10.07.2018 Aufrufe

Zeitzeugengeheft

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gerhard Dengler<br />

und sein Leben<br />

Zeitgeschichte des 20.Jahrhunderts<br />

Teil 1 : 1912 - 1945<br />

David Schmidl<br />

In diesem Geheft stehen Gerhard Dengler und seine Familie im Mittelpunkt, aber auch Freunde,<br />

Bekannte, Nachbarn und Mitbürger kommen darin vor.<br />

Im Einzelnen sind dies :<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Gerhard Dengler<br />

Sabine Dengler, geb. Haase, Gerhards Frau<br />

Heiner und Hermine Dengler, Gerhards Eltern<br />

Manfred und Margrit Dengler, Gerhards Onkel und Tante<br />

Hanne und Holger Dengler, Gerhards Cousin und Cousine<br />

Fritz Dengler, Gerhards Sohn<br />

Franziska Dengler, Gerhards Tochter<br />

Max und Jutta, Patenkinder von Gerhard


Das ist Gerhard Dengler. Er wurde im Jahr 1912 in Köln geboren. Herr Dengler feiert also in diesem<br />

Jahr seinen 104. Geburtstag. In seiner Lebenszeit hat Gerhard Dengler viele Dinge erlebt, private<br />

Ereignisse, aber auch geschichtliche Ereignisse über die in diesem Buch berichtet wird.<br />

Gerhard Dengler ist unser<br />

Zeitzeuge des<br />

Jahrhunderts<br />

.<br />

Wenn wir uns mit seinem Leben beschäftigen, so lernen wir automatisch sehr viel aus der Geschichte<br />

der letzten 100 Jahre.<br />

Wir erfahren etwas über Ereignisse und welchen Einfluss sie auf das Leben der Menschen hatten. Wir<br />

erfahren etwas darüber, wie Menschen sich in bestimmten Situationen entscheiden konnten und wie<br />

diese Entscheidungen ihr Leben beeinflusste.<br />

Und wir lernen zu verstehen, warum sich Menschen aus Gerhard Denglers Familie, von seinen<br />

Freunden, Mitschülern, Arbeitskollegen und Bekannten so oder so entschieden haben.<br />

Aber zurück zu Gerhard Dengler. Das Jahr, in dem er geboren wurde war auch das Jahr, in dem eine<br />

große Katastrophe die Menschen auf der ganzen Welt erschütterte, nämlich der Untergang<br />

der Titanic.<br />

Für Gerhard Denglers Familie allerdings stand die Geburt des Sohnes im Vordergrund. Vater Heiner<br />

Dengler, der in einem Colonialwarengeschäftarbeitete und Mutter Hermine Dengler, die als<br />

Wäscherin tätig war, hatten sich schon lange ein Kind gewünscht und somit war Gerhards Geburt ein<br />

Anlass großer Freude.<br />

Heiner Dengler Hermine Dengler


Es existiert zwar kein Foto des jungen Gerhard, aber das Familienfoto, das du hier siehst, wurde etwa<br />

zur selben Zeit, also vor 100 Jahren aufgenommen und gibt einen Eindruck von einer Familie aus<br />

dieser Zeit wieder.<br />

Familienfoto um 1900<br />

Übrigens – ein Colonialwarengeschäft, was war das eigentlich ? Nun, in einem Colonialwarenladen<br />

konnte man vor allem Dinge kaufen, die aus den außereuropäischen Besitzungen der europäischen<br />

Staaten, also etwa aus Afrika, Asien oder Amerika stammten. Colonialwaren waren z.B. Kaffee, Tee,<br />

Südfrüchte, Stoffe, Kakao oder Schokolade.<br />

In so einem Laden arbeitete also Gerhard Denglers Vater, von Montags bis Samstag für jeweils 10<br />

Stunden. Er verdiente damit etwa 150 Reichsmarkim Monat.<br />

Kolonialwarenladen Waren aus einem Kolonialwarenladen<br />

Und wie lebte die Familie damit ? Einen kleinen Eindruck davon vermitteln uns vielleicht die folgenden<br />

Bilder aus der Zeit um Gerhards Geburt.


Milch, Bier und andere Produkte wurden mit dem Fuhrwerk geliefert<br />

Als Gerhard 2 Jahre alt war, geschah etwas, das großen Einfluss auf das Leben der Menschen um<br />

Familie Dengler nahm. Es begann im Jahr 1914mit einer Auseinandersetzung zwischen Österreich-<br />

Ungarn und Serbien. Das wäre eigentlich nichts Besonderes gewesen, denn Streit oder auch Krieg<br />

gab es ja oft genug auf der Welt.<br />

Aber weil Österreich-Ungarn mit Deutschland und dem Osmanischen Reich (Türkei) verbündet war<br />

und Serbien mit Russland, war bald fast ganz Europa irgendwie im Krieg. Auch Frankreich und<br />

England nahmen an diesem Krieg teil und ab dem Jahr 1917 auch die USA, so dass man nun von<br />

einem Weltkrieg sprechen konnte.<br />

Zunächst hatten viele Leute in Deutschland gar nichts dagegen einzuwenden, dass Deutschland an<br />

diesem Krieg teilnahm. Im Gegenteil, sie waren stolz darauf, dass ihre Männer oder Söhne als<br />

Soldaten an diesem Krieg teilnahmen. Sie dachten sich, dass die Männer vielleicht Orden oder andere<br />

Auszeichnungen im Krieg erwerben könnten und nur wenige Menschen hatten ihre Zweifel, ob das mit<br />

dem Krieg so eine gute Sache wäre.


