Giesserei6-2017
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EDITORIAL<br />
Gute Stimmung in Düsseldorf!<br />
Gießereitag <strong>2017</strong> war ein voller Erfolg<br />
FOTO: FRITZ WINTER<br />
Lesenswert: In unserer Rubrik<br />
„Unternehmen & Märkte“ berichtet<br />
Prof. Rüdiger Deike über<br />
die „Bedeutung energieintensiver<br />
metallurgischer Betriebe unter<br />
dem Aspekt des Recyclings<br />
von Eisen, Stahl und NE-Metallen“<br />
(ab Seite 64).<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
Die Wettergötter meinten es gut mit uns, diesen<br />
Eindruck konnte man ohne Zweifel am ersten<br />
Veranstaltungstag des Deutschen Gießereitages<br />
<strong>2017</strong> in Düsseldorf gewinnen. Bei Temperaturen<br />
um die 30 Grad waren über 650 Teilnehmer am 17.<br />
und 18. Mai in das Congress Center der Düsseldorfer<br />
Messegesellschaft gekommen, um sich über aktuelle<br />
Trends, neueste Ergebnisse aus Forschung & Entwicklung<br />
und generelle wirtschaftliche Perspektiven der Gießereibranche<br />
zu informieren. Der Gießereitag stand<br />
unter dem Motto „Digitale und virtuelle Welt – Herausforderung<br />
und Chance für die Gießerei-Industrie“. Ein<br />
Thema, über das kontrovers diskutiert wurde. Einen<br />
exzellenten Überblick genau zur Frage, wie die Digitalisierung<br />
die vertrauten und bekannten Abläufe und<br />
Prozesse in den Gießereien beeinflussen wird, gab Jean Marc Ségaud, eloquenter Gießereiexperte<br />
aus dem Hause BMW. In seinem Plenarvortrag wurde er nicht müde zu betonen,<br />
dass „die klugen Köpfe, die Talente von morgen, nicht in den Strukturen von heute<br />
arbeiten wollen.“ Und weiter meinte Ségaud: „Ob die Gießereibranche von der Digitalisierung<br />
und der Elektromobilität partizipieren wird, ist davon abhängig, wie sie Nachwuchs<br />
für diese Technologie und deren Weiterentwicklung elektrisieren kann.“<br />
Dass sich der Nachwuchs für zukunftsweisende gießereitechnische Themen begeistern<br />
lässt, wurde nach Magdeburg im vorigen Jahr auf dem Gießereitag in Düsseldorf eindrucksvoll<br />
demonstriert. Salopp formuliert könnte man sagen, nicht Ü sondern U 30er prägten<br />
das Erscheinungsbild des zweitägigen Events der Gießereibranche. Sage und schreibe 147<br />
StudentenInnen der Gießereitechnik waren zum Teil mit ihren Professoren nach Düsseldorf<br />
gekommen. Der Verein Deutscher Giessereifachleute (VDG) hatte für die angehenden<br />
Entscheider von morgen einen speziellen Empfang organisiert. VDG-Präsident Dr.-Ing. Jens<br />
Wiesenmüller zeigte sich sehr erfreut über die 77 VDG-Neuanmeldungen aus dem Kreise<br />
der Studierenden. Um den VDG für junge Leute, für angehende Nachwuchsingenieure noch<br />
attraktiver zu machen, arbeiteten VDG und BDG an einer speziellen studentischen Mitgliedschaft,<br />
dem VDG Junior.<br />
In den kommenden Ausgaben der GIESSEREI und auf unserer neuen Webseite www.giesserei.eu<br />
werden wir ausführlich über den Gießereitag <strong>2017</strong> berichten.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Michael Franken, Chefredakteur (E-Mail: michael.franken@bdguss.de)<br />
GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong> 3
INHALT<br />
FOTO: RWTH AACHEN<br />
FOTO: ZAFT EV HW DRESDEN<br />
FOTO: GONTERMANN-PEIPERS<br />
38<br />
Gusseisen<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Die Autoren beschreiben in ihrem<br />
Beitrag, dass Cobalt und Nickel auf<br />
mikrostruktureller Ebene ein hohes<br />
Potenzial für die metallurgische<br />
Optimierung der hochsiliziumhaltigen<br />
GJS-Sorten aufweisen.<br />
46<br />
Druckgießverfahren<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Die Autoren haben ein spezielles<br />
Problem analysiert: Sie untersuchen<br />
am Referenzwerkzeug Motortragbock<br />
die Wirkung der konturbezogenen<br />
Temperierung für einen größeren<br />
Werkzeugeinsatz.<br />
60 <br />
(LED-)Licht<br />
SPEKTRUM<br />
Bei der Gießerei Gonterman-Peipers<br />
legt man größten Wert auf das Thema<br />
Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit.<br />
Im Werk Hain hat deswegen die Unternehmensleitung<br />
alte Quecksilberdampflampen<br />
durch LED-Leuchten ersetzt.<br />
52<br />
3-D-Druck<br />
SPEKTRUM<br />
Mit der 3-D-Drucktechnologie<br />
lassen sich scheinbar unmögliche<br />
Geometrien schnell,<br />
präzise und kostengünstig<br />
anfertigen.<br />
FOTO: VOXELJET<br />
4 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
FORSCHUNG & INNOVATION<br />
30 Forschung am Kompetenzzentrum für Industrielle Energieeffizienz (KIEff) der<br />
Hochschule Ansbach<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
38 Metallurgische Verbesserung von mischkristallverfestigten Gusseisen mit<br />
Kugelgrafit: Einfluss von Cobalt und Nickel auf die Mikrostruktur – Teil 1<br />
Sebastian F. Fischer, Johannes Brachmann, Andreas Bührig-Polaczek,<br />
Philipp Weiß<br />
46 Konturbezogene Temperierung von Druckgießformen – Ein Beitrag zur<br />
Prozessoptimierung, Ronald Miksche, Detlef Kochan<br />
SPEKTRUM<br />
52 Phenolharzbasierter 3-D-Druck in der Gießereitechnik<br />
Tobias King<br />
56 Energieeffiziente Drucklufterzeugung für perfektes Felgenfinish<br />
Ralf Thormann<br />
60 Und es werde (LED-)Licht<br />
Martin Oberliesen, Maik Tippel, Thomas Herweg<br />
62 Grüne Komplettlösung für die Industriebeleuchtung<br />
Sabine Gladkov<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
64 Die Bedeutung energieintensiver metallurgischer Betriebe<br />
Rüdiger Deike<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Aktuelles<br />
74 Patente<br />
82 News<br />
89 Firmenschriften<br />
90 Medien & Bücher<br />
92 Personalien<br />
95 VDG intern<br />
96 Termine<br />
Tagungen<br />
98 Aachener Gießereikolloquium <strong>2017</strong><br />
102 38. Wiener Motorensymposium<br />
104 Aalener Gießerei-Kolloquium <strong>2017</strong><br />
110 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />
113 Inserentenverzeichnis<br />
114 Vorschau/Impressum<br />
Noch kein Abo? Dann wählen Sie die Hotline 0211/6707-5 27<br />
oder schicken eine E-Mail an: gabriele.wald@stahleisen.de
AKTUELLES<br />
FOTO: WALZE COSWIG<br />
6 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
Foto des<br />
Monats:<br />
Top Qualität<br />
aus Coswig!<br />
Coswig steht für erstklassigen Walzenund<br />
Handformguss sowie innovatives<br />
Engineering. Die Gießerei entwickelt<br />
und fertigt seit125 Jahren anspruchsvolle<br />
Gussteile für unterschiedliche<br />
Branchen und Aufgaben. Mit einer<br />
Produktionskapazität von 40 000 Tonnen<br />
im Jahr und über 260 qualifizierten<br />
Facharbeitern ist sie auch in Zukunft<br />
ein zuverlässiger Partner.<br />
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GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong> 7
Erneut hohe studentische Beteiligung<br />
VDG-Präsident Dr.-Ing. Jens Wiesenmüller<br />
bei seiner Rede während des<br />
Studierendenempfangs in Düsseldorf.<br />
Starke Beteiligung<br />
der Jugend: 147<br />
Studierende kamen<br />
in diesem Jahr zum<br />
Gießereitag, das<br />
waren noch einmal<br />
fast 30 mehr als<br />
beim Branchentreff<br />
im vergangenen<br />
Jahr.<br />
> DEUTSCHER GIESSEREITAG: Mit<br />
651 Teilnehmern, davon 147 Studierende,<br />
hat sich die Gießerei-Industrie am<br />
17. und 18. Mai wieder auf dem Deutschen<br />
Gießereitag, dem bedeutendsten<br />
Branchen-Event des Jahres getroffen.<br />
Nach Magdeburg im vergangenen Jahr<br />
war der Veranstaltungsort diesmal das<br />
Congress Center in Düsseldorf, wo das<br />
Event bei schönstem Sonnenschein startete.<br />
Der erste Tag war von Vorträgen,<br />
der Mitgliederversammlung des Vereins<br />
Deutscher Giessereifachleute e. V. (VDG)<br />
und dem Gießerabend auf dem Rheinschiff<br />
MS Rhein Energie geprägt. Den<br />
zweiten Tag nahm das Fachprogramm<br />
mit Vortragsreihen aus den Bereichen<br />
Fertigungstechnologie, Eisen und Stahlguss<br />
und Prozesstechnik ein. Mit tatkräftiger<br />
Hilfe der Professoren der Gießereitechnik<br />
an den deutschen Hochschulen<br />
waren auch in diesem Jahr wieder zahlreiche<br />
Studierende nach Düsseldorf gekommen,<br />
um die Branche kennenzulernen<br />
und die Fachvorträge zu besuchen.<br />
Für sie hatte der VDG einen eigenen<br />
8 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
AKTUELLES<br />
FOTOS: A. BEDNARECK<br />
Empfang organisiert, auf dem die Studierenden<br />
zu Beginn des Gießereitags<br />
von VDG-Präsident Dr.-Ing. Jens Wiesenmüller<br />
begrüßt wurden. Dr. Wiesenmüller<br />
bedankte sich zunächst für die 77 studentischen<br />
VDG-Neuanmeldungen im<br />
Vorfeld der Veranstaltung und betonte<br />
die hohe Bedeutung des Nachwuchses<br />
für den Verein. „Die meisten Gießer treten<br />
erst mit etwa 40 Jahren in den VDG<br />
ein, weil sie zunächst in einem Unternehmen<br />
starten und sich erst danach in einem<br />
Fachausschuss engagieren – das<br />
ist zu spät“, bekräftigte er. Um die Attraktivität<br />
des VDG für junge Leute zu<br />
erhöhen, arbeiteten Verein und Verband<br />
derzeit an einer studentischen Mitgliedschaft,<br />
dem VDG Junior, verriet er. Schon<br />
im vergangenen Jahr in Magdeburg war<br />
Studierenden als Anreiz für eine Mitgliedschaft<br />
ein kostenloses GIESSEREI-Abonnement<br />
angeboten worden. Besonderheit<br />
des VDG Junior: Was diese Mitgliedschaft<br />
bieten wird, entscheiden die<br />
Studierenden mit. Bis Oktober soll eine<br />
Arbeitsgruppe aus verschiedenen Hochschulen<br />
gebildet werden, die eine Mitgliedschaft<br />
mit Mehrwert für Studierende<br />
und Berufseinsteiger entwickeln soll.<br />
Dr.-Ing. Wiesenmüller: „Der VDG Junior<br />
soll eine Plattform für junge Leute werden,<br />
wo altersspezifische Themen in den<br />
Fokus genommen werden.“<br />
Der Präsident des Bundesverbandes<br />
der Deutschen Gießerei-Industrie e. V.<br />
(BDG) und VDG-Hauptgeschäftsführer<br />
Dr.-Ing. Erwin Flender stellte sich in seiner<br />
Rede hinter die Pläne für eine VDG-Junior-<br />
Mitgliedschaft und betonte anschließend,<br />
wie wichtig der VDG für seine persönliche<br />
Laufbahn war. „Unterstützen Sie dieses<br />
Netzwerk – es hat eine ganz andere Qualität<br />
als der Austausch über Facebook“,<br />
riet er und fuhr fort: „Wir brauchen junge<br />
Leute als Rückgrat unserer Unternehmen.<br />
Künftig wird Industrie 4.0 der Werkzeugkasten<br />
des Vorarbeiters sein.“<br />
Die Studierenden verfolgten die Reden<br />
der VDG-Spitze mit großem Interesse.<br />
Zu ihnen gehörte auch Meike Ahlborn<br />
von der Hochschule Aalen, die bereits<br />
zum zweiten Mal den Gießereitag besuchte<br />
und sich hier im Vorfeld ihres Praxissemesters<br />
über den Stand der Dinge<br />
in der Gießereiforschung informierte. Die<br />
24-jährige blickt zuversichtlich in die Zukunft:<br />
„Die Gießerei wird sich durch die<br />
Digitalisierung und den 3-D-Druck verändern,<br />
aber nicht untergehen – erst<br />
recht nicht in Deutschland. Wir haben<br />
gut ausgebildetes Fachpersonal, das<br />
fehlt in anderen Ländern.“ Auch Daniel<br />
Jüngst von der Hochschule Kassel ist optimistisch:<br />
Er sieht die bevorstehenden<br />
Veränderungen in der Branche eher als<br />
Chance denn als Risiko. Der 25-jährige,<br />
der neben dem Studium als wissenschaftliche<br />
Hilfskraft am Lehrstuhl von<br />
Prof. Martin Fehlbier in Kassel arbeitet,<br />
ist über einen Ferienjob in der Gießerei<br />
sowie den motivierenden Unterricht seines<br />
Professors auf die Branche aufmerksam<br />
geworden.<br />
Ahlborn und Jüngst verbindet die Leidenschaft<br />
für das Gießen, die Zuversicht<br />
in die Zukunft ihrer Branche und möglicherweise<br />
bald auch das Netzwerk des<br />
VDG – beste Aussichten also für ein gelungenes<br />
und erfolgreiches Berufsleben!<br />
www.bdguss.de<br />
Eine Unterstützung junger<br />
