newsletter 01/16
newsletter353
newsletter353
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
Newsletter <strong>01</strong>/<strong>16</strong> (Nr. 353) Januar 2<strong>01</strong>6<br />
unregelmäßigen Abständen erzählt eine<br />
männliche Stimme aus dem Off relativ<br />
hektisch, was in den folgende Szenen<br />
passieren wird. Das wirkt dann fast so<br />
wie ein schulischer Aufklärungsfilm.<br />
Hin und wieder setzt Garrel Musik ein<br />
um die Bilder zu unterlegen. Das allerdings<br />
wirkt mitunter extrem willkürlich<br />
und damit verstörend. Man merkt dem<br />
Film zwar sein kleines Budget an, doch<br />
Garrels präzises Psychogramm eines<br />
doppelten Seitensprungs macht das<br />
sofort wieder wett. Seine Figuren wirken<br />
echt und unverbraucht und bieten<br />
Identifikationspotenzial. Zumindest<br />
dann, wenn man bereit ist, sich darauf<br />
einzulassen. Der Regisseur über seinen<br />
Film: “Das Grundthema ist: Das weibliche<br />
Begehren ist so kraftvoll wie das<br />
männliche. Für mich ist IM SCHATTEN<br />
DER FRAUEN ein Film über die Gleichheit<br />
von Männern und Frauen, so weit<br />
wie das Kino diese erreichen kann.<br />
Was bedeutet, biete enorme Sympathie<br />
für den weiblichen Charakter und wende<br />
dich gegen die männliche Figur: Das<br />
Kino ist von Männern erfunden worden,<br />
und es sind immer Männer, die<br />
unsere Porträts determinieren, die Art<br />
wie wir Dinge sehen und erzählen,<br />
selbst wenn heute glücklicherweise<br />
immer mehr Frauen Filme machen. Oft<br />
wenn Frauen sich auf der Leinwand<br />
ausdrücken, sprechen sie Worte, die<br />
von Männern geschrieben wurden. Das<br />
habe ich versucht auszugleichen, in<br />
dem ich in einem Team aus zwei Frauen<br />
und zwei Männern gearbeitet habe.<br />
Aber ich befürchte, dass das Kino so<br />
funktioniert, so determiniert ist, dass<br />
selbst, wenn man eine männliche Figur<br />
und eine weibliche Figur auf die gleiche<br />
Stufe stellt, es dazu neigt die<br />
männliche Position zu stärken. Um dem<br />
entgegenzuwirken wollte ich einen Film<br />
machen, der die weibliche Figur verteidigt<br />
und der gegen die männliche Figur<br />
gewichtet ist. Am Ende kommt Pierre<br />
nicht so schlecht weg. Er und Manon<br />
haben in Wirklichkeit eine ausgeglichene<br />
Balance der Macht. Natürlich ist der<br />
Film von einem männlichen Gesichtspunkt<br />
aus gemacht, aber von einem<br />
männlichen Gesichtspunkt aus, der<br />
versucht von einem weiblichen Blickwinkel<br />
aus zu sehen.”<br />
Wolfram Hannemanns<br />
Film-Blog<br />
Montag, 07. Dezember 2<strong>01</strong>5<br />
Der berühmte Wandersmann<br />
Fünf Tage – fünf Filme. Klingt nach<br />
einem überschaubaren Wochenplan<br />
ICH BIN DANN MAL WEG (1:2.35, 5.1)<br />
Verleih: Warner<br />
Land/Jahr: Deutschland 2<strong>01</strong>5<br />
Regie: Julia von Heinz<br />
Darsteller: Devid Striesow, Martina<br />
Gedeck, Karoline Schuch<br />
Kinostart: 24.12.2<strong>01</strong>5<br />
Als der erfolgreiche Entertainer Hape<br />
Kerkeling auf der Bühne zusammenbricht<br />
und im Krankenhaus wieder zu<br />
sich kommt, ist er um seine Gallenblase<br />
erleichtert. Angesichts eines zuvor erlittenen<br />
Hörsturzes und dem aktuellen<br />
Herzinfarkt rät ihm sein Arzt zu einer<br />
Auszeit. Der Workaholic beschließt,<br />
mehrere Monate dem Jakobsweg zu<br />
folgen auf der Suche nach...Gott? Der<br />
Wahrheit? Sich selbst? Was ihm anfangs<br />
noch als eine ziemlich bescheuerte<br />
