3SAM Zeitschrift 1-2020
Der "Gemeindebrief" der 3SAM-Kirchengemeinde Ellmendingen, Dietenhausen & Weiler
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1 | 2020
Evangelische Kirchengemeinde Ellmendingen | Dietenhausen | Weiler
SUMMERTIME
and the livin‘ is easy
?
CVJM Ellmendingen | 33. Jahrgang | Nr. 101
EDITORIAL
Summertime and the livin‘ is easy
- so haben es einst Ella Fitzgerald
und Louis Armstrong und
viele Künstler nach ihnen gesungen.
Sommerzeit und das Leben
ist leicht! Wirklich? Normalerweise
eher schon, weil Sommerzeit
für viele von uns auch Urlaubszeit
bedeutet - die Zeit etwas entspannter
durch‘s Leben zu gehen und die Seele baumeln zu lassen.
Von dieser Entspanntheit ist diesen Sommer aber nicht so
viel zu spüren. Das »Easy-livin‘« fällt vielen schwer. Verständlich
beispielsweise bei den Menschen, die schwerer an Covid-19 erkrankt
sind, die durch den Lockdown die Existenz der eigenen
Firma bedroht sehen oder bei denen es nicht sicher ist, ob der
Arbeitsplatz erhalten bleibt.
Das »Easy-livin‘« scheint schon länger verflogen zu sein. Ich
nehme eine z. T. extreme Schwere wahr, die Stimmung ist vie-
lerorts im Keller, an so vielen Orten eine gereizte oder aggressive
Grundhaltung. „Covidioten”, „Corona-Diktatur”, „Gates to hell”,
„Maske an - Gehirn aus”, „Mundschutzpflicht? - Nicht ganz dicht!”,
„Faule, digital inkompetente Lehrer” ... konnte man hören und
lesen. Diese Aggressivität macht mir mehr Sorge als das Virus
selbst. In der Krise tritt so manches zu Tage, was man im Alltag
noch leicht mit seiner Fassadenfreundlichkeit überdecken kann.
Da will ich nicht mitmachen, dagegen kämpfe ich in Bezug auf
mein eigenes Reden und Handeln an. Wir können unterschiedlicher
Meinung sein (das ist ganz normal und sogar wichtig),
aber die Art und Weise, wie ich meine Meinung vertrete, zeigt,
wie ich mein Gegenüber wirklich sehe. Da will ich mich an Paulus
halten, der einmal geschrieben hat: „Redet mit jedem Menschen
freundlich; alles, was ihr sagt, soll gut und hilfreich sein”
(Kolosser 4, 6b).
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen entspannten Sommer!
SUMMERTIME
and the livin‘ is easy
?
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Wissen Sie, was „Ruhbänke“ sind?
Bei uns im ländlichen Raum finden sie sich
noch. Sehen aus wie Steinbänke. Nicht um
drauf zu sitzen – dafür sind sie zu hoch; aber
um Lasten darauf abzulegen. Wenn die Bauern
– oder mehr noch die Bauersfrauen – wenn die
früher unterwegs waren, heim vom Feld, eine
schwere Last auf der Schulter oder dem Kopf,
da tat es einfach gut, unterwegs solch eine
„Ruh-bank“ zu haben, die Last darauf abstellen und eine Weile durchatmen
zu können. Und dann kann’s weiter gehen und ich schaffe es bis nach Hause.
IMPRESSUM
3SAM
ist die Gemeindezeitschrift der Evang. Kirchengemeinde
Ellmendingen-Dietenhausen-Weiler
CVJM-Zeitung
ist die Vereinszeitschrift des CVJM Ellmendingen e. V.
Erscheinungsweise
3 x im Jahr
Druck
Gemeindebriefdruckerei Groß Oesingen
Layout
Rainer Schemenauer
Redaktionsschluss
der nächsten Ausgabe
15. Oktober 2020
Aber nicht nur Bauersleute können solche Ruhbänke brauchen. Auch andere
Lasten, die mir aufgeladen sind, vielleicht gerade jetzt in Corona-Zeiten; –
wie gut täte es da, solch einen Ort zu haben, wo ich sie abladen kann, abstellen,
Zeit finden zum Durchatmen, neue Kraft schöpfen fürs Leben.
Solch eine „Ruhbank“ bietet Jesus an. Im 11. Kapitel des Matthäus-Evangeliums
wird es berichtet. Jesus lädt ein: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig
und beladen seid; ich will euch erquicken.“
Das ist die Ansage von Jesus: Gott ist nicht ein ferner Gott, den es doch nie
und nimmer kümmert, wie es einem einzelnen Menschen geht unter seiner
Lebenslast. Gott ist ein Vater, der sich verzehrt vor Liebe nach jedem von uns,
der sich klein macht, Mensch wird, ganz nah rankommt, an jeden von uns; –
mehr noch, der sich mit unter meine und deine Last stellt, der sie trägt, der
dich trägt – dass wir auf unserem Lebensweg nicht zusammenbrechen; – und
dass wir nach Hause kommen bei ihm.
Redaktionsadressen
für Ellmendingen & Dietenhausen:
Evang. Pfarramt
Pforzheimer Str. 2
Tel.: 0 72 36 - 86 13
Fax: 0 72 36 - 97 00 20
E-Mail: Pfarramt@kirche-ellmendingen.de
für Weiler:
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Hauptstr. 3
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für die CVJM-Zeitschrift:
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Volksbank Wilferdingen-Keltern
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Spendenzweck: „Wegbegleiter“
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CORONA-PANDEMIE
Wohnzimmer-Gottesdienste über YouTube - jeden Sonntag ab 9.45 Uhr
WIR LEBEN IN AUSSERGEWÖHNLICHEN ZEITEN
Die letzten Wochen und Monate waren zunächst vom Lockdown geprägt,
der durch den Ausbruch der Corona-Pandemie quasi wie ein Tsunami,
wie eine Naturkatastrophe über uns gekommen ist. Auf das Äußerste
herausgefordert, hat unsere Gesellschaft, eigentlich fast die
ganze Bevölkerung, durch die Akzeptanz massiver Einschränkungen
dazu beigetragen, dass die Pandemie bei uns einen bisher vergleichsweise
milden und vor allem von unserem Gesundheitssystem beherrschbaren
Verlauf genommen hat.
So ging es auch uns als Haupt- und Ehrenamtlichen
in unserer Gemeinde. Wir
mussten unter diesen völlig anderen Rahmenbedingungen
des Lockdowns innerhalb
kürzester Zeit sozusagen das Rad
neu erfinden. An dieser Stelle ein ganz
dickes Dankeschön an alle, die sich hier
mächtig mit eingebracht und uns unterstützt
haben.
Verschiedene Nebenwirkungen
Die „Nebenwirkungen“ sind freilich sehr
unterschiedlich:
Manche von uns fühlen sich durch die
Corona-Krise wie aufs Abstellgleis geschoben.
Sie konnten zeitweise kaum
noch Kontakte pflegen – allenfalls per Telefon.
Oder sie waren/sind durch die Firma
zu 100% auf Kurzarbeit und suchten
zu Hause verzweifelt nach Betätigung,
nachdem alles entrümpelt und der Garten
auf Vordermann gebracht war wie
kaum jemals in den vergangenen Jahren.
Viele, die stellte diese Corona-Krise vor
ganz andere Herausforderungen. Zu einem
schon in der Vergangenheit sehr beanspruchenden
Berufsalltag kam jetzt
noch eine Menge Zusatzarbeit hinzu.
Wohnzimmer-Gottesdienste,
Einkaufsservice, Kigo-Post & Co.
Sehr schnell konnte ein Einkaufsservice
angeboten werden, der gerade die vom
Lockdown besonders betroffenen älteren
Menschen unterstützt hat.
Nachdem keine Gottesdienste mehr in
unseren Kirchen stattfinden durften, haben
wir zeitnah neue Formen der Verkündigung
etabliert – teilweise unter sehr
hohem technischen und vor allem zeitli-
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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
EINBLICKE IN DEN GEMEINDEALLTAG
chen Aufwand. Ein Studio wurde im Pfarrhaus
Weiler eingerichtet, um dort „Wohnzimmer-Gottesdienste“
zu produzieren.
Vielen Dank dafür an unseren Gemeindediakon
Rainer Schemenauer und an
das große Team der Ehrenamtlichen, die
uns Hauptamtlichen v. a. bei der Erstellung
der musikalischen Beiträge und bei
der technischen Realisierung der Produktion
diesen Kraftakt erst ermöglicht haben
- und diesen Einsatz auf sehr hohem
Niveau nun auch Woche für Woche weiter
durchhalten.
Zu den Wohnzimmer-Gottesdiensten, die
über YouTube zugänglich sind, kam der
Gottesdienst in schriftlicher Form durch
das Gottesdienstblatt (ausgelegt in den
jetzt täglich offenen Kirchen sowie in Prospektboxen
an den Pfarrhäusern).
Parallel hat unser Kindergottesdienstteam
die Kindergottesdienst-Post etabliert,
über die alle Kinder per E-Mail mit
Liedvorschlägen, einer Geschichte aus
der Bibel, Bastelvorschlägen oder Spielideen
versorgt werden.
Open-Air-Gottesdienste - hier im Pfarrgarten in Weiler
Bisher war das Wetter für unsere „Gottesdienste draußen” immer perfekt
Urlaubsfeeling und ein Hauch von Festival-Stimmung
Wiederaufnahme von Präsenz-
Gottesdiensten
Ab Ende April zeichnete sich die Möglichkeit
der Wiederaufnahme von Präsenz-Gottesdiensten
ab. Die dafür geltenden
– zunächst äußerst restriktiven
- Sicherheitsvorgaben (Hygiene- und
Abstandsregeln) machten umfangreiche
Vorarbeiten notwendig. Ein schriftliches
Sicherheitskonzept wurde für jede
einzelne Kirche erstellt und zur Genehmigung
vorgelegt. Die Gottesdiensträume
mussten entsprechend vorbereitet werden.
Behüter-Teams haben sich gebildet
und wurden entsprechend geschult. So
konnten wir schon am 10. Mai einen ersten
Präsenz-Gottesdienst – eine Taufe -
in Dietenhausen feiern.
Seither finden, freilich bei sehr eingeschränkter
Besucherzahl, wieder regelmäßig
Präsenz-Gottesdienste in unserer
Gemeinde statt.
Mit Beginn des Monats Juli feierten wir
Präsenz-Gottesdienste auch unter freiem
Himmel - im Pfarrgarten Weiler bzw.
im Kirchhof neben der Barbarakirche in
Ellmendingen, zwar unter „Pandemiebedingungen“,
aber nun wieder mit deutlich
mehr Gottesdienstbesuchern.
Die letzte Lockerungsstufe erlaubt inzwischen
auch wieder das gemeinsame Singen
– im Innern der Kirche bei Tragen einer
Mund-Nasen-Maske; im Freien auch
ohne.
Lockerungen für die Arbeit mit
Gruppen
Mit Beginn des Monats Juli gab es auch
Lockerungen im Bereich der Kinder- und
Jugendarbeit sowie von bestimmten Angeboten
im Bereich der Bildungs- und Erwachsenenarbeit.
Zeitnah wurde deshalb
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CORONA-PANDEMIE
nun auch für das Albert-Knapp-Haus ein
Sicherheitskonzept erstellt und Schulungen
für Verantwortliche wurden durchgeführt,
so dass in gewissem Rahmen
und bei (leider noch) eingeschränkter Besucherzahl
auch im Gemeindehaus und
auf dem CVJM-Plätzle wieder Veranstaltungen
stattfinden können.
Auch der Besuchsdienst bei Jubilaren
und bei unseren Senioren zu den runden
Altersgeburtstagen kann nun – auf
Wunsch – wieder stattfinden; ebenso –
freilich noch deutlich behutsamer – die
Gottesdienste im Seniorenzentrum.
Kindergärten
Sehr herausfordernd waren die letzten
Monate auch für unsere Kindergärten. Ein
sehr großes Lob gilt den Leiterinnen und
den Teams, die in schwierigen Zeiten erst
den Lockdown, dann die Notbetreuung
und schließlich den „Regelbetrieb unter
Pandemiebedingungen“ bewältigt haben.