Nachwuchswissenschaftlern<br />
war auch der<br />
Poster-Award, der im<br />
Rahmen des Gießerabends<br />
auf dem Rheinschiff<br />
MS Rhein Energie<br />
verliehen wurde. Platz 1<br />
erhielt Mike Otten für<br />
ein Poster über die Untersuchung<br />
der Serientauglichkeit<br />
des Schichttransplantationsprozesses.<br />
Christof Denninger<br />
(ganz links) nahm den<br />
Preis für ihn entgegen.<br />
Auf den Plätzen folgten<br />
Friederike Feikus (Platz<br />
2, 2. v. l.) und Paul Rämer<br />
(Platz 3, ganz<br />
rechts)<br />
GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong> 9
AKTUELLES<br />
FOTO: BERND GESKE<br />
Erweiterung für 12,5 Mio. Euro<br />
Petar Marovic (links), Geschäftsführer der Havelländischen<br />
Zink-Druckguss GmbH, Premitz, mit Schichtleiter<br />
Harald Kümpfel.<br />
> HZD GMBH: Die Havelländische Zink-<br />
Druckguss GmbH (HZD) plant eine Erweiterung<br />
für 12,5 Mio. Euro. Die Produktionsfläche<br />
von jetzt 2000 m 2 soll sich<br />
verdoppeln. In Betrieb genommen werden<br />
soll das neue Gebäude im 1. Quartal<br />
2018. Die Zahl der Beschäftigten soll von<br />
jetzt 110 bis Ende 2018 auf 125 steigen.<br />
Die Havelländische Zink-Druckguss<br />
(HZD) GmbH will investieren, um ihre Produktionsfläche<br />
zu verdoppeln. Die jetzt<br />
genutzte Halle soll einen Anbau erhalten,<br />
der noch einmal genauso groß ist. Es sei<br />
vorgesehen, teilt HZD-Geschäftsführer<br />
Petar Marovic mit, für Gebäude und Anlagen<br />
12,5 Mio. Euro zu investieren. Im<br />
1. Quartal 2018 solle im Neubau der Betrieb<br />
aufgenommen werden und der Bestandsbau<br />
werde auch weiter für die Produktion<br />
genutzt.<br />
„Wir haben das Jahr 2016 mit einem<br />
positiven Ergebnis abgeschlossen“, sagt<br />
Marovic. „Gegenwärtig bewegen wir uns<br />
noch weiter in der Strukturierungsphase,<br />
in der es um die innerbetriebliche Prozessoptimierung<br />
geht.“ Es seien 750 000 Euro<br />
in die Anschaffung einer neuen IT-Umgebung<br />
investiert worden, deren Hard- und<br />
Softwaresysteme <strong>2017</strong> in Betrieb genommen<br />
werden. Der Mitarbeiterstamm, der<br />
seit längerer Zeit bei rund 100 Beschäftigten<br />
lag, ist auf 110 erhöht worden. Ende<br />
des Jahres 2018 werde die HZD GmbH<br />
voraussichtlich 125 Beschäftigte haben.<br />
2016 hat das Unternehmen einen Umsatz<br />
von 17 Mio. Euro gemacht. Für <strong>2017</strong> sind<br />
23 und für 2018 28 Mio. Euro geplant.<br />
Interessierte Beobachter wissen, dass<br />
es der HZD GmbH vor gar nicht langer<br />
Zeit wirtschaftlich weniger gut gegangen<br />
ist. Nachdem Marovic im Herbst 2014 die<br />
Geschäftsführung des Premnitzer Traditionsbetriebes<br />
vom Gründer Michael<br />
Schönberg übernommen hatte, stellte er<br />
fest, dass die Gewinne aus besseren Zeiten<br />
abgeschmolzen und die Kosten mehr<br />
als verträglich gestiegen waren. Er begann<br />
mit groß angelegten Restrukturierungsmaßnahmen.<br />
„In dem Zustand, in dem sich das Unternehmen<br />
damals befunden hat“, resümiert<br />
Marovic, „wäre es langfristig nicht<br />
wettbewerbsfähig gewesen.“ Allerdings<br />
waren auch zu der Zeit die Maschinen<br />
und Anlagen hochausgelastet. „Mit der<br />
Erweiterung werden wir den Ansprüchen<br />
des heutigen Marktes gerecht“, stellt er<br />
fest. Gegenwärtig laufe die Planungs- und<br />
Entwicklungsphase.<br />
Wo ist der neue Ansatz, der zu berechtigten<br />
Hoffnungen Anlass gibt? Die HZD<br />
GmbH hat neue Kunden in neuen Branchen<br />
hinzu gewonnen. Wie Petar Marovic<br />
mitteilt, soll künftig auch für die Bereiche<br />
Telekommunikation, Elektrotechnik und<br />
Elektronik produziert werden. Als typische<br />
Erzeugnisse nennt er Stecker für<br />
Elektroplatinen, Antriebsgehäuse und<br />
Netzwerkgehäuse für Telekommunikationsnetzwerke.<br />
Das Brot-und-Butter-Geschäft<br />
früherer Jahre, Fenster- und Baubeschläge,<br />
bleibt aber auch erhalten.<br />
Wie das Unternehmen die neuen Kunden<br />
gewinnen konnte? „Sie sind auf uns<br />
zugekommen“, verrät Petar Marovic. Unter<br />
der Leitung von Michael Schönberg<br />
habe die HZD GmbH deutschlandweit einen<br />
enorm guten Ruf aufgebaut, erklärt<br />
er. Darauf könne jetzt aufgebaut werden.<br />
Die meisten Kunden hat das Unternehmen<br />
in der Bundesrepublik, viele in Großbritannien<br />
und Ungarn.<br />
Wie der Chef berichtet, findet er sein<br />
Personal schon lange nicht mehr nur im<br />
Raum Premnitz-Rathenow-Brandenburg,<br />
sondern deutschlandweit. Der Werkleiter<br />
komme aus Stuttgart, der Oberflächenspezialist<br />
aus Aachen, der Vertriebschef<br />
aus Frankfurt/Main, der Kaufmännische<br />
Leiter aus Berlin und der Projektleiter aus<br />
Dessau. Immer öfter zeige sich aber auch<br />
der Trend, berichtet Petar Marovic, dass<br />
einstige Premnitzer, die viele Jahre in der<br />
Fremde gearbeitet haben, wieder zurück<br />
in ihre Heimatstadt kommen. Er sagt: „Da<br />
haben wir jetzt einige einstellen können.“<br />
Quelle: Märkische Allgemeine Rathenow<br />
Autor: Bernd Geske<br />
www.hzd.eu<br />
10 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
AKTUELLES<br />
Umfeld von wachsenden Unsicherheiten geprägt<br />
> DEUTSCHE STAHLINDUSTRIE: Globale<br />
Strukturprobleme, eine unzureichende<br />
europäische Außenhandelspolitik sowie<br />
drohende Belastungen durch den EU-<br />
Emissionsrechtehandel bestimmen das<br />
Umfeld der Stahlindustrie in Deutschland<br />
und Europa. Zusätzlich bereiten mögliche<br />
Folgen der künftigen US-Handelspolitik<br />
immer größere Besorgnis. Daher bewegt<br />
sich die moderate konjunkturelle Erholung<br />
der Stahlindustrie auf einem zunehmend<br />
unsicheren Fundament.<br />
„Die Europäische Union steht vor einer<br />
großen industriepolitischen Herausforderung.<br />
An der Stahlindustrie macht sich<br />
beispielhaft fest, ob und wie die EU auf<br />
Gefährdungen ihrer industriellen Basis<br />
reagieren will“, sagt Hans Jürgen Kerkhoff,<br />
Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl. Es brauche jetzt mutige Entscheidungen,<br />
um die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
europäischen Stahlindustrie in einem veränderten<br />
internationalen Umfeld zu erhalten.<br />
„Protektionismus abzulehnen und<br />
gleichzeitig konsequenten Handelsschutz<br />
gegen unfaire Marktteilnehmer sicherzustellen,<br />
sind kein Widerspruch, sondern<br />
zwei Seiten einer Medaille“, stellt Kerkhoff<br />
mit Blick auf aktuelle Verlautbarungen aus<br />
Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl, warnt u. a. davor,<br />
EU-Pläne umzusetzen, die einen Emissionsrechtehandel<br />
mit milliardenschweren Auflagen<br />
für die Stahlindustrie vorsehen.<br />
den USA sowie den Importdruck von<br />
Dumpingstahl aus China und weiteren<br />
Ländern klar.<br />
Bei der Bewältigung der globalen<br />
Strukturkrise stehe China weiterhin im<br />
Fokus, da rund zwei Drittel der weltweiten<br />
Überkapazitäten auf dieses Land entfallen.<br />
Trotz angekündigter Schließungspläne<br />
fahre die chinesische Stahlindustrie<br />
aktuell die Produktion hoch, statt Anlagen<br />
tatsächlich vom Markt zu nehmen. Von<br />
dieser Seite sei keine Entspannung zu erwarten.<br />
„Leider geht Brüssel die Modernisierung<br />
der EU-Handelsschutzinstrumente<br />
bislang nur äußerst zaghaft an.<br />
Zudem ist die Gefahr vorhanden, dass es<br />
künftig für China deutlich leichter werden<br />
könnte, Dumpingstahl nach Europa zu exportieren“,<br />
sagt Kerkhoff.<br />
Brüssel sei beim Emissionsrechtehandel<br />
mit drohenden milliardenschweren<br />
Auflagen für die Stahlindustrie auf falschem<br />
Kurs. „In den kommenden sechs<br />
Wochen entscheidet sich die Investitionsperspektive<br />
und Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Stahlindustrie für die nächsten Jahre.<br />
Wenn es jetzt nicht zu Fortschritten<br />
kommt, muss das Thema Emissionsrechtehandel<br />
angesichts seiner industriepolitischen<br />
Bedeutung von der Bundeskanzlerin<br />
in die Hand genommen werden“, so<br />
Kerkhoff. www.stahl-online.de<br />
FOTO: WV STAHL<br />
Marcel Rosefort ist neuer F&E-Leiter bei Trimet<br />
FOTO: TRIMET<br />
Leitet künftig die<br />
F&E-Abteilung von<br />
Trimet: Dr.-Ing. Marcel<br />
Rosefort.<br />
> TRIMET: Dr.-Ing. Marcel Rosefort ist<br />
neuer Leiter der Abteilung Forschung &<br />
Entwicklung der Trimet Aluminium SE,<br />
Essen. Der zuletzt als Leiter der Forschung<br />
und Entwicklung im Bereich Primary<br />
Products des Werkstoffspezialisten<br />
tätige Projektingenieur übernimmt die<br />
Aufgabe von Dr. Hubert Koch.<br />
Neben Dr. Rosefort wurde Dr. Luisa<br />
Marzoli zur stellvertretenden Leiterin der<br />
Forschung & Entwicklung ernannt. „Marcel<br />
Rosefort leistet seit Jahren hervorragende<br />
Arbeit für Trimet. Als Leiter der<br />
Abteilung Forschung und Entwicklung<br />
werden er und sein Team gemeinsam mit<br />
unseren Kunden die Erschließung neuer<br />
Anwendungsgebiete für Aluminium weiter<br />
vorantreiben“, sagt Trimet-Vorstand Thomas<br />
Reuther.<br />
Dr. Rosefort ist seit 2007 für Trimet<br />
tätig und seitdem maßgeblich an der Entwicklung<br />
neuer Legierungen beteiligt. Der<br />
Ingenieur promovierte 2006 zum Thema<br />
„Prozess-Gefüge-Eigenschaften: Korrelationen<br />
für langfaserverstärktes Aluminium“.<br />
Dr. Luisa Marzoli ist seit 2015 im Bereich<br />
Primary Products in der Forschung<br />
und Entwicklung bei Trimet tätig. Dr. Hubert<br />
Koch, der langjährige Leiter der Abteilung<br />
Forschung & Entwicklung, bleibt<br />
auch nach seinem 65. Geburtstag Mitglied<br />
der Teamleitung und übernimmt<br />
künftig Aufgaben in der Kunden- und Projektbetreuung<br />
im Bereich Forschung und<br />
Entwicklung. Damit stellt Trimet einen<br />
fließenden und reibungslosen Generationswechsel<br />
sicher.<br />
Als innovatives, mittelständisches Familienunternehmen<br />
entwickelt, produziert,<br />
recycelt, gießt und vertreibt die<br />
Trimet Aluminium SE an acht Produktionsstandorten<br />
moderne Leicht metall produkte<br />
aus Aluminium. 3000 Mitarbeiter<br />
sorgen dafür, dass Autos sparsamer, Flugzeuge<br />
leichter, Windräder und Stromanlagen<br />
effizienter, Bauwerke moderner und<br />
Verpackungen ökologischer werden.<br />
<br />
www.trimet.eu<br />
12 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
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AKTUELLES<br />
Ministerin informierte sich über<br />
Gießereigruppe<br />
Allzeitrekord bei<br />
Neuzulassungen<br />
in Westeuropa<br />
FOTO: GROHMANN<br />
Hans-Peter Grohmann, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Anne Heller, Ortsverband der CDU<br />
Bisingen, Wolfgang Grohmann und Roman Waizenegger, der Bürgermeister von Bisingen<br />
(v. l. n. r.).<br />
GROHMANN: Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut<br />
(CDU) hat der Johann Grohmann GmbH & Co. KG in Bisingen am 31.<br />
März einen Besuch abgestattet. Ziel des Besuchs der Ministerin war es, sich über<br />
die in ihrer Heimatregion ansässigen Unternehmen und deren Leistungsfähigkeit<br />
zu informieren. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde mit Präsentation der Firmengruppe<br />
Grohmann ging es dann auch in die Fertigung. Die Grohmann-Gesellschafter<br />
Hans-Peter und Wolfgang Grohmann sowie Kay Mattern, Geschäftsführer<br />
der Johann Grohmann GmbH & Co. KG Bisingen, führten die Wirtschaftsministerin<br />
und deren Begleitung durch die Produktion. Die Besuchergruppe konnte<br />
sich hier einen Eindruck über das Unternehmen, die Produktionsmöglichkeiten<br />
und die Leistungsstärke machen.www.welcome-to-grohmann.de<br />
Kupolöfen schmelzen Altbatterien<br />
> METALLVERWERTUNG: Das sogenannte<br />
Bat’ring-Verfahren, entwickelt von<br />
dem 2013 gegründeten französischen Ingenieurbüro<br />
