Jahresbericht 2003 - Fintan
Jahresbericht 2003 - Fintan
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Leo-Hans Gübeli (1964 – <strong>2003</strong>)<br />
Leo kam kurz nach Projektstart 1998 nach Rheinau. Er<br />
suchte eine Stelle als Landwirtschaftsmitarbeiter.<br />
Zwei Lehren hatte er zuvor abbrechen müssen. Trotz<br />
vieler Schwierigkeiten mit seinen heftigen Depressionen<br />
arbeitete er dann längere Zeit in einer Druckerei,<br />
bis es nicht mehr ging. Das Beantragen der IV-Rente war für Leo<br />
ein schwerer Schritt, mit dem er bis zum Tod haderte. Er wollte selbständig<br />
sein. Leo war liebenswert, feinfühlig, ökologisch engagiert<br />
und wehrte sich gegen jede Art von Ungerechtigkeit. Er tat sich aber<br />
schwer, Einflüsse und Gefühle zu verarbeiten. Er lebte extrem sparsam<br />
und sammelte allerlei Gegenstände, die er da oder dort fand.<br />
Auch <strong>Fintan</strong> gegenüber hatte er ambivalente Gefühle. Einerseits<br />
sprach er überall sehr gut über uns, anderseits war er immer der Auffassung,<br />
wir würden ihm Unrecht tun und auch finanziell von seiner<br />
Situation profitieren. In seinen manischen Phasen trat aber sein<br />
Humor zum Vorschein. In den depressiven Phasen musste er<br />
schwere Schmerzen ertragen. Es gelang ihm kaum, Hilfe anzunehmen.<br />
Im Sommer 2001 konnten wir die Verantwortung nicht mehr<br />
tragen und mussten ihn mit einem Arzt in die Klinik einweisen<br />
lassen. Danach fand Leo gegen den Willen des Beistands im Dezember<br />
2001 eine Wohnung. Anfangs September <strong>2003</strong> erhielten wir<br />
einen Fax, Leo sei in seiner Wohnung tot aufgefunden worden. Der<br />
Todeszeitpunkt lag drei oder vier Monate zurück.Wir waren erschüttert.<br />
Er war ein wertvoller Mensch, und wir sind überzeugt, dass sein<br />
Leiden nicht umsonst war. Die Geschichte von Leo-Hans Gübeli<br />
endet mit einer stummen Anklage:Was tut ihr Menschen nur? Wofür<br />
tut ihr es? Warum habt ihr mich alleine gelassen?<br />
Maurizio Ciardo<br />
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