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Swissmechanic-Journal_2020-05

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Nº 5 SEPTEMBER <strong>2020</strong><br />

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91.<br />

JAHRGANG<br />

JOURNAL<br />

SwissSkills Championships:<br />

Letzte Vorbereitungen laufen Seite 28<br />

Rechtsberatung: Änderungen im<br />

Gleichstellungsgesetz Seite 16<br />

Wirtschaftsbarometer:<br />

Corona-Krise trifft die MEM-Branche hart Seite 20<br />

Entwicklung der Suva-Prämien Seite 23


Machen Sie auf sich<br />

aufmerksam!<br />

Mit einer Anzeige in der Fachzeitschrift «<strong>Swissmechanic</strong> JOURNAL».<br />

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Nº 5 SEPTEMBER <strong>2020</strong> 91. JAHRGANG<br />

JOURNAL<br />

SwissSkills Championships:<br />

Letzte Vorbereitungen laufen Seite 28<br />

Rechtsberatung: Änderungen im<br />

Gleichstellungsgesetz Seite 16<br />

Wirtschaftsbarometer:<br />

Corona-Krise trifft die MEM-Branche hart Seite 20<br />

Entwicklung der Suva-Prämien Seite 23<br />

«JOURNAL» ist das offizielle Verbandsorgan von <strong>Swissmechanic</strong>,<br />

dem führenden Arbeitgeberverband der KMU<br />

der MEM-Branche (Maschinenbau, Elektro- und Metallindustrie).<br />

Unser Verbandsmagazin erscheint seit 1929<br />

und wird überregional den rund 1400 Mitgliedsunternehmen<br />

automatisch zugestellt. Unternehmer, Geschäftsführer,<br />

Lehrmeister, Ausbildner, Ein- und Verkauf<br />

und Mitarbeitende – mit dem «JOURNAL» erreichen Sie<br />

Ihre Zielgruppe der MEM-Branche direkt.<br />

Das «JOURNAL» bietet Ihnen vielseitige Werbemöglichkeiten.<br />

Inserate, Publireportagen, Beilagen,<br />

einen Eintrag im Bezugsregister; Ihrer Kreativität sind<br />

keine Grenzen gesetzt. Dadurch ist Ihnen die höchstmögliche<br />

Aufmerksamkeit sicher.<br />

Ihre Ansprechperson für Anfragen:<br />

Mia Rizvic, Anzeigenverkäuferin, Tel. +41 31 300 63 41, inserate@staempfli.com<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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INHALTSVERZEICHNIS JOURNAL 3<br />

EDITORIAL<br />

WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />

04 Der Grundstein unseres Werkplatzes Schweiz<br />

<strong>05</strong> La base de notre place industrielle suisse<br />

POLITIK<br />

06 Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong>: Nein zur Volksinitiative<br />

«Für eine massvolle Zuwanderung» («Begrenzungsinitiative»)<br />

07 Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong>: Ja zum Beschluss zur<br />

Beschaffung neuer Kampfflugzeuge<br />

08 Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong>: Ja zur Änderung des<br />

Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer (Kinderabzüge)<br />

09 Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong>: Nein zur Änderung<br />

des Erwerbsersatzgesetzes (Vaterschaftsurlaub)<br />

10 COVID-19: Interessenvertretung auf Bundesebene<br />

11 COVID-19: Défense d'intérêts au niveau fédéral<br />

16 Rechtsberatung: Änderungen im Gleichstellungsgesetz<br />

18 Assistance juridique: Modifications de la Loi révisée sur l'égalité<br />

au 1er juillet <strong>2020</strong><br />

20 Wirtschaftsbarometer: Die Corona-Krise trifft die MEM-Branche hart<br />

21 Sondage trimestriel: La crise de Corona frappe durement les<br />

industries MEM<br />

22 COVID-19: KMU-MEM haben die Schutzmassnahmen<br />

sehr gut umgesetzt<br />

23 Entwicklung der Suva-Prämien<br />

24 Évolution des primes de la Suva<br />

26 «Krisenchampions» von pwc und economiesuisse:<br />

Gestärkt aus der Krise<br />

GRUNDBILDUNG /<br />

ERWACHSENENBILDUNG<br />

SWISSMECHANIC<br />

12 LAP: Wir gratulieren Luana Zogg<br />

12 Zu Besuch bei der Rey AG<br />

SEKTIONEN<br />

13 <strong>Swissmechanic</strong> prämiert Bestleistungen<br />

14 Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau (WITg):<br />

«Hidden Champions» unterstützen<br />

SWISSSKILLS CHAMPIONSHIPS<br />

28 Mastercam-Schulungen: Finalisten auf dem Weg zur Kür<br />

30 Formations Mastercam: Les finalistes en route vers la gloire<br />

32 Das Wichtigste in Kürze / die Finalisten<br />

34 Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren und Partnern<br />

35 Selbstverständlich, dass auch Frauen in MEM-Berufen arbeiten<br />

37 Mitarbeitergespräche erneuert<br />

39 Informationsveranstaltungen und Studienbeginn Produktionsfachmann/-frau<br />

und Produktionstechniker/-in HF<br />

40 Expert-e en Production : nos écoles<br />

41 Kurse und Seminare<br />

TECHNIK<br />

DAS OFFIZIELLE ORGAN VON SWISSMECHANIC SCHWEIZ<br />

L’ORGANE OFFICIEL DE SWISSMECHANIC SUISSE<br />

<strong>Swissmechanic</strong> Schweizerischer Verband mechanisch- technischer Betriebe /<br />

Association Suisse d’entreprises mécaniques et techniques /<br />

Associazione svizzera delle aziende meccaniche e tecniche<br />

Abonnementspreise Fr. 80.– für 8 Ausgaben (zus. MWST)<br />

Redaktion/Abonnemente <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz / Monica Hotz, Redaktionsleitung /<br />

Thomas Schwager, Redaktor / Claudia Frey Marti, Lektorat / Jürg Marti, Redaktionsbeirat /<br />

Felsen strasse 6, Thurgauerhof / 8570 Weinfelden / Tel. 071 626 28 00 / Fax 071 626 28 09 /<br />

E-Mail: redaktion@swissmechanic.ch<br />

Druck/Versand Schelbli AG / Grafisches Unternehmen / Lagerstrasse 30 /<br />

3360 Herzogenbuchsee / Tel. 062 956 50 40 / info@schelbli.ch<br />

Inseratemanagement / Stämpfli AG / Mia Rizvic / Postfach / 3001 Bern /<br />

Tel. +41 31 300 63 88 / inserate@staempfli.com<br />

42 Laserschweissen dank KI in Echtzeit überwachen<br />

44 Magnete aus dem 3D-Drucker<br />

MARKTPLATZ<br />

46 Bezugsquellennachweis<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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4 JOURNAL EDITORIAL<br />

Der Grundstein unseres<br />

Werkplatzes Schweiz<br />

22 junge Polymechaniker und zwei junge Polymechanikerinnen nehmen vom 30. September bis am<br />

3. Oktober <strong>2020</strong> in den Disziplinen CNC Drehen, CNC Fräsen und Automation an den SwissSkills<br />

Championships in Münchenbuchsee teil. Topmotiviert und engagiert haben sie sich in ihrer Freizeit<br />

auf den Wettbewerb vorbereitet. Sie haben Workshops besucht und in ihrem Lehrbetrieb sowie zu<br />

Hause trainiert. Alle Finalisten gehören zu den Besten ihres Jahrgangs und ihres Berufs und können<br />

stolz auf ihre Leistung sein, ebenso wie jene, die sie auf dem Weg dazu unterstützt haben – ihre Familien,<br />

ihre Lehrmeister und ihre Arbeitgeber.<br />

Roland Goethe,<br />

Präsident <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz<br />

Solch motivierter Berufsnachwuchs ist der Grundstein unseres Werkplatzes Schweiz. Dank praxisorientierter<br />

und solider Ausbildung sowie grossem Fachwissen können unsere Polymechaniker international<br />

mithalten und sind nicht nur schweiz-, sondern auch weltweit gefragte Berufsleute. Das ermöglicht<br />

unser duales Bildungssystem, das Theorie und Praxis ideal kombiniert.<br />

Ich freue mich, dass mit dem Kurszentrum von <strong>Swissmechanic</strong> Bern/Bienne in Münchenbuchsee schnell<br />

und unkompliziert eine sehr gute Alternative zu den zentralen SwissSkills in Bern gefunden werden<br />

konnte, die wegen der Corona-Krise auf das Jahr 2022 verschoben wurden, und danke den Gastgebern<br />

herzlich.<br />

Ich freue mich darauf, die SwissSkills Championships in Münchenbuchsee zu verfolgen, und bin gespannt<br />

auf die packenden Wettbewerbe und die Topresultate, die bestimmt auch dieses Jahr wieder<br />

geboten werden. Ich wünsche allen Kandidatinnen und Kandidaten viel Erfolg und fesselnde, lehrreiche<br />

sowie eindrückliche Stunden während des Wettbewerbs. Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />

wünsche ich eine unterhaltsame und kurzweilige Lektüre in diesem <strong>Journal</strong>, das auch Hintergrundinformationen<br />

zu den Berufswettbewerben liefert. Aber vor allem: Bleiben Sie gesund!<br />

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.<br />

Roland Goethe, Präsident <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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EDITORIAL JOURNAL 5<br />

La base de notre place<br />

industrielle suisse<br />

Vingt-deux jeunes polymécaniciens et deux jeunes polymécaniciennes participeront aux SwissSkills<br />

Championships à Münchenbuchsee du 30 septembre au 3 octobre <strong>2020</strong>, ceci dans les disciplines<br />

Tournage CNC, Fraisage CNC et Automation. C'est avec beaucoup d'engagement et très motivés qu'ils<br />

se sont préparés au concours durant leurs loisirs. Ils ont participé à des ateliers et se sont entraînés<br />

dans leur entreprise formatrice de même que chez eux. Tous les finalistes comptent parmi les meilleurs<br />

de leur âge et de leur profession et peuvent être fiers de leurs prestations, de même que ceux qui les<br />

ont soutenus dans leurs efforts – leurs familles, leurs enseignants et leurs employeurs.<br />

Roland Goethe,<br />

président <strong>Swissmechanic</strong> Suisse<br />

Une relève professionnelle aussi motivée est la base de notre place industrielle suisse. Grâce à une<br />

solide formation axée sur la pratique ainsi qu'à un grand bagage de connaissances spécialisées, nos<br />

polymécaniciens peuvent maintenir leur rang sur la scène internationale et sont des spécialistes très<br />

demandés non seulement Suisse mais dans le monde entier. C'est ce que permet notre système de<br />

formation dual qui combine de manière idéale la théorie et la pratique.<br />

Je suis fort heureux que nous ayons pu trouver rapidement et sans complications, avec le centre de<br />

formation <strong>Swissmechanic</strong> de Berne/Bienne Münchenbuchsee, une très bonne alternative aux SwissSkills<br />

centralisés de Berne, qui ont dû être ajournés à 2022 en raison de la crise du coronavirus et je remercie<br />

cordialement nos hôtes.<br />

Je me réjouis de suivre les SwissSkills Championships à Münchenbuchsee et attends avec impatience<br />

les passionnants concours et les résultats de pointe qui ne manqueront pas d'être atteints cette année<br />

à nouveau. Je souhaite beaucoup de succès à toutes les candidates et à tous les candidats et de<br />

passer des heures passionnantes, instructives et impressionnantes durant le concours. Et je vous<br />

souhaite, chères lectrices et chers lecteurs, une lecture intéressante et divertissante dans ce <strong>Journal</strong>,<br />

qui donne également des informations de fond sur les concours professionnels. Mais avant tout:<br />

restez en bonne santé!<br />

Je vous souhaite une lecture palpitante !<br />

Roland Goethe, président <strong>Swissmechanic</strong> suisse<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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6 JOURNAL POLITIK<br />

Begrenzungsinitiative<br />

«Für eine massvolle Zuwanderung»<br />

Eidgenössische Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong><br />

1. AUSGANGSLAGE<br />

Die von der SVP lancierte Volksinitiative will den<br />

neuen Artikel 121b «Zuwanderung ohne Personenfreizügigkeit»<br />

in die Bundesverfassung aufnehmen.<br />

Damit wäre jeder neue internationale Vertrag ausgeschlossen,<br />

welcher Ausländern die Personenfreizügigkeit<br />

gewährt. Zudem soll das zwischen der<br />

Schweiz einerseits und der EU und ihren Mitgliedstaaten<br />

andererseits bestehende Abkommen über<br />

die Personenfreizügigkeit aufgehoben werden.<br />

2. POSITION SWISSMECHANIC<br />

<strong>Swissmechanic</strong> empfiehlt die Ablehnung der Begrenzungsinitiative.<br />

Die grosse Mehrheit des Verbandsrates<br />

von <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz sagt klar<br />

Nein zu dieser Vorlage.<br />

3. BEGRÜNDUNG<br />

KEINE DISKRIMINIERUNG DER SCHWEIZE-<br />

RISCHEN ARBEITNEHMENDEN<br />

Zweifellos ist diese Volksabstimmung für die<br />

Wirtschaftswelt eine der grössten Herausforderungen<br />

dieses Jahres. Dabei profitieren keinesfalls<br />

nur Grossunternehmen von dem im Jahre<br />

2002 eingeführten liberalen Regime der Personenfreizügigkeit,<br />

sondern auch viele kleinere<br />

und mittlere Unternehmen. Dank dem Freizügigkeitsabkommen<br />

zwischen der Schweiz und der<br />

EU (FZA) können Schweizer Unternehmen agil<br />

auf eine sich verändernde Wirtschaftslage reagieren<br />

und den Strukturwandel im Arbeitsmarkt<br />

erfolgreich bewältigen. Personen, die<br />

über einen Arbeitsvertrag verfügen, können in<br />

die Schweiz einreisen. Für die Arbeitgeber hat<br />

dies den grossen Vorteil, dass sie einfacher und<br />

ohne administrative Hürden die von ihnen benötigten<br />

Arbeitskräfte rekrutieren können.<br />

Im jährlich vom Staatssekretariat für Wirtschaft<br />

(Seco) präsentierten Lagebericht werden die<br />

Auswirkungen der Personenfreizügigkeit auf<br />

Arbeitsmarkt und Sozialversicherungen in der<br />

Schweiz untersucht. Die Auswirkungen der Personenfreizügigkeit<br />

auf die Schweiz sind insgesamt<br />

positiv. Entgegen anderslautenden Meinungen<br />

hat die Personenfreizügigkeit zu keiner<br />

Verschlechterung der Arbeitsbedingungen oder<br />

einer Diskriminierung einheimischer Arbeitskräfte<br />

geführt.<br />

Der Bericht macht deutlich, dass die Zuwanderung<br />

in der Schweiz massgeblich auf die Lücken<br />

im heimischen Arbeitsmarkt zurückzuführen ist.<br />

Die Schweizer Wirtschaft rekrutiert ihr Personal<br />

aus der EU und den Efta-Staaten, wenn die gesuchten<br />

Arbeitskräfte im Inland fehlen. Die Zuwanderung<br />

geht somit nicht zulasten der inländischen<br />

Arbeitskräfte. Auch bei den Löhnen<br />

lassen sich keine negativen Auswirkungen auf<br />

die Lohnentwicklung der inländischen Bevölkerung<br />

feststellen.<br />

Und vergessen wir nicht: Die Personenfreizügigkeit<br />

funktioniert nicht nur vom EU-Raum in die<br />

Schweiz, sondern auch in die Gegenrichtung.<br />

ES STEHT MEHR AUF DEM SPIEL ALS DIE<br />

PERSONENFREIZÜGIGKEIT<br />

Mit der Personenfreizügigkeit ist auch die sogenannte<br />

«Guillotine-Klausel» verbunden. Die<br />

sechs weiteren Abkommen der Bilateralen I – Technische<br />

Handelshemmnisse, Öffentliches Beschaffungswesen,<br />

Landwirtschaft, Landverkehr, Luftverkehr<br />

und Forschung – würden hinfällig, da sie<br />

mit dem Schicksal der Personenfreizügigkeit verknüpft<br />

sind. All diese Abkommen erleichtern<br />

Schweizer Unternehmen den Zugang zum europäischen<br />

Binnenmarkt erheblich.<br />

Der bilaterale Weg ermöglicht unserem Land die<br />

Beteiligung am Binnenmarkt unter Wahrung der<br />

grösstmöglichen Souveränität. Ein Ja zur Begrenzungsinitiative<br />

wäre das Ende des bilateralen Wegs<br />

und würde die Schweiz in die Isolation treiben.<br />

SICHT DER KMU-MEM-BETRIEBE<br />

Die Mitgliedsunternehmen von <strong>Swissmechanic</strong><br />

sind überwiegend KMU, die dringend auf qualifizierte<br />

Arbeitskräfte aus dem EU-Raum angewiesen<br />

sind, um weiterhin am Standort Schweiz erfolgreich<br />

produzieren zu können. Zudem liegen die<br />

wichtigsten Exportmärkte in der EU, sodass ein<br />

Wegfall sämtlicher bilateraler Abkommen wirtschaftliche<br />

Schäden und Arbeitsplatzverluste in<br />

der Schweiz zur Folge hätte.<br />

Unsere KMU-MEM-Betriebe exportieren über 62%<br />

in ausländische Märkte. Der Hauptabsatzmarkt ist<br />

die EU. In global derart unsicheren Zeiten wie heute<br />

sind stabile Beziehungen zum wichtigsten Absatzmarkt<br />

für Schweizer Exporte unverzichtbar. Eine<br />

planlose Kündigung des bilateralen Weges ohne<br />

gleichwertige Alternative in Sicht wäre unverantwortlich.<br />

Nach einem Ja zur Begrenzungs initiative<br />

würde die Schweiz spätestens Ende 2021 ohne die<br />

Bilateralen I dastehen. Diese knappe Frist reicht<br />

niemals, um mit Brüssel und 27 EU-Mitgliedstaaten<br />

eine befriedigende neue Lösung auszuhandeln.<br />

Und auch noch zu bedenken: Die Schweiz ist ein<br />

international führender Bildungs-, Forschungsund<br />

Innovationsstandort. Das alles funktioniert<br />

aber nur dank einer starken internationalen Vernetzung.<br />

Europäische Forschungsrahmenprogramme<br />

ermöglichen es, dass grosse und kleine internationale<br />

Forschungsprojekte von der Schweiz aus<br />

geleitet werden, auch unter Beteiligung vieler<br />

KMU. Mit der Kündigungsinitiative würde die<br />

Schweiz das Forschungsabkommen mit der EU<br />

verlieren und damit den Zugang zu diesen milliardenschweren<br />

Programmen.<br />

Weinfelden, 13. August <strong>2020</strong> n


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POLITIK JOURNAL 7<br />

Beschluss zur Beschaffung<br />

neuer Kampfflugzeuge<br />

Eidgenössische Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong><br />

1. AUSGANGSLAGE<br />

Nachdem von Seiten GsoA, Grüne und SP das<br />

Referendum ergriffen worden ist («Nein zu den<br />

Kampfjet-Milliarden»), soll nun das Volk bei der<br />

Beschaffung neuer Kampfjets mitreden:<br />

– max. 6 Milliarden Franken;<br />

– 60% Kompensationsgeschäfte in der Schweiz<br />

bei Vergabe von Aufträgen ins Ausland;<br />

– eingeführt bis 2030.<br />

2. POSITION SWISSMECHANIC SCHWEIZ<br />

<strong>Swissmechanic</strong> empfiehlt die Annahme der<br />

Vorlage.<br />

3. BEGRÜNDUNG<br />

<strong>Swissmechanic</strong> als führender Arbeitgeberverband<br />

der mittelständischen Unternehmen in der<br />

Maschinen-, Elektro- und Metallbranche steht<br />

hinter der Beschaffung neuer Kampfflugzeuge.<br />

Nur mit modernen Jets ist die Sicherheit unseres<br />

Landes durch einen gesamten Verbund gewährleistet.<br />

Dazu gehören Ambulanz, Polizei, Feuerwehr,<br />

Zivilschutz und auch die Armee als letzte<br />

Sicherheitsreserve auf dem Boden und in der<br />

Luft. Die Elemente ergänzen sich nur dann zu<br />

einem effektiven Ganzen, wenn sie personell,<br />

organisatorisch und technologisch auf der Höhe<br />

sind. Für unsere Luftwaffe trifft Letzteres nicht<br />

mehr zu. Eine Investition in diesem Bereich ist<br />

unerlässlich.<br />

PREISBEWUSST EINKAUFEN<br />

<strong>Swissmechanic</strong> Schweiz erwartet angesichts der<br />

bedeutenden Beschaffungskosten eine sorgfältige<br />

Evaluation. Dabei geht es nicht einfach darum,<br />

den billigsten Kampfjet auf dem Markt zu finden,<br />

sondern dasjenige Flugzeug, das der Sicherheit<br />

unseres Landes – heute und in Zukunft - am besten<br />

dient. Die spezifischen Anforderungen unseres<br />

Sicherheitsdispositivs müssen auf jeden Fall<br />

erfüllt sein. Selbstredend muss die Beschaffung<br />

zum bestmöglichen Preis erfolgen.<br />

SICHERHEIT ALS STANDORTFAKTOR<br />

Für die Schweizer Wirtschaft bedeutet die Sicherheit<br />

und der Schutz von Menschen und Gütern<br />

ein wichtiger Standortfaktor – gleichbedeutend<br />

mit der Rechtssicherheit, der Bildung und dem<br />

sozialen Frieden. Das sind gewichtige Vorteile für<br />

den Standort Schweiz und Anreize für potenzielle<br />

Investoren.<br />

AUFTRÄGE FÜR DIE SCHWEIZER INDUS-<br />

TRIE, ABER KEINE ÜBERTEUERTEN KOM-<br />

PENSATIONSGESCHÄFTE<br />

Der Wirtschaft kommen beim Kauf von Rüstungsgütern<br />

die sogenannten Gegen- oder Kompensationsgeschäfte<br />

zugute. Dagegen ist grundsätzlich<br />

nichts einzuwenden, resultieren daraus doch<br />

erhebliche Aufträge für die Schweizer Industrie.<br />

Gegengeschäfte generieren Arbeitsplätze und<br />

somit volkswirtschaftlichen Nutzen; sie stärken<br />

den Werkplatz Schweiz.<br />

<strong>Swissmechanic</strong> wehrt sich allerdings gegen Kompensationsgeschäfte,<br />

