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Newsletter <strong>01</strong>/<strong>16</strong> (Nr. 353) Januar 2<strong>01</strong>6<br />
Spaß und ist mitunter sehr spannend,<br />
das Zusammenspiel der beiden zu beobachten.<br />
Ihre Reise durch das Death<br />
Valley ist dabei spiritueller Natur und<br />
bietet dem Zuschauer auch noch eine<br />
metaphysische Dimension. Auf die<br />
kann man sich einlassen oder auch<br />
nicht. In beiden Fällen bleibt ein existentielles<br />
Drama mit großartigen Bildern.<br />
Zwar etwas “strange”, aber dank<br />
der Darsteller sehenswert.<br />
CAROL (1:1.85, DD 5.1)<br />
OT: Carol<br />
Verleih: DCM<br />
Land/Jahr: Großbritannien, USA,<br />
Frankreich 2<strong>01</strong>5<br />
Regie: Todd Haynes<br />
Darsteller: Cate Blanchett, Rooney<br />
Mara, Kyle Chandler<br />
Kinostart: 17.12.2<strong>01</strong>5<br />
Wolfram Hannemanns<br />
Film-Blog<br />
Die zufällige Begegnung von<br />
Spielwarenverkäuferin Therese mit der<br />
etwas älteren und gut situierten Carol<br />
im New York der fünfziger Jahre ist von<br />
gegenseitiger Faszination geprägt und<br />
führt schließlich zu einer Liebesaffäre.<br />
Die aber steht unter keinem guten<br />
Stern: Carol lebt in Scheidung und ihr<br />
Ehemann will das alleinige Sorgerecht<br />
für die gemeinsame Tochter erstreiten.<br />
Carol steuert auf einen höchst emotionalen<br />
Gewissenskonflikt zu... Die<br />
fünfziger Jahre ziehen amerikanische<br />
Filmemacher offenbar magisch an. Kein<br />
Wunder: dieses Jahrzehnt hat das gewisse<br />
Etwas. Zuletzt ließ sie der Film<br />
LIFE wieder auferstehen, jetzt tut dies<br />
Todd Haynes in CAROL. Und das<br />
wirklich perfekt. Nicht nur die Ausstattung<br />
wirkt authentisch, auch die Protagonistinnen.<br />
Cate Blanchett als die<br />
lasziv-verführerische Carol und<br />
Rooney Mara als die unschuldige Therese<br />
mit einem Touch von Audrey<br />
Hepburn könnten direkt den fünfziger<br />
Jahren entsprungen sein. Gleichzeitig<br />
stellt Haynes‘ Verfilmung eines Romans<br />
von Patricia Highsmith das Gegenstück<br />
zu seinem 2002 inszenierten und ebenfalls<br />
in den fünfziger Jahren angesiedelten<br />
Film DEM HIMMEL SO FERN<br />
dar. Dort ging es um eine Frau (gespielt<br />
von Julianne Moore), die entdeckt,<br />
dass ihr Ehemann homosexuell ist. Jetzt<br />
ist es die Ehegattin, die mit dieser Laune<br />
der Natur zu kämpfen hat. In beiden<br />
Fällen überschreiten die Hauptpersonen<br />
damit an die damals (und auch teilweise<br />
noch heute!) geltenden gesellschaftlichen<br />
Grenzen. CAROL, von Ed<br />
Lachman wundervoll in Super-<strong>16</strong> auf<br />
Negativfilm gedreht, ist ein spannender<br />
und sehr bewegender Liebesfilm. Einer<br />
der etwas anderen Art, aber bestens<br />
passend zu Weihnachten. Carter<br />
Burwells klavierbetonter Score liefert<br />
den emotionalen Teppich zu diesem<br />
Melodram, das man uneingeschränkt<br />
weiterempfehlen kann. Die Besetzung<br />
ist erstklassig und könnte den ein oder<br />
anderen Oscar abräumen.<br />
Montag, 14. Dezember 2<strong>01</strong>5<br />
Frivole Langeweile<br />
Ein Hoffnungsschimmer: eine solche<br />
Komödie muss ich in diesem Jahr nicht<br />
noch einmal sehen<br />
GUT ZU VÖGELN (1:2.35, 5.1)<br />