Eco’Ring, Feurs, und der französischen<br />
Eisengießerei Fiday Gestion,<br />
ermöglicht jetzt die Verwertung von Metallen<br />
aus Altbatterien. Die Weltpremiere<br />
des Recyclingverfahrens erfolgte in einem<br />
französischen Kupolofen, wo die enthaltenen<br />
Metalle, hauptsächlich Mangan,<br />
aber auch Zink und Eisen, optimal verwertet<br />
wurden. Derzeit befindet sich ein<br />
weiterer Kupolofen in der Versuchsphase.<br />
Nach einer 2-jährigen Testphase chargiert<br />
Fiday Gestion inzwischen einen Altbatteriensatz,<br />
der die FeMn-Briketts ersetzt.<br />
Das Verfahren funktioniert wirtschaftlich,<br />
umweltfreundlich und ohne Änderung der<br />
Kupolofen-Basischarge und der Anlage.<br />
Die 1914 gegründete Eisengießerei<br />
Fiday Gestion in Chassey-les-Scey ist ein<br />
In Europa werden jährlich rund 60 000 t<br />
Alkali-Mangan- und Zink-Kohlenstoff-Altbatterien<br />
gesammelt, darunter 20 000 t<br />
in Deutschland – davon 75% durch die GRS<br />
(Gemeinsames Recycling System GmbH).<br />
Hersteller von Bremsscheiben und Bremstrommeln<br />
für Nutzfahrzeuge und Pkw.<br />
www.eco-ring.eu<br />
FOTO: GRS<br />
> PKW-MARKT: Der westeuropäische<br />
Automobilmarkt zeigte sich im März von<br />
seiner starken Seite: Die Pkw-Neuzulassungen<br />
stiegen um gut 10 % auf ein Allzeithoch<br />
von mehr als 1,8 Mio. Einheiten.<br />
Noch nie wurden in einem Monat mehr<br />
Neuwagen zugelassen als im März <strong>2017</strong>,<br />
der allerdings zwei Arbeitstage mehr hatte<br />
als der Vorjahresmonat. Die fünf größten<br />
Einzelmärkte legten ausnahmslos zu.<br />
Den stärksten Zuwachs erzielte Italien mit<br />
einem Plus von mehr als 18 %. Spanien<br />
(+13 %) und Deutschland (+11 %) wuchsen<br />
ebenfalls zweistellig. In Großbritannien<br />
stiegen die Neuzulassungen um gut<br />
8 %. Der französische Pkw-Markt legte<br />
um 7 % zu.<br />
Die kleineren westeuropäischen Märkte<br />
entwickelten sich im März heterogen.<br />
In Griechenland (+50 %), den Niederlanden<br />
(+24 %), Dänemark (+19 %), Österreich<br />
(+15 %) und Schweden (+11 %) legte<br />
der Absatz zweistellig zu. Belgien<br />
(+8 %), die Schweiz (+5 %) und Island<br />
(+1 %) konnten ebenfalls Zuwächse verbuchen.<br />
Einen Rückgang gegenüber dem<br />
Vormonat mussten im März Irland (-8 %),<br />
Finnland (-4 %), Norwegen (-3 %) und Portugal<br />
(-2 %) hinnehmen.<br />
Das erste Quartal <strong>2017</strong> schließt der<br />
westeuropäische Pkw-Markt mit einer positiven<br />
Bilanz ab: Mit 3,9 Mio. Neuzulassungen<br />
steht der Markt aktuell mehr als<br />
7 % im Plus.<br />
In den neuen EU-Ländern erhöhte sich<br />
der Pkw-Absatz im März im Vergleich zum<br />
Vorjahresmonat um 21 % auf 124 100<br />
Einheiten. Im ersten Quartal <strong>2017</strong> wurden<br />
insgesamt 318 600 Pkw neu zugelassen<br />
(+18 %). Zuwächse von 20 % oder mehr<br />
verzeichneten in diesem Zeitraum Rumänien<br />
(+28 %), Ungarn (+24 %), Kroatien<br />
(+23 %), Bulgarien (+22 %), Polen (+20 %)<br />
und Litauen (+20 %).<br />
www.vda.de<br />
Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />
für unsere Rubrik Aktuelles<br />
berücksichtigen?<br />
Dann schicken Sie Ihre Meldungen bitte<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
14 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
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AKTUELLES<br />
Die Sieger der Audi Tool Trophy<br />
präsentieren ihre Urkunden an<br />
der Seite leitender Audi-Funktionäre:<br />
Sascha Meckler, Erstplatzierter<br />
der Kategorie „Bachelor-<br />
und Semesterarbeiten“,<br />
Eric Gärtner, Erstplatzierter der<br />
Kategorie „Master- und Diplomarbeiten“,<br />
Philipp Kolmer, Zweitplatzierter<br />
der Kategorie „Bachelor-<br />
und Semesterarbeiten“<br />
und Michael Grubenmann,<br />
Zweitplatzierter der Kategorie<br />
„Master- und Diplomarbeiten“<br />
(v. l. n. r.).<br />
FOTO: AUDI<br />
Preis für talentierte Nachwuchsingenieure<br />
> AUDI TOOL TROPHY: Scharfe Kanten,<br />
enge Radien – gerade ihr Design macht<br />
die Karosserien der Audi-Modelle unverwechselbar.<br />
In der Fertigung lassen sich<br />
diese präzisen Linien oft nur mit Spezialwerkzeugen<br />
des Kompetenz Centers Anlagen-<br />
und Umformtechnik umsetzen. Auf<br />
der Suche nach innovativen Ideen im<br />
Werkzeugbau hat Audi bereits zum neunten<br />
Mal den Studentenwettbewerb „Audi<br />
Tool Trophy“ ausgerichtet. Die Sieger erhielten<br />
am 3. Mai Preisgelder in Höhe von<br />
bis zu 2500 Euro.<br />
In diesem Jahr war der Wettbewerb<br />
besonders spannend: Erstmals flossen<br />
auch dreiminütige Kurzvorträge der Teilnehmer<br />
mit in die Bewertung ein, sogenannte<br />
„Pitches“. Zehn Studierende<br />
schafften es in die engere Auswahl und<br />
präsentierten ihre Arbeiten vor einer Expertenjury.<br />
Davon prämierte der Automobilhersteller<br />
die jeweils zwei besten Einreichungen<br />
aus den Kategorien „Master/<br />
Diplomarbeiten“ und „Bachelor-/Semesterarbeiten“.<br />
„Die Audi Tool Trophy ist ein etablierter<br />
Wettbewerb, den wir nun noch interessanter<br />
für talentierte Nachwuchsingenieure<br />
gestaltet haben“, erklärt Jörg<br />
Spindler, Leiter Kompetenz Center Anlagen-<br />
und Umformtechnik. „Neben dem<br />
fachlichen Austausch mit unseren Experten<br />
bieten wir den Studierenden auch die<br />
Gelegenheit, wichtige Kontakte für ihre<br />
berufliche Laufbahn zu knüpfen.“<br />
In der Kategorie „Master und Diplomarbeiten“<br />
konnte Eric Gärtner von der<br />
Hochschule Mittweida die Jury mit seinem<br />
Beitrag zur Technologieentwicklung<br />
für das Reibpunktschweißen von hochfesten<br />
Aluminiumlegierungen der 7000er-<br />
Serie überzeugen. Den zweiten Platz belegte<br />
hier Michael Grubenmann, Student<br />
der ETH Zürich, mit seiner Masterarbeit<br />
zum Thema Potenzialanalyse neuer Versagenskriterien<br />
für die Blechumformsimulation.<br />
Ebenfalls den 1. Platz, die Tool Trophy<br />
und das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro<br />
hat Sascha Meckler in der Kategorie<br />
„Bachelor und Semesterarbeiten“ er rungen.<br />
Mit seiner Entwicklung einer Software<br />
zur Modellierung der Fließ-, Fließort-<br />
und Grenzformänderungskurve sowie<br />
zur Ableitung entsprechender<br />
Materialkarten für AutoForm und<br />
Rekordzuwachs bei Elektrofahrzeugen<br />
> ZSW: Im ersten Quartal <strong>2017</strong> wurden insgesamt 11 624 Elektrofahrzeuge neu<br />
zugelassen, darunter 5060 rein batterieelektrisch betriebene Pkw sowie 5264<br />
Pkw mit zusätzlichem Verbrennungsmotor. Diese Zahlen meldete das Zentrum<br />
für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Demnach<br />
konnte die Elektromobilität hierzulande ein Rekordwachstum verzeichnen,<br />
denn bislang wurden innerhalb eines Quartals in Deutschland noch nie so viele<br />
Elektrofahrzeuge angemeldet.<br />
www.zsw-bw.de/datenservice<br />
LS DYNA konnte sich der Student der<br />
Friedrich Alexander Universität Erlangen<br />
Nürnberg gegen die starke Konkurrenz<br />
durchsetzen. Philipp Kolmer von der<br />
Technischen Universität Braunschweig<br />
erreichte mit seiner Bachelorarbeit zum<br />
Thema Standzeitoptimierung von Aluminiumdruckgießwerkzeugen<br />
den 2. Platz.<br />
Die im Kompetenz Center Anlagenund<br />
Umformtechnik neu gestaltete Trophäe<br />
wurde erstmals in einem 3-D-Metalldrucker<br />
gefertigt. Eine weitere Neuerung<br />
war das Publikumsvoting: Zum<br />
ersten Mal haben Gäste, betreuende Professoren<br />
und Audi-Experten aus Produktion<br />
und Logistik einen zusätzlichen Preis<br />
für den besten Pitch verliehen. Der Gewinner<br />
Michael Grubenmann freut sich<br />
über einen Wertgutschein für die Audi<br />
Driving Experience.<br />
Das Audi Kompetenz Center Anlagenund<br />
Umformtechnik entstand Anfang<br />
<strong>2017</strong> als Zusammenschluss aus Werkzeugbau<br />
und Presswerk. Die bisher separaten<br />
Bereiche arbeiten seit jeher eng<br />
zusammen. Sie fertigen und bedienen<br />
unter anderem die Presswerkzeuge, die<br />
das Audi-Design ermöglichen. Als Rahmenprogramm<br />
zur Audi Tool Trophy präsentierte<br />
das Kompetenz Center beim<br />
Technologieforum aktuelle Projekte.<br />
Auch im kommenden Jahr sucht das<br />
Kompetenz Center Anlagen- und Umformtechnik<br />
wieder nach innovativen Studien<br />
und Abschlussarbeiten aus dem deutschsprachigen<br />
Raum. Den Bewerbungszeitraum<br />
für die Tool Trophy <strong>2017</strong> gibt Audi<br />
noch rechtzeitig auf seiner Website bekannt.<br />
www.audi.com<br />
16 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
AKTUELLES<br />
Montage eines<br />
BMW-Hybrid-Pkw<br />
im BMW-Werk Leipzig.<br />
Risiken und<br />
Chancen beim Automobilstrukturwandel<br />
in Sachsen halten<br />
sich in etwa die<br />
Waage.<br />
FOTO: BMW<br />
Fallstudie zur Automobilzulieferindustrie in Sachsen<br />
> VDA: In der Branche herrscht Konsens<br />
darüber, dass sich die Automobilindustrie<br />
in einem „epochalen Wandel“ befindet.<br />
In der Tat sind nie zuvor derart gravierende<br />
Veränderungen bei Markt, Produkt und<br />
Prozess zeitgleich aufgetreten. Und noch<br />
nie zuvor in der Geschichte der Automobilindustrie<br />
hatte die Zulieferindustrie aufgrund<br />
ihres heutigen Wertschöpfungsanteils<br />
von ca. 70 % einen so hohen Anteil<br />
an der Bewältigung eines Strukturwandels<br />
zu meistern.<br />
Das Sächsische Staatsministerium für<br />
Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA)<br />
hat vor einigen Monaten ein Konsortium<br />
aus Chemnitz Automotive Institute (CATI)<br />
und Netzwerk Automobilzulieferindustrie<br />
(AMZ) damit beauftragt, diese aktuellen<br />
Entwicklungen und Trends zu analysieren<br />
und in einem zweiten Schritt deren Auswirkungen<br />
auf die Automobilzulieferindustrie<br />
in Sachsen zu bewerten. Diese Studie<br />
ist nunmehr abgeschlossen und wurde<br />
u. a. im Arbeitskreis Industriepolitik der<br />
Wirtschaftsminister-Konferenz der Länder<br />
Anfang März in Leipzig vorgestellt.<br />
In einem I. Teil werden insgesamt neun<br />
Markt-, Produkt- und Prozesstrends analysiert:<br />
> Markt: neue Märkte, neue Wettbewerber,<br />
neue Mobilitätsmuster<br />
> Produkt: neue Werkstoffe, neue Antriebe,<br />
Connected Car, autonomes<br />
Fahren<br />
> Prozess: Modul- und Plattformstrategie,<br />
Industrie 4.0<br />
In Summe kommt auf die Branche – Hersteller<br />
wie Lieferanten – in den nächsten<br />
zehn bis 15 Jahren eine gewaltige Herausforderung<br />
zu. Dieses Thema bewegt<br />
auch das „Autoland Sachsen“, in dem der<br />
Automobilbau mit über 81 000 Beschäftigten<br />
(davon ca. 60 000 in der Zulieferindustrie)<br />
eine wirtschaftliche Schlüsselbranche<br />
darstellt.<br />
Die Veröffentlichung kommt zum richtigen<br />
Zeitpunkt, da gegenwärtige Untersuchungen<br />
und Verlautbarungen automobilwirtschaftlicher<br />
Institute für die deutsche<br />
Zulieferindustrie überwiegend ein<br />
besorgniserregendes Bild zeichnen.<br />
„Das Besondere an unserer Studie ist,<br />
dass wir uns nicht nur mit den bekannten<br />
Risiken, sondern auch intensiv mit den<br />
Chancenpotenzialen für die Zulieferunternehmen<br />
beschäftigt haben. Und wir haben<br />
diese Analyse zudem mit sehr viel<br />
Aufwand auf unternehmensbasierten Daten<br />
aufgebaut, indem wir für gut 200 Zulieferunternehmen<br />
der Region mit über<br />
40 000 Beschäftigten detaillierte Technologieprofile<br />
erstellt und diese mit Beschäftigungszahlen<br />
belegt und gewichtet<br />
haben“, erläutert Prof. Dr. Werner Olle,<br />
einer der Autoren, den Forschungsansatz<br />
der CATI/AMZ-Studie.<br />
Aggregiert auf alle vier Produktbereiche<br />
lässt sich aus den unternehmensbasierten<br />
Einzelwerten ein Beschäftigungsrisiko<br />
von insgesamt 16,5 % für die<br />
