Exkursion in den Nationalen GeoPark Ruhrgebiet
Exkursionsführer - Karbonstratigraphie
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V. Wrede: <strong>Exkursion</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Nationalen</strong> <strong>GeoPark</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong><br />
E<strong>in</strong>führung: Der Nationale <strong>GeoPark</strong><br />
<strong>Ruhrgebiet</strong><br />
Die Nutzung von Bo<strong>den</strong>schätzen ist e<strong>in</strong>e der<br />
ältesten Tätigkeiten des Menschen überhaupt.<br />
Se<strong>in</strong>e gesamte wirtschaftliche und kulturelle<br />
Entwicklung hängt <strong>in</strong> ganz großem Maße vom<br />
Vorhan<strong>den</strong>se<strong>in</strong> und der Nutzbarmachung natürlicher<br />
Ressourcen ab. In der heutigen Zeit<br />
e<strong>in</strong>er globalen Wirtschaft, <strong>in</strong> der auch Bergbauprodukte<br />
weltweit gehandelt wer<strong>den</strong>, geht<br />
das Bewusstse<strong>in</strong> für diese unmittelbare Beziehung<br />
leicht verloren. Gerade im <strong>Ruhrgebiet</strong><br />
lassen sich die engen Zusammenhänge zwischen<br />
<strong>den</strong> geologischen Ressourcen und der<br />
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung so<br />
klar erkennen, wie <strong>in</strong> kaum e<strong>in</strong>er anderen Region<br />
<strong>in</strong> Deutschland oder Europa. Se<strong>in</strong>e heutige<br />
Existenz als europäische Metropolregion<br />
basiert ausschließlich auf der Nutzung der hier<br />
auftreten<strong>den</strong> Rohstoffe: vor allem der Ste<strong>in</strong>kohle,<br />
aber auch von Salz, Erzen oder Baumaterialien.<br />
E<strong>in</strong>e große Zahl von Sehenswürdigkeiten<br />
geologischer Art oder der Industriekultur<br />
macht diese Zusammenhänge nicht nur für das<br />
Fachpublikum, sondern auch für die Bevölkerung<br />
unmittelbar anschaulich. Aus diesem<br />
Grunde wurde das <strong>Ruhrgebiet</strong> im Jahr 2006<br />
als „Nationaler <strong>GeoPark</strong> <strong>in</strong> Deutschland“ anerkannt.<br />
Träger des <strong>Nationalen</strong> <strong>GeoPark</strong>s ist der<br />
geme<strong>in</strong>nützige Vere<strong>in</strong> „<strong>GeoPark</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong><br />
e.V.“, dem zahlreiche geowissenschaftlich<br />
tätige Institutionen, Kommunen, Wirtschaftsbetriebe,<br />
Naturschutzorganisationen und E<strong>in</strong>zelpersonen<br />
engagiert s<strong>in</strong>d.<br />
Die an der Erdoberfläche aufgeschlossene<br />
paläozoische Schichtenfolge im <strong>GeoPark</strong><br />
<strong>Ruhrgebiet</strong> reicht vom tiefsten Mitteldevon bis<br />
zum Rotliegend. Das D<strong>in</strong>antium ist sowohl <strong>in</strong><br />
der Karbonatplattform-Fazies (Kohlenklalk) wie<br />
<strong>in</strong> der Flysch-Fazies (Kulm) vertreten. Im Namurium<br />
vollzieht sich der Übergang von der<br />
vollmar<strong>in</strong>en Fazies <strong>in</strong> die paralische Fazies.<br />
Das im Ruhrkarbon an der Erdoberfläche,<br />
durch <strong>den</strong> Bergbau und Bohrungen aufgeschlossene<br />
flözführende „Oberkarbon“ reicht<br />
vom hohen Namurium B bis zum Westfalium<br />
C. Im nördlich gelegenen Ibbenbürener Karbonhorst<br />
(Osnabrücker Bergland) ist der Übergang<br />
vom Westfalium C zum Westfalium D<br />
aufgeschlossen (DROZDZEWSKI 2006).<br />
Auch wenn der Ste<strong>in</strong>kohlenbergbau im Rückzug<br />
begriffen ist und voraussichtlich im Jahr<br />
2018 ganz e<strong>in</strong>gestellt wer<strong>den</strong> wird, bleibt das<br />