Vielen Dank auch an die Eltern, die
diesen - auch für ihre familiäre und berufliche
Situation - äußerst beschwerlichen
Weg mitgegangen sind. Dank auch
an das gute und einvernehmliche Miteinander
aller Träger in unserer Kommune
und der Verantwortlichen der Gemeinde
Keltern.
Corona-Task-Force-Team
Wesentlich für die Realisierung aller Angebote
unserer Kirchengemeinde im
Rahmen der sich ständig ändernden Corona-Verordnungen
von Staat und Kirche
war die Arbeit des Corona-Teams unserer
Gemeinde, initiiert und begleitet von
Manfred Seitz. An diesem Team, das sich
auch weiter regelmäßig online trifft, beteiligen
sich die Hauptamtlichen sowie
Vertreter des Kirchengemeinderates und
des CVJM-Vorstandes.
Wie geht es weiter?
Wie es weitergeht, wissen wir nicht. Auch
wenn die Bewältigung der Corona-Krise
in unserem Land vergleichsweise so
gut gelungen ist wie fast nirgendwo
sonst, wird sie Spuren hinterlassen. Wie
einschneidend die damit verbundenen
Veränderungen sein werden, wird sicher
auch davon abhängen, inwieweit es gelingt,
die „zweite Welle“ niedrig zu halten.
Da sind wir alle, gerade als Christen, herausgefordert,
auch weiter die notwendige
Achtsamkeit und Sorgfalt bei der
Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln
walten zu lassen.
Darüber hinaus bin ich überzeugt: Bei aller
Sehnsucht nach Rückkehr zur „Normalität“,
die Normalität nach der Krise wird
eine andere sein als vor der Krise – auch
für uns als Kirchengemeinde.
Neue Gewohnheiten und Routinen zeichnen
sich schon jetzt andeutungsweise ab:
Die Digitalisierung wird auch in den Kirchen
einen breiteren Raum einnehmen
- wobei freilich gerade unser christlicher
Glaube auch in Zukunft immer wesentlich
von persönlicher Begegnung und vom Miteinander
lebt.
Das orts- und konfessionsübergreifende
Miteinander wird wachsen und wichtiger
werden.
Die „arbeitsteilige“ Profilierung der verschiedenen
Gemeinden in Kommune und
Region setzt Synergieeffekte frei. Nicht jede
Kirchengemeinde kann alles anbieten und
das an jedem Ort.
Parallel dazu wird das persönliche Engagement
von uns allen vor Ort in der Nachbarschaft
wachsen. Nicht die Institution,
aber jeder einzelne Christ bringt „Kirche“,
praktische Hilfe, Trost und Hoffnung nah
ran an die Menschen.
Jede Krise birgt auch eine Chance. Diese
Chance durch Gottes Geist zu erkennen
und im Vertrauen auf die reale Gegenwart
der Kraft von Jesus Christus zu ergreifen,
darauf vertrauend schaue ich zuversichtlich
nach vorne.
Gott segne Sie in herausfordernden Zeiten.
Ihr Pfr. Günther Wacker
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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
EINBLICKE IN DEN GEMEINDEALLTAG
WIE WAREN DIE ERSTEN MONATE?
Wie waren unsere ersten Monate beim CVJM Ellmendingen? Kurz zusammen gefasst: anders als erwartet,
spannend und bunt. An manchen Stellen herausfordernd und an anderen Stellen voller inspirierender Augenblicke.
Als wir am 12. Januar offiziell im Gottesdienst
begrüßt wurden, haben wir nicht
im Traum daran gedacht, dass sich unser
Leben in den nächsten Wochen und
Monaten ganz anders gestalten würde
als erwartet.
Die ersten Wochen
Die ersten Wochen waren geprägt von
vielen neuen, schönen und spannenden
Begegnungen. Da waren beispielsweise
gleich im Januar das Klausurwochende
vom CVJM-Vorstand zusammen
mit dem Kirchengemeinderat oder auch
das Lebenshauswochenende und später
das Konfi-Castle. Das waren gleich tolle
Möglichkeiten Menschen kennen zu lernen
und Einblicke in die Gemeinde zu
bekommen.
Gleichzeitig waren die ersten Wochen
aber auch voller offener Fragen, beispielsweise
der Frage nach einem Ort zum Leben.
Unsere Wohnperspektive hatte sich
kurzfristig zerschlagen, daher kamen wir
erst einmal noch in einer Ferienwohnung
unter, die uns dankenswerterweise für einige
Wochen zur Verfügung gestellt wurde.
Unsere Möbel durften wir in dieser
Zeit freundlicherweise in einer Garage
zwischenlagern. Mitte März war es dann
endlich soweit und wir konnten in eine
Wohnung in Weiler ziehen (Anmerkung
d. Red.: Inzwischen wohnen Bolligers in
Ellmendingen).
Zeitgleich wurde aber auch klar, dass
alle Gemeindeveranstaltungen abgesagt
werden und Gemeinde jetzt erstmal auf
ganz andere Art und Weise stattfinden
wird. Ihr wisst schon warum…
Statt einzelne Gruppen zu besuchen,
Menschen zu begegnen und gemeinsam
mit dem Vorstand ein neues Konzept
für die Jugendarbeit zu erarbeiten,
Kommunikation über digitale Meeting-Plattformen
musste so gut wie alles auf Online-Sitzungen
verlegt werden. Technisch ging
das relativ reibungslos, und gerade für
Sachthemen haben sich diese Sitzungen
schnell als hilfreich erwiesen. Allerdings
wurde auch klar, dass die direkte Begegnung
mit Menschen nur bedingt durch
Online-Angebote zu ersetzen ist.
Daraus ist uns dann die Idee gekommen
viele einzelne Menschen anzurufen bzw.
zu besuchen. Und all diese Begegnungen
– ob am Telefon, am Gartenzaun oder an
der Haustür – waren immer sehr wertvoll
und offen.
Jugendarbeit digital
Ein Highlight in dieser Zeit waren die
abendlichen Chatzeiten mit einigen Jugendlichen
über Discord, einen Onlinedienst
für Chat-, Sprach und Videotreffen.
Jesus House hatte online stattgefunden,
und in dieser Woche hatte es das Angebot,
nach dem Jesus-House-Programm
noch in lokalen Gruppen über Discord
ins Gespräch zu kommen, schon gegeben.
Dies war für einige sehr positiv, so
dass wir diese Chatzeiten auch über Jesus
House hinaus weitergeführt haben. Es
war eine Freude zu erleben, mit welcher
Offenheit wir Gespräche über Lebensund
Glaubensthemen geführt haben und
wie schnell das Vertrauen zueinander gewachsen
ist.
Insgesamt waren die letzten Monate eine
sehr lehrreiche Zeit. So blicken wir gespannt
darauf, was die nächsten Monate
so mit sich bringen werden.
Lydia & Marc
Bolliger
Jugendreferenten
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CORONA-PANDEMIE
WIE ICH CORONA ERLEBT HABE UND NOCH ERLEBE
Eigentlich hatte ich mich Anfang des Jahres sehr darüber gefreut, dass ich wieder zur Reha fahren durfte
nach Bad Waldsee. Denn eigentlich wusste ich, es kann nur gut werden. Es gibt dort die Möglichkeit zu schönen
Spaziergängen rund um den See. Dann freute ich mich wahnsinnig auf die vielen Anwendungen in der
Therme gleich bei der Kurklinik. Deshalb – los geht’s. Die Koffer wurden gepackt, das Auto vollgetankt und
ab ging es, am 9. März 2020. Ich fuhr aber doch irgendwie mit einem komischen Gefühl im Bauch, weil – ihr
wisst es schon, CORONA.
Die ersten Tage Reha
In der Klinik angekommen bekam ich
mein Zimmer, und gleich ging es los
zum Spaziergang um den See (am 1. Tag
gibt es ja noch keine Anwendungen).
Am zweiten Tag bekam ich dann meine
Termine, ich durfte zum Aqua-Bike,
zum Aqua-Jogging, danach konnte ich
schwimmen, ich hatte Massage, Krankengymnastik
und, und, und. Tja, und dann
kam der Mittwoch, und wir erhielten die
erste Hiobsbotschaft: „Leider dürft ihr
abends jetzt nur noch bis 21 Uhr in das
Bistro bei der Therme“. Okay, dachten wir
da noch. Ist ja nicht so schlimm. Danach
kann man noch etwas zusammensitzen,
und gut ist. Von wegen! Denn plötzlich
hieß es am nächsten Tag: Es tut uns leid,
aber es dürfen keine Tische mehr zusammengestellt
werden. Na ja, auch nicht so
schlimm. Aber am Freitag wurde es dann
kritisch: „Leider müssen wir euch mitteilen,
dass das Bad nur noch für die Anwendungen
geöffnet ist. Keiner darf mehr
schwimmen gehen, außer zu seiner Wassergymnastik.
Danach sofort wieder ins
Zimmer“. Wie, deshalb bin ich doch hier!?!
Schwimmen wollte ich, da mir das guttut.
Eingang gesperrt
Und so schaukelte es sich langsam
hoch. Bis dann für mich am Sonntag der
Schlusspunkt gesetzt wurde: „Wir bitten
euch, nur noch alleine Spaziergänge zu
unternehmen. Die Tischzeiten werden
ab sofort geändert, es darf nur noch zu
zweit am Tisch gesessen werden. Jeder
bekommt eine genaue Essenszeit zugewiesen.
Und nach Möglichkeit bitten wir
euch, nach den Anwendungen eure Zimmer
aufzusuchen“. Da dachte ich mir: So
hab ich mir das nicht vorgestellt. Deshalb
ging ich am nächsten Tag zu meiner Ärztin,
ihr erklären, dass ich hier so mehr unter
Stress stehen würde als zu Hause. Und
meine offizielle Entlassung erfolgte dann
nach gerade mal sieben Tagen. Aber ich
dachte mir, du kannst dich daheim besser
erholen, als wenn du hier bleibst.
leere Therme
Wieder zuhause
Zu Hause angekommen habe ich das
dann auch ausgeführt. Jeden Tag habe
ich einen schönen Spaziergang gemacht,
habe wieder mit dem Radfahren angefangen.
Außerdem habe ich es genossen,
mit unserem Enkel und unseren Kindern
immer wieder unseren Garten zu nutzen.
Deshalb gab es dann auch einen eigenen
Sandelkasten, da ja die Spielplätze leider
gesperrt waren.
Und – natürlich habe ich mir dann überlegt,
wie kann ich mich in der Gemeinde
einbringen und helfen. Aber das war
gar nicht so einfach. Schließlich zähle ich
durch meine Erkrankung zu den Risikopatienten.
Also war klar, den Einkaufservice
kann ich vergessen. Tja, und dann
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PERSÖNLICHER EINBLICK
hab ich gedacht, ich
brauche einen Mundschutz
und andere Leute
auch. Gesagt – getan.
Ich habe mich wieder an
meine Nähmaschine gesetzt
und habe angefangen
zu nähen und hierbei
das auch wieder für mich
entdeckt.
Problematisch war die Frage:
Wie halten wir unsere Kirchengemeinderats-Sitzungen
ab? Es wurde sehr viel hin und
her gemailt, bis wir uns dann
entschlossen, einmal eine Online-Sitzung
auszuprobieren.
Also musste sich jeder damit vertraut
machen, wie das funktioniert,
und es hat auch geklappt. Die nächste
Sitzung wollten wir dann aber doch lieber
als Präsenzsitzung ausprobieren. Somit
wurde der Termin in die Weilermer
Kirche verlegt, denn dort konnte Abstand
gehalten werden. Wir bemerkten
dort aber schnell, dass der Hall in der leeren
Kirche einer guten Kommunikation
überhaupt nicht dienlich ist. Deshalb sind
wir dankbar, dass uns inzwischen durch
den CVJM ein Hygienekonzept fürs AKH
vorgelegt wurde, mit dem es uns jetzt
wieder möglich ist, Sitzungen im großen
Saal des AKH abzuhalten. So hat uns Corona
auch im KGR vor viele Probleme gestellt,
von denen ich hier nur einen sehr
kleinen Teil berichtet habe. Dankbar bin
ich für all die Leute, die sich im Corona-
Team einbringen, die ganzen Vorschriften
durcharbeiten und uns Lösungsvorschläge
für Gottesdienste, Gruppen und
Kreise, die Benutzung der Kirche, Konzepte
für Open-Air-Veranstaltungen usw. geliefert
haben.
