape, der sie<br />

aus der Ferne noch eine<br />

Weile beobachtete.<br />

Man sieht es ihr an: es geht ihr gut!<br />

Seither führt Banette ein ruhiges<br />

Leben auf den Höhen<br />

des Waadtländer Jura, in der<br />

anmutigen grünen Landschaft,<br />

die sie nie verlassen<br />

wollte.<br />

Nur einmal noch wurde es<br />

für sie bedrohlich, als sie<br />

eine bei Kühen ziemlich häufig<br />

auftretende Euterinfektion<br />

erlitt, die durch einen<br />

Fliegenstich hervorgerufen<br />

wird. Die Entzündung nahm<br />

einen gefährlichen Verlauf<br />

und verursachte einen Abszess,<br />

der sich aber glücklicherweise<br />

wieder zurückbildete<br />

und verschwand.<br />

JFW | Tiere<br />

13<br />

Banette ist noch jung, und<br />

sie denkt nicht daran, auch<br />

nur einen Tag in ihrer idyllischen<br />

Berglandschaft zu verpassen<br />

oder eine einzige Sekunde<br />

ihres Lebens zu<br />

verlieren. Sie ist wohlauf<br />

und so unverschämt wie je.<br />

Statt sich zu fügen, trotzt und<br />

bockt sie oft. Verflixte Banette!<br />

Aber gerade deswegen<br />

mag man sie ja !<br />

Dank<br />

Liebe Mitglieder der FFW, Ihnen<br />

verdankt Banette ihr<br />

heutiges behagliches und<br />

friedvolles Leben. Dank Ihrer<br />

Grosszügigkeit und<br />

Grossherzigkeit geniesst sie<br />

gut aufgehoben jede Stunde<br />

ihres Daseins im Kreise ihrer<br />

Vertrauten und ihrer Herde.<br />

Banette hat grosses Glück.<br />

Denn während so viele Menschen<br />

die Tiere misshandeln,<br />

verachten oder jedenfalls<br />

nichts tun, um ihr<br />

Schicksal zu lindern, versuchen<br />

andere mit allen Kräften,<br />

das zugefügte Leid und<br />

Unrecht wieder gut zu machen<br />

– Menschen wie Sie,<br />

liebe Mitglieder der FFW ! Ihnen<br />

würde Banette heute ihren<br />

Dank sagen, wenn sie es<br />

könnte.<br />


14 JFW | Gesellschaft<br />

„…Wenn du singst,<br />

geliebte Freiheit,<br />

sing ich mit dir !“<br />

■ Alika Lindbergh<br />

Seit 1886 Symbol der Freiheit, die die Welt erleuchtet: Die Freiheitsstatue in New York<br />

Man besingt sie seit Jahrhunderten,<br />

wenn nicht seit Jahrtausenden.<br />

Was sie uns bedeutet,<br />

wissen wir freilich erst<br />

dann so richtig, wenn wir sie<br />

nicht mehr besitzen. Freiheit<br />

lässt sich als Wert nur schwer<br />

definieren, ist sie doch zugleich<br />

offenkundig und äusserst<br />

subtil in ihren Erschei-<br />

nungsformen. Man kann sie<br />

gewiss mit Panzern niederwalzen<br />

oder durch Folter ersticken,<br />

doch sie lässt sich auch<br />

unter dem Vorwand des GU-<br />

TEN wegmanipulieren …<br />

Ja, was ist überhaupt Freiheit?<br />

Auch wenn uns die genauen<br />

Worte dafür fehlen, wissen wir<br />

instinktiv, was sie bedeutet<br />

und wie lebenswichtig sie ist ;<br />

jedes Lebewesen trägt sie in<br />

sich. Gewiss, sie hat auch ihre<br />

Grenzen und ihre Regeln: kein<br />

einziges soziales Tier kann<br />

nach Belieben, je nach Lust<br />

und Laune Dinge tun, die anderen<br />

schaden. Für alle Lebensarten<br />

ist dies eine Frage<br />

des Überlebens; andernfalls<br />

droht das Chaos.<br />

Ein fundamentales Recht<br />

des verantwortungsvollen<br />

erwachsenen Menschen<br />

Aber die Freiheit existiert, und<br />

sie ist lebensnotwendig. Als<br />

ich ein kleines Kind von noch<br />

nicht fünf Jahren war, befahl<br />

mir mein Vater eines Tages –<br />

berechtigterweise, weil ich<br />

ihm zu lange in den Ohren gelegen<br />

hatte – endlich den<br />

Mund zu halten. Und ich weiss<br />

nicht, wie es kam, dass ich ihm<br />

entgegnete: „Gut, ich will<br />

schweigen, aber… ich kann<br />

nachdenken!“ Ich hatte in dieser<br />

Minute die einzige grenzenlose<br />

Freiheit entdeckt, derer<br />

man mich niemals würde<br />

berauben können, und ich erinnere<br />

mich noch ganz genau<br />

an die kleinsten Einzelheiten<br />

jenes Augenblicks, und an das<br />

glühende Gefühl von Kraft,<br />

das mich plötzlich erfüllte.<br />

Die Freiheit der Gedanken<br />

und die Freiheit, unseren eigenen<br />

Weg zu wählen, sind per-<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

sönliche und absolute Freiheiten,<br />

die im schlimmsten Falle<br />

nur uns selber schaden können.<br />

Sie sollten daher zu unseren<br />

fundamentalen Rechten<br />

als verantwortungsvolle Erwachsene<br />

gehören.<br />

Sind wir nun aber nicht nahe<br />

daran, genau diese Freiheiten<br />

zu verlieren, ohne es zu bemerken?<br />

Hören wir nicht immer<br />

öfter in unserer Umgebung<br />

den Ausruf : “Man darf ja<br />

bald überhaupt nichts mehr !“<br />

Diktator im weissen Kittel, ein<br />

humanitäres Lächeln auf den<br />

Lippen, masst sich die moderne<br />

Gesellschaft die Rechte einer<br />

dirigierenden Übermutter<br />

an. Nicht nur wiegt sie uns in<br />

einer absolut widernatürlichen<br />

Sicherheit, sie trifft Entscheidungen<br />

für uns und beraubt<br />

uns – wie man dies mit<br />

Kleinkindern macht – mehr<br />

und mehr unseres Rechts auf<br />

Fehler, dieser zur Vervollkommnung<br />

des Individuums<br />

unabdingbaren Freiheit.<br />

Das freie Ermessen<br />

Getreu den uralten Gesetzen<br />

der Natur, die in ihrer Harmonie<br />

ihre Weisheit offenbart, hat<br />

jedes erwachsene Tier die<br />

Freiheit, sich zu entscheiden,<br />

und sich den guten oder<br />

schlechten Folgen seines Entscheides<br />

auszusetzen. Das ist<br />

eine Gegebenheit des Lebens;<br />

und sie regelt die natürliche<br />

Zuchtwahl, die ihrerseits die<br />

Gesundheit der Arten sowie<br />

deren Verhaltensstrukturen<br />

garantiert. Junge Paviane,<br />

kleine Löwen oder Menschenbabys,<br />

sie alle erfahren die<br />

fundamentalen Gesetze durch<br />

das elterliche Beispiel –<br />

manchmal gepaart mit kleinen<br />

Rüsselschlägen, Gebrumm,<br />

Schubsen oder Beissen<br />

als Mahnung. Und dann …<br />

müssen sie sich selber weiterhelfen…<br />

Mit diesem natürlichen<br />

(also immer logischen)


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Gepäck sollte der Erwachsene<br />

eigentlich seinen Lebensweg<br />

in voller Freiheit gehen können,<br />

seine Optionen, seine<br />

Entwicklung und seine Zukunft<br />

(sogar sein Leben nach<br />

dem Tode, falls, wie Manche<br />

vermuten, das Leben nur der<br />

Anfang eines Weges ist, an dessen<br />

Ende die Einweihung<br />

steht) wählen können. Man<br />

nennt dies das freie Ermessen,<br />

und wir stehen im Begriff, es<br />

zu verlieren.<br />

Man könnte sagen „einmal<br />

mehr“, doch diesmal auf andere<br />

Weise. Es ist wahr, dass die<br />

menschliche Spezies den verhängnisvollen<br />

Trieb besitzt,<br />

die Regeln der Natur ändern<br />

zu wollen. So wurden im Lauf<br />

unserer Geschichte unsere<br />

Freiheiten und unser freies Ermessen<br />

immer wieder in Frage<br />

gestellt – durch religiöse<br />

oder weltliche Formen der Unterdrückung<br />

und Verfolgung<br />

von derart offener Gewalt,<br />

dass über die Herkunft dieser<br />

Angriffe kein Zweifel bestand.<br />

Heute jedoch werden wir auf<br />

eine schleichende Art manipuliert,<br />

die umso hinterhältiger<br />

ist, als sie unseren Geist<br />

und unsere Gewohnheiten so<br />

unmerklich infiltriert, wie<br />

Wasser unter der Türe durchdringt.<br />

Der moderne Mensch,<br />

eingesponnen in ein Netz von<br />

mehr oder weniger offenen<br />

Verboten und „gutgemeinten“<br />

Beeinflussungen, bleibt auf einem<br />

infantilen Niveau stehen,<br />

auf dem man ihm pausenlos<br />

sagt, was er zu denken, zu tun<br />

oder nicht zu tun hat. Man hat<br />

dafür den Begriff des „politisch<br />

Korrekten“ geprägt, – doch<br />

weil es weit über den verschwommenen<br />

Bereich der<br />

Politik hinausgeht, drängt es<br />

sich in alle unsere Entscheidungen,<br />

ja bis hinein in unsere<br />

legitimsten Freuden. Und für<br />

mich als freidenkenden Menschen<br />

ist das unerträglich.<br />

Nehmen wir als Beispiel, wie<br />

offizielle „Berufs- und Arbeitsberater“<br />

unter dem Vorwand<br />

der Hilfeleistung die jungen<br />

Studenten beeinflussen, meine<br />

Stieftochter Sarah. Sie<br />

musste den Aufsichtsbehörden<br />

ihrer Mittelschule ihre Zukunftspläne<br />

offenlegen und<br />

wurde daraufhin unverzüglich<br />

– mit 17 Jahren! – zur Entscheidung<br />

gedrängt, in welchen<br />

Schulen sie ihr Studium<br />

fortsetzen wollte. Es stellte<br />

sich heraus, dass sie es wusste:<br />

sie wollte ein Studium im Bereich<br />

der Ethologie, der Zoologie<br />

und des Schutzes der Urvölker,<br />

der sogenannten<br />

Primitiven. Unglaublich, aber<br />

wahr: keiner der Lehrer und<br />

Professoren dieses renommierten<br />

Lehrinstitutes kannte<br />

die Bedeutung des Wortes<br />

Ethologie, und keiner von ihnen<br />

wusste, dass man Zoologie<br />

an Universitäten studieren<br />

kann!<br />

Sarah, die bei uns zu Hause regelmässig<br />

den Direktor des<br />

Museums von Lausanne, Michel<br />

Sartori –Doktor der zoologischen<br />

Wissenschaften – oder<br />

Jean-Jacques Barlay, einen<br />

auf Vögel spezialisierten Zoologen<br />

trifft, musste als Schülerin<br />

ihren Lehrern erklären,<br />

dass Tierwelt und Natur zu<br />

den faszinierendsten Bereichen<br />

des Wissens gehören.<br />

Was ihre gutmeinenden Prüfer<br />

nicht davon abhielt, ihr eine<br />

derart marginale Ausrichtung<br />

ihrer Karriere ausreden zu<br />

wollen und zu behaupten, an<br />

den Universitäten existierten<br />

keine solchen nebensächlichen<br />

Fakultäten. Kurz: für Sarahs<br />

Berufsberater gab es weder<br />

Ethologen noch Zoologen,<br />

nur die Besessenheit, diese<br />

junge und unkonventionelle<br />

Frau und ihre originellen Ideen<br />

in ein sozialpolitisch korrektes<br />

Schema zu pressen!<br />

Aber keine Sorge, Sarah ist<br />

Die Medien dirigieren heimlich unser Leben und unsere Gedanken<br />

JFW | Gesellschaft<br />

15<br />

heute 21 und verfolgt ihr Ziel,<br />

die Tier- und Pflanzenwelt zu<br />

verteidigen, ohne Probleme an<br />

der Universität von Montpellier.<br />

Was mich betrifft, so war ich<br />

empört darüber, mit welcher<br />

Aufdringlichkeit und Beharrlichkeit<br />

unsere Gesellschaft ihre<br />

eigenen Optionen einem<br />

noch formbaren Studenten in<br />

einem der wichtigsten und<br />

persönlichsten Bereiche seines<br />

Lebens aufzuzwingen<br />

suchte. Man verbringt ja in seinem<br />

Beruf meistens weit<br />

mehr Zeit als in allen anderen<br />

Bereichen. Dass diese Wahl jedem<br />

Menschen selber zustehen<br />

sollte, liegt auf der Hand.<br />

Unter heimlicher Führung<br />

der Medien<br />

Das Beispiel von Sarah ist eines<br />

unter Millionen. Mit Formularen<br />

und Fragebögen, die<br />

oft von schockierender Indiskretion<br />

sind, mischt sich unsere<br />

Gesellschaft in alles ein,<br />

steckt ihre Nase in alle privaten<br />

Angelegenheiten. Wir werden<br />

beobachtet, registriert, in<br />

Karteien erfasst. Man entscheidet<br />

an unserer Stelle, dirigiert<br />

unser Essen und Trinken,<br />

bestimmt, was wir zu vermeiden,<br />

wie wir uns zu pflegen<br />

und wie wir zu sterben haben.<br />

Sie können mir glauben, es<br />

braucht eine gesunde Portion<br />

Entschlossenheit und einen<br />

robusten Charakter, um sich<br />

der gewaltsamen Einweisung<br />

in ein Spital zu widersetzen,<br />

wenn man sich nichts sehnlicher<br />

wünscht, als seine Tage<br />

friedlich und ohne therapeutische<br />

Versessenheit, (vielleicht)<br />

etwas früher, aber an<br />

der Seite seines vertrauten<br />

Heimtieres zu beenden. Es<br />

scheint mir elementar, über<br />

sein Schicksal und über seinen<br />

eigenen Tod entscheiden zu<br />

können. Man will viele intelligente<br />

alte Menschen glauben<br />

lassen, sie hätten kein Recht


16 JFW | Gesellschaft<br />

auf diese Entscheidung,<br />

manchmal mit kernigen „Ich<br />

verbiete es Ihnen“, die auf keiner<br />

legalen Wahrheit gründen<br />

– und die mein wunderbarer,<br />

unmöglicher alter und anarchistischer<br />

Grossvater mit einer<br />

langen Nase zu quittieren<br />

pflegte ...<br />

Freilich wird uns das alles<br />

nicht mit dem Knüppel aufgezwungen<br />

– zum mindesten<br />

nicht in unseren Ländern –<br />

sondern auf hinterhältige Weise:<br />

es wird uns über die Medien<br />

eingeflösst, in Zeitungen,<br />

Radio und Fernsehen sowie<br />

auf Plakaten, die von humanitären<br />

Absichten triefen. Man<br />

behandelt uns wie geistig zurückgebliebene<br />

Kinder, hält<br />

uns um die Wette das sattsam<br />

bekannte „Es ist nur zu deinem<br />

besten“ unserer unreifen<br />

Vergangenheit vor die Augen<br />

und malt uns das Unheil an die<br />

Wand, das uns erwartet, wenn<br />

wir uns weiterhin „so schlecht<br />

aufführen“.<br />

So wird das Rauchen und der<br />

Genuss alkoholischer Getränkte<br />

mehr und mehr mit<br />

Fluch und Bann belegt. Wer<br />

zwischen den Zeilen lesen<br />

kann weiss, dass auf mittlere<br />

oder lange Sicht das Totalverbot<br />

zu erwarten ist; hinter den<br />

väterlichen und humanitär<br />

verbrämten Ratschlägen versteckt<br />

sich die Prohibition und<br />

eine systematische Verwirrung<br />

zwischen normalem Verhalten<br />

und Unmässigkeit. „Zu<br />

unserem besten?“ Das wäre zu<br />

untersuchen. Es steht zu befürchten,<br />

dass die wahren<br />

Gründe, die sich hinter den guten<br />

Absichten verbergen, eher<br />

gemein und dumm sind - und<br />

dass der Teufel als Mönch auftritt,<br />

um uns herumzukriegen.<br />

Die Tiere haben das Mass<br />

Unmässigkeit ist verhängnisvoll<br />

– das ist aber noch kein<br />

Grund dafür, ein normales<br />

Verhalten in Verruf zu bringen.<br />

Zuviel Sport (welcher Art<br />

immer), zu viele Medikamente,<br />

zuviel Sonne, zuviel Baden<br />

im Meer, zuviel Schlaf, zuviel<br />

Wärme, zuviel Kälte – sogar zuviel<br />

Arbeit, alle diese an sich<br />

segensreichen Dinge sind im<br />

Übermass schädlich, ja sogar<br />

gefährlich. Nie lesen oder zuviel<br />

lesen, nie Sex oder überhaupt<br />

nur Sex – jeder Exzess<br />

ist bedauerlich. Muss man deswegen<br />

aber alles verdächtigen<br />

? Jeden Sport, jeden Spaziergang<br />

an der Sonne, das Festessen<br />

mit Freunden, das Schläfchen<br />

am Nachmittag, eine<br />

Arbeit, die uns absorbiert,<br />

oder die Freuden der sexuellen<br />

Liebe ?<br />

Aber der Mensch hat eben<br />

kein Mass – oder hat keines<br />

mehr – und die Gesellschaft<br />

fördert Exzesse in den Bereichen,<br />

aus denen sie Nutzen<br />

ziehen kann. Tiere haben unseren<br />

unseligen Hang zur<br />

Masslosigkeit nicht. Nur gewisse<br />

Haustiere, die eine unnatürliche,<br />

vom Menschen<br />

aufgezwungene Lebensart angenommen<br />

haben, neigen zu<br />

Gefrässigkeit. Schmetterlinge,<br />

Affen und viele andere Tierarten<br />

berauschen sich bei Gelegenheit<br />

an gegorenen Früchten.<br />

Gewisse Vögel geniessen<br />

es, sich einräuchern zu lassen<br />

oder Körner zu fressen, die in<br />

grossen Mengen giftig wären,<br />

in bescheidenen Quantitäten<br />

jedoch stimulierend wirken.<br />

Ein von der Natur geschenkter<br />

Genuss ist immer ein<br />

Glück für die Tiere, die noch<br />

nie von einer Fastenkur oder<br />

von Abstinenz gehört haben.<br />

So hat man auch bei den Tieren<br />

mit einem Hang zu gegorenen<br />

Früchten noch keines<br />

wegen Alkoholsucht sterben<br />

oder seinen Lebenspartner<br />

misshandeln sehen. Es gibt<br />

keine Massen-Vergewaltigungen<br />

bei den Hirschen, obwohl<br />

sie notorische Sexanbeter<br />

sind. Aber sie haben eben das<br />

Mass.<br />

Unsere eigene Wahl<br />

Nur der Mensch zerstört sich<br />

selbst durch Exzesse. Nur dem<br />

Menschen fehlt der gesunde<br />

Menschenverstand. Oder ist<br />

dies vielleicht gerade ein Mittel,<br />

um unsere aus den Fugen<br />

geratene Demographie zu regulieren?<br />

Die Frage ist berechtigt,<br />

wenn man beobachtet,<br />

wie gewisse Tiere ein selbstmörderisches<br />

Verhalten annehmen,<br />

sobald ihre Artengemeinschaft<br />

übermässig<br />

zunimmt. Doch das ist ein anderes<br />

Thema, ohne Zweifel<br />

das grösste Problem der heutigen<br />

Menschheit.<br />

Kommen wir aber zurück zu<br />

den menschlichen Zügellosigkeiten<br />

und zur instinktiven<br />

Genügsamkeit der Tiere, und<br />

nehmen wir ein Beispiel, das<br />

uns auch im kommenden Jahr<br />

wieder beschäftigen wird : das<br />

Sonnenbad. Unzählige Tierarten,<br />

von Reptilien über Säugetiere<br />

bis zu den Vögeln lieben<br />

es, sich an der Sonne zu entspannen.<br />

Wenn die ersten Sonnenstrahlen<br />

die Baumspitzen<br />

des Amazonas-Urwaldes vergolden,<br />

klettern die Affen auf<br />

die höchsten Äste und lassen<br />

sich vom Licht überströmen.<br />

Ich weiss es, denn ich habe es<br />

selbst gesehen. Aber ich habe<br />

auch festgestellt, dass sie nach<br />

einer Weile, wenn die Hitze zunahm,<br />

nach unten kletterten<br />

und sich im Schatten der Blätter<br />

aufhielten. Nie hat ein Sonnenbad<br />

Stunden gedauert und<br />

die Körper total durchgebrannt<br />

wie jene der Menschen am<br />

Meeresstrand.<br />

Das gleiche gilt für meine<br />

Hündin, die sich einige Minuten<br />

in einen Sonnenfleck legt,<br />

aber nie so einfältig wäre, liegen<br />

zu bleiben, bis ihr kleines<br />

rosa Bäuchlein dunkelrot würde.<br />

Nur der Mensch ist töricht<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Die Freude einer feinen Mahlzeit. Genüsslich<br />

