Swissmechanic-Journal_2020-05
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Nº 5 SEPTEMBER <strong>2020</strong><br />
|<br />
91.<br />
JAHRGANG<br />
JOURNAL<br />
SwissSkills Championships:<br />
Letzte Vorbereitungen laufen Seite 28<br />
Rechtsberatung: Änderungen im<br />
Gleichstellungsgesetz Seite 16<br />
Wirtschaftsbarometer:<br />
Corona-Krise trifft die MEM-Branche hart Seite 20<br />
Entwicklung der Suva-Prämien Seite 23
Machen Sie auf sich<br />
aufmerksam!<br />
Mit einer Anzeige in der Fachzeitschrift «<strong>Swissmechanic</strong> JOURNAL».<br />
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Nº 5 SEPTEMBER <strong>2020</strong> 91. JAHRGANG<br />
JOURNAL<br />
SwissSkills Championships:<br />
Letzte Vorbereitungen laufen Seite 28<br />
Rechtsberatung: Änderungen im<br />
Gleichstellungsgesetz Seite 16<br />
Wirtschaftsbarometer:<br />
Corona-Krise trifft die MEM-Branche hart Seite 20<br />
Entwicklung der Suva-Prämien Seite 23<br />
«JOURNAL» ist das offizielle Verbandsorgan von <strong>Swissmechanic</strong>,<br />
dem führenden Arbeitgeberverband der KMU<br />
der MEM-Branche (Maschinenbau, Elektro- und Metallindustrie).<br />
Unser Verbandsmagazin erscheint seit 1929<br />
und wird überregional den rund 1400 Mitgliedsunternehmen<br />
automatisch zugestellt. Unternehmer, Geschäftsführer,<br />
Lehrmeister, Ausbildner, Ein- und Verkauf<br />
und Mitarbeitende – mit dem «JOURNAL» erreichen Sie<br />
Ihre Zielgruppe der MEM-Branche direkt.<br />
Das «JOURNAL» bietet Ihnen vielseitige Werbemöglichkeiten.<br />
Inserate, Publireportagen, Beilagen,<br />
einen Eintrag im Bezugsregister; Ihrer Kreativität sind<br />
keine Grenzen gesetzt. Dadurch ist Ihnen die höchstmögliche<br />
Aufmerksamkeit sicher.<br />
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Mia Rizvic, Anzeigenverkäuferin, Tel. +41 31 300 63 41, inserate@staempfli.com<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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INHALTSVERZEICHNIS JOURNAL 3<br />
EDITORIAL<br />
WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
04 Der Grundstein unseres Werkplatzes Schweiz<br />
<strong>05</strong> La base de notre place industrielle suisse<br />
POLITIK<br />
06 Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong>: Nein zur Volksinitiative<br />
«Für eine massvolle Zuwanderung» («Begrenzungsinitiative»)<br />
07 Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong>: Ja zum Beschluss zur<br />
Beschaffung neuer Kampfflugzeuge<br />
08 Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong>: Ja zur Änderung des<br />
Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer (Kinderabzüge)<br />
09 Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong>: Nein zur Änderung<br />
des Erwerbsersatzgesetzes (Vaterschaftsurlaub)<br />
10 COVID-19: Interessenvertretung auf Bundesebene<br />
11 COVID-19: Défense d'intérêts au niveau fédéral<br />
16 Rechtsberatung: Änderungen im Gleichstellungsgesetz<br />
18 Assistance juridique: Modifications de la Loi révisée sur l'égalité<br />
au 1er juillet <strong>2020</strong><br />
20 Wirtschaftsbarometer: Die Corona-Krise trifft die MEM-Branche hart<br />
21 Sondage trimestriel: La crise de Corona frappe durement les<br />
industries MEM<br />
22 COVID-19: KMU-MEM haben die Schutzmassnahmen<br />
sehr gut umgesetzt<br />
23 Entwicklung der Suva-Prämien<br />
24 Évolution des primes de la Suva<br />
26 «Krisenchampions» von pwc und economiesuisse:<br />
Gestärkt aus der Krise<br />
GRUNDBILDUNG /<br />
ERWACHSENENBILDUNG<br />
SWISSMECHANIC<br />
12 LAP: Wir gratulieren Luana Zogg<br />
12 Zu Besuch bei der Rey AG<br />
SEKTIONEN<br />
13 <strong>Swissmechanic</strong> prämiert Bestleistungen<br />
14 Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau (WITg):<br />
«Hidden Champions» unterstützen<br />
SWISSSKILLS CHAMPIONSHIPS<br />
28 Mastercam-Schulungen: Finalisten auf dem Weg zur Kür<br />
30 Formations Mastercam: Les finalistes en route vers la gloire<br />
32 Das Wichtigste in Kürze / die Finalisten<br />
34 Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren und Partnern<br />
35 Selbstverständlich, dass auch Frauen in MEM-Berufen arbeiten<br />
37 Mitarbeitergespräche erneuert<br />
39 Informationsveranstaltungen und Studienbeginn Produktionsfachmann/-frau<br />
und Produktionstechniker/-in HF<br />
40 Expert-e en Production : nos écoles<br />
41 Kurse und Seminare<br />
TECHNIK<br />
DAS OFFIZIELLE ORGAN VON SWISSMECHANIC SCHWEIZ<br />
L’ORGANE OFFICIEL DE SWISSMECHANIC SUISSE<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Schweizerischer Verband mechanisch- technischer Betriebe /<br />
Association Suisse d’entreprises mécaniques et techniques /<br />
Associazione svizzera delle aziende meccaniche e tecniche<br />
Abonnementspreise Fr. 80.– für 8 Ausgaben (zus. MWST)<br />
Redaktion/Abonnemente <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz / Monica Hotz, Redaktionsleitung /<br />
Thomas Schwager, Redaktor / Claudia Frey Marti, Lektorat / Jürg Marti, Redaktionsbeirat /<br />
Felsen strasse 6, Thurgauerhof / 8570 Weinfelden / Tel. 071 626 28 00 / Fax 071 626 28 09 /<br />
E-Mail: redaktion@swissmechanic.ch<br />
Druck/Versand Schelbli AG / Grafisches Unternehmen / Lagerstrasse 30 /<br />
3360 Herzogenbuchsee / Tel. 062 956 50 40 / info@schelbli.ch<br />
Inseratemanagement / Stämpfli AG / Mia Rizvic / Postfach / 3001 Bern /<br />
Tel. +41 31 300 63 88 / inserate@staempfli.com<br />
42 Laserschweissen dank KI in Echtzeit überwachen<br />
44 Magnete aus dem 3D-Drucker<br />
MARKTPLATZ<br />
46 Bezugsquellennachweis<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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4 JOURNAL EDITORIAL<br />
Der Grundstein unseres<br />
Werkplatzes Schweiz<br />
22 junge Polymechaniker und zwei junge Polymechanikerinnen nehmen vom 30. September bis am<br />
3. Oktober <strong>2020</strong> in den Disziplinen CNC Drehen, CNC Fräsen und Automation an den SwissSkills<br />
Championships in Münchenbuchsee teil. Topmotiviert und engagiert haben sie sich in ihrer Freizeit<br />
auf den Wettbewerb vorbereitet. Sie haben Workshops besucht und in ihrem Lehrbetrieb sowie zu<br />
Hause trainiert. Alle Finalisten gehören zu den Besten ihres Jahrgangs und ihres Berufs und können<br />
stolz auf ihre Leistung sein, ebenso wie jene, die sie auf dem Weg dazu unterstützt haben – ihre Familien,<br />
ihre Lehrmeister und ihre Arbeitgeber.<br />
Roland Goethe,<br />
Präsident <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz<br />
Solch motivierter Berufsnachwuchs ist der Grundstein unseres Werkplatzes Schweiz. Dank praxisorientierter<br />
und solider Ausbildung sowie grossem Fachwissen können unsere Polymechaniker international<br />
mithalten und sind nicht nur schweiz-, sondern auch weltweit gefragte Berufsleute. Das ermöglicht<br />
unser duales Bildungssystem, das Theorie und Praxis ideal kombiniert.<br />
Ich freue mich, dass mit dem Kurszentrum von <strong>Swissmechanic</strong> Bern/Bienne in Münchenbuchsee schnell<br />
und unkompliziert eine sehr gute Alternative zu den zentralen SwissSkills in Bern gefunden werden<br />
konnte, die wegen der Corona-Krise auf das Jahr 2022 verschoben wurden, und danke den Gastgebern<br />
herzlich.<br />
Ich freue mich darauf, die SwissSkills Championships in Münchenbuchsee zu verfolgen, und bin gespannt<br />
auf die packenden Wettbewerbe und die Topresultate, die bestimmt auch dieses Jahr wieder<br />
geboten werden. Ich wünsche allen Kandidatinnen und Kandidaten viel Erfolg und fesselnde, lehrreiche<br />
sowie eindrückliche Stunden während des Wettbewerbs. Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />
wünsche ich eine unterhaltsame und kurzweilige Lektüre in diesem <strong>Journal</strong>, das auch Hintergrundinformationen<br />
zu den Berufswettbewerben liefert. Aber vor allem: Bleiben Sie gesund!<br />
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.<br />
Roland Goethe, Präsident <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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EDITORIAL JOURNAL 5<br />
La base de notre place<br />
industrielle suisse<br />
Vingt-deux jeunes polymécaniciens et deux jeunes polymécaniciennes participeront aux SwissSkills<br />
Championships à Münchenbuchsee du 30 septembre au 3 octobre <strong>2020</strong>, ceci dans les disciplines<br />
Tournage CNC, Fraisage CNC et Automation. C'est avec beaucoup d'engagement et très motivés qu'ils<br />
se sont préparés au concours durant leurs loisirs. Ils ont participé à des ateliers et se sont entraînés<br />
dans leur entreprise formatrice de même que chez eux. Tous les finalistes comptent parmi les meilleurs<br />
de leur âge et de leur profession et peuvent être fiers de leurs prestations, de même que ceux qui les<br />
ont soutenus dans leurs efforts – leurs familles, leurs enseignants et leurs employeurs.<br />
Roland Goethe,<br />
président <strong>Swissmechanic</strong> Suisse<br />
Une relève professionnelle aussi motivée est la base de notre place industrielle suisse. Grâce à une<br />
solide formation axée sur la pratique ainsi qu'à un grand bagage de connaissances spécialisées, nos<br />
polymécaniciens peuvent maintenir leur rang sur la scène internationale et sont des spécialistes très<br />
demandés non seulement Suisse mais dans le monde entier. C'est ce que permet notre système de<br />
formation dual qui combine de manière idéale la théorie et la pratique.<br />
Je suis fort heureux que nous ayons pu trouver rapidement et sans complications, avec le centre de<br />
formation <strong>Swissmechanic</strong> de Berne/Bienne Münchenbuchsee, une très bonne alternative aux SwissSkills<br />
centralisés de Berne, qui ont dû être ajournés à 2022 en raison de la crise du coronavirus et je remercie<br />
cordialement nos hôtes.<br />
Je me réjouis de suivre les SwissSkills Championships à Münchenbuchsee et attends avec impatience<br />
les passionnants concours et les résultats de pointe qui ne manqueront pas d'être atteints cette année<br />
à nouveau. Je souhaite beaucoup de succès à toutes les candidates et à tous les candidats et de<br />
passer des heures passionnantes, instructives et impressionnantes durant le concours. Et je vous<br />
souhaite, chères lectrices et chers lecteurs, une lecture intéressante et divertissante dans ce <strong>Journal</strong>,<br />
qui donne également des informations de fond sur les concours professionnels. Mais avant tout:<br />
restez en bonne santé!<br />
Je vous souhaite une lecture palpitante !<br />
Roland Goethe, président <strong>Swissmechanic</strong> suisse<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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6 JOURNAL POLITIK<br />
Begrenzungsinitiative<br />
«Für eine massvolle Zuwanderung»<br />
Eidgenössische Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong><br />
1. AUSGANGSLAGE<br />
Die von der SVP lancierte Volksinitiative will den<br />
neuen Artikel 121b «Zuwanderung ohne Personenfreizügigkeit»<br />
in die Bundesverfassung aufnehmen.<br />
Damit wäre jeder neue internationale Vertrag ausgeschlossen,<br />
welcher Ausländern die Personenfreizügigkeit<br />
gewährt. Zudem soll das zwischen der<br />
Schweiz einerseits und der EU und ihren Mitgliedstaaten<br />
andererseits bestehende Abkommen über<br />
die Personenfreizügigkeit aufgehoben werden.<br />
2. POSITION SWISSMECHANIC<br />
<strong>Swissmechanic</strong> empfiehlt die Ablehnung der Begrenzungsinitiative.<br />
Die grosse Mehrheit des Verbandsrates<br />
von <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz sagt klar<br />
Nein zu dieser Vorlage.<br />
3. BEGRÜNDUNG<br />
KEINE DISKRIMINIERUNG DER SCHWEIZE-<br />
RISCHEN ARBEITNEHMENDEN<br />
Zweifellos ist diese Volksabstimmung für die<br />
Wirtschaftswelt eine der grössten Herausforderungen<br />
dieses Jahres. Dabei profitieren keinesfalls<br />
nur Grossunternehmen von dem im Jahre<br />
2002 eingeführten liberalen Regime der Personenfreizügigkeit,<br />
sondern auch viele kleinere<br />
und mittlere Unternehmen. Dank dem Freizügigkeitsabkommen<br />
zwischen der Schweiz und der<br />
EU (FZA) können Schweizer Unternehmen agil<br />
auf eine sich verändernde Wirtschaftslage reagieren<br />
und den Strukturwandel im Arbeitsmarkt<br />
erfolgreich bewältigen. Personen, die<br />
über einen Arbeitsvertrag verfügen, können in<br />
die Schweiz einreisen. Für die Arbeitgeber hat<br />
dies den grossen Vorteil, dass sie einfacher und<br />
ohne administrative Hürden die von ihnen benötigten<br />
Arbeitskräfte rekrutieren können.<br />
Im jährlich vom Staatssekretariat für Wirtschaft<br />
(Seco) präsentierten Lagebericht werden die<br />
Auswirkungen der Personenfreizügigkeit auf<br />
Arbeitsmarkt und Sozialversicherungen in der<br />
Schweiz untersucht. Die Auswirkungen der Personenfreizügigkeit<br />
auf die Schweiz sind insgesamt<br />
positiv. Entgegen anderslautenden Meinungen<br />
hat die Personenfreizügigkeit zu keiner<br />
Verschlechterung der Arbeitsbedingungen oder<br />
einer Diskriminierung einheimischer Arbeitskräfte<br />
geführt.<br />
Der Bericht macht deutlich, dass die Zuwanderung<br />
in der Schweiz massgeblich auf die Lücken<br />
im heimischen Arbeitsmarkt zurückzuführen ist.<br />
Die Schweizer Wirtschaft rekrutiert ihr Personal<br />
aus der EU und den Efta-Staaten, wenn die gesuchten<br />
Arbeitskräfte im Inland fehlen. Die Zuwanderung<br />
geht somit nicht zulasten der inländischen<br />
Arbeitskräfte. Auch bei den Löhnen<br />
lassen sich keine negativen Auswirkungen auf<br />
die Lohnentwicklung der inländischen Bevölkerung<br />
feststellen.<br />
Und vergessen wir nicht: Die Personenfreizügigkeit<br />
funktioniert nicht nur vom EU-Raum in die<br />
Schweiz, sondern auch in die Gegenrichtung.<br />
ES STEHT MEHR AUF DEM SPIEL ALS DIE<br />
PERSONENFREIZÜGIGKEIT<br />
Mit der Personenfreizügigkeit ist auch die sogenannte<br />
«Guillotine-Klausel» verbunden. Die<br />
sechs weiteren Abkommen der Bilateralen I – Technische<br />
Handelshemmnisse, Öffentliches Beschaffungswesen,<br />
Landwirtschaft, Landverkehr, Luftverkehr<br />
und Forschung – würden hinfällig, da sie<br />
mit dem Schicksal der Personenfreizügigkeit verknüpft<br />
sind. All diese Abkommen erleichtern<br />
Schweizer Unternehmen den Zugang zum europäischen<br />
Binnenmarkt erheblich.<br />
Der bilaterale Weg ermöglicht unserem Land die<br />
Beteiligung am Binnenmarkt unter Wahrung der<br />
grösstmöglichen Souveränität. Ein Ja zur Begrenzungsinitiative<br />
wäre das Ende des bilateralen Wegs<br />
und würde die Schweiz in die Isolation treiben.<br />
SICHT DER KMU-MEM-BETRIEBE<br />
Die Mitgliedsunternehmen von <strong>Swissmechanic</strong><br />
sind überwiegend KMU, die dringend auf qualifizierte<br />
Arbeitskräfte aus dem EU-Raum angewiesen<br />
sind, um weiterhin am Standort Schweiz erfolgreich<br />
produzieren zu können. Zudem liegen die<br />
wichtigsten Exportmärkte in der EU, sodass ein<br />
Wegfall sämtlicher bilateraler Abkommen wirtschaftliche<br />
Schäden und Arbeitsplatzverluste in<br />
der Schweiz zur Folge hätte.<br />
Unsere KMU-MEM-Betriebe exportieren über 62%<br />
in ausländische Märkte. Der Hauptabsatzmarkt ist<br />
die EU. In global derart unsicheren Zeiten wie heute<br />
sind stabile Beziehungen zum wichtigsten Absatzmarkt<br />
für Schweizer Exporte unverzichtbar. Eine<br />
planlose Kündigung des bilateralen Weges ohne<br />
gleichwertige Alternative in Sicht wäre unverantwortlich.<br />
Nach einem Ja zur Begrenzungs initiative<br />
würde die Schweiz spätestens Ende 2021 ohne die<br />
Bilateralen I dastehen. Diese knappe Frist reicht<br />
niemals, um mit Brüssel und 27 EU-Mitgliedstaaten<br />
eine befriedigende neue Lösung auszuhandeln.<br />
Und auch noch zu bedenken: Die Schweiz ist ein<br />
international führender Bildungs-, Forschungsund<br />
Innovationsstandort. Das alles funktioniert<br />
aber nur dank einer starken internationalen Vernetzung.<br />
Europäische Forschungsrahmenprogramme<br />
ermöglichen es, dass grosse und kleine internationale<br />
Forschungsprojekte von der Schweiz aus<br />
geleitet werden, auch unter Beteiligung vieler<br />
KMU. Mit der Kündigungsinitiative würde die<br />
Schweiz das Forschungsabkommen mit der EU<br />
verlieren und damit den Zugang zu diesen milliardenschweren<br />
Programmen.<br />
Weinfelden, 13. August <strong>2020</strong> n
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POLITIK JOURNAL 7<br />
Beschluss zur Beschaffung<br />
neuer Kampfflugzeuge<br />
Eidgenössische Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong><br />
1. AUSGANGSLAGE<br />
Nachdem von Seiten GsoA, Grüne und SP das<br />
Referendum ergriffen worden ist («Nein zu den<br />
Kampfjet-Milliarden»), soll nun das Volk bei der<br />
Beschaffung neuer Kampfjets mitreden:<br />
– max. 6 Milliarden Franken;<br />
– 60% Kompensationsgeschäfte in der Schweiz<br />
bei Vergabe von Aufträgen ins Ausland;<br />
– eingeführt bis 2030.<br />
2. POSITION SWISSMECHANIC SCHWEIZ<br />
<strong>Swissmechanic</strong> empfiehlt die Annahme der<br />
Vorlage.<br />
3. BEGRÜNDUNG<br />
<strong>Swissmechanic</strong> als führender Arbeitgeberverband<br />
der mittelständischen Unternehmen in der<br />
Maschinen-, Elektro- und Metallbranche steht<br />
hinter der Beschaffung neuer Kampfflugzeuge.<br />
Nur mit modernen Jets ist die Sicherheit unseres<br />
Landes durch einen gesamten Verbund gewährleistet.<br />
Dazu gehören Ambulanz, Polizei, Feuerwehr,<br />
Zivilschutz und auch die Armee als letzte<br />
Sicherheitsreserve auf dem Boden und in der<br />
Luft. Die Elemente ergänzen sich nur dann zu<br />
einem effektiven Ganzen, wenn sie personell,<br />
organisatorisch und technologisch auf der Höhe<br />
sind. Für unsere Luftwaffe trifft Letzteres nicht<br />
mehr zu. Eine Investition in diesem Bereich ist<br />