Mundschutz selbstgemacht
Man hilft sich untereinander, wo irgend
möglich.
Wie toll ist unsere Kirchengemeinde
– Gottesdienste wurden als „Wohnzimmergottesdienste“
aufgenommen, jetzt
kann man per YouTube sonntags den Gottesdienst
zu Hause ansehen, ohne Angst
vor einer Ansteckung haben zu müssen
(DANKE hier an alle, die sich hierfür stark
gemacht haben, Zeit investiert und für
das notwendige Equipment gesorgt haben,
allen voran Rainer Schemenauer).
Die Gottesdienstnachrichten und Predigten
kann man nun in Schriftform erhalten
und auch weitergeben.
möglich wäre. Und das Wetter hat bislang
immer mitgespielt!
Und so weiter, es gibt noch viel mehr.
Da kann jeder mal selbst nachdenken,
was er in dieser Zeit wieder neu entdecken
konnte.
Fazit
Mir war bislang gar nicht bewusst, wieviel
Gutes wir hier alles haben. So habe
ich in dieser Zeit also nicht nur Negatives
erlebt, sondern auch in ganz großer
Vielfalt die Gnade Gottes erfahren. Mein
Wunsch wäre, dass wir dies aus dieser
schrecklichen Pandemie, die uns wahrscheinlich
noch eine Weile begleiten
wird, als Positives mitnehmen und wertschätzen
können. Und ich hoffe darauf,
dass wieder der Tag kommen wird, an
dem wir gemeinsam ohne Ängste zusammen
feiern und uns in den Arm nehmen
können – denn das brauchen wir auch...
Viele Grüße Eure Claudia
Claudia Bittighofer
Kirchengemeinderätin
Was mir in dieser Zeit besonders aufgefallen
ist, ist Folgendes:
Wie schön ist Keltern!
Wie gut haben wir es hier, denn wir
können nach draußen!
Viele haben einen Garten und können
diesen wieder richtig genießen.
Open-Air-Gottesdienst neben der Kirche in Ellmendingen
Es gibt jetzt häufig Open-Air-Gottesdienste,
an denen weit mehr Menschen
teilnehmen können, als in den Kirchen
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CORONA-PANDEMIE
Aus dem CVJM-Vorstand
Schon länger berichtet der Kirchengemeinderat in dieser Zeitschrift von seiner Arbeit und gibt Einblick in
was ihn aktuell bewegt. Auch wir als CVJM-Vorstand möchten Sie nun an dieser Stelle regelmäßig über Vergangenes
und Anstehendes informieren.
RÜCKBLICK 2019
In meinem ersten Jahr als Vorsitzender des CVJM wurden wir
nicht gerade geschont, sondern es war reichlich gefüllt mit Umbrüchen
und Arbeit.
Stellenneubesetzung
Im Fokus standen die Veränderungen rund um unsere 75%-Jugendreferentenstelle.
Im Frühjahr 2019 stand eigentlich die Vertragsverlängerung
von Mareike Böttinger an. Die angebotene
Verlängerung ihres Arbeitsvertrages lehnte Mareike nach reiflicher
Überlegung aber ab, um sich einer neuen beruflichen Herausforderung
zu stellen. Ihre Anstellung endete dann im August
2019. Nochmal herzlichen Dank für alles an dieser Stelle!
Für uns als Vorstand gab es nun zwei Möglichkeiten weiter zu
machen: Entweder wir besetzen die frei gewordene Stelle neu,
so schnell es geht, oder aber wir lassen uns ein Jahr Zeit, um die
Inhalte dieser Jugendreferentenstelle neu zu definieren sowie
einige Arbeitgebertätigkeiten neu zu denken.
Im Hinblick darauf, dass die Konfirmandenarbeit ein wesentlicher
Bestandteil unserer Jugendarbeit ist und die Konfirmandenjahrgänge
2019 und 2020 bei einer einjährigen Pause ohne
Jugendreferent/in hätten auskommen müssen, haben wir uns
im Vorstand dazu entschieden, die Stelle so schnell wie möglich
neu zu besetzten.
Im Eilverfahren wurde dann von Mai bis Juli 2019 eine Stellenbzw.
Arbeitsbeschreibung für die Jugendreferentenstelle erarbeitet,
und die Stelle wurde über verschiedene Kanäle ausgeschrieben.
Im Zuge dessen wurde die Notwendigkeit dieser
Jugendreferentenstelle in unserem CVJM nochmals vom Vorstand
bekräftigt.
Im August und September 2019 wurden dann Kennenlern- und
Bewerbungsgespräche mit drei Bewerbern geführt. Wie Sie bereits
wissen, wurden schließlich Lydia und Marc Bolliger zum
1.1.2020 bei uns als neue Jugendreferenten in Stellenteilung
angestellt. Ein „Herzliches Willkommen“ euch!
Wie Lydia und Marc ihre erste Zeit bei uns erlebt haben, berichten
sie in dieser Zeitschrift (S. 7).
10
3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
EINBLICKE IN DIE CVJM-ARBEIT
Neues Konzept für die Jugendarbeit
Im Zuge der Neubesetzung der Jugendreferentenstelle haben
wir uns als Vorstand vorgenommen, in Zusammenarbeit
mit unseren Mitarbeitern und den neuen Jugendreferenten
und unter Einbezug unserer Jugendlichen ein neues Konzept
für unsere Jugendarbeit zu erstellen. Bewegründe hierfür sind
der sich ständig verändernde Zeitgeist und die Frage, wie wir
unsere Jugendarbeit bewusst darin positionieren wollen, mal
ganz davon abgesehen, dass es aktuell gar kein in gemeinsamen
Überlegungen entstandenes und schriftlich festgehaltenes
Konzept gibt.
Die Arbeit an diesem Konzept begann im September 2019; sie
ist noch nicht abgeschlossen.
Alltagsgeschäft
Zu all dem Erwähnten kamen 2019 natürlich die alltäglichen
zu bewerkstelligenden Themen wie regelmäßige Gruppen, Mitarbeiterbetreuung,
Gemeindefest, Straßenfest, Mitarbeiterfreizeit,
Mitarbeiterdankesfest, Adventsandacht, Gottesdienste,
Jahreshauptversammlung etc.
Die letzten Wochen waren von vielen Online-Meetings geprägt
2020 - CORONA UND AUSBLICK
Das Jahr 2020 begann für den CVJM Ellmendingen spannend,
da Lydia und Marc offiziell als neue Jugendreferenten eingeführt
wurden.
Lockdown, Online- und Hybrid-Treffen
Im März wurde es dann turbulent. Sie alle wissen warum: die
Corona-Zeit begann.
Ich möchte an dieser Stelle nicht zu stark auf diese Zeit eingehen,
da wir alle zur Genüge Informationen und Berichte dazu lesen
und hören. Im Wesentlichen gibt es auch nicht mehr zu berichten,
außer dass wir unsere regelmäßigen Gruppen und alle
Veranstaltungen Ende März absagen mussten und die Jugendevangelisation
„JesusHouse“ sowie die Vorstandssitzungen online
stattfanden. Der Badentreff konnte dann schon wieder lokal
mit Online-Übertragung im Weilermer Pfarrgarten stattfinden.
Pläne für die nächsten Monate
Ganz aktuell steht an, unsere Gruppen und Kreise nach den
Sommerferien wieder in Gang zu bekommen. Bereits Anfang
Juli wurden Hygienekonzepte für verschiedene Gebäude und
Orte erstellt, um Treffen dort wieder zu ermöglichen. Diese Konzepte
werden nach den Sommerferien nochmals überarbeitet.
Zudem möchten wir unsere Mitarbeiterfreizeit im Herbst 2020
durchführen, was auch unter Berücksichtigung aller dann gültigen
Verordnungen geschehen muss.
JesusHouse wurde diesmal als reine Online-Veranstaltung durchgeführt
Jugendreferentenstelle besser koordinieren, Arbeit an den
CVJM-Zielen und -Werten fortsetzen und das Arbeitsfeld des
CVJM-Vorstandes genau definieren.
Durch Corona kam nun noch hinzu: Was können wir aus der
Corona-Zeit für unsere Kinder- und Jugendarbeit lernen? Stichwort
„digitale Kirche“...
Sie sehen also: Kurzarbeit müssen wir wohl nicht anmelden.
Wir freuen uns die Themen in Zukunft abzuarbeiten, eines nach
dem anderen, und wir freuen uns auf eine neue Normalität!
Im Namen des gesamten CVJM-Vorstandes,
Lukas Mayer
1. Vorsitzender
CVJM Ellmendingen
Inhaltlich haben wir uns Anfang 2020 schon einige Ziele gesetzt:
Konzept Jugendarbeit fertigstellen, Finanzierung der
3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 11
CORONA-PANDEMIE
BADENTREFF 2020 – ALL INCLUSIVE
All inclusive – alles inklusive, also alles in reichlichem Überfluss: Mit diesem Thema hat der CVJM Baden in
diesem Jahr eingeladen am jährlichen Badentreff teilzuhaben. Dieses Mal – wer hätte es gedacht – halt auf
eine ganz andere Art und Weise als sonst. Kein gigantischer Zeltplatz als Treffpunkt aller CVJMs in ganz Baden,
keine große Veranstaltungshalle mit weit über 1000 Plätzen, kein Moonlightvolleyballturnier, kein „Connecten“
mit anderen Jugendlichen und auch kein morgendlicher Zeltplatzweckruf.
Mit dem Blick auf diese „harten Fakten“ empfand ich das diesjährige
Badentreffthema als leicht ironisch, sogar beinahe als
sarkastisch. Alles im Überfluss – dabei war doch so vieles nicht
möglich. Das kam in meinem Kopf nicht so recht zusammen.
Doch was soll das schon heißen, nur weil das in meinem Kopf
nicht zusammen passt…
Aber wie sah er denn nun aus, der Badentreff
2020?
Er war natürlich deutlich „kleiner“ – über 1000 Personen hätten
wir dann vermutlich doch nicht im Weilermer Pfarrgarten
untergebracht… :-) Ähnlich wie bei den Open-Air-Gottesdiensten
haben wir uns, zu ungefähr 25igst, mit Picknickdecken und
Campingstühlen bewaffnet im Pfarrgarten getroffen und es uns
gemütlich gemacht. Ausgerüstet mit ganz schön viel Technik,
haben wir uns in den Livestream des CVJM Baden eingeloggt
und das Programm, welches live aus der Remchinger Kulturhalle
gesendet wurde, an den Bildschirmen verfolgt.
Wir hörten von Gottes reich gedecktem Tisch und von all den
Dingen, die er für uns bereithält, wir durften von Zeugnissen
hören und konnten an „Onlineseminaren“ teilnehmen.
In reichem Überfluss
Wenn ich jetzt im Nachhinein an den Badentreff im Pfarrgarten
zurück denke, muss ich erschreckenderweise feststellen,
dass inhaltlich gar nicht so viel hängen geblieben ist. Zumindest
nicht, wenn ich versuche mich an die Aussagen der Predigten
zu erinnern.
Andererseits blicke ich auf ein Wochenende in wahrlich reichlichem
Überfluss zurück. All inclusive – alles inklusive, ja, alles
in reichem Überfluss.
Unser Wochenende war absolut mit Überfluss gesegnet! Wir
hatten richtig gutes Wetter, was bei einer Open-Air-Veranstaltung
mit viel Technik wirklich von Vorteil ist! Wir hatten tolle
Gemeinschaft, die zumindest mir bis dahin wochenlang
schmerzlich gefehlt hatte. Bei Leitergolf, Crossboule, dem Wikingerschach
KUBB und noch einigen anderen Outdoor-Spielen
wurden hitzige Gefechte bestritten, es wurde zusammen
gelacht und richtig viel gequatscht. Wir waren mit technischer
Manpower, vielen Metern Kabel und noch einem weiteren „Haufen“
an Equipment beschenkt, ohne die unser Badentreff niemals
hätte funktionieren können. Motivierte Mitarbeiter, die
überall mit angepackt haben, waren mit am Start, und nicht
zuletzt waren wir kulinarisch mit reichlichem Überfluss gesegnet!
