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KORROSIONSVERHALTEN VON TELLERFEDERN

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<strong>KORROSIONSVERHALTEN</strong><br />

<strong>VON</strong> <strong>TELLERFEDERN</strong>


2<br />

INHALT<br />

Einleitung 3<br />

Tellerfedervarianten, Korrosionsmedien und -Prüfverfahren 4<br />

Werkstoffe 4<br />

Beschichtungen 5<br />

Mechanisches Verzinken 5<br />

Dacromet-Beschichtung 5<br />

Geomet-Beschichtung 6<br />

Delta Tone + Delta Seal-Beschichtung 6<br />

Chemische Vernickelung 6<br />

Korrosionsmedien 7<br />

Korrosions-Prüfverfahren 8<br />

Tauchversuche 8<br />

Ergebnisse der Tauchversuche 9<br />

VDA-Wechseltests 9<br />

Ergebnisse der VDA-Wechseltests und Diskussion 10<br />

Zusammenfassung der VDA-Wechseltests 13<br />

Spannungsrisskorrosionsversuche 13<br />

Durchführung der Spannungsrisskorrosionsversuche 13<br />

Ergebnisse der Spannungsrisskorrosionsversuche und Diskussion 14<br />

Korrosionsverhalten der 6 x 1–geschichteten Tellerfedersäule 14<br />

Spannungsrisskorrosionsverhalten in Meerwasseratmosphäre 17<br />

Spannungsrisskorrosionsverhalten der Tellerfedersäule in 40%iger MgCl 2-Lösung 19<br />

Spannungsrisskorrosionsverhalten der Tellerfedersäule in 3%iger NaCl-Lösung 22<br />

Spannungsrisskorrosionsverhalten der Tellerfedersäule in 0,1m Zitronensäure 23<br />

Korrosionsverhalten der 4 x 2–geschichteten Tellerfedersäule 27<br />

Zusammenfassung der Spannungsrisskorrosionsversuche 28<br />

VDA-Wechseltests mit mechanischer Beanspruchung 29<br />

Ergebnisse des VDA-Wechseltests mit mechanischer Beanspruchung und Diskussion 29<br />

Zusammenfassung des VDA-Wechseltests mit mechanischer Beanspruchung 30<br />

Schwingungsrisskorrosionsversuche 32<br />

Zusammenfassung der Schwingungsrisskorrosionsversuche 37<br />

Literaturverzeichnis 39<br />

EINLEITUNG<br />

In der Beratungspraxis zur Anwendung von Tellerfedern werden Umgebungsbedingungen<br />

mit Korrosionsbeanspruchung regelmäßig angefragt und können in vielen Fällen<br />

nur sehr spekulativ behandelt werden. Besonders wenn lange Haltbarkeitsgarantien<br />

gefordert werden, ist es deshalb sinnvoll, eine Felderprobung voran zu stellen.<br />

Bei der Festlegung einer Tellerfeder unter korrosiven Bedingungen ist das Belastungskollektiv<br />

genau zu analysieren: Korrosionsmedium, Temperatur, statische oder dynamische<br />

Belastung, Reibung und Verschleiß an Kontaktstellen und deren Veränderungen<br />

über der Einsatzzeit. Bei der Materialauswahl spielen neben den idealen Werkstoffeigenschaften<br />

häufig die real vorhandenen Eigenschaften des Ausgangsmaterials<br />

eine große Rolle, die dann zum entscheidenden Auswahl-Kriterium werden. Hierdurch<br />

können dann andere Werkstoffkonzepte z.B. in Form von Beschichtungen von nicht<br />

korrosionsbeständigen Werkstoffen interessant werden. Beim Übergang auf solche alternative<br />

Lösungen sind dann die Unterschiede im direkten Vergleich von Interesse.<br />

Im vorliegenden Aufsatz werden Ergebnisse aus einem Forschungsvorhaben dargestellt,<br />

das als AVIF-Vorhaben Nr. A 210 »Untersuchungen zum Korrosionsverhalten von<br />

Tellerfedern und Tellerfedersäulen«, begleitet vom Federnverband, Unterausschuss Tellerfedern,<br />

durch die Technische Universität Darmstadt, Inst. für Werkstoffkunde, durchgeführt<br />

wurde. Es sollten systematische Ergebnisse über das Verhalten bzw. die Haltbarkeit<br />

von Tellerfedern unter anwendungsbezogenen korrosiven Bedingungen ermittelt<br />

werden.<br />

3


Tab. 1: Untersuchte<br />

Tellerfedervarianten.<br />

4<br />

TELLERFEDERVARIANTEN,<br />

KORROSIONSMEDIEN UND<br />

-PRÜFVERFAHREN<br />

Nr. Werkstoff Abmessung Fertigung<br />

01 1.4310 63 x 31 x 1,9 x 4,15 (C) Gestanzt (S) + gedreht (D)<br />

WERKSTOFFE<br />

51CrV4 (1.8159) ist ein ferritischer Stahl, der sich<br />

zur Herstellung von federnden Teilen aller Art besonders<br />

eignet und für den Einsatz sämtlicher<br />

DIN-Federn zulässig ist. Durch die Legierungszusätze<br />

wird erreicht, dass bei größeren Material -<br />

dicken nach dem Vergüten eine gleichmäßige Gefügeausbildung<br />

über den ganzen Querschnitt vorliegt.<br />

Ferner wird durch die Legierungsbestandteile<br />

das Relaxationsverhalten positiv beeinflusst.<br />

X10CrNi18-8 (1.4310), und X7CrNiAl17-7<br />

(1.4568) sind nach DIN EN 10 151 nicht rostende<br />

Federstähle, die sich durch besondere Beständigkeit<br />

gegenüber chemisch angreifenden Stoffen<br />

auszeichnen. Ihr Federungsvermögen erhalten sie<br />

durch eine Kaltverfestigung und/oder Wärmebehandlung.<br />

X10CrNi18-8 (1.4310) erhält die<br />

Festigkeit nur durch eine Kaltverfestigung und wird<br />

deshalb in der Regel nur bis zu einer Dicke von 2<br />

bis 2,5 mm eingesetzt. Je nach Verfestigungsgrad<br />

beginnt ab etwa 100 °C ein deutlicher Abbau der<br />

Kaltverfestigung. Diese Werkstoffe sollten deshalb<br />

nicht bei höheren Temperaturen eingesetzt werden.<br />

In Tab. 1 sind die untersuchten Tellerfeder-Varianten<br />

aufgelistet. Neben gebräuchlichen rostfreien<br />

Federstahlqualitäten in unterschiedlichen Herstellungsvarianten<br />

wurde auch 51CrV4-Stahl mit verschiedenen<br />

Beschichtungen untersucht.<br />

02 1.4310 63 x 31 x 1,9 x 4,15 (C) Gestanzt (S) + gedreht (D) + kugelgestrahlt (K)<br />

03 1.4310 80 x 41 x 3 x 5,3 (B) Gestanzt (S) + gedreht (D)<br />

04 1.4568 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Gestanzt (S) + gedreht (D)<br />

05 1.4568 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Gestanzt (S) + gedreht (D) + kugelgestrahlt (K)<br />

06 1.4568 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Gestanzt (S) + gedreht (D) + kolsterisiert<br />

07 1.8159 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Mechanisch verzinkt + gelb chromatiert + versiegelt<br />

08 1.8159 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Mechanisch verzinkt + transp. chromatiert + versiegelt<br />

09 1.8159 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Dacromet 500 beschichtet<br />

10 1.8159 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Geomet beschichtet<br />

11 1.8159 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Delta Tone (2 mal) + Delta Seal (2 mal)-beschichtet<br />

12 1.8159 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Chemisch vernickelt<br />

13 1.8159 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Lackiert mit wasserverdünnbarem Lack<br />

14 1.8159 63 x 31 x 1,8 x 4,15 (C) Geölt<br />

Beim Werkstoff X7CrNiAl17-7 (1.4568) bis Dicke<br />

2,5 mm (bei größeren Mengen bis 3,0 mm) wird<br />

neben der Kaltverfestigung noch eine einfache<br />

Aushärtung (Warmauslagerung bei 480 °C) durchgeführt,<br />

die eine Warmfestigkeit bis 350 °C ermöglicht.<br />

Die durch die Warmauslagerung erreichte<br />

Festigkeitssteigerung hat den Vorteil, dass bei<br />

gleicher Endfestigkeit eine geringere Kaltverfestigung<br />

wie bei X10CrNi18-8 (1.4310) benötigt wird.<br />

Hierdurch wird das Korrosionsverhalten positiv<br />

beeinflusst. Dieser Werkstoffzustand wurde in der<br />

vorliegenden Untersuchung verwendet.<br />

Der Werkstoff X7CrNiAl17-7 (1.4568) wird in<br />

Dicken > 2,5 mm (3 mm) im weichen lösungsgeglühten<br />

Zustand verarbeitet. Die erforderliche Festigkeit<br />

wird dann durch eine zweifache Warmauslagerung<br />

(Strukturvergütung) erreicht. Da die erste<br />

Auslagerung bei einer Temperatur von 760 °C<br />

erfolgen muss, kommt es hierbei zu Chromkarbidausscheidungen<br />

bevorzugt an den Korngrenzen.<br />

Die Korrosionsbeständigkeit dieses Werkstoffzustandes<br />

wird dadurch erheblich vermindert.<br />

Federn im strukturvergüteten Zustand sollten nur<br />

bei Anforderungen an die Warmfestigkeit eingesetzt<br />

werden.<br />

BESCHICHTUNGEN<br />

Beschichtung Schichtdicke<br />

Mechanisch verzinkt + gelb chromatiert + versiegelt Q 8 µm<br />

Mechanisch verzinkt + transp. chromatiert + versiegelt Q 8 µm<br />

Dacromet 500 beschichtet Q 5 µm<br />

Geomet beschichtet Q 8 µm<br />

Delta Tone (2 mal) + Delta Seal (2 mal)-beschichtet Q 14+4 µm<br />

Chemisch vernickelt Q 25 µm<br />

Lackiert mit wasserverdünnbarem Lack Q 15 µm<br />

MECHANISCHES VERZINKEN<br />

Das für Tellerfedern am häufigsten eingesetzte Verzinkungsverfahren<br />

ist das Kugel-Plattieren. Bei diesem<br />

Verzinken werden die Teile nach sorgfältigem<br />

Reinigen im Tauchverfahren (stromlos) mit einer<br />

dünnen Kupferschicht versehen, anschließend werden<br />

die Teile zusammen mit Zinkpulver und Glaskugeln<br />

verschiedener Größe in einer Trommel unter<br />

Zugabe eines Promotors einer bewegenden Behandlung<br />

unterzogen. Nach einer bestimmten Zeit<br />

wird die Behandlung abgebrochen, wobei 95 –<br />

98 % des zugegebenen Zinks auf den Tellerfedern<br />

plattiert ist. Zum Schluss werden die Teile in einer<br />

Chromatlösung chromatiert. Die Wirksamkeit von<br />

water (vapour)<br />

lamellar round, angular<br />

Die Beschichtungen für die Tellerfedervarianten<br />

aus 1.8159 sind in nachfolgender Tabelle aufgelistet.<br />

Die ausgewählten Typen sind praxisrelevant<br />

und haben aufgrund der Erfahrung bewährte Eigenschaften.<br />

Die Beschichtungen wurden ohne<br />

Phosphatierung appliziert.<br />

Chromatschichten wird bei Temperaturen über<br />

60 °C wieder abgebaut. Bei fachgerechter Anwendung<br />

des Verfahrens tritt eine geringe, vernachlässigbare<br />

Wasserstoffversprödung der Werkstücke<br />

auf.<br />

DACROMET-BESCHICHTUNG<br />

Bei Dacromet handelt es sich um eine anorganische,<br />

metallisch-silbergraue Beschichtung aus<br />

Zink- und Aluminium-Lamellen in einer Chromatverbindung<br />

(CrVI-haltig!). Der lamellare Aufbau<br />

kann den Korrosionsfortschritt senkrecht zur Oberfläche<br />

durch eine horizontale Ablenkung verringern<br />

(Abb. 1).<br />

pigment- and<br />

filler particles<br />

vehicle (binder)<br />

metal surface<br />

Tab. 2:<br />

Beschichtungen für<br />

die Tellerfedern aus<br />

1.8159 und Schichtdicken.<br />

Abb. 1:<br />

Schema der Diffusion<br />

von Wasser in<br />

pigmentierten<br />

Lacken [1].<br />

5


6<br />

Die Bauteile werden als Gestell- oder Trommelware<br />

behandelt und die Schicht anschließend bei Temperaturen<br />

< 280 °C eingebrannt. Dacromet beschichtete<br />

Federn weisen eine sehr gute Beständigkeit<br />

im Salzsprühnebeltest auf. Bei der üblichen<br />

Verfahrensführung, d.h. ohne eine Beizvorbehandlung,<br />

ist eine Wasserstoffversprödung völlig ausgeschlossen.<br />

Die Federn werden in metallisch reinem Zustand<br />

in eine wässrige Dispersion aus Zinkflocken,<br />

Chromsäure und verschiedenen organischen Bestandteilen<br />

getaucht. Die Schicht wird bei hohen<br />

Temperaturen eingebrannt. Dieser Vorgang kann<br />

mehrfach wiederholt werden, wobei Schichtdicken<br />

von ca. 6, 8 bzw. 12 µm bei ein-, zwei- bzw. dreimaligem<br />

Auftragen erzielt werden. Nach zweimaligem<br />

Auftragen beträgt die Korrosionsbeständigkeit<br />

im Salzsprühtest nach DIN 50 021 SS mehr als<br />

240 h.<br />

GEOMET-BESCHICHTUNG<br />

Als Alternative zur Chrom-VI-haltigen Dacromet-<br />

Produktreihe wurde die Geomet-Beschichtung entwickelt.<br />

Zielsetzung war es, die gleichen Korrosionsschutz-Eigenschaften<br />

wie bei der chrom(VI)haltigen<br />

Dacromet-Beschichtung darzustellen. Analog<br />

zur Dacromet- und Delta-Tone-Beschichtung<br />

handelt es sich um einen nicht elektrolytisch aufgebrachten<br />

Überzug, bestehend aus Zink- und<br />

Aluminium-Lamellen und einer mineralischen<br />

Versiegelung, die zusätzlich mit einer organischen<br />

Beschichtung versehen werden kann. Die Gefahr<br />

der Wasserstoffversprödung besteht nicht.<br />

DELTA TONE +<br />

DELTA SEAL-BESCHICHTUNG<br />

Ähnlich der Dacromet-Beschichtung handelt es<br />

sich hierbei um ein anorganisches metallpigmentiertes<br />

Beschichtungsmaterial, das aufgrund des<br />

möglichen kathodischen Schutzes von Stahl als<br />

Alternative zum galvanischen oder mechanischen<br />

Verzinken entwickelt wurde. Nach dem Einbrennen<br />

der wie Farbe zu applizierenden lösemittelhaltigen<br />

Beschichtung (bei 200 °C über 15 min werden<br />

die metallischen Partikel mit einem anorganischen<br />

Bindemittel vernetzt), werden silbrig-metallische<br />

Überzüge erzeugt.<br />

Für eine Vielzahl von Anwendungen realisiert Delta<br />

Tone mit/ohne organische Versiegelung einen<br />

außerordentlich guten Korrosionsschutz. Die Gefahr<br />

einer Wasserstoffversprödung besteht nicht.<br />

■ Beständigkeit im Salzsprühtest<br />

nach DIN 50 021: 1.000 h<br />

■ Beständigkeit im Kesternich-Test<br />

nach DIN 50 018: 15 Runden<br />

■ Beständigkeit im Schwitzwassertest<br />

nach DIN 50 017: 1.000 h<br />

Der Zn- und Al-haltige sogenannte »Basecoat«<br />

Delta-Tone kann in Schichtdicken zwischen 5 und<br />

12 µm wie Farbe appliziert werden. Im ausgehärteten<br />

Zustand sind keine organischen Bestandteile<br />

in der Beschichtung mehr vorhanden, welche die<br />

metallischen Pigmente isolieren könnten.<br />

Der organische »Topcoat« Delta-Seal wirkt isolierend<br />

und schützend vor Kontaktkorrosion, ist in<br />

Säuren und Laugen beständig. Durch Zugaben von<br />

Festschmierstoffen kann eine Herabsetzung des<br />

Reibungswiderstandes erreicht werden.<br />

CHEMISCHE VERNICKELUNG<br />

Nickelschichten werden in der Regel für genau<br />

definierte Einsatzfälle als Korrosionsschutz, Verschleißschutz<br />

oder aus optischen Gründen eingesetzt.<br />

Für Tellerfedern kommt dabei die chemische<br />

Vernickelung zum Einsatz. Bei diesem Verfahren<br />

entstehen als Schichtwerkstoffe Nickel-Phosphor-<br />

Legierungen. Über die Höhe des Phosphorgehaltes<br />

wird das Verhalten der Beschichtung beeinflusst.<br />

Mit 10 – 13 % Phosphor wird die beste Korrosionsbeständigkeit<br />

und beste Duktilität erreicht.<br />

Mit abnehmendem Phosphorgehalt wird die Verschleißfestigkeit<br />

erhöht und die Korrosionsbeständigkeit<br />

verringert. Da während des Abscheidungsprozesses<br />

als Nebenreaktion Wasserstoff entsteht,<br />

kann eine Wasserstoffversprödung nicht ganz ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Einen Überblick der üblichen Beschichtungsverfahren<br />