Automobilzulieferindustrie in Sachsen ableiten.<br />
In allen Produktbereichen stehen<br />
diesen Beschäftigungsrisiken jedoch zeitgleich<br />
auch Beschäftigungschancen<br />
durch neue Werkstoffe, neue Produkte<br />
und Services, neue Märkte gegenüber, die<br />
zu kompensatorischen Beschäftigungszuwächsen<br />
führen können. Im Ergebnis<br />
ergibt sich aus diesen Chancen für die<br />
gesamte Zulieferindustrie in Sachsen ein<br />
positiver Beschäftigungseffekt von<br />
+ 13,5 %, der in Summe die aufgezeigten<br />
Beschäftigungsrisiken nahezu ausgleichen<br />
könnte.<br />
Dieses Ergebnis variiert allerdings<br />
nach Produktbereichen. In drei Produktbereichen<br />
(Karosse/Exterieur, Interieur,<br />
Elektrik/Elektronik) sind prozentual hohe<br />
positive Beschäftigungseffekte möglich.<br />
Lediglich im Produktbereich Antrieb/<br />
Fahrwerk reichen die Chancen nicht aus,<br />
um die Beschäftigungsrisiken zu kompensieren.<br />
Fazit: Nicht Beschäftigungskrise, sondern<br />
Strukturwandel heißt die Herausforderung.<br />
Aber auch diese Herausforderung<br />
ist gewaltig. Nicht jedes Produkt und jeder<br />
Produktbereich, nicht jedes Unternehmen<br />
und nicht jeder Arbeitsplatz wird den<br />
automobilen Strukturwandel überleben.<br />
Aufgabe jedes einzelnen Unternehmens<br />
ist es, die Chancen und Risiken für seinen<br />
jeweiligen Geschäftsbereich zu bewerten<br />
und geeignete Maßnahmen einzuleiten.<br />
Eine Kurzfassung beider Teile der Studie<br />
kann über info@cati.institute angefordert<br />
werden.<br />
www.vda.de<br />
18 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
Kürzere Bearbeitungszeiten von Aluminiumlegierungen<br />
> ALERIS: Aleris, Koblenz, ein führender<br />
Spezialist für Walzprodukte aus Aluminium,<br />
verkürzt die Bearbeitungszeiten von<br />
Aluminiumlegierungen im Werkzeug- und<br />
Formenbau erheblich. Das Unternehmen<br />
hat die Eigenschaften der Legierungen<br />
Weldural und Hokotol so optimiert, dass<br />
der Zeitaufwand bei der Bearbeitung auf<br />
ein Zehntel im Vergleich zu herkömmlichem<br />
Stahl gesunken ist. Und auch bei<br />
der Temperaturbeständigkeit und der Finish-Bearbeitung<br />
überzeugen die beiden<br />
Legierungen mit einer sehr guten Polierbarkeit<br />
und optimaler Oberflächenqualität.<br />
Das ist wichtig für die anschließende<br />
Weiterverarbeitung der Legierungen, wie<br />
beispielsweise das Coating.<br />
Im modernen Werkzeug- und Formenbau<br />
gilt: Die Komplexität und die Anforderungen<br />
an Präzision bei den Fertigungsprozessen<br />
steigen stetig. Mit herkömmlichen<br />
Materialien ist diesen<br />
Herausforderungen kaum noch beizukommen.<br />
Daher kann jede Vereinfachung<br />
und Optimierung der Produktionsprozesse<br />
der entscheidende Wettbewerbsvorteil<br />
sein. Aluminium ist sehr gut zerspanbar,<br />
Das Steinbeis-Transferzentrum<br />
Produktionstechnik<br />
&<br />
Werkzeugmaschinen<br />
bestätigt für die<br />
Aluminiumlegierungen<br />
Weldural und<br />
Hokotol erheblich<br />
reduzierte Bearbeitungszeiten.<br />
die Zerspankräfte und der Verschleiß am<br />
Werkzeug gering. Darüber hinaus verfügt<br />
Aluminium im Vergleich zu Stahl über eine<br />
deutlich höhere Wärmeleitfähigkeit.<br />
Das beeinflusst die Aufheiz- und Abkühlgeschwindigkeit<br />
positiv und verkürzt die<br />
Zykluszeit im Fertigungsprozess.<br />
Durch die auf ein Zehntel reduzierten<br />
Bearbeitungszeiten sind die Leichtmetalllegierungen<br />
in allen Verarbeitungsprozessen<br />
kostengünstig zu zerspanen. Für den<br />
Werkzeug- und Formenbauer bedeutet<br />
das: Der Zerspanungsprozess kann um<br />
ein Vielfaches beschleunigt und damit effizienter<br />
gemacht werden. Damit lassen<br />
sich nicht nur Kosten einsparen, sondern<br />
auch die Realisierungszeit für das gesamte<br />
Projekt verkürzen. In Zeiten von immer<br />
kürzeren Produktzyklen kann dieser Zeitvorteil<br />
ausschlaggebend für die Auftragsvergabe<br />
sein.<br />
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GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong> 19
AKTUELLES<br />
Podiumsdiskussionen auf der Terratec<br />
Podiumsdiskussion zum Thema Altsanddeponien im Rahmen der Umweltmesse Terratec<br />
in Leipzig.<br />
> ALTSAND-DEPONIEKAPAZITÄTEN:<br />
Auf der Umweltmesse Terratec in Leipzig<br />
im April hat das Thema Verknappung von<br />
Deponieraum eine wichtige Rolle gespielt.<br />
„Angesichts der zunehmenden Klagen von<br />
Unternehmen verschiedener Branchen,<br />
dass die Entsorgung mineralischer Abfälle<br />
auf Deponien schwieriger und deutlich<br />
teurer wird, kann die Politik vor dieser<br />
Problematik nicht länger die Augen verschließen“,<br />
betonte Elke Radtke, die Umwelt-<br />
und Arbeitsschutzreferentin des<br />
Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie<br />
e. V. (BDG), die an einer Podiumsdiskussion<br />
zu diesem Thema auf der<br />
Messe teilnahm.<br />
Zwar solle die sogenannte Mantelverordnung,<br />
in deren Rahmen auch die Verwertung<br />
mineralischer Abfälle als Ersatzbaustoffe<br />
geregelt wird, Abhilfe bei der<br />
Problematik schaffen. Allerdings dürfte<br />
eher das Gegenteil der Fall sein. Denn die<br />
sehr strengen Vorgaben zum Schutz von<br />
Boden und Grundwasser würden dazu<br />
führen, dass nicht mehr, sondern wesentlich<br />
weniger geeignete Abfälle zu sekundären<br />
Baustoffen verarbeitet und verbaut<br />
werden könnten. Bislang tue sich der Gesetzgeber<br />
schwer, diesen Zielkonflikt von<br />
Ressourcenschutz und Naturschutz zu<br />
lösen.<br />
Nach wie vor werde auf politischer<br />
Ebene die Schließung von Stoffkreisläufen<br />
angestrebt, in deren Konsequenz gar keine<br />
Ablagerung von Abfällen mehr stattfinden<br />
solle. Dem stehe die Notwendigkeit<br />
gegenüber, dass insbesondere schadstoffbelastete<br />
Materialien auch zukünftig<br />
umweltgerecht entsorgt bzw. beseitigt<br />
werden müssten, ergänzte Radtke.<br />
Dieses Spannungsfeld hatte die Interessengemeinschaft<br />
Deutsche Deponiebetreiber<br />
(InwesD) zum Anlass genommen,<br />
ihr traditionelles „Deponiefrühstück“<br />
auf der Terratec unter den Titel<br />
„Deponien – ein Auslaufmodell?“ zu stellen.<br />
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion<br />
diskutierten die Teilnehmer – Dr. Bernd<br />
Engelmann vom Umweltbundesamt, Prof.<br />
Dr. Klaus Fricke von der TU Braunschweig,<br />
Elke Radtke vom BDG und Hartmut<br />
Haeming von InwesD – über Möglichkeiten<br />
der Abfallvermeidung, Verwertungsstrategien<br />
und die Nutzung von Deponien<br />
als Langzeitdepots für Rohstoffe.<br />
Die zum Teil sehr kontrovers geführte<br />
Debatte lockte viele Zuhörer an. Denn eines<br />
wurde deutlich: die auf politischer<br />
und wissenschaftlicher Ebene gepflegte<br />
Vorstellung von der kompletten Verwertung<br />
aller Abfälle steht in krassem Widerspruch<br />
zur Realität. Für viele Abfallfraktionen<br />
existieren heute noch keine Verfahren,<br />
mit deren Hilfe die Rest- in<br />
Wertstoffe umgewandelt werden können.<br />
Darüber hinaus enthalten viele Abfälle<br />
Stoffe, die umwelt- oder gesundheitsschädlich<br />
sind. Um diese Hürden zu nehmen,<br />
bedarf es weiterer Anstrengungen<br />
aller Beteiligten zur Entwicklung nachhaltiger<br />
Verwertungsmöglichkeiten.<br />
Als Industrievertreterin betonte Elke<br />
Radtke, dass die Unternehmen schon aus<br />
Kostengründen daran interessiert seien,<br />
die Menge und Schadstoffbelastung der<br />
Abfälle so gering wie möglich zu halten.<br />
Allerdings seien dennoch Initiativen gefragt,<br />
Konzepte zur weiteren Reduktion<br />
zu entwickeln. Nicht ganz zu Unrecht hatte<br />
Prof. Fricke der Industrie vorgeworfen,<br />
dass die seit vielen Jahren verfügbaren<br />
günstigen Deponiepreise dazu beigetragen<br />
hätten, technologische Innovationen<br />
zur Abfallminimierung bzw. -verwertung<br />
nur halbherzig voranzutreiben.<br />
Heftigen Widerspruch indes erntete<br />
Dr. Engelmann vom UBA für seine Aussage,<br />
dass in Deutschland im Durchschnitt<br />
für 14 Jahre Deponiekapazitäten zur Verfügung<br />
stünden. Dass dem nicht so ist,<br />
belegen Datenerhebungen sowohl von<br />
InwesD als auch vom BDG. Aus diesen<br />
geht eindeutig hervor, dass viele Regionen<br />
von tatsächlichen Engpässen betroffen<br />
sind, weil die Laufzeiten bestehender Ablagerungskapazitäten<br />
unter fünf Jahren<br />
liegen. Insbesondere im nordöstlichen<br />
Niedersachsen zeichnet sich ein echter<br />
Deponienotstand ab. Gleichzeitig werden<br />
jedoch keine neuen Kapazitäten geschaffen<br />
– vielmehr werden bereits geplante<br />
und sogar genehmigte Vorhaben beklagt<br />
und so zum Stillstand gebracht.<br />
Auf diese Situation hat die deutsche<br />
Wirtschaft reagiert und unter dem Schirm<br />
des Bundesverbandes der Deutschen Industrie<br />
(BDI) ein Diskussionspapier erarbeitet,<br />
welches die Knappheit an Deponiekapazitäten<br />
und mögliche Lösungsmöglichkeiten<br />
adressiert.<br />
Dieses Papier wurde in einer weiteren<br />
Podiumsdiskussion vorgestellt. Ziel der<br />
Ausarbeitung ist es, die politischen Entscheidungsträger<br />
auf die Problematik<br />
aufmerksam zu machen und die Gewährleistung<br />
einer Entsorgungssicherheit als<br />
wichtigen Standortfaktor zu begreifen.<br />
Der BDI schlägt deshalb unter anderem<br />
vor, die Entscheidung über die<br />
Schaffung von Deponiekapazitäten auf<br />
einer höheren politischen Ebene anzusiedeln.<br />
Bislang befinden Kommunalpolitiker<br />
über die Realisierung von Deponiestandorten.<br />
Zunehmend fällt deren<br />
Votum allerdings negativ aus und trägt<br />
damit dem Widerstand in der Gesellschaft<br />
gegen abfallwirtschaftliche Projekte<br />
Rechnung. Nach Ansicht des BDI<br />
sollten die Interessen sorgsam abgewogen<br />
und im Sinne eines unabhängigen,<br />
objektiven Handelns von der lokalen Ebene<br />
auf Landes- oder sogar Bundesebene<br />
gehoben werden.<br />
www.bdguss.de<br />
FOTO: INWESD<br />
20 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
Magnesiumgießer gewinnt HR-European Excellence Award<br />
> ANDREAS STIHL AG: Die Andreas<br />
Stihl AG & Co. KG, Waiblingen, hat den<br />
European Excellence Award in Human Resources<br />
(HR) für das beste Employer-Video<br />
<strong>2017</strong> gewonnen. Mit einem interaktiven<br />
360°-Recruiting-Film überzeugte<br />
das Personalmarketing von Stihl die europäischen<br />
Jury. „Wir haben mit dem Recruiting-Film<br />
eine Stihl-Erlebniswelt geschaffen,<br />
in der sich die Bewerberinnen<br />
und Bewerber virtuell bewegen und somit<br />
das Unternehmen kennenlernen können“,<br />
erklärt Dennis Blöcher, Leiter Personalmarketing<br />
bei Stihl, das Konzept. Der<br />
European Excellence Award wird in insgesamt<br />
26 Kategorien vergeben. Die Quadriga<br />
Hochschule Berlin und das Fachmagazin<br />
Human Resources Manager<br />
zeichnen damit Unternehmen in Europa<br />
für innovative Leuchtturmprojekte im Personalmanagement<br />
aus. Bereits 2016 wurde<br />
das Waiblinger Unternehmen für das<br />
innovative Filmkonzept auf nationaler<br />
Ebene mit dem Human Resources Excellence<br />
Award in der Kategorie „Innovation<br />
des Jahres“ ausgezeichnet.<br />
Der 360°-Recruiting-Film ist ein interaktives<br />
Film-im-Film-Konzept, das den<br />
Zuschauer in einer eigens geschaffenen<br />
Welt animiert, sich über Stihl als Arbeitgeber<br />
zu informieren. Die Zuschauer bewegen<br />
sich in einer 360°-Erlebniswelt und<br />
werden dabei von einer Moderatorin<br />
durch einen virtuellen Raum geführt. Bei<br />
diesem Rundgang können sich die Nutzer<br />
Stihl hat den European Excellence Award in Human Resources für das beste Employer-<br />
Video <strong>2017</strong> gewonnen. Dennis Blöcher (links), Leiter Personalmarketing bei Stihl, und<br />