Abreise deutscher Soldaten nach Frankreich zu Kriegsbeginn 1914<br />

Das wird nicht lange dauern, Weihnachten sind sie wieder zu Hause, dachten die Deutschen man<br />

und auch Gerhard Denglers Onkel Manfred wurde als Soldat verpflichtet in Frankreich zu kämpfen.<br />

Am Anfang schrieb er auch regelmäßig Feldpostkarten nach Hause, in denen er voller Zuversicht auf<br />

ein schnelles Kriegsende Grüße nach Hause schickte.<br />

Manfred Dengler<br />

Gerhards Onkel


Feldpostbrief<br />

Aber es kam Weihnachten 1914 und der Krieg war noch nicht zu Ende. Es kam das Jahr 1915 und der<br />

Krieg dauerte an. Das Jahr 1916 kam und immer mehr junge Männer kamen nicht mehr nach Hause.<br />

Andere kamen zwar heim, hatten aber entsetzliche Verwundungen. Ihnen fehlten Arme und Beine,<br />

sie waren blind oder geisteskrank. Und die Hoffnung auf einen Sieg oder ein gutes Ende des Krieges<br />

nahm immer mehr ab. Durch den Einsatz moderner Waffen wie Giftgas, Handgranaten oder<br />

Maschinengewehre forderte dieser Krieg mehr Opfer als alle bisherigen Kriege.<br />

Hier ein paar Fotos aus der Zeit des Ersten Weltkriegs :


Auch viele Bekannte von Familie Dengler wurden Opfer des Krieges, in dem insgesamt mehr als 10<br />

Millionen Menschen starben.<br />

Darunter waren etwa<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

2 Millionen deutscher Soldaten<br />

1,7 Millionen russischer Soldaten<br />

1,4 Millionen französischer Soldaten und<br />

1 Million britischer Soldaten<br />

Besonders als auch die USA 1917 in den Krieg eingriff und an der Seite der Gegner<br />

Deutschlands kämpfte war abzusehen, dass Deutschland den Krieg wohl verlieren würde. Zwar<br />

schlossen Deutschland und Russland im Jahr 1917 einen Waffenstillstand, aber das änderte<br />

nichts daran, dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Auch Manfred Dengler erlitt im<br />

Krieg eine schwere Verwundung, die ihn fast das linke Bein kostete . Er wurde in<br />

ein Lazarett eingeliefert und blieb dort etwa 10 Monate lang.<br />

Nicht nur in seiner Familie, auch unter Millionen anderer Menschen in Deutschland nahm der Wunsch<br />

zu, dass der Krieg endlich vorbei gehen sollte. Weil so viele Männer im Krieg waren, im Krieg<br />

umgekommen oder verwundet waren, mussten die Frauen die Arbeit der Männer oft mit erledigen, in<br />

den Fabriken arbeiten oder als Straßenbahnfahrerinnen, oder überall wo sie gebraucht wurden.<br />

Auch Gerhards Tante Margrit arbeitete oft die ganze Nacht in einer Fabrik für Metallwaren, die Töpfe,


Pfannen und Kannen aus Aluminium herstellte. Tagsüber musste sie versuchen, Lebensmittel zu<br />

besorgen, um ihre beiden Kinder Hanne und Holger zu ernähren. Aufgrund des Krieges gab es fast<br />

keine Lebensmittel mehr und die wenigen, die es gab konnte man nur<br />

gegen Lebensmittelkarten kaufen. Durch die viele Arbeit konnte sich Margrit natürlich auch kaum um<br />

die Erziehung ihrer Kinder kümmern, so dass diese meist sich selbst überlassen waren.<br />

Margrit DenglerGerhards Tante<br />

Heiner Dengler konnte in seinem Laden immer weniger verkaufen, denn es wurden immer weniger<br />

Waren geliefert und außerdem hatten die Menschen ja auch immer weniger Geld, um etwas zu<br />

kaufen. Oft musste Heiner Dengler seinen Laden schon nach wenigen Stunden schließen, weil<br />

einfach nichts mehr im Laden war.<br />

Außerdem waren in vielen Städten Tausende von Häusern, Straßen und Fabriken durch den Krieg<br />

völlig zerstört worden, Schulen funktionierten nicht mehr und die Kriminalität nahm deutlich zu.<br />

Gerhard Denglers Mutter und Tante hatten große Mühe, die Ernährung ihrer Familien zu sichern.<br />

Da viele Dinge einfach nicht mehr zu bekommen waren, verwendete man Ersatzstoffe, wie z.B.<br />

<br />

<br />

<br />

Brennnessel für Stoff<br />

Obstkerne für Öl<br />

Asche für Mehl<br />

Weil die Politiker und der deutsche Kaiser Wilhelm II. trotz der fürchterlichen Lage der Menschen<br />

nicht daran dachten, ihre Niederlage einzugestehen und den Krieg immer weiter fortsetzen wollten,<br />

gipfelte die Unzufriedenheit der Bevölkerung in immer größeren Protestdemonstrationen und Streiks,<br />

bei denen die Menschen den Rücktritt des Kaisers und ein Ende des Krieges forderten.