sowie deren Beständigkeit im Salzsprühnebeltest<br />

nach DIN 50 021 gibt nachfolgende Tabelle:<br />

Verfahren Schichtaufbau Schichtdicke<br />

[µm]<br />

Beständigkeit im Salzsprühnebeltest nach DIN 50 021<br />

[h] 200 400 600 800 1000<br />

Brünieren Metalloxide + Öl 0,5 – 1,5<br />

Phosphatieren Zinkphosphat + Öl 10 – 15<br />

Standardschutz<br />

Phosphatieren Zinkphosphat + Wachs ca. 10 – ca. 40<br />

Galvanisch Verzinken Zink Q 8<br />

Galvanisch Verzinken Zink Q 12<br />

Galv. Verzinken + Gelbchromat. Zink + Chrom Q 8<br />

Galv. Verzinken + Gelbchromat. Zink + Chrom Q 12<br />

Mech. Verzinken Zink Q 12<br />

Mech. Verzinken + Gelbchromat. Zink + Chrom Q 12<br />

Delta-Seal Zinkph. + org. Schicht + Öl 10 –15<br />

Delta-Tone Zinkph. + Zinkstaubbesch. 10 –15<br />

Chemisch vernickelt Nickel ca. 25<br />

Dacromet 500-A Chromat. Zinklamellen Q 5<br />

Dacromet 500-B Chromat. Zinklamellen Q 8<br />

KORROSIONSMEDIEN<br />

Für die Untersuchung wurden die in Tab. 4 dargestellten<br />

Umgebungsmedien verwendet. Es wurden<br />

sechs Medien mit unterschiedlichem Charakter<br />

ausgewählt, um einige praxisnahe Bedingungen<br />

mit häufigem Vorkommen in den Versuchen abzubilden.<br />

Gesättigte künstliche Meerwasseratmosphäre<br />

simuliert die Umgebungsbedingung in Meeresumgebung.<br />

Tellerfedern dienen oft zur Vorspannung<br />

von Brücken oder Schleusentoren, die sich in der<br />

Nähe vom Meer befinden. Für die Untersuchungen<br />

wurde daher künstliches Meerwasser nach DIN<br />

50905 verwendet, das einen Standardsalzgehalt<br />

von 3,5% und einen pH-Wert im Bereich von 7,8<br />

bis 8,2 besitzt.<br />

Die 3%ige NaCl-Lösung stellt z.B. eine Arbeitsbedingung<br />

im Fahrzeugbau dar. Dort kommen die<br />

Tellerfedern durch den Einsatz des Streusalzes<br />

im Winter in Berührung mit der chloridhaltigen<br />

Lösung. Um zusätzlich den Einfluss der Chloridkonzentration<br />

auf das Korrosionsverhalten der<br />

Tellerfedern zu untersuchen, wurde die 40%ige<br />

MgCl 2-Lösung auch in das Versuchsprogramm aufgenommen,<br />

da das MgCl 2-Salz bei Raumtemperatur<br />

leichter lösbar ist.<br />

Medien ph-Wert Leitfähigkeit [ms/cm]<br />

Gesättigte Meerwasseratmosphäre 7,80 52,70<br />

40%ige MgCl 2-Lösung (Magnesiumchlorid) 5,02 140,60<br />

3%ige NaCl-Lösung (Natriumchlorid) 5,29 42,40<br />

0,1n NaOH (Natronlauge) 12,90 19,77<br />

0,1m Zitronensäure (C 6H 8O 7 2,09 2,90<br />

Deionat 7,40 0,002<br />

Tab. 3:<br />

Relative Einschätzung<br />

des mit den jeweiligen<br />

Verfahren erreichbaren<br />

Korrosionsschutzes<br />

und seine Beständigkeit<br />

im Salzsprühnebeltest<br />

[2].<br />

Tab. 4:<br />

Umgebungsmedien für<br />

die Untersuchungen.<br />

7


Tab. 5: Zusammenfassung<br />

der Ergebnisse<br />

der Tauchversuche.<br />

✩ – gut<br />

★ – mittel<br />

✪ – schlecht<br />

● – sehr schlecht<br />

8<br />

Weitere Anwendungen von Tellerfedern findet man<br />

auch in der Nahrungsmittelindustrie. Bei Maschinen<br />

und Anlagen der Nahrungsmittelindustrie entsteht<br />

die Korrosionsbeanspruchung nicht nur aus<br />

der möglichen Aggressivität der verarbeiteten Stoffe,<br />

sondern vielfach auch durch die intensive Reinigung<br />

der Geräte mit sauren oder alkalischen Lösungen.<br />

Die 0,1-normale NaOH und 0,1-molare<br />

Zitronensäure sind stellvertretend für alkalische<br />

und saure Medien zu betrachten.<br />

Deionat ist entsalztes Wasser mit niedriger Leitfähigkeit<br />

und wurde als neutrales Referenzmedium<br />

eingesetzt.<br />

KORROSIONS-PRÜFVERFAHREN<br />

In dem Forschungsvorhaben wurden folgende Untersuchungsverfahren<br />

angewendet und daraus einige<br />

Ergebnisse hier dargestellt:<br />

■ Tauchversuche ohne Belastung<br />

■ VDA-Wechselteste<br />

■ Elektrochemische Versuche *<br />

■ Spannungsrisskorrosionsversuche<br />

mit Konstantlast<br />

■ Dehnungsinduzierte<br />

Spannungsrisskorrosionsversuche<br />

■ Schwingungsrisskorrosionsversuche<br />

■ VDA-Wechseltests mit mechanischer<br />

Beanspruchung<br />

■ Begleitende Untersuchungen (metallographische<br />

Untersuchung, rasterelektronenmikroskopische<br />

Untersuchung, Eigenspannungsmessung)*<br />

(Die mit * gekennzeichneten Untersuchungen sind<br />

in diesem Bericht nicht aufgeführt.)<br />

Da die Tauchversuche keine genormten Versuche<br />

sind, wurde zusätzlich der standardisierte VDA-<br />

Wechseltest [3] in das Versuchsprogramm aufgenommen.<br />

TAUCHVERSUCHE<br />

Die Tauchversuche zeigen das Korrosionsverhalten<br />

der Tellerfedervarianten unter einfacher korrosiver<br />

Beanspruchung auf. Dabei werden die Korrosionserscheinungen<br />

auf der Tellerfeder im Verlauf der<br />

Versuchszeit (4 Wochen) beobachtet und ein erster<br />

qualitativer Eindruck über die Korrosionsbeständigkeit<br />

der Tellerfedern in den verschiedenen<br />

Medien gewonnen.<br />

Die Versuche wurden bei Raumtemperatur und<br />

ohne Luftzufuhr mit dem Medium durchgeführt.<br />

Die Prüflinge wurden zur Hälfte in das jeweilige<br />

Medium gehängt und sind mechanisch und elektrisch<br />

unbelastet. Es wurden nur die Korrosions -<br />

erscheinungen betrachtet, da die Tellerfedern in<br />

der Praxis meistens durch Spannungsrisskorrosion<br />

Tellerfedervarianten 40 % MgCl 2 3 % NaCl 0,1 n NaOH 0,1 m Säure<br />

1.4310/C/S + D ★ ✩ ✩ ✩<br />

1.4310/C/S + D + K ★ ✩ ✩ ✩<br />

1.4310/B/S + D ★ ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D ★ ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D + K ✪ ★ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D + kolsterisiert ● ✪ ✩ ✩<br />

Mechanisch verzinkt + gelb chromatiert ✩ ✪ ✩ ●<br />

Mechanisch verzinkt + transp. chromatiert ✩ ★ ✩ ●<br />

Dacromet beschichtet ✩ ✩ ✩ ●<br />

Geomet beschichtet ✩ ✩ ✩ ●<br />

Delta Tone + Delta Seal ✩ ★ ✩ ✪<br />

Chemisch vernickelt ✪ ✪ ✩ ✪<br />

Lackiert mit wasserverdünnbarem Lack ✩ ✩ ★ ✪<br />

Geölt ● ● ✩ ●<br />

Abb. 2: Versuchsanordnung Tauchversuche.<br />

oder Schwingungsrisskorrosion zu Bruch gehen<br />

und die lokale Korrosion wichtiger ist. Deshalb<br />

wurde auf die Auswertung des Gewichtsverlustes<br />

verzichtet.<br />

ERGEBNISSE DER TAUCHVERSUCHE<br />

Für eine übersichtliche Darstellung sind die Ergebnisse<br />

nach folgendem Schema bewertet worden<br />

und in Tab. 5 aufgeführt:<br />

Gut: keine Korrosionserscheinung<br />

erkennbar<br />

Mittel: geringe Korrosionserscheinung<br />

(punktförmig)<br />

Schlecht: von dünner Korrosionsproduktschicht<br />

bedeckt (fleckenförmig).<br />

Sehr schlecht: von dicker Korrosionsproduktschicht<br />

bedeckt (flächig)<br />

Da im Tauchversuch die Tellerfedern nur korrosiv<br />

(ohne mechanische oder elektrische Beanspruchung)<br />

angegriffen werden, bilden die Ergebnisse<br />

der Tauchversuche eine Basis für die Einschätzung<br />

des Korrosionsverhaltens der Tellerfedern unter<br />

Komplexbeanspruchung.<br />

In 40%iger MgCl 2 -Lösung korrodieren die rostfreien<br />

Stähle 1.4310 und 1.4568. Das Kugelstrahlen<br />

verbessert das Verhalten im Fall 1.4310 etwas, im<br />

Fall 1.4568 tritt eine Verschlechterung auf. Das<br />

Kolsterisieren bedeutet nochmals eine Verschlechterung<br />

für 1.4568.<br />

Die beschichteten Tellerfedern haben eine bessere<br />

Korrosionsbeständigkeit in 40%iger MgCl 2 -Lösung<br />

als die Federn aus nicht rostenden Stählen, mit<br />

Ausnahme der chemisch vernickelten Variante. Die<br />

chemisch vernickelte Variante leidet an den Fehlstellen<br />

in der Schicht in Form von Poren. Die nur<br />

geölten Stahlfedern weisen einen nur kurzzeitigen<br />

Korrosionsschutz auf und schneiden am schlechtesten<br />

ab.<br />

In 3%iger NaCl-Lösung verhalten sich die Federn<br />

aus nicht rostendem Stahl besser als in 40%iger<br />

MgCl 2 -Lösung, die beschichteten Federn teilweise<br />

schlechter. Die mit Zn beschichteten Federn verhalten<br />

sich in der hoch Cl-haltigen Lösung besser<br />

aufgrund der Bildung einer Simonkolleit-Schicht<br />

(Zn 5 (OH)8Cl 2 H 2 O).<br />

In 0,1n NaOH korrodiert keine der untersuchten<br />

Tellerfedervarianten, da sich eine dichte Schutzschicht<br />

bildet. Der wasserverdünnbare Lack wird in<br />

0,1n NaOH aufgelöst.<br />

Für einen Tellerfeder-Einsatz in Säuren sollten<br />

nichtrostende Stähle verwendet werden, die hier<br />

eine gute Beständigkeit zeigten. Die Zn-Beschichtungen<br />

reagieren mit der Säure und lösen sich unterschiedlich<br />

schnell auf. Die chemische Vernickelung<br />

zeigt auch hier wieder aufgrund der Poren in<br />

der Schicht eine schlechte Wirkung.<br />

VDA-WECHSELTESTS<br />

Der VDA-Wechseltest ist ein anerkanntes und insbesondere<br />

in der Automobilindustrie häufig angewandtes<br />

Korrosionsuntersuchungsverfahren. Da<br />

die Tauchversuche keine genormten Versuche sind,<br />

wurde zusätzlich der standardisierte VDA-Wechseltest<br />

[3] in das Versuchsprogramm aufgenommen.<br />

Ein Zyklus des VDA-Wechseltests gemäß VDA-Prüfblatt<br />

612-415 besteht aus [4]<br />

■ 24 h Salzsprühnebeltest nach DIN 50021<br />

bei 35 °C<br />

■ 96 h Kondenswassertest nach DIN 50017 KFW<br />

bei 40 °C<br />

■ 48 h Normklima nach DIN 50014<br />

In der Salzsprühkammer wurden die einzelnen Tellerfedern<br />

einfach an Stäben aufgehängt. Die Testzeit<br />

betrug 4 VDA-Zyklen (vier Wochen). Das wichtige<br />

Bewertungskriterium ist hier die Stärke der<br />

Korrosionserscheinung.<br />

9


Abb. 3:<br />

Korrosionserscheinung<br />

auf den Tellerfedern<br />

nach 4 Zyklen<br />

VDA-Test.<br />

10<br />

ERGEBNISSE DES<br />

VDA-WECHSELTESTS<br />

UND DISKUSSION<br />

In Abb. 3 sind alle 14 getesteten Tellerfedervarianten<br />

nach 4 VDA-Wechseltest-Zyklen gezeigt. Die<br />

kugelgestrahlte Tellerfeder aus 1.4310 lässt keine<br />

Korrosion erkennen, auf den anderen beiden Varianten<br />

befindet sich eine geringe Anzahl bräunlicher<br />

Flecken, ähnlich auch auf der nicht kugel -<br />

gestrahlten Tellerfedervariante aus 1.4568. Die<br />

kugelgestrahlte Variante aus 1.4568 verhält sich<br />

etwas schlechter, aber der Unterschied ist sehr<br />

gering. Deshalb wurden diese fünf Varianten nach<br />

der vierwöchigen regulären Versuchszeit noch weitere<br />

9 Wochen in der Salzsprühkammer belassen.<br />

Die kolsterisierte Variante aus 1.4568 weist die<br />

schlechteste Korrosionsbeständigkeit unter den<br />

Tellerfedervarianten aus den nicht rostenden Stählen<br />

auf. Die Feder ist mit einer großen Anzahl tief<br />

rostbrauner Flecken fast vollständig bedeckt.<br />

1.4310 / C / S + D 1.4310 / C / S + D + K<br />

1.4310 / B / S + D 1.4568 / C / S + D<br />

1.4568 / C / S + D + K 1.4568 / C / S + D + kolsterisiert<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom. Mechan. verzinkt + transp. chrom.<br />

