Neue Philharmonie München Herbst/Autumn 2022
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WERKEINFÜHRUNG<br />
Claude Debussy<br />
um 1908.<br />
Foto: Atelier Félix Nadar.<br />
In diese Zeit fiel in Paris auch der Beginn seiner Tätigkeit als Klavierbegleiter<br />
im Gesangsstudio von Victorine Moreau-Sainti (1837 – 1913) und die Arbeit<br />
an einer Kantate für den Prix de Rome. Den Rompreis erhielt er erst im zweiten<br />
Anlauf 1884 mit der Kantate L’enfant prodigue – Der verlorene Sohn – auf<br />
einen Text von Édouard Guinand (1838 – 1909). Damit verbunden war ein<br />
dreijähriger Aufenthalt auf Staatskosten in der Villa Medici in Rom von 1885<br />
bis 1887, den er jedoch eher widerwillig wahrnahm. Am Beginn der 1890er<br />
Jahre widmete er sich zunächst dem Opernprojekt Rodrigue et Chimène, das<br />
zugunsten der Vertonung des lyrischen Dramas Pelléas et Mélisande von Maurice<br />
Maeterlinck (1862 – 1949) unvollendet blieb. Obwohl gedanklich mit der<br />
Konzipierung seiner Oper Pelléas et Mélisande beschäftigt, begann er 1892<br />
mit der Komposition seines ersten Orchesterwerkes. Geplant in der Form<br />
einer symphonischer Dichtung mit den Sätzen Prélude, Interlude et Paraphrase,<br />
kam jedoch kam nur das Prélude zur Ausführung. Nach langen und für die<br />
Musiker qualvollen Proben mit zahlreichen Veränderungen in der Instrumentation<br />
äußerte Debussy zufrieden, dass er „seine Idee in einer Vollkommenheit<br />
verwirklicht sehe, wie er es nie gehofft habe.“ Ein guter Teil der genannten Probleme<br />
dürfte zu Lasten der anspruchsvollen beiden Harfenpartien gehen,<br />
die Debussy in diesem Werk bevorzugt solistisch einsetzt. Er macht üppigen<br />
Gebrauch von Akkorden, Arpeggien, gebrochenen Akkorden, Glissandos und<br />
Flageoletttönen, mit dem Ziel vorrangig seine Klangvorstellungen anstelle<br />
der formalen Gestaltung des Werkes zu verwirklichen.<br />
Debussys Werk stellt eine<br />
Inspirationsquelle für den<br />
Faun des finnischen<br />
Malers Magnus Enckell<br />
(1870 – 1925) im postimpressionistischem<br />
Stil um 1914 dar, der<br />
sich zum Zeitpunkt der<br />
Uraufführung in Paris<br />
fortbildete.<br />
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