Im November 1918 schließlich war es soweit : Kaiser Wilhelm II. erklärte seinen Rücktritt und<br />

ging ins Exil nach Holland. Der Krieg war vorbei und nun sollte das Land von demokratischen, d.h.<br />

vom Volk gewählten Politikern regiert werden.<br />

Der Politiker Philipp Scheidemann ruft die Republik aus<br />

Im Januar 1919 schließlich gingen auch die Mitglieder der Familie Dengler, Männer und Frauen<br />

ab 18 Jahren zur Wahl und wählte ihreRegierung und den Reichskanzler.<br />

Das Jahr 1919 war für Gerhard Dengler auch der Beginn seiner Schulzeit. Wir sehen ein Foto von<br />

seiner Einschulung und ein weiteres Klassenfoto aus seiner Schulzeit. Gerhard ging gerne in die<br />

Schule. Seine Lieblingsfächer waren Sport und Zeichnen, aber auch in Mathematik schrieb er meist<br />

gute Noten. Im Gegensatz zu heute lernten die Kinder zu Gerhards Zeit eine andere Schrift, die<br />

altdeutsche Schrift.<br />

Aber nicht nur der Schulbeginn, auch das Kriegsende war für die Familie Dengler ein Grund zur<br />

Freude. Im Deutschen Reich gab es allerdings auch andere Reaktionen. Manche Menschen waren<br />

sehr traurig über den Verlust ihrer Angehörigen oder die Zerstörung ihrer Wohnungen und Fabriken.<br />

Andere waren enttäuscht oder aggressiv wegen des verlorenen Krieges, unsicher wegen der neuen<br />

politischen Verhältnisse. Viele waren aber auch voller Hoffnung, dass die Zeiten jetzt besser werden<br />

würden, dass sich ihr Leben verbessern würde und jetzt eine Zeit des Friedens und der Freiheit<br />

anbrechen würde.<br />

Diese Hoffnungen erlitten jedoch einen gewaltigen Rückschlag, als sich die Vertreter der Sieger, d.h.<br />

der Gewinner des Krieges in der Französischen Stadt Versailles trafen, um darüber zu entscheiden,<br />

wie mit den Verlierern umgegangen werden sollte.


Im Juni 1919 wurde unter anderem beschlossen, dass Deutschland den Siegern Gebiete im<br />

Osten und Westen abtreten sollte, seine Soldaten reduzieren musste, seine schweren Waffen<br />

abgeben musste und hohe Geldzahlungen und Materiallieferungen an die Siegermächte leisten<br />

musste..<br />

Dieser Vertrag wurde zwar von der deutschen Bevölkerung allgemein als ungerecht und unfair<br />

empfunden, allerdings mussten die deutschen Politiker ihn unterschreiben, da der Krieg ansonsten<br />

weitergegangen wäre und Deutschland noch größeren Schaden genommen hätte.<br />

Große Teile der Bevölkerung verstanden nicht, warum die deutschen Politiker den Vertrag<br />

unterschreiben mussten und hatten kein Vertrauen in das neue politische System. Es kam wieder zu<br />

zahlreichen Demonstrationen, mit viel Gewalt und auch zu politischen Morden.<br />

Aber der Krieg war vorbei und jetzt konnte begonnen werden, alles wieder aufzubauen. Die Fabriken<br />

produzierten wieder und neue technische Erfindungen sorgten dafür, dass der Alltag der Menschen<br />

langsam wieder besser wurde und der Wohlstand allmählich zunahm. Auch das Warenangebot in<br />

Heiner Denglers Laden wurde immer größer. Ab jetzt verkaufte er auch Haushaltsgeräte, Kleidung<br />

und Zigaretten, so dass man schon fast von einem Kaufhaus sprechen konnte.<br />

Hier eine Auswahl der neuen Produkte aus dem Laden von Heiner Dengler :


Die Haushaltsgeräte wie Bügeleisen, Staubsauger oder Elektroherd vereinfachten auch das Leben<br />

von Gerhard Denglers Familie und der zusätzliche Verkauf der neuen Waren sorgte für zusätzliche<br />

Einnahmen in dem Laden von Heiner Dengler.<br />

Weil das Geschäft so gut lief, überlegte sich Heiner Dengler sogar, sich ein eigenes Auto zu kaufen<br />

und nahm dazu einen Kredit bei der Bank auf.<br />

Einige Jahre lang lief alles richtig gut. Gerhard Dengler beendete nach 8 Jahren seine Schulzeit und<br />

begann eine Ausbildung als Mechaniker in einer Werkstatt.<br />

In seiner Freizeit spielte er Fußball und Mandoline, außerdem ging er gerne Tanzen. Die Familie<br />

blickte voller Zuversicht in die Zukunft und glaubte daran, dass sich ihr Leben immer weiter<br />

verbessern würde.<br />

Im Jahr 1929 jedoch bekam diese optimistische Haltung einen schweren Rückschlag. In den<br />

USA kam es zum Zusammenbruch der Börse in New York. Am sogenannten „Schwarzen Freitag“<br />

brachen die Aktienkurse völlig ein und innerhalb weniger Tage wuchs diese Krise zu einer<br />

sogenannten Weltwirtschaftskrise heran. Fabriken gingen pleite, Banken ebenso und große Teile der<br />

Bevölkerung in den USA und den europäischen Ländern verloren all ihre Ersparnisse und ihre<br />

Arbeitsplätze.<br />

Das Geld verlor immer mehr an Wert und selbst Scheine von Millionen Reichsmark waren nichts mehr<br />

wert. Der Lohn wurde täglich ausbezahlt, aber am Abend war das Geld, das man am Nachmittag<br />

bekommen hatte, schon nichts mehr wert. Oft war es besser das Geld zu verbrennen, als zu<br />

versuchen, etwas dafür zu kaufen.<br />

Die Verzweiflung griff in immer größerem Maße um sich und die Anzahl der Selbstmorde nahm<br />

drastisch zu. Die Arbeitslosigkeit stieg in Deutschland auf über 6 Millionen an und auch Gerhard<br />

Dengler konnte seine Ausbildung nicht fortsetzen, weil die Werkstatt die Weltwirtschaftskrise nicht<br />

überstand.<br />

Der Colonialwarenladen von Heiner Dengler überstand diese Zeit nur deswegen, weil die Familie in<br />

den letzten 6 Jahren ziemlich viel gespart hatte und dafür sinnvolle Anschaffungen getätigt hatte.


