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Newsletter <strong>01</strong>/<strong>16</strong> (Nr. 353) Januar 2<strong>01</strong>6<br />
Donnerstag, 26. November 2<strong>01</strong>5<br />
Verstörende Clique<br />
Wie vertreibt man sich die pressevorführungsfreie<br />
Zeit? Mit einer privaten<br />
Pressevorführung!<br />
UNS GEHT ES GUT (1:1.85, 5.1)<br />
Verleih: X Verleih (Warner)<br />
Land/Jahr: Deutschland 2<strong>01</strong>5<br />
Regie: Henri Steinmetz<br />
Darsteller: Franz Rogowski, Denis<br />
Moschitto, Jonas Dassler<br />
Kinostart: 28.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6<br />
Die Engländer würden sagen: “This<br />
movie left me puzzled!”. So erging es<br />
mir zumindest, als ich Henri Steinmetz‘<br />
Spielfilmdebüt gesehen habe. Da gibt<br />
es diese Clique von jungen Menschen,<br />
vier Jungs und ein Mädchen, die irgendwie<br />
ziellos durch eine nicht weiter<br />
benannte Großstadt ziehen. Wie die<br />
einzelnen Mitglieder dieser Gruppe<br />
miteinander in Verbindung stehen, wird<br />
nicht weiter erläutert. Ihr Anführer<br />
Tubbie (mit oft unverständlichem<br />
Gebabbel gespielt von Franz Rogowski)<br />
ist ständig darum bemüht, von irgendwelchen<br />
Leuten Geld einzutreiben. Eingeteilt<br />
ist der Film in Kapitel. Da liest<br />
man dann – ähnlich einem Stummfilm<br />
von Klaviermusik begleitet – was im<br />
nächsten Kapitel passiert. Die<br />
Locations, an denen sich die Gruppe<br />
herumtreibt, sind meist seelenlose<br />
Betonkonstruktionen mit Graffitti-Geschmiere.<br />
Mittendrin taucht dann plötzlich<br />
eine dubiose Ärztin auf, die gerne<br />
Botox spritzt. Ein Fragezeichen jagt das<br />
nächste. Brillant indes sind die oft statischen<br />
Bilder von Kameramann Bernhard<br />
Keller. Vielleicht verstehe ich den<br />
Film wenn ich einmal erwachsen bin.<br />
Das kann allerdings noch lange dauern.<br />
Freitag, 27. November 2<strong>01</strong>5<br />
Die den Hals nicht voll kriegen<br />
Die letzte Pressevorführung in dieser<br />
Woche behandelte ein trauriges Kapitel<br />
der amerikanischen Finanzwelt<br />
THE BIG SHORT (1:2.35, DD 5.1)<br />
OT: The Big Short<br />
Verleih: Paramount<br />
Land/Jahr: USA 2<strong>01</strong>5<br />
Regie: Adam McKay<br />
Darsteller: Christian Bale, Brad Pitt,<br />
Wolfram Hannemanns<br />
Film-Blog<br />
Ryan Gosling, Steve Carell, Marisa<br />
Tomei<br />
Kinostart: 14.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6<br />
New York im Jahre 2005: die Wirtschaft<br />
boomt, an der Wall Street werden mit<br />
immer komplexer werdenden<br />
Immobilienprodukten immer größere<br />
Gewinne gemacht. Doch Hedgefonds-<br />
Manager Michael Burry schlägt Alarm:<br />
schon in wenigen Jahren würde die<br />
Immobilienblase platzen und zu einer<br />
weltweiten Finanzkrise führen. Aber<br />
niemand will auf ihn hören. So entwikkelt<br />
Burry einen perfiden Plan: durch<br />
Leerkäufe von Aktien großer<br />
Investmentbanken wettet er gemeinsam<br />
mit anderen risikofreudigen Spekulanten<br />
gegen das Finanzsystem... Man<br />
muss sich schon etwas mit der Materie<br />
auskennen, wenn man die ganzen Abläufe<br />
verstehen möchte, die zum Platzen<br />
der Immobilienblase führten. Immerhin<br />
gibt Regisseur Adam McKay in<br />
seinem Wirtschaftsthriller immer wieder<br />