unerlässlich.<br />
PREISBEWUSST EINKAUFEN<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Schweiz erwartet angesichts der<br />
bedeutenden Beschaffungskosten eine sorgfältige<br />
Evaluation. Dabei geht es nicht einfach darum,<br />
den billigsten Kampfjet auf dem Markt zu finden,<br />
sondern dasjenige Flugzeug, das der Sicherheit<br />
unseres Landes – heute und in Zukunft - am besten<br />
dient. Die spezifischen Anforderungen unseres<br />
Sicherheitsdispositivs müssen auf jeden Fall<br />
erfüllt sein. Selbstredend muss die Beschaffung<br />
zum bestmöglichen Preis erfolgen.<br />
SICHERHEIT ALS STANDORTFAKTOR<br />
Für die Schweizer Wirtschaft bedeutet die Sicherheit<br />
und der Schutz von Menschen und Gütern<br />
ein wichtiger Standortfaktor – gleichbedeutend<br />
mit der Rechtssicherheit, der Bildung und dem<br />
sozialen Frieden. Das sind gewichtige Vorteile für<br />
den Standort Schweiz und Anreize für potenzielle<br />
Investoren.<br />
AUFTRÄGE FÜR DIE SCHWEIZER INDUS-<br />
TRIE, ABER KEINE ÜBERTEUERTEN KOM-<br />
PENSATIONSGESCHÄFTE<br />
Der Wirtschaft kommen beim Kauf von Rüstungsgütern<br />
die sogenannten Gegen- oder Kompensationsgeschäfte<br />
zugute. Dagegen ist grundsätzlich<br />
nichts einzuwenden, resultieren daraus doch<br />
erhebliche Aufträge für die Schweizer Industrie.<br />
Gegengeschäfte generieren Arbeitsplätze und<br />
somit volkswirtschaftlichen Nutzen; sie stärken<br />
den Werkplatz Schweiz.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> wehrt sich allerdings gegen Kompensationsgeschäfte,<br />
die den Kauf von neuen<br />
Kampfjets künstlich verteuern. Das nämlich ist<br />
volkswirtschaftlich nicht sinnvoll. Es kommt einer<br />
Subventionierung der einheimischen Industrie<br />
gleich, es drohen Wettbewerbsverzerrungen. Das<br />
widerspricht einer liberalen Wirtschaftsordnung,<br />
der sich <strong>Swissmechanic</strong> verpflichtet fühlt.<br />
UNTERHALT UND BETRIEB ALS CHANCE<br />
FÜR SCHWEIZER INDUSTRIE<br />
Wichtig bei der Kampfjetbeschaffung ist für<br />
<strong>Swissmechanic</strong>, dass Unterhalt und Betrieb dieser<br />
Kampfjets von in der Schweiz ansässigen Unternehmen<br />
sichergestellt werden können. Dies<br />
bringt auf Dauer eine wichtige Unabhängigkeit<br />
vom Hersteller. Zudem ergeben sich positive<br />
volkswirtschaftliche Effekte. Indem Schweizer<br />
Unternehmen die Unterhalts- und Betriebsleistungen<br />
der neuen Kampfjets in der Schweiz erbringen,<br />
werden zukunftsgerichtete Arbeitsplätze<br />
im Hightech-Bereich geschaffen, die längerfristig<br />
Bestand haben. Die entsprechenden<br />
Unternehmen können Know-how und Erfahrung<br />
aufbauen. Der Kauf der Kampfjets dient somit<br />
dem Aufbau und der Entwicklung von technologischen<br />
Kompetenzen, der Förderung von Innovation<br />
und somit einer weiteren Stärkung des<br />
Werkplatzes Schweiz. Die Schweiz kann sich zur<br />
Kompetenzinsel im Umfeld der Unterhalts- und<br />
Betriebsleistungen für Jets entwickeln.<br />
Weinfelden, 5. August <strong>2020</strong> n<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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8 JOURNAL POLITIK<br />
Änderung Bundesgesetz direkte<br />
Bundessteuer (Kinderabzüge)<br />
Eidgenössische Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong><br />
1. ABSTIMMUNGSVORLAGE<br />
Bundesrat und Parlament wollen bei der direkten<br />
Bundessteuer den maximalen Abzug für die Drittbetreuung<br />
von 10’100 auf 25’000 Franken pro<br />
Kind erhöhen. Sie wollen dazu beitragen, dass<br />
sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen,<br />
und zugleich dem Fachkräftemangel entgegenwirken.<br />
Das Parlament hat zudem beschlossen,<br />
den allgemeinen Kinderabzug von 6’500 auf<br />
10’000 Franken zu erhöhen. Es will Familien unabhängig<br />
von der Betreuungsform entlasten.<br />
2. POSITION SWISSMECHANIC SCHWEIZ<br />
<strong>Swissmechanic</strong> empfiehlt die Annahme der<br />
Vorlage.<br />
3. BEGRÜNDUNG<br />
BESSERE VEREINBARKEIT VON FAMILIE<br />
UND BERUF<br />
Eltern sollen Familie und Beruf besser vereinbaren<br />
können. Dazu braucht es eine Anpassung im<br />
Steuerrecht. Es darf nicht sein, dass Eltern ihre<br />
Berufstätigkeit aus steuerlichen Überlegungen<br />
einschränken oder zeitweise aufgeben. Mit der<br />
Erhöhung des Abzugs für die Drittbetreuung<br />
lohnt es sich vermehrt, dass beide Eltern berufstätig<br />
sind.<br />
BESSERE AUSSCHÖPFUNG DES INLÄNDI-<br />
SCHEN FACHKRÄFTEPOTENZIALS<br />
Heute fehlen vielerorts gut ausgebildete Fachkräfte,<br />
so auch bei den KMU-MEM-Betrieben.<br />
Aufgrund der demografischen Entwicklung wird<br />
sich der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren<br />
weiter verschärfen bzw. nicht entspannen. Mit<br />
einem höheren Drittbetreuungsabzug steigt der<br />
Anreiz, dass beide Eltern vermehrt berufstätig<br />
sind. So kann das Potenzial an inländischen Fachkräften<br />
besser ausgeschöpft werden. Das stärkt<br />
die schweizerische Wirtschaft.<br />
Ein höherer Drittbetreuungsabzug kommt allen<br />
Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihre Kinder<br />
benötigen, zugute – Eltern, die im Angestelltenverhältnis<br />
tätig sind, aber auch selbstständig<br />
tätigen Eltern, die beispielsweise ein KMU leiten.<br />
ENTLASTUNG DER FAMILIEN UND HO-<br />
NORIERUNG DER FAMILIENARBEIT<br />
Unabhängig davon, ob Eltern ihre Kinder selbst<br />
betreuen oder zeitweise betreuen lassen, fallen<br />
Kosten für die Kinder an (Nahrung, Kleidung,<br />
Wohnen, Freizeit etc.). Um die Familien zu entlasten<br />
und die Familienarbeit angemessener zu<br />
honorieren, soll deshalb der allgemeine Kinderabzug<br />
ebenfalls erhöht werden.<br />
Fazit: Die Erhöhung der Kinderabzüge ist eine<br />
zeitgemässe Anpassung des Steuerrechts und<br />
kommt einerseits den Familien zugute und stärkt<br />
andererseits den Wirtschaftsstandort Schweiz.<br />
Weinfelden, 6. August <strong>2020</strong> n
| |<br />
POLITIK JOURNAL 9<br />
Änderung des Erwerbsersatzgesetzes<br />
(Vaterschaftsurlaub)<br />
Eidgenössische Volksabstimmung vom 27. September <strong>2020</strong><br />
1. AUSGANGSLAGE<br />
Der indirekte Gegenentwurf zur Volksinitiative<br />
«für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum<br />
Nutzen der ganzen Familie» sieht Folgendes vor:<br />
– Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen;<br />
– zu beziehen in den ersten sechs Monaten nach<br />
der Geburt des Kindes (tageweiser Bezug<br />
möglich);<br />
– zu regeln im Obligationenrecht;<br />
– finanziert über die Erwerbsersatzordnung.<br />
Ein überparteiliches Komitee ergriff das Referendum,<br />
weshalb die Vorlage nun zur Abstimmung<br />
kommt. <strong>Swissmechanic</strong> unterstützt das Referendumskomitee.<br />
Der Präsident von <strong>Swissmechanic</strong>,<br />
Roland Goethe, ist einer der Co-Präsidenten des<br />
Komitees.<br />
2. POSITION SWISSMECHANIC SCHWEIZ<br />
<strong>Swissmechanic</strong> empfiehlt die Ablehnung der<br />
Vorlage.<br />
3. BEGRÜNDUNG<br />
NEIN ZU IMMER MEHR LOHNABGABEN<br />
Uns allen bleibt immer weniger vom Lohn, weil<br />
immer mehr für Abgaben und Sozialversicherungen<br />
abgezogen wird. Und nun sollen Angestellte<br />
und Arbeitgeber nochmals jährlich rund 250<br />
Millionen Franken abgeben, um die zusätzlichen<br />
Ferien von einigen wenigen zu bezahlen.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> spricht sich gegen eine neue Sozialversicherung<br />
für eine kleine Gruppe aus, welche<br />
durch Lohnabzüge für alle finanziert werden<br />
müssen. Dies wäre angesichts der finanziellen<br />
Schieflage der anderen Sozialwerke verantwortungslos.<br />
NEIN ZUR WEITEREN BELASTUNG DER<br />
VERSCHULDETEN SOZIALWERKE<br />
Unsere Sozialwerke sind langfristig nicht finanziert.<br />
Wenn man die auf eidgenössischer Ebene<br />
geplanten Projekte und Zusatzfinanzierungen für<br />
die Sozialwerke in Milliardenhöhe anschaut, dann<br />
gilt es, sich auf die finanzielle Sicherung der bisherigen,<br />
allen voran der IV, AHV und EL zu konzentrieren.<br />
Nur so kann die Konkurrenzfähigkeit<br />
des Schweizer Werksplatzes erhalten und auch<br />
die Arbeitsplätze im Land behalten werden.<br />
Die Wirtschaftskrise mit immer mehr Arbeitslosen<br />
wird neue Schulden für die Sozialwerke bedeuten.<br />
Aus Sicht von <strong>Swissmechanic</strong> ist deshalb eine<br />
neue Vaterschaftsversicherung unverantwortlich,<br />
weil wir das verfügbare Geld für effektive Notfälle<br />
benötigen, wie es in den letzten Monaten<br />
der Fall war.<br />
NEIN ZU WEITEREN BELASTUNGEN FÜR<br />
KMU UND GEWERBE<br />
Unsere KMU- und Gewerbebetriebe leiden bereits<br />
heute unter hohen Kosten. Und nun sollen<br />
sie auch noch zwei Ferienwochen für Väter bezahlen.<br />
Das gefährdet die Konkurrenzfähigkeit<br />
und damit Arbeitsplätze. Für KMU ist der zweiwöchige<br />
Vaterschaftsurlaub weder finanziell<br />
noch organisatorisch tragbar. Der kurzfristige<br />
Ersatz von Mitarbeitern ist aufwendig und teuer.<br />
In der Schweiz ist eine grosse Anzahl der Beschäftigten<br />
in Betrieben mit unter 15 Mitarbeitenden<br />
tätig. Zusätzliche Fehlzeiten bedeuten in solchen<br />
Unternehmen eine nicht zu unterschätzende organisatorische<br />
Belastung.<br />
Viele Grosskonzerne haben den bezahlten Vaterschaftsurlaub<br />
freiwillig eingeführt, weil sie sich<br />
dies mit ihren Milliardengewinnen leisten können.<br />
Jetzt wollen sie die Kosten für ihre Luxusleistungen<br />
auf uns alle abschieben.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> spricht sich gegen weitere Belastungen<br />
der KMU aus und fordert, dass die Arbeitgeber<br />
autonom über die Einführung, Länge und<br />
Ausgestaltung eines allfälligen Vaterschaftsurlaubs<br />
oder über alternative Möglichkeiten wie<br />
flexible Arbeitszeiten oder opfersymmetrische<br />
Möglichkeiten entscheiden können.<br />
Fazit: Die Vorlage ist teuer und – gerade in der<br />
heutigen Zeit – unverantwortlich und für KMU<br />
weder finanziell noch organisatorisch tragbar.<br />
Weinfelden, 13. August <strong>2020</strong> n<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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10 JOURNAL POLITIK<br />
Eingaben beim Bund<br />
Corona-bedingte Konkurse müssen verhindert und Arbeitsplätze und Löhne gesichert werden.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> unterstützt alle Massnahmen, die sich in den vergangenen Wochen<br />
bewährt haben und dazu dienen, volkswirtschaftlich negative Auswirkungen der Epidemienbekämpfung<br />
zu dämpfen.<br />
Von Claudia Frey Marti<br />
Im Juli <strong>2020</strong> fanden im Zusammenhang mit der<br />
Covid-19-Epidemie verschiedene eidgenössische<br />
Vernehmlassungsverfahren statt, an denen<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Schweiz sich beteiligte. Nachfolgend<br />
die Stellungnahmen in Kürze:<br />
COVID-19-GESETZ<br />
<strong>Swissmechanic</strong> befürwortet, dass die seit dem 13.<br />
März <strong>2020</strong> vom Bundesrat im Zusammenhang mit<br />
der Bewältigung der Covid-19-Epidemie erlassenen<br />
Verordnungen nicht automatisch nach sechs<br />
Monaten ausser Kraft treten. Vielmehr soll mit<br />
dem (befristeten) Covid-19-Gesetz die rechtliche<br />
Grundlage geschaffen werden, sodass der Bundesrat<br />
die bereits getroffenen Massnahmen bei<br />
Bedarf bis zum 31. Dezember 2022 fortführen<br />
kann. Wichtige Bereiche, die im Covid-19-Gesetz<br />
geregelt werden, sind das Insolvenzrecht, die Erwerbsausfallentschädigung<br />
und die Arbeitslosenversicherung<br />
(Kurzarbeitsentschädigung).<br />
Das Covid-19-Gesetz darf aus Sicht von <strong>Swissmechanic</strong><br />
dem Bundesrat aber keine Ermächtigung<br />
dafür geben, neue und andersartige Massnahmen<br />
zu ergreifen. Der Bundesrat darf von seinen<br />
Befugnissen nur so lange und nur so weit Gebrauch<br />
machen darf, wie dies zur Bewältigung<br />
der Covid-19-Epidemie tatsächlich nötig ist.<br />
ZUSATZFINANZIERUNG DER<br />
ARBEITSLOSENVERSICHERUNG<br />
Die Covid-19-Krise belastet die Arbeitslosenversicherung<br />
(ALV) stark und führt – insbesondere<br />
durch die starke Nutzung der Kurzarbeitsentschädigung<br />
– zu einer raschen Verschlechterung der<br />
finanziellen Lage der ALV. So ist für <strong>2020</strong> mit<br />
Covid-19-bedingten Mehrkosten von über 20 Milliarden<br />
Franken zu rechnen. Aufgrund der noch<br />
unsicheren wirtschaftlichen Erholung ist zu befürchten,<br />
dass die ALV finanziell auch 2021 noch<br />
unter diesen Kosten leiden wird. Da die ALV eine<br />
gesetzlich verankerte Schuldenbremse kennt,<br />
müsste ohne rasche finanzielle Zuschüsse durch<br />
den Bund eine Erhöhung der Lohnbeitragssätze<br />
auf den 1. Januar 2021 erfolgen.<br />
Die vorliegende Revision des Bundesgesetzes<br />
über die obligatorische Arbeitslosenversicherung<br />
und die Insolvenzentschädigung (AVIG) sieht eine<br />
ausserordentliche Zusatzfinanzierung des Bundes<br />
an die Arbeitslosenversicherung vor, um zu vermeiden,<br />
dass die Finanzierung über eine Erhöhung<br />
der Lohnbeitragssätze erfolgt. <strong>Swissmechanic</strong><br />
Schweiz befürwortet diese Vorlage.<br />
Aus Sicht von <strong>Swissmechanic</strong> muss unbedingt<br />
vermieden werden, dass die Lohnkosten steigen<br />
und Arbeitgeber und Arbeitnehmende jährlich<br />
mit je bis zu fast einer halben Milliarde Franken<br />
zusätzlich belastet werden. Dieser Betrag würde<br />
nicht mehr für Konsum und Investitionen zur Verfügung<br />
stehen. Deshalb unterstützt <strong>Swissmechanic</strong><br />
die vorgeschlagene (und auf <strong>2020</strong> und allenfalls<br />
2021 befristete) Zusatzfinanzierung des<br />
Bundes, wodurch die finanzielle Stabilität der ALV<br />
gesichert sowie zur Stabilisierung der Konjunktur<br />
und zur wirtschaftlichen Erholung nach der Covid-<br />
19-Krise beigetragen wird. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen wird erhalten, Arbeitsplätze<br />
werden gesichert.<br />
COVID-19-SOLIDARBÜRGSCHAFTSGESETZ<br />
Die Auswirkungen der Covid-19-Epidemie und die<br />
damit verbundenen behördlichen Massnahmen<br />
zum Schutz der Gesundheit führten bei zahlreichen<br />
wirtschaftlich gesunden Unternehmen zu<br />
Liquiditätsengpässen. Ganz besonders betroffen<br />
waren Selbstständigerwerbende sowie kleinere<br />
und mittlere Unternehmungen. Um diesen rasch<br />
und unbürokratisch Zugang zu Bankkrediten zu<br />
ermöglichen, hat der Bundesrat am 25. März<br />
<strong>2020</strong> die Covid-19-Solidarbürgschaftsverordnung<br />
zur Versorgung der Schweizer Unternehmen mit<br />
Liquidität verabschiedet. Der Bundesrat muss nun<br />
dem Parlament die Überführung dieser Notverordnung<br />
ins ordentliche Recht innert sechs Monaten<br />
vorlegen.<br />
Die schnelle und unbürokratische Bereitstellung<br />
von Liquidität war in der vorliegenden Krise wichtig<br />
und sinnvoll und trug zur Stabilisierung der<br />
Liquiditätssituation bei den Unternehmen und zur<br />
Verhinderung von Konkursen bei. Jetzt muss aus<br />
Sicht von <strong>Swissmechanic</strong> das in der Covid-19-Solidarbürgschaftsverordnung<br />
verankerte Kredit-<br />
Bürgschaftssystem über die Phase der Kreditvergabe<br />
hinaus im Sinne einer Kontinuität geregelt<br />
und Rechts- und Planungssicherheit für die Unternehmen<br />
geschaffen werden.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Schweiz unterstützt die meisten<br />
Punkte des Vorentwurfs des Covid-19-Solidarbürgerschaftsgesetzes,<br />
so die Möglichkeit einer Verlängerung<br />
der Amortisationsfrist auf zehn Jahre<br />
in Härtefällen, die buchhalterische Beurteilung<br />
der Kredite als Eigenkapital während der gesamten<br />
Laufdauer (durch Rangrücktritt der Kredite)<br />
oder die Zulässigkeit, Covid-Kreditmittel für Neuinvestitionen<br />
zu verwenden. Nicht einverstanden<br />
ist <strong>Swissmechanic</strong> hingegen mit der Regelung,<br />
dass die Verzinsung (erstmals per 31. März 2021)<br />
an die Marktentwicklung angepasst werden<br />
kann. Vielmehr fordert <strong>Swissmechanic</strong> 0,0 Prozent<br />
Zins für die gesamte Kreditdauer. n<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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POLITIK JOURNAL 11<br />
Soumissions au gouvernement<br />
Il faut empêcher des faillites dues au coronavirus et assurer les emplois et les salaires. <strong>Swissmechanic</strong><br />
soutient toutes les mesures qui ont fait leurs preuves au cours des semaines passées<br />
et servent à atténuer les conséquences économiques négatives de la lutte contre l'épidémie.<br />
Par Claudia Frey Marti<br />
En juillet <strong>2020</strong>, diverses procédures de consultation<br />
fédérales ont eu lieu dans le cadre de l'épidémie<br />
de Covid-19, auxquelles <strong>Swissmechanic</strong> Suisse<br />
a participé. Voici les prises de position en bref:<br />
LOI COVID-19<br />
<strong>Swissmechanic</strong> préconise que les ordonnances<br />
édictées par le Conseil fédéral depuis le 13 mars<br />
<strong>2020</strong> afin de gérer l'épidémie de Covid-19 ne<br />
cessent pas automatiquement d'être en vigueur<br />
après six mois. La loi (temporaire) Covid-19 doit<br />
bien plus servir à créer la base légale afin que le<br />
Conseil fédéral puisse si nécessaire prolonger les<br />
mesures déjà prises jusqu'au 31 décembre 2022.<br />
Les domaines importants réglés par la Loi Covid-19<br />
sont le droit de l'insolvabilité, l'allocation pour<br />
perte de gain et l'assurance chômage (indemnité<br />
en cas de réduction de l'horaire de travail).<br />
Du point de vue de <strong>Swissmechanic</strong>, la Loi Covid-19<br />
ne doit pas habiliter le Conseil fédéral à prendre<br />