Ein Kühlschrank voll mit verschiedenen Getränken, Chips
und andere Snacks, im Gefrierfach Wassereis, welches zum Teil
mit rekordverdächtigem Einzelverzehr von über 100 Stück in
drei Tagen verspeist wurde, Nudelsalat, Pulled Pork und Kaiserschmarrn.
Uns hat es wahrlich an nichts gemangelt.
Im Rückblick macht es Sinn
Was im Vorfeld in meinem Kopf nicht zusammenpasste, macht
doch im Rückblick so viel Sinn, ja, absolut nichts klingt mehr
ironisch – im Gegenteil! Ich durfte erleben, wie Jesus den Slogan
„All inclusive“ ganz praktisch gefüllt hat, ich durfte erleben,
wie allein Jesus unser Wochenende hat überfließen lassen!
Durch diesen Blick zurück auf das Badentreffwochenende wurde
mir eins wieder sehr bewusst: Jesus lässt sich in dem, was er
tun und bewirken möchte, nicht aufhalten, durch absolut nichts
und niemanden! Erst recht nicht durch Corona!
Jana Schiffer | 2. Vorsitzende, CVJM Ellmendingen
12
3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
EINBLICKE IN DIE CVJM-ARBEIT
Wahl-Workshops online über Smartphone
KAISERSCHMARRN aus der Paella-Pfanne
Über 2 Fernseher wurde der Stream aus der Kulturhalle in Wilferdingen angeschaut
Ohne Technik wäre nicht viel gegangen
Ohne gutes Essen geht gar nichts ;-) | Hier PULLED PORK
Wahl-Workshops online über Smartphone
3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 13
CORONA-PANDEMIE
Gedankenschweifen des Gemeindediakons
CORONA-ZEIT = LERNZEIT
Ich habe Religionspädagogik studiert. Das ist ein Studium mit einer Mischung aus theologischen und pädagogischen
Fächern – Altes Testament, Neues Testament, Systematische Theologie, Hermeneutik, Kirchengeschichte,
Pastorallehre, Pädagogik, Psychologie, Methodenlehre … Dieses Studium sollte mich eigentlich
auf meinen Beruf als Gemeindediakon vorbereiten. Hat es auch - aber irgendwie auch nicht, denn der Alltag
als Gemeindediakon gestaltet sich meist ganz anders, als beispielsweise geistreiche Vorträge zu halten oder
tiefschürfende theologische Gespräche zu führen. Im Gemeindealltag ist alles viel mehr „down to earth“ und
nicht so abgehoben wie an der Hochschule.
Gemeindealltag – Lernalltag
Nach meinem Studium galt es zuerst einmal,
den ganzen Theologen-Jargon wieder
abzulegen, den ich mir im Laufe des
Studiums schleichend angeeignet hatte,
und so zu sprechen, dass es auch die
Menschen verstehen, mit denen ich tagtäglich
zu tun habe. Ich habe in meinen
ersten Dienstmonaten auch schnell gemerkt,
dass in der Praxis, im Gemeindealltag
(und ganz besonders gerade auch
in der Jugendarbeit, für die ich verantwortlich
war) ganz andere Skills gefordert
waren als das meiste, was ich im Studium
gelernt hatte. Das ist wohl auch irgendwie
normal und gilt sicherlich genauso
für viele andere Studienberufe.
Also habe ich mir Stück für Stück Fähigkeiten
angeeignet wie das Führen von
Teams, das Organisieren von Veranstaltungen
oder das inhaltliche und grafische
Gestalten von Öffentlichkeitsarbeit.
Und ich habe seither nie aufgehört
mir Neues anzueignen und zu lernen,
weil sich Situationen und Umstände stetig
und ständig ändern. Seitdem ich aus
der Schule bin, freue ich mich sogar jedes
Mal darauf, Neues lernen zu dürfen und
neue Gebiete zu entdecken und – zumindest
teilweise – zu erobern. Ja, seit ich
nicht mehr lernen muss, macht mir das
Lernen Spaß, weil ich Dinge mit konkretem
Praxisbezug lerne.
Lern-Overkill
Seit etwa vier Monaten hat meine grundsätzliche
Freude am Lernen einen Dämpfer
erhalten. Mitte März hat die Corona-
Pandemie auch unsere Kirchengemeinde
erreicht (… wer hätte es gedacht?). Alle
Präsenz-Veranstaltungen mussten gestrichen,
gleichzeitig aber auch Lösungen
gefunden werden, wie wir auch ohne
physische Präsenz wenigstens ansatzweise
Gemeindeleben gestalten könnten.
Die anfangs von mir erhoffte Zeit der
Ruhe, der Besinnung, des Nachdenkens
aufgrund des Ausfalls vieler Veranstaltungen
und Termine entpuppte sich schnell
als Illusion. Nicht Kurzarbeit war angesagt,
sondern neben etlichen konkreten
Aufgaben v. a. LERNEN!
Was die Latenzzeit zwischen Bild- und Audiosignal
im Videostream ist, wie man online
eine Schulklasse unterrichten kann,
welche Software für Online-Meetings am
besten geeignet ist, dass ich meine Videokamera
nicht einfach so als Webcam
verwenden kann, wie man Videos und
Audios gut und zügig schneiden kann,
wie man ein einfaches Anmeldeformular
für unsere Präsenzgottesdienste auf
unserer Homepage integrieren kann …
und, und, und – das hat mir niemand im
Studium beigebracht. Das - und vieles
mehr – durfte und musste ich in den letzten
Wochen und Monaten lernen und in
der Praxis erproben – trial and error! Für
den Wissens- und Erfahrungszuwachs bin
ich total dankbar!
Aber zum ersten Mal seit langer Zeit muss
ich auch sagen: Ich habe jetzt vorerst keine
Lust mehr auf das Lernen. Es geht mir
so wie Schülern, die nun endlich ihre
Abschlussprüfung bewältigt haben und
jetzt einfach mal „nichts mehr denken“
wollen. Ich fühle mich ausgelutscht - aber
auch technisch gewappnet für eine zweite,
dritte oder x-te Ansteckungswelle!
Viele haben gelernt
Manche (vielleicht auch viele) in unserer
Kirche und Gemeinde haben gelernt,
dass „online“ gar nicht so böse und
schlecht ist wie einmal gedacht, dass „Kirche“
auch in einer anderen Gestalt „Kirche“
sein kann, auch wenn die persönlichen
Face-to-face-Kontakte durch nichts
zu ersetzen sind. Manch eine/r hat über
die digitalen Angebote sogar zum ersten
Mal Kontakt zu einer oder ihrer/seiner Kirchengemeinde
aufgenommen und hat
genau diese Form von Kirche schätzen
gelernt.
Manch einer der eher kirchenkritischen
Zeitgenossen hat zugeben müssen, dass
„Kirche“ gar nicht so von gestern ist wie
ursprünglich gedacht, dass Kirche etwas
auf die Beine stellen kann, was manch
andere Organisation in dieser Krisenzeit
nicht auf die Reihe gebracht hat (… auch
wenn es andererseits durchaus auch An-
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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
EINBLICKE IN DEN GEMEINDEALLTAG
Videoleuchte
Hauptmonitor PC
Kontrollmonitor
Kamera
für bessere Ausleuchtung
meines Teints ;-)
für Video- und Audioschnitt
oder auch das
Layouten dieser Zeitschrift
für Webinare, Fernunterricht,
oder Online-Besprechungen
als Webcam-Variante für
bessere Bild-Qualität
Mikrofon
Video-Mischpult
Laptop
iPad
für guten Ton
zum konfortablen Wechseln
der einzelnen Videoquellen wie
Kamera, Laptop oder Tablet
für Präsentationen
z.B. bei Webinaren
als Tafel- oder Flipchart-
Ersatz zum live Schreiben
Um gleich Vor- bzw. Fehlurteilen vorzubeugen, dass die Kirche wohl zu viel Geld habe ... Nein, bis auf das Videomischpult und das Mikrofon waren alle
Geräte in meinem privaten Besitz vorhanden ;-)
gebote gab, die zum Fremdschämen geeignet
waren). Ich selbst war überrascht,
wie viele Gemeinden - gerade auch in unserem
Kirchenbezirk - sich alle Mühe gegeben
haben, die digitale Herausforderung
anzunehmen, und staune darüber,
wie sie zum Teil über sich hinausgewachsen
sind.
Vor allem aber haben wir gelernt (was
wir vom Kopf her natürlich schon wussten,
was aber nun auch von der Erfahrung
her tief in uns verankert wurde),
dass wir Menschen von Gott auf diese
ganz alltägliche, reale Nähe, auf Face-toface-Beziehungen
angelegt sind. Wir sind
soziale Wesen, wir sind Beziehungswesen,
wir können nicht alleine. Wir brauchen
auch die körperliche Nähe, wir brauchen
die Berührung und die Umarmung.
Wie gesagt: keine neue Erkenntnis, keine
neue Lebensweisheit, aber jetzt haben
wir es so richtig hautnah, äh hautfern erlebt.
Nachhaltiger kann man nicht lernen.
Einsamkeit inmitten von Gemeinschaft
Da kommt mir der Gedanke: Wir alle
könnten daraus lernen, dass es auch
ohne „Corona“ viele Menschen gibt, die
diese Nähe nicht (mehr) erleben, weil
3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 15
CORONA-PANDEMIE
sie nicht wahrgenommen werden, weil
sie vergessen und alleine zu Hause sitzen
oder – mitten in einer Gemeinschaft
- so behandelt werden, als hätten sie ein
Virus, das gefährlicher ist als COVID-19.
Einsamkeit ist häufig ein großes Problem
im Alter, aber Einsamkeit betrifft viel
mehr Menschen als nur unsere Senioren.
Mitten in unseren Veranstaltungen,
mitten in unseren Gruppen
und Kreisen, mitten
in unserer Gemeinde sitzen
Menschen, die sich
unbeachtet, abgehängt
und einsam fühlen.
Ein Kollege von mir (David
Brunner) schreibt auf seinem Blog:
“Wegen mir muss es gar nicht so schnell
zurück zur Normalität gehen”, habe ich inzwischen
einige Menschen sagen hören
– und mich auch. Ganz persönlich ist mir
auf drastische Weise deutlich geworden,
welche Menschen in meinem Leben wirklich
eine Rolle spielen – und welche Menschen
nicht. Welche Menschen ich vermisst
habe – und welche Menschen ich nicht vermisst
habe in den letzten vier Monaten, ist
aber keine Frage der Wertigkeit dieser Menschen,
sondern eine Frage des Bedeutungsgehalts
der Beziehung zu ihnen.
Könnte es sein, dass wir als Gemeinde einem
Ideal an Gemeinschaft hinterherlaufen,
dem wir gar nicht gerecht werden wollen
(!), es aber dennoch so hochhalten, weil
im Neuen Testament (Philipper 2,2; Kolosser
3,13-17) ja immer wieder davon die Rede
ist, dass wir “eine Gemeinschaft” sind und
schon in Psalm 133,1 steht ja bekanntlich:
“Wie schön und angenehm ist es, wenn Brüder
[ich ergänze: “und Schwestern”] in Frieden
zusammenleben!”.
Der Bedeutungsgehalt von Beziehungen
Dieser Satz schlägt bei mir ein: Welche
Menschen ich vermisst habe – und welche
Menschen ich nicht vermisst habe in den
letzten vier Monaten, ist aber keine Frage
der Wertigkeit dieser Menschen, sondern
eine Frage des Bedeutungsgehalts der Beziehung
zu ihnen.
Ich frage mich und dich, liebe Leserin, lieber
Leser: Was ist der Bedeutungsgehalt
deiner Beziehungen? Christliche Gemeinde,
Kirche funktioniert leider häufig so,
dass du so lange wahrgenommen wirst,
Beachtung findest, Wertschätzung
erfährst, solange du etwas
leistest, solange
du funktionierst.
Deine Bedeutung in der Gemeinde
und damit verknüpft auch deine
Beziehungen hängen am seidenen Faden
deiner Funktion. Hast du keine Funktion
mehr oder anders gesagt, funktionierst
du nicht mehr, dann sterben schleichend
auch häufig diese Beziehungen.
Ein kleiner Einschub gerichtet an
diejenigen, die gerne Kirchen- oder
Christen-Bashing betreiben: Das alles
gilt natürlich genauso für jeden
Einzelnen und jede Organisation
außerhalb der „Kirchenmauern“. Nur
finde ich es nicht in Ordnung andere
in Frage zu stellen, deren Situation
man nicht so genau kennt. Ich
möchte lieber vor meiner eigenen
Hütte kehren.