die den Kauf von neuen<br />

Kampfjets künstlich verteuern. Das nämlich ist<br />

volkswirtschaftlich nicht sinnvoll. Es kommt einer<br />

Subventionierung der einheimischen Industrie<br />

gleich, es drohen Wettbewerbsverzerrungen. Das<br />

widerspricht einer liberalen Wirtschaftsordnung,<br />

der sich <strong>Swissmechanic</strong> verpflichtet fühlt.<br />

UNTERHALT UND BETRIEB ALS CHANCE<br />

FÜR SCHWEIZER INDUSTRIE<br />

Wichtig bei der Kampfjetbeschaffung ist für<br />

<strong>Swissmechanic</strong>, dass Unterhalt und Betrieb dieser<br />

Kampfjets von in der Schweiz ansässigen Unternehmen<br />

sichergestellt werden können. Dies<br />

bringt auf Dauer eine wichtige Unabhängigkeit<br />

vom Hersteller. Zudem ergeben sich positive<br />

volkswirtschaftliche Effekte. Indem Schweizer<br />

Unternehmen die Unterhalts- und Betriebsleistungen<br />

der neuen Kampfjets in der Schweiz erbringen,<br />

werden zukunftsgerichtete Arbeitsplätze<br />

im Hightech-Bereich geschaffen, die längerfristig<br />

Bestand haben. Die entsprechenden<br />

Unternehmen können Know-how und Erfahrung<br />

aufbauen. Der Kauf der Kampfjets dient somit<br />

dem Aufbau und der Entwicklung von technologischen<br />

Kompetenzen, der Förderung von Innovation<br />

und somit einer weiteren Stärkung des<br />

Werkplatzes Schweiz. Die Schweiz kann sich zur<br />

Kompetenzinsel im Umfeld der Unterhalts- und<br />

Betriebsleistungen für Jets entwickeln.<br />

Weinfelden, 5. August <strong>2020</strong> n<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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8 JOURNAL POLITIK<br />

Änderung Bundesgesetz direkte<br />

Bundessteuer (Kinderabzüge)<br />

Eidgenössische Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong><br />

1. ABSTIMMUNGSVORLAGE<br />

Bundesrat und Parlament wollen bei der direkten<br />

Bundessteuer den maximalen Abzug für die Drittbetreuung<br />

von 10’100 auf 25’000 Franken pro<br />

Kind erhöhen. Sie wollen dazu beitragen, dass<br />

sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen,<br />

und zugleich dem Fachkräftemangel entgegenwirken.<br />

Das Parlament hat zudem beschlossen,<br />

den allgemeinen Kinderabzug von 6’500 auf<br />

10’000 Franken zu erhöhen. Es will Familien unabhängig<br />

von der Betreuungsform entlasten.<br />

2. POSITION SWISSMECHANIC SCHWEIZ<br />

<strong>Swissmechanic</strong> empfiehlt die Annahme der<br />

Vorlage.<br />

3. BEGRÜNDUNG<br />

BESSERE VEREINBARKEIT VON FAMILIE<br />

UND BERUF<br />

Eltern sollen Familie und Beruf besser vereinbaren<br />

können. Dazu braucht es eine Anpassung im<br />

Steuerrecht. Es darf nicht sein, dass Eltern ihre<br />

Berufstätigkeit aus steuerlichen Überlegungen<br />

einschränken oder zeitweise aufgeben. Mit der<br />

Erhöhung des Abzugs für die Drittbetreuung<br />

lohnt es sich vermehrt, dass beide Eltern berufstätig<br />

sind.<br />

BESSERE AUSSCHÖPFUNG DES INLÄNDI-<br />

SCHEN FACHKRÄFTEPOTENZIALS<br />

Heute fehlen vielerorts gut ausgebildete Fachkräfte,<br />

so auch bei den KMU-MEM-Betrieben.<br />

Aufgrund der demografischen Entwicklung wird<br />

sich der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren<br />

weiter verschärfen bzw. nicht entspannen. Mit<br />

einem höheren Drittbetreuungsabzug steigt der<br />

Anreiz, dass beide Eltern vermehrt berufstätig<br />

sind. So kann das Potenzial an inländischen Fachkräften<br />

besser ausgeschöpft werden. Das stärkt<br />

die schweizerische Wirtschaft.<br />

Ein höherer Drittbetreuungsabzug kommt allen<br />

Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihre Kinder<br />

benötigen, zugute – Eltern, die im Angestelltenverhältnis<br />

tätig sind, aber auch selbstständig<br />

tätigen Eltern, die beispielsweise ein KMU leiten.<br />

ENTLASTUNG DER FAMILIEN UND HO-<br />

NORIERUNG DER FAMILIENARBEIT<br />

Unabhängig davon, ob Eltern ihre Kinder selbst<br />

betreuen oder zeitweise betreuen lassen, fallen<br />

Kosten für die Kinder an (Nahrung, Kleidung,<br />

Wohnen, Freizeit etc.). Um die Familien zu entlasten<br />

und die Familienarbeit angemessener zu<br />

honorieren, soll deshalb der allgemeine Kinderabzug<br />

ebenfalls erhöht werden.<br />

Fazit: Die Erhöhung der Kinderabzüge ist eine<br />

zeitgemässe Anpassung des Steuerrechts und<br />

kommt einerseits den Familien zugute und stärkt<br />

andererseits den Wirtschaftsstandort Schweiz.<br />

Weinfelden, 6. August <strong>2020</strong> n


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POLITIK JOURNAL 9<br />

Änderung des Erwerbsersatzgesetzes<br />

(Vaterschaftsurlaub)<br />

Eidgenössische Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong><br />

1. AUSGANGSLAGE<br />

Der indirekte Gegenentwurf zur Volksinitiative<br />

«für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum<br />

Nutzen der ganzen Familie» sieht Folgendes vor:<br />

– Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen;<br />

– zu beziehen in den ersten sechs Monaten nach<br />

der Geburt des Kindes (tageweiser Bezug<br />

möglich);<br />

– zu regeln im Obligationenrecht;<br />

– finanziert über die Erwerbsersatzordnung.<br />

Ein überparteiliches Komitee ergriff das Referendum,<br />

weshalb die Vorlage nun zur Abstimmung<br />

kommt. <strong>Swissmechanic</strong> unterstützt das Referendumskomitee.<br />

Der Präsident von <strong>Swissmechanic</strong>,<br />

Roland Goethe, ist einer der Co-Präsidenten des<br />

Komitees.<br />

2. POSITION SWISSMECHANIC SCHWEIZ<br />

<strong>Swissmechanic</strong> empfiehlt die Ablehnung der<br />

Vorlage.<br />

3. BEGRÜNDUNG<br />

NEIN ZU IMMER MEHR LOHNABGABEN<br />

Uns allen bleibt immer weniger vom Lohn, weil<br />

immer mehr für Abgaben und Sozialversicherungen<br />

abgezogen wird. Und nun sollen Angestellte<br />

und Arbeitgeber nochmals jährlich rund 250<br />

Millionen Franken abgeben, um die zusätzlichen<br />

Ferien von einigen wenigen zu bezahlen.<br />

<strong>Swissmechanic</strong> spricht sich gegen eine neue Sozialversicherung<br />

für eine kleine Gruppe aus, welche<br />

durch Lohnabzüge für alle finanziert werden<br />

müssen. Dies wäre angesichts der finanziellen<br />

Schieflage der anderen Sozialwerke verantwortungslos.<br />

NEIN ZUR WEITEREN BELASTUNG DER<br />

VERSCHULDETEN SOZIALWERKE<br />

Unsere Sozialwerke sind langfristig nicht finanziert.<br />

Wenn man die auf eidgenössischer Ebene<br />

geplanten Projekte und Zusatzfinanzierungen für<br />

die Sozialwerke in Milliardenhöhe anschaut, dann<br />

gilt es, sich auf die finanzielle Sicherung der bisherigen,<br />

allen voran der IV, AHV und EL zu konzentrieren.<br />

Nur so kann die Konkurrenzfähigkeit<br />

des Schweizer Werksplatzes erhalten und auch<br />

die Arbeitsplätze im Land behalten werden.<br />

Die Wirtschaftskrise mit immer mehr Arbeitslosen<br />

wird neue Schulden für die Sozialwerke bedeuten.<br />

Aus Sicht von <strong>Swissmechanic</strong> ist deshalb eine<br />

neue Vaterschaftsversicherung unverantwortlich,<br />

weil wir das verfügbare Geld für effektive Notfälle<br />

benötigen, wie es in den letzten Monaten<br />

der Fall war.<br />

NEIN ZU WEITEREN BELASTUNGEN FÜR<br />

KMU UND GEWERBE<br />

Unsere KMU- und Gewerbebetriebe leiden bereits<br />

heute unter hohen Kosten. Und nun sollen<br />

sie auch noch zwei Ferienwochen für Väter bezahlen.<br />

Das gefährdet die Konkurrenzfähigkeit<br />

und damit Arbeitsplätze. Für KMU ist der zweiwöchige<br />

Vaterschaftsurlaub weder finanziell<br />

noch organisatorisch tragbar. Der kurzfristige<br />

Ersatz von Mitarbeitern ist aufwendig und teuer.<br />

In der Schweiz ist eine grosse Anzahl der Beschäftigten<br />

in Betrieben mit unter 15 Mitarbeitenden<br />

tätig. Zusätzliche Fehlzeiten bedeuten in solchen<br />

Unternehmen eine nicht zu unterschätzende organisatorische<br />

Belastung.<br />

Viele Grosskonzerne haben den bezahlten Vaterschaftsurlaub<br />

freiwillig eingeführt, weil sie sich<br />

dies mit ihren Milliardengewinnen leisten können.<br />

Jetzt wollen sie die Kosten für ihre Luxusleistungen<br />

auf uns alle abschieben.<br />

<strong>Swissmechanic</strong> spricht sich gegen weitere Belastungen<br />

der KMU aus und fordert, dass die Arbeitgeber<br />

autonom über die Einführung, Länge und<br />

Ausgestaltung eines allfälligen Vaterschaftsurlaubs<br />

oder über alternative Möglichkeiten wie<br />

flexible Arbeitszeiten oder opfersymmetrische<br />

Möglichkeiten entscheiden können.<br />

Fazit: Die Vorlage ist teuer und – gerade in der<br />

heutigen Zeit – unverantwortlich und für KMU<br />

weder finanziell noch organisatorisch tragbar.<br />

Weinfelden, 13. August <strong>2020</strong> n<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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10 JOURNAL POLITIK<br />

Eingaben beim Bund<br />

Corona-bedingte Konkurse müssen verhindert und Arbeitsplätze und Löhne gesichert werden.<br />

<strong>Swissmechanic</strong> unterstützt alle Massnahmen, die sich in den vergangenen Wochen<br />

bewährt haben und dazu dienen, volkswirtschaftlich negative Auswirkungen der Epidemienbekämpfung<br />

zu dämpfen.<br />

Von Claudia Frey Marti<br />

Im Juli <strong>2020</strong> fanden im Zusammenhang mit der<br />

Covid-19-Epidemie verschiedene eidgenössische<br />

Vernehmlassungsverfahren statt, an denen<br />

<strong>Swissmechanic</strong> Schweiz sich beteiligte. Nachfolgend<br />

die Stellungnahmen in Kürze:<br />

COVID-19-GESETZ<br />

<strong>Swissmechanic</strong> befürwortet, dass die seit dem 13.<br />

März <strong>2020</strong> vom Bundesrat im Zusammenhang mit<br />

der Bewältigung der Covid-19-Epidemie erlassenen<br />

Verordnungen nicht automatisch nach sechs<br />

Monaten ausser Kraft treten. Vielmehr soll mit<br />

dem (befristeten) Covid-19-Gesetz die rechtliche<br />

Grundlage geschaffen werden, sodass der Bundesrat<br />

die bereits getroffenen Massnahmen bei<br />

Bedarf bis zum 31. Dezember 2022 fortführen<br />

kann. Wichtige Bereiche, die im Covid-19-Gesetz<br />

geregelt werden, sind das Insolvenzrecht, die Erwerbsausfallentschädigung<br />

und die Arbeitslosenversicherung<br />

(Kurzarbeitsentschädigung).<br />

Das Covid-19-Gesetz darf aus Sicht von <strong>Swissmechanic</strong><br />

dem Bundesrat aber keine Ermächtigung<br />

dafür geben, neue und andersartige Massnahmen<br />

zu ergreifen. Der Bundesrat darf von seinen<br />

Befugnissen nur so lange und nur so weit Gebrauch<br />

machen darf, wie dies zur Bewältigung<br />

der Covid-19-Epidemie tatsächlich nötig ist.<br />

ZUSATZFINANZIERUNG DER<br />

ARBEITSLOSENVERSICHERUNG<br />

Die Covid-19-Krise belastet die Arbeitslosenversicherung<br />

(ALV) stark und führt – insbesondere<br />

durch die starke Nutzung der Kurzarbeitsentschädigung<br />

– zu einer raschen Verschlechterung der<br />

finanziellen Lage der ALV. So ist für <strong>2020</strong> mit<br />

Covid-19-bedingten Mehrkosten von über 20 Milliarden<br />

Franken zu rechnen. Aufgrund der noch<br />

unsicheren wirtschaftlichen Erholung ist zu befürchten,<br />

dass die ALV finanziell auch 2021 noch<br />

unter diesen Kosten leiden wird. Da die ALV eine<br />

gesetzlich verankerte Schuldenbremse kennt,<br />

müsste ohne rasche finanzielle Zuschüsse durch<br />

den Bund eine Erhöhung der Lohnbeitragssätze<br />

auf den 1. Januar 2021 erfolgen.<br />

Die vorliegende Revision des Bundesgesetzes<br />

über die obligatorische Arbeitslosenversicherung<br />

und die Insolvenzentschädigung (AVIG) sieht eine<br />

ausserordentliche Zusatzfinanzierung des Bundes<br />

an die Arbeitslosenversicherung vor, um zu vermeiden,<br />

dass die Finanzierung über eine Erhöhung<br />

der Lohnbeitragssätze erfolgt. <strong>Swissmechanic</strong><br />

Schweiz befürwortet diese Vorlage.<br />

Aus Sicht von <strong>Swissmechanic</strong> muss unbedingt<br />

vermieden werden, dass die Lohnkosten steigen<br />

und Arbeitgeber und Arbeitnehmende jährlich<br />

mit je bis zu fast einer halben Milliarde Franken<br />

zusätzlich belastet werden. Dieser Betrag würde<br />

nicht mehr für Konsum und Investitionen zur Verfügung<br />

stehen. Deshalb unterstützt <strong>Swissmechanic</strong><br />

die vorgeschlagene (und auf <strong>2020</strong> und allenfalls<br />

2021 befristete) Zusatzfinanzierung des<br />

Bundes, wodurch die finanzielle Stabilität der ALV<br />

gesichert sowie zur Stabilisierung der Konjunktur<br />

und zur wirtschaftlichen Erholung nach der Covid-<br />

19-Krise beigetragen wird. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen wird erhalten, Arbeitsplätze<br />

werden gesichert.<br />

COVID-19-SOLIDARBÜRGSCHAFTSGESETZ<br />

Die Auswirkungen der Covid-19-Epidemie und die<br />

damit verbundenen behördlichen Massnahmen<br />

zum Schutz der Gesundheit führten bei zahlreichen<br />

wirtschaftlich gesunden Unternehmen zu<br />

Liquiditätsengpässen. Ganz besonders betroffen<br />

waren Selbstständigerwerbende sowie kleinere<br />

und mittlere Unternehmungen. Um diesen rasch<br />

und unbürokratisch Zugang zu Bankkrediten zu<br />

ermöglichen, hat der Bundesrat am 25. März<br />

<strong>2020</strong> die Covid-19-Solidarbürgschaftsverordnung<br />

zur Versorgung der Schweizer Unternehmen mit<br />

Liquidität verabschiedet. Der Bundesrat muss nun<br />

dem Parlament die Überführung dieser Notverordnung<br />

ins ordentliche Recht innert sechs Monaten<br />

vorlegen.<br />

Die schnelle und unbürokratische Bereitstellung<br />

von Liquidität war in der vorliegenden Krise wichtig<br />

und sinnvoll und trug zur Stabilisierung der<br />

Liquiditätssituation bei den Unternehmen und zur<br />

Verhinderung von Konkursen bei. Jetzt muss aus<br />

Sicht von <strong>Swissmechanic</strong> das in der Covid-19-Solidarbürgschaftsverordnung<br />

verankerte Kredit-<br />

Bürgschaftssystem über die Phase der Kreditvergabe<br />

hinaus im Sinne einer Kontinuität geregelt<br />

und Rechts- und Planungssicherheit für die Unternehmen<br />

geschaffen werden.<br />

<strong>Swissmechanic</strong> Schweiz unterstützt die meisten<br />

Punkte des Vorentwurfs des Covid-19-Solidarbürgerschaftsgesetzes,<br />

so die Möglichkeit einer Verlängerung<br />

der Amortisationsfrist auf zehn Jahre<br />

in Härtefällen, die buchhalterische Beurteilung<br />

der Kredite als Eigenkapital während der gesamten<br />

Laufdauer (durch Rangrücktritt der Kredite)<br />

oder die Zulässigkeit, Covid-Kreditmittel für Neuinvestitionen<br />

zu verwenden. Nicht einverstanden<br />

ist <strong>Swissmechanic</strong> hingegen mit der Regelung,<br />

dass die Verzinsung (erstmals per 31. März 2021)<br />

an die Marktentwicklung angepasst werden<br />

kann. Vielmehr fordert <strong>Swissmechanic</strong> 0,0 Prozent<br />

Zins für die gesamte Kreditdauer. n<br />

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POLITIK JOURNAL 11<br />

Soumissions au gouvernement<br />

Il faut empêcher des faillites dues au coronavirus et assurer les emplois et les salaires. <strong>Swissmechanic</strong><br />

soutient toutes les mesures qui ont fait leurs preuves au cours des semaines passées<br />

et servent à atténuer les conséquences économiques négatives de la lutte contre l'épidémie.<br />

