Journal Franz Weber Nr. 82 - Fondation Franz Weber
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Oktober | November | Dezember 2007 | <strong>Nr</strong> <strong>82</strong> | Fr. 5.– | AZB/P.P. <strong>Journal</strong> 1<strong>82</strong>0 Montreux 1 | Postcode 1 www.ffw.ch<br />
Kampfjets<br />
Für die Rettung unserer<br />
Alpenlandschaften und schönsten<br />
touristischen Erholungsgebiete<br />
JA zur <strong>Franz</strong>-<strong>Weber</strong>-Initiative<br />
Was ist Freiheit?<br />
Wir sind daran unser freies Ermessen<br />
zu verlieren<br />
14<br />
Alarm für die Bienen<br />
Das Schicksal des Menschen ist mit<br />
dem Schicksal der Biene verbunden<br />
18<br />
Das andere Gesicht Chinas<br />
Der grausame Handel mit Bärengalle<br />
29
2 JFW | Inhalt<br />
Leitbild JFW<br />
Unerschrocken, Unabhängig, kompromisslos in der Verteidigung der<br />
Wahrheit und spannend !<br />
Das JOURNAL FRANZ WEBER steht an vorderster Front für Tierschutz, Naturschutz<br />
und Heimatschutz, wie seine Herausgeberin, die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>.<br />
Das JOURNAL FRANZ WEBER geht aber noch weiter und greift Themen auf, die<br />
sonst niemand anrührt. Es beleuchtet die andere Seite der Gesellschaft, der Politik,<br />
der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Spiritualität.<br />
Das <strong>Journal</strong> stellt Fragen, unbequeme, provozierende, «naive».<br />
Es rüttelt auf, schaut hinter Kulissen und Fassaden, regt zur Weitsicht und zum<br />
Nachdenken an, kann auch schockieren, wie alles wirklich Antikonformistische.<br />
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Chefredaktor: <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />
Redaktion: Judith <strong>Weber</strong>, Walter Fürsprech, Vera <strong>Weber</strong>, Isabelle Lombardo, Dr. Frédéric Jacquemart, Alika<br />
Lindbergh<br />
Druck: Ringier Print Adligenswil AG<br />
Layout: Vera <strong>Weber</strong><br />
Redaktion und Administration: <strong>Journal</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>, case postale, CH-1<strong>82</strong>0 Montreux (Schweiz),<br />
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<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Eine Kuh im Paradies<br />
Wie geht es eigentlich Banette? >> 12<br />
Bären in China<br />
Lebenslängliche Folter für unnütze Medikamente >> 29<br />
26<br />
Kampfjetlärm<br />
Ja zur Initiative <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> >> 4<br />
Rettet Montreux<br />
Nein zu Montreux-Carlo! >> 25<br />
22<br />
Wir weinen mit der Freiheit<br />
Dürfen wir noch selber entscheiden? >>14<br />
28<br />
Intratur<br />
Eine Erzählung von <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> >> 30<br />
Die Leser haben das Wort >> 32<br />
Grand V – die vegetarische Palette >> 37<br />
39recettes<br />
Tiere<br />
Schweiz<br />
Gesellschaft<br />
JFW plus<br />
Im Fokus<br />
Das Schicksal der Menschen ist mit dem Schicksal der<br />
Biene verbunden!<br />
Ein Appel an Wissenschaftler und Imker<br />
Die Honigbiene hat sich stammesgeschichtlich gemeinsam mit dem Menschen und<br />
seinen Kulturen entwickelt, deshalb gibt es auch eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen<br />
diesen drei Klassen von Lebewesen. Nun wohnen wir in den letzten Jahren<br />
einem weltweiten, fortschreitenden Bienensterben bei, das zeitweise und mancherorts<br />
katastrophale Ausmasse annimmt und bis zu 90 % der Bienenstöcke zerstört.<br />
>> 18
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>, Chefredaktor<br />
Ein harter Kampf zur Rettung der Reinheit und Stille unserer Berge und ihrer<br />
kostbaren, zerbrechlichen Natur, der Kampf zur Rettung unseres weltberühmten<br />
Erholungstourismus mit seinen hunderttausenden von Arbeitsplätzen steht uns<br />
bevor : es ist der Kampf gegen die unseligen F/A-18, diese für unser Land überdimensionierten<br />
Kampfbomber, die mit ihrem höllischen Lärm und ihrer enormen<br />
Umweltverschmutzung jahraus jahrein die schönsten Erholungsgebiete unseres<br />
Landes verpesten.<br />
Am 24. Februar 2008 kann das Schweizervolk diesem Unheil ein Ende bereiten –<br />
mit dem JA zur Initiative gegen den Kampfjetlärm in touristisch genutzten Erholungsgebieten<br />
in Friedenszeiten. Im ureigensten, übergeordneten Interesse unseres<br />
Landes muss das JA obsiegen !<br />
Mit dem JA zur genannten Initiative können wir unsere Berge, die heute vom<br />
Lärmterror der F/A-18 heimgesucht werden, als lebensnotwendige Oase intakter<br />
Natur, als Erholungsgebiet von unbezahlbarem, unersetzlichem Wert für uns und<br />
die Nachwelt bewahren.<br />
Es ist hinlänglich bekannt : um diesen Terror, diesen unsinnigen Krieg gegen das<br />
eigene Volk und gegen die Umwelt weiterführen zu können, um die grotesken<br />
Fehlplanungen, die zu diesem hirnverbrannten Lärm- und Verschmutzungsterror<br />
geführt haben, zu vertuschen und wegzuleugnen, wird von der Kanzel der<br />
Armeeleitung herab wie Gotteswort verkündet, für die Luftwaffe sei jeden Tag<br />
Ernstfall, jede Stunde, jede Minute müsse die Schweiz gegen einen Ueberraschungsangriff<br />
gewappnet, durchtrainiert sein.<br />
Stellt man die Frage : Wo nistet denn unser Feind ? Aus welchem europäischen<br />
Hinterhalt wird dieser geisterhafte Feind seine Flugzeuge aufsteigen und seine<br />
Armeen gegen die Schweiz losmarschieren lassen ?… dann wird in den obers-<br />
Gegen die Verlärmung und Verpestung unserer schönsten<br />
Erholungs- und Tourismusregionen<br />
Stimmen wir JA zur Initiative<br />
«Gegen Kampfjetlärm in touristisch genutzten<br />
Erholungsgebiete»<br />
JFW | Editorial<br />
Editorial<br />
ten Etagen unserer Armee irgend etwas von Bomben legenden Terroristen oder<br />
ähnlichen Menschenfrevlern gestottert. Eine andere Antwort gibt es nicht.<br />
Die Erfahrung hat es uns leider gelehrt: die Armeeleitung wird nie zugeben, dass<br />
der Kauf der F/A-18, dieser lärmintensivsten Höllenmaschinen der Welt, konzipiert<br />
für amerikanische Flugzeugträger, aber nicht für unsere engen Bergtäler,<br />
eine monströse Fehlanschaffung war, und dass das Stationierungskonzept der<br />
Luftwaffe mit seiner Reduktion von 15 Militärflugplätzen auf drei : Meiringen,<br />
Sion und Payerne, auch nach Ansicht hochgradiger Offiziere ein ebenso monumentaler<br />
Irrtum ist.<br />
Der nachstehende Bericht, « Schluss mit dem Lärmterror gegen die Schweizer<br />
Bevölkerung » zeigt klar und deutlich, dass unsere Militärleitung in ihrem Prestigewahn<br />
offensichtlich bereit ist, unsere unersetzliche Alpenwelt, unsere schönsten<br />
Ferienregionen, klar ausgedrückt: den Schweizer Erholungstourismus, also<br />
die Existenzgrundlage ganzer Bevölkerungsteile, einem verfehlten, grössenwahnsinnigen<br />
Verteidigungssystem zu opfern. Während sie mit ihren F/A-18 in<br />
verantwortungsloser Weise den katastrophalen Klimawandel vorantreibt.<br />
Am Stimmvolk, also an uns allen, liegt es jetzt, unsere verblendeten Militärs zur<br />
Vernunft zu bringen mit einem klaren JA zur Initiative : In Friedenszeiten dürfen<br />
in touristisch genutzten Erholungsgebieten keine Kampfjetmanöver durchgeführt<br />
werden.<br />
Retten wir unsere Bergwelt, unsere kostbarsten Erholungsgebiete, retten wir<br />
unseren Tourismus und seine hunderttausende Arbeitsplätze mit einem klaren Ja<br />
zur Initiative !<br />
3<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>
4 JFW | Schweiz<br />
<strong>Franz</strong>-<strong>Weber</strong>-Initiative gegen Kampfjetlärm in touristisch genutzten<br />
Erholungsgebieten in Friedenszeiten<br />
Schluss mit dem Lärmterror<br />
gegen die Schweizer<br />
Bevölkerung!<br />
- Mit dem neuen Stationierungskonzept der Luftwaffe<br />
im Rahmen der Armeereform XXI hat sich unsere Armeeleitung<br />
empfindlich ins eigene Fleisch geschnitten.<br />
- Mit ihrem Höllenlärm und ihrer gravierenden Umweltverschmutzung<br />
fügen die Kampfjets den Tourismus-<br />
und Erholungsgebieten des Berner Oberlandes<br />
und dem Wallis enormen, nicht wieder gutzumachenden<br />
Schaden zu.<br />
- Eine sonore Folter und Vernichtung wirtschaftlicher<br />
und ökologischer Werte, die nicht länger geduldet werden<br />
können. Unterstützen Sie unsere Initiative gegen<br />
Kampfjetlärm in Friedenszeiten ! Sie richtet sich nicht<br />
gegen die Armee, sondern gegen deren Auswüchse.<br />
Stimmen Sie Ja zu dieser Initiative, stimmen Sie Ja im<br />
übergeordneten Interesse der Schweiz !<br />
- Dies umso mehr, als in wenigen Jahren die auszumusternden<br />
„Tiger“ für drei Milliarden durch 30 neue,<br />
noch lautere, noch umweltbelastendere Kampfjets ersetzt<br />
werden sollen !<br />
- Hinter scheinbar transparenten und unfehlbaren Argumenten<br />
hält unsere Armeeleitung die Bevölkerung<br />
zum Narren.<br />
Als die schweizerische Bevölkerung<br />
am 6. Juni 1993 der<br />
Beschaffung der Kampfflugzeuge<br />
F/A-18 zustimmte, war<br />
keine die Rede davon, dass<br />
diese ohrenbetäubenden Höllenmaschinen<br />
ausgerechnet<br />
in den empfindlichsten und<br />
schönsten Tourismusregionen<br />
unseres Landes stationiert<br />
würden. Im Namen einer<br />
modernen Flugabwehr<br />
zur Erfüllung der verfas-<br />
sungsmässigenVerteidigungsaufgaben der Armee<br />
war das Schweizervolk mit<br />
dem Kauf von 34 F/A-18 einverstanden.<br />
Vierzehn Jahre<br />
später hat dann das Departement<br />
für Verteidigung, Bevölkerungsschutz<br />
und Sport<br />
(VBS) klammheimlich, da<br />
nur die Kantonsbehörden,<br />
nicht aber die Bürgerinnen<br />
und Bürger konsultiert wurden,<br />
ein neues Stationie-<br />
rungskonzept für die Kampfjets<br />
durchgesetzt, das selbst<br />
von Militärexperten als unsinnig<br />
und als offensichtliche<br />
Fehlplanung gebrandmarkt<br />
wird.<br />
Die Verantwortlichen dieses<br />
Stationierungskonzepts sind<br />
Bundesrat Samuel Schmid,<br />
Chef des VBS, und Korpskommandant<br />
Christoph Keckeis,<br />
dessen Führung der Armee in<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
den letzten vier Jahren zur<br />
Genüge bewiesen hat, dass er<br />
mehr impulsiv als überlegt<br />
handelt.<br />
Seit Jahren schon leiden die<br />
Tourismus- und Erholungsgebiete<br />
unter den schweren,<br />
nicht zu ermessenden Folgen<br />
dieser Fehlplanung und ihren<br />
nachhaltig schädlichen Auswirkungen<br />
auf die Umwelt.<br />
Ein Skandal von nationalem<br />
Ausmass<br />
Bedrängt von der Pflicht, ihre<br />
Aufgabe zu erfüllen, und unter<br />
dem Zwang, die Kosten radikal<br />
zu senken, bastelten die<br />
Armeestrategen und das VBS<br />
in aller Eile ein Konzept ohne<br />
jede Rücksicht auf die betroffene<br />
Bevölkerung, ihre Umwelt,<br />
ihre Gesundheit und ihre<br />
Wirtschaft. Fazit : die<br />
Konzentration der Kampfjets<br />
auf nur drei Militärflugplätze<br />
Zwei F/A-18 überfliegen in niedriger Höhe Zermatt – im Angesicht des Matterhorns,<br />
dem Symbol der Schweiz par excellence, mitten im schönsten touristischen Erholungsgebiet.<br />
Der donnernde, schraubende, bohrende Lärm ist unerträglich
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
(Meiringen, Sion und Payerne)<br />
hat eine massive Zunahme<br />
der Flugbewegungen in<br />
diesen Regionen und der damit<br />
verbundenen höllischen<br />
Belästigungen zur Folge.<br />
Das Problem des Kampfjet-<br />
Terrors ist also keinesfalls die<br />
„untergeordnete Angelegenheit“,<br />
als die es das VBS und<br />
die Militärs darstellen möchten,<br />
sondern ein Skandal von<br />
nationaler Dimension. Es ist<br />
ein akutes Problem, das nicht<br />
nur die Bevölkerung der betroffenen<br />
Regionen angeht,<br />
sondern das ganze Land. Das<br />
ganze Land muss an der Volkabstimmung<br />
vom 24. Februar<br />
2008 mit einem Ja zur <strong>Franz</strong>-<br />
<strong>Weber</strong>-Initiative für den<br />
Schutz dieser Regionen einstehen,<br />
dieser unersetzlichen<br />
Erholungsgebiete, die heute<br />
von der Luftwaffe unter dem<br />
Vorwand der Landesverteidigung<br />
jahraus jahrein brutal<br />
angegriffen und geschädigt<br />
werden.<br />
Lügen am Laufmeter<br />
Die Verfechter des Kampfjet-<br />
Terrors sind Meister im Vertuschen,<br />
Vernebeln und Ableugnen<br />
der jetzigen und<br />
zukünftigen Realität.<br />
So wurde dem Volk unter anderem<br />
jahrelang vorgegaukelt,<br />
unsere Alpenflugplätze<br />
würden nur von schweizerischen<br />
Militärmaschinen benutzt<br />
– bis am 12. April 2007<br />
der Absturz eines deutschen<br />
Jagdflugzeugs vom Typ Tornado<br />
auf Schweizer Boden<br />
das Gegenteil bewies! Wäre<br />
das Unglück nicht im tiefen<br />
Lauterbrunnental, in unmittelbarer<br />
Nähe der Tourismusgebiete<br />
von Wengen, Kleiner<br />
Scheidegg und Jungfraujoch<br />
geschehen, hätte die schweizerische<br />
Bevölkerung treuherzig<br />
weiterhin geglaubt,<br />
dass in unserem Land keine<br />
ausländischen Militärjets flie-<br />
gen ! Nach dem Unglück<br />
überschlugen sich Luftwaffe<br />
und VBS förmlich im Bemühen,<br />
diese Flüge als allgemein<br />
bekannte, völlig normale<br />
und banale Tatsache<br />
hinzustellen !<br />
Sie behaupten, die Kampfjetfliegerei<br />
sei unerlässlich, um<br />
die Lufthoheit, die Unabhängigkeit<br />
und die Neutralität<br />
der Schweiz zu garantieren<br />
und damit unser Land zu<br />
schützen. Zu schützen vor<br />
welchem Feind, vor welcher<br />
Bedrohung? Bevor man unsere<br />
Tourismus- und Erholungsgebiete<br />
durch den Lärm und<br />
die Umweltverschmutzung<br />
der Kampfjets unwiderruflich<br />
schädigt, wäre es wohl mehr<br />
als angebracht, diese Frage<br />
klar zu beantworten. Doch<br />
selbst Militärstrategen und<br />
Experten der Sicherheitspolitik<br />
bestätigen: Die Gefahr eines<br />
Militärangriffs von aussen,<br />
die den Einsatz von<br />
Kampfflugzeugen rechtfertigen<br />
würde, ist winzig und<br />
heute praktisch inexistent.<br />
Gefährliche Spielzeuge für<br />
nostalgische Paranoiker<br />
Man kann sich fragen, ob das<br />
Drohen mit der Gefahr eines<br />
Militärangriffs etwas anderes<br />
ist als ein nur allzu offenkundiges<br />
politisches Manöver<br />
nostalgischer Militärs, die<br />
sich nach der „guten alten<br />
Zeit“ des Kalten Krieges zurücksehnen.<br />
Sie wollen mit<br />
ihren ruinösen Grössenwahnspielzeugenweiterspielen<br />
– obwohl die Gefahr, dass<br />
ein Jagdflugzeug über einem<br />
Wohngebiet abstürzt (zum<br />
Beispiel in Sion, wo der<br />
Kriegsflugplatz praktisch mitten<br />
in der Stadt liegt) bedeutend<br />
grösser ist als das Risiko<br />
eines feindlichen Angriffs auf<br />
unser Land. Im Namen der<br />
Unabhängigkeit und der Neutralität<br />
soll es die Schweiz mit<br />
einer High-Tech-Armee den<br />
grossen Nationen gleichtun<br />
und mit hochgestochenen<br />
ruinösen Systemen, die in<br />
keiner Weise gerechtfertigt<br />
sind und der Umwelt und der<br />
Attraktivität unseres Landes<br />
direkten Schaden zufügen.<br />
In ihrer ungezügelten Paranoia<br />
erwägen die Befürworter<br />
des Kampfjetlärms gar den angeblich<br />
notwendigen Schutz<br />
JFW | Schweiz<br />
Die Konzentration der Kampfjets auf nur noch drei Flugplätze (Meiringen, Sion und Payerne)<br />
macht die Situation so unerträglich wie absurd.<br />
5<br />
gegen hypothetische ballistische<br />
Raketen. Ja, warum<br />
nicht gleich ein Raktenabwehrschild<br />
nach amerikanischem<br />
Muster?<br />
Wirklichkeitsfremd und<br />
blind<br />
Mit Vorliebe wird im Hinblick<br />
auf die Schweiz auch der Terrorismus<br />
beschworen. Das<br />
Thema ist leider in Mode und<br />
Wissenschaftliche Beweise<br />
Das GaE-Institut hat Karten erstellt, die die Lärmbelastung durch den<br />
Start eines Tiger F-5E und einer F/A-18 visualisieren. Die Bilder sprechen<br />
für sich und geben all jenen Unrecht, die behaupten, dieser entsetzliche<br />
Kriegsmaschinenlärm sei erträglich und zumutbar.<br />
Lärmbelastung in der Region<br />
Brienz-Meiringen durch<br />
den Start eines Tiger F-5E<br />
…<br />
… und Lärmbelastung in<br />
derselben Region durch<br />
den Start einer F/A-18.
6 JFW | Schweiz<br />
im politischen Diskurs sehr<br />
wirksam. Mögliches Szenario:<br />
Eine Terroristenorganisation<br />
will die Schweiz angreifen<br />
– wie würde sie<br />
vorgehen? Sie würde ein<br />
Kommando beauftragen, unauffällig<br />
und überraschend<br />
zu agieren, mit Bombenlegen<br />
oder Selbstmordanschlägen –<br />
aber ganz bestimmt nicht vor<br />
laufender Kamera, das heisst<br />
gut sichtbar auf den Radarschirmen<br />
unseres F/A-18-Geschwaders<br />
!<br />
In einem solchen Fall wären<br />
Jagdflugzeuge nach Ansicht<br />
der erwähnten Sicherheitsex-<br />
„Das neue Konzept für die Stationierung<br />
der Kampfjets ist eine<br />
Fehlplanung.“<br />
Ein Militärexperte,<br />
der anonym bleiben will<br />
perten von keinerlei Nutzen.<br />
Die Hilflosigkeit der US Air<br />
Force anlässlich der Attentate<br />
vom 11. September 2001 in<br />
New York, im Herzen der<br />
grössten technologisch-militärischen<br />
Macht der Welt, hat<br />
dies vor der ganzen Welt mit<br />
aller Deutlichkeit illustriert.<br />
Deshalb dürfen wir uns in unserer<br />
kleinen Schweiz, obwohl<br />
wir natürlich die Grössten<br />
und die Besten und die<br />
Schlausten sind, keinen Illusionen<br />
hingeben. Die F/A-18<br />
würden zu spät eintreffen<br />
oder gerade noch rechtzeitig,<br />
um ein paar Luftbilder zu<br />
schiessen ! Dennoch tischt<br />
man dem Schweizervolk unter<br />
dem Deckmantel der sogenannten<br />
„Produktion von<br />
Sicherheit“ das Märchen vom<br />
undurchlässigen Luftschirm<br />
auf !<br />
Wie es mit der Verteidigung<br />
der Lufthoheit, der Unabhängigkeit<br />
und der Neutralität<br />
der Schweiz bestellt ist, sieht<br />
man am Beispiel der Folter-<br />
maschinen der CIA, die „unbemerkt“<br />
auf schweizerischen<br />
Flughäfen landeten,<br />
und der NATO-Transportflugzeuge,<br />
die unbehelligt den<br />
schweizerischen Luftraum<br />
durchqueren…<br />
Wie die Armee zur Rechtfertigung<br />
ihrer Auswüchse<br />
neue Aufgaben erfindet<br />
Um ihre Existenz und ihre Bedürfnisse<br />
zu rechtfertigen, erfindet<br />
sich die Armee laufend<br />
neue Aufgaben. So lässt sie<br />
sich im Namen der sakrosankten<br />
„Produktion von Sicherheit“<br />
polizeiliche Aufgaben<br />
zuweisen, luftpolizeiliche<br />
Missionen, die ihr sehr gelegen<br />
kommen, um ein ganzes<br />
Dispositiv aufzustellen und<br />
die F/A-18 permanent fliegen<br />
zu lassen, wie beispielsweise<br />
Fakten<br />
während des World Economic<br />
Forum (WEF) in Davos. Es sei<br />
an dieser Stelle daran erinnert,<br />
dass das WEF eine private<br />
Veranstaltung ist, die nur<br />
deshalb in der Schweiz stattfindet,<br />
weil die Organisatoren<br />
hier ansässig sind. Und letztlich<br />
gewährleistet die Armee<br />
die Sicherheit des WEF, weil<br />
die Politiker es so wollen.<br />
Werden die F/A-18 nun auch<br />
an der Euro 2008 die Sicherheit<br />
der Stadien von Genf, Basel,<br />
Bern und Zürich „produzieren“?<br />
Es liegt auf der Hand,<br />
dass die Armee und das VBS<br />
mit einem solchen Reklamecoup<br />
die Sympathie grosser<br />
Bevölkerungskreise für sich<br />
gewinnen und die riesige Gemeinschaft<br />
der Fussballfans<br />
nachhaltig beeindrucken<br />
könnten.<br />
■ Eine F/A-18 startet mit 7 200 Litern Kerosin, die innert einer halben Stunde verbrannt<br />
sind. Bei 13 200 Flügen pro Jahr werden enorme Mengen von CO2 und Zehntausende<br />
Tonnen hochgiftiger Chemikalien und Feinstaub in das Ökosystem ausgestossen.<br />
■ Die Kampfjets erzeugen mitten in Friedenszeiten absolut unverhältnismässige Belästigungen,<br />
die die Wirtschaft, das Leben in den betreffenden Regionen und die Gesundheit<br />
ihrer Einwohner schädigen.<br />
■ Die Kampfjets zerstören das Image und den Ruf der Schweiz als friedliches und gastfreundliches<br />
Land, indem sie den abstossenden Eindruck eines Landes im Kriegszustand<br />
vermitteln.<br />
■ Der Chef der Armee, Korpskommandant Christophe Keckeis, hat sich immer damit<br />
gebrüstet, „Sicherheit zu produzieren“. Was die Kampfjets, auf die er so versessen ist,<br />
aber im Gegenteil produzieren, sind schwerste Belästigungen, die die Umwelt, die touristischen<br />
Erholungsgebiete, das Image und den Ruf der Schweiz schwer treffen. – Wer<br />
hat hier „Sicherheit“ gesagt?<br />
■ Wirtschaftlich gesehen würde die Anlage von Golfplätzen mehr einbringen als Militärflugplätze.<br />
■ In fünf bis sieben Jahren wird der „Tiger F-5E“ durch Jagdflugzeuge ersetzt, die bis<br />
fünfmal mehr Lärm produzieren.<br />
■ Es gibt andere Orte als das Herzstück des Schweizer Tourismus, um diese unerträglich<br />
lärmenden, umweltverschmutzenden, Mensch und Tier terrorisierenden Maschinen<br />
fliegen zu lassen.<br />
■ Allein die Gemeinde Hasliberg muss 2007 wegen des Wertverlustes ihres Immobilenparks<br />
steuerliche Einbussen von über einer Million Franken verzeichnen.<br />
■ Interessant: Der Bund zahlt Skyguide jährlich 36,5 Millionen Franken für die Kontrolle<br />
des Luftwaffenverkehrs.<br />
■ Die Präsidenten mehrerer Gemeinden des Berner Oberlands haben vom VBS Bauaufträge<br />
erhalten und warten auf die nächsten, wenn es die Infrastrukturen den<br />
Bedürfnissen des „Tiger-F-5E“-Nachfolgers anzupassen gilt.<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Im Argumentenkatalog der<br />
Kampfjetlärmbefürworter<br />
sucht man vergebens nach<br />
Dezibelmessungen und<br />
Lärmbelastungskarten. In<br />
Nebel gehüllt wird auch die<br />
Tatsache, dass die Schweiz<br />
neben Meiringen, Sion und<br />
Payerne noch über eine ganze<br />
Reihe weiterer Militärflugplätze<br />
verfügt, so zum Beispiel<br />
Emmen, Alpnach,<br />
Buochs, Mollis und Dübendorf,<br />
Flugplätze, die im Geiste<br />
echt freundeidgenössischer<br />
Gesinnung zu einer<br />
Verteilung der Belastungen<br />
beitragen könnten.<br />
Die ganze Lärmbelastung<br />
wird, da sie unvertretbar ist,<br />
als Problematik von der Armeeleitung<br />
ignoriert. Obwohl<br />
das Verteidigungsdepartement<br />
in seinen öffentlichen<br />
Auftritten immer wieder und<br />
ganz ausdrücklich gesteht:<br />
„Die Armee ist sich der Auswirkungen<br />
des Fluglärms bewusst“,<br />
sind ihre Zugeständnisse<br />
an die gequälte und<br />
aufgebrachte Zivilbevölkerung<br />
derart lächerlich, dass<br />
sie einer Verhöhnung ihrer<br />
Anliegen gleichkommen.<br />
Kein Wort über die künftigen<br />
Belastungen<br />
Es ist bekannt, dass in wenigen<br />
Jahren der „Tiger F-5“<br />
ausgemustert und ersetzt<br />
werden muss. Wenn das Parlament<br />
das Waffenprogramm<br />
unterstützt, wird eine neue<br />
Maschine angeschafft, die<br />
von 2013 bis 2015 operativ<br />
sein wird – eine Ausgabe von<br />
3 Milliarden Franken für ungefähr<br />
dreissig Flugzeuge!<br />
Die Wahl wird auf einen der<br />
vier folgenden Kampfjets fallen:<br />
den schwedischen „Gripen“,<br />
den „Eurofighter“ des<br />
Konsortiums EADS, die „Super<br />
Hornet F/A-18 E/F“ von<br />
Boeing oder die französische<br />
„Rafale“. Was die Armee aber<br />
sorgfältig verschweigt, sind
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
die ungleich höheren Umweltbelastungen,<br />
die der<br />
Wechsel mit sich bringt. Jeder<br />
dieser Flugzeugtypen ist<br />
durchschnittlich drei- bis<br />
fünfmal lauter als der „Tiger<br />
F-5“!<br />
Wenn die Militärs sich über<br />
den Lärm der Flugzeuge besorgt<br />
geben, so zweifellos vor<br />
allem, um die Bevölkerung<br />
einzuwickeln. „Die Herren<br />
„Meine Initiative richtet sich nicht<br />
gegen die Armee, sondern gegen<br />
die Auswüchse der Armee.“<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />
waren gar nicht stolz! Sie haben<br />
viel Verständnis gezeigt!“<br />
heisst es etwa nach gnädig gewährten<br />
Besprechungen mit<br />
Armeevertretern, die zum Xten<br />
Mal ausser Versprechungen<br />
nichts bringen. Aber es<br />
ist dann relativ leicht, eine<br />
von Schaulustigen umstandene<br />
F/A-18 zu zeigen mit der<br />
Legende, die Mehrheit der<br />
Bevölkerung unterstütze die<br />
Luftwaffe – was absolut nicht<br />
zutrifft!<br />
Nein, es ist leider nicht mehr<br />
möglich, den Militärbehör-<br />
den und ihren Vertretern zu<br />
vertrauen. Im Berner Oberland<br />
hatten sie sich verpflichtet,<br />
während der touristisch<br />
besonders wichtigen<br />
Sommersaison, keine lärmigen<br />
und umweltschädlichen<br />
Flüge durchzuführen. Leere<br />
Worte ! 2007 wurden ausgerechnet<br />
im Sommer Wiederholungskurse<br />
durchgeführt!<br />
Eine nerventötende Lärmfolter<br />
mitten in der touristischen<br />
Hochsaison! Es sind<br />
die Hoteliers von Brienz, die<br />
über ihren Verein diesen<br />
grossen Betrug angeprangert<br />
haben.<br />
Mangels Argumenten wird<br />
mit dem „grounding“ der<br />
Luftwaffe gedroht<br />
Es gehört zu ihrer Politik der<br />
Täuschung und der Irreführung,<br />
dass die Befürworter<br />
des Kampfjetlärms mit Übertreiben<br />
und Drohen Gefühle<br />
von Angst und Unsicherheit<br />
in der Bevölkerung schüren.<br />
Das ominöse Wort „grounding“<br />
genügt, um in den Bürgern<br />
die Angst und Schmach<br />
und Panik des Swissair-Debakels,<br />
das tiefe Wunden in<br />
ihrem Selbstwertgefühl hinterlassen<br />
hat, wachzurufen.<br />
So droht die Armeeleitung<br />
jetzt ohne Umschweife mit<br />
Das Personal des Luftwaffenstützpunkts Sitten (im Jahr 2003). Ungefähr 150 Angestellte,<br />
die nur 0,2 % der erwerbstätigen Bevölkerung im Zentralwallis ausmachen<br />
einem „grounding“ der Luftwaffe,<br />
falls die Initiative angenommen<br />
werde.<br />
Als gäbe es in der Schweiz<br />
und im Ausland nicht genügend<br />
andere Lufträume, wo<br />
die Piloten trainieren können!<br />
Als verfügte die Armee<br />
nicht bereits über einen Riesenbestand<br />
an Simulatoren,<br />
um den sie andere Armeen<br />
übrigens beneiden!<br />
JFW | Schweiz<br />
Von überall hagelt es Proteste –<br />
das Problem ist gravierend!<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> und seine Stiftung sind nicht die einzigen, die gegen diese unerträgliche,<br />
monströse Situation, gegen den Höllenlärm, der dem Schweizer Volk aufgezwungen<br />
wird, zu Felde ziehen. Die Anwohner haben Vereinigungen und Interessengemeinschaften<br />
gegründet, klarsichtige Volksvertreter und Politiker lehnen sich<br />
auf und sorgen sich um die Zukunft ihrer Region, Universitätsprofessoren und<br />
Experten in Wirtschaftswissenschaft haben Studien durchgeführt (deren Resultate<br />
beängstigend sind), die Medien haben sich des Themas angenommen und stossen<br />
immer wieder auf Sachverhalte, die anderswo nicht möglich wären, und sogar Fachoffiziere<br />
und Militärexperten verurteilen die Absurdität des neuen Stationierungskonzepts.<br />
■ In Sitten ist die Vereinigung der Anwohner des Flugplatzes Sion ARAS (Association<br />
des Riverains de l’Aéroport de Sion) sehr aktiv. Sie hat beim Bundesrat eine Petition<br />
eingereicht und ist VBS-Chef Samuel Schmid kühn entgegengetreten, als dieser<br />
nach Sion kam, um die bis 2010 vorgesehene Anzahl Flugbewegungen anzukündigen.<br />
■ Ebenfalls auf die Barrikaden geht der Verein Wallis Tourismus, der sich für einen<br />
qualitativ hochstehenden und umweltgerechten, auf nachhaltiger Entwicklung<br />
basierenden Tourismus einsetzt.<br />
■ In Meiringen existiert seit bald vier Jahren die Interessengemeinschaft für weniger<br />
Fluglärm (IGF). Sie fordert eine Reduktion der Anzahl Flüge und vor allem eine<br />
strenge Begrenzung der Nachbrennerstarts auf dreissig pro Jahr. Da sich die IGF von<br />
den Behörden nicht ernst genommen fühlt, verdoppelt sie ihre Anstrengungen, um<br />
ihre Argumente geltend zu machen. Sie unterstützt <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s Initiative „Gegen<br />
Kampfjetlärm in Tourismus- und Erholungsgebieten in Friedenszeiten“ rückhaltlos<br />
und in aller Offenheit.<br />
■ In Brienz werden die im Hotelierverein Brienz zusammengeschlossenen Hoteliers<br />
jedes Mal, wenn die Kampfflugzeuge zu ihren Übungen starten, mit der Kritik und<br />
den Reklamationen der Gäste konfrontiert. Ihr Unmut richtet sich speziell gegen die<br />
Rekrutenschulen und Wiederholungskurse, die in diesem Jahr trotz ihrer Proteste<br />
sogar während der Hochsaison durchgeführt wurden! Die Hoteliers ermuntern ihre<br />
Gäste, direkt an das VBS zu schreiben – schweren Herzens zwar, denn sie wissen,<br />
dass das die Gäste nicht daran hindern wird, sich ein nächstes Mal für ein anderes<br />
Ferienziel zu entscheiden.<br />
■ In Dübendorf wurde der Verein Forum Flugplatz Dübendorf gegründet mit dem<br />
Ziel, den militärischen Flugbetrieb, der vom Flugplatz Dübendorf abgezogen wurde,<br />
wieder zurückzuholen. Ein Vorstoss, der weitgehend begrüsst wird, denn er würde<br />
zumindest ermöglichen, Meiringen und das Berner Oberland von einem Teil der Flüge<br />
zu entlasten, unter denen die Region heute leidet.<br />
7<br />
In ihrer Inkohärenz behaupten<br />
die Armeeleiter alles<br />
und auch das Gegenteil.<br />
Wenn man sie so hört, wäre<br />
das Verbot von Militärflügen<br />
in touristischen Erholungsgebieten<br />
in Friedenszeiten<br />
eine gravierende Gefahr für<br />
die Lufthoheit, die Unabhängigkeit<br />
und die Neutralität<br />
der Schweiz, da die Piloten<br />
angeblich keine Trainingsmöglichkeiten<br />
mehr hätten.
