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Journal Franz Weber Nr. 82 - Fondation Franz Weber

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30 JFW | Tiere<br />

sind offene Wunden am Kopf,<br />

an den Tatzen und am Rücken<br />

sowie schwere psychische<br />

Traumata. Oder es<br />

baumelt am Bärenbauch ein<br />

durch den unsorgfältig implantierten<br />

Katheter verursachter,<br />

mit Blut und Eiter gefüllter<br />

Hautsack, "so gross<br />

wie eine Wassermelone"<br />

(Animals Asia Foundation).<br />

Bei Wildfängen kann es vorkommen,<br />

dass ein Bärenbein<br />

in der Falle zurückbleibt;<br />

aber auch ein dreibeiniger<br />

Bär lässt sich noch auf lukrative<br />

Weise melken...<br />

Oft werden die Bären mehreren<br />

chirurgischen Eingriffen<br />

unterzogen, bis der Katheter<br />

richtig in der Gallenblase angebracht<br />

ist. Dabei müssen<br />

für zwei erfolgreiche Implantationen<br />

mindestens ebensoviele<br />

Bären infolge unsachgemässer<br />

Durchführung der<br />

Eingriffe sterben. Bei einer<br />

neueren, nicht minder brutalen<br />

Methode wird zwischen<br />

Gallenblase und Bauchdecke<br />

eine Fistel angelegt, aus welcher<br />

die Flüssigkeit heraustropft,<br />

sobald die Wunde mit<br />

einem Stäbchen gereizt wird.<br />

Der Tod als einzige Erlösung<br />

Ein Grossteil jener Bären,<br />

die nicht schon bei der Operation<br />

krepiert sind, verendet<br />

im Alter von rund zehn<br />

Jahren an Verletzungen und<br />

Infektionen, während der<br />

wildlebende Bär normalerweise<br />

etwa dreissig Jahre alt<br />

wird. Eine Tierärztin der<br />

Hongkonger Animals Asia<br />

Foundation, welche die gerettete<br />

Schwarzbärin Mathilda<br />

operierte, fand in der<br />

Bauchhöhle und selbst in<br />

der Gallenblase Eiter und<br />

Schmutz. Wenn die Käufer<br />

von Gallensäure-Produkten<br />

nur wüssten, was sie beim<br />

Einnehmen solcher "Heilmittel"<br />

mitschlucken, meinte<br />

die Ärztin, so wäre diese<br />

Industrie wohl bald am Ende.<br />

Die einzige Erlösung von all<br />

diesen Qualen ist der Tod<br />

oder die Rettung der Bären<br />

durch Tierschutz-Organisationen<br />

und ihre Unterbringung<br />

in einem Tierasyl _ ein<br />

Glück, das leider nur einem<br />

sehr kleinen Prozentsatz<br />

dieser missbrauchten Gallensäurespender<br />

widerfährt.<br />

So wurden laut Animals Asia<br />

Foundation bisher gegen<br />

dreissig Bärenfarmen behördlich<br />

geschlossen und<br />

deren Insassen dieser Tierschutz-Organisationüberlas-<br />

Ein Leben des Schreckens und der Qual. Einzige Erlösung : der Tod<br />

sen, welche die meist kranken<br />

Tiere wenn möglich gesundpflegen<br />

und ihnen in einem<br />

naturnah gestalteten<br />

Bambuswald Asyl gewähren<br />

will.<br />

Wilderei und Schmuggel<br />

Wie gesagt besteht kein gesetzliches<br />

Verbot für Bärenfarmen<br />

in China, da diese<br />

Einrichtungen vom Staat legalisiert<br />

wurden. Hingegen<br />

ist der Handel mit Schwarzbären<br />

verboten, denn diese<br />

Tierart ist infolge Wilderei<br />

vom Aussterben bedroht<br />

und fällt deshalb unter das –<br />

auch von China unterzeichnete<br />

– Washingtoner Artenschutz-Abkommen<br />

CITES.<br />

Die International Union for<br />

the Conservation of Nature<br />

schätzt die Population der<br />

wildlebenden Schwarzbären<br />

in China auf nur noch knapp<br />

20'000 Tiere. Trotzdem werden<br />

die Bestände in den<br />

Zuchtfarmen immer wieder<br />

illegal aufgefrischt mit im<br />

Alter von etwa drei Monaten<br />

in der Wildnis gefangenen<br />

Bären, die zum Teil auch aus<br />

anderen Ländern Asiens<br />

stammen. Der Hauptgrund:<br />

Die Nachzucht dieser Tiere<br />

ist höchst problematisch. In<br />

vielen Fällen beissen sich<br />

die Bärenmütter in Gefangenschaft<br />

die eigenen Tatzen<br />

ab oder fressen ihre Jungen<br />

auf – ein Fehlverhalten,<br />

das in freier Wildbahn äusserst<br />

selten zu beobachten<br />

ist. Überdies gilt die Gallenflüssigkeit<br />

von Wildbären<br />

für viel wirksamer als jene<br />

von Zuchtbären und wird zu<br />

entsprechend höheren Preisen<br />

verkauft. So blüht der lukrative<br />

Bärenschmuggel und<br />

-handel, der den Beteiligten<br />

zwischen SFr. 400.- bis 600.pro<br />

Tier einbringt, was in<br />

den asiatischen Niedriglohn-<br />

Ländern ein hübsches<br />

Sümmchen darstellt.<br />

<strong>Nr</strong> <strong>82</strong> Oktober | November | Dezember 2007<br />

Fluchbeladene Medikamente, die uns<br />

entehren !<br />

Auch aus dem russischen<br />

Grenzgebiet zu China werden<br />

in freier Wildbahn gefangene<br />

Asiatische Schwarzbären<br />

ins Land der Mitte<br />

geschmuggelt. Die WSPA hat<br />

ausserdem Beweise dafür,<br />

dass in Nord- und Südamerika<br />

Bären – unter anderem<br />

Brillenbären – getötet werden,<br />

deren Gallenblasen in<br />

asiatischen Ländern ihre gut<br />

zahlenden Abnehmer finden.<br />

Die in den Bärenfarmen<br />

gewonnene Gallensäure<br />

wird zu exorbitanten<br />

Preisen verkauft und kommt<br />

in Form von Pulvern, Tabletten,<br />

Salben, Kapseln, Augentropfen<br />

usw. auf den Markt.<br />

Selbst bei zurückhaltender<br />

Schätzung entspricht die<br />

Jahresproduktion von Bärengalle<br />

in China einem<br />

Wert von über 100 Millionen<br />

Dollar.<br />

Olympische Spiele auf<br />

Folterhintergrund<br />

Obwohl aufgrund der CITES-<br />

Bestimmungen der Export<br />

von Produkten aus Bärengalle<br />

verboten ist, werden diese<br />

Güter auf illegalem Weg von<br />

China nach Japan, Korea, Indien,<br />

Indonesien, Hongkong,<br />

Taiwan, Singapur, Pakistan,<br />

Vietnam, Russland<br />

und auf die Philippinen ausgeführt,<br />

ja man verkauft sie<br />

sogar in den USA, in Australien,<br />

Kanada und Grossbritannien.<br />

Kein Wunder, dass<br />

die chinesische Regierung

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