„Zwecklose” Telefonate
Aus dieser Erkenntnis heraus, dass ich fast
nur „funktionale, zweckgebundene” Beziehungen
habe, habe ich es mir zur Gewohnheit
gemacht, wenigstens einmal
pro Woche jemanden zweck-los anzurufen,
um mich zu erkundigen, wie es ihm
geht und um mit ihm ein kleines Schwätzchen
zu halten. Kein konkreter Anlass,
kein Zweck, keine Bitte um irgendwas -
einfach Interesse am anderen. Nach ein
paar Minuten Gespräch kommt fast jedes
Mal die Nachfrage, aus welchem Grund
ich denn eigentlich anrufe, und dann die
Verwunderung, dass ich von meinem Gegenüber
nichts Konkretes wollte. Ungewöhnlich,
dass der Schemenauer mich
anruft und nichts von mir will!
Andersherum läuft das aber genauso:
Wenn bei mir das Telefon klingelt oder
eine E-Mail ins Postfach fliegt, dann wollen
die Menschen zu 99% etwas von mir.
„Kannst du mir …?“ Hättest du …?“ „Würdest
du …?“
Da darf man sich doch schon einmal die
Frage stellen: Was ist eigentlich der Kleber,
der unsere Beziehungen zusammenhält?
Welche Bedeutung hat jede
einzelne Beziehung, die ich pflege? Welche
Rolle spielen bestimmte Menschen
in meinem Leben? Ist nur gut, wer „system-relevant“
ist, oder bin ich auch
von Bedeutung, einfach weil ich bin?
Ups, jetzt bin ich aber gedanklich abgeschweift
- von meinem Studium, über
die kommunikationstechnischen Herausforderungen
in der Pandemiezeit bis
hin zum Bedeutungsgehalt unserer Beziehungen
- oder vielleicht doch nicht? ;-)
Rainer Schemenauer
Gemeindediakon
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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
EINBLICKE IN DIE KINDERGÄRTEN
PLÖTZLICH IST NICHTS MEHR, WIE ES WAR!
Coronavirus, Lockdown, Risikogebiet,
Shutdown, Kontaktverbot,
Quarantäne…
Mit der Coronakrise hat sich nicht
nur unsere Sprache dramatisch
verändert. Wir alle sind seit dem
16.03.2020 mit einer Situation
konfrontiert, die sich keiner von
uns bisher hat vorstellen können.
Auch wir als Kindergartenleiterinnen
dachten nie daran, dass unsere Einrichtungen
von einem auf den anderen Tag
komplett geschlossen werden könnten.
Stillstand – keine Kinder, keine Eltern, so
wenig wie möglich Kontakt zu unseren
Kollegen/Kolleginnen.
Fragen über Fragen:
» Wie arbeiten wir in einem Haus ohne
Kinder?
» Wie halten wir unser Team zusammen?
» Wie halten wir Kontakt zu den Kindern
und den Familien?
» Wie gehen wir mit dieser Ungewissheit
um?
Nach dem ersten Schreck das vorsichtige
Herantasten, das Suchen nach Antworten
und Lösungen. Dann das Erkennen
von Chancen.
Ein verwaister Kindergarten bietet viel
Raum und Zeit. Projekte, die immer wieder
nach hinten geschoben werden
mussten, setzten wir nun in die Tat um.
Räume wurden verändert, Ordnungen
wieder hergestellt, liegen Gebliebenes
in die Hand genommen. Neue Wege zur
Kommunikation mit Kindern und Eltern
wurden gefunden.
Verordnungen & Maßnahmen
Am 28.04.2020 haben wir die ersten Notgruppen
geöffnet und standen prompt
vor der nächsten Hürde. Eine Flut von
Empfehlungen und Verordnungen brach
Schnecken - ein Gemeinschaftsbild der Kinder während der Kindergartenschließung
über uns herein, deren Umsetzung nicht
ganz einfach war.
Nach der Erweiterung der Notgruppe
wurde für viele Eltern die Frage, wann
endlich wieder alle Kinder in den Kindergarten
dürfen, immer drängender und
existenzieller.
Am 26.06. war es dann endlich soweit.
Die Kindergärten öffneten „ unter Pandemiebedingungen“
für alle Kinder ihre
Türen. Auch dieser Schritt spart nicht an
neuen Verordnungen und Maßnahmen,
die relativ kurzfristig in die Praxis umgesetzt
werden müssen.
In der Gewissheit, diese Zeit nicht nur
überstanden, sondern gemeinsam
durchlebt und gestaltet zu haben, können
wir sagen:
Es ist uns gelungen, uns immer wieder
neu auszurichten und in eine gute Balance
zu kommen.
…bis es dann wieder mal heißt: Plötzlich
ist nichts mehr, wie es war.
V. l.: Jasmin Lintner & Petra Frey - Leiterinnen des „Otto-Maurer-Kindergartens” in Ellmendingen
und des Kindergartens „SpielRaum” in Weiler
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CORONA-PANDEMIE
GELIEHENES GELD
VERÄNDERT DIE WELT.
Corona, Corona, nix als Corona.
Dabei geht es uns weltweit gesehen noch immer unvergleichlich
gut. Und die Krise hat Menschen andernorts,
die eh schon eine viel schlechtere Ausgangslage
hatten, ungleich schwerer getroffen als uns.
Da tut vielleicht ein kleiner Blick über den Tellerrand
ganz gut – auch über Corona hinaus. Eine Idee, wie
wir anderen weltweit helfen können, in Form eines
persönlichen Berichts:
Es wurde konkret
2014 kam ich endlich in die Pötte und informierte mich genauer.
Ich rief die Seite www.kiva.org auf und fing sofort Feuer.
Da waren die Menschen, welche im Crowdfunding-Modus
mit Kleinstbeträgen ab 25$ unterstützt werden können, abgebildet.
Exemplarisch will ich zwei der ersten Kredite beschreiben,
die ich über KIVA vergeben habe:
Im Jahr 2014 hat mein Mann mir ein T-Shirt geschenkt, das ich
ganz besonders gern getragen habe. Inzwischen ist der Aufdruck
so verwaschen, dass die Schrift kaum noch zu lesen ist.
Das T-Shirt gab immer wieder Anlass zu neugierigen Nachfragen,
und immer habe ich mit großem Vergnügen erklärt, worum
es da geht.
„The International Bank of Sonja”
Der Aufdruck lautete: „The International Bank of Sonja“. In kleinerer
Schrift darüber stand „The best way to invest your money“
und darunter „We’re here to help“.
„The International Bank of Sonja” – was soll das denn bitte heißen?
Nun, ich bin sozusagen eine Bank. Denn seit dem Jahr
2014 vergebe ich weltweit Mikrokredite, und zwar über KIVA.
KIVA ist eine kalifornische Organisation, welche seit 2005 mit
Hilfe des Internets weltweit Menschen, die finanzielle Hilfe brauchen,
mit potentiellen Geldgebern direkt in Verbindung bringt.
Die Idee, welche mich sofort begeisterte: Es geht hier nicht um
Spenden, sondern um Kredite. Mehr als 1,7 Milliarden Menschen
dieser Erde haben keinen Zugang zu Banken, oder aber
sie werden nicht als kreditwürdig erachtet – manchenorts einfach
schon, weil sie Frauen sind. Dabei gibt es da unendlich
schwer arbeitende, kreative, begabte Menschen, welche nur
eine Art Starthilfe brauchen, um auf eigenen Beinen stehen zu
können. Wenn ich einen Kredit vergebe, dann ehre und wertschätze
ich das Wissen, das Können und den Einsatz desjenigen,
der diesen Kredit empfängt.
Arayik - Armenischer Taxifahrer
Da war Arayik, ein armenischer Taxifahrer. Arayik brauchte
1000 $, damit er neue Reifen für sein Taxi kaufen konnte. Ohne
die Reifen hätte er seinem Beruf nicht weiter nachgehen können
– so einfach ist das!
„Espoir” - die Gruppe um Mr. Vendinmi und seine Schönheitsprodukte
Ein anderer meiner ersten Kredite ging an eine Gruppe, die
sich „Espoir“, „Hoffnung“ nennt. KIVA arbeitet mit lokalen Partnern
zusammen, welche die Bedürfnisse der Menschen vor
Ort genau kennen und sie auch schulen und begleiten. In vielen
Ländern bilden sich dann Gruppen, welche sich gegenseitig
motivieren und unterstützen. Das Foto der Gruppe „Espoir“
in Kombination mit dem Beschreibungstext dieses Darlehens
zauberte mir ein dickes Grinsen ins Gesicht. In der Beschreibung
stand, Mr. Vendinmi verkaufe seit zwei Jahren „Beauty Products“,
Schönheitsprodukte, an Männer und Frauen. Er brauche
den Kredit von 1.150 $, um am Großmarkt Nachschub einkau-
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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
EIN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND
fen zu können. Den Gewinn wolle
er sparen, um besser für seine Familie
sorgen zu können.
Ich schaute mir das Foto an und
dachte: Der Mann weiß genau, was
seine Kundschaft will. Er ist qualifiziert
für den Dienst an den Menschen
in seinem persönlichen Umfeld, wie ich
es mit meinem Blick von außen nie sein
könnte! Zusammen mit 41 anderen Spendern
aus Frankreich, Schweden, den U.S.A., Japan,
Singapur, Australien, Deutschland, Großbritannien,
den Niederlanden, Portugal und Belgien
haben wir Mr. Vendinmi gerne 1.150 $ zur
Verfügung gestellt, die er auch pünktlich zurückgezahlt
hat. Danach konnte ich die Kreditsumme
neu vergeben.
Die Geschichte läuft weiter
Im Laufe der vergangenen 6 Jahre habe
ich Menschen in 84 Ländern dieser Erde
unterstützt. Jeder Cent, den ich investiert
habe, ist im Laufe der Jahre bislang
schon dreimal vergeben worden, immer
wieder neu. Ab und zu gibt es etwas
Währungsverlust, ganz selten wird
ein Kredit einmal nicht vollständig zurückgezahlt.
Aber da ich normalerweise
ja immer nur 25$-Beträge vergebe, ist der
Verlust im Einzelfall immer sehr überschaubar; das betrachte
ich dann einfach als Spende. Insgesamt beträgt die Rückzahlungsquote
bei KIVA 95,6 %, bei einem Kreditvolumen von bislang
rund 1,5 Milliarden US-Dollar.
A propos Spende: Die Kreditbeträge gehen immer zu 100%
an die Menschen vor Ort. KIVA selbst bittet pro 25$-Kredit um
einen (komplett freiwilligen) Beitrag von 3,75$, um die Website
und die vielen Mitarbeiter weltweit finanzieren zu können.
KIVA – das ist ein Blick über meinen lokalen Tellerrand, der mich
immer wieder neu begeistert und inspiriert. Es ist mir eine Ehre,
als „International Bank of Sonja“ großartigen Menschen rund
um den Globus dienen zu dürfen!
Sonja Schemenauer
Geschäftsführerin der
„International Bank of
Sonja”
SO FUNKTIONIERT KIVA
Auf der Webseite Kiva.org stellen sich Menschen aus
ärmeren Ländern der Welt vor. Kleinunternehmer wollen
z. B. ihr Geschäft ausbauen, junge Menschen wollen
eine Ausbildung durchlaufen oder Familienväter
ihr Haus renovieren, benötigen dafür aber einen günstigen
Kredit.
Sie suchen sich eine/n dieser Unternehmer/innen aus,
die Sie gerne unterstützen möchten. Dann überweisen
Sie mindestens 25 US-Dollar an Kiva, die dann zu 100%
weitergegeben werden.
Wenn das Geschäft des Kleinunternehmers gedeiht,
wird sie/er seinen Kredit zurückzahlen. Das wird er in
kleinen Raten tun. Auf den Webseiten von Kiva können
Sie Monat für Monat beobachten, wie Ihr Geld dort
wieder eintrifft.