verspeist unser Pavian eine<br />

Frucht<br />

genug, sich freiwillig gefährlichen<br />

Hautschädigungen auszusetzen.<br />

Persönlich glaube ich – man<br />

mag meine Aussage als skandalös<br />

oder zynisch empfinden<br />

– persönlich glaube ich, dass<br />

man das Recht hat – oder es<br />

haben sollte – sich selbst zu<br />

zerstören, falls man damit<br />

nicht Andere in ihrer Freiheit<br />

schädigt. Denn so eliminiert<br />

die Natur auf einfache Weise<br />

die Unverantwortlichen und<br />

die Schwachsinnigen, was für<br />

die Arterhaltung von Vorteil<br />

ist.<br />

Ich erwarte selbstverständlich<br />

von niemandem, mir beizustimmen.<br />

Die Freiheit, eine<br />

uns nicht genehme Idee abzulehnen,<br />

ist eine unserer letzten<br />

wahren Freiheiten !<br />

Die Masslosigkeit ist dem<br />

Menschen eigen<br />

Zurück zu den Tatbeständen.<br />

Genau wie die Anwendung<br />

der Folter ist die kriminelle<br />

Übertreibung dem Tiere nicht<br />

arteigen, wohl aber dem Menschen.<br />

Aus den schönsten und<br />

erhebendsten Geschenken des<br />

Lebens schafft der zerstörerische<br />

Mensch Gefahr, Abscheu<br />

und Schmerz. Aus dem hohen


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Akt der Zeugung und der Liebe<br />

entstehen lasterhafte Szenen,<br />

sadistische Perversionen,<br />

kollektive oder individuelle<br />

Vergewaltigungen – der prickelnde<br />

Effekt des Alkohols<br />

bei Feststimmung, das Glas gegen<br />

den Stress, der willkommene<br />

Aufsteller, die leichte<br />

Fröhlichkeit verwandeln sich<br />

in obszöne Trunkenheit und<br />

Alkoholismus. Sogar die unerlässlichen<br />

Mahlzeiten, aufgewertet<br />

zum Liebesmahl oder<br />

unter Freunden genossen,<br />

werden zu wüsten, beschämenden<br />

Gelagen… usw…..<br />

usw….<br />

In der freien Natur gibt es keine<br />

Übergewichtigen, keine Sexualverbrecher,<br />

keine Drogenabhängigen<br />

und keine<br />

Alkoholiker: es gibt nur unschuldige<br />

Lust – Glücksmomente,<br />

einmalige und desto<br />

magischere Genüsse, Freuden,<br />

die das Leben überglänzen.<br />

Genuss ist eine lebenswichtige<br />

Notwendigkeit: er hilft uns, die<br />

Batterien aufzuladen und nach<br />

einem festlichen Moment, sei<br />

es eine exquisite Zigarre, eine<br />

köstliche Mahlzeit, ein Glas<br />

Champagner oder eine Liebesnacht,<br />

wieder besser durchzustarten,<br />

weil der „Motor frisch<br />

geölt“ ist. Wir können damit<br />

die unvermeidlichen Schwierigkeiten<br />

des Lebens besser<br />

meistern. Auch wenn nicht alle<br />

unter ihnen vollkommen<br />

unschädlich sind, können solche<br />

Gnadenmomente, Geschenke<br />

der Götter, in Mässigkeit<br />

unbedenklich genossen<br />

werden und uns mehr Vorteile<br />

als Nachteile bringen.<br />

Mit Ehrfurcht die Geschenke<br />

des Lebens geniessen<br />

Ich selber rauche nicht, und<br />

zwar einfach deswegen, weil<br />

ich keine Lust dazu habe. Ich<br />

verteidige daher kein persönliches<br />

Anliegen, und die Anti-<br />

Tabak-Kampagnen beziehen<br />

sich nicht auf mich. Aber ich<br />

habe zwei sehr liebe Freunde<br />

verloren, weil sie viel zu viel<br />

geraucht haben. Hingegen bin<br />

ich überzeugt, dass die eine Zigarre,<br />

die mein Vater nach<br />

dem Abendessen genüsslich<br />

rauchte, ihm durch die damit<br />

verbundene Freude sogar zu<br />

einem längeren Leben verholfen<br />

hat. Sie brachte ihm einen<br />

friedvollen Augenblick in seiner<br />

psychisch aufreibenden<br />

Existenz, die ihn ohne solche<br />

Pausen zerstört hätte.<br />

Ohne den abendlichen Aperitif,<br />

der ihn jeweils fröhlich<br />

stimmte, wenn er erschöpft<br />

von der Arbeit nachhause<br />

kam, hätte mein erster Lebenspartner<br />

wahrscheinlich<br />

eine Depression erlitten. Ob<br />

dann die chemischen Antidepressiva<br />

besser gewesen wären<br />

als sein Glas Whisky on the<br />

rocks, bleibe dahingestellt…<br />

Ein glückspendender Aufsteller<br />

in einem Augenblick des<br />

Energiedefizits, das ist ein<br />

Geschenk der Natur, gut für<br />

die Gesundheit, weil es eben<br />

dem Gemüt wohl tut. Feste zu<br />

feiern mit allem, was dazugehört,<br />

ist wohltuend und sogar<br />

unentbehrlich: was kümmern<br />

uns die Puritaner, die<br />

Griesgrämigen, die Ängstlichen,<br />

die Spielverderber und<br />

die ewig Verdrossenen ! Das<br />

Recht auf kleine Glücksmomente,<br />

die das oft schwierige<br />

Leben erhellen, müsste auf<br />

alle Ewigkeit garantiert sein.<br />

Die Gesellschaft, in der wir<br />

leben, teilt uns genügend<br />

Schläge aus! Arletty, die bekannte<br />

und freidenkende<br />

Künstlerin aus dem Frankreich<br />

der 50er-Jahre, war für<br />

ihren berühmten Pariser Humor<br />

bekannt und sagte einst:<br />

„Im meinem Leben gab es<br />

Höhen und Tiefen. Ich ziehe<br />

die Höhen vor!“ Nur Masochisten<br />

(von denen es – leider<br />

– heute sehr viele gibt) kön-<br />

nen mit ihr nicht einverstanden<br />

sein.<br />

Ich gelte als fröhliche Person,<br />

die immer die Sonnenseite des<br />

Lebens sieht – ohne dabei den<br />

Schatten zu verneinen. Man<br />

bestätigt mir oft, es habe meinen<br />

Körper und Geist jung erhalten.<br />

Wenn man mich nach<br />

dem Geheimnis meiner Form<br />

fragt, antworte ich, dass es<br />

erstens der tägliche und erfrischende<br />

Kontakt mit Tieren<br />

und Natur und zweitens die<br />

Tatsache sein muss, dass ich<br />

das ganze Leben lang dem Genuss<br />

einen berechtigten Platz<br />

eingeräumt habe. Ich habe<br />

Feste gefeiert, grosse und kleine,<br />

und ich feiere sie heute<br />

noch, um die manchmal erschöpfenden<br />

Aufgaben, die<br />

mir gestellt sind, beenden zu<br />

können. Ich schäme mich<br />

dessen nicht, denn alle Tiere<br />

gewähren sich selbst auch<br />

Vergnügen – und die paradiesisch<br />

unschuldigen Tiere haben<br />

immer Recht.<br />

Wenn Mahnsprüche abstossend<br />

werden<br />

Ich bin also weder Alkoholikerin<br />

noch übergewichtig, lasse<br />

mich nicht von der Sonne<br />

dunkelbraun braten, liebe<br />

den Wein, gutes Essen und<br />

das Licht. All das erhöht meine<br />

Lebensfreude. Ausgestattet<br />

mit diesem Lebensgefühl ärgere<br />

ich mich, wenn ich auf<br />

Plakaten darauf hingewiesen<br />

werde, dass Rauchen tötet,<br />

oder das Alkohol meiner Gesundheit<br />

schadet, oder dass<br />

Fest unter Freunden - ein Geschenk des<br />

Lebens<br />

JFW | Gesellschaft<br />

17<br />

die Sonne (ohne die kein Leben<br />

auf Erden möglich wäre)<br />

gefährlich sei, dass ich „5<br />

Früchte und Gemüse“ pro Tag<br />

essen solle, und alles „nicht zu<br />

fett, nicht zu süss, nicht zu salzig“,<br />

usw…. usw… Solche Slogans<br />

mögen für das Unmass<br />

Gültigkeit haben, werden<br />

aber abstossend, wenn man<br />

von einem normalen Gebrauch<br />

ausgeht. Mir fällt dann<br />

immer ein Plakat ein, das im<br />

Speisesaal meiner Schule<br />

hing und den vom 2. Weltkrieg<br />

ausgehungerten Kindern<br />

den lächerlichen Spruch<br />

„Der Schlemmer gräbt sein<br />

Grab mit den Zähnen“ ins Leben<br />

mitgab. Damals entrüstete<br />

mich dieser Slogan, heute<br />

empört er mich. Zutiefst verabscheue<br />

ich diese lehrmeisterliche<br />

Einmischung in mein<br />

Privatleben, diesen drohenden<br />

Zeigefinger, diese moralischen<br />

Verurteilungen, die<br />

mich unschuldiger Freuden<br />

beschuldigen, welche niemandem<br />

Leid zufügen.<br />

Es ist, weil ich wie eine Wölfin<br />

bin: auf die Welt gekommen,<br />

um frei zu sein; um erwachsen<br />

zu werden. Die wilden<br />

Tiere sind erwachsener als<br />

wir es je sein werden, und viel<br />

verantwortungsvoller… auch<br />

wir könnten es wieder werden.<br />

Wenn die Gesellschaft<br />

aufhören würde, uns wie Babys<br />

zu behandeln – vielleicht<br />

würden wir aufhören, wie Babys<br />

zu sein?<br />

Als frei geborenes Wesen<br />

möchte ich auch frei sterben,<br />

allein verantwortlich für meine<br />

Entscheidungen.<br />

Wie heisst es doch so schön:<br />

„Quand tu pleures, je pleure<br />

avec toi, Liberté! (« Wenn Du<br />

weinst, Freiheit, weine ich mit<br />

Dir ! »<br />


18 JFW | Natur<br />

Alarm für die Bienen<br />

und andere Pollenund<br />

Nektarsammler<br />

■ Frédéric Jacquemart<br />

Die Biene in ihrer herausragenden Rolle im Dienste der Natur<br />

Bei der erstaunlichsten Gleichgültigkeit<br />

wirtschaftlicher und<br />

politischer Entscheidungsträger<br />

zersetzt sich die lebende<br />

Welt, zerfällt die biologische<br />

Vielfalt und mit ihr die Möglichkeit<br />

für die Menschheit,<br />

ihre Geschichte weiter zu führen.<br />

Unter den bedrohten Arten<br />

spielen etliche eine besondere<br />

Rolle. Ihr Aussterben könnte<br />

die Ereignisse sehr wohl beschleunigen.<br />

Zu diesen Arten<br />

zählen die besonders gefährdeten<br />

bestäubenden Insekten,<br />

die es unzähligen Pflanzen ermöglichen,<br />

Frucht und Samen<br />

zu tragen.<br />

Da sich die wenigsten Menschen<br />

für die Zusammenhänge<br />

der lebenden Welt interessieren,<br />

wollen wir konkrete<br />

Fakten nennen: 84 % der in<br />

Europa kultivierten Pflanzenarten<br />

hängen direkt von der<br />

Bestäubung durch Schmetterlinge,<br />

Fliegen, Hummeln und<br />

Bienen ab, wobei die Honigbiene<br />

(in Europa die Apis mellifera)<br />

eine herausragende<br />

Rolle spielt. Selbst Wirtschaftswissenschaftler<br />

werden sich<br />

von der Wichtigkeit des Themas<br />

überzeugen lassen, denn<br />

der wirtschaftliche Wert dieser<br />

Befruchtung durch die Insekten<br />

wird weltweit pro Jahr auf<br />

mehr als 900 Milliarden Euro<br />

geschätzt, die indirekten Effekte<br />

nicht eingerechnet.<br />

Die Honigbiene hat sich stam-<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

mesgeschichtlich gemeinsam<br />

mit dem Menschen und seinen<br />

Kulturen entwickelt, deshalb<br />

gibt es auch eine gegenseitige<br />

Abhängigkeit zwischen<br />

diesen drei Klassen von Lebewesen.<br />

Nun wohnen wir in<br />

den letzten Jahren einem<br />

weltweiten, fortschreitenden<br />

Bienensterben bei, das zeitweise<br />

und mancherorts katastrophale<br />

Ausmasse annimmt<br />

und bis zu 90 % der Bienenstöcke<br />

zerstört.<br />

Das Problem entmutigt immer<br />

mehr Bienenzüchter (die<br />

zum grossen Teil Hobby-Imker<br />

sind), was seine Auswirkungen<br />

noch zusätzlich verschärft.<br />

Die Öffentlichkeit wurde erst<br />

im Frühling 2007 beim Auftreten<br />

des sogenannten „Colony<br />

Collapse Disorder“ (Syndrom<br />

des Zusammenbruchs<br />

von Bienenvölkern) in den<br />

USA, der riesige Bienen- und<br />

Ernteverluste verursachte,<br />

durch die Medien alarmiert.<br />

Das GIET ist nicht auf Bienen<br />

spezialisiert, obwohl es sich<br />

seit mehreren Jahren mit<br />

dem Thema befasst. Wenn es<br />

sich an dieser Stelle zum Wort<br />

meldet, so tut es dies nicht als<br />

Bienenspezialist sondern auf<br />

Anfrage der <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong><br />

<strong>Weber</strong>, die im Kampf für den<br />

Schutz der lebenden Welt oft<br />

an vorderster Front steht. Die<br />

FFW möchte sowohl die Öffentlichkeit<br />

vor den verheerenden<br />

Folgen des Bienensterbens<br />

warnen, als auch die<br />

ökologischen Störungen verhindern,<br />

die durch Problemlösungsversuche<br />

zu entstehen<br />

drohen. Und schliesslich<br />

und vielleicht in erster Linie<br />

geht es ihr um eine Mobilisierung<br />

der Imker und Wissenschaft-ler,<br />

um das Zusammentragen<br />

von<br />

Informationen (einschliesslich<br />

„heikler“, mit Vorliebe


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

unter Verschluss gehaltener),<br />

um den Aktionen mehr<br />

Schlagkraft zu verleihen.<br />

Nach einer kurzen Zusammenfassung<br />

der Situation werden<br />

wir einige mögliche Irrwege<br />

erwähnen und auf<br />

Informationen zu einem Aspekt<br />

zurückgreifen, der unseres<br />

Erachtens in den Untersuchungen<br />

weitgehend vernachlässigt<br />

wurde.<br />

Verhängnisvolle Phänomene,<br />

hervorgerufen durch<br />

menschlichen Leichtsinn<br />

Die moderne Geschichte liefert<br />

in ihrer beunruhigenden<br />

Zerfahrenheit ein akkurates<br />

Beispiel für die Konsequenzen<br />

des heute vorherrschenden<br />

Denkens.<br />

Die europäische Honigbiene<br />

Apis mellifera ist anfällig für<br />

bestimmte Krankheiten, mit<br />

denen sie jedoch bei einer<br />

Sterblichkeitsrate von immerhin<br />

zirka 10 % der Völker<br />

pro Jahr zurechtkommt. In<br />

jüngster Zeit hat sich nun<br />

aber die Lage wegen importierter<br />

Krankheitserreger<br />

drastisch verschlimmert. Der<br />

schlimmste dieser eingeführten<br />

Erreger ist eine Milbe, die<br />

Varroamilbe, ursprünglich ein<br />

Aussenparasit der asiatischen<br />

Biene Apis cerana. Dank ihres<br />

ausgeprägten Putztriebs kann<br />

die Apis cerana diesen Parasiten<br />

ausreichend abwehren.<br />

Da es dem allgemein verankerten<br />

Denken entspricht,<br />

dass „alles an jeden beliebigen<br />

Ort versetzt werden kann“,<br />

ohne der Entwicklungsgeschichte<br />

der Lebewesen, ihrer<br />

Stämme und Arten Rechnung<br />

zu tragen, haben ungehemmte<br />

grenzüberschreitende Transporte<br />

dazu geführt, dass die<br />

Bienenarten Apis cerana und<br />

Apis mellifera in Kontakt gerieten<br />

und die Varroamilbe von<br />

der einen auf die andere Bie-<br />

nenart übertragen wurde. Es<br />

ist übrigens dieser absurde,<br />

gleichsam axiomatische Lehrsatz<br />

„Alles kann an jeden beliebigen<br />

Ort versetzt werden“ der<br />

das Phänomen der eindringenden<br />

Arten hervorgerufen<br />

hat, das wesentlich für das<br />

weltweite Artensterben ver-<br />

antwortlich ist und auf dem<br />

unter anderem die Herstellung<br />

gentechnisch veränderter<br />

Organismen beruht).<br />

Diese Varroa jacobsoni oder<br />

Varroa destructor verursacht<br />

eine hohe Sterblichkeit der<br />

Bienen, umso mehr als sie<br />

auch Viren überträgt.<br />

Weitere Krankheitserreger<br />

wurden importiert, beispiels-<br />

weise der Kleine Beutenkäfer<br />

(Aethina tumida), der aus dem<br />

südlichen Afrika stammt und<br />

die Bienenbrut frisst, die Hornisse<br />

Vespa velutina nigrithorax,<br />

die aus China eingeschleppt<br />

wurde und die<br />

Bienen und die Spinnen angreift.<br />

Zerbrechliche Schönheit der Schmetterlinge, bald ein Bild der Vergangenheit<br />