8 JFW | Schweiz<br />
Die Gesundheit der Anwohner ist direkt bedroht!<br />
In seiner Studie über die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen<br />
des Flugplatzes Sitten (Etude d’impact économique, social et environnemental sur<br />
l’aérodrome de Sion), widmet Wirtschaftswissenschaftler Dr. Gilbert Eggimann ein<br />
ganzes Kapitel den Lärmbelästigungen und ihren gravierenden, schädigenden Folgen<br />
für das Individuum. Einige Auszüge:<br />
■ Die Lärmbelastung ist zu einem sozialen Problem geworden (…), das vor allem<br />
die benachteiligten Menschen trifft.<br />
■ Diese Verschmutzung der „akustischen Landschaft“ und die Gefahr, die sie für<br />
die Gesundheit der Bevölkerung darstellt, werden von den Entscheidungsträgern<br />
unterschätzt, von denen übrigens sehr viele über die nötigen finanziellen Mittel verfügen,<br />
um dem Lärm zu entgehen.<br />
■ Zitat aus „Energie et environnement“, dem Informationsmagazin des Bundes<br />
und der welschen Kantone (<strong>Nr</strong>. 13, Frühling/Sommer 2004, Seite10):<br />
■ „Man weiss, dass Lärm den Schlaf und die Konzentrationsfähigkeit stört. Aber<br />
laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt exzessiver Lärm auch zu erhöhtem<br />
Blutdruck und zu einer Verschlimmerung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
weil der Körper mehr Stresshormone produziert. Medizinische Statistiken zeigen,<br />
dass empfindliche oder kranke Menschen sogar daran sterben können.“<br />
Dabei sagt der Initiativtext<br />
unmissverständlich : In touristisch<br />
genutzten Erholungsgebieten<br />
dürfen in Friedenszeiten<br />
keine militärischen<br />
Übungen mit Kampfjets<br />
durchgeführt werden.<br />
Die Initiative betrifft also lediglich<br />
die klar definierten<br />
und begrenzten Erholungsgebiete<br />
der Schweiz, wobei<br />
auch diese Regionen nicht<br />
das ganze Jahr touristisch<br />
genutzt werden. Sowohl<br />
räumlich wie zeitlich bleibt<br />
für die Luftwaffe genügend<br />
Spielraum, um mit einem<br />
neu überdachten Stationierungskonzept<br />
das Problem<br />
zu lösen.<br />
Die gleichen Militärs beklagen<br />
einen Mangel an F/A-18-<br />
Piloten für die Wahrnehmung<br />
ihrer luftpolizeilichen<br />
Aufgaben. Wie kann dann<br />
die Armee die Lufthoheit sichern,<br />
wenn sie nicht über<br />
genügend Einsatzkräfte verfügt?<br />
Aber es kommt noch besser.<br />
Beim WEF 2006 mussten die<br />
F/A-18 wegen schlechtem<br />
Wetter (Schnee und Eis) –<br />
wegen ungeeigneter Bedingungen,<br />
wie die Militärs sagten<br />
– statt von Meiringen<br />
von Payerne aus starten. Das<br />
allein zeigt die Abwegigkeit<br />
des Stationierungskonzepts<br />
der Luftwaffe : Drei Schnee-<br />
15 Lärmbeweise auf Internet: www.ffw.ch<br />
Auf ihrer Website - www.ffw.ch - hat die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> 15<br />
Videosequenzen aufgeladen. Hören Sie mit, was diese Regionen ertragen<br />
müssen. Die Aufnahmen wurden ohne Tricks gefilmt. Sie reflektieren<br />
die strikte, absolute Realität.<br />
Hören Sie sich diesen schrecklichen Lärm an, informieren Sie Ihr<br />
Umfeld.<br />
Unter www.ffw.ch!<br />
flocken und ein bisschen<br />
Glatteis, und schon sind die<br />
sakrosankte Lufthoheit, die<br />
Unabhängigkeit und Neutralität<br />
der Schweiz in Frage gestellt<br />
! Ein Märchen für<br />
mehr als 3,5 Milliarden<br />
Franken!<br />
Die Luftwaffe manipuliert<br />
die Wirtschaftsdaten<br />
Die Militärs behaupten weiter,<br />
der Betrieb der Flugplätze<br />
Meiringen und Sion sei<br />
wirtschaftlich sehr einträglich,<br />
weil er Arbeitsplätze<br />
schaffe.<br />
Diesen Arbeitsplätzen – Sion<br />
beispielsweise beschäftigt<br />
ca. 150 Personen, nicht alle<br />
vollzeitlich, d. h. 0,2 Prozent<br />
der erwerbsfähigen Bevölkerung<br />
des Zentralwallis, plus<br />
ein halbes Dutzend Hunde –<br />
stehen die nicht wieder gutzumachenden<br />
Schäden gegenüber,<br />
die die Kampfjets<br />
der Wirtschaft dieser Regionen<br />
zufügen, indem sie doppelt<br />
so viele Arbeitsplätze<br />
vernichten! Die Studie „Valeur<br />
ajoutée du tourisme et<br />
emploi en Valais“ (Touristische<br />
Wertschöpfung und Beschäftigung<br />
im Wallis) zeigt,<br />
dass durch den blossen<br />
Rückgang der Touristen im<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Nachbrennerstart einer F/A-18 der US-Marines (US-Maschine von einem Flugzeugträger)<br />
Zentralwallis um zwei Prozent,<br />
mehr Arbeitsplätze<br />
verloren gehen, als von der<br />
Luftwaffe angeboten werden!<br />
Hinzu kommt der sinkende<br />
Umsatz im Tourismus, in der<br />
Hotellerie und im lokalen<br />
Gewerbe und der Wertverlust<br />
der Liegenschaften, d.<br />
h. der Grundstücke und bereits<br />
bestehenden Bauten,<br />
der sich wiederum auf die<br />
Gemeinden überträgt (Rückgang<br />
der Einnahmen aus<br />
Liegenschaftssteuern, Vermögensteuer<br />
und Einkommenssteuer).<br />
Doch davon reden die<br />
Kampfjet-Verfechter natürlich<br />
nicht. Man könnte meinen,<br />
dass sie von dieser düsteren,<br />
doch unleugbaren<br />
Wirklichkeit nicht einmal eine<br />
Ahnung haben. Allein in<br />
der Gemeinde Hasliberg beläuft<br />
sich dieser Einnahmeverlust<br />
für das Jahr 2007 auf<br />
mehr als eine Million Franken.<br />
Die Einwohner spekulieren<br />
darüber, dass Golfplätze<br />
viel mehr einbringen<br />
würden als der Militärflugplatz.<br />
In Sion und Umgebung<br />
wird der Wertverlust<br />
des Immobilienparks auf 215<br />
Millionen Franken geschätzt.
10 JFW | Schweiz<br />
Schwere Belastung für Tierund<br />
Pflanzenwelt<br />
Die Kampfjets mit ihrem<br />
ohrenbetäubenden Getöse,<br />
ihrem enormen Ausstoss<br />
an CO2 und anderen hochgiftigen<br />
Substanzen schädigen<br />
das Ökosystem und<br />
die Umwelt in den touristischen<br />
Erholungsgebieten<br />
in höchstem Masse. Wenn<br />
die Bevölkerung jetzt nicht<br />
reagiert, wird die Situation<br />
sich massiv verschlechtern,<br />
umso mehr, als ein<br />
neuer Kampfjet-Typ den<br />
„Tiger“ F-5E ersetzen wird.<br />
Die von den F/A-18 verursachten<br />
Ohren und Nerven zerreissenden<br />
Lärmemissionen und<br />
die tiefgehenden, schreckerregenden<br />
Schwingungen belästigen<br />
und bedrohen die Gesundheit<br />
der Menschen – doch<br />
nicht nur der Menschen. Auch<br />
Haustiere und wild lebende<br />
Tiere sind terrorisiert, nur können<br />
sie sich nicht verständigen<br />
und uns ihre Leiden mitteilen,<br />
stumm warten sie auf eine Be-<br />
■ Kerosin ist ein Gemisch aus atmosphärischer Destillation<br />
von Erdöl. Es wird hauptsächlich als Treibstoff für Flugzeuge<br />
verwendet. Seine meist verbreitete Version, das Jet A1, wird<br />
in der Zivilluftfahrt verwendet. Die Militärjets des Typs F/A-<br />
18 fliegen mit JP-8, dem man Zusätze wie Frostschutz-,<br />
Antikorrosions- und Antistatikmittel sowie Schmierstoffe<br />
beimischt.<br />
■ Kerosin besteht aus aliphatischem Kohlenwasserstoff<br />
(80%) und aromatischem Kohlenwasserstoff (15%), aus<br />
chemischer Sicht also hauptsächlich aus Kohlen- und Wasserstoff.<br />
Die Verbrennung des Kerosins produziert Kohlendioxid<br />
(CO2), Wasserdampf (HO2), Kohlenmonoxid (CO) und<br />
Stickoxid (NO2). Neben der Verschmutzung durch Kohlen-<br />
Restbestände haben Stickoxid und Wasserdampf (welcher<br />
wegen den tiefen Temperaturen in dieser Höhe sofort in<br />
Eispartikel umgewandelt wird) eine direkte Auswirkung auf<br />
die natürlichen chemischen Zyklen. So belasten sie konkret<br />
die berühmte Ozonschicht. Alles in allem ist der Flugverkehr<br />
ein wichtiger Faktor in der Verursachung des Klimawandels.<br />
ruhigung, oder fliehen, oder<br />
verstecken sich, starr vor<br />
Angst.<br />
Pflanzen, Kulturen und Wälder,<br />
Erdboden und Berge werden<br />
ebenfalls schwer getroffen von<br />
den Auswirkungen dieser<br />
übermässigen Militärfliegerei.<br />
Die Reaktoren dieser Höllenmaschinen<br />
sind nicht nur unerträglich<br />
laut, sondern belasten<br />
die Umwelt extrem. Sie<br />
brauchen Kerosin, einen mit<br />
schädlichen Substanzen angereicherten<br />
Treibstoff (siehe<br />
Kasten) – ebensogut könnte<br />
man Heizöl in freier Natur verbrennen<br />
! Die Verbrennungsrückstände,<br />
diese schwarzen<br />
Rauchfahnen, beim Ausstoss<br />
aus den Düsen klar erkennbar,<br />
schlagen sich überall in der Natur<br />
nieder ! Auf Pflanzen, Bäumen,<br />
auf kultivierten Feldern,<br />
Felsen, Wasserflächen – kurz:<br />
überall !<br />
Noch schlimmer ist es, wenn<br />
das Nachbrennersystem gezündet<br />
wird. Dieser Vorgang<br />
besteht aus dem Einschiessen<br />
von Kerosin am Ausgang der<br />
Reaktoren beim Starten und erlaubt<br />
eine Erhöhung der<br />
Schubkraft von gut 50 %.<br />
Gleichzeitig jedoch verdoppelt<br />
sich der Brennstoffverbrauch<br />
und mit ihr auch die Umweltverschmutzung<br />
! Und in ihrer<br />
unerschütterlichen Unehrlichkeit<br />
wollen uns die Verantwortlichen<br />
der Luftwaffe sogar<br />
noch weismachen, dies sei eine<br />
besonders wirtschaftliche<br />
Methode, die F/A-18 zu starten!<br />
Bekanntlich ist die Armee nun<br />
einmal kein Vorbild im Sparen<br />
von was auch immer. Kerosin<br />
ist, wie es auch Munition und<br />
andere in Rekrutenschulen<br />
und WK zur Verfügung stehende<br />
„Mittel“ sind, kontingentiert.<br />
Das bedeutet, dass dem<br />
Bataillonskommandanten für<br />
eine gegebene Übung nur eine<br />
beschränkte Menge zur Verfügung<br />
steht. Falls er nicht die<br />
Gesamtmenge braucht, wird<br />
das Kontingent im nächsten<br />
Jahr um den festgestellten Unterschied<br />
reduziert. So wie die<br />
Infanteriebataillone ihre gesamte<br />
Munition verballern,<br />
um sicher zu sein, im nächsten<br />
Kerosin : umweltverschmutzend, gefährlich und teuer<br />
■ Unter den im Kerosin enthaltenen Kohlenwasserstoffen<br />
sind die polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe<br />
(PAK) für ihre krebserregende Wirkung bekannt. Langfristiger<br />
Kontakt oder Einatmen von Kerosindampf erhöht die<br />
Krankheitsraten von Hautkrebs, Bronchial- und Lungentumoren<br />
sowie Blasenkrebs. Nun aber bleibt sogar nach der<br />
Verbrennung in den Auspuffgasen der Jets ein gewisser<br />
Anteil an ungesättigten unverbrannten Kohlenwasserstoffen<br />
(zum Beispiel Butylen) und PAK zurück; die in feinen<br />
und feinsten Teilchen auf die Erde zurückfallen.<br />
■ Kerosin enthält ebenfalls n-Hexan, das als Nervengas<br />
verzeichnet ist (und in Wirklichkeit jene Empfindungen von<br />
Betrunkenheit, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit<br />
verursacht, die beim Einatmen der Kerosindämpfe auftreten)<br />
■ 379'000 Tonnen CO2 für 121 Millionen Franken !<br />
■ Nach Reduzierung beträgt die von der Armee angegebene<br />
Anzahl an Kampfjet-Einsätzen pro Jahr maximal 12'116<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Jahr dieselbe Anzahl an Patronen<br />
zu erhalten, benützen die<br />
Flieger ihr Kerosin-Kontingent<br />
bis auf den letzten Tropfen.<br />
Auch wenn man dabei verschwenderisch<br />
damit umgehen<br />
muss – mit zwar immer<br />
noch militärischen, aber touristisch<br />
angehauchten Flügen<br />
über die Alpen.<br />
Behörden, die diese ungeheuerlichen<br />
Angriffe auf die Umwelt<br />
zulassen, übernehmen eine<br />
schwerwiegende Verantwortung,<br />
umso mehr als mit<br />
dem zukünftigen Einsatz des<br />
„Tiger“-Nachfolgers die ganze<br />
Problematik einer Umweltkatastrophe<br />
gleichkommen wird.<br />
Generell ist sich die Bevölkerung<br />
endlich bewusst geworden,<br />
wie anfällig, wie zerbrechlich<br />
die Natur ist, in der wir<br />
leben, wie kostbar und wie bedroht<br />
durch die Auswüchse der<br />
menschlichen Aktivität. Nur<br />
verantwortungslose, über dem<br />
Gesetz stehende und bestimmt<br />
nicht von diesen unerträglichen<br />
Immission betroffene<br />
Kreise können derart zum<br />
Schaden der Umwelt handeln<br />
und handeln lassen.<br />
■ Helvetia Nostra<br />
(was ungefähr 15'145 Flugstunden ausmacht). Um diese<br />
durchzuführen, braucht die Luftwaffe ungefähr 122'000<br />
Tonnen Kerosin. Das entspricht einem Ausstoss in die<br />
Atmosphäre von 379'000 Tonnen CO2 – gleichbedeutend<br />
mit der durch 316'000 Passagiere von Paris nach New York<br />
verursachten Verschmutzung!<br />
■ Die Rechnung für diese 122'000 Tonnen Kerosin ist<br />
ebenso eindrucksvoll. Zwischen Mai und November 07 hat<br />
der Preis für diese gereinigten Produkte um 50 % aufgeschlagen.<br />
Bei einem Preis von 912 Dollar pro Tonne (vor<br />
Steuer) Ende November kosten die Flüge der Kampfjets die<br />
Lappalie von 121 Millionen Franken pro Jahr – an Treibstoff<br />
allein ! Die Rechnung wird durch den ansteigenden Ölpreis<br />
noch schmerzhafter : für Januar wird hinter den Kulissen<br />
von Maklern und Grossverteilern bereits ein Aufpreis von<br />
100 $ pro Tonne vorausgesagt. Eine Erhöhung der Treibstoffpreise<br />
von mindestens 10% für 2008 ist bereits vorgesehen.