des mesures nouvelles ou différentes. Le Conseil<br />
fédéral ne doit faire usage de ses compétences<br />
qu'aussi longtemps et seulement dans la mesure<br />
où cela sera effectivement nécessaire pour gérer<br />
l'épidémie de Covid-19.<br />
FINANCEMENT ADDITIONNEL DE<br />
L’ASSURANCE-CHÔMAGE (AC)<br />
La crise du Covid-19 grève fortement l'assurance-chômage<br />
(AC) et aboutit – en particulier<br />
à cause de la forte mise à contribution de l'indemnité<br />
en cas de réduction de l'horaire de<br />
travail – à une rapide détérioration de la situation<br />
financière de l'AC. Aussi faut-il s'attendre<br />
pour <strong>2020</strong> à des coûts supplémentaires de plus<br />
de 20 milliards de francs dus au Covid-19. Etant<br />
donné que le rétablissement économique est<br />
encore incertain, il est à craindre que les finances<br />
de l'AC souffrent encore de ces coûts en<br />
2021. Etant donné que l'AC connaît un frein à<br />
l'endettement inscrit dans la loi, sans une aide<br />
financière rapide de le Confédération, les taux<br />
de cotisation prélevés sur les salaires devraient<br />
être augmentés au 1er janvier 2021.<br />
La présente révision de la Loi fédérale sur l'assurance-chômage<br />
obligatoire et l'indemnité en cas<br />
d'insolvabilité (LACI) prévoit un financement additionnel<br />
extraordinaire de l'assurance chômage par<br />
la Confédération afin d'éviter que le financement<br />
soit fait par une augmentation des taux de cotisation<br />
prélevés sur les salaires. <strong>Swissmechanic</strong> Suisse<br />
est favorable à ce projet.<br />
De l'avis de <strong>Swissmechanic</strong>, il faut absolument<br />
éviter que les frais salariaux augmentent, ce qui<br />
entraînerait une charge supplémentaire annuelle<br />
de près d'un demi-milliard de francs, tant pour les<br />
employeurs que pour les employés. Ce montant ne<br />
serait plus disponible à la consommation et à l'investissement.<br />
C'est pourquoi <strong>Swissmechanic</strong> soutient<br />
le financement additionnel par la Confédération,<br />
prévu (et limité à <strong>2020</strong> ou le cas échéant à<br />
2021), qui contribuera à assurer la stabilité financière<br />
de l'AC, à stabiliser la conjoncture et à permettre<br />
le rétablissement économique après la crise<br />
du Covid-19. La compétitivité des entreprises sera<br />
maintenue et les emplois assurés.<br />
LOI SUR LE CAUTIONNEMENT<br />
SOLIDAIRE COVID-19<br />
Les répercussions de l'épidémie de Covid-19 et les<br />
mesures prises par les autorités dans ce contexte<br />
en vue de la protection de la santé ont entraîné<br />
des problèmes de liquidité chez de nombreuses<br />
entreprises économiquement saines. Les personnes<br />
exerçant une activité indépendante et de<br />
petites et moyennes entreprises ont été particulièrement<br />
touchées. Afin de leur permettre d'accéder<br />
à des crédits bancaires rapidement et de<br />
manière non bureaucratique, le Conseil fédéral a<br />
adopté le 25 mars <strong>2020</strong> l'Ordonnance sur le cautionnement<br />
solidaire Covid-19 afin d'approvisionner<br />
les entreprises suisses en liquidité. Le Conseil<br />
fédéral doit maintenant, dans les six mois, présenter<br />
au Parlement la transposition de cette<br />
ordonnance d'urgence dans le droit ordinaire.<br />
La mise à disposition rapide et non bureaucratique<br />
de liquidité était importante et utile dans la<br />
crise actuelle et a contribué à stabiliser la situation<br />
de liquidité des entreprises et à empêcher<br />
des faillites. Du point de vue de <strong>Swissmechanic</strong>,<br />
le système de cautionnement des crédits, inscrit<br />
dans l'ordonnance sur le cautionnement solidaire<br />
Covid-19, devra, au-delà de la phase d'octroi de<br />
crédits, être réglementée au sens d'une continuité<br />
et la sécurité en matière de droit et de planification<br />
assurée pour les entreprises.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Suisse soutient la plupart des<br />
points de l'avant-projet de loi sur le cautionnement<br />
solidaire Covid-19, comme la possibilité de<br />
prolonger le délai d'amortissement à dix ans dans<br />
des cas de rigueur, l'évaluation comptable des<br />
crédits comme capital propre durant toute la durée<br />
d'exécution (par subordination des crédits) ou<br />
l'admissibilité d'employer des fonds de crédits<br />
Covid à des fins de nouveaux investissements. En<br />
revanche, <strong>Swissmechanic</strong> n'approuve pas la règle<br />
selon laquelle le taux d'intérêt (pour la première<br />
fois le 31 mars 2021) pourrait être adapté à l'évolution<br />
du marché. Au contraire, <strong>Swissmechanic</strong><br />
demande 0,0 d'intérêt pour toute la durée des<br />
crédits. n<br />
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12 JOURNAL SWISSMECHANIC<br />
Wir gratulieren Luana Zogg<br />
Das Team der Geschäftsstelle von <strong>Swissmechanic</strong><br />
Schweiz freut sich ausserordentlich,<br />
bereits die vierte erfolgreiche Kauffrau<br />
EFZ ausgebildet zu haben.<br />
Luana Zogg (rechts), auf dem Bild mit Lehrlingsbetreuerin<br />
Melanie Varga, hat die Lehrabschlussprüfung<br />
trotz Corona erfolgreich bestanden.<br />
Das <strong>Swissmechanic</strong>-Team gratuliert ihr dazu von<br />
ganzem Herzen und freut sich, dass sie sich<br />
weiterhin in der Geschäftsstelle engagiert. n<br />
Zu Besuch bei der Rey AG<br />
Im Juni besuchten Jürg Marti, Direktor <strong>Swissmechanic</strong>,<br />
und Marcel Ebneter, Key Account<br />
Manager <strong>Swissmechanic</strong>, das <strong>Swissmechanic</strong>-Mitglied<br />
Rey AG in St. Gallen.<br />
Seit 1955 verarbeitet die Rey AG Bleche zu Fertigprodukten<br />
für Industrie und Bau. Heute ist das<br />
innovative Unternehmen ein Rundum-Dienstleister<br />
in sämtlichen Bereichen der Blechverarbeitung<br />
mit 60 kompetenten Mitarbeitenden und kann<br />
mit ausgereiften technischen Lösungen, einem<br />
topmodernen Maschinenpark und einem leistungsstarken<br />
Logistikcenter auftrumpfen. Als<br />
innovativer Produktions- und Entwicklungspartner<br />
für Gewerbe und Industrie verarbeitet das<br />
Unternehmen Bleche aus Stahl, Alu und Inox<br />
von 1 bis 25 mm Dicke und einer Fläche bis zu<br />
6000 x 2000 mm. Neu verfügt die Rey AG auch<br />
über ein Lasercenter.<br />
Felix Rey, Geschäftsinhaber und Geschäftsführer Rey AG, Jürg Marti, Direktor <strong>Swissmechanic</strong>, Marcel Ebneter, Key<br />
Account Manager <strong>Swissmechanic</strong>, und David Rey, Geschäftsführer Rey AG, vor dem neuen Lasercenter (v.links).<br />
Unterstützt durch modernste Informatiklösungen<br />
werden die Aufträge effizient und zuverlässig bearbeitet.<br />
Mit dem vollintegrierten ERP-System<br />
werden die Aufträge und Prozesse vollumfänglich<br />
bezüglich Termin, Kosten und Rückverfolgbarkeit<br />
gesteuert, überwacht und dokumentiert. n<br />
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SEKTIONEN JOURNAL 13<br />
<strong>Swissmechanic</strong><br />
prämiert Bestleistungen<br />
114 Jugendliche haben im Thurgau ihre Lehre in technischen Berufen erfolgreich abgeschlossen.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> hat die 29 besten Absolventen prämiert. Die Traumnote 5,9 erreichte<br />
Polymechaniker Romeo Rutishauser von der FPT Motorenforschung AG in Arbon.<br />
Von Martin Sinzig<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Thurgau – die angeschlossenen<br />
Unternehmen beschäftigen rund 6500 Mitarbeitende<br />
und 430 Lernende – liess es sich trotz Corona-bedingter<br />
Einschränkungen nicht nehmen, die<br />
herausragenden Leistungen zu würdigen, die der<br />
diesjährige Berufsnachwuchs gezeigt hat.<br />
Die praktischen Abschlussarbeiten konnten erfreulicherweise<br />
auch in dieser speziellen Zeit absolviert<br />
werden. Die theoretischen Schlussprüfungen<br />
in den Berufskunde- und Allgemeinbildungsfächern<br />
fanden hingegen nicht statt. Als Ersatz<br />
dafür wurden die Erfahrungsnoten über die gesamte<br />
Lehrzeit herangezogen, was nicht minder<br />
repräsentativ ist als eine Abschlussprüfung.<br />
Technik (ZMT) in Weinfelden diese 29 Bestleistungen<br />
offiziell prämieren, darunter auch die Traumnote<br />
von 5,9, die der Polymechaniker Romeo Rutishauser<br />
erreicht hatte. Er hat seine Lehrzeit bei der<br />
FPT Motorenforschung in Arbon absolviert und wird<br />
versuchen, an der nationalen Berufsmeisterschaft<br />
«SwissSkills» einen Spitzenplatz zu erkämpfen.<br />
Alle Diplomanden erhielten ein Diplomschreiben,<br />
einen Geldbetrag sowie ein <strong>Swissmechanic</strong>-Sackmesser<br />
zur Erinnerung an ihre Lehrzeit. Die Liste<br />
der Bestnoten ist auf der Website publiziert.<br />
www.tg.swissmechanic.ch n<br />
THALMANN: «TOPARBEIT GELEISTET»<br />
Unter den insgesamt 114 Absolventen, die erfolgreich<br />
ihre Lehrzeit als Polymechaniker, Produktionsmechaniker,<br />
Automatiker, Automatikmonteure,<br />
Konstrukteure und Elektroniker beendet haben,<br />
wurden die drei besten Absolventen pro<br />
Klasse prämiert, sofern sie einen Notendurchschnitt<br />
von mindestens 5,0 erreicht haben.<br />
«Diese jungen Leute haben eine Toparbeit geleistet»,<br />
freut sich Pascal Thalmann, Präsident<br />
von <strong>Swissmechanic</strong> Thurgau, und ergänzt: «Bestimmt<br />
werden sie ihren Berufsstolz hinaustragen<br />
und damit weitere Jugendliche animieren, einen<br />
technischen Beruf zu erlernen.»<br />
TRAUMNOTE FÜR RUTISHAUSER<br />
Zusammen mit Bildungsobmann Roger Hehli durfte<br />
Thalmann am 3. Juli im Zentrum für Mechanik und<br />
Roger Hehli und Pascal Thalmann gratulieren dem Polymechaniker Romeo Rutishauser zur Traumnote von 5,9.<br />
(Bild: <strong>Swissmechanic</strong>)<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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14 JOURNAL SEKTIONEN<br />
Werkstoffforschung im WITg: Arnulf Hörtnagl und Torsten Bogatzky sind mit einer Prüfmaschine beschäftigt.<br />
«Hidden Champions»<br />
unterstützen<br />
Forschungsprojekte und ein Werkstoffcoaching für Start-ups sollen innovative KMU fördern.<br />
Torsten Bogatzky, operativer Leiter des Instituts für Werkstoffsystemtechnik Thurgau<br />
(WITg) in Tägerwilen, und Arnulf Hörtnagl, Leiter Forschungsprojekte, erklären, wohin die<br />
Reise geht.<br />
Interview: Martin Sinzig<br />
Wie hat sich die Corona-Lockdown-Phase<br />
auf die Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />
ausgewirkt?<br />
Torsten Bogatzky: Die Auswirkungen waren zeitverzögert.<br />
Es gab eine nachlassende Nachfrage<br />
und nachlassende Kundenkontakte, weil viele von<br />
zu Hause aus arbeiteten. Man hat sich nicht mehr<br />
erreicht.<br />
Arnulf Hörtnagl: Bei Kunden, die langfristige<br />
Projekte verfolgen und sehr innovativ sind, haben<br />
wir keine nennenswerten Reduktionen gespürt.<br />
Einen starken Rückgang erlebten wir hingegen<br />
bei Kunden, die auftrags- und projektbezogene<br />
Forschungsaufträge vergeben, die parallel zu<br />
Produktentwicklungen laufen. Wenn Unternehmen<br />
gezwungen sind, Ausgaben zu senken,<br />
ist es ein natürlicher Vorgang, dass externe<br />
Aufträge zurückgestellt werden.<br />
Wie hat sich das WITg verhalten?<br />
Bogatzky: Während des Lockdowns selber erschien<br />
es uns nicht angemessen, mit Ideen, Projektansätzen<br />
oder Kontaktanfragen auf die Unternehmen<br />
zuzugehen. Wir haben aber die Chance<br />
genutzt, über die Bücher zu gehen und zu schauen,<br />
welche Aktivitäten wir in Zukunft starten wollen.<br />
Das WITg hat jüngst zwei neue Forschungsprojekte<br />
gestartet. Welche?<br />
Hörtnagl: Die langjährige Zusammenarbeit mit<br />
der Firma Geobrugg aus Romanshorn TG geht<br />
weiter, und sie hat zu einem neuen, vom Bund<br />
geförderten Innosuisse-Projekt geführt. Ein<br />
zweites solches Projekt haben wir zusammen mit<br />
der Walter + Bai AG, einer Prüfmaschinenherstellerin<br />
aus Löhningen SH, lanciert. Generell sind<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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SEKTIONEN JOURNAL 15<br />
Das Team des WITg entwickelt, forscht und vernetzt im Dienste von KMU.<br />
wir aufgrund der Signale sehr zuversichtlich, dass<br />
wir noch dieses Jahr den einen oder anderen Innosuisse-Antrag<br />
platzieren können.<br />
Beim Geobrugg-Projekt geht es um Materialforschung<br />
mit digitaler Simulation, eine<br />
neue strategische Stossrichtung des WITg.<br />
Was wird untersucht?<br />
Hörtnagl: Es geht um Netzsysteme, die weltweit<br />
Siedlungen, Strassen und Schienen vor<br />
Steinschlag, Erdrutschen und Lawinen schützen.<br />
Veränderungen am Material sollen digital erfasst<br />
werden, um das Alterungsverhalten von Bauwerken<br />
vorauszukalkulieren und rechtzeitig, bevor<br />
Schadensfälle eintreten, Wartungsmassnahmen<br />
zu setzen. Ins Spiel kommen damit die Simulation,<br />
Berechnungen und ebenso unsere Kernkompetenz<br />
in der Korrosionsforschung. Dank des Tätigkeitsfelds<br />
der Geobrugg finden wir bei diesem<br />
Projekt eine perfekte Synergie.<br />
Ist das WITg mit seiner strategischen Stossrichtung<br />
auf Kurs?<br />
Bogatzky: Die nächsten Projektideen werden<br />
noch viel konkreter in Richtung Simulation gehen,<br />
als was wir bis jetzt an genehmigten Projekten<br />
vorliegen haben.<br />
Hörtnagl: Die neuen Ansätze, die wir verfolgen,<br />
nutzen noch stärker die Kompetenzen, die unser<br />
wissenschaftlicher Institutsleiter Lazar Boskovic<br />
mitbringt, nämlich Simulation und Berechnungen<br />
von Werkstoffen, aber auch von Konstruktionen.<br />
Dabei geht es um Lebensdauer, um Festigkeit,<br />
mechanische Eigenschaften und abgestimmte<br />
Werkstoffeigenschaften.<br />
Welchen Nutzen ziehen daraus die KMU?<br />
Bogatzky: Wir sind in der Lage, bei konkreten Problemstellungen<br />
spezielles Werkstoff-Know-how<br />
einfliessen zu lassen. Darin sehen unsere Forschungspartner<br />
einen wesentlichen Mehrwert. zubauen, braucht Zeit, und es soll ja ein gegensei-<br />
Hörtnagl: Ein Geschäftsverhältnis zu Kunden auf-<br />
Der Werkplatz Schweiz lebt ja von den «hidden tiges Vertrauensverhältnis entstehen. Meistens<br />
champions», von innovativen Unternehmen, die entwickeln wir die Zusammenarbeit mit unseren<br />
spezielle Produkte herstellen können. Diese Klientel<br />
wollen wir bedienen können und bei Innovalungen<br />
weiter. Bei Schadenfällen wird sehr oft die<br />
Industriepartnern aus sehr einfachen Fragesteltionen<br />
unterstützen.<br />
Frage gestellt, ob durch die Werkstoffwahl künftige<br />
Schadenfälle vermieden werden können. Das<br />
Wie erhalten KMU aus dem mechanisch-technischen<br />
Bereich Zugang zu Ihren Leistungen? Neu ist, dass wir dieses für Start-ups kostenlos<br />
Werkstoffcoaching ist also ein Standardprodukt.<br />
Bogatzky: Über Prüfdienstleistungen hinaus anbieten.<br />
unterstützen wir kleine wie grosse KMU bei<br />
ihren Herausforderungen. Das heisst, wir begleiten<br />
bei der Forschung und Entwicklung, Hörtnagl: Die Idee ist es, technologiegetriebene<br />
In welcher Form?<br />
suchen neue Ansätze und entwickeln gemeinsame<br />
Perspektiven, von der Erstberatung über Rahmen des Startnetzwerks Thurgau, bei uns zu<br />
Start-ups aus der Region, insbesondere im<br />
einzelne Aufträge bis zur Initiierung von Forschungsprojekten.<br />
Wichtigste Voraussetzung ein kostenloses Coaching. Wir wollen durch<br />
empfangen. Sie erhalten einen Nachmittag lang<br />
dafür ist es, zu den KMU ein Vertrauensverhältnis<br />
aufzubauen.<br />
wir hoffen natürlich, so den Standort Thurgau<br />
Fachge spräche eine Hilfestellung anbieten, und<br />
für Start-ups attraktiver zu machen, und<br />
Welche Rolle spielen Erstberatungen und vielleicht entsteht dadurch eine langfristige Zusammenarbeit.<br />
n<br />
das Werkstoffcoaching?<br />
ENTWICKELN, FORSCHEN, VERNETZEN<br />
Seit seiner Gründung im Jahr 2002 unterstützt das Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau<br />
(WITg) die Wirtschaft bei der Produktentwicklung, Werkstoffoptimierung und bei Schadenanalysen.<br />
Darüber hinaus erschliesst das Forschungsinstitut weitergehende Leistungen, zum Beispiel den<br />
Zugang zu einem Know-how-Pool von über 100 Wissenschaftlern oder zu Projekten mit Innosuisse,<br />
der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (früher KTI). Trägerin des WITg ist die<br />
Thurgauische Stiftung für Wissenschaft und Forschung.<br />
Als An-Institut an der Hochschule Konstanz für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) kooperiert<br />
das WITg eng mit dem Team des Werkstoff-Instituts Konstanz (WIK). Dadurch erweitern<br />
sich die operativen und apparativen Möglichkeiten für die neun Forscher mit den Forschungsschwerpunkten<br />
rostfreie Stähle, Tribologie, Korrosion und Formgedächtnislegierungen.<br />
www.witg.ch<br />
Tel. 071 666 42 04<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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16 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Änderungen im<br />
Gleichstellungsgesetz<br />
Am 1. Juli <strong>2020</strong> trat das revidierte Gleichstellungsgesetz (GlG) in Kraft. Unternehmen mit<br />
100 Mitarbeitenden und mehr müssen zwingend eine Lohngleichheitsanalyse durchführen.<br />
Doch auch für kleinere Unternehmen kann sich eine solche auf freiwilliger Basis lohnen.<br />
Von Dr. iur. Markus Hugentobler, Jurist und<br />
Verbandsmanager beim Centre Patronal Bern<br />
ZEITACHSE<br />
Am 1. Juli <strong>2020</strong> traten die neuen Art. 13a – 13i,<br />
17a und 17b GlG in Kraft.<br />
Das bedeutet:<br />
• Ab dem 1. Juli <strong>2020</strong> müssen Arbeitgeber mit<br />
100 oder mehr Mitarbeitenden betriebsinterne<br />
Lohngleichheitsanalysen durchführen.<br />
• Die erste Analyse muss bis spätestens zum<br />