Das in Spanien beobachtete<br />

Bienenverschwinden schreiben<br />

gewisse Forscher dem Erreger<br />

Nosema ceranae zu, der<br />

ebenfalls aus Asien eingeführt<br />

wurde und dessen Präsenz<br />

und gefährliche Wirkung<br />

nachgewiesen ist.<br />

Auch nichtinfektiöse Faktoren<br />

sind auf die gefährlichen „Verbesserungen“<br />

unserer Ingenieure<br />

zurückzuführen. So ist<br />

JFW | Natur<br />

19<br />

die Fehlernährung der Bienen<br />

eine der Hauptursachen für<br />

das Bienenverschwinden. Sie<br />

ist eine Folge der in den letzten<br />

Jahrzehnten tiefgreifend<br />

veränderten landwirtschaftlichen<br />

Praxis: Beseitigung der<br />

Hecken, grosse Getreidemonokulturen,<br />

intensive Verwendung<br />

von Herbiziden und Anbau<br />

von unter anderem<br />

Glyphosat-toleranten Genpflanzen,<br />

was die pflanzliche<br />

Biodiversität zerstört ; weiter<br />

die Bewirtschaftung von Strassenrändern,<br />

Grünanlagen und<br />

Waldrändern zum einzigen<br />

Zweck der „Sauberhaltung“,<br />

was die Blüte der wilden Arten<br />

verhindert ; die Selektion der<br />

Pflanzen aufgrund nur weniger,<br />

ausschliesslicher Kriterien<br />

und so weiter.<br />

Tabu : die finanziellen Interessen<br />

der Agro-Chemie<br />

Natürlich nehmen bei den bienenschädlichen<br />

Praktiken der<br />

Landwirtschaft und der Hauswirtschaft<br />

(die man in diesem<br />

Zusammenhang oft vergisst)<br />

die Insektizide eine bevorzugte<br />

Stelle ein. Was Insektizideinsätze<br />

für die Imker bedeuten,<br />

ist hinlänglich bekannt.<br />

Man erinnert sich auch des<br />

Aufstands der Imker gegen die<br />

systemischen Insektizide, wie<br />

Gaucho oder Regent. Hier sei<br />

auf die ausgezeichnete Arbeit<br />

von F. Nicolino und F. Veillerette<br />

über Pestizide verwiesen.<br />

Es ist äusserst schwierig,<br />

zu diesem Thema zuverlässige<br />

Informationen zu bekommen,<br />

wie jedes Mal, wenn grosse finanzielle<br />

Interessen auf dem<br />

Spiel stehen. Wir werden es<br />

wagen, diesbezüglich gleich<br />

ein paar Fragen zu stellen,<br />

doch können wir zunächst der<br />

Versuchung nicht widerstehen,<br />

einen Auszug aus dem<br />

Gutachten der französischen<br />

Kommission für Giftstoffe<br />

(Commission des Toxiques<br />

française), Sitzung vom 18. Dezember<br />

2002, zu zitieren. Titel:


20 JFW | Natur<br />

„Einschätzung der Risiken für<br />

die Bienen durch den Einsatz<br />

des Präparats Gaucho (imidaclopride)<br />

bei der Behandlung<br />

von Maissaatgut“ . Wenn man<br />

das liest, wird deutlich, wie<br />

schwierig es ist, sich ein<br />

klares Bild über das Thema<br />

zu machen:<br />

„Sämtliche Studien weisen<br />

grosse methodologische Mängel<br />

auf. Was die Präsentation<br />

der Versuchsberichte betrifft,<br />

sind folgende Kritikpunkte<br />

hervorzuheben: mangelnde<br />

Genauigkeit in der Darstellung<br />

der Ergebnisse, dürftige grafische<br />

Darstellungen, Nichtverfügbarkeit<br />

der Bruttoergebnisse<br />

und fehlende Beschreibung der<br />

angewandten Tests und statistischen<br />

Ergebnisse.“ Und so<br />

weiter und so fort.“<br />

Bewundernswert ist auch<br />

die Schlussfolgerung des Gutachtens:<br />

„Die durchgeführte Risikoeinschätzung<br />

ermöglicht es somit<br />

nicht, aufzuzeigen, dass die<br />

Behandlung von Maissaatgut<br />

mit dem Präparat Gaucho für<br />

jeden Bienenstock-Kollaps, für<br />

die Verhaltensauffälligkeiten<br />

und die erhöhte Sterblichkeit<br />

der Bienen und ganz allgemein<br />

für den Rückgang der Bienenzucht<br />

landesweit allein verantwortlich<br />

ist.“<br />

Sie haben richtig gelesen!<br />

Man müsste einmal den Untersuchungen<br />

und den Expertenkomitees<br />

einen Artikel<br />

widmen!<br />

Die GVO beschleunigen<br />

das Desaster<br />

Das ständige Auftreten<br />

neuer Krankheiten und vor<br />

allem der Bienenvolk-Kollaps,<br />

bei dem vermutlich<br />

mehrere Faktoren zusammenwirken,<br />

bereiten den<br />

Imkern enorme Schwierigkeiten.<br />

Ein Berufsimker arbeitet<br />

Imker : ein edles, vom Aussterben bedrohtes Metier<br />

heute mit mindestens zweihundert<br />

Bienenstöcken, oft<br />

sind es tausend und mehr.<br />

Diese Stöcke muss er in Abhängigkeit<br />

der Jahreszeit und<br />

der Kulturen an die geeigneten<br />

Orte verbringen (Bienenwanderung).<br />

Den Honig erntet<br />

er in der grössten Hitze, im<br />

Schutzanzug. Selbst mit der<br />

Mechanisierung ist die Imkerei<br />

ein mühseliger und nicht<br />

immer einträglicher Beruf.<br />

Wegen der Probleme, die in<br />

den letzten Jahren aufgetaucht<br />

sind, haben zahlreiche<br />

Berufsimker Konkurs gemacht,<br />

und zahllose Hobbyimker<br />

haben aufgegeben. Das<br />

verringert natürlich die Bienenbestände<br />

und die Bestäubung<br />

der Pflanzen. Ein Teufelskreis<br />

hat begonnen, den<br />

jedenfalls die gentechnisch veränderten<br />

Organismen nicht<br />

stoppen werden.<br />

Neben ihren direkten Auswirkungen<br />

(Zerfall der Biodiversität<br />

wegen des verstärkten Einsatzes<br />

totaler Herbizide,<br />

mögliche Toxizität der Pflanzen,<br />

die für die Herstellung<br />

von Proteasehemmern oder<br />

eines Insektizids genetisch verändert<br />

wurden), über die<br />

man heute wegen der spärlichen<br />

Publikationen wenig<br />

weiss, beeinträchtigen gentechnisch<br />

veränderte Organismen<br />

den Markt für Bienenprodukte,<br />

was weitere Imker dazu<br />

veranlassen wird, das Handtuch<br />

zu werfen.<br />

Wir betonen ausdrücklich Produkte,<br />

denn allzu oft wird vergessen,<br />

dass die Bienen nicht<br />

nur Honig produzieren sondern<br />

auch Wachs, Propolis, Gelée<br />

royale und Pollen. Pollen<br />

wird vor allem in Reformhäusern<br />

verkauft, und zwar an<br />

eine Kundschaft, die a priori<br />

keine gentechnisch veränderten<br />

Produkte will. Und er wird<br />

roh konsumiert … zusammen<br />

mit intakten transgenen Produkten!<br />

Wenn sein Pollen mit<br />

gentechnisch veränderten Organismen<br />

verseucht ist, kann<br />

der Imker diesen Markt ver-<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

gessen. Aber was kann er dafür,<br />

dass eine Biene sich ihre<br />

Nahrung in einem Radius von<br />

drei Kilometern bis notfalls<br />

mindestens zehn Kilometern<br />

holt !?<br />

Voreingenommene<br />

Gerichte<br />

Mais braucht für seine Bestäubung<br />

keine Bienen, was<br />

nicht bedeutet, dass diese<br />

ihn nicht trotzdem besuchen<br />

und bestäuben. Denn sie<br />

sind gierig auf diesen Pollen,<br />

der während der Maisblüte<br />

bis zu 40 % ihres Verzehrs<br />

ausmacht.<br />

Maurice Coudouin, ein Imker<br />

aus Südwestfrankreich,<br />

liess unter notarieller Aufsicht<br />

feststellen, dass der<br />

Pollen seiner Bienenstöcke<br />

mit gentechnisch verändertem<br />

Mais verseucht war. Er<br />

zog vor Gericht und bekam<br />

Unrecht (auch in der Berufung),<br />

denn es sei, so die<br />

Richter, Sache des Imkers,<br />

seine Bienenstöcke weit weg


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Was ist mit den flüchtigen Stoffen ?<br />

Wie eingangs gesagt, bezweckt dieser Artikel zweierlei : er will Reaktion<br />

auszulösen und wenn möglich Informationen einholen.<br />

Das Erstaunlichste beim Bienenvolk-Kollaps ist, dass weder in noch vor<br />

den Bienenstöcken tote Bienen zu finden sind. Spurlos verschwinden die<br />

Völker aus den Stöcken, die nach dem Winter in gutem Zustand sind und<br />

über genügend Vorrat an Pollen und Honig verfügen.<br />

Die Imker, erfahren im Beobachten der Bienen und der Natur ganz allgemein,<br />

bemerken immer häufigere Anomalien im Verhalten ihrer Bienen.<br />

Sie berichten beispielsweise von Fällen, wo die Bienen an einer Sonnenblume<br />

förmlich kleben bleiben („als wären sie sterblich in sie verliebt“,<br />

wie es ein Zeuge formulierte) oder massenweise an einen für sie ungeeigneten<br />

Ort fliegen und dort sterben. Einige Imker vermuten, dass die systemischen<br />

Insektizide den Orientierungssinn der Bienen stören, so dass<br />

sie nicht mehr in ihre Stöcke zurückfinden.<br />

Aus Gründen, die hier zu lange zu erklären wären, suchen wir Informationen<br />

zu folgenden Hypothesen:<br />

Die Pflanzen können flüchtige Stoffe (u. a. Terpene) aussenden, die die<br />

Rolle von Signalen für die Kommunikation mit anderen Pflanzen oder<br />

Insekten spielen. Es könnte sein, dass aufgrund der Selektionen, der Verwendung<br />

von Insektiziden und/oder gentechnischer Veränderungen<br />

neue Moleküle freigesetzt werden, die das Verhalten der pollen- und<br />

nektarsammelnden Insekten, die auf diese flüchtigen Verbindungen sehr<br />

empfindlich reagieren, stört.<br />

genug von gentechnisch veränderten<br />

Organismen aufzustellen!<br />

Um alle verständlichen<br />

Zweifel über die<br />

Echtheit dieses Richterspruchs<br />

zu beseitigen, zitieren<br />

wir den Entscheid des<br />

Berufungsgerichts der Stadt<br />

Agen vom 12. Juli 2007:<br />

„Die Eheleute Coudouin, die<br />

Kenntnis davon hatten, dass<br />

Herr Ménara seit 2005 auf seinen<br />

Parzellen transgenen Mais<br />

kultiviert und auch 2007 gentechnisch<br />

verändertes Maissaatgut<br />

auf seinen Feldern<br />

anpflanzen wollte, woraus er<br />

kein Geheimnis machte, hätten<br />

es unterlassen können,<br />

während dieser kritischen Bestäubungszeit<br />

ihre Bienenstöcke<br />

in die Nähe dieser genau<br />

definierten Parzellen zu<br />

Wir bitten um Informationen<br />

stellen.<br />

Wie vom ersten Richter bemerkt,<br />

entstand in diesem Punkt der<br />

Wo führt uns der Gen-Mais noch hin ?<br />

Streit weitgehend wegen des Verhaltens<br />

des Imkers, der es in<br />

Kenntnis der Ergebnisse des<br />

JFW | Natur<br />

21<br />

Nehmen wir die Sonnenblume, die normalerweise hauptsächlich von den<br />

Bienen bestäubt wird. Infolge der modernen Selektionen ist sie für ihre<br />

Befruchtung nicht mehr auf die Bienen angewiesen. Es könnte sein, dass<br />

die Pflanze durch diese Unabhängigkeit gegenüber den Bienen, und weil<br />

die Selektion durch die Bienen nicht mehr stattfindet, neue flüchtige Terpene<br />

produziert, die das Verhalten der Bienen stören. Ist das realistisch?<br />

Und wenn ja, gilt es nur für die Sonnenblume?<br />

Die Behandlung einer Pflanze mit einem systemischen Insektizid wie<br />

Gaucho oder Regent könnte möglicherweise ihren Stoffwechsel stören.<br />

Auch hier wieder ist es möglich, dass neue Moleküle auftauchen, die<br />

auch hier wieder das Verhalten der Bienen stören. In diesem Fall bringt<br />

das Testen des Insektizids auf der Biene nicht die richtigen Informationen,<br />

da es sich um eine Veränderung der Pflanze unter Einwirkung der<br />

chemischen Substanz handelt.<br />

Ähnlich verhält es sich mit den gentechnisch veränderten Organismen,<br />

wo das oder die eingeführten Gene den Stoffwechsel der Pflanze<br />

stören können. Die Vergleiche mit einer normalen Pflanze sind nicht<br />

präzise genug, um einen Unterschied in der Produktion von Terpenen<br />

aufzuzeigen.<br />

Wie gesagt, wissen wir nicht, ob diese Hypothesen realistisch sind. Es<br />

sind Arbeitsansätze, für die wir Hilfe brauchen. Die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong><br />

<strong>Weber</strong> und das GIET werden gegebenenfalls die grösste Diskretion<br />

wahren.<br />

2006 durchgeführten Versuchs<br />

unterlassen musste oder jedenfalls<br />

unterlassen konnte, seine<br />

Bienenstöcke in den Risikozonen<br />

und während der Risikozeit aufzustellen,<br />

um den befürchteten<br />

Schaden zu vermeiden.“<br />

Imker: ein Beruf, der immer<br />

unmöglicher wird<br />

Die Imker wandern mit ihren<br />

Bienen, aber sie können ihre<br />

Bienenstöcke nicht hinstellen,<br />

wo und wann sie wollen. Sie<br />

benötigen die Bewilligung der<br />

Besitzer der Grundstücke,<br />

auf denen sie ihre Bienen<br />

aussetzen.<br />

Diese Bewilligung haben sie<br />

meist schon seit Jahrzehnten.<br />

Der Zeitpunkt für das<br />

Aufstellen der Stöcke hängt<br />

vom Zustand der Vegetation<br />

ab.


22 JFW | Natur<br />

Insgesamt muss der Imker<br />

also:<br />

- seine Bienen dort aussetzen,<br />

wo sie vor jeder möglichen<br />

Kontamination geschützt sind<br />

(bei einem Versuch mit gentechnisch<br />

veränderten Organismen<br />

auf offenem Feld kann<br />

der kontaminierte Pollen für<br />

den Verzehr nicht genehmigte<br />

Substanzen enthalten!);<br />

- auf eigene Kosten teure Analysen<br />

durchführen lassen, um<br />

zu wissen, ob er auf seinen<br />

Produkten darauf hinweisen<br />

muss, dass sie gentechnisch<br />

veränderte Organismen enthalten;<br />

- kommerzielle Einbussen erleiden,<br />

falls tatsächlich eine<br />

Kontamination nachgewiesen<br />

wird.<br />

Hinsichtlich des Pollens sind<br />

die Konsequenzen klar. Was<br />

den Honig betrifft, so enthält<br />

er zwar nur wenig Pollen, aber<br />

er enthält welchen. Honig ist<br />

ein sehr symbolträchtiges, jedoch<br />

nicht unerlässliches Nahrungsmittel.<br />

Seinen Ruf beflecken<br />

heisst ein grosses<br />

kommerzielles Risiko eingehen.<br />

Kurz, gentechnisch veränderte<br />

Organismen bedrohen<br />

nicht nur einen Grossteil<br />

der Landwirte, sondern in erster<br />

Linie die Imker und damit<br />

die Bienen.<br />

In der kleinen Gemeinde Lussas<br />

im französischen Departement<br />

Ardèche, die für ihr Dokumentarfilmfestival<br />

bekannt<br />

ist, wurden im Auftrag der<br />

Firma Limagrain (die u. a. den<br />

Samenhersteller Villemorin<br />

und den Brothersteller Jaquet<br />

beliefert) drei Gen-Mais-Felder<br />

angebaut, worauf die Imker in<br />

dem betreffenden Sektor den<br />

Pollen ihrer Bienenstöcke analysieren<br />

liessen. Die ersten Resultate<br />

ergaben, dass ein Bienenhaus,<br />

das zwei Kilometer<br />

weiter weg stand, verseucht<br />

war. Als die Imker in einer öffentlichen<br />

Kundgebung dieses<br />

Ergebnis publik machten, verbrannten<br />

sie eine Wahlurne,<br />

um zu zeigen, wie die gewählten<br />

Behörden den Willen der<br />

Bürger missachten, die, es sei<br />

daran erinnert, zu mehr als 80<br />

% von gentechnisch veränderten<br />

Organismen in der Landwirtschaft<br />

nichts wissen wollen.<br />

Endlich beginnen die<br />

französischen Berufsimker<br />

sich zu mobilisieren. Etwas<br />

spät, aber entschlossen.<br />

Lösungen, die keine sind<br />

Angesichts dieser schweren<br />

Krise werden technische Lö-<br />

Düstere Zukunft für den Pollen …<br />

sungen vorgeschlagen. Aber<br />

diese stossen, wie so oft,<br />

wieder in die gleiche Richtung,<br />

nämlich in die der Verkünstlichung,<br />

die wieder<br />

neue Probleme hervorruft<br />

oder bestehende verschlimmert.<br />

Die Bienen sind fehlernährt?<br />

Man muss ihnen Blüten<br />

geben, die Nektar und<br />

Pollen liefern! Wir haben<br />

brachliegendes Land, lasst<br />

uns Buntbrachen daraus machen!<br />

Leider beherbergt<br />

Brachland auch schutzbedürftige<br />

wilde Arten. Und<br />

die Blüten, die für die Honig-<br />

bienen besonders interessant<br />

sind, sind es nicht unbedingt<br />

für die zirka 900 Arten<br />

von Wildbienen, die ebenfalls<br />

bedroht sind, und zwar<br />

nicht nur wegen der übermässigen<br />

Verwendung von<br />

Herbiziden, sondern unter<br />

anderem auch deswegen,<br />

weil die traditionellen Futterpflanzenkulturen,<br />

die<br />

den Rückgang der spontanen<br />

natürlichen Milieus<br />

kompensierten, fast völlig<br />

verschwunden sind.<br />

Zitieren wir eine Warnung,<br />

die Serge Gadoum und<br />

Pierre Rasmont (einer der<br />

sehr wenigen Bienenexperten)<br />

zum Thema Buntbrachen,<br />

Biodiversität und Bienen<br />

im Internet<br />

veröffentlicht haben :<br />

„Buntbrachen sind für den Naturschutz<br />

a priori eine potenziell<br />

interessante Initiative. Zu<br />

den Saatmischungen, die für<br />

Buntbrachen vorgeschrieben<br />

sind, zählen Pflanzensorten,<br />

die nicht zur französischen<br />

Flora gehören (Zinnie, Cosmos<br />

und Bienenfreund, die aus<br />

Amerika stammen, selektionierte<br />

Kornblumen und andere<br />

mehr). Ihre Sämlinge und<br />

deren mögliche Verbreitung in<br />

die Naturräume fördern die<br />

Verkünstlichung des natürlichen<br />

Milieus und können den<br />

Phytozönosen schaden.<br />

Hierzu sagt die vom französischen<br />

Ministerium für Ökologie<br />

und nachhaltige Entwicklung<br />

herausgegebene Schrift<br />

‚Stratégie française pour la<br />

biodiversité_ (<strong>Franz</strong>ösische<br />

Strategie für die Biodiversität),<br />

dass die Einführung exogener<br />

Arten die zweitwichtigste Ursache<br />

für das weltweite Artensterben<br />

ist (siehe auch S.<br />

Müller ). Im Übrigen sind mit<br />

exogenen Pflanzenarten angesäte<br />

Brachen für die Insektenfauna<br />

ziemlich uninteressant.<br />

Zahlreiche Insekten werden<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

diese Brachen vermutlich<br />

nicht besuchen, und nur die<br />

ubiquistischsten, das heisst die<br />

gemeinsten Arten, werden von<br />

ihnen profitieren.“<br />

Weitere sogenannte „Lösungen“<br />

werden vorgeschlagen, an<br />

denen teilweise bereits gearbeitet<br />

wird.<br />

Zum Beispiel:<br />

- Stärkere Selektion der Königinnen,<br />

um homogenere<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

zu erzielen. In den USA sind<br />

die Königinnen hyperselektioniert,<br />

was den Bienenvolk-Kollaps<br />

(Colony Collapse<br />

Disorder) verursacht<br />

hat. Eine breitere genetische<br />

Vielfalt hätte das Phänomen<br />

sicher gemindert.<br />

- Einfuhr asiatischer<br />

und/oder afrikanischer Arten,<br />

die gegen-über der Varroa<br />

destructor resistent sind.<br />

Man glaubt zu träumen, oder<br />

vielmehr: ein Albtraum!<br />

- Entwicklung einer künstlichen<br />

Bienennahrung. Den<br />

künstlichen „Honig“ gibt es<br />

aber bereits, und die Bestäubung<br />

wird mit dem Pinsel erfolgen<br />

müssen.<br />

- Behandlung der Bienen mit<br />

Antibiotika. Diese Praktik ist<br />

von der Europäischen Union<br />

soeben verboten worden,<br />

aber für wie lange?<br />

- Und natürlich arbeitet man<br />

bereits fleissig an der Entwicklung<br />

gentechnisch veränderter<br />

Bienen.<br />

So oder so ist eine Mobilisierung<br />

zugunsten der Bienen<br />

unerlässlich und dringlich.<br />

Nicht nur die Imker sind betroffen,<br />

sondern wir alle.<br />

■ Dr. Frédéric Jacquemart<br />

Präsident des GIET


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Freiland-GVO im Kanton<br />