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Zehn der schädlichsten Auswirkungen des<br />
Kampfjetbetriebs<br />
1 Der Tourismus und die Hotellerie sind betroffen und erleiden einen Gästerückgang<br />
– in den Erstklasshotels wie auf den Campingplätzen, in den kleinen wie in den<br />
grossen Gaststätten und Cafés –, der wirtschaftliche Verluste zur Folge hat. Der Tourismus<br />
zählt in diesen Regionen zu den drei wichtigsten Einnahmequellen.<br />
2 Wegen dieses starken Gästerückgangs sehen die touristischen Dienstleister und<br />
die örtlichen Gewerbetreibenden ihr Geschäftsvolumen schmelzen. Ihre Rentabilität<br />
schwindet.<br />
3 Die Einwohner sind permanent dem donnernden, schraubenden, bohrenden<br />
Gedröhn der Kampfjets ausgesetzt, bis zu 230 Tage im Jahr. Das beeinträchtigt ihr<br />
seelisches Gleichgewicht, ihre Stimmung, ihre Gesundheit und besonders diejenige<br />
der Kinder, der Zukunft unseres Landes.<br />
4 Die betroffenen Regionen ziehen keine neuen Einwohner und bestimmt keine<br />
Rentner mehr an, die ungestört ihren Ruhestand verbringen möchten, was hier früher<br />
möglich war und wofür diese Regionen berühmt waren.<br />
5 Der furchtbare Lärm terrorisiert die Fauna. Der Widerhall, den die Alpentäler als<br />
wahre Resonanzkästen bewirken, erschreckt und verängstigt die Tiere in einem<br />
Umkreis von mehreren Kilometern rund um die Militärflugplätze.<br />
6 Die Flora leidet, wie das gesamte Ökosystem, unter der Luftverschmutzung und<br />
dem Ausstoss Zehntausender Tonnen giftiger Substanzen und Feinstab pro Jahr.<br />
7 Unter solchen Bedingungen gelingt es den betroffenen Regionen kaum mehr,<br />
neue wirtschaftliche Entwicklungen hervorzurufen.<br />
8 Bei einer derart sinkenden Nachfrage in mehreren Sektoren hat sich der Immobilienmarkt<br />
abgeschwächt, was grosse Wertverluste für das Bauland und die bestehenden<br />
Bauten zur Folge hat.<br />
9 Dieser Wertverlust bedeutet für die Gemeinden wiederum eine starke Verringerung<br />
der Steuereinnahmen. Liegenschaftssteuern, Vermögenssteuer und Einkommenssteuer<br />
schmelzen dahin.<br />
10 Bei den ausländischen Touristen verliert die Schweiz ihren Ruf als ruhiges, gastfreundliches<br />
Land und erweckt stattdessen den abstossenden Eindruck eines im<br />
Krieg stehenden Landes.<br />
Das Monopoly der Aufträge<br />
und Informationen unter<br />
Freunden<br />
Ebenso wird mit Schweigen<br />
übergangen, dass die Präsidenten<br />
gewisser Gemeinden<br />
Unternehmer im Hoch- und<br />
Tiefbau und anderen Baubranchen<br />
sind und sich für<br />
die Beibehaltung der Militärflüge<br />
in Tourismusgebieten<br />
stark machen. Schlicht und<br />
einfach deswegen, weil sie<br />
dank ihrer Aktivität Bauaufträge<br />
zum Teil in Millionenhöhe<br />
erhalten haben und auf<br />
den besten Logenplätzen sitzen,<br />
um weitere zu bekommen<br />
– beispielsweise wenn<br />
es darum gehen wird, die be-<br />
stehenden Einrichtungen<br />
den Anforderungen des „Tiger“-Nachfolgersanzupassen!<br />
Genauso inakzeptabel sind<br />
die Interessenkonflikte, in<br />
die sich die Luftwaffe und<br />
mit ihr das VBS hineinmanövriert<br />
haben und in die nun<br />
auch der Bund verwickelt<br />
ist. Ein Beispiel:<br />
Im Sinne von Artikel 60 ff.<br />
ZGB wurde zur Unterstützung<br />
des Militärflugplatzes<br />
Meiringen ein privatrechtlicher<br />
Verein gegründet. Sein<br />
Logo befindet sich an prominenter<br />
Stelle auf einer Inter-<br />
netseite der Luftwaffe<br />
(http://www.lw.admin.ch/i<br />
nternet/luftwaffe/de/home<br />
/about/organ/einsatzstab/b<br />
etrieb.html) , auf der offiziellen<br />
Website des Verteidigungsdepartements,<br />
das<br />
wiederum im offiziellen<br />
Web-Auftritt des Bundes eingebunden<br />
ist. Über dieses<br />
Logo gelangt man direkt auf<br />
die Homepage des Vereins,<br />
wo in purer politischer Propagandamanier<br />
für ein Nein<br />
« Die Gefahr, dass ein Jagdflugzeug<br />
über einem Wohngebiet abstürzt,<br />
ist grösser als die eines militärischen<br />
Angriff gegen die<br />
Schweiz. »<br />
Ein Militärexperte,<br />
der anonym bleiben will<br />
zur Initiative <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s<br />
geworben wird. Unnötig zu<br />
betonen, dass der <strong>Fondation</strong><br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> von der Bundeskanzlei<br />
ein solcher Vorteil<br />
nicht angeboten wurde.<br />
In gleicher Weise nutzen etliche<br />
Privatvereine, die sich<br />
für die Beibehaltung der Militärflüge<br />
in Tourismusgebieten<br />
einsetzen, offizielle Informationselemente,<br />
die<br />
vom VBS kommen, ungeniert<br />
für ihre Zwecke – was<br />
im Sinne eines „Gegendienstes“<br />
toleriert wird!<br />
Zum Kapitel der Tiefschläge<br />
zählt auch, dass die Partisanen<br />
des Kampfjetlärms behaupten,<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> habe<br />
seine Initiative nur lanciert,<br />
um die Interessen „seines“<br />
Grandhotels Giessbach zu<br />
verteidigen. Als ob der ohrenbetäubende<br />
Lärm nur<br />
das Grandhotel Giessbach<br />
und seine Gäste belästigen<br />
würde, als ob das Grandhotel<br />
Giessbach das einzige Hotel<br />
der Region und <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s<br />
Eigentum wäre! Die<br />
JFW | Schweiz<br />
9<br />
Schwäche solcher Argumente<br />
entspricht den intellektuellen<br />
Fähigkeiten ihrer Urheber,<br />
die sich des Unheils, das<br />
sie der ganzen Schweiz zufügen,<br />
nicht einmal bewusst<br />
sind und vergeblich versuchen,<br />
überzeugend zu wirken,<br />
wenn sie predigen, „das<br />
sei eben der Preis“, um die<br />
Lufthoheit und damit die Unabhängigkeit<br />
und die Neutralität<br />
der Schweiz zu garantieren!<br />
■ HELVETIA NOSTRA<br />
Für die Rettung unserer<br />
Alpenlandschaften<br />
und schönsten<br />
touristischen<br />
Erholungsgebiete<br />
JA zur<br />
<strong>Franz</strong>-<strong>Weber</strong>-<br />
Initiative<br />
Links und<br />
Referenzen im<br />
Internet<br />
■ Association des Riverains de<br />
l’Aéroport de Sion (ARAS):<br />
http://www.aras.ch/<br />
■ Wallis Tourismus:<br />
http://www.matterhornstate.co<br />
m/de/welcome.cfm<br />
■ Interessengemeinschaft für<br />
weniger Fluglärm (IGF):<br />
http://www.igf-alpenregion.ch/<br />
■ Association pour la sauvegarde<br />
des intérêts des communes<br />
riveraines (ASIC, Payerne):<br />
■ Forum Flugplatz Dübendorf:<br />
http://www.forumflugplatz.ch/default_innen.html
Name:<br />
Vorname:<br />
Strasse:<br />
PLZ/Ort:<br />
Datum:<br />
Unterschrift:<br />
Bestellschein Weihnachten 2007<br />
Menge Artikel Preis in CHF Total<br />
______ Robbenbaby aus Plüsch 42cm CHF 40.00 ______<br />
______ T-Shirt 100% Baumwolle weiss mit Logo «Let seals live» (S/M/L) CHF 40.00 ______<br />
______ «Let seals live» Pin, sandgestrahlt, silbern CHF 7.00 ______<br />
______ Elefanten Pin (29 mm hoch) inkl. Porto CHF 10.00 ______<br />
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______ Giessbach-Aktie à Fr. 100.-- + Fr. 10.-- Spesen CHF 110.00 ______<br />
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<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />
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Tel. 021 964 24 24,<br />
FAX 021 964 57 36
12 JFW | Tiere<br />
Was macht<br />
eigentlich Banette?<br />
■ Isabelle Lombardo<br />
Banette, auf der Hut, erkennbar unter hundert Artgenossen<br />
Sie erinnern sich doch an Banette, die<br />
eigenwillige Kuh? Zweimal im Sommer<br />
2004 geriet sie in die Schlagzeilen, weil<br />
sie sich weigerte, Menschen über ihr<br />
Schicksal bestimmen zu lassen.<br />
Sie riss aus dem Schlachthaus<br />
von Yverdon aus,<br />
rannte wild durch die Strassen<br />
der Stadt, Polizei, Bauern<br />
und Metzger auf den Fersen,<br />
und landete schliesslich im<br />
Canal Oriental, wo es einem<br />
wohlmeinenden Polizisten<br />
gelang, sie mit dem Lasso<br />
einzufangen.<br />
Dieser Mann mit Namen Denis<br />
Pape wollte „seiner“ Kuh,<br />
nachdem er ihr das Leben<br />
gerettet hatte, ein besseres<br />
Schicksal bescheren.<br />
„Banette“ will nicht<br />
Von Clea Bouchat, <strong>Journal</strong>istin<br />
bei der Zeitung „La Presse<br />
Nord Vaudois“, alarmiert, beschloss<br />
die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong><br />
<strong>Weber</strong>, zur grossen Erleichterung<br />
ihres Retters, Banette<br />
zu kaufen.<br />
besser als er, dass Banette ihren<br />
Dickschädel hat. Aber an<br />
diesem Tag traute auch er<br />
So kam Banette für eine<br />
Weile wieder in ihre hübsche<br />
Heimatgemeinde Mauborget<br />
und machte erneut von sich<br />
reden, als sie in ihr neues<br />
Domizil einziehen sollte.<br />
Dort, in Montet, erwartete<br />
sie Denis Pape auf dem<br />
Bauernhof von Jean-Louis<br />
Demierre. Keiner wusste Erinnerungsfoto : Dickschädel Banette<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
seinen Augen nicht.<br />
Stampfend und schnaubend<br />
und um sich schlagend riss<br />
sie sich los von Riemen und<br />
Seilen, warf zwei Männer<br />
über den Haufen – Denis<br />
Pape und ihren neuen Betreuer<br />
Jean-Louis Demierre<br />
– raste haarscharf an einer<br />
Jauchegrube vorbei, setzte<br />
über Mauern und Stacheldrähte,<br />
nichts konnte sie aufhalten.<br />
Ihre Flucht endete<br />
mehr als einen Kilometer<br />
weiter auf einer Weide in<br />
Chavannes-sur-Moudon, wo<br />
sie auf freundliche Artgenossinnen<br />
traf.<br />
Der herbeigerufene Wildhüter<br />
beschloss, ihr eine Beruhigungsspritze<br />
zu verabreichen.<br />
Vergebens. Würdevoll<br />
und unverrückbar stand Banette<br />
da und blickte herausfordernd<br />
ihre verdutzten<br />
Verfolger an, die ihr am<br />
liebsten zugeschrieen hätten:<br />
„Es ist doch nur zu deinem<br />
Besten!“<br />
Banette weigerte sich entschieden,<br />
in den Viehtransporter<br />
zu steigen, und den<br />
Männern, die sich um sie bemühten,<br />
schwanden die<br />
Kräfte. Man gab ihr eine<br />
zweite Beruhigungsspritze,
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Heimatdorf von Banette : Mauborget- kleine Gemeinde des Waadländer Jura<br />
aber auch diese wirkte nicht.<br />
In unverminderter Hochform<br />
kostete Banette weiter<br />
das gute frische Gras, das sie<br />
hier fand.<br />
Heimweh<br />
Erst als man zum dritten Mal<br />
versuchte, sie einzufangen,<br />
legte sich Banette endlich<br />
auf die Erde und fiel in einen<br />
für alle erholsamen<br />
Schlaf. Es bedurfte der vereinten<br />
Kräfte von fünf Männern,<br />
um sie in den Transporter<br />
zu laden. Fünf<br />
Stunden später war Banette<br />
Banette in Pose<br />
endlich in ihrem neuen<br />
Stall. Froh und erleichtert<br />
hängte Denis Pape ihr die<br />
Glocke um, die er für sie gekauft<br />
hatte.<br />
Aber in Montet war Banette<br />
nicht glücklich. Ihr Blick<br />
war leer, sie wurde apathisch.<br />
Sie frass nicht mehr<br />
und geriet in einen besorgniserregenden<br />
Zustand. Dem<br />
Mann, der sie beherbergte,<br />
und jenem, der ihr das Leben<br />
gerettet hatte, wurde<br />
klar, dass sich Banette nach<br />
ihrer Heimat sehnte, und sie<br />
beschlossen, sie dorthin zurückzubringen.<br />
So kehrte<br />
Banette nach zwei Tagen unglücklichen<br />
Exils nach<br />
Hause, zu ihren geliebten<br />
grünen Weiden zurück. Der<br />
Transport verlief reibungslos,<br />
denn Banette, ruhig wie<br />
nie zuvor, liess es diesmal<br />
mit sich geschehen. Auf dem<br />
Bauernhof erkannte sie ihren<br />
ehemaligen Besitzer sofort<br />
wieder und folgte ihm<br />
willig auf die angrenzende<br />
Weide.<br />
Dort verhielt sie sich zunächst<br />
scheu und abweisend,<br />
doch die ganze Herde<br />
kam freudig auf sie zu, um<br />
sie zu begrüssen.<br />
Zuhause<br />
Eine ergreifende Szene. Ba-<br />
nette war endlich wieder daheim!<br />
Mit ihrem dunklen Geburtsfleck<br />
über dem rechten<br />
Auge erkennt man sie unter<br />
Hunderten. Sie hebt sich<br />
deutlich von der Herde ab.<br />
Ebenso unterscheidet sie ihr<br />
geflecktes Fell von den anderen<br />
Kühen, die eher gleichmässig<br />
gefärbt sind. Man erkennt<br />
sie von weitem auf den<br />
ersten Blick!<br />
Selig und ausgehungert, fing<br />
sie sofort wieder zu fressen<br />
an, zur grössten Freude ihres<br />
Freundes Denis Pape, der sie<br />
aus der Ferne noch eine<br />
Weile beobachtete.<br />
Man sieht es ihr an: es geht ihr gut!<br />
Seither führt Banette ein ruhiges<br />
Leben auf den Höhen<br />
des Waadtländer Jura, in der<br />
anmutigen grünen Landschaft,<br />
die sie nie verlassen<br />
wollte.<br />
Nur einmal noch wurde es<br />
für sie bedrohlich, als sie<br />
eine bei Kühen ziemlich häufig<br />
auftretende Euterinfektion<br />
erlitt, die durch einen<br />
Fliegenstich hervorgerufen<br />
wird. Die Entzündung nahm<br />
einen gefährlichen Verlauf<br />
und verursachte einen Abszess,<br />
der sich aber glücklicherweise<br />
wieder zurückbildete<br />
und verschwand.<br />
JFW | Tiere<br />
13<br />
Banette ist noch jung, und<br />
sie denkt nicht daran, auch<br />
nur einen Tag in ihrer idyllischen<br />
Berglandschaft zu verpassen<br />
oder eine einzige Sekunde<br />
ihres Lebens zu<br />
verlieren. Sie ist wohlauf<br />
und so unverschämt wie je.<br />
Statt sich zu fügen, trotzt und<br />
bockt sie oft. Verflixte Banette!<br />
Aber gerade deswegen<br />
mag man sie ja !<br />
Dank<br />
Liebe Mitglieder der FFW, Ihnen<br />
verdankt Banette ihr<br />
heutiges behagliches und<br />
friedvolles Leben. Dank Ihrer<br />
Grosszügigkeit und<br />
Grossherzigkeit geniesst sie<br />
gut aufgehoben jede Stunde<br />
ihres Daseins im Kreise ihrer<br />
Vertrauten und ihrer Herde.<br />
Banette hat grosses Glück.<br />
Denn während so viele Menschen<br />
die Tiere misshandeln,<br />
verachten oder jedenfalls<br />
nichts tun, um ihr<br />
Schicksal zu lindern, versuchen<br />
andere mit allen Kräften,<br />
das zugefügte Leid und<br />
Unrecht wieder gut zu machen<br />
– Menschen wie Sie,<br />
liebe Mitglieder der FFW ! Ihnen<br />
würde Banette heute ihren<br />
Dank sagen, wenn sie es<br />
könnte.<br />
■
14 JFW | Gesellschaft<br />
„…Wenn du singst,<br />
geliebte Freiheit,<br />
sing ich mit dir !“<br />
■ Alika Lindbergh<br />
Seit 1886 Symbol der Freiheit, die die Welt erleuchtet: Die Freiheitsstatue in New York<br />
Man besingt sie seit Jahrhunderten,<br />
wenn nicht seit Jahrtausenden.<br />
Was sie uns bedeutet,<br />
wissen wir freilich erst<br />
dann so richtig, wenn wir sie<br />
nicht mehr besitzen. Freiheit<br />
lässt sich als Wert nur schwer<br />
definieren, ist sie doch zugleich<br />
offenkundig und äusserst<br />
subtil in ihren Erschei-<br />
nungsformen. Man kann sie<br />
gewiss mit Panzern niederwalzen<br />
oder durch Folter ersticken,<br />
doch sie lässt sich auch<br />
unter dem Vorwand des GU-<br />
TEN wegmanipulieren …<br />
Ja, was ist überhaupt Freiheit?<br />
Auch wenn uns die genauen<br />
Worte dafür fehlen, wissen wir<br />
instinktiv, was sie bedeutet<br />
und wie lebenswichtig sie ist ;<br />
jedes Lebewesen trägt sie in<br />
sich. Gewiss, sie hat auch ihre<br />
Grenzen und ihre Regeln: kein<br />
einziges soziales Tier kann<br />
nach Belieben, je nach Lust<br />
und Laune Dinge tun, die anderen<br />
schaden. Für alle Lebensarten<br />
ist dies eine Frage<br />
des Überlebens; andernfalls<br />
droht das Chaos.<br />
Ein fundamentales Recht<br />
des verantwortungsvollen<br />
erwachsenen Menschen<br />
Aber die Freiheit existiert, und<br />
sie ist lebensnotwendig. Als<br />
ich ein kleines Kind von noch<br />
nicht fünf Jahren war, befahl<br />
mir mein Vater eines Tages –<br />
berechtigterweise, weil ich<br />
ihm zu lange in den Ohren gelegen<br />
hatte – endlich den<br />
Mund zu halten. Und ich weiss<br />
nicht, wie es kam, dass ich ihm<br />
entgegnete: „Gut, ich will<br />
schweigen, aber… ich kann<br />
nachdenken!“ Ich hatte in dieser<br />
Minute die einzige grenzenlose<br />
Freiheit entdeckt, derer<br />
man mich niemals würde<br />
berauben können, und ich erinnere<br />
mich noch ganz genau<br />
an die kleinsten Einzelheiten<br />
jenes Augenblicks, und an das<br />
glühende Gefühl von Kraft,<br />
das mich plötzlich erfüllte.<br />
Die Freiheit der Gedanken<br />
und die Freiheit, unseren eigenen<br />
Weg zu wählen, sind per-<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
sönliche und absolute Freiheiten,<br />
die im schlimmsten Falle<br />
nur uns selber schaden können.<br />
Sie sollten daher zu unseren<br />
fundamentalen Rechten<br />
als verantwortungsvolle Erwachsene<br />
gehören.<br />
Sind wir nun aber nicht nahe<br />
daran, genau diese Freiheiten<br />
zu verlieren, ohne es zu bemerken?<br />
Hören wir nicht immer<br />
öfter in unserer Umgebung<br />
den Ausruf : “Man darf ja<br />
bald überhaupt nichts mehr !“<br />
Diktator im weissen Kittel, ein<br />
humanitäres Lächeln auf den<br />
Lippen, masst sich die moderne<br />
Gesellschaft die Rechte einer<br />
dirigierenden Übermutter<br />
an. Nicht nur wiegt sie uns in<br />
einer absolut widernatürlichen<br />
Sicherheit, sie trifft Entscheidungen<br />
für uns und beraubt<br />
uns – wie man dies mit<br />
Kleinkindern macht – mehr<br />
und mehr unseres Rechts auf<br />
Fehler, dieser zur Vervollkommnung<br />
des Individuums<br />
unabdingbaren Freiheit.<br />
Das freie Ermessen<br />
Getreu den uralten Gesetzen<br />
der Natur, die in ihrer Harmonie<br />
ihre Weisheit offenbart, hat<br />
jedes erwachsene Tier die<br />
Freiheit, sich zu entscheiden,<br />
und sich den guten oder<br />
schlechten Folgen seines Entscheides<br />
auszusetzen. Das ist<br />
eine Gegebenheit des Lebens;<br />
und sie regelt die natürliche<br />
Zuchtwahl, die ihrerseits die<br />
Gesundheit der Arten sowie<br />
deren Verhaltensstrukturen<br />
garantiert. Junge Paviane,<br />
kleine Löwen oder Menschenbabys,<br />
sie alle erfahren die<br />
fundamentalen Gesetze durch<br />
das elterliche Beispiel –<br />
manchmal gepaart mit kleinen<br />
Rüsselschlägen, Gebrumm,<br />
Schubsen oder Beissen<br />
als Mahnung. Und dann …<br />
müssen sie sich selber weiterhelfen…<br />
Mit diesem natürlichen<br />
(also immer logischen)
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Gepäck sollte der Erwachsene<br />
eigentlich seinen Lebensweg<br />
in voller Freiheit gehen können,<br />
seine Optionen, seine<br />
Entwicklung und seine Zukunft<br />
(sogar sein Leben nach<br />
dem Tode, falls, wie Manche<br />
vermuten, das Leben nur der<br />
Anfang eines Weges ist, an dessen<br />
Ende die Einweihung<br />
steht) wählen können. Man<br />
nennt dies das freie Ermessen,<br />
und wir stehen im Begriff, es<br />
zu verlieren.<br />
Man könnte sagen „einmal<br />
mehr“, doch diesmal auf andere<br />
Weise. Es ist wahr, dass die<br />
menschliche Spezies den verhängnisvollen<br />
Trieb besitzt,<br />
die Regeln der Natur ändern<br />
zu wollen. So wurden im Lauf<br />
unserer Geschichte unsere<br />
Freiheiten und unser freies Ermessen<br />
immer wieder in Frage<br />
gestellt – durch religiöse<br />
oder weltliche Formen der Unterdrückung<br />
und Verfolgung<br />
von derart offener Gewalt,<br />
dass über die Herkunft dieser<br />
Angriffe kein Zweifel bestand.<br />
Heute jedoch werden wir auf<br />
eine schleichende Art manipuliert,<br />
die umso hinterhältiger<br />
ist, als sie unseren Geist<br />
und unsere Gewohnheiten so<br />
unmerklich infiltriert, wie<br />
Wasser unter der Türe durchdringt.<br />
Der moderne Mensch,<br />
eingesponnen in ein Netz von<br />
mehr oder weniger offenen<br />
Verboten und „gutgemeinten“<br />
Beeinflussungen, bleibt auf einem<br />
infantilen Niveau stehen,<br />
auf dem man ihm pausenlos<br />
sagt, was er zu denken, zu tun<br />
oder nicht zu tun hat. Man hat<br />
dafür den Begriff des „politisch<br />
Korrekten“ geprägt, – doch<br />
weil es weit über den verschwommenen<br />
Bereich der<br />
Politik hinausgeht, drängt es<br />
sich in alle unsere Entscheidungen,<br />
ja bis hinein in unsere<br />
legitimsten Freuden. Und für<br />
mich als freidenkenden Menschen<br />
ist das unerträglich.<br />
Nehmen wir als Beispiel, wie<br />
offizielle „Berufs- und Arbeitsberater“<br />
unter dem Vorwand<br />
der Hilfeleistung die jungen<br />
Studenten beeinflussen, meine<br />
Stieftochter Sarah. Sie<br />
musste den Aufsichtsbehörden<br />
ihrer Mittelschule ihre Zukunftspläne<br />
offenlegen und<br />
wurde daraufhin unverzüglich<br />
– mit 17 Jahren! – zur Entscheidung<br />
gedrängt, in welchen<br />
Schulen sie ihr Studium<br />
fortsetzen wollte. Es stellte<br />
sich heraus, dass sie es wusste:<br />
sie wollte ein Studium im Bereich<br />
der Ethologie, der Zoologie<br />
und des Schutzes der Urvölker,<br />
der sogenannten<br />
Primitiven. Unglaublich, aber<br />
wahr: keiner der Lehrer und<br />
Professoren dieses renommierten<br />
Lehrinstitutes kannte<br />
die Bedeutung des Wortes<br />
Ethologie, und keiner von ihnen<br />
wusste, dass man Zoologie<br />
an Universitäten studieren<br />
kann!<br />
Sarah, die bei uns zu Hause regelmässig<br />
den Direktor des<br />
Museums von Lausanne, Michel<br />
Sartori –Doktor der zoologischen<br />
Wissenschaften – oder<br />
Jean-Jacques Barlay, einen<br />
auf Vögel spezialisierten Zoologen<br />
trifft, musste als Schülerin<br />
ihren Lehrern erklären,<br />
dass Tierwelt und Natur zu<br />
den faszinierendsten Bereichen<br />
des Wissens gehören.<br />
Was ihre gutmeinenden Prüfer<br />
nicht davon abhielt, ihr eine<br />
derart marginale Ausrichtung<br />
ihrer Karriere ausreden zu<br />
wollen und zu behaupten, an<br />
den Universitäten existierten<br />
keine solchen nebensächlichen<br />
Fakultäten. Kurz: für Sarahs<br />
Berufsberater gab es weder<br />
Ethologen noch Zoologen,<br />
nur die Besessenheit, diese<br />
junge und unkonventionelle<br />
Frau und ihre originellen Ideen<br />
in ein sozialpolitisch korrektes<br />
Schema zu pressen!<br />
Aber keine Sorge, Sarah ist<br />
Die Medien dirigieren heimlich unser Leben und unsere Gedanken<br />
JFW | Gesellschaft<br />
15<br />
heute 21 und verfolgt ihr Ziel,<br />
die Tier- und Pflanzenwelt zu<br />
verteidigen, ohne Probleme an<br />
der Universität von Montpellier.<br />
Was mich betrifft, so war ich<br />
empört darüber, mit welcher<br />
Aufdringlichkeit und Beharrlichkeit<br />
unsere Gesellschaft ihre<br />
eigenen Optionen einem<br />
noch formbaren Studenten in<br />
einem der wichtigsten und<br />
persönlichsten Bereiche seines<br />
Lebens aufzuzwingen<br />
suchte. Man verbringt ja in seinem<br />
Beruf meistens weit<br />
mehr Zeit als in allen anderen<br />
Bereichen. Dass diese Wahl jedem<br />
Menschen selber zustehen<br />
sollte, liegt auf der Hand.<br />
Unter heimlicher Führung<br />
der Medien<br />
Das Beispiel von Sarah ist eines<br />
unter Millionen. Mit Formularen<br />
und Fragebögen, die<br />
oft von schockierender Indiskretion<br />
sind, mischt sich unsere<br />
Gesellschaft in alles ein,<br />
steckt ihre Nase in alle privaten<br />
Angelegenheiten. Wir werden<br />
beobachtet, registriert, in<br />
Karteien erfasst. Man entscheidet<br />
an unserer Stelle, dirigiert<br />
unser Essen und Trinken,<br />
bestimmt, was wir zu vermeiden,<br />
wie wir uns zu pflegen<br />
und wie wir zu sterben haben.<br />
Sie können mir glauben, es<br />
braucht eine gesunde Portion<br />
Entschlossenheit und einen<br />
robusten Charakter, um sich<br />
der gewaltsamen Einweisung<br />
in ein Spital zu widersetzen,<br />
wenn man sich nichts sehnlicher<br />
wünscht, als seine Tage<br />
friedlich und ohne therapeutische<br />
Versessenheit, (vielleicht)<br />
etwas früher, aber an<br />
der Seite seines vertrauten<br />
Heimtieres zu beenden. Es<br />
scheint mir elementar, über<br />
sein Schicksal und über seinen<br />
eigenen Tod entscheiden zu<br />
können. Man will viele intelligente<br />
alte Menschen glauben<br />
lassen, sie hätten kein Recht
16 JFW | Gesellschaft<br />
auf diese Entscheidung,<br />
manchmal mit kernigen „Ich<br />
verbiete es Ihnen“, die auf keiner<br />
legalen Wahrheit gründen<br />
– und die mein wunderbarer,<br />
unmöglicher alter und anarchistischer<br />
Grossvater mit einer<br />
langen Nase zu quittieren<br />
pflegte ...<br />
Freilich wird uns das alles<br />
nicht mit dem Knüppel aufgezwungen<br />
– zum mindesten<br />
nicht in unseren Ländern –<br />
sondern auf hinterhältige Weise:<br />
es wird uns über die Medien<br />
eingeflösst, in Zeitungen,<br />
Radio und Fernsehen sowie<br />
auf Plakaten, die von humanitären<br />
Absichten triefen. Man<br />
behandelt uns wie geistig zurückgebliebene<br />
Kinder, hält<br />
uns um die Wette das sattsam<br />
bekannte „Es ist nur zu deinem<br />
besten“ unserer unreifen<br />
Vergangenheit vor die Augen<br />
und malt uns das Unheil an die<br />
Wand, das uns erwartet, wenn<br />
wir uns weiterhin „so schlecht<br />
aufführen“.<br />
So wird das Rauchen und der<br />
Genuss alkoholischer Getränkte<br />
mehr und mehr mit<br />
Fluch und Bann belegt. Wer<br />
zwischen den Zeilen lesen<br />
kann weiss, dass auf mittlere<br />
oder lange Sicht das Totalverbot<br />
zu erwarten ist; hinter den<br />
väterlichen und humanitär<br />
verbrämten Ratschlägen versteckt<br />
sich die Prohibition und<br />
eine systematische Verwirrung<br />
zwischen normalem Verhalten<br />
und Unmässigkeit. „Zu<br />
unserem besten?“ Das wäre zu<br />
untersuchen. Es steht zu befürchten,<br />
dass die wahren<br />
Gründe, die sich hinter den guten<br />
Absichten verbergen, eher<br />
gemein und dumm sind - und<br />
dass der Teufel als Mönch auftritt,<br />
um uns herumzukriegen.<br />
Die Tiere haben das Mass<br />
Unmässigkeit ist verhängnisvoll<br />
– das ist aber noch kein<br />
Grund dafür, ein normales<br />
Verhalten in Verruf zu bringen.<br />
Zuviel Sport (welcher Art<br />
immer), zu viele Medikamente,<br />
zuviel Sonne, zuviel Baden<br />
im Meer, zuviel Schlaf, zuviel<br />
Wärme, zuviel Kälte – sogar zuviel<br />
Arbeit, alle diese an sich<br />
segensreichen Dinge sind im<br />
Übermass schädlich, ja sogar<br />
gefährlich. Nie lesen oder zuviel<br />
lesen, nie Sex oder überhaupt<br />
nur Sex – jeder Exzess<br />
ist bedauerlich. Muss man deswegen<br />
aber alles verdächtigen<br />
? Jeden Sport, jeden Spaziergang<br />
an der Sonne, das Festessen<br />
mit Freunden, das Schläfchen<br />
am Nachmittag, eine<br />
Arbeit, die uns absorbiert,<br />
oder die Freuden der sexuellen<br />
Liebe ?<br />
Aber der Mensch hat eben<br />
kein Mass – oder hat keines<br />
mehr – und die Gesellschaft<br />
fördert Exzesse in den Bereichen,<br />
aus denen sie Nutzen<br />
ziehen kann. Tiere haben unseren<br />
unseligen Hang zur<br />
Masslosigkeit nicht. Nur gewisse<br />
Haustiere, die eine unnatürliche,<br />
vom Menschen<br />
aufgezwungene Lebensart angenommen<br />
haben, neigen zu<br />
Gefrässigkeit. Schmetterlinge,<br />
Affen und viele andere Tierarten<br />
berauschen sich bei Gelegenheit<br />
an gegorenen Früchten.<br />
Gewisse Vögel geniessen<br />
es, sich einräuchern zu lassen<br />
oder Körner zu fressen, die in<br />
grossen Mengen giftig wären,<br />
in bescheidenen Quantitäten<br />
jedoch stimulierend wirken.<br />
Ein von der Natur geschenkter<br />
Genuss ist immer ein<br />
Glück für die Tiere, die noch<br />
nie von einer Fastenkur oder<br />
von Abstinenz gehört haben.<br />
So hat man auch bei den Tieren<br />
mit einem Hang zu gegorenen<br />
Früchten noch keines<br />
wegen Alkoholsucht sterben<br />
oder seinen Lebenspartner<br />
misshandeln sehen. Es gibt<br />
keine Massen-Vergewaltigungen<br />
bei den Hirschen, obwohl<br />
sie notorische Sexanbeter<br />
sind. Aber sie haben eben das<br />
Mass.<br />
Unsere eigene Wahl<br />
Nur der Mensch zerstört sich<br />
selbst durch Exzesse. Nur dem<br />
Menschen fehlt der gesunde<br />
Menschenverstand. Oder ist<br />
dies vielleicht gerade ein Mittel,<br />
um unsere aus den Fugen<br />