Nachdem Ihr Kredit zurückgezahlt wurde, können Sie
das Geld wieder einsetzen. Wählen Sie ein weiteres
erfolgversprechendes Projekt aus und stellen Sie nun
diesem Ihren Kredit zur Verfügung.
kiva.org
3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 19
GANZ PERSÖNLICH
LYDIA & MARC BOLLIGER
GANZ PERSÖNLICH
Lydia und Marc Bolliger teilen sich seit Anfang des Jahres die „Wegbegleiter“-Stelle des CVJM. Über ihre
ersten coronageprägten Monate bei uns schreiben sie an anderer Stelle selbst ein paar Zeilen (S. 7). Hier soll
es eher darum gehen, einen persönlichen Eindruck von ihnen zu bekommen.
Lydia, Marc, wie habt ihr euch kennengelernt?
M: An unserer Ausbildungsstätte in Unterweissach.
Klassisch, nüchtern, am Arbeitsplatz
sozusagen.
Marc, du hast ja vorher die Ausbildung
zum Industriemechaniker gemacht
und da auch ein paar Jahre
gearbeitet. Wie kam es dann dazu,
dass du dich beruflich umentschieden
hast?
M: Ich hatte vorher mit dem Christentum
eigentlich nicht so viel zu tun, sondern
bin über das ganze Thema Bibel/
Glaube/Gott erst über einen Arbeitskollegen
gestolpert. 2006/07 hat sich das erst
entwickelt. Nach ein, zwei Jahren hab ich
dann entschieden, es wird Zeit, das Leben
nochmal neu auszurichten. Ich hab
da keinen tieferen Sinn mehr darin gesehen
irgendwelche Teile zu schnitzen in
Tausender-Auslagen und hab dann eben
beschlossen den Beruf zu wechseln.
Ihr wart dann also gemeinsam in Unterweissach.
Wie habt ihr euch verliebt?
L: Das hat tatsächlich ein bisschen gedauert…
;-) Wir waren von Anfang an im gleichen
Kurs, saßen auch nebeneinander.
Wir haben uns immer gut verstanden,
aber ansonsten war das lange kein Thema.
Das hat sich erst zwei Jahre später
entwickelt. Wir hatten in der Nähe einen
Gemeindedienst zusammen, wo wir auch
immer zusammen gefahren sind und viele
Gespräche miteinander hatten. Und irgendwann
kam so der Punkt, wo ich gedacht
hab, das was ich erlebe, will ich
gerne mit Marc teilen.
Ich war diejenige, die auf ihn zugegangen
ist und gesagt hat, wie sieht’s denn
eigentlich aus. Aber ich war mir schon
ziemlich sicher, dass er mich nicht blöd
findet. :-)
Nach eurer Ausbildung wart ihr ja
erst gemeinsam in Rastatt im CVJM.
Wie kam es dann zum Stellenwechsel
von Rastatt zu uns?
L: Jana (Schiffer) hatte mal von der Stellenausschreibung
hier erzählt. Jana kenne
ich vom Maxx-Camp.
Dann war es uns aber ganz klar wichtig
auch zu prüfen, ist das was für uns, oder
ist das jetzt nur, weil Jana das sagt. Das
hätte ja keinen Sinn, wenn’s nur so ein
Freundschafts-Ding wäre.
Schon in Rastatt hattet ihr euch eine
Stelle geteilt.
L: Ja, das in Rastatt war eine 100%- Stelle.
Ihr lebt jetzt zu zweit von einer
75%-Stelle beim CVJM. Wie geht das,
wird so mancher sich fragen… Habt
ihr ne reiche Erbtante, oder seid ihr
außerordentlich genügsam?
M: Die Frage nach der Genügsamkeit ist
schwer zu beantworten. Ich spüre jedenfalls
keine Not mit dem, was jetzt hier ist.
Mit meiner Metallausbildung, da haben
viele gedanklich so diese Kategorie
„Daimler“ oder „Automobilgehalt“ vor
der Nase, aber das war ja nicht der Fall,
sondern 1800 € oder so.
L: Ich glaube, vielleicht ist da auch der
Begriff irreführend, dass es „nur“ eine
¾-Stelle ist. Viel entscheidender ist doch
die Frage, wie ist der Stundenlohn. Oder
wie ist das Gehalt, was am Ende rauskommt.
Ich habe ja ein Jahr im Hotel gearbeitet.
Dort ist es wie in so vielen anderen
Berufen, dass die Gehälter einfach zu
niedrig sind. Die Frage ist für mich eher,
wie teilt sich das auf. Ich habe jetzt 15
Stunden auf 6 Tage; wie sind da die Frei-
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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
LYDIA & MARC BOLLIGER
räume, um auch noch was anderes zu
machen?
M: Es ist also weniger die finanzielle Frage
als die Überlegung, wie will ich mein
Leben gestalten. Was brauch ich, um zufrieden
durchs Leben zu gehen? Kann ich
mit dem, was ich an Einkommen generiere,
irgendeine Form von Zufriedenheit
leben, oder hab ich das Gefühl, ich darbe?
Dann hat das natürlich keinen Sinn.
Ich weiß allerdings nicht, ob dann das Jugendreferentensein
eine geschickte Berufswahl
ist. ;-)
Lydia, du sprachst eben von „Freiräumen,
auch noch was nebenher zu
machen“?
L: Ich hatte tatsächlich daran gedacht, nebenher
nochmal (wie schon im Jahr 2019,
Anmerk. d. R.) im Hotel zu arbeiten – mir
hat das total Spaß gemacht im Hotel.
Also, in einem Café oder so, sowas nochmal
zu machen, auf sowas hätt ich schon
Lust. Diese Arbeit ist diesem ganz „normalen“,
nicht-gemeindlichen Setting…
Ich hatte so viele interessante Gespräche
mit Menschen im Hotel, mit Kollegen
oder auch Gästen, auch über Glaubensthemen
– das ist schon cool. Und es
macht einfach auch Spaß, nebenher eine
Tätigkeit zu haben, wo du immer siehst,
was du gemacht hast!
Ich gehe jetzt mal ein auf einige
Punkte in eurer Selbstbeschreibung
auf unserer Homepage (www.3samkirchengemeinde.de),
die mir aufgefallen
sind. Marc, du hast da ergänzt:
„Einmal essen gehen mit …Paulus“.
Paulus, weil…?
M: Mich interessiert an Paulus als Typ, mit
welcher Radikalität und Klarheit er Evangelium
deutet zu einer Zeit, als Jesus ja
nicht mehr da ist. Das in dieser Art und
Weise auf den Punkt zu bringen, das
würd mich super-duper interessieren,
wie man eigentlich auf den
Trichter kommt. Aus was er welche
Folgerungen zieht und warum.
Da interessiert mich wirklich
mehr das Warum; mich
interessiert tatsächlich weniger,
was das für ein Typ
war. Das ist ein rein egoistisches Interesse,
und mehr an der Theologie als am
Paulus als Person, tatsächlich…
Also, woher nimmt er die Gewissheit
für mache radikalen Aussagen?
M: „Die Gewissheit“ würd ich gar nicht sagen;
die Gewissheit ist in Jesus Christus,
die hätt ich auch! Aber wo kommt dieser
Drive her? Was macht den entscheidenden
Unterschied zwischen „Ich bin
halt irgendwie Christ oder christlich“ und
„Ich lebe das ganz“? „Ich lasse mich dafür
von der Stadtmauer werfen, ich lasse
mich dafür auspeitschen“ – sind das Dinge,
sind das Entscheidungen, die ich auch
treffen würde? Sind das Entscheidungen,
die ich treffen würde, für die gleichen,
aus heutiger Sicht vielleicht nichtigen
Gründe?
Wie meinst du das mit den „nichtigen
Gründen“?
M: Naja, wenn ich das les, das
Apostelkonzil oder solche
Fragen, wo es im Prinzip
- ich fasse das jetzt mal
relativ radikal zusammen
- darum geht
„Können Juden und
Heidenchristen miteinander
leben und
Blutwurscht essen?“,
dass das ne Frage ist,
die mich dazu bewegt,
zwei Wochen zu Fuß,
per Kamel und per Schiff
irgendwo zu nem Konzil zu
fahren?! Ich glaub, da würd
man sich heute an
den Kopf
schlagen und sagen „Äh - mach halt…“
oder wie auch immer.
Also, das hat für mich schon was Faszinierendes,
in allen Lebensfragen wirklich bewusst
und beharrlich danach zu fragen,
wie ist es denn eigentlich wirklich? Was
ist Gottes Meinung dazu? Und sich davon
auch herausfordern und ich würde schon
fast sagen auch angreifen zu lassen.
Ok, das verstehe ich.
Du, Lydi, hast bei dieser Frage auf der
Homepage gesagt, du wollest einmal
essen gehen mit Brother Lawrence.
Da musste ich erstmal nachschlagen,
wer das ist… Aber erzähl mal selbst!
L: Brother Lawrence ist ein Mönch aus
dem 17. Jahrhundert. Ich habe ein Buch
von ihm gelesen, das heißt „The presence
of God“, „Die Gegenwart Gottes“. Ich
finde das bei ihm so faszinierend, dass er
dieser Sehnsucht folgt, ganz mit Jesus/
ganz mit Gott zu leben,
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GANZ PERSÖNLICH
und nicht so „Ich mach meine Andacht,
und dann mach ich meine Arbeit, und
das hat irgendwie nichts miteinander
zu tun“. So leben wir ja oft: „Ich hab ein
christliches Gemeindeleben, und ich hab
ein ‚normales‘ Leben“. Brother Lawrence
bringt beides zusammen. Da gibt’s eine
Geschichte, wo er sagt, dass Gottes Gegenwart
und seine Nähe beim Geschirrspülen
fast mehr spürbar sind als in der
Andacht. Das Ziel seines Lebens ist es,
jede Sekunde, jeden Moment in diesem
„Alles, was ich tue, tue ich um der Liebe
Gottes willen“ zu leben. Also nicht aus
einer „Ich muss halt“-Haltung, sondern
zu sagen „Hey, Gott, du bist so gut, und
jedes Unkraut, das ich jäte, mache ich
um deiner Liebe willen“. „For the love of
God“, heißt es in dem Buch dann immer.
Und das finde ich total faszinierend, weil
das nicht so überhöht, so theoretisch daherkommt,
so „Das kann eh keiner“, sondern
weil er das wirklich übt und immer
wieder sagt, er sieht sich selbst als den
elendsten aller Sünder. Er sagt also gar
nicht „Jetzt bin ich super-heilig!“, sondern
spricht aus dieser tiefen Erkenntnis heraus:
„Das will ich leben!“
„Hey, Gott, du bist so
gut, und jedes Unkraut,
das ich jäte, mache ich
um deiner Liebe willen.“
Du hast noch so eine Aussage auf
der Homepage ergänzt, „An Christen
stört mich … Angst vor ehrlichem
Miteinander und den Themen des Lebens“.
Wo hast du das erlebt, so eine
Angst vor ehrlichem Miteinander?
L: Wenn das, was eine Gruppe oder Gemeinde
verbindet, häufig ja auch freundschaftlich
ist. Dann ist immer die Frage,
nach was entscheide ich am Ende? Wenn
man vielleicht am Anfang ist, sagt man,
„Wir glauben alle an Jesus, deshalb gründen
wir einen Hauskreis“. Je mehr sich
dann aber eine Freundschaft entwickelt,
desto mehr erlebe ich’s, dass
die Freundschaft irgendwann
das Hauptthema ist und Jesus
ein bisschen in den Hintergrund
gerät. Das heißt,
wenn’s dann um Themen
geht, dann geht’s eher darum
„Was gefällt uns? Was
finden wir nett? Was mag
der und was mag der?“, und
weniger um „Was will Jesus
eigentlich?“. Das Schöne an einem
Hauskreis könnte ja eigentlich
sein, dass man nicht nur sagt,
wie geht’s mir denn jetzt grad, sondern
sich auch dann in so einer Gruppe
zuzumuten, zu sagen, ok, an welchen
Stellen ich in dieser Woche, an
welchen Stellen in meinem Leben lebe
ich noch nicht in der Wahrheit? Das
ist ja auch gar nicht schlimm per
se! Aber eben zu sagen, lass uns
das doch anschauen.
Mir hat mal ein Jugendlicher gesagt, eigentlich
mag er so Gespräche, wo es um
inhaltliche Sachen geht und darum, wie
es einem geht. Aber manchmal merkt
er dann, dass ihm das Gefühl, was dann
hochkommt, unangenehm ist, weil dann
ja Schmerz kommt oder Scham oder Wasauch-Immer.