Dacromet beschichtet Geomet beschichtet<br />

Delta Tone + Delta Seal Chemisch vernickelt<br />

Wasserverd. lackiert Geölt<br />

Abb. 3:<br />

(Fortsetzung)<br />

11


Abb. 4:<br />

Korrosionserscheinung<br />

auf den Tellerfedern<br />

nach 13 Zyklen<br />

VDA-Wechseltest.<br />

Tab. 6:<br />

Vergleich der Ergebnisse<br />

aus den Tauchversuchen<br />

und den<br />

VDA-Wechseltests [6].<br />

✩ – gut<br />

★ – mittel<br />

✪ – schlecht<br />

● – sehr schlecht<br />

+2: 2 Stufen besser<br />

–2: 2 Stufen<br />

schlechter usw.<br />

12<br />

1.4310 / C / S + D 1.4310 / C / S + D + K<br />

1.4568 / C / S + D 1.4568 / C / S + D + K<br />

Tellerfedervarianten VDA 3 % NaCl 40 % MgCl 2<br />

Wechseltest<br />

1.4310/C/S + D ✩ 0 +1<br />

1.4310/C/S + D + K ✩ 0 +1<br />

1.4310/B/S + D ✩ 0 +1<br />

1.4568/C/S + D ★ -1 0<br />

1.4568/C/S + D + K ✪ -1 0<br />

1.4568/C/S + D + kolsterisiert ● -1 0<br />

Mechanisch verzinkt + gelb chromatiert ● -1 -3<br />

Mechanisch verzinkt + transp. chromatiert ✪ -1 -2<br />

Dacromet beschichtet ✩ 0 0<br />

Geomet beschichtet ✩ 0 0<br />

Delta Tone + Delta Seal ★ 0 -1<br />

Chemisch vernickelt ✪ 0 0<br />

Lackiert mit wasserverdünnbarem Lack ✪ -2 -2<br />

Geölt ● 0 0<br />

Die Dacromet und Geomet beschichteten Tellerfedern<br />

aus Stahl korrodieren wie die kugelgestrahlte<br />

Tellerfeder aus 1.4310 nicht. Die Delta Tone +<br />

Delta Seal beschichtete Tellerfeder wurde vom Korrosionsmedium<br />

angegriffen, dabei bildete sich<br />

eine große Anzahl weißer Flecken, d.h. der Grundwerkstoff<br />

1.8159 korrodiert nicht. Noch schlechter<br />

verhalten sich die mechanisch verzinkten Tellerfedervarianten.<br />

Die gelb chromatierten wurden von<br />

einer großen Anzahl tief rostbrauner Flecken, die<br />

transparent chromatierten von einer kleinen Anzahl<br />

rostbrauner Flecken und einer großen Anzahl weißer<br />

Flecken bedeckt. Das Problem der Fehlstellen<br />

in der Beschichtung an den Kanten erscheint bei<br />

der chemisch vernickelten und der Feder mit wasserverdünnbaren<br />

Lack. Dort zeigt eine mittlere<br />

Anzahl rostbrauner Flecken eine Korrosion des<br />

Grundwerkstoffes an. Die nur geölte Tellerfedervariante<br />

verhält sich am schlechtesten und weist eine<br />

starke flächige Korrosion auf.<br />

In der Tab. 6 werden die Ergebnisse der VDA-Wechseltests<br />

und der Tauchversuche in 40%iger MgCl 2-<br />

Lösung und in 3%iger NaCl-Lösung miteinander<br />

verglichen. Die drei Versuche sind sich ähnlich<br />

durch die chloridhaltige Lösung und die Anwesenheit<br />

von Sauerstoff. Der Unterschied ist die Konzentration<br />

und die Versuchstemperatur. Die hohe<br />

Konzentration der Chloride kann die Korrosion fördern,<br />

wie z.B. bei den Tellerfedervarianten aus den<br />

nicht rostenden Stählen durch die Zerstörung der<br />

in der Luft gebildeten Schutzschicht, oder die<br />

Korrosion hemmen, wie z.B. bei den mit Zink beschichteten<br />

Tellerfedervarianten durch die Bildung<br />

der Simonkolleit-Schicht.<br />

Eine hohe Sauerstoff-Konzentration hat die gleiche<br />

Wirkung: bei den aus nicht rostenden Stählen gefertigten<br />

Tellerfedervarianten verhindert sie durch<br />

die Bildung der Oxidschicht eine fortschreitende<br />

Korrosion, und zugleich beschleunigt sie die Korrosionsgeschwindigkeit<br />

durch Beteiligung an der Reaktion<br />

[5]. Deshalb empfiehlt es sich, jede Kombination<br />

Metall/Medium/Beanspruchung als ein<br />

eigenes System zu betrachten und separat zu behandeln.<br />

Während des VDA-Wechseltestes bekommen<br />

die aufgehängten Tellerfedern wesentlich<br />

mehr Sauerstoff ab als während des Tauchversuches,<br />

dabei aber weniger Chlorid, da sie nach<br />

VDA-Prüfblatt 612-415 pro Zyklus (7 Tage) nur 24<br />

Stunden einen direkten Kontakt mit dem Salzsprühnebel<br />

haben.<br />

In Abb. 4 sind die Fotos von Tellerfedern aus rost-<br />

freiem Stahl nach 13 Zyklen VDA-Wechseltest dargestellt.<br />

Die Tellerfeder aus 1.4568 gedreht und<br />

besonders kugelgestrahlt ist etwas schlechter als<br />

die Varianten aus 1.4310.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

DER VDA-WECHSELTESTS<br />

Trotz des großen Sauerstoffangebotes zeigen hier<br />

die Tellerfedern aus 1.4310 und die Dacromet<br />

sowie die Geomet beschichteten Tellerfedern eine<br />

sehr gute Korrosionsbeständigkeit. Die Tellerfedern<br />

aus 1.4568 sind etwas schlechter als die aus<br />

1.4310. Die kolsterisierten, die mechanisch verzinkten<br />

und die nur geölten Tellerfedern verhalten<br />

sich deutlich schlechter beim VDA-Wechseltest.<br />

SPANNUNGSRISS-<br />

KORROSIONSVERSUCHE<br />

Bei den Spannungsrisskorrosionsversuchen werden<br />

die Korrosionseinwirkungen in Verbindung mit<br />

einer statischen mechanischen Belastung untersucht.<br />

Die Tellerfedern werden zunächst als Tellerfedersäulen<br />

6 x 1 oder 4 x 2 verspannt und anschließend<br />

in das Korrosionsmedium eingetaucht.<br />

Neu konzipierte Prüfeinrichtungen für die Verspannung<br />

stellen sicher, dass die Tellerfedern keiner<br />

Kontaktkorrosion unterliegen. Wie die Tauchversuche,<br />

sind die Spannungsrisskorrosionsversuche<br />

nicht standardisiert, deshalb wird zusätzlich der<br />

VDA-Wechseltest mit mechanischer Beanspruchung<br />

durchgeführt. Außerdem werden dehnungsinduzierte<br />

Spannungsrisskorrosionsversuche vorgenommen.<br />

Bei diesen Versuchen wird die Versuchstemperatur<br />

der verspannten Tellerfedersäule langsam<br />

von 40 °C auf 80 °C und zurück verändert,<br />

um das durch die Temperaturschwankung hervorgerufene<br />

Verhalten zu prüfen<br />

DURCHFÜHRUNG DER SPANNUNGS-<br />

RISSKORROSIONSVERSUCHE<br />

Die Vorbereitung der Spannungsrisskorrosionsversuche<br />

läuft nach den folgenden Arbeitsschritten<br />

ab (Abb. 5): Reinigen, Verspannen als 6 x 1 oder<br />

4 x 2 – Säule auf einer speziellen Vorrichtung auf<br />

0,2h 0, 0,4h 0, 0,6h 0 oder 0,8h 0, verbringen der<br />

13


Abb. 5:<br />

Arbeitsschritte für<br />

die Spannungsrisskorrosionsversuche.<br />

14<br />

Säule in ein abgedichtetes Glasgefäß (Abb. 6) mit<br />

dem Korrosionsmedium und Auslagern in einem<br />

Wärmeschrank bei 40 oder 80 °C. Die Prüfkörper<br />

wurden täglich kontrolliert und die Korro sions -<br />

lösung alle 2 Wochen erneuert. Bei Vorliegen eines<br />

Bruches einer Tellerfeder wird der Versuch beendet.<br />

ERGEBNISSE DER SPANNUNGSRISS-<br />

KORROSIONSVERSUCHE<br />

UND DISKUSSION<br />

Bei der Spannungsrisskorrosion versagen Tellerfedern<br />

grundsätzlich durch Rissbildung. Deshalb<br />

wird hier die Lebensdauer der Tellerfedersäule bis<br />

zum Bruch als das wichtigste Bewertungsmerkmal<br />

erachtet. Um den Einfluss der Schichtung zu analysieren,<br />

wurden die Untersuchungen sowohl an<br />

6 x 1 geschichteter Tellerfedersäule als auch an<br />

4 x 2 geschichteter Tellerfedersäule durchgeführt.<br />

<strong>KORROSIONSVERHALTEN</strong><br />

DER 6 X 1 GESCHICHTETEN<br />

TELLERFEDERSÄULE<br />

Die Höhe der (örtlichen) Biegezugspannung hängt<br />

nicht nur von der Vorspannung ab, sondern auch<br />

von der Kerbwirkung der korrosionsbedingten<br />

Kerbe. Darüber hinaus gibt es noch andere Faktoren,<br />

z.B. Oberflächenbeschaffenheit, eventuelle<br />

Werkstofffehler sowie der Fertigungszustand der<br />

Tellerfedern, die den Vorgang der Rissbildung bestimmen<br />

können. Die Versuchsergebnisse wiesen<br />

deshalb eine relativ große Streubreite auf, weshalb<br />

die Versuche möglichst häufig wiederholt wurden.<br />

Dabei wurde jeweils die kürzeste Lebensdauer in<br />

der Auswertung herangezogen. Nach 2500 h wurden<br />

die Versuche ohne Bruch beendet und als Beständigkeitsgrenze<br />

betrachtet.<br />

In den Versuchen wurde festgestellt, dass die Temperatur<br />

und die Belastung die beiden entscheidenden<br />

Faktoren für die Lebensdauer der Feder<br />

sind. Höhere Temperatur bedeutet eine höhere<br />

Korrosionsgeschwindigkeit; für die Rissbildung ist<br />

die Biegezugspannung in der Tellerfeder maßgebend<br />

verantwortlich. Abb. 6: verspannte Tellerfedersäule im Glasgefäß.<br />

Tellerfedervarianten Meerwasser MgCl 2 NaCl NaOH Säure<br />

1.4310 / C / S + D >2500h 356h >2500h >2500h >2500h<br />

1.4310 / C / S + D + K >2500h 429h >2500h >2500h >2500h<br />

1.4310 / B / S + D >2500h 1968h >2500h >2500h >2500h<br />

1.4568 / C/ S + D >2500h 140h >2500h >2500h >2500h<br />

1.4568 / C / S + D + K >2500h 140h >2500h >2500h >2500h<br />

1.4568 / C / S + D + kolsterisiert 284h 2177h >2500h >2500h >2500h<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom. 912h >2500h >2500h >2500h 68h<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom. 1129h >2500h >2500h >2500h 68h<br />

Dacromet beschichtet >2500h >2500h >2500h >2500h 891<br />

Geomet beschichtet >2500h >2500h >2500h >2500h 891<br />

Delta Tone + Delta Seal 620h >2500h 738h >2500h 526h<br />

Chemisch vernickelt 1057h 837h 455h >2500h 380h<br />

Wasserverd. Lackiert 837h >2500h 360h >2500h 262h<br />

Geölt 1323h 1752h 1534h >2500h 839h<br />

In Tabelle 7 sind die kürzesten Lebensdauerwerte<br />

der Tellerfedern wiedergegeben, die bei der statischen<br />

Einfederung 0,8h 0 (80% Einfederung) und<br />

der Versuchstemperatur 80 °C erreicht wurden.<br />

Alle untersuchten Tellerfedern zeigen in der 0,1n<br />

Natronlauge ein sehr gutes Spannungsrisskorrosionsverhalten<br />

im Vergleich zu den anderen Medien.<br />

Bei keiner Tellerfedervariante trat in der Natronlauge<br />

Versagen auf, was auf eine gute Repassivierungsneigung<br />

und –geschwindigkeit zurückzuführen<br />

ist. Selbst die wasserverdünnbar lackierte Tellerfedervariante,<br />

deren Lack sich, wie aus dem Tauchversuch<br />

bekannt, bei 80 °C nach 2 Tagen völlig<br />

ablöst, ist stabil aufgrund von schützenden oxidischen<br />

oder hydroxidischen Deckschichten, die sich<br />

bei einem ph-Wert > 10 bilden.<br />

Die Tellerfedern aus nicht rostenden Stählen<br />

gehen nur in 40%iger MgCl 2 -Lösung zu Bruch, mit<br />

der Ausnahme der kolsterisierten Tellerfedervariante,<br />

die nur in Meerwasseratmosphäre versagte.<br />

Die Dacromet und Geomet beschichteten Teller -<br />

federvarianten brachen in keinem Korrosionsmedium<br />

beim Spannungsrisskorrosionsversuch, wobei<br />

sich deren Beschichtungen nach einiger Zeit aufgelöst<br />

haben, da in sauren Lösungen organischer<br />

Stoffe Zink nicht beständig ist (Dacromet-Beschichtung<br />

nach ca. 20 Versuchsstunden, Geomet-<br />

Beschichtung nach ca. 50 Versuchsstunden). Im<br />

Zustand der abgelösten Beschichtung zeigen diese<br />

beiden Tellerfedervarianten am Versuchsende eine<br />

Flächenkorrosion wie die nur geölte Feder in Zitronensäure.<br />

Die chemisch vernickelten Tellerfedern versagten in<br />

allen Medien außer Natronlauge ähnlich den wasserverdünnbar<br />

lackierten Tellerfedern. Die nur geölte<br />

Tellerfedervariante verhielt sich beim Tauchversuch<br />

am schlechtesten, aber beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

ging sie nur in Meerwasseratmosphäre<br />

zu Bruch. Entsprechend dem Ergebnis<br />

beim Tauchversuch hat die Delta Tone + Delta Seal<br />

beschichtete Tellerfeder in 40%iger MgCl 2 -Lösung<br />

eine längere Lebensdauer als in 3%iger NaCl-Lösung.<br />

Die meisten beschichteten Tellerfedervarianten<br />

versagten in den chloridhaltigen Lösungen<br />

nicht, aber in Meerwasseratmosphäre. In Deionat<br />

wurden nur die Tellerfedern aus nicht rostenden<br />

Stählen untersucht, wobei alle Federn 2500 Versuchstunden<br />

ohne Befund ertrugen.<br />

Die bei 80 °C durchgeführten Versuche mit Bruch<br />

mindestens einer Tellerfeder wurden noch einmal<br />

bei 40 °C durchgeführt. Die Ergebnisse sind in der<br />

Tab. 8 zusammengestellt. Die Anzahl der gebrochenen<br />

Tellerfedern bei 40 °C ist stark reduziert, da<br />

mit der Abnahme der Versuchstemperatur die Korrosionsgeschwindigkeit<br />

sinkt und die korrosive Beanspruchung<br />

kleiner ist. Trotzdem versagte die<br />

chemisch vernickelte Tellerfedervariante in 40%iger<br />

Tab. 7:<br />

Lebensdauer der 6 x 1–<br />

Tellerfedersäule im<br />

Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

bei<br />

0,8 h 0 und 80 °C.<br />

15


16<br />

Tellerfedervarianten Meerwasser MgCl 2 NaCl NaOH Säure<br />

1.4310 / C / S + D >2500h<br />

1.4310 / C / S + D + K >2500h<br />

1.4310 / B / S + D >2500h<br />

1.4568 / C / S + D >2500h<br />

1.4568 / C / S + D + K >2500h<br />

1.4568 / C / S + D + kolsterisiert >2500h >2500h<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom. >2500h 45h<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom. >2500h 284h<br />

