Exkursion in den Nationalen GeoPark Ruhrgebiet
Exkursionsführer - Karbonstratigraphie
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V. Wrede: <strong>Exkursion</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Nationalen</strong> <strong>GeoPark</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong><br />
dieser Schüttungskörper wurde rasch wieder<br />
überflutet: Im Hangen<strong>den</strong> dieses Sandste<strong>in</strong>s,<br />
bei km 1,27 der Straße, wurde e<strong>in</strong> Foram<strong>in</strong>iferen-führender<br />
Horizont nachgewiesen, der<br />
dem mar<strong>in</strong>en Bernhardt-Horizont (mit „Reticuloceras<br />
superbil<strong>in</strong>gue“) an der Typlokalität am<br />
Kaisberg bei Hagen entsprechen dürfte. Erst<br />
der nächst folgende Sandste<strong>in</strong>körper, der<br />
Sengsbänksgen-Sandste<strong>in</strong>, hat offenbar längerfristig<br />
über <strong>den</strong> Meerespiegel gereicht, wie<br />
e<strong>in</strong>e schwache Durchwurzelung im Hangen<strong>den</strong><br />
erkennen lässt. Andernorts, so z.B. am etwa<br />
2,5 km NE gelegenen Syberg, ist es sogar zur<br />
Ausbildung e<strong>in</strong>es mit 15 cm nur ger<strong>in</strong>gmächtigen<br />
Kohleflözes (Flöz Sengsbänksgen) gekommen<br />
(CRAMM & RÜHL 2007). Es tritt nun<br />
e<strong>in</strong>e Aufschlusslücke auf, <strong>in</strong> der sich die<br />
Hangendschichten bis zum Flöz Sengsbank<br />
verbergen. Das kle<strong>in</strong>e Tal, das sich h<strong>in</strong>ter dem<br />
ersten Wohnhaus <strong>den</strong> Hang h<strong>in</strong>auf zieht,<br />
zeichnet <strong>den</strong> Kern der Hidd<strong>in</strong>ghäuser Mulde<br />
nach, wie die gegenfallen<strong>den</strong> Schichten im<br />
Anschluss daran erkennen lassen. Hier ist mit<br />
dem Flöz Sengsbank und dem Sandste<strong>in</strong> im<br />
Liegen<strong>den</strong> das erste weitflächig im Ruhrkarbon<br />
verbreitete und zum<strong>in</strong>dest örtlich bergbaulich<br />
genutzte Ste<strong>in</strong>kohlenflöz aufgeschlossen. Mit<br />
der Schüttung des „Sengsbank-Sandste<strong>in</strong>s“<br />
hatte sich der Übergang von der mar<strong>in</strong>en Fazies<br />
des „Flözleeren“ zur deltaisch-fluviatilen<br />
Fazies des „Flözführen<strong>den</strong>“ vollzogen. Der<br />
restaurierte Stollen „Gotthilf“ weist auf e<strong>in</strong>en<br />
von 1822 bis 1846 erfolgten, wenig erfolgreichen<br />
Abbau auf das hier etwa 50 cm mächtige<br />
Flöz Sengsbank h<strong>in</strong>.<br />
Aufschluss 4:<br />
Ste<strong>in</strong>bruch Rauen bei Witten-Gedern (TK<br />
25: 4510 Witten, R 25 94 400 H 56 99 400)<br />
(nach PIECHA et al. 2008)<br />
Der ehemalige Sandste<strong>in</strong>bruch schneidet von<br />
Westen her <strong>den</strong> Wartenberg an und erschließt<br />
e<strong>in</strong> etwa 200 m mächtiges Profil <strong>in</strong>nerhalb der<br />
Sprockhövel-Formation (Namurium C). Es<br />
enthält fast alle wesentlichen Elemente, die für<br />
das flözführende Silesium des Ruhrkarbons<br />
typisch s<strong>in</strong>d. Es handelt sich um e<strong>in</strong>en Aufschluss<br />
von überregionaler Bedeutung, der als<br />
Natur<strong>den</strong>kmal aus erdgeschichtlichen Grün<strong>den</strong><br />
geschützt ist. Er wurde bereits vielfach <strong>in</strong> der<br />
Literatur beschrieben (z.B. DROZDZEWSKI 2001;<br />
MÜGGE et al. 2005) und <strong>in</strong> <strong>den</strong> 80iger Jahren<br />
<strong>in</strong>sbesondere sedimentologisch bearbeitet<br />
(CONZE 1984; CONZE et al. 1988). Seit Ende<br />
des 18. Jahrhunderts bis nach dem 2. Weltkrieg<br />
ist im Bereich des Ste<strong>in</strong>bruchs und <strong>in</strong> der<br />
östlichen Fortsetzung Ste<strong>in</strong>kohlenbergbau<br />
belegt. Abgebaut wur<strong>den</strong> die Flöze Neuflöz<br />
und Wasserbank 1.<br />
Auf der unteren Sohle des Ste<strong>in</strong>bruchs gew<strong>in</strong>nt<br />
man zunächst e<strong>in</strong>en Überblick über die Gesamtsituation:<br />
Der Aufschluss liegt auf der<br />
Nordflanke des Kirchhörder Sattels, e<strong>in</strong>es<br />
Spezialsattels <strong>in</strong>nerhalb der Wittener Hauptmulde.<br />
L<strong>in</strong>ks fällt der Blick nach Nordosten auf<br />
die hier querschlägig angeschnittene, sandste<strong>in</strong>reiche<br />
und kohleführende Abfolge von der<br />
Flözgruppe Wasserbank bis zum Neuflöz-<br />
Sandste<strong>in</strong> (Abb. 7).<br />
Abb. 7: Ste<strong>in</strong>bruch „Rauen“, Witten-Gedern:<br />
Sandste<strong>in</strong>e im Bereich der Flöze Neuflöz –<br />
Wasserbank<br />
Vor dem Betrachter liegt e<strong>in</strong>e große, mit etwa<br />
50° nach NW e<strong>in</strong>fallende Schichtfläche aus<br />
dem Bereich des „H<strong>in</strong>nebecke-Horizonts“ mit<br />
Wellenrippeln (Abb. 8). Sie wird im Westen von<br />
e<strong>in</strong>er westfallen<strong>den</strong> Abschiebung (Verwurf ca.<br />
70 m mit zusätzlicher Horizontalkomponente)<br />
begrenzt, deren chaotisch gelagerte Störungszone<br />
gut aufgeschlossen ist. Auf der oberen<br />
Sohle lässt sich dann die vollständige Schichtenfolge<br />
von Flöz Gottessegen bis Flöz Wasserbank<br />
im Detail studieren.<br />
Abb. 8: Schichtfläche des H<strong>in</strong>nebecke-<br />
Horizonts mit Wellenrippeln<br />
Die stratigraphische Abfolge lässt sich <strong>in</strong><br />
mehrere Zyklen gliedern (Abb.9). Jeder Abschnitt<br />
beg<strong>in</strong>nt im Pr<strong>in</strong>zip mit e<strong>in</strong>er klastischen<br />
Abfolge und endet mit Moorbildungen.<br />
Die Mächtigkeit der e<strong>in</strong>zelnen Abschnitte<br />
beträgt zwischen 15 m und 30 m. Es treten<br />
Subkommission für Karbonstratigraphie Jahrestagung 2012 <strong>in</strong> Witten 8