Und manchmal will er da
nicht dran. Und dann macht er lieber Witze
oder schiebt’s halt weg. Das finde ich
so schade! Weil ich denk, das wäre doch
genau der Raum, das gemeinsam und
mit Jesus anzuschauen.
Ich erinnere mich auch an Situationen
in meinem Leben, wo ich dachte, das
ist jetzt echt super unangenehm, da
jemanden drauf anzusprechen auf
was, also grad auch Christen. Aber
auf der anderen Seite ist das ja grad
der Akt der Liebe! Es ist doch kein Akt
der Liebe, jemanden einfach weiterwurschteln
zu lassen, wo du so das
Gefühl hast, das läuft irgendwie in
eine blöde Richtung. Sondern das ist
eigentlich meine Aufgabe, meines
Bruders Hüter zu sein. Wir sehen das
oft so negativ. Aber grad unter Menschen,
wo du eigentlich die Hoffnung
haben solltest, dass eine reife Beziehung
da ist, die man nicht zerstört dadurch,
dass man jetzt was anspricht…
L: … weil man eben nicht nur Freunde,
sondern Geschwister ist.
Ich hab das mal erlebt, während meines
FSJs in England. Da gab’s mal einen
Abend, wo man Sachen voreinander in
einer Kleingruppe bekennen konnte. Das
war natürlich erst mal total unangenehm.
Aber es war jetzt der Raum dazu da.
Was ich aber hinterher erlebt habe auf
dem Flur, ist eine „heilige Freude“ und
eine ganz andere Erleichterung, ein anderes
Miteinander, eine Verbundenheit.
Auch als eine aus der Gruppe und ich
uns zwei Monate später das nächste Mal
gesehen haben, haben wir uns gefragt:
„Wie geht’s dir mit dem Thema? Bist du
da weitergekommen?“ Das ist das, was
ich mir eigentlich wünsch, wo ich eine
Sehnsucht danach hab, dass christliche
Gemeinschaft so ist, dass man nicht voreinander
immer so denkt „Oh, das darf
jetzt aber keiner wissen“, sondern dass
LYDIA & MARC BOLLIGER
da ein Vertrauensraum ist, in dem sowas
möglich ist.
Gottes Heil kommt ja gerade in solchen
Situationen, in denen man denkt, oh
krass, wir können uns vertrauen.
M: Man merkt dann ganz schnell, woraus
sich der Liebesbegriff da speist. Ich komme
aus einem eher nicht-christlichen Elternhaus.
Da ist das Bild von Liebe „Wir
nehmen einander an“, aber mehr so diese
Hollywood-Romantik-Liebe. Was ich da
oft erlebt habe und auch noch erlebe, ist
dass da Liebe und Wahrheit oft auseinanderfallen:
um die Liebe aufrecht zu erhalten,
kann ich die Wahrheit nicht sagen.
Wenn ich das aber mit biblischen Texten
vergleiche, „Die Liebe erträgt die Wahrheit“
(1. Korinther 13, 6) – natürlich heißt
das jetzt nicht, dass wir mit dem Knüppel
durch die Landschaft laufen. Ich haue der
Lydi auch nicht alles um die Ohren. Naja,
manchmal vielleicht auch zu viel… ;-)
Es geht also nicht um so einen Wahrheitsknüppel,
darum jemanden niederzuschlagen,
sondern immer darum, wie du
ja auch schon vorher gesagt hast: Wenn
ich merke, dass ein Mensch, der mir am
Herzen liegt, ins Elend rennt, dann ist es
keine Frage der Liebe zu sagen, ich darf
ihn jetzt nicht verletzen und ihn nicht darauf
ansprechen. Das ist eher Lieblosigkeit
oder Desinteresse.
Lydi, an wessen Seite würdest du gerne
mal eine Woche verbringen, und
sei es nur zum Spaß?
L: Spontan fällt mir Johannes Hartl ein;
das fände ich sehr interessant. Sein Leben
abseits von Kamera und Vortrag. Wie
er sonst so drauf ist, das würde mich sehr
interessieren. Ich würde generell gerne
mal im Kopf von Menschen unterwegs
sein, um besser zu verstehen, wie sind
die so drauf, und warum sind die so drauf.
Und gibt es eine Schwäche, die du
durch deinen Glauben besser in den
Griff bekommen hast:
L: Es jedem Recht machen zu wollen. Da
bin ich sehr anfällig für. Eine Freundin hat
mir mal einen Vers aufgeschrieben aus
den Sprüchen: „Wer das Urteil der Menschen
fürchtet, gerät in ihre Abhängigkeit;
wer auf Gott vertraut, ist gelassen
und sicher.“ (Sprüche 29, 25) Schon als
Teenie, wo das natürlich ein super-wichtiges
Thema ist, hab ich angefangen das zu
üben: Ich hab meinen Wert nicht daher,
das Menschen mich toll finden. Und auch
aus dem Grund kann ich Sachen ansprechen,
auch Konflikte ansprechen.
Ob ich’s jetzt „im Griff“ hab? Eher nicht :-),
aber das ist so was, wo ich auf jeden Fall
schon viel weiter gekommen bin.
BIOGRAFISCHE ECKDATEN - LYDIA:
Marc, was ist die furchteinflößendste
Situation, in welcher du dich jemals
befunden hast?
M: Wir waren mal als Familie im Voralpenland
irgendwo in Österreich unterwegs.
Da war ich 6 bis 9 Jahre oder so. Wir waren
auf einem Sessellift unterwegs, so
schön mit Einzelsitzen, und es war alles
total toll. Bis das Ding dann auf halber
Fahrt sturmbedingt stillgelegt werden
musste, und ich – oder wir als Familie natürlich,
ja, aber gefühlt ich alleine – dann
in diesem Sessel zwei Stunden im Sturm
festsaß und so mit gefühlten 45 Grad Neigung
links-rechts das ganze Ding hin und
her ging. Daher stammt eine gewisse Abneigung
zu Höhe, die ich heute immer
noch hab. Irgendwann ging’s dann mal
weiter, immer noch taumelnd, aber zumindest
mal weniger.
Das ist heute noch so: alles, was 3 oder 4
Meter übersteigt, betrachte ich mit gewissem
Argwohn.
Generell ist natürlich die Frage, wo Furcht
anfängt. Furcht vor was? Wo ist der Bereich,
wo ich sag, da ist meine Komfortzone
derart verletzt, dass ich sagen würde,
vor diesem Ereignis hab ich tatsächlich
Furcht? Das ist ja auch eine Frage des
individuellen Rahmens. Furcht wäre für
mich eher so das Thema „Wann ist mein
Leben in Gefahr?“. Dieses Kindheitserlebnis,
das war so ne Geschichte, das ist mal
für 5 Minuten lustig, aber nach ner halben
Stunde fing dann irgendwann mal
der Gedanke an „Ist springen jetzt besser
als bleiben?“, also als in diesem Gestrucke
Geb. 1989 in Kassel
2008 | Abitur in Kassel
2008-2009 | Europäischer Freiwilligendienst mit South-West-Youth-Ministries
(SWYM) in Exeter in England
2009-2013 | Theologisch-pädagogische Ausbildung an der Evangelischen
Missionsschule Unterweissach
2013-2019 | Jugendreferentin beim CVJM Rastatt
2019 | Servicemitarbeit in einem Hotel in Baden-Baden
Seit 2020 | Jugendreferentin hier in Stellenteilung mit Marc
Interessen: Reden, laufen, Fahrrad fahren, essen, nähen, draußen sein,
Schwarztee trinken, Menschen, Gesellschaft und Bibel…
mit Gurt abzuschmieren. Spring ich die
10 Meter und hoff halt, oder was ist das
bessere Ende, voraussichtlich? Die Frage
also, hat dieses Erlebnis tatsächlich eine
Lebensrelevanz. Ich kann mich auch vor
Spinnen fürchten, das geht schon auch…
Ich möchte das jetzt auch nicht klein reden,
das ist ja ein individuelles Erleben -
aber was hängt letzten Endes an Konsequenz
auch dran?
Zitronenkuchen,
Zuckerguss und dann
Schmorzwiebeln drüber.
Gibt es eine schauerliche Geschmacksverirrung
deiner Kindheit/
Jugendzeit, die du uns verraten würdest?
M: Auch hier wieder, das ist ein bisschen
Ansichtssache :-)… Eine Geschmacksverirrung
dürfte für die meisten Leser hier
wohl sein: Zitronenkuchen, Zuckerguss
und dann Schmorzwiebeln drüber.
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GANZ PERSÖNLICH
BIOGRAFISCHE ECKDATEN - MARC:
Geb. 1978 in Waiblingen
1997 | Abitur in Unterweissach
1998 | Geodäsie-Studium (abgebrochen)
1999-2002 | Ausbildung zum Industriemechaniker
2002-2009 | Arbeit mit Metall, zunächst bei einem Elektrowerkzeuge-
Hersteller und folgend bei einem Zulieferbetrieb der Automobilindustrie
2009-2014 | Theologisch-pädagogische Ausbildung an der Evangelischen
Missionsschule Unterweissach
2014-2019 | Jugendreferent beim CVJM Rastatt in Stellenteilung mit
Lydia
Seit 2020 | Jugendreferent hier in Stellenteilung mit Lydia
Interessen: Musik; alles was mit „Gesellschaft“ zu tun hat (vorwiegend
Ökonomie); Sonne, Mond und Sterne; ich spiele gerne mal PC-Spiele
Ah! Da würde ich schon sagen, das
fällt in die Kategorie! Und wer hat dir
das zubereitet?
M: Naja, es gab mal Zitronenkuchen, und
es gab noch Schmorzwiebeln. Und ich
kann das nicht so gut ab, wenn dann Reste
im Unverstand weggeschmissen werden,
also hab ich die Schmorzwiebeln
über den Kuchen drübergekippt, und es
war fantastisch, faszinierend lecker!
Was wird eurer Meinung nach heutzutage
überschätzt?
M: Das Maß an notwendiger persönlicher
Freiheit.
So dieser Egotrip „Ich muss mich
selbst entfalten können“?
M: Ja. Denn das würden wir gerne alle
machen; dann ist eine Gesellschaft, wie
wir sie haben, aber nicht denkbar. Also,
alles, was einen gewissen Komplexitätsgrad
an Fertigung, alles, was eine gewisse
Spezialisierung erfordert oder auch eine
gewisse Anzahl an Personen, die sich in
einem Fachbereich spezialisieren, das ist
dann nicht mehr möglich.
Versteh ich nicht.
M: Wenn jeder tut, was er will, oder sich
frei entfaltet, dann sind Prozesse, an denen
sich viele Menschen dauerhaft mit einer
Sache beschäftigen, weil es einfach
20, 30, 40 Jahre teilweise dauert, um dort
wissenschaftlich oder produktionstechnisch
ein gewisses Level zu erreichen, das
man benötigt, kaum noch denkbar.
Aber meinst du nicht, dass die Leute,
die sowas machen, das machen, weil
es ihre Leidenschaft ist?
M: Natürlich. Nur der Großteil, würd ich
immer noch behaupten, der geht arbeiten,
weil er auch Geld braucht. Ich glaub
nicht, dass jeder aus Lust und Tollerei dort
arbeitet, wo er arbeitet. Und ich glaube,
dass es viele Arbeitsbereiche gäbe, die
nicht mehr ausreichend bestückt werden
könnten, um das zu erhalten, was
wir jetzt haben.
Ich glaube, dass Gesellschaften dazu tendieren,
ähnlich wie ne Schaukel, irgendwo
zwischen zwei Schwerpunkten um
eine Mitte umherzuwippen. Das Maß im
Moment liegt eher bei meiner individuellen
Freiheit. Also, wir kommen irgendwo
aus diesem Gedanken – die meisten
kommen ja persönlich gar nicht mehr
heraus! – aus diesem „Es war mal Krieg,
man wird zu allem genötigt, und Papi bestimmt,
welchen Beruf der Sohn hat.“ Das
ist zwar alles nicht mehr der Fall, aber ich
glaub, aus dieser Ticke kommen wir alle
irgendwo noch, dass das ein Zustand ist,
dem wir auf jeden Fall wehren wollen.