Waadt – wie ist das möglich?<br />

Auf Verlangen der Universität<br />

Zürich und der ETHZ will das<br />

Umweltbundesamt (UBA) in<br />

Pully (VD), einem äusseren<br />

Stadtteil von Lausanne, genetisch<br />

veränderten Weizen im<br />

Freiland anpflanzen. Pully ist<br />

Teil eines Projektes von 27 Studien<br />

des Schweizerischen Nationalfonds<br />

(SNF), der sein<br />

Mandat vom Bundesrat erhalten<br />

hat.<br />

Das Experiment soll im März<br />

2008 starten und bis ungefähr<br />

2010 dauern. Sein Ziel ist es,<br />

die Risiken und die Nützlichkeit<br />

der Verbreitung genetisch<br />

veränderter Pflanzen (GVP)<br />

festzusetzen. Die juristischen<br />

und ethischen Risiken werden<br />

dabei ebenso untersucht wie<br />

die biologischen Risiken.<br />

Desinformation, Propaganda<br />

und vollendete Tatsachen<br />

In Pully testet man spezifisch<br />

die Resistenz des Weizens gegenüber<br />

Pilzen, sowie seine<br />

Einwirkung auf die umliegenden<br />

lebenden Organismen,<br />

namentlich die Folgen einer<br />

Übertragung von GVO auf wilde<br />

Pflanzen. Das in der Gemeinde<br />

Pully ausgewählte<br />

Feld befindet sich im Weinbauzentrum<br />

von Caudoz und ist<br />

der Station für landwirtschaftliche<br />

Forschung untergeordnet.<br />

An Ort und Stelle wurde<br />

die Erde bereits mit dem Anbau<br />

von GVO-freiem Weizen<br />

getestet.<br />

Die Gemeindeverwaltung hat<br />

beschlossen, sich dem Projekt<br />

nicht entgegenzustellen. Die<br />

Angst der Bevölkerung ist jedoch<br />

offensichtlich. Man hat<br />

die Einwohner absichtlich<br />

schlecht informiert und dann<br />

vor vollendete Tatsachen gestellt.<br />

Und wenn unter dem<br />

Deckmantel wissenschaftlicher<br />

Erklärungen Kommunikationskampagnen<br />

organisiert<br />

werden, so laufen diese nur<br />

auf eine Aufwertung der Genmanipulation<br />

hinaus. Es handelt<br />

sich um eine reine Pro-<br />

GVO Propaganda.<br />

Genauso wie die Umweltschutz-Organisationen<br />

(ihrer<br />

27 haben Einspruch gegen das<br />

Projekt des UBA erhoben) ist<br />

auch die grosse Mehrheit der<br />

Anwohner und Einwohner der<br />

Region gegen diese Bepflanzung<br />

und sucht ihrer Opposition<br />

Gehör zu verschaffen. Ihre<br />

Sorgen – die niemand ernsthaft<br />

anhören will – sind begründet<br />

und legitim.<br />

Über die Risiken weiss man<br />

überhaupt nichts<br />

Man beteuert, um ihre Ängste<br />

zu beruhigen, es handle sich ja<br />

nur um ein Experiment. Dabei<br />

weiss jedermann, dass ein Experiment<br />

nur der Anfang ist !<br />

Beim heutigen Stand der wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse<br />

– das muss klar festgehalten<br />

werden – weiss man NICHTS<br />

über die mittel- und längerfristigen<br />

Risiken für die umliegenden<br />

Kulturen und die Bevölkerung<br />

in Kontakt mit den GVO.<br />

Die Experimente dürften daher<br />

keinesfalls im Freiland<br />

durchgeführt werden, und<br />

schon gar nicht mitten in einem<br />

Wohngebiet! Wenn<br />

schon, müssten sie zwingend<br />

in einem geschlossenen System<br />

gehalten werden. Die ex-<br />

perimentelle Aussaat beinhaltet<br />

viel zu viele Unbekannte<br />

und bleibt ohne Frage zu gefährlich.<br />

Es ist im übrigen kein harmloser<br />

Zufall, dass die eidgenössischen<br />

Behörden von den Versuchsleitern<br />

einen Notfallplan<br />

gefordert haben! Man versichert,<br />

um die Gemüter zu beruhigen,<br />

die Versuche seien<br />

erstens absolut gefahrlos und<br />

könnten überdies im Bedarfsfall<br />

jederzeit abgebrochen werden…<br />

Wird mit der zweiten<br />

Bemerkung nicht die erste in<br />

Frage gestellt?<br />

Den Opponenten wirft man<br />

vor, die GVO zu verteufeln,<br />

aber die Absenz jeglicher Infragestellung<br />

von Seiten der<br />

Befürworter zeugt von einer<br />

erstaunlichen Leichtgläubigkeit!<br />

Auch wenn das Experiment<br />

von Pully unter den strengsten<br />

Sicherheitsmassnahmen<br />

durchgeführt wird, es bleibt<br />

die Tatsache, dass die Gefährlichkeit<br />

dieser Organismen<br />

viel zu wenig erforscht<br />

ist. Zur Beunruhigung besteht<br />

durchaus Grund. Man<br />

darf nicht einfach blind vertrauen,<br />

um im Nachhinein<br />

„heilen“ zu müssen, weil<br />

man nicht vorgebeugt hat.<br />

Die noch völlig unbekannten<br />

Folgen der Genmanipulation<br />

könnten schwer und<br />

unwiderruflich sein, sowohl<br />

für den Menschen wie für<br />

die Biosphäre. Zu einer tätigen<br />

Wissenschaft gehört<br />

auch, dass sie ihre Grenzen<br />

kennen und akzeptieren<br />

muss.<br />

JFW | Natur<br />

23<br />

Die Mitglieder der Links-Partei<br />

POP haben im Bezirk Lavaux-<br />

Oron 1331 Unterschriften von<br />

Gegnern des Projekts gesammelt,<br />

um Druck auf die Politiker<br />

auszuüben. Das Dokument,<br />

das eine Intervention<br />

bei der Eidgenossenschaft verlangt<br />

mit dem Ziel, die Verbreitung<br />

von GVO auf Gemeindegebiet<br />

zu verbieten, wurde<br />

am 12. September 2007 dem<br />

Gemeinderat von Pully überreicht,<br />

welcher es an die Stadtverwaltung<br />

weitergeleitet hat.<br />

Die Exekutive ist nicht kompetent<br />

und sandte das Dokument<br />

schliesslich nach Bern. Die<br />

POP-Partei prangert die bestürzende<br />

Leichtfertigkeit an,<br />

mit der diese Petition von den<br />

Behörden behandelt wurde.<br />

Seit der Antike besitzt das Getreide eine<br />

starke Symbolkraft ; lassen wir nicht die<br />

Ähre zu einem Symbol des Unglücks<br />

werden … !<br />

Ignorierter Volkswille<br />

Der Rekursweg scheint mehr<br />

zu versprechen, weshalb die<br />

Anwohner im Umkreis eines<br />

Kilometers eine gemeinsame<br />

juristische Aktion eingeleitet<br />

haben.<br />

Pully ist das dritte schweizerische<br />

Freiland-Experiment im<br />

Anbau genetisch veränderter<br />

Pflanzen. Diese Versuche waren<br />

jedes Mal stark umstritten.


24 JFW | Natur<br />

Die Bevölkerung hat begriffen,<br />

dass die widerstandslose Akzeptanz<br />

solcher Versuche<br />

nichts anderes bedeutet als die<br />

Akzeptanz eines globalen Gesellschaftsprojektes.<br />

Und das<br />

Schweizervolk will nun einmal<br />

keine Genmanipulation. Auf<br />

jeden Fall nicht, bevor die wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse<br />

in diesem Bereich nicht weiter<br />

fortgeschritten sind. Im Augenblick<br />

müssen die Anliegen<br />

der öffentlichen Gesundheit<br />

und der Artenvielfalt die industriellen<br />

Projektierungen<br />

überwiegen. Das Schweizervolk<br />

weiss ausserdem, dass das<br />

Land auf dem globalen Markt<br />

mit seinen Preisen nicht konkurrenzfähig<br />

ist, und dass sein<br />

einziger Trumpf im Image einer<br />

hochqualifizierten Produktion<br />

besteht, welche die<br />

Exporte garantiert.<br />

Die in Pully getätigten Versuche<br />

werden unfehlbar mittel-<br />

fristig zu einer Anwendung in<br />

der Nahrungsmittelkette führen.<br />

Dies wiederum steht in totalem<br />

Gegensatz zu dem von<br />

der Bevölkerung ausgedrückten<br />

Willen. Das Schweizervolk<br />

hat seine Befürchtungen betreffend<br />

GVO bereits an der<br />

Urne kundgetan. Das Moratorium<br />

für Gentechnologie wurde<br />

im Jahre 2005 demokratisch<br />

beschlossen. Warum wird<br />

diesem Umstand nicht Rechnung<br />

getragen?<br />

Totale Missachtung des Gen-<br />

Gesetzes in Aussicht<br />

Trotz einem negativen Vorbescheid<br />

von Bundesrat und<br />

Parlament hat das Schweizervolk<br />

am 27. November 2005<br />

die eidgenössische Volksinitiative<br />

für Nahrungsmittel ohne<br />

Genmanipulation mit 55,7<br />

% der Stimmen angenommen.<br />

Die Schweiz hat also ein<br />

fünfjähriges Moratorium eingeführt.<br />

Dieses hält fest, dass<br />

„die Schweizerische Landwirtschaft<br />

während fünf Jahren<br />

nach Annahme des vorliegenden<br />

Verfassungstextes<br />

keine genetisch veränderten<br />

Organismen verwendet". Der<br />

Text war einstimmig von allen<br />

26 Kantonen angenommen<br />

worden – ein überaus<br />

seltenes Ereignis! Die Bürger<br />

haben sich damit ganz klar<br />

für eine Landwirtschaft ohne<br />

Gentechnik entschieden. Sie<br />

wollten und wollen den<br />

Schweizer Boden vor einer<br />

unwiderruflichen Verseuchung<br />

schützen. Der Schweizer<br />

Konsument zieht, mit<br />

Recht, qualitativ hochstehende<br />

Landwirtschaftsprodukte<br />

vor, die ausserdem der Natur<br />

nicht schaden.<br />

Der Abstimmung vom 27. November<br />

2005 ging eine vehemente<br />

Kampagne mit bissigen<br />

Attacken der Agrochemie<br />

voraus. Die Initiative war<br />

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<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

durch eine Koalition von Bauern,<br />

Konsumenten sowie von<br />

Entwicklungs- und Umweltschutzorganisationen<br />

lanciert<br />

worden. In Pully erhielt sie ein<br />

Stimmenmehr von 56 % !<br />

Ungeachtet dieses Erfolgs<br />

der Gentechnikgegner hat<br />

die Forschung davon profitiert,<br />

dass das Genehmigungsverfahren<br />

für Aussaatversuche<br />

durch die Initiative<br />

nicht geändert wurde. Zum<br />

Zweck wissenschaftlicher<br />

Versuche sind weiterhin<br />

GVO-Böden unter jedermanns<br />

Fenstern möglich. Sobald<br />

jedoch die Resultate das<br />

Versuchsstadium verlassen<br />

und in den „Dienst" der Ernährung<br />

gestellt werden, betreten<br />

wir einen Raum der<br />

Nicht-Gesetzlichkeit, der totalen<br />

Mis- sachtung des Gen-<br />

Gesetzes.<br />

■ Isabelle Lombardo<br />

Das <strong>Journal</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />

ist anders:<br />

■ unerschrocken<br />

■ total unabhängig<br />

■ kompromisslos in der<br />

Verteidigung der Wahrheit<br />

und spannend<br />

Schade, dass es nur 4 mal im<br />

Jahr erscheint!<br />

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Talon einsenden an: FONDATION FRANZ WEBER, Case postale, CH-1<strong>82</strong>0 Montreux


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

NEIN<br />

zu Montreux-Carlo!<br />

Platz der Rouvenaz um 1910<br />

Am 24. Oktober 2008 versammelten<br />

sich auf Einladung<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s 200 Einwohner<br />

und Einwohnerinnen von<br />

Montreux im grossen Saal des<br />

Grandhotel Suisse Majestic.<br />

Sie kamen, um gegen die galoppierende<br />

Verschandelung<br />

ihrer Stadt zu protestieren,<br />

die sich in neuerer Zeit unter<br />

einer kulturlosen Gemeindeverwaltung<br />

mehr und mehr<br />

zu einem abstossenden „Montreux-Carlo“<br />

entwickelt. Die<br />

lokale Presse war zwar anwesend,<br />

erwähnte jedoch die<br />

wichtige Veranstaltung in den<br />

nachfolgenden Tagen mit keinem<br />

Wort. Da drängt sich die<br />

Frage auf: Wer hat den <strong>Journal</strong>isten<br />

einen Maulkorb verpasst<br />

und sie durch unerklärliches<br />

und schuldhaftes<br />

Schweigen zu dieser enormen<br />

Nicht-Information angehalten?<br />

Im Interesse des einzigartigen<br />

historischen Erbes der<br />

Stadt Montreux, die wohl keinem<br />

unserer Leser unbekannt<br />

ist, veröffentlichen wir<br />

nachstehend <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s<br />

aufschlussreiche Willkommensansprache,<br />

sowie die<br />

Reaktion einer englischen<br />

Touristin, die schonungslos<br />

enthüllt, wieviel die weltberühmte<br />

Belle-Epoque- und<br />

Ferienstadt am Genfersee bereits<br />

verloren hat – und noch<br />

verlieren wird, wenn die Gemeindeverwaltung<br />

nicht ein<br />

für allemal zur Ordnung gerufen<br />

wird. Ein spannender<br />

Hintergrundbericht zur Thematik<br />

folgt in der nächsten<br />

Ausgabe.<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> an die versammeltenEinwohnerinnen<br />