30. Juni 2021 vorliegen.<br />
• Die Analysen haben alle vier Jahre zu erfolgen<br />
und müssen von unabhängigen Stellen überprüft<br />
werden.<br />
• Die Gültigkeitsdauer der betreffenden Gesetzesartikel<br />
ist vorerst bis 2032 befristet.<br />
BETROFFENE ARBEITGEBER<br />
Von der Neuregelung betroffen sind alle privaten<br />
und öffentlich-rechtlichen Arbeitgeber, welche<br />
am Anfang eines Jahres 100 oder mehr<br />
Mitarbeitende beschäftigen (Lernende werden<br />
nicht mitgezählt). Es existieren jedoch zwei Ausnahmen:<br />
Arbeitgeber, die im Rahmen des öffentlich-rechtlichen<br />
Beschaffungs- oder Submissionswesens<br />
bereits einer Kontrolle über die Ein-<br />
haltung der Lohngleichheit unterliegen, sowie<br />
Arbeitgeber, deren betriebsinterne Lohnanalyse<br />
bereits gezeigt hat, dass die Lohngleichheit eingehalten<br />
ist.<br />
DIREKTE UND INDIREKTE<br />
DISKRIMINIERUNG<br />
Von direkter Lohndiskriminierung spricht man,<br />
wenn die Ungleichbehandlung ausdrücklich aufgrund<br />
biologischer («sex») oder sozialer (Rollenbild:<br />
«gender») Geschlechtszugehörigkeit erfolgt<br />
oder auf ein Kriterium, das nur von einem<br />
der beiden Geschlechter (ohne Transgender)<br />
erfüllt werden kann, wie Schwangerschaft oder<br />
Mutterschaft, zurückzuführen ist und die Un-<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 17<br />
gleichbehandlung sachlich nicht gerechtfertigt<br />
ist. Beispiel: Der Lohn des einen Geschlechts ist<br />
grundlos tiefer als der Lohn des anderen in vergleichbarer<br />
Position.<br />
Von indirekter Lohndiskriminierung spricht<br />
man, wenn eine formal geschlechtsneutrale<br />
Regelung im Ergebnis zur erheblichen Benachteiligung<br />
Angehöriger eines Geschlechts gegenüber<br />
jenen des anderen führt, ebenfalls<br />
ohne sachliche Begründung. Beispiel: Gewährung<br />
gewisser Vorteile, z.B. Abschluss einer<br />
Krankentaggeldversicherung, nur gegenüber<br />
Vollzeitbeschäftigten, wenn die Teilzeitkräfte<br />
vorwiegend Frauen sind.<br />
Beide Arten der Lohn- und Geschlechterdiskriminierung<br />
sind nicht zulässig und können die<br />
Arbeitgeber insbesondere zu Nachzahlungen<br />
verpflichten.<br />
LOHNGLEICHHEITSANALYSE<br />
Zur Umsetzung des Ziels des verfassungsrechtlichen<br />
Anspruchs auf gleichen Lohn für gleichwertige<br />
Arbeit stellt der Bund den Arbeitgebern<br />
zur Selbstanalyse sein kostenloses Standard-<br />
Analyse-Tool «Logib» neu als webbasierte Anwendung<br />
zur Verfügung. Das neue Tool ermöglicht<br />
mit einer Schritt-für-Schritt-Userführung<br />
eine einfache Handhabung und bietet neben der<br />
eigentlichen Lohngleichheitsanalyse weitere<br />
nützliche Berichte und Kennzahlen zur Identifikation<br />
geschlechterspezifischer Unterschiede. In<br />
Treuhänderkriesen wurde Logib bisher z.T. als<br />
ungenau kritisiert. Die Arbeitgeber können auch<br />
eine andere Methode wählen, welche wissenschaftlich<br />
und rechtskonform ist.<br />
Zur Überprüfung der Lohngleichheitsanalyse<br />
kann der Arbeitgeber aus drei Stellen auswählen:<br />
Revisionsunternehmen mit Zulassung nach<br />
Revisionsaufsichtsgesetz und Zusatzausbildung<br />
für die Überprüfung von Lohngleichheitsanalysen;<br />
klage- und beschwerdeberechtigte<br />
Gleichstellungsorganisation nach Art. 7 GlG;<br />
Arbeitnehmervertretung nach Mitwirkungsgesetz<br />
(MWG).<br />
Der Arbeitgeber muss seine Mitarbeitenden innerhalb<br />
eines Jahres nach dem Prüfungsbericht<br />
schriftlich über die Ergebnisse der Lohngleichheitsanalyse<br />
informieren. Börsenkotierte Gesellschaften<br />
veröffentlichen das Ergebnis der Analyse<br />
zusätzlich im Anhang der Jahresrechnung.<br />
Öffentlich-rechtliche Arbeitgeber müssen die<br />
Ergebnisse der Analyse und der Überprüfung veröffentlichen.<br />
SANKTIONEN<br />
Hinsichtlich der Durchsetzung sind keine direkten<br />
rechtlichen Sanktionen aus dem GlG bei Verletzung<br />
der Bestimmungen über die Lohngleichheitsanalyse<br />
vorgesehen, jedoch trägt der säumige<br />
Arbeitgeber ein erhebliches Reputationsrisiko und<br />
ggf. prozessuale Nachteile in einem Gleichstellungsverfahren.<br />
ECKPUNKTE UND EMPFEHLUNGEN<br />
• Im Sinne der Lohngleichheit muss der Gesamtlohn<br />
für den Vergleich herangezogen werden,<br />
d.h. Basislohn, variable Lohnbestandteile sowie<br />
Zulagen.<br />
• Das blosse Lebensalter als soziales Kriterium<br />
ist irrelevant. Massgebend sind in erster Linie<br />
die Ausbildung und Erfahrungsstufe.<br />
• Diskriminierend können insbesondere Regelungen<br />
betreffend Teilzeitmitarbeitende sein.<br />
• Es existieren Tools, welche helfen, Lohndiskriminierungen<br />
zu vermeiden.<br />
• Der Fokus sollte weniger auf den Branchenvergleich,<br />
sondern auf die Zufriedenheit innerhalb<br />
des einzelnen Unternehmens gerichtet werden.<br />
• Für Mitarbeitende sind faire Löhne ein wichtiges<br />
Motiv, sich mit der Firma zu identifizieren.<br />
• Es ist möglich, sich als attraktiver und fairer<br />
Arbeitgeber von Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt<br />
abzuheben (Employer Branding).<br />
• Bei Lohnklagen steht die Reputation des Unternehmens<br />
auf dem Spiel.<br />
• Eine frühzeitige und freiwillige Lohnanalyse<br />
bringt nur Vorteile. n<br />
Dr. iur. Markus Hugentobler,<br />
Jurist und Verbandsmanager beim Centre Patronal Bern<br />
LINKS<br />
Entscheidsammlung zum GlG für die Deutschschweiz: www.gleichstellungsgesetz.ch<br />
Speziell für die Westschweiz: www.leg.ch<br />
Speziell für das Tessin: www.sentenzeparita.ch<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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18 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Modifications de la LEg au<br />
1 er juillet <strong>2020</strong><br />
La Loi révisée sur l'égalité (LEg) est entrée en vigueur le 1er juillet <strong>2020</strong>. Les entreprises de<br />
100 collaborateurs et plus doivent obligatoirement effectuer une analyse de l'égalité salariale.<br />
Mais une telle analyse peut également en valoir la peine sur base volontaire pour de plus<br />
petites entreprises.<br />
Par Dr. iur. Markus Hugentobler, juriste et<br />
manager d'association au Centre Patronal Berne<br />
AXE DES TEMPS<br />
Les nouveaux articles 13a – 13i, 17a et 17b LEg<br />
sont entrés en vigueur le 1 er juillet <strong>2020</strong>.<br />
• Les premières analyses doivent être disponibles<br />
au plus tard jusqu'au 30 juin 2021.<br />
• Les analyses doivent être faites tous les<br />
quatre ans et vérifiées par des services indépendants.<br />
• La durée de validité des articles de loi concernés<br />
est tout d'abord limitée à 2032.<br />
existe cependant deux exceptions: les employeurs<br />
qui, dans le cadre des marchés publics ou des<br />
soumissions de droit public, sont déjà soumis à<br />
un contrôle du respect de l'égalisé salariale, ainsi<br />
que les employeurs dont l'analyse salariale interne<br />
a déjà démontré que l'égalité salariale était<br />
respectée.<br />
Cela signifie ce qui suit :<br />
• A partir du 1er juillet <strong>2020</strong>, les employeurs<br />
occupant 100 collaborateurs et plus doivent<br />
effectuer des analyses internes d'égalité<br />
salariale.<br />
EMPLOYEURS CONCERNÉS<br />
Tous les employeurs de droit privé et public qui,<br />
au début d'une année, occupent 100 collaborateurs<br />
ou plus sont concernés par le nouveau règlement<br />
(les apprentis ne sont pas comptés). Il<br />
DISCRIMINATION DIRECTE ET INDIRECTE<br />
On parle de discrimination salariale directe<br />
lorsque l'inégalité de traitement a lieu expressément<br />
en raison de l'appartenance biologique<br />
(sexe) ou sociale (stéréotype : «gender») ou d'un<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 19<br />
critère qui ne peut etre rempli que par un seul des<br />
deux sexes (sans transsexuels), comme grossesse<br />
ou maternité, et qui, objectivement, ne justifie<br />
par l'inégalité de traitement. Exemple: le salaire<br />
des personnes d'un des sexes est sans aucune<br />
raison inférieur à celui de l'autre occupant une<br />
position comparable.<br />
On parle de discrimination salariale indirecte lorsqu'une<br />
règle indifférenciée pour la forme résulte<br />
en un désavantage considérable des personnes<br />
d'un sexe par rapport à l'autre, également sans<br />
raison objective. Exemple : octroi de certains<br />
avantages, par ex. conclusion d'une assurance<br />
d'indemnités journalières en cas de maladie, uniquement<br />
pour employés à plein temps, lorsque<br />
les employés à temps partiel sont en majorité des<br />
femmes.<br />
Les deux types de discrimination sexuelle et salariale<br />
sont illicites et les employeurs peuvent en<br />
particulier être contraints à des paiements ultérieurs.<br />
ANALYSE DE L'ÉGALITÉ SALARIALE<br />
Afin de réaliser l'objectif du droit constitutionnel<br />
d'un salaire égal pour un travail de valeur<br />
égale, la Confédération met désormais à la<br />
disposition des employeurs, en vue de l'autoanalyse,<br />
son outil gratuit d'analyse standard<br />
«Logib» comme application à base web. Avec<br />
une assistance pas-à-pas, ce nouvel outil permet<br />
un maniement simple et offre, outre l'analyse<br />
proprement dite d'égalité salariale,<br />
d'utiles rapports et chiffres-clés pour l'identification<br />
de différences spécifiques entre les<br />
sexes. Dans les milieux fiduciaires, Logib a été<br />
en partie critiquée jusqu'à présent comme<br />
étant imprécise. Les employeurs peuvent également<br />
utiliser une autre méthode qui soit<br />
scientifique et légitime.<br />
En vue de la vérification de l'analyse de l'égalité<br />
salariale, l'employeur peut faire son choix<br />
parmi trois services: société de révision habilitée<br />
selon la Loi sur la surveillance de la révision<br />
et formation supplémentaire pour la vérification<br />
d'analyses de l'égalité salariale; organisation<br />
autorisée à agir selon article 7 LEg; représentant<br />
des travailleurs selon la Loi sur la participation).<br />
L'employeur doit, en l'espace d'une année après<br />
le rapport d'analyse, informer ses collaborateurs<br />
par écrit des résultats de l'analyse de l'égalité<br />
salariale. Les sociétés cotées en bourse publient<br />
les résultats de l'analyse en outre en annexe aux<br />
comptes annuels. Les employeurs de droit public<br />
doivent publier les résultats de l'analyse et de la<br />
vérification.<br />
SANCTIONS<br />
Au niveau de l'application, la LEg ne prévoit pas<br />
de sanctions juridiques directes en cas de violation<br />
des dispositions relatives à l'analyse de l'égalité<br />
salariale, mais l'employeur en défaut court un<br />
risque considérable de réputation et éventuellement<br />
des désavantages procéduraux en cas de<br />
procédure d'égalité.<br />
RÉSUMÉ DES POINTS ESSENTIELS<br />
ET RECOMMANDATIONS<br />
• Au sens de l'égalité salariale, c'est le salaire<br />
total qui est à prendre en considération pour la<br />
comparaison, soit le salaire de base, les composantes<br />
salariales variables de même que les<br />
allocations.<br />
• L'âge n'est pas pertinent en tant que critère<br />
social. Ce qui compte avant tout, c'est la formation<br />
et le niveau d'expérience.<br />
• En particulier, des règlements concernant les employés<br />
à temps partiel peuvent être discriminants.<br />
• Il existe des outils pouvant aider à éviter les<br />
discriminations salariales.<br />
• Il faut moins se concentrer sur la comparaison<br />
des branches mais plutôt sur la satisfaction au<br />
sein de l'entreprise.<br />
• Des salaires équitables sont pour les collaborateurs<br />
une importante raison de s'identifier à<br />
l'entreprise.<br />
• Il est possible de se différencier des concurrents<br />
sur le marché du travail en tant qu'employeur<br />
attrayant et juste (Employer Branding).<br />
• Lors d'actions en égalité salariale, la réputation<br />
de l'entreprise est en jeu.<br />
• Una analyse salariale anticipée et volontaire ne<br />
présente que des avantages. n<br />
Dr. iur. Markus Hugentobler,<br />
Jurist und Verbandsmanager beim Centre Patronal Bern<br />
LIENS<br />
Recueil des décisions relatives à la LEg pour la Suisse alémanique: www.gleichstellungsgesetz.ch<br />
Spécialement pour la Suisse romande: www.leg.ch<br />
Spécialement pour le Tessin: www.sentenzeparita.ch<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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20 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Die Corona-Krise trifft<br />
die MEM-Branche hart<br />
Wie der neue <strong>Swissmechanic</strong> Wirtschaftsbarometer zeigt, hat sich der Geschäftsklima-Index für die KMU<br />
der MEM-Branche im Juli auf tiefem Niveau stabilisiert. Die Produktionstätigkeit verlief zwar reibungsloser<br />
als im April, dafür leiden mittlerweile 89 Prozent der Unternehmen unter Auftragsmangel.<br />
Von Dr. Jürg Marti, Direktor <strong>Swissmechanic</strong><br />
Die Corona-Krise hat die Schweizer Wirtschaft in<br />
eine schwere Rezession gestürzt, wobei die<br />
MEM-Branche noch stärker eingebrochen ist als<br />
die Gesamtwirtschaft. Die im Juli durchgeführte<br />
Quartalsbefragung von <strong>Swissmechanic</strong> und BAK<br />
Economics bei rund 300 KMU der MEM-Branche<br />
zeigt, dass sich der Krisenherd in der MEM-Branche<br />
zunehmend von der Angebots- auf die Nachfrageseite<br />
verschiebt. Zwar ist auch im Juli noch<br />
ein Teil der Unternehmen von Unterbrüchen in<br />
den Lieferketten (19%) und Personalausfällen<br />
(12%) betroffen, deren Anzahl hat sich im Vergleich<br />
zum April aber mehr als halbiert.<br />
AUFTRAGSMANGEL<br />
AKZENTUIERT SICH WEITER<br />
Hingegen stieg im Juli der Anteil der Unternehmen,<br />
bei denen Auftragsmangel das Hauptprob-<br />
lem darstellt, auf 89 Prozent (April 63%). Knapp<br />
die Hälfte richtet sich darauf ein, dass der Auftragsmangel<br />
noch mehr als sechs Monate dauern<br />
wird. Der Hintergrund ist, dass die Endkunden der<br />
MEM-Branche aufgrund des globalen Konjunktureinbruchs,<br />
der hohen Unsicherheit und des erhöhten<br />
Liquiditätsbedarfs nur noch die nötigsten<br />
Investitionen tätigen.<br />
Von dieser Nachfrageschwäche zeugt – befeuert<br />
von der Frankenstärke – auch der dramatische<br />
Einbruch der Exporte im zweiten Quartal <strong>2020</strong><br />
von 25 Prozent über das gesamte MEM-Warenspektrum<br />
gesehen. Auch die Produzentenpreise<br />
haben im gleichen Zeitraum abgenommen, jedoch<br />
nur moderat.<br />
EINSTELLUNGSSTOPP UND KURZARBEIT<br />
Die Branche gibt stark Gegensteuer. Rund 70<br />
Prozent der Unternehmen haben einen Einstellungsstopp<br />
verhängt und Kurzarbeit beantragt.<br />
Im zweiten Quartal wurden im Branchenschnitt<br />
29 Prozent Kurzarbeit abgerechnet, im dritten<br />
Quartal dürften es 34 Prozent werden. Dass der<br />
Bundesrat Mitte August beschlossen hat, die Vollzugserleichterungen<br />
für Kurzarbeitsentschädigung<br />
bis Ende Jahr zu verlängern, kommt den<br />
Kantonen und natürlich auch der gebeutelten<br />
Wirtschaft entgegen.<br />
Im Vergleich zum April (16%) hat auch der Anteil<br />
der Firmen zugenommen, welche angeben, Entlassungen<br />
vorzunehmen (Juli 27%). Die MEM-Unternehmen<br />
setzen aber nicht nur beim Personal an,<br />
zwei Drittel sparen auch bei den Investitionen.<br />
VERHALTEN POSITIVE ZEICHEN<br />
Inmitten der schlechten Nachrichten gibt es jedoch<br />
auch verhalten positive Zeichen. Die befragten<br />
KMU erwarten eine leichte Abschwächung<br />
des Auftragseinbruchs. Zudem berichten weniger<br />
Unternehmen von Liquiditätsproblemen als noch<br />
im April und weiterhin sieht nur eine kleine Minderheit<br />
(5%) ein ernsthaftes Konkursrisiko.<br />
Auch hält die Mehrheit der befragten KMU an<br />
geplanten FuE-Projekten und Weiterbildungen<br />
fest. n<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 21<br />
La crise du coronavirus frappe<br />
durement la branche MEM<br />
L'indice <strong>Swissmechanic</strong> du climat des affaires pour les PME de la branche MEM s'est stabilisé à bas niveau<br />
en juillet. L'activité de production s'est déroulée à vrai dire avec moins de problèmes qu'en avril mais<br />
maintenant, 89 pourcent des entreprises souffrent du manque de commandes.<br />
Par Jürg Marti, Directeur <strong>Swissmechanic</strong><br />
La crise du coronavirus a fait sombrer l'économie<br />
suisse dans une grave récession, et la branche MEM<br />
a subi une baisse encore plus prononcée que l'ensemble<br />
de l'économie. L'enquête trimestrielle menée<br />
en juillet par <strong>Swissmechanic</strong> et BAK Economics auprès<br />
de 300 PME de la branche MEM montre que le<br />
centre de crise de la branche MEM se décale de plus<br />
en plus du côté de l'offre vers celui de la demande.<br />
Il est vrai qu'en juillet certaines des entreprises ont<br />
été touchées par des interruptions dans les chaînes<br />
logistiques (19%) et les défections de personnel<br />
(12%) mais leur nombre a diminué de plus de la<br />
moitié par rapport au mois d'avril.<br />
LE MANQUE DE COMMANDES<br />
CONTINUE DE S'ACCENTUER<br />
En juillet, la part d'entreprises dont le principal<br />
problème est le manque de commandes a aug-<br />
menté à 89 pourcent (63% en avril). Près de la<br />
moitié prévoit que le manque de commandes<br />
persistera encore plus de six mois. La raison majeure<br />
en est que les clients finaux de la branche<br />
MEM ne procèdent plus, face à la baisse conjoncturelle<br />
mondiale, de la grande incertitude et des<br />
besoins accrus de liquidités, qu'aux investissements<br />
absolument nécessaires.<br />
La baisse dramatique de 25 pourcent des exportations<br />
au deuxième trimestre de <strong>2020</strong> – renforcée<br />
par la force du franc suisse – sur tout le<br />
