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Exkursion in den Nationalen GeoPark Ruhrgebiet

Exkursionsführer - Karbonstratigraphie

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V. Wrede: <strong>Exkursion</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Nationalen</strong> <strong>GeoPark</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong><br />

schen Aschelagen, die sogenannten Kaol<strong>in</strong>kohlentonste<strong>in</strong>e<br />

dar, die auf <strong>den</strong> <strong>in</strong>tensiven<br />

Vulkanismus im H<strong>in</strong>terland zurückzuführen<br />

s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d heute als chronostratigrafische<br />

Zeitmarken zahlreich <strong>in</strong> die karbonische<br />

Schichtenfolge e<strong>in</strong>geschaltet.<br />

Im flözführen<strong>den</strong> Oberkarbon ist e<strong>in</strong>e zyklische<br />

Abfolge von Kohlenflözen von sehr unterschiedlicher<br />

Mächtigkeit zu beobachten, die<br />

regelmäßig durch verschie<strong>den</strong> mächtige Sandste<strong>in</strong><br />

/ Tonste<strong>in</strong> - Folgen vone<strong>in</strong>ander getrennt<br />

s<strong>in</strong>d. Diese Abfolge von grobkörnigen und<br />

fe<strong>in</strong>körnigen Sedimenten sowie von Kohle wird<br />

<strong>in</strong> der Fachliteratur als Zyklothem beschrieben.<br />

Die Kohlenflöze stellen dabei ke<strong>in</strong>e Zeitmarken<br />

im strengen S<strong>in</strong>ne dar. Beleg für diese These<br />

s<strong>in</strong>d vulkanische Aschen (Kaol<strong>in</strong>kohlentonste<strong>in</strong>e),<br />

die als dünne Lagen spitzw<strong>in</strong>klig durch e<strong>in</strong><br />

Flöz setzen können. E<strong>in</strong> und dieselbe Aschelage<br />

kann dann <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Kohlenflözes<br />

oder auch mehrere Meter tiefer oder höher im<br />

Nebengeste<strong>in</strong> liegen. Kohlebildung und Ablagerung<br />

von Sedimentgeste<strong>in</strong>en erfolgten daher<br />

zeitgleich nebene<strong>in</strong>ander. Bevorzugte Bildungsorte<br />

der Kohlenmoore waren Deltaebenen,<br />

die von Flüssen und Flusssystemen <strong>in</strong><br />

das Meer vorgebaut wur<strong>den</strong>. Dieser Ablagerungsraum<br />

war ständigen Veränderungen unterworfen.<br />

Von rezenten Deltas wissen wir,<br />

dass e<strong>in</strong> Fluss mit se<strong>in</strong>en Nebenarmen sich<br />

e<strong>in</strong>en neuen, kürzeren Weg zum Meer sucht,<br />

wenn das Gefälle im unteren Flusslauf zu ger<strong>in</strong>g<br />

gewor<strong>den</strong> ist. Immer wieder baut daher<br />

das Flusssystem e<strong>in</strong> neues Delta auf. Das<br />

verlassene Delta mit se<strong>in</strong>en vermoorten Deltaebenen<br />

empfängt kaum noch Sediment, s<strong>in</strong>kt<br />

aber weiter ab und wird schließlich wieder vom<br />

Meer überflutet. Damit wird die Moorbildung an<br />

dieser Stelle für lange Zeit unterbrochen, und<br />

die mehrere Meter dicken Torfschichten wer<strong>den</strong><br />

von mar<strong>in</strong>en Sedimenten überdeckt. Unterdessen<br />

kann auf dem neuen Delta erneut<br />

die Moorbildung mit der Entwicklung neuer<br />

Torfschichten voranschreiten. Auf diese Weise<br />

bildeten sich an verschie<strong>den</strong>en Orten der Vortiefe<br />

Torflager, die heute als zusammenhängendes,<br />

e<strong>in</strong>heitliches Flöz ersche<strong>in</strong>en, obwohl<br />

sie zeitlich versetzt gebildet wur<strong>den</strong>.<br />

Tektonischer Überblick<br />

(nach DROZDZEWSKI & WREDE 1994)<br />

Die tektonischen Strukturen des Ruhrkarbons<br />

s<strong>in</strong>d durch <strong>den</strong> <strong>in</strong>tensiven Ste<strong>in</strong>kohlenbergbau<br />