geratene Demographie zu regulieren?<br />
Die Frage ist berechtigt,<br />
wenn man beobachtet,<br />
wie gewisse Tiere ein selbstmörderisches<br />
Verhalten annehmen,<br />
sobald ihre Artengemeinschaft<br />
übermässig<br />
zunimmt. Doch das ist ein anderes<br />
Thema, ohne Zweifel<br />
das grösste Problem der heutigen<br />
Menschheit.<br />
Kommen wir aber zurück zu<br />
den menschlichen Zügellosigkeiten<br />
und zur instinktiven<br />
Genügsamkeit der Tiere, und<br />
nehmen wir ein Beispiel, das<br />
uns auch im kommenden Jahr<br />
wieder beschäftigen wird : das<br />
Sonnenbad. Unzählige Tierarten,<br />
von Reptilien über Säugetiere<br />
bis zu den Vögeln lieben<br />
es, sich an der Sonne zu entspannen.<br />
Wenn die ersten Sonnenstrahlen<br />
die Baumspitzen<br />
des Amazonas-Urwaldes vergolden,<br />
klettern die Affen auf<br />
die höchsten Äste und lassen<br />
sich vom Licht überströmen.<br />
Ich weiss es, denn ich habe es<br />
selbst gesehen. Aber ich habe<br />
auch festgestellt, dass sie nach<br />
einer Weile, wenn die Hitze zunahm,<br />
nach unten kletterten<br />
und sich im Schatten der Blätter<br />
aufhielten. Nie hat ein Sonnenbad<br />
Stunden gedauert und<br />
die Körper total durchgebrannt<br />
wie jene der Menschen am<br />
Meeresstrand.<br />
Das gleiche gilt für meine<br />
Hündin, die sich einige Minuten<br />
in einen Sonnenfleck legt,<br />
aber nie so einfältig wäre, liegen<br />
zu bleiben, bis ihr kleines<br />
rosa Bäuchlein dunkelrot würde.<br />
Nur der Mensch ist töricht<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Die Freude einer feinen Mahlzeit. Genüsslich<br />
verspeist unser Pavian eine<br />
Frucht<br />
genug, sich freiwillig gefährlichen<br />
Hautschädigungen auszusetzen.<br />
Persönlich glaube ich – man<br />
mag meine Aussage als skandalös<br />
oder zynisch empfinden<br />
– persönlich glaube ich, dass<br />
man das Recht hat – oder es<br />
haben sollte – sich selbst zu<br />
zerstören, falls man damit<br />
nicht Andere in ihrer Freiheit<br />
schädigt. Denn so eliminiert<br />
die Natur auf einfache Weise<br />
die Unverantwortlichen und<br />
die Schwachsinnigen, was für<br />
die Arterhaltung von Vorteil<br />
ist.<br />
Ich erwarte selbstverständlich<br />
von niemandem, mir beizustimmen.<br />
Die Freiheit, eine<br />
uns nicht genehme Idee abzulehnen,<br />
ist eine unserer letzten<br />
wahren Freiheiten !<br />
Die Masslosigkeit ist dem<br />
Menschen eigen<br />
Zurück zu den Tatbeständen.<br />
Genau wie die Anwendung<br />
der Folter ist die kriminelle<br />
Übertreibung dem Tiere nicht<br />
arteigen, wohl aber dem Menschen.<br />
Aus den schönsten und<br />
erhebendsten Geschenken des<br />
Lebens schafft der zerstörerische<br />
Mensch Gefahr, Abscheu<br />
und Schmerz. Aus dem hohen
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Akt der Zeugung und der Liebe<br />
entstehen lasterhafte Szenen,<br />
sadistische Perversionen,<br />
kollektive oder individuelle<br />
Vergewaltigungen – der prickelnde<br />
Effekt des Alkohols<br />
bei Feststimmung, das Glas gegen<br />
den Stress, der willkommene<br />
Aufsteller, die leichte<br />
Fröhlichkeit verwandeln sich<br />
in obszöne Trunkenheit und<br />
Alkoholismus. Sogar die unerlässlichen<br />
Mahlzeiten, aufgewertet<br />
zum Liebesmahl oder<br />
unter Freunden genossen,<br />
werden zu wüsten, beschämenden<br />
Gelagen… usw…..<br />
usw….<br />
In der freien Natur gibt es keine<br />
Übergewichtigen, keine Sexualverbrecher,<br />
keine Drogenabhängigen<br />
und keine<br />
Alkoholiker: es gibt nur unschuldige<br />
Lust – Glücksmomente,<br />
einmalige und desto<br />
magischere Genüsse, Freuden,<br />
die das Leben überglänzen.<br />
Genuss ist eine lebenswichtige<br />
Notwendigkeit: er hilft uns, die<br />
Batterien aufzuladen und nach<br />
einem festlichen Moment, sei<br />
es eine exquisite Zigarre, eine<br />
köstliche Mahlzeit, ein Glas<br />
Champagner oder eine Liebesnacht,<br />
wieder besser durchzustarten,<br />
weil der „Motor frisch<br />
geölt“ ist. Wir können damit<br />
die unvermeidlichen Schwierigkeiten<br />
des Lebens besser<br />
meistern. Auch wenn nicht alle<br />
unter ihnen vollkommen<br />
unschädlich sind, können solche<br />
Gnadenmomente, Geschenke<br />
der Götter, in Mässigkeit<br />
unbedenklich genossen<br />
werden und uns mehr Vorteile<br />
als Nachteile bringen.<br />
Mit Ehrfurcht die Geschenke<br />
des Lebens geniessen<br />
Ich selber rauche nicht, und<br />
zwar einfach deswegen, weil<br />
ich keine Lust dazu habe. Ich<br />
verteidige daher kein persönliches<br />
Anliegen, und die Anti-<br />
Tabak-Kampagnen beziehen<br />
sich nicht auf mich. Aber ich<br />
habe zwei sehr liebe Freunde<br />
verloren, weil sie viel zu viel<br />
geraucht haben. Hingegen bin<br />
ich überzeugt, dass die eine Zigarre,<br />
die mein Vater nach<br />
dem Abendessen genüsslich<br />
rauchte, ihm durch die damit<br />
verbundene Freude sogar zu<br />
einem längeren Leben verholfen<br />
hat. Sie brachte ihm einen<br />
friedvollen Augenblick in seiner<br />
psychisch aufreibenden<br />
Existenz, die ihn ohne solche<br />
Pausen zerstört hätte.<br />
Ohne den abendlichen Aperitif,<br />
der ihn jeweils fröhlich<br />
stimmte, wenn er erschöpft<br />
von der Arbeit nachhause<br />
kam, hätte mein erster Lebenspartner<br />
wahrscheinlich<br />
eine Depression erlitten. Ob<br />
dann die chemischen Antidepressiva<br />
besser gewesen wären<br />
als sein Glas Whisky on the<br />
rocks, bleibe dahingestellt…<br />
Ein glückspendender Aufsteller<br />
in einem Augenblick des<br />
Energiedefizits, das ist ein<br />
Geschenk der Natur, gut für<br />
die Gesundheit, weil es eben<br />
dem Gemüt wohl tut. Feste zu<br />
feiern mit allem, was dazugehört,<br />
ist wohltuend und sogar<br />
unentbehrlich: was kümmern<br />
uns die Puritaner, die<br />
Griesgrämigen, die Ängstlichen,<br />
die Spielverderber und<br />
die ewig Verdrossenen ! Das<br />
Recht auf kleine Glücksmomente,<br />
die das oft schwierige<br />
Leben erhellen, müsste auf<br />
alle Ewigkeit garantiert sein.<br />
Die Gesellschaft, in der wir<br />
leben, teilt uns genügend<br />
Schläge aus! Arletty, die bekannte<br />
und freidenkende<br />
Künstlerin aus dem Frankreich<br />
der 50er-Jahre, war für<br />
ihren berühmten Pariser Humor<br />
bekannt und sagte einst:<br />
„Im meinem Leben gab es<br />
Höhen und Tiefen. Ich ziehe<br />
die Höhen vor!“ Nur Masochisten<br />
(von denen es – leider<br />
– heute sehr viele gibt) kön-<br />
nen mit ihr nicht einverstanden<br />
sein.<br />
Ich gelte als fröhliche Person,<br />
die immer die Sonnenseite des<br />
Lebens sieht – ohne dabei den<br />
Schatten zu verneinen. Man<br />
bestätigt mir oft, es habe meinen<br />
Körper und Geist jung erhalten.<br />
Wenn man mich nach<br />
dem Geheimnis meiner Form<br />
fragt, antworte ich, dass es<br />
erstens der tägliche und erfrischende<br />
Kontakt mit Tieren<br />
und Natur und zweitens die<br />
Tatsache sein muss, dass ich<br />
das ganze Leben lang dem Genuss<br />
einen berechtigten Platz<br />
eingeräumt habe. Ich habe<br />
Feste gefeiert, grosse und kleine,<br />
und ich feiere sie heute<br />
noch, um die manchmal erschöpfenden<br />
Aufgaben, die<br />
mir gestellt sind, beenden zu<br />
können. Ich schäme mich<br />
dessen nicht, denn alle Tiere<br />
gewähren sich selbst auch<br />
Vergnügen – und die paradiesisch<br />
unschuldigen Tiere haben<br />
immer Recht.<br />
Wenn Mahnsprüche abstossend<br />
werden<br />
Ich bin also weder Alkoholikerin<br />
noch übergewichtig, lasse<br />
mich nicht von der Sonne<br />
dunkelbraun braten, liebe<br />
den Wein, gutes Essen und<br />
das Licht. All das erhöht meine<br />
Lebensfreude. Ausgestattet<br />
mit diesem Lebensgefühl ärgere<br />
ich mich, wenn ich auf<br />
Plakaten darauf hingewiesen<br />
werde, dass Rauchen tötet,<br />
oder das Alkohol meiner Gesundheit<br />
schadet, oder dass<br />
Fest unter Freunden - ein Geschenk des<br />
Lebens<br />
JFW | Gesellschaft<br />
17<br />
die Sonne (ohne die kein Leben<br />
auf Erden möglich wäre)<br />
gefährlich sei, dass ich „5<br />
Früchte und Gemüse“ pro Tag<br />
essen solle, und alles „nicht zu<br />
fett, nicht zu süss, nicht zu salzig“,<br />
usw…. usw… Solche Slogans<br />
mögen für das Unmass<br />
Gültigkeit haben, werden<br />
aber abstossend, wenn man<br />
von einem normalen Gebrauch<br />
ausgeht. Mir fällt dann<br />
immer ein Plakat ein, das im<br />
Speisesaal meiner Schule<br />
hing und den vom 2. Weltkrieg<br />
ausgehungerten Kindern<br />
den lächerlichen Spruch<br />
„Der Schlemmer gräbt sein<br />
Grab mit den Zähnen“ ins Leben<br />
mitgab. Damals entrüstete<br />
mich dieser Slogan, heute<br />
empört er mich. Zutiefst verabscheue<br />
ich diese lehrmeisterliche<br />
Einmischung in mein<br />
Privatleben, diesen drohenden<br />
Zeigefinger, diese moralischen<br />
Verurteilungen, die<br />
mich unschuldiger Freuden<br />
beschuldigen, welche niemandem<br />
Leid zufügen.<br />
Es ist, weil ich wie eine Wölfin<br />
bin: auf die Welt gekommen,<br />
um frei zu sein; um erwachsen<br />
zu werden. Die wilden<br />
Tiere sind erwachsener als<br />
wir es je sein werden, und viel<br />
verantwortungsvoller… auch<br />
wir könnten es wieder werden.<br />
Wenn die Gesellschaft<br />
aufhören würde, uns wie Babys<br />
zu behandeln – vielleicht<br />
würden wir aufhören, wie Babys<br />
zu sein?<br />
Als frei geborenes Wesen<br />
möchte ich auch frei sterben,<br />
allein verantwortlich für meine<br />
Entscheidungen.<br />
Wie heisst es doch so schön:<br />
„Quand tu pleures, je pleure<br />
avec toi, Liberté! (« Wenn Du<br />
weinst, Freiheit, weine ich mit<br />
Dir ! »<br />
■
18 JFW | Natur<br />
Alarm für die Bienen<br />
und andere Pollenund<br />
Nektarsammler<br />
■ Frédéric Jacquemart<br />
Die Biene in ihrer herausragenden Rolle im Dienste der Natur<br />
Bei der erstaunlichsten Gleichgültigkeit<br />
wirtschaftlicher und<br />
politischer Entscheidungsträger<br />
zersetzt sich die lebende<br />
Welt, zerfällt die biologische<br />
Vielfalt und mit ihr die Möglichkeit<br />
für die Menschheit,<br />
ihre Geschichte weiter zu führen.<br />
Unter den bedrohten Arten<br />
spielen etliche eine besondere<br />
Rolle. Ihr Aussterben könnte<br />
die Ereignisse sehr wohl beschleunigen.<br />
Zu diesen Arten<br />
zählen die besonders gefährdeten<br />
bestäubenden Insekten,<br />
die es unzähligen Pflanzen ermöglichen,<br />
Frucht und Samen<br />
zu tragen.<br />
Da sich die wenigsten Menschen<br />
für die Zusammenhänge<br />
der lebenden Welt interessieren,<br />
wollen wir konkrete<br />
Fakten nennen: 84 % der in<br />
Europa kultivierten Pflanzenarten<br />
hängen direkt von der<br />
Bestäubung durch Schmetterlinge,<br />
Fliegen, Hummeln und<br />
Bienen ab, wobei die Honigbiene<br />
(in Europa die Apis mellifera)<br />
eine herausragende<br />
Rolle spielt. Selbst Wirtschaftswissenschaftler<br />
werden sich<br />
von der Wichtigkeit des Themas<br />
überzeugen lassen, denn<br />
der wirtschaftliche Wert dieser<br />
Befruchtung durch die Insekten<br />
wird weltweit pro Jahr auf<br />
mehr als 900 Milliarden Euro<br />
geschätzt, die indirekten Effekte<br />
nicht eingerechnet.<br />
Die Honigbiene hat sich stam-<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
mesgeschichtlich gemeinsam<br />
mit dem Menschen und seinen<br />
Kulturen entwickelt, deshalb<br />
gibt es auch eine gegenseitige<br />
Abhängigkeit zwischen<br />
diesen drei Klassen von Lebewesen.<br />
Nun wohnen wir in<br />
den letzten Jahren einem<br />
weltweiten, fortschreitenden<br />
Bienensterben bei, das zeitweise<br />
und mancherorts katastrophale<br />
Ausmasse annimmt<br />
und bis zu 90 % der Bienenstöcke<br />
zerstört.<br />
Das Problem entmutigt immer<br />
mehr Bienenzüchter (die<br />
zum grossen Teil Hobby-Imker<br />
sind), was seine Auswirkungen<br />
noch zusätzlich verschärft.<br />
Die Öffentlichkeit wurde erst<br />
im Frühling 2007 beim Auftreten<br />
des sogenannten „Colony<br />
Collapse Disorder“ (Syndrom<br />
des Zusammenbruchs<br />
von Bienenvölkern) in den<br />
USA, der riesige Bienen- und<br />
Ernteverluste verursachte,<br />
durch die Medien alarmiert.<br />
Das GIET ist nicht auf Bienen<br />
spezialisiert, obwohl es sich<br />
seit mehreren Jahren mit<br />
dem Thema befasst. Wenn es<br />
sich an dieser Stelle zum Wort<br />
meldet, so tut es dies nicht als<br />
Bienenspezialist sondern auf<br />
Anfrage der <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong><br />
<strong>Weber</strong>, die im Kampf für den<br />
Schutz der lebenden Welt oft<br />
an vorderster Front steht. Die<br />
FFW möchte sowohl die Öffentlichkeit<br />
vor den verheerenden<br />
Folgen des Bienensterbens<br />
warnen, als auch die<br />
ökologischen Störungen verhindern,<br />
die durch Problemlösungsversuche<br />
zu entstehen<br />
drohen. Und schliesslich<br />
und vielleicht in erster Linie<br />
geht es ihr um eine Mobilisierung<br />
der Imker und Wissenschaft-ler,<br />
um das Zusammentragen<br />
von<br />
Informationen (einschliesslich<br />
„heikler“, mit Vorliebe
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
unter Verschluss gehaltener),<br />
um den Aktionen mehr<br />
Schlagkraft zu verleihen.<br />
Nach einer kurzen Zusammenfassung<br />
der Situation werden<br />
wir einige mögliche Irrwege<br />
erwähnen und auf<br />
Informationen zu einem Aspekt<br />
zurückgreifen, der unseres<br />
Erachtens in den Untersuchungen<br />
weitgehend vernachlässigt<br />
wurde.<br />
Verhängnisvolle Phänomene,<br />
hervorgerufen durch<br />
menschlichen Leichtsinn<br />
Die moderne Geschichte liefert<br />
in ihrer beunruhigenden<br />
Zerfahrenheit ein akkurates<br />
Beispiel für die Konsequenzen<br />
des heute vorherrschenden<br />
Denkens.<br />
Die europäische Honigbiene<br />
Apis mellifera ist anfällig für<br />
bestimmte Krankheiten, mit<br />
denen sie jedoch bei einer<br />
Sterblichkeitsrate von immerhin<br />
zirka 10 % der Völker<br />
pro Jahr zurechtkommt. In<br />
jüngster Zeit hat sich nun<br />
aber die Lage wegen importierter<br />
Krankheitserreger<br />
drastisch verschlimmert. Der<br />
schlimmste dieser eingeführten<br />
Erreger ist eine Milbe, die<br />
Varroamilbe, ursprünglich ein<br />
Aussenparasit der asiatischen<br />
Biene Apis cerana. Dank ihres<br />
ausgeprägten Putztriebs kann<br />
die Apis cerana diesen Parasiten<br />
ausreichend abwehren.<br />
Da es dem allgemein verankerten<br />
Denken entspricht,<br />
dass „alles an jeden beliebigen<br />
Ort versetzt werden kann“,<br />
ohne der Entwicklungsgeschichte<br />
der Lebewesen, ihrer<br />
Stämme und Arten Rechnung<br />
zu tragen, haben ungehemmte<br />
grenzüberschreitende Transporte<br />
dazu geführt, dass die<br />
Bienenarten Apis cerana und<br />
Apis mellifera in Kontakt gerieten<br />
und die Varroamilbe von<br />
der einen auf die andere Bie-<br />
nenart übertragen wurde. Es<br />
ist übrigens dieser absurde,<br />
gleichsam axiomatische Lehrsatz<br />
„Alles kann an jeden beliebigen<br />
Ort versetzt werden“ der<br />
das Phänomen der eindringenden<br />
Arten hervorgerufen<br />
hat, das wesentlich für das<br />
weltweite Artensterben ver-<br />
antwortlich ist und auf dem<br />
unter anderem die Herstellung<br />
gentechnisch veränderter<br />
Organismen beruht).<br />
Diese Varroa jacobsoni oder<br />
Varroa destructor verursacht<br />
eine hohe Sterblichkeit der<br />
Bienen, umso mehr als sie<br />
auch Viren überträgt.<br />
Weitere Krankheitserreger<br />
wurden importiert, beispiels-<br />
weise der Kleine Beutenkäfer<br />
(Aethina tumida), der aus dem<br />
südlichen Afrika stammt und<br />
die Bienenbrut frisst, die Hornisse<br />
Vespa velutina nigrithorax,<br />
die aus China eingeschleppt<br />
wurde und die<br />
Bienen und die Spinnen angreift.<br />
Zerbrechliche Schönheit der Schmetterlinge, bald ein Bild der Vergangenheit<br />
Das in Spanien beobachtete<br />
Bienenverschwinden schreiben<br />
gewisse Forscher dem Erreger<br />
Nosema ceranae zu, der<br />
ebenfalls aus Asien eingeführt<br />
wurde und dessen Präsenz<br />
und gefährliche Wirkung<br />
nachgewiesen ist.<br />
Auch nichtinfektiöse Faktoren<br />
sind auf die gefährlichen „Verbesserungen“<br />
unserer Ingenieure<br />
zurückzuführen. So ist<br />
JFW | Natur<br />
19<br />
die Fehlernährung der Bienen<br />
eine der Hauptursachen für<br />
das Bienenverschwinden. Sie<br />
ist eine Folge der in den letzten<br />
Jahrzehnten tiefgreifend<br />
veränderten landwirtschaftlichen<br />
Praxis: Beseitigung der<br />
Hecken, grosse Getreidemonokulturen,<br />
intensive Verwendung<br />
von Herbiziden und Anbau<br />
von unter anderem<br />
Glyphosat-toleranten Genpflanzen,<br />
was die pflanzliche<br />
Biodiversität zerstört ; weiter<br />
die Bewirtschaftung von Strassenrändern,<br />
Grünanlagen und<br />
Waldrändern zum einzigen<br />
Zweck der „Sauberhaltung“,<br />
was die Blüte der wilden Arten<br />
verhindert ; die Selektion der<br />
Pflanzen aufgrund nur weniger,<br />
ausschliesslicher Kriterien<br />
und so weiter.<br />
Tabu : die finanziellen Interessen<br />
der Agro-Chemie<br />
Natürlich nehmen bei den bienenschädlichen<br />
Praktiken der<br />
Landwirtschaft und der Hauswirtschaft<br />
(die man in diesem<br />
Zusammenhang oft vergisst)<br />
die Insektizide eine bevorzugte<br />
Stelle ein. Was Insektizideinsätze<br />
für die Imker bedeuten,<br />
ist hinlänglich bekannt.<br />
Man erinnert sich auch des<br />
Aufstands der Imker gegen die<br />
systemischen Insektizide, wie<br />
Gaucho oder Regent. Hier sei<br />
auf die ausgezeichnete Arbeit<br />
von F. Nicolino und F. Veillerette<br />
über Pestizide verwiesen.<br />
Es ist äusserst schwierig,<br />
zu diesem Thema zuverlässige<br />
Informationen zu bekommen,<br />
wie jedes Mal, wenn grosse finanzielle<br />
Interessen auf dem<br />
Spiel stehen. Wir werden es<br />
wagen, diesbezüglich gleich<br />
ein paar Fragen zu stellen,<br />
doch können wir zunächst der<br />
Versuchung nicht widerstehen,<br />
einen Auszug aus dem<br />
Gutachten der französischen<br />
Kommission für Giftstoffe<br />
(Commission des Toxiques<br />
française), Sitzung vom 18. Dezember<br />
2002, zu zitieren. Titel:
20 JFW | Natur<br />
„Einschätzung der Risiken für<br />
die Bienen durch den Einsatz<br />
des Präparats Gaucho (imidaclopride)<br />
bei der Behandlung<br />
von Maissaatgut“ . Wenn man<br />
das liest, wird deutlich, wie<br />
schwierig es ist, sich ein<br />
klares Bild über das Thema<br />
zu machen:<br />
„Sämtliche Studien weisen<br />
grosse methodologische Mängel<br />
auf. Was die Präsentation<br />
der Versuchsberichte betrifft,<br />
sind folgende Kritikpunkte<br />
hervorzuheben: mangelnde<br />
Genauigkeit in der Darstellung<br />
der Ergebnisse, dürftige grafische<br />
Darstellungen, Nichtverfügbarkeit<br />
der Bruttoergebnisse<br />
und fehlende Beschreibung der<br />
angewandten Tests und statistischen<br />
Ergebnisse.“ Und so<br />
weiter und so fort.“<br />
Bewundernswert ist auch<br />
die Schlussfolgerung des Gutachtens:<br />
„Die durchgeführte Risikoeinschätzung<br />
ermöglicht es somit<br />
nicht, aufzuzeigen, dass die<br />
Behandlung von Maissaatgut<br />
mit dem Präparat Gaucho für<br />
jeden Bienenstock-Kollaps, für<br />
die Verhaltensauffälligkeiten<br />
und die erhöhte Sterblichkeit<br />
der Bienen und ganz allgemein<br />
für den Rückgang der Bienenzucht<br />
landesweit allein verantwortlich<br />
ist.“<br />
Sie haben richtig gelesen!<br />
Man müsste einmal den Untersuchungen<br />
und den Expertenkomitees<br />
einen Artikel<br />
widmen!<br />
Die GVO beschleunigen<br />
das Desaster<br />
Das ständige Auftreten<br />
neuer Krankheiten und vor<br />
allem der Bienenvolk-Kollaps,<br />
bei dem vermutlich<br />
mehrere Faktoren zusammenwirken,<br />
bereiten den<br />
Imkern enorme Schwierigkeiten.<br />
Ein Berufsimker arbeitet<br />
Imker : ein edles, vom Aussterben bedrohtes Metier<br />
heute mit mindestens zweihundert<br />
Bienenstöcken, oft<br />
sind es tausend und mehr.<br />
Diese Stöcke muss er in Abhängigkeit<br />
der Jahreszeit und<br />
der Kulturen an die geeigneten<br />
Orte verbringen (Bienenwanderung).<br />
Den Honig erntet<br />
er in der grössten Hitze, im<br />
Schutzanzug. Selbst mit der<br />
Mechanisierung ist die Imkerei<br />
ein mühseliger und nicht<br />
immer einträglicher Beruf.<br />
Wegen der Probleme, die in<br />
den letzten Jahren aufgetaucht<br />
sind, haben zahlreiche<br />
Berufsimker Konkurs gemacht,<br />
und zahllose Hobbyimker<br />
haben aufgegeben. Das<br />
verringert natürlich die Bienenbestände<br />
und die Bestäubung<br />
der Pflanzen. Ein Teufelskreis<br />
hat begonnen, den<br />
jedenfalls die gentechnisch veränderten<br />
Organismen nicht<br />
stoppen werden.<br />
Neben ihren direkten Auswirkungen<br />
(Zerfall der Biodiversität<br />
wegen des verstärkten Einsatzes<br />
totaler Herbizide,<br />
mögliche Toxizität der Pflanzen,<br />
die für die Herstellung<br />
von Proteasehemmern oder<br />
eines Insektizids genetisch verändert<br />
wurden), über die<br />
man heute wegen der spärlichen<br />
Publikationen wenig<br />
weiss, beeinträchtigen gentechnisch<br />
veränderte Organismen<br />
den Markt für Bienenprodukte,<br />
was weitere Imker dazu<br />
veranlassen wird, das Handtuch<br />
zu werfen.<br />
Wir betonen ausdrücklich Produkte,<br />
denn allzu oft wird vergessen,<br />
dass die Bienen nicht<br />
nur Honig produzieren sondern<br />
auch Wachs, Propolis, Gelée<br />
royale und Pollen. Pollen<br />
wird vor allem in Reformhäusern<br />
verkauft, und zwar an<br />
eine Kundschaft, die a priori<br />
keine gentechnisch veränderten<br />
Produkte will. Und er wird<br />
roh konsumiert … zusammen<br />
mit intakten transgenen Produkten!<br />
Wenn sein Pollen mit<br />
gentechnisch veränderten Organismen<br />
verseucht ist, kann<br />
der Imker diesen Markt ver-<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
gessen. Aber was kann er dafür,<br />
dass eine Biene sich ihre<br />
Nahrung in einem Radius von<br />
drei Kilometern bis notfalls<br />
mindestens zehn Kilometern<br />
holt !?<br />
Voreingenommene<br />
Gerichte<br />
Mais braucht für seine Bestäubung<br />
keine Bienen, was<br />
nicht bedeutet, dass diese<br />
ihn nicht trotzdem besuchen<br />
und bestäuben. Denn sie<br />
sind gierig auf diesen Pollen,<br />
der während der Maisblüte<br />
bis zu 40 % ihres Verzehrs<br />
ausmacht.<br />
Maurice Coudouin, ein Imker<br />
aus Südwestfrankreich,<br />
liess unter notarieller Aufsicht<br />
feststellen, dass der<br />
Pollen seiner Bienenstöcke<br />
mit gentechnisch verändertem<br />
Mais verseucht war. Er<br />
zog vor Gericht und bekam<br />
Unrecht (auch in der Berufung),<br />
denn es sei, so die<br />
Richter, Sache des Imkers,<br />
seine Bienenstöcke weit weg
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Was ist mit den flüchtigen Stoffen ?<br />
Wie eingangs gesagt, bezweckt dieser Artikel zweierlei : er will Reaktion<br />
auszulösen und wenn möglich Informationen einholen.<br />
Das Erstaunlichste beim Bienenvolk-Kollaps ist, dass weder in noch vor<br />
den Bienenstöcken tote Bienen zu finden sind. Spurlos verschwinden die<br />
Völker aus den Stöcken, die nach dem Winter in gutem Zustand sind und<br />
über genügend Vorrat an Pollen und Honig verfügen.<br />
Die Imker, erfahren im Beobachten der Bienen und der Natur ganz allgemein,<br />
bemerken immer häufigere Anomalien im Verhalten ihrer Bienen.<br />
Sie berichten beispielsweise von Fällen, wo die Bienen an einer Sonnenblume<br />
förmlich kleben bleiben („als wären sie sterblich in sie verliebt“,<br />
wie es ein Zeuge formulierte) oder massenweise an einen für sie ungeeigneten<br />
Ort fliegen und dort sterben. Einige Imker vermuten, dass die systemischen<br />
Insektizide den Orientierungssinn der Bienen stören, so dass<br />
sie nicht mehr in ihre Stöcke zurückfinden.<br />
Aus Gründen, die hier zu lange zu erklären wären, suchen wir Informationen<br />
zu folgenden Hypothesen:<br />
Die Pflanzen können flüchtige Stoffe (u. a. Terpene) aussenden, die die<br />
Rolle von Signalen für die Kommunikation mit anderen Pflanzen oder<br />
Insekten spielen. Es könnte sein, dass aufgrund der Selektionen, der Verwendung<br />
von Insektiziden und/oder gentechnischer Veränderungen<br />
neue Moleküle freigesetzt werden, die das Verhalten der pollen- und<br />
nektarsammelnden Insekten, die auf diese flüchtigen Verbindungen sehr<br />
empfindlich reagieren, stört.<br />
genug von gentechnisch veränderten<br />
Organismen aufzustellen!<br />
Um alle verständlichen<br />
Zweifel über die<br />
Echtheit dieses Richterspruchs<br />
zu beseitigen, zitieren<br />
wir den Entscheid des<br />
Berufungsgerichts der Stadt<br />
Agen vom 12. Juli 2007:<br />
„Die Eheleute Coudouin, die<br />
Kenntnis davon hatten, dass<br />
Herr Ménara seit 2005 auf seinen<br />
Parzellen transgenen Mais<br />
kultiviert und auch 2007 gentechnisch<br />
verändertes Maissaatgut<br />
auf seinen Feldern<br />
anpflanzen wollte, woraus er<br />
kein Geheimnis machte, hätten<br />
es unterlassen können,<br />
während dieser kritischen Bestäubungszeit<br />
ihre Bienenstöcke<br />
in die Nähe dieser genau<br />
definierten Parzellen zu<br />
Wir bitten um Informationen<br />
stellen.<br />
Wie vom ersten Richter bemerkt,<br />
entstand in diesem Punkt der<br />
Wo führt uns der Gen-Mais noch hin ?<br />
Streit weitgehend wegen des Verhaltens<br />
des Imkers, der es in<br />
Kenntnis der Ergebnisse des<br />
JFW | Natur<br />
21<br />
Nehmen wir die Sonnenblume, die normalerweise hauptsächlich von den<br />
Bienen bestäubt wird. Infolge der modernen Selektionen ist sie für ihre<br />
Befruchtung nicht mehr auf die Bienen angewiesen. Es könnte sein, dass<br />
die Pflanze durch diese Unabhängigkeit gegenüber den Bienen, und weil<br />
die Selektion durch die Bienen nicht mehr stattfindet, neue flüchtige Terpene<br />
produziert, die das Verhalten der Bienen stören. Ist das realistisch?<br />
Und wenn ja, gilt es nur für die Sonnenblume?<br />
Die Behandlung einer Pflanze mit einem systemischen Insektizid wie<br />
Gaucho oder Regent könnte möglicherweise ihren Stoffwechsel stören.<br />
Auch hier wieder ist es möglich, dass neue Moleküle auftauchen, die<br />
auch hier wieder das Verhalten der Bienen stören. In diesem Fall bringt<br />
das Testen des Insektizids auf der Biene nicht die richtigen Informationen,<br />
da es sich um eine Veränderung der Pflanze unter Einwirkung der<br />
chemischen Substanz handelt.<br />
Ähnlich verhält es sich mit den gentechnisch veränderten Organismen,<br />
wo das oder die eingeführten Gene den Stoffwechsel der Pflanze<br />
stören können. Die Vergleiche mit einer normalen Pflanze sind nicht<br />
präzise genug, um einen Unterschied in der Produktion von Terpenen<br />
aufzuzeigen.<br />
Wie gesagt, wissen wir nicht, ob diese Hypothesen realistisch sind. Es<br />
sind Arbeitsansätze, für die wir Hilfe brauchen. Die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong><br />
<strong>Weber</strong> und das GIET werden gegebenenfalls die grösste Diskretion<br />
wahren.<br />
2006 durchgeführten Versuchs<br />
unterlassen musste oder jedenfalls<br />
unterlassen konnte, seine<br />
Bienenstöcke in den Risikozonen<br />
und während der Risikozeit aufzustellen,<br />
um den befürchteten<br />
Schaden zu vermeiden.“<br />
Imker: ein Beruf, der immer<br />
unmöglicher wird<br />
Die Imker wandern mit ihren<br />
Bienen, aber sie können ihre<br />
Bienenstöcke nicht hinstellen,<br />
wo und wann sie wollen. Sie<br />
benötigen die Bewilligung der<br />
Besitzer der Grundstücke,<br />
auf denen sie ihre Bienen<br />
aussetzen.<br />
Diese Bewilligung haben sie<br />
meist schon seit Jahrzehnten.<br />
Der Zeitpunkt für das<br />
Aufstellen der Stöcke hängt<br />
vom Zustand der Vegetation<br />
ab.