und Einwohner von<br />

Montreux<br />

Wir sind heute Abend hier<br />

versammelt, um Halt zu rufen<br />

! Schluss mit der Betonierung,<br />

Schluss mit der Banalisierung<br />

und der Verschandelung<br />

unserer Stadt !<br />

Manche von Ihnen werden<br />

sich an eine andere Debatte<br />

unter dem Motto „Sauver<br />

Montreux“ erinnern : an den<br />

denkwürdigen, stürmischen<br />

Abend von 1977 im „Terminus“,<br />

auf der anderen Seite<br />

des Bahnhofs. Genau wie<br />

heute ging es damals darum,<br />

gegen die Zerstörung der<br />

Stadt durch Bauherren, Architekten,<br />

Spekulanten, Urbanisten<br />

und – wie heute – gegen<br />

eine promotergefällige<br />

und daher mitschuldige Gemeindeverwaltung<br />

ins Feld<br />

zu ziehen.<br />

Damals propagierten die Gemeindeväter<br />

den Bau von<br />

neuen Hochhäusern nach<br />

dem Modell der „Tour d’Ivoire“,<br />

dieses urbanistischen<br />

Sündenfalls aus den Sechzigerjahren<br />

des 20. Jahrhunderts.<br />

Genau gegenüber dem<br />

„Hotel Suisse & Majestic“ sollte<br />

damals ein langgezogener<br />

Flachdachbau, ein liegender<br />

Turm, am berühmten Quai<br />

von Montreux „der altmodischen<br />

und verstaubten Seepromenade<br />

neues Leben einhauchen“.<br />

Und selbstverständlich<br />

unterstützten<br />

die Behörden ausserdem eine<br />

Vielzahl weiterer Pläne von<br />

Zerstörung historischer Bausubstanz<br />

und Neubauprojekte<br />

uniformer Blöcke, Würfel<br />

und Wohntürme.<br />

Mit einer schlagkräftigen<br />

Kampagne konnten wir zum<br />

Glück die Absichten der damaligenGemeindeverwaltung<br />

durchkreuzen – was anschliessend<br />

zur Verleihung<br />

Die gedeckte Markthalle mit Ihren Sphinx (1891)<br />

JFW | Schweiz<br />

25<br />

des Wakker-Preises führte,<br />

aber nicht etwa für die den<br />

Initianten von „Sauver Montreux“,<br />

sondern für die Stadtverwaltung,<br />

die es „verstanden<br />

habe“, Zitat: „eine<br />

harmonische Stadtplanung in<br />

Entwicklung und Renovation<br />

der Stadt sicherzustellen.<br />

Doch verglichen mit den heutigen<br />

Stadtbehörden waren jene,<br />

die vor 30 Jahren am Ruder<br />

sassen, wahre Unschuldsengel.<br />

Im Streben<br />

nach Profit und schnellem<br />

Gewinn sind die heutigen<br />

Stadtväter ihnen um einige<br />

Runden voraus. Alles wird<br />

weggefegt: Behaglichkeit,<br />

Lebensqualität, Identität,<br />

Charme, Charakter, Stadtleben,<br />

Grünflächen und Weinreben<br />

– alles was die Attraktivität<br />

und den Ruf der Stadt<br />

Montreux ausmacht.<br />

Das alles ist in ihren Augen<br />

nur „quantité négligeable“ -<br />

peanuts im Vergleich zu den<br />

enormen Profiten, die sie einstreichen<br />

können, indem sie<br />

Montreux mit hässlichen<br />

Würfeln, Blöcken und Wohntürmen<br />

in ein greuliches<br />

Montreux-Carlo verwandeln!<br />

„Schluss mit der Nostalgie!<br />

Wir müssen vorwärtsmachen!“<br />

heisst es in den Reihen


26 JFW | Schweiz<br />

der Totengräber von Montreux.<br />

Wobei sich offensichtlich<br />

die Stadtväter in ihrer Gesamtheit<br />

in die ominösen<br />

Sechzigerjahre zurücksehnen,<br />

als man aus lauter<br />

Dummheit alles zerstörte,<br />

was im Stil der „Belle Epoque“<br />

gebaut war, und nur noch auf<br />

Flachdächer, Klötze aus Glas<br />

und Beton und aufeinander<br />

getürmte Schuhschachteln<br />

schwor… Und genau diese<br />

städtischen Totengräber bezichtigen<br />

uns dessen, was sie<br />

selbst charakterisiert, sie verhöhnen<br />

uns, die wir für die<br />

Rettung der noch vorhandenen<br />

Schönheiten von Montreux<br />

kämpfen – als unkultivierte<br />

Reaktionäre.<br />

Wir geben Ihnen das Kompliment<br />

hiermit feierlich zurück.<br />

Denn ihre Taten beweisen<br />

in eindeutiger Weise<br />

ihren Mangel an Weitblick,<br />

Verantwortung und Kultur.<br />

Keine Suche nach Schönheit,<br />

keine Fantasie, keine Kreativität<br />

ist ihnen eigen. Ihr Credo<br />

ist die Gerade, die horizontale<br />

und vertikale Linie, der<br />

Einheits-Stil, die Banalität<br />

und das Stereotype. Nehmen<br />

wir als Beispiel das neuste,<br />

monströse Projekt mitten in<br />

den Rebbergen von Montreux,<br />

gerade heute veröffentlicht<br />

in „24 Heures“ ! Nehmen<br />

wir die beiden gigantischen,<br />

uniformen, zum Heulen banalen<br />

Blöcke, die links und<br />

rechts neben dem ehrwürdigen<br />

Hotel National aus dem<br />

Boden schiessen !<br />

Stil- und inhaltgerecht haben<br />

wir das Motto „Schluss mit<br />

der Nostalgie!“ abgewandelt<br />

und unsere Initiative „Sauver<br />

Montreux 2“ mit dem Slogan<br />

„Schluss mit der Zerstörung !<br />

Nein zu Montreux-Carlo“ lanciert.<br />

Die Initiative ersetzt die erste,<br />

die wir Ende Juni lancierten<br />

und die das fakultative<br />

Referendum für sämtliche<br />

Bauprojekte in Wohnquartieren<br />

oder Reduktion von<br />

Grünflächen verlangte. Heute<br />

jedoch, angesichts der neuen<br />

und ungeheuerlichen urbanistischen<br />

Verbrechen, die<br />

Wo ist das Montreux,<br />

dass wir liebten ?<br />

Ich bin ganz einfach sprachlos<br />

über das, was in Montreux vorgeht…<br />

Die Probleme im Zusammenhang<br />

mit den neuen<br />

Baustellen waren mir zwar bekannt,<br />

doch ich wusste nicht,<br />

dass noch viel mehr und noch<br />

viel Ärgeres auf uns zukommen<br />

soll…Ich glaube, es hat<br />

von Anfang an etwas nicht<br />

richtig funktioniert: Warum<br />

akzeptiert die Gemeinde diese<br />

neuen Pläne? Warum protestieren<br />

die Einwohner von<br />

Montreux erst jetzt, wo das<br />

Schlimmste schon passiert ist?<br />

Warum gibt es kein Gesetz, das<br />

jedes Handanlegen an das Alte,<br />

Erhaltenswerte strikte verbietet<br />

?<br />

Warum hat man zugelassen,<br />

dass dieser weltberühmten<br />

Stadt aller Charme abhanden<br />

gekommen ist? Es müsste absolut<br />

VERBOTEN sein, die Vergangenheit<br />

abzureissen. Ja,<br />

ich bin total einverstanden mit<br />

euch, Montreux hat seine Seele<br />

verloren. Kürzlich machte<br />

ich einen langsamen Spaziergang,<br />

und mit mir wanderte<br />

der Schatten meiner Erinnerungen,<br />

zusammen betrachte-<br />

man uns ohne Vorwarnung<br />

aufzwingen will, müssen wir<br />

das obligatorische Referendum<br />

fordern. Nur so sind diese<br />

Herren in ihrer frenetischen<br />

Gier nach Zerstörung<br />

aufzuhalten. Nur diese Sprache<br />

versteht die Stadtverwaltung.<br />

Aus diesem Grunde haben<br />

wir unsere erste<br />

Initiative durch die hier vorliegende<br />

„Sauver Montreux 2“<br />

ersetzt. Falls Sie noch nicht<br />

unterschrieben haben, tun<br />

Sie es jetzt. Das Schicksal von<br />

Montreux steht auf dem<br />

Spiel.<br />

Wir müssen immer wieder betonen<br />

und es der Stadtverwaltung<br />

in die Ohren schreien:<br />

Montreux hat keine industrielle<br />

Berufung ! Es ist auch keine<br />

internationale Handels- oder<br />

Verwaltungsstadt mit Tausenden<br />

von Büros. Montreux ist<br />

eine Wohn-Stadt, in der sich<br />

behaglich leben lässt, ein Urlaubsort,<br />

eine Stadt mit touristischer<br />

Ausrichtung, mit kulturellen<br />

Ambitionen, ein Ort, in<br />

dem die Zeugen der Belle<br />

Epoque ein aussergewöhnli-<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Belle-Epoque: Hotel Terminus hinter dem Bahnhof von Montreux<br />

ches historisches Erbgut bilden,<br />

eingebettet in eine weltweit<br />

einzigartige Landschaft.<br />

Unzählige Telefonate, Briefe<br />

und elektronische Mitteilungen<br />

sind während den letzten<br />

Wochen und Monaten bei uns<br />

eingegangen und beweisen,<br />

dass die Bevölkerung von<br />

Montreux übergenug genug<br />

hat von der galoppierenden<br />

Verhässlichung ihrer geliebten<br />

Stadt, übergenug von den Methoden<br />

einer Stadtverwaltung,<br />

die sich in ihrem eintönigen,<br />

brutalen Urbanismus auf zurückliegende<br />

Quartierpläne<br />

beruft, die angeblich vom<br />

Stimmvolk schon vor langer<br />

Zeit akzeptiert worden seien<br />

!... Das ist die Art, wie diese<br />

Herren mit der Demokratie<br />

und der Kommunikation umspringen<br />

– und alle Einsprachen<br />

systematisch aufheben!<br />

Es ist wahrhaftig Zeit, die<br />

Stadtverwaltung von Montreux<br />

in die Schranken zu weisen.“<br />

F.W. 24.10.2007


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Belle-Epoque: Schloss Chillon und Aussicht auf Montreux<br />

Belle-Epoque: Platz der Rouvenaz und Pferdekutschen<br />

Belle-Epoque: Schloss Chillon, Aussicht auf Montreux und Dampfschiff<br />

ten wir alle diese Massaker,<br />

diese aufgerissenen Löcher,<br />

diese Kadaver, wir hoben unsere<br />

Augen zu diesen schrecklichen,<br />

abweisenden Klötzen,<br />

die wie Pilze aus dem Boden<br />

geschossen sind und Kinos,<br />

Molkereien, Confiserien (wo<br />

ist Merkur geblieben?), Papeterien,<br />

Haushaltgeschäfte, typische<br />

Läden, die zu Montreux<br />

gehörten, kleine Stadthäuser<br />

von unendlichem Charme, –<br />

kurz: alles was die Seele und<br />

das urbane Leben von Montreux<br />

ausmachte, vernichtet<br />

haben.<br />

Adieu Zürcher<br />

Ich kenne die Stadt seit den<br />

Fünfzigerjahren, sie war voller<br />

Eleganz und Würde. Den ersten<br />

Schmerz fühlte ich, als sie<br />

Zürcher „modernisierten“…<br />

Ihr seid vielleicht zu jung, um<br />

es zu wissen: Zürcher besass<br />

innere Stufen und wunderschöne<br />

Holztäfelung überall,<br />

alles voller Stil, es war eine andere<br />

Epoche, a real cosy tea<br />

room. Die Kuchen, die man<br />

damals ass, gibt es heute nicht<br />

mehr, sie waren köstlich, und<br />

man sagte immer: „Die<br />

Schweizer Tea-Rooms sind<br />

Zürcher in Montreux, Hanselmann<br />

in St.Moritz und Meyer<br />

in Bern.“ All das ist vorbei.<br />

Und nicht zu vergessen die<br />

kleinen Geschäfte, unter ihnen<br />

namentlich der Bazar Anglais<br />

mit seinem unvergleichlichen<br />

Charme, eine<br />

Entdeckungsreise in eine andere<br />

Welt, und nicht nur für<br />

Kinder, die Comestibles- und<br />

Lebensmittelgeschäfte, die<br />

Boutiquen mit Spitzen und Stickereien<br />

(eine Spezialität der<br />

Region), Zeitungsläden, und<br />

das Café Séchaud, wo ich stundenlang<br />

sass und schrieb… Alles<br />

ist verschwunden. Alles<br />

ERASE ERASE ERASE ERA-<br />

SE ERASE…. heisst auf englisch<br />

ausradieren.<br />

JFW | Schweiz<br />

27<br />

Fünfzigerjahre: Park des Montreux-Casino<br />

und das alte Casino<br />

Schwimmbad des Montreux-Casino in<br />

den Fünfzigerjahren<br />

Restaurant Métropole und die Grande<br />

Rue (ca 1910)<br />

Fünfzigerjahre: Hôtel Bon-Accueil!<br />

Belle-Epoque: Die Promenade von Montreux


28<br />

JFW | Schweiz<br />

Und die Kinos, das war<br />

schrecklich, man hat die Welt<br />

der Fantasie ermordert, den<br />

Traum abgeschafft, Eines nach<br />

dem Anderen sind sie verschwunden,<br />

das Rialto, das<br />

Apollo, das Rex und … ach, da<br />

seht ihr‘s nun, ich habe den<br />

Namen des Vierten vergessen….<br />

Auf den Trümmern des<br />

Apollo habe ich geweint, dieser<br />

grosse sterbende Elefant<br />

am Seeufer… Als er zerstört<br />

wurde, habe ich den Arm ausgestreckt<br />

und heimlich auf der<br />

Baustelle ein Stück Stein aufgehoben,<br />

ich habe es hier bei<br />

mir, es ist immer dabei.<br />

Wer erinnert sich noch an<br />

die „Allée rose“?<br />

Und GOTT SEI DANK hat die<br />

Metallstruktur der Markthalle<br />

standgehalten, meine ganze<br />

Familie hat die Petition gegen<br />

ihre Zerstörung unterschrieben,<br />

wir sprachen überall davon,<br />

in Paris, in Rom (manchmal<br />

sind die Ausländer, die<br />

hier „Wohnungen kaufen“, wie<br />

ihr sagt, sehr nützlich, denn<br />

manchmal lieben sie eure<br />

Stadt mehr als ihre einheimi-<br />

schen Bewohner!), und jedes<br />

Mal, wenn ich diese Markthalle<br />

anschaue, fährt mir ein Stich<br />

von Freude und Stolz ins Herz:<br />

wir haben dazu beigetragen,<br />

sie zu retten! Jetzt hat man die<br />

Trauerweiden am Seeufer abgeholzt,<br />

und die Allée rose gibt<br />

es auch nicht mehr, kürzlich<br />

hat der Schatten neben mir geschluchzt.<br />

Vor langer Zeit<br />

pflegten der Schatten und ich<br />

auf Rollschuhen mit eisernen<br />

(!!!) Rädern den See entlang zu<br />

fahren, und der einzige Ort,<br />

wo unsere Räder nicht so lärmten,<br />

war … eben die Allée rose!<br />

Als ich dann Rollschuhe mit<br />

Gummirädern geschenkt bekam,<br />

was war das doch für ein<br />

himmlisches Vergnügen, ein<br />

Taumel der Sinne, die Allée rose!<br />

Man glitt dahin wie der<br />

Wind und bog dann auf den<br />

Weg, der bis nach Villeneuve<br />

führte. Dort wartete eine rasante<br />

Talfahrt, sehr steil, und<br />

an ihrem Ende die Grossmutter<br />

mit weit geöffneten Armen,<br />

die uns auffing und mit uns ins<br />

Gras purzelte! Ja, das Seeufer<br />

hat auch seine Vergangenheit<br />

verloren…<br />

Montreux erhält den Wakkerpreis im Jahr 1990<br />

“Der Preis anerkennt die Bestrebungen<br />

zur Pflege der vom Tourismus des 19.<br />

Jahrhunderts geprägten baulichen Struktur.<br />

Montreux erlebte seinen prägenden<br />

Entwicklungsschub im Hotelbau des ausgehenden<br />

19. Jahrhunderts. Ab 1950<br />

setzte andererseits eine erhebliche<br />

Bauentwicklung ein, die stellenweise<br />

unschöne Einbrüche in das auf sympathische<br />

Weise leicht anarchische, aber<br />

umso anregendere Stadtbild provozierte. Heute: Die erstaunliche Markthalle von<br />

Die Wende kam mit der Restaurierung Montreux, gerettet dank der Kampagne<br />

und dem Wiederaufbau der offenen<br />

Markthalle aus dem letzten Jahrhundert,<br />

die zugunsten eines Parkplatzes zum<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s von 1977<br />

Abbruch bestimmt gewesen war. (Schweizer Heimatschutz)<br />

Und gleich nach der Preisverleihung kam die Kehrtwende... Henri-Louis Wakker<br />

würde sich im Grab umdrehen, sähe er die Verunstaltung dessen, was früher die<br />

Perle der Schweizer Riviera war.<br />

Der englische Garten. «Que reste t’il de ces beaux jours?»<br />

Der schönste Tisch<br />

Die Restaurants und die Cafés<br />

waren „cosy corners“, wo<br />

Schriftsteller, Philosophen,<br />

Künstler und Politiker sassen<br />

und redeten, die Gespräche<br />

waren fesselnd, es war ein<br />

Wohlbefinden, eine Atmosphäre<br />

der Feinheit und Leichtigkeit.<br />

Die schönsten Diskussionen<br />

meines Lebens habe<br />

ich bei Zürcher gehört!<br />

Und jetzt – wohin gehen? Ich<br />

setze mich noch regelmässig<br />

ins Zürcher, das ist die Macht<br />

der Gewohnheit. Und es gibt<br />

noch Tische, wie ich sehe, an<br />

denen rege diskutiert wird, die<br />

Leute sind da, jeden Tag, es<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

sind Iraner, die hier ihren Lebensabend<br />

verbringen, und es<br />

bedeutet, dass doch noch etwas<br />

existiert! Für mich ist das<br />

der schönste Tisch von Montreux!<br />

So, nun habe ich ein paar Souvenirs<br />

mit euch geteilt. Ich<br />

kann dieses Wochenende<br />

nicht nach Brent kommen, die<br />

Unterschrift einer Ausländerin<br />

interessiert niemanden,<br />

das weiss ich nur zu gut ; aber<br />

euch, die ich schon seit so langer<br />

Zeit als meine Freunde betrachte,<br />

wollte ich das Buch<br />

meiner Erinnerungen öffnen.<br />

■ Livia Allessandrini<br />

Belle-Epoque: Das Sport-Pavillon von Montreux


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Chinas anderes Gesicht<br />