Das kann ich auch durchaus verstehen,
da geh ich auch absolut mit. Nur das Gegenbeispiel
ist nicht „Jeder entscheidet
selber“. Als Extrembeispiel, diese Welt
scheitert ja schon morgens an der Bushaltestelle.
Wenn ich in die Schule will,
und mein Busfahrer fährt an mir vorbei,
kurbelt das Fenster herunter und sagt
„Haha, heute hab ich keine Lust!“, und
fährt weiter, dann ist er schon vorbei eigentlich,
der Spaß.
Da irgendwo die Mischung daraus zu finden,
wo gibt’s tatsächlich gesellschaftliche
Prozesse, wo ich mich als Individuum
hinten anstellen muss - was heißt „muss“,
„muss“ ist auch immer so ein schwieriges
Wort in dem Zusammenhang… -, aber
wo ich den Sinn darin erkenne, mich einer
Gesellschaft unterzuordnen, so würd
ich’s vielleicht eher sagen.
L: Ich würde auf deine Frage, was heutzutage
meiner Meinung nach überschätzt
wird, antworten: dieses „Mein Kind muss
auf jeden Fall Abitur haben und Mathe-
Deutsch-Englisch“. So dieses „Mein Lebenserfolg
hängt ab von den Noten, die
ich habe, oder von den Titeln, die ich
habe“. Das, glaube ich, ist ein bisschen
ein Irrglaube. Krankenschwester oder so,
das wollen viele nicht mehr machen, deswegen
muss man’s jetzt akademisieren.
Das löst das Problem aber nicht. Das Problem
ist ja nicht, dass die das nicht arbeiten
wollen, sondern das Problem ist, dass
die Gehälter und die Arbeitszeiten total
gruselig sind. Oder Erzieher. Das gibt’s ja
jetzt „Pädagogik der Kindheit“, und dann
so die Vorstellung, wenn man’s jetzt studiert
hat, ist es irgendwie mehr wert. Das
find ich ne ganz komische Denkweise.
Die geht glaub ich sehr, sehr an dem vorbei,
was eigentlich richtig ist, und was
auch biblisch wichtig ist, eben dem, was
auch für junge Menschen sehr wichtig
ist, nämlich dass sie nicht nur tolle Noten
in der Schule haben und irgendwie
ein Instrument und Sportunterricht ha-
AUFGABEN VON LYDIA & MARC:
Jugendarbeit
Mitarbeiterbegleitung
CVJM-Vorstand
Mitentwicklung eines Konzepts
für die Jugendarbeit
24
3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
LYDIA & MARC BOLLIGER
ben sollen. Sondern dass sie so Dinge
wie Fairness und Miteinander, sich engagieren
für andere, Empathie, die Frage,
wo ordne ich mich unter, wo kann ich
gestalten, beides, auch wirklich bekommen
und nicht nur dieses „Ableisten“, so
kommt es mir manchmal vor. So dieses
„Mein Kind muss alles erreichen, was ich
nicht erreicht habe“.
Für was hab ich
denn gelebt? Bin ich
denn wahrhaftig
mit Menschen
umgegangen? Hab ich
mich selber belogen?
Aber was ist, wenn das alles weg ist?
Wenn ich jetzt toller Manager, Ingenieur
oder sonstwas bin, was ist denn dann? Ja,
dann bin ich trotzdem noch ein Mensch.
Oder wenn ich dann auf dem Sterbebett
bin, was ist denn dann noch da? Für
was hab ich denn gelebt? Bin ich denn
wahrhaftig mit Menschen umgegangen?
Hab ich mich selber belogen? Solche Sachen.
Diese ganzen Themen, das finde
ich, kommen zu wenig vor.
Das ist ja auch wieder die Frage nach
dem Wert des Menschen; wo kommt
der her, von Leistung?
L: Das ist ja, was ich gesagt habe. Die „Lösung“
ist ja aktuell immer, man nennt es
jetzt anders… Also, diese „Lösung“, „Damit
sich jetzt alle wertgeschätzt fühlen,
nennen wir es jetzt so-und-so-und-so“,
das klärt die Frage aber nicht. Weil, die
Frage geht ja viel tiefer, und die hat was
damit zu tun, wie geh ich mit meinem
Gegenüber um.
M: In der Werbung gab’s ja mal den
Spruch „Wir schaffen Werte“. Wir können
Dinge wertschätzen, wir können aber keine
Werte geben. Dieses „Wertschätzen“
hat ja damit etwas zu tun, „Ich schätze
etwas, das schon da ist“. Ich schätze den
Wert einer Sache, den sie aber schon hat,
den ich ihr nicht verleihe. Unseren Wert
haben wir von Gott. Wir fügen da auch
nichts hinzu oder so. Es ist ein gegebenes
Geschenk, das wir schätzen können
oder auch nicht. Wir können’s verwerfen,
aber wir werden’s niemals selbst schaffen.
Schaffen im Sinne von „erzeugen“
oder „generieren aus dem Nichts“, das
liegt glaube ich außerhalb unserer Möglichkeiten.
ja eigentlich irgendwas falsch. Also, wenn
ich sage „christliches Leben“ und ich mich
damit auf den Titel und nicht auf den Namen
der Person beziehe, sondern auf den
König, dann sind die Ableitungen, die daraus
getroffen werden, eigentlich… Naja,
„jesu-lich“, das könntest du leben, aber
nicht „christ-lich“.
Ja, der Anspruch, der in diesem Wort
„Christ“ steckt, der passt nicht zu
dem „…lich“, zu dem „ein bisschen…“
L: So wie „rötlich“. Das ist halt nicht „rot“.
M: Ja. „Christlich“ entspricht einfach nicht
Christus.
Warum sollte ein Mensch Christ werden?
L: Weil es das Beste ist, was es gibt! Weil
wahr ist, was Jesus sagt. Weil er die Liebe
in Person ist – das ganze Thema „Wert/
Würde“. Weil er uns gemacht hat. Weil er
genau diese Möglichkeiten anbietet: Ich
kann mit ihm in mein Leben reinschaun,
damit Dinge heil werden. Er kann mich
heil machen. Er ist überhaupt der Grund,
warum ich da bin. Ohne ihn wären wir
nichts! Die ganze Tatsache, dass es uns
gibt, ist ein einzigartiges Wunder…
Ein schöner Schlusssatz!
Gutes Einleben in Ellmendingen und
Gottes reichen Segen wünschen wir
euch beiden!
Sonja Schemenauer
Mitarbeiterin bei der
3SAM-Zeitschrift und im
C-Punkt
Wir können Dinge wertschätzen,
wir können aber keine Werte geben.
Marc, bei eurem Einführungsgottesdienst
hattest du auf die Frage nach
deinen Interessen unter anderem geantwortet
„Astrologie“…
M: Ich interessiere mich für vieles, für
Wirtschaftspolitik, für gesellschaftliche
Zusammenhänge. Und deshalb z.B. auch
Mondphasen, Ebbe und Flut, Sonnenkalender/Mondkalender
- was hat das alles
für einen Einfluss auf Gesellschaften, wie
gehen Völker damit um, wie ist die biblische
Denke dazu? Für große Teile der
Menschheit ist Astrologie ja immer noch
ein Thema. Was beschäftigt Menschen in
ihrem Lebensalltag? Das finde ich immer
interessant.
L: Es geht da jetzt nicht ums Horoskopelesen.
M: Nein, Horoskopelesen, das interessiert
mich überhaupt nicht. Ich persönlich
messe auch meinem Sternzeichen
nichts bei an Wert. Ich finde es nur spannend,
weil sich Menschen damit beschäftigen.
Die Frage ist ja letzten Endes „Was regiert
mein Leben?“.
Übrigens, viele Menschen würden sich
als Christen beschreiben. Das Spannende
finde ich an dieser Frage: Niemand würde
sagen, er ist „jesuanisch“ unterwegs, sondern
die meisten sagen, sie sind „christlich“.
Aber „Christus“ ist der Titel! Das ist ja
nicht der Name, „Christus“! Und da läuft
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INFORMIERT
BESTATTUNGEN
in Ellmendingen
19.01.2020 Amelie Schäfer
15.02.2020 Emilia Sonja Bäzner
in Dietenhausen
10.05.2020
TAUFEN
in Ellmendingen
29.11.2019 Erich Augenstein 96 Jahre
20.12.2019 Gertrud Augenstein, geb. Schäfer 86 Jahre
23.01.2020 Rita Bodemer, geb. Roth 90 Jahre
31.01.2020 Erhard Schroth 60 Jahre
18.02.2020 Bruno Schreiber 94 Jahre
06.03.2020 Oliver Kloda 52 Jahre
13.03.2020 Herta Herb, geb. Rau 85 Jahre
19.03.2020 Gudrun Becker, geb. Böhmerle 85 Jahre
20.03.2020 Jürgen Bach 76 Jahre
01.04.2020 Adelheid Adam, geb. Rieberger 85 Jahre
10.06.2020 Uwe Augenstein 57 Jahre
23.07.2020 Theodor Mühlberger 80 Jahre
in Weiler
07.12.2019 Tobias Becker 44 Jahre
03.01.2020 Meta Bischoff, geb. Wurster 90 Jahre
07.01.2020 Gudrun Beinhardt, geb. Geske 84 Jahre
13.02.2020 Jannik Hoffmann 0 Jahre
02.03.2020 Esther Schroth, geb. Mörk 88 Jahre
03.03.2020 Lore Zimmermann, geb. Kirchenbauer 90 Jahre
18.03.2020 Rudolf Müller 72 Jahre
26.03.2020 Hermann Schroth 88 Jahre
in Dietenhausen
04.02.2020 Ingeborg Klingel, geb. Wagner 90 Jahre
14.02.2020 Siegfried Lepnik 66 Jahre
auswärts wurden bestattet
05.09.2019 Elfriede Koch, geb. Fuchs | in Königsbach-Stein 88 Jahre
02.01.2020 Elise Planner, geb. Axtmann | in Nöttingen 100 Jahre
14.01.2020 Dorothea Dürr, geb. Pfrommer | in Ottenhausen 85 Jahre
04.02.2020 Hildegard Frank, geb. Müller | in Wilferdingen 81 Jahre
29.05.2020 Hans-Peter Ungerer | in Pforzheim 81 Jahre
02.07.2020 Peter Dietz | in Conweiler 74 Jahre
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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101
INFORMIERT
KONTAKT
Pfarramt
Günther Wacker - Pfarrer - 86 13
Katja Kern - Sekretärin - 86 13
Rainer Schemenauer - Gemeindediakon - 28 97 39
DENN DU BIST MEIN FELS
UND MEINE BURG,
UND UM DEINES
NAMENS WILLEN
WOLLTEST DU MICH
LEITEN UND FÜHREN.
Kirchengemeinderat
Martin Becker - 85 05
Claudia Bittighofer - 28 53
Wolfgang Mayer - Vorsitzender - 15 25
Dandy Pömpner - 70 09 482
Tamara Rebholz - 98 18 635
Karl-Heinz Schlittenhardt - 98 27 566
Mirjam Vogel - 93 21 70
Harald Wüst - 98 25 90
CVJM Ellmendingen e. V.
Lukas Mayer - 1. Vorsitzender - 0176 - 60 85 72 86
Jana Schiffer - 2. Vorsitzende - 0176 - 20 70 92 87
Ralf Bittighofer - Kassierer - 28 53
Matthias Armingeon - Schriftführer - 0151 - 50 18 94 18
Annemarie Beck - 28 93 998
Frank Bittighofer - 0179 - 91 66 582
Adriano Frederico - 0176 21 93 05 05
Nina Warnecke - 0177 - 32 02 384
Lydia Bolliger - Jugendreferentin - 27 92 194
Marc Bolliger - Jugendreferent - 27 92 194
INFO
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bzw. der CVJM-Vorstand mit
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- PSALM 31, 4 -
AKTUELLES
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Selbstverständlich stehen wir Ihnen gerne auch persönlich
mit Rat und Tat zur Verfügung. Sprechen Sie uns einfach
an!
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DER PRODUKTIVSTE
AUFSTAND
IST DER AUS DEM SESSEL DER
BEQUEMLICHKEIT.
Was ihr für einen der Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!
- JESUS im Matthäus-Evangelium Kapitel 25, Vers 40 -