sehr detailliert bekannt gewor<strong>den</strong>. Im Gegensatz<br />

zum übrigen Schiefergebirge, <strong>in</strong> dem sich<br />

die Beobachtungsmöglichkeiten weitgehend<br />

auf die Geste<strong>in</strong>saufschlüsse an der Erdoberfläche<br />

beschränken, erlauben hier die über e<strong>in</strong><br />

Gebiet von über 100 x 50 km Ausdehnung<br />

flächendeckend vorhan<strong>den</strong>en und teilweise<br />

fast 2000 m tief reichen<strong>den</strong> Bergbauaufschlüsse<br />

e<strong>in</strong>e drei dimensionale Betrachtung<br />

des Gebirgskörpers. Hierdurch ist es gelungen,<br />

Regelmäßigkeiten des Gebirgsbaus zu erkennen,<br />

die andernorts, <strong>in</strong> Ermanglung geeigneter<br />

Aufschlüsse nicht feststellbar s<strong>in</strong>d.<br />

Das Ruhrkarbon markiert <strong>den</strong> nördlichen Außenrand<br />

des Variscischen Gebirges: Die orgogene<br />

E<strong>in</strong>engung beträgt am Südrand des<br />

Ruhrkarbons rund 50 %. Dieser Wert nimmt<br />

allmählich nach Nordwesten h<strong>in</strong> ab, so dass im<br />

nördlichsten <strong>Ruhrgebiet</strong>, im Gebiet der Lippeund<br />

Raesfelder Mulde, die E<strong>in</strong>engung nur noch<br />

weniger als 10 % oder 5 % beträgt und dort<br />

der Außenrand des Variscischen Gebirges<br />

erreicht ist.<br />

Die Faltenachsen des Ruhrkarbons streichen<br />

überwiegend <strong>in</strong> SW-NE-Richtung und lassen<br />

sich oft über viele Kilometer oder Zehner-<br />

Kilometer verfolgen. Die Faltenachsen liegen<br />

nicht horizontal, sondern s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er Querwellung<br />

unterworfen, so dass quer zum Faltenbau<br />

verlaufende Achsenhochlagen („Achsenkulm<strong>in</strong>ationen“)<br />

und Tieflagen („Achsendepressionen“)<br />

zu unterschei<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Diese Achsenwellung<br />

ist von bemerkenswertem E<strong>in</strong>fluss auf<br />

<strong>den</strong> Faltenbau: In <strong>den</strong> Achsenkulm<strong>in</strong>ationsbereichen<br />

bil<strong>den</strong> die Hauptsättel breite Antikl<strong>in</strong>orien,<br />

während die Hauptmul<strong>den</strong> eng spezialgefaltet<br />

s<strong>in</strong>d. In <strong>den</strong> Achsendepressionsbereichen<br />

verhält es sich umgekehrt: Breiten, wenig<br />

gegliederten Hauptmul<strong>den</strong> stehen schmale<br />

Hauptsättel gegenüber.<br />

In vertikaler Richtung ist der Stockwerkbau der<br />

Faltung auffällig. Liegen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Hauptmul<strong>den</strong><br />

nahe der Oberfläche die Schichten oft über<br />

mehrere Kilometer Mul<strong>den</strong>breite annähernd<br />

flach, um dann <strong>in</strong> <strong>den</strong> begrenzen<strong>den</strong> Hauptsätteln<br />

steil und spitz aufgefaltet zu se<strong>in</strong>, so stellen<br />

sich zur Tiefe h<strong>in</strong> im Mul<strong>den</strong>bereich immer<br />

mehr E<strong>in</strong>zelfalten e<strong>in</strong>, während die Intensität<br />

der Faltung <strong>in</strong> <strong>den</strong> Hauptsätteln abnimmt. In<br />

<strong>den</strong> strukturell tieferen Bereichen ist daher die<br />

Gliederung <strong>in</strong> Hauptsättel und –Mul<strong>den</strong> weitgehend<br />

aufgehoben. Vere<strong>in</strong>facht gesagt, steht<br />

e<strong>in</strong>em oberen Stockwerk mit wenigen Falten<br />

großer Spannweite und Faltenhöhe e<strong>in</strong> tiefes<br />

Stockwerk gegenüber, <strong>in</strong> dem zahlreiche, aber<br />

weniger große Falten auftreten. Zwischen diesen<br />

bei<strong>den</strong> Stockwerken liegt e<strong>in</strong> Übergangsbereich<br />

mit starker Überschiebungstektonik, <strong>in</strong><br />

dem Volumendefizite oder -Überschüsse ausgeglichen<br />

wer<strong>den</strong>, die sich durch diese Veränderungen<br />

im Faltenbau ergeben. Genauere<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass die orogene<br />

E<strong>in</strong>engung <strong>in</strong> allen drei Stockwerken<br />

jeweils gleich ist. Die Stockwerke s<strong>in</strong>d nicht an<br />

bestimmte stratigraphische Niveaus gebun<strong>den</strong>;<br />

Subkommission für Karbonstratigraphie Jahrestagung 2012 <strong>in</strong> Witten 4

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