Dacromet beschichtet >2500h<br />

Geomet beschichtet >2500h<br />

Delta Tone + Delta Seal >2500h >2500h >2500h<br />

Chemisch vernickelt 834h 694h 116h 1917h<br />

Wasserverd. lackiert >2500h >2500h 356h<br />

Geölt<br />

Tab. 8:<br />

Lebensdauer der<br />

Tellerfedersäule<br />

(6x1–Schichtung) im<br />

Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

bei<br />

0,8h 0 und 40 °C.<br />

Abb. 7:<br />

Zustand der mechanisch<br />

verzinkten und<br />

transparent chromatierten<br />

Tellerfedern<br />

nach über 2500 h<br />

unter 0,2h 0 -Belastung<br />

in Zitronensäure.<br />

MgCl 2 -Lösung und in 3%iger NaCl-Lösung, sowie<br />

die mechanisch verzinkte und lackierte Variante<br />

in 0,1m Zitronensäure. Bei der chemisch vernickelten<br />

Tellerfedervariante erscheint es, dass die<br />

Beschleunigung der lokalen Korrosion des Grundwerkstoffes<br />

an Schwachstellen der edleren Beschichtung<br />

effektiver als die Reduzierung der Korrosion<br />

durch eine niedrige Temperatur überwiegt.<br />

Die Beschichtungen der mechanisch verzinkten<br />

und lackierten Tellerfedern reagieren mit der Zitronensäure<br />

auch sehr stark.<br />

Nach dem Vergleich der Tellerfedervarianten bezüglich<br />

der Lebensdauer bis zum Bruch in verschiedenen<br />

Korrosionsmedien (Tab. 7 und 8), stellen die<br />

folgenden Abschnitte das Spannungsrisskorrosionsverhalten<br />

in den verschiedenen Medien im einzelnen<br />

dar. Dabei werden neben der Lebensdauer bis<br />

zum Bruch auch die Korrosionserscheinungen auf<br />

den Federn nach Versuchende betrachtet, da Auflöseerscheinungen<br />

der Tellerfeder (ohne unmittelbare<br />

Rissbildung) nach einer gewissen Zeit als Versagen<br />

zu bewerten sind (vgl. Abb. 7).<br />

Spannungsrisskorrosionsversuch in Meerwasseratmosphäre<br />

1.4310 / C / D<br />

2.500<br />

1.4310 / C / D + K<br />

2.500<br />

1.4310 / B / D<br />

2.500<br />

1.4568 / C / S + D<br />

2.500<br />

1.4568 / C / S + D + K<br />

2.500<br />

1.4568 / C / S + D + kolsterisiert 284<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom. 912<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom. 1.129<br />

Dacromet beschichtet<br />

2.500<br />

Geomet beschichtet<br />

2.500<br />

Delta Tone + Delta Seal<br />

620<br />

Chemisch vernickelt<br />

1.057<br />

Wasserverd. lackiert<br />

837<br />

Geölt<br />

1.323<br />

Lebensdauer [h] 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500<br />

SPANNUNGSRISSKORROSIONS-<br />

VERHALTEN<br />

IN MEERWASSERATMOSPHÄRE<br />

Abb. 8 zeigt die Lebensdauer aller Tellerfedervarianten<br />

in gesättigter Meerwasser-Atmosphäre bei<br />

0,8h 0 und 80 °C. Alle nicht rostenden Tellerfedern<br />

mit Ausnahme der kolsterisierten sowie die Dacromet<br />

und Geomet beschichteten Tellerfedern brachen<br />

in Meerwasseratmosphäre nicht. Die kolsterisierten<br />

Tellerfedern zeigten dagegen die kürzeste<br />

Lebensdauer (284 Stunden Standzeit).<br />

Die im Meerwasser gelösten Salze bestehen etwa<br />

zu 77,8 % aus Natriumchlorid (Kochsalz) und ca.<br />

10,9 % aus Magnesiumchlorid, womit Chlor-Ionen<br />

ein Hauptbestandteil sind. Chlor-Ionen wirken sich<br />

besonders negativ auf die Korrosion aus, da sie<br />

die Oxidschichten bei nicht rostenden Metallen<br />

porös werden lassen [3].<br />

Die Tellerfedern aus nicht rostendem Stahl zeigten<br />

ein wesentlich besseres Korrosionsverhalten als<br />

die kolsterisierte Variante (Abb. 9). Nach 2500 h<br />

Versuchszeit traten nur kleine rostbraune Flecken<br />

an der Außenkante (1.4310 kugelgestrahlt) auf.<br />

An Unter- und Oberseite der Tellerfedern waren<br />

keine Korrosionsspuren erkennbar.<br />

Tellerfedern korrodieren am Kantenbereich oft<br />

stärker als an der Unter- und Oberseite. Bei den<br />

beschichteten Federn ist dort durch die dünne<br />

oder undichte Beschichtung kein optimaler Korro-<br />

sionsschutz vorhanden. Bei den nicht rostenden<br />

Tellerfedervarianten entsteht im Kantenbereich<br />

durch das Stanzen und das Drehen Umformmartensit,<br />

der weniger korrosionsbeständig ist wie der<br />

Austenit.<br />

Die Tellerfedervarianten aus nicht rostenden Stählen<br />

zeigen hier ein gutes Spannungsrisskorrosionsverhalten,<br />

weil die Konzentration der in Meerwasseratmosphäre<br />

enthaltenen Chlor-Ionen nicht hoch<br />

genug ist, um die Schutzschicht komplett zu zerstören.<br />

Gleichzeitig wird die Schutzschicht durch<br />

den Sauerstoff in der Luft ständig repariert (die<br />

Federn werden nicht im Medium eingetaucht). Einzige<br />

Ausnahme waren die kolsterisierten Federn,<br />

die alle am Ende der Versuchszeit von einer dicken<br />

rostbraunen Korrosionsproduktschicht bedeckt<br />

waren. Ursache hierfür ist der hohe Kohlenstoffgehalt<br />

in der Randzone.<br />

Die Dacromet und Geomet beschichteten Federn<br />

sahen nach 2500 h wie neu aus. Diese beiden<br />

Beschichtungen verleihen in Meerwasseratmosphäre<br />

dem niedrig legierten Grundwerkstoff einen<br />

optimalen Schutz. Die mechanisch verzinkte Tellerfeder<br />

wird von einer schaumartigen rostbraunen<br />

Korrosionsproduktschicht bedeckt, infolge der<br />

niedrigen Chloridkonzentration in Atmosphäre<br />

bildet sich keine Simonkolleit-Schicht<br />

(Zn 5(OH) 8Cl 2·H 2O), sondern es entstehen lockere<br />

und voluminöse Überzüge auf der Oberfläche.<br />

Diese haben keine definierte Zusammensetzung,<br />

sondern bestehen aus verschiedenen Produkten.<br />

Abb. 8:<br />

Vergleich der Lebensdauer<br />

aller Teller -<br />

federvarianten im<br />

Spannungsrisskorro -<br />

sionsversuch in Meerwasseratmosphäre<br />

(0,8h 0 und 80 °C).<br />

17


Abb. 9:<br />

Korrosionserscheinungen<br />

auf den Tellerfedern<br />

beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

in Meerwasseratmosphäre<br />

(0,8h 0 und<br />

80 °C).<br />

18<br />

Außerdem wird die Wirksamkeit von Chromatschichten<br />

bei Temperaturen über 60 °C abgebaut.<br />

Der Zustand der Delta Tone/Delta Seal beschichteten<br />

Feder ist deutlich schlechter als der der<br />

Geomet beschichteten, aber besser als der der<br />

mechanisch verzinkten. Nur an der Problemzone<br />

Kantenbereich gibt es einige rostbraune Punkte.<br />

Die wasserverdünnbar lackierten und die chemisch<br />

vernickelten Varianten zeigen das gleiche<br />

Problem einer örtlich undichten Beschichtung.<br />

Die nur geölte Tellerfeder korrodiert sehr stark.<br />

Das Schutzöl leistet nur einen kurzzeitigen Schutz,<br />

und der hohe Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre<br />

beschleunigt die Korrosion.<br />

1.4568 / C / S + D + K 1.4568 / C / S + D + kolsterisiert<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom. Delta Tone + Delta Seal<br />

Wasserverd. lackiert Geölt<br />

SPANNUNGSRISSKORROSIONS-<br />

VERHALTEN DER TELLERFEDERSÄULE<br />

IN 40%IGER MGCL 2 -LÖSUNG<br />

In Abb. 10 wird die Lebensdauer aller Varianten<br />

in 40%iger MgCl 2-Lösung bei 0,8h 0 und 80 °C<br />

verglichen und einige Beispiele in Abb. 11 gezeigt.<br />

Von den beschichteten Tellerfedern ging nur die<br />

chemisch vernickelte Variante durch lokale Korro -<br />

sion an den Fehlstellen der Beschichtung und<br />

damit verbundene Kerbwirkung zu Bruch. Der<br />

niedrige Sauerstoffgehalt und die hohe Chloridkonzentration<br />

in 40%iger MgCl 2-Lösung reduzierten<br />

und verhinderten eine Korrosion des Grundwerkstoff<br />

1.8159. Diese beiden Merkmale<br />

40%iger MgCl 2-Lösung sind auch die Hauptgründe<br />

für das schlechte Spannungsrisskorrosionsverhalten<br />

der Tellerfedern aus nicht rostenden Stählen,<br />

deren Schadensverlauf durch Lochkorrosion bestimmt<br />

wird.<br />

Bei den Federn aus dem Material 1.4310 Reihe B<br />

und C (unterschiedliche Dicke) zeigt die Feder der<br />

Größe B im Spannungsrisskorrosionsversuch eine<br />

längere Lebensdauer als die Feder C entgegen<br />

dem Ergebnis aus der elektrochemischen Untersuchung,<br />

wo die Feder B stärker korrodiert. Dies liegt<br />

an einer längeren Rissfortschrittsphase bedingt<br />

durch die größere Materialdicke und damit an<br />

einem deutlichen Einfluss der Abmessung.<br />

Ähnlich wie bei der elektrochemischen Untersuchung<br />

(hier nicht berichtet) zeigt das Kugelstrah-<br />

Spannungsrisskorrosionsversuch in 40% MgCl 2-Lösung<br />

len eine positive Wirkung bei den Tellerfedern aus<br />

1.4310 und keine deutliche Wirkung bei den Tellerfedern<br />

aus 1.4568 auf das Spannungsrisskorrosionsverhalten.<br />

Allgemein bringt das Kugelstrahlen<br />

Druckeigenspannung in die Randschicht der Federn<br />

[7], infolge der Superposition mit äußeren<br />

Belastungen wird die resultierende Biegezugspannung<br />

reduziert. Das funktioniert nur, wenn die<br />

Oberfläche nicht stark korrodiert ist. Die Oberflächenkorrosion<br />

führt einerseits zu einer betriebsbedingten<br />

Kerbwirkung und andererseits zum Abtrag<br />

der mit Druckeigenspannungen ausgestatteten<br />

Schicht. Aus dem Tauchversuch war bekannt, dass<br />

die kugelgestrahlte Tellerfeder aus 1.4568 in 40%iger<br />

MgCl 2-Lösung relativ stark korrodierte.<br />

Die Federn aus 1.4310 haben allgemein eine längere<br />

Lebensdauer als die Federn aus 1.4568. Das<br />

gilt auch für die nicht kugelgestrahlte Feder aus<br />

1.4310 und die kugelgestrahlte Feder aus<br />

1.4568. Das heißt, dass der Werkstoff selbst von<br />

größerer Bedeutung für das Korrosionsverhalten<br />

der Tellerfedern ist als ihr Fertigungszustand.<br />

Fast alle aus nicht rostenden Stählen gefertigten<br />

Tellerfedervarianten werden von einer dünnen<br />

Schicht rostbraunen Korrosionsprodukts bedeckt,<br />

mit Ausnahme der kolsterisierten Variante. Das<br />

entspricht den Ergebnissen aus dem Tauchversuch.<br />

Bei den rost- und säurebeständigen, hoch legierten<br />

Chrom- und Chrom-Nickel-Stählen besteht<br />

Lochkorrosionsgefahr in halogenidhaltigen (besonders<br />

Chlorid- und Bromid-haltigen) wässrigen<br />

1.4310 / C / D<br />

356<br />

1.4310 / C / D + K<br />

429<br />

1.4310 / B / D<br />

1.968<br />

1.4568 / C / S + D<br />

140<br />

1.4568 / C / S + D + K 140<br />

1.4568 / C / S + D + kolsterisiert 2.177<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom. 2.500<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom. 2.500<br />