Außerdem hatte Familie Dengler noch Verwandte auf dem Land, die sie mit Nahrungsmitteln<br />

unterstützen konnten.<br />

Hier ein paar Bilder aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise :


Diese Weltwirtschaftskrise sorgte dafür, dass sehr viele Menschen in Deutschland das Vertrauen in<br />

die Demokratie und die demokratischen Parteien verloren. Radikale Parteien wie die KPD<br />

(Kommunistische Partei Deutschland) und NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei)<br />

bekamen immer mehr Anhänger und Mitglieder.


Sie versprachen den Menschen ihnen wieder Arbeit und Geld zu geben und bekamen bei den Wahlen<br />

ab 1929 immer mehr Stimmenanteile.<br />

Die Kommunisten versprachen, die Fabrikanten und Unternehmer zu enteignen und die Unternehmen<br />

zu verstaatlichen, damit es keinen Unterschied mehr zwischen arm und reich geben würde.<br />

Die Nationalsozialisten versprachen, die Ergebnisse des Versailler Vertrages zu widerrufen und<br />

Deutschland zu einer großen Nation in der Welt machen zu wollen.<br />

KPD und NSDAP waren radikale, undemokratische Parteien, die mit Gewalt an die Macht kommen<br />

wollten und die Menschen- und Bürgerrechte abschaffen wollten.<br />

Sie führten einen aggressiven Wahlkampf und bekämpften die Demokratie und die demokratischen<br />

Parteien mit Gewalt und Propaganda.<br />

Heiner Dengler hielt sich von diesen radikalen Parteien fern, allerdings wurden viele seiner Freunde<br />

und Bekannten Mitglieder und Anhänger radikaler Parteien, die die Demokratie bekämpften.<br />

Auch Gerhard Dengler, der sich bis jetzt eigentlich nicht für Politik interessiert hatte, überlegte, ob die<br />

NSDAP mit ihren Versprechungen, ihm wieder Arbeit und Brot zu geben, nicht doch Recht hatte mit<br />

ihrer Ablehnung der demokratischen Parteien.<br />

Aus Neugier und Interesse besuchte er deswegen einige Veranstaltungen der NSDAP und traf dort<br />

Leute, die versuchten, ihn auf ihre Seite zu ziehen.<br />

Vieles, was Gerhard dort hörte, war sehr radikal, aggressiv, gewalttätig und angsteinflößend, aber die<br />

Versprechungen verfehlten ihre Wirkung nicht und so gehörte auch Gerhard Dengler zu den vielen<br />

Menschen, die bei den Wahlen im Januar 1933 der NSDAP ihre Stimme gaben.<br />

Und das waren die Ergebnisse dieser Wahl im Überblick :<br />

Dieses Wahlergebnis war die Ursache dafür, das am 30.1.1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler des<br />

Deutschen Reiches ernannt wurde.


Von diesem Tage an veränderte sich das Leben in Deutschland vollkommen und im Rückblick sagte<br />

auch Gerhard Dengler, dass dieser Tag wohl der Schicksalstag Deutschlands im 20.Jahrhundert<br />

gewesen sei.<br />

Mit der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler durch Reichspräsident Hindenburg wurden in<br />

Deutschland Grundrechte und Freiheiten außer Kraft gesetzt.<br />

So wurden :<br />

<br />

<br />

Alle Parteien außer der NSDAP verboten<br />

Die Gewerkschaften verboten und die wichtigsten Gewerkschaftler eingesperrt<br />

<br />

<br />

<br />

Politische Gegner der Nazis verhaftet, in Konzentrationslager eingesperrt, gefoltert und zur<br />

Schwerstarbeit gezwungen<br />

Zeitungen, Zeitschriften, Radiosender verboten oder gleichgeschaltet<br />

Vereine oder kirchliche Jugendorganisationen z.B. Pfadfinder verboten und stattdessen die<br />

Jugendlichen zum Dienst in der Hitlerjugend (HJ) und dem Bund Deutscher Mädchen (BDM)<br />

verpflichtet<br />

<br />

Priester in den Kirchen bespitzelt und teilweise in Konzentrationslager eingeliefert<br />

<br />

Menschen durch Blockwarte oder Gestapo bespitzelt und verraten<br />

<br />

Behinderte in Lager eingeliefert und systematisch ermordet<br />

<br />

Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma in Konzentrationslager eingeliefert und großenteils<br />

umgebracht<br />

<br />

Juden systematisch ausgegrenzt und gezwungen, den gelben Stern als Erkennungszeichen zu tragen<br />

Juden terrorisiert, mit Verboten belegt, in Ghettos verschleppt, in Konzentrationslager eingeliefert und<br />

ermordet<br />

<br />

Künstler und Schriftsteller verboten, eingesperrt oder zur Auswanderung gezwungen<br />

<br />

<br />

Bestimmte Bücher, Filme und Musik verboten und deren Besitz bestraft<br />

Die Bevölkerung in Gruppen von Rassen eingeteilt, die in wertvolle Rassen (v.a. Arier) und<br />

minderwertige Rassen (z.B. Slawen) unterschieden wurden (Ariernachweis)<br />

-Fast alle Synagogen und jüdischen Geschäfte zerstört (November 1938 –„Reichskristallnacht“)