22 JFW | Natur<br />
Insgesamt muss der Imker<br />
also:<br />
- seine Bienen dort aussetzen,<br />
wo sie vor jeder möglichen<br />
Kontamination geschützt sind<br />
(bei einem Versuch mit gentechnisch<br />
veränderten Organismen<br />
auf offenem Feld kann<br />
der kontaminierte Pollen für<br />
den Verzehr nicht genehmigte<br />
Substanzen enthalten!);<br />
- auf eigene Kosten teure Analysen<br />
durchführen lassen, um<br />
zu wissen, ob er auf seinen<br />
Produkten darauf hinweisen<br />
muss, dass sie gentechnisch<br />
veränderte Organismen enthalten;<br />
- kommerzielle Einbussen erleiden,<br />
falls tatsächlich eine<br />
Kontamination nachgewiesen<br />
wird.<br />
Hinsichtlich des Pollens sind<br />
die Konsequenzen klar. Was<br />
den Honig betrifft, so enthält<br />
er zwar nur wenig Pollen, aber<br />
er enthält welchen. Honig ist<br />
ein sehr symbolträchtiges, jedoch<br />
nicht unerlässliches Nahrungsmittel.<br />
Seinen Ruf beflecken<br />
heisst ein grosses<br />
kommerzielles Risiko eingehen.<br />
Kurz, gentechnisch veränderte<br />
Organismen bedrohen<br />
nicht nur einen Grossteil<br />
der Landwirte, sondern in erster<br />
Linie die Imker und damit<br />
die Bienen.<br />
In der kleinen Gemeinde Lussas<br />
im französischen Departement<br />
Ardèche, die für ihr Dokumentarfilmfestival<br />
bekannt<br />
ist, wurden im Auftrag der<br />
Firma Limagrain (die u. a. den<br />
Samenhersteller Villemorin<br />
und den Brothersteller Jaquet<br />
beliefert) drei Gen-Mais-Felder<br />
angebaut, worauf die Imker in<br />
dem betreffenden Sektor den<br />
Pollen ihrer Bienenstöcke analysieren<br />
liessen. Die ersten Resultate<br />
ergaben, dass ein Bienenhaus,<br />
das zwei Kilometer<br />
weiter weg stand, verseucht<br />
war. Als die Imker in einer öffentlichen<br />
Kundgebung dieses<br />
Ergebnis publik machten, verbrannten<br />
sie eine Wahlurne,<br />
um zu zeigen, wie die gewählten<br />
Behörden den Willen der<br />
Bürger missachten, die, es sei<br />
daran erinnert, zu mehr als 80<br />
% von gentechnisch veränderten<br />
Organismen in der Landwirtschaft<br />
nichts wissen wollen.<br />
Endlich beginnen die<br />
französischen Berufsimker<br />
sich zu mobilisieren. Etwas<br />
spät, aber entschlossen.<br />
Lösungen, die keine sind<br />
Angesichts dieser schweren<br />
Krise werden technische Lö-<br />
Düstere Zukunft für den Pollen …<br />
sungen vorgeschlagen. Aber<br />
diese stossen, wie so oft,<br />
wieder in die gleiche Richtung,<br />
nämlich in die der Verkünstlichung,<br />
die wieder<br />
neue Probleme hervorruft<br />
oder bestehende verschlimmert.<br />
Die Bienen sind fehlernährt?<br />
Man muss ihnen Blüten<br />
geben, die Nektar und<br />
Pollen liefern! Wir haben<br />
brachliegendes Land, lasst<br />
uns Buntbrachen daraus machen!<br />
Leider beherbergt<br />
Brachland auch schutzbedürftige<br />
wilde Arten. Und<br />
die Blüten, die für die Honig-<br />
bienen besonders interessant<br />
sind, sind es nicht unbedingt<br />
für die zirka 900 Arten<br />
von Wildbienen, die ebenfalls<br />
bedroht sind, und zwar<br />
nicht nur wegen der übermässigen<br />
Verwendung von<br />
Herbiziden, sondern unter<br />
anderem auch deswegen,<br />
weil die traditionellen Futterpflanzenkulturen,<br />
die<br />
den Rückgang der spontanen<br />
natürlichen Milieus<br />
kompensierten, fast völlig<br />
verschwunden sind.<br />
Zitieren wir eine Warnung,<br />
die Serge Gadoum und<br />
Pierre Rasmont (einer der<br />
sehr wenigen Bienenexperten)<br />
zum Thema Buntbrachen,<br />
Biodiversität und Bienen<br />
im Internet<br />
veröffentlicht haben :<br />
„Buntbrachen sind für den Naturschutz<br />
a priori eine potenziell<br />
interessante Initiative. Zu<br />
den Saatmischungen, die für<br />
Buntbrachen vorgeschrieben<br />
sind, zählen Pflanzensorten,<br />
die nicht zur französischen<br />
Flora gehören (Zinnie, Cosmos<br />
und Bienenfreund, die aus<br />
Amerika stammen, selektionierte<br />
Kornblumen und andere<br />
mehr). Ihre Sämlinge und<br />
deren mögliche Verbreitung in<br />
die Naturräume fördern die<br />
Verkünstlichung des natürlichen<br />
Milieus und können den<br />
Phytozönosen schaden.<br />
Hierzu sagt die vom französischen<br />
Ministerium für Ökologie<br />
und nachhaltige Entwicklung<br />
herausgegebene Schrift<br />
‚Stratégie française pour la<br />
biodiversité_ (<strong>Franz</strong>ösische<br />
Strategie für die Biodiversität),<br />
dass die Einführung exogener<br />
Arten die zweitwichtigste Ursache<br />
für das weltweite Artensterben<br />
ist (siehe auch S.<br />
Müller ). Im Übrigen sind mit<br />
exogenen Pflanzenarten angesäte<br />
Brachen für die Insektenfauna<br />
ziemlich uninteressant.<br />
Zahlreiche Insekten werden<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
diese Brachen vermutlich<br />
nicht besuchen, und nur die<br />
ubiquistischsten, das heisst die<br />
gemeinsten Arten, werden von<br />
ihnen profitieren.“<br />
Weitere sogenannte „Lösungen“<br />
werden vorgeschlagen, an<br />
denen teilweise bereits gearbeitet<br />
wird.<br />
Zum Beispiel:<br />
- Stärkere Selektion der Königinnen,<br />
um homogenere<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
zu erzielen. In den USA sind<br />
die Königinnen hyperselektioniert,<br />
was den Bienenvolk-Kollaps<br />
(Colony Collapse<br />
Disorder) verursacht<br />
hat. Eine breitere genetische<br />
Vielfalt hätte das Phänomen<br />
sicher gemindert.<br />
- Einfuhr asiatischer<br />
und/oder afrikanischer Arten,<br />
die gegen-über der Varroa<br />
destructor resistent sind.<br />
Man glaubt zu träumen, oder<br />
vielmehr: ein Albtraum!<br />
- Entwicklung einer künstlichen<br />
Bienennahrung. Den<br />
künstlichen „Honig“ gibt es<br />
aber bereits, und die Bestäubung<br />
wird mit dem Pinsel erfolgen<br />
müssen.<br />
- Behandlung der Bienen mit<br />
Antibiotika. Diese Praktik ist<br />
von der Europäischen Union<br />
soeben verboten worden,<br />
aber für wie lange?<br />
- Und natürlich arbeitet man<br />
bereits fleissig an der Entwicklung<br />
gentechnisch veränderter<br />
Bienen.<br />
So oder so ist eine Mobilisierung<br />
zugunsten der Bienen<br />
unerlässlich und dringlich.<br />
Nicht nur die Imker sind betroffen,<br />
sondern wir alle.<br />
■ Dr. Frédéric Jacquemart<br />
Präsident des GIET
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Freiland-GVO im Kanton<br />
Waadt – wie ist das möglich?<br />
Auf Verlangen der Universität<br />
Zürich und der ETHZ will das<br />
Umweltbundesamt (UBA) in<br />
Pully (VD), einem äusseren<br />
Stadtteil von Lausanne, genetisch<br />
veränderten Weizen im<br />
Freiland anpflanzen. Pully ist<br />
Teil eines Projektes von 27 Studien<br />
des Schweizerischen Nationalfonds<br />
(SNF), der sein<br />
Mandat vom Bundesrat erhalten<br />
hat.<br />
Das Experiment soll im März<br />
2008 starten und bis ungefähr<br />
2010 dauern. Sein Ziel ist es,<br />
die Risiken und die Nützlichkeit<br />
der Verbreitung genetisch<br />
veränderter Pflanzen (GVP)<br />
festzusetzen. Die juristischen<br />
und ethischen Risiken werden<br />
dabei ebenso untersucht wie<br />
die biologischen Risiken.<br />
Desinformation, Propaganda<br />
und vollendete Tatsachen<br />
In Pully testet man spezifisch<br />
die Resistenz des Weizens gegenüber<br />
Pilzen, sowie seine<br />
Einwirkung auf die umliegenden<br />
lebenden Organismen,<br />
namentlich die Folgen einer<br />
Übertragung von GVO auf wilde<br />
Pflanzen. Das in der Gemeinde<br />
Pully ausgewählte<br />
Feld befindet sich im Weinbauzentrum<br />
von Caudoz und ist<br />
der Station für landwirtschaftliche<br />
Forschung untergeordnet.<br />
An Ort und Stelle wurde<br />
die Erde bereits mit dem Anbau<br />
von GVO-freiem Weizen<br />
getestet.<br />
Die Gemeindeverwaltung hat<br />
beschlossen, sich dem Projekt<br />
nicht entgegenzustellen. Die<br />
Angst der Bevölkerung ist jedoch<br />
offensichtlich. Man hat<br />
die Einwohner absichtlich<br />
schlecht informiert und dann<br />
vor vollendete Tatsachen gestellt.<br />
Und wenn unter dem<br />
Deckmantel wissenschaftlicher<br />
Erklärungen Kommunikationskampagnen<br />
organisiert<br />
werden, so laufen diese nur<br />
auf eine Aufwertung der Genmanipulation<br />
hinaus. Es handelt<br />
sich um eine reine Pro-<br />
GVO Propaganda.<br />
Genauso wie die Umweltschutz-Organisationen<br />
(ihrer<br />
27 haben Einspruch gegen das<br />
Projekt des UBA erhoben) ist<br />
auch die grosse Mehrheit der<br />
Anwohner und Einwohner der<br />
Region gegen diese Bepflanzung<br />
und sucht ihrer Opposition<br />
Gehör zu verschaffen. Ihre<br />
Sorgen – die niemand ernsthaft<br />
anhören will – sind begründet<br />
und legitim.<br />
Über die Risiken weiss man<br />
überhaupt nichts<br />
Man beteuert, um ihre Ängste<br />
zu beruhigen, es handle sich ja<br />
nur um ein Experiment. Dabei<br />
weiss jedermann, dass ein Experiment<br />
nur der Anfang ist !<br />
Beim heutigen Stand der wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse<br />
– das muss klar festgehalten<br />
werden – weiss man NICHTS<br />
über die mittel- und längerfristigen<br />
Risiken für die umliegenden<br />
Kulturen und die Bevölkerung<br />
in Kontakt mit den GVO.<br />
Die Experimente dürften daher<br />
keinesfalls im Freiland<br />
durchgeführt werden, und<br />
schon gar nicht mitten in einem<br />
Wohngebiet! Wenn<br />
schon, müssten sie zwingend<br />
in einem geschlossenen System<br />
gehalten werden. Die ex-<br />
perimentelle Aussaat beinhaltet<br />
viel zu viele Unbekannte<br />
und bleibt ohne Frage zu gefährlich.<br />
Es ist im übrigen kein harmloser<br />
Zufall, dass die eidgenössischen<br />
Behörden von den Versuchsleitern<br />
einen Notfallplan<br />
gefordert haben! Man versichert,<br />
um die Gemüter zu beruhigen,<br />
die Versuche seien<br />
erstens absolut gefahrlos und<br />
könnten überdies im Bedarfsfall<br />
jederzeit abgebrochen werden…<br />
Wird mit der zweiten<br />
Bemerkung nicht die erste in<br />
Frage gestellt?<br />
Den Opponenten wirft man<br />
vor, die GVO zu verteufeln,<br />
aber die Absenz jeglicher Infragestellung<br />
von Seiten der<br />
Befürworter zeugt von einer<br />
erstaunlichen Leichtgläubigkeit!<br />
Auch wenn das Experiment<br />
von Pully unter den strengsten<br />
Sicherheitsmassnahmen<br />
durchgeführt wird, es bleibt<br />
die Tatsache, dass die Gefährlichkeit<br />
dieser Organismen<br />
viel zu wenig erforscht<br />
ist. Zur Beunruhigung besteht<br />
durchaus Grund. Man<br />
darf nicht einfach blind vertrauen,<br />
um im Nachhinein<br />
„heilen“ zu müssen, weil<br />
man nicht vorgebeugt hat.<br />
Die noch völlig unbekannten<br />
Folgen der Genmanipulation<br />
könnten schwer und<br />
unwiderruflich sein, sowohl<br />
für den Menschen wie für<br />
die Biosphäre. Zu einer tätigen<br />
Wissenschaft gehört<br />
auch, dass sie ihre Grenzen<br />
kennen und akzeptieren<br />
muss.<br />
JFW | Natur<br />
23<br />
Die Mitglieder der Links-Partei<br />
POP haben im Bezirk Lavaux-<br />
Oron 1331 Unterschriften von<br />
Gegnern des Projekts gesammelt,<br />
um Druck auf die Politiker<br />
auszuüben. Das Dokument,<br />
das eine Intervention<br />
bei der Eidgenossenschaft verlangt<br />
mit dem Ziel, die Verbreitung<br />
von GVO auf Gemeindegebiet<br />
zu verbieten, wurde<br />
am 12. September 2007 dem<br />
Gemeinderat von Pully überreicht,<br />
welcher es an die Stadtverwaltung<br />
weitergeleitet hat.<br />
Die Exekutive ist nicht kompetent<br />
und sandte das Dokument<br />
schliesslich nach Bern. Die<br />
POP-Partei prangert die bestürzende<br />
Leichtfertigkeit an,<br />
mit der diese Petition von den<br />
Behörden behandelt wurde.<br />
Seit der Antike besitzt das Getreide eine<br />
starke Symbolkraft ; lassen wir nicht die<br />
Ähre zu einem Symbol des Unglücks<br />
werden … !<br />
Ignorierter Volkswille<br />
Der Rekursweg scheint mehr<br />
zu versprechen, weshalb die<br />
Anwohner im Umkreis eines<br />
Kilometers eine gemeinsame<br />
juristische Aktion eingeleitet<br />
haben.<br />
Pully ist das dritte schweizerische<br />
Freiland-Experiment im<br />
Anbau genetisch veränderter<br />
Pflanzen. Diese Versuche waren<br />
jedes Mal stark umstritten.
