ARCHITEKTUR XXXXXXXX Hatdie Architektur alles richtig gemacht, HerrMarte? INTER VIEW Marte.Marte ist eines der angesehensten Architekturbüros in Vorarlberg –auch wenn die beiden Brüder Stefan und Bernhard schon längst nicht mehr nur im <strong>Ländle</strong> bauen. Nun hat Bernhard Marte mit 120 Kollegen eine Selbstverpflichtung von Architekten präsentiert, die nichts anderes fördern soll als die Baukultur in Vorarlberg. ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Was an Bernhard Marte sofort auffällt, ist das ironische Lächeln, das fast jede Äußerung des Architekten begleitet. Das macht Gespräche mit Marte durchaus amüsant... Was sehen Sie, wenn Sie durch Vorarlbergfahren? Ich bemühe mich, die schönen Dinge zu sehen. Zum Beispiel? Übergeordnet betrachtet die Landschaft, inder wir leben. Noch schöner ist es, wenn man über Vorarlberg fliegt. Die oft gefühlte Enge ist da nicht mehr gegeben. Vorarlberg hat imGrunde ein gutes Verhältnis zwischen bebauter und freier Fläche. Inder Ebene sind die Freiflächen nicht so zahlreich, in den Bergen schon. Hat man das einmal verstanden, ist auch die Angst vor der Verdichtung im Rheintal nicht mehr sogroß. Trotzdem ist es ein wichtiges Anliegen der Raumplanung, dass es einige Zonen gibt, die unbedingt frei zu halten sind, damit es nochatmende Bereichegibt. Aber zurück zum Blick auf Vorarlberg: Ich bin ein großer Autofan, vor allem ältere Modelle mag ich. Da fahren bei uns für meinen Geschmack fast schon zu viele herum. Sie sind Oldtimer-Fan? Ja, vor allem Maserati-Fan. Der Maserati Ghibli aus den 70er Jahren steht ganz oben auf der Liste, leider kann ich ihn mir nicht leisten. Ich habe einen aus den 90er Jahren. Auch nicht schlecht. Und deutlich günstiger. Man braucht für einen Oldtimer jedenfalls gute Nerven, denn irgendetwas ist immer kaputt. Und wie steht es um die Architektur im <strong>Ländle</strong>? Es gibt inVorarlberg viele schöne Architektur-Projekte, natürlich viel mehr nicht so schöne. Aber immerhin. Meine beiden erwachsenen Stiefsöhne sagen mir jedesmal, wenn wir an Altach vorbeikommen,wie schön sie den islamischen Friedhof finden. Natürlich ist das ein wunderbares Projekt, auch wennich es gern selbst gebaut hätte – Lacht. Angenommen, man würde Ihnen eine Abrissbirne zur Verfügung stellen: Welches Haus würden Sie abreißen? Dieses Angebot müsste ich ausschlagen. Ich versuche immer positivzudenken. Ich würde niemalsein Gebäude, das jemand anderer gebautund für gut befunden hat, kritisieren. Auch im privaten Kreis nicht? Hin und wieder lasse ich mich vielleicht dazu hinreißen,eine Meinung abzugeben, meistens aber vermeide ich das. Ichselbst mag es auch nicht gern, wenn jemand sagt, dass meine Gebäude nur irgendwelche Betonklötze seien. Und so fahre ich durchs Land: Ich schaue mir die schönen Dinge an, und bei den wenigerschönenschaue ich vorbei. Die Regierung plant eine Novelle, um Bauland zu mobilisieren. Ist das der richtige Hebel? Das ist sicher notwendig. Das Hortenvon Grundstücken entspanntdie Bodenknappheit nicht gerade. Sind neu gebaute Einfamilienhäuser – gerade in Bezug auf die Bodenknappheit –überhaupt noch zeitgemäß? Als echter Vorarlberger kann ich das natürlich nicht mit Nein beantworten. Kann sich jemand ein Grundstück leisten und ein Haus darauf bauen, finde ich das okay. Über die Kosten regelt sich das ohnehin selbst.Natürlich: 6 s’Magazin
ARCHITEKTUR XXXXXXXX Foto: Mathis Dietmar s’Magazin 7