Par Claudia Frey Marti<br />

En juillet <strong>2020</strong>, diverses procédures de consultation<br />

fédérales ont eu lieu dans le cadre de l'épidémie<br />

de Covid-19, auxquelles <strong>Swissmechanic</strong> Suisse<br />

a participé. Voici les prises de position en bref:<br />

LOI COVID-19<br />

<strong>Swissmechanic</strong> préconise que les ordonnances<br />

édictées par le Conseil fédéral depuis le 13 mars<br />

<strong>2020</strong> afin de gérer l'épidémie de Covid-19 ne<br />

cessent pas automatiquement d'être en vigueur<br />

après six mois. La loi (temporaire) Covid-19 doit<br />

bien plus servir à créer la base légale afin que le<br />

Conseil fédéral puisse si nécessaire prolonger les<br />

mesures déjà prises jusqu'au 31 décembre 2022.<br />

Les domaines importants réglés par la Loi Covid-19<br />

sont le droit de l'insolvabilité, l'allocation pour<br />

perte de gain et l'assurance chômage (indemnité<br />

en cas de réduction de l'horaire de travail).<br />

Du point de vue de <strong>Swissmechanic</strong>, la Loi Covid-19<br />

ne doit pas habiliter le Conseil fédéral à prendre<br />

des mesures nouvelles ou différentes. Le Conseil<br />

fédéral ne doit faire usage de ses compétences<br />

qu'aussi longtemps et seulement dans la mesure<br />

où cela sera effectivement nécessaire pour gérer<br />

l'épidémie de Covid-19.<br />

FINANCEMENT ADDITIONNEL DE<br />

L’ASSURANCE-CHÔMAGE (AC)<br />

La crise du Covid-19 grève fortement l'assurance-chômage<br />

(AC) et aboutit – en particulier<br />

à cause de la forte mise à contribution de l'indemnité<br />

en cas de réduction de l'horaire de<br />

travail – à une rapide détérioration de la situation<br />

financière de l'AC. Aussi faut-il s'attendre<br />

pour <strong>2020</strong> à des coûts supplémentaires de plus<br />

de 20 milliards de francs dus au Covid-19. Etant<br />

donné que le rétablissement économique est<br />

encore incertain, il est à craindre que les finances<br />

de l'AC souffrent encore de ces coûts en<br />

2021. Etant donné que l'AC connaît un frein à<br />

l'endettement inscrit dans la loi, sans une aide<br />

financière rapide de le Confédération, les taux<br />

de cotisation prélevés sur les salaires devraient<br />

être augmentés au 1er janvier 2021.<br />

La présente révision de la Loi fédérale sur l'assurance-chômage<br />

obligatoire et l'indemnité en cas<br />

d'insolvabilité (LACI) prévoit un financement additionnel<br />

extraordinaire de l'assurance chômage par<br />

la Confédération afin d'éviter que le financement<br />

soit fait par une augmentation des taux de cotisation<br />

prélevés sur les salaires. <strong>Swissmechanic</strong> Suisse<br />

est favorable à ce projet.<br />

De l'avis de <strong>Swissmechanic</strong>, il faut absolument<br />

éviter que les frais salariaux augmentent, ce qui<br />

entraînerait une charge supplémentaire annuelle<br />

de près d'un demi-milliard de francs, tant pour les<br />

employeurs que pour les employés. Ce montant ne<br />

serait plus disponible à la consommation et à l'investissement.<br />

C'est pourquoi <strong>Swissmechanic</strong> soutient<br />

le financement additionnel par la Confédération,<br />

prévu (et limité à <strong>2020</strong> ou le cas échéant à<br />

2021), qui contribuera à assurer la stabilité financière<br />

de l'AC, à stabiliser la conjoncture et à permettre<br />

le rétablissement économique après la crise<br />

du Covid-19. La compétitivité des entreprises sera<br />

maintenue et les emplois assurés.<br />

LOI SUR LE CAUTIONNEMENT<br />

SOLIDAIRE COVID-19<br />

Les répercussions de l'épidémie de Covid-19 et les<br />

mesures prises par les autorités dans ce contexte<br />

en vue de la protection de la santé ont entraîné<br />

des problèmes de liquidité chez de nombreuses<br />

entreprises économiquement saines. Les personnes<br />

exerçant une activité indépendante et de<br />

petites et moyennes entreprises ont été particulièrement<br />

touchées. Afin de leur permettre d'accéder<br />

à des crédits bancaires rapidement et de<br />

manière non bureaucratique, le Conseil fédéral a<br />

adopté le 25 mars <strong>2020</strong> l'Ordonnance sur le cautionnement<br />

solidaire Covid-19 afin d'approvisionner<br />

les entreprises suisses en liquidité. Le Conseil<br />

fédéral doit maintenant, dans les six mois, présenter<br />

au Parlement la transposition de cette<br />

ordonnance d'urgence dans le droit ordinaire.<br />

La mise à disposition rapide et non bureaucratique<br />

de liquidité était importante et utile dans la<br />

crise actuelle et a contribué à stabiliser la situation<br />

de liquidité des entreprises et à empêcher<br />

des faillites. Du point de vue de <strong>Swissmechanic</strong>,<br />

le système de cautionnement des crédits, inscrit<br />

dans l'ordonnance sur le cautionnement solidaire<br />

Covid-19, devra, au-delà de la phase d'octroi de<br />

crédits, être réglementée au sens d'une continuité<br />

et la sécurité en matière de droit et de planification<br />

assurée pour les entreprises.<br />

<strong>Swissmechanic</strong> Suisse soutient la plupart des<br />

points de l'avant-projet de loi sur le cautionnement<br />

solidaire Covid-19, comme la possibilité de<br />

prolonger le délai d'amortissement à dix ans dans<br />

des cas de rigueur, l'évaluation comptable des<br />

crédits comme capital propre durant toute la durée<br />

d'exécution (par subordination des crédits) ou<br />

l'admissibilité d'employer des fonds de crédits<br />

Covid à des fins de nouveaux investissements. En<br />

revanche, <strong>Swissmechanic</strong> n'approuve pas la règle<br />

selon laquelle le taux d'intérêt (pour la première<br />

fois le 31 mars 2021) pourrait être adapté à l'évolution<br />

du marché. Au contraire, <strong>Swissmechanic</strong><br />

demande 0,0 d'intérêt pour toute la durée des<br />

crédits. n<br />

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12 JOURNAL SWISSMECHANIC<br />

Wir gratulieren Luana Zogg<br />

Das Team der Geschäftsstelle von <strong>Swissmechanic</strong><br />

Schweiz freut sich ausserordentlich,<br />

bereits die vierte erfolgreiche Kauffrau<br />

EFZ ausgebildet zu haben.<br />

Luana Zogg (rechts), auf dem Bild mit Lehrlingsbetreuerin<br />

Melanie Varga, hat die Lehrabschlussprüfung<br />

trotz Corona erfolgreich bestanden.<br />

Das <strong>Swissmechanic</strong>-Team gratuliert ihr dazu von<br />

ganzem Herzen und freut sich, dass sie sich<br />

weiterhin in der Geschäftsstelle engagiert. n<br />

Zu Besuch bei der Rey AG<br />

Im Juni besuchten Jürg Marti, Direktor <strong>Swissmechanic</strong>,<br />

und Marcel Ebneter, Key Account<br />

Manager <strong>Swissmechanic</strong>, das <strong>Swissmechanic</strong>-Mitglied<br />

Rey AG in St. Gallen.<br />

Seit 1955 verarbeitet die Rey AG Bleche zu Fertigprodukten<br />

für Industrie und Bau. Heute ist das<br />

innovative Unternehmen ein Rundum-Dienstleister<br />

in sämtlichen Bereichen der Blechverarbeitung<br />

mit 60 kompetenten Mitarbeitenden und kann<br />

mit ausgereiften technischen Lösungen, einem<br />

topmodernen Maschinenpark und einem leistungsstarken<br />

Logistikcenter auftrumpfen. Als<br />

innovativer Produktions- und Entwicklungspartner<br />

für Gewerbe und Industrie verarbeitet das<br />

Unternehmen Bleche aus Stahl, Alu und Inox<br />

von 1 bis 25 mm Dicke und einer Fläche bis zu<br />

6000 x 2000 mm. Neu verfügt die Rey AG auch<br />

über ein Lasercenter.<br />

Felix Rey, Geschäftsinhaber und Geschäftsführer Rey AG, Jürg Marti, Direktor <strong>Swissmechanic</strong>, Marcel Ebneter, Key<br />

Account Manager <strong>Swissmechanic</strong>, und David Rey, Geschäftsführer Rey AG, vor dem neuen Lasercenter (v.links).<br />

Unterstützt durch modernste Informatiklösungen<br />

werden die Aufträge effizient und zuverlässig bearbeitet.<br />

Mit dem vollintegrierten ERP-System<br />

werden die Aufträge und Prozesse vollumfänglich<br />

bezüglich Termin, Kosten und Rückverfolgbarkeit<br />

gesteuert, überwacht und dokumentiert. n<br />

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SEKTIONEN JOURNAL 13<br />

<strong>Swissmechanic</strong><br />

prämiert Bestleistungen<br />

114 Jugendliche haben im Thurgau ihre Lehre in technischen Berufen erfolgreich abgeschlossen.<br />

<strong>Swissmechanic</strong> hat die 29 besten Absolventen prämiert. Die Traumnote 5,9 erreichte<br />

Polymechaniker Romeo Rutishauser von der FPT Motorenforschung AG in Arbon.<br />

Von Martin Sinzig<br />

<strong>Swissmechanic</strong> Thurgau – die angeschlossenen<br />

Unternehmen beschäftigen rund 6500 Mitarbeitende<br />

und 430 Lernende – liess es sich trotz Corona-bedingter<br />

Einschränkungen nicht nehmen, die<br />

herausragenden Leistungen zu würdigen, die der<br />

diesjährige Berufsnachwuchs gezeigt hat.<br />

Die praktischen Abschlussarbeiten konnten erfreulicherweise<br />

auch in dieser speziellen Zeit absolviert<br />

werden. Die theoretischen Schlussprüfungen<br />

in den Berufskunde- und Allgemeinbildungsfächern<br />

fanden hingegen nicht statt. Als Ersatz<br />

dafür wurden die Erfahrungsnoten über die gesamte<br />

Lehrzeit herangezogen, was nicht minder<br />

repräsentativ ist als eine Abschlussprüfung.<br />

Technik (ZMT) in Weinfelden diese 29 Bestleistungen<br />

offiziell prämieren, darunter auch die Traumnote<br />

von 5,9, die der Polymechaniker Romeo Rutishauser<br />

erreicht hatte. Er hat seine Lehrzeit bei der<br />

FPT Motorenforschung in Arbon absolviert und wird<br />

versuchen, an der nationalen Berufsmeisterschaft<br />

«SwissSkills» einen Spitzenplatz zu erkämpfen.<br />

Alle Diplomanden erhielten ein Diplomschreiben,<br />

einen Geldbetrag sowie ein <strong>Swissmechanic</strong>-Sackmesser<br />

zur Erinnerung an ihre Lehrzeit. Die Liste<br />

der Bestnoten ist auf der Website publiziert.<br />

www.tg.swissmechanic.ch n<br />

THALMANN: «TOPARBEIT GELEISTET»<br />

Unter den insgesamt 114 Absolventen, die erfolgreich<br />

ihre Lehrzeit als Polymechaniker, Produktionsmechaniker,<br />

Automatiker, Automatikmonteure,<br />

Konstrukteure und Elektroniker beendet haben,<br />

wurden die drei besten Absolventen pro<br />

Klasse prämiert, sofern sie einen Notendurchschnitt<br />

von mindestens 5,0 erreicht haben.<br />

«Diese jungen Leute haben eine Toparbeit geleistet»,<br />

freut sich Pascal Thalmann, Präsident<br />

von <strong>Swissmechanic</strong> Thurgau, und ergänzt: «Bestimmt<br />

werden sie ihren Berufsstolz hinaustragen<br />

und damit weitere Jugendliche animieren, einen<br />

technischen Beruf zu erlernen.»<br />

TRAUMNOTE FÜR RUTISHAUSER<br />

Zusammen mit Bildungsobmann Roger Hehli durfte<br />

Thalmann am 3. Juli im Zentrum für Mechanik und<br />

Roger Hehli und Pascal Thalmann gratulieren dem Polymechaniker Romeo Rutishauser zur Traumnote von 5,9.<br />

(Bild: <strong>Swissmechanic</strong>)<br />

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14 JOURNAL SEKTIONEN<br />

Werkstoffforschung im WITg: Arnulf Hörtnagl und Torsten Bogatzky sind mit einer Prüfmaschine beschäftigt.<br />

«Hidden Champions»<br />

unterstützen<br />

Forschungsprojekte und ein Werkstoffcoaching für Start-ups sollen innovative KMU fördern.<br />

Torsten Bogatzky, operativer Leiter des Instituts für Werkstoffsystemtechnik Thurgau<br />

(WITg) in Tägerwilen, und Arnulf Hörtnagl, Leiter Forschungsprojekte, erklären, wohin die<br />

Reise geht.<br />

Interview: Martin Sinzig<br />

Wie hat sich die Corona-Lockdown-Phase<br />

auf die Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />

ausgewirkt?<br />

Torsten Bogatzky: Die Auswirkungen waren zeitverzögert.<br />

Es gab eine nachlassende Nachfrage<br />

und nachlassende Kundenkontakte, weil viele von<br />

zu Hause aus arbeiteten. Man hat sich nicht mehr<br />

erreicht.<br />

Arnulf Hörtnagl: Bei Kunden, die langfristige<br />

Projekte verfolgen und sehr innovativ sind, haben<br />

wir keine nennenswerten Reduktionen gespürt.<br />

Einen starken Rückgang erlebten wir hingegen<br />

bei Kunden, die auftrags- und projektbezogene<br />

Forschungsaufträge vergeben, die parallel zu<br />

Produktentwicklungen laufen. Wenn Unternehmen<br />

gezwungen sind, Ausgaben zu senken,<br />

ist es ein natürlicher Vorgang, dass externe<br />

Aufträge zurückgestellt werden.<br />

Wie hat sich das WITg verhalten?<br />

Bogatzky: Während des Lockdowns selber erschien<br />

es uns nicht angemessen, mit Ideen, Projektansätzen<br />

oder Kontaktanfragen auf die Unternehmen<br />

zuzugehen. Wir haben aber die Chance<br />

genutzt, über die Bücher zu gehen und zu schauen,<br />

welche Aktivitäten wir in Zukunft starten wollen.<br />

Das WITg hat jüngst zwei neue Forschungsprojekte<br />

gestartet. Welche?<br />

Hörtnagl: Die langjährige Zusammenarbeit mit<br />

der Firma Geobrugg aus Romanshorn TG geht<br />

weiter, und sie hat zu einem neuen, vom Bund<br />

geförderten Innosuisse-Projekt geführt. Ein<br />

zweites solches Projekt haben wir zusammen mit<br />

der Walter + Bai AG, einer Prüfmaschinenherstellerin<br />

aus Löhningen SH, lanciert. Generell sind<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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SEKTIONEN JOURNAL 15<br />

Das Team des WITg entwickelt, forscht und vernetzt im Dienste von KMU.<br />

wir aufgrund der Signale sehr zuversichtlich, dass<br />

wir noch dieses Jahr den einen oder anderen Innosuisse-Antrag<br />

platzieren können.<br />

Beim Geobrugg-Projekt geht es um Materialforschung<br />

mit digitaler Simulation, eine<br />

neue strategische Stossrichtung des WITg.<br />

Was wird untersucht?<br />

Hörtnagl: Es geht um Netzsysteme, die weltweit<br />

Siedlungen, Strassen und Schienen vor<br />

Steinschlag, Erdrutschen und Lawinen schützen.<br />

Veränderungen am Material sollen digital erfasst<br />

werden, um das Alterungsverhalten von Bauwerken<br />

vorauszukalkulieren und rechtzeitig, bevor<br />

Schadensfälle eintreten, Wartungsmassnahmen<br />

zu setzen. Ins Spiel kommen damit die Simulation,<br />

Berechnungen und ebenso unsere Kernkompetenz<br />

in der Korrosionsforschung. Dank des Tätigkeitsfelds<br />

der Geobrugg finden wir bei diesem<br />

Projekt eine perfekte Synergie.<br />

Ist das WITg mit seiner strategischen Stossrichtung<br />

auf Kurs?<br />

Bogatzky: Die nächsten Projektideen werden<br />

noch viel konkreter in Richtung Simulation gehen,<br />

als was wir bis jetzt an genehmigten Projekten<br />

vorliegen haben.<br />

Hörtnagl: Die neuen Ansätze, die wir verfolgen,<br />

nutzen noch stärker die Kompetenzen, die unser<br />

wissenschaftlicher Institutsleiter Lazar Boskovic<br />

mitbringt, nämlich Simulation und Berechnungen<br />

von Werkstoffen, aber auch von Konstruktionen.<br />

Dabei geht es um Lebensdauer, um Festigkeit,<br />

mechanische Eigenschaften und abgestimmte<br />

Werkstoffeigenschaften.<br />

Welchen Nutzen ziehen daraus die KMU?<br />

Bogatzky: Wir sind in der Lage, bei konkreten Problemstellungen<br />

spezielles Werkstoff-Know-how<br />

einfliessen zu lassen. Darin sehen unsere Forschungspartner<br />

einen wesentlichen Mehrwert. zubauen, braucht Zeit, und es soll ja ein gegensei-<br />

Hörtnagl: Ein Geschäftsverhältnis zu Kunden auf-<br />

Der Werkplatz Schweiz lebt ja von den «hidden tiges Vertrauensverhältnis entstehen. Meistens<br />

champions», von innovativen Unternehmen, die entwickeln wir die Zusammenarbeit mit unseren<br />

spezielle Produkte herstellen können. Diese Klientel<br />

wollen wir bedienen können und bei Innovalungen<br />

weiter. Bei Schadenfällen wird sehr oft die<br />

Industriepartnern aus sehr einfachen Fragesteltionen<br />

unterstützen.<br />

Frage gestellt, ob durch die Werkstoffwahl künftige<br />

Schadenfälle vermieden werden können. Das<br />

Wie erhalten KMU aus dem mechanisch-technischen<br />

Bereich Zugang zu Ihren Leistungen? Neu ist, dass wir dieses für Start-ups kostenlos<br />

Werkstoffcoaching ist also ein Standardprodukt.<br />

Bogatzky: Über Prüfdienstleistungen hinaus anbieten.<br />

unterstützen wir kleine wie grosse KMU bei<br />

ihren Herausforderungen. Das heisst, wir begleiten<br />

bei der Forschung und Entwicklung, Hörtnagl: Die Idee ist es, technologiegetriebene<br />

In welcher Form?<br />

suchen neue Ansätze und entwickeln gemeinsame<br />

Perspektiven, von der Erstberatung über Rahmen des Startnetzwerks Thurgau, bei uns zu<br />

Start-ups aus der Region, insbesondere im<br />

einzelne Aufträge bis zur Initiierung von Forschungsprojekten.<br />

Wichtigste Voraussetzung ein kostenloses Coaching. Wir wollen durch<br />

empfangen. Sie erhalten einen Nachmittag lang<br />

dafür ist es, zu den KMU ein Vertrauensverhältnis<br />

aufzubauen.<br />

wir hoffen natürlich, so den Standort Thurgau<br />

Fachge spräche eine Hilfestellung anbieten, und<br />

für Start-ups attraktiver zu machen, und<br />

Welche Rolle spielen Erstberatungen und vielleicht entsteht dadurch eine langfristige Zusammenarbeit.<br />

n<br />

das Werkstoffcoaching?<br />

ENTWICKELN, FORSCHEN, VERNETZEN<br />

Seit seiner Gründung im Jahr 2002 unterstützt das Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau<br />

(WITg) die Wirtschaft bei der Produktentwicklung, Werkstoffoptimierung und bei Schadenanalysen.<br />

Darüber hinaus erschliesst das Forschungsinstitut weitergehende Leistungen, zum Beispiel den<br />

Zugang zu einem Know-how-Pool von über 100 Wissenschaftlern oder zu Projekten mit Innosuisse,<br />

der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (früher KTI). Trägerin des WITg ist die<br />

Thurgauische Stiftung für Wissenschaft und Forschung.<br />

Als An-Institut an der Hochschule Konstanz für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) kooperiert<br />

das WITg eng mit dem Team des Werkstoff-Instituts Konstanz (WIK). Dadurch erweitern<br />

sich die operativen und apparativen Möglichkeiten für die neun Forscher mit den Forschungsschwerpunkten<br />

rostfreie Stähle, Tribologie, Korrosion und Formgedächtnislegierungen.<br />

www.witg.ch<br />

Tel. 071 666 42 04<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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16 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />

Änderungen im<br />

Gleichstellungsgesetz<br />

Am 1. Juli <strong>2020</strong> trat das revidierte Gleichstellungsgesetz (GlG) in Kraft. Unternehmen mit<br />

100 Mitarbeitenden und mehr müssen zwingend eine Lohngleichheitsanalyse durchführen.<br />

Doch auch für kleinere Unternehmen kann sich eine solche auf freiwilliger Basis lohnen.<br />