spectre de marchandises MEM, témoigne de cette<br />
faiblesse de la demande. Durant la même période,<br />
les prix des producteurs ont également<br />
diminué mais seulement de façon modérée.<br />
GEL DES EMBAUCHES ET<br />
RÉDUCTION D'HORAIRE DE TRAVAIL<br />
La branche agit pour corriger le tir. Environ 70<br />
pourcent des entreprises ont décidé de geler l'embauche<br />
et demandé la réduction d'horaire de<br />
travail. Au deuxième trimestre, il a été décompté<br />
dans la moyenne de la branche 29 pourcent de<br />
réduction d'horaire de travail, au troisième trimestre,<br />
ce pourraient être 34 pourcent. Le fait<br />
que le Conseil fédéral a décidé à la mi-août de<br />
prolonger jusqu'à la fin de l'année les allègements<br />
d'exécution pour indemnités de réduction d'horaire<br />
de travail, arrange les cantons et, bien entendu,<br />
l'économie fort ébranlée.<br />
En comparaison du mois d'avril (16%), la part<br />
d'entreprises qui déclarent procéder à des licenciements<br />
a augmenté (27% en juillet). Les entreprises<br />
MEM n'agissent cependant pas qu'au niveau<br />
du personnel, les deux-tiers économisent<br />
également sur les investissements.<br />
DES SIGNES PRUDEMMENT POSITIFS<br />
Au milieu des mauvaises nouvelles, il y a tout de<br />
même aussi des signes prudemment positifs. Les<br />
PME interrogées s'attendent à une légère diminution<br />
de la baisse des commandes. En outre,<br />
moins d'entreprises font état de problèmes de<br />
liquidité qu'en avril et il n'ya toujours qu'une petite<br />
minorité (5%) qui envisage un risque sérieux<br />
de faillite.<br />
De plus, la majorité des PME interrogées maintiennent<br />
leurs projets de R&D et de perfectionnement.<br />
n<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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22 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Schutzmassnahmen<br />
sehr gut umgesetzt<br />
André Meier ist Leiter der Abteilung Arbeitssicherheit/Gesundheitsschutz bei der Suva. Während<br />
der Corona-Krise kontrollierte sein Team, ob die Schutzmassnahmen gemäss BAG-Vorgaben<br />
in den Betrieben umgesetzt wurden. Das <strong>Journal</strong> sprach mit ihm.<br />
Interview: Monica Hotz<br />
André Meier, von den knapp 3000 Gewerbe-<br />
und Industriebetrieben, die die Suva bis<br />
heute bezüglich der COVID-19-Schutzmassnahmen<br />
kontrolliert hat, mussten lediglich<br />
zwei Betriebe beanstandet und an das kantonale<br />
Arbeitsinspektorat gemeldet werden.<br />
Das ist ein äusserst geringer Anteil. Ist<br />
das in anderen Branchen auch so oder haben<br />
sich die KMU-MEM besonders vorbildlich<br />
verhalten?<br />
André Meier: Grundsätzlich kann man sagen,<br />
dass alle Branchen die Empfehlungen des BAG<br />
betreffend Hygiene- und Abstandsregel sehr<br />
gut und sehr rasch umgesetzt haben. Wir haben<br />
deutlich gemerkt, dass die Betriebe trotz<br />
der Corona-Pandemie sicher weiterarbeiten<br />
wollten. Alle wollten einen Beitrag leisten, um<br />
die weitere Verbreitung des Virus und Ansteckungen<br />
im Betrieb zu verhindern. Die Umsetzung<br />
der definierten Massnahmen war in<br />
Gewerbe und in der Industrie oft einfacher als<br />
auf Baustellen, wo sich die Arbeitsumgebung<br />
laufend verändert.<br />
Wie ist Ihre Bilanz? Wie sieht bezüglich der<br />
Umsetzung der COVID-19-Schutzmassnahmen<br />
die Branchen-Rangliste aus?<br />
Die Suva hat keine branchenspezifische Auswertung<br />
gemacht. Einzig die Kontrollen auf<br />
Baustellen haben wir separat ausgewertet:<br />
Hier musste 60-mal eine Beanstandung an<br />
das zuständige kantonale Arbeitsinspektorat<br />
gemacht werden. Dies bei knapp 7000 kontrollierten<br />
Betrieben.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie bei der Kontrolle<br />
der Betriebe gemacht?<br />
Wir haben sehr positive Erfahrungen gemacht.<br />
Die Betriebe haben die Unterstützung<br />
und die Beratung der Suva im Umgang<br />
mit dem Coronavirus als neue Gefährdung<br />
sehr geschätzt. Die Hygienemassnahmen<br />
waren oft schon vorhanden oder wurden<br />
umgehend umgesetzt. Die Möglichkeit zum<br />
Händewaschen mit fliessendem Wasser und<br />
Seife oder das Zurverfügungstellen von<br />
Des infektionsmitteln als Alternative hat<br />
sehr gut geklappt. Oft lag die grosse<br />
Heraus forderung bei der Einhaltung der Abstandsregeln.<br />
Dies insbesondere an Produktionsstrassen<br />
oder bei Arbeiten, die zu<br />
zweit ausgeführt werden müssen. Gemeinsam<br />
mit dem Betrieb konnten wir in vielen<br />
Fällen Lösungen erarbeiten. Es gab aber<br />
auch Situationen, wo einzelne Arbeiten<br />
nicht ausgeführt werden konnten bzw. wo<br />
mit Atemschutz- oder Hygienemasken gearbeitet<br />
werden musste.<br />
Wurden die Kontrollen von den Betrieben<br />
eher als lästig empfunden oder als willkommene<br />
Hilfestellung zugunsten der Gesundheit<br />
aller?<br />
Die Betriebe haben die Suva als Unterstützung<br />
wahrgenommen. Sie waren oft froh,<br />
dass eine externe Stelle einen Blick auf ihr<br />
betriebseigenes Schutzkonzept geworfen<br />
und Verbesserungen eingebracht hat. Natürlich<br />
gab es auch einige wenige negative Reaktionen.<br />
Einige Betriebe betrachteten es als<br />
Bevormundung, wenn man ihnen sagt, dass<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die<br />
Hände waschen sollen.<br />
André Meier, Leiter der Abteilung<br />
Arbeitssicherheit/Gesundheitsschutz bei der Suva<br />
Nach den Sommerferien kehren viele Arbeitnehmer<br />
aus ihrem Urlaub zurück – potenziell<br />
mit COVID-19 im Gepäck. Welche Verhaltensregeln<br />
sind am Arbeitsplatz besonders<br />
nach der Ferienrückkehr wichtig?<br />
Wichtig ist, dass die Grundregeln von Hygiene<br />
und Abstand von allen auch während<br />
der Sommerferien weiter eingehalten werden.<br />
Sicher ist eine erneute Sensibilisierung<br />
nach den Ferien im Betrieb sinnvoll. Wichtig<br />
ist auch, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
die ihre Ferien in einem der vom BAG<br />
definierten Risikoländer verbracht haben,<br />
die Quarantäne einhalten und zu Hause<br />
bleiben. Hier ist zusätzlich zur Eigenverantwortung<br />
auch eine soziale Verantwortung<br />
gefordert. n<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 23<br />
Entwicklung der Suva-Prämien<br />
Die Suva ist solide unterwegs, auch in stürmischen Zeiten. Alle gesetzlichen Ansprüche<br />
der Versicherten sind auch in der aktuell finanziell angespannten Lage gedeckt. Die Basissätze<br />
im Maschinenbau müssen für 2021 in der Berufsunfallversicherung erhöht werden.<br />
In der Nichtberufsunfallversicherung bleibt der Basissatz unverändert. Da die Ausschüttung<br />
der ausserordentlichen Anlageerträge in der Berufsunfallversicherung wegfällt, erhöhen<br />
sich die Bruttoprämien in der BUV um rund 16 Prozent.<br />
Von Adrian Vonlanthen, Suva<br />
Die Suva weist Ende 2019 ein Anlagevermögen von<br />
54 Milliarden auf. Damit ist die Suva weiterhin<br />
solide finanziert und hat genügend Rückstellungen<br />
und Eigenmittel, um die zukünftigen Leistungen<br />
aus allen bereits ereigneten Unfällen und Berufskrankheiten<br />
decken zu können sowie die heute<br />
absehbaren finanziellen Belastungen aufgrund der<br />
Coronavirus-Pandemie und der aktuellen Börsenlage<br />
zu verkraften. Alle gesetzlichen Ansprüche<br />
der Versicherten sind somit gedeckt.<br />
ENTLASTUNGEN WÄHREND PANDEMIE<br />
Im Zeitraum des Coronavirus-Lockdowns ist die Zahl<br />
der Berufsunfälle markant zurückgegangen. Deshalb<br />
ist geplant, die Prämien in der Berufsunfallversicherung<br />
dem gesunkenen Risiko entsprechend<br />
anzupassen. Aktuell prüft die Suva zusammen mit<br />
dem Schweizerischen Versicherungsverband SVV<br />
und den übrigen Unfallversicherern, wie diese geplante<br />
Prämienanpassung in der Berufsunfallversicherung<br />
am besten umgesetzt werden kann.<br />
BERUFSUNFALL: HÖHERE PRÄMIEN<br />
In der Berufsunfallversicherung der Klasse 13B<br />
(Maschinenbau) liegen die Kosten in den neueren<br />
Jahren über den eingenommenen Prämien.<br />
Zwar sind die Unfallzahlen in den letzten<br />
Jahren zurückgegangen, gleichzeitig sind die<br />
Kosten aber pro Unfall und Vollbeschäftigten<br />
gestiegen.<br />
Als Konsequenz daraus muss der Basissatz bei<br />
den verschiedenen Unterklassenteilen der Klasse<br />
13B auf 2021 nochmals um eine Stufe angehoben<br />
werden, was rund 5 Prozent entspricht. Sofern<br />
sich das Unfallrisiko nicht weiter erhöht, kann mit<br />
diesen Prämienmassnahmen das Defizit der Klasse<br />
leicht reduziert werden.<br />
Aufgrund der guten Anlageperformance der<br />
vergangenen Jahre haben letztes Jahr alle Betriebe<br />
in der BUV eine ausserordentliche Prämienreduktion<br />
von 11 Prozent erhalten. Im nächsten<br />
Jahr entfällt diese Reduktion, sodass die<br />
Bruttoprämiensätze um zusätzliche 11 Prozent<br />
steigen.<br />
NICHTBERUFSUNFALL: STABILE PRÄMIEN<br />
Der Risikoverlauf der Klasse 13B ist in der NBUV<br />
stabil. Dies bedeutet, dass der Basissatz bei netto<br />
1,3950 Prozent beibehalten werden kann.<br />
Die individuellen Prämiensätze der einzelnen Betriebe<br />
können von den Basissätzen abweichen,<br />
da diese von der Tätigkeit, dem Risikoverlauf und<br />
dem Prämienmodell abhängen. n<br />
ASBESTFÄLLE BELASTEN DIE KLASSE 13B<br />
In den letzten zehn Jahren sind über 100 Personen<br />
an einer asbestbedingten Berufskrankheit<br />
gestorben. Noch vor zwei Jahren wurde prognostiziert,<br />
dass der Höhepunkt bei dieser Krankheit<br />
erreicht ist. Die neusten Prognosen zeigen aber<br />
leider ein anderes Bild. Aktuell geht man davon<br />
aus, dass in den nächsten 20 Jahren in der Branche<br />
Maschinenbau über 300 weitere Personen an<br />
den Folgen von Asbest sterben werden. Die asbestbedingten<br />
Berufskosten werden die Klasse<br />
13B also auch in Zukunft belasten.<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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24 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Évolution des<br />
primes de la Suva<br />
La Suva garde le cap, même en pleine tempête. Les prestations légales auxquelles ont droit<br />
les assurés sont intégralement couvertes, malgré la situation financière actuellement tendue.<br />
Les taux de base appliqués à la construction de machines dans l’assurance contre les accidents<br />
professionnels doivent être relevés pour 2021. Dans l’assurance contre les accidents non<br />
professionnels, le taux de base demeure inchangé. Vu qu’il ne sera pas procédé au reversement<br />
de produits extraordinaires des placements dans l’assurance contre les accidents professionnels,<br />
les primes AAP augmentent d’environ 16 %.<br />
Par Adrian Vonlanthen, Suva<br />
La Suva fait état à fin 2019 de 54 milliards de francs<br />
de valeurs immobilisées. Elle est donc toujours<br />
solidement financée et dispose de suffisamment<br />
de provisions et de fonds propres pour couvrir les<br />
prestations futures découlant de l’ensemble des<br />
accidents et maladies professionnelles déjà survenus<br />
et pour supporter les charges financières d’ores<br />
et déjà prévisibles en raison de la pandémie de<br />
coronavirus et de la situation boursière actuelle.<br />
Les prestations légales auxquelles ont droit les<br />
assurés sont donc intégralement couvertes.<br />
ALLÈGEMENTS PENDANT LA PANDÉMIE<br />
Le nombre des accidents professionnels ayant nettement<br />
diminué pendant la période de confinement<br />
liée au coronavirus, il est prévu d’ajuster les<br />
primes dans l’assurance contre les accidents professionnels<br />
en fonction de la baisse du risque. Pour<br />
l’heure, la Suva réfléchit, en collaboration avec<br />
l’Association Suisse d’Assurances ASA et les autres<br />
assureurs-accidents, à la meilleure façon de mettre<br />
en œuvre l’ajustement envisagé des primes dans<br />
l’assurance contre les accidents professionnels.<br />
CAS AMIANTE PÈSENT SUR CLASSE 13B<br />
Au cours de la dernière décennie, plus de cent<br />
personnes sont décédées des suites d’une maladie<br />
professionnelle liée à l’amiante. Il y a deux ans<br />
encore, on estimait que le pic était atteint. Mal-<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 25<br />
heureusement, les dernières prévisions montrent<br />
une autre réalité. Actuellement, on estime qu’au<br />
cours des vingt prochaines années, plus de 300<br />
autres personnes décéderont à cause de l’amiante<br />
dans la branche de la construction de machines.<br />
Les coûts des maladies professionnelles liées à<br />
l’amiante continueront donc à l’avenir de peser<br />
sur la classe 13B.<br />
Eisele PSU 450 H<br />
ACCIDENTS PROFESSIONNELS:<br />
RELÈVEMENT DES TAUX DE PRIMES<br />
Au cours des années récentes, les coûts de la<br />
classe 13B (Construction de machines) ont dépassé<br />
les primes encaissées dans l’assurance contre<br />
les accidents professionnels. Si le nombre des<br />
accidents a diminué ces dernières années, les<br />
coûts par accident et par travailleur à plein temps<br />
ont, quant à eux, augmenté.<br />
En conséquence, le taux de base appliqué aux<br />
différentes parties de sous-classe de la classe<br />
13B doit être encore relevé de un degré, soit<br />
environ 5 %, pour 2021. Pour autant que le<br />
risque d’accident n’augmente pas encore, cette<br />
mesure permettra de réduire légèrement le déficit<br />
de la classe.<br />
Étant donné la bonne performance réalisée par<br />
les placements les années précédentes, les entreprises<br />
ont toutes bénéficié l’an dernier d'une réduction<br />
de prime extraordinaire de 11 % dans<br />
l’AAP. Cette réduction ne produisant pas son effet<br />
l’an prochain, les taux de prime bruts augmentent<br />
de 11 % supplémentaires.<br />
ACCIDENTS NON PROFESSIONNELS:<br />
PRIMES STABLES<br />
L’évolution du risque de la classe 13B étant stable<br />
dans l’AANP, le taux de base net peut être maintenu<br />
à 1,3950 %.<br />
Les taux de primes des différentes entreprises<br />
peuvent s'écarter des taux de base en fonction<br />
de l’activité, de l'évolution du risque et du modèle<br />
de primes. n<br />
Eisele VMS 350<br />
Kreissägen<br />
kompromisslos<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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26 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Gestärkt aus der Krise<br />
Vom Netzwerk PricewaterhouseCoopers und economiesuisse stammt eine Publikation, die<br />
sich dem erfolgreichen Umgang von Unternehmen mit der Corona-Krise widmet. Jede Krise<br />
berge neben Risiken und Negativeffekten auch Raum für Kreativität mit einer Fülle von<br />
Chancen, schreiben die Autoren. Anhand quantitativer Studien und persönlicher Gespräche<br />
haben sie die Kriterien für den erfolgreichen Umgang mit der Krise definiert. Zu Wort kommt<br />
auch Adrian Steiner, CEO von <strong>Swissmechanic</strong>-Mitglied Thermoplan AG.<br />
Quelle: «Krisenchampions»<br />
von pwc und economiesuisse,<br />
Zusammenfassung: Monica Hotz<br />
ABWEHRKRAFT<br />
Krisenstarke Unternehmen verlieren selten den<br />
Blick fürs Ganze und gehen Neues mutig an, oft<br />
inspiriert durch den Tüftler- und Erfindergeist<br />
der Gründergeneration. Sie reduzieren ihre Bürokratie<br />
zugunsten von Agilität und Flexibilität<br />
und investieren gegenzyklisch.<br />
KUNDENZENTRIERUNG<br />
Erfolgreiche Unternehmen haben einen klaren<br />
Fokus auf die Bedürfnisse ihrer Kunden. Sie sind<br />
bestrebt, für jedes Problem die beste Lösung zu<br />
entwickeln und laufend zu optimieren. So erfinden<br />
sie sich gemeinsam mit ihren Kunden und<br />
Partnern neu und gehen gemeinsam durch diese<br />
harten Zeiten. Sie können schnell und unkompliziert<br />
neue Partnerschaften eingehen und<br />
zusätzliches Know-how aufbauen.<br />
NISCHENFOKUS<br />
Die Kernkompetenzen erfolgreicher Unternehmen<br />
haben sich über viele Jahrzehnte gefestigt<br />
und sich in hochspezialisierten Nischen etabliert.<br />
Sie aktualisieren ihr Know-how durch die<br />
Entwicklung neuer Anwendungen und indem sie<br />
die passenden Talente ins Unternehmen holen.<br />
INNOVATIONSKULTUR<br />
Krisenstarke Unternehmen heben sich durch<br />
eine brennende Neugier für Neues hervor, die<br />
Top-Fachkräfte anzieht. Diese Innovationskultur<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 27<br />
PERSÖNLICHKEIT<br />
Krisenchampions werden von starken Führungspersönlichkeiten<br />
geprägt. Diese pflegen eine<br />
optimistische Unternehmenskultur mit einer<br />
«Wir schaffen das»-Attitüde, bewahren Ruhe in<br />
der Krise und entscheiden sowohl aus Vernunft<br />
als auch aus dem Bauch heraus. Unternehmerisch<br />
denkende Persönlichkeiten motivieren ihre<br />
Leute zu Höchstleistungen. Dazu kombinieren<br />
sie Fachwissen mit Leidenschaft und sind ständig<br />
auf der Suche nach dem Optimum.<br />
Neben den sechs Kriterien von «Krisenchampions»<br />
schildern die Autoren auch, wie erfolgreiche<br />
Unternehmen mit der Krise umgehen.<br />
KRISENMANAGEMENT UND KONTROLLE<br />
Mit einem umsichtigen Krisenmanagement<br />
müssen die Unternehmen als Erstes alle Kräfte<br />
für den Notfallmodus mobilisieren und gezielt<br />
allozieren. Mittelfristig sollten sie ihre Ressourcen<br />
stabilisieren und in einem weiteren Schritt<br />
ihre Erholungs- und Wachstumsstrategie anpassen.<br />
Krisenstarke Unternehmen planen in<br />
Szenarien, handhaben Liquidität und Betriebskapital<br />
sorgfältig und setzen auf die stärkste<br />
Währung überhaupt: Vertrauen.<br />
und Zusammenarbeitsmodelle. Bewusst agierende<br />
und mitdenkende Mitarbeitende sind<br />
genauso Teil einer langfristigen Cyberresilienz<br />
wie starke Sicherheitsprozesse und eine stimmige<br />
Sicherheitsstrategie.<br />
