Vipassana-Meditation-Anleitung
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Teil II. Fortgeschrittene Übungen<br />
wenn ich etwas wahrnehme, begegnen mir Wiederholungen, die alle<br />
schlecht sind. Es ist wohl besser, wenn ich aufhöre sie zu notieren".<br />
Ein derartige Überlegung sollte er notieren.<br />
Einige Meditierende hören nach solchen Gedanken tatsächlich damit<br />
auf die Gebilde zu notieren. Obwohl sie dies tun, hört das Geschehen<br />
nicht auf, nämlich Heben, Senken, Beugen, Strecken, Beabsichtigen<br />
usw. Es geht weiter wie immer. Auch das Notieren bestimmter<br />
Gebilde wird fortgesetzt. Er freut sich und denkt: "Obwohl ich<br />
aufgehört habe Körper-und-Geist-Gestaltungen zu notieren, finden die<br />
Gestaltungen dennoch statt. Sie entstehen und das Bewusstsein davon<br />
ist von selbst da. Die Befreiung davon lässt sich also nicht dadurch<br />
erreichen, dass man einfach aufhört sie zu notieren. Auf diese Art<br />
kommt man nicht davon los. Notiert man sie aber wie gewöhnlich,<br />
werden die drei Merkmale des Lebens voll erfasst und, indem man<br />
ihnen keine Aufmerksamkeit schenkt, wird man Gleichmut gewinnen.<br />
Das Ende dieser Gestaltungen, Nibbana, wird verwirklicht. Friede und<br />
Glück werden kommen". Mit diesen freudigen Überlegungen fährt er<br />
fort die Gebilde zu notieren. Jene Meditierende aber, die nicht in der<br />
Lage sind solche Überlegungen anzustellen, setzen ihre <strong>Meditation</strong><br />
fort, wenn sie durch die Erklärungen ihrer Lehrer zufrieden gestellt<br />
wurden.<br />
Bald nach der Wiederaufnahme der <strong>Meditation</strong> gewinnen sie an<br />
Schwung und in manchen Fällen pflegen dann zu diesem Zeitpunkt<br />
verschiedene schmerzhafte Gefühle aufzutreten. Das muss aber nicht<br />
Verzweiflung wachrufen. Es ist doch nur die Manifestation jener<br />
Charakteristika, welche dieser Leidensmasse innewohnen, wie in den<br />
Kommentaren festgestellt wird: "Die fünf Daseinsgruppen als<br />
schmerzvoll erkennen, als eine Krankheit, ein Geschwür, einen<br />
Stachel, ein Unheil, ein Leiden, etc." Werden solche schmerzhaften<br />
Gefühle nicht erfahren, so offenbart sich bei jeder Wahrnehmung<br />
eines der vierzig Merkmale der Vergänglichkeit, des Leids oder des<br />
Nicht-Selbst. 18 Obwohl der Meditierende ordentlich notiert, hat er das<br />
Gefühl nicht recht voran zu kommen. Er denkt dass das Bewusstsein<br />
18 Bezüglich dieser vierzig Kennzeichen, siehe Vism.XX, 18f. Patisambhidamagga, <strong>Vipassana</strong>-<br />
Katha. In diesen Texten werden zehn Merkmale der Unbeständigkeit, fünfundzwanzig des Leidens<br />
und fünf des Nicht-Selbst aufgeführt.<br />
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