Von Dr. iur. Markus Hugentobler, Jurist und<br />

Verbandsmanager beim Centre Patronal Bern<br />

ZEITACHSE<br />

Am 1. Juli <strong>2020</strong> traten die neuen Art. 13a – 13i,<br />

17a und 17b GlG in Kraft.<br />

Das bedeutet:<br />

• Ab dem 1. Juli <strong>2020</strong> müssen Arbeitgeber mit<br />

100 oder mehr Mitarbeitenden betriebsinterne<br />

Lohngleichheitsanalysen durchführen.<br />

• Die erste Analyse muss bis spätestens zum<br />

30. Juni 2021 vorliegen.<br />

• Die Analysen haben alle vier Jahre zu erfolgen<br />

und müssen von unabhängigen Stellen überprüft<br />

werden.<br />

• Die Gültigkeitsdauer der betreffenden Gesetzesartikel<br />

ist vorerst bis 2032 befristet.<br />

BETROFFENE ARBEITGEBER<br />

Von der Neuregelung betroffen sind alle privaten<br />

und öffentlich-rechtlichen Arbeitgeber, welche<br />

am Anfang eines Jahres 100 oder mehr<br />

Mitarbeitende beschäftigen (Lernende werden<br />

nicht mitgezählt). Es existieren jedoch zwei Ausnahmen:<br />

Arbeitgeber, die im Rahmen des öffentlich-rechtlichen<br />

Beschaffungs- oder Submissionswesens<br />

bereits einer Kontrolle über die Ein-<br />

haltung der Lohngleichheit unterliegen, sowie<br />

Arbeitgeber, deren betriebsinterne Lohnanalyse<br />

bereits gezeigt hat, dass die Lohngleichheit eingehalten<br />

ist.<br />

DIREKTE UND INDIREKTE<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Von direkter Lohndiskriminierung spricht man,<br />

wenn die Ungleichbehandlung ausdrücklich aufgrund<br />

biologischer («sex») oder sozialer (Rollenbild:<br />

«gender») Geschlechtszugehörigkeit erfolgt<br />

oder auf ein Kriterium, das nur von einem<br />

der beiden Geschlechter (ohne Transgender)<br />

erfüllt werden kann, wie Schwangerschaft oder<br />

Mutterschaft, zurückzuführen ist und die Un-<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 17<br />

gleichbehandlung sachlich nicht gerechtfertigt<br />

ist. Beispiel: Der Lohn des einen Geschlechts ist<br />

grundlos tiefer als der Lohn des anderen in vergleichbarer<br />

Position.<br />

Von indirekter Lohndiskriminierung spricht<br />

man, wenn eine formal geschlechtsneutrale<br />

Regelung im Ergebnis zur erheblichen Benachteiligung<br />

Angehöriger eines Geschlechts gegenüber<br />

jenen des anderen führt, ebenfalls<br />

ohne sachliche Begründung. Beispiel: Gewährung<br />

gewisser Vorteile, z.B. Abschluss einer<br />

Krankentaggeldversicherung, nur gegenüber<br />

Vollzeitbeschäftigten, wenn die Teilzeitkräfte<br />

vorwiegend Frauen sind.<br />

Beide Arten der Lohn- und Geschlechterdiskriminierung<br />

sind nicht zulässig und können die<br />

Arbeitgeber insbesondere zu Nachzahlungen<br />

verpflichten.<br />

LOHNGLEICHHEITSANALYSE<br />

Zur Umsetzung des Ziels des verfassungsrechtlichen<br />

Anspruchs auf gleichen Lohn für gleichwertige<br />

Arbeit stellt der Bund den Arbeitgebern<br />

zur Selbstanalyse sein kostenloses Standard-<br />

Analyse-Tool «Logib» neu als webbasierte Anwendung<br />

zur Verfügung. Das neue Tool ermöglicht<br />

mit einer Schritt-für-Schritt-Userführung<br />

eine einfache Handhabung und bietet neben der<br />

eigentlichen Lohngleichheitsanalyse weitere<br />

nützliche Berichte und Kennzahlen zur Identifikation<br />

geschlechterspezifischer Unterschiede. In<br />

Treuhänderkriesen wurde Logib bisher z.T. als<br />

ungenau kritisiert. Die Arbeitgeber können auch<br />

eine andere Methode wählen, welche wissenschaftlich<br />

und rechtskonform ist.<br />

Zur Überprüfung der Lohngleichheitsanalyse<br />

kann der Arbeitgeber aus drei Stellen auswählen:<br />

Revisionsunternehmen mit Zulassung nach<br />

Revisionsaufsichtsgesetz und Zusatzausbildung<br />

für die Überprüfung von Lohngleichheitsanalysen;<br />

klage- und beschwerdeberechtigte<br />

Gleichstellungsorganisation nach Art. 7 GlG;<br />

Arbeitnehmervertretung nach Mitwirkungsgesetz<br />

(MWG).<br />

Der Arbeitgeber muss seine Mitarbeitenden innerhalb<br />

eines Jahres nach dem Prüfungsbericht<br />

schriftlich über die Ergebnisse der Lohngleichheitsanalyse<br />

informieren. Börsenkotierte Gesellschaften<br />

veröffentlichen das Ergebnis der Analyse<br />

zusätzlich im Anhang der Jahresrechnung.<br />

Öffentlich-rechtliche Arbeitgeber müssen die<br />

Ergebnisse der Analyse und der Überprüfung veröffentlichen.<br />

SANKTIONEN<br />

Hinsichtlich der Durchsetzung sind keine direkten<br />

rechtlichen Sanktionen aus dem GlG bei Verletzung<br />

der Bestimmungen über die Lohngleichheitsanalyse<br />

vorgesehen, jedoch trägt der säumige<br />

Arbeitgeber ein erhebliches Reputationsrisiko und<br />

ggf. prozessuale Nachteile in einem Gleichstellungsverfahren.<br />

ECKPUNKTE UND EMPFEHLUNGEN<br />

• Im Sinne der Lohngleichheit muss der Gesamtlohn<br />

für den Vergleich herangezogen werden,<br />

d.h. Basislohn, variable Lohnbestandteile sowie<br />

Zulagen.<br />

• Das blosse Lebensalter als soziales Kriterium<br />

ist irrelevant. Massgebend sind in erster Linie<br />

die Ausbildung und Erfahrungsstufe.<br />

• Diskriminierend können insbesondere Regelungen<br />

betreffend Teilzeitmitarbeitende sein.<br />

• Es existieren Tools, welche helfen, Lohndiskriminierungen<br />

zu vermeiden.<br />

• Der Fokus sollte weniger auf den Branchenvergleich,<br />

sondern auf die Zufriedenheit innerhalb<br />

des einzelnen Unternehmens gerichtet werden.<br />

• Für Mitarbeitende sind faire Löhne ein wichtiges<br />

Motiv, sich mit der Firma zu identifizieren.<br />

• Es ist möglich, sich als attraktiver und fairer<br />

Arbeitgeber von Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt<br />

abzuheben (Employer Branding).<br />

• Bei Lohnklagen steht die Reputation des Unternehmens<br />

auf dem Spiel.<br />

• Eine frühzeitige und freiwillige Lohnanalyse<br />

bringt nur Vorteile. n<br />

Dr. iur. Markus Hugentobler,<br />

Jurist und Verbandsmanager beim Centre Patronal Bern<br />

LINKS<br />

Entscheidsammlung zum GlG für die Deutschschweiz: www.gleichstellungsgesetz.ch<br />

Speziell für die Westschweiz: www.leg.ch<br />

Speziell für das Tessin: www.sentenzeparita.ch<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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18 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />

Modifications de la LEg au<br />

1 er juillet <strong>2020</strong><br />

La Loi révisée sur l'égalité (LEg) est entrée en vigueur le 1er juillet <strong>2020</strong>. Les entreprises de<br />

100 collaborateurs et plus doivent obligatoirement effectuer une analyse de l'égalité salariale.<br />

Mais une telle analyse peut également en valoir la peine sur base volontaire pour de plus<br />

petites entreprises.<br />

Par Dr. iur. Markus Hugentobler, juriste et<br />

manager d'association au Centre Patronal Berne<br />

AXE DES TEMPS<br />

Les nouveaux articles 13a – 13i, 17a et 17b LEg<br />

sont entrés en vigueur le 1 er juillet <strong>2020</strong>.<br />

• Les premières analyses doivent être disponibles<br />

au plus tard jusqu'au 30 juin 2021.<br />

• Les analyses doivent être faites tous les<br />

quatre ans et vérifiées par des services indépendants.<br />

• La durée de validité des articles de loi concernés<br />

est tout d'abord limitée à 2032.<br />

existe cependant deux exceptions: les employeurs<br />

qui, dans le cadre des marchés publics ou des<br />

soumissions de droit public, sont déjà soumis à<br />

un contrôle du respect de l'égalisé salariale, ainsi<br />

que les employeurs dont l'analyse salariale interne<br />

a déjà démontré que l'égalité salariale était<br />

respectée.<br />

Cela signifie ce qui suit :<br />

• A partir du 1er juillet <strong>2020</strong>, les employeurs<br />

occupant 100 collaborateurs et plus doivent<br />

effectuer des analyses internes d'égalité<br />

salariale.<br />

EMPLOYEURS CONCERNÉS<br />

Tous les employeurs de droit privé et public qui,<br />

au début d'une année, occupent 100 collaborateurs<br />

ou plus sont concernés par le nouveau règlement<br />

(les apprentis ne sont pas comptés). Il<br />

DISCRIMINATION DIRECTE ET INDIRECTE<br />

On parle de discrimination salariale directe<br />

lorsque l'inégalité de traitement a lieu expressément<br />

en raison de l'appartenance biologique<br />

(sexe) ou sociale (stéréotype : «gender») ou d'un<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 19<br />

critère qui ne peut etre rempli que par un seul des<br />

deux sexes (sans transsexuels), comme grossesse<br />

ou maternité, et qui, objectivement, ne justifie<br />

par l'inégalité de traitement. Exemple: le salaire<br />

des personnes d'un des sexes est sans aucune<br />

raison inférieur à celui de l'autre occupant une<br />

position comparable.<br />

On parle de discrimination salariale indirecte lorsqu'une<br />

règle indifférenciée pour la forme résulte<br />

en un désavantage considérable des personnes<br />

d'un sexe par rapport à l'autre, également sans<br />

raison objective. Exemple : octroi de certains<br />

avantages, par ex. conclusion d'une assurance<br />

d'indemnités journalières en cas de maladie, uniquement<br />

pour employés à plein temps, lorsque<br />

les employés à temps partiel sont en majorité des<br />

femmes.<br />

Les deux types de discrimination sexuelle et salariale<br />

sont illicites et les employeurs peuvent en<br />

particulier être contraints à des paiements ultérieurs.<br />

ANALYSE DE L'ÉGALITÉ SALARIALE<br />

Afin de réaliser l'objectif du droit constitutionnel<br />

d'un salaire égal pour un travail de valeur<br />

égale, la Confédération met désormais à la<br />

disposition des employeurs, en vue de l'autoanalyse,<br />

son outil gratuit d'analyse standard<br />

«Logib» comme application à base web. Avec<br />

une assistance pas-à-pas, ce nouvel outil permet<br />

un maniement simple et offre, outre l'analyse<br />

proprement dite d'égalité salariale,<br />

d'utiles rapports et chiffres-clés pour l'identification<br />

de différences spécifiques entre les<br />

sexes. Dans les milieux fiduciaires, Logib a été<br />

en partie critiquée jusqu'à présent comme<br />

étant imprécise. Les employeurs peuvent également<br />

utiliser une autre méthode qui soit<br />

scientifique et légitime.<br />

En vue de la vérification de l'analyse de l'égalité<br />

salariale, l'employeur peut faire son choix<br />

parmi trois services: société de révision habilitée<br />

selon la Loi sur la surveillance de la révision<br />

et formation supplémentaire pour la vérification<br />

d'analyses de l'égalité salariale; organisation<br />

autorisée à agir selon article 7 LEg; représentant<br />

des travailleurs selon la Loi sur la participation).<br />

L'employeur doit, en l'espace d'une année après<br />

le rapport d'analyse, informer ses collaborateurs<br />

par écrit des résultats de l'analyse de l'égalité<br />

salariale. Les sociétés cotées en bourse publient<br />

les résultats de l'analyse en outre en annexe aux<br />

comptes annuels. Les employeurs de droit public<br />

doivent publier les résultats de l'analyse et de la<br />

vérification.<br />

SANCTIONS<br />

Au niveau de l'application, la LEg ne prévoit pas<br />

de sanctions juridiques directes en cas de violation<br />

des dispositions relatives à l'analyse de l'égalité<br />

salariale, mais l'employeur en défaut court un<br />

risque considérable de réputation et éventuellement<br />

des désavantages procéduraux en cas de<br />

procédure d'égalité.<br />

RÉSUMÉ DES POINTS ESSENTIELS<br />

ET RECOMMANDATIONS<br />

• Au sens de l'égalité salariale, c'est le salaire<br />

total qui est à prendre en considération pour la<br />

comparaison, soit le salaire de base, les composantes<br />

salariales variables de même que les<br />

allocations.<br />

• L'âge n'est pas pertinent en tant que critère<br />

social. Ce qui compte avant tout, c'est la formation<br />

et le niveau d'expérience.<br />

• En particulier, des règlements concernant les employés<br />

à temps partiel peuvent être discriminants.<br />

• Il existe des outils pouvant aider à éviter les<br />

discriminations salariales.<br />

• Il faut moins se concentrer sur la comparaison<br />

des branches mais plutôt sur la satisfaction au<br />

sein de l'entreprise.<br />

• Des salaires équitables sont pour les collaborateurs<br />

une importante raison de s'identifier à<br />

l'entreprise.<br />

• Il est possible de se différencier des concurrents<br />

sur le marché du travail en tant qu'employeur<br />

attrayant et juste (Employer Branding).<br />

• Lors d'actions en égalité salariale, la réputation<br />

de l'entreprise est en jeu.<br />

• Una analyse salariale anticipée et volontaire ne<br />

présente que des avantages. n<br />

Dr. iur. Markus Hugentobler,<br />

Jurist und Verbandsmanager beim Centre Patronal Bern<br />

LIENS<br />

Recueil des décisions relatives à la LEg pour la Suisse alémanique: www.gleichstellungsgesetz.ch<br />

Spécialement pour la Suisse romande: www.leg.ch<br />

Spécialement pour le Tessin: www.sentenzeparita.ch<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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20 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />

Die Corona-Krise trifft<br />

die MEM-Branche hart<br />

Wie der neue <strong>Swissmechanic</strong> Wirtschaftsbarometer zeigt, hat sich der Geschäftsklima-Index für die KMU<br />

der MEM-Branche im Juli auf tiefem Niveau stabilisiert. Die Produktionstätigkeit verlief zwar reibungsloser<br />

als im April, dafür leiden mittlerweile 89 Prozent der Unternehmen unter Auftragsmangel.<br />

Von Dr. Jürg Marti, Direktor <strong>Swissmechanic</strong><br />

Die Corona-Krise hat die Schweizer Wirtschaft in<br />

eine schwere Rezession gestürzt, wobei die<br />

MEM-Branche noch stärker eingebrochen ist als<br />

die Gesamtwirtschaft. Die im Juli durchgeführte<br />

Quartalsbefragung von <strong>Swissmechanic</strong> und BAK<br />

Economics bei rund 300 KMU der MEM-Branche<br />

zeigt, dass sich der Krisenherd in der MEM-Branche<br />

zunehmend von der Angebots- auf die Nachfrageseite<br />

verschiebt. Zwar ist auch im Juli noch<br />

ein Teil der Unternehmen von Unterbrüchen in<br />

den Lieferketten (19%) und Personalausfällen<br />

(12%) betroffen, deren Anzahl hat sich im Vergleich<br />

zum April aber mehr als halbiert.<br />

AUFTRAGSMANGEL<br />

AKZENTUIERT SICH WEITER<br />

Hingegen stieg im Juli der Anteil der Unternehmen,<br />

bei denen Auftragsmangel das Hauptprob-<br />

lem darstellt, auf 89 Prozent (April 63%). Knapp<br />

die Hälfte richtet sich darauf ein, dass der Auftragsmangel<br />

noch mehr als sechs Monate dauern<br />

wird. Der Hintergrund ist, dass die Endkunden der<br />

MEM-Branche aufgrund des globalen Konjunktureinbruchs,<br />

der hohen Unsicherheit und des erhöhten<br />

Liquiditätsbedarfs nur noch die nötigsten<br />

Investitionen tätigen.<br />

Von dieser Nachfrageschwäche zeugt – befeuert<br />

von der Frankenstärke – auch der dramatische<br />

Einbruch der Exporte im zweiten Quartal <strong>2020</strong><br />

von 25 Prozent über das gesamte MEM-Warenspektrum<br />

gesehen. Auch die Produzentenpreise<br />

haben im gleichen Zeitraum abgenommen, jedoch<br />

nur moderat.<br />

EINSTELLUNGSSTOPP UND KURZARBEIT<br />

Die Branche gibt stark Gegensteuer. Rund 70<br />

Prozent der Unternehmen haben einen Einstellungsstopp<br />

verhängt und Kurzarbeit beantragt.<br />

Im zweiten Quartal wurden im Branchenschnitt<br />

29 Prozent Kurzarbeit abgerechnet, im dritten<br />

Quartal dürften es 34 Prozent werden. Dass der<br />

Bundesrat Mitte August beschlossen hat, die Vollzugserleichterungen<br />

für Kurzarbeitsentschädigung<br />

bis Ende Jahr zu verlängern, kommt den<br />

Kantonen und natürlich auch der gebeutelten<br />

Wirtschaft entgegen.<br />

Im Vergleich zum April (16%) hat auch der Anteil<br />

der Firmen zugenommen, welche angeben, Entlassungen<br />

vorzunehmen (Juli 27%). Die MEM-Unternehmen<br />

setzen aber nicht nur beim Personal an,<br />

zwei Drittel sparen auch bei den Investitionen.<br />

VERHALTEN POSITIVE ZEICHEN<br />

Inmitten der schlechten Nachrichten gibt es jedoch<br />

auch verhalten positive Zeichen. Die befragten<br />

KMU erwarten eine leichte Abschwächung<br />

des Auftragseinbruchs. Zudem berichten weniger<br />

Unternehmen von Liquiditätsproblemen als noch<br />

im April und weiterhin sieht nur eine kleine Minderheit<br />

(5%) ein ernsthaftes Konkursrisiko.<br />

Auch hält die Mehrheit der befragten KMU an<br />

geplanten FuE-Projekten und Weiterbildungen<br />

fest. n<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 21<br />

La crise du coronavirus frappe<br />

durement la branche MEM<br />

L'indice <strong>Swissmechanic</strong> du climat des affaires pour les PME de la branche MEM s'est stabilisé à bas niveau<br />

en juillet. L'activité de production s'est déroulée à vrai dire avec moins de problèmes qu'en avril mais<br />

maintenant, 89 pourcent des entreprises souffrent du manque de commandes.<br />

Par Jürg Marti, Directeur <strong>Swissmechanic</strong><br />

La crise du coronavirus a fait sombrer l'économie<br />

suisse dans une grave récession, et la branche MEM<br />

a subi une baisse encore plus prononcée que l'ensemble<br />

de l'économie. L'enquête trimestrielle menée<br />

en juillet par <strong>Swissmechanic</strong> et BAK Economics auprès<br />

de 300 PME de la branche MEM montre que le<br />

centre de crise de la branche MEM se décale de plus<br />

en plus du côté de l'offre vers celui de la demande.<br />

Il est vrai qu'en juillet certaines des entreprises ont<br />

été touchées par des interruptions dans les chaînes<br />

logistiques (19%) et les défections de personnel<br />

(12%) mais leur nombre a diminué de plus de la<br />

moitié par rapport au mois d'avril.<br />

LE MANQUE DE COMMANDES<br />

CONTINUE DE S'ACCENTUER<br />

En juillet, la part d'entreprises dont le principal<br />

problème est le manque de commandes a aug-<br />

menté à 89 pourcent (63% en avril). Près de la<br />

moitié prévoit que le manque de commandes<br />

persistera encore plus de six mois. La raison majeure<br />

en est que les clients finaux de la branche<br />

MEM ne procèdent plus, face à la baisse conjoncturelle<br />

mondiale, de la grande incertitude et des<br />

besoins accrus de liquidités, qu'aux investissements<br />

absolument nécessaires.<br />

La baisse dramatique de 25 pourcent des exportations<br />

au deuxième trimestre de <strong>2020</strong> – renforcée<br />

par la force du franc suisse – sur tout le<br />

spectre de marchandises MEM, témoigne de cette<br />

faiblesse de la demande. Durant la même période,<br />

les prix des producteurs ont également<br />

diminué mais seulement de façon modérée.<br />

GEL DES EMBAUCHES ET<br />

RÉDUCTION D'HORAIRE DE TRAVAIL<br />

La branche agit pour corriger le tir. Environ 70<br />

pourcent des entreprises ont décidé de geler l'embauche<br />

et demandé la réduction d'horaire de<br />

travail. Au deuxième trimestre, il a été décompté<br />

dans la moyenne de la branche 29 pourcent de<br />

réduction d'horaire de travail, au troisième trimestre,<br />

ce pourraient être 34 pourcent. Le fait<br />

que le Conseil fédéral a décidé à la mi-août de<br />

prolonger jusqu'à la fin de l'année les allègements<br />

d'exécution pour indemnités de réduction d'horaire<br />

de travail, arrange les cantons et, bien entendu,<br />

l'économie fort ébranlée.<br />

En comparaison du mois d'avril (16%), la part<br />

d'entreprises qui déclarent procéder à des licenciements<br />

a augmenté (27% en juillet). Les entreprises<br />

MEM n'agissent cependant pas qu'au niveau<br />

du personnel, les deux-tiers économisent<br />

également sur les investissements.<br />

DES SIGNES PRUDEMMENT POSITIFS<br />

Au milieu des mauvaises nouvelles, il y a tout de<br />

même aussi des signes prudemment positifs. Les<br />

PME interrogées s'attendent à une légère diminution<br />

de la baisse des commandes. En outre,<br />

moins d'entreprises font état de problèmes de<br />

liquidité qu'en avril et il n'ya toujours qu'une petite<br />

minorité (5%) qui envisage un risque sérieux<br />

de faillite.<br />

De plus, la majorité des PME interrogées maintiennent<br />

leurs projets de R&D et de perfectionnement.<br />

n<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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22 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />

Schutzmassnahmen<br />

sehr gut umgesetzt<br />

André Meier ist Leiter der Abteilung Arbeitssicherheit/Gesundheitsschutz bei der Suva. Während<br />

der Corona-Krise kontrollierte sein Team, ob die Schutzmassnahmen gemäss BAG-Vorgaben<br />

in den Betrieben umgesetzt wurden. Das <strong>Journal</strong> sprach mit ihm.<br />

Interview: Monica Hotz<br />

André Meier, von den knapp 3000 Gewerbe-<br />

und Industriebetrieben, die die Suva bis<br />

heute bezüglich der COVID-19-Schutzmassnahmen<br />

kontrolliert hat, mussten lediglich<br />

zwei Betriebe beanstandet und an das kantonale<br />

Arbeitsinspektorat gemeldet werden.<br />

Das ist ein äusserst geringer Anteil. Ist<br />

das in anderen Branchen auch so oder haben<br />

sich die KMU-MEM besonders vorbildlich<br />

verhalten?<br />

André Meier: Grundsätzlich kann man sagen,<br />

dass alle Branchen die Empfehlungen des BAG<br />

betreffend Hygiene- und Abstandsregel sehr<br />

gut und sehr rasch umgesetzt haben. Wir haben<br />

deutlich gemerkt, dass die Betriebe trotz<br />

der Corona-Pandemie sicher weiterarbeiten<br />

wollten. Alle wollten einen Beitrag leisten, um<br />

die weitere Verbreitung des Virus und Ansteckungen<br />

im Betrieb zu verhindern. Die Umsetzung<br />

der definierten Massnahmen war in<br />

Gewerbe und in der Industrie oft einfacher als<br />

auf Baustellen, wo sich die Arbeitsumgebung<br />

laufend verändert.<br />

Wie ist Ihre Bilanz? Wie sieht bezüglich der<br />

Umsetzung der COVID-19-Schutzmassnahmen<br />

die Branchen-Rangliste aus?<br />

Die Suva hat keine branchenspezifische Auswertung<br />

gemacht. Einzig die Kontrollen auf<br />

Baustellen haben wir separat ausgewertet:<br />

Hier musste 60-mal eine Beanstandung an<br />

das zuständige kantonale Arbeitsinspektorat<br />

gemacht werden. Dies bei knapp 7000 kontrollierten<br />

Betrieben.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Kontrolle<br />

der Betriebe gemacht?<br />

Wir haben sehr positive Erfahrungen gemacht.<br />

Die Betriebe haben die Unterstützung<br />

und die Beratung der Suva im Umgang<br />

mit dem Coronavirus als neue Gefährdung<br />

sehr geschätzt. Die Hygienemassnahmen<br />

waren oft schon vorhanden oder wurden<br />

umgehend umgesetzt. Die Möglichkeit zum<br />

Händewaschen mit fliessendem Wasser und<br />

Seife oder das Zurverfügungstellen von<br />

Des infektionsmitteln als Alternative hat<br />

sehr gut geklappt. Oft lag die grosse<br />

Heraus forderung bei der Einhaltung der Abstandsregeln.<br />

Dies insbesondere an Produktionsstrassen<br />

oder bei Arbeiten, die zu<br />

zweit ausgeführt werden müssen. Gemeinsam<br />

mit dem Betrieb konnten wir in vielen<br />

Fällen Lösungen erarbeiten. Es gab aber<br />

auch Situationen, wo einzelne Arbeiten<br />

nicht ausgeführt werden konnten bzw. wo<br />

mit Atemschutz- oder Hygienemasken gearbeitet<br />

werden musste.<br />

Wurden die Kontrollen von den Betrieben<br />

eher als lästig empfunden oder als willkommene<br />

Hilfestellung zugunsten der Gesundheit<br />

aller?<br />

Die Betriebe haben die Suva als Unterstützung<br />

wahrgenommen. Sie waren oft froh,<br />

dass eine externe Stelle einen Blick auf ihr<br />

betriebseigenes Schutzkonzept geworfen<br />

und Verbesserungen eingebracht hat. Natürlich<br />

gab es auch einige wenige negative Reaktionen.<br />

Einige Betriebe betrachteten es als<br />

Bevormundung, wenn man ihnen sagt, dass<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die<br />

Hände waschen sollen.<br />

André Meier, Leiter der Abteilung<br />

Arbeitssicherheit/Gesundheitsschutz bei der Suva<br />

Nach den Sommerferien kehren viele Arbeitnehmer<br />

aus ihrem Urlaub zurück – potenziell<br />

mit COVID-19 im Gepäck. Welche Verhaltensregeln<br />

sind am Arbeitsplatz besonders<br />

nach der Ferienrückkehr wichtig?<br />

Wichtig ist, dass die Grundregeln von Hygiene<br />

und Abstand von allen auch während<br />

der Sommerferien weiter eingehalten werden.<br />

Sicher ist eine erneute Sensibilisierung<br />

nach den Ferien im Betrieb sinnvoll. Wichtig<br />

ist auch, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

die ihre Ferien in einem der vom BAG<br />

definierten Risikoländer verbracht haben,<br />

die Quarantäne einhalten und zu Hause<br />

bleiben. Hier ist zusätzlich zur Eigenverantwortung<br />

auch eine soziale Verantwortung<br />

gefordert. n<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 23<br />

Entwicklung der Suva-Prämien<br />

Die Suva ist solide unterwegs, auch in stürmischen Zeiten. Alle gesetzlichen Ansprüche<br />

der Versicherten sind auch in der aktuell finanziell angespannten Lage gedeckt. Die Basissätze<br />

im Maschinenbau müssen für 2021 in der Berufsunfallversicherung erhöht werden.<br />

In der Nichtberufsunfallversicherung bleibt der Basissatz unverändert. Da die Ausschüttung<br />

der ausserordentlichen Anlageerträge in der Berufsunfallversicherung wegfällt, erhöhen<br />

sich die Bruttoprämien in der BUV um rund 16 Prozent.<br />

Von Adrian Vonlanthen, Suva<br />

Die Suva weist Ende 2019 ein Anlagevermögen von<br />

54 Milliarden auf. Damit ist die Suva weiterhin<br />

solide finanziert und hat genügend Rückstellungen<br />

und Eigenmittel, um die zukünftigen Leistungen<br />

aus allen bereits ereigneten Unfällen und Berufskrankheiten<br />

decken zu können sowie die heute<br />

absehbaren finanziellen Belastungen aufgrund der<br />

Coronavirus-Pandemie und der aktuellen Börsenlage<br />

zu verkraften. Alle gesetzlichen Ansprüche<br />

der Versicherten sind somit gedeckt.<br />

ENTLASTUNGEN WÄHREND PANDEMIE<br />

Im Zeitraum des Coronavirus-Lockdowns ist die Zahl<br />

der Berufsunfälle markant zurückgegangen. Deshalb<br />

ist geplant, die Prämien in der Berufsunfallversicherung<br />

dem gesunkenen Risiko entsprechend<br />

anzupassen. Aktuell prüft die Suva zusammen mit<br />

dem Schweizerischen Versicherungsverband SVV<br />

und den übrigen Unfallversicherern, wie diese geplante<br />

Prämienanpassung in der Berufsunfallversicherung<br />

am besten umgesetzt werden kann.<br />

BERUFSUNFALL: HÖHERE PRÄMIEN<br />

In der Berufsunfallversicherung der Klasse 13B<br />

(Maschinenbau) liegen die Kosten in den neueren<br />

Jahren über den eingenommenen Prämien.<br />

Zwar sind die Unfallzahlen in den letzten<br />

Jahren zurückgegangen, gleichzeitig sind die<br />

Kosten aber pro Unfall und Vollbeschäftigten<br />

gestiegen.<br />

Als Konsequenz daraus muss der Basissatz bei<br />

den verschiedenen Unterklassenteilen der Klasse<br />

13B auf 2021 nochmals um eine Stufe angehoben<br />

werden, was rund 5 Prozent entspricht. Sofern<br />

sich das Unfallrisiko nicht weiter erhöht, kann mit<br />

diesen Prämienmassnahmen das Defizit der Klasse<br />

leicht reduziert werden.<br />

Aufgrund der guten Anlageperformance der<br />

vergangenen Jahre haben letztes Jahr alle Betriebe<br />

in der BUV eine ausserordentliche Prämienreduktion<br />

von 11 Prozent erhalten. Im nächsten<br />

Jahr entfällt diese Reduktion, sodass die<br />

Bruttoprämiensätze um zusätzliche 11 Prozent<br />

steigen.<br />

NICHTBERUFSUNFALL: STABILE PRÄMIEN<br />

Der Risikoverlauf der Klasse 13B ist in der NBUV<br />

stabil. Dies bedeutet, dass der Basissatz bei netto<br />

1,3950 Prozent beibehalten werden kann.<br />

Die individuellen Prämiensätze der einzelnen Betriebe<br />

können von den Basissätzen abweichen,<br />

da diese von der Tätigkeit, dem Risikoverlauf und<br />

dem Prämienmodell abhängen. n<br />

ASBESTFÄLLE BELASTEN DIE KLASSE 13B<br />

In den letzten zehn Jahren sind über 100 Personen<br />

an einer asbestbedingten Berufskrankheit<br />

gestorben. Noch vor zwei Jahren wurde prognostiziert,<br />

dass der Höhepunkt bei dieser Krankheit<br />

erreicht ist. Die neusten Prognosen zeigen aber<br />

leider ein anderes Bild. Aktuell geht man davon<br />

aus, dass in den nächsten 20 Jahren in der Branche<br />

Maschinenbau über 300 weitere Personen an<br />

den Folgen von Asbest sterben werden. Die asbestbedingten<br />

Berufskosten werden die Klasse<br />

13B also auch in Zukunft belasten.<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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24 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />

Évolution des<br />

primes de la Suva<br />

La Suva garde le cap, même en pleine tempête. Les prestations légales auxquelles ont droit<br />

les assurés sont intégralement couvertes, malgré la situation financière actuellement tendue.<br />

Les taux de base appliqués à la construction de machines dans l’assurance contre les accidents<br />

professionnels doivent être relevés pour 2021. Dans l’assurance contre les accidents non<br />

professionnels, le taux de base demeure inchangé. Vu qu’il ne sera pas procédé au reversement<br />

de produits extraordinaires des placements dans l’assurance contre les accidents professionnels,<br />

les primes AAP augmentent d’environ 16 %.<br />

Par Adrian Vonlanthen, Suva<br />

La Suva fait état à fin 2019 de 54 milliards de francs<br />

de valeurs immobilisées. Elle est donc toujours<br />

solidement financée et dispose de suffisamment<br />

de provisions et de fonds propres pour couvrir les<br />

prestations futures découlant de l’ensemble des<br />

accidents et maladies professionnelles déjà survenus<br />

et pour supporter les charges financières d’ores<br />

et déjà prévisibles en raison de la pandémie de<br />

coronavirus et de la situation boursière actuelle.<br />

Les prestations légales auxquelles ont droit les<br />

assurés sont donc intégralement couvertes.<br />

ALLÈGEMENTS PENDANT LA PANDÉMIE<br />

Le nombre des accidents professionnels ayant nettement<br />

diminué pendant la période de confinement<br />

liée au coronavirus, il est prévu d’ajuster les<br />

primes dans l’assurance contre les accidents professionnels<br />

en fonction de la baisse du risque. Pour<br />

l’heure, la Suva réfléchit, en collaboration avec<br />

l’Association Suisse d’Assurances ASA et les autres<br />

assureurs-accidents, à la meilleure façon de mettre<br />

en œuvre l’ajustement envisagé des primes dans<br />

l’assurance contre les accidents professionnels.<br />

CAS AMIANTE PÈSENT SUR CLASSE 13B<br />

Au cours de la dernière décennie, plus de cent<br />

personnes sont décédées des suites d’une maladie<br />

professionnelle liée à l’amiante. Il y a deux ans<br />

encore, on estimait que le pic était atteint. Mal-<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 25<br />

heureusement, les dernières prévisions montrent<br />

une autre réalité. Actuellement, on estime qu’au<br />

cours des vingt prochaines années, plus de 300<br />

autres personnes décéderont à cause de l’amiante<br />

dans la branche de la construction de machines.<br />

Les coûts des maladies professionnelles liées à<br />

l’amiante continueront donc à l’avenir de peser<br />

sur la classe 13B.<br />

Eisele PSU 450 H<br />

ACCIDENTS PROFESSIONNELS:<br />

RELÈVEMENT DES TAUX DE PRIMES<br />

Au cours des années récentes, les coûts de la<br />

classe 13B (Construction de machines) ont dépassé<br />

les primes encaissées dans l’assurance contre<br />

les accidents professionnels. Si le nombre des<br />

accidents a diminué ces dernières années, les<br />

coûts par accident et par travailleur à plein temps<br />

ont, quant à eux, augmenté.<br />

En conséquence, le taux de base appliqué aux<br />

différentes parties de sous-classe de la classe<br />

13B doit être encore relevé de un degré, soit<br />

environ 5 %, pour 2021. Pour autant que le<br />

risque d’accident n’augmente pas encore, cette<br />

mesure permettra de réduire légèrement le déficit<br />

de la classe.<br />

Étant donné la bonne performance réalisée par<br />

les placements les années précédentes, les entreprises<br />

ont toutes bénéficié l’an dernier d'une réduction<br />

de prime extraordinaire de 11 % dans<br />

l’AAP. Cette réduction ne produisant pas son effet<br />

l’an prochain, les taux de prime bruts augmentent<br />

de 11 % supplémentaires.<br />

ACCIDENTS NON PROFESSIONNELS:<br />

PRIMES STABLES<br />

L’évolution du risque de la classe 13B étant stable<br />

dans l’AANP, le taux de base net peut être maintenu<br />

à 1,3950 %.<br />

Les taux de primes des différentes entreprises<br />

peuvent s'écarter des taux de base en fonction<br />

de l’activité, de l'évolution du risque et du modèle<br />

de primes. n<br />

Eisele VMS 350<br />

Kreissägen<br />

kompromisslos<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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26 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />

Gestärkt aus der Krise<br />

Vom Netzwerk PricewaterhouseCoopers und economiesuisse stammt eine Publikation, die<br />

sich dem erfolgreichen Umgang von Unternehmen mit der Corona-Krise widmet. Jede Krise<br />

berge neben Risiken und Negativeffekten auch Raum für Kreativität mit einer Fülle von<br />

Chancen, schreiben die Autoren. Anhand quantitativer Studien und persönlicher Gespräche<br />

haben sie die Kriterien für den erfolgreichen Umgang mit der Krise definiert. Zu Wort kommt<br />

auch Adrian Steiner, CEO von <strong>Swissmechanic</strong>-Mitglied Thermoplan AG.<br />

Quelle: «Krisenchampions»<br />

von pwc und economiesuisse,<br />

Zusammenfassung: Monica Hotz<br />

ABWEHRKRAFT<br />

Krisenstarke Unternehmen verlieren selten den<br />

Blick fürs Ganze und gehen Neues mutig an, oft<br />

inspiriert durch den Tüftler- und Erfindergeist<br />

der Gründergeneration. Sie reduzieren ihre Bürokratie<br />

zugunsten von Agilität und Flexibilität<br />

und investieren gegenzyklisch.<br />

KUNDENZENTRIERUNG<br />

Erfolgreiche Unternehmen haben einen klaren<br />

Fokus auf die Bedürfnisse ihrer Kunden. Sie sind<br />

bestrebt, für jedes Problem die beste Lösung zu<br />

entwickeln und laufend zu optimieren. So erfinden<br />

sie sich gemeinsam mit ihren Kunden und<br />

Partnern neu und gehen gemeinsam durch diese<br />

harten Zeiten. Sie können schnell und unkompliziert<br />

neue Partnerschaften eingehen und<br />

zusätzliches Know-how aufbauen.<br />

NISCHENFOKUS<br />

Die Kernkompetenzen erfolgreicher Unternehmen<br />

haben sich über viele Jahrzehnte gefestigt<br />

und sich in hochspezialisierten Nischen etabliert.<br />

Sie aktualisieren ihr Know-how durch die<br />

Entwicklung neuer Anwendungen und indem sie<br />

die passenden Talente ins Unternehmen holen.<br />

INNOVATIONSKULTUR<br />

Krisenstarke Unternehmen heben sich durch<br />

eine brennende Neugier für Neues hervor, die<br />

Top-Fachkräfte anzieht. Diese Innovationskultur<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 27<br />

PERSÖNLICHKEIT<br />

Krisenchampions werden von starken Führungspersönlichkeiten<br />

geprägt. Diese pflegen eine<br />

optimistische Unternehmenskultur mit einer<br />

«Wir schaffen das»-Attitüde, bewahren Ruhe in<br />

der Krise und entscheiden sowohl aus Vernunft<br />

als auch aus dem Bauch heraus. Unternehmerisch<br />

denkende Persönlichkeiten motivieren ihre<br />

Leute zu Höchstleistungen. Dazu kombinieren<br />

sie Fachwissen mit Leidenschaft und sind ständig<br />

auf der Suche nach dem Optimum.<br />

Neben den sechs Kriterien von «Krisenchampions»<br />

schildern die Autoren auch, wie erfolgreiche<br />

Unternehmen mit der Krise umgehen.<br />

KRISENMANAGEMENT UND KONTROLLE<br />

Mit einem umsichtigen Krisenmanagement<br />

müssen die Unternehmen als Erstes alle Kräfte<br />

für den Notfallmodus mobilisieren und gezielt<br />

allozieren. Mittelfristig sollten sie ihre Ressourcen<br />

stabilisieren und in einem weiteren Schritt<br />

ihre Erholungs- und Wachstumsstrategie anpassen.<br />

Krisenstarke Unternehmen planen in<br />

Szenarien, handhaben Liquidität und Betriebskapital<br />

sorgfältig und setzen auf die stärkste<br />

Währung überhaupt: Vertrauen.<br />

und Zusammenarbeitsmodelle. Bewusst agierende<br />

und mitdenkende Mitarbeitende sind<br />

genauso Teil einer langfristigen Cyberresilienz<br />

wie starke Sicherheitsprozesse und eine stimmige<br />

Sicherheitsstrategie.<br />

PERSONELLE RESSOURCEN<br />

Eine Krise bedingt Transformation, davor, während<br />

und danach. Diese wiederum ist eine Frage<br />

der Unternehmenskultur, von der das Personalwesen<br />

ein wesentlicher Teil sein muss. Denn<br />

jede tiefgreifende Veränderung hat enorme<br />

Auswirkungen auf die Leute und deren Fähigkeiten.<br />

Vor diesem Hintergrund bekunden krisenresistente<br />

Unternehmen mit ihrem Personal<br />

Solidarität, reduzieren Personalkosten intelligent,<br />

denken in Szenarien und handeln mit Blick<br />

auf das Nachher.<br />

Die vollständige Publikation kann kostenlos<br />

unter www.pwc.ch/krisenchampions heruntergeladen<br />

werden. n<br />

wird durch Kundenbedürfnisse getaktet und<br />

motiviert. Innovation gilt als persönlicher oder<br />

firmeninhärenter Anspruch. Die Innovationskraft<br />

verstärkt sich durch die Kleinräumigkeit<br />

des Teamkreises, den laufenden Austausch, die<br />

Spontaneität und den Wechsel von Rückzug und<br />

Dialog.<br />

INTERNATIONALISIERUNG<br />

Krisenchampions sind global ausgerichtet. Ihre<br />

Swissness spielen sie als Erfolgs- und Vertrauensfaktor<br />

aus und setzen auf typische Eigenschaften<br />

wie Schnelligkeit, Präzision, Qualität,<br />

Effizienz und die Verlässlichkeit des Kleinen.<br />

Durch den engen Kontakt und Austausch mit<br />

ihren Standorten und Partnern im Ausland reagierten<br />

sie trotz der schnellen Ausbreitung von<br />

Covid-19 frühzeitig, in vielen Fällen noch bevor<br />

das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der<br />

Schweiz über die Krise informierte.<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Der Digitalisierungsgrad eines Unternehmens<br />

beeinflusst dessen Krisenresistenz fundamental.<br />

Zudem setzen Sondersituationen besondere<br />

Kräfte frei. So gilt es jetzt, über Omnichannel-Lösungen<br />

nachzudenken, eine klare Datenstrategie<br />

zu definieren und die Marktleistung<br />

end-to-end auszugestalten. So kann ein Unternehmen<br />

nach der Krise nicht nur infrastrukturell<br />

modernisieren, sondern sich nachhaltig und<br />

gegenüber der Konkurrenz differenzierend verändern.<br />

IT-INFRASTRUKTUR UND -SICHERHEIT<br />

IT und Cybersicherheit geraten in einer Krisenzeit<br />

zusätzlich unter Druck, denn sie eröffnen<br />

Lücken und schaffen damit zusätzlich Gelegenheiten<br />

für Kriminelle und Bedrohungsakteure.<br />

Von besonderer Bedeutung in einer bewegten<br />

Zeit ist das Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeitenden<br />

für veränderte Arbeitsumgebungen<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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28 JOURNAL BILDUNG/WEITERBILDUNG<br />