Dacromet beschichtet<br />

2.500<br />

Geomet beschichtet<br />

2.500<br />

Delta Tone + Delta Seal 2.500<br />

Chemisch vernickelt<br />

837<br />

Wasserverd. lackiert<br />

2.500<br />

Geölt<br />

1.752<br />

Lebensdauer [h] 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500<br />

Abb. 10:<br />

Vergleich der Lebensdauer<br />

aller Tellerfedervarianten<br />

beim Spannungsrisskorrosions<br />

-<br />

versuch in 40%iger<br />

MgCl 2-Lösung<br />

(0,8h 0 und 80 °C).<br />

19


Abb. 11:<br />

Korrosionserscheinung<br />

auf den Tellerfedern<br />

beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

in 40%iger<br />

MgCl 2-Lösung<br />

(0,8h 0 und 80 °C).<br />

20<br />

1.4310 / C / S + D 1.4568 / C / S + D + kolsterisiert<br />

Delta Tone + Delta Seal Chemisch vernickelt<br />

Geölt<br />

Lösungen. Halogenidionen sind in der Lage, die an<br />

Luft gebildeten Passivschichten derartiger Stähle<br />

zu »durchschlagen« und auf diese Weise lokale,<br />

aktiv korrodierende anodische Zentren zu bilden.<br />

Da die Passivschichten elektronenleitend sind,<br />

fungiert die ungestörte Umgebung als Kathode.<br />

Ein rasches Vordringen der Korrosion in den Werkstoff<br />

hinein ist die Folge. Die Lochkorrosionsgefahr<br />

derartiger Stähle erhöht sich mit zunehmender Verunreinigung.<br />

Die durch Lochkorrosion entstandene Kerbe führt<br />

jedoch zu einer lokalen Zugspannungserhöhung.<br />

Ist keine zwischenzeitliche Repassivierung möglich,<br />

dann erfolgt der Angriff stetig in die Tiefe, der Riss<br />

pflanzt sich mit steigender Geschwindigkeit fort. In<br />

chloridhaltigen Medien ist der Rissbildungsmechanismus<br />

oft von Lochkorrosion begleitet, die sich<br />

dann verstärkt ausbilden kann, wenn der Riss nur<br />

langsam fortschreitet. Aus diesem Grund ergeben<br />

sich je nach Rissfortschrittsgeschwindigkeit die in<br />

Abbildung 12 dargestellten Varianten.<br />

passiv Lochfraß »aktiv« stark aktiv<br />

Da der Kantenbereich am stärksten korrodiert und<br />

am höchsten beansprucht wird, entsteht der Riss<br />

oft am äußeren Federrand. Dann breitet er sich in<br />

Richtung des inneren Federrandes aus. Dieser Vorgang<br />

erfolgt bei den Federn aus 1.4310 langsamer,<br />

weil der Stahl 1.4310 duktiler ist. Die Rissanfälligkeit<br />

nimmt in der Regel mit höherer Biegezugspannung<br />

und steigender Temperatur zu.<br />

Die kolsterisierte Variante versagte nicht durch<br />

Bruch, obwohl die Feder von einer dicken Deckschicht<br />

bedeckt wurde. Sie korrodiert am Anfang<br />

sehr stark, nach einiger Zeit aber nicht mehr, die<br />

Lösung bleibt klar. Diese thermodynamisch stabile<br />

Deckschicht (Fe 3 O 4 , Fe(OH) 2 ) funktioniert wie eine<br />

Spannungsrisskorrosionsversuch in 3% NaCl-Lösung<br />

Schutzschicht und behindert den weiteren Fortschritt<br />

der Korrosion. Der andere Grund dafür,<br />

dass die kolsterisierte Feder nicht brach, ist, dass<br />

hier nur eine Flächenkorrosion infolge des dichten<br />

und gleichmäßig verteilten Kohlenstoffs stattfindet.<br />

Ähnliches gilt auch für die nur geölte Feder, sie<br />

verhielt sich beim Tauchversuch in 40%iger<br />

MgCl 2 -Lösung am schlechtesten.<br />

Die chemisch vernickelte Tellerfeder ging durch die<br />

von der lokalen Korrosion hervorgerufenen Kerbwirkung<br />

zu Bruch. Auf den mechanisch verzinkten<br />

sowie den Dacromet und Geomet beschichteten<br />

Federn sind kaum Korrosionsspuren zu erkennen.<br />

Die entstehende Simonkolleit-Schicht schützt die<br />

1.4310 / C / D<br />

2.500<br />

1.4310 / C / D + K<br />

2.500<br />

1.4310 / B / D<br />

2.500<br />

1.4568 / C / S + D<br />

2.500<br />

1.4568 / C / S + D + K<br />

2.500<br />

1.4568 / C / S + D + kolsterisiert 2.500<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom. 2.500<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom. 2.500<br />

Dacromet beschichtet<br />

2.500<br />

Geomet beschichtet<br />

2.500<br />

Delta Tone + Delta Seal<br />

738<br />

Chemisch vernickelt<br />

455<br />

Wasserverd. lackiert<br />

360<br />

Geölt<br />

1.534<br />

Lebensdauer [h] 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500<br />

Abb. 12:<br />

Erscheinungsbild trans -<br />

kristalliner Spannungsrisskorrosion<br />

bei rostund<br />

säurebeständigen<br />

Cr–Ni-Stählen im metallographischen<br />

Schliff<br />

(schematisch) [8].<br />

Abb. 13:<br />

Vergleich der Lebensdauer<br />

aller Tellerfedervarianten<br />

beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

in 3%iger<br />

NaCl-Lösung<br />

(0,8h 0 und 80 °C).<br />

21


Abb. 14:<br />

Korrosionserscheinungen<br />

auf den Tellerfedern<br />

beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

3%iger NaCl-Lösung<br />

(0,8h 0 und 80 °C).<br />

22<br />

1.4568 / C / S + D + K 1.4568 / C / S + D + kolsterisiert<br />

Delta Tone + Delta Seal Chemisch vernickelt<br />

Wasserverdünnbar lackiert Geölt<br />

Federn gegen Korrosion, der andere Beschichtungsbestandteil<br />

Aluminium ist in neutralen Korrosionselektrolyten<br />

(pH 5 bis 9) sehr gut korrosionsbeständig.<br />

Etwas schlechter im Vergleich dazu ist<br />

die mit Delta Tone/Delta Seal beschichtete Feder,<br />

die einige rostbraune Korrosionspunkte an den Federkanten<br />

aufweist.<br />

SPANNUNGSRISSKORROSIONS-<br />

VERHALTEN DER TELLERFEDERSÄULE<br />

IN 3%IGER NACL-LÖSUNG<br />

In der Abb. 13 wird die Lebensdauer aller Tellerfedervarianten<br />

in 3%iger NaCl-Lösung bei 0,8h 0 und<br />

80 °C dargestellt. Das Spannungsrisskorrosionsverhalten<br />

der meisten Tellerfedern in 3%iger NaCl-<br />

Lösung ist besser als in 40%iger MgCl 2 -Lösung,<br />

da die elektrische Leitfähigkeit 3%iger NaCl-Lösung<br />

niedriger als 40%iger MgCl 2 -Lösung ist und<br />

weniger Ionen in die Lösung gehen, die die Korrosion<br />

an der Metalloberfläche begünstigen. Hier<br />

versagte keine Variante aus nicht rostenden Stählen.<br />

Im Gegensatz dazu gingen die wasserverdünnbar<br />

lackierte und die mit Delta Tone und Delta<br />

Seal beschichtete Variante zu Bruch.<br />

Die Abb. 14 zeigt einige Tellerfedern nach dem Versuch<br />

in 3%iger NaCl-Lösung. Insgesamt ist der Zustand<br />

der Federn besser als nach dem Versuch in<br />

Meerwasseratmosphäre und in 40%iger MgCl 2 -<br />

Lösung. Hier liegt ein geringeres Sauerstoffangebot<br />

vor als in Meerwasseratmosphäre, da die Tellerfedersäule<br />

in die Lösung eingetaucht wird. Die niedrigere<br />

Chloridkonzentration hat den Vorteil, dass<br />

die Luftpassivschicht nicht stark geschädigt wird,<br />

weshalb die Tellerfedern aus nicht rostenden Stählen<br />

nur von einer dünnen bräunlichen Schicht bedeckt<br />

werden. Andererseits liegt der Nachteil vor,<br />

dass die Simonkolleit-Schicht auf der mit Delta<br />

Tone und Delta Seal beschichteten Tellerfeder<br />

nicht vollständig gebildet wurde durch die kleine<br />

Cl¯-Konzentration. Weiße Flecken und rostbraune<br />

Korrosionspunkte sind der Beweise für die Korrosion<br />

der Beschichtung und des Grundwerkstoffes.<br />

Bei der wasserverdünnbar lackierten und der mit<br />

Delta Tone/Delta Seal beschichteten Tellerfedervariante<br />

gelangte die NaCl-Lösung durch die Kanäle<br />

in der Beschichtung an den Grundwerkstoff. Das<br />

führt zum Bruch der Federn. Die undichte Beschichtung<br />

ist ein unsicherer Faktor für das Korro-<br />

Spannungsrisskorrosionsversuch in 0,1 m Zitronensäure<br />

sionsverhalten der Tellerfeder. Ähnlich ist es auch<br />

bei den chemisch vernickelten Tellerfedern durch<br />

die vorliegenden Poren in der Beschichtung, wobei<br />

hier noch die Kontaktkorrosion zwischen Beschichtung<br />

und Grundwerkstoff zu einer Beschleunigung<br />

führt. Die chemische Vernickelung leistet hier keine<br />

Schutzwirkung und das letztendliche Versagen war<br />

der Bruch der Tellerfeder.<br />

Die nur geölten Tellerfedern versagten zum Ende<br />

ebenfalls durch Bruch, da das Öl nur einen kurzzeitigen<br />

Korrosionsschutz bieten kann.<br />

SPANNUNGSRISSKORROSIONS-<br />

VERHALTEN DER TELLERFEDERSÄULE<br />

IN 0,1M ZITRONENSÄURE<br />

In der Abb. 15 wird die Lebensdauer aller Tellerfedervarianten<br />

in der 0,1m Zitronensäure bei 0,8h 0<br />

und 80 °C gegenüber gestellt. Die Tellerfedervarianten<br />

aus nicht rostenden Stählen überstehen<br />

2500 Stunden Versuchszeit ohne Bruch. Gleiches<br />

gilt für die Dacromet und Geomet beschichteten<br />

Federn sowie für die nur geölte Feder, jedoch bei<br />

erheblichem Oberflächenkorrosionsangriff. Die mechanisch<br />

verzinkten Federn weisen in Zitronensäure<br />

die kürzeste Lebensdauer der sechs untersuchten<br />

Medien auf. Ebenso wie in 3%iger NaCl-<br />

Lösung gingen die mit Delta Tone und Delta Seal<br />

beschichteten, die wasserverdünnbar lackierten<br />

sowie die chemisch vernickelten Federn zu Bruch.<br />

1.4310 / C / D<br />

2.500<br />

1.4310 / C / D + K<br />

2.500<br />

1.4310 / B / D<br />

2.500<br />

1.4568 / C / S + D<br />

2.500<br />

1.4568 / C / S + D + K<br />

2.500<br />

1.4568 / C / S + D + kolsterisiert 2.500<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom. 68<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom. 68<br />

Dacromet beschichtet<br />

2.500 891 h für Geo + Dacro!<br />

Geomet beschichtet<br />

2.500 891 h für Geo + Dacro!<br />

Delta Tone + Delta Seal<br />

526<br />

Chemisch vernickelt<br />

380<br />

Wasserverd. lackiert<br />

262<br />

Geölt<br />

2.500 839 h für geölt!<br />

Lebensdauer [h] 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500<br />

Abb. 15:<br />

Vergleich der Lebensdauer<br />

aller Tellerfedervarianten<br />

beim<br />

Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

in<br />

0,1m Zitronensäure<br />

(0,8h 0 und 80 °C).<br />

23


Abb. 16:<br />

Korrosionserscheinung<br />

auf den Tellerfedern<br />

beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

in<br />

0,1m Zitronensäure<br />

(0,8h 0 und 80 °C).<br />

24<br />

1.4568 / C / S + D + K 1.4568 / C / S + D + kolsterisiert<br />

Mechan. verzinkt + gelb chromatiert Delta Tone + Delta Seal<br />

Chemisch vernickelt Wasserverdünnbar lackiert<br />

Geölt<br />

Abbildung 16 zeigt die verschiedenen Tellerfedervarianten<br />

nach dem Versuch in 0,1m Zitronensäure.<br />

Auf den Tellerfedern aus nicht rostenden Stählen<br />

sind keine Korrosionserscheinungen zu erkennen,<br />

mit Ausnahme der kolsterisierten Tellerfeder.<br />

Die Zitronensäure gehört zu den passivschichterzeugenden<br />

Medien. Aus den Ergebnissen der elektrochemischen<br />

Untersuchung (hier nicht berichtet)<br />

geht hervor, dass die verletzte Passivschicht auf<br />

nicht rostenden Stählen in Zitronensäure sogar<br />

repariert wird. Die Tellerfedern aus nicht rostenden<br />

Stählen werden durch ihren hohen Chromgehalt<br />

von der an Luft und in Säure gebildeten Passivschicht<br />

gegen Korrosion geschützt. Auf der kolsterisierten<br />

Feder bildet sich eine schwarze Schicht,<br />

die aus Kohlenstoff bestand.<br />

Die beschichteten Federn verhielten sich im Gegensatz<br />

zu den nicht rostenden Stählen in 0,1m<br />

Zitronensäure sehr viel schlechter. Keine der Varianten<br />

hatte eine Standzeit über 1000 h. Durch die<br />

elektrochemische Untersuchung (hier nicht berichtet)<br />

und den Tauchversuch ist bekannt, dass der<br />

Zn-Anteil der Beschichtung mit der Zitronensäure<br />

chemisch reagiert. Dadurch entstanden Risse im<br />

Überzug der mechanisch verzinkten Federn, die<br />

aufgrund der hervorragenden Haftung des Überzugs<br />

bis zum Grundwerkstoff reichten. Außerdem<br />

blieb die Wirksamkeit von Chromatschichten nur<br />

bis zu Temperaturen von 60 °C erhalten. Die beiden<br />

Faktoren führten zur Absenkung der Lebensdauer<br />

der mechanisch verzinkten Tellerfedern und<br />

damit zu der kürzesten Standzeit (68 h).<br />

In sauren Lösungen organischer Stoffe ist Zink<br />

nicht beständig. Die Dacromet- und Geomet-Beschichtungen<br />

lösten sich in der Zitronensäure auf.<br />

Nach einiger Zeit waren die Federn komplett frei<br />

von der Beschichtung (Dacromet-Beschichtung<br />

nach ca. 20 h, Geomet-Beschichtung nach ca.<br />

50 h). Deshalb zeigten diese beiden Tellerfedervarianten<br />

zum Versuchsende eine Flächenkorrosion<br />

wie die nur geölte Feder in Zitronensäure.<br />

Die mit Delta Tone und Delta Seal beschichtete<br />

Tellerfeder verhält sich in der Zitronensäure besser<br />

als die anderen Beschichtungsvarianten. Die Beschichtung<br />

wurde nur an den Kanten zerstört, die<br />

organische Deckschicht Delta-Seal wirkt isolierend<br />

und war gegen Säuren und Laugen beständig.<br />

Aber wegen der schlechten Verteilung der Deckschicht<br />

an den Kanten wurde nur eine kurze<br />

Standzeit erreicht.<br />

Die undichten Stellen in der Lackschicht bzw.<br />

Nickelschicht der wasserverdünnbar lackierten<br />

bzw. chemisch vernickelten Tellerfedern, die beim<br />

Tauchversuch schon angeführt wurden, verursachen<br />

eine Spaltkorrosion unter der Beschichtung.<br />

Dadurch erfolgt ein rasches Vordringen der Korrosion<br />

in die Tiefe des Werkstoffes mit dem Ergebnis<br />

eines frühzeitigen Wanddurchbruchs.<br />

Die Rissanfälligkeit nimmt in der Regel mit höherer<br />

Zugspannung und steigender Temperatur zu. Wenn<br />

die Zugspannung in der Tellerfeder zu klein ist,<br />

geht die Tellerfedersäule nicht durch die Rissbildung<br />

zu Bruch, sondern durch das Auflösen (vgl.<br />

Abb. 7). Tellerfedern, die mit Zitronensäure in Berührung<br />

kommen, sollten am besten aus den nicht<br />

rostenden Stählen hergestellt werden.<br />

Die Spannungsrisskorrosionsversuche wurden<br />

dann als beendet erklärt, wenn eine Feder in der<br />

Säule zu Bruch gegangen ist oder die Versuchszeit<br />

über 2500 Stunden war. Bei der Ausfallursache<br />

Bruch wurde erkannt, dass die Position der gebrochenen<br />

Tellerfeder in der Säule relativ gleichmäßig<br />

verteilt war.<br />

Zum Ende der Untersuchungen wurde festgestellt,<br />

dass die Standzeit bis zum Bruch das Spannungsrisskorrosionsverhalten<br />

der Tellerfeder allein nicht<br />

vollständig darstellen kann. So können z.B. die in<br />

der Abb. 7 gezeigten Tellerfedern nicht als »ohne<br />

Bruch« und damit als gut bewertet werden, ebenso<br />

die in der Abb. 16 gezeigten geölten Tellerfedern<br />

mit einer dicken Korrosionsschicht. In der<br />

praktischen Anwendung wird diese Korrosionsschicht<br />

vermutlich ständig zerstört werden, womit<br />

dann die Korrosion schnell weiterschreiten würde<br />

bis zum kompletten Auflösen der Tellerfeder. Eine<br />

weitere Beurteilungsmöglichkeit ist den Masseverlust<br />

als zweites Bewertungskriterium einzufügen.<br />

In Tab. 9 wurde der Masseverlust der Tellerfedern<br />

wiedergegeben, deren Versuche in Tab. 7 aufgelistet<br />

sind. Die mechanisch verzinkte und gelb chromatierte<br />

Feder versagte nach 68 Stunden mit<br />

einem Masseverlust von 1,347 g, die geölte Feder<br />

verlor ohne Bruch eine Masse von 18,992 g, weil<br />

die geölte über 2500 Stunden in 0,1m Zitronensäure<br />

flächig korrodiert. Daraus ist ersichtlich,<br />

dass der Masseverlust das Korrosionsverhalten<br />

auch nicht ohne weiteres richtig wieder spiegelt.<br />

Trotzdem zeigt die Tab. 9, dass die Dacromet beschichteten<br />

und Geomet beschichteten Federn,<br />

nachdem ihre Beschichtungen in der Zitronensäure<br />

aufgelöst worden waren, nun quasi »ohne Beschichtung«<br />

ein ähnliches Verhalten wie die geölte<br />

Feder hatten.<br />

25


26<br />

Tellerfedervarianten Meerwasser MgCl 2 NaCl NaOH Säure<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom. 1,9394 g 0,5482 g -0,2192 g 1,3707 g 1,3470 g<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom. 2,6715 g -0,2885 g -0,2210 g 1,6221 g 1,6088 g<br />

