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Leseprobe

Eine Kindheit in Tschagguns - Burtscher Marketing

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Das Gampadelswerk<br />

Das Gampadelswerk war, ähnlich einem Schloss,<br />

das zentrale Gebäude meines Reiches. Hier arbeitete<br />

mein Vater, ohne den, so war ich damals<br />

überzeugt, im ganzen Land die Lichter ausgegangen<br />

wären. Von hier kam das Geld, das uns ein<br />

einfaches, aber gutes Leben erlaubte, und von hier<br />

kam die Sicherheit, dass das auch immer so bleiben<br />

würde.<br />

Wenn ich irgendwo in Tschagguns unterwegs war<br />

und gefragt wurde: „Wem g´hörscht Du, Büabli?“,<br />

dann antwortete ich stolz: „Dam Burtscher vom<br />

Gampadelswerk“, und jeder wusste sofort Bescheid.<br />

Ein Grund für den hohen Bekanntheitsgrad meines<br />

Vaters war sicher auch die Tatsache, dass er<br />

nach dem Krieg vielen Bauern im Ort bei Problemen<br />

mit der Elektroinstallation geholfen hat. Im<br />

Gegenzug brachte er dann meist Butter, Käse oder<br />

Speck mit nach Hause.<br />

Das Gampadelswerk war eines der ersten Wasserkraftwerke<br />

in Vorarlberg. Die zwei großen Turbinen<br />

in der Haupthalle wurden mit Wasser aus dem<br />

Speichersee von Bitschweil über eine Druckrohrleitung<br />

mit 400 Meter Gefälle gespeist. Die Wasserabfuhr<br />

erfolgte über einen Kanal, der direkt in<br />

die Ill führte.<br />

Auch wenn Unbefugten der Zutritt in das Gebäude<br />

streng verboten war, wussten wir Kinder natürlich,<br />

wie wir über den Seiteneingang auf den riesigen<br />

Dachboden gelangen konnten, um dort nach verwertbaren<br />

Materialien für unsere zahlreichen Vorhaben<br />

zu suchen und die Fledermäuse zu erschrecken,<br />

die hier in Scharen von der Decke hingen.<br />

Während meiner ersten fünf Lebensjahre lebten<br />

wir im alten Werkshaus. Die Wohnungen waren<br />

großzügig, hatten aber kein eigenes Bad. Dafür<br />

war im Gampadelswerk ein großes Badezimmer<br />

eingerichtet, das sich die Werklerfamilien nach<br />

einem festen Zeitplan teilten. Mehr als ein Wannenbad<br />

in der Woche war da nicht drin. Aus der<br />

Sicht von uns Kindern eine absolut ausreichende<br />

Dosierung.<br />

<strong>Leseprobe</strong><br />

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