Carolin Buchmaier, Stihl-Personalmarketing, nahmen den Preis entgegen<br />
individuell Filmclips auswählen, die sie<br />
interessieren. Filminhalte vom Schüler bis<br />
zum Berufserfahrenen, unterschiedliche<br />
Berufsfelder und Themen wie Work-Life-<br />
Balance, Karriere und die Bewerbung,<br />
werden vorgestellt. Stihl- Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter geben in den Kurzfilmen<br />
Einblicke in ihre Arbeitswelt und stellen<br />
ihren Beruf vor. „Die Mehrheit unserer<br />
Bewerberinnen und Bewerber sind technik-affin<br />
und sehr erfahren im Umgang<br />
mit Online-Medien. Dieser Zielgruppe<br />
werden wir mit diesem Video besonders<br />
gerecht“, erzählt Carolin Buchmaier, die<br />
den Film als Projektleiterin entwickelt hat.<br />
Der Film ist unter www.stihl.de/karriere<br />
zu finden.<br />
www.stihl.de<br />
FOTO: STIHL AG<br />
BDG-Läufer mit guter Ausdauer<br />
> METRO MARATHON DÜSSELDORF:<br />
Beim METRO Marathon in Düsseldorf starteten<br />
am 30. April auch sechs Mitarbeiter<br />
des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie<br />
e. V. (BDG). Insgesamt nahmen<br />
16 000 Läufer teil, 3200 als Einzelund<br />
12 000 als Staffelläufer. Bei schönstem<br />
Sonnenschein erreichten die vier<br />
BDG-Staffelläufer in der Besetzung Markus<br />
Scholl, Jörg Evertz, Benjamin Dusoulier<br />
und Tina Meckel in der Zeit von 3 h 23 min<br />
mit dem 136. Platz ein sehr gutes Ergebnis.<br />
Auch das Ergebnis der Einzel-Marathonläufer<br />
Heiko Lickfett und Manuel Bosse<br />
konnte sich sehen lassen: Sie meisterten<br />
die volle Distanz von 42 km deutlich<br />
unter 4 h. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen<br />
aus dem Haus der Gießerei-Industrie<br />
spornten die BDG-Teilnehmer an der Wegstrecke<br />
zu ihren Höchstleistungen an.<br />
<br />
www.bdguss.de<br />
Ein starkes Team: Benjamin Dusoulier, Markus Scholl, Tina Meckel, Jörg Evertz und<br />
Manuel Bosse (v. l. n. r.)<br />
FOTO: MANUEL BOSSE<br />
GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong> 21
AKTUELLES<br />
FOTO: JOERN SPREEN-LEDEBUR<br />
Millionen-Investition geplant<br />
Das flüssige Eisen hat eine Temperatur von rund<br />
1400 °C, bevor es in die Verarbeitung geht. Ein neuer<br />
Ofen soll das flüssige Eisen warmhalten.<br />
> MEIER GUSS: Die Heinrich Meier Eisengießerei<br />
GmbH & Co. KG in Rahden<br />
will einen Warmhalterinnenofen mit Nebenanlagen<br />
bauen. Die neue Anlage ist<br />
mit erheblichen Investitionen verbunden,<br />
soll eine alte Anlage ersetzen und außerdem<br />
große Mengen Energie einsparen.<br />
Der neue induktiv beheizte Warmhalterinnenofen<br />
soll 75 t Nutzinhalt einschließlich<br />
aller zugehörigen Versorgungs-,<br />
Förder- und Dosiereinrichtungen<br />
haben. Hier soll das im Kupolofen geschmolzene<br />
Eisen für das nachfolgende<br />
Vergießen zwischengespeichert werden.<br />
Bei einer Bauausschusssitzung in Rahden<br />
am 11. Mai wurden die Planungen<br />
offengelegt: Der Warmhalterinnenofen<br />
soll ausschließlich als Warmhaltegefäß<br />
betrieben werden. Durch den neuen Ofen<br />
soll eine Optimierung der Produktionsabläufe<br />
erreicht und die Eisenqualität verbessert<br />
werden. Kommt es derzeit zu einer<br />
Störung der Formanlage, kann das<br />
flüssige Eisen nicht mehr in dem vorgesehenen<br />
Umfang in die Formen gegossen<br />
werden. In der Regel wird dann die Gattierung<br />
angehalten und der Ofen schmilzt<br />
nur noch die in ihm enthaltenen Sätze,<br />
bevor er ganz vom Wind genommen wird.<br />
Dieses Überschusseisen wird dann direkt<br />
aus dem Vorherd entnommen und in Kokillen<br />
gegossen.<br />
Das hierbei produzierte Eisen ist nur<br />
noch als Kreislaufmaterial wiederverwertbar<br />
und muss wieder eingeschmolzen<br />
werden. Insgesamt werden durch die fehlenden<br />
Speicherungsmöglichkeiten des<br />
flüssigen Eisens pro Jahr rund 345 t „vermasselt“.<br />
Somit kann die reine Schmelzzeit<br />
bei gleichbleibender Ausbringung<br />
verringert werden, was zu einer Energieeinsparung<br />
von rund 4,4 Mio. kWh pro<br />
Jahr führen soll. Durch die Errichtung und<br />
den Betrieb des neuen Rinnenofens wird<br />
die bisherige beheizte Zehn-Tonnen-Vergießeinrichtung<br />
hinfällig, da kein Bedarf<br />
mehr besteht, das flüssige Eisen über der<br />
Formanlage warm zu halten. Die beheizte<br />
Vergießeinrichtung soll daher stillgelegt<br />
und durch eine neue 7,5 t umfassende<br />
unbeheizte Vergießeinrichtung ersetzt<br />
werden.<br />
Für den Betrieb des neuen Warmhalterinnenofens<br />
ist darüber hinaus eine<br />
20-t-Krananlage erforderlich, die eine Erhöhung<br />
eines Teilbereiches der Halle Nord<br />
notwendig macht. Durch die geplanten<br />
Maßnahmen sollen die Produktionsabläufe<br />
optimiert werden. Die Kapazität der<br />
genehmigten Schmelzleistung von<br />
68 000 t Guss pro Jahr soll durch das<br />
Vorhaben nicht erhöht werden. Auch die<br />
Jahresproduktion für das Gießen soll mit<br />
maximal 4160 h und den Gießzeiten von<br />
6 bis 22 Uhr unverändert bleiben.<br />
Die Investitionskosten für diese „in die<br />
Zukunft gerichtete erste von mehreren<br />
notwendigen Investitionen zur Sicherung<br />
und Optimierung des Standortes Rahden<br />
belaufen sich auf circa 3,9 Mio. Euro“,<br />
wie es in der Bauausschusssitzung hieß.<br />
Die Umsetzung und Einführung ist<br />
betriebsbedingt zum Jahreswechsel<br />
<strong>2017</strong>/2018 vorgesehen.<br />
Quelle: Neue Westfälische Zeitung für<br />
das Lübbecker Land, 4.5.17,<br />
Autor: Joern Spreen-Ledebur<br />
www.meierguss.de<br />
22 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
FOTO: DAVID HELMER/BDG<br />
Verband präsentiert sich auf der Hannover Messe <strong>2017</strong><br />
> BDG: Die Hannover Messe, die weltweit<br />
führende Industriemesse, stand in diesem<br />
Jahr unter dem Motto Digitalisierung. Mit<br />
dem Leitthema „Integrated Industry –<br />
Creating Value“ wurde der Fokus vor allem<br />
auf den Nutzen von Industrie 4.0 gelegt.<br />
Das große Interesse spiegelte sich in den<br />
Besucherzahlen der Messe wider: über<br />
225 000 waren in diesem Jahr zu Besuch<br />
bei den rund 6500 Ausstellern. Ein neuer<br />
Rekord für die Messe. Der Hauptgeschäftsführer<br />
des Verbandes Deutscher<br />
Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Thilo<br />
Brodtmann, sagte: „Die Hannover Messe<br />
war eine Leistungsschau des Maschinenbaus<br />
par excellence: Industrie 4.0 ist<br />
kein Testfeld mehr, sondern die konkrete<br />
Uhlmann_Stampfschablonen 03.01.2007 16:18 Uhr Seite 1<br />
Umsetzung der Digitalisierung zum Nutzen<br />
der Anwender. Und die Messe war für<br />
Brodtmann auch ein Beleg für die gute<br />
Stimmung in der Industrie: „Wir haben die<br />
technischen Lösungen für die großen Herausforderungen<br />
der Menschheit, und wir<br />
spielen im internationalen Vergleich ganz<br />
vorne. Deshalb können wir ohne Wenn und<br />
Aber von einer ausgezeichneten Hannover<br />
Messe <strong>2017</strong> sprechen.“<br />
Auch der Bundesverband der Deutschen<br />
Gießerei-Industrie e.V. (BDG) war<br />
in diesem Jahr in Hannover erneut vertreten.<br />
Dass Gießen High-Tech ist, zeigte der<br />
BDG auf der Sonderschau „gegossene<br />
Technik“ in Halle 5 gemeinsam mit seinen<br />
Mitgliedern. Die insgesamt 19 Aussteller<br />
auf dem Gemeinschaftsstand hatten wie<br />
in der Vergangenheit die Gelegenheit, ein<br />
Highlight-Exponat zu präsentieren. Auch<br />
die Nachwuchsinitiative „Powerguss“ von<br />
BDG und VDG (Verein Deutscher Giessereifachleute<br />
e.V.) war vor Ort aktiv. Die<br />
Initiative nutzte die Gelegenheit, bis zu<br />
150 Jugendlichen täglich zu zeigen, was<br />
Gießen ist und welche Bauteile in ihrem<br />
Alltag gegossen werden.<br />
Der Tenor der Aussteller auf der „gegossenen<br />
Technik“ war durchaus positiv:<br />
„Wir haben viele gute Gespräche mit potenziellen<br />
Kunden geführt, uns mit unseren<br />
Bestandskunden getroffen und werden<br />
wieder auf die Hannover Messe kommen“,<br />
hieß es u. a. www.bdguss.de<br />
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GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong> 23
AKTUELLES<br />
FOTO: NÜRNBERGMESSE<br />
China Diecasting: Wachstum von Ausstellern und Besuchern erwartet.<br />
Einstieg in den größten Druckgussmarkt der Welt<br />
> CHINA DIECASTING <strong>2017</strong>: Die<br />
Druckgussbranche in China wächst<br />
enorm. Grund dafür: die rasante Entwicklung<br />
der chinesischen Automobilindustrie<br />
in den letzten Jahren. Die Megacity<br />
Shanghai spielt dabei eine zentrale<br />
Rolle. Sie ist Sitz der größten Ansiedlung<br />
von Automobilherstellern sowie deren<br />
Zulieferern in China und damit auch der<br />
perfekte Standort für die China Diecasting,<br />
Fachmesse mit Kongress für Druckguss,<br />
die vom 19. bis 21. Juli <strong>2017</strong> in<br />
Shanghai bereits zum zwölften Mal stattfindet.<br />
Seit 2013 veranstaltet die NürnbergMesse<br />
China als Co-Organizer diese<br />
Veranstaltung äußerst erfolgreich.<br />
Zur diesjährigen Messe werden rund 350<br />
Aussteller (2016: 295) und 15 000 Fachbesucher<br />
(2016: 12 032) aus den Bereichen<br />
Automotive, Elektronik sowie Maschinen-<br />
und Anlagenbau erwartet. Die<br />
China Diecasting ist für deutsche und<br />
europäische Unternehmen eine gute<br />
Möglichkeit, den florierenden chinesischen<br />
Druckgussmarkt kennenzulernen<br />
und neue Geschäftspotenziale zu erschließen.<br />
„China ist derzeit der größte<br />
Druckgussmarkt der Welt und deshalb<br />
für viele unserer Kunden sehr spannend.<br />
Gleichzeitig sind die Unsicherheiten hinsichtlich<br />
des fremden Wirtschaftssystems<br />
und der kulturellen Unterschiede<br />
groß“, so Christopher Boss, Veranstaltungsleiter<br />
bei der NürnbergMesse und<br />
verantwortlich für die Fachmesse Euroguss<br />
in Nürnberg sowie die Druckgusstermine<br />
weltweit. „Deshalb begleiten wir<br />
unsere Kunden Schritt für Schritt und<br />
bieten interessierten Unternehmen verschiedene<br />
Services, um den chinesischen<br />
Markt kennenzulernen. Das fängt<br />
an bei der Teilnahme an einer Delegationsreise,<br />
die den Besuch der Messe, des<br />
Kongresses und Firmenbesichtigungen<br />
vor Ort vorsieht, geht über die Buchung<br />
eines Rundum-Sorglos-Paketes inklusive<br />
der Beteiligung an einem Gemeinschaftsstand<br />
bis hin zum Individualstand.<br />
Alle wichtigen Services für den<br />
perfekten Einstieg in den asiatischen<br />
Markt kommen dabei aus einer Hand,<br />
so wie es unsere Kunden von der Euroguss<br />
in Nürnberg kennen“, erklärt Boss.<br />
Und die Kunden scheinen mit diesem<br />
Angebot zufrieden zu sein. Thomas<br />
Hoehn, Geschäftsführer Anviloy by Weldstone<br />
GmbH, Rosenheim: „Nachdem wir<br />
bei der Euroguss in Nürnberg positive<br />
Erfahrungen mit dem Messekonzept und<br />
dem Service gemacht haben, entschieden<br />
wir uns 2016 erstmals, an der China<br />
Diecasting teilzunehmen. Der International<br />
Pavillon ist eine ideale Möglichkeit<br />
dafür. Uns hat es im letzten Jahr so gut<br />
gefallen, dass wir für dieses Jahr die Fläche<br />
vergrößert haben.“ Andreas Müller,<br />
CEO der DGS Druckguss-Systeme AG,<br />
St. Gallen, Schweiz, war im vergangenen<br />
Jahr Teilnehmer der Delegationsreise. Er<br />
sagt: „Aufgrund der hervorragend organisierten<br />
und viel beachteten Messe in<br />
Verbindung mit der Teilnahme an der<br />
Konferenz im letzten Jahr haben wir uns<br />
entschieden, in diesem Jahr auch selbst<br />
auf der China Diecasting auszustellen.<br />
Wir gehen davon aus, damit alle relevanten<br />
Kunden und Geschäftspartner für<br />
unser Schlüsselsegment ‚Leichtbau‘ erreichen<br />
zu können und freuen uns auf<br />