Gerhard Dengler merkte, wie alle anderen Menschen in Deutschland natürlich auch, dass sich vieles<br />

im Lande änderte. Ihm fiel auf, dass Nachbarn und Bekannte auf einmal abgeholt wurden und<br />

verschwanden. Was mit ihnen passierte wusste keiner so genau, aber meist kamen sie nicht wieder<br />

und wenn doch einmal einer zurückkehrte, so durfte er nichts darüber erzählen, was mit ihm passiert<br />

war.<br />

Er sah in den Wochenschauen des Kinos, wie gegen andere Rassen und Juden gehetzt wurde, wie<br />

diese in schlimmster Weise beleidigt wurden und ihre Geschäfte zugemacht wurden. In öffentliche<br />

Gebäude wie Kinos, Theater, Schwimmbäder oder Büchereien wurden sie auf einmal nicht mehr<br />

hineingelassen, außerdem durften sie keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, keine Parkbänke<br />

zum Sitzen verwenden und keine Fahrräder mehr besitzen.<br />

Alle jüdischen Mitbürger, mit denen man bis jetzt völlig nachbarschaftlich zusammengelebt hatte,<br />

wurden auf einmal gezwungen, den gelben Stern zu tragen und die Namen Sarah und Israel im Pass<br />

zu tragen. Und immer öfter kam es vor, dass sie einfach abgeholt wurden und verschwanden.<br />

Erst später erfuhr man, unter welchen Umständen sie ermordet worden waren.<br />

Gerhard Dengler sah auch, dass man in der „Neuen Zeit“ aufpassen musste, was man sagte, wem<br />

man etwas sagte. Schnell konnte es passieren, dass jemand wegen einer unpassenden Bemerkung<br />

oder einem Witz oder einer kritischen Äußerung eingesperrt wurde.<br />

Seit 1936, dem Jahr, in dem in Deutschland die Olympischen Spiele stattfanden, war Gerhard Dengler<br />

verheiratet. Seine Frau Sabine hatte er ein Jahr zuvor bei einer Geburtstagsfeier gemeinsamer<br />

Bekannter kennengelernt.<br />

Eigentlich hatte Gerhard, der ja katholisch erzogen worden war, in einer Kirche heiraten wollen, aber<br />

das war in der Zeit des Nationalsozialismus nicht erwünscht, so dass die Trauung nur auf dem<br />

Standesamt vollzogen wurde.<br />

Mittlerweile hatte Gerhard wieder Arbeit gefunden. Die neue Regierung hatte das Ziel den Bau von<br />

Autobahnen in Deutschland voranzutreiben und dadurch wurden viele Arbeitskräfte gebraucht, so<br />

dass auch Gerhard Dengler wieder eine Beschäftigung fand.


Auf der Straße sah man jetzt immer mehr Uniformen. Jede Organisation der Nazis hatte ihre eigene<br />

Uniform, so dass man HJ-Uniformen, BDM-Uniformen, SA-Uniformen, Gestapo-Uniformen und noch<br />

andere durch die Straßen marschieren sah. Und die Fahne der Nationalsozialisten mit dem<br />

Hakenkreuz musste ständig von den Häusern auf die Straße gehängt werden. Wer dies nicht machte,<br />

war automatisch verdächtig und wurde der Gestapo (Geheime Staatspolizei) gemeldet – und das<br />

bedeutet meist Ärger oder mehr.<br />

Gerhard Dengler sah sehr wohl, dass die neue Regierung viele Menschen ausgrenzte und verfolgte<br />

und der Bevölkerung viele Freiheiten nahm. Aber das alles wollte er gar nicht so genau wissen, denn<br />

wer zu viel wusste konnte sich in Schwierigkeiten bringen und Politik hatte ihn sowieso nicht so<br />

besonders interessiert.<br />

Seit 1930 hatte er ein Patenkind. Der Junge hieß Max und war das Kind seines früheren Mitarbeiters<br />

Paul Runkel. Max war mit 10 Jahren in das Deutsche Jungvolk, die Vorstufe zur Hitlerjugend<br />

eingetreten. Teilweise empfand er die wöchentlichen Versammlungen, Treffen und Appelle als lästig,<br />

allerdings machten ihm die Fahrten, Lager und Geländespiele auch Spaß.<br />

Max Runkel<br />

Gerhard Dengler war kein Mitglied der NSDAP geworden, aber er bemühte sich, sich möglichst<br />

regierungstreu und unauffällig zu verhalten, um für sich und seine Frau keine Schwierigkeiten zu<br />

bekommen. Und außerdem war er froh, wieder Arbeit zu haben. Das Geld, das er verdiente, konnte er<br />

gut gebrauchen, denn er wollte unbedingt in den nächsten Jahren ein eigenes Auto kaufen.<br />

Im Jahr 1938 stellte sich in der Familie Dengler Nachwuchs ein. Sohn Fritz wurde geboren und die<br />

junge Familie zog in eine Dreizimmerwohnung in die Schmiedgasse um. In diesem Jahr schloss sich<br />

Österreich nach aggressiven Drohungen Deutschlands dem Deutschen Reich an und von dieser Zeit<br />

an herrschten die Nazis auch dort. Also wurden auch dort Gegner der Nazis verfolgt und eingesperrt<br />

und auch in Österreich wurden Konzentrationslager errichtet.<br />

Gerhard Denglers Sohn Fritz sah seinen Vater aber nur ein Jahr lang, denn im<br />

Jahr 1939 (1.September) griff Deutschland Polen an und löste damit den Zweiten Weltkrieg aus.<br />

Schon lange hatte Hitler erklärt, andere Völker seien minderwertig und hätten nur die Aufgabe dem<br />

deutschen Volk zu dienen und in den Jahren vor 1939 hatten die Nazis alles vorbereitet, um<br />

Deutschland auf einen Krieg vorzubereiten.