Kursleiter Stephan Scheiwiller erläutert das Vorgehen beim Erstellen der Werkzeugwege mit Mastercam.<br />

SwissSkills Championships <strong>2020</strong> der Polymechaniker<br />

Kandidaten auf<br />

dem Weg zur Kür<br />

Als Vorbereitung auf ihre Schweizermeisterschaften besuchen die Polymechaniker-Finalisten<br />

der Disziplinen CNC Drehen, CNC Fräsen und Automation verschiedene disziplinspezifische<br />

Kurse. Im Juni standen Mastercam-Trainings auf dem Programm. Von der hohen Kunst, den<br />

absolut besten Werkzeugweg zu programmieren.<br />

Von Monica Hotz<br />

Die Teilnehmer der SwissSkills Championships der<br />

Polymechaniker, die vom 30. September bis 3.<br />

Oktober <strong>2020</strong> im <strong>Swissmechanic</strong>-Kurszentrum<br />

Münchenbuchsee stattfinden, stehen fest. Zu den<br />

Vorbereitungen zählen verschiedene Kurse, die<br />

die Kandidaten bis im Herbst besuchen werden,<br />

um optimal in den Wettbewerb starten zu können.<br />

MASTERCAM WEGWEISER DER WERKZEUGE<br />

Im Juni besuchten die Teilnehmer der Polymechaniker-Disziplinen<br />

CNC Drehen und CNC Fräsen an<br />

den SwissSkills Championships einen Mastercam-<br />

Kurs bei der Firma x-data.<br />

Heutzutage geschieht ein Grossteil der Arbeit<br />

eines Polymechanikers am PC. Konstrukteure entwickeln<br />

in der Regel mit einer eigenen Software<br />

ein Produkt. Die Zeichnung mit dem Design und<br />

den genauen Massen sowie ein virtuelles 3D-Modell<br />

geben sie den Polymechanikern weiter. Diese<br />

übernehmen die 3D-Daten, die in zum Teil sehr<br />

unterschiedlichen Dateiformaten abgespeichert<br />

sind, oftmals aber als STEP-Dateien (STEP: Standard<br />

for the Exchange of Product Model Data), in<br />

ihr CAD/CAM-System – zumeist Mastercam –,<br />

und programmieren in diesem die Werkzeugwege.<br />

Es gilt, die beste Strategie auszuknobeln, um<br />

das Werkstück innert kürzester Zeit und hundertstelmillimetergenau<br />

zu fertigen. Aus über<br />

1000 möglichen Werkzeugen müssen die geeignetsten<br />

ausgewählt werden. Ist die Arbeit im<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 29<br />

CAM abgeschlossen, werden die programmierten<br />

Werkzeugwege abschliessend durch einen Postprozessor<br />

übersetzt. Die so entstandenen CNC-<br />

Anweisungen werden an die Werkzeugmaschine<br />

übermittelt und dort umgesetzt.<br />

DAS BESTE HERAUSHOLEN<br />

Bei der Arbeit gilt es generell, variable Dinge optimal<br />

an jene Faktoren anzupassen, die man nicht<br />

beeinflussen kann, beispielsweise die Maschinen,<br />

und das jeweils Beste aus der Situation herauszuholen,<br />

ohne dass Störfaktoren auftreten wie<br />

beispielsweise Vibrationen und Ungenauigkeiten.<br />

Tausend Wege führen zwar nach Rom, aber nur<br />

einer ist am Ende der direkteste und gangbarste.<br />

Die Qual der Wahl haben die Schweizermeisterschafts-Kandidaten<br />

angesichts der unzähligen<br />

Werkzeugvarianten und Vorgehensweisen. Soll,<br />

um Zeit einzusparen, ein Multifunktionswerkzeug<br />

statt zweier Spezialwerkzeuge eingesetzt werden<br />

oder leidet darunter die Qualität? Wann lohnt es<br />

sich vorzuschlichten? Alles Fragen, die über den<br />

Sieg entscheiden können und mit denen sich die<br />

SwissSkills-Championships-Kandidaten intensiv<br />

auseinandersetzen werden.<br />

SEHR HOHES NIVEAU GEFORDERT<br />

Die SwissSkills-Kandidaten der Disziplinen CNC<br />

Drehen und CNC Fräsen haben während des<br />

Wettbewerbs eine vorgegebene Zeit, in der sie<br />

ihr CAM-Programm erstellen können. Danach<br />

startet die Maschinenzeit. Stephan Scheiwiller,<br />

Techniker bei x-data, leitete die Mastercam-Schulung<br />

für die Kandidaten der Disziplin Fräsen in<br />

Turbenthal. «Fürs Programmieren haben die Kandidaten<br />

nur rund zwei Stunden Zeit. Das ist sehr<br />

knapp bemessen. Von den SwissSkills-Teilnehmern<br />

wird ein sehr hohes Niveau gefordert. Sie<br />

müssen schon was auf dem Kasten haben», erklärt<br />

der Fachmann. Darüber, dass sie noch einige<br />

Trainingsstunden vor sich haben, sind sich die<br />

Kandidaten einig. Auch jene, die in ihrem Lehrbetrieb<br />

bereits Mastercam verwenden, denken,<br />

die Zeit werde knapp.<br />

Ziel der Mastercam-Schulung ist, alle Kandidaten<br />

in etwa auf denselben Stand zu bringen. Alle Teilnehmer<br />

können ergänzend die Gratis-Homelearning-Edition<br />

von der x-data Webseite herunterladen,<br />

um zu Hause zu üben.<br />

Allerdings entfällt für sie zu Hause der ganze<br />

Maschinenteil. Wer zum Üben Mastercam im<br />

Lehrbetrieb einrichten darf, erhält von x-data<br />

ein SwissSkills-Paket, das eine Testlizenz von<br />

Mastercam und den Postprozessor beinhaltet,<br />

zu Spezialkonditionen. Beides kann neben den<br />

bestehenden Programmen problemlos installiert<br />

werden.<br />

GUT FÜR DIE LAUFBAHN<br />

Ramon Mattle, der in seinem Lehrbetrieb bereits<br />

Mastercam verwendet, sagt: «Die Teilnahme an<br />

den Schweizermeisterschaften ist von grossem<br />

Vorteil für künftige Arbeitsstellen, denn man trainiert,<br />

Vollgas zu geben, und kann so viel schnel-<br />

ler arbeiten.» Romeo Rutishauser sieht Mastercam<br />

an der Schulung zum ersten Mal. Für ihn ist<br />

bereits die Teilnahme an den SwissSkills Championships<br />

und der Besuch der verschiedenen Vorbereitungskurse<br />

ein Höhepunkt. Es sei allerdings<br />

schade, dass ein Kurs Corona-bedingt abgesagt<br />

werden musste, sagt er. Auch Ivo Müller ist Mastercam-Novize.<br />

«Die Teilnahme bietet uns die<br />

Chance, zusätzliches Wissen zu erwerben. Ich<br />

zum Beispiel komme aus der Lehre und kenne<br />

dann bereits zwei CAM-Systeme. Das sind beste<br />

Voraussetzungen für den Arbeitsmarkt», sagt er.<br />

Grosses Lob erhalten die zwei Neulinge von Kursleiter<br />

Stephan Scheiwiller. «Es ist erst der dritte<br />

Tag, an dem sie mit Mastercam arbeiten, und sie<br />

machen es bereits sehr gut.» Sowohl Kursleiter<br />

als auch Teilnehmer sind sich dennoch einig, dass<br />

ein grosser Arbeitseinsatz vor ihnen steht. Das<br />

Motto lautet nun «üben, üben, üben!». n<br />

x-data<br />

Die Firma x-data wurde im Jahr 2007 gegründet<br />

mit dem Ziel, das fundierte Wissen und die langjährigen<br />

Erfahrungen aus zwei soliden Unternehmen<br />

in einem Kompetenzzentrum für computerunterstützte<br />

Fertigung zu vereinen. Der<br />

geschichtliche Hintergrund reicht dabei zurück<br />

bis ins Jahr 1988, als die ersten CAM-Systeme<br />

auf dem Schweizer Markt erschienen.<br />

Bestand das Team im Jahre 2007 noch aus vier<br />

Personen, sind im Unternehmen heute 17 Personen<br />

beschäftigt, davon zehn Techniker. Seit<br />

Oktober 2019 hat Christian Lenz die Geschäftsführung<br />

inne.<br />

Schon seit der Firmengründung 2007 unterstützt<br />

x-data die Berufsmeisterschaften der<br />

Polymechaniker. Neben Mastercam vertreibt<br />

x-data Tool- und Data-Management-Systeme,<br />

die Mastercam ergänzen und die firmenspezifischen<br />

Werkzeuge und CAM-Daten verwalten.<br />

Die Techniker von x-data programmieren<br />

jeweils auch die Postprozessoren, die fast für<br />

jede einzelne CNC-Maschine spezifisch sind.<br />

So kann in einem Betrieb die Mastercam-Programmierung<br />

von A bis Z effizient umgesetzt<br />

werden.<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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30 JOURNAL BILDUNG/WEITERBILDUNG<br />

Formateur Stephan Scheiwiller (à droite) explique au finaliste Romeo Rutishauser le processus de création d’un parcours d’outils avec Mastercam.<br />

SwissSkills Championships <strong>2020</strong> des Polymécaniciens<br />

Des candidats en<br />

route vers la gloire<br />

En préparation de leurs Championnats suisses, les Polymécaniciens finalistes dans les disciplines<br />

Tournage CNC, Fraisage CNC et Automatisation suivent divers cours spécifiques à leur<br />

discipline. En juin, des formations Mastercam étaient au programme à propos de l’art de<br />

programmer le meilleur parcours d’outil.<br />

De Monica Hotz<br />

Les participants aux championnats SwissSkills<br />

des Polymécaniciens, qui se dérouleront du 30<br />

septembre au 3 octobre <strong>2020</strong> au centre de formation<br />

<strong>Swissmechanic</strong> à Münchenbuchsee, ont<br />

été sélectionnés. Les préparatifs comprennent<br />

divers cours que les candidats suivront jusqu’à<br />

l’automne afin de prendre le meilleur départ possible<br />

dans la compétition.<br />

MASTERCAM MONTRE LE CHEMIN<br />

En juin, les participants des disciplines Polymécanicien<br />

Tournage CNC et Fraisage CNC aux<br />

SwissSkills Championships ont participé à un<br />

cours sur Mastercam dans l’entreprise x-data.<br />

Aujourd’hui, la plus grande partie du travail d’un<br />

Polymécaniciens se fait sur un PC. Les constructeurs<br />

développent en général un produit avec leur<br />

propre logiciel. Ils transfèrent ensuite au Polymécanicien<br />

le dessin avec le design et les dimensions<br />

précises ainsi qu’un modèle 3D virtuel. Celui-ci<br />

reprend les données 3D qui sont parfois stockées<br />

dans des formats différents, mais sont souvent des<br />

bases de données STEP (STEP : Standard for the<br />

Exchange of Product Model Data). Il les reprend<br />

alors dans son système CAD/CAM – la plupart du<br />

temps Mastercam – et il y programme les parcours<br />

d’outils. Il s’agit de dégoter la meilleure stratégie<br />

pour usiner une pièce dans un temps record et avec<br />

une précision au centième de millimètre. Entre plus<br />

de 1’000 outils possibles, il faut choisir les plus<br />

adéquats. Lorsque le travail du CAM est terminé,<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 31<br />

les parcours d’outils programmés sont traduits<br />

dans un post-processeur. Les instructions CNC<br />

ainsi produites sont ensuite transmises à la<br />

machine-outil et le travail est réalisé.<br />

EN TIRER LE MEILLEUR PARTI<br />

Dans ce travail, il s’agit généralement d’adapter<br />

des variables de manière optimale aux facteurs<br />

qui ne peuvent pas être influencés, par exemple<br />

les machines, et de tirer le meilleur parti de la<br />

situation, sans que des facteurs perturbants surgissent,<br />

comme des vibrations ou des imprécisions.<br />

Mille chemins conduisent à Rome, mais<br />

finalement un seul est le plus direct et le plus<br />

praticable. Face aux variantes d’outils et de différentes<br />

approches, les candidats aux Championnats<br />

suisses ont l’embarras du choix. Faut-il, pour<br />

gagner du temps, engager un outil multifonction<br />

au lieu de deux outils spécialisés ou est-ce que la<br />

qualité en souffre ? Quand vaut-il la peine de faire<br />

une préfinition ? Ce sont toutes des questions qui<br />

peuvent décider de la victoire et avec lesquelles<br />

ces candidats du SwissSkills Championships sont<br />

confrontés.<br />

UN TRÈS HAUT NIVEAU DEMANDÉ<br />

Pendant la compétition, les candidats SwissSkills<br />

des disciplines Tournage CNC et Fraisage CNC<br />

disposent d’un temps donné pendant lequel ils<br />

peuvent établir leur programme CAM. Ensuite<br />

vient le temps de machine. Stephan Scheiwiller,<br />

technicien chez x-data, dirige la formation Mastercam<br />

pour les candidats de la discipline Fraisage<br />

à Turbenthal. « Pour la programmation, les<br />

candidats n’ont qu’environ deux heures. C’est très<br />

serré. On exige des participants aux SwissSkills<br />

un niveau très élevé. Ils doivent avoir un sacré<br />

potentiel », explique le spécialiste. Mais les candidats<br />

sont d’accord qu’ils ne disposent plus que<br />

de quelques heures d’entraînement. Même ceux<br />

qui utilisent Mastercam dans leur entreprise<br />

pensent que le temps est compté.<br />

L’objectif de cette formation Mastercam est que<br />

tous les candidats soient environ au même niveau.<br />

En complément, tous les participants<br />

peuvent aussi télécharger gratuitement l’édition<br />

d’entraînement à domicile du site web x-data<br />

pour se parfaire.<br />

Par contre, à la maison, toute la partie machine<br />

leur manque. Ceux qui ont le droit de s’entraîner<br />

au Mastercam dans leur entreprise reçoivent, à<br />

des conditions spéciales, de x-data un paquet<br />

SwissSkills qui contient une licence test de Mastercam<br />

et un post-processeur. Les deux peuvent<br />

être installés à côté des programmes présents<br />

sans problème.<br />

BON POUR LA CARRIÈRE<br />

Ramon Mattle, qui utilise déjà Mastercam dans<br />

son entreprise, dit : « La participation aux Championnats<br />

suisses est un grand avantage pour les<br />

places de travail futures, parce que l’on s’entraîne<br />

à mettre les gaz et on arrive à travailler plus rapidement.<br />

» Lors de cette formation, Romeo Rutishauser<br />

voit Mastercam pour la première fois.<br />

Pour lui, la participation aux SwissSkills Championships<br />

et les divers cours de préparation sont<br />

déjà un point culminant. Il est toutefois dommage<br />

qu’un cours ait dû être annulé en raison du coronavirus,<br />

dit-il. Ivo Müller est aussi un novice Mastercam.<br />

« La participation nous offre une chance<br />

d’acquérir des connaissances supplémentaires.<br />

Moi par exemple, je suis en train de finir mon<br />

apprentissage et je connais déjà deux systèmes<br />

CAM. Ce sont des conditions préalables excellentes<br />

pour le marché du travail », dit-il. De grands<br />

compliments du formateur Stephan Scheiwiller<br />

vont aux deux débutants. « Nous ne sommes<br />

qu’au troisième jour de travail avec Mastercam et<br />

ils sont déjà très bons. » Mais le formateur<br />

comme les participants sont d’accord qu’ils se<br />

trouvent devant un engagement de travail important.<br />

La devise est donc « s’entraîner, s’entraîner,<br />

s’entraîner ! » n<br />

x-data<br />

L’entreprise x-data a été fondée en 2007 avec<br />

l’objectif d’unir l’expertise substantielle à l’expérience<br />

de longues années de deux entreprises<br />

solides en un centre de compétences<br />

pour la fabrication assistée par ordinateur. Le<br />

contexte historique remonte aussi loin que<br />

1988, lorsque les premiers systèmes CAM<br />

sont apparus sur le marché suisse.<br />

Si, en 2007, l’équipe comptait quatre personnes,<br />

ce sont aujourd’hui 17 collaborateurs<br />

qui s’y activent, dont dix techniciens. Depuis<br />

octobre 2019, c’est Christian Lenz qui se<br />

charge de la direction.<br />

Depuis la fondation de l’entreprise en 2007<br />

déjà, x-data soutient les Championnats<br />

suisses des Polymécaniciens. À côté du Mastercam,<br />

x-data commercialise aussi des systèmes<br />

de gestion d’outils et de données qui<br />

complètent Mastercam et des outils spécifiques<br />

pour les entreprises qui gèrent les données<br />

CAM. Les techniciens de x-data programment<br />

aussi les post-processeurs qui sont<br />

spécifiques pour presque chaque machine<br />

CNC. De cette manière, la programmation<br />

Mastercam peut être mise en œuvre dans<br />

l’entreprise de manière efficiente de A à Z.<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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32 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />

Das Wichtigste in Kürze<br />

Die SwissSkills Championships – das dezentralisierte<br />

Pendant zu den wegen Corona ins Jahr<br />

2022 verschobenen SwissSkills – finden für die<br />

Polymechaniker vom 30. September bis 3. Oktober<br />

<strong>2020</strong> im <strong>Swissmechanic</strong>-Kurszentrum Münchenbuchsee<br />

statt. Es treten in den Disziplinen<br />

CNC Drehen, CNC Fräsen und Automation je acht<br />

Finalisten gegeneinander an.<br />

Die regulären SwissSkills wären eine riesige Plattform<br />

für alle Berufe gewesen mit rund 120 000<br />

Besuchern, davon 60 000 Jugendliche in Schulklassen,<br />

und 1000 Teilnehmenden an 75 Schweizer<br />

Meisterschaften. Um Jugendlichen im Berufswahlprozess<br />

dieses Jahr trotz Corona die Möglichkeit<br />

zu bieten, verschiedene Berufe kennenzulernen,<br />

setzt das OK auf Digitalisierung. Es wurden<br />

neu zwei digitale Formate ins Leben gerufen.<br />

SwissSkills Connect ist ein elektronisches Ersatzformat<br />

für die SwissSkills. Berufs-Champions<br />

aus über 100 Berufen geben in einem Live-Chat<br />

Auskunft über ihren Beruf und darüber, was sie<br />

daran besonders fasziniert. Jugendliche, die im<br />

Berufswahlprozess stehen und Schulklassen können<br />

Fragen stellen. Für Schulklassen stehen begleitende<br />

Unterrichtsmaterialien zur Verfügung.<br />

Link: https://www.swiss-skills.ch/connect/<br />

Unter #MyTools stellen sich Berufsathleten in<br />

einem Steckbrief vor. Für die Polymechaniker hat<br />

sich Lukretia Schindler zur Verfügung gestellt. Sie<br />

wird in der Disziplin Automation antreten.<br />

Dieses Jahr konnten sich erfreulicherweise<br />

zwei Frauen fürs Finale qualifizieren: Lukretia<br />

Schindler (Automation) und Tamara Schöpfer<br />

(CNC Fräsen). n<br />

Die Finalisten<br />

<strong>Swissmechanic</strong> Kurszentrum Münchenbuchsee – 30. September bis 3. Oktober <strong>2020</strong><br />