24 JFW | Natur<br />
Die Bevölkerung hat begriffen,<br />
dass die widerstandslose Akzeptanz<br />
solcher Versuche<br />
nichts anderes bedeutet als die<br />
Akzeptanz eines globalen Gesellschaftsprojektes.<br />
Und das<br />
Schweizervolk will nun einmal<br />
keine Genmanipulation. Auf<br />
jeden Fall nicht, bevor die wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse<br />
in diesem Bereich nicht weiter<br />
fortgeschritten sind. Im Augenblick<br />
müssen die Anliegen<br />
der öffentlichen Gesundheit<br />
und der Artenvielfalt die industriellen<br />
Projektierungen<br />
überwiegen. Das Schweizervolk<br />
weiss ausserdem, dass das<br />
Land auf dem globalen Markt<br />
mit seinen Preisen nicht konkurrenzfähig<br />
ist, und dass sein<br />
einziger Trumpf im Image einer<br />
hochqualifizierten Produktion<br />
besteht, welche die<br />
Exporte garantiert.<br />
Die in Pully getätigten Versuche<br />
werden unfehlbar mittel-<br />
fristig zu einer Anwendung in<br />
der Nahrungsmittelkette führen.<br />
Dies wiederum steht in totalem<br />
Gegensatz zu dem von<br />
der Bevölkerung ausgedrückten<br />
Willen. Das Schweizervolk<br />
hat seine Befürchtungen betreffend<br />
GVO bereits an der<br />
Urne kundgetan. Das Moratorium<br />
für Gentechnologie wurde<br />
im Jahre 2005 demokratisch<br />
beschlossen. Warum wird<br />
diesem Umstand nicht Rechnung<br />
getragen?<br />
Totale Missachtung des Gen-<br />
Gesetzes in Aussicht<br />
Trotz einem negativen Vorbescheid<br />
von Bundesrat und<br />
Parlament hat das Schweizervolk<br />
am 27. November 2005<br />
die eidgenössische Volksinitiative<br />
für Nahrungsmittel ohne<br />
Genmanipulation mit 55,7<br />
% der Stimmen angenommen.<br />
Die Schweiz hat also ein<br />
fünfjähriges Moratorium eingeführt.<br />
Dieses hält fest, dass<br />
„die Schweizerische Landwirtschaft<br />
während fünf Jahren<br />
nach Annahme des vorliegenden<br />
Verfassungstextes<br />
keine genetisch veränderten<br />
Organismen verwendet". Der<br />
Text war einstimmig von allen<br />
26 Kantonen angenommen<br />
worden – ein überaus<br />
seltenes Ereignis! Die Bürger<br />
haben sich damit ganz klar<br />
für eine Landwirtschaft ohne<br />
Gentechnik entschieden. Sie<br />
wollten und wollen den<br />
Schweizer Boden vor einer<br />
unwiderruflichen Verseuchung<br />
schützen. Der Schweizer<br />
Konsument zieht, mit<br />
Recht, qualitativ hochstehende<br />
Landwirtschaftsprodukte<br />
vor, die ausserdem der Natur<br />
nicht schaden.<br />
Der Abstimmung vom 27. November<br />
2005 ging eine vehemente<br />
Kampagne mit bissigen<br />
Attacken der Agrochemie<br />
voraus. Die Initiative war<br />
Ich bestelle ein Jahresabonnement des <strong>Journal</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> à CHF 20.–<br />
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<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
durch eine Koalition von Bauern,<br />
Konsumenten sowie von<br />
Entwicklungs- und Umweltschutzorganisationen<br />
lanciert<br />
worden. In Pully erhielt sie ein<br />
Stimmenmehr von 56 % !<br />
Ungeachtet dieses Erfolgs<br />
der Gentechnikgegner hat<br />
die Forschung davon profitiert,<br />
dass das Genehmigungsverfahren<br />
für Aussaatversuche<br />
durch die Initiative<br />
nicht geändert wurde. Zum<br />
Zweck wissenschaftlicher<br />
Versuche sind weiterhin<br />
GVO-Böden unter jedermanns<br />
Fenstern möglich. Sobald<br />
jedoch die Resultate das<br />
Versuchsstadium verlassen<br />
und in den „Dienst" der Ernährung<br />
gestellt werden, betreten<br />
wir einen Raum der<br />
Nicht-Gesetzlichkeit, der totalen<br />
Mis- sachtung des Gen-<br />
Gesetzes.<br />
■ Isabelle Lombardo<br />
Das <strong>Journal</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />
ist anders:<br />
■ unerschrocken<br />
■ total unabhängig<br />
■ kompromisslos in der<br />
Verteidigung der Wahrheit<br />
und spannend<br />
Schade, dass es nur 4 mal im<br />
Jahr erscheint!<br />
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20 Franken (€ 20.–)<br />
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Talon einsenden an: FONDATION FRANZ WEBER, Case postale, CH-1<strong>82</strong>0 Montreux
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
NEIN<br />
zu Montreux-Carlo!<br />
Platz der Rouvenaz um 1910<br />
Am 24. Oktober 2008 versammelten<br />
sich auf Einladung<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s 200 Einwohner<br />
und Einwohnerinnen von<br />
Montreux im grossen Saal des<br />
Grandhotel Suisse Majestic.<br />
Sie kamen, um gegen die galoppierende<br />
Verschandelung<br />
ihrer Stadt zu protestieren,<br />
die sich in neuerer Zeit unter<br />
einer kulturlosen Gemeindeverwaltung<br />
mehr und mehr<br />
zu einem abstossenden „Montreux-Carlo“<br />
entwickelt. Die<br />
lokale Presse war zwar anwesend,<br />
erwähnte jedoch die<br />
wichtige Veranstaltung in den<br />
nachfolgenden Tagen mit keinem<br />
Wort. Da drängt sich die<br />
Frage auf: Wer hat den <strong>Journal</strong>isten<br />
einen Maulkorb verpasst<br />
und sie durch unerklärliches<br />
und schuldhaftes<br />
Schweigen zu dieser enormen<br />
Nicht-Information angehalten?<br />
Im Interesse des einzigartigen<br />
historischen Erbes der<br />
Stadt Montreux, die wohl keinem<br />
unserer Leser unbekannt<br />
ist, veröffentlichen wir<br />
nachstehend <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s<br />
aufschlussreiche Willkommensansprache,<br />
sowie die<br />
Reaktion einer englischen<br />
Touristin, die schonungslos<br />
enthüllt, wieviel die weltberühmte<br />
Belle-Epoque- und<br />
Ferienstadt am Genfersee bereits<br />
verloren hat – und noch<br />
verlieren wird, wenn die Gemeindeverwaltung<br />
nicht ein<br />
für allemal zur Ordnung gerufen<br />
wird. Ein spannender<br />
Hintergrundbericht zur Thematik<br />
folgt in der nächsten<br />
Ausgabe.<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> an die versammeltenEinwohnerinnen<br />
und Einwohner von<br />
Montreux<br />
Wir sind heute Abend hier<br />
versammelt, um Halt zu rufen<br />
! Schluss mit der Betonierung,<br />
Schluss mit der Banalisierung<br />
und der Verschandelung<br />
unserer Stadt !<br />
Manche von Ihnen werden<br />
sich an eine andere Debatte<br />
unter dem Motto „Sauver<br />
Montreux“ erinnern : an den<br />
denkwürdigen, stürmischen<br />
Abend von 1977 im „Terminus“,<br />
auf der anderen Seite<br />
des Bahnhofs. Genau wie<br />
heute ging es damals darum,<br />
gegen die Zerstörung der<br />
Stadt durch Bauherren, Architekten,<br />
Spekulanten, Urbanisten<br />
und – wie heute – gegen<br />
eine promotergefällige<br />
und daher mitschuldige Gemeindeverwaltung<br />
ins Feld<br />
zu ziehen.<br />
Damals propagierten die Gemeindeväter<br />
den Bau von<br />
neuen Hochhäusern nach<br />
dem Modell der „Tour d’Ivoire“,<br />
dieses urbanistischen<br />
Sündenfalls aus den Sechzigerjahren<br />
des 20. Jahrhunderts.<br />
Genau gegenüber dem<br />
„Hotel Suisse & Majestic“ sollte<br />
damals ein langgezogener<br />
Flachdachbau, ein liegender<br />
Turm, am berühmten Quai<br />
von Montreux „der altmodischen<br />
und verstaubten Seepromenade<br />
neues Leben einhauchen“.<br />
Und selbstverständlich<br />
unterstützten<br />
die Behörden ausserdem eine<br />
Vielzahl weiterer Pläne von<br />
Zerstörung historischer Bausubstanz<br />
und Neubauprojekte<br />
uniformer Blöcke, Würfel<br />
und Wohntürme.<br />
Mit einer schlagkräftigen<br />
Kampagne konnten wir zum<br />
Glück die Absichten der damaligenGemeindeverwaltung<br />
durchkreuzen – was anschliessend<br />
zur Verleihung<br />
Die gedeckte Markthalle mit Ihren Sphinx (1891)<br />
JFW | Schweiz<br />
25<br />
des Wakker-Preises führte,<br />
aber nicht etwa für die den<br />
Initianten von „Sauver Montreux“,<br />
sondern für die Stadtverwaltung,<br />
die es „verstanden<br />
habe“, Zitat: „eine<br />
harmonische Stadtplanung in<br />
Entwicklung und Renovation<br />
der Stadt sicherzustellen.<br />
Doch verglichen mit den heutigen<br />
Stadtbehörden waren jene,<br />
die vor 30 Jahren am Ruder<br />
sassen, wahre Unschuldsengel.<br />
Im Streben<br />
nach Profit und schnellem<br />
Gewinn sind die heutigen<br />
Stadtväter ihnen um einige<br />
Runden voraus. Alles wird<br />
weggefegt: Behaglichkeit,<br />
Lebensqualität, Identität,<br />
Charme, Charakter, Stadtleben,<br />
Grünflächen und Weinreben<br />
– alles was die Attraktivität<br />
und den Ruf der Stadt<br />
Montreux ausmacht.<br />
Das alles ist in ihren Augen<br />
nur „quantité négligeable“ -<br />
peanuts im Vergleich zu den<br />
enormen Profiten, die sie einstreichen<br />
können, indem sie<br />
Montreux mit hässlichen<br />
Würfeln, Blöcken und Wohntürmen<br />
in ein greuliches<br />
Montreux-Carlo verwandeln!<br />
„Schluss mit der Nostalgie!<br />
Wir müssen vorwärtsmachen!“<br />
heisst es in den Reihen
26 JFW | Schweiz<br />
der Totengräber von Montreux.<br />
Wobei sich offensichtlich<br />
die Stadtväter in ihrer Gesamtheit<br />
in die ominösen<br />
Sechzigerjahre zurücksehnen,<br />
als man aus lauter<br />
Dummheit alles zerstörte,<br />
was im Stil der „Belle Epoque“<br />
gebaut war, und nur noch auf<br />
Flachdächer, Klötze aus Glas<br />
und Beton und aufeinander<br />
getürmte Schuhschachteln<br />
schwor… Und genau diese<br />
städtischen Totengräber bezichtigen<br />
uns dessen, was sie<br />
selbst charakterisiert, sie verhöhnen<br />
uns, die wir für die<br />
Rettung der noch vorhandenen<br />
Schönheiten von Montreux<br />
kämpfen – als unkultivierte<br />
Reaktionäre.<br />
Wir geben Ihnen das Kompliment<br />
hiermit feierlich zurück.<br />
Denn ihre Taten beweisen<br />
in eindeutiger Weise<br />
ihren Mangel an Weitblick,<br />
Verantwortung und Kultur.<br />
Keine Suche nach Schönheit,<br />
keine Fantasie, keine Kreativität<br />
ist ihnen eigen. Ihr Credo<br />
ist die Gerade, die horizontale<br />
und vertikale Linie, der<br />
Einheits-Stil, die Banalität<br />
und das Stereotype. Nehmen<br />
wir als Beispiel das neuste,<br />
monströse Projekt mitten in<br />
den Rebbergen von Montreux,<br />
gerade heute veröffentlicht<br />
in „24 Heures“ ! Nehmen<br />
wir die beiden gigantischen,<br />
uniformen, zum Heulen banalen<br />
Blöcke, die links und<br />
rechts neben dem ehrwürdigen<br />
Hotel National aus dem<br />
Boden schiessen !<br />
Stil- und inhaltgerecht haben<br />
wir das Motto „Schluss mit<br />
der Nostalgie!“ abgewandelt<br />
und unsere Initiative „Sauver<br />
Montreux 2“ mit dem Slogan<br />
„Schluss mit der Zerstörung !<br />
Nein zu Montreux-Carlo“ lanciert.<br />
Die Initiative ersetzt die erste,<br />
die wir Ende Juni lancierten<br />
und die das fakultative<br />
Referendum für sämtliche<br />
Bauprojekte in Wohnquartieren<br />
oder Reduktion von<br />
Grünflächen verlangte. Heute<br />
jedoch, angesichts der neuen<br />
und ungeheuerlichen urbanistischen<br />
Verbrechen, die<br />
Wo ist das Montreux,<br />
dass wir liebten ?<br />
Ich bin ganz einfach sprachlos<br />
über das, was in Montreux vorgeht…<br />
Die Probleme im Zusammenhang<br />
mit den neuen<br />
Baustellen waren mir zwar bekannt,<br />
doch ich wusste nicht,<br />
dass noch viel mehr und noch<br />
viel Ärgeres auf uns zukommen<br />
soll…Ich glaube, es hat<br />
von Anfang an etwas nicht<br />
richtig funktioniert: Warum<br />
akzeptiert die Gemeinde diese<br />
neuen Pläne? Warum protestieren<br />
die Einwohner von<br />
Montreux erst jetzt, wo das<br />
Schlimmste schon passiert ist?<br />
Warum gibt es kein Gesetz, das<br />
jedes Handanlegen an das Alte,<br />
Erhaltenswerte strikte verbietet<br />
?<br />
Warum hat man zugelassen,<br />
dass dieser weltberühmten<br />
Stadt aller Charme abhanden<br />
gekommen ist? Es müsste absolut<br />
VERBOTEN sein, die Vergangenheit<br />
abzureissen. Ja,<br />
ich bin total einverstanden mit<br />
euch, Montreux hat seine Seele<br />
verloren. Kürzlich machte<br />
ich einen langsamen Spaziergang,<br />
und mit mir wanderte<br />
der Schatten meiner Erinnerungen,<br />
zusammen betrachte-<br />
man uns ohne Vorwarnung<br />
aufzwingen will, müssen wir<br />
das obligatorische Referendum<br />
fordern. Nur so sind diese<br />
Herren in ihrer frenetischen<br />
Gier nach Zerstörung<br />
aufzuhalten. Nur diese Sprache<br />
versteht die Stadtverwaltung.<br />
Aus diesem Grunde haben<br />
wir unsere erste<br />
Initiative durch die hier vorliegende<br />
„Sauver Montreux 2“<br />
ersetzt. Falls Sie noch nicht<br />
unterschrieben haben, tun<br />
Sie es jetzt. Das Schicksal von<br />
Montreux steht auf dem<br />
Spiel.<br />
Wir müssen immer wieder betonen<br />
und es der Stadtverwaltung<br />
in die Ohren schreien:<br />
Montreux hat keine industrielle<br />
Berufung ! Es ist auch keine<br />
internationale Handels- oder<br />
Verwaltungsstadt mit Tausenden<br />
von Büros. Montreux ist<br />
eine Wohn-Stadt, in der sich<br />
behaglich leben lässt, ein Urlaubsort,<br />
eine Stadt mit touristischer<br />
Ausrichtung, mit kulturellen<br />
Ambitionen, ein Ort, in<br />
dem die Zeugen der Belle<br />
Epoque ein aussergewöhnli-<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Belle-Epoque: Hotel Terminus hinter dem Bahnhof von Montreux<br />
ches historisches Erbgut bilden,<br />
eingebettet in eine weltweit<br />
einzigartige Landschaft.<br />
Unzählige Telefonate, Briefe<br />
und elektronische Mitteilungen<br />
sind während den letzten<br />
Wochen und Monaten bei uns<br />
eingegangen und beweisen,<br />
dass die Bevölkerung von<br />
Montreux übergenug genug<br />
hat von der galoppierenden<br />
Verhässlichung ihrer geliebten<br />
Stadt, übergenug von den Methoden<br />
einer Stadtverwaltung,<br />
die sich in ihrem eintönigen,<br />
brutalen Urbanismus auf zurückliegende<br />
Quartierpläne<br />
beruft, die angeblich vom<br />
Stimmvolk schon vor langer<br />
Zeit akzeptiert worden seien<br />
!... Das ist die Art, wie diese<br />
Herren mit der Demokratie<br />
und der Kommunikation umspringen<br />
– und alle Einsprachen<br />
systematisch aufheben!<br />
Es ist wahrhaftig Zeit, die<br />
Stadtverwaltung von Montreux<br />
in die Schranken zu weisen.“<br />
F.W. 24.10.2007
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Belle-Epoque: Schloss Chillon und Aussicht auf Montreux<br />
Belle-Epoque: Platz der Rouvenaz und Pferdekutschen<br />
Belle-Epoque: Schloss Chillon, Aussicht auf Montreux und Dampfschiff<br />
ten wir alle diese Massaker,<br />
diese aufgerissenen Löcher,<br />
diese Kadaver, wir hoben unsere<br />
Augen zu diesen schrecklichen,<br />
abweisenden Klötzen,<br />
die wie Pilze aus dem Boden<br />
geschossen sind und Kinos,<br />
Molkereien, Confiserien (wo<br />
ist Merkur geblieben?), Papeterien,<br />
Haushaltgeschäfte, typische<br />
Läden, die zu Montreux<br />
gehörten, kleine Stadthäuser<br />
von unendlichem Charme, –<br />
kurz: alles was die Seele und<br />
das urbane Leben von Montreux<br />
ausmachte, vernichtet<br />
haben.<br />
Adieu Zürcher<br />
Ich kenne die Stadt seit den<br />
Fünfzigerjahren, sie war voller<br />
Eleganz und Würde. Den ersten<br />
Schmerz fühlte ich, als sie<br />
Zürcher „modernisierten“…<br />
Ihr seid vielleicht zu jung, um<br />
es zu wissen: Zürcher besass<br />
innere Stufen und wunderschöne<br />
Holztäfelung überall,<br />
alles voller Stil, es war eine andere<br />
Epoche, a real cosy tea<br />
room. Die Kuchen, die man<br />
damals ass, gibt es heute nicht<br />
mehr, sie waren köstlich, und<br />
man sagte immer: „Die<br />
Schweizer Tea-Rooms sind<br />
Zürcher in Montreux, Hanselmann<br />
in St.Moritz und Meyer<br />
in Bern.“ All das ist vorbei.<br />
Und nicht zu vergessen die<br />
kleinen Geschäfte, unter ihnen<br />
namentlich der Bazar Anglais<br />
mit seinem unvergleichlichen<br />
Charme, eine<br />
Entdeckungsreise in eine andere<br />
Welt, und nicht nur für<br />
Kinder, die Comestibles- und<br />
Lebensmittelgeschäfte, die<br />
Boutiquen mit Spitzen und Stickereien<br />
(eine Spezialität der<br />
Region), Zeitungsläden, und<br />
das Café Séchaud, wo ich stundenlang<br />
sass und schrieb… Alles<br />
ist verschwunden. Alles<br />
ERASE ERASE ERASE ERA-<br />
SE ERASE…. heisst auf englisch<br />
ausradieren.<br />
JFW | Schweiz<br />
27<br />
Fünfzigerjahre: Park des Montreux-Casino<br />
und das alte Casino<br />
Schwimmbad des Montreux-Casino in<br />
den Fünfzigerjahren<br />
Restaurant Métropole und die Grande<br />
Rue (ca 1910)<br />
Fünfzigerjahre: Hôtel Bon-Accueil!<br />
Belle-Epoque: Die Promenade von Montreux
28<br />
JFW | Schweiz<br />
Und die Kinos, das war<br />
schrecklich, man hat die Welt<br />
der Fantasie ermordert, den<br />
Traum abgeschafft, Eines nach<br />
dem Anderen sind sie verschwunden,<br />
das Rialto, das<br />
Apollo, das Rex und … ach, da<br />
seht ihr‘s nun, ich habe den<br />
Namen des Vierten vergessen….<br />
Auf den Trümmern des<br />
Apollo habe ich geweint, dieser<br />
grosse sterbende Elefant<br />
am Seeufer… Als er zerstört<br />
wurde, habe ich den Arm ausgestreckt<br />
und heimlich auf der<br />
Baustelle ein Stück Stein aufgehoben,<br />
ich habe es hier bei<br />
mir, es ist immer dabei.<br />
Wer erinnert sich noch an<br />
die „Allée rose“?<br />
Und GOTT SEI DANK hat die<br />
Metallstruktur der Markthalle<br />
standgehalten, meine ganze<br />
Familie hat die Petition gegen<br />
ihre Zerstörung unterschrieben,<br />
wir sprachen überall davon,<br />
in Paris, in Rom (manchmal<br />
sind die Ausländer, die<br />
hier „Wohnungen kaufen“, wie<br />
ihr sagt, sehr nützlich, denn<br />
manchmal lieben sie eure<br />
Stadt mehr als ihre einheimi-<br />
schen Bewohner!), und jedes<br />
Mal, wenn ich diese Markthalle<br />
anschaue, fährt mir ein Stich<br />
von Freude und Stolz ins Herz:<br />
wir haben dazu beigetragen,<br />
sie zu retten! Jetzt hat man die<br />
Trauerweiden am Seeufer abgeholzt,<br />
und die Allée rose gibt<br />
es auch nicht mehr, kürzlich<br />
hat der Schatten neben mir geschluchzt.<br />
Vor langer Zeit<br />
pflegten der Schatten und ich<br />
auf Rollschuhen mit eisernen<br />
(!!!) Rädern den See entlang zu<br />
fahren, und der einzige Ort,<br />
wo unsere Räder nicht so lärmten,<br />
war … eben die Allée rose!<br />
Als ich dann Rollschuhe mit<br />
Gummirädern geschenkt bekam,<br />
was war das doch für ein<br />
himmlisches Vergnügen, ein<br />
Taumel der Sinne, die Allée rose!<br />
Man glitt dahin wie der<br />
Wind und bog dann auf den<br />
Weg, der bis nach Villeneuve<br />
führte. Dort wartete eine rasante<br />
Talfahrt, sehr steil, und<br />
an ihrem Ende die Grossmutter<br />
mit weit geöffneten Armen,<br />
die uns auffing und mit uns ins<br />
Gras purzelte! Ja, das Seeufer<br />
hat auch seine Vergangenheit<br />
verloren…<br />
Montreux erhält den Wakkerpreis im Jahr 1990<br />
“Der Preis anerkennt die Bestrebungen<br />
zur Pflege der vom Tourismus des 19.<br />
Jahrhunderts geprägten baulichen Struktur.<br />
Montreux erlebte seinen prägenden<br />
Entwicklungsschub im Hotelbau des ausgehenden<br />
19. Jahrhunderts. Ab 1950<br />
setzte andererseits eine erhebliche<br />
Bauentwicklung ein, die stellenweise<br />
unschöne Einbrüche in das auf sympathische<br />
Weise leicht anarchische, aber<br />
umso anregendere Stadtbild provozierte. Heute: Die erstaunliche Markthalle von<br />
Die Wende kam mit der Restaurierung Montreux, gerettet dank der Kampagne<br />
und dem Wiederaufbau der offenen<br />
Markthalle aus dem letzten Jahrhundert,<br />
die zugunsten eines Parkplatzes zum<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>s von 1977<br />
Abbruch bestimmt gewesen war. (Schweizer Heimatschutz)<br />
Und gleich nach der Preisverleihung kam die Kehrtwende... Henri-Louis Wakker<br />
würde sich im Grab umdrehen, sähe er die Verunstaltung dessen, was früher die<br />
Perle der Schweizer Riviera war.<br />
Der englische Garten. «Que reste t’il de ces beaux jours?»<br />
Der schönste Tisch<br />
Die Restaurants und die Cafés<br />
waren „cosy corners“, wo<br />
Schriftsteller, Philosophen,<br />
Künstler und Politiker sassen<br />
und redeten, die Gespräche<br />
waren fesselnd, es war ein<br />
Wohlbefinden, eine Atmosphäre<br />
der Feinheit und Leichtigkeit.<br />
Die schönsten Diskussionen<br />
meines Lebens habe<br />
ich bei Zürcher gehört!<br />
Und jetzt – wohin gehen? Ich<br />
setze mich noch regelmässig<br />
ins Zürcher, das ist die Macht<br />
der Gewohnheit. Und es gibt<br />
noch Tische, wie ich sehe, an<br />
denen rege diskutiert wird, die<br />
Leute sind da, jeden Tag, es<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
sind Iraner, die hier ihren Lebensabend<br />
verbringen, und es<br />
bedeutet, dass doch noch etwas<br />
existiert! Für mich ist das<br />
der schönste Tisch von Montreux!<br />
So, nun habe ich ein paar Souvenirs<br />
mit euch geteilt. Ich<br />
kann dieses Wochenende<br />
nicht nach Brent kommen, die<br />
Unterschrift einer Ausländerin<br />
interessiert niemanden,<br />
das weiss ich nur zu gut ; aber<br />
euch, die ich schon seit so langer<br />
Zeit als meine Freunde betrachte,<br />
wollte ich das Buch<br />
meiner Erinnerungen öffnen.<br />
■ Livia Allessandrini<br />
Belle-Epoque: Das Sport-Pavillon von Montreux
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Chinas anderes Gesicht<br />
Gemeines Geschäft<br />
mit der Bärengalle<br />
■ Liselott Pfaff<br />
Abgrund der Verzweiflung - Tausende von ihnen teilen dieses Los<br />
"Mathilda krümmt sich in einem rostigen Eisenkäfig.<br />
Die Zelle ist 50 cm breit, 144 cm lang und 45 cm hoch<br />
- kleiner, als Mathilda gross ist. Seit mehr als 15 Jahren<br />
vegetiert das Schwarzbär-Weibchen auf dieser Fläche<br />
dahin. Am rechten Oberschenkel klafft ein 10 cm langes<br />
Loch im Pelz, das Fleisch glänzt rosa. Schnauze<br />
und Ohren sind wundgescheuert von den ewig gleichen<br />
Bewegungen auf viel zu engem Raum" (...)<br />
"Schon wenn Mathilda Menschen aus der Entfernung<br />
riecht, fängt sie an zu winseln"( Stern vom 7.12.2000).<br />
„Mathilda“, ein Fall unter<br />
Zehntausenden<br />
Das oben beschriebene<br />
Elend betraf eine Bärin, die<br />
in China zusammen mit vier<br />
Leidensgenossen als Spenderin<br />
von Gallensäure diente<br />
und dann von Tierschützern<br />
gerettet wurde. Der Bär<br />
ist das einzige Säugetier, das<br />
Gallensäure in grösseren<br />
Mengen produziert. Um die<br />
Bärengalle zu kommerziellen<br />
Zwecken zu gewinnen,<br />
wird sie mindestens einmal<br />
täglich über einen in der<br />
Gallenblase des Tieres angebrachten<br />
Katheter entnom-<br />
men; bei jeder Entnahme<br />
fallen bis zu 100 ml des wertvollen<br />
Lebenssaftes an. Der<br />
Bauer, der bei Mathilda diese<br />
höchst profitable, wenn<br />
auch illegale Produktion betrieb,<br />
verkaufte seine "Ernte"<br />
an legal betriebene Bärenfarmen.<br />
Diese vom Staat<br />
registrierten Farmen mit bis<br />
zu 800 Tieren pro Farm –<br />
hauptsächlich Schwarzbären,<br />
daneben Malaien- und<br />
Braunbären – kennt man in<br />
China seit den frühen 80er<br />
Jahren. Ihr Zweck ist einerseits<br />
die Zucht von "Gallenbären",<br />
angeblich um die<br />
Jagd auf wildlebende Tiere<br />
zu unterbinden, andererseits<br />
die Gewinnung von<br />
Gallensäure und die Herstellung<br />
von entsprechenden<br />
Produkten.<br />
Gegenwärtig serbeln gegen<br />
10’000 Asiatische Schwarzbären<br />
(auch Himalaya- oder<br />
Kragenbären genannt) als<br />
staatlich sanktionierte Gallensaftspender<br />
in Chinas<br />
über 200 Bärenfarmen. Gemäss<br />
behördlicher Vorschrift<br />
sollten sie in Einzelkäfigen<br />
von mindestens 170<br />
cm x 150 cm x 80 cm gehalten<br />
werden, jedoch sind diese<br />
Kerker laut einem Augenschein-Bericht<br />
der Welttierschutz-Gesellschaft<br />
(WSPA) in den meisten Fällen<br />
weit kleiner. Dabei muss<br />
man sich vergegenwärtigen,<br />
JFW | Tiere<br />
29<br />
dass die Körperlänge des<br />
Asiatischen Schwarzbären<br />
bis zu 2 m betragen kann.<br />
Die Tiere können sich also jahrelang<br />
weder aufsetzen, noch<br />
aufrichten oder ganz ausstrecken,<br />
geschweige denn auch<br />
nur einen Schritt weit gehen,<br />
während ein wildlebender<br />
Asiatischer Schwarzbär ein Revier<br />
durchstreift, das sich über<br />
10 - 20 km2 erstreckt.<br />
Ein Leben in Qual und<br />
Schrecken<br />
Angesichts der zunehmenden<br />