In Fabriken waren Waffen und Panzer hergestellt worden, Soldaten waren auf den Einsatz vorbereitet<br />

worden und trotzdem war der Kriegsbeginn im Allgemeinen kein Anlass zur Freude, denn es war ja<br />

kaum 20 Jahre her, dass der Erste Weltkrieg großes Unglück und große Not über die Bevölkerung<br />

gebracht hatte. Wie die meisten jungen Männer wurde auch Gerhard Dengler sofort zum<br />

Kriegseinsatz gerufen und musste seine junge Familie daheim zurück lassen.<br />

Schnell war zu sehen, dass Deutschland möglichst viele Länder Europas unterwerfen und besiegen<br />

wollte. Gerhard Dengler kämpfte an der Westfront gegen Frankreich, das zunächst schnell besiegt<br />

und im Mai 1940 von Deutschland besetzt wurde.<br />

Der Zweite Weltkrieg übertraf alle bisherigen kriegerischen Auseinandersetzung an Grausamkeiten<br />

und Brutalitäten. Gerhard Dengler blieb vieles davon erspart. Nach seinem Einsatz im Feldzug gegen<br />

Frankreich kehrte er mit einem Granatsplitter nach Hause zurück und war für den Rest des Krieges<br />

kriegsuntauglich. Das rettete ihn wahrscheinlich vor dem Tod, der Gefangenschaft oder der Teilnahme<br />

an unmenschlichen Aktionen im Kampf an einer der vielen Fronten des Zweiten Weltkrieges.<br />

Am Anfang des Krieges standen sehr schnelle militärische Erfolge von Deutschland. Schnelle Siege<br />

gegen Polen und Frankreich, Besetzungen von Dänemark und Norwegen, Belgien und den<br />

Niederlanden und am Balkan ließ die Bevölkerung von „Blitzkriegen“ sprechen, da die deutsche<br />

Wehrmacht oft auf völlig unvorbereitete Gegner traf.<br />

Wenn ein Land besetzt worden war, wurden die nationalsozialistischen Gesetze dort ebenso<br />

eingeführt wie im Deutschen Reich. Die Bevölkerung dieser Länder wurde zu gehorsamem Verhalten<br />

gezwungen, allerdings unterschiedlich behandelt.<br />

Den östlichen bzw. slawischen Menschen gegenüber verhielten sich die deutschen Besatzer in der<br />

Regel grausamer als in den westlichen Staaten.<br />

Eine entscheidende Wende erfuhr der Krieg als das Deutsche Reich die Sowjetunion im<br />

Jahr 1941angriff. Dieser Krieg wurde noch unmenschlicher und härter geführt als alle<br />

bisherigen Auseinandersetzungen.<br />

Er wurde von Seiten der Nazis als Vernichtungskrieg und Kampf um das Überleben des deutschen<br />

Volkes geführt. Und auch der Staatschef der Sowjetunion, Josef Stalin, kannte keine Gnade im Kampf<br />

gegen die deutschen Eindringlinge.<br />

Im Laufe der Jahre 1941 – 1945 zeigte sich, dass die deutschen Soldaten mit den extremen


Bedingungen des russischen Winters und der riesigen Fläche des Landes überfordert waren. Die<br />

Schlacht von Stalingrad war der Wendepunkt des Krieges für die deutsche Armee. In dieser Schlactht<br />

starben zwischen 700 000 und 1000 0000 Menschen. Von nun an befanden sich die deutschen<br />

Soldaten auf dem Rückzug und die Gegner Deutschlands trugen den Krieg nach Deutschland hinein.<br />

Fast alle deutschen Städte wurden regelmäßig bombardiert und einige davon, wie Dresden oder<br />

Hamburg völlig zerstört. Während der Bombenangriffe suchte die Bevölkerung Schutz in Bunkern, um<br />

danach zu sehen, ob noch etwas von der eigenen Wohnung übrig geblieben war.<br />

Deutschland hatte den Krieg nach Europa getragen und spätestens ab 1943 kam der Krieg mit voller<br />

Härte nach Deutschland zurück. Je mehr abzusehen war, dass das Deutsche Reich den Krieg<br />

verlieren würde, umso grausamer gingen die Nazis gegen diejenigen vor, die den Sieg in Zweifel<br />

zogen. Wer ausländische Nachrichten hörte, Zeitungen las oder davon sprach, dass es besser wäre,<br />

den Krieg zu beenden, musste mit dem Todesurteil rechnen. Und ab 1944 wurden auch schon<br />

Jugendliche und alte Männer als Soldaten in den Krieg geschickt, um die Lage für Deutschland noch<br />

zu retten, aber die Lage war für Deutschland aussichtslos geworden.<br />

Mittlerweile gab es kaum einen Platz auf der Erde, auf dem nicht gekämpft wurde, auch in Afrika und<br />

Asien waren Soldaten im Einsatz, Japan führte seit 1943 Krieg gegen die USA und besonders in den<br />

letzten beiden Kriegsjahren starben mehr Menschen auf dem Schlachtfeld als in allen Kriegen zuvor.<br />

Auch Gerhard Denglers Wohnung war den Bombenangriffen des Jahres 1944 zum Opfer gefallen.<br />

Zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn konnte er nur das eigene Leben retten und sich in einem<br />

Notquartier ein Zimmer mit einer anderen Familie teilen können.<br />

Sein Patenkind Max war seit 1944 Mitglied der Hitlerjugend geworden, die die Jugendlichen immer<br />

stärker schon auf die Tätigkeit als Soldat vorbereitete. Außerdem war die Hitlerjugend<br />

an Aufräumaktionen, Luftschutzdienst und Sammelaktionen für Kleider, Altmetall oder für das<br />

Winterhilfswerk beteiligt.<br />

Gegen Ende des Krieges konnte von einem normalen Leben der Familie keine Rede mehr sein. Zwar<br />

hatte Gerhard noch Arbeit in einer Fabrik, aber wegen der Bombenangriffe musste die Arbeit dauernd<br />

unterbrochen werden. Außerdem fiel ständig der Strom aus und Material konnte nicht rechtzeitig<br />

geliefert werden, da die Straßen und Bahnhöfe alle zerstört waren.