PERSONELLE RESSOURCEN<br />
Eine Krise bedingt Transformation, davor, während<br />
und danach. Diese wiederum ist eine Frage<br />
der Unternehmenskultur, von der das Personalwesen<br />
ein wesentlicher Teil sein muss. Denn<br />
jede tiefgreifende Veränderung hat enorme<br />
Auswirkungen auf die Leute und deren Fähigkeiten.<br />
Vor diesem Hintergrund bekunden krisenresistente<br />
Unternehmen mit ihrem Personal<br />
Solidarität, reduzieren Personalkosten intelligent,<br />
denken in Szenarien und handeln mit Blick<br />
auf das Nachher.<br />
Die vollständige Publikation kann kostenlos<br />
unter www.pwc.ch/krisenchampions heruntergeladen<br />
werden. n<br />
wird durch Kundenbedürfnisse getaktet und<br />
motiviert. Innovation gilt als persönlicher oder<br />
firmeninhärenter Anspruch. Die Innovationskraft<br />
verstärkt sich durch die Kleinräumigkeit<br />
des Teamkreises, den laufenden Austausch, die<br />
Spontaneität und den Wechsel von Rückzug und<br />
Dialog.<br />
INTERNATIONALISIERUNG<br />
Krisenchampions sind global ausgerichtet. Ihre<br />
Swissness spielen sie als Erfolgs- und Vertrauensfaktor<br />
aus und setzen auf typische Eigenschaften<br />
wie Schnelligkeit, Präzision, Qualität,<br />
Effizienz und die Verlässlichkeit des Kleinen.<br />
Durch den engen Kontakt und Austausch mit<br />
ihren Standorten und Partnern im Ausland reagierten<br />
sie trotz der schnellen Ausbreitung von<br />
Covid-19 frühzeitig, in vielen Fällen noch bevor<br />
das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der<br />
Schweiz über die Krise informierte.<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Der Digitalisierungsgrad eines Unternehmens<br />
beeinflusst dessen Krisenresistenz fundamental.<br />
Zudem setzen Sondersituationen besondere<br />
Kräfte frei. So gilt es jetzt, über Omnichannel-Lösungen<br />
nachzudenken, eine klare Datenstrategie<br />
zu definieren und die Marktleistung<br />
end-to-end auszugestalten. So kann ein Unternehmen<br />
nach der Krise nicht nur infrastrukturell<br />
modernisieren, sondern sich nachhaltig und<br />
gegenüber der Konkurrenz differenzierend verändern.<br />
IT-INFRASTRUKTUR UND -SICHERHEIT<br />
IT und Cybersicherheit geraten in einer Krisenzeit<br />
zusätzlich unter Druck, denn sie eröffnen<br />
Lücken und schaffen damit zusätzlich Gelegenheiten<br />
für Kriminelle und Bedrohungsakteure.<br />
Von besonderer Bedeutung in einer bewegten<br />
Zeit ist das Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeitenden<br />
für veränderte Arbeitsumgebungen<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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28 JOURNAL BILDUNG/WEITERBILDUNG<br />
Kursleiter Stephan Scheiwiller erläutert das Vorgehen beim Erstellen der Werkzeugwege mit Mastercam.<br />
SwissSkills Championships <strong>2020</strong> der Polymechaniker<br />
Kandidaten auf<br />
dem Weg zur Kür<br />
Als Vorbereitung auf ihre Schweizermeisterschaften besuchen die Polymechaniker-Finalisten<br />
der Disziplinen CNC Drehen, CNC Fräsen und Automation verschiedene disziplinspezifische<br />
Kurse. Im Juni standen Mastercam-Trainings auf dem Programm. Von der hohen Kunst, den<br />
absolut besten Werkzeugweg zu programmieren.<br />
Von Monica Hotz<br />
Die Teilnehmer der SwissSkills Championships der<br />
Polymechaniker, die vom 30. September bis 3.<br />
Oktober <strong>2020</strong> im <strong>Swissmechanic</strong>-Kurszentrum<br />
Münchenbuchsee stattfinden, stehen fest. Zu den<br />
Vorbereitungen zählen verschiedene Kurse, die<br />
die Kandidaten bis im Herbst besuchen werden,<br />
um optimal in den Wettbewerb starten zu können.<br />
MASTERCAM WEGWEISER DER WERKZEUGE<br />
Im Juni besuchten die Teilnehmer der Polymechaniker-Disziplinen<br />
CNC Drehen und CNC Fräsen an<br />
den SwissSkills Championships einen Mastercam-<br />
Kurs bei der Firma x-data.<br />
Heutzutage geschieht ein Grossteil der Arbeit<br />
eines Polymechanikers am PC. Konstrukteure entwickeln<br />
in der Regel mit einer eigenen Software<br />
ein Produkt. Die Zeichnung mit dem Design und<br />
den genauen Massen sowie ein virtuelles 3D-Modell<br />
geben sie den Polymechanikern weiter. Diese<br />
übernehmen die 3D-Daten, die in zum Teil sehr<br />
unterschiedlichen Dateiformaten abgespeichert<br />
sind, oftmals aber als STEP-Dateien (STEP: Standard<br />
for the Exchange of Product Model Data), in<br />
ihr CAD/CAM-System – zumeist Mastercam –,<br />
und programmieren in diesem die Werkzeugwege.<br />
Es gilt, die beste Strategie auszuknobeln, um<br />
das Werkstück innert kürzester Zeit und hundertstelmillimetergenau<br />
zu fertigen. Aus über<br />
1000 möglichen Werkzeugen müssen die geeignetsten<br />
ausgewählt werden. Ist die Arbeit im<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 29<br />
CAM abgeschlossen, werden die programmierten<br />
Werkzeugwege abschliessend durch einen Postprozessor<br />
übersetzt. Die so entstandenen CNC-<br />
Anweisungen werden an die Werkzeugmaschine<br />
übermittelt und dort umgesetzt.<br />
DAS BESTE HERAUSHOLEN<br />
Bei der Arbeit gilt es generell, variable Dinge optimal<br />
an jene Faktoren anzupassen, die man nicht<br />
beeinflussen kann, beispielsweise die Maschinen,<br />
und das jeweils Beste aus der Situation herauszuholen,<br />
ohne dass Störfaktoren auftreten wie<br />
beispielsweise Vibrationen und Ungenauigkeiten.<br />
Tausend Wege führen zwar nach Rom, aber nur<br />
einer ist am Ende der direkteste und gangbarste.<br />
Die Qual der Wahl haben die Schweizermeisterschafts-Kandidaten<br />
angesichts der unzähligen<br />
Werkzeugvarianten und Vorgehensweisen. Soll,<br />
um Zeit einzusparen, ein Multifunktionswerkzeug<br />
statt zweier Spezialwerkzeuge eingesetzt werden<br />
oder leidet darunter die Qualität? Wann lohnt es<br />
sich vorzuschlichten? Alles Fragen, die über den<br />
Sieg entscheiden können und mit denen sich die<br />
SwissSkills-Championships-Kandidaten intensiv<br />
auseinandersetzen werden.<br />
SEHR HOHES NIVEAU GEFORDERT<br />
Die SwissSkills-Kandidaten der Disziplinen CNC<br />
Drehen und CNC Fräsen haben während des<br />
Wettbewerbs eine vorgegebene Zeit, in der sie<br />
ihr CAM-Programm erstellen können. Danach<br />
startet die Maschinenzeit. Stephan Scheiwiller,<br />
Techniker bei x-data, leitete die Mastercam-Schulung<br />
für die Kandidaten der Disziplin Fräsen in<br />
Turbenthal. «Fürs Programmieren haben die Kandidaten<br />
nur rund zwei Stunden Zeit. Das ist sehr<br />
knapp bemessen. Von den SwissSkills-Teilnehmern<br />
wird ein sehr hohes Niveau gefordert. Sie<br />
müssen schon was auf dem Kasten haben», erklärt<br />
der Fachmann. Darüber, dass sie noch einige<br />
Trainingsstunden vor sich haben, sind sich die<br />
Kandidaten einig. Auch jene, die in ihrem Lehrbetrieb<br />
bereits Mastercam verwenden, denken,<br />
die Zeit werde knapp.<br />
Ziel der Mastercam-Schulung ist, alle Kandidaten<br />
in etwa auf denselben Stand zu bringen. Alle Teilnehmer<br />
können ergänzend die Gratis-Homelearning-Edition<br />
von der x-data Webseite herunterladen,<br />
um zu Hause zu üben.<br />
Allerdings entfällt für sie zu Hause der ganze<br />
Maschinenteil. Wer zum Üben Mastercam im<br />
Lehrbetrieb einrichten darf, erhält von x-data<br />
ein SwissSkills-Paket, das eine Testlizenz von<br />
Mastercam und den Postprozessor beinhaltet,<br />
zu Spezialkonditionen. Beides kann neben den<br />
bestehenden Programmen problemlos installiert<br />
werden.<br />
GUT FÜR DIE LAUFBAHN<br />
Ramon Mattle, der in seinem Lehrbetrieb bereits<br />
Mastercam verwendet, sagt: «Die Teilnahme an<br />
den Schweizermeisterschaften ist von grossem<br />
Vorteil für künftige Arbeitsstellen, denn man trainiert,<br />
Vollgas zu geben, und kann so viel schnel-<br />
ler arbeiten.» Romeo Rutishauser sieht Mastercam<br />
an der Schulung zum ersten Mal. Für ihn ist<br />
bereits die Teilnahme an den SwissSkills Championships<br />
und der Besuch der verschiedenen Vorbereitungskurse<br />
ein Höhepunkt. Es sei allerdings<br />
schade, dass ein Kurs Corona-bedingt abgesagt<br />
werden musste, sagt er. Auch Ivo Müller ist Mastercam-Novize.<br />
«Die Teilnahme bietet uns die<br />
Chance, zusätzliches Wissen zu erwerben. Ich<br />
zum Beispiel komme aus der Lehre und kenne<br />
dann bereits zwei CAM-Systeme. Das sind beste<br />
Voraussetzungen für den Arbeitsmarkt», sagt er.<br />
Grosses Lob erhalten die zwei Neulinge von Kursleiter<br />
Stephan Scheiwiller. «Es ist erst der dritte<br />
Tag, an dem sie mit Mastercam arbeiten, und sie<br />
machen es bereits sehr gut.» Sowohl Kursleiter<br />
als auch Teilnehmer sind sich dennoch einig, dass<br />
ein grosser Arbeitseinsatz vor ihnen steht. Das<br />
Motto lautet nun «üben, üben, üben!». n<br />
x-data<br />
Die Firma x-data wurde im Jahr 2007 gegründet<br />
mit dem Ziel, das fundierte Wissen und die langjährigen<br />
Erfahrungen aus zwei soliden Unternehmen<br />
in einem Kompetenzzentrum für computerunterstützte<br />
Fertigung zu vereinen. Der<br />
geschichtliche Hintergrund reicht dabei zurück<br />
bis ins Jahr 1988, als die ersten CAM-Systeme<br />
auf dem Schweizer Markt erschienen.<br />
Bestand das Team im Jahre 2007 noch aus vier<br />
Personen, sind im Unternehmen heute 17 Personen<br />
beschäftigt, davon zehn Techniker. Seit<br />
Oktober 2019 hat Christian Lenz die Geschäftsführung<br />
inne.<br />
Schon seit der Firmengründung 2007 unterstützt<br />
x-data die Berufsmeisterschaften der<br />
Polymechaniker. Neben Mastercam vertreibt<br />
x-data Tool- und Data-Management-Systeme,<br />
die Mastercam ergänzen und die firmenspezifischen<br />
Werkzeuge und CAM-Daten verwalten.<br />
Die Techniker von x-data programmieren<br />
jeweils auch die Postprozessoren, die fast für<br />
jede einzelne CNC-Maschine spezifisch sind.<br />
So kann in einem Betrieb die Mastercam-Programmierung<br />
von A bis Z effizient umgesetzt<br />
werden.<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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30 JOURNAL BILDUNG/WEITERBILDUNG<br />
Formateur Stephan Scheiwiller (à droite) explique au finaliste Romeo Rutishauser le processus de création d’un parcours d’outils avec Mastercam.<br />
SwissSkills Championships <strong>2020</strong> des Polymécaniciens<br />
Des candidats en<br />
route vers la gloire<br />
En préparation de leurs Championnats suisses, les Polymécaniciens finalistes dans les disciplines<br />
Tournage CNC, Fraisage CNC et Automatisation suivent divers cours spécifiques à leur<br />
discipline. En juin, des formations Mastercam étaient au programme à propos de l’art de<br />
programmer le meilleur parcours d’outil.<br />
De Monica Hotz<br />
Les participants aux championnats SwissSkills<br />
des Polymécaniciens, qui se dérouleront du 30<br />
septembre au 3 octobre <strong>2020</strong> au centre de formation<br />
<strong>Swissmechanic</strong> à Münchenbuchsee, ont<br />
été sélectionnés. Les préparatifs comprennent<br />
divers cours que les candidats suivront jusqu’à<br />
l’automne afin de prendre le meilleur départ possible<br />
dans la compétition.<br />
MASTERCAM MONTRE LE CHEMIN<br />
En juin, les participants des disciplines Polymécanicien<br />
Tournage CNC et Fraisage CNC aux<br />
SwissSkills Championships ont participé à un<br />
cours sur Mastercam dans l’entreprise x-data.<br />
Aujourd’hui, la plus grande partie du travail d’un<br />
Polymécaniciens se fait sur un PC. Les constructeurs<br />
développent en général un produit avec leur<br />
propre logiciel. Ils transfèrent ensuite au Polymécanicien<br />
le dessin avec le design et les dimensions<br />
précises ainsi qu’un modèle 3D virtuel. Celui-ci<br />
reprend les données 3D qui sont parfois stockées<br />
dans des formats différents, mais sont souvent des<br />
bases de données STEP (STEP : Standard for the<br />
Exchange of Product Model Data). Il les reprend<br />
alors dans son système CAD/CAM – la plupart du<br />
temps Mastercam – et il y programme les parcours<br />
d’outils. Il s’agit de dégoter la meilleure stratégie<br />
pour usiner une pièce dans un temps record et avec<br />
une précision au centième de millimètre. Entre plus<br />
de 1’000 outils possibles, il faut choisir les plus<br />
adéquats. Lorsque le travail du CAM est terminé,<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 31<br />
les parcours d’outils programmés sont traduits<br />
dans un post-processeur. Les instructions CNC<br />
ainsi produites sont ensuite transmises à la<br />
machine-outil et le travail est réalisé.<br />
EN TIRER LE MEILLEUR PARTI<br />
Dans ce travail, il s’agit généralement d’adapter<br />
des variables de manière optimale aux facteurs<br />
qui ne peuvent pas être influencés, par exemple<br />
les machines, et de tirer le meilleur parti de la<br />
situation, sans que des facteurs perturbants surgissent,<br />
comme des vibrations ou des imprécisions.<br />
Mille chemins conduisent à Rome, mais<br />
finalement un seul est le plus direct et le plus<br />
praticable. Face aux variantes d’outils et de différentes<br />
approches, les candidats aux Championnats<br />
suisses ont l’embarras du choix. Faut-il, pour<br />
gagner du temps, engager un outil multifonction<br />
au lieu de deux outils spécialisés ou est-ce que la<br />
qualité en souffre ? Quand vaut-il la peine de faire<br />
une préfinition ? Ce sont toutes des questions qui<br />
peuvent décider de la victoire et avec lesquelles<br />
ces candidats du SwissSkills Championships sont<br />
confrontés.<br />
UN TRÈS HAUT NIVEAU DEMANDÉ<br />
Pendant la compétition, les candidats SwissSkills<br />
des disciplines Tournage CNC et Fraisage CNC<br />
disposent d’un temps donné pendant lequel ils<br />
peuvent établir leur programme CAM. Ensuite<br />
vient le temps de machine. Stephan Scheiwiller,<br />
technicien chez x-data, dirige la formation Mastercam<br />
pour les candidats de la discipline Fraisage<br />
à Turbenthal. « Pour la programmation, les<br />
candidats n’ont qu’environ deux heures. C’est très<br />
serré. On exige des participants aux SwissSkills<br />
un niveau très élevé. Ils doivent avoir un sacré<br />
potentiel », explique le spécialiste. Mais les candidats<br />
sont d’accord qu’ils ne disposent plus que<br />
de quelques heures d’entraînement. Même ceux<br />
qui utilisent Mastercam dans leur entreprise<br />
pensent que le temps est compté.<br />
L’objectif de cette formation Mastercam est que<br />
tous les candidats soient environ au même niveau.<br />
En complément, tous les participants<br />
peuvent aussi télécharger gratuitement l’édition<br />
d’entraînement à domicile du site web x-data<br />
pour se parfaire.<br />
Par contre, à la maison, toute la partie machine<br />
leur manque. Ceux qui ont le droit de s’entraîner<br />
au Mastercam dans leur entreprise reçoivent, à<br />
des conditions spéciales, de x-data un paquet<br />
SwissSkills qui contient une licence test de Mastercam<br />
et un post-processeur. Les deux peuvent<br />
être installés à côté des programmes présents<br />
sans problème.<br />
BON POUR LA CARRIÈRE<br />
Ramon Mattle, qui utilise déjà Mastercam dans<br />
son entreprise, dit : « La participation aux Championnats<br />
suisses est un grand avantage pour les<br />
places de travail futures, parce que l’on s’entraîne<br />
à mettre les gaz et on arrive à travailler plus rapidement.<br />
» Lors de cette formation, Romeo Rutishauser<br />
voit Mastercam pour la première fois.<br />
Pour lui, la participation aux SwissSkills Championships<br />
et les divers cours de préparation sont<br />
déjà un point culminant. Il est toutefois dommage<br />
qu’un cours ait dû être annulé en raison du coronavirus,<br />
dit-il. Ivo Müller est aussi un novice Mastercam.<br />
« La participation nous offre une chance<br />
d’acquérir des connaissances supplémentaires.<br />
Moi par exemple, je suis en train de finir mon<br />
apprentissage et je connais déjà deux systèmes<br />
CAM. Ce sont des conditions préalables excellentes<br />
pour le marché du travail », dit-il. De grands<br />
compliments du formateur Stephan Scheiwiller<br />
vont aux deux débutants. « Nous ne sommes<br />
qu’au troisième jour de travail avec Mastercam et<br />
ils sont déjà très bons. » Mais le formateur<br />
comme les participants sont d’accord qu’ils se<br />
trouvent devant un engagement de travail important.<br />
La devise est donc « s’entraîner, s’entraîner,<br />
s’entraîner ! » n<br />
x-data<br />
L’entreprise x-data a été fondée en 2007 avec<br />
l’objectif d’unir l’expertise substantielle à l’expérience<br />
de longues années de deux entreprises<br />
solides en un centre de compétences<br />
pour la fabrication assistée par ordinateur. Le<br />
contexte historique remonte aussi loin que<br />
1988, lorsque les premiers systèmes CAM<br />
sont apparus sur le marché suisse.<br />
Si, en 2007, l’équipe comptait quatre personnes,<br />
ce sont aujourd’hui 17 collaborateurs<br />
qui s’y activent, dont dix techniciens. Depuis<br />
octobre 2019, c’est Christian Lenz qui se<br />
charge de la direction.<br />
Depuis la fondation de l’entreprise en 2007<br />
déjà, x-data soutient les Championnats<br />
suisses des Polymécaniciens. À côté du Mastercam,<br />
x-data commercialise aussi des systèmes<br />
de gestion d’outils et de données qui<br />
complètent Mastercam et des outils spécifiques<br />
pour les entreprises qui gèrent les données<br />
CAM. Les techniciens de x-data programment<br />
aussi les post-processeurs qui sont<br />
spécifiques pour presque chaque machine<br />
CNC. De cette manière, la programmation<br />
Mastercam peut être mise en œuvre dans<br />
l’entreprise de manière efficiente de A à Z.<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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32 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