<strong>Ruhrgebiet</strong> e<strong>in</strong> wichtiges Zielgebiet der Karbon-Geologie.<br />
Zum e<strong>in</strong>en existieren, bed<strong>in</strong>gt<br />
durch die <strong>in</strong>tensive Rohstoffnutzung der vergangenen<br />
Jahrzehnte und Jahrhunderte, zahlreiche<br />
Aufschlüsse auch über Tage, die das<br />
Studium der Schichtenfolge des D<strong>in</strong>antiums<br />
und Silesiums erlauben, zum anderen zeichnet<br />
sich schon jetzt ab, dass diese Schichtenfolge<br />
auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> großes wirtschaftliches<br />
Interesse besitzt. Hier sei nur das Stichwort<br />
„unkonventionelle Erdgaslagerstätten“ genannt,<br />
das im Karbon mit <strong>den</strong> Hangen<strong>den</strong><br />
Alaunschiefern als möglichem Shale-Gas-<br />
Horizont und <strong>den</strong> Kohleflözen des Westfaliumiums<br />
als potenzielle CBM-Lagerstätte zwei<br />
wichtige Explorationsziele bietet.<br />
E<strong>in</strong>en Überblick des Kenntnisstandes über die<br />
Stratigraphie und die sedimentologische Entwicklung<br />
des Mississippiums im nördlichen<br />
Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirge geben STOPPEL<br />
et al. (2006), der Kenntnisstand über das<br />
Pennsylvanium im <strong>Ruhrgebiet</strong> wurde zuletzt <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> Arbeiten von WREDE (2005) und<br />
DROZDZEWSKI (2005) zusammengefasst.<br />
Der <strong>GeoPark</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong> e.V. freut sich, dass<br />
die Subkommission für Karbonstratigraphie<br />
ihre Jahrestagung 2012 im <strong>Ruhrgebiet</strong> stattf<strong>in</strong><strong>den</strong><br />
lässt und ist, geme<strong>in</strong>sam mit dem LWL-<br />
Industriemuseum „Zeche Nachtigall“ <strong>in</strong> Witten,<br />
gern der Bitte nachgekommen, diese Tagung<br />
zu unterstützen. Im Rahmen e<strong>in</strong>er kurzen <strong>Exkursion</strong><br />
sollen e<strong>in</strong>ige Schichtenfolgen des Namuriums<br />
und Westfaliums vorgestellt wer<strong>den</strong><br />
und wer<strong>den</strong> e<strong>in</strong>ige Beispiele für die Tektonik<br />
des Ruhrkarbons gezeigt. Im Rahmen der<br />
Geopark-Arbeit wur<strong>den</strong> viele klassische und<br />
bisher weniger bekannte Aufschlüsse wieder<br />
hergerichtet und für die Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht. E<strong>in</strong>e Reihe von <strong>Exkursion</strong>sführern<br />
und Publikationen erschließen diese Aufschlüsse<br />
ebenso für Fachwissenschaftler wie<br />
Laien. Im vorliegen<strong>den</strong> <strong>Exkursion</strong>sführer wird<br />
weitgehend auf diese Veröffentlichungen zurückgegriffen.<br />
Sedimentologischer Überblick<br />
(nach DROZDZEWSKI 2011 u. DROZDZEWSKI &<br />
WREDE 2003)<br />
Basis für die stratigraphische und sedimentologische<br />
Interpretation der mehr als 4.000 m<br />
mächtigen Sedimentabfolge im molasseartigen<br />
Subvariscischen Vorlandbecken s<strong>in</strong>d die umfangreichen<br />
Bergbauaufschlüsse und mehr als<br />
1.000 Tiefbohrungen. Die <strong>in</strong> SW-NE-Richtung<br />
gestreckte Beckenform wird ebenso wie die<br />
Generalstreichrichtung der nachfolgen<strong>den</strong><br />
Faltung vom kompressiven Regime der variscischen<br />
Gebirgsbildung bestimmt. Auch das<br />
vorangehende Flyschbecken im D<strong>in</strong>antium und<br />
frühen Namurium wurde durch die beg<strong>in</strong>nende<br />
Subkommission für Karbonstratigraphie Jahrestagung 2012 <strong>in</strong> Witten 2