Verleih: Constantin<br />
Land/Jahr: Deutschland 2<strong>01</strong>5<br />
Regie: Mira Thiel<br />
Darsteller: Anja Knauer, Max von<br />
Thun, Max Giermann<br />
Kinostart: 14.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6<br />
Als der sich dritte Mann einer Singles-<br />
WG auszieht, um sich dem Vaterwerden<br />
hinzugeben, zieht dessen Schwester<br />
Merlin dort ein. Bald schon schlägt die<br />
anfängliche Abneigung des überzeugten<br />
Singles Jacob in Liebe um – ein<br />
Gefühl, mit dem der Gute überhaupt<br />
nicht umgehen kann! - Der Titel ist hier<br />
tatsächlich Programm! Es geht ums –<br />
Vögeln. Mira Thiels mäßig amüsante<br />
Komödie über Beziehungsprobleme<br />
moderner Großstädter unterscheidet<br />
sich darin nicht von vielen anderen<br />
deutschen Komödien, die in den letzten<br />
Jahren deutsche Bildwände mit der immer<br />
gleichen Machart zudröhnen. Frivolitäten,<br />
Anzüglichkeiten, der Quoten-<br />
Schwule, der Quoten-Transvestit, dumme<br />
Anmachsprüche und – wenn gar<br />
nichts mehr geht – Fäkalhumor. So<br />
scheint Komödie heutzutage zu gehen.<br />
Zugekleistert wird das alles dann mit<br />
einem lautstarken Soundtrack zum kräftig<br />
mitstampfen. Das Handlungsgerüst<br />
ist exakt vorgegeben und kann sogar<br />
von Zuschauern mit reduziertem IQ<br />
vorhergesagt werden. Warum sollte<br />
man sich also diesen Film überhaupt<br />
anschauen? Mögliche Antwort: des<br />
Popcorns wegen. Aber lassen wir die<br />
Spekulationen.<br />
Dienstag, 15. Dezember 2<strong>01</strong>5<br />
Tapfere Journalisten und eine<br />
amerikanische Powerfrau<br />
Als die Parade der Oscar-Kandidaten<br />
könnte ich mein heutiges Presse-Doppel<br />
titulieren.<br />
SPOTLIGHT (1:1.85, 5.1)<br />
OT: Spotlight<br />
Verleih: Paramount<br />
Land/Jahr: USA 2<strong>01</strong>5<br />
Regie: Thomas McCarthy<br />
Darsteller: Mark Ruffalo, Michael<br />
Keaton, Rachel McAdams, Stanley<br />
Tucci<br />
Kinostart: 25.02.2<strong>01</strong>6<br />
Was die Washington Post für die<br />
Watergate-Affäre war, das ist die Boston<br />
Globe für den Missbrauchsskandal<br />
in der Katholischen Kirche.<br />
Ohne die beharrlichen Recherchen der<br />
Investigativjournalisten des Globe wären<br />
die über viele Jahrzehnte durch die<br />
kirchlichen Institutionen vertuschten<br />
Missbrauchsfälle möglicherweise nie<br />
ans Tageslicht gekommen. In seinem<br />
Drama zeigt Regisseur Thomas<br />
McCarthy auf spannende Weise, wie<br />
das Räderwerk in Gang kam, mit welchen<br />
Unwegbarkeiten die Journalisten<br />
zu kämpfen hatten und wie diese emotional<br />
mit der ganzen Geschichte umzugehen<br />
versuchten. Mit seiner Riege<br />
hochkarätiger Darsteller fesselt der<br />
Film von der ersten bis zur letzten Minute<br />
und lässt seine 128 Filmminuten<br />
wie im Flug verstreichen. Howard<br />
Shores ungewohnt ruhiger Score ist<br />
das Tüpfelchen auf dem “i”: das leicht<br />
verstimmte Piano, das man auf der Tonspur<br />
hört, macht von Anfang an klar,<br />
dass hier etwas nicht stimmt.<br />
JOY – ALLES AUSSER GEWÖHN-<br />
LICH (1:1.85, 5.1)<br />
OT: Joy<br />
Verleih: Fox<br />
Land/Jahr: USA 2<strong>01</strong>5<br />
Regie: David O. Russell<br />
Darsteller: Jennifer Lawrence, Robert<br />
LASER HOTLINE Seite 9