16.04.2014 Views

RiCHARD W A GNER - Chandos

RiCHARD W A GNER - Chandos

RiCHARD W A GNER - Chandos

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Hoffnungsgedicht “Wach’ auf, es nahet gen<br />

den Tag” anstimmt, das Wagner 37 Jahre<br />

zuvor in seiner Jugend geschrieben hatte Auf<br />

der Bühne war der Effekt dieser Stelle zutiefst<br />

bewegend Georg Solti, der nur ein Jahr<br />

nach Goodalls Produktion in Sadler’s Wells<br />

eine neue Inszenierung in Covent Garden<br />

dirigierte, hat den Zauber der Johannisnacht<br />

im zweiten Akt in ganz besonders anrührender<br />

Weise eingefangen, wo Sachs in seinem<br />

“Fliedermonolog” die subtilen Beziehungen<br />

zwischen Mensch und Natur besingt<br />

Für Joseph Keilberth, Musikdirektor der<br />

Bayerischen Staatsoper in München während<br />

ihrer goldenen Ära in den 1960er Jahren, lag<br />

das Herz der Oper im Vorspiel zum dritten<br />

Akt, das die Tiefen von Sachs’ Melancholie<br />

auslotet und zu seinem “Wahnmonolog”<br />

mit dessen an Schopenhauer gemahnendem<br />

Pessimismus angesichts der menschlichen<br />

Torheit überleitet<br />

Goodalls Meistersinger wird jedem dieser<br />

zentralen Momente gerecht; ich glaube<br />

allerdings, dass für ihn der wesentliche<br />

Augenblick – den er auch entsprechend<br />

leidenschaftlich interpretiert – in der Passage<br />

liegt, die mit den Worten “O Sachs, mein<br />

Freund” beginnt; an dieser Stelle wendet<br />

Eva, die soeben von Walthers Kostprobe des<br />

Preislieds überrascht wurde, sich an Sachs, um<br />

ihm gegenüber ihr Begreifen zu äußern, dass<br />

er seine eigenen Gefühle für sie zugunsten des<br />

jüngeren Mannes aufgegeben hat das An- und<br />

Abschwellen von Goodalls Orchester ist von<br />

Tränen durchdrungen, die zugleich größte<br />

Freude und einsamen Schmerz ausdrücken<br />

Goodall und Norman Bailey in der Rolle<br />

des Hans Sachs zeigen hier tiefes Verständnis<br />

für die akute Verzweiflung des reifen<br />

Schuhmachers, in die sich unvergleichliche<br />

Großmut mischt<br />

Rund ein Jahrzehnt nach den Meistersingern<br />

von Sadler’s Wells lernte ich Goodall<br />

persönlich kennen, als wir an seiner ersten<br />

Inszenierung von Tristan und Isolde an der<br />

Welsh National Opera zusammenarbeiteten<br />

Ich mühte mich gerade mit dem Programmtext<br />

ab und fragte ihn, worum es in dieser Oper<br />

eigentlich ginge, woraufhin er eingestand, dass<br />

er noch nicht bis ins finstere Herz des Werks<br />

vorgedrungen sei Seiner Meinung nach waren<br />

die anderen reifen Opern Wagners leichter zu<br />

verstehen im Ring ging es um die Natur, in<br />

Parsifal um Leidenschaft die Meistersinger<br />

lagen für ihn bereits in der Vergangenheit und<br />

er wollte sie nicht noch einmal dirigieren<br />

Sicherlich ist die eine oder andere Passage<br />

inzwischen besser gesungen oder gespielt<br />

worden, und das wird auch in Zukunft<br />

vorkommen; ich glaube jedoch, dass Goodall<br />

gespürt hat, dass der großzügige Geist, der<br />

Sadler’s Wells und sein Ensemble in den letzten<br />

Jahren an diesem Opernhaus beseelte, nicht<br />

wiederkehren würde<br />

Inhaltsangabe<br />

Compact disc one<br />

1 Vorspiel<br />

© 2008 Nicholas Payne<br />

Erster Akt<br />

In der Nürnberger Katharinenkirche<br />

2 – 6 Nach dem Nachmittagsgottesdienst<br />

findet der junge Ritter Walther von Stolzing<br />

Gelegenheit zu einem Gespräch mit Eva, in<br />

die er sich verliebt hat Er erfährt, dass ihr<br />

Vater, der Goldschmied Veit Pogner, ihre Hand<br />

demjenigen Meister zur Ehe versprochen hat,<br />

der aus dem am folgenden Tag stattfindenden<br />

Gesangswettstreit als Sieger hervorgehen wird<br />

Evas Begleiterin Magdalene ist in David, den<br />

jungen Lehrling des Schusters Hans Sachs,<br />

verliebt, und als sie gemeinsam mit Eva die<br />

Kirche verlässt, bittet sie David, Walther in die<br />

vielen komplizierten Regeln des Meistersingens<br />

einzuweisen, damit ihre Herrin vielleicht den<br />

Mann zum Gatten gewinnt, den sie tatsächlich<br />

liebt<br />

7 – 10 Die Meistersinger treffen ein; unter<br />

ihnen befindet sich auch der umständliche und<br />

pedantische Stadtschreiber Sixtus Beckmesser,<br />

der sich ebenfalls um Evas Hand bemüht 11<br />

Er ist hocherfreut darüber, dass man ihn zum<br />

“Merker” von Walthers Probegesang bestimmt<br />

hat, denn das bedeutet, dass er alle Verstöße<br />

gegen die offiziellen Regeln protokollieren soll<br />

Compact disc two<br />

1<br />

Er begreift schnell, dass der junge Ritter<br />

in der Liebe ein ernst zu nehmender Rivale<br />

ist, 2 und er trägt wesentlich dazu bei,<br />

dass dieser als Kandidat für den Wettstreit<br />

abgelehnt wird 3 Die Zusammenkunft löst<br />

sich in allgemeinem Tumult auf und nur Hans<br />

Sachs erkennt die Schönheit und Genialität<br />

von Walthers Gesang, während alle übrigen<br />

Meister diesen von vornherein ablehnen Er<br />

erkennt, dass der junge Mann die Begabung<br />

hat, unter der richtigen Anleitung die Kunst<br />

des Meistersingens weg von den Pfaden der<br />

in Verfall geratenen Traditionen und hin zu<br />

einem neuen und nobleren Ideal zu führen<br />

32 33

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!