Dacromet beschichtet 0,6649 g 0,7984 g 1,0361 g 0,9095 g 19,0022 g<br />

Geomet beschichtet 0,0059 g 0,1439 g 0,0835 g 1,6671 g 19,0970 g<br />

Delta Tone + Delta Seal 0,6709 g -0,2747 g 0,1009 g 0,0049 g 4,0592 g<br />

Chemisch vernickelt -0,1139 g 0,5140 g 0,1984 g 0,1427 g 4,2412 g<br />

Wasserverd. lackiert 0,5094 g 0,1108 g 0,5552 g 2,2457 g 3,8797 g<br />

Geölt 1,3517 g 1,8057 g 0,8286 g 1,9917 g 18,9917 g<br />

Tab. 9:<br />

Masseverluste der<br />

Tellerfedersäule<br />

(6x1-Schichtung)<br />

beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

bei 0,8h 0 und 80 °C.<br />

Tab. 10:<br />

Verhalten der Tellerfeder<br />

beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

(80 °C).<br />

✩ – gut<br />

★ – mittel<br />

✪ – schlecht<br />

● – sehr schlecht<br />

Zum Schluss wurde neben der Standzeit bis zum<br />

Bruch zusätzlich die Korrosionserscheinung in die<br />

Bewertung des Korrosionsverhaltens eingebunden.<br />

Das Spannungsrisskorrosionsverhalten der Tellerfedern<br />

wurde nach folgenden Kriterien beurteilt und<br />

eingestuft:<br />

■ Gut<br />

Über 2500 h ohne Bruch<br />

bei 0,8h 0-Belastung und<br />

Geringe Korrosionserscheinung (punktförmig)<br />

■ Mittel<br />

Lebensdauer zwischen 1200 h und 2500 h<br />

bei 0,8h 0-Belastung oder<br />

Eindeutige Korrosionserscheinung<br />

(fleckenförmig)<br />

■ Schlecht<br />

Lebensdauer zwischen 300 h und 1200 h<br />

bei 0,8h 0-Belastung oder<br />

Die Federn werden von dünnen<br />

Korrosionsprodukten bedeckt (flächig)<br />

■ Sehr schlecht<br />

Lebensdauer unter 300 h<br />

bei 0,8h 0-Belastung oder<br />

Die Federn werden von dicken<br />

Korrosionsprodukten bedeckt (flächig)<br />

Die mit »gut« bewerteten Tellerfedern sind in den<br />

entsprechenden Fällen ohne Bedenken einsetzbar,<br />

die mit »sehr schlecht« bewerteten Tellerfedern<br />

dagegen auf keinen Fall. Die Verwendung von<br />

Tellerfedern mit der Bewertung »mittel« und<br />

»schlecht« muss im Einzelfall abgewogen werden.<br />

Tellerfedervarianten Meerwasser MgCl 2 NaCl NaOH Säure<br />

1.4310/C/S + D ✩ ✪ ✩ ✩ ✩<br />

1.4310/C/S + D + K ✩ ✪ ✩ ✩ ✩<br />

1.4310/B/S + D ✩ ★ ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D ✩ ● ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D + K ✩ ● ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D + kolsterisiert ● ● ★ ✩ ✪<br />

Mechanisch verzinkt + gelb chrom. ✪ ★ ★ ★ ●<br />

Mechanisch verzinkt + transp. chrom. ✪ ★ ★ ✩ ●<br />

Dacromet beschichtet ✩ ✩ ✩ ✩ ●<br />

Geomet beschichtet ✩ ✩ ✩ ✩ ●<br />

Delta Tone + Delta Seal ✪ ★ ✪ ✪ ✪<br />

Chemisch vernickelt ✪ ✪ ✪ ✩ ✪<br />

Wasserverd. lackiert ✪ ✪ ✪ ★ ●<br />

Geölt ✪ ● ● ★ ●<br />

Tellerfedervarianten Meerwasser MgCl 2 NaCl NaOH Säure<br />

1.4310/C/S + D ✩ ✩ ✩ ✩ ✩<br />

1.4310/C/S + D + K ✩ ✩ ✩ ✩ ✩<br />

1.4310/B/S + D ✩ ✩ ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D ✩ ★ ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D + K ✩ ★ ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D + kolsterisiert ✪ ★ ★ ✩ ★<br />

Mechanisch verzinkt + gelb chrom. ★ ✩ ✩ ✩ ●<br />

Mechanisch verzinkt + transp. chrom. ★ ✩ ✩ ✩ ●<br />

Dacromet beschichtet ✩ ✩ ✩ ✩ ✪<br />

Geomet beschichtet ✩ ✩ ✩ ✩ ✪<br />

Delta Tone + Delta Seal ★ ✩ ✩ ✪ ✪<br />

Chemisch vernickelt ✪ ✪ ● ✩ ✪<br />

Wasserverd. lackiert ✪ ✪ ✪ ★ ✪<br />

Geölt ✪ ✪ ✪ ★ ✪<br />

In den Tab. 10 und 11 ist die Bewertung des<br />

Spannungsrisskorrosionsverhaltens der Tellerfedern<br />

in den fünf Medien bei 40 °C und 80 °C zusammengefasst.<br />

Durch die Reduzierung der Korrosionsgeschwindigkeit<br />

verhalten sich die meisten<br />

Tellerfedern bei 40 °C besser als bei 80 °C.<br />

<strong>KORROSIONSVERHALTEN</strong><br />

DER 4 x 2–GESCHICHTETEN<br />

TELLERFEDERSÄULE<br />

Einige ausgewählte Tellerfedervarianten wurden<br />

auch in Form einer 4 x 2-Tellerfedersäule untersucht<br />

und einige Ergebnisse in Tab. 12 und 13<br />

dargestellt. Die Lebensdauer der 4 x 2-Tellerfedersäule<br />

war wesentlich länger als die der 6 x 1-<br />

Schichtung.<br />

Temperatur Belastung 1.4310 / C / S + D 1.4310 / C / S + D + K<br />

6 x 1- 4 x 2- 6 x 1- 4 x 2-<br />

Schichtung Schichtung Schichtung Schichtung<br />

40 °C 0,6 h 0 >2500 h >2500 h >2500 h >2500 h<br />

0,8 h 0 >2500 h >2500 h >2500 h >2500 h<br />

80 °C 0,6 h 0 596 h 766 h 476 h >2500 h<br />

0,8 h 0 356 h 766 h 429 h 1033 h<br />

Temperatur Belastung Gelb chromatiert Transparent chromatiert<br />

6 x 1- 4 x 2- 6 x 1- 4 x 2-<br />

Schichtung Schichtung Schichtung Schichtung<br />

80 °C 0,4 h 0 220 h 2056 h 95 h 2032 h<br />

0,6 h 0 45 h 284 h 69 h 142 h<br />

0,8 h 0 68 h 142 h 68 h 116 h<br />

Tab. 11:<br />

Verhalten der Tellerfeder<br />

beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

(40 °C).<br />

✩ – gut<br />

★ – mittel<br />

✪ – schlecht<br />

● – sehr schlecht<br />

Tab. 12:<br />

Vergleich der Standzeit<br />

der Tellerfedern<br />

aus 1.4310 bei unterschiedlicherSchichtung<br />

in 40%iger Lösung<br />

MgCl 2-Lösung.<br />

Tab. 13:<br />

Vergleich der Standzeit<br />

der mechanisch<br />

verzinkten Tellerfedern<br />

bei unterschiedlicher<br />

Schichtung in<br />

0,1 m Zitronensäure.<br />

27


28<br />

Abb. 17: auf 0,2h 0 (20 % Federweg) verspannte<br />

4 x 2-Tellerfedersäule.<br />

Durch die gleichsinnige Schichtung bei der<br />

4 x 2-Tellerfedersäule wird eine zusätzliche Reibung<br />

zwischen den Kegelmantelflächen hervorgerufen,<br />

die die Ausbreitung der Risse verzögert. Außerdem<br />

sind bei der 4 x 2-Tellerfedersäule nicht alle Oberflächen<br />

wie bei der 6 x 1–Schichtung im Kontakt<br />

mit dem Korrosionsmedium (vgl. Abb. 17 und 18).<br />

Die Positionen der gebrochenen Tellerfedern in der<br />

4 x 2-Schichtung verteilen sich ähnlich wie in der<br />

6 x 1–Schichtung relativ gleichmäßig.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

DER SPANNUNGSRISS-<br />

KORROSIONSVERSUCHE<br />

Die Dacromet beschichteten und Geomet beschichteten<br />

Federn haben das beste Spannungsrisskorrosionsverhalten<br />

in vier der untersuchten<br />

Medien, aber nicht in Zitronensäure. Die beschichteten<br />

Tellerfedern sind nicht geeignet für den Einsatz<br />

in Zitronensäure wegen der fehlenden chemischen<br />

Beständigkeit. Die mechanisch verzinkten<br />

Abb. 18: Korrosionserscheinung an den mechanisch<br />

verzinkten Tellerfedern in der Zitronensäure.<br />

Tellerfedern waren wegen des fehlenden Barriere-<br />

Effekts etwas schlechter. Tellerfedern, die mit<br />

Säure in Berührung kommen, sollten aus nichtrostenden<br />

Stählen hergestellt werden. Fast alle Federvarianten<br />

verhielten sich gut in Natronlauge und<br />

Deionat. In den chloridhaltigen Medien gingen die<br />

Tellerfedern aus nichtrostenden Stählen wegen der<br />

hohen Chloridkonzentration (40%ige MgCl 2 -Lösung)<br />

und einige beschichtete Varianten aufgrund<br />

der Chloridkonzentration in Verbindung mit einem<br />

hohen Sauerstoffangebot (Meerwasseratmos -<br />

phäre) zu Bruch. Die chemisch vernickelten und<br />

lackierten Tellerfedervarianten versagten in fast<br />

allen Medien.<br />

In der Tab. 14 werden die Ergebnisse aus dem<br />

Tauchversuch und dem Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

gegenüber gestellt. Die Ergebnisse aus<br />

dem Spannungsrisskorrosionsversuch sind deutlich<br />

schlechter als die aus dem Tauchversuch, d.h.<br />

trotz unterschiedlicher Versuchsbedingungen können<br />

aus dem Tauchversuch bereits erste Hinweise<br />

zum Spannungsrisskorrosionsverhalten abgeleitet<br />

werden.<br />

Tellerfedervarianten 40% MgCl 2 3% NaCl 0,1n NaOH 0,1m Säure<br />

Tauch- SpRK Tauch- SpRK Tauch- SpRK Tauch- SpRK<br />

versuch versuch versuch versuch<br />

1.4310/C/S + D ★ ✪ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩<br />

1.4310/C/S + D + K ★ ✪ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩<br />

1.4310/B/S + D ★ ★ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D ★ ● ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D + K ✪ ● ★ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩<br />

1.4568/C/S + D + kolsterisiert ● ● ✪ ★ ✩ ✩ ✩ ✪<br />

Mechanisch verzinkt + gelb chrom. ✩ ★ ✪ ★ ✩ ★ ● ●<br />

Mechanisch verzinkt + transp. chrom. ✩ ★ ★ ★ ✩ ✩ ● ●<br />

Dacromet beschichtet ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ ● ●<br />

Geomet beschichtet ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ ● ●<br />