Kritik an den Misständen<br />
in diesen Tierfabriken<br />
werden die für die Gallensäure-Gewinnungverwendeten<br />
Bären von der Öffentlichkeit<br />
komplett abgeschirmt<br />
gehalten. Hingegen<br />
dienen die jungen Zuchttiere<br />
als Touristenattraktion.<br />
Sie wachsen in etwas komfortableren<br />
Einzelkäfigen<br />
oder gruppenweise in Betonbuchten<br />
heran, dürfen gestreichelt<br />
werden und müssen<br />
Kunststücke vorführen.<br />
Haben die Besucher solcher<br />
Sehenswürdigkeiten wohl<br />
eine Ahnung, wofür die herzigen<br />
Farmbärchen später<br />
missbraucht werden? Einmal<br />
erwachsen, ergeht es ihnen<br />
nicht besser als den von<br />
privaten Produzenten illegal<br />
gehaltenen Gallenbären: Im<br />
Alter von zwei bis drei Jahren<br />
wird ihnen völlig „legal“<br />
ein Katheter in die Gallenblase<br />
eingepflanzt, welche<br />
das Abzapfen der Gallensäure<br />
ermöglicht.<br />
Aus Verzweiflung über ihre<br />
qualvolle Gefangenschaft<br />
entwickeln die Bären Stereotypien,<br />
stossen immer wieder<br />
mit dem Kopf gegen das<br />
Käfiggitter oder bearbeiten<br />
es mit den Zähnen, bis diese<br />
abbrechen. Bei jeder Bewegung<br />
in ihrem engen Gefängnis<br />
verletzen sie sich an<br />
den Gitterstäben. Die Folgen
30 JFW | Tiere<br />
sind offene Wunden am Kopf,<br />
an den Tatzen und am Rücken<br />
sowie schwere psychische<br />
Traumata. Oder es<br />
baumelt am Bärenbauch ein<br />
durch den unsorgfältig implantierten<br />
Katheter verursachter,<br />
mit Blut und Eiter gefüllter<br />
Hautsack, "so gross<br />
wie eine Wassermelone"<br />
(Animals Asia Foundation).<br />
Bei Wildfängen kann es vorkommen,<br />
dass ein Bärenbein<br />
in der Falle zurückbleibt;<br />
aber auch ein dreibeiniger<br />
Bär lässt sich noch auf lukrative<br />
Weise melken...<br />
Oft werden die Bären mehreren<br />
chirurgischen Eingriffen<br />
unterzogen, bis der Katheter<br />
richtig in der Gallenblase angebracht<br />
ist. Dabei müssen<br />
für zwei erfolgreiche Implantationen<br />
mindestens ebensoviele<br />
Bären infolge unsachgemässer<br />
Durchführung der<br />
Eingriffe sterben. Bei einer<br />
neueren, nicht minder brutalen<br />
Methode wird zwischen<br />
Gallenblase und Bauchdecke<br />
eine Fistel angelegt, aus welcher<br />
die Flüssigkeit heraustropft,<br />
sobald die Wunde mit<br />
einem Stäbchen gereizt wird.<br />
Der Tod als einzige Erlösung<br />
Ein Grossteil jener Bären,<br />
die nicht schon bei der Operation<br />
krepiert sind, verendet<br />
im Alter von rund zehn<br />
Jahren an Verletzungen und<br />
Infektionen, während der<br />
wildlebende Bär normalerweise<br />
etwa dreissig Jahre alt<br />
wird. Eine Tierärztin der<br />
Hongkonger Animals Asia<br />
Foundation, welche die gerettete<br />
Schwarzbärin Mathilda<br />
operierte, fand in der<br />
Bauchhöhle und selbst in<br />
der Gallenblase Eiter und<br />
Schmutz. Wenn die Käufer<br />
von Gallensäure-Produkten<br />
nur wüssten, was sie beim<br />
Einnehmen solcher "Heilmittel"<br />
mitschlucken, meinte<br />
die Ärztin, so wäre diese<br />
Industrie wohl bald am Ende.<br />
Die einzige Erlösung von all<br />
diesen Qualen ist der Tod<br />
oder die Rettung der Bären<br />
durch Tierschutz-Organisationen<br />
und ihre Unterbringung<br />
in einem Tierasyl _ ein<br />
Glück, das leider nur einem<br />
sehr kleinen Prozentsatz<br />
dieser missbrauchten Gallensäurespender<br />
widerfährt.<br />
So wurden laut Animals Asia<br />
Foundation bisher gegen<br />
dreissig Bärenfarmen behördlich<br />
geschlossen und<br />
deren Insassen dieser Tierschutz-Organisationüberlas-<br />
Ein Leben des Schreckens und der Qual. Einzige Erlösung : der Tod<br />
sen, welche die meist kranken<br />
Tiere wenn möglich gesundpflegen<br />
und ihnen in einem<br />
naturnah gestalteten<br />
Bambuswald Asyl gewähren<br />
will.<br />
Wilderei und Schmuggel<br />
Wie gesagt besteht kein gesetzliches<br />
Verbot für Bärenfarmen<br />
in China, da diese<br />
Einrichtungen vom Staat legalisiert<br />
wurden. Hingegen<br />
ist der Handel mit Schwarzbären<br />
verboten, denn diese<br />
Tierart ist infolge Wilderei<br />
vom Aussterben bedroht<br />
und fällt deshalb unter das –<br />
auch von China unterzeichnete<br />
– Washingtoner Artenschutz-Abkommen<br />
CITES.<br />
Die International Union for<br />
the Conservation of Nature<br />
schätzt die Population der<br />
wildlebenden Schwarzbären<br />
in China auf nur noch knapp<br />
20'000 Tiere. Trotzdem werden<br />
die Bestände in den<br />
Zuchtfarmen immer wieder<br />
illegal aufgefrischt mit im<br />
Alter von etwa drei Monaten<br />
in der Wildnis gefangenen<br />
Bären, die zum Teil auch aus<br />
anderen Ländern Asiens<br />
stammen. Der Hauptgrund:<br />
Die Nachzucht dieser Tiere<br />
ist höchst problematisch. In<br />
vielen Fällen beissen sich<br />
die Bärenmütter in Gefangenschaft<br />
die eigenen Tatzen<br />
ab oder fressen ihre Jungen<br />
auf – ein Fehlverhalten,<br />
das in freier Wildbahn äusserst<br />
selten zu beobachten<br />
ist. Überdies gilt die Gallenflüssigkeit<br />
von Wildbären<br />
für viel wirksamer als jene<br />
von Zuchtbären und wird zu<br />
entsprechend höheren Preisen<br />
verkauft. So blüht der lukrative<br />
Bärenschmuggel und<br />
-handel, der den Beteiligten<br />
zwischen SFr. 400.- bis 600.pro<br />
Tier einbringt, was in<br />
den asiatischen Niedriglohn-<br />
Ländern ein hübsches<br />
Sümmchen darstellt.<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Fluchbeladene Medikamente, die uns<br />
entehren !<br />
Auch aus dem russischen<br />
Grenzgebiet zu China werden<br />
in freier Wildbahn gefangene<br />
Asiatische Schwarzbären<br />
ins Land der Mitte<br />
geschmuggelt. Die WSPA hat<br />
ausserdem Beweise dafür,<br />
dass in Nord- und Südamerika<br />
Bären – unter anderem<br />
Brillenbären – getötet werden,<br />
deren Gallenblasen in<br />
asiatischen Ländern ihre gut<br />
zahlenden Abnehmer finden.<br />
Die in den Bärenfarmen<br />
gewonnene Gallensäure<br />
wird zu exorbitanten<br />
Preisen verkauft und kommt<br />
in Form von Pulvern, Tabletten,<br />
Salben, Kapseln, Augentropfen<br />
usw. auf den Markt.<br />
Selbst bei zurückhaltender<br />
Schätzung entspricht die<br />
Jahresproduktion von Bärengalle<br />
in China einem<br />
Wert von über 100 Millionen<br />
Dollar.<br />
Olympische Spiele auf<br />
Folterhintergrund<br />
Obwohl aufgrund der CITES-<br />
Bestimmungen der Export<br />
von Produkten aus Bärengalle<br />
verboten ist, werden diese<br />
Güter auf illegalem Weg von<br />
China nach Japan, Korea, Indien,<br />
Indonesien, Hongkong,<br />
Taiwan, Singapur, Pakistan,<br />
Vietnam, Russland<br />
und auf die Philippinen ausgeführt,<br />
ja man verkauft sie<br />
sogar in den USA, in Australien,<br />
Kanada und Grossbritannien.<br />
Kein Wunder, dass<br />
die chinesische Regierung
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
an einer Legalisierung dieses<br />
Millionengeschäfts und<br />
den damit verbundenen Deviseneinnahmen<br />
stark interessiert<br />
ist und auf eine Aufhebung<br />
des CITES-Verbotes<br />
drängt.<br />
Das könnte bedeuten, dass<br />
der Asiatische Schwarzbär –<br />
und auch andere Bärenarten<br />
– in noch grösserer Zahl als<br />
bisher den Wilderern und<br />
den Ausbeutern in den Bärengallefabriken<br />
zum Opfer<br />
fallen würden. Dem hofft<br />
nun die WSPA entgegenwirken<br />
zu können, indem sie im<br />
Hinblick auf die 2008 in China<br />
stattfindenden Olympischen<br />
Spiele die Misstände<br />
in den Bärenfarmen in den<br />
internationalen Medien anprangert.<br />
Das Ziel ist, die<br />
chinesische Regierung so<br />
lange unter Druck zu setzen,<br />
bis sie sämtliche Farmen<br />
stillegt. Ob die Tierschützer<br />
Leserbriefe<br />
Nur noch Schweizer Gäste<br />
Für viele Aktionen von Herrn <strong>Weber</strong><br />
habe ich grosses Verständnis,<br />
nicht aber für die Bemerkung in diesem<br />
Inserat „Kein Kampfjetlärm in<br />
Friedenszeiten im Mikrokosmos<br />
Jungfrau“. Sie wünschen und haben<br />
sicher auch Gäste, die über weite<br />
Strecken mit dem Flugzeug anreisen,<br />
um hier einige Tage auszuruhen.<br />
Diese Gäste belasten ebenfalls<br />
bei An- und Abflügen auf ihrem<br />
Flugweg die Lebensqualität und Sicherheit<br />
der in den Bereichen der<br />
Flughäfen wohnenden, meist grossen<br />
Bevölkerungskreise in ausserordentlicher<br />
Weise und erzeugen auf<br />
ihren Flügen überdurchschnittlich<br />
grosse C02-Belastungen, abgesehen<br />
davon, dass sie meist zu Schleuderpreisen<br />
fliegen und von der Besteuerung<br />
des Flugtreibstoffs keine<br />
Rede ist. Ein Flugreisender China-<br />
Schweiz retour erzeugt soviel C02<br />
mit ihrer Kampagne dieses<br />
Ziel erreichen werden, ist<br />
keineswegs sicher, da die<br />
Chinesen auf Kritik an ihrem<br />
Reich der Mitte _ vor allem,<br />
wenn sie aus dem Westen<br />
kommt _ sehr ungnädig<br />
reagieren.<br />
„Wunder“mittel und Alternativen<br />
Die in Apotheken erhältlichen<br />
Gallensaft-Präparate<br />
gelten als Wundermittel<br />
hauptsächlich gegen Leberbeschwerden<br />
und Gallensteine,<br />
aber auch gegen Husten,<br />
Fieber, Hämorrhoiden<br />
und Herz-Kreislauferkrankungen.<br />
Der Glaube an die<br />
Wirksamkeit der Bärengalle<br />
ist in der über 6000 Jahre alten<br />
Traditionellen Chinesischen<br />
Medizin (TCM) schon<br />
seit rund 3000 Jahren vorhanden.<br />
Während jedoch die<br />
Nachfrage nach dem relativ<br />
teuren Heilmittel vor 1980 _<br />
wie ein Schweizer das ganze Jahr<br />
durch.<br />
Leider werden in der heutigen Zeit<br />
meist die Probleme nicht zu Ende<br />
gedacht, und ich muss annehmen,<br />
dass Sie das Fertigdenken des Problems<br />
„Fluglärm" abgebrochen haben,<br />
als es um Ihre Gäste mit Flugreise<br />
ging. Bitte also, nehmen Sie<br />
der Loyalität halber nur noch Gäste<br />
auf, die nicht mit dem Flugzeug anreisen,<br />
Sie helfen damit auch Probleme<br />
lösen, die Herrn <strong>Weber</strong> doch so<br />
sehr am Herzen liegen. Ich kenne<br />
übrigens das Oberhasler-Lärmproblem<br />
aus eigener Erfahrung und störe<br />
mich nicht daran.<br />
K. Bühler, 5412 Gebenstorf<br />
Ein Problem mit einem anderen<br />
wegreden?<br />
Sehr geehrter Herr Bühler, setzen<br />
Sie sich unter der Woche auf die See-<br />
also vor der offiziellen Einführung<br />
der Massenproduktion<br />
in Bärenfarmen _ eher<br />
gering war, wird sie heute<br />
künstlich hochgetrieben, indem<br />
neue Erfindungen wie<br />
Gallensäure-Shampoo, -Öl<br />
oder -Wein auf dem Markt<br />
lanciert werden, die mit<br />
TCM nicht das Geringste zu<br />
tun haben. Die tierquälerische<br />
Herstellung von Gallensäure<br />
ist dadurch von ursprünglich<br />
500 kg (vor 1980)<br />
auf heute über 7000 kg angestiegen.<br />
Eine besondere Nachfrage<br />
nach dieser Überschussproduktion<br />
besteht allerdings<br />
nicht. Denn es gibt eine<br />
grosse Zahl von pflanzlichen<br />
und synthetischen Alternativen<br />
zur tierischen Gallenflüssigkeit,<br />
die sogar von offiziellen<br />
Repräsentanten der<br />
TCM empfohlen und sowohl<br />
in China als auch in anderen<br />
terrasse des Hotels Bären in Brienz<br />
oder besuchen Sie mit Kindern und<br />
Bekannten das Museum Ballenberg!<br />
Der Lärm der Kampfjets wird Sie zur<br />
Verzweiflung treiben, er ist unerträglich<br />
! Im übrigen rennen Sie offene<br />
Türen ein : 85 % unserer Hotelgäste<br />
im Giessbach sind Schweizer,<br />
10 % kommen aus den direkten<br />
Nachbarländern, sogar britische<br />
Gäste reisen mit dem Zug an. Wir<br />
empfehlen unseren Gästen immer<br />
die Anreise per Zug und Schiff. Und<br />
wir setzen im Giessbach bewusst<br />
nicht auf asiatische Gruppen.<br />
Und noch unter uns: den Finger auf<br />
ein katastrophales Problem (hier die<br />
verheerende Umweltverschmutzung<br />
durch den zivilen Flugverkehr)<br />
zu legen, um ein anderes genau<br />
so katastrophales Problem (der<br />
dröhnende Lärm und die Umweltverschmutzung<br />
durch Militärjets) zu<br />
verniedlichen, ja sogar wegreden zu<br />
wollen, ist sehr bedenklich. Im gleichen<br />
Zug könnte man ja sagen, man<br />
solle nicht den Kindern in Indone-<br />
JFW | Tiere<br />
31<br />
Ländern vielfach angewandt<br />
werden. Die staatliche Förderung<br />
der Bärenfolter ist also<br />
völlig sinnlos.<br />
Und doch wird sie fortgesetzt,<br />
obwohl die renommierte<br />
WSPA seit Jahren gegen<br />
dieses Elend ankämpft.<br />
Bei soviel Unvernunft könnte<br />
auch dem friedlichsten<br />
Menschen die Galle überlaufen.<br />
Es ist wichtig zu wissen, dass<br />
auch in der traditionellen<br />
Heilkunde nicht immer alles<br />
Gold ist, was glänzt. Die Bärenfarmen<br />
haben nichts mit<br />
Tradition oder Kultur, sondern<br />
einzig und allein mit<br />
der Gewinn- und Verlustrechnung<br />
zu tun.<br />
sien helfen, wenn es doch den Kindern<br />
in Äthiopien noch viel schlechter<br />
gehe, oder man dürfe nicht gegen<br />
Tiertransporte kämpfen,<br />
solange es noch andere, viel wichtigere<br />
Probleme gebe. An allen Fronten<br />
muss man handeln ! Oder wollen<br />
Sie auf einem Stuhl sitzen und<br />
warten bis die Welt untergeht? Mit<br />
freundlichen Grüssen<br />
Vera <strong>Weber</strong>, Redaktion JFW<br />
F/A-18 - Die Kostenfrage muss<br />
auf den Tisch<br />
Im „<strong>Journal</strong>“ <strong>Nr</strong>. 81 kreierten Sie einen<br />
wahren Satz: „Die wahren Terroristen,<br />
gegen die sich unser Land<br />
wappnen muss, sind die F/A-18“.<br />
Gleichzeitig kommen in diesem Artikel<br />
- ansatzweise – gewisse Kosten<br />
auf der Ausgabenseite zur Sprache.<br />
Und genau zu diesem Thema möchte<br />
ich einhaken: offengestanden frage<br />
ich mich seit Jahren, weshalb von<br />
den Gegnern niemand - auch Sie<br />
nicht – versucht, die KOSTENSEITE<br />
dieser unsinnigen Fliegerei auszuleuchten?<br />
Scheinbar machen alle,<br />
■
32 JFW | Leserbriefe<br />
auch die Politiker, einen weiten Bogen<br />
um diese Frage. Das ist mir unverständlich.<br />
Auch mit Blick auf Ihre<br />
Initiative wären doch die KOS-<br />
TEN/AUSGABEN der zentrale<br />
Punkt, den man endlich ans Tageslicht<br />
befördern sollte. Wenn man<br />
dem Schweizer Volk vorrechnen<br />
könnte, was diese Militärflugplätze<br />
für Geld verschleudern, würden<br />
noch vielen anderen die Augen aufgehen.<br />
Man wagt nicht daran zu<br />
denken, was man (Sinnvolleres) mit<br />
diesem Geld anstellen könnte.<br />
In der „Jungfrau-Zeitung/Brienzer“<br />
vom 3.7.07 habe ich die Kostenfrage<br />
schriftlich gestellt. Eine Antwort erfolgte<br />
nie. Hingegen lud mich Flugplatzkommandant<br />
Paul Schild am<br />
13.7. nach Unterbach ein, aber er<br />
konnte/durfte oder wollte diese Fragen<br />
nicht beantworten und verwies<br />
mich ans VBS… Daraufhin habe ich<br />
VBS-Generalsekretär Locher am<br />
23.7.07 angeschrieben und am 28.<br />
August nochmals nachgedoppelt.<br />
Das Resultat: ein feiges, arrogantes<br />
Schweigen!<br />
Fazit: Es ist Zeit, dass Sie diese Fragen<br />
öffentlich im <strong>Journal</strong> stellen<br />
und diese Problematik ausleuchten.<br />
Denn wie gesagt: dies ist – zusammen<br />
mit der Nato-Frage – doch der<br />
zentrale Punkt der ganzen Sache.<br />
Das Militär und die Pseudo-Gegner<br />
(Peter Flück, Frau Kehrli Zopfi &<br />
Co) müssen doch nicht immer so<br />
tun, als ob es nur Aktivposten hätte<br />
(ein paar Arbeitsplätze), aber KEINE<br />
Ausgaben/Aufwendungen. Seit<br />
wann wird eine Buchhaltung nur<br />
einseitig geführt? Die Kostenseite<br />
muss endlich auf den Tisch!<br />
Mit freundlichen Grüßen.<br />
H. Michel, Steineggliweg 5,<br />
3855 Brienz<br />
Wunderbare Wesen<br />
Liebe Frau <strong>Weber</strong>, ich habe Ihren<br />
Beitrag im <strong>Journal</strong> „Wo sind die Vögel?“<br />
mit Interesse gelesen und gehe<br />
mit Ihren Beobachtungen einig. Ich<br />
weiß zwar nicht, ob die Vögel nach<br />
einem großen Feuerwerk für immer<br />
wegbleiben, aber ich weiß, dass sie<br />
beim Ausbruch der Knallerei und<br />
dem ohrenbetäubenden Kanonen-<br />
Unterstützen Sie die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />
werden Sie Gönner-Mitglied!<br />
Bitte senden Sie mir ein Einzahlungsschein<br />
Name und Vorname:<br />
Adresse:<br />
PLZ und Ort:<br />
Bankverbindungen für Spenden<br />
Landolt & Cie., Banquiers, Chemin de Roseneck 6,<br />
1006 Lausanne<br />
Konto-<strong>Nr</strong> 230450, SWIFT LANBCH2L,<br />
IBAN CH22 8768 8023 0450 0000 1<br />
Die Schweizer Post, Postkonto <strong>Nr</strong> 18-6117-3<br />
IBAN CH31 0900 0000 1800 6117 3<br />
FONDATION FRANZ WEBER<br />
Eine Stiftung im Dienste der Tiere und der Natur. Wenn alle Stricke reissen,<br />
wenn alles vergeblich scheint, wenn man verzweifeln möchte über<br />
die Zerstörung der Natur und das Elend der gequälten und verfolgten<br />
Tiere, dann kann man sich immer noch an die <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />
wenden. Sie hilft oft mit Erfolg auch in scheinbar hoffnungslosen Fällen...<br />
Zurück senden an : FONDATION FRANZ WEBER, Case postale, CH-1<strong>82</strong>0 Montreux<br />
donner der Raketen Hals über Kopf<br />
das Gelände verlassen und der<br />
Schock so entsetzlich wirkt, dass sie<br />
sogar ihre schon recht selbständigen<br />
Jungen, die noch nicht fliegen können,<br />
fluchtartig verlassen, was sie<br />
sonst nie tun. Die Jungen können<br />
sich in der Nacht nicht allein helfen<br />
und schreien während Stunden,<br />
auch nach dem Feuerwerk, ununterbrochen<br />
und herzzerreißend in<br />
den Sträuchern. Erlebt am 1. August<br />
am unteren Thunerseeufer mit<br />
Haubentauchern. Es wäre höchste<br />
Zeit, dass die Ornithologen merken,<br />
dass der Vogelgesang nicht einfach<br />
die Folge des Brutgeschäfts ist.<br />
Wenn ich im November auf Zypern<br />
bin, kann ich unglaubliche Vogelkonzerte<br />
hören, und zwar von all<br />
unseren Vogelarten und schönsten<br />
Sängern, die anscheinend nur zur<br />
Brutzeit singen sollen. Mein Eindruck<br />
hat sich erhärtet, dass Vögel<br />
singen, wenn sie voller Freude und<br />
Glück sind. Auch das Brutgeschäft<br />
ist für sie eine freudenreiche<br />
Zeit.Oft verlassen sie Ende Juli den<br />
Ort, wo sie die Jungen aufgezogen<br />
haben, und deshalb hört man sie<br />
nicht mehr. Die Grünfinken, Meisen,<br />
und ganz besonders die Stare,<br />
inklusive ihre Jungen, jubilieren<br />
jetzt im September aus tausend Kehlen.<br />
Letzten Winter sind einige Singdrosseln<br />
schon im Januar wieder in<br />
ihr Waldrevier in Thun zurückgekehrt<br />
und haben seitdem ununterbrochen<br />
gesungen vom Januar bis<br />
in den Juli, als sie das Brutgebiet<br />
verließen. Warum aber singen die<br />
Zugvögel im November auf Zypern<br />
wie wenn Brutzeit wäre? Sie haben<br />
den Vogelzug hinter sich, das Wetter<br />
ist sonnig und warm, sie finden gutes<br />
Futter und viele andere gefiederte<br />
Wintergäste in ihrem eben erreichten<br />
Winterquartier. Viele<br />
Vogelarten sind außerordentlich gesellig.<br />
Ist das nicht Grund genug, aus<br />
Freude zu singen?<br />
Die Vögel sind ganz wunderbare Wesen.<br />
Wir müssten weit mehr Rücksicht<br />
auf sie nehmen.<br />
Keine neuen Hochspannungsleitungen<br />
in die Landschaft setzen.<br />
Viele große Vögel wie Uhus, Reiher,<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Störche etc finden den Verbrennungstod<br />
darin. Wir hören nur wenig<br />
von diesen Katastrophen! Die<br />
Feuerwerke hängen auch uns Menschen<br />
schon zum Hals hinaus. Ich<br />
nenne den 1. August unsern Kriegstag.<br />
Vielleicht kehren Ihre Vögel<br />
nächstes Jahr zur Brutzeit zu Ihnen<br />
ins Pierrier zurück? Das würde mich<br />
sehr interessieren, Frau <strong>Weber</strong>.<br />
Edith Loosli, 3645 Gwatt<br />
Champagne = Beispiel für unglaubliches<br />
Klein-Beigeben!<br />
Es ist schließlich gang und gäbe,<br />
dass ein Produkt den Namen der Gemeinde,<br />
in welchem es entsteht, tragen<br />
darf. Vom Bundesrat hätte die<br />
Waadtländer Gemeinde Champagne,<br />
seit über 800 Jahren im Weingeschäft,<br />
mit ihren Winzern erwarten<br />
dürfen, dass dieser sich vehement<br />
einsetzt, für das Recht auf Beibehaltung<br />
des gleichlautenden Namens<br />
auf den Weinetiketten mit dem Vermerk<br />
"Produit Suisse" Der Bundesrat<br />
war es, der die Bilateralen 1 unterzeichnet<br />
hat. Wenn eine<br />
Beschwerde- Partei (oder Gemeinde),<br />
sei sie auch noch so klein, nicht<br />
einmal ein Eintreten auf ihre berechtigte<br />
Gegenklage erfährt, so hat<br />
diese ebenfalls das Recht, jegliche<br />
Forderung zu ignorieren. Auch der<br />
Europäische Gerichtshof verhält<br />
sich diesbezüglich abweisend und<br />
somit unfair. In den Bilateralen 1<br />
steht nirgends geschrieben, dass ein<br />
größerer Kläger automatisch das<br />
Recht hat, seinen kleineren Kontrahenten<br />
nicht zu konsultieren, anzuhören<br />
und unabhängig zu beurteilen.<br />
Dies zeigt einmal mehr, wie<br />
enorm schädlich der vorauseilende<br />
Gehorsam für unser internationales<br />
Ansehen ist. Gute, das heißt hart für<br />
Schweizer Interessen kämpfende<br />
Politiker/Innen und Diplomaten<br />
brauchen wir dringend, damit vor<br />
EU- Wirtschaftsanwälten nicht weiterhin<br />
devot der Bückling gemacht<br />
wird. Der Prix Courage, welcher<br />
speziell die Standfestigkeit bei Angriffen<br />
der EU auf unsere Freiheitsrechte<br />
honoriert, wäre eine wichtige,<br />
lohnende und nötige<br />
Investition!<br />
Marcus Stoercklé jun., 4052 Basel
Wenn es Ihr Wunsch und Wille ist,<br />
auch über das ir dische Leben hinaus<br />
noch den Tieren zu helfen, so bitten wir<br />
Sie, in Ihren letzten Ver fügungen der<br />
<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> zu gedenken.<br />
Der Satz in Ihrem eigenhändigen<br />
Testament: «Hiermit vermache ich der<br />
<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />
CH-1<strong>82</strong>0 Montreux,<br />
den Betrag von Fr._________»<br />
kann für un zäh lige Tiere die Rettung<br />
bedeuten.<br />
Bitte beachten Sie<br />
Damit ein solcher Wille auch wirklich<br />
erfüllt wird, sind ein paar Formvorschriften<br />
zu wahren:<br />
1. Das eigenhändige Testament<br />
muss eigenhändig vom Testamentgeber<br />
geschrieben sein. Dazu gehört<br />
<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> ein Begriff für wirksamen Tierschutz<br />
Ein Vermächtnis<br />
zugunsten<br />
der Tiere<br />
Unsere Arbeit ist eine Arbeit im Dienste der Allgemeinheit. Um<br />
weiterhin ihre grossen Aufgaben im Dienste von Natur und Tierwelt erfüllen<br />
zu können, wird die Stiftung <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> immer auf die Gross -<br />
zügigkeit hilfsbereiter Menschen zählen müssen. Als politisch unabhängige,<br />
weder von Wirtschaftskreisen noch durch staatliche Zuwendungen<br />
unterstützte Or ganisation ist sie auf Spen den, Schenkungen, Legate, usw.<br />
angewiesen. Die finanziellen Lasten, die die Stiftung tragen muss, wer-<br />
auch die eigenhändige Nennung des<br />
Ortes und des Datums sowie die<br />
Unterschrift.<br />
In ein solches Testament ist einzufügen:<br />
«Vermächtnis.<br />
Hiermit vermache ich der<br />
<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />
CH-1<strong>82</strong>0 Montreux,<br />
den Betrag von Fr. _____________».<br />
Um sicherzugehen, dass das eigenhändige<br />
Testament nach dem Tode<br />
nicht zum Verschwinden kommt, ist<br />
zu empfehlen, das Testament einer<br />
Vertrauensperson zur Aufbewahrung<br />
zu übergeben.<br />
2. Wer das Testament beim Notar<br />
anfertigt, kann diesen beauftragen,<br />
das Vermächtnis zugunsten der <strong>Fondation</strong><br />
<strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> ins Testament aufzunehmen.<br />
den nicht leichter sondern immer schwerer – ent sprechend dem unaufhaltsam<br />
wachsenden Druck auf Tierwelt, Umwelt und Natur.<br />
SteuerbefreiungDie <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> ist als gemeinnützige Institution<br />
von der Erbschafts- und Schenkungssteuer sowie von den direkten<br />
Staats- und Gemeinde steuern befreit. Zuwendungen können in den<br />
meisten Schweizer Kantonen von den Steuern abgezogen werden.<br />
3. Wer bereits ein Testament<br />
