09.01.2016 Views

Gabe2015

Gabe2015

Gabe2015

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

angeblich durch die Siege über die Türken 1620 und 1621 bedingten Entstehung der meisten kaschubischen<br />

Wappen ablehnt.<br />

80) Cramer 1, 257.<br />

81) Die Verbesserung war im Jahre 1598 erfolgt, wie das Titelblatt des Originaldrucks besagt. Ein solcher ist in<br />

der Pelpliner Seminarbibliothek vorhanden. In der Einleitung bekundet König Sigismund lll., die incolae terrarum<br />

Prussiae hätten von der Erlaubnis corrigendi iura, quibus antehac vigore privilegii Cazimiriani diversis iisque<br />

secum pugnantibus utebantur, Gebrauch gemacht und etliche Stücke (u. a. auch diejenigen über Erbfolge und<br />

Mitgift) gebessert, diese Besserungen dann auf dem Reichstage zu Warschau, der zum 2. März 1598 angesagt<br />

war, mit Zustimmung des Reichs, wie der ordines Prussiae dem Könige zur Bestätigung vorgelegt, welche<br />

Bestätigung nunmehr erfolgt mit der Maßgabe, daß dem preußischen Adel auch in Zukunft die facultas, iura<br />

eiusmodi, ad praxim duntaxat iudicialem pertinentia, corrigendi, emendentia usw. gewahrt bleibe. Am Ende des<br />

Büchleins nennt sich der Drucker: Excudebat Thorunii Andreas Cotenius a. D. 1599.<br />

Und um diese so lange erstrebte und endlich erreichte Errungenschaft wären die Beteiligten<br />

sofort wieder gebracht worden, hätten sie 1658 den ihnen von den kurfürstlichen<br />

Kommissaren so dringend abverlangten Eid geleistet. Doch darauf ließen sie sich um keinen<br />

Preis ein. Nunc, argumentierten sie in der Gegenvorstellung, postquam ob sterilem mediatorum<br />

dominorum suorum decessum ad regnum reversi vigore constitutionis anni 1641 priori sorte<br />

exempti ad ornnes equestris ordinis praerogativas et immunitates cum libera bonorum et<br />

haereditaria possessione admissi, etiamque sic et non aliter serenissimo electori a s(acra) r(egia)<br />

m(aiestate) ex vi pactorum 81a) , ut iisdem iuribus, privilegiis bonisque suis eodem modo, atque<br />

sub immediato dominio s. r. maiestatis utebantur, etiam nunc et imposterum sub sua serenitate<br />

electorali utantur fruanturque, tamen per affectationem iuramenti sibi exhibiti, pristinam iterum<br />

haud iam tolerandam prae se videant pacari conditionern. Incongruurn vero est, ut nobiles regni,<br />

qui etiam non iurati dominis suis sponte libereque parent et sic pro iuratis censentur, iam semel<br />

iuratos inusitato exemplo ad novum adigi iuramentum, cuius nec in ipsis quidem pactis ulla<br />

facta est mentio: et proinde non mirum per antiquam istam rotulam id tentari, ut bona nobilium<br />

allodialia in feuda convertantur - contra pactorum mentem expressam. Regiam vero rnaiestatem<br />

eiusrnodi iuramentorum a nobilitate sibi praestandorum insuetam plus iuris in serenisstrnum<br />

electorem transferre haud potuisse, neque nobilitati huic integrum esse, tot per hanc traditionem<br />

cornmoditatum iacturam passis, insuper et iuramenti aliquam subire necessitatern, antequam<br />

certo constet, quidnam in vim remunerationis amissorum a serenissimo rege et republica<br />

Poloniae sint accepturi.<br />

81a) Zu ergänzen etwa traditi sunt.<br />

So konnte es an dem Termine zur Huldigung des Adels nicht kommen. Diese mußte<br />

verschoben und ein neuer Termin dazu angesetzt werden, und das war bekanntlich der 18.<br />

Juni 1658 alten Stils, hier wurde denn der Huldigungseid geleistet, und zwar nach der alten<br />