Idee vorkommt, wandelt sich im<br />
Laufe der Zeit... Über fünf Millionen<br />
mal wurde Hape Kerkelings Sachbuch<br />
über seine ganz persönliche Erfahrung<br />
mit dem “Camino”, dem Jakobsweg<br />
nach Santiago de Compostela, verkauft<br />
und gilt damit als eines der erfolgreichsten<br />
deutschen Sachbücher. Jetzt liefert<br />
Julia von Heinz die Verfilmung<br />
dazu. Und eine gelungene dazu! Schöne<br />
Bilder, tolle Darsteller und tiefschürfende<br />
Gedanken müssen nicht zwangsläufig<br />
ein Erfolgsrezept bedeuten – hier<br />
aber trifft es zu. Devid Striesow geht in<br />
seiner Rolle des Hape so auf, dass man<br />
nicht mehr den Schauspieler, sondern<br />
immer nur den Entertainer wahrnimmt.<br />
Und Frau Gedeck war selten derart entspannt<br />
zu sehen wie in diesem Film. Es<br />
macht Laune Striesow als Hape<br />
Kerkeling aus dem Off philosophieren<br />
zu hören und vielleicht sogar darin ein<br />
paar der eigenen Gedanken wiederzufinden.<br />
Besonders schön ist sein Vergleich<br />
des Lebens mit einem guten<br />
Film: sieht man den nicht in einer guten<br />
Vorführung, dann hat man das Leben<br />
noch nicht entdeckt. Und so offenbart<br />
sich dem Wandersmann Hape das Leben,<br />
wie er es vielleicht früher einmal<br />
kannte, aber durch seinen Arbeitseifer<br />
vollkommen aus den Augen verloren<br />
hat. Immer wieder gewährt der Film einen<br />
Blick zurück in Kerkelings Leben,<br />
wo er als pausbäckiger Junge seine<br />
ersten Gehversuche als Entertainer<br />
wagte, und verknüpft diese Schlüsselmomente<br />
mit der Gegenwart. ICH BIN<br />
DANN MAL WEG ist gleichzeitig auch<br />
großes Gefühlskino ohne Kitsch, das<br />
geneigte Zuschauer dazu anregen wird,<br />
über den Sinn ihres Lebens nachzudenken.<br />
Dienstag, 08. Dezember 2<strong>01</strong>5<br />
Gefährliche Brandung 2.0<br />
Mit einem Remake beschäftigte mich<br />
der Dienstag<br />
POINT BREAK (1:2.35, 3D, DD 5.1)<br />
OT: Point Break<br />
Verleih: Concorde<br />
Land/Jahr: USA, Deutschland 2<strong>01</strong>5<br />
Regie: Ericson Core<br />
Darsteller: Luke Bracey, Édgar Ramírez,<br />
Teresa Palmer<br />
Kinostart: 21.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6<br />
Der smarte sowie actiongewohnte<br />
Johnny Utah beginnt seine Probezeit<br />
beim FBI mit einem ungewöhnlichen<br />
Fall: da rauben ein paar Typen mit waghalsigen<br />
Stunts Diamanten und auch<br />
Geld im großen Stil, nur um die Beute<br />
dann an Bedürftige zu verteilen. Eine<br />
Gruppe von Extremsportlern um den<br />
charismatischen Bodhi steht im Verdacht,<br />
die sensationellen Coups durchzuführen.<br />
Utah wird damit beauftragt,<br />
die Gruppe zu infiltrieren... 1991 landete<br />
Regisseurin Kathryn Bigelow mit<br />
GEFÄHRLICHE BRANDUNG einen<br />
Hit. Eine actionreiche Story gepaart mit<br />
faszinierenden, farbkräftigen Bildern,<br />
dazu Keanu Reeves und Patrick Swayze<br />
als Gegenspieler – hier hatte alles<br />
gepasst. Schaut man sich jetzt das Remake<br />
an, so denkt man mit Wehmut an<br />
das Original. In dem von Ericson Core<br />
inszenierten und von Kurt Wimmer<br />
geskripteten Film erscheint die Handlung<br />
fast nur noch als schmückendes<br />
Beiwerk. Die Körper sind jetzt tätowiert<br />
und es gibt Handys! Das Hauptaugenmerk<br />
liegt ganz eindeutig auf den<br />
adrenalintreibenden Action-Sequenzen<br />
(inkl. Motocross und Snowboarding),<br />
die zweifelsfrei in der Kombination aus<br />
gewagten Stunts und visuellen Effekte<br />
LASER HOTLINE Seite 7