die Veranstaltung.“<br />
www.diecastexpo.cn/en<br />
24 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
125 Jahre innovative Antworten für die Zukunft<br />
> WALZENGIESSEREI COSWIG: Forschergeist<br />
und Innovationseifer ziehen<br />
sich wie ein roter Faden durch die Geschichte<br />
der Walzengießerei Coswig<br />
GmbH aus dem sächsischen Coswig. Immer<br />
wieder verschiebt das Traditionsunternehmen<br />
die Grenzen des Machbaren<br />
im Guss. Aktuell feiert das Unternehmen<br />
sein 125-jähriges Jubiläum. Eine Erfolgsgeschichte<br />
mit Zukunft – gegen alle Widrigkeiten.<br />
1892 gründete Eduard Schürmann<br />
das Eisenwerk Coswig und legte<br />
damit den Grundstein für eine der modernsten<br />
Gießereien Europas. Von Beginn<br />
an entwickelte das auf Eisenbahnbedarf,<br />
Maschinenguss und Hartgusswalzen spezialisierte<br />
Unternehmen seine Produktionsverfahren<br />
kontinuierlich weiter. Das<br />
Fortschrittsdenken und die Innovationskraft<br />
Schürmanns zeigen die Erfindung<br />
des weltweit ersten Heißwindkupolofens<br />
zu Beginn des ersten Weltkrieges. Durch<br />
die Ausstattung der Kupolöfen mit einem<br />
sogenannten Schürmann-Vorwärmer gelang<br />
es, die Produktion trotz Mangels an<br />
Roheisen und Gussschrott aufrecht zu<br />
erhalten. Nach Kriegsende konzentrierte<br />
sich Coswig auf die Produktion einbaufertiger<br />
Walzen. Mit beeindruckendem<br />
Erfolg: Die ausgezeichnete Qualität der<br />
bis zu 10 t schweren Walzen war europaweit<br />
bekannt und gefragt. Bis zur Weltwirtschaftskrise<br />
von 1929. Politische und<br />
wirtschaftliche Krisen zwangen die Gießerei<br />
immer wieder dazu, sich neu zu erfinden.<br />
Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges,<br />
die vollständige Demontage des<br />
Werkes nach 1945, die Errichtung des<br />
Eisernen Vorhangs und die Verstaatlichung<br />
in der DDR waren nicht nur tiefe<br />
Einschnitte in der Weltgeschichte, sondern<br />
auch in der Entwicklung des Unternehmens.<br />
Doch durch innovative Ideen<br />
und flexible Lösungen gelang es immer<br />
In der bereits 1892<br />
gegründeten Gießerei<br />
wurde 1914 der<br />
weltweit erste Heißwindkupolofen<br />
entwickelt.<br />
wieder, die Herausforderungen der Zeit<br />
zu meistern und die hohen Ansprüche der<br />
Kunden zu erfüllen. Bis zur Wende 1990<br />
machte sich Coswig vor allem durch die<br />
Fertigung hochpräziser Druckzylinder für<br />
den Radebeuler Druckmaschinenhersteller<br />
Planeta einen Namen. Aber auch gegossene<br />
Walzen von bis zu 46 t gehörten<br />
zum Leistungsangebot. Seit der Wiedervereinigung<br />
ist Coswig stetig im Aufwind.<br />
Mit einer Produktionskapazität von<br />
40 000 t, 260 hochqualifizierten Mitarbeitern<br />
und modern ster Produktionstechnik<br />
gehört das Unternehmen heute zu den<br />
innovativsten Unternehmen der Branche.<br />
Coswig entwickelt heute wegweisende<br />
Gussteile für Windanlagenhersteller, Walzwerke,<br />
Mühlen- und Spezialmaschinenbauer<br />
in über 20 Ländern. „Unsere Stärke<br />
ist die Verbindung von Engineering-<br />
Kompetenz und Guss-Erfahrung“, sagt<br />
Geschäftsführer Wilfried Pfaffe. „Wir entwickeln<br />
gemeinsam mit dem Kunden maßgefertigte<br />
Lösungen, die Maßstäbe setzen.“<br />
Für Aufsehen sorgte Coswig zum<br />
Beispiel 2003 mit der Entwicklung und<br />
Fertigung von Rotorhohlwellen für die<br />
weltweit erste 5-MW-Windkraftanlage. Im<br />
Jahr 2009 konnten die Rotorhohlwellen<br />
für alle Anlagen des ersten deutschen<br />
Offshore-Windparks „alpha ventus“ geliefert<br />
werden, und weitere neue Prototypen<br />
sind seit 2016 in der Erprobung. Mehr als<br />
zehn Ingenieure forschen bei Coswig in<br />
Projektgruppen derzeit an neuen Gießerei-,<br />
Werkstoff-, Konstruktions- und Bearbeitungstechniken<br />
– in enger Kooperation<br />
mit renommierten Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />
wie dem Fraunhofer-Institut<br />
für Keramische Technologien<br />
und Systeme (IKTS), der TU Bergakademie<br />
Freiberg und der TU Dresden. Einen Blick<br />
in die Zukunft wirft das Unternehmen anlässlich<br />
seiner 125 Jahr-Feier im Juni<br />
<strong>2017</strong>. „Wir laden herzlich dazu ein, gemeinsam<br />
mit uns wegweisende Antworten<br />
auf alte und neue Fragen zu finden“,<br />
sagt Wilfried Pfaffe. Kaltes Aufschrumpfen,<br />
neuartige Oberflächenbehandlungen,<br />
hochbelastbare Werkstoffe, optimierte<br />
Produktionsprozesse und realitätsnahe<br />
Gusssimulationen sind einige der Themen,<br />
die in Fachvorträgen präsentiert und<br />
diskutiert werden, um die Performance<br />
für die Kunden zu optimieren – heute und<br />
in Zukunft. www.walze-coswig.de<br />
FOTO: COSWIG<br />
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GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong> 25
AKTUELLES<br />
Gurten als Zentrum der Gießereitechnologie<br />
> FILL: Mehr als 300 Teilnehmer und rund<br />
40 Aussteller trafen sich zur 61. Österreichischen<br />
Gießereitagung im nordösterreichischen<br />
Gurten. Am 27. und 28. April<br />
<strong>2017</strong> war der Firmensitz des österreichischen<br />
Maschinen- und Anlagenbauers Fill<br />
das Zentrum der deutschsprachigen Gießereiwelt.<br />
Das Österreichische Gießerei-<br />
Institut, der Lehrstuhl für Gießereikunde<br />
an der Montanuniversität Leoben und der<br />
Verein Österreichischer Gießereifachleute<br />
hielten im Fill Future Dome die 61. Gießereitagung<br />
ab. Mit einer Rekordbeteiligung<br />
trafen sich rund 300 Experten (Gießer<br />
und deren Kunden, Zulieferbetriebe,<br />
Freunde und Förderer) sowie 40 Aussteller<br />
aus Österreich, Deutschland, der<br />
Schweiz und Slowenien zum Wissenstransfer<br />
und zum Networking.<br />
Das Thema „Moderne Gießereiprozesse<br />
zur Herausforderung Leichtbau“ stand<br />
im Mittelpunkt der Tagung. Zahlreiche<br />
Plenar- und Fachvorträge von renommierten<br />
Experten zeigten neue, innovative Lösungsansätze<br />
dazu auf. Die 40 Aussteller<br />
präsentierten ihre Produkte rund um die<br />
moderne Gießereitechnologie. Mit dem<br />
„Gießerabend“ am 27. April im Loryhof<br />
in Wippenham kam auch der gesellige Teil<br />
der Tagung nicht zu kurz.<br />
Fill entwickelt und liefert Maschinen<br />
und Anlagen für Aluminium- und Eisengießereien.<br />
Das Unternehmen begleitet<br />
sämtliche Produktionsprozesse – von der<br />
Kernmanipulation über die Schmelze bis<br />
Mehr als 300 Teilnehmer und rund 40 Aussteller trafen sich zur 61. Österreichischen<br />
Gießereitagung bei Fill Maschinenbau.<br />
hin zum fertigen Gussteil. „20 Mio. Zylinderköpfe,<br />
300 Mio. Fahrwerksteile und<br />
60 Mio. Räder werden weltweit jährlich<br />
auf von uns hergestellten Anlagen produziert“,<br />
so Fill-Geschäftsführer Wolfgang<br />
Rathner. Andreas Fill und Wolfgang Rathner<br />
sind Geschäftsführer des 1966 gegründeten<br />
Unternehmens, das sich zu<br />
100 % in Familienbesitz befindet und mehr<br />
als 715 Mitarbeiter beschäftigt. 2016 erzielte<br />
das Unternehmen eine Betriebsleistung<br />
von 145 Mio. Euro. Zum Auftakt der<br />
Tagung sprach Gastgeber Andreas Fill<br />
zum Thema „Die neue digitale Arbeitswelt<br />
– das Core Prinzip“. Der Fill-Geschäftsführer<br />
stellte das neue Fill-Kommunikationstool<br />
Core vor, das den Erfolg eines<br />
Unternehmens unabhängig von der Branche<br />
maßgeblich beeinflussen soll. Das<br />
Tool soll die Chancen und Potenziale der<br />
lückenlosen Vernetzung sämtlicher Mitarbeiter<br />
in den Fokus rücken und so eine<br />
sinnstiftende Unternehmensphilosophie<br />
schaffen.<br />
www.fill.co.at<br />
FOTO: FILL MASCHINENBAU<br />
Aluminiumdruckgusswettbewerb findet erneut statt<br />
> GDA: Der Gesamtverband der Aluminiumindustrie<br />
e.V. (GDA), Düsseldorf,<br />
schreibt zum zweiten Mal den internationalen<br />
Wettbewerb für Aluminiumdruckguss<br />
aus. Partner bei der Durchführung<br />
des Wettbewerbs ist der Bundesverband<br />
der Deutschen Gießerei-Industrie e. V.<br />
(BDG). Der Wettbewerb wird durch die<br />
Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und<br />
den Schweizer Aluminium-Verband (alu.<br />
ch) unterstützt. Einreichungen für den<br />
Wettbewerb können bis zum 2. Oktober<br />
<strong>2017</strong> erfolgen.<br />
Der Aluminiumdruckgusswettbewerb<br />
ist seit vielen Jahren eine bewährte Plattform,<br />
den hohen Qualitätsstand von Aluminiumdruckguss<br />
zu zeigen. Ziel des Wettbewerbs:<br />
das Interesse am vielseitigen<br />
Werkstoff Aluminium verstärken und weitere<br />
Anwendungsbereiche aufzeigen.<br />
Teil eines Öl-Kühlmittel-Moduls, Hengst SE<br />
& Co. KG, Nordwalde, Deutschland, 1. Preis<br />
2016.<br />
Kriterien für die Bewertung der eingereichten<br />
Gussstücke beim Aluminiumdruckgusswettbewerb<br />
2018 sind die<br />
druckgussgerechte und ressourceneffiziente<br />
Konstruktion.<br />
Gießereien können beliebig viele<br />
Gussstücke einreichen. Das Gussstück<br />
sollte aus einer gängigen Aluminiumgusslegierung<br />
hergestellt sein. Die Gussstücke,<br />
die den Anforderungen an Qualität,<br />
Aktualität, innovative Lösungsansätze<br />
und technischen Fortschritt<br />
entsprechen, werden durch Urkunden<br />
ausgezeichnet.<br />
Die Preisverleihung der besten Einsendungen<br />
erfolgt anlässlich der Euroguss<br />
2018, die vom 16. bis 18. Januar 2018 in<br />
Nürnberg stattfindet. Die prämierten<br />
Gussstücke werden dort und auf weiteren<br />
Messen ausgestellt. Die Wettbewerbsunterlagen<br />
stehen auf der GDA-Website zum<br />
Download bereit.<br />
www.aluinfo.de<br />
FOTO: GDA<br />
26 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
Drei Fragen an...<br />
Gerd Röders, Geschäftsführender Gesellschafter der G.A.<br />
Röders GmbH, Soltau. Im Interview spricht Röders über<br />
gelungene Innovation im Mittelstand und schlägt eine<br />
steuerliche Forschungsförderung zur Unterstützung der<br />
Innovationstätigkeit vor.<br />
FOTO: A. BEDNARECK<br />
Als Treiber wirtschaftlicher Entwicklung<br />
ist Innovation wesentlicher Teil<br />
des Wirtschaftens. Herr Röders, mal<br />
konkret: Wie gelingt Innovation in Ihrem<br />
Unternehmen?<br />
Innovation ist ein ständiger Prozess und<br />
hat sowohl mit strategischer Ausrichtung<br />
als auch mit der Qualifikation und Qualifizierung<br />
von Mitarbeitern zu tun. Als Unternehmen<br />
im ländlichen Raum setzen wir<br />
insbesondere auf frühe Mitarbeiterwerbung<br />
und -bindung. Daher legen wir viel<br />
Wert auf die Aus- und Weiterbildung unserer<br />
Mitarbeiter. Vorschlagswesen,<br />
Teamarbeit und Anreizsysteme sind ebenfalls<br />
gute Instrumente. Qualifiziertes<br />
Know-how ist schließlich eine der Quellen<br />
für Innovation. Grundsätzlich folgen wir<br />
dem Motto: „Maschinen kann man kaufen,<br />
Wissen um Technologie nicht“.<br />
Wichtig ist dabei: Innovation ist kein<br />
Selbstzweck – jede Verkürzung der Lieferzeiten<br />
ist ein ausschlaggebendes Argument.<br />
Was zählt, ist der Zeitaufwand vom<br />
Auftragseingang bis zur Freigabe der Muster<br />
– natürlich bei Einhaltung steigender<br />
Qualitätserwartungen. Gleichzeitig müssen<br />
die Arbeiten kostengünstig erfolgen,<br />
um sich gegenüber anderen Unternehmen<br />
zu behaupten. Als spezialisiertes Gießereiunternehmen<br />
beliefern wir unsere Kunden<br />
in den Branchen Luftfahrt, Medizin,<br />
Messtechnik oder auch in der Automobilindustrie<br />
– allesamt Branchen mit einer<br />
sehr hohen Forschungs- und Entwicklungs-<br />
Intensität (FuE-Intensität). Wer hier bestehen<br />
will, muss weiterhin innovativ bleiben.<br />
Innovation schaffen, heißt aber nicht<br />
nur gute Ideen haben. Es ist vor allem<br />
auch ein Ökosystem – alleine schafft man<br />
es nicht. Daher pflegen wir eine enge Zusammenarbeit<br />
mit mehreren Universitäten<br />