Formel, doch waren darin die beiden Sätze, in denen vom Lehnsverhältnis die Rede ist 82) ,<br />

weggelassen und durch folgenden Einschub ersetzt: „und in summa mich also verhalten, wie<br />

einem getreuen Unterton gebührt und wohl ansteht“. Daß der (kurfürstliche) Kommissar oder<br />

Beamte, auf den die „Beschreibung des Landes Bütow nach der kurbrandenburgischen<br />

Besitzergreifung am 18. Juni 1658“ zurückgeht, noch immer einen Standesunterschied<br />

zwischen der reicheren und ärmeren nobiltas wahr haben wollte, indem er schrieb: „Der Adel<br />

und die Ritterschaft dieses Landes besteht nur in wenigen Familien, nämlich den Pirchen.<br />

Wussowen. Pomeißken und Palbitzki. Die übrigen, so sich mit unter dem Adel rechnen, sind<br />

keim gewisse Familien, besondern 83) freie Leute, so teils auf 1-2, (auch) wohl nur auf einer<br />

halben Hufe wohnen“, findet seine Erklärung in den früheren Zuständen. Die Pirch, Wussow<br />

und Pałubicki sind keine autochthonen Eingeborenen des Bütower Landes, vielmehr in dies<br />

erst zugezogen. Wohl aber ist das Geschlecht derer v. Pomeiske ein alteingesessenes, nach<br />

dem gleichnamigen Gute benanntes. Es hat indes keinen anderen Ursprung als die in diesem<br />

Aufsatz benannten übrigen Geschlechter, wenn am Ende nicht alle, so doch die meisten; auch<br />

deren Vorfahren saßen einst auf Lehngütern des Deutschen Ritterordens. Nur ein Unterschied<br />

hat sich herausgebildet. Die Pomeiskesche Familie war schon zu Ordenszeiten im 15.<br />

Jahrhundert wohlhabend und blieb es in der Folgezeit, wohingegen die Abkömmlinge der<br />

sonstigen alten Lehnsleute mit der Zeit alle verarmten, und dies um so mehr, in je zahlreichere<br />

33<br />

Zweige und Äste - wir wissen nicht bestimmt zu sagen wann, doch wohl schon bald nach dem<br />

Aufhören der Ordensherrschaft - sie sich gespalten hatten. „Die Musterrolle von 1523 führt<br />

nur eine Ritterfamilie, die der Pomnowski (Pomeiske) an, welche im Amte Bütow zur Stellung<br />

eines Lehnspferdes verpflichtet war“ 84) . Cramer bezeichnet das (erst 1785 ausgestorbene)<br />

Geschlecht der Pomeiske als „das älteste kaschubische Adelsgeschlecht, welches urkundlich<br />

seine Ahnen bis 1390 nachweisen kann“ 85) . Wie er gerade auf das Jahr 1390 kommt, ist nicht<br />

klar; warum geht er nicht bis 1360 zurück, wo der „getreue“ Olbrecht von der Wattelaw die<br />

verloren gegangene Handfeste über 30 Hufen „binnen des Gutes Grenzen zu Pomewske“ vom<br />

Hochmeister Winrich von Kniprode erneuert erhielt? Bezeichnet doch „unser besunder<br />

getruwer“ Pauwel Tustyter von Pomewske, Landrichter des Gebiets Bütow, 1424 dem damaligen<br />

Hochmeister gegenüber gerade die Handfeste von 1360 als „die Haupthandfeste“<br />

seines Gutes Pomewske. Der Zuname „von der Wattelau“, den Albrecht 1360 trägt, braucht<br />

dabei nicht zu stören. Als Analogon ließe sich sofort anführen, daß der Stammvater der<br />

westpreußischen (seit 1786 Grafen) von Krockow (1448) George von der Wickerau hieß 86) ; sehr<br />

viel mehr könnte der Zuname Tustyter (1424) Bedenken wachrufen, ob sein Träger nicht etwa<br />

durch Einheirat in den Besitz von Pomeiske gekommen sei. somit nicht von den früheren<br />