Das Wichtigste in Kürze<br />
Die SwissSkills Championships – das dezentralisierte<br />
Pendant zu den wegen Corona ins Jahr<br />
2022 verschobenen SwissSkills – finden für die<br />
Polymechaniker vom 30. September bis 3. Oktober<br />
<strong>2020</strong> im <strong>Swissmechanic</strong>-Kurszentrum Münchenbuchsee<br />
statt. Es treten in den Disziplinen<br />
CNC Drehen, CNC Fräsen und Automation je acht<br />
Finalisten gegeneinander an.<br />
Die regulären SwissSkills wären eine riesige Plattform<br />
für alle Berufe gewesen mit rund 120 000<br />
Besuchern, davon 60 000 Jugendliche in Schulklassen,<br />
und 1000 Teilnehmenden an 75 Schweizer<br />
Meisterschaften. Um Jugendlichen im Berufswahlprozess<br />
dieses Jahr trotz Corona die Möglichkeit<br />
zu bieten, verschiedene Berufe kennenzulernen,<br />
setzt das OK auf Digitalisierung. Es wurden<br />
neu zwei digitale Formate ins Leben gerufen.<br />
SwissSkills Connect ist ein elektronisches Ersatzformat<br />
für die SwissSkills. Berufs-Champions<br />
aus über 100 Berufen geben in einem Live-Chat<br />
Auskunft über ihren Beruf und darüber, was sie<br />
daran besonders fasziniert. Jugendliche, die im<br />
Berufswahlprozess stehen und Schulklassen können<br />
Fragen stellen. Für Schulklassen stehen begleitende<br />
Unterrichtsmaterialien zur Verfügung.<br />
Link: https://www.swiss-skills.ch/connect/<br />
Unter #MyTools stellen sich Berufsathleten in<br />
einem Steckbrief vor. Für die Polymechaniker hat<br />
sich Lukretia Schindler zur Verfügung gestellt. Sie<br />
wird in der Disziplin Automation antreten.<br />
Dieses Jahr konnten sich erfreulicherweise<br />
zwei Frauen fürs Finale qualifizieren: Lukretia<br />
Schindler (Automation) und Tamara Schöpfer<br />
(CNC Fräsen). n<br />
Die Finalisten<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Kurszentrum Münchenbuchsee – 30. September bis 3. Oktober <strong>2020</strong><br />
<strong>Swissmechanic</strong> centre de course Münchenbuchsee – 30 septembre au 3 octobre <strong>2020</strong><br />
BERUFSMEISTERSCHAFTEN / CHAMPIONNATS PROFESSIONNELS<br />
Finalisten Polymechaniker/innen, Disziplin CNC Fräsen/Finalistes Polymécaniciens/nes, discipline Fraisage CNC<br />
Andre Bollhalder<br />
Heinz Baumgartner AG, Tegerfelden<br />
Ivo Müller<br />
Bucher Hydraulics AG, Neuheim<br />
Marc Blohm<br />
Hamilton Bonaduz AG, Bonaduz<br />
Nicola Häfliger<br />
TRISA AG, Triengen<br />
Nicolas Elmiger<br />
RUAG AG, Emmen<br />
Ramon Mattle<br />
SFS intec AG, Heerbrugg<br />
Tamara Schöpfer<br />
B. Braun Medical AG, Escholzmatt<br />
Romeo Rutishauser<br />
FPT Motorenforschung, Arbon<br />
GESUCHT Geschäftsführer/in oder Käuferin für:<br />
Zerspanungsbetrieb, KMU Ostschweiz<br />
Tätig im Bereich CNC Fertigung (Fräsen und Bohren von Maschinenbauteile)<br />
Das Angebot umfasst langjährigen Kundenstamm, angepassten Maschinenpark,<br />
Betriebsmittel sowie Fachkräfte für die Auftragsprojekte.<br />
Bei Interesse melden Sie sich bitte unter der Chiffre 23626 an Stämpfli AG, Fachmedien, Wölflistrasse 1, Postfach, 3001 Bern<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 33<br />
BERUFSMEISTERSCHAFTEN / CHAMPIONNATS PROFESSIONNELS<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Kurszentrum Münchenbuchsee – 30. September bis 3. Oktober <strong>2020</strong><br />
<strong>Swissmechanic</strong> centre de course Münchenbuchsee – 30 septembre au 3 octobre <strong>2020</strong><br />
Finalisten Polymechaniker/innen, Disziplin Automation/Finalistes Polymécaniciens/nes, discipline Automation<br />
Daniel Bucher<br />
Hunkeler AG, Wikon<br />
Florian Schmutz<br />
Bobst Mex SA, Mex<br />
Gil Beutler<br />
Fritz Studer AG, Steffisburg<br />
Lukas Bircher<br />
Fritz Studer AG, Steffisburg<br />
Lukretia Schindler<br />
Mägerle AG, Fehraltorf<br />
Mauro Schwegler<br />
RUAG AG, Emmen<br />
Melvin Bernd Jacques Arpin<br />
Rolex SA, Les Acacias<br />
BERUFSMEISTERSCHAFTEN / CHAMPIONNATS PROFESSIONNELS<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Kurszentrum Münchenbuchsee – 30. September bis 3. Oktober <strong>2020</strong><br />
<strong>Swissmechanic</strong> centre de course Münchenbuchsee – 30 septembre au 3 octobre <strong>2020</strong><br />
Sven Pfister<br />
Mechatronik Schule Winterthur<br />
Finalisten Polymechaniker/innen, Disziplin CNC Drehen/Finalistes Polymécaniciens/nes, discipline Tournage CNC<br />
Andrin Mühle<br />
Mechatronik Schule Winterthur<br />
Elias von Atzigen<br />
RUAG AG, Alpnach Dorf<br />
Fabian Giger<br />
Bühler AG, Uzwil<br />
Fabian Leuenberger<br />
Duap AG, Herzogenbuchsee<br />
Iven Hebeisen<br />
RUAG AG, Thun<br />
Marco Fankhauser<br />
Bruno Lehmann AG, Trub<br />
Simon Vogel<br />
Dätwyler Schweiz AG, Schattdorf<br />
Tommy Michael Christen<br />
Wandfluh AG, Frutigen<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
34 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
BERUFSMEISTERSCHAFTEN / CHAMPIONNATS PROFESSIONNELS / CAMPIONATI SVIZZERI DELLE PROFESSIONI<br />
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JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 35<br />
Selbstverständlich, dass auch<br />
Frauen in MEM-Berufen arbeiten<br />
Sonja Schneider war vor 30 Jahren eine der ersten weiblichen Werkzeugmacher-Lernenden<br />
und ist heute Ausbildungsverantwortliche bei der Fostag Formenbau AG in Stein am Rhein.<br />
Das <strong>Journal</strong> sprach mit ihr über Mädchen in MEM-Berufslehren.<br />
Interview: Monica Hotz<br />
Sonja Schneider, Sie haben vor rund 30 Jahren<br />
die Ausbildung zur Werkzeugmacherin<br />
gemacht, waren also als Frau in einem<br />
MEM-Beruf sozusagen Pionierin. Was haben<br />
Sie damals für Erfahrungen gemacht?<br />
Sonja Schneider: Mir war bei meiner Berufswahl<br />
immer klar, dass ich keinen Büro-, Verkaufs- oder<br />
Pflegeberuf erlernen möchte. Damals bin ich eher<br />
zufällig auf den Beruf Werkzeugmacherin gestossen.<br />
Durch ein Zeitungsinserat wurde ich auf die<br />
Lehrstelle in der Fostag Formenbau AG aufmerksam.<br />
Ich musste mich zuerst über den Beruf erkundigen<br />
und konnte dann eine Schnupperlehre<br />
absolvieren. Mir hat das Arbeiten an Maschinen<br />
und von Hand mit Metall gefallen. Ich habe mich<br />
von Anfang an in der Firma wohl gefühlt und<br />
hatte nie das Gefühl, nicht akzeptiert zu sein. Klar<br />
gab es auch ältere Mitarbeiter, die am Anfang<br />
skeptisch waren, diese konnte ich aber mit meinen<br />
Leistungen überzeugen.<br />
Bewusst wurde mir meine damals ungewöhnliche<br />
Berufswahl erst mit der Zeit. Zum Beispiel fing<br />
meine Berufslehre mit einem siebenwöchigen<br />
Einführungskurs an. Meine Garderobe war die<br />
Besenkammer unter der Treppe in der Berufsschule<br />
Schaffhausen. Eine Garderobe für Mädchen<br />
gab es damals noch nicht. Meine Berufslehre<br />
verlief sonst aber ohne Zwischenfälle.<br />
Im November 2001 wechselte ich nach Neuhausen<br />
am Rheinfall ins Ausbildungszentrum BZ<br />
(heute Wibilea AG) als Ausbildnerin für Polymechaniker.<br />
Ich betreute die Lernenden im 2. Lehrjahr<br />
mit zwei Arbeitskollegen. Am Anfang<br />
brauchte es einen Moment, bis sich die Lernenden<br />
an eine weibliche Ausbildnerin gewöhnt hatten,<br />
aber für die nachfolgenden «neuen» Lernenden<br />
war es dann normal und problemlos. Pro Lehrjahr<br />
hatten wir so im Schnitt 16 Lernende. Es gab immer<br />
wieder einzelne Mädchen, die den Beruf<br />
Polymechaniker in Angriff nahmen und später<br />
auch erfolgreich abschlossen. Aber leider nicht<br />
in jedem Lehrjahr.<br />
Im November 2017 wechselte ich dann zurück<br />
nach Stein am Rhein und konnte die Lehrlingsabteilung<br />
übernehmen.<br />
Welche Erfahrungen machen Sie heute als<br />
Ausbildungsverantwortliche? Was hat sich<br />
seit Ihrer Lehre für Frauen in MEM-Berufen<br />
verändert?<br />
Ich mache grundsätzlich positive Erfahrungen. Es<br />
ist heute selbstverständlich, dass auch Frauen in<br />
MEM-Berufen arbeiten. Ich hatte und habe heute<br />
auch Arbeitskolleginnen.<br />
Der aufmerksame Leser hat bemerkt, dass ich<br />
sehr firmentreu bin. Deshalb beschränken sich<br />
meine persönlichen Erfahrungen auf zwei Firmen.<br />
Weshalb ist Ihrer Meinung nach der Frauenanteil<br />
in MEM-Berufen heute noch so<br />
klein?<br />
Das ist eine schwierige Frage.<br />
Vielleicht ist es der Arbeitsort Werkstatt. Hier<br />
trägt man Arbeitskleider, Arbeitsschuhe und<br />
Schutzbrille. Man bekommt auch mal dreckige,<br />
ölige Hände.<br />
Viele Mädchen wählen einen klassischen Mädchenberuf,<br />
weil dieser halt einfach eher ihren<br />
Interessen oder der Erziehung entspricht.<br />
Was kann man gegen den geringen Frauenanteil<br />
machen?<br />
Sonja Schneider, Ausbildungsverantwortliche bei der<br />
Fostag Formenbau AG<br />
Es gibt Technikschnuppertage für Mädchen oder<br />
zum Beispiel in Neuhausen am Rheinfall das «go<br />
tec!»-Labor, in dem Schulklassen verschiedenster<br />
Altersklassen Technik erleben und ausprobieren<br />
können. Hier das technische Interesse zu<br />
wecken (egal für welches Geschlecht), finde ich<br />
sehr wertvoll und wichtig.<br />
Bezüglich Eltern sollte man aktiver werden, damit<br />
beim Schnuppern auch ein technischer Beruf in<br />
Betracht gezogen wird, einfach mal etwas anderes<br />
kennengelernt wird.<br />
Mit Tüftlerinnenworkshops extra für Mädchen,<br />
beispielsweise im «go tec!»-Labor,<br />
versucht die MEM-Branche seit fünf Jahren,<br />
das Interesse der Mädchen zu wecken. Sind<br />
schon Auswirkungen bemerkbar?<br />
Bisher merke ich davon wenig. Es ist immer noch<br />
eher selten, dass sich ein Mädchen bei mir um<br />
eine Schnupperlehre oder eine Lehrstelle bewirbt.<br />
Gibt es besondere Eigenschaften, die im<br />
technischen Bereich Mädchen gegenüber<br />
Jungs auszeichnen?<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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36 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
Grundsätzlich, denke ich, gibt es keine speziellen,<br />
besonderen Fähigkeiten. Manche Mädchen sind<br />
oft schon reifer und verantwortungsbewusster<br />
und können so konzentrierter arbeiten.<br />
Wenn eine junge Frau einen technischen Beruf<br />
wählt, hat sie das gut überlegt und will es wirklich.<br />
Dadurch ist automatisch eine höhere Motivation<br />
und Einsatzbereitschaft vorhanden.<br />
Aus welchen Gründen würden Sie den Beruf<br />
Polymechanikerin einem Mädchen<br />
empfehlen?<br />
Die Ausbildung zur Polymechanikerin ist sehr<br />
vielseitig. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen<br />
und spannende Tätigkeiten wie das<br />
Einrichten und Programmieren von CNC-Maschinen.<br />
Die Lernenden lernen verschiedene Programmiersysteme<br />
kennen, Zeichnungen lesen<br />
und verstehen. Sie entwickeln ein Gefühl für die<br />
Präzision, das Messen und Prüfen. Wer möchte,<br />
kann sein Geschick beim Montieren von Baugruppen<br />
beweisen. Spannend ist auch die Funktionskontrolle.<br />
Ich könnte noch vieles aufzählen, was<br />
mir am Beruf immer noch Spass macht. Auch mal<br />
ölige, dreckige Hände zu bekommen, war nie ein<br />
Problem für mich.<br />
Es gibt später verschiedenste Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
und viele Wege stehen offen.<br />
Wie finden Sie es, dass zwei angehende Polymechanikerinnen<br />
am Finale der SwissSkills<br />
Championships teilnehmen?<br />
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JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
37 JOURNAL BILDUNG/WEITERBILDUNG<br />
| |<br />
WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 37<br />
Beatrice Stringer ist Leiterin HR bei der Diener AG.<br />
Mitarbeitergespräche erneuert<br />
Die Firma Diener AG ist <strong>Swissmechanic</strong>-Mitglied. Um Führungsstrukturen und Qualifikationssystem<br />
zu modernisieren, ging die Diener AG auf <strong>Swissmechanic</strong> zu. Gemeinsam<br />
wurde eine speziell auf die Bedürfnisse der Diener AG zugeschnittene Seminarfolge entwickelt<br />
und erfolgreich umgesetzt.<br />
Interview: Monica Hotz<br />
Beatrice Stringer ist Leiterin HR bei der Diener AG.<br />
Das <strong>Journal</strong> sprach mit ihr über das entwickelte<br />
Seminarangebot und die Umsetzung der erarbeiteten<br />
Erkenntnisse.<br />
Beatrice Stringer, weshalb genau kamen Sie<br />
mit Ihrem besonderen Seminarwunsch auf<br />
<strong>Swissmechanic</strong> zu?<br />
Beatrice Stringer: Als neue HR-Leiterin habe ich<br />
diverse Aufträge von unserem Management erhalten.<br />
Eine hohe Priorität bei Diener AG war, das<br />
Mitarbeitergespräch zu prüfen und zu erneuern.<br />
Unser Lohnsystem war bis dahin an eine Mitarbeiterqualifikation<br />
gekoppelt, welche je nach<br />
Bewertungsresultat eine direkte Lohnveränderung<br />
bewirken konnte.<br />
Nach einer Analysephase mit verschiedenen internen<br />
Workshops suchte unser Management<br />
eine externe Person für die Umsetzung der neuen<br />
Mitarbeiterbeurteilung. Wir haben uns für <strong>Swissmechanic</strong><br />
entschieden, weil der Dachverband<br />
unsere branchenspezifischen Herausforderungen<br />
kennt und uns daher mit einer sehr praxisbezogenen<br />
Lösung unterstützen konnte.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie bei der Entwicklung<br />
der Führungsseminare und der<br />
Umsetzung der erarbeiteten Erkenntnisse<br />
gemacht?<br />
Aus der HR-Perspektive war die Entwicklung des<br />
Führungsseminars zuerst eine Gratwanderung.<br />
Es brauchte Überzeugungsarbeit, bis alle Schlüsselpersonen<br />
einverstanden waren mit der Vorgehensweise<br />
und Einführung.<br />
Als wir die drei Seminare zu Führung und Mitarbeitergesprächen<br />
durchgeführt hatten, wurde<br />
aus dem ursprünglichen Bedürfnis einer<br />
Erneuerung der Standortbeurteilung schliesslich<br />
Realität. Die Erkenntnis, dass wir in der<br />
Praxis kontinuierlich an der Kommunikation<br />
arbeiten müssen, fördern wir in unserem Betrieb<br />
fortlaufend. Als Beispiel wurde die durchgeführte<br />
Mitarbeiterinformation erweitert mit<br />
mitarbeiterrelevanten Informationen, und neu<br />
laden wir quartalsweise zum Geburtstagsessen<br />
unter Anwesenheit unserer Geschäftsleitung<br />
ein. Wir möchten damit den vielfältigen und<br />
wertvollen Austausch zwischen Führung und<br />
Mitarbeitern auf verschiedenen Ebenen lebendig<br />
halten.<br />
Welche Höhepunkte haben Sie erlebt?<br />
Wir haben bei der Durchführung des Seminars<br />
zwei Höhepunkte erlebt.<br />
Erstens, zum Zeitpunkt des Seminars erlebten wir<br />
zufälligerweise einen Führungswechsel der<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
38 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
COOs. Unser neuer COO, Maurizio Zaugg, unterstützte<br />
den Prozess und konnte seine Führungsgrundsätze<br />
miteinbringen. Gleichzeitig konnte er<br />
sich gleich vom Führungsklima der Firma ein Bild<br />
machen. Dass die Führungskräfte sich in einem<br />
ungezwungenen Rahmen mit dem neuen COO<br />
austauschen konnten, war ein sehr bereichernder<br />
Aspekt des Seminars.<br />
Zweitens haben unsere Führungskräfte ohne<br />
Ausnahme an allen Seminaren teilgenommen<br />
und einen wertvollen Beitrag geleistet. Beim<br />
Transfer in die Praxis waren alle aktiv beteiligt<br />
an der Umsetzung des neuen Standortgesprächsprozesses.<br />
Die revidierten Jahresgespräche<br />
wurden bei uns im Januar <strong>2020</strong> durchgeführt.<br />
Inzwischen bereiten wir uns auf die nächste<br />
Gesprächsrunde vor.<br />
Was haben Sie als Quintessenz aus der Seminarfolge<br />
mitgenommen?<br />
Zusammenfassend war das Seminar für die interne<br />
Kommunikation von hoher Qualität und für<br />
uns von Wichtigkeit, um unsere angestrebte Veränderung<br />
des Mitarbeiterstandortgespräches<br />
umzusetzen. Wir konnten uns auf die professionelle<br />
Betreuung von Martin Werner, Leiter Weiterbildung<br />
bei <strong>Swissmechanic</strong>, verlassen. Mit der<br />
sehr erfahrenen Seminarleiterin, Barbara Brezovar,<br />
haben wir optimale Akzeptanz im Team erreichen<br />
können. Rückblickend war die Wahl mit<br />
einem Seminaranbieter aus der Branche die beste<br />
Entscheidung.<br />
Wie konnten Sie das Gelernte in Ihrer Firma<br />
umsetzen?<br />
Insgesamt führten wir drei Workshops durch. Der<br />
erste Workshop fand im November 2019 statt. Es<br />
war ein umfangreiches Führungsseminar, welches<br />
die verschiedenen Aspekte der Führung und<br />
ihrer Wirkung aufzeigte. Dies gab den jeweiligen<br />
Teilnehmern die Gelegenheit, ihren Führungsstil<br />
zu analysieren. Den Praxistransfer haben wir mit<br />
spezifischen Aufgaben bis zum nächsten Workshop<br />
sichergestellt.<br />
Kurz vor Weihnachten stellten wir in einem zweiten<br />
Workshop das neue Standortgespräch vor. Zu<br />
diesem Zeitpunkt waren normalerweise die Abteilungsleiter<br />
sehr beschäftigt mit den Qualifikationsgesprächen.<br />
Diese wurden aber auf den Januar<br />
<strong>2020</strong> verlegt. Durch Gespräche und Rollenspiele<br />
wurden die Mitarbeitergespräche<br />
vorbereitet.<br />
Ende Februar <strong>2020</strong> wurden im dritten Workshop<br />
die Erfahrungen und Herausforderungen mit der<br />
Seminarleiterin besprochen. Die Feedbacks aus<br />
der Praxis zeigten uns klar auf, wie unsere Führungskräfte<br />
mit der neuen Kommunikationsart<br />
ihre Mitarbeiter abholten. Eine grosse Veränderung<br />
zum alten System war der umfangreiche<br />
Zeitaufwand für das jeweilige Mitarbeiterstandortgespräch.<br />
Die Gelegenheit, mit dem Mitarbeiter<br />
ungestört vom Arbeitsalltag zu sprechen, auf<br />
ihn einzugehen und gemeinsam Ziele zu vereinbaren,<br />
wurde von der Führung und den Mitarbeitern<br />
seriös vorbereitet und durchgeführt.<br />