Ansonsten hatte die Familie all ihren Besitz verloren, die Schulen waren geschlossen und als<br />

Notunterkünfte oder Lazarette umfunktioniert worden und auch Gerhards Frau war in einem Lazarett<br />

als Schwesternhelferin tätig und sah jeden Tag, welche Folgen der Krieg für die Bevölkerung hatte.<br />

Natürlich gab es auch wieder Probleme damit, sich mit Lebensmitteln zu versorgen, aber das kannten<br />

die Menschen ja schon aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.<br />

Obwohl eigentlich jedem klar war, dass der Krieg für Deutschland verloren war, tönten die Nazis, dass<br />

der Endsieg kurz bevor stehen würde und dass Deutschland noch über Wunderwaffen verfügen<br />

würde, mit denen der Feind zurückgeschlagen werden würde. Und wer es laut wagte, daran zu<br />

zweifeln wurde vor Gericht gestellt und konnte innerhalb weniger Minuten zum Tode verurteilt und<br />

aufgehängt werden.<br />

Es gab aber auch mutige Menschen, die sich für ein Ende des Krieges, für eine Beendigung des<br />

Terrors gegen die anderen Völker, die Vernichtung der Juden, die Tötung von Behinderten, die Folter<br />

in den Konzentrationslagern aussprachen. Solche Menschen waren in Widerstandsorganisationen wie<br />

der Weißen Rose organisiert und verfassten Flugblätter, in denen sie diese Dinge ansprachen.<br />

Auch die Edelweißpiraten oder einzelne Personen wie der Schreiner Georg Elser kämpften gegen die<br />

Diktatur der Nazis.<br />

Weiße Rose – Geschwister Scholl<br />

Georg Elser


Wenn sie gefasst wurden bedeutete dies natürlich das Todesurteil für sie.<br />

Es gab auch Menschen, die versuchten, Hitler durch ein Attentat zu beseitigen, um den Weg für ein<br />

Ende des Krieges und Friedensverhandlungen freizumachen. Der bekannteste Versuch wurde von<br />

dem Offizier Stauffenberg am 20.Juli 1944 durchgeführt, allerdings hatte das Attentat keinen Erfolg<br />

und führte nur zu noch mehr Todesurteilen.<br />

Graf von Stauffenberg<br />

Außerdem gab es während der ganzen Zeit des Nationalsozialismus immer wieder mutige Menschen,<br />

die jüdische Mitbürger versteckten oder ihnen halfen das Land zu verlassen, die Menschen im KZ<br />

Nahrungsmittel hineinschmuggelten oder sich in anderer Weise um Verfolgte kümmerten.<br />

Natürlich waren das nicht viele Menschen, da die meisten entweder Angst hatten vor den grausamen<br />

Urteilen, die auch für Helfer galten, oder keinen Ärger wollten oder einfach so aufgehetzt waren und<br />

an die Parolen der Nazis glaubten.<br />

Viele sahen und hörten einfach weg, wenn andere Menschen verschwanden, wenn jüdische Kinder<br />

nicht mehr in die Schule gingen, sondern wegtransportiert wurden, wenn Arbeitskollegen abgeholt<br />

wurden, Synagogen angezündet wurden oder wenn über schlimme Verbrechen im Osten berichtet<br />

wurde. Auch Gerhard Dengler und seine Familie hielten sich aus allem raus. Sie beteiligten sich nie an<br />

Verbrechen, sie waren auch nicht in die NSDAP eingetreten, aber sie vermieden es strikt mit den<br />

Nazis in Konflikt zu kommen.


Sie wussten aus den Medien, den Wochenschauen, den Zeitungen und auch aus Schicksalen von<br />

ihnen bekannten Menschen, dass es sehr gefährlich sein konnte und sehr viel Mut erforderte,<br />

Zivilcourage und Menschlichkeit zu zeigen, wenn man sich dabei im Widerspruch zu den Nazis<br />

befand. Und sie hatten es mit fortlaufender Dauer des Krieges immer schwerer, ihr eigenes Leben zu<br />

organisieren und ihr Überleben zu sichern.<br />

Im Frühjahr 1945 schließlich waren die britischen, französischen, amerikanischen und sowjetischen<br />

Truppen bereits tief in das Innere Deutschlands eingedrungen und hatten Stadt um Stadt unter ihre<br />

Kontrolle bekommen. Nun war offensichtlich, dass die Kapitulation Deutschlands nur noch eine Frage<br />

von Tagen sein konnte.<br />

Nach dem Selbstmord von Adolf Hitler im April 1945 war der Weg frei zur Unterschrift unter die<br />

Kapitulationserklärung am 8.Mai 1945. Nun war der Krieg zu Ende, die Herrschaft der Nazis vorbei,<br />

die Völker Europas befreit und die Überlebenden der Konzentrationslager hatten ihre Freiheit wieder.<br />

In Asien dauerte der Krieg noch drei Monate länger. Erst der Abwurf der Atombomben durch die USA<br />

auf Hiroshima und Nagasaki führte zur Kapitulation Japans und damit zum endgültigen Ende des<br />

Zweiten Weltkrieges.