vergleichende Beispiele dafür, auf<br />
welch korrupte Art und Weise sich die<br />
Banker immer wieder neue gewinnversprechende<br />
Fonds aus den Rippen leierten.<br />
Da lässt er beispielsweise einen<br />
Koch erklären, wie er aus nicht weiter<br />
verwendbaren Zutaten trotzdem noch<br />
etwas Essbares hervorzaubert – und<br />
schon wird dem Zuschauer klar, mit<br />
welchen Methoden profitgierige Finanziers<br />
die ganze Welt in eine schwere<br />
Krise stürzten. McKays Film ist ebenso<br />
spannend wie extrem sarkastisch erzählt<br />
und nutzt dabei viele Elemente<br />
aus der Video-Clip-Branche. Allerdings<br />
sollte man den Film entweder in einer<br />
deutsch untertitelten Fassung anschauen<br />
oder deutsch synchronisiert.<br />
Ansonsten läuft man große Gefahr den<br />
Durchblick zu verlieren. So ist es zumindest<br />
mir in der heutigen Pressevorführung<br />
(im englischen Originalton und<br />
ohne Untertitel) ergangen. Großer Pluspunkt<br />
des Film ist seine Traumbesetzung:<br />
Christian Bale, Brad Pitt,<br />
Ryan Gosling und Steve Carell machen<br />
den Wirtschaftskrimi extrem sehenswert.<br />
Sonntag, 29. November 2<strong>01</strong>5<br />
Weihnachten in der Klapse<br />
Und es gibt sie tatsächlich – gute Filme<br />
aus deutscher Produktion.<br />
4 KÖNIGE (1:2.35, 5.1)<br />
Verleih: Port-au-Prince (24 Bilder)<br />
Land/Jahr: Deutschland 2<strong>01</strong>5<br />
Regie: Theresa von Eltz<br />
Darsteller: Jella Haase, Paula Beer,<br />
Jannis Niewöhner, Moritz Leu<br />
Kinostart: 03.12.2<strong>01</strong>5<br />
Die vorlaute Lara hat eine Drogenpsychose<br />
hinter sich. Die schweigsame<br />
Alex hat sich zwischen ihren geschiedenen<br />
Eltern aufgerieben. Der vollkommen<br />
verängstigte Fedja wurde zum<br />
Mobbingopfer in seiner Schulklasse.<br />
Der aggressive Timo hatte das Gesicht<br />
seiner Mutter auf die heisse Herdplatte<br />
gedrückt. Vier Jugendliche und nur<br />
eine Gemeinsamkeit: sie müssen Weihnachten<br />
in der Psychiatrie verbringen.<br />
Ein Weihnachten, das keiner von ihnen<br />
vergessen wird. - Mit großem Einfühlungsvermögen<br />
erzählt Therese von<br />
Eltz in ihrem Spielfilmdebüt die Geschichte<br />
von vier Jugendlichen, die<br />
das Weihnachtsfest in der Psychiatrie<br />
verbringen müssen. In einer Gruppentherapie<br />
gibt ihnen der Psychologe Dr.<br />
Wolff subtile Anleitungen, wie sie aus<br />
ihrer Situation herausfinden können.<br />
Doch erst auf sich alleine gestellt entwickelt<br />
die Gruppe eine Dynamik, die<br />
jeden Einzelnen im psychologischen<br />
Heilungsprozess voranbringt. Diese<br />
präzise Beobachtung verleiht dem Film<br />
eine ungeheure Authentizität. Untermauert<br />
wird diese durch den exzellenten<br />
Cast, der insbesondere in den vier<br />
Hauptrollen die momentan besten<br />
Jungdarsteller versammelt. Unter anderem<br />
darf Jella Haase nach ihrer Rolle<br />
als Chantal in FACK JU GÖHTE 1 & 2<br />
endlich einmal wieder ihr gesamtes<br />
Potenzial als ernsthafte Schauspielerin<br />
unter Beweis stellen. Eine sehr sparsam<br />
eingesetzte Filmmusik, das subtile<br />
Sounddesign und die aussagekräftigen<br />
und sehr ruhigen CinemaScope-Bilder<br />
(Kamera: Kristian Leschner) zeugen<br />
von großem Talent. 4 KÖNIGE ist ein<br />
packendes Jugenddrama mit einem perfekten<br />
Ende.<br />
LASER HOTLINE Seite 5