Delta Tone + Delta Seal ✩ ★ ★ ✪ ✩ ✪ ✪ ✪<br />

Chemisch vernickelt ✪ ✪ ✪ ✪ ✩ ✩ ✪ ✪<br />

Wasserverd. lackiert ✩ ✪ ✩ ✪ ★ ★ ✪ ●<br />

Geölt ● ● ● ● ✩ ★ ● ●<br />

VDA-WECHSELTESTS<br />

MIT MECHANISCHER<br />

BEANSPRUCHUNG<br />

DURCHFÜHRUNG<br />

VDA-Wechseltests mit mechanischer Beanspruchung<br />

stellen eine Kombination der Spannungsrisskorrosionsversuche<br />

und des VDA-Wechseltests<br />

(VDA-Prüfblatt 612-415) dar. Eine verspannte Tellerfedersäule<br />

wird bei der genormten VDA-Wechseltestbedingung<br />

ausgesetzt [4].<br />

ERGEBNISSE DES VDA-WECHSELTESTS<br />

MIT MECHANISCHER<br />

BEANSPRUCHUNG UND DISKUSSION<br />

Die Versuchsbedingung beim VDA-Wechseltest mit<br />

mechanischer Beanspruchung ist ähnlich wie bei<br />

den Spannungsrisskorrosionsversuchen in Meerwasseratmosphäre.<br />

Die Proben werden einer zeitweilig<br />

chloridhaltigen Atmosphäre und viel Sauerstoff<br />

ausgesetzt.<br />

Da die Versuchstemperatur beim VDA-Wechseltest<br />

deutlich niedriger ist als 80 °C, ist die Lebens dauer<br />

Tab. 14:<br />

Vergleich der Ergebnisse<br />

aus dem Tauchversuch<br />

und dem<br />

Spannungsrisskorrosionsversuch.<br />

✩ – gut<br />

★ – mittel<br />

✪ – schlecht<br />

● – sehr schlecht<br />

Abb. 19:<br />

Arbeitsschritte für<br />

die VDA-Wechseltests<br />

mit mechanischer<br />

Beanspruchung.<br />

29


Tab. 15:<br />

Ergebnisse aller<br />

VDA-Wechseltests<br />

mit mechanischer<br />

Beanspruchung.<br />

30<br />

beim VDA-Wechseltest länger als die der Spannungsrisskorrosionsversuche<br />

in Meerwasseratmosphäre<br />

bei 80 °C, aber kürzer als bei 40 °C. Alle<br />

Ergebnisse sind in Tab. 15 dargestellt. Bei den<br />

nicht rostenden Stählen ist nur die kolsterisierte<br />

Variante zu Bruch gegangen. Entsprechend dem<br />

VDA-Wechseltest verhielten sich die gelb chromatierten<br />

Federn schlechter als die transparent chromatierten.<br />

Auch die Varianten geölt bzw. chemisch<br />

vernickelt versagten hier, aber mit abnehmender<br />

Vorspannung wird die Lebensdauer deutlich verlängert.<br />

Undichte Stellen in der Beschichtung<br />

führten zu Punktkorrosion an den Kanten der<br />

chemisch vernickelten und lackierten Tellerfedern.<br />

In Abb. 20 wird die Korrosionserscheinung auf den<br />

Tellerfedern nach dem VDA-Wechseltest gezeigt.<br />

Die geölten, die mit Delta Tone und Delta Seal<br />

beschichteten, die mechanisch verzinkten und die<br />

kolsterisierten Tellerfedern werden von einer dicken<br />

Korrosionsproduktschicht bedeckt. Auf den Dacromet<br />

beschichteten und auch auf den Geomet<br />

beschichteten Tellerfedern war keine eindeutige<br />

Korrosion erkennbar. Die meisten Tellerfedervarianten<br />

wurden von einer dünnen rostbraunen Schicht<br />

bedeckt. Undichte Stellen in der Beschichtung<br />

führen zur Punktkorrosion an den Kanten der<br />

wasserverdünnbaren lackierten und chemisch<br />

vernickelten Tellerfedern.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

DES VDA-WECHSELTESTS<br />

MIT MECHANISCHER<br />

BEANSPRUCHUNG<br />

Im VDA-Wechseltest zeigten die Tellerfedervarianten<br />

aus 1.4310 eine sehr gute Korrosionsbeständigkeit<br />

durch den hohen Cr- und Ni-Anteil des<br />

Werkstoffes. Die Korrosionsbeständigkeit der Tellerfedervarianten<br />

aus 1.4568 ist etwas schlechter,<br />

besonders die kolsterisierte Variante durch den<br />

beim Kolsterisieren eingebrachten hohen Kohlenstoffgehalt<br />

in der Oberfläche. In dem VDA-Wechseltest<br />

wurde keine vollständige Simonkolleit-<br />

Schicht auf der Zinkbeschichtung gebildet. Nach<br />

Verbrauchen der Zinkbeschichtung wurde der<br />

Grundwerkstoff stark korrodiert. Die Dacromet-Beschichtung<br />

und die Geomet-Beschichtung boten<br />

den niedrig legierten Federn einen ausreichenden<br />

Schutz. Die chemische Vernickelung und der wasserverdünnbare<br />

Lack wurden wegen der undichten<br />

Stellen in den Beschichtungen als schlecht bewertet.<br />

Die geölte Variante verhält sich am schlechtesten,<br />

da der Grundwerkstoff niedrig legiert ist und<br />

das Öl nur kurzzeitigen Schutz bietet.<br />

Tellerfedervarianten 0,2 h 0 0,4 h 0 0,6 h 0 0,8 h 0<br />

1.4310/C/S + D >2500 h >2500 h<br />

1.4310/C/S + D + K >2500 h >2500 h<br />

1.4310/B/S + D >2500 h<br />

1.4568/C/S + D >2500 h<br />

1.4568/C/S + D + K >2500 h<br />

1.4568/C/S + D + kolsterisiert 1228 h<br />

Mechanisch verzinkt + gelb chrom. 2043 h<br />

Mechanisch verzinkt + transp. chrom. >2500 h<br />

Dacromet beschichtet >2500 h<br />

Geomet beschichtet >2500 h<br />

Delta Tone + Delta Seal >2500 h<br />

Chemisch vernickelt 1636 h 841 h<br />

Wasserverd. lackiert >2500 h<br />

Geölt 1924 h<br />

1.4310 / C / S + D 1.4568 / C / S + D + kolsterisiert<br />

Mechan. verzinkt + gelb chromatiert Dacromet beschichtet<br />

Delta Tone + Delta Seal Chemisch vernickelt<br />

Wasserverdünnbar lackiert Geölt<br />

Abb. 20:<br />

Korrosionserscheinung<br />

auf den Tellerfedern<br />

nach dem VDA-Wechseltest<br />

mit mechanischer<br />

Beanspruchung.<br />

31


32<br />

SCHWINGUNGSRISS-<br />

KORROSIONSVERSUCHE<br />

Ähnlich wie beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

sind die Tellerfedern auch hier einer Komplexbeanspruchung<br />

(mechanisch und korrosiv) unterworfen,<br />

aber im Unterschied zum Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

wird hier eine wechselnde mechanische<br />

Belastung (zyklische Beanspruchung) aufgebracht.<br />

DURCHFÜHRUNG DER SCHWINGUNGS-<br />

RISSKORROSIONSVERSUCHE<br />

Für diese Versuche wurden besondere Anforderungen<br />

an die Versuchsdurchführung gestellt. Die Tellerfedersäulen<br />

6 x 1 sollten mit einer Innenführung<br />

ohne Fettung betätigt werden und dabei eine kontinuierliche<br />

Berieselung mit dem Korrosionsmedium<br />

stattfinden. Auf eine Versuchsführung mit<br />

einem kompletten Eintauchen der Säule in das<br />

Korrosionsmedium wurde verzichtet, um keinen<br />

hydrostatischen Druckaufbau im Innenbereich der<br />

Säule zu erzeugen, wodurch zusätzliche Kräfte auf<br />

die Tellerfedern wirken können.<br />

Abb. 21 Prüfstand für<br />

Schwingungsrisskorrosionsversuch.<br />

Die Werkstücke der Prüfvorrichtung zur Betätigung<br />

der Säulen wurden aus einem Keramikwerkstoff<br />

hergestellt, der über eine ausreichende Härte, Korrosions-<br />

und Verschleißbeständigkeit verfügte und<br />

auch elektrisch isolierend ist. Anfängliche Ausfälle<br />

der Prüfvorrichtungen durch Bruch konnten mit<br />

Hilfe eines geeigneten konstruktiven Aufbaus behoben<br />

werden.<br />

Der Prüfstand für die Schwingungsrisskorrosionsversuche<br />

(Abbildung 21 und 22) besteht aus den<br />

drei Modulen servohydraulische Prüfmaschine<br />

(max. Kraft 63 kN, max. Hub 100 mm), Korro -<br />

sionskammer und Vorratsgefäß mit Pumpe.<br />

ERGEBNISSE DER SCHWINGUNGS-<br />

RISSKORROSIONSVERSUCHE<br />

In Tabelle 16 sind die Schwingspielzahlen der Tellerfedern<br />

bis zum Bruch beim Schwingungsrisskorrosionsversuch<br />

(Schwingbreite 0,2h 0 bis 0,8h 0)<br />

in den verschiedenen Medien zusammengefasst.<br />

Versuche in Meerwasseratmosphäre (schwer rea -<br />

lisierbar) und in 40%iger MgCl 2-Lösung (große<br />

Aggressivität) wurden nicht durchgeführt. Der<br />

Vertreter für chloridhaltige Lösungen war 3%ige<br />

NaCl-Lösung.<br />

Abb. 22:<br />

Korrosionskammer mit Belastungsvorrichtung.<br />

Die aus nichtrostenden Stählen gefertigten Tellerfedervarianten<br />

hatten die längste Lebensdauer in<br />

0,1n Natronlauge, die kürzeste in Deionat. Die Lebensdauer<br />

nahm von 0,1n Natronlauge über 0,1m<br />

Zitronensäure und 3%ige NaCl-Lösung zu Deionat<br />

ab. Das Deionat als Medium konnte die in der Luft<br />

gebildete Passivschicht nicht elektrochemisch oder<br />

chemisch zerstören, d.h. die nichtrostenden Stähle<br />

sind in Deionat korrosionsbeständig, wodurch die<br />

Tellerfedern aus nichtrostenden Stählen ein sehr<br />

gutes Spannungsrisskorrosionsverhalten in Deionat<br />

hatten (Lebensdauerwerte > 2500 Stunden<br />

[Beständigkeitsgrenze] ohne Bruch und ohne Korrosionserscheinungen).<br />

Unter schwingender mechanischer<br />

Beanspruchung konnte die Passivschicht<br />

aber durch lokales Austreten von Gleitbändern<br />

zerstört werden. Die dadurch freigelegten Bereiche<br />

konnten nicht repassiviert werden und wurden<br />

als aktive Stelle (Lokalanoden) an der Oberfläche<br />

elektrochemisch wirksam. Eine derart entstandene<br />

Lokalanode konnte sich infolge des ungünstigen<br />

Flächenverhältnisses von Anoden- zu<br />

Kathodenfläche und des damit einhergehenden<br />

örtlichen hohen Stoffumsatzes sowie der pH-Absenkung<br />

im Lochgrund stabilisieren und zur Bildung<br />

einer Kerbe führen.<br />

In 3%iger NaCl-Lösung zeigten die Ergebnisse aus<br />

dem Tauchversuch, dass die Luftpassivschicht von<br />

den Chloridionen durchbrochen wurde. An den Tellerfederoberflächen<br />

entstanden mehrere aktive<br />

Zentren, wodurch das Flächenverhältnis von Anoden-<br />

zu Kathodenfläche günstiger, der Stoffumsatz<br />

damit geringer und die Lebensdauer verlängert<br />

wurde.<br />

In 0,1n Natronlauge und 0,1m Zitronensäure wurden<br />

die aktiven Zentren infolge der Repassivierung<br />

von der Passivschicht erneut bedeckt, wobei die Repassivierungsfähigkeit<br />

und –geschwindigkeit in Natronlauge<br />

besser ist als die in Zitronensäure. Dies<br />

wird durch die elektrochemischen Untersuchungen<br />

und in der Literatur bestätigt.<br />

Die beschichteten Tellerfedervarianten hatten die<br />

längste Lebensdauer in 0,1n Natronlauge und die<br />

kürzeste in 0,1m Zitronensäure. Die längste Lebensdauer<br />

war wie bei den Tellerfedervarianten aus<br />

nichtrostenden Stählen auf die Hydroxidschichtbildung<br />

in 0,1n Natronlauge zurückzuführen, die die<br />

Tellerfedern gegen Korrosion schützt. Zinkschichten<br />

reagierten mit Zitronensäure, was bereits beim<br />

Tauchversuch und beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

ersichtlich war. Diese chemische Reaktion<br />

führte zur Rissbildung in der Beschichtung, die sich<br />

dann im Grundwerkstoff fortsetzte. Zusätzlich war<br />

der niedrig legierte Werkstoff 1.8159 in 0,1m Zitronensäure<br />

wegen deren niedrigen pH-Wertes (2.09)<br />

sehr korrosionsanfällig. Die höhere Leitfähigkeit der<br />

3%igen NaCl-Lösung (ca. 42,4 mS/cm) bedingte<br />

eine kürzere Lebensdauer bei einigen beschichteten<br />

Tellerfedervarianten als in Deionat (ca. 0,4 mS/cm).<br />

Bei anderen war das Gegenteil der Fall. Die in der<br />

chloridhaltigen Lösung gebildete Simonkolleit-<br />

Schicht repariert ständig die verletzten Stellen und<br />

der Bruch wurde verzögert.<br />

Tellerfedervarianten Deionat NaCl NaOH Zitronensäure<br />

1.4310/C/S + D 14.171 17.952 37.767 22.280<br />

1.4310/C/S + D + K 18.255 20.300 38.033 25.389<br />

1.4568/C/S + D 12.924 17.207 32.747 19.520<br />

1.4568/C/S + D + K 20.480 24.823 34.555 20.090<br />

1.4568/C/S + D + kolsterisiert 11.339 22.199 32.533 30.883<br />

Mechanisch verzinkt + gelb chrom. 26.839 25.510 26.477 14.058<br />

Mechanisch verzinkt + transp. chrom. 7.841 11.323 14.509 4.318<br />

Dacromet beschichtet 5.676 4.944 6.033 4.849<br />

Geomet beschichtet 5.428 6.159 4.517 4.031<br />

Delta Tone + Delta Seal 24.975 10.355 10.127 5.563<br />

Chemisch vernickelt 7.083 6.461 12.058 6.414<br />

Wasserverdünnbar lackiert 22.138 13.469 9.902 4.195<br />

Geölt 13.956 5.493 19.606 5.178<br />

Tab. 16:<br />

Lebensdauer (Bruchschwingspielzahl<br />

N)<br />

der Tellerfedern in<br />

Säule 6 x 1 bei den<br />

Schwingungssrisskorrosionsversuchen<br />

(Schwingbreite 0,2h 0<br />

bis 0,8h 0).<br />

33


Tab. 17:<br />

Lebensdauer (Bruchschwingspielzahl<br />

N)<br />

der Tellerfedern in<br />

Säule 6 x 1 bei den<br />

Schwingungssrisskorrosionsversuchen<br />

(Schwingbreite 0,2h 0<br />

bis 0,6h 0).<br />

Abb. 23:<br />

Vergleich der Lebensdauerwerte<br />

aller Tellerfedervarianten<br />

beim<br />

Schwingungsrisskorrosionsversuch<br />

in Deionat<br />

(Schwingbreite<br />

0,2h 0 bis 0,6h 0).<br />

34<br />

Tellerfedervarianten Deionat NaCl NaOH Zitronensäure<br />

1.4310/C/S + D 19.552 21.858 30.037<br />

1.4310/C/S + D + K 33.236 40.005 51.965 47.338<br />

1.4568/C/S + D 12.357 17.383 34.692<br />

1.4568/C/S + D + K 21.845 27.974 41.433<br />

1.4568/C/S + D + kolsterisiert 32.933 34.000 40.250<br />

Mechanisch verzinkt + gelb chrom. 103.618 292.537 73.386<br />

Mechanisch verzinkt + transp. chrom. 153.506 295.742 1.702.463 49.507<br />

Dacromet beschichtet 129.507 46.388 28.192<br />

Geomet beschichtet 141.642 59.555 24.128<br />

Delta Tone + Delta Seal 167.443 240.707 22.578<br />

Chemisch vernickelt 47.429 27.854 19.208<br />

Wasserverdünnbar lackiert 94.033 91.741 15.703<br />

Geölt 106.702 32.806 1.443.281 28.078<br />

In Tabelle 17 sind die Ergebnisse der Schwingungsrisskorrosionsversuche<br />

mit einer Schwingbreite<br />

0,2h 0 D 0,6h 0 aufgelistet. Durch Reduzierung<br />

der Beanspruchungsamplitude wurde die<br />

Lebensdauer der beschichteten Tellerfedervarianten<br />

deutlich verlängert, die der aus nicht rostenden<br />

Stählen gefertigten Tellerfedervarianten nur<br />

geringfügig.<br />

In Abb. 23 sind die Lebensdauerwerte aller Tellerfedervarianten<br />

beim Schwingungsrisskorrosionsversuch<br />

(Schwingbreite 0,2h 0 D 0,6h 0) in Deionat<br />

zusammengestellt.<br />

Schwingungsrisskorrosionsversuch in Deionat<br />

1.4310 / S + D<br />

1.4310/ S + D + K<br />

1.4568 / S + D<br />

1.4568 / S + D + K<br />

1.4568 / S + D + kolsterisiert<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom.<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom.<br />