Inhabern dieses Gutes in männlicher Linie herstamme.<br />

Nach manchem hin- und herreden zeigte man sich zwar bereit, einen Huldigungseid zu<br />

leisten, doch nicht den abverlangten, vielmehr einen solchen, dem die Formel des am 4. Mai<br />

1637 dem König Wladislaus lV. geleisteten zu Grunde gelegt wurde. Neu wurde hineingesetzt<br />

u. a. der Passus: salvis iuxta pactorum tenorem iuribus nostris. Nehmen wir noch die Erklärung<br />

hinzu: imo nec ab antiqua formula tantopere (se) abhorrele, nisi enormem dui laesionem<br />

simulque iurium suorum attraheret imminutionem, per bonorum suorum haereditariorum ex<br />

tenore illius necessario subsecuturam aut metuendam transformationem, so ist auch hier der<br />

wunde Punkt nochmals aufgezeigt.<br />

82) Vgl. oben S. 72.<br />

83) So. besondern (= vielmehr), ist zu lesen, nicht besondere.<br />

84) Cramer 1, 235. Amn. 3.<br />

85) Cramer 1, 313. Doch sind z. B. die (v.) Modrzewski älter.<br />

86) Der Beweis hierfür ist erbracht in dem Aufsatz George Adalbert v. Mülverstedts, „Des Geschlechts v. Krockow<br />

Ursprung und Heimat“ in Heft 5 Abt. 2 der Zeitschrift des historischen Vereins für den Regierungsbezirk<br />

Marienwerder (1882).<br />

Sei dem, wie ihm wolle, nur die Pomeiskesche Familie hat unter den im Bütower Lande<br />

aufgekommenen alten Lehnsfamilien sich jederzeit bei Ansehen und Reichtum erhalten. Die<br />

andern sind so glücklich nicht gewesen und wurden noch im Jahre 1658 nur als „freie Leute“<br />

bewertet. Und wenn sie auch in den zu kurfürstlicher Zeit angelegten Zins-, Steuer- und<br />

Heberegistern nicht höher als „Frei-Pahnen“ tituliert wurden, so konnte damit doch ihrer<br />

Anerkennung als Adelspersonen weiter kein Eintrag geschehen. 1637 und endgiltig 1641 sind<br />

als die Jahre zu bezeichnen, in denen die ihnen ihrer eigenen und auch sonstiger Meinung<br />

nach 87) seit langem vorenthalten gebliebene adlige Qualität auch seitens der legitimen<br />

Obrigkeit ihre unwiderrufliche rechtskräftige Bestätigung fand.<br />

87) Der Magistrat von Bütow z. B. drückt sich in einem Schriftstück vom Jahre 1639, das aber auf die<br />

Vergangenheit (bis 1551 zurück) Bezug nimmt, wie folgt, aus: „Weil die S. Jürgens Kapelle nit allein der Stad,<br />

sondern auch den eingcpfarreten Edelleuten mit angehörigk, als können die Stadtobrigkeit und andern<br />

Eingepfarreten von Adel und Dörffer nit gestatten, daß solche Kirche abgenommen werde“. Siehe Bd. 15 der Fontes<br />

herausgegeben von der Societas literaria Torunensis, Thorn 1911, S. 774 und 791. Zu den gedachten Eingepfarrten<br />

gehörten u. a. die Panen von Groß und Klein Gustkow.<br />

„Aus der kurfürstlichen Zeit sind gar keine Verleihungs- oder-Bestätigungsbriefe<br />

aufgefundkn“ 88) - aus dem einfachen Grunde weil um solche nie mehr nachgesucht worden ist.<br />

Wäre dies geschehen, so hätte, wenn auch verschleiert, sich wieder ein wie immer geartetes<br />

Abhängigkeitsverhältnis angesponnen. Das aber war ja gerade durch die Einreden und<br />

Vorstellungen anläßlich der geforderten Huldigung im Jahre 1658 unmöglich gemacht worden.<br />

34

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!