und sind auch in die Forschungslandschaft<br />
fest eingebunden. Tatsächlich ist<br />
sogar die Universität bei uns zu Hause.<br />
In unserer Gießerei steht eine Druckgussmaschine,<br />
die aktiv von Doktoranden der<br />
Universität Braunschweig für Untersuchungen<br />
genutzt wird.<br />
International steht Deutschland in Bereich<br />
der FuE-Intensität nicht schlecht<br />
da. Allerdings nimmt gerade im Mittelstand<br />
die Konzentration der Forschungsaktivitäten<br />
auf immer weniger<br />
Unternehmen zu. Was sind Gründe für<br />
Mittelständler, sich zurückzuziehen?<br />
Über individuelle Gründe einzelner Unternehmen<br />
kann ich nur spekulieren. Der<br />
Zugang zu Finanzierung bildet allerdings<br />
eine zentrale Herausforderung bei der<br />
Schaffung von Innovationen. Zugang zu<br />
Krediten ist dabei genauso wichtig wie<br />
effiziente Förderungsprogramme. Allerdings<br />
sollten Fördermittel schnell fließen.<br />
Der Markt für Innovationen ist dynamisch<br />
und Forschungsideen müssen schneller<br />
umgesetzt werden. Hier gibt es Verbesserungsbedarf.<br />
Für den Mittelstand ist es oft aufwendig,<br />
Förderanträge zu stellen. Der Entscheidungsprozess<br />
ist träge und bei europäischen<br />
Förderungen ist es für den<br />
Mittelstand fast unmöglich, die Kriterien<br />
zu erfüllen. Hinderlich ist hier die EU-Definition<br />
von Mittelstand, die eine Betriebsgröße<br />
von weniger als 250 Mitarbeitern<br />
vorschreibt – sie geht an der Wirklichkeit<br />
vorbei. Gerade für die personalintensive<br />
Industrie ist dies oft ein Hindernis. Statt<br />
der üblichen Projektförderung können daher<br />
Instrumente wie eine steuerliche Forschungsförderung<br />
einen wichtigen Beitrag<br />
leisten. Unabhängig von finanziellen<br />
Aspekten ist natürlich die Bereitstellung<br />
von gut ausgebildetem Personal eine Voraussetzung.<br />
Welche Maßnahmen halten Sie für die<br />
Innovationsförderung für geeignet?<br />
Sie sprachen bereits von der steuerlichen<br />
Forschungsförderung.<br />
Richtig. Wichtig für das Verständnis ist<br />
hierbei, welche Rolle der Mittelstand im<br />
Bereich Forschung und Entwicklung hat.<br />
Statistiken zeigen, dass Mittelständler<br />
häufig nicht direkt, beziehungsweise nur<br />
zum Teil selbst aktiv sind. Bei genauerer<br />
Betrachtung fällt aber auf: Diejenigen, die<br />
selbst forschen, intensivieren ihre Anstrengungen<br />
stetig. Wichtig für das Verständnis<br />
ist ebenso, dass Forschungsaufträge<br />
häufig an Externe weitergegeben<br />
werden. Grundsätzlich ist der Innovationsprozess<br />
informeller organisiert, als es in<br />
größeren Konzernen der Fall ist.<br />
Eine steuerliche Forschungsförderung<br />
hilft dem Mittelstand insofern zweifach:<br />
Erstens werden Direktanreize für forschende<br />
Mittelständler gesetzt. Für Mittelständler,<br />
die ihre Tätigkeiten zurückgefahren<br />
haben, gewinnt die eigene entwickelnde<br />
Tätigkeit wieder an Attraktivität.<br />
Zweitens profitieren aber nicht nur forschende<br />
Mittelständler von einer breiten<br />
steuerlichen Forschungsförderung ohne<br />
Einschränkungen. Insbesondere wenn<br />
auch größere Unternehmen in die Förderung<br />
mit eingeschlossen werden, können<br />
die Produktionsnetzwerke in Deutschland<br />
profitieren. Häufiger Innovationstreiber<br />
sind unsere Kunden als Endprodukthersteller.<br />
Unser Erfolg hängt automatisch<br />
auch mit dem Erfolg und der Innovationskraft<br />
unserer Kunden zusammen. Oder<br />
anders gesagt, Endprodukthersteller und<br />
Mittelständler befruchten sich gegenseitig.<br />
Daher sollte die Einführung künstlicher<br />
Scheren in das Innovationssystem<br />
Deutschlands verhindert werden.<br />
Wichtig ist dabei aus Sicht des Mittelstands<br />
die Notwendigkeit von unbürokratischen,<br />
handhabbaren Verfahren. Ein<br />
bürokratischer Mehraufwand ist zu vermeiden.<br />
Ebenso sprechen auch Gründe<br />
des Standortvorteils für eine steuerliche<br />
Forschungsförderung – immerhin ist<br />
Deutschland das einzige Land ohne steuerliche<br />
Forschungsförderung in der Europäischen<br />
Union.<br />
www.roeders.com<br />
GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong> 27
www.bdguss.de<br />
8. BDG-Umwelttag<br />
Foto: © frank peters - Fotolia<br />
Die Veranstaltung richtet sich an<br />
Geschäftsführer sowie Umwelt-,<br />
Energie- und Arbeitsschutzbeauftragte<br />
der Gießereibranche, die sich über<br />
die immer komplexeren Anforderungen<br />
der Umweltgesetzgebung und angrenzender<br />
Bereiche informieren möchten.<br />
Auskünfte erteilt das BDG-Referat Umwelt- und Energiepolitik,<br />
Telefon: (0211) 68 71-296, Fax: (02 11) 68 71-40 296<br />
judith.mueller@bdguss.de<br />
Save the date<br />
14. September <strong>2017</strong><br />
Veranstaltungsort:<br />
Würzburg
Volvo will keine neuen Dieselmotoren entwickeln<br />
> VOLVO: Als erster namhafter Automobilhersteller<br />
mit langer Diesel-Tradition<br />
bereitet Volvo den Abschied von dieser<br />
Technik vor. „Aus heutiger Sicht werden<br />
wir keine neue Generation Dieselmotoren<br />
mehr entwickeln“, sagte der Vorstandsvorsitzende<br />
Hakan Samuelsson Mitte Mai<br />
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung<br />
(FAZ). Das schwedische Unternehmen<br />
setzt stattdessen auf die Weiterentwicklung<br />
der aktuell verbauten Technik und<br />
auf die Elektrifizierung der gesamten Modellpalette.<br />
Volvo wolle den erst 2013<br />
eingeführten derzeitigen Diesel weiterentwickeln<br />
und an den künftigen Abgasgrenzwert<br />
Euro 6c anpassen. Danach werde<br />
jedoch der finanzielle Aufwand für eine<br />
Neukonstruktion zu hoch. Wie lange die<br />
bestehende Motorengeneration im Programm<br />
bleiben kann, darauf wollte sich<br />
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Samuelsson nicht festlegen. Man dürfe<br />
bis etwa ins Jahr 2023 rechnen. Die Verkäufe<br />
von Dieselfahrzeugen sind zuletzt<br />
angesichts der Debatte um drohende<br />
Fahrverbote in Städten teils deutlich zurückgegangen.<br />
Autofahrer fürchten, dass<br />
sich die Restwerte der Autos bei möglichen<br />
Fahrverboten deutlich reduzieren.<br />
Die Automobilbranche sucht daher nach<br />
Lösungen zur Umrüstung älterer Dieselfahrzeuge,<br />
um die geplanten Fahrverbote<br />
abzuwenden.<br />
Der Autozulieferer Elringklinger hatte<br />
zuletzt auch angesichts des Trends zu<br />
Elektromobilität bereits in Aussicht gestellt,<br />
dass wohl keine komplett neuen<br />
Verbrennungsmotoren mehr entwickelt<br />
werden. In den kommenden Jahren dürfte<br />
es einige Modifikationen und Optimierungen<br />
bei vorhandenen Motoren geben,<br />
hatte Elringklinger-CEO Stefan Wolf vor<br />
Kurzem gesagt. Continental geht bisher<br />
auf Basis diverser Kundengespräche davon<br />
aus, dass die letzte Generation neuer<br />
Verbrennungsmotoren voraussichtlich im<br />
Jahr 2023 auf den Markt kommen dürfte.<br />
Volvo will auf die Elektrifizierung der<br />
gesamten Modellpalette setzen. Dabei<br />
gehe es um sanfte elektrische Unterstützung<br />
des Benziners per 48-Volt-Bordnetz,<br />
um an der Steckdose aufladbare Plug-in-<br />
Hybride und um vollelektrische Fahrzeuge.<br />
Ein erstes rein elektrisches Auto will<br />
Volvo im Jahr 2019 auf den Markt bringen.<br />
Die Schweden haben dabei ein Oberklasseprodukt<br />
im Auge.<br />
Quelle: Vanessa Heider/Automobilproduktion/Dow<br />
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Ganz auf Energieeffizienz und hohe Verfügbarkeit getrimmt ist die Druckluftstation<br />
der neuen Leichtmetallräderproduktion der Borbet-Gruppe in Kodersdorf/Oberlausitz.<br />
Im Endausbau, der Mitte <strong>2017</strong> erreicht ist, werden dort insgesamt zehn Schraubenverdichter<br />
der L-Serie von CompAir, Simmern/Hunsrück, mit jeweils 250 kW Antriebsleistung<br />
das gesamte Werk einschließlich der Lackiererei mit Druckluft versorgen.<br />
Diese Verdichter erzeugen bis zu 12 % mehr Druckluft als Vergleichsmaschinen derselben<br />
Leistungsklasse.<br />
FOTOS: BORBET/ORENDT.FOTOSTUDIO<br />
VON RALF THORMANN,SIMMERN<br />
In Kodersdorf/Oberlausitz hat die Borbet-Gruppe<br />
nach einjähriger Bauzeit<br />
den ersten Bauabschnitt einer neuen<br />
Fertigungsstätte in Betrieb genommen.<br />
Wo sich bis Mai 2015 noch unbebautes<br />
Gelände befand, erstreckt sich heute eines<br />
der modernsten Werke zur Fertigung<br />
von Leichtmetallrädern aus Aluminium<br />
(Bilder 1 und 2).<br />
Fertigstellung in zwei Stufen<br />
Zur Infrastruktur, die für den Betrieb des<br />
Werkes nötig ist, gehört auch eine leistungsfähige<br />
Druckluftstation. Denn der<br />
erste Produktionsschritt in allen Werken<br />
der Borbet-Gruppe ist das Niederdruckgießverfahren,<br />
bei dem flüssiges Aluminium<br />
gleichmäßig und verwirbelungsfrei mit<br />
Überdruck unter Zuhilfenahme von Druckluft<br />
in eine Gießform gedrückt wird (Bild 3).<br />
„L-Serie“: energieeffiziente<br />
Schraubenverdichter<br />
In Kodersdorf übernehmen sechs Comp-<br />
Air-Schraubenkompressoren vom Typ<br />
L250 diese Aufgabe (Bild 4). Die Kompressoren<br />
mit einer Gesamtantriebsleistung<br />
von 1500 kW arbeiten außerordentlich<br />
energiesparend, denn sie wurden mit<br />
Blick auf höchste Effizienz entwickelt und<br />
immer wieder optimiert. Zu den konstruk-<br />
56 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
Bild 1: Das neue<br />
Borbet-Werk<br />
in Kodersdorf.<br />
tiven Detaillösungen, die zu höchster Effizienz<br />
führen, gehört die eigens entwickelte<br />
Verdichterstufe, das Herz des<br />
Schraubenkompressors, die zudem mit<br />
sehr niedrigen Drehzahlen arbeitet. Das<br />
minimiert nicht nur die Energiekosten,<br />
sondern führt auch dazu, dass die Druckluft<br />
vergleichsweise wenig erwärmt ist.<br />
Deshalb ist der Wirkungsgrad dieser Kompressoren<br />
vergleichsweise hoch. Der groß<br />
dimensionierte Nachkühler trägt ebenfalls<br />
zu einer niedrigen Luftaustrittstemperatur<br />
bei.<br />
Das Ergebnis: Im Vergleich zu Kompressoren<br />
gleicher Antriebsleistung erzeugen<br />
Schraubenkompressoren der L-<br />
Serie bis zu 12 % mehr Druckluft. Zudem<br />
arbeiten sie mit sehr hoher Zuverlässigkeit.<br />
Diese Vorteile waren für die Verantwortlichen<br />
von Borbet ebenso entscheidend<br />
wie die Referenzen aus der Gießerei-<br />
Industrie und dem Maschinenbau, die<br />
CompAir nennen konnte.<br />
Übergeordnete Steuerung<br />
schafft Transparenz<br />
Das bedarfsgerechte Zusammenspiel der<br />
sechs Schraubenkompressoren wird über<br />
eine „Smart AirMaster“-Steuerung sichergestellt,<br />
die CompAir in der neuen Druckluftstation<br />
installierte (Bild 5).<br />
Die Steuerung ist zusätzlich mit einem<br />
WebServer-Modul ausgestattet, das aktuelle<br />
Betriebsdaten wie z. B. Liefermengen<br />
der einzelnen Verdichter, Taupunkt<br />
der Druckluft, Energieauswertungen sowie<br />
– ganz wichtig – Fehlermeldungen per<br />
SMS oder Mail auf ein Handy oder Tablet<br />
des verantwortlichen Mitarbeiters sendet.<br />
Alternativ oder zusätzlich können die Daten<br />
auch in Echtzeit auf einem PC oder<br />
Display visualisiert werden. So ist der An-<br />
Bild 2: Schmelzerei<br />
in der neuen Fertigungsstätte.<br />
Bild 3: Im Niederdruckgießverfahren<br />
wird flüssiges Aluminium<br />
gleichmäßig<br />
und verwirbelungsfrei<br />
mit Überdruck<br />
unter Zuhilfenahme<br />
von Druckluft in<br />
eine Gussform<br />
gedrückt.<br />
Bild 4: Die sechs<br />
CompAir-Schraubenkompressoren<br />
vom Typ L250 im<br />
Borbet-Werk<br />
Kodersdorf. Mit<br />
einer Gesamt-<br />
Antriebsleistung<br />
von 1500 kW<br />
arbeiten sie sehr<br />
energiesparend.<br />
FOTO: GARDNER DENVER COMPAIR<br />
GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong> 57