Gemeines Geschäft<br />

mit der Bärengalle<br />

■ Liselott Pfaff<br />

Abgrund der Verzweiflung - Tausende von ihnen teilen dieses Los<br />

"Mathilda krümmt sich in einem rostigen Eisenkäfig.<br />

Die Zelle ist 50 cm breit, 144 cm lang und 45 cm hoch<br />

- kleiner, als Mathilda gross ist. Seit mehr als 15 Jahren<br />

vegetiert das Schwarzbär-Weibchen auf dieser Fläche<br />

dahin. Am rechten Oberschenkel klafft ein 10 cm langes<br />

Loch im Pelz, das Fleisch glänzt rosa. Schnauze<br />

und Ohren sind wundgescheuert von den ewig gleichen<br />

Bewegungen auf viel zu engem Raum" (...)<br />

"Schon wenn Mathilda Menschen aus der Entfernung<br />

riecht, fängt sie an zu winseln"( Stern vom 7.12.2000).<br />

„Mathilda“, ein Fall unter<br />

Zehntausenden<br />

Das oben beschriebene<br />

Elend betraf eine Bärin, die<br />

in China zusammen mit vier<br />

Leidensgenossen als Spenderin<br />

von Gallensäure diente<br />

und dann von Tierschützern<br />

gerettet wurde. Der Bär<br />

ist das einzige Säugetier, das<br />

Gallensäure in grösseren<br />

Mengen produziert. Um die<br />

Bärengalle zu kommerziellen<br />

Zwecken zu gewinnen,<br />

wird sie mindestens einmal<br />

täglich über einen in der<br />

Gallenblase des Tieres angebrachten<br />

Katheter entnom-<br />

men; bei jeder Entnahme<br />

fallen bis zu 100 ml des wertvollen<br />

Lebenssaftes an. Der<br />

Bauer, der bei Mathilda diese<br />

höchst profitable, wenn<br />

auch illegale Produktion betrieb,<br />

verkaufte seine "Ernte"<br />

an legal betriebene Bärenfarmen.<br />

Diese vom Staat<br />

registrierten Farmen mit bis<br />

zu 800 Tieren pro Farm –<br />

hauptsächlich Schwarzbären,<br />

daneben Malaien- und<br />

Braunbären – kennt man in<br />

China seit den frühen 80er<br />

Jahren. Ihr Zweck ist einerseits<br />

die Zucht von "Gallenbären",<br />

angeblich um die<br />

Jagd auf wildlebende Tiere<br />

zu unterbinden, andererseits<br />

die Gewinnung von<br />

Gallensäure und die Herstellung<br />

von entsprechenden<br />

Produkten.<br />

Gegenwärtig serbeln gegen<br />

10’000 Asiatische Schwarzbären<br />

(auch Himalaya- oder<br />

Kragenbären genannt) als<br />

staatlich sanktionierte Gallensaftspender<br />

in Chinas<br />

über 200 Bärenfarmen. Gemäss<br />

behördlicher Vorschrift<br />

sollten sie in Einzelkäfigen<br />

von mindestens 170<br />

cm x 150 cm x 80 cm gehalten<br />

werden, jedoch sind diese<br />

Kerker laut einem Augenschein-Bericht<br />

der Welttierschutz-Gesellschaft<br />

(WSPA) in den meisten Fällen<br />

weit kleiner. Dabei muss<br />

man sich vergegenwärtigen,<br />

JFW | Tiere<br />

29<br />

dass die Körperlänge des<br />

Asiatischen Schwarzbären<br />

bis zu 2 m betragen kann.<br />

Die Tiere können sich also jahrelang<br />

weder aufsetzen, noch<br />

aufrichten oder ganz ausstrecken,<br />

geschweige denn auch<br />

nur einen Schritt weit gehen,<br />

während ein wildlebender<br />

Asiatischer Schwarzbär ein Revier<br />

durchstreift, das sich über<br />

10 - 20 km2 erstreckt.<br />

Ein Leben in Qual und<br />

Schrecken<br />

Angesichts der zunehmenden<br />

Kritik an den Misständen<br />

in diesen Tierfabriken<br />

werden die für die Gallensäure-Gewinnungverwendeten<br />

Bären von der Öffentlichkeit<br />

komplett abgeschirmt<br />

gehalten. Hingegen<br />

dienen die jungen Zuchttiere<br />

als Touristenattraktion.<br />

Sie wachsen in etwas komfortableren<br />

Einzelkäfigen<br />

oder gruppenweise in Betonbuchten<br />

heran, dürfen gestreichelt<br />

werden und müssen<br />

Kunststücke vorführen.<br />

Haben die Besucher solcher<br />

Sehenswürdigkeiten wohl<br />

eine Ahnung, wofür die herzigen<br />

Farmbärchen später<br />

missbraucht werden? Einmal<br />

erwachsen, ergeht es ihnen<br />

nicht besser als den von<br />

privaten Produzenten illegal<br />

gehaltenen Gallenbären: Im<br />

Alter von zwei bis drei Jahren<br />

wird ihnen völlig „legal“<br />

ein Katheter in die Gallenblase<br />

eingepflanzt, welche<br />

das Abzapfen der Gallensäure<br />

ermöglicht.<br />

Aus Verzweiflung über ihre<br />

qualvolle Gefangenschaft<br />

entwickeln die Bären Stereotypien,<br />

stossen immer wieder<br />

mit dem Kopf gegen das<br />

Käfiggitter oder bearbeiten<br />

es mit den Zähnen, bis diese<br />

abbrechen. Bei jeder Bewegung<br />

in ihrem engen Gefängnis<br />

verletzen sie sich an<br />

den Gitterstäben. Die Folgen


30 JFW | Tiere<br />

sind offene Wunden am Kopf,<br />

an den Tatzen und am Rücken<br />

sowie schwere psychische<br />

Traumata. Oder es<br />

baumelt am Bärenbauch ein<br />

durch den unsorgfältig implantierten<br />

Katheter verursachter,<br />

mit Blut und Eiter gefüllter<br />

Hautsack, "so gross<br />

wie eine Wassermelone"<br />

(Animals Asia Foundation).<br />

Bei Wildfängen kann es vorkommen,<br />

dass ein Bärenbein<br />

in der Falle zurückbleibt;<br />

aber auch ein dreibeiniger<br />

Bär lässt sich noch auf lukrative<br />

Weise melken...<br />

Oft werden die Bären mehreren<br />

chirurgischen Eingriffen<br />

unterzogen, bis der Katheter<br />

richtig in der Gallenblase angebracht<br />

ist. Dabei müssen<br />

für zwei erfolgreiche Implantationen<br />

mindestens ebensoviele<br />

Bären infolge unsachgemässer<br />

Durchführung der<br />

Eingriffe sterben. Bei einer<br />

neueren, nicht minder brutalen<br />

Methode wird zwischen<br />

Gallenblase und Bauchdecke<br />

eine Fistel angelegt, aus welcher<br />

die Flüssigkeit heraustropft,<br />

sobald die Wunde mit<br />

einem Stäbchen gereizt wird.<br />

Der Tod als einzige Erlösung<br />

Ein Grossteil jener Bären,<br />

die nicht schon bei der Operation<br />

krepiert sind, verendet<br />

im Alter von rund zehn<br />

Jahren an Verletzungen und<br />

Infektionen, während der<br />

wildlebende Bär normalerweise<br />

etwa dreissig Jahre alt<br />

wird. Eine Tierärztin der<br />

Hongkonger Animals Asia<br />

Foundation, welche die gerettete<br />

Schwarzbärin Mathilda<br />

operierte, fand in der<br />

Bauchhöhle und selbst in<br />

der Gallenblase Eiter und<br />

Schmutz. Wenn die Käufer<br />

von Gallensäure-Produkten<br />

nur wüssten, was sie beim<br />

Einnehmen solcher "Heilmittel"<br />

mitschlucken, meinte<br />

die Ärztin, so wäre diese<br />

Industrie wohl bald am Ende.<br />

Die einzige Erlösung von all<br />

diesen Qualen ist der Tod<br />

oder die Rettung der Bären<br />

durch Tierschutz-Organisationen<br />

und ihre Unterbringung<br />

in einem Tierasyl _ ein<br />

Glück, das leider nur einem<br />

sehr kleinen Prozentsatz<br />

dieser missbrauchten Gallensäurespender<br />

widerfährt.<br />

So wurden laut Animals Asia<br />

Foundation bisher gegen<br />

dreissig Bärenfarmen behördlich<br />

geschlossen und<br />

deren Insassen dieser Tierschutz-Organisationüberlas-<br />

Ein Leben des Schreckens und der Qual. Einzige Erlösung : der Tod<br />

sen, welche die meist kranken<br />

Tiere wenn möglich gesundpflegen<br />

und ihnen in einem<br />

naturnah gestalteten<br />

Bambuswald Asyl gewähren<br />

will.<br />

Wilderei und Schmuggel<br />

Wie gesagt besteht kein gesetzliches<br />

Verbot für Bärenfarmen<br />

in China, da diese<br />

Einrichtungen vom Staat legalisiert<br />

wurden. Hingegen<br />

ist der Handel mit Schwarzbären<br />

verboten, denn diese<br />

Tierart ist infolge Wilderei<br />

vom Aussterben bedroht<br />

und fällt deshalb unter das –<br />

auch von China unterzeichnete<br />

– Washingtoner Artenschutz-Abkommen<br />

CITES.<br />

Die International Union for<br />

the Conservation of Nature<br />

schätzt die Population der<br />

wildlebenden Schwarzbären<br />

in China auf nur noch knapp<br />

20'000 Tiere. Trotzdem werden<br />

die Bestände in den<br />

Zuchtfarmen immer wieder<br />

illegal aufgefrischt mit im<br />

Alter von etwa drei Monaten<br />

in der Wildnis gefangenen<br />

Bären, die zum Teil auch aus<br />

anderen Ländern Asiens<br />

stammen. Der Hauptgrund:<br />

Die Nachzucht dieser Tiere<br />

ist höchst problematisch. In<br />

vielen Fällen beissen sich<br />

die Bärenmütter in Gefangenschaft<br />

die eigenen Tatzen<br />

ab oder fressen ihre Jungen<br />

auf – ein Fehlverhalten,<br />

das in freier Wildbahn äusserst<br />

selten zu beobachten<br />

ist. Überdies gilt die Gallenflüssigkeit<br />

von Wildbären<br />

für viel wirksamer als jene<br />

von Zuchtbären und wird zu<br />

entsprechend höheren Preisen<br />

verkauft. So blüht der lukrative<br />

Bärenschmuggel und<br />

-handel, der den Beteiligten<br />

zwischen SFr. 400.- bis 600.pro<br />

Tier einbringt, was in<br />

den asiatischen Niedriglohn-<br />

Ländern ein hübsches<br />

Sümmchen darstellt.<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Fluchbeladene Medikamente, die uns<br />

entehren !<br />

Auch aus dem russischen<br />

Grenzgebiet zu China werden<br />

in freier Wildbahn gefangene<br />

Asiatische Schwarzbären<br />

ins Land der Mitte<br />

geschmuggelt. Die WSPA hat<br />

ausserdem Beweise dafür,<br />

dass in Nord- und Südamerika<br />

Bären – unter anderem<br />

Brillenbären – getötet werden,<br />

deren Gallenblasen in<br />

asiatischen Ländern ihre gut<br />

zahlenden Abnehmer finden.<br />

Die in den Bärenfarmen<br />

gewonnene Gallensäure<br />

wird zu exorbitanten<br />

Preisen verkauft und kommt<br />

in Form von Pulvern, Tabletten,<br />

Salben, Kapseln, Augentropfen<br />

usw. auf den Markt.<br />

Selbst bei zurückhaltender<br />

Schätzung entspricht die<br />

Jahresproduktion von Bärengalle<br />

in China einem<br />

Wert von über 100 Millionen<br />

Dollar.<br />

Olympische Spiele auf<br />

Folterhintergrund<br />

Obwohl aufgrund der CITES-<br />

Bestimmungen der Export<br />

von Produkten aus Bärengalle<br />

verboten ist, werden diese<br />

Güter auf illegalem Weg von<br />

China nach Japan, Korea, Indien,<br />

Indonesien, Hongkong,<br />

Taiwan, Singapur, Pakistan,<br />

Vietnam, Russland<br />

und auf die Philippinen ausgeführt,<br />

ja man verkauft sie<br />

sogar in den USA, in Australien,<br />

Kanada und Grossbritannien.<br />

Kein Wunder, dass<br />

die chinesische Regierung


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

an einer Legalisierung dieses<br />

Millionengeschäfts und<br />

den damit verbundenen Deviseneinnahmen<br />

stark interessiert<br />

ist und auf eine Aufhebung<br />

des CITES-Verbotes<br />

drängt.<br />

Das könnte bedeuten, dass<br />

der Asiatische Schwarzbär –<br />

und auch andere Bärenarten<br />

– in noch grösserer Zahl als<br />

bisher den Wilderern und<br />

den Ausbeutern in den Bärengallefabriken<br />

zum Opfer<br />

fallen würden. Dem hofft<br />

nun die WSPA entgegenwirken<br />

zu können, indem sie im<br />

Hinblick auf die 2008 in China<br />

stattfindenden Olympischen<br />

Spiele die Misstände<br />

in den Bärenfarmen in den<br />

internationalen Medien anprangert.<br />

Das Ziel ist, die<br />

chinesische Regierung so<br />

lange unter Druck zu setzen,<br />

bis sie sämtliche Farmen<br />

stillegt. Ob die Tierschützer<br />

Leserbriefe<br />

Nur noch Schweizer Gäste<br />

Für viele Aktionen von Herrn <strong>Weber</strong><br />

habe ich grosses Verständnis,<br />

nicht aber für die Bemerkung in diesem<br />

Inserat „Kein Kampfjetlärm in<br />

Friedenszeiten im Mikrokosmos<br />

Jungfrau“. Sie wünschen und haben<br />

sicher auch Gäste, die über weite<br />

Strecken mit dem Flugzeug anreisen,<br />

um hier einige Tage auszuruhen.<br />

Diese Gäste belasten ebenfalls<br />

bei An- und Abflügen auf ihrem<br />

Flugweg die Lebensqualität und Sicherheit<br />

der in den Bereichen der<br />

Flughäfen wohnenden, meist grossen<br />

Bevölkerungskreise in ausserordentlicher<br />

Weise und erzeugen auf<br />

ihren Flügen überdurchschnittlich<br />

grosse C02-Belastungen, abgesehen<br />

davon, dass sie meist zu Schleuderpreisen<br />

fliegen und von der Besteuerung<br />

des Flugtreibstoffs keine<br />

Rede ist. Ein Flugreisender China-<br />

Schweiz retour erzeugt soviel C02<br />

mit ihrer Kampagne dieses<br />

Ziel erreichen werden, ist<br />

keineswegs sicher, da die<br />

Chinesen auf Kritik an ihrem<br />

Reich der Mitte _ vor allem,<br />

wenn sie aus dem Westen<br />

kommt _ sehr ungnädig<br />

reagieren.<br />

„Wunder“mittel und Alternativen<br />

Die in Apotheken erhältlichen<br />

Gallensaft-Präparate<br />

gelten als Wundermittel<br />

hauptsächlich gegen Leberbeschwerden<br />

und Gallensteine,<br />

aber auch gegen Husten,<br />

Fieber, Hämorrhoiden<br />

und Herz-Kreislauferkrankungen.<br />

Der Glaube an die<br />

Wirksamkeit der Bärengalle<br />

ist in der über 6000 Jahre alten<br />

Traditionellen Chinesischen<br />

Medizin (TCM) schon<br />

seit rund 3000 Jahren vorhanden.<br />

Während jedoch die<br />

Nachfrage nach dem relativ<br />

teuren Heilmittel vor 1980 _<br />

wie ein Schweizer das ganze Jahr<br />

durch.<br />

Leider werden in der heutigen Zeit<br />

meist die Probleme nicht zu Ende<br />

gedacht, und ich muss annehmen,<br />

dass Sie das Fertigdenken des Problems<br />

„Fluglärm" abgebrochen haben,<br />

als es um Ihre Gäste mit Flugreise<br />

ging. Bitte also, nehmen Sie<br />

der Loyalität halber nur noch Gäste<br />

auf, die nicht mit dem Flugzeug anreisen,<br />

Sie helfen damit auch Probleme<br />

lösen, die Herrn <strong>Weber</strong> doch so<br />

sehr am Herzen liegen. Ich kenne<br />

übrigens das Oberhasler-Lärmproblem<br />

aus eigener Erfahrung und störe<br />

mich nicht daran.<br />

K. Bühler, 5412 Gebenstorf<br />

Ein Problem mit einem anderen<br />

wegreden?<br />

Sehr geehrter Herr Bühler, setzen<br />

Sie sich unter der Woche auf die See-<br />

also vor der offiziellen Einführung<br />

der Massenproduktion<br />

in Bärenfarmen _ eher<br />

gering war, wird sie heute<br />

künstlich hochgetrieben, indem<br />

neue Erfindungen wie<br />

Gallensäure-Shampoo, -Öl<br />

oder -Wein auf dem Markt<br />

lanciert werden, die mit<br />

TCM nicht das Geringste zu<br />

tun haben. Die tierquälerische<br />

Herstellung von Gallensäure<br />

ist dadurch von ursprünglich<br />

500 kg (vor 1980)<br />

auf heute über 7000 kg angestiegen.<br />

Eine besondere Nachfrage<br />

nach dieser Überschussproduktion<br />

besteht allerdings<br />

nicht. Denn es gibt eine<br />

grosse Zahl von pflanzlichen<br />

und synthetischen Alternativen<br />

zur tierischen Gallenflüssigkeit,<br />

die sogar von offiziellen<br />

Repräsentanten der<br />

TCM empfohlen und sowohl<br />

in China als auch in anderen<br />

terrasse des Hotels Bären in Brienz<br />

oder besuchen Sie mit Kindern und<br />

Bekannten das Museum Ballenberg!<br />

Der Lärm der Kampfjets wird Sie zur<br />

Verzweiflung treiben, er ist unerträglich<br />

! Im übrigen rennen Sie offene<br />

Türen ein : 85 % unserer Hotelgäste<br />

im Giessbach sind Schweizer,<br />

10 % kommen aus den direkten<br />

Nachbarländern, sogar britische<br />

Gäste reisen mit dem Zug an. Wir<br />

empfehlen unseren Gästen immer<br />

die Anreise per Zug und Schiff. Und<br />

wir setzen im Giessbach bewusst<br />

nicht auf asiatische Gruppen.<br />

Und noch unter uns: den Finger auf<br />

ein katastrophales Problem (hier die<br />

verheerende Umweltverschmutzung<br />

durch den zivilen Flugverkehr)<br />

zu legen, um ein anderes genau<br />

so katastrophales Problem (der<br />

dröhnende Lärm und die Umweltverschmutzung<br />

durch Militärjets) zu<br />

verniedlichen, ja sogar wegreden zu<br />

wollen, ist sehr bedenklich. Im gleichen<br />

Zug könnte man ja sagen, man<br />

solle nicht den Kindern in Indone-<br />

JFW | Tiere<br />

31<br />

Ländern vielfach angewandt<br />

werden. Die staatliche Förderung<br />

der Bärenfolter ist also<br />

völlig sinnlos.<br />

Und doch wird sie fortgesetzt,<br />

obwohl die renommierte<br />

WSPA seit Jahren gegen<br />

dieses Elend ankämpft.<br />

Bei soviel Unvernunft könnte<br />

auch dem friedlichsten<br />

Menschen die Galle überlaufen.<br />

Es ist wichtig zu wissen, dass<br />

auch in der traditionellen<br />

Heilkunde nicht immer alles<br />

Gold ist, was glänzt. Die Bärenfarmen<br />

haben nichts mit<br />

Tradition oder Kultur, sondern<br />

einzig und allein mit<br />

der Gewinn- und Verlustrechnung<br />

zu tun.<br />

sien helfen, wenn es doch den Kindern<br />

in Äthiopien noch viel schlechter<br />

gehe, oder man dürfe nicht gegen<br />

Tiertransporte kämpfen,<br />

solange es noch andere, viel wichtigere<br />

Probleme gebe. An allen Fronten<br />

muss man handeln ! Oder wollen<br />

Sie auf einem Stuhl sitzen und<br />

warten bis die Welt untergeht? Mit<br />

freundlichen Grüssen<br />

Vera <strong>Weber</strong>, Redaktion JFW<br />

F/A-18 - Die Kostenfrage muss<br />

auf den Tisch<br />

Im „<strong>Journal</strong>“ <strong>Nr</strong>. 81 kreierten Sie einen<br />

wahren Satz: „Die wahren Terroristen,<br />

gegen die sich unser Land<br />

wappnen muss, sind die F/A-18“.<br />

Gleichzeitig kommen in diesem Artikel<br />

- ansatzweise – gewisse Kosten<br />

auf der Ausgabenseite zur Sprache.<br />

Und genau zu diesem Thema möchte<br />

ich einhaken: offengestanden frage<br />

ich mich seit Jahren, weshalb von<br />

den Gegnern niemand - auch Sie<br />

nicht – versucht, die KOSTENSEITE<br />

dieser unsinnigen Fliegerei auszuleuchten?<br />

Scheinbar machen alle,<br />


32 JFW | Leserbriefe<br />

auch die Politiker, einen weiten Bogen<br />

um diese Frage. Das ist mir unverständlich.<br />

Auch mit Blick auf Ihre<br />

Initiative wären doch die KOS-<br />

TEN/AUSGABEN der zentrale<br />

Punkt, den man endlich ans Tageslicht<br />

befördern sollte. Wenn man<br />

dem Schweizer Volk vorrechnen<br />

könnte, was diese Militärflugplätze<br />

für Geld verschleudern, würden<br />

noch vielen anderen die Augen aufgehen.<br />

Man wagt nicht daran zu<br />

denken, was man (Sinnvolleres) mit<br />

diesem Geld anstellen könnte.<br />

In der „Jungfrau-Zeitung/Brienzer“<br />

vom 3.7.07 habe ich die Kostenfrage<br />

schriftlich gestellt. Eine Antwort erfolgte<br />

nie. Hingegen lud mich Flugplatzkommandant<br />

Paul Schild am<br />

13.7. nach Unterbach ein, aber er<br />

konnte/durfte oder wollte diese Fragen<br />

nicht beantworten und verwies<br />

mich ans VBS… Daraufhin habe ich<br />

VBS-Generalsekretär Locher am<br />

23.7.07 angeschrieben und am 28.<br />

August nochmals nachgedoppelt.<br />

Das Resultat: ein feiges, arrogantes<br />

Schweigen!<br />

Fazit: Es ist Zeit, dass Sie diese Fragen<br />

öffentlich im <strong>Journal</strong> stellen<br />

und diese Problematik ausleuchten.<br />

Denn wie gesagt: dies ist – zusammen<br />

mit der Nato-Frage – doch der<br />

zentrale Punkt der ganzen Sache.<br />

Das Militär und die Pseudo-Gegner<br />

(Peter Flück, Frau Kehrli Zopfi &<br />

Co) müssen doch nicht immer so<br />

tun, als ob es nur Aktivposten hätte<br />

(ein paar Arbeitsplätze), aber KEINE<br />

Ausgaben/Aufwendungen. Seit<br />

wann wird eine Buchhaltung nur<br />

einseitig geführt? Die Kostenseite<br />

muss endlich auf den Tisch!<br />

Mit freundlichen Grüßen.<br />

H. Michel, Steineggliweg 5,<br />

3855 Brienz<br />

Wunderbare Wesen<br />

Liebe Frau <strong>Weber</strong>, ich habe Ihren<br />

Beitrag im <strong>Journal</strong> „Wo sind die Vögel?“<br />

mit Interesse gelesen und gehe<br />

mit Ihren Beobachtungen einig. Ich<br />

weiß zwar nicht, ob die Vögel nach<br />

einem großen Feuerwerk für immer<br />

wegbleiben, aber ich weiß, dass sie<br />

beim Ausbruch der Knallerei und<br />

dem ohrenbetäubenden Kanonen-<br />

Unterstützen Sie die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />

werden Sie Gönner-Mitglied!<br />

Bitte senden Sie mir ein Einzahlungsschein<br />

Name und Vorname:<br />

Adresse:<br />

PLZ und Ort:<br />

Bankverbindungen für Spenden<br />

Landolt & Cie., Banquiers, Chemin de Roseneck 6,<br />

1006 Lausanne<br />

Konto-<strong>Nr</strong> 230450, SWIFT LANBCH2L,<br />

IBAN CH22 8768 8023 0450 0000 1<br />

Die Schweizer Post, Postkonto <strong>Nr</strong> 18-6117-3<br />

IBAN CH31 0900 0000 1800 6117 3<br />

FONDATION FRANZ WEBER<br />

Eine Stiftung im Dienste der Tiere und der Natur. Wenn alle Stricke reissen,<br />

wenn alles vergeblich scheint, wenn man verzweifeln möchte über<br />

die Zerstörung der Natur und das Elend der gequälten und verfolgten<br />

Tiere, dann kann man sich immer noch an die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />

wenden. Sie hilft oft mit Erfolg auch in scheinbar hoffnungslosen Fällen...<br />