<strong>Swissmechanic</strong> centre de course Münchenbuchsee – 30 septembre au 3 octobre <strong>2020</strong><br />

BERUFSMEISTERSCHAFTEN / CHAMPIONNATS PROFESSIONNELS<br />

Finalisten Polymechaniker/innen, Disziplin CNC Fräsen/Finalistes Polymécaniciens/nes, discipline Fraisage CNC<br />

Andre Bollhalder<br />

Heinz Baumgartner AG, Tegerfelden<br />

Ivo Müller<br />

Bucher Hydraulics AG, Neuheim<br />

Marc Blohm<br />

Hamilton Bonaduz AG, Bonaduz<br />

Nicola Häfliger<br />

TRISA AG, Triengen<br />

Nicolas Elmiger<br />

RUAG AG, Emmen<br />

Ramon Mattle<br />

SFS intec AG, Heerbrugg<br />

Tamara Schöpfer<br />

B. Braun Medical AG, Escholzmatt<br />

Romeo Rutishauser<br />

FPT Motorenforschung, Arbon<br />

GESUCHT Geschäftsführer/in oder Käuferin für:<br />

Zerspanungsbetrieb, KMU Ostschweiz<br />

Tätig im Bereich CNC Fertigung (Fräsen und Bohren von Maschinenbauteile)<br />

Das Angebot umfasst langjährigen Kundenstamm, angepassten Maschinenpark,<br />

Betriebsmittel sowie Fachkräfte für die Auftragsprojekte.<br />

Bei Interesse melden Sie sich bitte unter der Chiffre 23626 an Stämpfli AG, Fachmedien, Wölflistrasse 1, Postfach, 3001 Bern<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 33<br />

BERUFSMEISTERSCHAFTEN / CHAMPIONNATS PROFESSIONNELS<br />

<strong>Swissmechanic</strong> Kurszentrum Münchenbuchsee – 30. September bis 3. Oktober <strong>2020</strong><br />

<strong>Swissmechanic</strong> centre de course Münchenbuchsee – 30 septembre au 3 octobre <strong>2020</strong><br />

Finalisten Polymechaniker/innen, Disziplin Automation/Finalistes Polymécaniciens/nes, discipline Automation<br />

Daniel Bucher<br />

Hunkeler AG, Wikon<br />

Florian Schmutz<br />

Bobst Mex SA, Mex<br />

Gil Beutler<br />

Fritz Studer AG, Steffisburg<br />

Lukas Bircher<br />

Fritz Studer AG, Steffisburg<br />

Lukretia Schindler<br />

Mägerle AG, Fehraltorf<br />

Mauro Schwegler<br />

RUAG AG, Emmen<br />

Melvin Bernd Jacques Arpin<br />

Rolex SA, Les Acacias<br />

BERUFSMEISTERSCHAFTEN / CHAMPIONNATS PROFESSIONNELS<br />

<strong>Swissmechanic</strong> Kurszentrum Münchenbuchsee – 30. September bis 3. Oktober <strong>2020</strong><br />

<strong>Swissmechanic</strong> centre de course Münchenbuchsee – 30 septembre au 3 octobre <strong>2020</strong><br />

Sven Pfister<br />

Mechatronik Schule Winterthur<br />

Finalisten Polymechaniker/innen, Disziplin CNC Drehen/Finalistes Polymécaniciens/nes, discipline Tournage CNC<br />

Andrin Mühle<br />

Mechatronik Schule Winterthur<br />

Elias von Atzigen<br />

RUAG AG, Alpnach Dorf<br />

Fabian Giger<br />

Bühler AG, Uzwil<br />

Fabian Leuenberger<br />

Duap AG, Herzogenbuchsee<br />

Iven Hebeisen<br />

RUAG AG, Thun<br />

Marco Fankhauser<br />

Bruno Lehmann AG, Trub<br />

Simon Vogel<br />

Dätwyler Schweiz AG, Schattdorf<br />

Tommy Michael Christen<br />

Wandfluh AG, Frutigen<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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34 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />

BERUFSMEISTERSCHAFTEN / CHAMPIONNATS PROFESSIONNELS / CAMPIONATI SVIZZERI DELLE PROFESSIONI<br />

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JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 35<br />

Selbstverständlich, dass auch<br />

Frauen in MEM-Berufen arbeiten<br />

Sonja Schneider war vor 30 Jahren eine der ersten weiblichen Werkzeugmacher-Lernenden<br />

und ist heute Ausbildungsverantwortliche bei der Fostag Formenbau AG in Stein am Rhein.<br />

Das <strong>Journal</strong> sprach mit ihr über Mädchen in MEM-Berufslehren.<br />

Interview: Monica Hotz<br />

Sonja Schneider, Sie haben vor rund 30 Jahren<br />

die Ausbildung zur Werkzeugmacherin<br />

gemacht, waren also als Frau in einem<br />

MEM-Beruf sozusagen Pionierin. Was haben<br />

Sie damals für Erfahrungen gemacht?<br />

Sonja Schneider: Mir war bei meiner Berufswahl<br />

immer klar, dass ich keinen Büro-, Verkaufs- oder<br />

Pflegeberuf erlernen möchte. Damals bin ich eher<br />

zufällig auf den Beruf Werkzeugmacherin gestossen.<br />

Durch ein Zeitungsinserat wurde ich auf die<br />

Lehrstelle in der Fostag Formenbau AG aufmerksam.<br />

Ich musste mich zuerst über den Beruf erkundigen<br />

und konnte dann eine Schnupperlehre<br />

absolvieren. Mir hat das Arbeiten an Maschinen<br />

und von Hand mit Metall gefallen. Ich habe mich<br />

von Anfang an in der Firma wohl gefühlt und<br />

hatte nie das Gefühl, nicht akzeptiert zu sein. Klar<br />

gab es auch ältere Mitarbeiter, die am Anfang<br />

skeptisch waren, diese konnte ich aber mit meinen<br />

Leistungen überzeugen.<br />

Bewusst wurde mir meine damals ungewöhnliche<br />

Berufswahl erst mit der Zeit. Zum Beispiel fing<br />

meine Berufslehre mit einem siebenwöchigen<br />

Einführungskurs an. Meine Garderobe war die<br />

Besenkammer unter der Treppe in der Berufsschule<br />

Schaffhausen. Eine Garderobe für Mädchen<br />

gab es damals noch nicht. Meine Berufslehre<br />

verlief sonst aber ohne Zwischenfälle.<br />

Im November 2001 wechselte ich nach Neuhausen<br />

am Rheinfall ins Ausbildungszentrum BZ<br />

(heute Wibilea AG) als Ausbildnerin für Polymechaniker.<br />

Ich betreute die Lernenden im 2. Lehrjahr<br />

mit zwei Arbeitskollegen. Am Anfang<br />

brauchte es einen Moment, bis sich die Lernenden<br />

an eine weibliche Ausbildnerin gewöhnt hatten,<br />

aber für die nachfolgenden «neuen» Lernenden<br />

war es dann normal und problemlos. Pro Lehrjahr<br />

hatten wir so im Schnitt 16 Lernende. Es gab immer<br />

wieder einzelne Mädchen, die den Beruf<br />

Polymechaniker in Angriff nahmen und später<br />

auch erfolgreich abschlossen. Aber leider nicht<br />

in jedem Lehrjahr.<br />

Im November 2017 wechselte ich dann zurück<br />

nach Stein am Rhein und konnte die Lehrlingsabteilung<br />

übernehmen.<br />

Welche Erfahrungen machen Sie heute als<br />

Ausbildungsverantwortliche? Was hat sich<br />

seit Ihrer Lehre für Frauen in MEM-Berufen<br />

verändert?<br />

Ich mache grundsätzlich positive Erfahrungen. Es<br />

ist heute selbstverständlich, dass auch Frauen in<br />

MEM-Berufen arbeiten. Ich hatte und habe heute<br />

auch Arbeitskolleginnen.<br />

Der aufmerksame Leser hat bemerkt, dass ich<br />

sehr firmentreu bin. Deshalb beschränken sich<br />

meine persönlichen Erfahrungen auf zwei Firmen.<br />

Weshalb ist Ihrer Meinung nach der Frauenanteil<br />

in MEM-Berufen heute noch so<br />

klein?<br />

Das ist eine schwierige Frage.<br />

Vielleicht ist es der Arbeitsort Werkstatt. Hier<br />

trägt man Arbeitskleider, Arbeitsschuhe und<br />

Schutzbrille. Man bekommt auch mal dreckige,<br />

ölige Hände.<br />

Viele Mädchen wählen einen klassischen Mädchenberuf,<br />

weil dieser halt einfach eher ihren<br />

Interessen oder der Erziehung entspricht.<br />

Was kann man gegen den geringen Frauenanteil<br />

machen?<br />

Sonja Schneider, Ausbildungsverantwortliche bei der<br />

Fostag Formenbau AG<br />

Es gibt Technikschnuppertage für Mädchen oder<br />

zum Beispiel in Neuhausen am Rheinfall das «go<br />

tec!»-Labor, in dem Schulklassen verschiedenster<br />

Altersklassen Technik erleben und ausprobieren<br />

können. Hier das technische Interesse zu<br />

wecken (egal für welches Geschlecht), finde ich<br />

sehr wertvoll und wichtig.<br />

Bezüglich Eltern sollte man aktiver werden, damit<br />

beim Schnuppern auch ein technischer Beruf in<br />

Betracht gezogen wird, einfach mal etwas anderes<br />

kennengelernt wird.<br />

Mit Tüftlerinnenworkshops extra für Mädchen,<br />

beispielsweise im «go tec!»-Labor,<br />

versucht die MEM-Branche seit fünf Jahren,<br />

das Interesse der Mädchen zu wecken. Sind<br />

schon Auswirkungen bemerkbar?<br />

Bisher merke ich davon wenig. Es ist immer noch<br />

eher selten, dass sich ein Mädchen bei mir um<br />

eine Schnupperlehre oder eine Lehrstelle bewirbt.<br />

Gibt es besondere Eigenschaften, die im<br />

technischen Bereich Mädchen gegenüber<br />

Jungs auszeichnen?<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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36 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />

Grundsätzlich, denke ich, gibt es keine speziellen,<br />

besonderen Fähigkeiten. Manche Mädchen sind<br />

oft schon reifer und verantwortungsbewusster<br />

und können so konzentrierter arbeiten.<br />

Wenn eine junge Frau einen technischen Beruf<br />

wählt, hat sie das gut überlegt und will es wirklich.<br />

Dadurch ist automatisch eine höhere Motivation<br />

und Einsatzbereitschaft vorhanden.<br />

Aus welchen Gründen würden Sie den Beruf<br />

Polymechanikerin einem Mädchen<br />

empfehlen?<br />

Die Ausbildung zur Polymechanikerin ist sehr<br />

vielseitig. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen<br />

und spannende Tätigkeiten wie das<br />

Einrichten und Programmieren von CNC-Maschinen.<br />

Die Lernenden lernen verschiedene Programmiersysteme<br />

kennen, Zeichnungen lesen<br />

und verstehen. Sie entwickeln ein Gefühl für die<br />

Präzision, das Messen und Prüfen. Wer möchte,<br />

kann sein Geschick beim Montieren von Baugruppen<br />

beweisen. Spannend ist auch die Funktionskontrolle.<br />

Ich könnte noch vieles aufzählen, was<br />

mir am Beruf immer noch Spass macht. Auch mal<br />

ölige, dreckige Hände zu bekommen, war nie ein<br />

Problem für mich.<br />

Es gibt später verschiedenste Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />

und viele Wege stehen offen.<br />

Wie finden Sie es, dass zwei angehende Polymechanikerinnen<br />

am Finale der SwissSkills<br />

Championships teilnehmen?<br />

Super, finde ich toll! n<br />

155 Elektroinstallateure<br />

230 Autogaragen<br />

3 Showtechniker<br />

Und für über 12’288<br />

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wir täglich unter Strom.<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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37 JOURNAL BILDUNG/WEITERBILDUNG<br />

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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 37<br />

Beatrice Stringer ist Leiterin HR bei der Diener AG.<br />

Mitarbeitergespräche erneuert<br />

Die Firma Diener AG ist <strong>Swissmechanic</strong>-Mitglied. Um Führungsstrukturen und Qualifikationssystem<br />

zu modernisieren, ging die Diener AG auf <strong>Swissmechanic</strong> zu. Gemeinsam<br />

wurde eine speziell auf die Bedürfnisse der Diener AG zugeschnittene Seminarfolge entwickelt<br />

und erfolgreich umgesetzt.<br />

Interview: Monica Hotz<br />

Beatrice Stringer ist Leiterin HR bei der Diener AG.<br />

Das <strong>Journal</strong> sprach mit ihr über das entwickelte<br />

Seminarangebot und die Umsetzung der erarbeiteten<br />

Erkenntnisse.<br />

Beatrice Stringer, weshalb genau kamen Sie<br />

mit Ihrem besonderen Seminarwunsch auf<br />

<strong>Swissmechanic</strong> zu?<br />

Beatrice Stringer: Als neue HR-Leiterin habe ich<br />

diverse Aufträge von unserem Management erhalten.<br />

Eine hohe Priorität bei Diener AG war, das<br />

Mitarbeitergespräch zu prüfen und zu erneuern.<br />

Unser Lohnsystem war bis dahin an eine Mitarbeiterqualifikation<br />

gekoppelt, welche je nach<br />

Bewertungsresultat eine direkte Lohnveränderung<br />

bewirken konnte.<br />

Nach einer Analysephase mit verschiedenen internen<br />

Workshops suchte unser Management<br />

eine externe Person für die Umsetzung der neuen<br />

Mitarbeiterbeurteilung. Wir haben uns für <strong>Swissmechanic</strong><br />

entschieden, weil der Dachverband<br />

unsere branchenspezifischen Herausforderungen<br />

kennt und uns daher mit einer sehr praxisbezogenen<br />

Lösung unterstützen konnte.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Entwicklung<br />

der Führungsseminare und der<br />

Umsetzung der erarbeiteten Erkenntnisse<br />

gemacht?<br />

Aus der HR-Perspektive war die Entwicklung des<br />

Führungsseminars zuerst eine Gratwanderung.<br />

Es brauchte Überzeugungsarbeit, bis alle Schlüsselpersonen<br />

einverstanden waren mit der Vorgehensweise<br />

und Einführung.<br />

Als wir die drei Seminare zu Führung und Mitarbeitergesprächen<br />

durchgeführt hatten, wurde<br />

aus dem ursprünglichen Bedürfnis einer<br />

Erneuerung der Standortbeurteilung schliesslich<br />

Realität. Die Erkenntnis, dass wir in der<br />

Praxis kontinuierlich an der Kommunikation<br />

arbeiten müssen, fördern wir in unserem Betrieb<br />

fortlaufend. Als Beispiel wurde die durchgeführte<br />

Mitarbeiterinformation erweitert mit<br />

mitarbeiterrelevanten Informationen, und neu<br />

laden wir quartalsweise zum Geburtstagsessen<br />

unter Anwesenheit unserer Geschäftsleitung<br />

ein. Wir möchten damit den vielfältigen und<br />

wertvollen Austausch zwischen Führung und<br />

Mitarbeitern auf verschiedenen Ebenen lebendig<br />

halten.<br />

Welche Höhepunkte haben Sie erlebt?<br />

Wir haben bei der Durchführung des Seminars<br />

zwei Höhepunkte erlebt.<br />

Erstens, zum Zeitpunkt des Seminars erlebten wir<br />

zufälligerweise einen Führungswechsel der<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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38 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />

COOs. Unser neuer COO, Maurizio Zaugg, unterstützte<br />

den Prozess und konnte seine Führungsgrundsätze<br />

miteinbringen. Gleichzeitig konnte er<br />

sich gleich vom Führungsklima der Firma ein Bild<br />

machen. Dass die Führungskräfte sich in einem<br />

ungezwungenen Rahmen mit dem neuen COO<br />

austauschen konnten, war ein sehr bereichernder<br />

Aspekt des Seminars.<br />

Zweitens haben unsere Führungskräfte ohne<br />

Ausnahme an allen Seminaren teilgenommen<br />

und einen wertvollen Beitrag geleistet. Beim<br />

Transfer in die Praxis waren alle aktiv beteiligt<br />

an der Umsetzung des neuen Standortgesprächsprozesses.<br />

Die revidierten Jahresgespräche<br />

wurden bei uns im Januar <strong>2020</strong> durchgeführt.<br />

Inzwischen bereiten wir uns auf die nächste<br />

Gesprächsrunde vor.<br />

Was haben Sie als Quintessenz aus der Seminarfolge<br />

mitgenommen?<br />

Zusammenfassend war das Seminar für die interne<br />

Kommunikation von hoher Qualität und für<br />

uns von Wichtigkeit, um unsere angestrebte Veränderung<br />

des Mitarbeiterstandortgespräches<br />

umzusetzen. Wir konnten uns auf die professionelle<br />

Betreuung von Martin Werner, Leiter Weiterbildung<br />

bei <strong>Swissmechanic</strong>, verlassen. Mit der<br />

sehr erfahrenen Seminarleiterin, Barbara Brezovar,<br />

haben wir optimale Akzeptanz im Team erreichen<br />

können. Rückblickend war die Wahl mit<br />

einem Seminaranbieter aus der Branche die beste<br />

Entscheidung.<br />

Wie konnten Sie das Gelernte in Ihrer Firma<br />

umsetzen?<br />

Insgesamt führten wir drei Workshops durch. Der<br />

erste Workshop fand im November 2019 statt. Es<br />

war ein umfangreiches Führungsseminar, welches<br />

die verschiedenen Aspekte der Führung und<br />

ihrer Wirkung aufzeigte. Dies gab den jeweiligen<br />

Teilnehmern die Gelegenheit, ihren Führungsstil<br />

zu analysieren. Den Praxistransfer haben wir mit<br />

spezifischen Aufgaben bis zum nächsten Workshop<br />

sichergestellt.<br />

Kurz vor Weihnachten stellten wir in einem zweiten<br />

Workshop das neue Standortgespräch vor. Zu<br />

diesem Zeitpunkt waren normalerweise die Abteilungsleiter<br />

sehr beschäftigt mit den Qualifikationsgesprächen.<br />

Diese wurden aber auf den Januar<br />

<strong>2020</strong> verlegt. Durch Gespräche und Rollenspiele<br />

wurden die Mitarbeitergespräche<br />

vorbereitet.<br />

Ende Februar <strong>2020</strong> wurden im dritten Workshop<br />

die Erfahrungen und Herausforderungen mit der<br />

Seminarleiterin besprochen. Die Feedbacks aus<br />

der Praxis zeigten uns klar auf, wie unsere Führungskräfte<br />

mit der neuen Kommunikationsart<br />

ihre Mitarbeiter abholten. Eine grosse Veränderung<br />

zum alten System war der umfangreiche<br />

Zeitaufwand für das jeweilige Mitarbeiterstandortgespräch.<br />

Die Gelegenheit, mit dem Mitarbeiter<br />

ungestört vom Arbeitsalltag zu sprechen, auf<br />

ihn einzugehen und gemeinsam Ziele zu vereinbaren,<br />

wurde von der Führung und den Mitarbeitern<br />

seriös vorbereitet und durchgeführt.<br />

Sind schon Auswirkungen feststellbar?<br />

Unsere Führung ist sensibilisiert worden, wie z.B.<br />

ihre Anweisungen beim Mitarbeiter ankommen<br />

und wie sie Feedback vom Mitarbeiter annehmen<br />

können. Im Mitarbeiterstandortgespräch haben<br />

wir es den Vorgesetzten freigestellt, ob sie eine<br />

Rückmeldung über die Zusammenarbeit mit ihnen<br />

von ihren Mitarbeitern erfragen möchten.<br />

Dieses Vorgehen wurde von beiden Seiten positiv<br />

aufgenommen.<br />

Wurden Ihre Erwartungen an die Seminarfolge<br />

erfüllt?<br />

Ja, sehr. Wir haben mit dem Seminar die gesetzten<br />

Schwerpunkte erreicht und arbeiten intern<br />

weiterhin daran. n<br />

Wir sind immer für Sie da<br />

Das Team Erwachsenenbildung von<br />

<strong>Swissmechanic</strong> organisiert nicht nur<br />

branchenspezifische und praxisnahe Weiterbildungskurse<br />

und -seminare, die auf der<br />

Web site des Verbandes zu finden sind. Auf<br />

Wunsch entwickelt das Team mit der<br />

Geschäftsführung von Unternehmen zusammen<br />

speziell auf das Unternehmen zugeschnittene<br />

Workshops und Seminare und zieht<br />

auf Wunsch ausgewiesene und erfahrene<br />

Fachspezialisten hinzu.<br />

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JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang<br />