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FOTO: GARDNER DENVER COMPAIR<br />
Bild 5: Das bedarfsgerechte<br />
Zusammenspiel<br />
der sechs<br />
Schraubenkompressoren<br />
wird über<br />
eine „Smart<br />
AirMaster“-Steuerung<br />
sichergestellt.<br />
Bild 6: Für den Betrieb<br />
der hochwertige<br />
Lackieranlage<br />
ist die Qualität der<br />
Druckluft wichtig.<br />
FOTO: BORBET/ORENDT.FOTOSTUDIO<br />
lagenzustand stets transparent. Das erhöht<br />
letztlich die Verfügbarkeit der Anlage,<br />
weil Unregelmäßigkeiten sofort erkannt<br />
werden.<br />
Bei der energetischen Planung dachten<br />
CompAir und Borbet über die reine Druckluftstation<br />
hinaus: Die Zu- und Abluftführung<br />
wird temperatur- und jahreszeitenabhängig<br />
über eine ausgeklügelte Steuerung<br />
geregelt. Sie gewährleistet den<br />
problemlosen Sommer- und Winterbetrieb<br />
und macht eine zusätzliche Beheizung der<br />
Kompressorstationen überflüssig.<br />
Hohe Anforderungen an die<br />
Druckluftqualität<br />
Insbesondere die hochwertige Lackieranlage<br />
(Bild 6) stellt hohe Anforderungen<br />
an die Qualität der Druckluft: Trocken,<br />
rein und technisch ölfrei sowie silikonfrei<br />
muss sie sein. Deshalb wurden in der Station<br />
Kältetrockner, Mikro- und Submikrofilter<br />
sowie Öldampfadsorber installiert.<br />
Auch die Anforderungen an die Verfügbarkeit<br />
sind hoch. Zu den Wünschen<br />
von Borbet gehört es, jeden einzelnen<br />
Kompressor oder Trockner nach Bedarf<br />
vom Netz zu trennen, ohne die gesamte<br />
Station abschalten zu müssen, etwa für<br />
Wartungszwecke. Dies wird über eine Aufteilung<br />
der Komponenten in einzelne<br />
Stränge erreicht: Jedem Kompressor stehen<br />
jeweils ein eigener Trockner, Filter<br />
und Öldampfadsorber zur Verfügung, und<br />
jeder Strang kann vom Netz genommen<br />
werden. So ist eine zu 100 % redundante<br />
Versorgung gewährleistet (Bild 7).<br />
Die Installation der Komponenten und<br />
des gesamten Leitungsnetzes übernahm<br />
der regionale CompAir-Fachhändler<br />
Drucklufttechnik Chemnitz GmbH. Somit<br />
hat Borbet Sachsen in Kodersdorf weiterhin<br />
einen zentralen Ansprechpartner für<br />
alle Fragen der Drucklufterzeugung, -aufbereitung<br />
und -verteilung.<br />
Endausbau noch in diesem Jahr<br />
Der schrittweise Zeitplan des Produktionsanlaufes<br />
in Kodersdorf wurde bis jetzt<br />
minutiös eingehalten. Für den finalen Ausbau<br />
der Fertigung benötigt Borbet in Kodersdorf<br />
nochmals mehr Druckluft. Deshalb<br />
hat CompAir im Mai <strong>2017</strong> vier weitere<br />
Schraubenkompressoren vom Typ L<br />
Bild 7: Jedem Kompressor ist die entsprechende<br />
Aufbereitung zugeordnet. So<br />
ist maximale Redundanz gewährleistet.<br />
250 geliefert, die ebenfalls in das vorhandene<br />
Steuerungskonzept mit der zentralen<br />
„Smart AirMaster“-Steuerung eingebunden<br />
wurden. Beide Stationen speisen<br />
nun in eine Sammelleitung ein und sorgen<br />
für die wirtschaftliche und hochzuverlässige<br />
Bereitstellung von Druckluft in der<br />
gesamten Produktion, die unter einer imposanten<br />
Dachfläche von 22 100 m 2 untergebracht<br />
ist.<br />
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SPEKTRUM<br />
Und es werde (LED-) Licht<br />
Halle von Gontermann-Peipers<br />
in Hain mit neuer LED-Beleuchtung.<br />
Bei Gontermann-Peipers (GP) hat das LED-Zeitalter im Werk Hain begonnen. Bisher wurden<br />
zur Beleuchtung von Hallen meist Quecksilberdampflampen, kurz HQL, eingesetzt.<br />
Da der Gesetzgeber diese Lampen jedoch im Rahmen der EU-Richtlinie für eine umweltgerechte<br />
Gestaltung von energieverbrauchsrelevanten Produkten, u. a. zur Reduzierung<br />
des Energieverbrauchs und der Schadstoffbelastung, zum 1. April 2015 vom Markt<br />
genommen hat, musste über neue Lösungen nachgedacht werden.<br />
FOTOS: GP<br />
VON MARTIN OBERLIESEN, MAIK TIP-<br />
PEL UND THOMAS HERWEG, SIEGEN<br />
Was für viele jetzt vielleicht nach<br />
einem einfachen „Birnenwechsel“<br />
aussieht, sollte bei GP wohl<br />
durchdacht werden. Gestartet wurde im<br />
Januar 2016 in den beiden Hallen KaA<br />
und KaB, in denen zusammen 80 HQLs<br />
mit jeweils 430 W und einer Gesamtleistung<br />
von 34,4 kW, verbaut waren – also<br />
in etwa der Leistung eines älteren VW Polo<br />
oder Opel Corsa (Bild 1).<br />
Aber nicht nur die hohe Leistung,<br />
sondern auch der Austausch der Lichtkuppeln,<br />
die tagsüber für deutlich bes-<br />
Bild 1: Halle mit<br />
HQL-Beleuchtung<br />
und Testinstallation<br />
in der ersten Reihe<br />
(links alternatives<br />
LED-Modell, Mitte<br />
HQL, rechts später<br />
montierte Philips<br />
LED-Leuchte).<br />
60 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>
sere Lichtverhältnisse sorgen, musste<br />
berücksichtigt werden. So wurde ein<br />
Energieberater ins Haus oder besser in<br />
die Halle geholt und die vorliegende Situation<br />
analysiert. Der einfache „Birnenwechsel“<br />
stellte sich tatsächlich als suboptimale<br />
Lösung heraus und es wurde<br />
eine deutlich intelligentere Lösung verbaut.<br />
Basis für alle weiteren Optimierungen<br />
ist die DALI-Steuerung, DALI steht<br />
hier für Digital Addressable Lighting Interface.<br />
Wie der Name schon verrät, können<br />
einzelne Leuchten gezielt angesteuert<br />
und die Helligkeit jedes Leuchtmittels<br />
einzeln und je nach Bedarf eingestellt<br />
werden.<br />
Als Leuchte wurde die Philips Gentle-<br />
Space2 mit einer Leistung von 200 W<br />
ausgewählt, die in einem Gehäuse zwei<br />
Leuchteinheiten (Adressen) verbaut hat<br />
(Bild 2). Diese beiden Adressen können<br />
wie zwei einzelne Leuchten angesprochen<br />
werden. Die alte Verkabelung, die<br />
immer wieder für Probleme sorgte, konnte<br />
nicht genutzt werden und so wurde<br />
diese durch eine neue ersetzt. Anhand<br />
von Messungen wurden die beiden Hallen<br />
gleichmäßiger und auch heller ausgeleuchtet.<br />
Interessant dabei ist, dass die<br />
Leistung der dimmbaren LED-Leuchten,<br />
möglich sind 10 – 100 %, nicht vollständig<br />
abgerufen werden muss und noch<br />
Reserven verfügbar sind. Doch diese<br />
Maßnahmen sollten noch nicht das Ende<br />
der Optimierung sein. Es sollten jetzt<br />
auch die Vorteile der Leuchten gemeinsam<br />
mit der Steuerung genutzt werden,<br />
sodass zwei Lichtsensoren je Halle installiert<br />
wurden. Mit Hilfe dieser Sensoren<br />
kann auf das einfallende Tageslicht reagiert<br />
werden und die Leistung der<br />
Leuchten im Verlaufe des Tages erst runter<br />
und dann gegen Nachmittag oder<br />
Abend wieder hochgefahren werden, sodass<br />
tags wie auch nachts annähernd die<br />
gleichen Lichtverhältnisse herrschen.<br />
Lohnt sich der größere Aufwand gegenüber<br />
dem „suboptimalen Birnenwechsel“?<br />
Betrachtet man die „montierte“ Leistung<br />
von 80 x 200 W/LED-Leuchte, so<br />
ergibt sich bereits mehr als eine Halbierung<br />
bei deutlich besserer Ausleuchtung.<br />
Mit Hilfe der Lichtsensoren und der<br />
DALI-Steuerung kann diese benötigte<br />
Leistung automatisch weiter verringert<br />
werden, sodass im Laufe eines normalen,<br />
herbstlichen Tages eine Reduzierung von<br />
über 70 % der ursprünglichen Energiekosten<br />
realisiert wird. In diesem Fall bedeutet<br />
dies eine Einsparung von über 10 000<br />
Euro im Jahr.<br />
Ein weiterer Vorteil liegt in der Haltbarkeit<br />
der LED-Leuchten. Während die<br />
HQLs nach ca. einem Jahr deutlich an<br />
Leuchtkraft verlieren und nach ca. zwei<br />
Jahren getauscht werden müssen, lassen<br />
zwar auch die LEDs nach einem Jahr etwas<br />
an Leuchtkraft nach, dies lässt sich<br />
aber durch die Reserven und die Steuerung<br />
kompensieren (Bild 3). Zusätzlich<br />
halten die LEDs mindestens acht Jahre<br />
(nach Herstellerangaben) anstatt zwei<br />
Jahre. Das wiederum ist ein weiterer Nutzen,<br />
da nicht alle Leuchten an leicht zugänglichen<br />
Stellen sitzen und der Austausch<br />
mit einer Arbeitsbühne erfolgen<br />
Bild 3: Aufbau der<br />
LED-Leuchten. LEDs<br />
halten nach Herstellerangaben<br />
acht<br />
Jahre, deutlich länger<br />
als HQL, die<br />
nach zwei Jahren<br />
ausgetauscht werden<br />
müssen.<br />
Bild 2: Detailaufnahme der eingesetzten<br />
LEDs.<br />
müsste. Aber nicht nur der Austausch der<br />
Leuchtmittel, sondern auch mögliche Umstrukturierungen<br />
der Halle können mit der<br />
Steuerung aufgefangen werden. Die Helligkeit<br />
kann anschließend wieder optimal<br />
an die Anforderungen angepasst werden.<br />
Es entsteht somit in beiden Fällen ein<br />
deutlich reduzierter Wartungsaufwand,<br />
der sich ebenfalls in den Kosten widerspiegelt.<br />
Um damit die zwischenzeitliche gestellte<br />
Frage zu beantworten: Ja, der Aufwand<br />
lohnt sich und dies hat sich auch<br />
in den Gesprächen mit den Kollegen vor<br />
Ort bestätigt. Sie sind froh, dass das<br />
doch eher schummrige HQL-Licht durch<br />
tageslichthelles LED-Licht ausgetauscht<br />
wurde. Mit diesen positiven Erfahrungen<br />
aus dem Umbau der beiden Hallen erfolgte<br />
bald der Ausbau der Halle C mit<br />
16 Leuchten. Weitere werden sicher folgen.<br />
Martin Oberliesen, Maik Tippel und Thomas<br />
Herweg, Gontermann-Peipers GmbH,<br />
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www.gontermann-peipers.de<br />
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MEDIEN & BÜCHER<br />
Goldene Bären<br />
Kunstgießerei Noack gießt Filmpreise<br />
Haben auch Sie interessante Videos<br />
zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />
gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
Diese TRT World-Moderatorin hält einen der begehrten Filmpreise in Form eines Goldenen Bären in der Hand.<br />
Fassade der Kunstgießerei Noack in Berlin-<br />
Charlottenburg. Der vergrößerte Neubau<br />
wurde 2009 realisiert und 2010 bezogen<br />
Abguss bei Noack. Heute arbeiten 40<br />
Kunst gussspezialisten in der renommierten<br />
Gießerei.<br />
Hermann Noack IV im Gespräch mit TRT<br />
World. 1897 wurde der Traditionsbetrieb von<br />
seinem gleichnamigen Urgroßvater gegründet.<br />
SCREENSHOTS: TRT WORLD<br />
Haben Sie sich auch schon immer gefragt,<br />
wie die goldenen Bären für die<br />
Internationalen Filmfestspiele in Berlin<br />
entstehen? Im Sandgießverfahren<br />
natürlich – und zwar in der Kunstgießerei<br />
Noack in Berlin, die u. a. schon<br />
Werke des ehemaligen Kunstakademie<br />
Düsseldorf-Rektors Tony Cragg<br />
sowie die Neuanfertigung der Quadriga<br />
auf dem Brandenburger Tor in ihrer<br />
120-jährigen Geschichte realisiert<br />
hat. Der englischsprachige türkische<br />
TV-Sender TRT World hat eine Filmdokumentation<br />
über den Traditionsbetrieb<br />
gedreht.<br />
40 Mitarbeiter arbeiten heute in der Noack-Kunstgießerei<br />
in Berlin-Charlottenburg.<br />
Von den begehrten Goldenen Bären<br />
für das Who-is-Who der Filmwelt haben<br />
sie bereits 600 gegossen. Hier<br />
arbeiten Menschen mit so wohlklingenden<br />
Berufsbezeichnungen wie Ziseleure<br />
und Patinierer, aber auch Gießer, Wachsformer,<br />
Sandformer und Modellbauer.<br />
Während die Gießerei früher zahlreiche<br />
öffentliche Auftragsarbeiten ausführte,<br />
ist dieser Geschäftszweig seit der Wiedervereinigung<br />
nahezu vollends zum Erliegen<br />
gekommen. Die Auftragslage ist<br />
dennoch gut: 2009 wurde ein neue, deutlich<br />
größere Gießerei gebaut, die 2010<br />
bezogen wurde. Der Betrieb wird von Hermann<br />
Noack IV geleitet, der in dem fünfminütigen<br />
Video mehrmals zu Wort<br />
kommt.<br />
Die Fernsehdokumentation ist anlässlich<br />
der Filmfestspiele in Berlin im Februar<br />
<strong>2017</strong> erschienen.<br />
QR-CODE/Link:<br />
Link zum Film:<br />
http://www.noackbronze.com/de/aktuelles.html<br />
90 GIESSEREI 104 06/<strong>2017</strong>