Zurück senden an : FONDATION FRANZ WEBER, Case postale, CH-1<strong>82</strong>0 Montreux<br />

donner der Raketen Hals über Kopf<br />

das Gelände verlassen und der<br />

Schock so entsetzlich wirkt, dass sie<br />

sogar ihre schon recht selbständigen<br />

Jungen, die noch nicht fliegen können,<br />

fluchtartig verlassen, was sie<br />

sonst nie tun. Die Jungen können<br />

sich in der Nacht nicht allein helfen<br />

und schreien während Stunden,<br />

auch nach dem Feuerwerk, ununterbrochen<br />

und herzzerreißend in<br />

den Sträuchern. Erlebt am 1. August<br />

am unteren Thunerseeufer mit<br />

Haubentauchern. Es wäre höchste<br />

Zeit, dass die Ornithologen merken,<br />

dass der Vogelgesang nicht einfach<br />

die Folge des Brutgeschäfts ist.<br />

Wenn ich im November auf Zypern<br />

bin, kann ich unglaubliche Vogelkonzerte<br />

hören, und zwar von all<br />

unseren Vogelarten und schönsten<br />

Sängern, die anscheinend nur zur<br />

Brutzeit singen sollen. Mein Eindruck<br />

hat sich erhärtet, dass Vögel<br />

singen, wenn sie voller Freude und<br />

Glück sind. Auch das Brutgeschäft<br />

ist für sie eine freudenreiche<br />

Zeit.Oft verlassen sie Ende Juli den<br />

Ort, wo sie die Jungen aufgezogen<br />

haben, und deshalb hört man sie<br />

nicht mehr. Die Grünfinken, Meisen,<br />

und ganz besonders die Stare,<br />

inklusive ihre Jungen, jubilieren<br />

jetzt im September aus tausend Kehlen.<br />

Letzten Winter sind einige Singdrosseln<br />

schon im Januar wieder in<br />

ihr Waldrevier in Thun zurückgekehrt<br />

und haben seitdem ununterbrochen<br />

gesungen vom Januar bis<br />

in den Juli, als sie das Brutgebiet<br />

verließen. Warum aber singen die<br />

Zugvögel im November auf Zypern<br />

wie wenn Brutzeit wäre? Sie haben<br />

den Vogelzug hinter sich, das Wetter<br />

ist sonnig und warm, sie finden gutes<br />

Futter und viele andere gefiederte<br />

Wintergäste in ihrem eben erreichten<br />

Winterquartier. Viele<br />

Vogelarten sind außerordentlich gesellig.<br />

Ist das nicht Grund genug, aus<br />

Freude zu singen?<br />

Die Vögel sind ganz wunderbare Wesen.<br />

Wir müssten weit mehr Rücksicht<br />

auf sie nehmen.<br />

Keine neuen Hochspannungsleitungen<br />

in die Landschaft setzen.<br />

Viele große Vögel wie Uhus, Reiher,<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Störche etc finden den Verbrennungstod<br />

darin. Wir hören nur wenig<br />

von diesen Katastrophen! Die<br />

Feuerwerke hängen auch uns Menschen<br />

schon zum Hals hinaus. Ich<br />

nenne den 1. August unsern Kriegstag.<br />

Vielleicht kehren Ihre Vögel<br />

nächstes Jahr zur Brutzeit zu Ihnen<br />

ins Pierrier zurück? Das würde mich<br />

sehr interessieren, Frau <strong>Weber</strong>.<br />

Edith Loosli, 3645 Gwatt<br />

Champagne = Beispiel für unglaubliches<br />

Klein-Beigeben!<br />

Es ist schließlich gang und gäbe,<br />

dass ein Produkt den Namen der Gemeinde,<br />

in welchem es entsteht, tragen<br />

darf. Vom Bundesrat hätte die<br />

Waadtländer Gemeinde Champagne,<br />

seit über 800 Jahren im Weingeschäft,<br />

mit ihren Winzern erwarten<br />

dürfen, dass dieser sich vehement<br />

einsetzt, für das Recht auf Beibehaltung<br />

des gleichlautenden Namens<br />

auf den Weinetiketten mit dem Vermerk<br />

"Produit Suisse" Der Bundesrat<br />

war es, der die Bilateralen 1 unterzeichnet<br />

hat. Wenn eine<br />

Beschwerde- Partei (oder Gemeinde),<br />

sei sie auch noch so klein, nicht<br />

einmal ein Eintreten auf ihre berechtigte<br />

Gegenklage erfährt, so hat<br />

diese ebenfalls das Recht, jegliche<br />

Forderung zu ignorieren. Auch der<br />

Europäische Gerichtshof verhält<br />

sich diesbezüglich abweisend und<br />

somit unfair. In den Bilateralen 1<br />

steht nirgends geschrieben, dass ein<br />

größerer Kläger automatisch das<br />

Recht hat, seinen kleineren Kontrahenten<br />

nicht zu konsultieren, anzuhören<br />

und unabhängig zu beurteilen.<br />

Dies zeigt einmal mehr, wie<br />

enorm schädlich der vorauseilende<br />

Gehorsam für unser internationales<br />

Ansehen ist. Gute, das heißt hart für<br />

Schweizer Interessen kämpfende<br />

Politiker/Innen und Diplomaten<br />

brauchen wir dringend, damit vor<br />

EU- Wirtschaftsanwälten nicht weiterhin<br />

devot der Bückling gemacht<br />

wird. Der Prix Courage, welcher<br />

speziell die Standfestigkeit bei Angriffen<br />

der EU auf unsere Freiheitsrechte<br />

honoriert, wäre eine wichtige,<br />

lohnende und nötige<br />

Investition!<br />

Marcus Stoercklé jun., 4052 Basel


Wenn es Ihr Wunsch und Wille ist,<br />

auch über das ir dische Leben hinaus<br />

noch den Tieren zu helfen, so bitten wir<br />

Sie, in Ihren letzten Ver fügungen der<br />

<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> zu gedenken.<br />

Der Satz in Ihrem eigenhändigen<br />

Testament: «Hiermit vermache ich der<br />

<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />

CH-1<strong>82</strong>0 Montreux,<br />

den Betrag von Fr._________»<br />

kann für un zäh lige Tiere die Rettung<br />

bedeuten.<br />

Bitte beachten Sie<br />

Damit ein solcher Wille auch wirklich<br />

erfüllt wird, sind ein paar Formvorschriften<br />

zu wahren:<br />

1. Das eigenhändige Testament<br />

muss eigenhändig vom Testamentgeber<br />

geschrieben sein. Dazu gehört<br />

<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> ein Begriff für wirksamen Tierschutz<br />

Ein Vermächtnis<br />

zugunsten<br />

der Tiere<br />

Unsere Arbeit ist eine Arbeit im Dienste der Allgemeinheit. Um<br />

weiterhin ihre grossen Aufgaben im Dienste von Natur und Tierwelt erfüllen<br />

zu können, wird die Stiftung <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> immer auf die Gross -<br />

zügigkeit hilfsbereiter Menschen zählen müssen. Als politisch unabhängige,<br />

weder von Wirtschaftskreisen noch durch staatliche Zuwendungen<br />

unterstützte Or ganisation ist sie auf Spen den, Schenkungen, Legate, usw.<br />

angewiesen. Die finanziellen Lasten, die die Stiftung tragen muss, wer-<br />

auch die eigenhändige Nennung des<br />

Ortes und des Datums sowie die<br />

Unterschrift.<br />

In ein solches Testament ist einzufügen:<br />

«Vermächtnis.<br />

Hiermit vermache ich der<br />

<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />

CH-1<strong>82</strong>0 Montreux,<br />

den Betrag von Fr. _____________».<br />

Um sicherzugehen, dass das eigenhändige<br />

Testament nach dem Tode<br />

nicht zum Verschwinden kommt, ist<br />

zu empfehlen, das Testament einer<br />

Vertrauensperson zur Aufbewahrung<br />

zu übergeben.<br />

2. Wer das Testament beim Notar<br />

anfertigt, kann diesen beauftragen,<br />

das Vermächtnis zugunsten der <strong>Fondation</strong><br />

<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> ins Testament aufzunehmen.<br />

den nicht leichter sondern immer schwerer – ent sprechend dem unaufhaltsam<br />

wachsenden Druck auf Tierwelt, Umwelt und Natur.<br />

SteuerbefreiungDie <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> ist als gemeinnützige Institution<br />

von der Erbschafts- und Schenkungssteuer sowie von den direkten<br />

Staats- und Gemeinde steuern befreit. Zuwendungen können in den<br />

meisten Schweizer Kantonen von den Steuern abgezogen werden.<br />

3. Wer bereits ein Testament<br />

erstellt hat, muss dieses nicht unbedingt<br />

ändern, sondern kann einen<br />

Zusatz von Hand schreiben:<br />

«Zusatz zu meinem Testament:<br />

Ich will, dass nach meinem Tode der<br />

<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />

CH-1<strong>82</strong>0 Montreux,<br />

Fr.____ als Vermächtnis ausbezahlt<br />

werden. Ort und Datum_____<br />

Unterschrift_____»<br />

(alles eigenhändig geschrieben).<br />

Viele Tierfreunde sind sicher froh<br />

zu wissen, dass durch ein Vermächtnis<br />

an die steuer befreite<br />

<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> die oft<br />

sehr hohen Erbschafts steuern<br />

wegfallen.<br />

Auskunft FONDATION FRANZ WEBER<br />

Case postale, CH-1<strong>82</strong>0 Montreux, Tel. 021 964 42 84 oder 021 964 24 24, Fax 021 964 57, E-mail: ffw@ffw.ch, www.ffw.ch<br />

Spendenkonten<br />

FONDATION FRANZ WEBER<br />

CH-1<strong>82</strong>0 Montreux<br />

CCP 18-6117-3<br />

(rosa Einzahlungsscheine)<br />

Landolt & Cie<br />

Banquiers<br />

Chemin de Roseneck 6<br />

1006 Lausanne<br />

Konto:<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>


34<br />

JFW | Erzählung<br />

Intratur<br />

Erzählung von <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Bilder und Farben schoben sich übereinander, liefen<br />

in einen wirren Knäuel zusammen, aus dem als ruhender<br />

Pol der Margeritenstrauss auf dem Tisch mit<br />

seinen zahllosen Blütentellern aus Weiss und Gelb<br />

hervortrat. Strassenlärm, der von draussen hereindrang,<br />

und Geräusche aus dem Hintergrund des Lokals<br />

liessen die Umrisse des Mannes, der mir gegenüber<br />

sass, abwechselnd schärfer hervortreten und<br />

wieder verschwimmen.<br />

Er war gross, vierschrötig und trank ein Mineralwasser.<br />

Vor jedem Schluck hob er sein Glas gegen das<br />

Licht und verfolgte mit intensiver Aufmerksamkeit<br />

das wirbelnde Aufsteigen der Kohlensäurebläschen.<br />

Seine andere Hand, zu nerviger Faust geballt, knochig<br />

und behaart, lag mitten auf dem Tisch. Dann<br />

und wann trommelte er mit den Fingern im Rhythmus<br />

einer inneren Vision, der er wohl nachjagen<br />

mochte. Kein Zweifel, hier war ein Mensch, der im<br />

Wachen träumte, das verriet sein gespannter und zugleich<br />

abwesender Blick. Uebrigens wäre ich weit<br />

davon entfernt gewesen, ihn so eingehend zu beobachten,<br />

hätte mich nicht ein ungebetenes Stillstehen<br />

meiner Uhr veranlasst, ihn nach der Zeit zu fragen.<br />

Beim Ton meiner Stimme fuhr er aus seinen Gedanken<br />

auf und wandte sich mir zu :<br />

«Die Uhrzeit, wissen Sie, ist kaum von irgendwelcher<br />

Bedeutung», sagte er mit einem Lächeln.<br />

Scherzte der Mann ? Ich war geneigt, es zu glauben ;<br />

aber da seine Miene ernst blieb, als er sich nun im<br />

Sessel zurücklehnte und wieder in Nachdenken versank,<br />

hielt ich ihn eher für einen Neurotiker. Doch<br />

was er einen Augenblick später zu mir sagte, liess<br />

mich aufhorchen.<br />

Er blickte über meine Schulter hinweg, während er<br />

sprach, und wenn seine Augen wie von ungefähr<br />

den meinen begegneten, hatte ich trotz der Schärfe<br />

seines Blicks das deutliche Gefühl, dass er mich gar<br />

nicht sah.<br />

«Was ich mich frage», begann er, korrigierte sich jedoch<br />

sogleich :»nein, was ich nun sicher weiss…»<br />

Ich betrachtete ihn mit wachsender Neugier, er in-


<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

dessen zögerte, um endlich in<br />

sichtbarer aber beherrschter<br />

Erregung fortzufahren :<br />

«Hören Sie ! ich weiss seit ein<br />

paar Minuten, dass die grösste,<br />

die höchste, die schwindelndste<br />

Geschwindigkeit derart<br />

langsam ist, dass sie von jedem<br />

Wesen, ja selbst von der<br />

scheinbar unbewegten Kreatur<br />

beherrscht werden kann !»<br />

Er unterbrach sich und trommelte<br />

auf die Tischplatte :<br />

«Nehmen Sie diesen Tisch da.<br />

Er läuft ebenso schnell wie Intratur.»<br />

Ich fühlte mein Gesicht in<br />

massloser Verblüffung erstarren.<br />

Der Mann bemerkte es. In<br />

einer väterlichen Geste legte<br />

er seine Hand auf die meine<br />

und schien mich zum ersten<br />

Mal wirklich wahrzunehmen.<br />

«Ich bitte um Verzeihung», sagte<br />

er, ich war nur eben sehr<br />

weit weg. Ich registriere die<br />

Phänomene, die mich umgeben.<br />

Für mich sind sie weder<br />

abstrakter noch konkreter als<br />

Intratur.»<br />

Er schien auf die Wirkung zu<br />

warten, die seine Darlegungen<br />

auf mich haben mochten. Ich<br />

begriff nichts, hielt aber seinen<br />

Augen stand, die sich mit Güte<br />

füllten, in deren Blick jedoch<br />

die Grösse seiner Vision triumphierte.<br />

«Lassen Sie mich genauer<br />

sein», begann er mir auseinanderzusetzen.»Intratur<br />

ist die<br />

Aetherwelle, deren Geschwindigkeit<br />

das höchste Vielfache<br />

der höchsten vorstellbaren,<br />

mit den Lichtjahren multiplizierten<br />

Ziffer beträgt. Weil Intratur<br />

jede Geschwindigkeit<br />

übersteigt, schliesst es alles in<br />

sich ein. Es wird zur absoluten<br />

Immobilität und demnach<br />

zum Motor aller Dinge. Es hält<br />

uns im Gleichgewicht. Es ist<br />

der Geist der Materie… Gott.»<br />

Er sprach mit so ruhiger Inbrunst,<br />

mit so viel Wohlwollen<br />

auch, dass ich mir nicht mehr<br />

im klaren war, ob er gestörten<br />

Geistes sei, ob er Komödie<br />

spielte, oder ob ich es mit einem<br />

Psychiater zu tun hatte,<br />

der die Wirkung absurder Behauptungen<br />

auf einen Zuhörer<br />

studierte. Ich blieb daher<br />

auf der Hut und fragte nur :<br />

«Ja, und weiter?»<br />

Enttäuschung malte sich auf<br />

seinem Gesicht.<br />

– Was meinen Sie mit»und<br />

weiter»? fragte er zurück.<br />

Da verstand ich auf einmal,<br />

dass ihm todernst war mit<br />

dem, was er sagte, dass es ihm<br />

hochwichtig, dass es ein Teil<br />

seiner selbst war.<br />

«Passen Sie auf, begann er wieder,<br />

indem er den Rest des Mineralwassers<br />

in sein Glas goss.<br />

Sehen Sie alle die Bläschen,<br />

die da aufwärts wirbeln – sie<br />

sind das Universum. Oder präzisieren<br />

wir – ein unendlich<br />

kleines Teilchen des Universums.<br />

Ein paar hundert Sterne,<br />

ein paar hundert Sonnen,<br />

die ich in diesem Augenblick<br />

hinunterschlucke.»<br />

Er leerte sein Glas.<br />

«So, das Universum ist in meinem<br />

Körper. Und es befindet<br />

sich da gar nicht schlecht, sogar<br />

sehr gut befindet es sich,<br />

möchte ich sagen. Dank Intratur<br />

stirbt nichts, alles ist. Ich<br />

bereiste früher, lange bevor<br />

unser Planet sich abgekühlt<br />

hatte, die meisten Gestirne.<br />

Ich suchte, was ich noch nicht<br />

kannte: Intratur. Seit ich es<br />

fand, haben die Dinge für<br />

mich keine grössere Wichtigkeit<br />

mehr als ein Stäubchen<br />

auf dem Frack eines Dirigenten<br />

oder auf der Teekanne Ihrer<br />

Grossmutter…»<br />

Er zwinkerte mir zu :<br />

«Haben Sie noch Ihre Grossmutter?<br />

Lebt sie noch? Verstehen<br />

Sie mich richtig: Ist sie<br />

noch in der gleichen Illusion<br />

befangen wie wir?»<br />

«Ja»sagte ich und fragte mich,<br />

warum ich gerade so und nicht<br />

anders antwortete.»Ja, meine<br />

Grossmutter ist noch in dieser<br />

Illusion befangen.»<br />

Ein Lautsprecher begann zu<br />

knistern, ein Name wurde aufgerufen,<br />

einmal, zweimal…<br />

Ich hörte genauer hin. Professor<br />

B. wird am Telefon verlangt!<br />

Mein Gegenüber horchte<br />

auf, erhob sich.<br />

«Sie entschuldigen mich einen<br />

Augenblick.»<br />

Er begab sich den Tischreihen<br />

entlang zur Telefonkabine, deren<br />

Türe eine Serviertochter<br />

für ihn offen hielt.<br />

Bedeutsame Blicke folgten<br />

ihm. Köpfe nickten. Hinter<br />

JFW | Erzählung<br />

35<br />

vorgehaltener Hand wurde getuschelt.<br />

Ich schlug mir im<br />

Geist vor die Stirn. Natürlich!<br />

Wie war es möglich, dass ich<br />

ihn nicht erkannt hatte – an<br />

der hohen Gestalt, dem kurzgeschnittenen,<br />

eisengrauen<br />

Haar, dem markanten Profil –<br />

den weltberühmten Meister<br />

der ballistischen Wissenschaften<br />

!<br />

Als er lächelnd an den Tisch<br />

zurückkehrte, drängten junge<br />

Leute herbei, baten um Autogramme.<br />

«Wo waren wir stehengeblieben<br />

?»fragte er, indem er sich<br />

wieder setzte.<br />

«Bei meiner Grossmutter»,<br />

stotterte ich verwirrt.<br />

«Richtig… Du lieber Himmel!<br />

Die meine erwartet mich ja im<br />

Hotel!»Er sprang auf und<br />

schob seinen Stuhl zum Tisch.<br />

«Verzeihen Sie, aber ich habe<br />

mich entsetzlich verspätet! Ja,<br />

dieses Intratur. Es entreisst<br />

mich manchmal der Illusion<br />

unserer täglichen Existenz…»<br />


36<br />

JFW | Bilanzen<br />

��������������������������������������������<br />

������� ��������<br />

Frs. Frs.<br />

��������������<br />

Kasse, Post, Bank 1'414'811.57<br />

Aktien Parkhotel Giessbach AG 3'639.93<br />

Stiftung Giessbach dem Schweizervolk 483'412.90<br />

Warenlager 113'400.00<br />

Diverse Debitoren, transitorische Aktiven 131'251.66<br />

Debitor Salisbury House Pty<br />

��������������<br />

184'206.75<br />

����������� ������������<br />

B������� 1'870'965.91<br />

B�������������� 484'107.25<br />

Grundst���������������� 21'907.44<br />

Ausstattung 9'350.00<br />

Computer Software 360.00<br />

Computer Hardware 26'900.00<br />

Investition Australien 2'458'593.65<br />

Fahrzeuge/Maschinen/Mobiliar 24'100.00<br />

Patentierung+Internetseite Grand V<br />

������������<br />

18'100.00<br />

����������� ������������<br />

Helvetia Nostra 7'272.75<br />

Diverse Kreditoren AUST. 21'617.70<br />

Diverse Kreditoren 24'011.18<br />

Hypothek B������� 280'000.00<br />

Diverse R������������� 5'000.00<br />

Transitorische Passiven<br />

������������<br />

206'236.18<br />

����������<br />

am 1. Januar 2005 6'864'830.57<br />

Verlust 2005 -163'861.32<br />

������������<br />

7'245'107.06 7'245'107.06<br />

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������� ������<br />

Frs. Frs.<br />

Direkte Kampagnen-Kosten, Frankaturen<br />

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direkte Aktionen (Pferde, Elefanten, Zugv��<br />