Dacromet beschichtet<br />

Geomet beschichtet<br />

Delta Tone / Delta Seal<br />

Chemisch vernickelt<br />

Wasserverd. lackiert<br />

Geölt<br />

19.552<br />

33.236<br />

12.357<br />

21.845<br />

32.933<br />

103.618<br />

153.506<br />

129.507<br />

141.642<br />

167.443<br />

47.429<br />

94.033<br />

106.702<br />

Die beschichteten Tellerfedern hatten eine wesentlich<br />

längere Lebensdauer als die Tellerfedervarianten<br />

aus nichtrostenden Stählen. Die Passivschicht<br />

(Oxidfilm) auf den nichtrostenden Stählen wurde<br />

bei der Schwingbeanspruchung streng lokalisiert<br />

durch ein nach außen vordringendes Gleitband<br />

durchstoßen. Dieser Bereich stellte nun eine kleine,<br />

hoch aktive Lokalanode dar. Der Korrosionsangriff<br />

folgte dem Gleitband in den Werkstoff hinein.<br />

In Deionat waren die Werkstoffe 1.4310 und<br />

1.4568 nicht in der Lage an der Korrosionsstelle<br />

die ursprüngliche Passivschicht wieder auszubilden.<br />

Die aufgrund des schon erfolgten Stoffumsat-<br />

Schwingspielzahl [N] 0 50.000 100.000 150.000 200.000<br />

zes entstandene Kerbe führte dann zu einer lokalen<br />

Spannungserhöhung; der Riss pflanzte sich mit<br />

steigender Geschwindigkeit fort bis zum Bruch [8].<br />

Auf den Beschichtungen wurde keine Passivschicht<br />

an Luft gebildet. Deshalb hatten die beschichteten<br />

Tellerfedern das Problem in Deionat<br />

nicht. Zusätzlich wird in zahlreichen Literaturstellen<br />

darauf hingewiesen, dass der Werkstoff 51CrV4<br />

eine bessere Schwingfestigkeit als die Werkstoffe<br />

1.4310 und 1.4568 aufweist [9]. Das Kugelstrahlen<br />

und das Kolsterisieren wirkten sich beim<br />

Schwingungsrisskorrosionsversuch positiv aus.<br />

Durch die dabei erzeugte randnahe Druckeigenspannung<br />

wurde die Mittelspannung der Schwingbeanspruchung<br />

reduziert. Die geölte Feder wies<br />

eine Schwingspielzahl von 106.702 auf. Lebensdauerwerte<br />

deutlich darüber oder darunter deuteten<br />

immer auf eine Mitwirkung der Beschichtung<br />

hin. So versagte z.B. die chemisch vernickelte<br />

Feder nach 47.429 Schwingspielen wegen der<br />

undichten Stelle in der Beschichtung, durch die<br />

der Grundwerkstoff beschleunigt korrodierte.<br />

In 3%iger NaCl-Lösung zeigten die beschichteten<br />

Tellerfedervarianten im Schnitt ein besseres<br />

Schwingungsrisskorrosionsverhalten als die<br />

Tellerfedervarianten aus nichtrostenden Stählen<br />

(Abb. 24). Die Tellerfedern aus 1.4310 besaßen<br />

eine längere Lebensdauer wegen der besseren<br />

Korrosionsbeständigkeit als die Tellerfedern aus<br />

1.4568, in 3%iger NaCl-Lösung erfolgte die<br />

Rissinitiierung der Tellerfedern aus 1.4310 und<br />

1.4568 durch die von Chlorid hervorgerufene<br />

Lochkor rosion, die als betriebsbedingte Kerbe -<br />

Schwingungsrisskorrosionsversuch in 3% NaCl-Lösung<br />

1.4310 / S + D<br />

1.4310/ S + D + K<br />

1.4568 / S + D<br />

1.4568 / S + D + K<br />

1.4568 / S + D + kolsterisiert<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom.<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom.<br />

Dacromet beschichtet<br />

Geomet beschichtet<br />

Delta Tone / Delta Seal<br />

Chemisch vernickelt<br />

Wasserverd. lackiert<br />

Geölt<br />

40.005<br />

21.858<br />

17.383<br />

27.974<br />

34.000<br />

wirkung angesehen werden konnte. Es entstanden<br />

viele Risskeime, die schließlich zu transkristallin<br />

verlaufenden Rissen ausarten. Folglich war in diesem<br />

Fall das Bruchbild deutlich von einem Dauerbruch<br />

an Luft zu unterscheiden.<br />

Auf der geölten Tellerfeder konnte sich an Luft oder<br />

in 3%iger NaCl-Lösung keine dichte Schutzschicht<br />

ausbilden, weshalb eine Schwingungsrisskorrosion<br />

im aktiven Zustand vorlag. Hierbei entstanden Korrosionsgrübchen,<br />

die als Kerben wirkten, von<br />

deren Grund die Rissbildung infolge der mechanischen<br />

Beanspruchungskomponente ausging.<br />

Wegen der in 3%iger NaCl-Lösung schlechteren<br />

Korrosionsbeständigkeit als in Deionat hatte die<br />

geölte Feder hier eine kürzere Lebensdauer. Das<br />

galt in ähnlicher Weise auch für die chemisch vernickelte,<br />

die Dacromet und die Geomet beschichtete<br />

Feder. Die lackierte Feder hatte eine nahezu<br />

gleiche Lebensdauer wie in Deionat, d.h. die<br />

Schwingfestigkeit der Lackschicht ist der entscheidende<br />

Faktor für das Schwingungsrisskorrosionsverhalten<br />

in Deionat und in 3%iger NaCl-Lösung.<br />

Die Dacromet- und Geomet-Beschichtung sind<br />

spröde und haften an dem Grundwerkstoff eingeschränkt.<br />

Nach wenigen Schwingspielen blätterten<br />

die Beschichtungen in flockigen Partikeln ab. Deshalb<br />

verhielten sich die Dacromet und die Geomet<br />

beschichteten Tellerfedern in allen Medien ähnlich<br />

wie die geölte Feder. Die mechanisch verzinkte<br />

und die mit Delta Tone und Delta Seal beschichteten<br />

Tellerfedern hatten eine höhere Schwingungsspielzahl<br />

als in Deionat durch die Bildung der Simonkolleit-Schicht<br />

auf der Zinkschicht.<br />

292.537<br />

295.394<br />

46.388<br />

59.555<br />

240.707<br />

27.854<br />

91.741<br />

32.806<br />

Schwingspielzahl [N] 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000<br />

Abb. 24:<br />

Vergleich der Lebensdauerwerte<br />

aller Tellerfedervarianten<br />

beim<br />

Schwingungsrisskorrosionsversuch<br />

in<br />

3%iger NaCl-Lösung<br />

(Schwingbreite 0,2h 0<br />

bis 0,6h 0).<br />

35


Abb. 25:<br />

Vergleich der Lebensdauerwerte<br />

aller Tellerfedervarianten<br />

beim<br />

Schwingungsrisskorrosionsversuch<br />

in<br />

0,1m Zitronensäue<br />

(Schwingbreite 0,2h 0<br />

bis 0,6h 0).<br />

Abb. 26:<br />

Korrosionserscheinungen<br />

auf den nicht<br />

kugelgestrahlten Tellerfedern<br />

aus 1.4310<br />

nach dem Schwingungsrisskorrosionsversuch<br />

in 3%iger<br />

NaCl-Lösung.<br />

36<br />

Schwingungsrisskorrosionsversuch in 0,1m Zitronensäure<br />

1.4310 / S + D<br />

1.4310/ S + D + K<br />

1.4568 / S + D<br />

1.4568 / S + D + K<br />

1.4568 / S + D + kolsterisiert<br />

Mechan. verzinkt + gelb chrom.<br />

Mechan. verzinkt + transp. chrom.<br />

Dacromet beschichtet<br />

Geomet beschichtet<br />

Delta Tone / Delta Seal<br />

Chemisch vernickelt<br />

Wasserverd. lackiert<br />

Geölt<br />

30.037<br />

47.338<br />

34.692<br />

41.433<br />

40.250<br />

73.386<br />

49.507<br />

28.192<br />

24.128<br />

22.578<br />

19.208<br />

15.703<br />

28.078<br />

Schwingspielzahl [N] 0 20.000 40.000 60.000 80.000<br />

In 0,1m Zitronensäure Abb. 25 hatten die Tellerfedervarianten<br />

aus nichtrostenden Stählen durchschnittlich<br />

eine längere Lebensdauer als die beschichteten<br />

Tellerfedervarianten. Durch die chemische<br />

Reaktion zwischen der Zitronensäure und<br />

dem Zink, das in den meisten Beschichtungen vorhanden<br />

ist, wurden die Beschichtungen abgelöst.<br />

Die wasserverdünnbare Lackschicht war chemisch<br />

auch nicht beständig in 0,1m Zitronensäure. Diese<br />

Faktoren führten zu einem früheren Versagen der<br />

beschichteten Tellerfedern in 0,1m Zitronensäure<br />

als in Deionat und 3%iger NaCl-Lösung. Aus den<br />

Ergebnissen der elektrochemischen Untersuchungen<br />

(hier nicht berichtet) war bekannt, dass Zitronensäure<br />

für die passivierbaren Chrom-Nickel-<br />

Stähle ein passivschichterzeugendes Medium ist.<br />

Daher erfuhren die Tellerfedervarianten aus nicht-<br />

rostenden Stählen hier eine Schwingungsrisskorrosion<br />

im passiven Zustand. Bei der Schwingbeanspruchung<br />

entstanden an der Oberfläche passivschichtfreie<br />

Bereiche durch nach außen vordringende<br />

Gleitbänder. Diese Bereiche stellten nun<br />

kleine, hoch aktive Lokalanoden dar. Der Korro -<br />

sionsangriff folgte dem Gleitband in den Werkstoff<br />

hinein. In Zitronensäure sind Chrom-Nickel-Stähle<br />

in der Lage an der Korrosionsstelle die ursprüng -<br />

liche Passivschicht wieder auszubilden. Der Riss<br />

kam dann vorübergehend zum Stillstand. Die aufgrund<br />

des schon erfolgten Stoffumsatzes entstandene<br />

Kerbe führte nach einiger Zeit mit Zunahme<br />

der Kerbwirkung jedoch zu einer lokal erhöhten<br />

Zugspannung, weshalb die gerade gebildete Passivschicht<br />

wieder aufriss. Dann erfolgte der Angriff<br />

stetig in die Tiefe. Der Riss pflanzte sich mit stei-<br />

Schwingspielzahl [N]<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

14.171<br />

17.952<br />

22.280<br />

37.767<br />

32.156<br />

gender Geschwindigkeit fort [8]. Die Chrom-Nickel-<br />

Stähle hatten in 0,1n Natronlauge eine bessere<br />

Repassivierungsfähigkeit als in 0,1m Zitronensäure,<br />

ausgewiesen durch die entsprechend längere<br />

Lebensdauer.<br />

Im Gegensatz zur gleichmäßigen Verteilung der<br />

Brüche über die Tellerfedersäule beim Spannungsrisskorrosionsversuch<br />

versagte beim Schwingungsrisskorrosionsversuch<br />

überwiegend die zweite<br />

Tellerfeder in der 6 x 1 - Säule, weil bedingt durch<br />

die Versuchsvorrichtung die zweite Tellerfeder an<br />

der Oberseite und an der Unterseite am stärksten<br />

korrodiert (Abb. 26).<br />

12.924<br />

0<br />

1.4310 / S + D<br />

Tellerfedervarianten<br />

1.4568 / S + D 1.8159 / Geölt<br />

Im Rahmen des Forschungsvorhabens AVIF A115<br />

»Schwingfestigkeitsuntersuchungen an einzelnen<br />

Tellerfedern und an Tellerfedersäulen beliebiger<br />

Schichtungen« und des Fortsetzungsvorhaben AVIF<br />

A155 »Ergänzende Untersuchungen an Tellerfedern«<br />

wurden die Schwingfestigkeitseigenschaften<br />

von Tellerfedern an Luft untersucht. In Abbildung<br />

27 werden die Ergebnisse aus den beiden Forschungsvorhaben<br />

mit den Ergebnissen aus diesem<br />

Forschungsvorhaben verglichen.<br />

Die negativen Einflüsse bzw. Auswirkungen der Korrosion<br />

auf die Bauteilfestigkeit bei schwingender<br />

Betriebsbeanspruchung sind erfahrungsgemäß<br />

umso gravierender, je höher die Festigkeit des<br />

Bauteilwerkstoffes ist. Übliche niedrig legierte Federstähle<br />

bieten von sich aus keinen Schutz gegen<br />

17.207<br />

19.520<br />

32.747<br />

76.299<br />

13.956<br />

5.493<br />

Korrosion. Daher ist für Federn, die zur Erfüllung<br />

ihrer Funktion prinzipiell aus sehr hochfesten und<br />

relativ kerbempfindlichen Werkstoffen bestehen<br />

müssen, ein ausreichender Schutz gegenüber derartigen<br />

Einflüssen erforderlich. Beschädigungen der<br />

Federoberfläche durch einen chemischen oder<br />

elektrochemischen Angriff sind möglichst zu ver -<br />

meiden, da bereits kleinste Korrosionsnarben zu<br />

Brüchen führen können.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

DER SCHWINGUNGSRISS-<br />

KORROSIONSVERSUCHE<br />

5.178<br />

19.606<br />

230.305<br />

In Deionat hatten die Tellerfedern aus nichtrostenden<br />

Stählen die kürzeste Lebensdauer (Schwingspielzahl).<br />

In Abhängigkeit vom Medium war ihre<br />

Lebensdauer in der Reihenfolge: Natronlauge ><br />

Zitronensäure > NaCl > Deionat. Das Kugelstrahlen<br />

wirkte sich unabhängig vom Werkstoff positiv auf<br />

die Lebensdauer der Tellerfeder aus, besonders bei<br />

kleiner Schwingamplitude. Die beschichteten Tellerfedern<br />

aus 51CrV4 hatten allgemein bessere<br />

Schwingfestigkeitseigenschaften als die Tellerfedern<br />

aus nichtrostenden Stählen, mit Ausnahme in Zitronensäure.<br />

Von den beschichteten Tellerfedern verhielten<br />

sich die mechanisch verzinkten Tellerfedern<br />

am besten, die Dacromet- und Geomet-Beschichtungen<br />

sind spröde und bieten sich für zyklisch<br />

beanspruchte Tellerfedern nicht an.<br />

Abb. 27:<br />

Vergleich der Lebensdauerwerte<br />

der Tellerfedervarianten<br />

in<br />

Korrosionsmedien und<br />

an Luft (Schwingbreite<br />

0,2h 0 bis 0,8h 0).<br />

Deionat<br />

NaCl<br />

Zitronensäure<br />

NaOH<br />

Luft<br />

37


38<br />

LITERATURVERZEICHNIS<br />

[1] van Eijnsbergen J.F.H.<br />

Duplex Systems: hot-dip galvanizing plus painting.<br />

Elsevier Science BV. 1994<br />

[2] MUBEA – Tellerfedern (Handbuch); Firma Muhr und Bender,<br />

Daaden 1992<br />

[3] Falbe, J. und Regitz, M.<br />

Römpp Chemie Lexikon, 9. Auflage;<br />

Georg Thieme Verlag Stuttgart, New York 1995<br />

[4] VDA-Prüfblatt 621-415 »Prüfung des Korrosionsschutzes<br />

von Kraftfahrzeuglackierungen bei zyklisch wechselnder Beanspruchung«;<br />

Verband der Automobilindustrie e.V., Frankfurt, Februar 1982<br />

[5] Spähn, H.<br />

Beitrag zur Schädigungsfrüherkennung bei Kavitationserosion;<br />

VDI-Verlag, Düsseldorf 1993<br />

[6] Li, Y.: Korrosionsverhalten von Tellerfedern und Tellerfedersäulen<br />

unter Komplexbeanspruchung.<br />

Dissertation TU Darmstadt, Shaker Verlag, Aachen 2007<br />

[7] Kugelstrahlen im Lohnauftrag, 2. Ausgabe;<br />

Kiefer GmbH, Ettlingen 2003<br />

[8] Grote, K.-H. und Feldhusen, J.<br />

Taschenbuch für den Maschinenbau;<br />

Dubbel Springer Verlag, Berlin 2004<br />

[9] Teller, Cord;<br />

Schwingfestigkeit von Tellerfedersäulen in Abhängigkeit<br />

von Schichtung, Werkstoff und Fertigungszustand;<br />

Berichte aus der Werkstofftechnik; Shaker Verlag, Aachen 2002<br />

39


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