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BESINNUNG
Liebe Gemeindeglieder,
ich war einmal als Pfarrer bei einem kommunalen Seniorennachmittag zu
Gast. Dieser findet in jenem Ort immer im Advent statt und alle über 70
Jährigen sind vom Bürgermeister eingeladen: Es gibt Kaffee und Hefezopf,
ein buntes Programm und zum Abschluss Bratwürste.
Natürlich hat man auch miteinander gesungen; wie es die Jahreszeit
nahelegt in erster Linie Advents- und Weihnachtslieder. Praktischerweise
wurden Liedzettel ausgelegt, damit Gesangbücher keine Kaffeeflecken oder
Bratwurstsoßenspritzer abkriegen.
Der Bürgermeister hat das Liedblatt einmal erstellt und es wurde jedes Jahr
wieder aufgelegt.
Beim Abtippen hat sich damals aber ein kleiner Fehler eingeschlichen.
Beim Lied Nummer 1 „Macht hoch die Tür“ hat er in Strophe 2 statt: „Sein
Königskron ist Heiligkeit“ aus Versehen geschrieben: „sein Königskron ist
Heiterkeit“.
Und alle haben das mit großer Ernsthaftigkeit dann auch gesungen.
Nur eine Gemeinderätin und ich, wir haben uns wissend angeschaut und
geschmunzelt : Heiterkeit statt Heiligkeit.
Mich hat das Nachdenken gebracht : Ob Gottes Heiligkeit auch was mit
Heiterkeit zu tun hat. Was ist denn Heiterkeit ?
Im Lexikon ist zu lesen: „Heiterkeit bezeichnet eine frohgemute,
aufgeräumte, aufgelockerte Stimmung.“
Das ist doch was ! So kann ich mir das ganz gut vorstellen, dass Gottes
Heiligkeit eine frohgemute, aufgelockerte Stimmung erzeugt. Nichts Steifes,
nur Ernstes, sondern etwas, wo ich mich wohlfühlen kann, wo mir das Herz
aufgeht und ich gern bin. Wo ich Leichtigkeit empfinde.
Ja, so möchte ich an Gottes Heiligkeit teilhaben, dass mir dadurch leichter
wird und mein Herz aufgeht.
Im Mittelhochdeutschen bedeutete Heiterkeit Klarheit.
Gottes Heiligkeit, wenn sie auch Heiterkeit ist, könnte mir dann bedeuten,
dass mir manches klar wird. Zum Beispiel, dass er; Gott, mit mir zu tun
haben möchte. Darum ist er Mensch geworden. Darum feiern wir an
Weihnachten das Kind in der Krippe. Darum fand die Geburt im dunklen Stall
statt. Damit all denen, die im Dunkeln sitzen das Leben heller und klarer wird
und sie wissen: Gott kommt zu dir. Er möchte mit dir zu tun haben.
Ja, das ist seine Heiligkeit, dass er in die Niedrigkeit herabkommt, damit wir
zu ihm kommen können.
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