gel, Schweizer Wald,) allgemeine Ziele,<br />

Tierprozesse, Robbenkampagne, usw.<br />

�������������<br />

2'080'448.17<br />

Geh������������������������������������<br />

Allg. Aufwand (Heizung, Elektrizit���<br />

613'009.80<br />

Kosten Liegenschaft, usw.) 91'713.49<br />

Adressverwaltung & Informatikkurs 14'122.80<br />

Versicherungen 20'893.33<br />

Unterhalt Internet 2'771.95<br />

Unterhalt, Reparaturen usw. 7'917.90<br />

B������������������������������������ 50'973.77<br />

Frankatur, Telefon, Fax<br />

Zeitungen, Dokumentationen, Beitr����<br />

114'445.88<br />

Filme, Kalender JW 18'793.18<br />

Reisekosten, Kongresse, Versammlungen 47'117.20<br />

Kosten f������������ 33'155.52<br />

Reklame 1'456.90<br />

Diverse Kosten f����������������������� 45'511.12<br />

Abschreibungen 35'187.25<br />

Bankkosten, W������������������� 3'292.<strong>82</strong><br />

Hypothekarzinsen, Geb���������� 17'301.54<br />

Gegenwert Materialverkauf 48'988.95<br />

Devisenverluste -14'632.69<br />

1'152'020.71<br />

Div. Spenden, Nettoertrag-Verkauf, Legate usw.<br />

Diverse Kampagnen (Wildpferde, Elefanten,<br />

766'393.40<br />

Schlachttiere, div. Aktionen, usw.) 2'272'562.59<br />

Aktivzinsen 29'651.57<br />

3'232'468.88 3'068'607.56<br />

Verlust 2005 �����������������������<br />

3'068'607 56 3'068'607 56<br />

��������������������������������������<br />

������� ��������<br />

Frs. Frs.<br />

Postscheck 8'194.37<br />

Verrechnungssteuer 3.10<br />

Stiftung Giessbach dem Schweizervolk 113'939.95<br />

<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> 7'272.75<br />

Diverse Kreditoren 2'300.00<br />

Transitorische Passiven 3'528.00<br />

Bonus Hotel Giessbach 110'860.90<br />

Uebertrag vom Vorjahr 4'657.05<br />

Ertrags���������� 8'064.22<br />

12'721.27<br />

���������� ����������<br />

�����������������������������������������������������������<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

������� ��������<br />

Frs. Frs.<br />

Kasse, Postscheck 8'099.48<br />

Liegenschaft Hotel Giessbach 8'978'526.99<br />

Verrechnungssteuer 12.55<br />

Banken -0.20<br />

Internetseite 1'700.00<br />

Aktien Parkhotel Giessbach SA 318'675.00<br />

Total 9'307'013.<strong>82</strong><br />

Anleihe Parkhotel Giessbach AG 1'700'000.00<br />

Darlehen <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> 483'412.90<br />

Darlehen Helvetia Nostra 113'939.95<br />

Diverse Kreditoren 7'000.00<br />

Darlehen Parkhotel Giessbach AG 215'200.00<br />

Hypotheken 4'5<strong>82</strong>'500.00<br />

Diverse Darlehen 1'704'000.00<br />

Transitorische Passiven<br />

Verm����<br />

37'476.40<br />

Uebertrag vom Vorjahr 573'850.77<br />

Verlust -110'366.20 463'484.57<br />

������������ ������������<br />

��������������������<br />

������� ������<br />

Frs. Frs.<br />

Postscheckspesen 232.95<br />

Verwaltungs- und B��������� 9'139.60<br />

Drucksachen 61.35<br />

Steuern 9'854.15<br />

Kulturelle Aktivit���������������� 3'535.00<br />

Diverse Kosten, Notar- und Anwaltsspesen 1'488.00<br />

Geb�������������������������������������������� 78'791.00<br />

Reparatur von Sturmsch���� 66'267.05<br />

Hypothekar- und Bankzinsen 252'007.85<br />

Beteiligung Kampage "gegen L���������������������� 41'000.00<br />

Spenden 2'525.00<br />

Mietertrag 465'000.00<br />

Aktivzinsen 35.75<br />

462'376.95 467'560.75<br />

Amortisation Hotel 115'550.00<br />

577'926.95 467'560.75<br />

Verlust 110'366.20<br />

577'926.95 577'926.95<br />

����������������������������������������<br />

������� ��������<br />

Frs. Frs.<br />

Spenden, Mitgliederbeitr��� 18'652.55<br />

Aktivzinsen 8.85<br />

Kampagne Landschaftsschutz, Flugl��� 2'963.60<br />

Abschreibung 60.00<br />

Verwaltungs- und B��������� 3'228.00<br />

PTT 2'873.58<br />

Sitzungskosten 1'652.00<br />

Verschiedenes, Anwaltskosten -180.00<br />

10'597.18 18'661.40<br />

Ertrags����������<br />

8'064.22<br />

18'661.40 18'661.40


GrandV<br />

Die neue Welle der vegetarischen Feinschmecker-Produkte.<br />

Köstliche und raffinierte vegetarische Delikatessen -<br />

kreativ und sexy - für Fleischliebhaber ebenso überzeugend<br />

wie für jene, die auf Fleisch verzichten.<br />

Genau das ist unser Ziel ! Mit GrandV wollen wir<br />

nicht nur eingefleischte Vegetarier, sondern auch<br />

und ganz besonders, Fleischesser verführen.<br />

Denn: Klimaschutz geht auch durch den Magen<br />

Neben Hybridautos fahren und Sparlampen verwenden,<br />

können wir auch ganz einfach unseren<br />

GrandV wird um 4 neue Produkte erweitert!<br />

■ Gehacktes „Maison“<br />

Ghackets mit Hörnli, ein Klassiker, der wieder zum Trend wurde.<br />

Jetzt gibt’s ihn auch vegetarisch! Sie können dieses Gourmetgericht<br />

mit allerlei Zutaten servieren: Nudeln, Rösti, Kartoffelstock, Reis,<br />

etc.<br />

Zusammensetzung: Gehackter Seitan, Gemüse, Gemüsebouillon<br />

und Gewürze<br />

■ Crème gourmande „pomodori“<br />

Zusammensetzung: Bio Tofu, getrocknete Tomaten, Kräuter,<br />

Gewürze<br />

■ Crème gourmande „basilico“<br />

Zusammensetzung: Bio Tofu, Basilikum, Rucola, italienische<br />

Kräuter, Gewürze<br />

▲<br />

Geschnetzeltes «Bombay»<br />

Ein Rausch der Sinne!<br />

Die Vielfalt der Aromen dieses ausgewogenen Currys<br />

wird Sie und Ihre Gäste begeistern. Mit Basmatireis servieren,<br />

oder auch mit Linsen!<br />

Zusammensetzung: Verschiedene Gewürze, Zwiebeln,<br />

Currymischungen, geschnetzelter Seitan<br />

Unter: www.grandv.ch. direkt online bestellen<br />

Auf der Internet-Seite finden Sie auch alle GrandV-Rezepte,<br />

sowie Tipps und Tricks zu den Produkten<br />

Stroganoff de seitan GrandV<br />

ist geschnetzelter Seitan mit einer raffinierten,<br />

aber milden Paprikasauce, die Sie nach Belieben<br />

noch pikanter würzen können. Dafür eignen sich weisser<br />

Pfeffer, Cayenne-Pfeffer oder Tabasco. Paprika- und<br />

Essiggurkenstreifen runden dieses Gericht ab.<br />

Schmeckt hervorragend mit Reis, Rösti oder sogar Polenta!<br />

Fleischkonsum reduzieren, um den gefährlichen<br />

Treibhausgas-Ausstoss zu verringern. Ein Grossteil<br />

der schädlichen Gase wird bewiesenermassen<br />

durch die Aufzucht von Schlachtvieh produziert.<br />

Und mit den GrandV-Produkten gibt es überhaupt<br />

keinen Grund mehr, zugunsten der Umwelt auf<br />

Genuss und Lebensfreude zu verzichten.<br />

Seitan mariné belle jardinière<br />

ist die erste Kreation unserer neuen Antipasto-Linie.<br />

Es bietet Ihnen viele Möglichkeiten im<br />

Bereich der Vorspeisen und kalten Gerichte. Perfekt für<br />

die kleine Mahlzeit zwischendurch, oder zu Salat.<br />

Schmeckt köstlich!<br />

Zusammensetzung: Das Gericht besteht aus pikant marinierten<br />

Gemüsen wie Sellerie, Zwiebeln, Karotten, Blumenkohl,<br />

und gebratenen Seitanwürfeln, verfeinert mit<br />

verschiedenen Kräutern wie Basilikum und Thymian.<br />

Ihr GrandV- Team<br />

Vera <strong>Weber</strong> und Stefan Lanz<br />

■ Crème gourmande „forestière“<br />

Zusammensetzung: Tofu, Pilze, Trüffelöl, Gewürze<br />

Diese Crèmes eignen sich perfekt als Streichmasse für Crackers<br />

oder Brot, als schmackhafte Variante für Sandwich-Aufstrich, als<br />

Füllung zum Beispiel von Tomaten oder Paprika, als Pasta-Sauce, sie<br />

geben Ihrem Gemüse den nötigen Pfiff. Die Hauptkomponente ist<br />

Tofu, der zu einer feinen Masse verarbeitet wird. Dadurch sind die<br />

Crèmes ein vollwertiger Eiweisslieferant, der Schinken, Salami oder<br />

auch Käse ganz gesund und natürlich ersetzt.<br />

Die multifunktionelle Einsatzfähigkeit wird Sie begeistern!<br />

▲<br />

Spezzatino di seitan alla nonna<br />

«Con tutte le sapori della cucina italiana»,<br />

mit Seitanstückchen, einer guten Tomatensauce und viel<br />

frischen Kräutern wird dieses Gericht nun neu für Sie<br />

produziert. Das Gericht/ Sugo passt wunderbar zu allen<br />

Pastasorten. Oder nappieren Sie im kommenden Frühling<br />

damit Ihre Spargeln, bestreuen das Ganze mit geriebenem<br />

Parmesan und überbacken diese Kreation 12 Minuten im<br />

heissen Backofen und schon haben Sie eine Vollwertige<br />

Mahlzeit mit dem «Buon gusto della cucina italiana».


Terrine Grandhotel<br />

Absolute Neuheit im Bereich der Terrinen. Es<br />

galt bislang als sehr schwierig, zartschmelzende vegetabile<br />

Terrinen ohne Gelatine oder Ei herzustellen. Diese<br />

schmackhafte Terrine können Sie beliebig als Vorspeise,<br />

Imbiss oder z.B. mit «Geschwellten» (Pellkartoffeln) und<br />

Salat als Hauptspeise einsetzen. Zusammensetzung: Die<br />

Terrine ist mit hauchdünnen Seitantranchen ausgekleidet<br />

und mit geräuchertem Tofu, Kräutern, Pistazienkernen,<br />

Rahm und verschiedenenen Gewürzen.<br />

Gefüllte Paprika:<br />

Gourmet-Party-«Rillettes»<br />

Die Vielfälltige; diese pikante Streichmasse<br />

bietet Ihnen sehr viele Varianten:<br />

- Als Brotaufstrich,<br />

- um Apérokreationen herzustellen,<br />

- verdünnt mit Milch oder Gemüsebouillon als Dippsauce,<br />

- als Füllung zu Ofenkartoffeln. etc.<br />

Zusammensetzung: Tofu, Baumnüsse, Senf, frische Kräute,<br />

Gewürze<br />

GrandV Rezepte<br />

Blanchieren Sie eine kleine, schöne Peperoni und füllen Sie sie mit einem Nocken der<br />

Crème gourmande “Pomodori”. Garnieren Sie mit Cherry-Tomaten, einem Gegrillten Fenchel<br />

und einer Scheibe getrocknete Tomaten. Gibt Ihnen eine geschmacksvolle und vollwertige<br />

Festvorspeise<br />

Pumpernickel mit Pilzen:<br />

Klemmen Sie eine kleine runde Scheibe Pumpernickel zwischen zwei Nocken Crème gourmande<br />

“Forestière”, garnieren Sie mit sautierten Pilzen, mit einer dünnen Scheibe Karotte<br />

für die Farbe und Trüffelspänen. Eine vollwertige Vorspeise, die jede Luxusvorspeise mit<br />

Fleisch und Fisch erblassen lässt!<br />

Sandwiches mit den drei Crèmes gourmandes:<br />

Als Apero mit einem Blatt Basilikum in Baguette-Brot eingeklemmt, oder als Mittagessen<br />

mit Salat, Tomaten, Gurken, etc.<br />

Gehacktes mit Hörnli<br />

Was gibt es da noch zu sagen? Gehacktes “Maison” aufkochen und auf feine Hörnli servieren!<br />

Geschnetzeltes «Saveur d‘ Asie»<br />

Ein pikantes, würziges Gericht, das Sie für<br />

kulinarische Evasionen nach Asien entführt.<br />

Bei diesem Basisgericht haben Sie wiederum unzählige<br />

Möglichkeiten für weitere Kreationen. Am besten mit<br />

Basmatireis.<br />

Zusammensetzung: Geschnetzelter Seitan, Szechuangemüse,<br />

Sesamöl, Sweet Chili, Gemüsebouillon und<br />

Gewürze.<br />

Geschnetzeltes<br />

«Traditionelle»<br />

Wer kennt es nicht, das Zürcher Geschnetzelte! Sie können<br />

dieses Gourmetgericht in der Originalform verwenden<br />

oder es mit allerlei Zutaten anreichern. Mit Rösti servieren<br />

oder sogar mit Nudeln.<br />

Zusammensetzung: Geschnetzelter Seitan, frische Champignons,<br />

Rahm, Gemüsebouillon


Bestellschein GrandV Produkte<br />

Menge Art.<strong>Nr</strong> Artikel Einheit Inhalt Preis in CHF Total<br />

______ 0001 Terrine «Grandhotel» Terrine 1/1 500 gr CHF 24.50 ______<br />

______ 0002 Terrine «Grandhotel» Terrine 1/2 250 gr CHF 15.80 ______<br />

______ 0003 «Rillettes» Gourmet-Party Glas 200 gr CHF 10.80 ______<br />

______ 0004 Crème gourmande «Basilico» Glas 200 gr CHF 10.50 ______<br />

______ 0005 Crème gourmande «Pomodori» Glas 200 gr CHF 12.30 ______<br />

______ 0006 Crème gourmande «Forestière» Glas 200 gr CHF 13.30 ______<br />

______ 1001 «Traditionnelle» Geschnetzeltes Glas 200 gr CHF 8.70 ______<br />

______ 1005 «Traditionnelle» Geschnetzeltes Glas 400 gr CHF 13.20 ______<br />

______ 1002 «Saveur d’Asie» Geschnetzeltes Glas 200 gr CHF 7.90 ______<br />

______ 1006 «Saveur d’Asie» Geschnetzeltes Glas 400 gr CHF 11.00 ______<br />

______ 1003 «Célestine Bombay» Geschnetzeltes Glas 200 gr CHF 9.30 ______<br />

______ 1007 «Célestine Bombay» Geschnetzeltes Glas 400 gr CHF 14.60 ______<br />

______ 1004 Stroganoff Glas 200 gr CHF 9.60 ______<br />

______ 1008 Stroganoff Glas 400 gr CHF 14.80 ______<br />

______ 1010 Seitan belle jardinière Glas 200 gr CHF 8.80 ______<br />

______ 1009 Seitan belle jardinière Glas 400 gr CHF 13.20 ______<br />

______ 1011 Spezzatino alla nonna Glas 200 gr CHF 8.50 ______<br />

______ 1012 Spezzatino alla nonna Glas 400 gr CHF 13.00 ______<br />

______ 1013 Gehacktes «Maison» Glas 200 gr CHF 9.50 ______<br />

______ 2003 Bio Drehnundeln Beutel 500 gr CHF 6.20 ______<br />

______ 5001 Mango - Pfirsich- Aprikosen Chutney Karton<br />

mit 3 Gläsern 100 gr CHF 19.50 ______<br />

______ 5002 Pfirsich Chutney Glas 100 gr CHF 7.20 ______<br />

______ 5003 Mango Chutney Glas 100 gr CHF 7.80 ______<br />

______ 5004 Aprikosen Chutney Glas 100 gr CHF 7.00 ______<br />

______ 7001 Geschenkkorb<br />

(1x Rillettes Gourmet-Party, 1x Chutney, 1x Seitan<br />

Traditionelle, 1 x Spezzatino alla nonna,<br />

1x 500 gr Terrine, 1 x Bio Nudeln) Korb CHF 60.00 ______<br />

Name und Vorname:<br />

Adresse:<br />

PLZ/Ort:<br />

Telefon:<br />

Porto & ökologische Verpackung Total ______<br />

Datum: Unterschrift:<br />

Bestellung an : <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>, «Grand V», case postale, 1<strong>82</strong>0 Montreux, Fax 021 964 57 36<br />

Versandfertig in drei Tagen


Grandhotel Giessbach<br />

ein Märchenschloss im Winterschlaf ?<br />

Nicht ganz! Kleine aber feine Räumlichkeiten erwarten Sie<br />

zu kulinarischen Höhenflügen. Genuss pur — inmitten der<br />

winterlichen Landschaft. Ein einmaliges Erlebnis, das zusammen<br />

mit der einzigartigen Giessbach-Atmosphäre alle Sinne<br />

verführt. Sei es für eine Familienfeier, ein Geburtstagsfest,<br />

ein Geschäfts- oder ein Weihnachtsessen — das Grandhotel<br />

Giessbach und sein Team steht Ihnen auf Reservation zur<br />

Verfügung.<br />

H<br />

«Über allen Gipfeln<br />

ist Ruh,<br />

in allen Wipfeln<br />

spürest du<br />

kaum einen Hauch...»<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

Exklusiv: Übernachten Sie im winterlichen Märchenschloss<br />

(ab 20 Personen).<br />

Für weitere Informationen und Auskünfte steht Ihnen unser<br />

Benkettbüro gerne zur Verfügung. Rufen Sie uns an: 033 952<br />

25 25. Wir freuen uns, Ihnen mehr über Ihren romantischen<br />

und exklusiven Ausflug ins Giessbach Winter-Wunderland<br />

zu erzählen.<br />

Das wünschen wir uns auch in hundert Jahren.<br />

Kein Kampfjetlärm in Friedenszeiten im Mikrokosmos Jungfrau.<br />

H<br />

Grandhotel Giessbach 3855 Brienz Tel. +41 (0)33 952 25 25 Fax +41 (0)33 952 25 30<br />

www.giessbach.ch grandhotel@giessbach.ch

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