erstellt hat, muss dieses nicht unbedingt<br />
ändern, sondern kann einen<br />
Zusatz von Hand schreiben:<br />
«Zusatz zu meinem Testament:<br />
Ich will, dass nach meinem Tode der<br />
<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>,<br />
CH-1<strong>82</strong>0 Montreux,<br />
Fr.____ als Vermächtnis ausbezahlt<br />
werden. Ort und Datum_____<br />
Unterschrift_____»<br />
(alles eigenhändig geschrieben).<br />
Viele Tierfreunde sind sicher froh<br />
zu wissen, dass durch ein Vermächtnis<br />
an die steuer befreite<br />
<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> die oft<br />
sehr hohen Erbschafts steuern<br />
wegfallen.<br />
Auskunft FONDATION FRANZ WEBER<br />
Case postale, CH-1<strong>82</strong>0 Montreux, Tel. 021 964 42 84 oder 021 964 24 24, Fax 021 964 57, E-mail: ffw@ffw.ch, www.ffw.ch<br />
Spendenkonten<br />
FONDATION FRANZ WEBER<br />
CH-1<strong>82</strong>0 Montreux<br />
CCP 18-6117-3<br />
(rosa Einzahlungsscheine)<br />
Landolt & Cie<br />
Banquiers<br />
Chemin de Roseneck 6<br />
1006 Lausanne<br />
Konto:<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>
34<br />
JFW | Erzählung<br />
Intratur<br />
Erzählung von <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong><br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
Bilder und Farben schoben sich übereinander, liefen<br />
in einen wirren Knäuel zusammen, aus dem als ruhender<br />
Pol der Margeritenstrauss auf dem Tisch mit<br />
seinen zahllosen Blütentellern aus Weiss und Gelb<br />
hervortrat. Strassenlärm, der von draussen hereindrang,<br />
und Geräusche aus dem Hintergrund des Lokals<br />
liessen die Umrisse des Mannes, der mir gegenüber<br />
sass, abwechselnd schärfer hervortreten und<br />
wieder verschwimmen.<br />
Er war gross, vierschrötig und trank ein Mineralwasser.<br />
Vor jedem Schluck hob er sein Glas gegen das<br />
Licht und verfolgte mit intensiver Aufmerksamkeit<br />
das wirbelnde Aufsteigen der Kohlensäurebläschen.<br />
Seine andere Hand, zu nerviger Faust geballt, knochig<br />
und behaart, lag mitten auf dem Tisch. Dann<br />
und wann trommelte er mit den Fingern im Rhythmus<br />
einer inneren Vision, der er wohl nachjagen<br />
mochte. Kein Zweifel, hier war ein Mensch, der im<br />
Wachen träumte, das verriet sein gespannter und zugleich<br />
abwesender Blick. Uebrigens wäre ich weit<br />
davon entfernt gewesen, ihn so eingehend zu beobachten,<br />
hätte mich nicht ein ungebetenes Stillstehen<br />
meiner Uhr veranlasst, ihn nach der Zeit zu fragen.<br />
Beim Ton meiner Stimme fuhr er aus seinen Gedanken<br />
auf und wandte sich mir zu :<br />
«Die Uhrzeit, wissen Sie, ist kaum von irgendwelcher<br />
Bedeutung», sagte er mit einem Lächeln.<br />
Scherzte der Mann ? Ich war geneigt, es zu glauben ;<br />
aber da seine Miene ernst blieb, als er sich nun im<br />
Sessel zurücklehnte und wieder in Nachdenken versank,<br />
hielt ich ihn eher für einen Neurotiker. Doch<br />
was er einen Augenblick später zu mir sagte, liess<br />
mich aufhorchen.<br />
Er blickte über meine Schulter hinweg, während er<br />
sprach, und wenn seine Augen wie von ungefähr<br />
den meinen begegneten, hatte ich trotz der Schärfe<br />
seines Blicks das deutliche Gefühl, dass er mich gar<br />
nicht sah.<br />
«Was ich mich frage», begann er, korrigierte sich jedoch<br />
sogleich :»nein, was ich nun sicher weiss…»<br />
Ich betrachtete ihn mit wachsender Neugier, er in-
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
dessen zögerte, um endlich in<br />
sichtbarer aber beherrschter<br />
Erregung fortzufahren :<br />
«Hören Sie ! ich weiss seit ein<br />
paar Minuten, dass die grösste,<br />
die höchste, die schwindelndste<br />
Geschwindigkeit derart<br />
langsam ist, dass sie von jedem<br />
Wesen, ja selbst von der<br />
scheinbar unbewegten Kreatur<br />
beherrscht werden kann !»<br />
Er unterbrach sich und trommelte<br />
auf die Tischplatte :<br />
«Nehmen Sie diesen Tisch da.<br />
Er läuft ebenso schnell wie Intratur.»<br />
Ich fühlte mein Gesicht in<br />
massloser Verblüffung erstarren.<br />
Der Mann bemerkte es. In<br />
einer väterlichen Geste legte<br />
er seine Hand auf die meine<br />
und schien mich zum ersten<br />
Mal wirklich wahrzunehmen.<br />
«Ich bitte um Verzeihung», sagte<br />
er, ich war nur eben sehr<br />
weit weg. Ich registriere die<br />
Phänomene, die mich umgeben.<br />
Für mich sind sie weder<br />
abstrakter noch konkreter als<br />
Intratur.»<br />
Er schien auf die Wirkung zu<br />
warten, die seine Darlegungen<br />
auf mich haben mochten. Ich<br />
begriff nichts, hielt aber seinen<br />
Augen stand, die sich mit Güte<br />
füllten, in deren Blick jedoch<br />
die Grösse seiner Vision triumphierte.<br />
«Lassen Sie mich genauer<br />
sein», begann er mir auseinanderzusetzen.»Intratur<br />
ist die<br />
Aetherwelle, deren Geschwindigkeit<br />
das höchste Vielfache<br />
der höchsten vorstellbaren,<br />
mit den Lichtjahren multiplizierten<br />
Ziffer beträgt. Weil Intratur<br />
jede Geschwindigkeit<br />
übersteigt, schliesst es alles in<br />
sich ein. Es wird zur absoluten<br />
Immobilität und demnach<br />
zum Motor aller Dinge. Es hält<br />
uns im Gleichgewicht. Es ist<br />
der Geist der Materie… Gott.»<br />
Er sprach mit so ruhiger Inbrunst,<br />
mit so viel Wohlwollen<br />
auch, dass ich mir nicht mehr<br />
im klaren war, ob er gestörten<br />
Geistes sei, ob er Komödie<br />
spielte, oder ob ich es mit einem<br />
Psychiater zu tun hatte,<br />
der die Wirkung absurder Behauptungen<br />
auf einen Zuhörer<br />
studierte. Ich blieb daher<br />
auf der Hut und fragte nur :<br />
«Ja, und weiter?»<br />
Enttäuschung malte sich auf<br />
seinem Gesicht.<br />
– Was meinen Sie mit»und<br />
weiter»? fragte er zurück.<br />
Da verstand ich auf einmal,<br />
dass ihm todernst war mit<br />
dem, was er sagte, dass es ihm<br />
hochwichtig, dass es ein Teil<br />
seiner selbst war.<br />
«Passen Sie auf, begann er wieder,<br />
indem er den Rest des Mineralwassers<br />
in sein Glas goss.<br />
Sehen Sie alle die Bläschen,<br />
die da aufwärts wirbeln – sie<br />
sind das Universum. Oder präzisieren<br />
wir – ein unendlich<br />
kleines Teilchen des Universums.<br />
Ein paar hundert Sterne,<br />
ein paar hundert Sonnen,<br />
die ich in diesem Augenblick<br />
hinunterschlucke.»<br />
Er leerte sein Glas.<br />
«So, das Universum ist in meinem<br />
Körper. Und es befindet<br />
sich da gar nicht schlecht, sogar<br />
sehr gut befindet es sich,<br />
möchte ich sagen. Dank Intratur<br />
stirbt nichts, alles ist. Ich<br />
bereiste früher, lange bevor<br />
unser Planet sich abgekühlt<br />
hatte, die meisten Gestirne.<br />
Ich suchte, was ich noch nicht<br />
kannte: Intratur. Seit ich es<br />
fand, haben die Dinge für<br />
mich keine grössere Wichtigkeit<br />
mehr als ein Stäubchen<br />
auf dem Frack eines Dirigenten<br />
oder auf der Teekanne Ihrer<br />
Grossmutter…»<br />
Er zwinkerte mir zu :<br />
«Haben Sie noch Ihre Grossmutter?<br />
Lebt sie noch? Verstehen<br />
Sie mich richtig: Ist sie<br />
noch in der gleichen Illusion<br />
befangen wie wir?»<br />
«Ja»sagte ich und fragte mich,<br />
warum ich gerade so und nicht<br />
anders antwortete.»Ja, meine<br />
Grossmutter ist noch in dieser<br />
Illusion befangen.»<br />
Ein Lautsprecher begann zu<br />
knistern, ein Name wurde aufgerufen,<br />
einmal, zweimal…<br />
Ich hörte genauer hin. Professor<br />
B. wird am Telefon verlangt!<br />
Mein Gegenüber horchte<br />
auf, erhob sich.<br />
«Sie entschuldigen mich einen<br />
Augenblick.»<br />
Er begab sich den Tischreihen<br />
entlang zur Telefonkabine, deren<br />
Türe eine Serviertochter<br />
für ihn offen hielt.<br />
Bedeutsame Blicke folgten<br />
ihm. Köpfe nickten. Hinter<br />
JFW | Erzählung<br />
35<br />
vorgehaltener Hand wurde getuschelt.<br />
Ich schlug mir im<br />
Geist vor die Stirn. Natürlich!<br />
Wie war es möglich, dass ich<br />
ihn nicht erkannt hatte – an<br />
der hohen Gestalt, dem kurzgeschnittenen,<br />
eisengrauen<br />
Haar, dem markanten Profil –<br />
den weltberühmten Meister<br />
der ballistischen Wissenschaften<br />
!<br />
Als er lächelnd an den Tisch<br />
zurückkehrte, drängten junge<br />
Leute herbei, baten um Autogramme.<br />
«Wo waren wir stehengeblieben<br />
?»fragte er, indem er sich<br />
wieder setzte.<br />
«Bei meiner Grossmutter»,<br />
stotterte ich verwirrt.<br />
«Richtig… Du lieber Himmel!<br />
Die meine erwartet mich ja im<br />
Hotel!»Er sprang auf und<br />
schob seinen Stuhl zum Tisch.<br />
«Verzeihen Sie, aber ich habe<br />
mich entsetzlich verspätet! Ja,<br />
dieses Intratur. Es entreisst<br />
mich manchmal der Illusion<br />
unserer täglichen Existenz…»<br />
■
36<br />
JFW | Bilanzen<br />
��������������������������������������������<br />
������� ��������<br />
Frs. Frs.<br />
��������������<br />
Kasse, Post, Bank 1'414'811.57<br />
Aktien Parkhotel Giessbach AG 3'639.93<br />
Stiftung Giessbach dem Schweizervolk 483'412.90<br />
Warenlager 113'400.00<br />
Diverse Debitoren, transitorische Aktiven 131'251.66<br />
Debitor Salisbury House Pty<br />
��������������<br />
184'206.75<br />
����������� ������������<br />
B������� 1'870'965.91<br />
B�������������� 484'107.25<br />
Grundst���������������� 21'907.44<br />
Ausstattung 9'350.00<br />
Computer Software 360.00<br />
Computer Hardware 26'900.00<br />
Investition Australien 2'458'593.65<br />
Fahrzeuge/Maschinen/Mobiliar 24'100.00<br />
Patentierung+Internetseite Grand V<br />
������������<br />
18'100.00<br />
����������� ������������<br />
Helvetia Nostra 7'272.75<br />
Diverse Kreditoren AUST. 21'617.70<br />
Diverse Kreditoren 24'011.18<br />
Hypothek B������� 280'000.00<br />
Diverse R������������� 5'000.00<br />
Transitorische Passiven<br />
������������<br />
206'236.18<br />
����������<br />
am 1. Januar 2005 6'864'830.57<br />
Verlust 2005 -163'861.32<br />
������������<br />
7'245'107.06 7'245'107.06<br />
����������������������������������������������<br />
������� ������<br />
Frs. Frs.<br />
Direkte Kampagnen-Kosten, Frankaturen<br />
f�������������������������������������<br />
direkte Aktionen (Pferde, Elefanten, Zugv��<br />
gel, Schweizer Wald,) allgemeine Ziele,<br />
Tierprozesse, Robbenkampagne, usw.<br />
�������������<br />
2'080'448.17<br />
Geh������������������������������������<br />
Allg. Aufwand (Heizung, Elektrizit���<br />
613'009.80<br />
Kosten Liegenschaft, usw.) 91'713.49<br />
Adressverwaltung & Informatikkurs 14'122.80<br />
Versicherungen 20'893.33<br />
Unterhalt Internet 2'771.95<br />
Unterhalt, Reparaturen usw. 7'917.90<br />
B������������������������������������ 50'973.77<br />
Frankatur, Telefon, Fax<br />
Zeitungen, Dokumentationen, Beitr����<br />
114'445.88<br />
Filme, Kalender JW 18'793.18<br />
Reisekosten, Kongresse, Versammlungen 47'117.20<br />
Kosten f������������ 33'155.52<br />
Reklame 1'456.90<br />
Diverse Kosten f����������������������� 45'511.12<br />
Abschreibungen 35'187.25<br />
Bankkosten, W������������������� 3'292.<strong>82</strong><br />
Hypothekarzinsen, Geb���������� 17'301.54<br />
Gegenwert Materialverkauf 48'988.95<br />
Devisenverluste -14'632.69<br />
1'152'020.71<br />
Div. Spenden, Nettoertrag-Verkauf, Legate usw.<br />
Diverse Kampagnen (Wildpferde, Elefanten,<br />
766'393.40<br />
Schlachttiere, div. Aktionen, usw.) 2'272'562.59<br />
Aktivzinsen 29'651.57<br />
3'232'468.88 3'068'607.56<br />
Verlust 2005 �����������������������<br />
3'068'607 56 3'068'607 56<br />
��������������������������������������<br />
������� ��������<br />
Frs. Frs.<br />
Postscheck 8'194.37<br />
Verrechnungssteuer 3.10<br />
Stiftung Giessbach dem Schweizervolk 113'939.95<br />
<strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> 7'272.75<br />
Diverse Kreditoren 2'300.00<br />
Transitorische Passiven 3'528.00<br />
Bonus Hotel Giessbach 110'860.90<br />
Uebertrag vom Vorjahr 4'657.05<br />
Ertrags���������� 8'064.22<br />
12'721.27<br />
���������� ����������<br />
�����������������������������������������������������������<br />
<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />
������� ��������<br />
Frs. Frs.<br />
Kasse, Postscheck 8'099.48<br />
Liegenschaft Hotel Giessbach 8'978'526.99<br />
Verrechnungssteuer 12.55<br />
Banken -0.20<br />
Internetseite 1'700.00<br />
Aktien Parkhotel Giessbach SA 318'675.00<br />
Total 9'307'013.<strong>82</strong><br />
Anleihe Parkhotel Giessbach AG 1'700'000.00<br />
Darlehen <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong> 483'412.90<br />
Darlehen Helvetia Nostra 113'939.95<br />
Diverse Kreditoren 7'000.00<br />
Darlehen Parkhotel Giessbach AG 215'200.00<br />
Hypotheken 4'5<strong>82</strong>'500.00<br />
Diverse Darlehen 1'704'000.00<br />
Transitorische Passiven<br />
Verm����<br />
37'476.40<br />
Uebertrag vom Vorjahr 573'850.77<br />
Verlust -110'366.20 463'484.57<br />
������������ ������������<br />
��������������������<br />
������� ������<br />
Frs. Frs.<br />
Postscheckspesen 232.95<br />
Verwaltungs- und B��������� 9'139.60<br />
Drucksachen 61.35<br />
Steuern 9'854.15<br />
Kulturelle Aktivit���������������� 3'535.00<br />
Diverse Kosten, Notar- und Anwaltsspesen 1'488.00<br />
Geb�������������������������������������������� 78'791.00<br />
Reparatur von Sturmsch���� 66'267.05<br />
Hypothekar- und Bankzinsen 252'007.85<br />
Beteiligung Kampage "gegen L���������������������� 41'000.00<br />
Spenden 2'525.00<br />
Mietertrag 465'000.00<br />
Aktivzinsen 35.75<br />
462'376.95 467'560.75<br />
Amortisation Hotel 115'550.00<br />
577'926.95 467'560.75<br />
Verlust 110'366.20<br />
577'926.95 577'926.95<br />
����������������������������������������<br />
������� ��������<br />
Frs. Frs.<br />
Spenden, Mitgliederbeitr��� 18'652.55<br />
Aktivzinsen 8.85<br />
Kampagne Landschaftsschutz, Flugl��� 2'963.60<br />
Abschreibung 60.00<br />
Verwaltungs- und B��������� 3'228.00<br />
PTT 2'873.58<br />
Sitzungskosten 1'652.00<br />
Verschiedenes, Anwaltskosten -180.00<br />
10'597.18 18'661.40<br />
Ertrags����������<br />
8'064.22<br />
18'661.40 18'661.40
GrandV<br />
Die neue Welle der vegetarischen Feinschmecker-Produkte.<br />
Köstliche und raffinierte vegetarische Delikatessen -<br />
kreativ und sexy - für Fleischliebhaber ebenso überzeugend<br />
wie für jene, die auf Fleisch verzichten.<br />
Genau das ist unser Ziel ! Mit GrandV wollen wir<br />
nicht nur eingefleischte Vegetarier, sondern auch<br />
und ganz besonders, Fleischesser verführen.<br />
Denn: Klimaschutz geht auch durch den Magen<br />
Neben Hybridautos fahren und Sparlampen verwenden,<br />
können wir auch ganz einfach unseren<br />
GrandV wird um 4 neue Produkte erweitert!<br />
■ Gehacktes „Maison“<br />
Ghackets mit Hörnli, ein Klassiker, der wieder zum Trend wurde.<br />
Jetzt gibt’s ihn auch vegetarisch! Sie können dieses Gourmetgericht<br />
mit allerlei Zutaten servieren: Nudeln, Rösti, Kartoffelstock, Reis,<br />
etc.<br />
Zusammensetzung: Gehackter Seitan, Gemüse, Gemüsebouillon<br />
und Gewürze<br />
■ Crème gourmande „pomodori“<br />
Zusammensetzung: Bio Tofu, getrocknete Tomaten, Kräuter,<br />
Gewürze<br />
■ Crème gourmande „basilico“<br />
Zusammensetzung: Bio Tofu, Basilikum, Rucola, italienische<br />
Kräuter, Gewürze<br />
▲<br />
Geschnetzeltes «Bombay»<br />
Ein Rausch der Sinne!<br />
Die Vielfalt der Aromen dieses ausgewogenen Currys<br />
wird Sie und Ihre Gäste begeistern. Mit Basmatireis servieren,<br />
oder auch mit Linsen!<br />
Zusammensetzung: Verschiedene Gewürze, Zwiebeln,<br />
Currymischungen, geschnetzelter Seitan<br />
Unter: www.grandv.ch. direkt online bestellen<br />
Auf der Internet-Seite finden Sie auch alle GrandV-Rezepte,<br />
sowie Tipps und Tricks zu den Produkten<br />
Stroganoff de seitan GrandV<br />
ist geschnetzelter Seitan mit einer raffinierten,<br />
aber milden Paprikasauce, die Sie nach Belieben<br />
noch pikanter würzen können. Dafür eignen sich weisser<br />
Pfeffer, Cayenne-Pfeffer oder Tabasco. Paprika- und<br />
Essiggurkenstreifen runden dieses Gericht ab.<br />
Schmeckt hervorragend mit Reis, Rösti oder sogar Polenta!<br />
Fleischkonsum reduzieren, um den gefährlichen<br />
Treibhausgas-Ausstoss zu verringern. Ein Grossteil<br />
der schädlichen Gase wird bewiesenermassen<br />
durch die Aufzucht von Schlachtvieh produziert.<br />
Und mit den GrandV-Produkten gibt es überhaupt<br />
keinen Grund mehr, zugunsten der Umwelt auf<br />
Genuss und Lebensfreude zu verzichten.<br />
Seitan mariné belle jardinière<br />
ist die erste Kreation unserer neuen Antipasto-Linie.<br />
Es bietet Ihnen viele Möglichkeiten im<br />
Bereich der Vorspeisen und kalten Gerichte. Perfekt für<br />
die kleine Mahlzeit zwischendurch, oder zu Salat.<br />
Schmeckt köstlich!<br />
Zusammensetzung: Das Gericht besteht aus pikant marinierten<br />
Gemüsen wie Sellerie, Zwiebeln, Karotten, Blumenkohl,<br />
und gebratenen Seitanwürfeln, verfeinert mit<br />
verschiedenen Kräutern wie Basilikum und Thymian.<br />
Ihr GrandV- Team<br />
Vera <strong>Weber</strong> und Stefan Lanz<br />
■ Crème gourmande „forestière“<br />
Zusammensetzung: Tofu, Pilze, Trüffelöl, Gewürze<br />
Diese Crèmes eignen sich perfekt als Streichmasse für Crackers<br />
oder Brot, als schmackhafte Variante für Sandwich-Aufstrich, als<br />
Füllung zum Beispiel von Tomaten oder Paprika, als Pasta-Sauce, sie<br />
geben Ihrem Gemüse den nötigen Pfiff. Die Hauptkomponente ist<br />
Tofu, der zu einer feinen Masse verarbeitet wird. Dadurch sind die<br />
Crèmes ein vollwertiger Eiweisslieferant, der Schinken, Salami oder<br />
auch Käse ganz gesund und natürlich ersetzt.<br />
Die multifunktionelle Einsatzfähigkeit wird Sie begeistern!<br />
▲<br />
Spezzatino di seitan alla nonna<br />
«Con tutte le sapori della cucina italiana»,<br />
mit Seitanstückchen, einer guten Tomatensauce und viel<br />
frischen Kräutern wird dieses Gericht nun neu für Sie<br />
produziert. Das Gericht/ Sugo passt wunderbar zu allen<br />
Pastasorten. Oder nappieren Sie im kommenden Frühling<br />
damit Ihre Spargeln, bestreuen das Ganze mit geriebenem<br />
Parmesan und überbacken diese Kreation 12 Minuten im<br />
heissen Backofen und schon haben Sie eine Vollwertige<br />
Mahlzeit mit dem «Buon gusto della cucina italiana».
Terrine Grandhotel<br />
Absolute Neuheit im Bereich der Terrinen. Es<br />
galt bislang als sehr schwierig, zartschmelzende vegetabile<br />
Terrinen ohne Gelatine oder Ei herzustellen. Diese<br />
schmackhafte Terrine können Sie beliebig als Vorspeise,<br />
Imbiss oder z.B. mit «Geschwellten» (Pellkartoffeln) und<br />
Salat als Hauptspeise einsetzen. Zusammensetzung: Die<br />
Terrine ist mit hauchdünnen Seitantranchen ausgekleidet<br />
und mit geräuchertem Tofu, Kräutern, Pistazienkernen,<br />
Rahm und verschiedenenen Gewürzen.<br />
Gefüllte Paprika:<br />
Gourmet-Party-«Rillettes»<br />
Die Vielfälltige; diese pikante Streichmasse<br />
bietet Ihnen sehr viele Varianten:<br />
- Als Brotaufstrich,<br />
- um Apérokreationen herzustellen,<br />
- verdünnt mit Milch oder Gemüsebouillon als Dippsauce,<br />
- als Füllung zu Ofenkartoffeln. etc.<br />
Zusammensetzung: Tofu, Baumnüsse, Senf, frische Kräute,<br />
Gewürze<br />
GrandV Rezepte<br />
Blanchieren Sie eine kleine, schöne Peperoni und füllen Sie sie mit einem Nocken der<br />
Crème gourmande “Pomodori”. Garnieren Sie mit Cherry-Tomaten, einem Gegrillten Fenchel<br />
und einer Scheibe getrocknete Tomaten. Gibt Ihnen eine geschmacksvolle und vollwertige<br />
Festvorspeise<br />
Pumpernickel mit Pilzen:<br />
Klemmen Sie eine kleine runde Scheibe Pumpernickel zwischen zwei Nocken Crème gourmande<br />
“Forestière”, garnieren Sie mit sautierten Pilzen, mit einer dünnen Scheibe Karotte<br />
für die Farbe und Trüffelspänen. Eine vollwertige Vorspeise, die jede Luxusvorspeise mit<br />
Fleisch und Fisch erblassen lässt!<br />
Sandwiches mit den drei Crèmes gourmandes:<br />
Als Apero mit einem Blatt Basilikum in Baguette-Brot eingeklemmt, oder als Mittagessen<br />
mit Salat, Tomaten, Gurken, etc.<br />
Gehacktes mit Hörnli<br />
Was gibt es da noch zu sagen? Gehacktes “Maison” aufkochen und auf feine Hörnli servieren!<br />
Geschnetzeltes «Saveur d‘ Asie»<br />
Ein pikantes, würziges Gericht, das Sie für<br />
kulinarische Evasionen nach Asien entführt.<br />
Bei diesem Basisgericht haben Sie wiederum unzählige<br />
Möglichkeiten für weitere Kreationen. Am besten mit<br />
Basmatireis.<br />
Zusammensetzung: Geschnetzelter Seitan, Szechuangemüse,<br />
Sesamöl, Sweet Chili, Gemüsebouillon und<br />
Gewürze.<br />
Geschnetzeltes<br />
«Traditionelle»<br />
Wer kennt es nicht, das Zürcher Geschnetzelte! Sie können<br />
dieses Gourmetgericht in der Originalform verwenden<br />
oder es mit allerlei Zutaten anreichern. Mit Rösti servieren<br />
oder sogar mit Nudeln.<br />
Zusammensetzung: Geschnetzelter Seitan, frische Champignons,<br />
Rahm, Gemüsebouillon
Bestellschein GrandV Produkte<br />
Menge Art.<strong>Nr</strong> Artikel Einheit Inhalt Preis in CHF Total<br />
______ 0001 Terrine «Grandhotel» Terrine 1/1 500 gr CHF 24.50 ______<br />
______ 0002 Terrine «Grandhotel» Terrine 1/2 250 gr CHF 15.80 ______<br />
______ 0003 «Rillettes» Gourmet-Party Glas 200 gr CHF 10.80 ______<br />
______ 0004 Crème gourmande «Basilico» Glas 200 gr CHF 10.50 ______<br />
______ 0005 Crème gourmande «Pomodori» Glas 200 gr CHF 12.30 ______<br />
______ 0006 Crème gourmande «Forestière» Glas 200 gr CHF 13.30 ______<br />
______ 1001 «Traditionnelle» Geschnetzeltes Glas 200 gr CHF 8.70 ______<br />
______ 1005 «Traditionnelle» Geschnetzeltes Glas 400 gr CHF 13.20 ______<br />
______ 1002 «Saveur d’Asie» Geschnetzeltes Glas 200 gr CHF 7.90 ______<br />
______ 1006 «Saveur d’Asie» Geschnetzeltes Glas 400 gr CHF 11.00 ______<br />
______ 1003 «Célestine Bombay» Geschnetzeltes Glas 200 gr CHF 9.30 ______<br />
______ 1007 «Célestine Bombay» Geschnetzeltes Glas 400 gr CHF 14.60 ______<br />
______ 1004 Stroganoff Glas 200 gr CHF 9.60 ______<br />
______ 1008 Stroganoff Glas 400 gr CHF 14.80 ______<br />
______ 1010 Seitan belle jardinière Glas 200 gr CHF 8.80 ______<br />
______ 1009 Seitan belle jardinière Glas 400 gr CHF 13.20 ______<br />
______ 1011 Spezzatino alla nonna Glas 200 gr CHF 8.50 ______<br />
______ 1012 Spezzatino alla nonna Glas 400 gr CHF 13.00 ______<br />
______ 1013 Gehacktes «Maison» Glas 200 gr CHF 9.50 ______<br />
______ 2003 Bio Drehnundeln Beutel 500 gr CHF 6.20 ______<br />
______ 5001 Mango - Pfirsich- Aprikosen Chutney Karton<br />
mit 3 Gläsern 100 gr CHF 19.50 ______<br />
______ 5002 Pfirsich Chutney Glas 100 gr CHF 7.20 ______<br />
______ 5003 Mango Chutney Glas 100 gr CHF 7.80 ______<br />
______ 5004 Aprikosen Chutney Glas 100 gr CHF 7.00 ______<br />
______ 7001 Geschenkkorb<br />
(1x Rillettes Gourmet-Party, 1x Chutney, 1x Seitan<br />
Traditionelle, 1 x Spezzatino alla nonna,<br />
1x 500 gr Terrine, 1 x Bio Nudeln) Korb CHF 60.00 ______<br />
Name und Vorname:<br />
Adresse:<br />
PLZ/Ort:<br />
Telefon:<br />
Porto & ökologische Verpackung Total ______<br />
Datum: Unterschrift:<br />
Bestellung an : <strong>Fondation</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Weber</strong>, «Grand V», case postale, 1<strong>82</strong>0 Montreux, Fax 021 964 57 36<br />
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Grandhotel Giessbach<br />
ein Märchenschloss im Winterschlaf ?<br />
Nicht ganz! Kleine aber feine Räumlichkeiten erwarten Sie<br />
zu kulinarischen Höhenflügen. Genuss pur — inmitten der<br />
winterlichen Landschaft. Ein einmaliges Erlebnis, das zusammen<br />
mit der einzigartigen Giessbach-Atmosphäre alle Sinne<br />
verführt. Sei es für eine Familienfeier, ein Geburtstagsfest,<br />
ein Geschäfts- oder ein Weihnachtsessen — das Grandhotel<br />
Giessbach und sein Team steht Ihnen auf Reservation zur<br />
Verfügung.<br />
H<br />
«Über allen Gipfeln<br />
ist Ruh,<br />
in allen Wipfeln<br />
spürest du<br />
kaum einen Hauch...»<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
Exklusiv: Übernachten Sie im winterlichen Märchenschloss<br />
(ab 20 Personen).<br />
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Benkettbüro gerne zur Verfügung. Rufen Sie uns an: 033 952<br />
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Das wünschen wir uns auch in hundert Jahren.<br />
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Grandhotel Giessbach 3855 Brienz Tel. +41 (0)33 952 25 25 Fax +41 (0)33 952 25 30<br />
www.giessbach.ch grandhotel@giessbach.ch