Arbeitsaufträge zur Arbeit mit dem Geheft<br />

Fragen zu den Inhalten des Geheftes<br />

1. In welchen Berufen arbeiteten Gerhard Denglers Eltern ?<br />

2. Woher kommt der Name Colonialwaren ?<br />

3. Womit begann der Erste Weltkrieg ?<br />

4. Warum kämpfte Deutschland im Ersten Weltkrieg ?<br />

5. Nenne zwei Länder, die im Ersten Weltkrieg an der Seite von Deutschland kämpften !<br />

6. Nenne zwei Länder, die im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland kämpften !<br />

7. Wie verhielt sich die Bevölkerung in Deutschland zu Beginn des Ersten Weltkrieges ?<br />

8. Wie änderte sich die Stimmung in der Bevölkerung im Laufe des Krieges ?<br />

9. Nenne zwei wichtige Ereignisse des Jahres 1917 !<br />

10. Worin unterschied sich der Erste WK von bisherigen Kriegen ?<br />

11. Wie viele Opfer forderte der Erste Weltkrieg insgesamt ?<br />

12. Wie änderte sich die Stellung der Frau im Ersten Weltkrieg ?<br />

13. Welche Ersatzstoffe wurden im Ersten Weltkrieg verwendet ?<br />

14. Was machte der Deutsche Kaiser im Jahre 1918 ?<br />

15. Was machte Philipp Scheidemann im November 1918 ?<br />

16. Wer durfte an den Wahlen im Januar 1918 teilnehmen ?<br />

17. Wie verhielt sich die deutsche Bevölkerung am Ende des Krieges ?<br />

18. Worüber wurde im Versailler Vertrag verhandelt ?<br />

19. Nenne drei Bestimmungen, die der Versailler Vertrag für Deutschland hatte !<br />

1. Woran merkte man, dass es großen Teilen der Bevölkerung in den 20er Jahren besser ging ?<br />

1. Wo begann die Weltwirtschaftskrise ?<br />

2. Wann kam es zur Weltwirtschaftskrise ?<br />

3. Warum kam es zur Weltwirtschaftskrise ?<br />

4. Warum griff die Weltwirtschaftskrise auf Deutschland über ?<br />

5. Welche Folgen hatte die Weltwirtschaftskrise ?<br />

6. Was versprachen die radikalen Parteien KPD und NSDAP den Menschen ?<br />

1. Welches Ergebnis brachten die Wahlen im Januar 1933 ?<br />

2. Welche Folgen hatten diese Wahlen ?<br />

3. Welche Folgen hatte die Machtergreifung der Nazis<br />

für die anderen Parteien ?<br />

für die Presse ?<br />

für die Künstler ?<br />

für die Jugendlichen ?<br />

für die Kirche ?


1. Was verstehst du unter der Rassentheorie der Nazis ?<br />

2. Was verstehst du unter den Nürnberger Gesetzen ?<br />

3. Was war der Gelbe Stern ?<br />

4. Welche Gruppen wurden von den Nazis besonders verfolgt ?<br />

5. Was machte man in der Hitlerjugend ?<br />

6. Womit begann der Zweite Weltkrieg ?<br />

7. Was bedeutet das Wort Blitzkrieg ?<br />

8. Wann griff Deutschland die Sowjetunion an ?<br />

9. Wie viele Menschen kamen in Stalingrad ums Leben ?<br />

10. Nenne 10 Nationen, die im Zweiten Weltkrieg kämpften !<br />

11. Was war die Weiße Rose ?<br />

12. Was wurde während des Krieges mit dem Tode bestraft ?<br />

13. Wie versuchten die Nazis die Niederlage abzustreiten ?<br />

14. Welche deutschen Städte wurden im Krieg besonders zerstört ?<br />

15. Wer war Graf von Stauffenberg ?<br />

16. Wann endete der Zweite Weltkrieg in Europa ?<br />

17. Wann und womit endete der Zweite Weltkrieg in Asien ?<br />

18. Wie viele Menschen starben im Zweiten Weltkrieg insgesamt ?<br />

19. Welches Land hatte – gemessen an der Einwohnerzahl – die meisten Kriegsopfer zu beklagen ?<br />

20. Wie viele Deutsche starben im Zweiten Weltkrieg ?<br />

Zusätzliche Fragen und Aufgaben<br />

1. Erstelle eine Zeitleiste zum Leben von Gerhard Dengler und trage alle bisherigen Ereignisse aus<br />

seinem Leben ein !<br />

2. Erstelle eine geschichtliche Zeitleiste und trage alle geschichtlichen Ereignisse aus dem Geheft<br />

ein !<br />

3. Erstelle eine gemeinsame Zeitleiste und trage alle Ereignisse aus dem Geheft ein !<br />

4. Erstelle ein Diagramm zu den Opferzahlen des Ersten Weltkrieges !<br />

5. Erstelle zu jeder Person aus dem Geheft ein eigenes Blatt und trage alle wichtigen Informationen über<br />

diese Person darin ein ! Gestalte das Blatt optisch !<br />

6. Formuliere zu den Informationen aus dem Geheft je 20 Fragen, die mit<br />

Warum ….. und<br />

Welche Folgen hatte es, dass …. beginnen und beantworte diese !


1. Erstelle zu zwei der folgenden Unterthemen des Geheftes jeweils ein aussagekräftiges Plakat :<br />

Weiße Rose<br />

Weltwirtschaftskrise<br />

Versailler Vertrag<br />

Reichskristallnacht !<br />

Du kannst dein Geschichtsbuch, das Internet und alle anderen Quellen zu Hilfe nehmen !<br />

1. Erstelle einStichwortverzeichnisA-Z und trage möglichst alle wichtigen Begriffe und Personen des<br />

Geheftes ein !<br />

2. Erkläre die folgenden Begriffe aus dem Geheft auf Karteikarten :<br />

<br />

<br />

<br />

Holocaust<br />

Nürnberger Gesetze<br />

Gestapo

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!