Sind schon Auswirkungen feststellbar?<br />
Unsere Führung ist sensibilisiert worden, wie z.B.<br />
ihre Anweisungen beim Mitarbeiter ankommen<br />
und wie sie Feedback vom Mitarbeiter annehmen<br />
können. Im Mitarbeiterstandortgespräch haben<br />
wir es den Vorgesetzten freigestellt, ob sie eine<br />
Rückmeldung über die Zusammenarbeit mit ihnen<br />
von ihren Mitarbeitern erfragen möchten.<br />
Dieses Vorgehen wurde von beiden Seiten positiv<br />
aufgenommen.<br />
Wurden Ihre Erwartungen an die Seminarfolge<br />
erfüllt?<br />
Ja, sehr. Wir haben mit dem Seminar die gesetzten<br />
Schwerpunkte erreicht und arbeiten intern<br />
weiterhin daran. n<br />
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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 39<br />
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JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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40 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
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JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 41<br />
Workshop Cybersicherheit und Datenschutz<br />
Cybersicherheit und Datenschutz sind mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung zu zentralen Themen der Gesellschaft<br />
geworden. Im Workshop werden Sie in das Thema Cybersicherheit und in die datenschutzrechtlichen Anforderungen<br />
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der Schweiz eingeführt.<br />
Ziele:<br />
Der Kurs ermöglicht Ihnen, die Schutzwürdigkeit personenbezogener Daten zu beurteilen und die Notwendigkeit<br />
weiterführender Massnahmen im Bereich Cybersicherheit selbst abzuschätzen.<br />
Zielgruppe: Geschäftsführer, Produktionsleiter<br />
Daten, Orte<br />
Kurs. Nr.<br />
10. Sept. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Bern/Bienne CSGA100920<br />
Bielstrasse 31, 3<strong>05</strong>3 Münchenbuchsee<br />
Emotionen und Algorithmen<br />
Das Verkaufsseminar analysiert das Tagesgeschäft der Mitarbeiter, welche keinen Freiraum zum Überdenken der eigenen<br />
Verkaufsskills haben. Der Tag fokussiert die wichtigsten Punkte und bringt die Teilnehmer dazu, ihr eigenes Verhalten zu<br />
überdenken und zu optimieren.<br />
Ziele:<br />
Gezielte Aufarbeitung der wichtigsten Eckpunkte im allgemeinen Verkauf. Wissen aufbauen für den<br />
Verkaufsprozess. Psychologie und Kommunikation im Verkauf und im Betrieb bildet die Basis.<br />
Zielgruppe: Verkaufs- und Führungspersonen<br />
Daten, Orte<br />
Kurs. Nr.<br />
17. Sept. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Zentralschweiz VSGA170920<br />
Baselstrasse 61, 6003 Luzern<br />
SMED – Rüstzeitreduzierung leicht gemacht!<br />
SMED: Single Minute Exchange of Die – Umrüsten in weniger als 10 Minuten! Was steckt hinter der japanischen Methode?<br />
Ziele:<br />
Der praxisnahe Workshop sensibilisiert zum Thema kurze Rüstzeiten und vermittelt das Grundwissen zur<br />
Methode SMED. Vertieft werden die Inhalte durch Beispiele und Anwendungsfelder.<br />
Zielgruppe: Fach- und Führungskräfte<br />
Daten, Orte<br />
Kurs. Nr.<br />
12. Nov. <strong>2020</strong> 13.30–17.15 Uhr AZ <strong>Swissmechanic</strong> LMT121120<br />
Altwinkelnstrasse 29, 9015 St.Gallen<br />
Lean Logistics in der Produktion!<br />
Schaffen Sie die Basis für kontinuierliche Verbesserung und Effizienzsteigerung in der Produktion.<br />
Ziele:<br />
In diesem Seminar lernen Sie die wesentlichen Methoden zur Supply-Chain-Optimierung in der Produktion<br />
kennen. Neben den Grundlagen von Lean Logistics lernen Sie auch die erforderlichen Methoden und Soft Skills<br />
zur Durchführung von Verbesserungsprojekten kennen.<br />
Zielgruppe: Verbesserungsexperten, Produktionsmanager, Supply-Chain-Manager, Prozessverantwortliche<br />
Daten, Orte<br />
Kurs. Nr.<br />
16. Sept. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Zürich KNGA160920<br />
Breitistrasse 11, 8307 Illnau-Effretikon<br />
30. Sept. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr AZ <strong>Swissmechanic</strong> KNGA300920<br />
Altwinkelnstrasse 29, 9015 St.Gallen<br />
15. Okt. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Bern / Bienne KNGA151020<br />
Bielstrasse 31, 3<strong>05</strong>3 Münchenbuchsee<br />
29. Okt. <strong>2020</strong> 9.00–17.00 Uhr SM Thurgau KNGA291020<br />
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Anmeldung und weitere Informationen zu den einzelnen Seminaren auf unserer Website unter<br />
www.swissmechanic.ch/erwachsenenbildung/Kurse&Seminare oder per E-Mail über info@swissmechanic.ch<br />
JOURNAL N o 5 September <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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42 JOURNAL TECHNIK<br />
Röntgenaufnahme eines Laserstrahls, der ein Aluminiumplättchen aufschmilzt, aufgenommen am Europäischen Synchrotron ESRF in Grenoble.<br />
Der gesamte Prozess läuft in 14 Millisekunden ab. Bild: Empa<br />
Laserschweissen dank KI<br />
in Echtzeit überwachen<br />
Mit einem Röntgenversuch an der «European Synchrotron Radiation Facility» (ESRF) im<br />
französischen Grenoble wiesen Empa-Forscher nach, wie gut ihre akustische Echtzeitüberwachung<br />
von Laserschweissprozessen funktioniert: Mit fast 90-prozentiger Sicherheit erkannten<br />
sie die Bildung von unerwünschten Poren, die die Qualität von Schweissnähten<br />
beeinträchtigen. Der Nachweis dauert dank einer speziellen Auswertungsmethode, die auf<br />
künstlicher Intelligenz (KI) basiert, gerade einmal 70 Millisekunden.<br />
Von Rainer Klose , Empa<br />
Laserschweissen ist ein Verfahren, das sich zum<br />
Fügen von Metallen und Kunststoffen eignet. Es hat<br />
sich besonders in der automatisierten Fertigung,<br />
etwa in der Automobilindustrie, durchgesetzt, denn<br />
ein Laser arbeitet praktisch verschleissfrei, besonders<br />
schnell und äusserst präzise. Doch bislang liess<br />
sich die Qualität einer Schweissnaht erst im Nachhinein<br />
dokumentieren, entweder mittels Röntgenaufnahmen,<br />
mittels magnetischer Analysemethoden<br />
oder durch das Zersägen einzelner Probestücke<br />
aus der Produktion. Eine Echtzeitüberwachung der<br />
Schweissqualität wäre ein deutlicher Vorteil.<br />
STABIL ODER INSTABIL, DAS IST DIE FRAGE<br />
Während beim sogenannten Wärmeleitschweissen<br />
nur die Oberfläche des Materials aufgeschmolzen<br />
wird, dringt beim Tiefschweissen der<br />
Laserstrahl rasch und tief ins Material ein und<br />
erzeugt ein dünnes Bohrloch voller Metalldampf,<br />
das man als Dampfkapillare oder Keyhole bezeichnet.<br />
Wird das Keyhole zu tief, sinkt der<br />
Dampfdruck des Metalldampfs, zugleich steigt<br />
die Oberflächenspannung der Metallschmelze.<br />
Das Keyhole wird instabil und kann schliesslich in<br />
sich zusammenfallen und eine Pore in der<br />
Schweissnaht hinterlassen – ein unerwünschter<br />
Materialfehler. Um qualitativ hochwertige – fehlerfreie<br />
– Laserschweissnähte zu erzeugen, ist es<br />
daher zentral, den Moment zu erkennen, wenn<br />
Keyholes instabil werden – oder noch besser: kurz<br />
zuvor. Das war bisher kaum möglich, da man lediglich<br />
mit optischen Methoden von oben ins<br />
Keyhole hineinschauen konnte.<br />
Einem Team von Empa-Forschern um Kilian Wasmer<br />
ist es nun gelungen, den Moment der Instabilität<br />
beim Laser-Tiefschweissen exakt zu<br />
erkennen. Sie verwenden dazu einerseits einen<br />
günstigen akustischen Sensor und messen anderseits<br />
die Reflexion des Laserstrahls auf der Metalloberfläche.<br />
Die kombinierten Daten werden<br />
mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) innerhalb von<br />
70 Millisekunden analysiert. So lässt sich die Qualität<br />
des Laserschweissprozesses in Echtzeit überwachen.<br />
BEWEIS AM RÖNTGEN-SYNCHROTRON<br />
Wie exakt ihre Überwachungsmethode in der<br />
Praxis ist, bewiesen die Empa-Forscher jüngst<br />
an der «European Synchrotron Radiation Facility»<br />
(ESRF) in Grenoble. Sie schmolzen mit einem<br />
Laser ein Keyhole in ein Plättchen aus Aluminium,<br />
das zu gleicher Zeit von harter Röntgenstrahlung<br />
durchleuchtet wurde. Der Prozess, der<br />
weniger als eine hundertstel Sekunde dauert,<br />
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TECHNIK JOURNAL 43<br />
wurde mit einer Hochgeschwindigkeitskamera<br />
aufgezeichnet.<br />
Das Ergebnis: Die einzelnen Phasen des Schweissprozesses<br />
wurden mit mehr als 90 Prozent Sicherheit<br />
korrekt erkannt – ultraschnell. Trifft der Laserstrahl<br />
auf das Metall, setzt zunächst die Phase<br />
des Wärmeleitungsschweissens ein – nur die<br />
Oberfläche schmilzt auf. Dann entsteht ein stabiles<br />
Keyhole, das bei längerer Einstrahldauer indes<br />
zu «wackeln» beginnt und instabil wird. Bisweilen<br />
emittiert das Keyhole flüssiges Metall, ähnlich<br />
wie bei einem Vulkanausbruch. Wenn es unkontrolliert<br />
in sich zusammenfällt, entsteht eine Pore.<br />
All diese Phasen macht die neue Empa-Technologie<br />
in Echtzeit sichtbar.<br />
Ausserdem gelang es den Forschern sogar, absichtlich<br />
Poren in der Schweissnaht zu erzeugen<br />
und sie mit einem zweiten Laserpuls wieder zu<br />
schliessen. Das Entstehen einer Pore konnte mit<br />
87 Prozent Sicherheit erkannt werden, das erfolgreiche<br />
Entfernen mit immerhin noch 73 Prozent.<br />
Diese Art der Fehlerkorrektur ist für das Laserschweissen<br />
äusserst interessant. Denn bislang<br />
konnte man Poren in einer Schweissnaht erst im<br />
fertig geschweissten Werkstück erkennen. Mit<br />
Hilfe der Empa-Technologie ist der Ort einer Pore<br />
bereits während des Prozesses bekannt; eine<br />
Nachbearbeitung mit dem Laser kann sofort in<br />
Gang gesetzt werden – und dadurch die Qualität<br />
des Schweissprozesses markant steigern.<br />
bestehende industrielle Anlagen integriert werden<br />
könnten», sagt Kilian Wasmer, der das Projekt<br />
koordinierte. Sein Kollege Sergey Shevchik,<br />
der die KI für die Signalauswertung entwickelte,<br />
freut sich über die hohe Rechengeschwindigkeit<br />
bei überschaubaren Hardware-Kosten. «Wir nutzen<br />
Grafik-Prozessoren, die parallel mehrere Aufgaben<br />
zugleich berechnen können. Solche Prozessoren<br />
stecken auch in modernen Game-Konsolen<br />
und sind günstig zu haben. Der rasante<br />
technische Fortschritt bei Playstation und Co. hat<br />
unserer Arbeit also sehr geholfen.» n<br />
QUALITÄTSKONTROLLE<br />
Der an der Empa entwickelte Überwachungsprozess<br />
eignet sich indes nicht nur fürs Laserschweissen,<br />
sondern auch für die Qualitätskontrolle bei<br />
3D-gedruckten Metallteilen. Beim Pulverbettverfahren<br />
– eine der gebräuchlichsten Methoden<br />
beim 3D-Metalldruck – fährt ein Laserstrahl<br />
durch eine Schicht aus Metallkörnern und verschweisst<br />
diese. Falls Poren entstehen, könnte<br />
der Laser ein zweites Mal zur defekten Stelle gelenkt<br />
werden, um die Poren nachträglich zu entfernen.<br />
Dies gelingt jedoch nur mit Hilfe von Echtzeitüberwachung,<br />
denn entstandene Poren müssen<br />
umgehend eliminiert werden, bevor sie von<br />
weiteren Schichten Metall überdeckt werden.<br />
«Ein Vorteil unserer Überwachungsmethode ist,<br />
dass die verwendeten akustischen und optischen<br />
Sensoren günstig und robust sind und einfach in<br />
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44 JOURNAL TECHNIK<br />
Eisenspäne haften auf diesem Mini-Schachbrett mit vier Millimetern Kantenlänge.<br />
Die teils magnetische Struktur wurde aus einer einzigen Sorte Stahlpulver bei verschiedenen Temperaturen produziert. Bild: Empa<br />
Magnete aus dem 3D-Drucker<br />
Bei der Metallverarbeitung im 3D-Laserdrucker werden innerhalb von Millisekunden Temperaturen<br />
von mehr als 2500 Grad Celsius erreicht, bei denen manche Bestandteile aus den<br />
Legierungen verdampfen. Empa-Forscher erkannten in diesem Problem eine Chance – und<br />
nutzen nun den Effekt, um während des Druckprozesses neue Legierungen mit unterschiedlichen<br />
Eigenschaften zu erzeugen und diese mikrometergenau in 3D-gedruckte metallische<br />
Werkstücke einzubetten.<br />
Von Rainer Klose, Empa<br />
Die Innovation ist mit blossem Auge kaum richtig<br />
einzuschätzen: ein kleines metallisches<br />
Schachbrett mit vier Millimetern Kantenlänge.<br />
Auf den ersten Blick glänzt es wie polierter<br />
Stahl; auf den zweiten Blick sind minime Farbunterschiede<br />
erkennbar: 16 Flächen hat das<br />
winzige Schachbrett, acht erscheinen etwas<br />
dunkler, acht heller. Die unscheinbare Materialprobe<br />
beweist: 3D-Druck mit Hilfe von Laserstrahlen<br />
und Metallpulver eignet sich nicht nur<br />
dazu, neue geometrische Formen zu erschaffen,<br />
sondern es lassen sich so auch neue Materialien<br />
mit völlig neuen Funktionalitäten herstellen.<br />
Das kleine Schachbrett ist ein besonders<br />
augenscheinliches Beispiel: Acht Flächen<br />
sind magnetisch, acht unmagnetisch – dabei ist<br />
das gesamte Werkstück aus einer einzigen Sorte<br />
Metallpulver 3D-gedruckt worden. Nur Stärke<br />
und Dauer des eingestrahlten Laserlichts<br />
wurden variiert.<br />
Als Ausgangsbasis nutzte ein Empa-Team um<br />
Ariyan Arabi-Hashemi und Christian Leinenbach<br />
eine besondere Sorte Edelstahl, die vor<br />
rund 20 Jahren u.a. von der Firma Hempel Special<br />
Metals in Dübendorf entwickelt wurde. Der<br />
sogenannte P2000-Stahl enthält kein Nickel,<br />
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TECHNIK JOURNAL 45<br />
sondern rund ein Prozent Stickstoff. P2000-<br />
Stahl verursacht keine Allergien und ist für<br />
medizinische Zwecke gut geeignet. Er ist besonders<br />
hart, was die herkömmliche Bearbeitung<br />
mittels Fräsen erschwert. Leider scheint<br />
er auch als Basismaterial für den 3D-Laserdruck<br />
auf den ersten Blick ungeeignet zu sein: In der<br />
Schmelzzone des Laserstrahls wird es schnell<br />
sehr heiss. Deshalb verdampft normalerweise<br />
ein grosser Teil des enthaltenen Stickstoffs, und<br />
der P2000-Stahl verändert seine Eigenschaften.<br />
AUS PROBLEM WIRD VORTEIL<br />
Arabi-Hashemi und Leinenbach gelang es, diesen<br />
Nachteil in einen Vorteil zu verwandeln. Sie<br />
modifizierten die Scangeschwindigkeit des Lasers<br />
und die Intensität des Laserlichts, das im<br />
Metall-Pulverbett die einzelnen Partikel aufschmilzt,<br />
und variierten somit gezielt die Grösse<br />
und Lebensdauer des flüssigen Schmelzpools.<br />
Dieser war im kleinsten Fall 200 Mikrometer<br />
im Durchmesser und 50 Mikrometer tief,<br />
im grössten Fall 350 Mikrometer breit und 200<br />
Mikrometer tief. Der grosse Schmelzpool lässt<br />
viel Stickstoff aus der Legierung verdampfen;<br />
der erstarrende Stahl kristallisiert mit einem<br />
hohen Anteil an magnetisierbarem Ferrit. Beim<br />
kleinsten Schmelzpool erstarrt die Schmelze<br />
deutlich schneller. Der Stickstoff verbleibt in der<br />
Legierung; der Stahl kristallisiert dann vor allem<br />
in Form von nichtmagnetischem Austenit.<br />
Im Rahmen des Experiments mussten die Forscher<br />
den Stickstoffgehalt in winzigen, millimetergrossen<br />
Metallproben sehr präzise bestimmen<br />
und die lokale Magnetisierung auf wenige<br />
Mikrometer genau messen, ebenso das Volumenverhältnis<br />
von austenitischem und ferritischem<br />
Stahl. Hierfür kamen eine Reihe hochentwickelter<br />
Analysemethoden zum Einsatz,<br />
die an der Empa zur Verfügung stehen.<br />
einer Legierung verdampfen – z. B. Mangan,<br />
Aluminium, Zink, Kohlenstoff und mehr – und<br />
so die chemische Zusammensetzung lokal verändern.»<br />
Die Methode ist dabei nicht auf Edelstähle<br />
beschränkt, sondern kann auch für viele<br />
andere Legierungen nützlich sein. Leinenbach<br />
denkt zum Beispiel an Nickel-Titan-Legierungen,<br />
die als Formgedächtnislegierungen («shape<br />
memory alloys») bekannt sind. Bei welcher<br />
Temperatur sich die Legierung an ihre vorgegebene<br />
Form «erinnert», hängt von gerade einmal<br />
0.1 Prozent mehr oder weniger Nickel in der<br />
Mischung ab. Mit Hilfe eines 3D-Laserdruckers<br />
liessen sich Bauteile schaffen, die örtlich gestaffelt<br />
auf unterschiedliche Temperaturen reagieren.<br />
FÜR ELEKTRO MOTOREN VON MORGEN<br />
Die Möglichkeit, Legierungen mikrometergenau<br />
in einem Bauteil zu erzeugen, könnte auch<br />
beim Bau neuer, effizienterer Elektromotoren<br />
hilfreich sein. Erstmals bietet sich so die Möglichkeit,<br />
Stator und Rotor des E-Motors aus<br />
magnetisch feinstrukturierten Materialien zu<br />
bauen, um die Geometrie der Magnetfelder<br />
besser auszunutzen. Entscheidend für die Entdeckung<br />
des Zusammenhangs zwischen Laserleistung-Grösse<br />
des Schmelzpools und Materialeigenschaften<br />
war das Know-how im Bereich<br />
«Additive Manufacturing», das an der Empa<br />
seit rund neun Jahren aufgebaut wird. Seither<br />
widmet sich das Team um Christian Leinenbach<br />
als eine der weltweit führenden Arbeitsgruppen<br />
den materialwissenschaftlichen Fragestellungen<br />
rund um 3D-Laserdruckverfahren. Zugleich<br />
sammelten die Empa-Forscher Erfahrung<br />
bei der Prozessüberwachung, speziell dem<br />
Vermessen der Schmelzpools, deren Grösse und<br />
Lebensdauer entscheidend fürs gezielte Modifizieren<br />
von Legierungen ist. n<br />
GEZIELTE METALLHERSTELLUNG<br />
Der Versuch, der wie eine Spielerei wirkt, könnte<br />
die Methodik der Metallherstellung und<br />
-verarbeitung bald um ein entscheidendes<br />
Werkzeug erweitern. «Beim 3D-Druck erreichen<br />
wir lokal spielend Temperaturen von mehr<br />
als 2500 Grad Celsius», so Leinenbach. «Damit<br />
können wir gezielt verschiedene Bestandteile<br />
Ariyan Arabi-Hashemi und Christian Leinenbach nutzen einen 3D-Laserdrucker zum Feintuning von Edelstahl-Legierungen.<br />
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