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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 39<br />

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JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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40 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />

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2300 La Chaux-de-Fonds<br />

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JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 41<br />

Workshop Cybersicherheit und Datenschutz<br />

Cybersicherheit und Datenschutz sind mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung zu zentralen Themen der Gesellschaft<br />

geworden. Im Workshop werden Sie in das Thema Cybersicherheit und in die datenschutzrechtlichen Anforderungen<br />

sdfsfsf<br />

der Schweiz eingeführt.<br />

Ziele:<br />

Der Kurs ermöglicht Ihnen, die Schutzwürdigkeit personenbezogener Daten zu beurteilen und die Notwendigkeit<br />

weiterführender Massnahmen im Bereich Cybersicherheit selbst abzuschätzen.<br />

Zielgruppe: Geschäftsführer, Produktionsleiter<br />

Daten, Orte<br />

Kurs. Nr.<br />

10. Sept. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Bern/Bienne CSGA100920<br />

Bielstrasse 31, 3<strong>05</strong>3 Münchenbuchsee<br />

Emotionen und Algorithmen<br />

Das Verkaufsseminar analysiert das Tagesgeschäft der Mitarbeiter, welche keinen Freiraum zum Überdenken der eigenen<br />

Verkaufsskills haben. Der Tag fokussiert die wichtigsten Punkte und bringt die Teilnehmer dazu, ihr eigenes Verhalten zu<br />

überdenken und zu optimieren.<br />

Ziele:<br />

Gezielte Aufarbeitung der wichtigsten Eckpunkte im allgemeinen Verkauf. Wissen aufbauen für den<br />

Verkaufsprozess. Psychologie und Kommunikation im Verkauf und im Betrieb bildet die Basis.<br />

Zielgruppe: Verkaufs- und Führungspersonen<br />

Daten, Orte<br />

Kurs. Nr.<br />

17. Sept. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Zentralschweiz VSGA170920<br />

Baselstrasse 61, 6003 Luzern<br />

SMED – Rüstzeitreduzierung leicht gemacht!<br />

SMED: Single Minute Exchange of Die – Umrüsten in weniger als 10 Minuten! Was steckt hinter der japanischen Methode?<br />

Ziele:<br />

Der praxisnahe Workshop sensibilisiert zum Thema kurze Rüstzeiten und vermittelt das Grundwissen zur<br />

Methode SMED. Vertieft werden die Inhalte durch Beispiele und Anwendungsfelder.<br />

Zielgruppe: Fach- und Führungskräfte<br />

Daten, Orte<br />

Kurs. Nr.<br />

12. Nov. <strong>2020</strong> 13.30–17.15 Uhr AZ <strong>Swissmechanic</strong> LMT121120<br />

Altwinkelnstrasse 29, 9015 St.Gallen<br />

Lean Logistics in der Produktion!<br />

Schaffen Sie die Basis für kontinuierliche Verbesserung und Effizienzsteigerung in der Produktion.<br />

Ziele:<br />

In diesem Seminar lernen Sie die wesentlichen Methoden zur Supply-Chain-Optimierung in der Produktion<br />

kennen. Neben den Grundlagen von Lean Logistics lernen Sie auch die erforderlichen Methoden und Soft Skills<br />

zur Durchführung von Verbesserungsprojekten kennen.<br />

Zielgruppe: Verbesserungsexperten, Produktionsmanager, Supply-Chain-Manager, Prozessverantwortliche<br />

Daten, Orte<br />

Kurs. Nr.<br />

16. Sept. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Zürich KNGA160920<br />

Breitistrasse 11, 8307 Illnau-Effretikon<br />

30. Sept. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr AZ <strong>Swissmechanic</strong> KNGA300920<br />

Altwinkelnstrasse 29, 9015 St.Gallen<br />

15. Okt. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Bern / Bienne KNGA151020<br />

Bielstrasse 31, 3<strong>05</strong>3 Münchenbuchsee<br />

29. Okt. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Thurgau KNGA291020<br />

Mühlfrangstrasse 16, 8570 Weinfelden<br />

Anmeldung und weitere Informationen zu den einzelnen Seminaren auf unserer Website unter<br />

www.swissmechanic.ch/erwachsenenbildung/Kurse&Seminare oder per E-Mail über info@swissmechanic.ch<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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42 JOURNAL TECHNIK<br />

Röntgenaufnahme eines Laserstrahls, der ein Aluminiumplättchen aufschmilzt, aufgenommen am Europäischen Synchrotron ESRF in Grenoble.<br />

Der gesamte Prozess läuft in 14 Millisekunden ab. Bild: Empa<br />

Laserschweissen dank KI<br />

in Echtzeit überwachen<br />

Mit einem Röntgenversuch an der «European Synchrotron Radiation Facility» (ESRF) im<br />

französischen Grenoble wiesen Empa-Forscher nach, wie gut ihre akustische Echtzeitüberwachung<br />

von Laserschweissprozessen funktioniert: Mit fast 90-prozentiger Sicherheit erkannten<br />

sie die Bildung von unerwünschten Poren, die die Qualität von Schweissnähten<br />

beeinträchtigen. Der Nachweis dauert dank einer speziellen Auswertungsmethode, die auf<br />

künstlicher Intelligenz (KI) basiert, gerade einmal 70 Millisekunden.<br />

Von Rainer Klose , Empa<br />

Laserschweissen ist ein Verfahren, das sich zum<br />

Fügen von Metallen und Kunststoffen eignet. Es hat<br />

sich besonders in der automatisierten Fertigung,<br />

etwa in der Automobilindustrie, durchgesetzt, denn<br />

ein Laser arbeitet praktisch verschleissfrei, besonders<br />

schnell und äusserst präzise. Doch bislang liess<br />

sich die Qualität einer Schweissnaht erst im Nachhinein<br />

dokumentieren, entweder mittels Röntgenaufnahmen,<br />

mittels magnetischer Analysemethoden<br />

oder durch das Zersägen einzelner Probestücke<br />

aus der Produktion. Eine Echtzeitüberwachung der<br />

Schweissqualität wäre ein deutlicher Vorteil.<br />

STABIL ODER INSTABIL, DAS IST DIE FRAGE<br />

Während beim sogenannten Wärmeleitschweissen<br />

nur die Oberfläche des Materials aufgeschmolzen<br />

wird, dringt beim Tiefschweissen der<br />

Laserstrahl rasch und tief ins Material ein und<br />

erzeugt ein dünnes Bohrloch voller Metalldampf,<br />

das man als Dampfkapillare oder Keyhole bezeichnet.<br />

Wird das Keyhole zu tief, sinkt der<br />

Dampfdruck des Metalldampfs, zugleich steigt<br />

die Oberflächenspannung der Metallschmelze.<br />

Das Keyhole wird instabil und kann schliesslich in<br />

sich zusammenfallen und eine Pore in der<br />

Schweissnaht hinterlassen – ein unerwünschter<br />

Materialfehler. Um qualitativ hochwertige – fehlerfreie<br />

– Laserschweissnähte zu erzeugen, ist es<br />

daher zentral, den Moment zu erkennen, wenn<br />

Keyholes instabil werden – oder noch besser: kurz<br />

zuvor. Das war bisher kaum möglich, da man lediglich<br />

mit optischen Methoden von oben ins<br />

Keyhole hineinschauen konnte.<br />

Einem Team von Empa-Forschern um Kilian Wasmer<br />

ist es nun gelungen, den Moment der Instabilität<br />

beim Laser-Tiefschweissen exakt zu<br />

erkennen. Sie verwenden dazu einerseits einen<br />

günstigen akustischen Sensor und messen anderseits<br />

die Reflexion des Laserstrahls auf der Metalloberfläche.<br />

Die kombinierten Daten werden<br />

mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) innerhalb von<br />

70 Millisekunden analysiert. So lässt sich die Qualität<br />

des Laserschweissprozesses in Echtzeit überwachen.<br />

BEWEIS AM RÖNTGEN-SYNCHROTRON<br />

Wie exakt ihre Überwachungsmethode in der<br />

Praxis ist, bewiesen die Empa-Forscher jüngst<br />

an der «European Synchrotron Radiation Facility»<br />

(ESRF) in Grenoble. Sie schmolzen mit einem<br />

Laser ein Keyhole in ein Plättchen aus Aluminium,<br />

das zu gleicher Zeit von harter Röntgenstrahlung<br />

durchleuchtet wurde. Der Prozess, der<br />

weniger als eine hundertstel Sekunde dauert,<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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TECHNIK JOURNAL 43<br />

wurde mit einer Hochgeschwindigkeitskamera<br />

aufgezeichnet.<br />

Das Ergebnis: Die einzelnen Phasen des Schweissprozesses<br />

wurden mit mehr als 90 Prozent Sicherheit<br />

korrekt erkannt – ultraschnell. Trifft der Laserstrahl<br />

auf das Metall, setzt zunächst die Phase<br />

des Wärmeleitungsschweissens ein – nur die<br />

Oberfläche schmilzt auf. Dann entsteht ein stabiles<br />

Keyhole, das bei längerer Einstrahldauer indes<br />

zu «wackeln» beginnt und instabil wird. Bisweilen<br />

emittiert das Keyhole flüssiges Metall, ähnlich<br />

wie bei einem Vulkanausbruch. Wenn es unkontrolliert<br />

in sich zusammenfällt, entsteht eine Pore.<br />

All diese Phasen macht die neue Empa-Technologie<br />

in Echtzeit sichtbar.<br />

Ausserdem gelang es den Forschern sogar, absichtlich<br />

Poren in der Schweissnaht zu erzeugen<br />

und sie mit einem zweiten Laserpuls wieder zu<br />

schliessen. Das Entstehen einer Pore konnte mit<br />

87 Prozent Sicherheit erkannt werden, das erfolgreiche<br />

Entfernen mit immerhin noch 73 Prozent.<br />

Diese Art der Fehlerkorrektur ist für das Laserschweissen<br />

äusserst interessant. Denn bislang<br />

konnte man Poren in einer Schweissnaht erst im<br />

fertig geschweissten Werkstück erkennen. Mit<br />

Hilfe der Empa-Technologie ist der Ort einer Pore<br />

bereits während des Prozesses bekannt; eine<br />

Nachbearbeitung mit dem Laser kann sofort in<br />

Gang gesetzt werden – und dadurch die Qualität<br />

des Schweissprozesses markant steigern.<br />

bestehende industrielle Anlagen integriert werden<br />

könnten», sagt Kilian Wasmer, der das Projekt<br />

koordinierte. Sein Kollege Sergey Shevchik,<br />

der die KI für die Signalauswertung entwickelte,<br />

freut sich über die hohe Rechengeschwindigkeit<br />

bei überschaubaren Hardware-Kosten. «Wir nutzen<br />

Grafik-Prozessoren, die parallel mehrere Aufgaben<br />

zugleich berechnen können. Solche Prozessoren<br />

stecken auch in modernen Game-Konsolen<br />

und sind günstig zu haben. Der rasante<br />

technische Fortschritt bei Playstation und Co. hat<br />

unserer Arbeit also sehr geholfen.» n<br />

QUALITÄTSKONTROLLE<br />

Der an der Empa entwickelte Überwachungsprozess<br />

eignet sich indes nicht nur fürs Laserschweissen,<br />

sondern auch für die Qualitätskontrolle bei<br />

3D-gedruckten Metallteilen. Beim Pulverbettverfahren<br />

– eine der gebräuchlichsten Methoden<br />

beim 3D-Metalldruck – fährt ein Laserstrahl<br />

durch eine Schicht aus Metallkörnern und verschweisst<br />

diese. Falls Poren entstehen, könnte<br />

der Laser ein zweites Mal zur defekten Stelle gelenkt<br />

werden, um die Poren nachträglich zu entfernen.<br />

Dies gelingt jedoch nur mit Hilfe von Echtzeitüberwachung,<br />

denn entstandene Poren müssen<br />

umgehend eliminiert werden, bevor sie von<br />

weiteren Schichten Metall überdeckt werden.<br />

«Ein Vorteil unserer Überwachungsmethode ist,<br />

dass die verwendeten akustischen und optischen<br />

Sensoren günstig und robust sind und einfach in<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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44 JOURNAL TECHNIK<br />

Eisenspäne haften auf diesem Mini-Schachbrett mit vier Millimetern Kantenlänge.<br />

Die teils magnetische Struktur wurde aus einer einzigen Sorte Stahlpulver bei verschiedenen Temperaturen produziert. Bild: Empa<br />

Magnete aus dem 3D-Drucker<br />

Bei der Metallverarbeitung im 3D-Laserdrucker werden innerhalb von Millisekunden Temperaturen<br />

von mehr als 2500 Grad Celsius erreicht, bei denen manche Bestandteile aus den<br />

Legierungen verdampfen. Empa-Forscher erkannten in diesem Problem eine Chance – und<br />

nutzen nun den Effekt, um während des Druckprozesses neue Legierungen mit unterschiedlichen<br />

Eigenschaften zu erzeugen und diese mikrometergenau in 3D-gedruckte metallische<br />

Werkstücke einzubetten.<br />

Von Rainer Klose, Empa<br />

Die Innovation ist mit blossem Auge kaum richtig<br />

einzuschätzen: ein kleines metallisches<br />

Schachbrett mit vier Millimetern Kantenlänge.<br />

Auf den ersten Blick glänzt es wie polierter<br />

Stahl; auf den zweiten Blick sind minime Farbunterschiede<br />

erkennbar: 16 Flächen hat das<br />

winzige Schachbrett, acht erscheinen etwas<br />

dunkler, acht heller. Die unscheinbare Materialprobe<br />

beweist: 3D-Druck mit Hilfe von Laserstrahlen<br />

und Metallpulver eignet sich nicht nur<br />

dazu, neue geometrische Formen zu erschaffen,<br />

sondern es lassen sich so auch neue Materialien<br />

mit völlig neuen Funktionalitäten herstellen.<br />

Das kleine Schachbrett ist ein besonders<br />

augenscheinliches Beispiel: Acht Flächen<br />

sind magnetisch, acht unmagnetisch – dabei ist<br />

das gesamte Werkstück aus einer einzigen Sorte<br />

Metallpulver 3D-gedruckt worden. Nur Stärke<br />

und Dauer des eingestrahlten Laserlichts<br />

wurden variiert.<br />

Als Ausgangsbasis nutzte ein Empa-Team um<br />

Ariyan Arabi-Hashemi und Christian Leinenbach<br />

eine besondere Sorte Edelstahl, die vor<br />

rund 20 Jahren u.a. von der Firma Hempel Special<br />

Metals in Dübendorf entwickelt wurde. Der<br />

sogenannte P2000-Stahl enthält kein Nickel,<br />

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TECHNIK JOURNAL 45<br />

sondern rund ein Prozent Stickstoff. P2000-<br />

Stahl verursacht keine Allergien und ist für<br />

medizinische Zwecke gut geeignet. Er ist besonders<br />

hart, was die herkömmliche Bearbeitung<br />

mittels Fräsen erschwert. Leider scheint<br />

er auch als Basismaterial für den 3D-Laserdruck<br />

auf den ersten Blick ungeeignet zu sein: In der<br />

Schmelzzone des Laserstrahls wird es schnell<br />

sehr heiss. Deshalb verdampft normalerweise<br />

ein grosser Teil des enthaltenen Stickstoffs, und<br />

der P2000-Stahl verändert seine Eigenschaften.<br />

AUS PROBLEM WIRD VORTEIL<br />

Arabi-Hashemi und Leinenbach gelang es, diesen<br />

Nachteil in einen Vorteil zu verwandeln. Sie<br />

modifizierten die Scangeschwindigkeit des Lasers<br />

und die Intensität des Laserlichts, das im<br />

Metall-Pulverbett die einzelnen Partikel aufschmilzt,<br />

und variierten somit gezielt die Grösse<br />

und Lebensdauer des flüssigen Schmelzpools.<br />

Dieser war im kleinsten Fall 200 Mikrometer<br />

im Durchmesser und 50 Mikrometer tief,<br />

im grössten Fall 350 Mikrometer breit und 200<br />

Mikrometer tief. Der grosse Schmelzpool lässt<br />

viel Stickstoff aus der Legierung verdampfen;<br />

der erstarrende Stahl kristallisiert mit einem<br />

hohen Anteil an magnetisierbarem Ferrit. Beim<br />

kleinsten Schmelzpool erstarrt die Schmelze<br />

deutlich schneller. Der Stickstoff verbleibt in der<br />

Legierung; der Stahl kristallisiert dann vor allem<br />

in Form von nichtmagnetischem Austenit.<br />

Im Rahmen des Experiments mussten die Forscher<br />

den Stickstoffgehalt in winzigen, millimetergrossen<br />

Metallproben sehr präzise bestimmen<br />

und die lokale Magnetisierung auf wenige<br />

Mikrometer genau messen, ebenso das Volumenverhältnis<br />

von austenitischem und ferritischem<br />

Stahl. Hierfür kamen eine Reihe hochentwickelter<br />

Analysemethoden zum Einsatz,<br />

die an der Empa zur Verfügung stehen.<br />

einer Legierung verdampfen – z. B. Mangan,<br />

Aluminium, Zink, Kohlenstoff und mehr – und<br />

so die chemische Zusammensetzung lokal verändern.»<br />

Die Methode ist dabei nicht auf Edelstähle<br />

beschränkt, sondern kann auch für viele<br />

andere Legierungen nützlich sein. Leinenbach<br />

denkt zum Beispiel an Nickel-Titan-Legierungen,<br />

die als Formgedächtnislegierungen («shape<br />

memory alloys») bekannt sind. Bei welcher<br />

Temperatur sich die Legierung an ihre vorgegebene<br />

Form «erinnert», hängt von gerade einmal<br />

0.1 Prozent mehr oder weniger Nickel in der<br />

Mischung ab. Mit Hilfe eines 3D-Laserdruckers<br />

liessen sich Bauteile schaffen, die örtlich gestaffelt<br />

auf unterschiedliche Temperaturen reagieren.<br />

FÜR ELEKTRO MOTOREN VON MORGEN<br />

Die Möglichkeit, Legierungen mikrometergenau<br />

in einem Bauteil zu erzeugen, könnte auch<br />

beim Bau neuer, effizienterer Elektromotoren<br />

hilfreich sein. Erstmals bietet sich so die Möglichkeit,<br />

Stator und Rotor des E-Motors aus<br />

magnetisch feinstrukturierten Materialien zu<br />

bauen, um die Geometrie der Magnetfelder<br />

besser auszunutzen. Entscheidend für die Entdeckung<br />

des Zusammenhangs zwischen Laserleistung-Grösse<br />

des Schmelzpools und Materialeigenschaften<br />

war das Know-how im Bereich<br />

«Additive Manufacturing», das an der Empa<br />

seit rund neun Jahren aufgebaut wird. Seither<br />

widmet sich das Team um Christian Leinenbach<br />

als eine der weltweit führenden Arbeitsgruppen<br />

den materialwissenschaftlichen Fragestellungen<br />

rund um 3D-Laserdruckverfahren. Zugleich<br />

sammelten die Empa-Forscher Erfahrung<br />

bei der Prozessüberwachung, speziell dem<br />

Vermessen der Schmelzpools, deren Grösse und<br />

Lebensdauer entscheidend fürs gezielte Modifizieren<br />

von Legierungen ist. n<br />

GEZIELTE METALLHERSTELLUNG<br />

Der Versuch, der wie eine Spielerei wirkt, könnte<br />

die Methodik der Metallherstellung und<br />

-verarbeitung bald um ein entscheidendes<br />

Werkzeug erweitern. «Beim 3D-Druck erreichen<br />

wir lokal spielend Temperaturen von mehr<br />

als 2500 Grad Celsius», so Leinenbach. «Damit<br />

können wir gezielt verschiedene Bestandteile<br />

Ariyan Arabi-Hashemi und Christian Leinenbach nutzen einen 3D-Laserdrucker zum Feintuning von Edelstahl-Legierungen.<br />

JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang


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46 JOURNAL MARKTPLATZ<br />

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