Neue Szene Augsburg 2015-08

30 ZoomSie sind das Licht, wenn kein Licht mehrda ist: Visuals sind längst fester Bestandteildes Clublebens und auch die Künstlerdahinter rücken zunehmend in den Fokusdes Interesses. Ein Arbeitsbesuch bei derAugsburger Visual-Künstlerin Yino Huanvon Florian KapferDie AugsburgerVisual-KünstlerinYino HuanEINEARTSONNEZugegeben, bei »Visuals« hatte ich langeZeit noch die Beleuchtungsexperimenteder 60er im Kopf, also bunte Lampenund flüssige Farben auf Overhead-Projektoren.Bis in den letzten Jahren beiden Veranstaltungsankündigungen der Clubs unterden Namen der DJs immer öfter die der VJs, also der»Visual Jockeys«, zu finden waren. Ein Name, der indem Zusammenhang in Augsburg ein ums andere Malauftaucht, ist Yino Huan. Die 24jährige Visual-Künstleringastiert regelmäßig im Schwarzen Schaf, aberauch in der Roten Sonne in München sowie beim Modular,wo sie darüber hinaus für den Roy nominiertwar.Gut einen Monat nach dem diesjährigen Modulartreffe ich Yino beim Electro-Festival »Automatic Open«im Riedinger Park. Sie zeichnet hier nicht nur für denVideo-Teaser verantwortlich, sondern fährt zu späterStunde auch die Visuals im Kesselhaus. Als ich am frühenNachmittag ankomme, ist die Freilufttanzflächenoch leer und die erst am Vorabend aus Berlin angereisteYino sitzt im blauen Kleid im Backstage-Bereich.Wir suchen uns einen ruhigen Platz im Kesselhaus, indem gute acht Stunden später ihr Arbeitstag beginnenwird.Gefeiert von Vimeo und AdobeYino (ausgesprochen: Ino) ist in Bochum geboren undspäter mit ihren Eltern, die beide aus Schanghai stammen,nach München gezogen. Einmal im Jahr besuchendie drei die Millionenstadt am Jangtsekiang.»Deswegen ist mein Deutsch auch besser als meinChinesisch«, sagt Yino. Nach dem Abitur studiert siean der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Augsburg.»Ich wusste immer nur, dass ich gerne zeichne,so habe ich das Studium entdeckt und es war perfektfür mich: Hier konnte ich alles ausprobieren, von Fotografiebis Kalligraphie und eben auch Animation, diezu meinem Lieblingsfach wurde.«Ihr Portfolio umfasst mittlerweile Fotoarbeiten, Plakate,Logos, Illustrationen, u.a. zu einem Kinderbuch,und natürlich zahlreiche Animationsvideos, darunterauch eine Arbeit für die heilpädagogische TagesstätteSt. Gregor in Meitingen.Im Juli 2014 sorgt ihre Bachelor-Arbeit für Aufsehen:Der Clip »Caribbean Dream« zur Musik des AugsburgerTrios yet wird von der US-Videoplattform »Vimeo«als »Staffpick«, also Tipp der Redaktion, ausgewählt.»Dadurch habe ich viel Aufmerksamkeit in der Animationsszenebekommen«, erklärt Yino. Im Netz empfehlenzahlreiche Seiten und Blogs das Video derjungen Augsburgerin, darunter etliche nichtdeutsche.Bei den »Adobe Awards 2015«, einem internationalenDesignwettbewerb für Studenten, steht sie im Halbfinale.Zu »Caribbean Dream«, einem betörenden Bilderrauschin knalligen 80er-Farben, heißt es im Werkschau-Katalogder Hochschule: »Jeder Moment ist inBewegung, feste Formen werden flüssig, laufen ineinanderund fügen sich im nächsten Augenblick zuneuen Motiven zusammen. Aus der Traumreise entstehteine einzige Metamorphose an Wunschbildern,die mit der Vorstellung einer schöneren Lebensweisespielt.«Diese schier endlos ineinander fließenden grafischenElemente sind eine Spezialität Yinos. Mit zwölf amComputer handgezeichneten »Frames« pro Sekundeist der Clip außerdem der Ferrari unter ihren Animationen.»Zwölfeinhalb Frames, um genau zu sein«,präzisiert Yino lachend und ergänzt: »Das war wirklichviel Arbeit, für eine Abschlussarbeit aber schon inOrdnung. Im ’wirklichen Leben’ macht man so etwasnur als Team.«Hey, das war doch ganz gut!Für die Animation begeistert hat sie der renommierteDesigner und Lehrbeauftragte an der Hochschule, SebastianOnufzsak, der sie 2013 ins Team holt, um Visualszum Modular beizusteuern. Ein paar Monatespäter tritt die Augsburger Partycrew »Monstaub« anYino heran: »Denen war der VJ ausgefallen – undauch der Vertretungs-VJ.« Yino lacht, als sie erzählt,